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3-2010 MISSIONSDOMINIKANERINNEN I MISSIONS- DOMINIKANERINNEN Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente 3-2010 Neustadt, Schlehdorf, Strahlfeld Grafik: Schwester Regina Hassler asc, Schaan Komm, heiliger Geist, sonst kommen wir um in unseren vielfachen Zwängen. Komm, heiliger Geist, sonst kommen wir nicht weiter in unserem Denken und Reden. Komm, heiliger Geist, sonst bleiben wir geistlos auf der Strecke. Komm, heiliger Geist, sonst lassen wir uns täuschen und irreführen. Komm, heiliger Geist, sonst kommen wir nicht hinaus über Kleinkram und Kleinkrieg. Komm, heiliger Geist, sonst sind wir heillos und hoffnungslos überfordert. Komm, heiliger Geist, sonst zerreden wir zu viel und hören zu wenig. Komm, heiliger Geist, sonst verlieren wir den Blick für das Wesentliche. Komm, heiliger Geist, sonst laufen wir uns tot in allen möglichen Teufelskreisen. Komm, heiliger Geist, damit unser Leben neue Kreise zieht. Komm, heiliger Geist, damit wir uns von dir locken und leiten lassen. Komm, heiliger Geist, damit wir mutiger und geistlicher werden. Komm, heiliger Geist, damit wir das Angesicht der Welt erneuern. Komm, heiliger Geist, damit wir deine Kirche sind und werden. Komm, heiliger Geist, damit wir unsere Berufung erkennen und ergreifen. Komm, heiliger Geist, damit wir deinen Trost und deinen Beistand erfahren. Komm, heiliger Geist, damit wir uns freuen an dem, was du wirkst in den Menschen. Komm, heiliger Geist, damit wir in der Weg- gemeinschaft mit dir und miteinander bleiben. Paul Weismantel Komm, heiliger Geist Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Pfingstfest und erbitten für uns alle das Kommen des Heiligen Geistes , damit wir in der Weggemeinschaft mit ihm und miteinander bleiben. Ihre Missionsdominikanerinnen von Neustadt, Schlehdorf und Strahlfeld

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Page 1: MISSIONS-SchwesterAngela Schwester Angela mit zweijungenLeutenaus demKüchenteam.Auch sie sind Freiwillige, die Zeit und Talente in die Versorgung der gefähr -

3-2010MISSIONSDOMINIKANERINNEN • I

MISSIONS-DOMINIKANERINNENDie Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente 3-2010

Neustadt, Schlehdorf, Strahlfeld

Grafik:SchwesterReginaHasslerasc,Schaan

Komm, heiliger Geist,sonst kommenwir umin unseren vielfachenZwängen.

Komm, heiliger Geist,sonst kommenwir nichtweiter in unseremDenken und Reden.

Komm, heiliger Geist,sonst bleibenwir geistlosauf der Strecke.

Komm, heiliger Geist,sonst lassenwir unstäuschen und irreführen.

Komm, heiliger Geist,sonst kommenwir nichthinaus über Kleinkramund Kleinkrieg.

Komm, heiliger Geist,sonst sind wir heillos undhoffnungslos überfordert.

Komm, heiliger Geist,sonst zerredenwir zu vielund hören zuwenig.

Komm, heiliger Geist,sonst verlierenwir denBlick für dasWesentliche.

Komm, heiliger Geist,sonst laufen wir uns totin allenmöglichenTeufelskreisen.

Komm, heiliger Geist,damit unser Lebenneue Kreise zieht.

Komm, heiliger Geist,damit wir uns von dirlocken und leiten lassen.

Komm, heiliger Geist,damit wirmutigerund geistlicher werden.

Komm, heiliger Geist,damit wir das AngesichtderWelt erneuern.

Komm, heiliger Geist,damit wir deine Kirchesind undwerden.

Komm, heiliger Geist,damit wir unsere Berufungerkennen und ergreifen.

Komm, heiliger Geist,damit wir deinen Trost unddeinen Beistand erfahren.

Komm, heiliger Geist,damit wir uns freuen andem, was duwirkstin denMenschen.

Komm, heiliger Geist,damit wir in derWeg-gemeinschaftmit dir undmiteinander bleiben.

PaulWeismantel

Komm,heiliger Geist

Wirwünschen unseren Leserinnen und Lesern eingesegnetes Pfingstfest und erbitten für uns alledas Kommen desHeiligen Geistes , damit wir in derWeggemeinschaftmit ihmundmiteinander bleiben.

IhreMissionsdominikanerinnenvonNeustadt, Schlehdorf und Strahlfeld

Page 2: MISSIONS-SchwesterAngela Schwester Angela mit zweijungenLeutenaus demKüchenteam.Auch sie sind Freiwillige, die Zeit und Talente in die Versorgung der gefähr -

Schwester AngelaSchwester Angela mitzwei jungen Leuten ausdem Küchenteam. Auchsie sind Freiwillige, dieZeit und Talente in dieVersorgung der gefähr-deten Kinder und Ju-gendlichen stecken. Sr.Angela hält eine Kopieder südafrikanischenNationalhymne Nkosisikelel‘ iAfrika in der

Hand; sie ist ebenfalls in diesem Raum an der Wandangebracht, damit die Schülerinnen und Schüler sienachlesen und lernen können.

Thutong ya bana – dieHoffnung bleibt

II •MISSIONSDOMINIKANERINNEN NEUSTADT 3-2010

NEUSTADT

KIMBERLEY, SÜDAFRIKA

Es ist eine Herausforderung, der sich Schwester Angela Sutton von denNeustädter Dominikanerinnen jeden Tag neu stellt: Sie ist Lehrerin inThutong ya bana, einer besonderen Schule in Kimberley auf demGelände der Pfarrei St. Bonifatius, in direkter Nachbarschaft zurSt. Boniface High School und zumKonvent der Dominikanerinnen. Thutong ya bana ist eine Schule für Kinder, die den Abschluss an ihrerSchule nicht geschafft haben. Eine Bildergeschichte von Schwester Eva-Angelika Herbst.

Ort des LernensThutong ya bana –Young people‘s place of learning: DieserName ausder Sprache der Tswana lässt sich nicht so leicht ins Deutsche über-setzen; „Ort des Lernens für Kinder/junge Leute“ klingt ein wenigholprig, aber das Wort „Schule“ würde wegen unserer Vorstellungeneines geregelten, klassenweisen Schulbetriebs mit verbeamtetenLehrpersonen in die Irre führen. Thutong ya bana ist eine Schule fürKinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen den An-schluss an das normale Schulsystem nicht geschafft haben oder he-rausgefallen sind.Dieser „Ort zumLernen“ ist ein Projekt derOrdens-gemeinschaft der Christlichen Brüder, die die Pfarrei St. Bonifatiusbetreuen und die High School 1951 gründeten.

In der SchulaulaDie „Schulaula“ ist eigentlich ein Mehrzweckraum: Hiertreffen sich die Kinder und Jugendlichen, wenn sie früh inThutong ankommen, hier findet die Morgenversammlungstatt, sie ist aber auch Speisesaal fürs Mittagessen. DieKinder – 80-90 sind an der Schule – erhalten hier jeden Tagein Mittagessen. Für die Schülerinnen und Schüler ist das Essenkostenlos, Thutong existiert ausschließlich von Spenden.Links an der Wand sind die „Kitchen Rules“ ausgehängt,Höflichkeitsregeln – alle Kinder und Jugendlichen hierbrauchen besonders die Hilfen zu Friedlichkeit und Gemein-schaftsfähigkeit.

Gesicherte BibliothekSchwester Angela zeigt mir ihre Bibliothek von Thutong, sie iststolz auf diese Einrichtung. Und sie ist darauf bedacht, dass al-les in Ordnung bleibt. Der Raum muss mit Gittern und Schlossgut gesichert werden, sonst werden die Bücher gestohlen, auchVandalismus kommt vor. Lexika, Unterrichtswerke, Bilder- undGeschichtenbücher finden sich in den Regalen, oft die einzigenBücher, mit denen die Schüler von Thutong in Berührung kom-men. Alle Unterrichtsmittel sind kostenlos, die Kinder und Ju-gendlichen bezahlen auch kein Schulgeld. Wenn das Spenden-aufkommenderSchuleeszulässt, verhilftThutongdenKindernauch zu Kleidung, Schuhen und Schulsachen.Schwester Angela ist mit der Souveränität einer erfahrenenLehrerin undmit ganz viel Liebe bei den jungen Leuten, die al-le schon schwierige bis schlimme Erfahrungen im Leben ge-macht haben.

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HausaufgabenkontrolleSr. Angela fordert etwas von ihrenSchülern. Hier kontrolliert sie einGedicht, dasdasMädchenmit vor-gegebenenWörtern selbst verfassthat. Die Dominikanerin korrigiert,ergänzt, lobt, ermutigt. Ich spüre,dass die Kinder Vertrauen zu ihrhaben; natürlich testen sie wie ih-re Alterskameraden ständig ihre

Grenzen aus. Aber auch das nimmt Sr. Angela mit einer gesunden Mi-schung aus pädagogischer Strenge und Liebe.Sie weiß, dass die jungen Menschen vielfach Vertrauen und Selbst-wertgefühl erst aufbauen müssen; neben eindeutigen Ansagen, wasjetzt dran ist, brauchen sie viel Liebe undGeduld. DieOrdensfrau gibtsie ihnen.

3-2010 MISSIONSDOMINIKANERINNEN • III

Fotos:DominikanerinnenNeustadt

Judy – eine temperamentvolle FrauJudy,dieLeiterindesKollegiumsvonThutong– hier mit Kindern bei der Morgenrunde vorUnterrichtsbeginn – ist neben Schwester An-gela die einzige fertig ausgebildete Lehrerin.Sie ist eine temperamentvolle Frau mit blit-zenden Augen; ich spüre ihren Eifer und Ehr-geiz, einen einigermaßen geordneten undFruchtbringendenSchulbetriebamLaufenzuhalten. Die Morgenversammlung vor Unter-richtsbeginn,Ritual in jeder Schule inSüdafri-ka,gehörtauchinThutongdazu,mitLied,Ge-bet, Singen der Nationalhymne und Einstim-mung auf einen guten Schultag. Hier in Thu-tongwerden noch die Regeln des Zusammen-lebens in Erinnerung gerufen.

StraßenkinderSchwester Angela hat einige ihrer Schüler zum Foto gebeten.In Thutong gibt es keine Schuluniformen wie in denRegelschulen üblich. Die Kinder und Jugendlichen lebenvielfach auf der Straße, sind es gewöhnt, ihre eigenen Herrenzu sein und müssen erst lernen, was Regelmäßigkeit,Verlässlichkeit, gute Gemeinschaft und Durchhaltevermögensind. So mancher Schüler bleibt schon mal unentschuldigtder Schule fern, kommt irgendwann wieder. Thutong verstehtsich als Brücke zu einem normalen geregelten Leben. Die Kindersind in Thutong angemeldet, und die Lehrer forschen schonnach, wo die fehlenden abgeblieben sind; Arbeit mit denEltern, so noch vorhanden, und psychosoziale Betreuung,Besprechen persönlicher Schwierigkeiten in der Schule sindweitere wichtige Angebote, die den jungen Leuten helfensollen, sich in die Gesellschaft einzugliedern. In Thutong gibtes die Klassen 1-8, allerdings werden die Kinder nicht nachAlter klassifiziert, sondern nach Wissensstand, weil bei ihnenganz unterschiedliche Schullaufbahnen und Lebensverläufevorliegen. So sind hier in Sr. Angelas Gruppe neben 13-Jährigenauch 16- und 17-Jährige zu finden.

Junges LehrerkollegiumVor allem junge Leute bilden das Lehrerkollegium von Thutong: Essind Praktikanten, die Lehrer bzw. Lehrerin werden wollen, Leute,die übergangsweise einer Beschäftigung nachgehen, weil sie arbeits-los sind, oder einfach engagierte junge Menschen, denen viel an denKindern und Jugendlichen liegt. Alle sind freiwillig hier, entspre-chendviel ist daher derWechsel imKollegium.Rechts hintenmit demweißen Schleier spitzt Sr. Angela Sutton hervor.

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praktisch ausgerichtete Schulefür Mädchen, die Cipas genanntwird und eine für Jungen , diedem Kolpingswerk angeschlos-sen ist. Ich arbeite im Comedor

Popular Infantil, das ist ein Inter-nat fürGrundschüler. Eswird vonden Hermanas de San José (Jo-sefsschwestern) geleitet, die so-mit meine „Chefinnen“ sind.Rund 100 Jungen und Mädchenzwischen sechs und dreizehnJahren aus Sopachuy und Umge-bung gehen ins Comedor. Aller-dings leben die Kinder aus Sopa-chuy nicht ganz im Comedor, siesind nur tagsüber da.Mein Arbeitstag beginnt mit demFrühstück und endet um 21 Uhr,

wenn die Kinder ins Bett gehen.Während dieser Zeit begleite ichdie Mädchen und Jungen durchden Tag, esse mit ihnen, beauf-sichtige das Spülen, kontrolliereSchränke, Zimmer und Kleidung,helfebei denHausaufgaben, spie-le mit ihnen oder beschäftigemich auf andere Weise mit ihnen– je nachdem,was gerade anfällt.

BegleitungderKinderDieArbeitmit denKindernmachtmir sehr viel Spaß. Es ist schön zusehen, wie die Kinder ihre Tageverbringen und Spaß am Lernenhaben. Ich erlebe einen großenUnterschied zwischen boliviani-schen und deutschen Kindern –ganz besonders in ihrer Einstel-lungzumLebenund in ihremVer-halten. Sie sind sehr schnell fürDinge zu begeistern und könnensich sehr gut mit ganz einfachenSpielsachen selbst beschäftigen.Fernsehen oder andere elektroni-sche Spielzeuge gibt es nicht odernur äußerst selten. Daher stehen

IV •MISSIONSDOMINIKANERINNEN SCHLEHDORF 3-2010

SCHLEHDORF

Fotos:AnkeSchwarzkopf

Sterben die Menschen inDeutschland auch? Bist du mitder Flotta (Autobus)aus Deutsch-land gekommen? Gibt’s bei euchauch Kühe, Ziegen und Esel?

Dies sind nur einige Fragen, diemir vonwißbegierigenKindern inSopachuy in Bolivien beimeinemFreiwilligendienst als Missiona-rin auf Zeit gestellt wurden.

Lebenauf demLandSopachuy ist ein kleines Dorf, cir-ca 150 Kilometer von Sucrei, derHauptstadt des Landes, entfernt.Es ist für deutsche Verhältnissesehr klein und auch recht weitweg von der „Zivilisation“ Su-cres. Für die 150 Kilometer

braucht die „Flotta“ fünf bis sie-ben Stunden, je nachdem, inwel-chem Zustand sich die Straßenoder Feldwege gerade befinden.Der Ort Sopachuy kann schon als

ein kleines Zentrum angesehenwerden, da es im Umkreis von 40Kilometern nur Dörfer oder ein-zelne Häuser mit weniger als 100Einwohnern gibt.

GutesBildungssystemBildungsmäßig ist Sopachuy sehrgut ausgestattet. Es gibt eineGrundschule mit angeschlosse-nem gemischten Internat, eineGesamtschule, zu der ein Jungen-und ein Mädcheninternat, gehö-ren und außerdem noch eine

Mit der „Flotta“ unterwegsAnke Schwarzkopf ist seit August 2009 alsMissionarin auf Zeit (MAZ) in Bolivien zu einem freiwilligen Einsatz.Vorbereitet für diese Aufgabewurde sie von den SchlehdorferMissions-Dominikanerinnen. kontinente 1/2010 berichtetedarüber. In demnachfolgenden Artikel schildert Anke ihre Alltagserfahrungen.

SÜDAMERIKA

Die Arbeitmit denKindernmacht Anke Schwarzkopf (hintereReihe, 3.v.links) sehr glücklich.

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3 -2010MISSIONSDOMINIKANERINNEN • V

Fußball, Kreisel, Gummitwistoder Puzzle ganz hoch im Kurs.

AlsWeißeeineGringaHier imDorf bin ichmit Isabel, ei-ner zweiten freiwilligen Helferin,die einzige Weiße. Von den Ein-heimischen wird für Weiße dasWort „Gringa“ benutzt,was ur-sprünglich nur für Amerikanergalt. Für mich ist es sehr unge-wohnt und manchmal auch un-angenehm, dauernd im Blickfeldzu stehen, nur weil ich andersaussehe. Das betrifft nicht nurmeine Hautfarbe, sondern auchmeine Kleidung. Ich falle schondadurch auf, dass ich als FrauHo-sen trage und nicht die traditio-nellen Röcke. Die Menschen hierhaben fast alle indigene Vorfah-ren. InmeinerRegion sinddasdieQuechua, die natürlich auchüberwiegend ihreMuttersprache,dasQuechua, sprechen und nichtSpanisch.VieleKinder lernenerstin der Schule Spanisch, undman-che Menschen können es garnicht. Das macht mir das Lebenhier nicht gerade leichter. MeinSpanisch ist zwar inzwischen ei-nigermaßen gut,wenn jedoch dieKinder oder Erwachsenen Que-chuamit in ihre spanischen Sätzemischen, verstehe ich nicht mehrviel. Das liegt auch daran, dassQuechua überhaupt keine Ähn-lichkeit mit Spanisch hat.

Armundeinfach lebenDas Leben hier auf dem Land un-terscheidet sich sehr von dem inder Stadt. Die meisten Menschensindarm, lebenvonderLandwirt-schaft, vom Verkauf eigener Pro-dukte oder sie pendeln zwischenSopachuy und Santa Cruz hinund her, wo sie auf riesigen Plan-tagen „schuften“müssen.DieHäuser imDorf sindkleinundspartanisch eingerichtet. Einigehaben weder Wasser- noch

Stromanschluss. Aber auch miteinem Anschluss – wie bei mir –gibt es oft kein Wasser, und auchder Strom fällt immerwieder aus.

HerausforderungannehmenDas Essen besteht hauptsächlichaus den hier angebauten Eigen-produkten. Daher gibt es vor al-lem Kartoffeln in allen Variatio-nen zu essen.DasAngebot in denLäden ist auch beschränkt, da eshauptsächlich lokale Produkte zukaufen gibt.Auch das Wetter ist recht unge-wöhnlich für mich. Zur Zeit ist eshier Frühling/Sommer, was zu-gleich auch die Regenzeit ist. Diemeiste Zeit ist es sehr warm, unddie Sonne ist um einiges intensi-

ver als in Deutschland. Das hatmir schon zwei böse Sonnen-brände eingebracht. Normaler-weise sollte es indieser Jahreszeitjeden Tag regnen, aber auch hiermacht sich der Klimawandel be-merkbar. Es regnet nur ein oderzweimal die Woche, was aufMenschen, Tiere und vor allemauch auf die Landwirtschaft sehrgravierende Auswirkungen hat.In Bolivien ist es ganz andersals inDeutschland, und ichmuss-te mich stark umstellen und eini-ge Herausforderungen anneh-men. Jedoch lässt es sich hierauch sehr gut leben, wenn manbereit ist, sichdenGegebenheitenanzupassen und sich damit zu ar-rangieren.

LÄNDERINFO

ARGENTINIEN

TarijaPARAGUAY

CHILE

PERU

Santa Cruz

TrinidadTiticaca-See

Oruro

SucrePotosi

Cochabamba

Cobija

La Paz

BRASILIEN

Pazi

fisch

erO

zean

Anke imComedor, dem Internat für Grundschüler in Sopachuy.

ZAHLENUNDFAKTENStaatsform:PräsidialrepublikEinwohner: rund 9MillionenHauptstadt:SucreRegierungssitz:LaPazFläche: 1098581QuadratkilometerReligion: rund 90Prozent Katholiken;Rest: EvangelikaleMethodisten,Animisten,Muslime,Mennoniten, BahaiWirtschaft:Bergbau, Landwirtschaft,Textil. Bolivien ist eines der ärmstenLänder Lateinamerikas trotz großerErdgasvorkommen.Kinderarbeit:Das bolivianische Institutfür Außenhandel (IBCE) hat eine Normentworfen, welche Kinderarbeit beider Zuckerrohrernte und in denMinenverbieten soll.

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VI •MISSIONSDOMINIKANERINNEN STRAHLFELD 3-2010

Fotos:DominikanerinnenLondon,Sr.GeraldineBusse

STRAHLFELD

SIMBABWE

Die Missionsdominikanerinnengehören seit über 50 Jahren alsMitarbeiterinnen zur Gokomere-Mission. Von Anfang an mit da-bei ist Schwester Celerina Scha-froth, inzwischen 90 Jahre alt.Schwester de Pace Pauler wirktseit fast 30 Jahren dort.

In die Herzen singenSchwester Celerina ist Hauswirt-schaftslehrerin, sorgt für die Kü-che der Schwestern und benutzt,wie Schwester de Pace, für dielangen Strecken auf der großenStation meistens ein Fahrrad. Sieist die sprichwörtliche Pünktlich-

Gokomere:Lernstätte imBuschDie DiözeseMasvingo liegt imSüdosten Simbabwes ; zu ihr gehört die 1910 von den Jesuiten gegründete, dann um1940 von denSchweizer Bethlehemiten übernommene und vor sechs Jahren an die Diözese übergebeneMissionsstation Gokomere. Sie gilt als eineder größten in der Diözese und erreichtmit ihren 3500 ständigenBewohnern die Größe einer Kleinstadt. Trotz der schwierigenSituation des Landes und der Sorge umdie Ernährung der vielen Schüler, geben vor allemdie beiden Schwestern nicht auf.Sie sind der „Motor der Station“.

keit in Person, so dass mancheLeute sogar die Uhr nach ihr stel-len. Schwester de Pace unterrich-tet im Gymasialbereich und wid-met sich besonders der musikali-schen Förderung der jungenMenschen. Ihr Motto: „Ich singemeinenWeg indieHerzender Ju-gend und gewinne sie für dasHerz Jesu.“ Dass ihr dies bishergelungen ist, zeigt die große Zahlvon Schülern, die ein Instrumentbeherrschen, damit gern die li-turgischen Feiern bereichern undselbst aufgeschlossen für das Re-ligiöse sind.

Diözese unterstützenSeit sechs Jahren gehört Goko-mere der Diözese Masvingo.Die Station hat eine Primar-, Se-kundar-, Hauswirtschafts- undHandelsschule, Lehrwerkstät-ten für Schlosser, Schreiner, Au-tomechaniker, Elektriker undLandwirte, dazu eine kleine Kli-nik, ein katechetisches Zentrumund Wohnungen für die Priesterund Schwestern. Die Versor-gung der vielen Menschen undder Unterhalt der Gebäude stelltin den schweren Zeiten, die Sim-babwe seit mehreren Jahrendurchlebt, eine schier unlösbareAufgabe für die einheimischenPriester dar. Die Schwestern ha-ben Rückhalt in der Heimat underhalten Sach- und Finanzhil-fen, die das Überleben ermögli-chen. „Wir werden nie aufge-ben!“, so Schwester de Pace.

Schwester Celerina (links) und Schwester dePace (rechts) freuen sich überdenBesuch von Schwester Kamfwa, die in Gokomere zuBesuchwar.

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3-2010MISSIONSDOMINIKANERINNEN • VII

Kitty, 99, lebt in der Nachbar-schaft der Schwestern und ge-hört zur Seniorengruppe, die re-gelmäßig mit Schwester Marian-ne Speigl, 71, im ehemaligen See-mannsheim zusammen kommt.Sie ist die einzige Zeitzeugin derAnfänge vom Haus in der HydeVale 38, in LondonsbevorzugtemStadtteil Greenwich.

Hausmit VergangenheitNachbarin Kitty erinnert sich,dass auch nach 1951, als „ThePriory“, wie das ehemalige See-mannsheim hieß, bereits in denBesitz der Missionsdominikane-rinnen übergegangen war, im-mer wieder alte Seemänner ka-men und nach Schwester Francisfragten, der früheren Leiterin desHauses.In der Chronik desHauses ist ver-merkt, dass „The Priory“ am 13.Juni 1951 um 14.30 Uhr in einerAuktion für die Dominikanerin-

nen ersteigert wurde. VieleSchwestern begannen hier, imenglischen Noviziatshaus, ihrOrdensleben, wurden in derKrankenpflege ausgebildet, umdann anschließend nach Sambiaoder Simbabwe auszureisen.

OrtmitWeltflairGanz in der Nähe des Klostersbefindet sich der Greenwich

VomSeemannsheim zumKlosterGREENWICH, ENGLAND

Die imGeorgianischen Stil erbaute private Residenz in der Hyde Vale 38wurde 1899 vomOrden desHl. Paul erworben und späterneu erbaut. Dieser Ort wurde bis zur Übernahme durch dieMissionsdominikanerinnen im Jahr 1951 zu einer „Heimat auf Zeit“ für rund20 arbeitslose oder nicht sesshafteMatrosen. Bis siewieder auf einemSchiff anheuern konnten, erhielten sie bei den PaulusschwesternUnterkunft und Vepflegung. Schwester Geraldinewar zu Gast bei der Gemeinschaft der Dominikanerinnen, die heute in diesemgeschichtsträchtigenHaus lebt.

Mansieht der fastHundertjährigen ihrAlternicht an.Kitty (rechts) verfolgtaufmerksamdasGeschehenwährenddesTreffens derSeniorengruppe.

Park, der nicht unerheblich zuden Vorzügen dieses alten Voror-tes der Weltstadt London bei-trägt. Zum Areal des Parks gehö-ren das weltberühmte Observa-torium und Planetarium sowiedie große Touristenattraktion,der Längengrad 0. Tausende vonBesuchern drängen sich wäh-rend der Sommermonate täglichdarum, ihren Fuß auf die Linie

setzen zu können, die den Län-gengrad 0 markiert. Bemerkens-wert ist der Blick von diesemHü-gel auf die Themse und einenTeil Londons.Die Verbindung zur Innenstadtist sehr günstig. So ist es nichtverwunderlich, dass die jetzigeGemeinschaft der Schwesternim zweiten Stockwerk des Hau-ses Besuchern oder Studenteneine kleine, aber preiswerteMöglichkeit der Übernachtungmit Frühstück bieten.

Stätte der BegegnungDie fünf Dominikanerinnen derGreenwich Gemeinschaf sind al-le im sogenannten Pensionsalter,was sie jedoch nicht davon ab-hält, zumTeil noch recht aktiv zusein. Alle Schwestern waren alsMissionarinnen in Sambia oderSimbabwe tätig; zwei sind im frü-heren Rhodesien, dem heutigenSimbabwe, geboren.

DasHaus der Schwestern in Greenwich. Blick auf die Themse und London vomPlanetariumaus.

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VIII •MISSIONSDOMINIKANERINNEN STRAHLFELD 3-2010

STRAHLFELD

Fotos:OPHarareundStrahlfeld

IMPRESSUMkontinente-Beilage derMissionsdominikanerinnenNeustadt, Schlehdorf, Strahlfeld

Verantwortlich für die Ordens-informationen derNeustädterMissionsdominikanerinnen:Schwester Dagmar Fasel OPRedaktion:Schwester Eva-Angelika Herbst OP,Klosterhof 3, 97845Neustadt,Telefon (0 93 93) 1067

Verantwortlich für die Ordens-informationen der SchlehdorferMissions-Dominikanerinnen:Schwester Ortrud Fürst OP,Kirchstr. 9, 82444 Schlehdorf,Telefon (0 88 51) 18 11 59

Verantwortlich für die Ordens-informationen der StrahlfelderMissionsdominikanerinnen:Schwester Geraldine Busse OP,Kloster St. Dominikus,93426 Roding-Strahlfeld,Telefon (0 94 61) 91 12 15

Vertrieb:Missionsdominikanerinnen,97845Neustadt/Main,LIGAWürzburg,Kto-Nr. 3015904-BLZ 75090300

Missions-Dominikanerinnen,82444 Schlehdorf,Sparkasse Schlehdorf,Kto.-Nr. 104 430-BLZ 70351030

Missionsdominikanerinnen,93426 Roding-Strahlfeld,Kreissparkasse Köln,Kto.-Nr. 338/000390-BLZ 370 502 99

Preise:10,80Euro.Nicht abbestellter Bezuggilt als erneuert.

Litho undDruck:LVDLimburger Vereinsdruckerei,Senefelderstraße 2, 65549 Limburg.

Objekte 31–32–33

Die ausgebildete Sozialarbeiterinund Therapeutin, SchwesterMartha Stiegler, arbeitet seit 40Jahren in England. Seit ihrer Pen-sionierung findenvieleMenschenden Weg zu ihr, um geistliche Be-gleitung, Beratung oder auch eineTherapie in Anspruch zu neh-men. Daneben bietet SchwesterMartha seit 14 Jahren Besin-nungstage für eine feste Gruppean, die jedoch offen ist für neueInteressenten. Außerdem hält siefür Katecheten, Firmlinge und de-ren Eltern sowie Pfarrgemeinde-räte aus drei Pfarreien Besin-nungstage. Diese pastoralen Auf-gaben sind ehrenamtlich.Schwester Marianne Speigl kannauf 18 Jahre Tätigkeit in Englandzurück blicken. Sie ist Hauswirt-schaftslehrerin und hat bereits ei-nige Jahre in Deutschland gear-beitet, bevor sie zum zweitenMalnach England assigniert wurde.DiegebürtigeOberpfälzerin ist fürdenGästebereich imHaus verant-wortlich und koordiniert die Bele-gung der Zimmer. Die Nachfrageist besonders in den Ferienmona-ten groß, denn die Preise in Lon-don können sich vor allem jungeLeute nicht leisten.Schwester Marianne engagiertsich ehrenamtlich in der Pfarrei:Zwei Meditationsgruppen treffensich wöchentlich im Konvent der

Die Schwestern der Gemeinschaftin Greenwich (von links): de AngelisHäring,Marianne Speigl,Martha Stiegler, Deidre Fordund SimoneDonnelly.

Schwestern und die Senioren-gruppe einmal monatlich. Ent-sprechend der jeweiligen Jahres-zeit gibt Schwester Marianne ei-nen geistlichen Impuls, dem sichmeist eine Zeit des stillen Gebetesin der Hauskapelle anschließt.Das gemütliche Beisammenseinschätzen die Teilnehmerinnenund Teilnehmer – zu denen auchNachbarin Kitty zählt – ganz be-sonders.Die ehemalige Hauswirtschafts-lehrerin, Schwester de Angelis,sorgt liebevoll für die Kranken imHaus und ist stets bereit, Gästevom Flughafen abzuholen. DaswirdvondenBesuchernsehrgernangenommen, da es nicht so ein-fach ist, sich in dem umfangrei-

chen Bahnnetz Londons zurecht-zufinden. Die Schwestern habenkein Auto, so dass Schwester deAngelis alle Wege zu Fuß und mitder Bahn zurücklegt.Schwester Deidre Fordwar Lehre-rin in Sambia und Simbabwe undbetätigte sich danach in der Me-dienarbeit in Sambia und Eng-land.Schwester Simone Donnelly warebenfalls in Sambia imMedienbe-reich tätig und arbeitete später alsBiblothekarin in England.Aus der Zufluchtsstätte für ar-beitslose, nicht sesshafte und hei-matlose Seeleute ist eine Begeg-nungstätte für Suchende imGlau-ben und in der Lebensorientie-rung geworden.

Die Schwesterngemeinschaft trifft sich regelmäßig zumStundengebet derKirche in derHauskapelle.