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26 Um das System der Inneren Familie zu ver- stehen, ist es wichtig, die verschiedenen An- teile dieses Systems kennenzulernen. Hierzu existieren unterschiedliche Beschreibungen, wobei ich mich auf zwei „Modelle“ beziehen möchte, die sich miteinander sehr gut kom- binieren lassen und die in ihrer Struktur sehr ähnlich sind. Die Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen, den „Ego-States“, geht auf die Theorie von John und Helen Watkins zurück. 1995 veröf- fentlichte Richard C. Schwartz sein Buch über das System der „IFS“, des Inneren Familien- systems. In seinem Modell beschreibt er die Unterteilung der verschiedenen Persönlich- keitsanteile in Beschützer, Verbannte und das Selbst. In seiner Beschreibung der Struktur der Inneren Familie und den Verhaltensweisen der Persönlichkeitsanteile kommt er dem Konzept von Prof. Franz Ruppert sehr nahe. Ruppert beschreibt, dass es bei traumatisierten Patienten zu einer Spaltung der Psyche kommt und dass die Psyche sich in folgende Persön- lichkeitsanteile aufspaltet: Überlebensanteile, Traumatisierte Anteile und Gesunde Anteile. In der ursprünglichen Situation, in der wir die Verletzung oder das Trauma erfahren haben, kommt es durch eine akute oder lang anhal- tende Überforderung unserer Seele zu einer Aufspaltung in drei wesentliche Bestandteile, auf die ich nachfolgend eingehen möchte. 1. Der Beschützer (Schwartz) oder der Überlebensanteil (Ruppert) Dieser Anteil sorgt dafür, dass wir in einer belasten- den Situation „überleben“. Das Herz muss wei- ter schlagen, wir müssen weiterhin einen Fuß vor den anderen setzen, wir müssen irgend- wie weiter funktionieren. Dieser Anteil hat vor allem Schutzfunktionen in der bedrohlichen Situation und bemüht sich, uns vor weiteren schlimmen Erfahrungen zu bewahren. Ist die Gefahr vorüber, kann es passieren, dass dieser Anteil seine Schutzfunktion nicht wieder auf- gibt. Stattdessen versucht der Beschützende Anteil, uns in Momenten zu schützen, in denen es gar nicht mehr notwendig ist. Der Überle- bensanteil wird durch einen Trigger aktiviert. Beispiel: Eine Person mit einer frühkindli- chen Trennungserfahrung traut sich auch im Erwachsenenalter nicht, wieder eine tiefe Bindung, z.B. in einer Partnerschaft, einzu- gehen. Immer dann, wenn sich eine tiefere Beziehungsebene anbahnt, also wenn es emo- tional sehr nahe werden könnte, wird der Part- ner kurzerhand verlassen oder ein Drama in der Beziehung inszeniert, dass den Anderen dazu veranlasst, zu gehen. Der Beschützen- de Anteil sorgt dafür, dass wir nicht wieder mit den schlimmen Gefühlen von damals in Kontakt kommen müssen. Das Lebensmotto „Ich kann mich nur auf mich selbst verlassen“ wird in viele Lebenssituation hinein projiziert. In der akuten Bedrohung, der Traumasituation, ist die Bildung eines solchen Überlebensan- teiles ein guter und überlebensnotwendiger „Mechanismus“, den unsere Psyche ausbildet. Jedoch kann dieser Mechanismus auch dazu führen, dass wir als Konsequenz daraus nie wieder Bindung und Vertrauen zu einer an- deren Person aufbauen können. Dies wiede- rum schränkt uns massiv in unserer Lebens- qualität ein. Den Beschützenden Anteilen ist es nicht klar, dass wir inzwischen größer, vielleicht schon erwachsen sind und ganz andere Möglichkei- ten und Ressourcen haben, um mit der gegen- wärtigen Situation im Außen umzugehen. In dem Moment, wo wir durch eine gegenwärtige Situation oder Person „getriggert“ werden, sind wir sofort im Gefühl von damals. So, als ob wir die vergangene Situation noch einmal emotional erleben würden. Hierbei kann unser Gehirn nicht unterscheiden, dass der Trigger in der Lebensgegenwart nichts mit unseren Gefühlen von damals zu tun hat, sondern, dass er nur in irgendeiner Art und Weise der Situation der Vergangenheit ähnelt. Dadurch können wir in solchen Situationen auf der Gefühlsebene nicht zwischen Vergangen- heit und Gegenwart unterscheiden. Die Aufgabe der Überlebensanteile ist also ein Schutzprogramm, um nicht mit belastenden oder überfordernden Gefühlen der Vergan- genheit konfrontiert zu werden. Typische Merkmale von Überlebensanteilen sind: Schutz vor Verletzung, Scham, Angst etc. durch Vermeidungsverhalten Somatisierung von Gefühlen Gefühle dem Intellekt unterordnen Hartherzigkeit, Unnahbarkeit, Rücksichts- losigkeit Projektion der eigenen Gefühle auf Andere Sucht und Abhängigkeit Kritik und Kontrollverhalten Hoher Leistungsanspruch/Perfektionismus, damit niemand einen Grund hat, uns zu ver- urteilen Fehlender Selbstwert und fehlende Selbst- achtung durch Lob im Außen kompensieren, sich immer beliebt machen müssen Sich permanent um die Bedürfnisse von anderen kümmern, um die eigene Bedürf- tigkeit nicht spüren zu müssen Überlebensanteile sind dazu da, damit schlim- me Gefühle und Ego-States abgespalten blei- ben. Und dazu können sie teilweise sehr massiv in ihren Verhaltensweisen werden. Sie versu- chen, den Kontakt mit den traumatisieren- den Gefühlen um jeden Preis zu verhindern. Auch wenn es uns dadurch in der Gegenwart schlecht geht oder wir sogar krank dadurch werden. 2. Der Verbannte Anteil (Schwartz) oder der Traumatisierte Anteil (Rup- pert) Dieser Anteil ist derjenige, der in der bedrohlichen Situation abgespalten wird. Er trägt die gesammelten „negativen“ Gefühle in sich, die wir nicht aushalten konnten oder mit denen wir überfordert sind. Um diese Gefühle wie Ohnmacht, Todesangst, Bedro- hung, Verlassenheit, Bedürftigkeit, Schmerz, Trauer, Opfergefühle usw. nicht spüren zu müssen, entwickeln wir einen eigenen Per- sönlichkeitsanteil, der aus unserem Bewusst- sein „verdrängt oder ausgeklammert“ wird. Es kommt zur Spaltung in der Seele/Psyche. Diese Anteile werden gerne vergessen oder bagatellisiert. Beispiel: „Das ist inzwischen für mich erledigt“, „Damit habe ich schon längst abgeschlossen“. Sobald wir in Kontakt mit diesem Anteil kommen, werden wir mit den Gefühlen der Vergangenheit konfrontiert. Das ist sehr un- angenehm, weil damit auch die Angst ver- Systemische Aufstellungsarbeit mit „Ego-States“ Meine Innere Familie

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Page 1: Meine Innere Familie - vfp.de · Um das System der Inneren Familie zu ver-stehen, ... Typische Merkmale von traumatisierten An- ... entspricht dem Kern unserer Seele/Psyche,

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Um das System der Inneren Familie zu ver-

stehen, ist es wichtig, die verschiedenen An-

teile dieses Systems kennenzulernen. Hierzu

existieren unterschiedliche Beschreibungen,

wobei ich mich auf zwei „Modelle“ beziehen

möchte, die sich miteinander sehr gut kom-

binieren lassen und die in ihrer Struktur sehr

ähnlich sind.

Die Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen,

den „Ego-States“, geht auf die Theorie von

John und Helen Watkins zurück. 1995 veröf-

fentlichte Richard C. Schwartz sein Buch über

das System der „IFS“, des Inneren Familien-

systems. In seinem Modell beschreibt er die

Unterteilung der verschiedenen Persönlich-

keitsanteile in Beschützer, Verbannte und das

Selbst. In seiner Beschreibung der Struktur der

Inneren Familie und den Verhaltensweisen der

Persönlichkeitsanteile kommt er dem Konzept

von Prof. Franz Ruppert sehr nahe.

Ruppert beschreibt, dass es bei traumatisierten

Patienten zu einer Spaltung der Psyche kommt

und dass die Psyche sich in folgende Persön-

lichkeitsanteile aufspaltet: Überlebensanteile,

Traumatisierte Anteile und Gesunde Anteile.

In der ursprünglichen Situation, in der wir die

Verletzung oder das Trauma erfahren haben,

kommt es durch eine akute oder lang anhal-

tende Überforderung unserer Seele zu einer

Aufspaltung in drei wesentliche Bestandteile,

auf die ich nachfolgend eingehen möchte.

1. Der Beschützer (Schwartz) oder der Überlebensanteil (Ruppert) Dieser

Anteil sorgt dafür, dass wir in einer belasten-

den Situation „überleben“. Das Herz muss wei-

ter schlagen, wir müssen weiterhin einen Fuß

vor den anderen setzen, wir müssen irgend-

wie weiter funktionieren. Dieser Anteil hat vor

allem Schutzfunktionen in der bedrohlichen

Situation und bemüht sich, uns vor weiteren

schlimmen Erfahrungen zu bewahren. Ist die

Gefahr vorüber, kann es passieren, dass dieser

Anteil seine Schutzfunktion nicht wieder auf-

gibt. Stattdessen versucht der Beschützende

Anteil, uns in Momenten zu schützen, in denen

es gar nicht mehr notwendig ist. Der Überle-

bensanteil wird durch einen Trigger aktiviert.

Beispiel: Eine Person mit einer frühkindli-chen Trennungserfahrung traut sich auch im Erwachsenenalter nicht, wieder eine tiefe Bindung, z.B. in einer Partnerschaft, einzu-gehen. Immer dann, wenn sich eine tiefere Beziehungsebene anbahnt, also wenn es emo-tional sehr nahe werden könnte, wird der Part-ner kurzerhand verlassen oder ein Drama in der Beziehung inszeniert, dass den Anderen dazu veranlasst, zu gehen. Der Beschützen-de Anteil sorgt dafür, dass wir nicht wieder mit den schlimmen Gefühlen von damals in Kontakt kommen müssen. Das Lebensmotto „Ich kann mich nur auf mich selbst verlassen“ wird in viele Lebenssituation hinein projiziert.

In der akuten Bedrohung, der Traumasituation, ist die Bildung eines solchen Überlebensan-teiles ein guter und überlebensnotwendiger „Mechanismus“, den unsere Psyche ausbildet. Jedoch kann dieser Mechanismus auch dazu führen, dass wir als Konsequenz daraus nie wieder Bindung und Vertrauen zu einer an-deren Person aufbauen können. Dies wiede-rum schränkt uns massiv in unserer Lebens-qualität ein.

Den Beschützenden Anteilen ist es nicht klar, dass wir inzwischen größer, vielleicht schon erwachsen sind und ganz andere Möglichkei-ten und Ressourcen haben, um mit der gegen-wärtigen Situation im Außen umzugehen. In dem Moment, wo wir durch eine gegenwärtige Situation oder Person „getriggert“ werden, sind wir sofort im Gefühl von damals. So, als ob wir die vergangene Situation noch einmal emotional erleben würden.

Hierbei kann unser Gehirn nicht unterscheiden, dass der Trigger in der Lebensgegenwart nichts mit unseren Gefühlen von damals zu tun hat, sondern, dass er nur in irgendeiner Art und Weise der Situation der Vergangenheit ähnelt. Dadurch können wir in solchen Situationen auf der Gefühlsebene nicht zwischen Vergangen-heit und Gegenwart unterscheiden.

Die Aufgabe der Überlebensanteile ist also ein Schutzprogramm, um nicht mit belastenden oder überfordernden Gefühlen der Vergan-genheit konfrontiert zu werden.

Typische Merkmale von Überlebensanteilen sind:

• Schutz vor Verletzung, Scham, Angst etc. durch Vermeidungsverhalten

• Somatisierung von Gefühlen• Gefühle dem Intellekt unterordnen• Hartherzigkeit, Unnahbarkeit, Rücksichts-

losigkeit• Projektion der eigenen Gefühle auf Andere• Sucht und Abhängigkeit• Kritik und Kontrollverhalten• Hoher Leistungsanspruch/Perfektionismus,

damit niemand einen Grund hat, uns zu ver-urteilen

• Fehlender Selbstwert und fehlende Selbst-achtung durch Lob im Außen kompensieren, sich immer beliebt machen müssen

• Sich permanent um die Bedürfnisse von anderen kümmern, um die eigene Bedürf-tigkeit nicht spüren zu müssen

Überlebensanteile sind dazu da, damit schlim-me Gefühle und Ego-States abgespalten blei-ben. Und dazu können sie teilweise sehr massiv in ihren Verhaltensweisen werden. Sie versu-chen, den Kontakt mit den traumatisieren-den Gefühlen um jeden Preis zu verhindern. Auch wenn es uns dadurch in der Gegenwart schlecht geht oder wir sogar krank dadurch werden.

2. Der Verbannte Anteil (Schwartz) oder der Traumatisierte Anteil (Rup-pert) Dieser Anteil ist derjenige, der in der bedrohlichen Situation abgespalten wird. Er trägt die gesammelten „negativen“ Gefühle in sich, die wir nicht aushalten konnten oder mit denen wir überfordert sind. Um diese Gefühle wie Ohnmacht, Todesangst, Bedro-hung, Verlassenheit, Bedürftigkeit, Schmerz, Trauer, Opfergefühle usw. nicht spüren zu müssen, entwickeln wir einen eigenen Per-sönlichkeitsanteil, der aus unserem Bewusst-sein „verdrängt oder ausgeklammert“ wird. Es kommt zur Spaltung in der Seele/Psyche. Diese Anteile werden gerne vergessen oder bagatellisiert. Beispiel: „Das ist inzwischen für mich erledigt“, „Damit habe ich schon längst abgeschlossen“.

Sobald wir in Kontakt mit diesem Anteil kommen, werden wir mit den Gefühlen der Vergangenheit konfrontiert. Das ist sehr un-angenehm, weil damit auch die Angst ver-

Systemische Aufstellungsarbeit mit „Ego-States“Meine Innere Familie

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Paracelsus I 01.16

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bunden ist, in den gleichen bedrohlichen und überfordernden Gefühlszustand von damals zu kommen. Damit diese „verbannten“ Anteile nicht noch einmal erlebt werden, sorgen die Beschützenden Anteile oder Überlebensan-teile dafür, dass sie im Verborgenen bleiben. Und das teilweise sehr massiv und mit einer ziemlichen Beharrlichkeit.

Typische Merkmale von traumatisierten An-teilen sind:• Kindliche Anteile/Verhaltensweisen und

körperlicher Ausdruck• Anteile, die in Erfahrungen der Kindheit

„stehengeblieben“ oder „erstarrt“ sind• Mangelnde innere Stabilität und Angst vor

Überforderung, Angst, die Auswirkungen einer Situation oder Erfahrung nicht verar-beiten zu können

• Erinnerung von schmerzhaften Ereignis-sen oder Gefühlen (Trauer, Schmerz, To-desangst, Überwältigung, Überforderung, Wertlosigkeit, Missbrauch, Scham, Bedürf-tigkeit, Einsamkeit, Machtlosigkeit, Verlust, Trennung) und die permanente Präsenz die-ser Gefühle

• Übernahme von Überzeugungen unserer Fa-milie (Wert- und Moralvorstellungen in der Familie, Haltungen der Eltern, z.B. „Du bist nichts wert“, „Wir wollten dich nicht“, „Du hättest ein Junge/Mädchen werden sollen“, „Du bist schuld an“, „Wegen dir“

• Übernahme von Verhaltensweisen wie z.B. Gefühle verschweigen/leugnen, sich immer zurücknehmen, falsche Bescheidenheit, Be-reitschaft, „Schuld“ auf sich zu nehmen

• Negative Erwartungshaltungen an Perso-nen/das Leben (nicht liebenswert sein, es kann immer etwas Schlimmes passieren, Nähe ist Bedrohung, Unzulänglichkeit etc.)

Die Traumatisierten Anteile lassen sich von den Überlebensanteilen herumschubsen, ausgrenzen, sind ihnen unterlegen. Sie wer-den von ihnen verbannt und in dunkle Keller gesperrt, wo sie unserem Bewusstsein nicht mehr zugänglich sind. Diese Anteile sind in ihrer kleinen Welt gefangen und erleben nicht, dass wir inzwischen älter geworden sind und uns um uns selbst kümmern können. Für die traumatisierten Anteile gibt es lediglich die eine bestimmte, schmerzhafte Situation aus der Vergangenheit – mehr nicht. Die Überle-bensanteile sind oft ein Spiegelbild der trau-matisierten Anteile.

3. Das Selbst (Schwartz) oder der Gesunde Anteil (Ruppert) Das Selbst/der Gesunde Anteil unterscheidet sich durch einen wesentlichen Aspekt von den Überle-

bensanteilen und Traumatisierten Anteilen. Der dritte Anteil dieses inneren Systems ist nämlich kein eigentlicher Anteil, sondern entspricht dem Kern unserer Seele/Psyche, unserem Selbst.

Überlebens- und Traumaanteile bezeichnet man als Ego-States. Hierbei handelt es sich um selbst initiierte oder „produzierte“ Anteile, die aus traumatischen oder konfliktbeladenen Situationen durch innere Spaltung, aus innerer Not heraus, entstehen. Die Gesunden Anteile sind diejenigen, die übrig bleiben, wenn die Spaltung sich lösen kann. Wir können also durch gezielte therapeutische Arbeit an un-seren Trauma- und Überlebensanteilen wieder zurück zu unserem „Selbst“ kommen – dem Kern unserer Persönlichkeit. Eine Möglichkeit, mit dem Selbst oder dem Ich wieder in Kontakt zu kommen, ist z.B. durch die Systemische Aufstellungsarbeit mit den inneren Persön-lichkeitsanteilen.

Typische Merkmale von Gesunden Anteilen oder dem Selbst sind:• Gute Konzentrations- und Merkfähigkeit• Möglichkeit der Gefühlsregulation und Re-

flexionsfähigkeit• Solides Grundvertrauen ins Leben und zu

anderen Personen• Fähigkeit, Beziehungen/Bindungen einzu-

gehen• Empathie sich selbst und den inneren An-

teilen gegenüber• Empathie den Mitmenschen/der Umwelt

gegenüber• Selbstverantwortliches Denken und Handeln• Innere Stabilität und Vertrauen in die eige-

nen Ressourcen• Realitätswahrnehmung und Realitätsorien-

tierung• Bedürfnis nach Kontakt zu anderen Men-

schen• Erkennen von Gefahrensituationen und Be-

drohung, Fähigkeit, gesunde Grenzen zu setzen

• Bedürfnis nach Aufarbeitung, Klärung und Integration abgespaltener Anteile

• Offene, vorurteilsfreie, neugierige Haltung dem Leben/den Menschen und auch unse-ren inneren Vorgängen gegenüber

• Ruhige und zentrierte Haltung• Kreativität im Umgang mit Konfliktsituati-

onen, Durchhaltevermögen, Spontanität

Die meisten von uns erleben die typischen Merkmale unseres Selbst immer wieder in ein-zelnen Lebenssituationen. Sie begegnen uns in ruhigen, sicheren und entspannten Momenten unseres Lebens. Durch Trigger im Außen wird

auch der Gesunde Anteil in den Hintergrund gedrängt. Die Überlebensanteile treten als Beschützer in den Vordergrund.

Aufgrund von Traumata und Verletzungen in unserem Leben – besonders in der Kindheit – übernehmen unsere Ego-States die Führung und verdrängen die Gesunden Anteile soweit, dass wir sie nicht mehr spüren können. Durch die Systemische Aufstellungsarbeit können die Ego-States sichtbar gemacht werden. In der Formulierung eines konkreten Anliegens vor der Aufstellung ist es möglich, die Gefahr von Retraumatisierungen weitestgehend zu mindern. Der Aufstellende entscheidet je-derzeit selbst, welcher der nächste Schritt ist und wie weit dieser gehen darf/soll, um eine erneute Überforderung in der Gegenwart zu verhindern.

Alle Ego-States haben wichtigen Funktionen bzw. Aufgaben für uns zu erledigen, die diese Anteile für unsere Psyche/Seele übernommen haben. Allen Anteilen ist es wichtig, dass ihre „Arbeit“ anerkannt wird, auch wenn sich die-se für uns zunächst vielleicht negativ anfüh-len kann, z.B. in Form eines unangenehmen Gefühls, einem körperlichen Symptom oder Schmerz. Durch die Darstellung in der Aufstel-lung können wir diese Funktionen erkennen und wertschätzen lernen, wodurch sich eine innere Klärung einstellt.

Literatur

Schwartz, Richard C.: Systemische The-rapie mit der inneren Familie. Klett-Cotta Verlag, 1997

Ruppert, Franz: Seelische Spaltung und innere Heilung. Klett-Cotta Verlag, 2007

Ruppert, Franz: Symbiose & Autonomie. Klett-Cotta Verlag, 2010

Kim Saskia HeckensHeilpraktikerin mit Praxis in Hochdonn, Expertin für System- und Traumatherapie

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