medijuana (donauinselfest edition)

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Medical & Harm Reduction Magazine DONAUINSELFEST Edition 18 +

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Medical and Harm Reduction Magazine

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Page 1: Medijuana (Donauinselfest Edition)

Medical & Harm Reduction Magazine

DONAUINSELFEST Edition

18+

Page 2: Medijuana (Donauinselfest Edition)
Page 3: Medijuana (Donauinselfest Edition)
Page 4: Medijuana (Donauinselfest Edition)

MEDI+GREEN

CANNABIS GEGEN DIABETES 4

LEGALES GRAS ÜBERALL 4

ERSTE CANNABIS-PRESSEKONFERENZ IN ÖSTERREICH 5

Hanf-Institut präsentiert erste Schätzungen zum

Cannabis-Markt

HOCHAGGRESSIVER BRUSTKREBS UND CBD 6

COLORADO ÜBERTRIFFT SICH SELBST 6

ARGE CANNA STELLT SICH VOR 7

MEDIZIN

ZWISCHEN FAKT UND FIKTION:

DER CBD-HYPE 8–10

CANNABIS ALS ARZNEI IN ÖSTERREICH 12–13

Wir sprechen mit Patientinnen und Patienten über ihre

Erkrankungen, ihre Erfahrungen mit Cannabis und die

Situation in Österreich

CANNABIS UND ALLERGIE 14–15

Von der Nesselsucht zur Asthmabehandlung

GROWING FOR MEDICINE 16–17

Die medizinische Qualität ist anders

MEDI+GREEN

SINNVOLLE MODELLE ZUR ABGABE VON

MEDIZINISCHEM CANNABIS IN ÖSTERREICH? 19

ERFOLGE BEI DER EPILEPSIEBEHANDLUNG 19

MEDIZIN

HANF MIT HERZ UND HIRN 20–21

Neue Cannabis Social Clubs in Österreich

CANNABIS UND FÜHRERSCHEIN 22–24

Autofahren in verändertem Bewusstseinszustand

CANNA+GLOBE

HANFKOSMETIKA 26–27

Wunder aus Hanföl zum Schutz der Haut

und der Gesundheit

CANNABIS IN DER KÜCHE 28–29

Hanf als Nahrungsmittel

A´LA CANNA

CANNABUTTER 30

REFORMPALATSCHINKEN 31

2

INHALT

5

2816

8

20 31

414

6

Page 5: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen

und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen

Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben

in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als

illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw.

Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs

dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehen-

den Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des

Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illega-

len Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte

anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwor-

tung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenfl ächen

erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil

stammen von den Autoren und decken sich nicht in

jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers.

Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/

in des Urheberrechts zu identifi zieren oder mit ihm/

ihr Kontakt aufzu-nehmen, daher übernehmen wir im

Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechts-

ansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer be-

stimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten

und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus,

dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für

die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder

als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausge-

bers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu

kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

Medical & Harm Reduction Magazine

IMPRESSUM

Chefredakteur: Gabor Holland

Autoren: Bob Arctor, C. Anna Histič

Jack Pot, Marcel Klos, Markus Berger

Martin Müncheberg, Tomas Kardos

Kevin Herzig, Toni Straka, Sarah Klos

Lektorin: Helen Bauerfeind

Design & Photos: Gergely Vaska

Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland

CK & MEDIJUANA PUBLISHING

Medijuana Publishing GmbH

1180 Wien, Hidebrandgasse 9/8

E-mail: offi [email protected]

Web: www.medijuana.eu

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

7 19

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12

26

6

22

Page 6: Medijuana (Donauinselfest Edition)

MEDI+GREEN

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Legales Gras überall

Die Schauspielerin Susan Sarandon träumt von der globalen Mari-huanalegalisierung, die unaus-

weichlich in eine schönere Welt führe, weil sich die vom Alkohol angeheizte

häusliche Gewalt in ein großes gemein-sames Lachen auflöse. In einem Interview mit Daily Beast sagte sie, dass man den Zugang zu Lebensmitteln mit Cannabis-gehalt regulieren müsse, um Kinder vor

ihnen zu schützen und Erwachsene vor dem zu häufigen Genuss zu bewahren. Sie fügte hinzu, dass der Alkoholgenuss zu einer großen Zahl von Toten geführt habe, am Marihuana aber noch niemand gestorben sei. Die gegenwärtige Situa-tion bezeichnet sie als “Wahnsinn“, da gewaltige Summen für die Verfolgung und den Drogenkrieg ausgegeben wür-den, die Drogenkartelle unterdessen eine Blüte erlebten. Ihr persönliches Glaubensbekenntnis ist: “Sei nie stoned, wenn du dann so tun musst, als wärst du es nicht.” Daher würde sie nie Cannabis rauchen, wenn sie auf ihre Kinder auf-passen müsste, sondern eine Gelegenheit wählen, wenn keine Verpflichtungen be-stehen und sie sich auf das Erlebnis ein-lassen könnte.

In dem Interview spricht Sarandon of-fen über ihre Vorliebe für psychedelische Drogen, Erlebnisse mit Magic Mushrooms und Ayahuasca, die sie am liebsten im Wald oder gar im Grand Canyon zu sich nehme. All das klingt aus dem Mund der Schauspielerin so natürlich, dass wir schon von Hunderten von Berühmtheiten träumen, die sich für eine globale Le-galisierung einsetzen und sich zu ihrem eigenen, verantwortlichen Konsum offen bekennen.

4

MEDI+GREEN

Cannabis gegen Diabetes

verifiziert wird, könnten Marihuana und die Cannabinoide auf den Markt der Diabetes-arzneimittel vordringen. Die Forscher hatten zwischen 2005 und 2010 die Drogenge-wohnheiten von 5.000 Personen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass fast 2.000 von ihnen in irgendeiner Phase ihres Lebens Can-

Eine amerikanische Untersuchung an mehreren tausend Personen erbrach-te den Nachweis, dass der Gebrauch

von Cannabis die Ausbildung einer der sich weltweit am schnellsten ausbreitenden chro-nischen Anomalie, der Zuckerkrankheit, ver-hüten kann. Wenn das Ergebnis noch weiter

nabis gebraucht hatten; gute 10% von ihnen bekannten zum Zeitpunkt der Untersuchung, aktive Konsumenten zu sein. In den Orga-nismen der Personen, die im Monat vor der Untersuchung Cannabis konsumiert hatten, stellte man einen Schutz gegen die Zucker-krankheit fest, der bei denjenigen Probanden nicht vorhanden war, die es früher konsu-miert hatten. Bei den aktiven Konsumenten wurde ein um 16% niedrigerer Insulinspiegel auf nüchternen Magen gemessen als im Krei-se derer, die noch nie Marihuana genommen hatten. Forschungsleiter Murray Mittleman zufolge hätten auch schon vorangegangene Untersuchungen untermauert, dass bei den Cannabiskonsumenten das Verhältnis der Fettleibigen und der Zuckerkranken niedriger liege. Eine Untersuchung war zu dem Ergeb-nis gelangt, dass – obwohl die Marihuana-Konsumenten mehr Kalorien zu sich nahmen – bei ihnen der BMI-Index niedriger war. Der Grund für dieses paradox erscheinende Phä-nomen ist unbekannt, aber die neue Studie könnte zum Verständnis der vorangegange-nen Untersuchungen beitragen. In Ungarn leben derzeit 700.000 Zuckerkranke, und die-se Zahl könnte sich nach Ansicht der Ungari-schen Diabetesgesellschaft in den kommen-den 20-25 Jahren verdoppeln – daher muss wohl die Bedeutung dieser Untersuchung nicht näher erläutert werden.

Page 7: Medijuana (Donauinselfest Edition)

quote im besten Fall bei 4 Prozent (2 von 50 Tonnen), im schlechtesten Fall aber mit 0,4 Prozent (1 von 250 Tonnen) sehr nahe bei Null“, sagte Straka.

Somit liege die Nicht-Aufklärungsquote zwischen 96 und 99,6 Prozent.

Drei Millionen Euro Aufwand für ein Kilo Cannabis?

Die Kosten der Prohibition sind jedoch enorm: Der Großteil der über 25.000 An-zeigen nach dem Suchtmittelgesetz wegen

Cannabis betreffen Kleinstmengen von 1 bis 10 Gramm.

Veranschlagt man Kosten von rund 3.500 Euro für diese Fälle, lässt sich der Staat die Beschlagnahme von 1000-mal einem Gramm Cannabis somit mindestens drei Millionen Euro kosten, schätzt das Hanf-Institut.

Bei 20.000 Fällen entstehen der öffent-lichen Hand somit Kosten von mindestens 70 Millionen Euro für die Beschlagnahme von 25 Kilogramm Cannabis. Dies dürfte die Untergrenze der tatsächlichen Strafverfol-gungskosten ausmachen, sagte Straka.

Eine Legalisierung würde jedoch um-gehend viel Geld in die Staatskasse spülen. Straka bezifferte die kurzfristigen positiven Effekte der Legalisierung für das österreichi-sche Budget auf 125 bis 325 Millionen Euro. Diese würden allein aus der Mehrwertsteuer schon im ersten Jahr der Legalisierung po-sitiv zum österreichischen Budget beitragen können. Langfristig seien außerdem Milliar-den-Einsparungen im Gesundheitssektor zu erwarten, da Cannabis bei vielen Leiden als Prophylaxe eingesetzt werden könne.

Medijuana hofft, dass Straka recht be-halten wird. Auf Basis der Daten aus Colo-rado könnte Cannabis in Österreich die beste Medizin für rund 200.000 kranke Menschen sein.

Das Hanf-Institut belegte mit einem Brief des Bundesjustizministeriums, dass durch die Änderungen österrei-

chische Hanfkonsument/innen auch weiterhin mit Haftstrafen im Fall des Erwischtwerdens zu rechnen haben. Zitat: „Diese [neuen] Regeln sollen an den Straftatbeständen nichts ändern. Unberührt bleibt daher die allgemeine Straf-barkeit von unerlaubten Suchtmitteln.“

Straka verwies darauf, dass das krampfhafte Festhalten an längst durch die Wissenschaft widerlegten negativen Mythen über Cannabis nichts daran ändere, dass mittlerweile auch in Österreich Zehntausende Menschen Cannabis als Heilmittel einsetzten, dafür aber immer noch mit Strafe bedroht würden.

„Es ist ein Wahnsinn, dass es Kranken in Österreich weiterhin bei Strafe verboten ist, die für sie beste Medizin zu nehmen und ge-sund zu werden“, sagte Straka und ergänzte: „Man ist nicht krank, weil man Cannabis kon-sumiert, man konsumiert Cannabis, weil man krank ist und gesund werden will.

Nichts ist teurer als die Cannabis-Prohibition

Das Hanf-Institut wies darauf hin, dass die wenigen vorliegenden Daten zum Canna-biskonsum vonseiten des Justiz- und Innen-ministeriums deutlich zeigten, dass hier ein Kampf gegen Windmühlen geführt wird.

„Mit jährlichen Beschlagnahmen von ein bis zwei Tonnen Cannabis liegt die Erfolgs-

MEDI+GREEN

Erste Cannabis-Pressekonferenz in ÖsterreichHanf-Institut präsentiert erste Schätzungen zum Cannabis-Markt

Das Hanf-Institut lud am 30. April angesichts der geplanten Verschlechterungen für eine Million Hanffreund/innen zur

ersten Cannabis-Pressekonferenz in der Geschichte Österreichs. Der sichtlich empörte Obmann Toni Straka bezeichnete den

Gesetzesentwurf im Gespräch mit Medijuana als „Schlag ins Gesicht jener mittlerweile über 32.000 Österreicher/innen, die

sich mit ihrer Unterschrift bei der parlamentarischen Bürgerinitiative zur Herausnahme von Cannabis aus dem österreichischen

Suchtmittelgesetz (SMG) aussprechen“.

Jaqueline Skerlan (Activism Management), Marcus Grimas (Demoleiter Hanfwandertag) Toni Straka (Obmann Hanf-Institut), Mag. Gottfried Hudl (Rechtsanwalt), Daniela Bilandzjia

Cannabis in Österreich

500.000 regelmäßige Konsumenten

500.000 Gelegenheitskonsumenten

Geschätzte jährliche

Cannabis-Produktion in Österreich:

50 bis 250 Tonnen = 125 bis

625 Millionen Konsumeinheiten

Somit konsumiert jede/r

Österreicher/in durchschnittlich

15 bis 74 Joints

Schwarzmarktpreise:

bis 10 Gramm: 7 bis 15 Euro

ab 1 Kilogramm: 3.500 bis 6.000 Euro

Qualität:

Wirkstoffgehalt zwischen 8 und

23 Prozent

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Page 8: Medijuana (Donauinselfest Edition)

noide mehrere Formen von Brustkrebs bekämpfen können. Bei THC wurde gezeigt,dass es die Apoptose in ErbB2-positiven Brustkrebszellen induzieren kann, und somit das Tumorwachstum hemmt. CBD ist bekannt dafür, auf der genetischen Ebene zu arbeiten, es blockiert die Ex-pression des ID-1-Gens und hemmt somit Brustkrebs-Metastasen.

Hochaggressiver Brustkrebs und CBD

Eine neue Studie, welche in der Zeitschrift Molecular Oncology veröffentlicht wurde, hat fest-

gestellt, dass die Cannabis-Verbindung Cannabidiol das Wachstum und die Me-tastasierung von hochaggressivem Brust-krebs hemmt.

„Die Anti-Tumor-Rolle und die Me-chanismen von Cannabidiol (CBD), einer nicht-psychotropen Cannabinoid-Verbin-dung, sind nicht ausreichend untersucht, vor allem bei Triple-negativem Brust-krebs (TNBC)“, sagen die Forscher, die an der Studie beteiligt sind. „In der vorlie-genden Studie untersuchten wir nun die anti-tumorigene Aktivität von CBD gegen hochaggressive Brustkrebs-Zelllinien ein-schließlich des TNBC-Subtyps.“

Die Forscher kommen zu dem Schluss: „Zusammenfassend zeigt unsere Studie, dass CBD das Wachstum von Brustkrebs und Metastasen durch neuartige Mecha-nismen hemmt, durch die Hemmung der EGF/EGFR-Signalisierung und die Modu-lation der Tumor-Mikroumgebung. Die-se Ergebnisse zeigen auch, dass CBD als eine neue therapeutische Option gese-hen werden kann, um das Wachstum und die Metastasierung von hochaggressiven Brustkrebs-Subtypen mit TNBC zu stop-pen. Hier sind die derzeitigen therapeu-

tischen Möglichkeiten begrenzt und die-se Fälle werden oft mit einer schlechten Prognose und niedriger Überlebensrate assoziiert.“

Frühere Studien zeigten

ähnliche Ergebnisse

Seit Jahren schon haben verschiedene Studien vermuten lassen, dass Cannabi-

aus dem Cannabishandel haben diese Summe bereits überschritten, sodass die Bürger/innen von Colorado berechtigt sind, an den hohen Steuereinnahmen zu partizipieren. Die Parteien sind aller-dings anderer Meinung – weder die De-mokraten noch die Republikaner wollen der Bevölkerung einen Cent zukommen lassen. „Ich glaube, am besten würden wir das Geld aus dem Marihuana für et-was verwenden, das die Bürger wollen“,

Colorado übertrifft sich selbst

Nur schwer kann man bestreiten, dass die Legalisierung in Colo-rado von A bis Z eine Erfolgs-

geschichte ist. Es ist gelungen, den Cannabishandel zu legalisieren und gleichzeitig die Zahl der Gras rauchen-den Teenager, dem Trend der vergange-nen Jahre folgend, weiter zu senken. Die Zahl der Gewaltverbrechen ging eben-falls zurück, der Tourismus wuchs und die Steuereinnahmen übertrafen alle Erwartungen. Denkt man an die Kampa-gne von 2012 zurück, erinnert man sich vielleicht, dass der Plan Verbrauchssteu-ern von 15% auf der Großhandelsebene vorschrieb und die ersten eingenomme-nen 40 Millionen Dollar aus der Lega-lisierung in den Schulbaufonds fließen sollten, der Rest in den Staatssäckel. Nun betrugen die Einnahmen mehr als 50 Millionen Dollar und nach der Erfül-lung seiner Verpflichtungen sieht sich der Staat mit einem unerwarteten Di-lemma konfrontiert. Die Verfassung von Colorado legt nämlich fest, dass den Bürger/innen eine Rückerstattung zu-steht, wenn die Einnahmen ein gewisses Maß übersteigen. Die Steuereinnahmen

sagte zu diesem Thema der Senatsprä-sident der Republikaner, Bill Cadman, der von dem berechtigten Anliegen der Wähler/innen, die das Geld am Liebsten in der eigenen Tasche hätten, nichts hö-ren will. Stattdessen müssen die Bürger/innen von Colorado nun entscheiden, ob mit ihren Steuergeldern ein Vorbeu-gungsprogramm organisiert oder es für die Fortbildung der Polizei verwendet werden soll. Ein schwacher Trost, dass sie ihre Empörung wenigstens legal mit einer frei gewählten Ganjasorte lindern können.

MEDI+GREEN

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Page 9: Medijuana (Donauinselfest Edition)

Arge Canna stellt sich vor

Im Frühjahr dieses Jahres wurde die „Arge Canna – Arbeitsgemeinschaft Cannabis als natürliche, nebenwirkungsarme Arznei“

gegründet. Sie ist eine unabhängige, über-parteiliche Arbeitsgemeinschaft in Österreich, welche sich für die Verwendung von Cannabis als Arzneimittel einsetzt und die Forschung auf dem Feld der medizinischen Verwendung von Cannabinoiden vorantreiben will.

Die Arbeitsgemeinschaft Canna ging aus der Arbeitsgruppe Suchtmittel hervor, die der Piratenpartei angehört. Nachdem sich die-ser Arbeitsgruppe immer mehr Personen an-schlossen, die einer anderen Partei angehörten oder parteilos waren, entschloss sich die Grup-pe, eigenständig zu werden, um parteiunab-hängig agieren zu können.

Die Arge Canna hat es sich zum Ziel ge-setzt, für Österreich passende Regelungen des Einsatzes von medizinischem Cannabis zu er-arbeiten, die vom Standpunkt der derzeitigen Gesetzeslage am realistischsten sind.

Diese Ziele sind vielseitig. Gefordert wird die sofortige Straffreistellung von Besitz und Erzeugung von Cannabis bei Patienten und In-itiativen/Kollektiven von Patienten (Cannabis

MEDI+GREEN

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Social Clubs. Es soll erreicht werden, dass die Kostenübernahmepraxis der Krankenkassen für Cannabinoidarzneien verbessert wird und dass Cannabisblüten über die Apotheken an Patienten abgegeben werden. Der letzte Punkt könnte eigentlich schnell umgesetzt werden, da bereits die AGES in Österreich medizini-sches Cannabis erzeugt, welches jetzt noch über den Arzneimittelhersteller Bionorica zu Dronabinol (THC) verarbeitet wird. Die ArgeCanna arbeitet auch als Informationsquelle für Patienten und Interessierte; sie stellt laufend Anfragen an Minister und Politiker, bringt Broschüren und Folder heraus, sammelt wis-senschaftlich und medizinisch relevante Stu-dien und Publikationen und plant in Zukunft Seminare und Workshops. Auf der Homepage www.arge-canna.at finden sich viele Infor-mationen rund um das Thema medizinisches Cannabis sowie genauere Infos über die Arge Canna selbst!

Page 10: Medijuana (Donauinselfest Edition)

MEDIZIN

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Zwischen Fakt und Fiktion:

Der CBD-HypeDer CBD-Hype

Cannabidiol (CBD) ist ein

Cannabinoid, dessen

pharmakologische

Effekte derzeit intensiv

erforscht werden – aber

schon heute gibt es viele

Patienten, die CBD

bereits für sich nutzen.

Das führte in letzter

Zeit zu einem gewissen

CBD-Hype, den wir zum

Anlass nahmen, hier

einmal zu versuchen,

die Fakten von der

Fiktion zu trennen und

Wissenswertes über CBD

zusammenzutragen.

im Gegenteil – CBD kann der psychoaktiven Wirkung von THC entgegenwirken. Studi-en haben gezeigt, dass eine Überdosis THC durch die Gabe von zusätzlichem CBD neu-tralisiert werden kann. Der THC-Anteil im Blut bleibt dabei jedoch derselbe. CBD selbst ist nicht bzw. nur sehr gering psychoaktiv und stellt so für viele Patienten eine attrakti-ve Behandlungsoption dar.

Ist CBD in deutschsprachigen Ländern verboten?

Im Gegensatz zu THC ist CBD weder verbo-ten noch genehmigungspflichtig und damit in seiner Reinform in Deutschland (und in Österreich und der Schweiz) völlig legal.

Wie wirkt CBD medizinisch?

Cannabidiol wirkt insbesondere entzündungs-hemmend, da es verhindert, dass der Stoff, der eine Entzündung im Organismus hervor-ruft, überhaupt gebildet werden kann. Bei der Interaktion von CBD mit den Cannabinoid-

Rezeptoren im Körper aktiviert und steigert es im Nervensystem die natürliche Reaktion des Körpers auf Schmerzen, Angst, Stress usw. CBD senkt den Schwellenwert für Krampfan-fälle und hilft so bei der Entkrampfung. In beiden Fällen wirkt CBD präventiv und lin-dert nicht nur die Symptome. Außerdem wirkt CBD auch antibakteriell, vasorelaxierend, im-munsuppressiv, angstlösend und antipsycho-tisch, ohne dabei zu Lethargie oder Dysphorie zu führen. Immer mehr wissenschaftliche und klinische Studien unterstreichen das Potenzi-al von CBD als Behandlungsoption für eine Vielzahl von Krankheitsbildern, einschließ-lich Epilepsie, Tourette-Syndrom, Arthritis, Diabetes, Alkoholismus, Multiple Sklerose, chronische Schmerzen, Antibiotika-resistente Infektionen, Schizophrenie, Posttraumatische Belastungsstörung und andere neurologische Erkrankungen. Die jeweilige Wirkung hängt davon ab, wie hoch der CDB-Anteil des je-weiligen Produkts ist. Ist der CDB-Anteil eher niedrig, wirkt der Stoff eher anregend – ein hoher CDB-Anteil wirkt dagegen eher sedie-rend (beruhigend).

text: Martin Müncheberg

Der Grund, warum Cannabis ein so beliebtes medizinisches Heilmittel ist, sind die darin enthaltenen Wirkstoffe

– jede Sorte enthält ein anderes Verhältnis dieser Wirkstoffe, sodass jede einzelne Can-nabissorte für jeweils andere Bedürfnisse ge-eignet ist. Der Wirkstoff, der für medizinische Nutzer potenziell am interessantesten ist, ist neben THC auch das Cannabinoid, das als Cannabidiol oder abgekürzt CBD bekannt ist. Indica-Sorten enthalten mehr CBD als Sati-va- (inklusive Ruderalis-) Sorten, und die in den weiblichen Blütenständen vorhandenen Konzentrationen von THC und CBD verhal-ten sich antiproportional zueinander. Das Verhältnis von THC zu CBD ist neben der jeweiligen Sorte auch vom gewählten Ernte-zeitpunkt abhängig.

Was genau ist CBD?

CBD ist ein Cannabinoid, das ein breites medizinisches Wirkspektrum hat – aller-dings fühlen sich die Menschen nach CBD-Gebrauch nicht “stoned” oder “high”. Ganz

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Ist CBD medizinisch wertvoller als THC?

Das hängt von dem jeweiligen Patienten und seinem Krankheitsbild ab. Stefan Noelker-Wunderwald ist selbst Cannabispatient und hat sich eingehend mit CBD beschäftigt – aber auch er hat nur für sich selbst die rich-tige Antwort gefunden: “Ich persönlich habe mit THC die deutlich besseren Effekte – aber es gibt natürlich auch Patienten, die selbst sagen, dass sie mit zuviel THC gar nicht gut klarkommen und deutlich bessere Erfahrun-gen mit CBD gemacht haben.”

Verursacht CBD unerwünschte Nebenwirkungen?

CBD kann zu Mundtrockenheit führen und den Appetit reduzieren. Aber CBD macht nicht süchtig und man kann sich damit auch nicht überdosieren.

Wie viel CBD ist in Hanfblüten enthalten?

CBD wird oft in Mengen gefunden, die zwi-schen 0,6 und 1 Prozent schwanken, wobei Sorten mit 0,6 Prozent CBD oder weniger nur eine schwache und die mit 1 Prozent oder mehr eine sehr starke Wirkung zeigen. Auch in Nutzhanf lassen sich relativ hohe CBD-Anteile finden und natürlich ist es möglich,

Sorten mit höheren Werten zu bekommen – einige rein medizinische Sorten, wie die von der CBD-Crew, haben mittlerweile einen CBD-Gehalt von über 6 Prozent.

Was sind die beliebtesten CBD-Cannabissorten?

Der Internetseite Zamnesia.de zufolge sind die beliebtesten CBD-Sorten Shark Shock, CBD Skunkhaze, Royal Highness, CBD Nordle und CBD Medi Haze. Zu diesen Sorten fin-den sich auf Zamnesia.de auch noch weitere Informationen:

Shark Shock ist eine der Kreationen der Züchter der CBD-Crew – mit einem durch-schnittlichen THC-Gehalt von 6,33 Prozent und einem CBD-Gehalt von satten 7,28 Pro-zent, ist Shark Shock eine perfekte Sorte für medizinische Nutzer. Da ihre Herkunft über-wiegend von Indica geprägt ist, wächst Shark Shock mit kleiner Statur, hat eine kurze Blü-tezeit von etwa 8 Wochen und kann um die 400 Gramm pro Quadratmeter einbringen.

CBD Skunkhaze ist das Ergebnis eines Joint Ventures der CBD-Crew und der Züch-ter von Dutch Passion – es ist die gelungene medizinische Weiterentwicklung einer klassi-schen Sorte. CBD Skunkhaze wurde voll auf medizinische Nutzer ausgerichtet und ge-züchtet. Diese Sorte hat ein ausgewogenes Verhältnis der Hauptwirkstoffe von Canna-bis erreicht: 5 Prozent THC und 5 Prozent CBD. Wie der Name schon andeutet, ist CBD Skunkhaze ein Sativa-Indica-Hybrid, die Pflanze wird groß, aber nicht überragend und hat eine Blütezeit von etwa 10 Wochen. Sie kann Erträge im Bereich von 450 Gramm pro Quadratmeter produzieren.

Royal Highness ist Royal Queen Seeds‘ Antwort auf medizinische CBD-Sorten. Ob-

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Page 12: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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MEDIZIN

wohl die spezifischen THC- und CBD-Gehal-te nicht genau bekannt sind, werden beide vom Züchter als sehr hoch angegeben. Royal Highness ist eine Sorte, die im Anbau auch für Anfänger einfach zu handhaben ist. Sie wächst wie eine Indica – klein und robust in der Statur und mit einer Blütezeit von etwa 8 bis 9 Wochen.

CBD Nordle ist eine weitere Sorte, die von den Züchtern der CBD-Crew erschaffen wur-de – und sie hebt die Grenzen vom CBD auf die nächste Stufe, denn sie verfügt über ei-nen getesteten CBD-Gehalt von bis zu 8,97 Prozent, wobei der THC-Gehalt bei 6,43 Pro-zent liegt. Derzeit wird man kaum eine Sorte mit einem höherem CBD-Gehalt finden. CBD Nordle ist eine sehr anfängerfreundliche Sor-te, die mit kleiner Statur wächst, ähnlich ei-nem kleinen Weihnachtsbaum. Sie ist ein von Indica dominierter Hybrid, der um die 8 bis 10 Wochen blüht und bis zu 500 Gramm pro Quadratmeter produzieren kann.

CBD Medi Haze ist eine der neuesten Kre-ationen der CBD-Crew, die mit einem wahn-sinnigen CBD-Gehalt angereichert wurde. Tests haben gezeigt, dass der CBD-Gehalt in dieser Sorte bis zu 8 Prozent erreichen kann, wobei der THC-Gehalt bei nur 4 Prozent liegt. Als von Sativa dominierte Sorte kann CBD Medi Haze recht hoch wachsen. Nach ihrer Blütezeit von 9 bis 10 Wochen kann sie einen Ertrag von 450 bis 550 Gramm pro Quadratmeter einbringen.

Kann CBD auch synthetisch erzeugt werden?

Ja, Cannabidiol wurde erstmals von Raphael Mechoulam und seinem Team in Israel syn-thetisiert. Stefan Noelker-Wunderwald erklärt uns: “Es ist ja so, dass THC durch sechs ver-schiedene Ringe in der chemischen Struktur besteht, die alle geschlossen sind – bei CBD ist dagegen einer der Ringe offen. Insofern ist auch chemisch möglich, aus CBD durch das Schließen des Ringes THC zu gewinnen. So macht das zum Beispiel die THC Farm, die haben auch CBD als Grundstoff genom-men und diesen dann in THC umgewandelt. Anders herum ist das aber wohl noch sehr schwierig. Es stellt sich so dar, als wäre CBD eine chemische Vorstufe von THC.”

Wird CBD weiter erforscht?

Ja, bisher wurden noch längst nicht alle Wirkweisen von CBD erforscht, weshalb wei-tere Studien erforderlich sind, um das vol-le Potenzial des Stoffes zu erforschen. CBD steht zum Beispiel auch im Verdacht, sich positiv auf den Darm auszuwirken. Zudem haben Studien auch neuro-protektive und neurogene Wirkungen von CBD gezeigt, zudem werden derzeit in mehreren akade-mischen Forschungszentren der USA auch

die Anti-Krebs-Eigenschaften von CBD un-tersucht. Dabei wurde festgestellt, dass CBD an die Rezeptoren von Krebszellen andockt und dafür sorgt, dass diese sich selbst zer-stören. Außerdem sorgt Cannabidiol für den Schutz von Nervenzellen im Gehirn. Auch in Israel, Brasilien und Kanada werden derzeit verschiedene CBD-Studien durchgeführt.

Ist der “Hype” um CBD gerechtfertigt?

Dazu gibt es im Internet ganz widersprüch-liche Meinungen – die einen feiern CBD als immer neue Anwendungen hervorbringen-den Wunder-Wirkstoff, andere kritisieren es als Marketing-Werkzeug für Cannabis-

produzenten, die so zu legitimen – weil rauschlosen – Dienstleistern der Gesund-heitsbranche aufsteigen wollen. Stefan No-elker-Wunderwald meint dazu: “Die Nach-frage nach CBD-Produkten steigt zwar, aber ein echter Hype ist das meiner Meinung nach nicht. In den USA ist das vielleicht an-ders – oder auch im Internet. Da explodiert das halt und so findet man zu CBD mitt-lerweile die verschiedensten Produkte und Seiten – ob da immer alles der vollen Wahr-heit entspricht, was dort in Bezug auf CBD behauptet wird, möchte ich nicht beurteilen müssen.”

Auch die Österreicherin Bozi nutzt CBD als Medizin – und sie hat eine ganz eigene Meinung dazu, ob der Hype um CBD ge-rechtfertigt ist: “Gerechtfertigt würde ich es nicht nennen. Ich glaube, es ist eher der Weg, mit dem man heutzutage etwas er-reichen kann. CBD gibt es ja nicht erst seit heute – aber man spricht erst seit Kurzem darüber. Wir möchten ja alle, dass es uns besser geht – aber kämpfen wir um das Recht, dass alle Kranken ihre Medizin be-kommen? Solange wir selbst nicht krank sind – was interessieren uns da die Weh-wehchen der anderen? Ich finde, wir brau-chen die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob wir uns mit Chemie vollpumpen lassen oder alternative Wege der Genesung gehen!”

Vielen Dank an Bozi von FutureGrow und Stefan von HanfZeit für ihre Hilfe bei der Re-cherche zu diesem Artikel.

Page 13: Medijuana (Donauinselfest Edition)
Page 14: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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Patrick (28) wohnt im Burgenland in Österreich.

Er ist seit einem Autounfall vor fast

zehn Jahren querschnittsgelähmt.

Die Lähmung verursacht massive Schmerzen und Spastiken. Patrick kann

seine Leiden mit Cannabinoiden lindern.

Cannabis als Arznei in ÖsterreichWir sprechen mit Patientinnen und Patienten über

ihre Erkrankungen, ihre Erfahrungen mit Cannabis

und die Situation in ÖsterreichMedijuana: Bitte erzähle uns zuerst von

deinen gesundheitlichen Problemen und wie

diese entstanden sind!

Patrick: Ich hatte im Jahr 2005 einen schweren Autounfall. Durch diesen Unfall bin ich querschnittsgelähmt ab TH4 ab-wärts, das resultiert in massiver Spastik und Nervenschmerzen am gesamten Kör-per unterhalb der Läsion. Dazu kommt noch eine Syringomyelievon HW2-HW7, wodurch meine linke Hand taub und im-mer kalt ist, auch verspüre ich da kein kalt/warm-Gefühl und habe 50% weniger Kraft.

MED: Wann und wie bist du auf Cannabis

als Medizin gestoßen?

P: Nach dem Unfall war ich auf Reha. Dort kam ich zu Cannabis, da viele ande-re, die auch auf Reha waren, Cannabis zur Linderung diverser Beschwerden geraucht haben. Da wurde ich neugierig und woll-te es natürlich auch versuchen, wenn das denn wirklich so gut hilft.

So hab ich mir mit einem Patienten ausgemacht, dass wir uns abends etwas abseits der Klink treffen, um Cannabis zu konsumieren. Dieser Abend wird mir im-

mer in Erinnerung bleiben – meine Spas-tik und die Nervenschmerzen waren sofort weg. Ich konnte Abstand nehmen von den Schmerzen.

Das war der Zeitpunkt, wo ich begann, mich mit Cannabis und dessen heilenden Wirkungen zu beschäftigen.

MED: Hast du dir dann gleich Dronabinol

verschreiben lassen oder hast du dich

zunächst über den Schwarzmarkt bzw.

Eigenanbau versorgt?

P: Zum Dronabinol kam ich erst viel später, zumal es zu diesem Zeitpunkt noch nicht verschreibungsfähig war. Ich hab mir zu Hause sechs Pflanzen gezogen, habe mir genau die Sorten ausgesucht, welche laut Beschreibung bei meinen Beschwer-den gut helfen könnten, hab mich gut da-rum gekümmert und dann geerntet. Kurz nach der Ernte standen auch schon die Polizisten mit einem Hausdurchsuchungs-befehl vor meiner Türe.

Mir wurde alles weggenommen (ca. 300 gMedizin, Growequipment, …) und ich musste vor Gericht.

Brisantes Detail am Rande: Ich habe das gesamte Equipment zurückbekommen.

text: Arge Canna

MEDIZIN

Page 15: Medijuana (Donauinselfest Edition)

13

MED: Du bist dann wegen diesem

Eigenanbau auch verurteilt worden …

P: Ja, ich habe zwei Monate bedingt auf drei Jahre bekommen. Als die Verhandlung zu Ende war, wollte mir der Richter noch einen Tipp mitgeben: „Kauf dir dein Can-nabis woanders, bau es in Zukunft nicht selbst an!“ Da dachte ich nur: „Gehts noch?“

MED: Das ist wirklich unverschämt.

Mittlerweile bekommst du aber legal

Dronabinol. Was hilft dir bei deinen

vielfältigen Beschwerden am besten?

P: Ja, mittlerweile schon, es wird auch meistens von der Kasse übernommen, ganz sicher kann ich da aber nie sein, da die Kasse die Übernahme schon einmal stoppen wollte. Aber leider hilft es mir nicht so gut, ich bräuchte ganz bestimmte Cannabis-Sorten und Extrakte. Ich muss selbst mit verschiedenen Sorten herumex-perimentieren können, um zu sehen, was mir hilft. Auch deswegen muss es für Pa-tienten die Möglichkeit des Eigenanbaus geben, damit wir uns selbst bestmöglich versorgen können.

MED: Du würdest also stark davon

profi tieren, wenn du selbst Cannabis –

ausschließlich für deinen medizinischen

Bedarf – anbauen dürftest?

Medizin von Patrick: herkömmliche Tabletten, Dronabinol und CBD-Tropfen Medizin von

P: Absolut. Es ist ja auch eine Kosten-frage und wir Patienten haben in der Regel nun mal sehr wenig Geld zur Verfügung. Der Eigenanbau ist kostengünstig und kann auf unsere Bedürfnisse zugeschnit-ten werden. Da bleibt wenig Spielraum für Diskussionen über den Eigenanbau, meiner Meinung nach.

MED: Du bist ja selbst Gründungsmitglied

der Arge Canna, wie beurteilst du die

Situation in Österreich, wird sich in geraumer

Zeit etwas für die Patienten verbessern?

P: Ich bin stark der Meinung, dass sich im Jahr 2015 etwas ändern wird, da arbei-ten wir als Arge Canna auch gezielt mit di-versen Aktionen dran. Ich denke, es wird zunächst, als erster Schritt, Blüten aus der Apotheke geben. Aber wie ich vorhin schon erwähnt habe, ist der Eigenanbau für uns Patienten notwendig. Ich bin jedenfalls ge-spannt darauf, was sich unsere Politiker im neuen Jahr einfallen lassen werden.

Die Zeichen stehen jedenfalls für uns Patienten sehr gut.

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MEDIZIN

Cannabis und AllergieVon der Nesselsucht zur Asthmabehandlung

THC lässt sich praktisch nicht überdosieren – auch Beschreibungen, die zur

Abschreckung dienen sollen, erkennen an, dass es unmöglich ist, eine tödlich

wirkende Dosis Cannabis zu konsumieren. Aber wie steht es um diejenigen, die –

vielleicht ohne es zu wissen – gegen einen Bestandteil einer Pfl anze allergisch sind

und sie trotzdem zu sich nehmen? In unserem Artikel fassen wir zusammen, was

man über die Verbindung von Cannabis und Allergie wissen sollte.

Obwohl man es nicht überdosieren kann, muss man manchen vom Ma-rihuanagebrauch abraten. Bei einigen

Menschen löst das THC paranoide oder psy-chotische Reaktionen aus. Von ihnen sagen die Jamaikaner, dass “sie keinen Kopf für das Marihuana haben”. Eine andere Gruppe ist jedoch gezwungen, das Cannabis nicht we-gen unangenehmer psychischer Symptome, sondern wegen allergischer Reaktionen zu meiden. Von Cannabis hervorgerufene al-lergische Symptome wurden schon in den 70er Jahren beobachtet, doch einerseits in geringer Zahl, andererseits können wir im Großen und Ganzen wegen des Verbots nur auf anekdotische Schilderungen zurückgrei-fen. Weder ist geklärt, welcher Bestandteil

des Cannabis für die allergischen Reaktionen verantwortlich ist, noch, warum einige Leute empfindlicher auf diese Bestandteile reagie-ren. Die Berichte unterscheiden jedenfalls Reaktionen, die beim Rauchen, dem oralen Konsum, dem Einatmen der Pollen bezie-hungsweise beim Berühren der Pflanze auf-treten.

Pollen ante portas

Meist sind nicht die psychoaktiven Bestand-teile des Cannabis, sondern der Blütenstaub der männlichen Pflanzen für die allergischen Reaktionen verantwortlich. Diese finden sich sowohl bei den veredelten als auch bei wild wachsenden Pflanzen. Kompliziert wird das

Bild dadurch, dass in der Umgangsspra-che der Wilde Hanf oft mit der Ambrosia verwechselt wird, deren allergene Wirkung ungleich stärker ist, daher sind die Fallbe-richte oft irreführend. Gegen Hanfpollen empfindliche Menschen berichten meistens von Juckreiz, Nesselfieber, allergischem Schnupfen und allergischen Bindegewebs-entzündungen, die bei vielen auch durch Berührung ausgelöst werden. Eine Unter-suchung aus Arizona, in den 80er Jahren erstellt, fand heraus, dass bei 70% der Per-sonen, die an atopischer Dermatitis leiden, der Hauttest auf Cannabispollen positiv ausfällt. Außerdem wurden Fälle bekannt, in denen die Allergie erst nach langjährigem Gebrauch oder der regelmäßigen Beschäf-

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tigung mit Marihuanapflanzen auftrat. In mehreren Fällen erkrankten Mitarbeiter von Forschungszentren, die Cannabispflanzen anbauen und vorher jahrelang symptomlos die Pflanzen gepflegt hatten. Ed Rosenthal,Autor von zahllosen Büchern über den Hanfanbau, berichtet von einem Fall, woein geübter Züchter von einem Tag auf den anderen allergische Hautreaktionen an sich selbst feststellte, und zwar in der Nähe von Cannabispflanzen und getrockneten Blüten-ständen, während er beim Konsum nichts dergleichen gespürt hatte. Bei ihm beseitig-ten Allergiepräparate aus der Apotheke die Symptome. Da in einigen Fälle Gärtnereien, die nur weibliche Pflanzen anbauen, betrof-fen waren, ist es wahrscheinlich, dass außer dem Pollen auch andere Bestandteile die Ir-ritationen auslösen können. Die eindeutige Identifikation der allergenen Stoffe bereitet gegenwärtig noch große Schwierigkeiten, doch verfügen die Allergologen über Mittel, die Typen der Pollenallergien zu erkennen, die sie, ähnlich wie andere Allergien auch, behandeln können.

In Rauch aufgegangen

Auch vom Rauchen der Marihuanablüten-stände sind Reaktionen bekannt, die mit Schnupfen, Asthma, Nesselfieber, Haut- und Schleimhautreizungen oder aber mit Reizun-gen der Atemwege einhergehen. Im Falle des Cannabisrauchens kann die Allergie von den Pollen und auch von dem psychoakti-ven Hauptstoff, dem THC, ausgelöst werden. 2012 wurde eine Untersuchung mit 17 Teil-nehmern veröffentlicht. Die Testpersonen berichteten über beim Rauchen auftretende allergische Symptome, die auch ein Hauttest mit Cannabistinktur bei allen bestätigte. Die Forschung ging nicht über die reine Feststel-lung hinaus und lieferte keine Details, mit welchen Methoden die beobachteten Symp-tome zu behandeln wären. Obwohl die Mei-nung vertreten wird, dass die Immuntherapie bei Allergie durch Rauchen von Cannabisblü-

ten wirken könnte, wurde diese Möglichkeit von der Wissenschaft noch nicht eingehend geprüft. Allergien durch Rauchen können auch durch Verunreinigung, typischerwei-se Schimmel oder Pilze, verursacht werden. Nach den Angaben über Schimmel ruft dieser die Atemwegsreizung APPA hervor, außerdem Lungenentzündungen, allergi-schen Schnupfen und Asthma. Das Rauchen von pilzbefallenen Blüten kann Bronchial-krämpfe verursachen; der ständige Kontakt mit Pflanzen, die von dem Pilz Histoplasma capsulatum befallen sind, tuberkuloseartige Symptome.

In Speisen zu sich genommen

Jenseits des Ozeans erfreut sich der Canna-biskonsum in Speisen immer größerer Be-liebtheit, mehrfach hört man, dass zur Mei-dung der Gesundheitsrisiken durch Rauchen und des länger andauernden Genusses das Rauchen in der Zigarette oder Pfeife bald der Vergangenheit angehören wird. Der Kon-sum von Marihuana in Gebäck oder anderen Speisen scheint auch hinsichtlich von Rei-

text: Jack Pot

zungen vorzuziehen zu sein, denn hier sind allergische Reaktionen weniger charakteris-tisch – es gibt Angaben, dass es gelegentlich zu Nesselfieber und Ödemen kommt. Gleich-zeitig kann der Konsum von Space Cakes mit anderen Speisen – beispielsweise mit Apriko-sen und Tomaten – wie andere Pollen-Ge-müse-Kombinationen bei dafür empfindli-chen Personen Kreuzreaktionen hervorrufen. Die Behandlungsmethode ist in diesem Fall die gleiche wie bei anderen Lebensmittelal-lergien, und nach der Feststellung der kriti-schen Kombination sind ähnliche Fälle leicht zu vermeiden. Eine besondere Kategorie istder Gebrauch der auch hierzulande erhältli-chen Hanfproteine, der zu Erbrechen führen kann. Der sicherste Weg für die Betroffenen ist, Produkte, die Hanfproteine enthalten, zu meiden.

Gegen Hautreizungen und Ekzeme

Es muss noch einmal betont werden, dass Hanfallergien weniger verbreitet sind als Al-lergien gegen Ambrosia oder Haselnüsse und dass sie gewöhnlich leichte Symptome auf-weisen, die mit traditionellen Therapien gut zu behandeln sind. Die Forscher entdecken immer mehr Fälle, in denen das Cannabis ein geeignetes Mittel zur Allergiebehand-lung sein kann. 2007 stellten Mitarbeiter der Bonner Universität fest, dass eine Gruppe von Mäusen, die über einen niedrigen Endo-cannabinoidspiegel verfügten, Nickelallergie an ihren Identifizierungsmarken im Ohr auf-wiesen. Der Forschungsleiter Andreas Zim-mer behandelte die betroffenen Hautpartien mit 30μg synthetischem THC, woraufhin die Reizung um die Hälfte zurückging. Die Un-tersuchung legt die Möglichkeit nahe, dass gegen Ekzeme und Asthma, das sich bei einem niedrigen Endocannabinoidspiegel entwickelt, THC eine wirkungsvolle Therapie sein könnte. Die Behandlung von Asthma mit Cannabis kann nicht mehr als Neuigkeit betrachtet werden, denn Dr. Donald Tash-kin zeigte schon 1974 auf, dass gerauchtes Marihuana oder oral genommenes THC nach zwei Stunden die asthmatischen Sympto-me bedeutend verringert. Natürlich ist bei Asthma zu beachten, dass der Konsum mit dem Vaporisator oder dem THC-Aerosol eine sicherere Methode ist als das Rauchen des Grases mit Tabak gemischt. Dank der Ver-breitung des medizinischen Gebrauchs von Cannabis und der verbesserten Forschungs-bedingungen infolge der Legalisierung gibt es gute Chancen, dass sich Cannabis von heilender Wirkung für noch andere Gruppen von Allergiesysmptomen erweisen wird.

Page 18: Medijuana (Donauinselfest Edition)

MEDIZIN

Medijuana: Roman, wie bist du zum Cannabis

gekommen?

Roman Meidlinger: Wie jeden anderen hat auch mich ein Freund zum ersten Joint ein-geladen. Ich war direkt überrascht, dass das eine Blume ist, also etwas ganz Natürliches. Das war in den 80ern. Als gelernter Kfz-Me-chaniker faszinierte mich aber von Anbeginn die Technik beim Anbau.

MED: Die Technik hat auch dazu

beigetragen, dass sich der Markt in Österreich

verschoben hat. Früher wurde das Gras aus

Holland importiert. Wo kommt es heute her?

RM: Ich denke, der Großteil der Hanf-User versorgt sich heute bereits selbst. Besonders wichtig erscheint mir, dass sich Patienten selbst mit ihrer Medizin versorgen können. Wir geben Cannabispatienten 20 Prozent Rabatt, und dieser Kundenstamm explodiert förmlich. Um das weiter zu fördern, werden wir beim Donauinselfest ausschließlich Pati-enten ein „Extremangebot“ für ein komplet-tes Grow-Set anbieten, weil mir diese Grup-pe, die ihr Cannabis wirklich benötigt, ganz besonders am Herzen liegt.

MED: Kannst du uns etwas über die

jüngsten Entwicklungen bei Medical Cannabis

sagen?

RM: Der Rohstoff für Medizinproduktesoll unter gleichbleibenden Bedinungen produziert werden, damit man immer eine konstante Wirkstoffkonzentration hat. Mit dem Eigenanbau im Zelt ist das nicht mehr vergleichbar. Der medizinische Anbau soll-te einen gewissen Standard haben. Wer das nicht selber leisten kann oder will, soll die Möglichkeit haben, medizinische Cannabis-produkte in der Apotheke zu kaufen.

MED: Wie unterscheiden sich die

Anforderungen eines Medical Growers im

Vergleich zum Cash Cropper? Welche Tipps hat

der Profi für den Heilmittel-User?

RM: Wir empfehlen Patienten, mit Saat-gut zu arbeiten, damit sie auch sicher sein

Roman Meidlinger eröffnete Anfang 2013 in Wien-Liesing den Growshop

Future Grow. Seither avancierte Future Grow zum bedeutendsten Großhändler vor

allem für den Profi -Gärtner. Als Betreuer einiger Produktionsanlagen für

medizinisches Cannabis in Europa ist für Roman die technische und

wissenschaftliche Weiterentwicklung der Cannabisproduktion noch lange nicht

abgeschlossen. Beim Donauinselfest präsentierte Future Grow bei der FM4-Planet-

Music-Bühne erstmals einer großen Öffentlichkeit Medical Cannabis und dessen

Vorteile. Medijuana sprach mit dem ambitionierten Unternehmer.

Growing for medicineDie medizinische Qualität ist anders

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Roman Meidlinger

Page 19: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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text: Toni Straka

können, die Sorte zu haben, die sie für ihre Krankheit brauchen. Der Anbaubereich sollte bei medizinischer Verwendung extrem sau-ber gehalten werden. Ebenso wichtig sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit für ein ein-wandfreies und unbelastetes Endprodukt.

MED: Die aktuelle Bürgerinitiative fordert

ein sehr breites Legalisierungsmodell. Welchen

Weg siehst du, dass Patient/innen legal zu

ihrem Heilmittel kommen können?

RM: Am schnellsten und einfachsten wäre eine Freigabe des Eigenanbaus und damit die Entkriminalisierung jener, die das Medika-ment ihrer Wahl einnehmen. (Die Arge Canna sammelt zusammen mit dem Hanf-Institut Unterschriften für eine weitere parlamentari-sche Bürgerinitiative mit diesem Inhalt. Anm. d. Red.)

MED: Rauchen ist immer mehr out. Wie

konsumieren Patient/innen ihr Cannabis?

RM: Zur Zeit erhöht sich der Absatz bei den verschiedenen Vaporizer. Der Trend geht aber langfristig eindeutig zur oralen Aufnah-me, weil da genau dosiert werden kann und die Wirkstoffe zu 100 Prozent vom Körper aufgenommen werden. In den USA geht der Trend zu essbaren Cannabisextrakten.

MED: Also Cannabis in Pillenform?

RM: Ja, weil da der Patient ganz genau weiß, was er bekommt. Jede Krankheit erfor-dert eine andere Zusammensetzung der ein-

zelnen Cannabinoide; da werden standardi-sierte Medikamente auf den Markt kommen. Rauchen ist vielleicht für Schmerzpatienten wegen der raschen Wirkung geeignet, aber alle anderen werden ihr Cannabis schadstoff-frei konsumieren. So sehe ich das auch bei den meisten Patienten, die ich kenne. Zurzeit wird zudem an Zerstäubern gearbeitet, die so rasch wie gerauchtes Cannabis wirken.

MED: Future Grow ist in diesem Jahr

Hauptsponsor der FM4-Planet-Music-Bühne

beim Donauinselfest. Wie bist du auf die Idee

gekommen, Medical Cannabis einer so großen

Öffentlichkeit zu präsentieren?

RM: Ich denke, dass es wichtig ist, auch außerhalb der „Hanfszene“ den Bürgern die neuesten Informationen über die positiven Entwicklungen betreffend Medical-Hanf zugänglich zu machen. Das sollte die Ak-zeptanz für diese Heilpflanze eigentlich mit-telfristig erhöhen. Dass wir bei der größten Party Europas eine so tragende Rolle einneh-men, zeigt zumindest mir, dass die Politik schon erkannt hat, dass sich die Kriminalisie-rung von Menschen, die sich mit einer Pflan-ze heilen oder ihre Schmerzen lindern wol-len, nicht mehr lange fortsetzen lässt.

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Erfolge bei der Epilepsiebehandlung

teil des Cannabis, an dem in jüngster Zeit die Wissenschaft gesteigertes Interesse zeigt. Die Studie schloss 213 Personen ein, die an zwölf verschiedenen Typen Epilepsie leiden, unter anderen am Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom. Während der zwölfwöchigen Un-

tersuchung reduzierte sich die Häufigkeit der Anfälle im Durchschnitt um 54 Prozent. Ins-gesamt 6 Prozent der Untersuchten klagten über Nebenwirkungen: Schläfrigkeit, Müdig-keit, Durchfall und verstärkten Appetit. Orrin Devinsky, Epilepsiespezialist und Leiter der Studie, sagte, dass diese frühen Ergebnisse eine größere Anzahl von placebokontrollier-ten Blindstudien erforderten, um ein genau-eres Bild von der Wirksamkeit des CBD zu ge-winnen. „Bisher sind wenige Untersuchungen über dieses Marihuanaextrakt entstanden. Die Ergebnisse lassen mit großem Interesse rech-nen, hauptsächlich bei Eltern und Kindern, die Hilfe gegen die schwächenden Anfälle su-chen“, sagte Devinsky.

Immer mehr Menschen versuchen, parallel zum CBD-Konzentrat Cannabissorten mit ho-hem Cannabidiol- und geringem THC-Gehalt anzuwenden. Auf deren Wirkung hatte der Fall der kleinen Charlotte Figi aufmerksam gemacht, bei der es gelang, mehrere Hundert Epilepsieanfälle pro Woche auf zwei bis drei pro Monat zu reduzieren. Die nach ihr be-nannte Cannabissorte Charlotte‘s Web, mit ei-nem Verhältnis von CBD zu THC von 30:1, wird bei Epileptikern immer beliebter. In Staaten, in denen der medizinische Cannabisgebrauch noch nicht gestattet ist, bieten CBD-Extrakte wie Epidolex – nach den Vorabergebnissen zu urteilen – eine geeignete Alternative.

Im April wurden vorab einige Ergebnisse der Experimente von GW Pharmaceuticals mit CBD, die noch im Gange sind, veröf-

fentlicht. Das unter dem Namen Epidiolex vertriebene Produkt enthält reines CBD (Can-nabidiol), den nicht-psychoaktiven Bestand-

ihrer Erkrankung zum Teil einen hohen Be-darf an Cannabis. Den Patient/innen sollte es ferner gestattet sein, Extrakte und Lebens-mittel aus und mit Cannabis herzustellen.

Des Weiteren soll es für Patient/innen, die nicht selbst anbauen können oder wol-len, bzw. die mehr medizinisches Cannabis

benötigen als sie selbst herstellen können, möglich sein, sich in Vereinen (nach dem Prinzip der Cannabis Social Clubs) zu orga-nisieren und ihr Cannabis non-profit und gemeinschaftlich zu erzeugen und abzu-geben. Cannabis Social Clubs bestehen aus Mitgliedern (Patient/innen), die den Anbau einer begrenzten Menge Cannabis für ihren Eigenbedarf organisieren. Dadurch wird ein geschlossener Kreislauf zwischen Erzeugern und Patient/innen geschaffen, der bestimm-te Voraussetzungen hinsichtlich Gesundheit, Sicherheit, Transparenz und Rechenschafts-pflicht erfüllt. Hierfür müssten die gesetzli-chen Rahmenbedingungen erst geschaffen werden.

Zusätzlich wäre eine staatliche Abga-be über Apotheken aus der Produktion der AGES nach ärztlicher Verordnung an Pati-ent/innen zu gewährleisten. Die AGES pro-duziert bereits, rechtlich gedeckt, Cannabis in Österreich. Dies stellt eine gute Methode zur Versorgung von kranken Menschen (vor allem Geriatrie- und Palliativpatienten) mit sauberem medizinischem Cannabis dar.

Eine völlige Liberalisierung des Handels mit Cannabis unter staatlicher Kontrolle nach dem Vorbild von Colorado, Washing-ton, Alaska oder Uruguay wäre ein weiterer möglicher Weg, um Patient/innen zu versor-gen.

Das simpelste Konzept, um eine Versorgung der Patient/innen zu gewährleisten, ist es, ihnen zu er-

lauben, ihren Arzneihanf selbst zu züchten. Hierbei dürfen keine zu niedrigen Grenzen bei Pflanzenmenge oder Erntemenge gesetzt werden, denn Patient/innen haben aufgrund

Sinnvolle Modelle zur Abgabe von

medizinischem Cannabis in Österreich?

MEDI+GREEN

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Page 22: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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Hanf mit Herz Hanf mit Herz

und Hirnund HirnNeue Cannabis Social Clubs Neue Cannabis Social Clubs

in Österreichin Österreich

In Österreich gründen

sich immer mehr

Cannabis Social Clubs

mit dem Ziel, die

Bevölkerung über

Cannabis aufzuklären

– denn mehr lässt das

österreichische Recht

im Augenblick nicht zu.

Dabei steht eigentlich

auch die medizinische

Versorgung von

Patienten mit

Hanfblüten in den

Statuten der als Verein

gegründeten CSCs – und

häufi g auch eine

vollständige

Legalisierung der uralten

Nutzpfl anze. Wir

sprachen mit Geri

Wagner – Vorsitzender

des Cannabis Social Club

Wiener Neustadt.

Medijuana: Wann und wie wurde der CSC

Wiener Neustadt gegründet?

Geri Wagner: Im Prinzip hat alles im März diesen Jahres begonnen, als ich einen Fern-sehbeitrag über den Cannabis Social Club in Salzburg gesehen habe. Ich hatte diesen Beitrag nur kurz auf meinem Handy gesehen und bin dann nach Hause gekommen, zu meiner Frau, und habe gesagt: „Schatz, so etwas machen wir jetzt auch!“ Als Diplom-Krankenpfleger und erklärter Pharma-Gegner lehne ich die meisten Medikamente in Tab-lettenform ab und versuche lieber, natürliche Alternativen zu finden. Schließlich sehe ich tagtäglich bei meiner Arbeit im Krankenhaus, wie die Patienten mit Pharmazeutika vollge-pumpt werden – also habe ich damit be-gonnen, jede Menge Infos über Cannabis als Medizin zu sammeln, ein Team zusammen-zustellen und mich mit den anderen CSCs in Österreich in Verbindung zu setzen, die gera-de im Aufbau waren. Anfang Juli haben wir dann im Laufe einer Woche unseren eigenen CSC ganz offiziell als Verein gegründet – von nun an treffen wir uns einmal im Monat und besprechen die nächsten Aktionen oder bil-den uns selbst erstmal weiter – zum Beispiel

über die Funktionsweise des Endocannabi-noid-Systems oder diverse andere Themen. Auf diesen Treffen geht es aber auch um so-ziale Kontakte und gegenseitigen Austausch– wir haben zu fünft begonnen und die An-zahl der Leute, die unseren CSC voranbrin-gen wollen, wächst stetig.

MED: Sind Cannabisblüten für dich

eigentlich die einzige natürliche Alternative

zu Pharmazeutika oder würdest du auch

Präparate wie Sativex oder Dronabinol

empfehlen?

GW: Bei der derzeitigen Gesetzeslage und der Möglichkeit einer Kostenübernah-me durch die Krankenkassen finde ich sol-che Präparate zurzeit gar nicht so schlecht – schließlich gibt es in Österreich bisher noch nicht so wie in Deutschland die Möglichkeit, natürliche Cannabisblüten aus der Apotheke zu beziehen. Da sind dann solche Präpara-te die einzige Möglichkeit, etwas Cannabis-Ähnliches verschrieben zu bekommen. Aber das ist für mich nicht die Zukunft, denn da sehe ich ganz klar die natürliche Pflanze im Vordergrund, da sie viel kostengünstiger her-zustellen ist und ein viel breiteres Wirkspek-trum aufweist. Deshalb haben wir ja unseren

CSC gegründet: Um all den Patienten helfen zu können, die sich solche teuren Präparate einfach nicht leisten können – und um der Pharmaindustrie endlich mal Paroli bieten zu können.

MED: Euer CSC ist ja als Verein gegründet

worden, der über Cannabis als Medizin

aufklären will – wie macht ihr das konkret?

GW: Wir wollen den Menschen ja nicht nur Informationen über Cannabis als Medizin näherbringen, sondern auch über Cannabis als vielseitigem Rohstoff informieren – kon-kret bedeutet das, dass wir auf allen mögli-chen Messen dabei sind, Flyer produzieren und verteilen oder auch selbst Veranstaltun-gen organisieren. So fahren wir auch schon mal in dieses oder jenes Hanf-Tal und schau-en uns dort an, wie da zumindest schon der Hanf als THC-armer Rohstoff wächst. Na-türlich findet man hier keine Menschen, die noch nichts über Hanf wissen – dabei geht es ja darum, genau die zu erreichen. Deshalb sind wir auch sehr aktiv im Internet – zum Beispiel auf Facebook oder Twitter. Und na-türlich nehmen wir auch jede Möglichkeit wahr, unsere Botschaft durch die Medien zu transportieren. In unseren Statuten steht

CANNA+GLOBE

Page 23: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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Internetaktivitäten, die Gestaltung von Fly-ern und anderen Infomaterialien usw. Diese Fachabteilungen stehen dann jedem CSC zur Verfügung, sodass nicht jeder Club die glei-che Arbeit doppelt oder dreifach leistet.

MED: Arbeitest du und andere CSC-

Aktivisten eigentlich alle ehrenamtlich?

GW: Bei uns arbeiten alle ehrenamtlich und entstehende Kosten begleichen wir bis-her noch komplett aus unserer eigenen Ta-sche – wenn unsere Statuten noch einmal überarbeitet worden sind, werden wir auch die ersten Mitgliederanträge herausgeben können, woraufhin dann auch erste Mit-gliedsbeiträge reinkommen, mit denen man dann arbeiten kann.

MED: Wie hoch ist denn so ein

Mitgliedsbeitrag in eurem CSC?

GW: Der beträgt 50 Euro jährlich – wobei ein Teil davon an den Dachverband geht, der ja auch schon im Vorfeld Flyer und einiges andere für uns gemacht hat.

MED: Glaubst du, dass sich auch in

Österreich bald etwas ändern wird und ihr

dann nicht nur über Cannabis aufklären könnt?

GW: Da sich in Österreich in Sachen Le-galisierung im Augenblick sehr viel tut und selbst die sozialistische Jugend und Teile der SPÖ darauf setzen, bin ich schon recht optimistisch, dass es nicht mehr allzu lange dauert. Im nächsten Jahr sind Wahlen, und dann werden wir ja sehen, ob manche der im Wahlkampf gemachten Versprechen tat-sächlich umgesetzt werden. Wir bereiten uns aber schon mal darauf vor, ab dem nächsten Jahr die Medizinalhanfversorgung vieler Pa-tienten übernehmen zu können.

text: Markus Berger

MED: In Graz hat sich auch schon ein CSC

gegründet – steht ihr mit diesem und vielleicht

auch mit anderen österreichischen CSCs in

Verbindung?

GW: Ja, neben Salzburg und Graz gibt es auch schon CSCs in Wien, Linz, Kärnten und Tirol. Wir arbeiten alle zusammen und planen jetzt auch ein CSC-Aktivistentreffen – das alles unter dem Dachverband Legal Europe. Insofern nehmen wir auch an internationa-len Aktionen wie den GMMs teil. Außerdem haben wir nun über Legalize!Europe auch damit begonnen, verschiedene Fachabtei-lungen zu bilden – für die Pressebetreuung,

ebenfalls, dass wir uns auch mit dem Anbau, der Aufzucht und der Weiterverarbeitung von Medizinalhanf beschäftigen werden, so-bald das legal möglich sein wird. Aber damit das möglich wird, müssen wir erstmal noch fleißig Aufklärungsarbeit leisten. Schließlich sind wir kein Kifferverein – was immer noch viele denken – wir setzen uns zwar auch für eine Legalisierung ein, an erster Stelle steht bei uns jedoch die medizinische Versorgung der Patienten. Nach dem Motto: Hanf mit Herz und Hirn.

MED: Gibt es denn in Österreich

zumindest die theoretische Möglichkeit einer

Ausnahmegenehmigung für den Anbau von

Medizinalhanf?

GW: Leider ist das gerichtliche Erstrei-ten einer Anbaugenehmigung in Österreich eher schwierig – hier muss man einen be-schwerlichen Weg über die Ministerien ge-hen, Gerichte können hier so etwas gar nicht entscheiden. Was aber möglich sein könn-te, wäre eine Anbaugenehmigung im Rah-men einer Studie, die sich zum Beispiel mit den Wirkungen von natürlichem Hanf im Vergleich zu beispielsweise Dronabinol be-schäftigt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass fast jeder, der in Österreich Dronabinol ver-schrieben bekommt, auch irgendwo ein paar Hanfpflanzen anbaut – das ist auch genau der Grund, warum sich derzeit noch nicht so viele Patienten in die Öffentlichkeit wagen. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis wir tatsächlich Cannabis für medizini-sche Zwecke anbauen und verteilen können – aber wir bemerken schon heute, dass wir immer mehr Zustimmung erhalten, wenn wir über Hanf als Medizin aufklären.

Page 24: Medijuana (Donauinselfest Edition)

Bei einer Verkehrskontrolle der Polizei hatte Ralf Hermann im März 2010 ganz offen zugegeben, dass er aus

medizinischen Gründen Cannabis verwende. Eine medizinisch-psychologische Untersu-chung bestätigte seine Aussage. Es war zu klären, ob die bei Herrn Hermann diagnos-tizierte Krankheit ADHS (Aufmerksamkeits-defizit-/Hyperaktivitätsstörung) wirklich die Einnahme einer Medikation auf Cannabis-basis (Dronabinol) erfordert und wie sie sich mit dem Autofahren verträgt.

Die erwähnte Untersuchung beruft sich auf ein früheres allgemein-ärztliches Gut-achten vom Januar 2012, in dem es heißt, dass bei dem Kranken Cannabisgebrauch, beziehungsweise die Einnahme von Heil-mitteln auf Cannabisbasis, für die Therapie angezeigt sei, da das Cannabis bislang das einzig bekannte wirksame Mittel darstelle. Eine ärztlich begleitete Selbsttherapie mit Cannabis ist nach § 3 Abs. 2 BtMG möglich, wenn es sich unzweifelhaft um eine ärztli-che Anwendung handelt.

In dem Gutachten heißt es unter ande-rem, dass Herr Hermann im Sinne des Be-täubungsmittelgesetzes kein Rauschgift konsumiert hat. Weiterhin stellt es fest, dass

Die Legalisierung warf in Colorado und Washin

gton viele Fragen auf, die früher nur einen Teil der

Therapiepatienten betrafen und deshalb keine

große Aufmerksamkeit erhielten. Eine Frage betrifft

den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und

Autofahren – gleichgültig, ob zu therapeutischen

Zwecken oder zur Entspannung konsumiert wurde.

Cannabispatienten konnten bisher ziemlich schnell

ihren Führerschein verlieren, während bei ande-

ren Autofahrern viel stärkere Beruhigungsmittel

im Handschuhfach lagen. Es gibt aber auch einige

Kranke, die ihren Führerschein trotz medizinisch

bedingtem Cannabiskonsum behalten dürfen bzw.

zurückerhalten haben. Diese Fälle bilden allerdings

eher die Ausnahme als die Regel – bisher.

Cannabis und FührerscheinAutofahren in verändertem Bewusstseinszustand Autofahren in verändertem Bewusstseinszustand

MEDIZIN

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Page 25: Medijuana (Donauinselfest Edition)

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Bei der dritten Versuchsperson, der 27-jäh-rigen Cannabispatientin Addy, wurde ein dreifach erhöhter THC-Spiegel festgestellt, als sie auf das Testgelände kam. Addy kon-sumiert regelmäßig, bei ihr wurden 15,9 Nanogramm THC festgestellt (die erlaubte Grenze liegt bei 5 Nanogramm). Sie hatte schon vor dem Test Cannabis geraucht und fühlte sich daher nach dem Konsum von 0,3 Gramm immer noch ganz normal. Ob-wohl sie eine Konzentration von 36,7 Na-nogramm THC in ihrem Organismus hatte (das Siebenfache der in Washington gegen-wärtig erlaubten Menge), schnitt sie in der ersten Runde am besten ab. Der begleitende Fahrlehrer Mike Jackson erklärte danach, es sei trotz ihres Konsums ganz gut gegangen. Auch Dylan hatte keine Schwierigkeiten in der ersten Runde, obwohl das THC in sei-nem Körper sich von 0 auf 26 Nanogramm erhöht hatte. Einzige Nebenwirkung: Er hatte Spaß am Autofahren. Jeff dagegen fuhr mit (für ihn ungewohnten) 21,7 Nano-gramm viel vorsichtiger und damit langsa-mer als sonst. Abgesehen davon, bewältigte auch Jeff die Strecke ohne nennenswerte Fehler.

Danach bekamen alle drei Probanden noch einmal 0,6 Gramm Cannabis – damit hatte jeder fast ein ganzes Gramm konsu-miert. Dylan, der Wochenendkiffer, hatte nun Probleme mit dem Steuern auf der Stre-

cke und bog einmal falsch ab. Einmal musste der Fahrlehrer ihm ins Lenkrad greifen. Die zuschauenden Polizisten bestätigten, dass bei dieser Fahrweise eine Kontrolle fällig wäre. Jeff wiederum war nach einem knap-pen Gramm so berauscht, dass er nur noch extrem langsam fuhr – so langsam, dass er damit ein Verkehrshindernis darstellen und sicherlich auch den Verkehrspolizisten auf-fallen würde. Addy, die, wie gesagt, täglich konsumiert und bisher dynamisch gefahren war und keine Fehler gemacht hatte, war nach weiteren 0,6 Gramm ziemlich zu und erklärte, dass sie sich in diesem Zustand eigentlich gar nicht mehr gerne ans Steuer setzen würde. Dennoch tat sie es wieder – im Interesse des Tests. Ihre Fahrweise wur-de noch dynamischer, sie übersah auch eine Boje, machte aber keine gravierenden Fahr-fehler. Dabei hatte sie jedoch das Gefühl, dass es gefährlich wäre, in diesem Zustand zu fahren. Kein Wunder, dass man nach 1,4 Gramm reinem medizinischem Cannabis nicht ordentlich fahren kann!?

Der Test fand unter Einbeziehung der Po-lizei und fahrtechnischen Sachverständigen im Rahmen der Erstellung von Detailrege-lungen im Zusammenhang mit dem Canna-biskonsum statt und es ist sicher, dass viele der dadurch gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse in die Regelung einfließen wer-den. Wenigstens, was die USA betrifft, ob-

trotz der bestehenden Erkrankung (ADHS) und der damit einhergehenden Medikati-on keine physischen und psychischen Ein-schränkungen vorliegen, die kompensiert werden müssten.

Doch nicht immer enden solche Fälle so gut wie bei Ralf Herrmann (Seine Geschichte erzählt er ausführlicher in einem Interview, das wir mit ihm führten). Häufig hängt die Entscheidung ganz allein von der Sicht-weise des jeweiligen Begutachtungsinstituts ab. Unvoreingenommene Untersuchungen sind eher die Ausnahme.

Nach der letztjährigen Volksabstimmung in Colorado und Washington steht im Zu-sammenhang mit der Ausarbeitung des Re-gelwerks für den Cannabishandel u. a. auch diese Frage auf der Tagesordnung. Wie CNN Anfang diesen Jahres berichtete, wird auch in den USA inzwischen vermehrt die Fahreignung unter Cannabiseinfluss unter-sucht. Auf einem Testgelände des Sheriffs von Thurston County im Bundesstaat Wa-shington durften drei Testpersonen zeigen, wie gut sie unter dem Einfluss von Cannabis ein Auto steuern können. Alle drei bekamen zunächst 0,3 Gramm Cannabis zu rauchen. Der 56-jährige Jeff raucht als gelegentlicher Konsument nur etwa ein Mal im Monat oder noch seltener. In seinem Körper wurde unmittelbar vor dem Test kein THC gefun-den. Jeff war nach dem Joint bereits kräftig berauscht, ähnlich wie der 34-jährige Dylan, der nur an Wochenenden Cannabis konsu-miert und bei dem trotzdem ebenfalls kein THC im Körper festgestellt werden konnte.

Page 26: Medijuana (Donauinselfest Edition)

wohl nicht auszuschließen ist, dass einige europäische Länder in Führerscheinfragen eine ähnliche Richtung einschlagen werden. In Deutschland müssen Cannabispatienten weder Bußgeld noch Fahrverbot oder Punk-te in Flensburg befürchten, da Cannabis hier als verordnete Medizin gilt. Zudem gibt es für THC noch keinen Grenzwert, der auf eine völlige Fahruntauglichkeit schließen ließe. Entsprechend liegt bei einer Einnahme von THC kein Verkehrsverstoß vor, allerdings ist zu berücksichtigen, dass alleine die Tatsache, dass jemand dauerhaft Medikamente ein-nehmen muss, oft schon zu Zweifeln an der grundsätzlichen Fahreignung führt.

Oftmals müssen Betroffene daher auf eigene Kosten ihre Fahreignung überprü-fen lassen. Falls es dann zu einem Unfall kommt, wird die Sache noch komplizier-ter. Wird im Zuge einer Unfallaufnahme bei einem Unfallbeteiligten THC im Blut nachgewiesen, ist die Polizei verpflichtet, ein Strafermittlungsverfahren einzuleiten. Dabei droht der zeitweise Entzug der Fahr-erlaubnis. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, einen Sachverständigen hinzuzuzie-hen, denn im Strafverfahren muss der Pa-tient später darlegen, dass der Unfall nicht mit seinem THC-Konsum zusammenhängt und nicht in dessen Folge geschehen ist.

Früher fehlte den Konsumenten von the-rapeutischem Cannabis eine Stellungnahme ähnlich dem Urteil im Falle Ralf Hermann, auf das sie sich bei der Beurteilung ihres eigenen, konkreten Falles berufen können, sodass diese Rechtsfälle bisher mangels ei-nes Präzedenzurteils von den für die Ge-nehmigung zuständigen Behörden einzeln

geprüft und entschieden wurden. Daher sollten Cannabispatienten bei einer Ver-kehrsteilnahme nach Möglichkeit immer das Rezept bzw. die Ausnahmegenehmigung zur medizinischen Verwendung von Canna-bis mit dabei haben, um es ggf. vorzeigen zu können. Bei einer routinemäßigen Ver-kehrs- oder Drogenkontrolle sollte ein Urin-test mit dem Verweis auf eine vorliegende medizinische Einnahme von Cannabis ver-weigert werden. Eine Blutprobe ist in dieser Situation jedoch unausweichlich. Nach einer Straßenrazzia ist leider mit weiteren Verfah-ren, ja sogar mit einer Hausdurchsuchung zu rechnen.

Nach Ansicht von Rechtsvertretern sollte man vor Ort keine Angaben zur Einnahme-häufigkeit oder Dosierung machen. Auch sollte das Medikament danach nicht eigen-ständig abgesetzt werden, da dies ja wie-derum die medizinische Indikation infrage stellen würde.

text: Müncheberg – Holland

MEDIZIN

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CANNA+GLOBE

HanfkosmetikaWunder aus Hanföl zum Schutz

der Haut und der Gesundheit

text: Sarah Klos

Produkte auf Hanfbasis enthalten meist außer dem Hanföl keine anderen Teile der Pflanze. Die antibakterielle,

entzündungshemmende und das Immunsys-tem stärkende Wirkung des Hanföls ist wis-senschaftlich bewiesen. Es regeneriert und vitalisiert die Haut, erhöht ihre Elastizität und verjüngt sie. Die Haut wird intensiv mit Feuchtigkeit versorgt und erhält einen seidi-gen Glanz.

Die Vorzüge kosmetischer Produkte auf Hanfbasis

Kosmetische Produkte auf Hanfbasis haben gegenüber herkömmlichen Produkten zahl-reiche Vorzüge. Der Großteil der Grundstoffe entstammt biologischem Anbau, der unter strengen Qualitätskontrollen stattfindet. Da-her sind die meisten Kosmetika auf Hanfba-sis ziemlich teuer. Langfristig lohnt sich aber die Ausgabe – Anwender/innen berichten schon nach Gebrauch ausgesprochen gerin-ger Mengen von sichtbaren Verbesserungen ihrer Haut.

Nicht zu unterschätzen ist der Vorzug, dass diese Kosmetika absolut keine schäd-lichen Nebenwirkungen haben. Das kann wichtig sein für Menschen, die an chroni-schen Hautkrankheiten leiden und ihnen eine Alternative neben oder statt der me-dizinischen Behandlung bieten. Die haut-verjüngende Wirkung von durch die Haut aufgesogenen Steroiden ist durch klinische Experimente belegt. Es überrascht nicht, dass viele Patient/innen mit Ekzemen und Schuppenflechten alternative Heilmethoden suchen, um die Behandlung mit Medika-

menten zu ergänzen oder sie vollkommen abzulösen.

Patient/innen mit leichten oder mittelmä-ßigen Symptomen stellen oft fest, dass sie – haben sie ihren Haushalt chemiefrei gemacht – längere Zeit oder sogar endgültig von den Symptomen befreit sind. Chemiefreier Haus-halt bedeutet, alle Putz-, Reinigungs- und Waschmittel auf Naturprodukte umzustellen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, sämtliche persönlichen Körperpflegemittel durch Na-turkosmetika zu ersetzen, die streng kont-rolliert hergestellt wurden. Kosmetika aus Hanföl bieten hier eine erstklassige Alterna-tive.

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen

Körpers. Sie versieht primär eine

Schutzfunktion. Daher ist ihre Pfl ege und die

Behandlung eventueller Erkrankungen

außerordentlich wichtig. Kein Wunder, dass

Kosmetika auf natürlicher Basis immer beliebter werden – ihre Herstellung ist weniger umweltschädlich als die

herkömmlicher Produkte und ihre Wirkung oftmals

besser.

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Mineralöl vs. Pfl anzenöl

Die meisten herkömmlichen Kosmetikartikel basieren auf Petroleum, welches indirekt in den Blutkreislauf gelangen kann, da unsere Haut bis zu 60 Prozent der Bestandteile des Präparats aufnimmt. Die schädliche Wirkung von Petroleum beziehungsweise anderen Mineralölen ist nicht eindeutig belegt, aber dass die zur Raffination dieser Öle benötig-ten Hilfsstoffe – die sich somit auch in den Kosmetika befinden – eine schädliche Wir-kung auf die Haut haben, ist bekannt. Die in kosmetischen Produkten benutzten Öle – nicht nur die mineralischen, sondern auch die pflanzlichen – müssen jedoch raffiniert werden. Die Raffinationsmethoden bei den Pflanzenölen sind aber viel schonender und dadurch umwelt- und gesundheitsfreundli-cher als bei den Mineralölen.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Naturkosmetika rapide angestiegen. Zahlreiche Hersteller benutzen jetzt in ihren

Produkten statt Petroleum Palmöl und kön-nen sie daher als Naturprodukte verkaufen. Palmöl ist jedoch in diesem Zusammenhang auch nicht unproblematisch, da zu seiner Herstellung Tropenhölzer ozeanischer Insel-gruppen – Heimat vieler geschützter Tierar-ten – vernichtet werden. Gegenwärtig kämp-fen Umweltschutzorganisationen für eine Regulierung des Ölpalmenanbaus. Sie wollen die Folgen der Gier nach billigem Palmöl der Allgemeinheit transparent machen. Die Herstellung von Hanföl ist zwar teurer, aber auch ethischer als die von Palmöl – sie er-fordert nicht die Vernichtung bedrohter Ar-ten.

Vitamin D und Hanföl

Gesundheitsprobleme, die mit Vitamin-D-Mangel zusammenhängen, gelangen immer öfter ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Hanf-öl ist das einzige natürliche Öl, das Vitamin D enthält. Klinische Untersuchungen belegen, dass Vitamin D in der Lage ist, äußerlich – durch die Haut – einzuwirken. Vitamin-D-Mangel wird bisher fast ausschließlich in den Vereinigten Staaten mit Cremes auf Hanföl-basis behandelt. Bestandteil ist bezeichnen-derweise heute noch industriell hergestelltes Vitamin D, aber es besteht die Aussicht, dass die Hersteller bald Hanföl und das in ihm enthaltene Vitamin D einsetzen.

CANNA+GLOBE

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A’LA CANNA

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Cannabis in der KücheCannabis in der KücheHanf als Nahrungsmittel

Seine günstige biologische Zusammen-setzung und seine wohltuende me-dizinische Wirkung verschaffen dem

Hanfsamen einen wichtigen Platz in allen Haushalten. Eine besondere Rolle spielt er in der vegetarischen Küche, denn durch den Verzicht auf Fleisch müssen auf andere Weise eiweißhaltige Speisen zubereitet werden. Der Hanfsamen ist eine außergewöhnlich gute Eiweißquelle und bietet überdies all jenen eine Alternative, die Soja nicht vertragen. Drei Löffel Hanfsamen enthalten 11 Gramm Eiweiß, was ein Fünftel bis ein Viertel des täglichen Eiweißbedarfs eines Erwachsenen abdeckt. Darüber hinaus verfügt der Hanf-samen über einen hohen Ballaststoffgehalt, Vitamin E und Spurenelemente, Magnesi-um, Kalium und Eisen. Zudem finden sich in ihm alle neun essenziellen Aminosäuren. Er ist ebenfalls reich an Omegafettsäu-ren und enthält Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die entzündliche Vorgänge im Körper regulieren, in einem ausgewogenen Verhältnis von 1:3. Außerdem enthält der Hanfsamen die Omega-6-Fettsäure in der günstigsten Form, als Gamma-Linolensäure (GLA). Diese ist nicht nur der Hauptbau-stein der entzündungshemmenden Hormo-ne, sondern begünstigt auch den gesunden Stoffwechsel, trägt bei zur Gesundheit von Haaren, Nägeln und Haut und senkt den LDL-Cholesterinspiegel. Als ausgezeichnete

Quelle für essenzielle Fettsäuren ist er gut bei degenerativen Erkrankungen mit ihrem charakteristischen Oxygenmangel verwend-bar. Dank der günstigen Zusammensetzung des Hanfsamens werden die lebenswichtigen Organe und Gewebe mit Oxigen versorgt. Darüber hinaus ist er von Nutzen bei Herz- und Gefäßerkrankungen, Diabetes, Multip-ler Sklerose (MS), Immunsystemschwäche, Arthritis und Schmerzen, langsamer Wund-heilung, Fehlfunktionen des Hormonsystems und bei verringerter Zeugungsfähigkeit. Wei-terhin ist er förderlich bei Diäten, weil er die Magenwände mit einer besonderen Ölschicht überzieht und so das Hungergefühl drastisch reduziert. Mit Hanfsamen kann man abneh-men, ohne dass der Organismus Mangel an wichtigen Nährstoffen leidet. Bleibt also nur noch die Frage offen, in welcher Form wir ihn konsumieren sollen.

Hanfsamen und Hanfmehl

Die erste und naheliegendste Möglichkeit ist der Verzehr der Hanfsamen selbst. Dafür gibt es zahlreiche Methoden. Die rohen, un-geschälten Hanfsamen kann man schlecht kauen, daher empfiehlt es sich, sie gemah-len in Shakes zu sich zu nehmen. Geschält kann man sie wie Sonnenblumenkerne knab-bern. Die verbreitetste Darreichungsform ist der geröstete Hanfsamen – man kann ihn

Die seit fast einhundert

Jahren geführte

Diffamierungskampagne

gegen Cannabis hat auch

seinen nicht

psychoaktiven

Verwandten, den

Nutzhanf, in Mitleiden-

schaft gezogen. Der

gesundheitsbewussten

Ernährung ist es zum Teil

zu verdanken, dass der

Hanf nicht mehr nur als

Mittel zur Entspannung

im allgemeinen Bewusst-

sein präsent ist, son-

dern auch als nützliche

Nährstoffquelle. Welche

positiven medizinischen

Wirkungen bringt der

Konsum von Hanfspeisen

wirklich?

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einfach so essen oder in Joghurt, im Salat oder in jeder beliebigen Speise genießen. Der Hanfsamen verfügt über einen sehr hohen Ölgehalt von insgesamt 30%. Extrahiert man ihn, erhält man eine dicke Masse. Gemahlen, als Hanfmehl, kann man ihn zum Backen ver-wenden. Jedoch nicht pur, denn dann ist er zu kompakt. Kombiniert mit anderen Mehl-sorten ergibt sich jedoch eine geschmeidi-gere Mischung von einzigartigem Nährwert, deren Geschmack an Nüsse oder Erdnüsse erinnert. Zum Backen empfiehlt sich ein Mi-schungsverhältnis von 1/5 Hanfmehl und 4/5 Weizen-, Hafer- oder anderem Mehl. Mit Hanfmehl gebackenes Brot oder Kuchen ist reich an Ballaststoffen, enthält die Omega-fettsäuren des Hanfsamens, Vitamine, Spu-renelemente und leicht verdauliches Eiweiß. Das Hanfmehl bietet allen eine Alternative, die gluten- oder mehlempfindlich sind. Aber auch Erdnuss- und Zuckerallergiker können es ohne Vorbehalte genießen, denn allergene Wirkungen sind nicht bekannt.

Hanföl

Hanföl, auch Hanfsamenöl genannt, wird durch Pressung gewonnen. Die Farbskala des kalt gepressten, nicht raffinierten Hanf-öls reicht von klar bis dunkelgrün. Der Ge-schmack ist nussig. Je dunkler die Farbe des Öls, desto intensiver entfaltet sich in ihm die

Geschmackswelt des Hanfs. Hanföl ist nicht mit Haschischöl zu verwechseln, das aus Cannabisblüten hergestellt wird und im gro-ßen Maße THC und sonstige Cannabinoide enthält, die ihm ein hervorragendes Heilpo-tenzial verleihen. Raffiniertes Hanfsamenöl ist rein und farblos, sein Geschmack kaum spürbar. Im Raffinerieverfahren gehen alle natürlichen Vitamine und Antioxidantien verloren, die das nicht raffinierte Hanfsa-menöl enthält. Üblicherweise wird es nicht in der Lebensmittelindustrie, sondern in erster Linie in Körperpflegemitteln eingesetzt. Bei der Herstellung von Schmiermitteln, Farben, Tinten, Treibstoffen und Kunststoffen spielt der Nutzhanf eine große Rolle. Das nicht raf-finierte Hanfsamenöl wird aus Cannabissor-ten gewonnen, die nur geringe Mengen an THC enthalten. Im Herstellungsprozess wer-den die Samen gereinigt und anschließend gepresst. Der Hanfsamen selbst enthält kein THC, dennoch kann das hergestellte Hanföl Spuren davon enthalten, da es möglich ist, dass bei der Herstellung Pflanzenteile in ver-nachlässigbarer Menge an der Samenoberflä-che kleben bleiben und in das Endprodukt gelangen. Hanfsamen bestehen zu 30–35% aus zum Verzehr geeignetem Öl, das sich zu etwa 80% aus essenziellen Fettsäuren zu-sammensetzt. Schon ein Esslöffel (etwa 15 ml) Hanfsamenöl können den Tagesbedarf eines Erwachsenen an essenziellen Fettsäu-

text: T. Kardos – M. Klos

ren vollkommen abdecken. Im Gegensatz zu Leinöl beispielsweise kann es tagtäglich kon-sumiert werden, ohne Gefahr, dass im Orga-nismus ein Mangel oder ein Ungleichgewicht von essenziellen Fettsäuren auftritt. Der Energiegehalt des Hanföls beträgt 9 kcal/g, ähnlich wie bei anderen Pflanzenölen. Der Gehalt an gesättigten Fettsäuren ist im Ver-gleich zu anderen Speiseölen niedrig. Öle mit einem hohen Gehalt an Fettsäuren, beson-ders solche von geringerer Qualität, können leicht spontan oxidieren und in relativ kurzer Zeit ranzig werden, wenn sie nicht richtig, nämlich kühl, dunkel und in Glasflaschen, gelagert werden. Hanfsamenöl kann, wenn man es länger lagern möchte, auch einge-froren werden. Öle von guter Qualität benö-tigen zudem keinerlei Konservierungsmittel (Antioxidationsmittel), wenn man sie richtig lagert. Die Hitzeverträglichkeit des Hanfsa-menöls ist relativ niedrig, daher ist es zum Backen und Braten nicht geeignet. Hanfsa-menöl lässt sich in erster Linie für Salate ver-wenden. Noch eine gute Nachricht für alle, die an Hautkrankheiten leiden: Hanfsamen-öl lindert erwiesenermaßen Exzemsympto-me.

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Eine Grundzutat bei vielen psychoakti-ven Lebensmitteln – und hier bitte nicht nur an Muffins und andere Süßigkeiten

als einzige Speisen mit Cannabisgehalt den-ken –, ist die Cannabutter. Sie kann zur Her-stellung vieler Speisen benutzt werden, seien sie salzig oder süß, dick oder dünn, heiß oder kalt. Das Einsatzspektrum ist unglaublich vielfältig. Zur Herstellung von Cannabut-ter muss man außerdem nicht unbedingt die Blüten benutzen – es sei denn, man ist Cannabistherapiepatient oder muss die aus-gesprochen schmerzhaften Symptome einer Krankheit lindern. Vollkommen ausreichend sind die “Überreste”, die beim Beschneiden des Blütenstandes abfallen, weiterhin die Blätter und die weichen Teile der Stängel, weil auch sie etwas Wirkstoff enthalten. Wir machen vorsorglich darauf aufmerksam, dass das ganze Verfahren von starken Gerüchen begleitet ist!

Zutaten:450 g Butter

28 g Hanf oder Cannabis3,7 l Wasser

Das Wasser gibt man in einen Topf und fügt die Pflanzenteile hinzu. Kurze Zeit auf klei-ner Flamme köcheln lassen, dann gibt man die gesamte Butter in kleinen Flocken hin-zu. 2–3 Stunden lang den Inhalt des Topfes erwärmen, bis fast alles Wasser verdunstet ist. (Das Köchelnlassen verbreitet einen star-ken Geruch, daher ist die Zubereitung nicht ratsam, wenn Gäste erwartet werden.) Vom Feuer nehmen und 30 Minuten ruhen lassen. Dann durch ein dichtes Sieb gießen und eine Stunde in den Kühlschrank stellen. (Manche

CannabutterCannabuttersieben mehrmals, um die Qualität der Butter zu verbessern.) Aus dem Kühlschrank neh-men und das Wasser abgießen, ohne die Butter zu berühren. In der Mikrowelle 30–60 Sekunden weich werden lassen, damit man sie leicht in das Aufbewahrungsgefäß geben kann. Die Masse lässt sich wochenlang im Kühlschrank lagern. Beim Kochen und Bra-ten lässt sie sich statt Öl verwenden. Nach den obigen Mengenangaben erhält man mit diesem einfachen Verfahren ungefähr 220 Gramm Cannabutter.

text: Marcel Klos

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ReformpalatschinkenReformpalatschinkenH

ier ist ein altes Rezept mit grü-nem Anstrich. Bevor wir zur Tat schreiten können, brauchen wir

Cannabismilch. Die verwendete Menge des Grüngewürzes hängt natürlich von den persönlichen Bedürfnissen ab (me-dizinisches Ziel oder Entspannung), der Toleranzschwelle und der erwünschten Wirkung. Wer Cannabis täglich als Me-dikament/Schmerzmittel einnimmt, der muss natürlich stärker würzen. Es folgt ein Grundrezept zur Entspannung.

Cannabismilch400 ml Milch

(mit möglichst hohem Fettgehalt)1–2 Gramm schöne Blüten

oder 5 Gramm Reste (Blätter, Stiele)

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Das Mehl in eine Schüssel geben. Die Eier mit ein wenig Milch, Salz und Zu-cker nach Geschmack verquirlen und zu dem Mehl geben. Die übrige Milch und das Wasser beim Rühren nach und nach zugeben und darauf achten, dass sich keine Klümpchen bilden. Mit einem Handmixer geht das einfacher. Den Teig dann 15 bis 20 Minuten ruhen lassen. Ein wenig Fett in eine Pfanne geben und dann mit einer Schöpfkelle eine dünne Schicht Teig gleichmäßig in der Pfanne verteilen. Wenn der Rand des-Palatschinkens goldgelb wird, mit einem geeigneten Instrument wenden (die Er-fahrenen machen das mit Hochwerfen), dann die andere Seite backen. Auf diese Weise den gesamten Teig verarbeiten.

Nach jedem Backvorgang den Teig umrühren. Die Palatschinken nach Ge-schmack füllen und zusammenfalten.

Natürlich kann man die Milch auch ein-fach trinken oder zu einem anderen Re-zept nutzen, wenn man keine Lust hat, sich mit Palatschinken abzuplagen. Bei-spielsweise für Pudding.

Man braucht nur Fantasie.Angenehmes Backen!

Palatschinken400 ml Cannabismilch

(der gerade hergestellten) 250 g Weizenmehl

4 Eier 1 Messerspitze Salz

1 Esslöffel Zucker (für süße Palatschinken)

125 ml Soda oder Mineralwasser mit Kohlensäure

Zubereitung:

Die Milch in ein Gefäß gießen und das spe-zielle Grüngewürz hinzufügen. Bei mittlerer Hitze 30 Minuten lang kochen lassen, dabei oft umrühren. Dann das Grüngewürz heraus-nehmen und wegwerfen.

Die Milch im Kühlschrank in einem luft-dichten Gefäß aufbewahren.

Nun kommen wir zurück zum Originalre-zept.

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