magazin argoviaphil nr. 5
DESCRIPTION
Erfahren Sie alles zu den Konzerten und weiteren Aktivitäten des argovia philharmonic von September bis November 2015. Hintergrundberichte über den Dirigenten Sascha Goetzel, die Solisten Louis Schwizgebel und Alina Ibragimova, die Genesis Suite mit dem Bieler Sinfonie Orchester in der Klosterkirche Königsfelden (in Zusammenarbeit mit dem Museum Aargau), Chefridigent Douglas Bostock Leidenschaft für den nordischen Meister Carl Nielsen, die Wiederaufnahme des "Tribute to Peter Gabriel" im Nordportal Baden und im Theater Rigiblick Zürich, die Zusammenarbeit mit Musik und Theater Zofingen, sowie die neuesten CD-Produktionen "Fantastique" und "Beethoven" bei Coviello Classics (wie immer als SACD). Neu erscheint das Magazin argovia philharmonic drei Mal pro Saison.TRANSCRIPT
LOUIS SCHWIZGEBEL
Ein Tonpoet
ALINA IBRAGIMOVA
Geigerin der Extreme
CARL NIELSEN
Eine Leidenschaft
www.argoviaphil.ch
Nr. 5 | 2015 August - November
argovia philharmonicMAGAZIN
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Ein Rückblick: «Mozart im Wald» vom 20. Juni 2015 – siehe Seite 38 (Foto: Priska Ketterer)
3
ALLER GUTEN DINGE SIND …
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser
geschätztes Konzertpublikum
Mit Jean Sibelius und Carl Nielsen hat Chefdiri-
gent Douglas Bostock im zweiten Abo-Konzert
zwei nordische Meister programmiert, welche in
diesem Jahr beide 150 Jahre alt geworden wären
(Seite 24). Der Schweizer Pianist Louis Schwiz-
gebel (Seite 6) und die Russische Geigerin Alina
Ibragimova (Seite 22), unsere Solisten in den bei-
den ersten Abo-Konzerten, sind herausragende,
junge Talente, welche trotz ihres jungen Alters
bereits eine Weltkarriere gestartet haben. Eben
bei Coviello Classics erschienen ist die neuste
CD des argovia philharmonic mit den Live-Ein-
spielungen von Héctor Berlioz’ «Symphonie Fan-
tastique» und Carl Maria von Webers «Aufforde-
rung zum Tanz» (Seite 14), gleichzeitig erscheint
Ende August die CD «Beethoven» mit dessen
Symphonie Nr. 2 – diese CD ist allerdings exklusiv
unseren Abonnentinnen und Abonnenten vorbe-
halten (Seite 39). Aus der «Serie Surprise» ragen
zwei ausserordentliche Konzerte heraus: einer-
seits das Konzert des Sinfonieorchesters Biel So-
lothurn in der Klosterkirche Königsfelden mit dem
Badener Schauspieler Walter Küng, dies im Rah-
men eines Orchesteraustausches (Seite 27), und
andererseits «Tribute to Peter Gabriel», bei wel-
chem das argovia philharmonic das «Nordportal»
in Baden rocken wird (Seite 26). Sogar Mozarts
Zauberflöte steht ein zweites Mal auf dem Spiel-
plan: Nach den Aufführungen von Mozarts Zau-
berflöte an der Oper Schloss Hallwyl (Seite 34) ist
das Duo Calva mit einer Version für Kinder in den
Familienkonzerten zu Gast (Seite 29).
Aller guten Dinge sind … Zwei?! Könnte durch-
aus gut sein. Das argovia philharmonic wäre al-
lerdings nicht das argovia philharmonic, wäre da
nicht noch mehr zu vermelden. Mit diesem Maga-
zin startet das einzige Aargauer Symphonie Or-
chester in seine dritte Saison unter dem Namen
argovia philharmonic. Zudem konnten in den letz-
ten 12 Monaten die Abonnentenzahlen verdrei-
facht werden (sollten Sie noch nicht dazu gehö-
ren: siehe Seite 40), und die Angebote für Familien
und ein junges Publikum mit Familienkonzer-
ten und Kinderbetreuung erhalten neu ein drittes
Format: den Kinder- und Jugendclub (Seite 31).
Auch das Magazin argovia philharmonic erscheint
in dieser Saison neu drei Mal. Aller guten Dinge
sind … Drei?! Entscheiden Sie selber!
Bei all diesen Zahlenspielereien dürfen wir aber
nicht die 1. Mendelssohntage Aarau ausser Acht
lassen, bei welchen das argovia phiharmonic als
Co-Veranstalter agiert (Seite 28), und an wel-
chen unter anderem die Stimmführer des argovia
philharmonic mit dem Gewandhaus Quartett –
dessen Mitglieder die Stimmführer des Gewand-
hausorchester Leipzig sind – Felix Mendelssohn-
Bartholdys Streichoktett aufführen werden.
Sie sehen, wir lassen nicht locker und streben
weiter unbeirrt nach Höherem. «Citius, altius, for-
tius» also, schneller, höher, stärker, wie Dr. Jürg
Schärer, Präsident des Trägervereins argovia
philharmonic, auf Seite 16 schreibt? Neben dem
Besuch unserer Konzerte möchte ich Ihnen die-
sen Artikel besonders ans Herz legen.
Herzlich,
Christian Weidmann
Intendant
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03 Aller guten Dinge sind …
KONZERTE06 Ein Tonpoet
Pianist Louis Schwizgebel
10 Orientalisches Gespür
Dirigent Sascha Goetzel
12 Märchen. Helden. Hymnen
Symphonische Dichtungen
16 Citius, altius, fortius!
von Dr. Jürg Schärer
18 Botschafter der Musik
Intendant und Chefdirigent im Gespräch
22 Geigerin der Extreme
Violinistin Alina Ibragimova
24 Leidenschaft für Nielsen
Douglas Bostock über Carl Nielsen
26 argoviaphil rocks!
Tribute to Peter Gabriel
27 Genesis in Königsfelden
Gastkonzert Bieler Sinfonieorchester
28 Mendelssohntage Aarau
Ein neues Festival für die Kantonshauptstadt
PERSPEKTIVEN29 Pannen-Flöte voller Zauber
Das 1. Familienkonzert der Saison
31 Angebote für Familien
Neu im Programm: Kinder- und Jugendclub
HINTERGRUND32 Kultur in Zofingen
Ein Kulturveranstalter im Kanton Aargau
34 Zauber im Wasserschloss
Die Oper Schloss Hallwyl
36 ARTES
Wichtige Mitarbeiterinnen im Hintergrund
37 Piano Legends
38 Rückschau
39 argovia philharmonic bei Coviello Classics
SERVICE40 Abo lösen!
40 Termine und Preise
41 Tickets
42 Herzlichen Dank Unsere Sponsoren
INHALT
IMPRESSUM
Magazin argovia philharmonic. 3. Jahrgang, 5. Ausgabe, August – November 2015. Erscheint dreimal jährlich.
Herausgeber argovia philharmonic, Entfelderstrasse 9, CH-5001 Aarau, Tel. +41 62 834 70 00 [email protected], www.argoviaphil.ch
Redaktion Christian Weidmann
Gestaltung Baldinger & Baldinger Werbeagentur, Aarau, www.bald.ch
Titelfoto Marco Borggreve
Druck SuterKeller Druck AG, Oberentfelden, www.suterkeller.ch
Inserate argovia philharmonic
Auflage 1500 Exemplare
Lesen Sie dieses Magazin auf Tablet oder iPad.
Freitag, 30. Oktober 2015, 19.30 Uhr
1 SommernachtstraumKlavierduo Adrienne Soós und Ivo HaagIsabel Karajan, Schauspielerin
Felix Mendelssohn «Ein Sommernachtstraum»
Freitag, 20. November 2015, 19.30 Uhr
2 NachtmusikChamber Academy BaselBrian Dean, Leitung und Konzertmeister
Béla Bartók, Jean Sibelius, Uuno Klami
Freitag, 4. Dezember 2015, 19.30 Uhr
3 WinterreiseOliver Schnyder TrioDaniel Behle, Tenor
Franz Schubert «Winterreise», D. 911
Freitag, 29. Januar 2016, 19.30 Uhr
4 La danseDuo Sirano:Chouchane Siranossian, ViolineAstrig Siranossian, Violoncello
Maurice Ravel, Zoltán Kodály, Daniel Schnyder
Freitag, 11. März 2016, 19.30 Uhr
5 SehnsuchtChristina Daletzka, SopranWalter Prossnitz, Klavier
20 Lieder von 20 Komponisten
Die Konzerte der Saison 2015/2016
Insomnia
Infos und Vorverkauf: www.w-kk.ch
67. Zyklus 2015/2016
Oliver Schnyder Trio
Duo Sirano
Isabel Karajan
Musiksaal Margeläcker Wettingen
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EIN TONPOET Louis Schwizgebel im 1. Abo-Konzert – MÄRCHENHAFT
Der junge Genfer Tonpoet Louis Schwizge-
bel spielt bereits in aller Welt. Nun kommt
er mit Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll
in den Aargau.
von Sibylle Ehrismann
«Poems» ist der Titel der ersten Solo-CD
Schwizgebels mit Werken von Ravel, Liszt,
Holliger und Schubert, und sie ist ein «Ge-
dicht». Die Auswahl der Stücke ist romantisch
und charakteristisch für den jungen Genfer
Tonpoeten: Ravels «Gaspard de la nuit» fordert
eine hohe anschlagstechnische Klangkultur,
und Lizsts «Vallée d’Obermann» funkensprü-
hende Virtuosität. Die drei kurzen Nachtstücke
«Elis» des Schweizer Komponisten Heinz Holli-
ger verströmen moderne Poesie.
Louis Schwizgebel verfügt über einen subtilen
Anschlag für lyrische Momente und empfin-
det die Musik, die er spielt, von innen heraus.
Seine Technik ist nicht nur bravourös, sie er-
laubt ihm in den virtuos vertracktesten Passa-
gen fast müheloses Musizieren. Zurzeit kommt
Schwizgebel in den Genuss des «New Gene-
ration Artist»-Förderprogramms des Londoner
BBC 3 Radios, eine der begehrtesten Aus-
zeichnungen für junge aufstrebende Künstler.
Diese bietet ihm die Möglichkeit, in England in
zahlreichen Konzertreihen aufzutreten und mit
den verschiedenen BBC-Orchestern Radio-
Aufnahmen zu produzieren.
Louis Schwizgebel-Wang, typisch schwei-
zerisch klingt dieser Name nicht. Doch die
Sehen Sie sich ergänzend das dreiminütige Video- portrait an, welches vom argovia philharmonic produziert wurde. QR-Code scannen oder Seite besuchen: www.argoviaphil.ch/videos
Foto: Marco Borggreve
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Kombination ist speziell: Louis (eindeutig fran-
zösisch), Schwizgebel (klingt alemannisch),
Wang (eindeutig chinesisch). Das alles kommt
auch in der Erscheinung des Pianisten zusam-
men: eine kräftige europäische Statur, feine
chinesische Gesichtszüge, und auf dem Cover
seiner ersten CD eine «Dächlikappe».
Geboren wurde Louis 1987 in Genf, als Sohn
eines Schweizers und einer Chinesin. Seine
Eltern sind im Bereich der bildenden Kunst
tätig, der Sohn wollte jedoch unbedingt Kla-
vier spielen. Lustig ist seine Geschichte, wie
er überhaupt darauf gekommen ist: «Ich habe
als Sechsjähriger an einem Geburtstagsfest
gehört, wie jemand «Für Elise» von Beethoven
spielte. Das wollte ich unbedingt auch können
und lernte Klavierspielen,» so Schwizgebel in
einem welschen Fernseh-Interview. «Mein ers-
ter Lehrer hatte es schwer mit mir, ich wollte
immer Neues kennen lernen und nicht zu
lange an einem Stück üben.»
Sein Musikstudium absolvierte der Hochbe-
gabte an der Lausanner Musikhochschule
bei Brigitte Meyer. Nach einem Abstecher an
die Universität der Künste in Berlin schaffte
Schwizgebel den Sprung an die renommierte
Juilliard School in New York. Hier erhielt er den
letzten Schliff von Emanuel Ax, der für sein
poetisches Temperament und seine grandiose
Technik weltbekannt ist. «Das war für mich
ein sehr prägendes Erlebnis,» erzählt Schwiz-
gebel, «Emanuel Ax hat mir viel mitgegeben,
zudem musste ich mich in einer so grossen
Stadt alleine zurecht finden und die harte pia-
nistische Konkurrenz spüren.»
Der internationale Durchbruch erfolgte 2012
mit dem Final-Konzert des Leeds Wettbe-
werbs, das ihm den 2. Preis einbrachte. Seine
Interpretation von Beethovens Klavierkonzert
Nr. 4 mit dem Hallé Orchestra unter der Lei-
tung von Sir Mark Elder war von poetischer
Grösse und virtuoser Klarheit. Es ist unglaub-
lich, über welch interpretatorische Freiheit die-
ser junge Pianist bereits verfügt, wie intuitiv er
das Tempo im Griff hat, wie versponnen und
doch so klar seine Spielweise ist.
Nun ging es los mit den Engagements. Es
folgten Einladungen des London Philharmo-
nic Orchestra in die Royal Albert Hall, zum
Orchestre National de Lyon und zu einem Or-
chester-Debut in die Carnegie Hall New York.
Mit dem London Philharmonic Orchestra hat
der Ausnahmepianist mittlerweile auch eine
CD eingespielt, mit Beethovens 1. und 2. Kla-
vierkonzert. Schwizgebel spielt heute in aller
Welt, aber regelmässig auch in der Schweiz:
etwa mit den Wiener Symphonikern, dem
BBC Philharmonic, dem Orchestre de la Su-
isse Romande, dem Sinfonieorchester Basel
und dem Musikkollegium Winterthur. Sein De-
but bei den «BBC Proms» 2014, dem bedeu-
Foto: Marco Borggreve
8
tendsten britischen Festival, erregte grosses
Aufsehen.
Auffällig ist, mit welcher Selbstverständlich-
keit sich Schwizgebel auch mit neuer Musik
auseinandersetzt. Das Neuland hat ihn schon
als Kind fasziniert, und noch heute interessie-
ren ihn Komponisten wie Heinz Holliger oder
die Klavier- und Kammermusik von György
Ligeti. Die Klaviermusik des ungarischen Meis-
terkomponisten will der Genfer Musiker für
seine zweite Solo-CD mit Klavierstücken von
Joseph Haydn kombinieren – eine spannende
Kombination.
Nun kommt Schwizgebel in den Aargau und
spielt mit dem argovia philharmonic das Kla-
vierkonzert a-Moll von Edvard Grieg. Griegs
erstes und einziges Klavierkonzert hört man
nicht so oft, der norwegische Komponist
orientierte sich dabei noch deutlich an Schu-
manns Klavierkonzert, das ja in derselben
Tonart a-Moll steht.
Doch Schwizgebel schätzt gerade die
grieg’sche Eigenart dieses Konzerts. Die un-
konventionelle Formung der drei Sätze, die
besser als «Fantasie» denn als «Konzert» zu
bezeichnen wären, oder dann die Reminiszen-
zen an die norwegische Volksmusik, beson-
ders im Schlusssatz. Der oft herbe Kontrast
zwischen zupackenden, rhythmisch markan-
ten Akkord-Passagen und dem lyrischen Aus-
singen des stellenweise hoch virtuosen Solo-
parts. Das alles vermag Schwizgebel nicht nur
technisch zu meistern, sondern auch künst-
lerisch zu durchdringen. Sein Sinn für Poesie
und seine virtuose Kraft haben etwas Magi-
sches. Wenn er musiziert, wirkt Schwizgebel
wie entrückt in eine andere Welt.
TERMINE
1. Abo-Konzert – MÄRCHENHAFT – siehe Seite 11
Serie Surprise: BAR IM STALL
SO 20. September 2015 19.30 Uhr Aarau Alte Reithalle
LOUIS SCHWIZGEBEL beim Après-Concert mit Musikern des argovia philharmonic
Serie Surprise: REZITAL
SA 28. November 2015 17.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus
ALINA IBRAGIMOVA Violine Werke von L.v. Beethoven u.a. LOUIS SCHWIZGEBEL Klavier
Foto: Marco Borggreve
MUSEEN lM KULTURKANTON AARGAU
SCHLOSS LENZBURG – MUSEUM AARGAU
Wer die Ziehbrücke zum Schloss überwunden hat und durch das Holztor den Hof betritt, taucht in die rund 1000-jährige Geschichte der Burg ein.
Thema 2015: «Die Eidgenossen kommen!»
1. April – 31. Oktober 2014 Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr
Schloss Lenzburg Telefon +41 (0)848 871 200 www.ag.ch/lenzburg
SCHLOSS HALLWYL – MUSEUM AARGAU
Vom romantischen Wasserschloss ist es nur ein Sprung zum Naturschutz- gebiet am Hallwilersee. Verbinden Sie Geschichte, Kultur und Natur zu einem spannenden Ausflug!
Thema 2015: «Die Eidgenossen kommen!»
1. April – 31. Oktober 2015 Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr
Schloss Hallwyl, Seengen Telefon +41 (0)848 871 200 www.schlosshallwyl.ch
KLOSTER KÖNlGSFELDEN – MUSEUM AARGAU
Das Kloster wurde von der Witwe König Albrechts I. gestiftet und diente als Memorialort der Habsburger. Die far bigen Glasfenster zählen zu den herausragendsten Werken europäischer Glasmalerei im Spätmittelalter.
Thema 2015: «Die Eidgenossen kommen!»
1. April – 31. Oktober 2015 Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr
Kloster Königsfelden, Windisch Telefon +41 (0)848 871 200 www.klosterkoenigsfelden.ch
LEGlONÄRSPFAD – DER RÖMER-ERLEBNlSPARK
Auf Spiel- und Thementouren tauchen Besucher in die faszinierende Geschichte des einzigen römischen Legionslagers der Schweiz ein. Der Legionärspfad ist ein Ausflugsziel für Familien, Erwachsene und Gruppen.
1. April – 31. Oktober 2015 Di – Fr 9 – 17 Uhr Sa/So und allg. Feiertage 10 – 18 Uhr
Legionärspfad Vindonissa, Windisch Telefon +41 (0)848 871 200 www.legionaerspfad.ch
AARGAUER KUNSTHAUS AARAU
Das Aargauer Kunsthaus beherbergt eine der schönsten und grössten Sammlungen Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis heute. Zahl- reiche Sonderausstellungen widmen sich der zeitgenössischen Kunst aus dem In- und Ausland.
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Aargauerplatz, Aarau Telefon +41 (0) 62 835 23 30 www.aargauerkunsthaus.ch
SCHLOSS WlLDEGG – MUSEUM AARGAU
Die barocke Schlossdomäne ist ein authentischer Erlebnisort der Geschichte und der historischen Gartenkultur. Im Nutz- und Lustgarten wachsen über 300 seltene Gemüse- und Pflanzenarten, angebaut und betreut von der Stiftung ProSpecieRara.
Thema 2015: «Die Eidgenossen kommen!»
1. April – 31. Oktober 2015 Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr
Schloss Wildegg Telefon +41 (0)848 871 200 www.schlosswildegg.ch
10
Der Wiener Gastdirigent Sascha Goetzel
hat im türkischen Istanbul ein Spitzen-
orchester aufgebaut. Nun lockt er im
September-Zyklus die MusikerInnen des
argovia philharmonic emotional aus
der Reserve.
von Sibylle Ehrismann
Sascha Goetzel ist eine schillernde Figur.
Er dirigierte letzte Saison an der Wiener
Staatsoper Mozarts «Le Nozze di Figaro»,
früher dort schon «Cosí fan tutte» und
das Nussknacker-Ballett. Doch bei aller
Liebe zur Oper und Operette hat er auch
eine grosse Orchesterkarriere gemacht,
dies in engem Kontakt mit so bedeutenden
Dirigenten wie Zubin Mehta, Riccardo
Muti und Seiji Ozawa.
Seine erfolgreichen Gastspiele mit dem City
of Birmingham Symphony Orchestra, dem
Berliner Symphonie Orchester und den phil-
harmonischen Orchestern von Tokio, Sap-
poro und Nagoya haben ihn prädestiniert zu
seinem «Traumjob»: zum Aufbau eines Welt-
klasseorchesters im türkischen Istanbul, in
der Stadt also, die 2010 «Europäische Kul-
turstadt» war. «Ich wurde zwei Jahre davor
angefragt, ob ich aus dem «Borusan Istanbul
Philharmonic Orchestra» ein Orchester der
Spitzenklasse formen wolle, um mit ihm auf
Europa-Tournee zu gehen,» so Goetzel in ei-
nem Interview. «Daniel Barenboim hat mich
vehement dazu gedrängt, diese grossartige
Chance wahrzunehmen.»
Hinter dieser für einen jungen Dirigenten ein-
maligen Gelegenheit steht der Industrielle und
Multi-Millionär Ahmet Kocabiyik des türki-
schen Mischkonzerns «Borusan», dem es ein
ehrliches Anliegen ist, den kulturellen Dialog
mit Europa zu fördern. 1993 lancierte die-
ser Konzern in Istanbul ein Orchesterprojekt
mit der Gründung des Borusan Kammeror-
chesters, der türkische Dirigent Gurer Aykal
formte daraus 1999 ein grosses philharmoni-
sches Orchester, das beidseits des Bosporus
konzertierte.
Nach der Übergabe des Chefpostens an Sa-
scha Goetzel 2008 spielte das noch junge Or-
chester am Istanbuler Musikfestival 2010 – im
Jahr der «Europäischen Kulturhauptstadt» –
tatsächlich eine wichtige Rolle. Goetzel leitete
es auch auf seiner ersten Tournee an die
wichtigsten europäischen Musikfestivals, die
das Orchester u. a. an die Salzburger Fest-
spiele führte. Auch in Salzburg hat der türki-
sche Borusan-Konzern die Festspiele gross-
zügig unterstützt.
Goetzel, dessen Vater als Geiger bei den
Wiener Philharmonikern spielte und der
selber seine Karriere als Geiger startete,
bringt für so eine Aufgabe die richtige
Mischung von künstlerischer Verantwortung
und jugendlichem Elan mit. «Mein Anliegen
war es von Beginn weg,» so Goetzel,
«einen speziellen Klang zu formen. Ich
liebe es gar nicht, wenn sich die Orchester
in ihrem Sound immer mehr angleichen, ja
austauschbar werden.»
Dirigent Sascha Goetzel im 1. Abo-Konzert MÄRCHENHAFT
ORIENTALISCHES GESPÜR
11
Tatsächlich hat das Istanbuler Orchester eine
eigene, emotional geladene Spielart entwi-
ckelt: draufgängerisch, im Rhythmus ago-
gisch recht frei, mit plötzlichen heftigen Aus-
brüchen und grossen dynamischen Wellen.
«Für mich steht der emotionale Charakter
eines Stücks im Vordergrund, die intellektu-
elle Analyse ist wichtig, spielt aber nicht die
Hauptrolle. Nur so kommt man zu einer au-
thentischen Interpretation, die auch berührt,»
meint Goetzel.
Das argovia philharmonic kann sich im
1. Abo-Konzertzyklus auf einen Gastdirigen-
ten freuen, der genau weiss, was er will.
Goetzel lockt die Musikerinnen und Musiker
aus der Reserve, er fordert sie auf, alles zu
geben, sie können sich musikalisch frei ent-
falten. Für das romantische Klavierkonzert
von Edvard Grieg, das der junge Schwei-
zer Pianist Louis Schwizgebel spielt, ein viel-
versprechender Ansatz. Rimsky-Korsakows
«Scheherazade», eine Symphonische Dich-
tung zum Märchen aus «Tausendundeine
Nacht», reizt Goetzels Gespür fürs Orientali-
sche, das er aus Istanbul so gut kennt.
TERMINE
1. Abo-Konzert – MÄRCHENHAFT
argovia philharmonic LOUIS JOSEPH FERDINAND HÉROLD Ouvertüre «Zampa» SASCHA GOETZEL Leitung EDVARD GRIEG Klavierkonzert a-Moll op. 16 LOUIS SCHWIZGEBEL Klavier NIKOLAI RIMSKY-KORSAKOW «Scheherazade» op. 35
SO 20. September 2015 17.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus (mit Kinderbetreuung) DI 22. September 2015 19.30 Uhr Aarau Kultur & KongresshausFR 25. September 2015 19.30 Uhr Baden TrafoSO 04. Oktober 2015 14.30/18.30 Zürich Tonhalle (Gastkonzerte)
HINTER DEN KULISSEN: Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn.
Serie Surprise: TAUSENDUNDEINE NACHT
SA 19. September 2015 16.00 Uhr Aarau Alte Reithalle (Co-Produktion mit Theater Tuchlaube)
argovia philharmonic NIKOLAI RIMSKY-KORSAKOW «Scheherazade» op. 35 SASCHA GOETZEL Leitung ANNA BLUMER Erzählung
Foto: Özge Balkan
12
MÄRCHEN HELDEN HYMNEN
Symphonische Dichtungen
Die Symphonische Dichtung ist eine Gattung
mit einer langen und spannenden Tradition.
Was mit Hector Berlioz’ heiss umstrittener
«Symphonie fantastique» 1830 erfolgreich be-
gann, hat über die Jahrzehnte viele qualitäts-
volle, dramatische Werke hervorgebracht.
von Dr. Verena Naegele
Besonders beliebt war seit jeher die musikalische
Schilderung der Abenteuer grosser Helden. Es
war vor allem Franz Liszt, der mit Werken über den
kühnen «Prometheus» (1850) oder den kämpferi-
schen Kosakenführer «Mazeppa» (1854) zu seiner
Zeit Furore machte. Aber auch patriotisch Hymni-
sches wie die Symphonische Dichtung «Hungaria»,
die am 8. September 1856 von Liszt persönlich am
Ungarischen Nationaltheater Budapest uraufgeführt
wurde, hat Beispielcharakter.
Es ist diese Programm-Musik, die ihren Ausgang in
der Romantik nahm und rund ein Jahrhundert lang
ihre Blütezeit hatte, welche im Konzertsaal bis heute
ein gern gehörtes Gegengewicht zur Symphonie bil-
det. Die Grundidee der Programm-Musik besteht da-
rin, aussermusikalische Vorgänge oder Ereignisse mit
musikalischen Mitteln darzustellen. Die rauschende
und springende Moldau von Smetana gehört ebenso
dazu, wie die Beschreibung einer Wanderung vom
Aufgang der Sonne bis zu deren Untergang in Ri-
chard Strauss’ «Alpensymphonie».
Meist basieren Symphonische Dichtungen
auf dichterischen Vorlagen, wie dem roman-
tischen Gedicht «Mazeppa» von Victor Hugo.
Aber auch die (fernöstliche) Märchenwelt hat
zahlreiche Komponisten zu musikalischen Hö-
henflügen inspiriert. Dvoráks «Die Mittags-
hexe» oder «Der Wassermann», in denen er
die Märchenwelt Tschechiens beschwört, ge-
hören in diese Kategorie faszinierender Mu-
sik. Auch russische Komponisten wie Tschai-
kowksy mit «Manfred» oder Mussorgsky mit
«Eine Nacht auf dem kahlen Berge» haben un-
vergessliche Werke geschaffen.
Ein ganz besonderes Werk ist die «Schehera-
zade» op. 35 von Nikolai Rimsky-Korsakow.
Mit seiner fein ziselierten Musik hat er auch
französische Komponisten inspiriert. Rimsky-
Korsakow greift darin auf das Märchen von
«Tausendundeiner Nacht» zurück, in welchem
das Mädchen Scheherazade durch ihre Erzäh-
lungen den grausamen Sultan besänftigt; ein
Stoff, den das argovia philharmonic in der letz-
ten Saison durch Ravels gleichnamige Lied-
vertonungen mit der unvergleichlichen Stella
Doufexis bereits einmal aufgegriffen hat. Auch
Rimsky-Korsakow versteht es, in seiner Musik
die fernöstliche Märchenwelt zu evozieren.
War es bei Ravel die Stimme, so ist es beim
russischen Komponisten die Solo-Violine, die
Trifft online den richtigen Ton. Responsive Webdesign von ITDS.
&s o l u t i o n s
www.itds.ch
Warum spielt das argoviaphilharmonic auch in der Kommunikation
die erste Geige?
Werbung, Design, Web, Movie
Laurenzenvorstadt 21, CH-5000 Aarau, Fon 062 835 70 10, www.bald.ch
Weil wir Werbung machen,
von der in den höchsten
Tönen gesprochen wird.
14
CD-NEUERSCHEINUNG:
FANTASTIQUE
Seit 2013 arbeitet das argovia philharmonic
erfolgreich mit dem Deutschen CD-Label
Coviello Classics zusammen. In dieser Zu-
sammenarbeit sind bisher die CDs SWISS
ASPECTS (Werke der Aargauer Komponis-
ten W. Geiser, H. Sutermeister, P. Mieg, J.
Tamas und E. Widmer) sowie SILK ROAD
(Werke von Ikuma Dan, A. Borodin, F. Bu-
soni) erschienen. Ganz am Anfang dieser
Zusammenarbeit, allerdings erst jetzt auf
CD erschienen, stand der Mitschnitt des
5. Abo-Konzerts der Saison 2012/13. Mit
Héctor Berlioz' «Symphonie Fantastique»
und Carl Maria von Webers «Aufforderung
zum Tanz» (orchestriert von H. Berlioz) fasst
die CD FANTASTIQUE zwei der damals
gespielten Werke auf dieser hervorragen-
den Aufnahme (wie immer als SACD) zu-
sammen.
mit ihrem zart singenden Schmelz von Beginn
an unwiderstehlich die Zuhörer in Bann zieht.
Wie in einem funkelnden Kaleidoskop erschei-
nen in tausend Facetten die Klangfarben und
Motive, mit denen Rimsky-Korsakow die orien-
talische Welt mit ihren archetypischen Figuren
charakterisiert. Als Beispiel sei der dritte Satz
«Der junge Prinz und die junge Prinzessin» ge-
nannt, in welchem ein elegisch-lyrisches und
ein graziös-tänzerisches Thema, angereichert
mit Schlagwerk, die beiden orientalischen
Märchenfiguren zeichnen.
Ein Magier der Symphonischen Dichtung war
auch Jean Sibelius, der in seinen Werken die
nordische Sagenwelt thematisiert. Dazu ge-
hört etwa «Der Schwan von Tuonela». Auch
heroische Themen aus der «Kalevala», dem
finnischen Nationalepos, hat Sibelius vertont.
Als Begründer der finnischen Musik wurde
Sibelius denn auch berühmt, wobei sein po-
pulärstes Werk die um 1900 komponierte
«Finlandia» ist. Mit dieser Symphonischen
Dichtung bewegt er sich in den Fussstapfen
von Franz Liszts «Hungaria»-Musik.
Auch bei der «Finlandia» geht es um den Stolz
einer Nation, die damals politisch noch nicht
existierte – Finnland war unter russischer
Herrschaft. Ein eigentliches Handlungspro-
gramm hat Sibelius seinem Werk nicht beige-
geben – der Name allein wirkt schon als Pro-
gramm. Wichtige musikalische Träger sind die
von düsterem Pathos und religiös erhabener
Feierlichkeit getragene Einleitung und der tri-
umphierende Hymnus des Schlusses. Beide
Werke, die «Scheherazade» und die «Finlan-
dia», sind berühmte und beliebte Exponenten
einer ganz speziellen, «erzählenden» musika-
lischen Gattung, die ihre Faszination bis heute
bewahrt hat.
TERMINE
Scheherazade siehe Seite 11 Finlandia siehe Seite 23
argovia philharmonicDouglas Bostock
Berlioz: Symphonie fantastiqueWeber (orch. Berlioz): Aufforderung zum Tanz
FANTASTIQUE
argovia philharmonicDouglas Bostock
Berlioz: Symphonie fantastiqueWeber (orch. Berlioz): Aufforderung zum Tanz
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Wir sind auf Ihrer Seite.
Schärer RechtsanwälteHintere Bahnhofstrasse 6 CH-5001 Aarau
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Zusammenspiel.
Zusammenspiel – das Erfolgsgeheimnis des argovia philharmonic, das von Schärer Rechtsanwälte als Saisonsponsor seit vielen Jahren unterstützt wird. Zusammenspiel – auch das Erfolgsgeheimnis von Schärer Rechtsanwälte: Wir bündeln das Fachwissen unserer spezialisierten Anwälte, Notare und Steuerberater im Interesse einer ganzheitlichen, ausgewogenen Beratung unserer Klientschaft.
Giulia Ajmone-Marsan und Yoon-Jeong Woo, argovia philharmonic
von Dr. Jürg Schärer
Präsident des Vorstands des Trägervereins
argovia philharmonic
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Konzertbesucherinnen und Konzert-
besucher
Das Motto «schneller, höher, stärker», das seit
ihrer ersten Durchführung im Jahre 1894 die
Olympischen Spiele begleitet, könnte – im
übertragenen Sinne selbstverständlich – auch
das Leitbild des argovia philharmonic sein.
Die vergangene Saison ist dafür ein sprechen-
des Beispiel: Unsere verschiedenen Konzert-
formate, spannenden Programme, die aus-
gezeichneten künstlerischen Leistungen,
begeisternden Solisten und die spürbare
Spielfreude unserer Musikerinnen und Musi-
ker haben wiederholt zu ausverkauften Kon-
zerten geführt und uns in den verschiedenen
Konzertsälen durchwegs hohe Auslastungen
CITIUS, ALTIUS, FORTIUS!
beschert – von der Steigerung der Abonnen-
tenzahl um mehr als das Doppelte ganz zu
schweigen.
Der Rückblick gibt uns damit berechtigten
Anlass zur Vorfreude auf die neue Saison: Mit
43 Konzerten an 25 verschiedenen Spielor-
ten, mit 5 Abonnementskonzerten mit hervor-
ragenden, weltbekannten und vielleicht etwas
weniger bekannten Solistinnen und Solisten,
mit Konzertformaten sowohl für Familien als
auch für den auf Neuentdeckungen und
Vertiefungen neugierigen Musikfreund, und
schliesslich mit Weihnachts- und Neujahrs-
konzerten erwartet Sie, liebe Freundinnen
und Freunde des argovia philharmonic, eine
Konzertsaison, die Sie begeistern wird.
Also alles in bester Ordnung, könnte man
meinen. Der Schein trügt. Professionelle Kul-
turveranstalter, das gilt für das Orchester der
Aargauer gleich wie für das Aargauer Kunst-
haus, das Künstlerhaus Boswil, Murikultur
und alle weiteren Aargauer Kulturleuchttürme,
sind – neben den Beiträgen der Vereinsmit-
glieder und der Sponsoren – auf die grosszü-
gige, nachhaltige und verlässliche Unterstüt-
zung durch die öffentliche Hand angewiesen.
Das argovia philharmonic benützt die Gele-
genheit gerne, dem Aargauer Regierungs-
rat für seine in den vergangenen Jahren
erhöhten finanziellen Beiträge, aber auch den
Aargauer Gemeinden, vor allem Aarau, Baden
und Wettingen, aufrichtig zu danken: Diese
Beiträge waren unabdingbare Voraussetzung
für die künstlerische Entwicklung unseres
Orchesters.
16
Dr. Jürg Schärer, Präsident argovia philharmonic
CITIUS, ALTIUS, FORTIUS!
Die eingeengten finanziellen Handlungsspiel-
räume der öffentlichen Hand und die damit
verbundenen Sparzwänge gefährden aber
diese Unterstützung der kulturellen Institutio-
nen in der näheren Zukunft. Für das argovia
philharmonic würde dies zu Rückschritt statt
Fortschritt führen: weniger Konzerte, damit
verbundene Qualitätsverluste im Zusammen-
spiel unserer Musikerinnen und Musiker, Be-
hinderungen in der Programmgestaltung und
weiter verstärkte Einschränkungen beim En-
gagement erstklassiger Solistinnen und So-
listen, Beschränkung der Spielorte im Aargau
auf diejenigen, die maximalen Konzertertrag
versprechen, Reduzierung der Dienstleistun-
gen unserer Geschäftsstelle, die in den letz-
ten drei Jahren für das Orchester, bei seiner
Positionierung im Aargau und darüber hin-
aus und im Kontakt mit unseren Mitgliedern,
Abonnentinnen und Abonnenten, Konzert-
besucherinnen und Konzertbesuchern sowie
Konzertveranstaltern hervorragende Leistun-
gen erbracht hat.
Intendant Christian Weidmann, Chefdiri-
gent Douglas Bostock, die Musikerinnen und
Musiker, die Mitarbeitenden der Geschäfts-
stelle und der Vorstand sind vom Willen
getragen, die künstlerische Entwicklung des
argovia philharmonic und seine Verankerung
im aargauischen Kulturleben mit Kraft weiter
voranzutreiben: mit jedem Projekt, mit jedem
neuen Konzertformat («Mozart im Wald»,
erinnern Sie sich?) und in jedem Konzert.
Sie hoffen deshalb sehr, dass ihre Aufbauar-
beit in den vergangenen Jahren gebührend
gewürdigt und deshalb von Kürzungen der
finanziellen Beiträge der öffentlichen Hand
abgesehen wird.
An dieser Stelle danken wir der Aargauischen
Kantonalbank, unserer Hauptsponsorin, von
Herzen: Durch ihren finanziellen Beitrag als
Hauptsponsorin, aber auch durch ihre aktive
Unterstützung in Form von Spezialkonzerten
und dem Besuch von Konzerten mit Kun-
den hat sie uns laufende Rückendeckung und
Planungssicherheit geschenkt. Der gleiche
Dank geht aber auch an alle unsere weiteren
Sponsorinnen und Sponsoren, ohne deren
Leistungen unsere Konzerttätigkeit im heuti-
gen Rahmen nicht denkbar wäre. Unabhän-
gig davon, sehr geehrte Damen und Herren,
ist das argovia philharmonic aber weiterhin
auf Ihre loyale und grosszügige Unterstützung
dringend angewiesen, in erster Linie durch Ih-
ren Konzertbesuch, in zweiter Linie durch Ihre
Mitgliedschaft im Trägerverein und Ihr Abon-
nement, in dritter Linie durch Ihr Sponsoring
einer Solistin oder eines Solisten, einer CD-
Produktion, eines ganzen Konzerts oder auch
einer Konzertsaison. Denken Sie dabei daran,
dass alle diese finanziellen Leistungen an un-
ser Orchester steuerlich voll abzugsfähig sind.
Citius, altius fortius: Das argovia philharmonic
möchte diesem Leitgedanken auch in Zukunft
folgen – zum Wohl des Kulturkantons Aargau
und seiner Bevölkerung. Wir danken Ihnen
schon heute dafür, wenn Sie uns auf diesem
Weg weiterhin begleiten und aktiv unterstützen.
Kultursponsoring als Dienst an der Gemeinschaft
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums 2013 der Aargauischen Kantonalbank, der Hauptspon-sorin des argovia philharmonic, erschien in de-ren Festschrift ein Beitrag von Dr. Jürg Schärer zum Thema «Geld und Geist». Unter dem Titel «Kultursponsoring als Dienst an der Gemein-schaft» sinniert der Präsident des argovia phil-harmonic unter anderem über den berühmten Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, über Gemeinsinn vor Eigensinn und das Mäzena-tentum.
Der Sonderdruck ist kostenlos über die Geschäftsstelle des argovia philharmonic zu beziehen: [email protected], Tel 062 834 70 00.
17
Sie sind ein Dream-Team, Christian
Weidmann, der zur neuen Saison zum
Intendanten ernannte Geschäftsführer,
und Douglas Bostock, der Chefdirigent
des argovia philharmonic – zusammen
sorgen sie während der gesamten Sai-
son für spannende Konzertabende. Eine
Diskussion.
von Dr. Verena Naegele
Intendant Christian Weidmann und Chefdirigent Douglas Bostock im Gespräch
BOTSCHAFTER DER MUSIK
Zwei Highlights der letzten Saison: Si-
belius 7. Sinfonie und Hermann Suters
d-Moll-Sinfonie, wir alle waren sehr be-
geistert über das Niveau, welches das
Orchester demonstriert hat. Ist das Or-
chester nun also an dem Punkt, von dem
Sie, Douglas Bostock, bei Amtsantritt vor
13 Jahren geträumt haben?
Douglas Bostock: In dem Sinne nicht, denn
es gibt nie ein bestimmtes Niveau, das man
anstreben kann, es ist ein kontinuierlicher Pro-
zess. In kürzeren Abständen kann man durch
die Programmierung bestimmter Werke ei-
nen Fokus schaffen, aber es ist immer alles
im Fluss. Sicher können wir nun darauf auf-
bauen, was wir uns erarbeitet haben, aber es
gibt ja immer wieder Neues, Anderes zu ent-
decken, woran wir wachsen können.
Aber jeder Chefdirigent hat doch seine
Klangvorstellungen, die er mit seinem
Orchester anstrebt.
DB: Mein Weg ist, dass ich mit dem Orches-
ter arbeite, und daraus entsteht der Klang.
Ich finde es vermessen zu sagen, ich suche
diesen oder jenen Klang, selbstverständ-
lich suche ich Klänge, die aber sehr tief, sehr
breit oder sehr transparent sein können, sehr
leicht, oder schwer. Für mich ist ausschlag-
gebend, eine Flexibiliät des Klangs zu errei-
chen, den ich bei verschiedenen Stilen und
Komponisten anwenden kann.
Christian Weidmann, Sie bringen Erfah-
rungen mit der Kammerphilharmonie
Graubünden oder dem Sinfonieorches-
ter Aachen mit. Wie schätzen Sie das Po-
Foto: Priska Ketterer
19
tential des argovia philharmonic ein, was
fasziniert sie daran?
Christian Weidmann: Was mich von Anfang an
begeistert hat, ist die Situation des Orches-
ters, die gewaltige Entwicklung der letzten
Jahre unter Douglas Bostock, und dies bei ei-
ner guten finanziellen Basis, sodass man nicht
ständig ums Überleben kämpfen muss. Dazu
kam das Vakuum des fehlenden Geschäfts-
führers, wodurch sich mir die dankbare Her-
ausforderung bot, wichtige, nachhaltige Pro-
zesse in Gang zu setzen.
Mit dem Jubiläum 2012 kam vieles in
Gang, der neue Name, die Einstellung
Christian Weidmanns. Was hat sich seit-
her verändert, Douglas Bostock.
DB: Enorm viel, fast soviel wie in den zehn
Jahren vorher, insbesondere was die interne
Strukturierung des Orchesters und dessen
Auftritt nach Aussen betrifft. Natürlich waren
wir zuvor nicht untätig, aber ich hatte früher
keinen fachlichen Partner zur Seite, mit dem
ich Künstlerisches diskutieren konnte, es gab
keine Möglichkeit des Tau-Ziehens; und dies
ist sehr fruchtbar. Dazu kamen die Probe-
spiele für neue Orchestermitglieder, dank de-
nen wir das Niveau des Orchesters musika-
lisch heben konnten.
Ohne die grundlegende Arbeit der ersten
Jahre wäre dieser Aufschwung gar nicht
möglich gewesen. Zu letzterem gehört
nun die grössere Vielfalt der Angebote:
kleine Konzerte, Weihnachtskonzert,
Sonderkonzerte. Ein Plädoyer für diese
Kleinform, Christian Weidmann.
CW: Es ist natürlich auch in diesem Bereich
eine Fortführung und ein Ausbau des schon
Vorhandenen. Sonderkonzerte gab es früher
schon, Kammerkonzerte, in Meyers Stollen,
oder Kammerorchester-Konzerte wie «Mozart
im Wald» sind aber neu. Es geht darum, dass
ein Symphonieorchester auch kleinere Aufga-
ben wahrnehmen kann und soll; etwas, das
gerade im Kanton Aargau, wo grosse Kon-
zertsäle rar sind, eine wichtige Aufgabe erfüllt:
Wir gehen zum Publikum, und es gibt span-
nende Orte, um dies zu erproben. Das argovia
philharmonic ist Botschafter für Musik.
Dann ist die Wahl von Ihnen, Christian
Weidmann, zum ersten Intendanten des
argovia philharmonic mit künstlerischer
Gesamtverantwortung, eine logische
Folge dieser Erweiterungen.
CW: Die Entwicklung neuer Formen habe ich
angefangen, bevor ich über einen neuen Na-
men auch nur nachgedacht habe. Nun ist das
Bewusstsein gewachsen, dass wir die Bezeich-
nung «Geschäftsführer» mit neuen Inhalten fül-
len wollen. Das Orchester braucht nicht nur ei-
nen Chefdirigenten, der in allen Bereichen beim
Orchester die Verantwortung trägt – ich denke
an die Programmierung der Symphoniekonzerte
– sondern es gibt so viel anderes darum herum.
DB: Die Namensänderung war die logische
Folge der Entwicklung unseres Orchesters.
Gerade mit den neuen Konzertgefässen zeigt
sich, dass die Bezeichnung von Christian als
Intendant richtig ist, um zu zeigen, wir machen
etwas, was wir früher nicht gemacht haben,
wir setzen fort und erweitern.
CW: Seit Douglas Bostock da ist, ist jeder
Schritt kontinuierlich aus dem vorherigen her-
ausgewachsen, auf allen Ebenen – Vorstand,
Administration …
Ich empfinde Ihre Aussagen als Zusam-
menfassung einer Zeitperiode. Früher
haben Sie, Douglas Bostock, sehr viel
mehr administrative Arbeiten übernom-
men, um das Orchester dahin zu führen,
wo es jetzt ist.
DB: Die Arbeit des Chefdirigenten ist schon
dieselbe geblieben, und ich konnte mich im-
mer gut darauf konzentrieren. Aber ich muss
mich jetzt weniger um administrative Belange
kümmern, der Orchesterdisponent kommu-
niziert mehr mit dem Intendanten statt in ers-
20
ter Linie mit dem Chefdirigenten, so kann ich
mich mehr auf meine Arbeit fokussieren.
Auffällig sind die bedeutenden Solis-
tinnen und Solisten, die nun mit dem
argovia philharmonic spielen. Wie ist es
zu dieser Entwicklung gekommen.
CW: Weil wir ja nicht permanent spielen,
sondern nur fünf Konzertzyklen pro Saison
haben, müssen wir bei Gästen ganz bewusst
entscheiden, warum wir sie wählen und was
wir profitieren möchten. So brauchen wir etwa
Gastsolisten, die neben dem Auftritt mit dem
argovia philharmonic auch bereit sind, bei
Surprise-Konzerten mitzumachen.
DB: Bedeutende Solisten wie Sol Gabetta,
Bernd Glemser oder Rafael Oleg hatten
wir immer schon. Neu ist allerdings diese
Kontinuität.
Douglas Bostock, diese Kontinuität gibt
Ihnen doch auch mehr Spielraum beim
Programmieren, es gibt nicht nur ein-
zelne Highlights.
DB: Es ist ja nicht die Kernaufgabe des Chef-
dirigenten, sondern eher diejenige des Inten-
danten, Kontakte zu Künstlern, Agenturen
und Managern zu knüpfen. Früher habe ich
zusammen mit der Musikkommission So-
listen oder Gastdirigenten genannt, und die
Administration hat dann versucht, diese zu
engagieren. Jetzt ist es mehr ein kreatives
Denken geworden, ein Puzzle: Wenn wir die-
sen Solisten engagieren könnten, dann könn-
ten wir jenes Konzert ins Programm nehmen,
weil er es gut spielt. Oder, anders herum, ich
wollte gerne das Bartók-Bratschenkonzert
programmieren und Christian Weidmann hat
den fantastischen Solisten Lawrence Powell
engagieren können.
Wächst das Orchester auch mit den So-
listen?
DB: Ja ganz klar, mit tollen Solisten wächst die
Qualität des Orchesters. Das gilt aber auch für
die Kammerkonzerte, die zur Homogenität im
Zusammenspiel im Orchester führen.
Welche Rolle spielt denn ein Gastdiri-
gent?
CW: Es ist zentral, dass auch mal jemand von
aussen kommt, der vielleicht anders, komple-
mentär zum Chefdirigenten arbeitet, der neue
Impulse bringt sowohl für das Orchester als
auch für das Publikum.
DB: Es ist für mich als Chefdirigent auch eine
wichtige Aufgabe, das Orchester so zu for-
men, dass es mit jedem eingeladenen Gastdi-
rigenten spielen kann.
Wir haben jetzt sehr viel über
das Orchester und seine Entwicklung
gesprochen. Und nun kommen
wir an eine Grenze, an eine Raum-
grenze… ein grösserer Konzertsaal
in Aarau.
DB: Wir haben von einer Philharmonie
gesprochen, dann von einer alten Druckerei-
halle, jetzt sind wir bei der Reithalle.
CW: Ja, diesen Wunsch hat Douglas schon
früh lautstark und medial kommuniziert:
Wir brauchen einen Konzertsaal, der den
künstlerischen Ansprüchen gerecht wird.
Momentan hat sich in der Alten Reithalle
eine Tür aufgetan, weil das Theaterprojekt
so nicht umgesetzt werden kann. Es könnte
ein Kulturraum mit Tanz, Theater und Kon-
zert werden.
Was passiert denn mit dem Orchester,
wenn es nicht klappt?
DB: Wir können natürlich proben und unsere
Qualität steigern. Aber es gibt Grenzen.
Das Orchester braucht jetzt eine akustische
Perspektive, denn nur so kann es sich weiter
entwickeln. Ich bewundere meine Musikerin-
nen und Musiker sehr, wie viel sie bringen
bei den schlechten Umständen, die sie zum
Teil antreffen.
21
Also wäre es eine Katastrophe, wenn
kein Saal kommen würde, künstlerisch,
aber auch ökonomisch, denn bei 400
Sitzplätzen sind die Einnahmemöglich-
keiten beschränkt.
CW: Natürlich wäre es super, eine Philhar-
monie, einen tollen Saal zu haben, der auch
eine soziale Funktion hat. Aber wenn ich sa-
gen würde, es ist katastrophal, wenn es nicht
klappt, dann hätten wir keine Grundlage mehr,
um weiter Konzerte zu geben. Natürlich ma-
chen wir weiter. Die Reithalle aber bietet sich
an und es bietet sich an, diese konzerttauglich
zu machen. Gerade weil wir uns in den letzten
Jahren so unglaublich entwickelt haben.
Als letztes ein kurzer Blick in die Zukunft:
Was gibt es an längerfristiger Planung.
DB: Die jetzige Saison wird sicher sehr span-
nend. Auch für die folgenden beiden Saisons
haben wir schon eine sehr konkrete Planung:
Wir werden innerhalb von zwei Saisons – also
sehr komprimiert – alle Sinfonien von Beetho-
ven aufführen; und dies wie immer in span-
nenden Kombinationen. Wir werden aber
nicht ausschliesslich mit einem Orchester in
klassischer Grösse auftreten, deshalb kombi-
niere ich mit interessanten, zum Teil grösser
besetzten Werken, nach dem Motto «Beetho-
ven und seine Erben» oder «Beethoven und
die Moderne» usw.
CW: Wir planen also längerfristig, das gibt
auch unserem Publikum eine längerfristige Per-
spektive, und wir können die kleineren Konzert-
formate sinnvoll darum herum bauen – es wird
zwei Jahre lang Beethoven thematisiert.
Hier baut sich also im Dialog von Ihnen
beiden etwas sehr Spannendes auf. Blei-
ben Spezialitäten à la Douglas Bostock
auch erhalten: Britische Komponisten,
tschechische und skandinavische Musik?
DB: Ja ja, sicher findet das auch Platz. Ich
möchte sicherlich immer Werke bringen, die
mir sehr am Herzen liegen, etwa Schweizer
Symphonik – sie ist ein Teil von mir geworden:
Suter, Geiser, Sutermeister oder Hans Huber
– um nur einige zu nennen. Britische Musik
wird immer wieder auftauchen, tschechische
und skandinavische Musik gehört sowieso
dazu, ich könnte noch sehr viel nennen …
Also Gesamtbilanz: argovia philharmo-
nic weiter im Aufschwung und mit uner-
schöpflichen Ideen.
Foto: Priska Ketterer
GEIGERIN DER EXTREME
Sie kommt aus der renommierten Schule
von Yehudi Menuhin, sie ist eine begna-
dete Geigerin und liebt die Extreme: Alina
Ibragimova, die mit dem argovia philhar-
monic das Violinkonzert von Beethoven
spielt. Ein besonderes Ereignis ist vorpro-
grammiert.
von Dr. Verena Naegele
Dreissig Jahre jung ist Alina Ibragimova und
schon längst ein Star. Ihr prall gefüllter Kon-
zertkalender führt sie zu so hervorragenden
Orchestern wie dem BBC Philharmonic, dem
RSO Frankfurt, der Kremerata Baltica, dem
Wiener Kammerorchester oder den Bamberger
Symphonikern. Auch als Kammermusikerin hat
sie sich mitten in der Elite etabliert. Das Reper-
toire umfasst Werke von so unterschiedlichen
Komponisten wie Alban Berg, Felix Mendels-
sohn oder Olivier Messiaen.
Es ist gerade dieser selbstverständliche Umgang
mit Musik aller Epochen, der das besondere
Markenzeichen der jungen Virtuosin ist. Dazu
passt, welche Werke sie bei ihrem Stammla-
bel Hyperion eingespielt hat: Widmete sie ihre
Debüt-CD dem Aussenseiterkomponisten Karl-
Amadeus Hartmann, so steht dem nun die Ge-
samteinspielung der Violinsonaten und –partiten
von Johann Sebastian Bach gegenüber – mehr
musikalischer Gegensatz kann nicht sein.
Aber die «alte» Musik hat die Russin seit jeher
fasziniert. Und mit Johann Sebastian Bach hat
es bei Alina Ibragimova eine ganz besondere
Bewandtnis: Zusammen mit Nicola Benedetti
spielte sie unter der Leitung ihres grossen
Mentors Yehudi Menuhin 1998 beim UNESCO-
Jubiläum des 50. Jahrestages der Erklärung
der Menschenrechte in Paris das Doppel-
konzert von Bach. Und als Menuhin wenige
Monate später starb, war es wiederum das
gerade mal 13-jährige Mädchen, das beim Ge-
denkgottesdienst in Londons Westminster Ab-
bey Bach spielte.
Wie schon Valeriy Sokolov, der beim argovia
philharmonic in der letzten Saison mit Bruchs
Violinkonzert brillierte, studierte auch die 1985
in Polevskoy geborene Alina Ibragimova an der
Yehudi Menuhin School in London bei Natasha
Boyarskaya. Sogar in der berühmten Menu-
hin-Biographie von Humphrey Burton wird die
Russin erwähnt: «Als Alina die Ysaye-Sonate
spielte, … spürte man die Fortführung einer
sehr langen Tradition des Geigenunterrichts
und die Stärke von Yehudis Traum.»
Der tiefe, schmelzende Ton und die technische
Brillanz von Ibragimovas Spiel sind deutliche
Spuren dieser Zeit. Weitere Stationen ihrer Aus-
bildung waren die Guildhall School of Music and
Drama und das Londoner Royal College of Mu-
sic bei Christian Tetzlaff und Adrian Butterfield.
Faszinierend ist die ausserordentliche Ener-
gie dieser Musikerin, die Fähigkeit zu riskanten
Extremen, die vom vibratolos fahlen Ton bis zur
blühend warm klingenden Farbigkeit reicht.
Diese Vielseitigkeit des Spiels prädestiniert
Ibragimova auch für die Kammermusik. In
Alina Ibragimova im 2. Abo-Konzert HYMNE AN DAS LEBEN
22
der Tat bildet sie seit Jahren mit Cédric
Tiberghien ein Duo der Spitzenklasse, das
zum Beispiel in der Wigmore Hall in London
auftritt, dem englischen Olymp der Kammer-
musik. Ob mit sämtlichen Violinsonaten
von Beethoven oder mit Werken für Violine
und Klavier von Szymanowski, der Erfolg ist
gewiss. Man darf deshalb besonders gespannt
sein auf Ibragimovas Auftritt in der «Serie
Surprise» des argovia philharmonic: im
Kultur- und Kongresshaus wird sie zusammen
mit Louis Schwizgebel, dem jungen Schwei-
zer Pianisten, der im September-Zyklus des
argovia philharmonic auftritt, für überra-
schende Musik sorgen.
Ibragimova, die eine Violine von Pietro Guarneri
spielt, beschäftigt sich seit der Studienzeit mit
der historisch informierten Aufführungspraxis.
Auch mit ihrem 2005 gegründeten Streichquar-
tett «Chiaroscuro» spielt sie oft Werke der Wie-
ner Klassik, von Mozart und Beethoven, in steter
Suche nach dem «Originalklang». Beste Voraus-
setzungen also für das Gastspiel beim argovia
philharmonic, wo sie Beethovens berühmtes
Violinkonzert spielt, das gleichermassen virtuose
und innig schmelzende Momente aufweist. Dazu
passt ihre Lebensphilosophie: «Ich bin sehr zufrie-
den mit dem, was ich mache. Denn ich kann mit
Menschen musizieren, die ich sehr schätze, darf
grossartige Musik spielen. Was will man mehr.»
TERMINE
2. Abo-Konzert – HYMNE AN DAS LEBEN
argovia philharmonic JEAN SIBELIUS «Finlandia» op. 26 DOUGLAS BOSTOCK Leitung L.v. BEETHOVEN Violinkonzert D-Dur op. 61 ALINA IBRAGIMOVA Violine CARL NIELSEN Symphonie Nr. 3 op. 27 «Sinfonia espansiva»
DI 24. November 2015 19.30 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus FR 27. November 2015 19.30 Uhr Baden KurtheaterSO 29. November 2015 17.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus (mit Kinderbetreuung)
HINTER DEN KULISSEN: Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn.
Serie Surprise: REZITAL
SA 28. November 2015 17.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus
ALINA IBRAGIMOVA Violine Werke von L.v. Beethoven u.a. LOUIS SCHWIZGEBEL Klavier
23
Foto: Eva Vermandel
24
LEIDENSCHAFT FÜR NIELSEN
Die Musik des dänischen Komponisten
Carl Nielsen (1865-1931) hat Chefdirigent
Douglas Bostock seit jeher begleitet. Zwi-
schen 1999 und 2006 hat er beim Label
Classico alle Orchesterwerke Nielsens
mit dem Royal Liverpool Philharmonic Or-
chestra auf CD eingespielt. Nun dirigiert
er mit dem argovia philharmonic dessen
Symphonie Nr. 3, die «Sinfonia espansiva».
von Sibylle Ehrismann
«Schon in meiner Studentenzeit war ich von
Nielsens Musik angetan,» erzählt Douglas Bos-
tock im Gespräch. «Damals hatte der briti-
sche Wissenschafter und Komponist Robert
Simpson ein wichtiges Buch über Nielsen he-
rausgegeben. Ich war fasziniert von Nielsens
‹fortschreitender Tonalität› und kaufte mir die
Partitur der 4. Symphonie mit dem Titel ‹Das
Unauslöschliche›.»
Nielsen war ein extrovertierter, vitaler Musi-
ker, hatte eine kraftvolle Natur und liebte das
Leben. So ernsthaft und geradlinig seine Mu-
siksprache ist, «in ihr spiegelt sich auch der
unendliche blaue Himmel Dänemarks mit viel
Sonnenschein und Humor», so Bostock. Seine
charakteristische «fortschreitende Tonalität» be-
deutet, dass er nicht in einer Tonart bleibt, son-
dern immer weitere Bogen durch entfernteste
Tonalitäten macht. Das ist von der Harmonik
her auf eine sehr eigene Art modern.
Die Musik des Nordländers ist in Grossbri-
tannien viel bekannter als bei uns. Bereits zu
Lebzeiten wurde Nielsen, der in Dänemark als
wichtigster Komponist der Spätromantik gilt,
im Ausland nur zögerlich anerkannt. Gebo-
ren wurde er auf Fünen, einer Insel in der Mitte
Dänemarks, in einem Dorf bei Odense, wo al-
les flach ist und es kaum etwas anderes als
Landwirtschaft gab. «Heute wird dort ein Niel-
sen-Musikwettbewerb veranstaltet, es gibt ein
eigenes Symphonieorchester und ein Nielsen-
Museum,» schwärmt Bostock von seinen Rei-
sen dorthin.
Die Familie, in der Nielsen aufgewachsen ist,
war arm. Sein Vater war Maler und Dorfmusi-
kant, so dass der kleine Carl schon früh in der
Tanzkapelle des Vaters mitspielte: er blies dort
das Kornett und die Posaune. Dank eines Sti-
pendiums konnte er am Konservatorium Ko-
penhagen Violine und Komposition studieren,
sein wichtigster Lehrer war Niels Gade. Seinen
Lebensunterhalt verdiente er sich als Geiger
des Hoforchesters, später als Dirigent der Ko-
Chefdirigent Douglas Bostock über Carl Nielsen
Douglas Bostock neben der Büste von Carl Nielsen.
KONZERTE
25
penhagener Musikvereinigung und als Kompo-
sitionslehrer des dortigen Kon servatoriums.
So bekannt und geschätzt Nielsens Musik in
Dänemark ist, die Königliche Bibliothek in Ko-
penhagen nahm erst in den 1990er Jahren eine
kritische Gesamtedition in Angriff. Zusammen
mit dem Wilhelm Hansen-Verlag wurde sie suk-
zessive ediert. Schliesslich trat der Chef des
schwedischen CD-Labels Classico, Peter Oluv-
sen, an Douglas Bostock heran, ob er nicht die
sechs Symphonien Nielsens als erster nach der
neuen Edition einspielen wolle.
«Meine Liebe zu Nielsens Musik hat sich mit
der intensiveren Auseinandersetzung vertieft,»
meint Bostock sichtlich bewegt. «Ich habe mir
für dieses Projekt alle erhältlichen Interpretati-
onen angehört, vor allem die früheren von dä-
nischen Dirigenten, die Nielsen noch kannten.
Was mich begeistert, ist seine ungeheuer per-
sönliche Musiksprache, sie ist eine der eigens-
ten Musikstimmen überhaupt. Sein Beitrag zur
Entwicklung der Symphonie ist einmalig, er
steht zwischen Mahler und Sibelius.»
Weshalb hat sich Bostock beim argovia phil-
harmonic für die 3. Symphonie, die «Sinfonia
espansiva» entschieden? Diese wurde 1912
unter der Leitung des Komponisten uraufge-
führt und bedeutete im In- und Ausland dessen
Durchbruch. «Ich habe mir diese Auswahl gut
überlegt,» so Bostock. «Die Erste ist noch nicht
der wahre Nielsen, die Sechste ist recht ext-
rem und sehr schwer, die Vierte braucht zwei
grosse Paukengruppen, die in unseren Sälen
hier keinen Platz haben. Die Dritte, die ich ge-
wählt habe, ist explizit romantisch, sie verlangt
als Besonderheit im langsamen Satz zwei im-
pressionistisch eingefärbte Singstimmen und ist
wunderschön. Sie eignet sich gut, um Nielsens
lebensbejahende Musik kennen zu lernen.»
TERMINE
Nielsen Symphonie Nr. 3 siehe Seite 23
Nielsen und Bostock auf CD
Douglas Bostock hat beim Dänischen Label Classico alle sechs Symphonien und ausge-wählte Orchesterwerke von Carl Nielsen aufge-nommen. Die vielbeachtete Einspielung beruht auf der neuen kritischen Nielsen-Edition, die der Verlag Wilhelm Hansen Kopenhagen he-rausgegeben hat. Das Compendium umfasst fünf CD’s und ist auch in Einzelausgaben er-hältlich. Neben den sechs Symphonien findet man auch das hörenswerte Violinkonzert und die Romanze für Violine und Orchester mit dem Geiger Malcolm Stewart. Theatralisch geht es zu in der Schauspielmusik «Aladdin-Suite» und im zauberhaften «Pan und Syrinx». Das Royal Liverpool Philharmonic unter Leitung von Dou-glas Bostock vermag den „Nielsen-Klang“ ge-nau zu treffen und legt damit ein überzeugen-des Plädoyer für den dänischen Komponisten vor.
Informationen unter: www.douglasbostock.net
Douglas Bostock vor dem Nielsen Museum.
26
ARGOVIAPHIL ROCKS !
Im Februar 2015 wurde Peter Gabriel 65 Jahre
alt. Zu Ehren des ehemaligen Lead-Sängers
der legendären britischen Band Genesis stellte
Daniel Rohr, Leiter des Theaters Rigiblick Zü-
rich, einen Abend zu dessen Ehren zusammen.
Während der Zusammenarbeit mit dem argovia
philharmonic anlässlich des Familienkonzerts
«Peter und der Wolf» entstand die Idee, diesen
«Tribute» zusammen mit dem argovia philhar-
monic zu gestalten. Das Resultat war überwäl-
tigend. Vier ausverkaufte Vorstellungen im The-
ater Rigiblick waren nicht genug! Im November
wird der aussergewöhnliche Abend wiederholt,
im «Nordportal» Baden sowie ein letztes Mal im
Theater Rigiblick.
Tribute to Peter Gabriel
TERMINE
DO 5. November 2015, 20.00 Uhr Baden Nordportal SO 8. November 2015, 20.00 Uhr Zürich Theater Rigiblick
Das argovia philharmonic mit dem Sänger Bruno Amstad im Theater Rigiblick (Fotos: Priska Ketterer)
Daniel Rohr erzählt über das Leben Peter Gabriels.
27
«GENESIS-SUITE» IN KÖNIGSFELDEN
Klosterkirche Königsfelden
Die erstmalige Zusammenarbeit zwischen dem
Museum Aargau und dem argovia philharmonic
beschert dem Publikum ein ganz besonderes
Ereignis in der Klosterkirche Königsfelden: das
Sinfonieorchester Biel Solothurn gastiert mit der
Schweizer Erstaufführung der «Genesis Suite»
im Kulturkanton Aargau, nachdem das argovia
philharmonic im Januar 2015 mit der Schwei-
zer Sopranistin Regula Mühlemann im Rahmen
eines Orchesteraustausches in Biel aufgetre-
ten war.
Die monumentale «Genesis-Suite» erzählt aus
der biblischen Schöpfungsgeschichte. Mo-
numental ist die Suite deswegen, weil sie von
sieben verschiedenen Komponisten – darun-
ter Igor Strawinsky und Arnold Schönberg –
komponiert wurde. Zudem bildet das gross be-
setzte Sinfonieorchester Biel Solothurn mit dem
verstärkten Chor des Theaters Biel Solothurn
unter der Leitung von Kaspar Zehnder einen
Klangkörper von über 120 Personen. Der Aar-
gauer Schauspieler Walter Küng agiert als Er-
zähler. Er wird sich aber nicht nur auf die in der
Partitur vorgesehenen biblischen Passagen be-
schränken, sondern lässt auch Texte aus dem
Umfeld des Klosters Königsfelden einfliessen.
Diese Kombination macht den Konzertabend
einzigartig und bietet dem Publikum ein hautna-
hes Erlebnis von Geschichte und Musik.
Die um 1945 auf Anregung des US-amerika-
nischen Komponisten und Dirigenten Natha-
niel Shilkret entstandene «Genesis-Suite» für
Sprecher, Chor und Orchester bezieht sich auf
Motive aus dem 1. Buch Moses: auf den Bru-
derzwist zwischen Kain und Abel, auf den Re-
genbogen nach der Sintflut oder den Turm-
bau zu Babel. Bestehend aus Werken mehrerer
Exil-Komponisten, kann die «Genesis-Suite» als
Zeitdokument Kaliforniens nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs verstanden werden. Ernst-
hafte Gelegenheitsarbeiten treffen auf emotional
aufgeladene Partituren. So erinnern die Sätze
von Nathaniel Shilkret, Alexandre Tansman und
Mario Castelnuovo-Tedesco an illustrierende
Spielfilm-Soundtracks Hollywoods. Als kürzere
Sätze erklingen der schwungvoll-melodische
Darius Milhaud, der spätromantische Ernst
Toch und Strawinskys viersätzige Kantate, die
sich dem Bibelthema im Werkkomplex mit der
grössten Abstraktion zuwendet. Im Gegensatz
zu seinen Kollegen komponierte Arnold Schön-
berg sein expressives Zwölfton-Vorspiel für
Chor und Orchester als einziger ohne Sprecher.
TERMIN
8. September 2015 19.30 Uhr
Windisch Klosterkirche Königsfelden
28
EIN NEUES FESTIVAL
Die 1. Mendelssohntage Aarau
Im November 2015 startet ein neues Festi-
val in der Kantonshauptstadt. Die Zusam-
menarbeit von Intendant Christian Weid-
mann mit dem Sänger, Dirigenten und
Chorleiter Dieter Wagner lässt ein vielfälti-
ges, spannendes Festival entstehen.
Musikkultur in der Schweiz lebt von der Vielfalt
zahlreicher Orchester, der acht Musiktheater
und einer Vielzahl von jährlich wiederkehren-
den Festwochen im Bereich der Klassischen
Musik, wie z. B. dem Lucerne Festival, den
Zürcher Festspielen oder den Festivals in Ver-
bier, Davos, Gstaad, Ascona, St. Gallen und
an vielen anderen Orten der Schweiz.
Im Herbst 2015 bereichert nun ein neues Fes-
tival die Schweizer Musiklandschaft, das Felix
Mendelssohn-Bartholdy und seinem Schaffen
gewidmet ist. Felix Mendelssohn-Bartholdy
war eine beeindruckend vielseitige Persönlich-
keit: Komponist und Dirigent, Klavier- und Or-
gelvirtuose, Kulturpolitiker und Lehrer. Einen
neuen Blick auf sein musikalisches Schaffen
und seine Zeit in der Schweiz – überliefert sind
vier Aufenthalte 1822, 1831, 1842 und nach
dem Tod seiner Schwester Fanny 1847 eröff-
nen die Mendelssohntage, die vom 30. Okto-
ber bis 1. November 2015 erstmals in Aarau
stattfinden.
Das Publikum und die Aarauer Bevölkerung
dürfen sich auf ein abwechlungsreiches Pro-
gramm freuen. Das Eröffnungskonzert be-
streitet der renommierte Tölzer Knabenchor,
die Stimmführer des argovia philharmonic
eröffnen zusammen mit dem Gewandhaus
Quartett Leipzig, einem der renommiertesten
Streichquartette weltweit, mit Mendelssohns
Streichoktett eine Ausstellung des Mendels-
sohn-Hauses Leipzig im Stadtmuseum Aarau.
Der 1. Felix Mendelssohn-Orgelwettbewerb ist
ebenso Teil des musikalischen Stadtrundgangs
«Aarau klingt!» wie das Kirchenmusiksympo-
sium der Landeskirche Aargau.
Das detaillierte Festivalprogramm finden Sie
unter www.mendelssohntage.ch
Das 1. Familienkonzert mit dem Duo Calva
PANNEN-FLÖTE VOLLER ZAUBER
Eine Sonderaufführung der «Zauber-
flöte» als Nachklang auf den grandiosen
Openair-Sommer im Schlosshof Hallwyl,
so ist es eigentlich geplant. Aber es wird
ganz anders. Witzig und abwechslungs-
reich gestaltet das Duo Calva sein Famili-
enkonzert für Gross und Klein.
von Dr. Verena Naegele
Seit Jahren versteht es das Cello-Duo Calva,
mit seinen kabarettistischen Programmen
klassische Musik auf unterhaltsame Weise zu
vermitteln. Alain Schudel und Daniel Schaerer
setzen in ihren Programmen auf einen Mix von
Ernsthaftigkeit, Witz und Poesie. Die Auszeich-
nung als «Pro Argovia Artists» und die zahlrei-
chen Auftritte im In- und Ausland haben den
beiden auf hohem Niveau spielenden Musikern
denn auch zu beträchtlicher Bekannt- und Be-
liebtheit verholfen. Nun gastieren sie mit ihrem
virtuosen Programm zu Mozarts «Zauberflöte»
beim argovia philharmonic.
Die Ankündigung einer Vorstellung der unver-
gänglichen «Zauberflöte» ist ja allemal ein Gang
ins Konzert wert. Doch es ist nicht nur die Mu-
sik von Mozart, die derart begeistert, son-
dern auch der Charme, den die märchenhaf-
ten Figuren verbreiten, und der Witz, den etwa
Papageno mit seiner unnachahmlich liebens-
würdigen Tolpatschigkeit ausstrahlt. Genau in
diesen Gefilden siedelt das Duo Calva seine
Produktion «Heute Abend: Zauberflöte! Grosse
Oper für zwei Celli» an, die exklusiv für die vier
Familienkonzerte in Baden, Aarau, Rheinfelden
Das Duo Calva mit Alain Schudel (links) und Daniel Schaerer in der Tonhalle Zürich.
29
30
und Boswil durch Orchestermitglieder des ar-
govia philharmonic bereichert wird.
Und so wird man am Anfang des gut einstün-
digen Programms von einem kleinen Orches-
ter mit der Zauberflöten-Ouvertüre begrüsst.
Allerdings nicht lange, denn nach über zwan-
zig Vorstellungen der sommerlichen «Zauber-
flöte» im Schlosshof Hallwyl haben die Musi-
ker genug davon und verlassen sukzessive
während der Ouvertüre das Orchesterpodium.
Nur zwei unentwegte Cellisten bleiben sitzen,
zwei Hinterbänkler aus dem Orchestergraben,
die kurzfristig als Aushilfscellisten angeheuert
worden waren und unbedingt ihren Lohn ver-
dienen wollen.
Es sind natürlich Alain Schudel und Daniel
Schaerer, die sich aber nicht beirren lassen
und beginnen, die «Zauberflöte» auf ihre Weise
auf die Bühne zu bringen – die «Pannen-Flöte»
voller Zauber des «Duo Calva» nimmt ihren
Fortgang. Zuerst noch zaghaft und verschämt,
kommen die beiden Musiker immer mehr in
Fahrt und präsentieren eine «Zauberflöte» der
besonderen Art. Schliesslich hat kein gerin-
gerer Autor als Charles Lewinsky, berühmt für
seine Sitcom-Drehbücher, für die Dramaturgie
gesorgt.
Natürlich wird auf humorvolle Art der Inhalt
des Stücks erzählt und mit den zwei Celli
auch immer wieder musikalisch umrahmt –
schliesslich bringen sowohl Schudel als auch
Schaerer ein grosses musikalisches Können
mit. Und sie lieben die Musik, wie unschwer
festzustellen ist, nach eigenen Angaben leiden
sie gar an «Cellolitis». Und sie stecken an mit
ihrer Spielfreude, sodass selbst die Mitglie-
der des argovia philharmonic auf die Bühne
zurückkehren und immer wieder mit Einlagen
für musikalische Abwechslung und szenische
Highlights sorgen.
Erstaunlich, wie die beiden E-Musiker Schu-
del und Schaerer als begnadete «Kabarett-
laien» die «Zauberflöte» aufmischen und immer
wieder zum Lachen animieren: das Blödeln
liegt ihnen offensichtlich im Blut, und sie ver-
stehen es, dies pointenreich und gar mit ak-
robatischen Einlagen umzusetzen. Auch das
Publikum wird auf raffinierte Weise in das Ge-
schehen mit einbezogen, und dank den klu-
gen Arrangements kommen auch bestandene
Opernfreaks auf ihre Kosten.
Es lohnt sich, diese Opernaufführung mit be-
schränkten Mitteln zu erleben, und zwar für
Kinder wie für Erwachsene, gibt es doch ein
Potpourri an Musikhits zu hören, nicht nur aus
Mozarts «Zauberflöte». Wer gut hinhört, der
erkennt etwa den stolzen Schwan aus Saint-
Saëns «Karneval der Tiere», Melodiefetzen aus
Rossinis «Wilhelm Tell», und schliesslich sogar
Mendelssohns «Hochzeitsmarsch» – es ist ein
Lach- und Ohrenschmaus ohne Ende.
TERMINE
1. Familienkonzert - HEUTE: DIE ZAUBERFLÖTE!
argovia philharmonic Ensemble Duo Calva
SA 14. November 2015 11.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus SA 14. November 2015 15.00 Uhr Baden NordportalSO 15. November 2015 11.00 Uhr Boswil Künstlerhaus SO 15 November 2015 17.00 Uhr Rheinfelden Bahnhofsaal
ANGEBOTE FÜR FAMILIENDas argovia philharmonic baut seine
Angebote für Familien auch in der Saison
2015/16 weiter aus.
Das erfolgreiche Familienkonzert-Abo (CHF
100.– für alle Konzerte für die ganze Familie)
wird auch in der Saison 2015/16 angeboten.
Zu den Konzerten mit dem Duo Calva als
«Zaubervögel» (November), den symphoni-
schen Familienkonzerten mit der aus den ver-
gangenen Jahren bekannten und bei gross
und klein beliebten Märchenfee (oder vielleicht
eher -tante? Lassen wir uns überraschen!)
Fabienne Hadorn, und der Wiederaufnahme
des Klassikers «Felix und Fanny auf Reisen»,
kommt in diesem Jahr die erstmalige Zu-
sammenarbeit mit dem Capriccio Barockor-
chester aus Rheinfelden. Das Ensemble ent-
führt die Kinder ins orientalische Morgenland.
Alle Familienkonzerte sind für Kinder ab fünf
Jahren geeignet.
Der Kinder- und Jugendclub,
Kinderbetreuung
Die grosse Neuerung in dieser Saison ist der
Kinder- und Jugendclub. Die Figuren Phil und
Argovia begleiten Kinder und Jugendliche
altersgerecht durch Ateliers und zu Proben-
und Konzertbesuchen. Zu jedem Symphonie-
konzert gibt es ein oder mehrere Anlässe des
Kinder- und Jugendclubs. Wie auch in den
vergangenen Jahren können Eltern, welche
das Sonntags-Abo-Konzert in Aarau besuchen,
Ihre Kinder (ab zwei Jahren) in die Kinder-
betreuung geben. Kosten- und sorgenfreier
Konzertgenuss ist garantiert!
unwiderstehlich schweizerischunwiderstehlich unwiderstehlich
KULTUR IN ZOFINGEN
Musik & Theater Zofingen leistet seit bald
75 Jahren einen wichtigen Teil zum kultu-
rellen Angebot im West-Aargau. In dieser
Saison ist das argovia philharmonic dort
gleich zweimal zu Gast.
von Cécile Vilas
Symphonischer Wohlklang und eine span-
nende Reise mit Felix und Fanny erwarten
das Publikum von Musik & Theater Zofingen,
wenn das argovia philharmonic die Bühne
des Stadtsaals betritt und seine Instrumente
stimmt. Das Familienkonzert vom 20. Februar
2016 begleitet Felix Mendelssohn-Bartholdy
und seine Schwester Fanny bei einer aben-
teuerlichen Reise, und am 16. März 2016
wird das argovia philharmonic mit Dvorák und
Schubert «Seelenmusik für alle Sinne» bieten.
Doch, was läuft denn sonst noch bei Musik &
Theater Zofingen? Der Name ist Programm!
Mit seinem Theaterangebot startet Musik &
Theater diesen Herbst in die 74. Spielsaison
und ist eng mit dem Zofinger Stadtsaal
verbunden. Als dieser 1941 erbaut wurde,
entstand eine Theaterkommission, um den
funkelnd neuen Saal auch kulturell zu nutzen.
Klingende Namen des damaligen Theater-
schaffens – Therese Giehse oder Maria Be-
cker – traten in Zofingen auf. Auch das frühere
Städtebundtheater Biel Solothurn war immer
wieder zu Gast. Diese Theatergastspiele tru-
gen wesentlich zur kulturellen Identität der
schmucken Kleinstadt bei. Rund 60 Jahre
späte fusionierte die Theaterkommission mit
der ebenfalls sehr verdienten Musikkommis-
sion, und in der Folge gehören Theatergast-
spiele, klassische Konzerte, Kindermusicals,
Konzerte aus den Bereichen Jazz, Chanson
und Pop sowie gehobene Comedy zum Ange-
bot. Musik & Theater ist seit 2011 dem Bereich
Kultur der Stadt angeschlossen.
In der Saison 2015/2016 greift Musik & The-
ater auf eine langjährige Tradition zurück und
wird das Theater Biel Solothurn gleich zweimal
zu Gast haben: In der Regie von Schauspiel-
leiterin Katharina Rupp stehen Dürrenmatts
«Besuch der alten Dame» und Peter Shaffers
«Amadeus» auf dem Programm.
Aufsehen erregen wird sicher der Auftritt des
«Hitziger Appenzeller Chor»: Diese neun jun-
gen Sängerinnen und Sänger bewegen sich
im Spannungsfeld von Appenzeller Tradition
sowie Beat und Rap! Ein Abend genauso re-
zent wie der Käse, den es an diesem Abend
übrigens nebst anderen Appenzeller Produk-
ten auch zu konsumieren gibt!
Mit der FAMILIE FLÖZ, Berlin, kommt hoch-
karätiges Maskentheater nach Zofingen, und
ein ganz besonderer Gast wird Eva Mattes
Kulturveranstalter im Kanton Aargau
32
sein. Hierzulande bekannt als Hauptkommis-
sarin Klara Blum aus dem Konstanzer «Tatort»,
wird sie in Zofingen, zusammen mit der Pianis-
tin Irmgard Schleier, mit ihrem persönlichsten
Programm für «Musik und Theater» sorgen:
an diesem Abend wird Eva Mattes aus ihrem
Leben erzählen – das sind 40 Jahre deutsche
Theater- und Filmgeschichte. Im Gepäck hat
sie aber auch einige der schönsten Lieder von
Marlene Dietrich, Hans Albers oder Friedrich
Hollaender. Musik & Theater kooperiert – spe-
ziell im musikalischen Bereich – auch regel-
mässig mit lokalen Partnern. Eine Reise nach
Zofingen lohnt sich in jedem Fall!
www.kulturzofingen.ch
Bekannt aus dem «Tatort»: Eva Mattes zu Gast in Zofingen (Foto: Hanna Mattes)
Hoppla ! Das wäre bei uns nicht passiert.www.suterkeller.ch
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ZAUBER IM WASSERSCHLOSS
Die Openair-Oper im Schloss Hallwyl
wurde 2003 auf Initiative des argovia
philharmonic und seines Chefdirigenten
Douglas Bostock begründet. Seither ist
sie fest verankert im Kanton und setzt alle
drei Jahre ein Highlight in die Aargauer
Musiklandschaft. Das Publikum schätzt
das besondere Schlosshof-Ambiente
und die Nähe zu den Sängerinnen und
Sängern.
von Sibylle Ehrismann
Dieses Jahr stand Mozarts «Zauberflöte» auf
dem Programm. Wer kennt sie nicht, die Ge-
schichte des Prinzen Tamino, der sich in ein
Zauberreich verirrt, von einer Schlange ver-
folgt, sogleich aber von drei Damen gerettet
wird und sich unsterblich in ein Bildnis verliebt.
Und wer kennt ihn nicht, den Vogelfänger Pa-
pageno, der dem Prinzen auf der Suche nach
seiner angebeteten Pamina beisteht. Die wun-
dervolle Suche nach dem Glück und die Prü-
fungen, die die Tapferkeit und die Tugend der
beiden auf die Probe stellen.
Für diese Märchenoper ist die bezaubernde
Atmosphäre des Hallwyler Wasserschlosses
wie geschaffen. Schon bei der Hallwyler Pro-
duktion von Mozarts «Die Entführung aus dem
Serail» (2003) hat sich der intime Schlosshof
auch von der Akustik her bewährt. Mozarts
Musik ist filigran und melodiös, sie unter freiem
Himmel zu spielen und zu singen braucht gute
Bedingungen. Das argovia philharmonic spielt
erhöht auf dem Podest über dem Eingangstor,
eine geniale Idee des Technischen Leiters Ueli
Binggeli. Dort sind die MusikerInnen und die
Instrumente auch vor Regen geschützt. Direkt
davor, aber ebenerdig, ist die Bühne aufge-
baut, hier singen und bewegen sich die Sän-
gerinnen und Sänger.
Dass der künstlerische Genuss jeweils nicht zu
kurz kommt, dafür sorgt auch die Technik. Die
Sängerinnen und Sänger werden akustisch
nicht verstärkt, deshalb sucht Ueli Binggeli
gerade im akustischen Bereich immer wieder
nach möglichen Verbesserungen. «Wir haben
für diese Produktion einen Akustiker beigezo-
gen,» so der Technische Leiter. «Mit ihm haben
wir die Situation genau überprüft und haben
Versuche mit Akustikelementen gemacht, das
hat die Situation jedoch eher verschlechtert.»
Ein Blick hinter die Kulissen
Die Zürcher Sing-Akademie im Probenraum (Foto: Nino Gloor, Zürich)
Auch beim Bau des Bühnenbildes hatte man
sich «akustisch» Gedanken gemacht. Erstmals
wurde darauf geschaut, dass alle Elemente
als Hohlkörper gebaut wurden, das verstärkt
die Resonanz. Und die Zuschauertribüne war
wieder frontal auf das Orchesterpodest aus-
gerichtet, wie das bereits in der ersten Pro-
duktion 2003 der Fall war. So mischt sich der
Orchesterklang am besten mit den Vokal-
partien. Damit die Sänger aber den Dirigenten
sehen können, braucht es Monitore, die
seine Dirigierbewegungen auch unten sicht-
bar machen.
Für die Regisseurin Regina Heer war es eine
spannende Herausforderung, im Hallwyler
Schlosshof zu inszenieren. «Das Märchen, das
Emanuel Schikaneder für Mozart als Libretto
eingerichtet hat, verlangt viele Szenenwech-
sel. Auf der Bühne im Schlosshof kann man
jedoch nicht umbauen. Wir mussten also ein
Bühnenbild entwerfen, das ohne Wechsel viel
erzählt.» So sind die beiden markanten Türme
entstanden, die Regina Heers Grundidee von
zwei Machtsystemen darstellen: weiblich /
männlich, gut / böse, schön / hässlich.
Ein Knackpunkt der meisten Opern-Openairs
ist jeweils die Besetzung des Chores. Für die
«Zauberflöte» waren 20 ChorsängerInnen er-
forderlich, sie mussten in der Sommerpause
fast jeden Abend auf der Bühne stehen. Mit
der Zürcher Sing-Akademie von Tim Brown,
die bereits 2012 im «Barbiere di Siviglia» mit-
machte, hat sich für die Schlossoper Hallwyl
eine ideale Lösung ergeben. Die Sing-Aka-
demie wurde von Tim Brown auf Initiative der
Zürcher Tonhalle-Gesellschaft ins Leben geru-
fen. Sie besteht aus einem Pool von professi-
onellen und semi-professionellen Sängerinnen
und Sängern, die je nach Stilrichtung – roman-
tische Grossbesetzung, alte polyphone Musik
oder Operneinsatz – ausgesucht werden.
«Der Choranteil in der Zauberflöte ist zwar
nicht sehr umfangreich, er stellt aber sehr
hohe Anforderungen, technisch und was den
Umfang in jeder Stimmlage betrifft», so der
Geschäftsführer Jeroen Schrijner. Zudem hatte
Tim Brown einige Chorsolisten ausgewählt,
etwa die begabte Sopranistin Stephanie Pfef-
fer, die vor kurzem in Zürich ihr Studium an der
Musikhochschule abschloss. Sie ist als Mit-
glied der Sing-Akademie schon öfter solistisch
in Erscheinung getreten, so auch mit grossem
Erfolg am Neujahrskonzert des argovia phil-
harmonic 2014. In der Hallwyler Zauberflöte
sang sie die Partie der Papagena (Altes Weib).
Die Zürcher Sing-Akademie an der Premiere vom 24. Juli 2015 (Foto: Nino Gloor Fotografie Zürich)
35
36
ARTES Sie sind Teil der grossen argovia philhar-
monic-Familie, die Mitarbeiterinnen von
ARTES, Dr. Verena Naegele und Sibylle
Ehrismann.
Gleich drei dokumentarische Ausstellungen sind
zu vermelden, die das für die Dramaturgie des
argovia philharmonic tätige Kreativbüro ARTES
kuratiert: In Luzern, in Bayreuth und im Forum
Schlossplatz in Aarau. An der Vernissage in Aa-
rau wird das argovia philharmonic spielen.
Die beiden Musikpublizistinnen Verena Nae-
gele und Sibylle Ehrismann bringen als Aus-
stellungskuratorinnen und Dozentinnen eine
vielseitige dramaturgische Erfahrung mit, die
sie beim argovia philharmonic in den Konzert-
einführungen, den Programmheft-Texten und
beim Magazin einbringen. Ihre dokumentari-
schen Ausstellungen sind international gefragt,
eine davon hat auch die Jubiläumssaison des
argovia philharmonic bereichert.
Seit dem 15. März ist im Richard Wagner-Mu-
seum Tribschen «Aufrecht und konsequent –
Wagners Schweizer Enkel und Bayreuth» zu
sehen. Die Ausstellung wurde im Rahmen der
Zürcher Wagner-Festspiele 2013 in Zürich eröff-
net, 2014 war sie in Bayreuth und Dresden zu
sehen. Das dazu erschienene Buch «Die Beid-
lers – Im Schatten des Wagner Clans», das der
Verlag Rüffer & Rub herausgegeben hat, wurde
von der Tages- und Fachpresse hoch gelobt.
Im Februar 2015 wurde das Büro Artes gebe-
ten, die Sonderausstellung zur Eröffnung des
renovierten und erweiterten Richard Wag ner-
Museums in Bayreuth zu übernehmen. The-
matisiert wird die wechselvolle Geschichte
von Wagners Wohnhaus Wahnfried bis heute.
Richard Wagner war fast 60 Jahre alt, als er
1872 in Bayreuth seine eigene Künstlervilla
plante und – mit Geldern von König Ludwig II.
und Cosima – das von ihm so benannte Haus
«Wahnfried» baute.
Die Ausstellung zeigt die Entstehungsge-
schichte und den Wandel dieser einzigartigen
Komponisten-Villa vom Wohnhaus mit Anbau-
ten über die Teilzerstörung im Krieg bis hin
zum Museum. Die Eröffnung der Sonderaus-
stellung, die sehr viel Neues und Unbekanntes
präsentiert, fand am 26. Juli unter Anwesen-
heit von politischer Prominenz der Bundesre-
publik Deutschland und des Schweizer Kon-
suls statt.
Am 30. Oktober wird im Forum Schlossplatz
in Aarau die Wechselausstellung «Bim Bam
Wumm – Glockengeschichte(n)» eröffnet,
Landammann Urs Hofmann spricht das
Grusswort und Mitglieder des argovia philhar-
monic sind für die musikalische Umrahmung
besorgt. Die Ausstellung beleuchtet geschicht-
liche, musikalische, geografische und techni-
sche Aspekte der Glocke, sowie die harsch
geführte Diskussion um Lärmemissionen.
Die Wanderausstellung beginnt in Aarau, weil
hier mit der Rüetschi AG die letzte Glocken-
giesserei der Schweiz steht – das argovia
philharmonic durfte für Konzerte auch schon
Rüetschi-Glocken verwenden. Eine Tournee
führt anschliessend nach Basel, Bern, Bubi-
kon bei Zürich und Neuchâtel.
Wichtige Mitarbeiterinnen im Hintergrund
In Bayreuth bei der Eröffnung der Beidler-Ausstellung (v.l.): Wagner-Urenkelin-nen Eva Wagner-Pasquier und Dagny Beidler, Gudrun Föttinger (Vizedirekto-rin Wagner-Museum), Verena Naegele und Sibylle Ehrismann (Artes Projekte). (Foto Thomas Köhler, Bayreuth)
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Paul Badura-Skoda
DIE KONZERTE
Druckerei Baden
FR 18. September 2015 Stephen Kovacevich, Berg, SchubertSA 19. September 2015 Gérard Wyss, Händel, Schubert, Ravel
Musiksall Margeläcker Wettingen
SA 26. September 2015 Paul Badura-Skoda, Bach, Mozart, Beethoven SO 27. September 2015 Philippe Entremont, Debussy, Ravel, Chopin
PIANO LEGENDS – VIER LEGENDÄRE PIANISTEN SPIELEN MEISTERWERKE
Erleben Sie vier charismatische Persön-
lichkeiten mit ihrem bevorzugten Reper-
toire in Baden und Wettingen.
von Alain Claude Sulzer
Ein langer, oft wechselvoller, mal steiniger, mal
ebener, mal abfallender, mal steil aufsteigen-
der Weg liegt zwischen dem Dasein eines jun-
gen Talents und dem Zustand, ein alter Mann
(horribile dictu) am Klavier zu sein, auch wenn
ihm selber der Weg nur wie ein Katzensprung
erscheinen will, denn das, was er schon im-
mer tat, tut er ja immer noch, das, was er
spielt, hat er vor langer Zeit bereits gespielt –
und tut es immer noch. Das spielerische Ele-
ment wird bei der Außenansicht oft vergessen.
Wer eine Beethovensonate oder Chopin-Etüde
zum x-ten Mal spielt, hat nicht nur Ähnlichkeit
mit jenen, die sie schrieben, sondern mehr
noch mit jener seltsamen Gestalt, die Tag für
Tag von neuem, ein Leben lang, Kartenhäu-
ser baut. Keines ist wie das andere, manche
fallen sogleich oder auf halber Strecke in sich
zusammen, während andere sich himmel-
hoch türmen und immer weiter gebaut werden
könnten, wenn die Arme nur ausreichten. Es
Veranstalter:
Detailinformationen und Tickets unter
www.pianolegends.ch
ist ein ernstes Spiel, dessen Sinn niemand so
richtig kennt, das sich seit dem Tag, an dem
der Pianist sein erstes Konzert gab, nicht ge-
ändert hat. Aber es leuchtet ein.
38
RÜCKSCHAUDie zweite Saisonhälfte 14/15 bot zahlreiche Höhepunkte: Im Januar 2015 begeisterte das argovia
philharmonic zusammen mit der Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann über 4000 Zuhörerin-
nen und Zuhörer in sieben Konzerten innert acht Tagen (im Kanton Aargau, beim Gastspiel in Biel
sowie zum Abschluss in der ausverkauften Tonhalle Zürich). Im 5. Abo-Konzert HEIMAT-KLANG
wurde die Symphonie d-Moll von Hermann Suter live gespielt. Dies weckte Erinnerungen an die
Jubiläums-Saison 2012/13, als diese vom argovia philharmonic eingespielt und beim Label Mu-
siques Suisses als CD erschien. «Mozart im Wald» vom 20. Juni steht schliesslich beispielhaft für
die Kreativität des argovia philharmonic, wenn es darum geht, neue Konzertorte zu entdecken.
Mozart im Wald muss man er-
lebt haben. Wer es verpasst hat:
TV-Reportage von art-tv.ch zu
MOZART IM WALD vom 20. Juni
2015. QR-Code scannen oder
art-tv.ch besuchen.
Bieler Tagblatt, 23. Januar 2015
Daniel Anders zum Gastspiel im Kongress-
haus Biel:
«Das 0rchester aus Aarau zeigte unter der
Leitung von Douglas Bostock vor allem in der
lnterpretation von Mozarts Linzer-Sinfonie,
dass es in der obersten Liga mitspielt.»
Tagesanzeiger, 27. Januar 2015
Rebekka Meyer zum Gastspiel in der
Tonhalle Zürich
«Bis zum schwer markierten Menuett und dem
feurigen Presto-Finale hatte sich das argovia
philharmonic in Höchstform gespielt.»
Ein weiterer Meilenstein in der Kommunikation und Dokumentation
des argovia philharmonic: Wenn Sie diesen QR-Code scannen oder den
Youtoube-Kanal des argovia philharmonic besuchen, finden Sie den
vollständigen Video-Mitschnitt von Herman Suters Symphonie d-Moll.
Aufgenommen anlässlich des 5. Abo-Konzerts HEIMAT-KLANG am
22. Mai 2015 im Trafo Baden.
Mit Regula Mühlemann in der Tonhalle Zü-rich (Foto: Priska Ketterer)
Mozart im Wald, 20. Juni 2015, Sandsteinhöhlen Liebegg (Foto: Priska Ketterer)
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ARGOVIA PHILHARMONIC BEI COVIELLO CLASSICS
SWISS ASPECTS
Einer der ganz grossen Höhepunkte der Jubiläumssai-
son 2012/13 des argovia philharmonic: Der Live-Mit-
schnitt des Jubiläumskonzerts vom 20. April 2013 mit
Werken fünf Aargauischer Komponisten. Paul Ballyk
von Expeditionaudio.com schreibt: «Eine der herausra-
gendsten Kollektionen von Musik des mittleren 20. Jahr-
hunderts seit Langem!»
Auf CD geb(r)annt
argovia philharmonicDouglas Bostock
Berlioz: Symphonie fantastiqueWeber (orch. Berlioz): Aufforderung zum Tanz
FANTASTIQUE
SILK ROAD
So geheimnisvoll das CD-Cover, so berauschend der
Inhalt: Ikuma Dans «Silk Road", Alexander Borodins
«Steppenskizze» und Ferruccio Busonis «Turandot
Suite» entführen in farbige Welten. Ein CD-Käufer ge-
steht: «Meine Frau und ich hören die CD immer beim
Kochen.» Was für ein Kompliment!
BEETHOVEN exklusiv für Abonneten.
Die 2. Symphonie D-Dur op. 36 von Ludwig van Beetho-
ven war einer der ersten «Testläufe» vor dem Erscheinen
der ersten CD SWISS ASPECTS. Der war so erfolgreich,
dass die Aufnahme nicht im Archiv verstauben soll, son-
dern exklusiv für die Abonnentinnen und Abonnenten des
argovia philharmonic auf CD gebannt wurde.
FANTASTIQUE
Vor zwei Jahren live im 5. Abo-Konzert «Fantastisch»
aufgenommen, im August 2015 endlich auf CD er-
schienen: Die monumentale Symphonie Fantastique
von Héctor Berlioz, davor Carl Maria von Webers «Auf-
forderung zum Tanz".
124,
012
4,0
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T00
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13,5 13,5124,0
Ludwig van Beethoven (1770-1827)Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36
1.I. Adagio molto - Allegro con brio 12:422.II: Larghetto11:463.III: Scherzo. Allegro04:054.IV: Allegro molto06:59
Total length: 35:34
Symphonie Nr. 2 op. 36
Live-Aufnahme vom 20. Januar 2013 aus dem Kultur & Kongresshaus Aarau
Produziert von Christian Weidmann, Moritz Bergfeld und Olaf Mielke
Aufnahme: MBM Musikproduktion KG, Darmstadt (D)
Tonmeister: Moritz Bergfeld, Toningenieur: Olaf Mielke
Fotos: Carlos Crespo, Zürich
www.covielloclassics.de
Limitierte Sonderauflage für die Abonnenten des argovia philharmonic
Beethoven
argovia philharmonic Douglas Bostock
argovia philharmonic Douglas Bostock
© Coviello Classics 2015COV 91515 . M
ade in the Netherlands
4039956915157
live recording
T000
4
Die Kollektion der CDs des argovia philharmonic und seines Chefdirigenten Douglas Bostock bei Coviello
Classics wächst und wächst. Und weitere Produktionen sind bereits in Planung oder gar kurz vor dem Erscheinen.
Alle CDs wie immer in SACD-Qualität, erhältlich im Fachhandel oder zu beziehen über die Geschäftsstelle des
argovia philharmonic.
40
In den letzten 12 Monaten hat sich die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten des argovia philharmonic fast verdreifacht! Gehören Sie nicht dazu und haben Sie jeweils für das Konzert eine Einzelkarte gekauft?
... 9 GRÜNDE FÜR (M)EIN ABONNEMENT!
1. Ich habe immer meinen festen Platz im Konzert. 2. Trotz Abo bleibe ich aber flexibel: Ich kann meinen Platz für einzelne Konzerte kostenlos umtauschen oder auch den Tag wechseln.3. Ich erhalte mein Ticket jeweils 3 Wochen vor dem Konzert automatisch per Post zugestellt.4. Ich erhalte das Konzertprogramm zusammen mit dem Ticket kostenlos zugestellt.5. Der Preis eines Abos beinhaltet gegenüber einem Kauf von Einzelkarten einen Rabatt von 20%.6. Ich bekomme 1 Freikarte zu einem Konzert meines Abos nach Wahl, und kann so jemanden zu einem Konzert einladen.7. Ich erhalte einen Gutschein für einen Willkommensdrink an der Bar im Foyer, einzulösen an einem Konzert nach Wahl.8. Ich erhalte ein exklusives Abonnenten-Geschenk.9. Ich kann an der Saisonprogrammvorstellung mit Apéro teilnehmen.
Informieren Sie sich im Foyer an unserem Info-Stand, oder schauen Sie vorbei auf www.argoviaphil.ch.
A AR AU – Sonntag – 17.00 Uhr
1. Abo-Konzert SO 20. 09. 15 Kultur & Kongresshaus 2. Abo-Konzert SO 29. 11. 15 Kultur & Kongresshaus 3. Abo-Konzert SO 17. 01. 16 Kultur & Kongresshaus 4. Abo-Konzert SO 13. 03. 16 Kultur & Kongresshaus 5. Abo-Konzert SO 08. 05. 16 Kultur & Kongresshaus
A AR AU – Dienstag – 19.30 Uhr
1. Abo-Konzert DI 22. 09. 15 Kultur & Kongresshaus 2. Abo-Konzert DI 24. 11. 15 Kultur & Kongresshaus 3. Abo-Konzert DI 19. 01. 16 Kultur & Kongresshaus 4. Abo-Konzert DI 15. 03. 16 Kultur & Kongresshaus 5. Abo-Konzert DI 10. 05. 16 Kultur & Kongresshaus
BADEN – Freitag – 19.30 Uhr
1. Abo-Konzert FR 25. 09. 15 Trafo 2. Abo-Konzert FR 27. 11. 15 Kurtheater 3. Abo-Konzert FR 15. 01. 16 Trafo 4. Abo-Konzert FR 18. 03. 16 Trafo 5. Abo-Konzert FR 13. 05. 16 Trafo
ABO-PREISE
ERWACHSENEI. Kat. CHF 230.– (Einzelkartenpreis: CHF 290.– = 20 % Ermässigung) II. Kat. CHF 190.– (Einzelkartenpreis: CHF 240.– = 20 % Ermässigung) III. Kat. CHF 165.– (Einzelkartenpreis: CHF 210.– = 20 % Ermässigung)
JUGENDL./STUD./LEHRLINGEI. Kat. CHF 100.– (= 30 % Ermässigung) II. Kat. CHF 80.– (= 30 % Ermässigung) III. Kat. CHF 70.– (= 30 % Ermässigung)
KINDER BIS 12 JAHRE alle Kategorien: CHF 35.– (= 30 % Ermässigung)
TERMINE UND PREISE
ABO LÖSEN!
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TICKETSTICKETPREISE
SYMPHONIE- UND SONDERKONZERTE Kat I Kat II Kat IIIRegulär CHF 58.– CHF 48.– CHF 42.–AHV CHF 52.– CHF 45.– CHF 39.–Jugendliche ab 13 und Studenten/Lehrlinge CHF 29.– CHF 24.– CHF 21.–Kinder bis 12 Jahre* CHF 10.– CHF 10.– CHF 10.–Inhaber Musik-Pass (nur an der Abendkasse) CHF 5.– CHF 5.– CHF 5.–
* in Begleitung von Erwachsenen
Besondere Preise gelten für die Neujahrskonzerte in Wettingen und Reinach sowie die Konzerte in Muri und Rheinfelden.
Gutscheine sind für alle Konzerte der Symphoniekonzert-Reihe und alle Familienkonzerte gültig, ausserdem für die Sonderkonzerte (ohne Neujahrskonzerte in Wettingen und Reinach).
FAMILIENKONZERTEPaare mit allen Kindern bis 12 Jahre CHF 50.–Erwachsene CHF 25.–Jugendliche ab 13 und Studenten/Lehrlinge CHF 10.–Kinder bis 12 Jahre CHF 5.–
VORVERKAUFSSTELLEN
Karten für alle Konzerte sind erhältlich über die Geschäftsstelle des argovia philharmonic oder über www.argoviaphil.ch. (Ausgenommen sind die Konzerte in Muri, Wettingen, Reinach und alle Gastkonzerte. Sämtliche Vorverkaufsstellen finden Sie unter www.argoviaphil.ch.)
argovia philharmonic Entfelderstrasse 9, 5000 Aarau, Telefon +41 62 834 70 00, [email protected]
KONZERTE IN A AR AU UND SUHRaarau info, Metzgergasse 2, 5000 Aarau, Telefon +41 62 834 10 34, [email protected] 13.30 – 18.00 Uhr, DI – FR 09.00 – 18.00 Uhr, SA 09.00 – 12.00 / 13.00 – 17.00 Uhr
KONZERTE IN BADENInfo Baden, Oberer Bahnhofplatz 1, 5401 BadenTelefon +41 56 200 84 84, [email protected] MO 12.00 – 18.30 Uhr, DI–FR 09.00 – 18.30 Uhr, SA 09.00 – 16.00 Uhr
ALLE KONZERTEVerkaufsstellen AAR bahn+bus
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HERZLICHEN DANK!
Unsere Sponsoren
RheinfeldenLebenswert. Liebenswert.
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HAUPTSPONSORIN :
CO-SPONSOREN :
SAISONSPONSOREN :
QUALITÄTSPARTNER :
SPONSOREN UND STIFTUNGEN MIT BEITR ÄGEN FÜR EINZELNE PROJEKTE :
www.trotteraarau.ch
MEDIEN- UND WERBEPARTNERSCHAFTEN :
JOSEF MÜLLERSTIFTUNG MURI
KOCH-BERNER-STIFTUNG VILLMERGEN
DR. FRANZ K ÄPPELISTIFTUNG
Die perfekte Partnerschaft:argovia philharmonic
und Aargauische Kantonalbank.
Harmonie ist, wenn zwei unterschiedliche Elemente sich zu einem Ganzen ergänzen. Genau so verhält essich auch bei der Partnerschaft des argovia philharmonic und der Aargauischen Kantonalbank. Wir freuenuns ausserordentlich, dass die Aargauische Kantonalbank Hauptsponsorin des argovia philharmonic ist.Die AKB engagiert sich in ihrem Kultursponsoring bereits seit einigen Jahren im Bereich klassische Musik.Durch die Partnerschaft mit dem argovia philharmonic ist für uns eine Vision zur Realität geworden.Wir engagieren uns, weil uns gemeinsame Werte wie Leidenschaft, Perfektion und Professionalitätverbinden – und wir darüber hinaus unseren Kundinnen und Kunden unvergessliche Konzerterlebnissebieten können. akb.ch
Zusammenspiel
200x270_Magazin 19.8.2013 15:59 Uhr Seite 1