licht und pflanzen fürs gemüt
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SPRECHSTUNDE NATURHEILKUNDE
Frage: Hilft die Lichttherapie bei Depres-sionen?Antwort: Die Lichttherapie ist eine e� ek-tive Therapieform und gilt als „die“ Therapie der Wahl bei der saisonalen Depression. Durch eine ausreichende Lichtexposition kann man den jahreszeitlich bedingten Be-schwerden e� ektiv begegnen, z. B. durch ausgedehnte Aufenthalte im Freien oder Lichttherapie zu Hause in der dunklen Jah-reszeit. Auf dem Markt werden verschiede-ne Lichttherapiegeräte angeboten.
Die Wirkung der Lichttherapie bei nicht saisonal-gebundenen Depressionen ist da-gegen noch nicht gesichert. Erste Befunde zeigen, dass Licht auch hier wirkt, jedoch in
geringerem Ausmaß. Erfahrungsgemäß kann auch bei anderen Depressionsformen die Lichthterapie als Begleitbehandlung zur medikamentösen und psychotherapeuti-schen Therapie eingesetzt werden.
Frage: Welche Bedeutung kann die Phyto-therapie zur Behandlung des Burn-out-Syn-droms haben?Antwort: Beim Burn-out-Syndrom gelingt es dem Patienten nicht mehr, das Verhältnis von Anspannung und Entspannung zu regu-lieren. Körperliche und seelische Belastungs-grenzen werden nicht mehr wahrgenommen und respektiert. Weiterhin gelingt es nicht mehr, eigene und soziale Ressourcen zu nut-zen. Die Fähigkeit, für das eigene Wohl- und Glücksgefühl zu sorgen, ist abhanden gekom-men. Die Vorstellung des nur noch „Funktio-nieren-Müssens“ gewinnt die Oberhand.
Naturheilverfahren sind Reiz-Reaktions-Therapien, die durch gezielte Reizanwen-dungen therapeutische E� ekte und somit die Selbstordnungskräfte des Organismus anregen. Ob und wie gut dies gelingt, hängt von der verbliebenen Regulationsfähigkeit des Patienten und dem Ausprägungsgrad des Burn-out-Syndroms ab. Abhängig vom jeweiligen Grad der Ausprägung müssen dementsprechend die Möglichkeiten und Grenzen einer naturheilkundlichen Behand-lung berücksichtigt werden.
Phytopharmaka spielen eher eine unterge-ordnete Rolle in der Behandlung einer Burn-out-Erkrankung. Eine rein medikamentöse Be-handlung des Burn-out-Syndroms ist aus na-turheilkundlicher Sicht unzureichend, da die
Ursachen der Erkrankung unangetastet blei-ben. Darüber hinaus kann ein solcher Behand-lungsansatz sogar kontraproduktiv wirken. Wichtig ist vielmehr eine Neugestaltung der Lebensordnung, die durch die naturheilkund-liche Ordnungstherapie unterstützt wird.
Die ausschließliche Behandlung mit Arz-neip� anzen wie etwa asiatischem Ginseng, Rosenwurz, Baldrian, Lavendel oder Johan-niskraut erscheint bei leichteren Beschwer-debildern vielleicht angemessen, bietet aber meist keinen auf Dauer Erfolg verspre-chenden Behandlungsansatz.
Phytotherapeutisch kann begleitend ein Kombinationsarzneimittel, beispielsweise aus Johanniskraut, Baldrian und Passionsblume,eingesetzt werden. Dieses wird oft als sanfte und akzeptable Alternative zu einer rein kon-ventionellen Medikation wie einem Psycho-pharmakon akzeptiert und zeigt gute Erfolge in der Linderung der „inneren“ Unruhe.
Serie
Licht und P� anzen fürs GemütBei Störungen der psychischen Verfassung können auch naturheilkund-liche Ansätze wirksam sein. Prof. Beer zeigt verschiedene Möglichkeiten an den Beispielen der saisonalen Depression und des Burn-out-Syndroms auf. (Kontaktadresse für Fragen zur Naturheilkunde: [email protected])
AKTUELLE MEDIZIN
Prof. Dr. med. André-Michael BeerKlinik für Naturheil-kunde, Klinik Blan-kenstein, Hattingen
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Eine Fülle verschiedener An-wendungsgebiete für Naturheil-verfahren – von Erkältungsprä-vention bis zur Behandlung von Tumorfatigue – � nden Sie online im Dossier Naturheilkunde:▶ www.springermedizin.de/api-sprechstunde-naturheilkunde/239812©
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Wieder Ordnung ins Leben bringen.
26 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (8)