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– 36 – ® 4/2015 Autoren: Robert Borsch-Laaks Helmut Zeitter Wenn wir im Sommer auf den Posteingang von unseren Lesern schauen, den wir im Laufe eines Jahres beantwortet haben, so fällt manchmal die Auswahl für die zur Verfügung stehenden sieben Seiten schwer. Diesmal konnten wir viele Fragen kurz und knapp erledigen durch den Verweis auf bestimmte condetti- Details (mittlerweile eine stolze Zahl von 67 Stück) und unzähligen Fachartikel des condetti-Teams und der Stammautoren dieser Zeitschrift. Leser fragen – Autoren antworten Dachsanierung von außen und mal wieder die Loggia Übrigens: Wo steht was in der quadriga? ? Sie können auch selber direkt in unserem Archiv recher- chieren, wenn sie von der Website www.dieneuequa- driga.de das aktuelle Artikel- verzeichnis herunterladen (frei sortierbare EXCEL ® - Tabelle). Für Abonnenten stehen alle Beiträge ab 2006 als PDF-Download zur Ver- fügung. Auch die älteren für die Abonnenten der jünge- ren Zeit. Um sein persönliches Pass- wort zu erhalten, muss man sich allerdings einmal per Mail beim Verlag anmelden. Ein etwas umständliches Verfahren in der heutigen Zeit. Aber die Prüfung der Zugangsberechtigung erfolgt im Verlag immer noch „hän- disch“. Was steht im Leser-condetti? ? Für das vierte Heft eines jeden Jahrgangs wählen wir unter Zuschriften diejenigen aus, die nach unserem Dafürhal- ten von allgemeiner Bedeu- tung sind, weil sie Lücken in unseren bisherigen Beiträgen aufdecken oder die Gelegen- heit bieten, heiß diskutier- te Themen auf den (prak- tischen) Punkt zu bringen. Dieses Mal waren nur zwei Themen von dieser Bedeu- tung. Gut so! Denn diese ver- dienen es ausführlicher be- handelt zu werden. Der erste Beitrag beschäftigt sich mit der nachträglichen Sanierung von Wärmedäm- mung und Luftdichtung der Dachausbauten von vor 30 bis 50 Jahren. Die Frage dazu kam aus dem Allgäu, betrifft aber alle (grundsoliden) Dächer mit einer Unterde- ckung aus Schalung und bitu- minöser Vordeckung. Das zweite Thema beschäftigt sich mit einem der „Lieb- lingsdetails“ unserer Seminare mit condetti-Workshops: Die Loggia. Kaum ein Bauteil- anschluss im Holzbau ist so „interdisziplinär“ in seinen Herausforderungen und so fehler- und schadensträchtig. Deshalb wundert es auch nicht, dass kein geringerer als Hans Schmidt (einer der Altväter des INFORMATI- ONSDIENST HOLZ) einige diskussionwürdige Anmer- kungen machte, die wir kom- mentieren möchten. Wenn junge Dachaus- bauten in die Jahre kommen Eigentlich ist es ein Trauer- spiel, dass altbewährte Holz- bauteile wie das Schrägdach mit Eindeckung innerhalb weniger Jahrzehnte nun viel- fach von der Sanierungswelle erfasst werden. Das gilt ganz besonders für die Dächer, die in waldreichen Regionen im Grundsatz äußerst solide seit ca. 100 Jahren gebaut wur- den: mit einer Unterdeckung aus sägerauer Schalung und Bitumen- oder Teerpappe. Diese zuverlässige zwei- te Wasser führende Ebene stellt aber dann, wenn der darunter liegende Dachraum zu Wohnzwecken ausgebaut wird, eine Dampfsperre an der falschen Stelle dar, näm- lich auf der Außenseite der Dämmebene. Dass es den- noch meist nicht zu Feuch- teschäden kam, nachdem die erste Ausbauwelle von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre sie überrollte, hat zwei spezielle Gründe: „Voll- dämmung“ war damals nicht üblich und Luftdichtigkeit noch ein Fremdwort beim Dachausbau. Die Dächer hei- zen sich dementsprechend im Sommer bis nach innen hin auf (je flacher die Nei- gung desto mehr) und im Winter sorgt die Zugluft für ein sehr trockenes Raumkli- ma. In Zuge des aktuellen Gene- rationswechsels bei diesen Häusern ist es natürlich ein berechtigter Wunsch der neuen Eigentümer, im Dach weder einen sommerlichen Brutkasten, noch im Winter eine zugige „Butze“ zu haben – aber der alte Innenausbau soll nicht auch noch rückge- baut werden. Dämmung und Dichtung gehören zusammen Mit dieser Bauaufgabe hatten wir uns aus bauphysikalischer und konstruktiver Sicht in dieser Zeitschrift bereits mehrfach beschäftigt (in den Heften 02/2007, 01/2008, 05/2012). Zuletzt (in Heft 01/2014) präsentierten wir den bauphysikalischen Nach- weis für die Methode „Oben Bleiben“, die uns unter allen Gesichtspunkten als die opti- male erscheint. Dabei wird oberhalb der Sparren die neue Luftdichtheitsschicht (diffusi- onsoffene Unterspannbahn) und darauf eine zusätzliche Aufdachdämmung (ebenfalls diffusionsoffen) verlegt. Eine klare Sache, sicher und mit einfachen Anschlüssen zu ver- arbeiten, statt der aufwän- digen und fehlerträchtigen Berg- und Tal-Verlegung einer Sanierungsdampfbremse. Hierbei wurde das Verhält-

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4/2015

Autoren: Robert Borsch-LaaksHelmut Zeitter

Wenn wir im Sommer auf den Posteingang von unseren Lesern schauen, den wir im Laufe eines Jahres beantwortet haben, so fällt manchmal die Auswahl für die zur Verfügung stehenden sieben Seiten schwer. Diesmal konnten wir viele Fragen kurz und knapp erledigen durch den Verweis auf bestimmte condetti- Details (mittlerweile eine stolze Zahl von 67 Stück) und unzähligen Fachartikel des condetti-Teams und der Stammautoren dieser Zeitschrift.

Leser fragen – Autoren antwortenDachsanierung von außen und mal wieder die Loggia

Übrigens: Wo steht was in der quadriga? ?

Sie können auch selber direkt in unserem Archiv recher-chieren, wenn sie von der Website www.dieneuequa-driga.de das aktuelle Artikel-verzeichnis herunterladen (frei sortierbare EXCEL®- Tabelle). Für Abonnenten stehen alle Beiträge ab 2006 als PDF-Download zur Ver-fügung. Auch die älteren fürdie Abonnenten der jünge-ren Zeit. Um sein persönliches Pass-wort zu erhalten, muss man sich allerdings einmal per Mail beim Verlag anmelden. Ein etwas umständliches Verfahren in der heutigen Zeit. Aber die Prüfung der Zugangsberechtigung erfolgt im Verlag immer noch „hän-disch“.

Was steht imLeser-condetti?

?Für das vierte Heft eines jeden Jahrgangs wählen wir unter Zuschriften diejenigen aus, die nach unserem Dafürhal-ten von allgemeiner Bedeu-tung sind, weil sie Lücken in unseren bisherigen Beiträgen aufdecken oder die Gelegen-heit bieten, heiß diskutier-te Themen auf den (prak-tischen) Punkt zu bringen.Dieses Mal waren nur zwei Themen von dieser Bedeu-tung. Gut so! Denn diese ver-dienen es ausführlicher be-handelt zu werden.Der erste Beitrag beschäftigt sich mit der nachträglichen Sanierung von Wärmedäm-mung und Luftdichtung der Dachausbauten von vor 30 bis 50 Jahren. Die Frage dazu kam aus dem Allgäu, betrifft

aber alle (grundsoliden) Dächer mit einer Unterde-ckung aus Schalung und bitu-minöser Vordeckung. Das zweite Thema beschäftigt sich mit einem der „Lieb-lingsdetails“ unserer Seminare mit condetti-Workshops: Die Loggia. Kaum ein Bauteil-anschluss im Holzbau ist so „interdisziplinär“ in seinen Herausforderungen und so fehler- und schadensträchtig. Deshalb wundert es auch nicht, dass kein geringerer als Hans Schmidt (einer der Altväter des INFORMATI-ONSDIENST HOLZ) einige diskussionwürdige Anmer-kungen machte, die wir kom-mentieren möchten.

Wenn junge Dachaus-bauten in dieJahre kommen

Eigentlich ist es ein Trauer-spiel, dass altbewährte Holz-bauteile wie das Schrägdach mit Eindeckung innerhalb weniger Jahrzehnte nun viel-fach von der Sanierungswelle erfasst werden. Das gilt ganz besonders für die Dächer, die in waldreichen Regionen im Grundsatz äußerst solide seit ca. 100 Jahren gebaut wur-den: mit einer Unterdeckung aus sägerauer Schalung und Bitumen- oder Teerpappe. Diese zuverlässige zwei-te Wasser führende Ebene stellt aber dann, wenn der darunter liegende Dachraum zu Wohnzwecken ausgebaut wird, eine Dampfsperre an der falschen Stelle dar, näm-lich auf der Außenseite der Dämmebene. Dass es den-noch meist nicht zu Feuch-teschäden kam, nachdem die erste Ausbauwelle von Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre sie überrollte, hat

zwei spezielle Gründe: „Voll-dämmung“ war damals nicht üblich und Luftdichtigkeit noch ein Fremdwort beim Dachausbau. Die Dächer hei-zen sich dementsprechend im Sommer bis nach innen hin auf (je flacher die Nei-gung desto mehr) und im Winter sorgt die Zugluft für ein sehr trockenes Raumkli-ma. In Zuge des aktuellen Gene-rationswechsels bei diesen Häusern ist es natürlich ein berechtigter Wunsch der neuen Eigentümer, im Dach weder einen sommerlichen Brutkasten, noch im Winter eine zugige „Butze“ zu haben – aber der alte Innenausbau soll nicht auch noch rückge-baut werden.

Dämmung und Dichtung gehörenzusammen

Mit dieser Bauaufgabe hatten wir uns aus bauphysikalischer und konstruktiver Sicht in dieser Zeitschrift bereits mehrfach beschäftigt (in den Heften 02/2007, 01/2008, 05/2012). Zuletzt (in Heft 01/2014) präsentierten wir den bauphysikalischen Nach-weis für die Methode „Oben Bleiben“, die uns unter allen Gesichtspunkten als die opti-male erscheint. Dabei wird oberhalb der Sparren die neue Luftdichtheitsschicht (diffusi-onsoffene Unterspannbahn) und darauf eine zusätzliche Aufdachdämmung (ebenfalls diffusionsoffen) verlegt. Eine klare Sache, sicher und mit einfachen Anschlüssen zu ver-arbeiten, statt der aufwän-digen und fehlerträchtigen Berg- und Tal-Verlegung einer Sanierungsdampfbremse. Hierbei wurde das Verhält-

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Service Huber30. 7. 2015

nis zwischen Über- und Zwischensparrendämmung bestimmt, das mindestens einzuhalten ist, je nachdem welcher Diffusionssperrwert der bestehenden Innenbeklei-dung beizumessen ist. Diese Methode auf die Bestanddä-cher mit Schalung und Pappe anzuwenden, würde aller-dings einen großen Abrissauf-wand und viel teuren Pro-blemmüll erzeugen. Es gilt nach Wegen zu suchen, um eine im Prinzip intakte Bau-teilschicht zu erhalten und zukunftsfähig zu ertüchtigen.

Taugt die Bitumenpappe als Luftdichtung?

Die bituminöse Vordeckung, um die es in dieser Bestand-situation (s. Abb.1) geht, ist

mit Sicherheit stark diffusi-onsbremsend, aber das heißt nicht automatisch, dass sie luftdicht ist. Um ihre Funkti-on der Ableitung von Wasser (und Schnee), die die Einde-ckung passieren, zu erfüllen, wurden die horizontal ver-legten Bahnen in der Regel nur genagelt und überlappt. Mag sein, dass sie sich in stark besonnten Bereichen zum Teil „von selbst“ verschweißt haben, aber davon kann man nicht ausgehen. Mit dieser unklaren Ausgangs-situation kann man auf zwei Arten umgehen. Die erste heißt: Versuch macht klug. Mit einer qualitativen Blower-Door-Prüfung im Vorfeld der Planung lässt sich prüfen (am besten mit Nebeleinsatz), wo die Schwachstellen liegen, ob nur in den Anschluss-bereichen oder auch in der

Fläche. Wenn hierbei Schwä-chen des alten Dachausbaus deutlich werden, fällt es auch leichter, die Bauherren vom höheren Aufwand einer soli-den Sanierung zu überzeu-gen. Man kann natürlich auch von vorneherein sagen, dass eine neue, luftdicht verarbeitete Vordeckung auf die Scha-lung muss. Spätestens dann, wenn dem Bauherren also beigebracht werden muss, dass hierbei die Anschlüs-se an Traufe, Ortgang und allen Durchdringungen einer besonderen Behand-lung bedürfen (s.u.) wird es schwierig zu argumentieren, wenn ihm die Erfahrung aus der BlowerDoor Prü-fung fehlt. Dann glaubt er schnell den Versprechungen des Wettbewerbers, der nur eine alukaschierte PU-Platte

auf die alte Konstruktion legt – und damit fertig ist und Super-U-Werte verspricht.

Der Teufel im Detail

Nach Abriss der alten Ein-deckung kann man davon ausgehen, dass die ehemalige Nagelung der alten Konter-lattung hunderte Löcher hin-terlässt. Deshalb spricht viel dafür, in jedem Fall eine neue Vordeckbahn einzuplanen. Diese muss bitumenverträg-lich sein, auch wenn die alte Pappe abgerissen wird, da immer Reste an der Schalung haften bleiben.Ansonsten ist ein vollflächiges Entfernen der alten Vorde-ckung in den meisten Fällen nicht erforderlich, wenn eine

Abb. 1: Das exemplarische Traufdetail im Bestand

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Überdies steht in unserem Beispiel auch der Hohlraum der obersten Geschossdecke durch den Fingerspalt vor der Fußpfette mit den Gefachen der Schräge in Verbindung. Auch wenn es weh tut: Hier hilft nur die Liebe zur Detailarbeit an jedem Bal-kenkopf. Relativ zügig geht dies allerdings, wenn hier-für die richtigen Produkte an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Einputzbare Eck-klebebänder, wie wir sie vom Fenstereinbau kennen, sind eine geeignete Wahl. Dort wo sie auf altem Holz haften sollen (Sparrenflanken und Oberseite der Pfette), ist nach (grobem) Säubern pri-mern erforderlich. Die andere Klebebandhälfte sollte eine Vlieskaschierung haben, die in sich luftundurchlässig ist (kein Putzgewebe) und dann auf der Rückseite der Auf-mauerung überputzt wer-den. Das Prinzip dieser

Mauerwerk und Schalung eine Fuge, die nun hilft, die Voraussetzung für einen luft-dichten Anschluss zu erfül-len, nämlich einen Glattstrich auf der Krone anzubringen (MF 2-1). Wir gehen davon aus, dass eine neue Vordeck-bahn über der alten Pappe verlegt wird (MF 2-2). Jene wird nun mit den bekannten und bewährten Methoden auf der Putzschicht mit Kle-bemasse oder mit Primer und Klebeband angeschlossen (MF 2-3). Mit der gleichen Technik werden die Ortgän-ge bearbeitet, wobei hier die Schalung auf dem Streich- und dem ersten Flugsparren herausgetrennt werden muss.Sinngemäß ist auch eine luft-dichte Verbindung der Vor-deckbahn an aufgehende Mauerwerke von massiven Gaubenwänden, Dachver-sprüngen und Schornsteinen herzustellen. Dort, wo es sich bei den Mauerköpfen, die in den Sparrenzwischenraum eingreifen, um Innenwände handelt, sind keine beson-deren Dichtungsmaßnahmen erforderlich. Wenn die Schalungslücken wieder geschlossen sind (MF 2-4), sollte hierauf ein aufge-klebter Streifen Vordeckbahn (MF 2-5) den Schutz vor unerwartetem Wassereintritt durch Regen während der Bauphase sicherstellen, denn schließlich liegt unter dem Traufpunkt ein bewohnter Raum.

wBalkenköpfe durchdringen das Mauerwerk!

Soweit es ein 2D-Schnitt im Gefachbereich darstel-len kann, wäre hiermit das Luftdichtungsgewerk abge-schlossen. Aber erfahrene condetti-Leser erwarten auch eine Lösung für die Durch-dringungen der Balkenköpfe. Denn wenn es – wie oben be-schrieben – das Ziel ist, die Gefache durchströmungsfrei zu bekommen, so stören die immer vorhandenen Fugen zwischen Balken und Auf-mauerung gewaltig.

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Demontage 1.

Abdichtungsmethode hat-ten wir im condetti von Heft 01/2015 (foto)grafisch aus-führlich dokumentiert.Im zeitlichen Ablauf sollten diese zeichnerisch nicht dar-gestellten Arbeitsschritte gleich am Anfang paral-lel oder unmittelbar im Anschluss an das Aufbringen des Glattstriches erfolgen.

Wieviel Überdämmung muss sein?

Die EnEV fordert in der neu-en Fassung 2014 und auch in der, die ab 2016 gelten soll, unverändert für die Dachsa-nierung nur die Unterschrei-tung eines U-Wertes von 0,24 W/m2K, was einer äquiva-lenten Dämmdicke vonetwa 17 cm entspricht (bez. auf lD = 0,040 W/mK). Eine 30%ige Senkung der Klima-belastungen, die als Richt-

ausreichende Überdämmung auf dieser dampfdichten Schicht aufgebracht wird – doch dazu später. Der einzige Vorteil des Rückbaus bis auf die Schalung ist, dass even-tuelle Schädigungen der Höl-zer sicherer erkannt werden. Aber ein sensibler Zimmerer merkt auch so, wenn es unter seinen Füßen strellenweise „weich“ ist.Beim bestehenden Dachaus-bau der Bauzeit bis in die 90er Jahre muss man davon ausgehen, dass es viele lau-fende Meter undichter Bau-teilanschlüsse gibt (s. roter Pfeil in Abb. 1). Dies mag in der Vergangenheit scha-densfrei geblieben sein, weil die Sparrenzwischenräume in vielfältiger Weise (beabsichti-gt oder nicht) von Außenluft durchströmt wurden. Aber für die Sanierungslösung darf es dies nicht mehr in nennenswertem Maß geben. Denn zum einem würde dies die Wirkung der zusätzlichen Aufsparrendämmung herab-setzen. Zum anderen würden Belüftungen an dieser Stelle den Wunsch nach einem zug-freien Raumklima unerreich-bar machen, da die fehlende innere Luftdichtung bei der Sanierung von außen system-bedingt nicht verbessert wer-den kann. Alle verbleibenden Hohlräume im Zwischenspar-renbereich müssen zu weitge-hend ruhenden Luftschichten werden.

Vom Rückbau zur Montage

In den condetti-Montagefol-gen beschreiben wir exem-plarisch am Traufdetail, was für eine erfolgreiche Sanie-rung zu tun ist. Nach dem Rückbau von Eindeckung und Lattungen (MF 1-1) muss die Bitumenbahn oberhalb der Mauerwerkskrone aufge-schnitten (und entfernt) wer-den, um dann 2 bis 3 Scha-lungsbretter hochzunehmen und zur späteren Wiederver-wendung beiseite zu legen (MF 1-2 und MF 1-3).In der Regel besteht zwischen

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schnur der neuen EnEV gilt, sollte unseres Erachtens die Senkung der Wärmeverluste bei der Bauteilsanierung nicht außen vor bleiben. Sprich: Sinnvoll ist ein Ziel-U-Wert≤ 0,17 W/m2K, wie er schon seit langem bei Holzbau-dächern üblich ist. Unter Berücksichtigung der Holz-anteile ergibt sich der Bedarf mindestens 240 bis 260 mm Dämmstoffdicke einzuplanen.Eine Grundsanierung, die auf Jahrzehnte Bestand haben soll, ist dies wert.Wie viel Aufwand dies für die Aufdachdämmung bedeutet, hängt natürlich davon ab, wie viel an Dämmqualität (Dicke und Wärmeleitfähigkeit) im Bestand zwischen den Spar-ren vorgefunden werden. Das zweite Kriterium, das bei der Dimensionierung der Dämmdicken eine Rolle spielt, ist die Antwort auf die Frage, ob an der alten Bitu-menpappe bzw. der Schalung

Tauwasser ausfallen kann. Wenn nicht mehr als ein Drit-tel des gesamten Wärmewi-derstandes (= äquiv. Dämm-dicke im Gefach) innenseitig der dampfbremsenden Bahn liegt, so lässt sich die Zuläs-sigkeit über eine einfache Glaserberechnung nachwei-sen. Da die vorhandene Zwi-schensparrendämmung sel-ten mehr als 40 bis 80 mm beträgt, braucht aus feuch-tetechnischer Sicht die Auf-dachdämmung kaum mehr als 160 mm dick zu sein, um die Temperatur an Scha-lung und Pappe auf ein unkri-tisches Niveau anzuheben.

Montage letzter Teil

In der dritten Montagegrafik wird die Aufdachdämmung (hier: eine Holzfaserunter-deckplatte) verlegt (MF 3-1)

und mit der Konterlattung auf Windsog und gegen Abrutschen mit zugelas-senen und systemkonformen Schrauben nach Statik an der Sparrenlage befestigt(MF 3-2). Lattung und die Eindeckung folgen auf dem Fuße (MF 3-3).Alternativ ist eine Aufdop-pelung mit KVH oder Holz-stegträgern eine wirtschaft-liche Option, insbesondere bei höheren Dämmdicken und steileren Dächern. Die Unterdeckplatte kann dann z.B. auf 35 mm reduziert werden und der Hohlraum mit kostengünstigerer Ein-blasdämmung setzungssicher verfüllt werden. Vielfach werden dicke Dämmpakete oberhalb der Sparren, die den Dachrand erheblich verbreitern, als gestalterisches Problem ange-sehen. Wenn die Aufdoppe-lung auch den neuen Dach-überstand trägt, entsteht ein

denkbar einfaches Luftdich-tungskonzept:Die alten Sparrenköpfe wer-den bündig mit dem Außen-putz abgetrennt. So kann die neue Luftdichtheitsebene(= Vordeckbahn) herumge-zogen und am Putz am lau-fenden Meter angeschlossen werden. Alle zuvor beschrie-benen Maßnahmen bis hin zur aufwändigen Abklebung jedes einzelnen Balkens sind dann überflüssig. Wie immer hat Bauen viele Wahrheiten und jeder Sanie-rungsplaner und jeder direkt beauftragte Zimmerer kann seine Kompetenz beim Kun-den beweisen durch eine qualifizierte Voruntersuchung und sein flexibles Eingehen auf die örtlichen Gegeben-heiten und die Bauherren-wünsche.

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Montage

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Mal wieder die Loggia im Holzbau

Das Loggiadetail mit einer diffusionsoffenen Beplankung und Unterlüf-tung einer Holzterrasse war im Heft 03-2004 unser erstes komplexes Detail zu lösen. Unter Gesichtspunkt der holzbauspezifi schen Luftdichtungskonzepte hatten wir es im Heft 01-2015 wieder aufgegriffen. Daraufhin schickte uns Hans Schmidt einige weitergehende Anmerkungen.

Anmerkung 1: „Üblicher-weise dient die obere Beplan-kung der Deckenbalken mit einer Holzwerkstoff-Platte als stabilisierende Scheibe. Diese Funktion wird m.E. durch den Wechsel von der OSB-Platte rechts zu der MDF-Platte links der Loggia-Wand nicht möglich. Oder sehe ich das falsch? Wenn meine Ansicht zutrifft, wie stabilisiere ich dann den Bau? Muss dann unter der Loggia-Wand ein Querträger (Verbandsgurt) angeordnet werden?“

Tragwerksplanung

Aus Sicht der statischen Anforderungen kann dazu ergänzt werden, dass die aussteifenden Eigenschaf-ten der Loggia-Fläche meist nur zweitrangige Bedeutung haben, da die Loggia übli-cherweise nur einen kleinen Teil der Grundfläche und somit der Deckenscheibe ausmacht. Korrekt ist aber die Anmerkung, dass die Scheibenkräfte aus der OSB-Platte im Innenraum nicht bis zur darunter liegenden Außenwand geleitet werden können. Der Tragwerkspla-ner muss tatsächlich ent-scheiden, ob die Schwelle der jeweiligen Loggiawand

als Randgurt betrachtet wer-den muss. Das ergibt aber nur dann Sinn, wenn in die-ser Achse im darunter lie-genden Geschoss eine aus-steifende Wand vorhanden ist. Eine lokale Lasteinleitung von Deckenscheibenkräften an den Wandenden ist meist mit konstruktivem Aufwand verbunden.Darüber hinaus sind ja einige der am Markt verfügbaren MDF-Platten durchaus für aussteifende Zwecke zuge-lassen. Wenn die Loggiaflä-che bei der Betrachtung der Gesamt-Aussteifung unver-zichtbar sein sollte, gibt es immerhin eine Möglichkeit, auch hier einen vollständigen Nachweis zu führen. Dieser enthält dann aber unbedingt einen verbindlichen Velege-

plan, aus dem die Platten-stöße und Randanschlüsse hervorgehen müssen.

Anmerkung 2: „Alle Belägesollen mit Gefälle verlegt werden, also auch Holzroste in Loggien oder auf Bal-konen. Was für mineralische Beläge gilt, sollte m. E. auch immer für Holz gelten. Das entsprechende Merkblatt des BDH jedenfalls weist darauf hin. Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass die vielen Fugen dazu führen, dass Wasser zügig abgeleitet wird. Aber was ist, wenn die Bret-ter sich schüsseln? Was ist mit den Nuten und Profi-lierungen der Oberfläche? Sollten wir empfehlen, die Bretter der Holzroste immer über die kürzere Länge

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LUPE LUPE LUPE LUPE LUPE LUPE LUPE LUPE LUPE

Abdichtung 150 mm auf derBeplankung hochgeführtund mechanischgesichert

Mechansicher undSpritzwasserschutz durchFassadenplatte

Regelwandanschlussmit Fertigbauwandund WDVS

Plattenbelag im Splittbettauf zementgebundenerSpanplatte undTrittschalldämmung

Anschluss der Abdichtung an das Fensterprofil mit Verbundblechen und ange-schweißter Kunststoffabdich-tung

– i.d.R. also weg vom Bau – und mit Gefälle in gleicher Richtung zu verlegen? Ich gehe davon aus, dass durch eine solche Handhabung, die Oberfläche der Holzroste etwas schneller abtrock-net und dadurch die Algen pp. schlechtere Möglichkeit haben, sich auszubreiten.Sind die Dielenbretter als „Gitterrost“ anzusehen? Wenn nein – und dazu neige ich – müsste die Abdichtung an der Loggia-Wand mindes-tens 15 cm über Oberkante Belag geführt werden.Wäre es nicht sinnvoll, das an die Loggia-Wand anschlie-ßende Brett durch ein Git-terrost zu ersetzen? Beim Holz[Bau]Physik-Kongress in Leipzig wurde das von der HFA-Referentin so darge-stellt. Das könnte dann auch gleich – verbreitert – bis an den Blendrahmen der Terras-sentür geführt werden und so einen weitgehend stufen-losen Übergang ermöglichen. Behindertengerechtes Bauen wird immer mehr zum The-ma, dem wir uns annehmen müssen.“

Feuchteschutz

Die Forderung, ausnahmslos alle Beläge – also auch den Holzrost – mit Gefälle zu planen, kann man nur unter-stützen. Gleichwohl muss man dabei bedenken, dass dies in den allerersten Ent-wurfs- und Planungsschrit-ten des Architekten gesche-hen muss, damit die bauliche Durchbildung auch funktio-nieren kann. Bereits aus den Beispielbildern wird deut-lich, dass die Verlegerichtung der Bretter sich nicht nur aus gestalterischen Aspekten ergibt, sondern auch aus der Spannrichtung der statisch gering beanspruchten Unter-konstruktion ergibt.Das Schüsseln der Bretter und die sich daraus erge-benden Folgen sind ein weites Thema: Die Kurz-fassung der Antwort lautet: Holzroste bedürfen einer

regelmäßigen Pflege und haben je nach Intensität der Beanspruchung (Nutzung und Witterung) ein kürzeres oder längeres Austauschin-tervall. Dass dabei die Wahl der Holzsorte und innerhalb dieser die Qualitätssortierung eine große Rolle spielt, ist selbstredend.Das gleiche Thema betreffend muss die Antwort auf die „Gitterrost-Frage“ stark ver-kürzt ausfallen. Welche Belag-konstruktion das 15 cm-Krite-rium aushebeln kann, ist hin-reichend ausgeurteilt: Außer einer entsprechend tiefen Rin-ne mit Gitterrostabdeckung kann man kaum Lösungen ersinnen, die als regelkon-form gelten. Die dabei ent-stehende Kollison mit dem Wunsch nach schwellen-freiem Übergang von innen nach außen ist eigentlich bau-stoffunabhängig.Das dargestellte Detail ist an dieser Stelle noch unkritisch, da die Holzbalkendecke im Loggiabereich (oben kalt, unten warm) als gedämmte Konstruktion den Großteil der Dämmwirkung über-nimmt. Bei statischen Lösungen mit Massivholz-decken verschärft sich die Höhenfrage – zwar nicht auf das Niveau wie im Stahlbe-tonbau aber doch immerhin um ein paar Zentimeter. Im condetti-Detail 6/2009 ist das Thema ausführlich behandelt worden – mit allen auch weiterhin zu diskutierenden Aspekten.Aus diesem Heft (Loggia mit Plattenbelag) haben wir eine Lupe und eine Abbildung zur Abdichtung bei einem Türanschluss mit geringen Niveaudifferenzen darge-stellt. Ob wir allerdings bei einer Loggia im x-ten Ober-geschoss stets einen behin-dertengerechten Übergang auf den Balkon planen müs-sen, darf man auch in Frage stellen.