landjaeger magazin - versagen

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VERSAGEN MÖRTEL LUGNER / ENTWURZELT / LOSER TRADITION IN SCHWARZ / AUSTROFRED VELO / DAS HAUS / TIER DES JAHRES / MAGAZIN LANDJÄGER NR.05 | WINTER 08 & 09 | www.landjaeger.at Mit Thema um nur ¤ 4,00 - Österreich | ¤ 5,00 - Deutschland | CHF 7,00 - Schweiz u. Liechtenstein JETZT NEU MIT: ISSN 2070-2655

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Issue 05: Mörtel Luger, Entwurzelt, Loser, Tradition in Schwarz, Austrofred, Velo, Das Haus, Tier des Jahres, Muz Mama, uvm.

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VerSAGeN

MÖrtel lugner / entwurzelt / loser trAdition in schwArz / AustroFredvelo / dAs hAus / tier des jAhres / …

MAGAZIN lANDJÄGer Nr.05 | wINter 08 & 09 | www.landjaeger.at Mit thema um nur ¤ 4,00 - Österreich | ¤ 5,00 - Deutschland | CHF 7,00 - Schweiz u. liechtenstein

JetZt NeU MIt:ISSN 2070-2655

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Wohnzimmer, Büro für Gestaltung

Feldkirch |  Elba |  St.Helena

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Wohnzimmer, Büro für Gestaltung

Feldkirch |  Elba |  St.Helena

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editoriAl

Schlechte Nachrichten

Manche mögen sich fragen, warum denn diese jungen, sympathischen Menschen vom landjäger immer so negative themen für ihre Hefterl wählen. Nun wurde doch erst über „Problemzonen“ lamentiert und jetzt kommen sie mit „Versagen“ daher. Da vergeht einem doch wirklich der Spaß an der Freud’. Nun, man kann

auch noch so konsequent versuchen, sich positiv zu programmieren, gerade das zu ende ge-hende Jahr lässt keine Zweifel bezüglich des allumfassenden Desasters offen.

einer, zu dem man aufschauen konnte, liegt jetzt unter der erde, weil er stockbesoffen gegen einen Hydranten raste. Sein designierter Nachfolger, der gar nicht genug aufschauen konnte, ist im tal der tränen untergegangen. Nicht einmal Gefühle darf man mehr zeigen. Auf der anderen Seite stürzen herz- und gewissenlose Spekulanten arglose Anleger und mit ihnen gleich die ganze weltwirtschaft ins Verderben und zeigen dabei nicht einmal einen Ansatz von reue, im Gegenteil, während der arme Steuerzahler für deren liederliches treiben bluten muss, beharren sie auf ihren Millionengagen. Die heimische Fluglinie wird an unsere lieb-lingsnachbarn verschenkt und obendrein schiebt man ihnen auch noch eine halbe Milliarde in den Allerwertesten. rote und schwarze Großkoalitionäre kratzen sich gegenseitig fast die Augen aus und mauscheln sich nach verlorener wahl wieder zusammen. Auch auf sportlicher ebene dieselbe Misere: Kaum können wir uns endlich mal als radnation fühlen, versinkt der neue Star im Dopingsumpf. Unsere Fußballer stolpern von einer Blamage zur nächsten und Michael Phelps schwimmt mittlerweile schneller, als Christian Klien Formel 1 fährt.

Positive Stimmung wäre also wirklich fehl am Platz. es ist an der Zeit, dem Scheitern in allen Belangen ins Auge zu blicken, vor allem aber eben nicht nur, wenn es um das große Ganze geht, sondern auch auf der persönlichen, privaten ebene. Denn das Übel beginnt immer an der wurzel.

Der landjäger wünscht ein schönes Portfolio.

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6 ……… Ein Jahresbericht 8 ……… muz mama 10 ……… Mello Damüls 14 ……… Die Produktbewerter 17 ……… Mama schau, Mama schau! 18 ……… Richard Lugner 24 ……… Loser 34 ……… Entwurzelt 40 ……… Versager 41 ……… Zanzenberg & Tiefgarage 42 ……… Velo 46 ……… Austrofred 48 ……… I‘m A Loser Baby…

49 ……… Das Meerschwein als Future Option 50 ……… There’s Much more Dignity in Defeat… 51 ……… Es werde Licht / 5.1. 68 ……… Tradition in Schwarz 76 ……… Ich als Synthese aus Franzobel und Peter Crouch… 78 ……… Finanz- und andere Versagen 80 ……… Das Haus 86 ……… Tier des Jahres 90 ……… 5tes Rad am Wagen

Herausgeber: landjäger Verein (ZVr 881841026) - www.landjaeger.atISSN: 2070-2655Chefredaktion: robert Hiller, Christian Feurstein, Martin Fetz, Sven Matttextredaktion: robert Hiller, Peter rüscher - [email protected]: Christian Feurstein - [email protected]: David Schreyer - www.schreyerdavid.comSchrift: bueronardin No3 (Christof Nardin, christofnardin.com), Milford, Victrola (beide YouworkForthem)Anzeigen: Martin Fetz - [email protected], Christian Feurstein - [email protected], Fotografen, Illustratoren und Freunde: Austrofred, resi Bals, Florian Bayer, Andrea Bär, Karin Beer, Hermann Braendle, elisabeth Breidenbrücker, Michael Breidenbrücker, tiziana Condito, Fabienne Feltus, Gunter Fetz, Barbara Fink, Ulrich Gabriel, Antonia Glatter Götz, lina Herold, Anna Hilti, Maex Holzer, trixi Kovats, Björn Matt, Klaus Mattem, Martin Mühlburger, roswitha Natter, Katharina ralser, Sigi ramoser, reynar, robert rüf, lisa rümmele, lukas Schaller, Christoph Schmiedhofer, Florian waldnerDruck: Druckerei wenin, Dornbirn (www.wenin.at)Unterstützung: land Vorarlberg und unsere Anzeigenfreunde—Alle Artikel spiegeln in erster linie die Meinung des Autors oder der Autorin wider, und nicht unbedingt die der redaktion. Die redaktion bemüht sich, auch Meinungen, die nicht voll und ganz der ihren entsprechen, einen raum zu geben, wenn sie diese für interessant und diskursfähig hält.

Offenlegung gemäß §25 des Mediengesetzes: Der landjäger ist das Organ des Vereins landjäger. er setzt sich inhaltlich mit themen aus Politik, Kultur und wissenschaft – teils ernsthaft, teils satirisch – auseinander. Die rechte liegen bei den UrheberInnen der jeweiligen Artikel, Fotografi en und Illustrationen.

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iMpressuM

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N O V E M B E R ‘ 0 7 - N O V E M B E R ‘ 0 8V O N A N O N y M

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Versagen

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CALTER UNBEKANNTUSA0 TAGE

CALTER 26SWEDEN0 TAGE

DALTER 24DEUTSCHLANDNOV 07 - JAN 0845 TAGE

HALTER 30AUSTRALIENNOV 07- 4 TAGEJAN - FEB 08 -21 TAGE

JALTER 32 UK29.4.08 - 3.5.085 TAGE

LALTER 29 BELGIEN16.6.08 - 16.7.0831 TAGE

GALTER 33UKAUGUST / SEPTEMBER 0863 TAGE

B ALTER 34UKSEPTEMBER 0829 TAGE

TALTER 28UK3.10.081 TAG

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Versagen

Der Jahresbericht ist ein Dokument, das der Vorstand (Ich) erstellt und das abgelaufene Jahr zusammenfasst. Mein Jahr beginnt im November 2007 und endet im November 2008.

GeNerell9 Käufe (Purchases) von Männern9 Verkäufe (Sales) von Männern

GewINNSeIteeinige Accessoires, telefonnummern, Ideen, physische Freude, 1 x t-Shirt, einige Fotos, einige Orgasmen, fröhliche Freunde, Songs für itunes, psychische Freude, 1 x Poster, 2 x Unterhose, 3 x Moet Champagner, Stromsparen wegen auswärts Nächtigen, 10 x Vodka, 1x DVD, 1 x Memory Stick, 1 x Handtuch, 4 x Kondome und neue Freunde.

VerlUStSeItehunderte euros für Dating-Abende, 300 euro für Zugti-ckets, 4 x Farbpatronen, zahlreiche tränen, 9 x DVD roh-linge, 4 x Zahnbürsten, 3 x Kleider, 6 x Chardonnay, 150 euro für diverse Bands, frustrierte Freunde, vorgetäuschte Orgasmen und 4 x Friseur.

Der Handel ist bis auf weiteres ausgesetzt.

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Ich glaube, wenn ich das nächste Mal rüber schaue, sitzt sie auf ihm drauf“, mault Annemarie und verdreht die Augen.

Yvonne sitzt mit irgendeinem typen an der Bar und scheint sich wunderbar zu amüsieren. Sie lacht immer wieder über seine witze und sitzt mittlerweile wirklich ver-dammt nah bei ihm. „Vielleicht kennt sie ihn ja von früher“, ist mein kläglicher Versuch Yvonne zu verteidigen. Aber Annemarie lässt sich darauf nicht ein und sagt: „Mir doch egal, aber was meinst du, was los ist, wenn mein Alfred erfährt, was sich auf unseren so genannten wir erholen uns von den Kindern-Abenden so abspielt? Dann ist die erholung für mich gelaufen.“ Das stimmt. Ich überlege mir, was Christian wohl davon halten würde, komme zu keinem ergebnis und nehme mir vor, meinen Mann in Zukunft besser kennen zu lernen. Mittlerweile ist Yvonne schon so-weit, dass sie ab und zu, wie zufäl-lig, das Knie dieses Mannes berührt und umgekehrt. Annemarie fixiert sie mit ihrem bösen Blick und sagt mit bitterer Stimme zu mir: „Sind

zwei von diesen leckeren Cocktails um Annemaries emotionen in Schach zu halten. „Meine Damen und Herren, es ist wieder soweit!“, kündigt Annemarie nicht ganz ohne sarkastischen Un-terton an. Als ich in richtung Bar blicke, sehe ich schon Yvonne, die sich gerade schwerfällig auf den tresen hievt. „Na dann, lasset die Spiele beginnen“, sage ich und schlürfe noch einmal an meinem Gin&Sin. Yvonne schüttelt das imaginäre röckchen und beginnt mit ihrem lieblingslied. Nach all diesen Déjà Vus kann ich auch schon mitsingen. Cause I’ve had the time of my life. lalala. Ich stupse Annemarie leicht an: „warte, gleich kommt’s.“ Gera-de als Annemarie mir ein versöhnli-ches Grinsen zuwirft fällt mein Blick auf einen Mann an der tür. O h m e i n G o t t ! Frank. Sein fassungsloses Gesicht zeigt, dass man auch in alternativen Yogagöttin-und-Ponchoträger-Be-

Text: muz mama

Kinderlose Abende

wir doch mal ehrlich. Yvonnes Pro-blemzone ist nicht, wie sie immer behauptet, ihr Arsch, Yvonnes Pro-blemzone ist die treue.“ „Ach sie flirtet doch nur und außerdem ist es wie mit allen Problemzonen, man hat sie ja nicht absichtlich. Oder hast du dir deinen kleinen Busen gewünscht?“, sage ich. eine Sekunde später durchbohrt Anne-maries böser Blick nicht mehr un-sere treulose Freundin sondern mich. „es ist nicht das, was sie macht sondern wie sie es macht.“, kontert sie. Ja gut, was soll ich da noch sagen, außer vielleicht: „we-nigstens sind unsere kinderlosen Abende so immer sehr unterhalt-sam.“ „Pah, unterhaltsam. Peinlich würd’ es wohl eher treffen“, ist Annemaries Meinung. „Na ja, du musst zugeben, ein bisschen komisch ist es aber schon, wenn Yvonne, wie üblich, auf die Bar klettert und time of my life träl-lert“, gebe ich zu bedenken. „Vor allem, weil sie die typen danach jedes Mal zwingt mit ihr die Hebe-figur aus Dirty Dancing zu üben.“ Bei dieser erinnerung muss sogar Annemarie schmunzeln. Ich nutze den Augenblick und bestelle noch

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ziehungen nicht immer alles locker sieht. „Ich bin erledigt“, flüstert Annemarie mit kalkweißem Ge-sicht. „Na wir zwei stehn’ ja nicht auf der Bar“, antworte ich. Das ist die lösung! wie vom Blitz getrof-fen springe ich auf, reiße die ver-dutzte Annemarie mit hoch und im nächsten Moment hopsen wir, Patrick Swayze nachahmend, in richtung tresen. Ich hätte den Film vielleicht noch ein 32stes Mal anschauen sollen, denn so ganz kann ich mich doch nicht mehr an die Schrittfolge erinnern. ein Blick auf Annemarie zeigt, dass sie dieses 32ste Mal wohl nicht versäumt hat. Gemeinsam nähern wir uns also der Bar, schubsen den von Yvonne aufgegabelten typen beiseite und geben ihr mit Handzeichen zu ver-stehen, dass sie springen soll. Die Gute hat Frank bisher noch nicht

entdeckt und freut sich riesig, dass wir bei ihrem Auftritt mitmachen. Nach einer kurzen, gespielten Zu-rückhaltung nimmt Yvonne Anlauf und springt auf mich zu. Ich fange sie und stemme sie gekonnt in die luft. Die nächsten zehn Sekunden stehen wir regungslos mitten im lokal. Sämtliche anderen Gäste, inklusive Frank, haben die luft angehalten und starren uns un-gläubig an. „was denn? Noch nie eine Hebefi-gur gesehen?“, presse ich hervor. Dann verlassen mich meine Kräfte. Ich knicke ein, ramme mit meinem rücken zuerst einen tisch, dann einen Stuhl und lande schließlich hart auf dem Betonboden. tanzpüppchen Yvonne natürlich auf mir drauf. Sofort zaubert der

Schmerz weiße Punkte auf mein Blickfeld. Zwischen den Punkten erkenne ich noch Franks verstörtes Gesicht und dann nichts mehr. Als ich wieder zu mir komme, be-fördern mich gerade zwei rot-weiß uniformierte Männer auf einer trage aus dem lokal. Jemand hält ganz verkrampft meine Hand und murmelt ständig: „Du bist die beste Freundin der welt. Du bist die beste Freundin der welt.“ Mann oh Mann, was nimmt man nicht alles in Kauf, nur um sich mal wieder von den Kindern erholen zu können. erschöpft schließe ich wieder die Augen.

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Mello dAMÜlsFotografien & Text:Peter Rüscher

was mit dem überschüssigen erdmaterial gemacht wird, soll noch nicht endgültig entschieden sein. warum nicht eine große Schanze bauen?

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Mello dAMÜls

Doppelspitze: Der moderne Hauptzubringer für die künftige Ver-bindung der Skigebiete Mellau und Damüls.

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Gelangweilte Bagger.

Die Schneemuschel wartet gespannt auf das ergebnis einer möglichen Umweltverträglichkeitsprüfung.

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Schneelanze in sichtlicher erregung über die bevorstehende Verbindung.

Spuren im Schnee beweisen: rehe und Hasen machen bereits von der Verbindung Mellau – Damüls Gebrauch.

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Text: Peter RüscherIllustration: Katharina Ralser - www.katharinaralser.at

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Betrachtet man die Medien-landschaft der letzten 100 Jahre wird offensichtlich, dass dem mitteilungsbe-

dürftigen Normalbürger (MNB) das leben Schritt für Schritt er-leichtert wurde. Um 1900 herum fanden die tageszeitung größere Verbreitung. Bald durfte theo-retisch jeder, der einge zumindest annährend kohärente Sätze bilden konnte, die auch inhaltlich mehr oder weniger Sinn ergaben, einen leserbrief veröffentlichen. Heute hat der MNB praktisch unbe-schränkte Möglichkeiten, seinen geistigen Ausfluss öffentlich zu machen. es gibt beispielsweise den landjäger, der ja genau nur diesem Selbstzweck dient. Offen-sichtlich ist jedoch, dass die Neuen Medien mit ihrem web-Zwo-Punkt-Null Scherz dazu Möglich-keit in bislang unbekannter Form bieten. eine dieser Möglichkeiten soll hier betrachtet werden: Die Produktbewertung beim Internet-händler Amazon. Als Beispiel für soll ein toaster der Firma Clatronic auf Amazon die-nen. Interessiert man sich für jenes Gerät so eifern gleich 14 Amazon-Kunden danach, einem ihre erfahr-ungen mit diesem 14,99 euro teuren Gerät zuzutragen. Hier ein Auszug: „Die toast-ergebnisse sind gut und der Bräunungsgrad stufenlos ein-stellbar.“, ist S. Hartmann von dem Gerät überzeugt. In dieselbe Kerbe schlägt eva H.: „Sehr schönes Design, fast schöner als auf dem Foto. Ich bin rundrum zufrieden mit diesem toaster.“ C. Schiewe dämpft die fast schon hysterische euphorie seiner Vorredner und leitet die Diskussion auf eine Meta-

ebene: „Man kann sich darüber streiten, ob der toaster nun gut oder schlecht, billig oder retro aussieht.. VIel wichtiger ist doch die eigentli-che Qualität beim toasten“. Jado1974 bleibt bei seiner Bewertung auf einer persönlichen ebene: Der toaster passt optisch zu seiner Kaffee-maschine. Das hört man bei der Firma Clatronic sicher gerne. Allerdings hat Jado1974 auch offensichtliche Probleme mit seiner körperlichen Fein-motorik, denn „man bekommt den toast nicht so leicht heraus und kann schnell mit den fingern an das heisse oberteil kommen.“ „Aussehen ist nicht alles...,“, hebt Nora Moll bereits in der Überschrift ihrer Bewertung augenzwinkernd den moralischen Zeigefinger. Allerdings verliert sie kein schlechtes wort über den Clatronic, hat sie doch diesem toaster den sozialen Aufstieg zu verdanken. Sie „erntet wirklich viele Komplimente für dieses schicke teil.“ Kritische töne schlägt hingegen Stephan Krieger an, der sogar eine Verschwörung seitens des Händlers vermutet. „Jetzt weiß ich auch warum das Bild im Pop-Up-Fenster die selbe Größe hat wie das vorherige Bild. Man soll wohl nicht erkennen, dass das Gehäuse aus billigstem Plastik besteht.“ Nadine Schiermann profiliert sich als spitz-findige Problemlöserin: „Die großen Sandwichscheiben werden zwar oben nicht ganz kross, aber wenn man diese verkehrt herum einlegt, ist dieses kleine Manko auch behoben.“ Cicero aus wiesbaden besaß früher einen deutschen Markentoaster. Jedoch: „Bei diesem Modell war die temperatureinstellung mit einem Drehrädchen an der Seite so schlecht gelöst, dass man diese nur nach Halsverenkungen lesen konnte. Dieser Clatronic ist dabei das genaue Gegenteil: mit der zentralen, ja riesigen Scala und dem Drehknopf erwischt man sich dabei wie man rein aus Spieltrieb die temperatureinstellungen verändert. weils so geht und es einfach nett aussieht.“ SB bringt es auf den Punkt: „ein wunderbares Design, da macht das toasten wieder Spaß.“ Man stelle sich nun die Protagonisten des toasterbewertungsschauspiels vor. S. Hartmann und eva H. rennen aufgeregt zwischen toaster und PC her und geben neueste Bräunungsergebnisse ein. Jado1974 sitzt weinerlich-zornig an seinem laptop, kann aber kaum tippen, da seine mit Brandblasen bedeckten Zeigefinger und Daumen in dicke Verbände eingewickelt sind. Nora Moll hockt einsam und betrunken in ihrer feucht-kalten rand-bezirkswohnung und denkt mit tränen in den Augen an vergangenen Sonntag, als ihre Freundin zu Besuch war und die Hände über dem Kopf zusammenschlug, während sie ausrief: „Um Himmels willen Nora! was

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für ein tOASter!“. Stephan Moll, halb verrückt vor wut und erreg-ung, demontiert den toaster um möglicherweise noch weitere Un-regelmäßigkeiten zu entdecken, die er dann schonungslos auf der Amazon Seite enthüllen kann. Nadine Schiermann kniet bereits seit 72 Stunden vor dem toaster auf dem Küchenboden– unge-duscht – und fertigt Skizzen mit möglichen toastvariationen an. Cicero liegt auf seiner Couch irgendwo in wiesbaden hinter zu-gezogenen Vorhängen und dreht seit Stunden an der temperaturein-stellung, was ihm eine statthafte erektion beschert. SB, der mögli-cherweise schon vor Jahren den entschluss gefasst hat, nie wieder einen toaster zu bedienen, beißt jetzt mit feuchten Augen in einen braunen Buttertoast. Besonders bemerkenswert in der welt der Produktbewerter sind die Vielbewerter. So darf Amazon Deutschland beispielsweise einen Dr. w. Hoffmann zu seinem Kun-denkreis zählen. Dr. Hoffmann hat bereits 220 Artikel bewertet. Dar-unter Gegenstände wie beispiels-weise legobausteine, Prospekthül-len, ein Buch über „http://www.amazon.de/elektroenzephalogra-phie-eeG-Alois-ebner/dp/313140101X/ref=cm_cr-mr-title“ elektroenzephalographie, einen weltempfänger, zwei Zuckerstreuer, eine trinkflasche, einen Schlüsselanhänger, eine Ak-tentasche, eine ersatzbürste für elektrische Zahnbürsten, einen Metallschuhanzieher, einen Nuss-knacker, etc. Spezielle Beachtung verdient die Prospekthüllenrezen-sion. Die Hüllen kosten € 2,79, Dr. Hoffmanns Produktbewertung umfasst 101 wörtern. Das ergibt

ein wort-Preis Verhältnis von 2,7 Cent pro wort. Dr. Hofmann hat nicht einmal die Mühe gescheut, die Prospekthüllen nach den einzelkategorien „Haltbarkeit“ (5 Sterne), „Spaßfaktor“ (1 Stern), sowie „Pädagogisch wert-voll“ (2 Sterne) zu bewerten. Die niedrige Bewertung in der Kategorie „Spaßfaktor“ erklärt er damit, dass er sich nicht vorstellen kann, wie man mit den Hüllen Spaß haben könnte. In der Kategorie des pädagogischen werts können die Hüllen immerhin zwei Punkte ausfassen, da „geordnete Unterlagen schon was für sich“ haben. Auffällig an Dr. Hoffmanns Bewert-ungen ist, dass er in den meisten fällen die vollen 5 Sterne vergibt. es ist also anzunehmen, dass der Doktor ein sehr euphorischer Mensch ist, der beim Öffnen des Amazonpakets in einen regelrechten Glücksrausch verfällt, welcher zumindest bis zum Verfassen der jeweiligen rezension anhält. ein Gegenstand kann noch so profan sein kann – das Schicksal, lange un-bewertet zu bleiben, muss kein Produkt fürchten. Sandra S. beispielsweise musste auf ihrer im Internet erstandenen Klobrille lackfehler und gar lackbrüche feststellen. Nie wieder, schreibt sie, will sie so eine miserable Qualität kaufen. Fazit natürlich: eine vernichtende 1-Stern Bewertung des minderwertigen wC-Sitzes. Sandra fällt in anderen rezensionen beson-ders durch ihre kreative Grammatik auf. So beispielsweise in ihrem Meis-terwerk, der Bewertung des Blue Shark Fun Swimming Pools. „wieder einmal ,wie schon befürchtet bei allen Produkten MADe IN CHINA hat dieses Pool nicht die Maße die auf den Beschreibungen,Verpackungen und bei AMAZON steht ! rICHtIGe Maße lauten: 250x170x40 !! An-sonsten sehr lustiges Planschbecken für Kinder und sehr gut geeignet !“ Beschreibungen, Verpackungen und Amazon hatten übrigens behauptet, das Becken wäre 12cm länger, 5cm breiter und 10cm tiefer. Dank Sandras Nachmessungen steht nun die wahrheit über die Maße fest. In ihrer re-zension eines Spiderman Kostüms gibt sie sowohl einblick ihn ihre erzie-hung als auch in die sparsame deutsche Seele: „empfehlenswert,und wenn mal kein carneval ist kann man ihn bei dieser qualität auch als schlafanzug verwenden! lieber ein paar euro mehr , wenn man etwas öfters verwenden möchte bzw. bei mehr kindern !“ Mit dem lesen von Onlineproduktbewertungen kann man tage, ja wo-chen verbringen. So ergießen sich die 43 rezensionen alleine für den Phillips HS8060 rasierer auf insgesamt 23 Seiten (ca. 10.000 wörter). Sollte man des lesens der rezensionen von Alltagsgegenständen einmal müde werden, kann man immer noch übergehen zu den rezensionen von Artikeln wie den Büchern „Onanieren für Profis“ oder „Von engeln gelei-tet: Finden Sie Ihre geistigen Führer und Ihr wahres Ziel“ („Man kann den engeln nicht genug danken“, meint etwa eva tanyel) oder dem Orion Smaragd Vibrator, zu welchem übrigens auch Spongebob (!) eine rezensi-on abgegeben hat. Gigi aus Fellbach vermisst zwar hier das etui, räumt aber ein, dass man das für einen Vibrator ja nicht unbedingt braucht. Ama-zon kategorisiert Vibratoren übrigens als „Badartikel“.

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Versagen und verzagen. liegt nahe beinander. Verzagen oder Aufgeben, bevor man versagt.

Angst haben vor dem Versagen. Selbstbewusst und gestärkt in der ellbogengesellschaft untergehen.Die Kinder haben heute eher Stress mit dem Angepasst-Sein, als mit der revolution. Versagen ist out. H.C. Strache hatte dies bei der letzten wahl erkannt. Nicht umsonst war auf seiner Homepage sein ebenbild, sorry - eine Karrikatur von ihm als ernesto Che Guevara zu sehen. Dies zeigt, es geht nur noch um Schein, um wirkung um jeden Preis. wir dürfen nur noch in Systemen und Fertigpaketen funktionieren. lehre, „unnütze“ Jahre - das geht doch nicht.Nicht wissen, was man will? Katastrophe. Die Superspitzensportler, die wirklich versagen würden, dopen sich heimlich. wir dopen uns auch ständig.Mit Fernseh-Formaten, die uns zeigen, wie Stars gemacht wer-den. wie die Nachbarn versagen, wie das leben anderswo funktion-iert. wir müssen gar nicht selber leben. Alles mit wii. Sogar Schlag-zeugspielen.Oder tennis-Matchen. Also wir können ja immer neu starten. einfach neu starten, dann wird das schon.

Das diese Fernsehformate funktionieren, hatte man schon seit Vera gelernt. Versager outen sich. Die Helden Silvester Stallone, 007, George w. Bush gegen diese neuen Helden. Versager als Helden? Die Attraktion. leider Nicht-Figuren - die neuen Stars. Auch die liebe funktioniert übers Online Portal ohne Stress und persönli-che Befindlichkeiten. Prima. Alles easy. Hier kann ich offiziell versagen, ohne dass mich meine Partnerin unter Druck setzt. ruf halt nochmals an.Jederzeit, immer bereit. Nochmals und nochmals und nochmals... ruf an! ruf an! „Hänger“ gibts nicht. wenn andere nicht versagen würden, gäbe es auch keine Gewinner - wie im weltmarkt der Finanz? Oder habe ich da was falsch verstanden... - Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ich war so im Alter von 8 bis 11 immer derjenige, den die Mitschüler erst ganz am Schluss und widerwillig in die Fußball- oder Völkerballgruppe gewählt haben. Ich war zu dick, zu ängstlich, zu zurückhaltend, zu bescheiden, zu selbstlos, zu friedvoll? lauter eigenschaften, die keine Sieger machen, oder? Also „sportlich“. Und immer wieder und immer wieder aufzustehen, trainieren, trainieren, wettkampf. weiter so. Geht schon. wieder und wieder Kuchen backen und der Mama zeigen. Schau mal Mama! Schau mal! Ohne Gejammer. In Japan leben über 1 Million Jugendliche als verleugnete, erfolglose Kin-der. Sie leben in ihren Kinderzimmern.Kommen nur ins richtige leben zum Duschen oder essen. Ansonsten bestreiten sie ihren Alltag online und virtuell. Und gehen nicht mehr zur Schule, vor lauter Angst zu versagen. Zu versagen in einer Gesellschaft, die von sich selber gerne behauptet, eine der modernsten und erfolgreichsten zu sein. Zum Glück müssen wir uns in Österreicher keine Sorgen machen. Über ein Drittel der Menschen glauben ja sogar, daß auch im rechten lager „Sozial“politik gemacht wird. Sozial - aber richtig. Saubere Sache. - Das hatten wir ja auch schon... Also nur nicht verzagen. Stay tuned. Dann kann fast nix schiefgehen. Und wenn`s nicht mehr geht - ich habe gestern in Damüls einen Bus gesehen mit der Aufschrift „Praxis für positive energie“.

MAMA schAu, MAMA schAu!Text: Sigi Ramoser

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Text: Lisa Rümmele & Martin FetzFotografien: David Schreyer - www.schreyerdavid.com

lAndjäger setzt lugner schAchMAtt

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Ein großer Konferenztisch, roter Spannteppich, einige Ledersessel, kein PC, ein Paar Ski und Unmengen von

Papier das sich überall im Raum verteilt zu kleinen Türmen stapelt. Wir fühlen uns wohl in der Gegen-wart von Richard Lugner. Million-är soll er sein, ein Frauenschwarm sagen uns die Medien, irgendwie schaut er aus wie der Johnny Cash, das mögen wir. Leger sitzt er da in einem schwarzen Anzug, wie der „Man in Black“. 76 Jahre soll er sein, genauso alt wie der verstor-bene Country-Sänger aus Arkansas. Eine Legende ist er auch, irgend-wie. Richard schaut hungrig aus, die gut erzogenen Redakteure ziehen ein halbes Kilo Bregenzer-wälder Bergkäse (mild) und einen würzigen Landjäger aus dem Hause Efef hervor. Sogleich versucht Richard, die Wurst aus ihrer Vaku-umverpackung zu befreien, er ver-sagt. Der Landjäger, in Form der zwei anwesenden Schreiberlinge, schreitet pflichtbewusst ein und öffnet das pikante Präsent in sou-veräner Manier und ohne Scham-gefühl mit den Schneidezähnen. Landjäger Das thema der neuen Ausgabe des landjägers lautet Ver-sagen. richard unterbricht, »Fassa-den?« (mit vollem Mund) Lj Nein. V-e-r-s-a-g-e-n. Sie sind ja in einer schwierigen Zeit großge-worden, haben den zweiten welt-krieg miterlebt. wie war denn Ihre Kindheit? richard Lugner Naja, also ich kann Ihnen das schon im Schnell-verfahren erzählen. Ich habe noch die Vorkriegszeit erlebt (…) meinen Vater habe ich zu weihnachten 1942 zum letzten Mal gesehen, im Juni 1943 war ich bei meiner tante in der heutigen tschechoslowakei.

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(Anm.: tschechien) eines tages ist der Briefträger in der Früh gekom-men und hat gesagt, ich soll um sechs am Postamt sein, ich krieg dann einen Anruf. Da hat mich dann mein Vater angerufen und mir mitgeteilt, dass er an die Front geht und in einem Jahr wieder auf Urlaub zurückkommt. Als er an der Front war, hatte er die Aufgabe eine ukrainische Stadt zu verteidi-gen, er war der Komman-dant in dieser Stadt. er hat die anstürmenden russen halt mit schießen und so weggemacht, und da sind dann halt wahrscheinlich etliche draufgegangen, das weiß ich nicht. Als Vergelt-ung hat man ihm dann bei minus 20 Grad die Stiefel weggenommen und hat ihn drei tage lang mit den Socken durch den Schnee gehen lassen. Später kam er dann in ein lazarett in russland und dort ist er gestorben(…). Mein Vater hat mir sehr gefehlt. Nach Kriegsende habe ich die Mittelschule besucht, bis zur Fünften und dann habe ich die Schule gewechselt, latein war mir nämlich zu schwierig. Lj wie kann man sich den lugner als Jugendlichen vorstellen? rL Ich war ein schüchterner Bursche, der sich halt das angezo-gen hatte, was damals modern war, für Mädchen habe ich mich eigent-lich nicht interessiert. Lj Und wie war die erste liebe? rL Daran kann ich mich nicht erin-nern … (nachdenklich) In der Htl waren fünf Mädchen in meiner Klasse, die zwei hübschesten Mäd-chen sind einmal mit mir vom

Schwarzenbergplatz bis zum rat-haus gegangen und darauf war ich damals total stolz. (richard lacht). Also da gab es keine Berührungen oder irgendetwas in diese rich-tung, aber in dem Haus, in dem ich damals gewohnt hab, da gab es ein Mädchen, das war sechseinhalb Jahre jünger als ich, außer diesem Mädchen, hab ich auch keine ange-schaut. Das muss man sich vorstel-

len, ich war 19 und sie 13. Da hat also nichts sein dürfen und nichts sein können, als sie dann so 16 war, ist es mit uns beiden losge-gangen. Dieses Mädchen wurde meine erste Frau, wir waren 17 Jahre lang verheiratet. Lj Inzwischen haben Sie vier ehen hinter sich. wie ist das denn mit dem lugner und den Frauen?

rL Frauen sind etwas, das der richard lugner nicht missen möchte. weil die Frauen halt, trotz aller Probleme die man mit ihnen hat, doch etwas sind, wonach sich ein Mann sehnt. Jetzt gab es eine Zeit lang eben die Bettina, aber das hat halt leider nicht funktioniert. es gibt aber schon einige andere Damen, die interessiert sind und die mich gerne kennen lernen

würden. Ich hab schon viele emails bekommen. eine Dame hat zum Beispiel ge-schrieben: „Ihr blonder engel, bin 165 groß und habe 58 Kilo. wann sehen wir uns? Dein engel.“ Lj wie muss eine Frau denn sein, damit Ihr Interesse geweckt wird? Und wie erkennen Sie überhaupt, dass die Frau nicht auf Ihr Geld aus ist? rL Das kann man ja grund-sätzlich nie erkennen, das ist das Problem. Deshalb lasse ich mir auch ein Partnerschaftshoroskop machen. Daran glaube ich. Und wenn eine Frau laut Horoskop überhaupt nicht zu mir passt, dann lasse ich das auch sein. Vor etwa 20 Jahren ist eine ältere Dame auf mich zugekommen, die war ein Fan von mir und wollte mir unbedingt mein Horoskop machen. Durch

dieses Horoskop habe ich Seiten an mir entdeckt, die ich vorher gar nicht gekannt habe. Lj was denn zum Beispiel? rL wenn es mir nicht gut geht, wenn ich Probleme habe, dann entwickle ich eine ungeheure Kraft und kann diese Probleme lösen. Und diese Kraft habe ich einfach. einmal bin ich in der Früh ins

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Geschäft gekommen und hatte keinen einzigen Auftrag. Damals hatte ich drei Angestellte, die Bau-firma war noch ganz klein, aber ich hab mir nichts anmerken lassen, wollte meine Mitarbeiter nicht beunruhigen. Aber ich hatte nichts, gar nichts. Andere in dieser Situati-on gehen ins wirtshaus und saufen sich einen an. Ich habe einfach diese Kraft, auch wenn ich damals noch nichts davon wusste, aber heute weiß ich das. Und wenn ich jetzt in Schwierigkeiten komme, dann gebe ich erst richtig Gas. Lj Gibt es beim richard lugner keine Momente des Versagens? rL Nein, Versagen nicht. es gibt Momente, in denen die Situation kritisch wird. Und dann versuche ich eben alles zu unternehmen, dass es kein Versagen gibt. Diese Kraft habe ich. Jetzt habe ich zum Beispiel so ein hartes würstel (Anm. einen landjäger) gegessen und da habe ich schon wieder viel mehr energie. (richard lacht laut und herzhaft) Lj Blicken wir noch einmal kurz zurück. Sie haben ja die 68er revolte miterlebt. wie war denn Ihre politische Gesinnung als junger er-wachsener? rL Also erstens, in Österreich herrscht wahlgeheimnis und mei-ne politische einstellung gebe ich nur in der wahlurne bekannt. Aber damals, 1945, war ich ein Fan der großen Koalition. Und dann bin ich begeisterter Österreicher ge-worden und habe mich 1955 sehr über den Staatsvertrag gefreut. Damals herrschte eine richtige Auf-

bruchsstimmung. Jetzt hingegen bin ich gegen eine große Koalition. egal wie die wahlen ausgehen, es sitzen immer die Schwarzen oder die roten in den wichtigsten Posi-tionen. Und das kann nicht Politik sein. es ist so, wenn wer versagt: weg mit ihm! Das ist auch der Grund, warum der lugner bekann-ter ist, als irgendwelche Minister, weil den leuten die Politik näm-

lich bis hier (richard deutet auf sein Kinn) her steht. Und wenn der lugner mit der Freundin streitet, interessiert das die Menschen mehr, als die Unfähigkeit der Politiker. weil der richard lugner echt ist. Lj Vor zehn Jahren sah es mit Ihrem politischen engagement aber noch anders aus. Damals woll-

ten Sie österreichischer Bundes-präsident werden. rL Ja, die wahl war damals im April 1999 und ich hab 9,91 Pro-zent der wählerstimmen erreicht. Vorarlberg war übrigens mein dritt stärkstes Bundesland. Lj: wie kam es überhaupt zur Kandidatur? rL Das hat sich einfach so ergeben.

richard unterbricht das Interview für eine kurze Sitzung auf der toilette und kommt mit neuem elan aus seiner „ruhe-kammer“. Brachial wechselt er das thema und spricht über seine erfolgreiche lugner City und deren Vermarktung. rL Die werbung sagt, was man nicht alles bewerben muss, Sommerschlussver-kauf, winterschlussverkauf, das hängt allen zum Hals raus, keine Zeitung schreibt darüber, auch wenn sie den schönsten Osterhasen haben. Ich mache das an-ders, ich nehme viel Geld in die Hand und lade mir ei-nen Star zum Opernball ein. Lj wer wir der nächste Star beim Opernball? rL Das verrate ich am 28. Jänner, es gibt wie immer schon eine große Auswahl,

„große“ Sachen und „kleine“ Sachen. (ein kurzes Augenzwinkern und wir wissen wovon er spricht) Die APA hat mir gesagt, es ist die einzige Meldung die weltweit von allen Agenturen übernommen wird. tschibuti oder was weiß ich, interessiert zum Beispiel der Staatsbesuch vom Obama nicht so sehr.

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Lj Opernball, bis auf einziges Mal (Anm. Harry Belafonte) haben sie immer Damen eingeladen, wieso? rL Die Damen sind das attraktivere Geschlecht, auf das bin ich inzwi-schen drauf gekommen. wenn ich zum Beispiel Sie (Anm.: landjäger Interview dame) anschaue, Sie ha-ben ein wunderschönes Dekolleté, das haben viele Damen und wenn Sie kein Schönes haben, dann

schreibt man Sie haben kein schö-nes (richard lacht leidenschaftlich, die emanzipierten landjäger schweigen) … Die Frauen werden dargestellt in Abendkleidern beim Oskar, beim Golden Globe, bei den Filmfestivals und wir Männer ste-hen daneben und glauben, wir sind auch wichtig. Lj Ihre Gäste sprechen in den meis-

ten Fällen kein Deutsch, wie schaut es bei Ihnen mit Fremdsprachen aus? rL Ich spreche grundsätzlich Deutsch, das kann ich ganz gut. Mein englisch ist recht holprig, aber für eine Unterhaltung reicht es. Lj wer war Ihr lieblingsgast am Opernball? rL Naja da gibt es viele! Die Paris Hilton war Pr mäßig sehr gut,

aber die Dita von ist sicher noch besser gewesen. Lj Mit wem hatten Sie den größten Spaß? rL Die Carmen electra war eine sehr liebe und ganz eine unkompli-zierte, schwierig war die von den Spice Girls, die, hmm, (richard überlegt und der bestens infor-mierte landjäger hilft aus)

Lj Gerri Haliwell rL Genau, die war die Schwierigste! Lj Unsere Favoritin war die Claudia Cardinale. (Anm. Opernballgast 2002) rL Mit der hatte ich ein ausgezeich-netes Verhältnis, die hat mich auch eingeladen sie zu besuchen und ich hab alle ihre telefonnummern, nur ich habe es noch nicht ausgenutzt Lj Ich würde die Nummer auch

nehmen! (da lacht der richard ganz verschmitzt) rL Sie war ganz unproblematisch, das war ganz ganz toll und wir sind mit ihr zum Flughafen gefahren und sie sagte, dass sie mich unbe-dingt einmal wieder sehen möchte! Lj Die Serien auf AtV polarisieren, die einen sind süchtig, die anderen verfluchen dieses Format.

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rL Die leute sagen alle, sie schauen es sich selten an. Lj tun es aber trotzdem! rL Ja. Zum Beispiel die letzte Serie hatte im Bereich der Frauen zwi-schen 12 und 49 Jahren einen Marktanteil von 10,3% und das ist irre viel. Lj Nochmals zu Ihrer Fernsehsen-dung. wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie sich selber sehen, schauen sie sich das überhaupt an? rL Ich schaue mir die lugners an, während alle anderen wie zum Beispiel „High Society“ (Anm. tV-Sendung auf AtV) und was es da sonst noch gibt sehe ich fast nicht. Lj Und wie geht es ihnen dabei, wenn sie sich selber sehen? rL Man mag sich selber nicht und ebenso gefällt man sich selber nicht, vielleicht sehen Sie sich gerne, aber Ihnen gefällt eine Frau vielleicht auch nicht, Ihnen wäre vielleicht ein schöner Mann auch lieber, aber das weiß ich nicht. Ich täte mir Sie aber ganz gerne an-schauen. (da ist es wieder, das spitz-bübische Grinsen) Lj Jetzt können Sie mich eh an-schauen! rL Ich schaue eh schon die ganze Zeit, wollen’s überhaupt an Kaffee haben? Vielleicht sind Sie ja nicht gefragt worden. Lj Vielleicht danach noch kurz ei-nen Kaffe, aber jetzt weiter. Gibt es irgendwelche Sachen in Ihrem leben, die Sie rückblickend gese-hen nicht mehr machen würden? rL Joooo, hmm, würde sagen das Meiste was ich gemacht habe wür-de ich immer wieder so machen. So große Fehler habe ich in mei-nem leben nicht begangen, viel-leicht, dass ich mich von der Bau-firma zurück gezogen habe und meine Söhne mit der Firma im re-gen stehen lassen habe, aber alles

andere, selbst die ehen und jene die gescheitert sind, mein Gott, das ist immer die Frage, wie findet man die ideale Frau, das ist schwierig, aber es gibt halt einfach kein Patentrezept Lj Sie haben vier ehen und vier Scheidungen, das ist ja nicht un-bedingt das was die katholische Kirche gerne hat, sind Sie religiös? rL Ich bin römisch-katholisch, aber ich kann nicht sagen, dass ich ein intensiver Christ bin. Lj wir haben ein wenig recherchiert und im Zuge dieser recherche einen älteren Artikel gefunden … rL Ah, der mit dem Bischof Krenn Lj Nein, einen über den weihbi-schof Andreas laun, Sie sind ja an-geblich von ihm exkommuniziert worden, wegen ihrer Abtreibungs-klinik in der lugner City. rL Nana, des war a andere Ge-schichte, wir haben da ein sozial-medizinisches Zentrum im Haus eröffnet und die Paradeleistung ist, dass zwei impotente Männer jetzt Vater geworden sind, nach der Be-handlung von dem Arzt. wobei mein Stehsatz immer ist, es gibt keine impotenten Männer, sondern nur ungeschickte Frauen! Lj Ja? rL Das ist was wahres dran, glauben sie mir. Lj Das glaube ich nicht! rL Sie haben noch nie einen impotenten Mann kennen gelernt! Lj Sie sind ja überhaupt bekannt für sexistische und Burgenländer witze. rL Naja, sexistische nicht. Lj Das war jetzt aber doch einer? rL Das ist eher eine tatsachenfe-stellung gewesen, als ein witz. Bur-genländerwitze kenne ich jede Menge, aber da werden sie sicher auch welche kennen. Lj Nein.

rL Hmm Lj wie schaut es bei Ihnen zu Hause aus, stülpen Sie sich dort einen anderen Charakter um? rL Ich bin so wie ich bin, ob da jetzt eine Kamera dabei ist oder nicht. Vielleicht war Ihnen zu wenig goschert, aber ich schau halt immer auf ihr Dekolleté, hmm, deswegen bin ich heute vielleicht zu wenig schlagfertig, weil Sie mich mit ihrem Ausschnitt Schach-matt setzen! Da haben Sie wenigs-tens noch einen echten Sager, aber diesen werdet Ihr nicht schreiben können. Lj wir werden schon können! Ahja, dürfen wir noch ein gemeinsames Foto machen, fürs Familienalbum? rL Ja natürlich … Übrigens, ich wollte noch sagen, sie lieben rosa Unterwäsche, geben sie es zu? Lj Ja! rL Ich bin immer frech, des gehört zu mir!

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loserNirgendwo wird emotionaler und auf größerer Bühne versagt als im Sport. Ob als Zweiter im Champions League Finale oder als 21ster in Åre. FLORIAN BAyER von SHAKE yOUR TREE hat für uns nochmal ganz erbarmungslos genau hingeschaut.

JOHN terrY, 21. MAI 2008, Moskau. Champions league, Finale. terry schießt im elfmeterschießen gegen den Pfosten.

Der FC Chelsea verliert 6:5 n. e. gegen Manchester United.

Illustrationen: Florian Bayerwww.florianbayer.com

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JOHN terrY, 21. MAI 2008, Moskau. Champions league, Finale. terry schießt im elfmeterschießen gegen den Pfosten.

Der FC Chelsea verliert 6:5 n. e. gegen Manchester United.

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JOHN terrY, 21. MAI 2008, Moskau. Champions league, Finale. terry schießt im elfmeterschießen gegen den Pfosten. 21. MAI 2008, Moskau. Champions league, Finale. terry schießt im elfmeterschießen gegen den Pfosten. 21. MAI 2008,

Der FC Chelsea verliert 6:5 n. e. gegen Manchester United.

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Peter MÜller, 14. Februar, 1956, Portland. Im Boxkampf gegen Jimmy Martinez stolpert Müller über Martinez‘ Fuß und schlägt mit dem Kopf gegen den ringpfosten.

Unfähig den Kampf weiter zu führen, wird er zum Verlierer durch technisches KO in der fünften runde erklärt.

MICHAel BAllACK, 21. Mai 2008, Moskau. Champions league, Finale. FC Chelsea verliert 6:5 nach

elfmeterschießen gegen Manchester United.

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MICHAel BAllACK, 21. Mai 2008, Moskau. Champions league, Finale. FC Chelsea verliert 6:5 nach

elfmeterschießen gegen Manchester United.

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Peter MÜller, 14. Februar, 1956, Portland. Im Boxkampf gegen Jimmy Martinez stolpert Müller über Martinez‘ Fuß und schlägt mit dem Kopf gegen den ringpfosten.

Unfähig den Kampf weiter zu führen, wird er zum Verlierer durch technisches KO in der fünften runde erklärt.

MICHAel BAllACK, 21. Mai 2008, Moskau. Champions league, Finale. FC Chelsea verliert 6:5 nach

elfmeterschießen gegen Manchester United.

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Peter MÜller, 14. Februar, 1956, Portland. Im Boxkampf gegen Jimmy Martinez stolpert Müller über Martinez‘ Fuß und schlägt mit dem Kopf gegen den ringpfosten.

Unfähig den Kampf weiter zu führen, wird er zum Verlierer durch technisches KO in der fünften runde erklärt.

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CrIStIANO rONAlDO, 4. Juli 2004, lissabon. Fußballeuropameisterschaft, Finale. Portugal verliert mit 0:1 gegen Griechenland.

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CrIStIANO rONAlDO, 4. Juli 2004, lissabon. Fußballeuropameisterschaft, Finale. Portugal verliert mit 0:1 gegen Griechenland.

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MArY DeCKer, 10. August, 1984, los Angeles. Decker verpasst im olympischen Finale des 3000-Meter-lauf die Goldmedaille,

als sie nach einer rangelei mit Zola Budd stürzt.

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MArY DeCKer,10. August, 1984, los Angeles. Decker verpasst im olympischen Finale des 3000-Meter-lauf die Goldmedaille,

als sie nach einer rangelei mit Zola Budd stürzt.

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JANINe BeerMANN, FANNY rINNe, 22. August 2008, Peking. Die Deutsche Hockey Nationalmannschaft verliert im Spiel

um die olympische Bronzemedaille mit 1:3 gegen Argentienien.

PAUl GASCOIGNe, 4. Juli 1990, turin. Fußballweltmeisterschaft, Halbfi nale. Gascoigne erhält in der Verlängerung eine gelbe Karte

und könnte im Finale nicht mitspielen. england verliert 4:5 nach elfmeterschießen gegen Deutschland.

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PAUl GASCOIGNe, 4. Juli 1990, turin. Fußballweltmeisterschaft, Halbfi nale. Gascoigne erhält in der Verlängerung eine gelbe Karte

und könnte im Finale nicht mitspielen. england verliert 4:5 nach elfmeterschießen gegen Deutschland.

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JANINe BeerMANN, FANNY rINNe, 22. August 2008, Peking. Die Deutsche Hockey Nationalmannschaft verliert im Spiel

um die olympische Bronzemedaille mit 1:3 gegen Argentienien.

PAUl GASCOIGNe, 4. Juli 1990, turin. Fußballweltmeisterschaft, Halbfi nale. Gascoigne erhält in der Verlängerung eine gelbe Karte

und könnte im Finale nicht mitspielen. england verliert 4:5 nach elfmeterschießen gegen Deutschland.

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JANINe BeerMANN, FANNY rINNe, 22. August 2008, Peking. Die Deutsche Hockey Nationalmannschaft verliert im Spiel

um die olympische Bronzemedaille mit 1:3 gegen Argentienien.

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HerMANN MAIer, 14. Februar, 2007, Åre. Maier wird bei der Skiweltmeisterschaft 21ster im riesentorlauf der Herren.

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HerMANN MAIer, 14. Februar, 2007, Åre. Maier wird bei der Skiweltmeisterschaft 21ster im riesentorlauf der Herren.

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HerMANN MAIer, 14. Februar, 2007, Åre. Maier wird bei der Skiweltmeisterschaft 21ster im riesentorlauf der Herren.

CArSteN JANKer, 26. Mai 1999, Barcelona. Champions league, Finale. Bayern München verliert durch zwei tore in der

Nachspielzeit mit 1:2 gegen Manchester United.

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CArSteN JANKer, 26. Mai 1999, Barcelona. Champions league, Finale. Bayern München verliert durch zwei tore in der

Nachspielzeit mit 1:2 gegen Manchester United.

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Protokoll & Illustrationen: Anna Hiltiwww.annahilti.com

entwurzeltProtokoll & Illustrationen: Anna Hiltiwww.annahilti.com

entwurzelt

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Illustrationen: Lina Heroldwww.linaherold.com

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Illustrationen: Lina Heroldwww.linaherold.com

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ZANZENBERG & TIEFGARASCHEBlatt für Friedl, Feilheit & Demo. Ausgabe 13/08

SCHLAGZEILEN UND STORIES DER KOMMENDEN AUSGABE*:

MORD IM ORF-WERBEFERNSEHENDie bekannte Oma der Lutz Wer-befamilie wurde während eines lau-fenden Werbespots der Werbe-Lutz-Familien-Serie erstochen. Blutspuren in allen Lutz- Kaufhäusern. Lutz – Sonderangebot: Sechs Küchen-messer in verschiedenen Größen für den Weihnachtsabend. Des is supa. Tatsachenbericht.

BRÜLLENDE WEIH-NACHTSTANNE Während der wie immer luscht & launigen Eröff nung des Krischtkind-lämarktes begann plötzlich die Tanne ungefragt zu blinken und zu brüllen und skandierte in weithin hörbarer Megaphonlautstärke die Worte: „I dTüfgarasch - mit deer Pagasch! Heil Hatler!“Report.

UNERKLÄRLICHE SUIZIDWELLE Tausende Karpfen begingen am Sonn-tag, 21. Dezember nach einer vielbe-achteten Kundgebung völlig durch-nässt öff entlich Selbstmord in den geschlossenen österreichischen Po-stämtern. Ein Bild des Grauens.

GOLDZAHNREISSER GESTELLT Der seit Ausbruch der Finanzkrise fi eberhaft gesuchte Goldzahnreißer Josef H. konnte auf frischer Tat beim Goldzahnreißen im Vorstand der Dornbirner Sparkasse von einer mu-tigen 59-jährigen (!) Bankkassierin ge-stellt, mittels Striptease abgelenkt und so zur Aufgabe gezwungen werden. Kaum Blutspuren. Fotoreport.

AUS FÜR MILLIONENSPIEL Nachdem wie bereits gemeldet der beliebteste Moderator Österreichs Komantsche Armin Assinger vor lau-fender Kamera in der Livesendung Millionenspiel im eigenen Witz er-stickt ist, entfällt die Sendung bis ein neuer Abfahrtsläufer gefunden wird. Im Gespräch ist Maier. Als Ersatz wird eine Zusammenfassung des Haider- Begräbnisses gesendet. Interview mit der Mutter des Komantschen.

VORSCHAU LIEBESMAGAZIN: Pudersaison in Österreich fortgesetzt

FAYMANN & PRÖLL: Wer schiebt oben? PRÖLL & FAYMANN: Wer schiebt unten? HEINZ-CHRISTIAN & PETZI: Wer schiebt hinten? URSULA PLASS: Ist Selbst befriedigend? GRÜNE EVA: Wer schiebt mich?

* Unbezahltes Inserat. Die neue Zeitung kann unter www.vol.at nicht abonniert werden. Gabrulowitsch wirbt mit der C-Klarinette für sein neues Blatt. “www.zanzenberg.at Registrieren Sie sich selbst.

Schauen Sie rein statt dreckig. Konto: Ja. Spenden unter Grund. Zuschriften können. Redaktionsadresse: Körnerstein.

++++++++++ ++++++++ LETZTE MELDUNG: BANKENHAUSSAMMLUNG BEGONNEN. HYPOVORSTAND BEGINNT IN DER ACHSIEDLUNG MIT KLINKEN PUTZEN.

DORNBINER SPARKASSE STARTET IM WALLENMAHD. RAIBA WALGAU STREBT SPENDENREKORD AN. LICHT INS DUNKEL ERLISCHT. ++++++++++++++++++++++++

TIERECKE: VERSEUCHTE JUNGSAU Das blödeste Schweinderl Österreichs aus der Bio-Kartoff elwerbung musste

eingeschläfert werden. Diagnose Schweinepest. Der Bauer ist angesteckt, die

Kartoff el nicht. Die Werbung im ORF wurde unter Quarantäne gestellt. Öster-

reich trauert vor dem Fernseher.

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Als im Oktober 2008 die Großparteien zur Neubildung einer regierung luden, wurden diese nicht als „Koalitionsverhandlungen“ betitelt, sondern kurzerhand als „Österreich-Gespräche“ verkauft. Verhandlungen können mitunter negativ enden. Gespräche hingegen führt man locker bei Bier, Kaffee und Salzstängel. wenn man sich gut unterhält, kann eine solche Plauderei mitunter auch länger

dauern. 2008 ist im chinesischen Kalender das Jahr der ratte, und ebenso geschickt haben die Verhandler den terminus „-Versagen“ erstmals von der politischen Bühne verbannt. Ver- sagen, wie das wort bereits verrät, entsteht aufgrund falscher erwartungen oder Vorhersagen. wird der tägliche Sprachgebrauch dahingehend optimiert, sich so wenig als möglich festzulegen, lässt sich der eine oder andere Misserfolg recht einfach umschiffen, wie im folgenden erörtert wird.

Text & Fotografi e: Velo

WO DIE PFERDE VERSAGEN, SCHAFFEN ES DIE ESEL

Leben ohne Versagen. Eine kleine Anleitung zur erfolgreichen Bewältigung unseres bourgeoisen Alltags.

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andere Misserfolg recht einfach umschiffen, wie im folgenden erörtert wird.

JOHANNES PAUL II. (1920-2005)

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Seek&DestroyNein, man ist nicht auf Job-Suche. Suchen, heißt etwas verloren zu haben, etwas zu fi nden dagegen klingt deutlich vielversprechender. Sprich: „Ich bin derzeit in einer Phase der Selbstfi ndung“. Oder, wenn man vermeiden möchte, dass der Sitznachbar sofort von seinem einjährigen Südostasien - trip zu

erzählen beginnt, entgegnet man locker: „Ich habe noch nichts passendes gefunden“. es lässt sich damit elegant auf die eigene, ausgeprägte Individualität hinweisen, derer es einer maßgeschneiderten Aufgabe bedarf. Am bes-ten in irgendeiner der Millionen „young-creatives-public-relations“ – Schmieden. Dezent wird ver schwiegen, dass man seit dem erfolgreichen Abschluss als Magister der Kommunikationswissenschaften gezählte drei Prak-tika hinter sich gebracht hat, deren hauptsächlicher Inhalt das ordnungs- und termingerechte Kaffeesieden war. Nein, man fühlt sich auch nicht „außer Stande etwas zu tun“ – man lässt sich gerade von seinem Umfeld inspi-rieren. Ganztags in Unterhosen ziellos durch die wohnung zu streunen entspricht jedoch keiner ordentlichen tätigkeit. Auch nicht wenn man sich bereits vormittags das Kinderprogramm reinzieht, um abends ausreichend „wickie, Slime und Paiper“ – Nostalgie Anekdoten parat zu haben.Zu wundern braucht man sich allerdings nicht, wenn nach dem langen „Finden“ und „Inspirieren“ doch nur ein Job am Schalter der Postsparkasse rausschaut. Mit Individualität allein lässt sich eine tankfüllung des fünfund-zwanzigjährigen Volvo-Kombis leider nicht bezahlen.

Mmnnn-jaNein, man fi ndet etwas nicht „gut“ oder gar „schlecht“. es könnte ja jemand mit gegenteiliger Meinung und besserem Hintergrundwissen anwesend sein. etwas ist also: nett, interessant, oder spannend. ein mit nachdenklicher Miene gesprochenes „es hat etwas“ oder ein einfaches, lang

gezogenes „mmnnn-ja“ bringen zum Ausdruck, dass man sich eh ständig damit beschäftigt aber wohl noch etwas länger Zeit zur Kontemplation zum betreffenden thema benötigt. Sogar ein „ich weiß nicht, bin mir einfach nicht ganz sicher dabei“ wird bei Qualitätsfragen nicht als Versagen gedeutet – vielmehr muss auch hier noch eine ausreichende Validierung durchgeführt werden. Sollte jedoch auch damit kein Auslangen gefunden werden hilft nur noch den Zeigefi nger gestreckt gegen die Nasenspitze zu stemmen – Daumen unterm Kinn – mit verbissener Miene in die luft zu starren und in minütlichen Abständen hörbar tief – ein durch Ketten-rauchen verursachtes rasseln ist dienlich - einzuatmen. Den Mitmenschen lässt sich somit auf eindrückliche weise vermitteln, dass man innerlich mit dem thema ringt, die entscheidungsfi ndung gar körperliche Schmer-zen verursacht. wenn dann kurz darauf die Bedienung mit dem nächsten kleinen Bier, Sommer-Spritzer oder radler aus dem 0,3er Glas kommt, ist dann eh auch schon wieder alles vergessen.

Sich versagenwohl eine der angenehmsten Strategien um Misserfolgen, besonders in sozialer Hinsicht, geschickt aus dem weg zu gehen, ist es sich zu „versagen“. Man bewegt sich zwar in trendy Underground-elektro-Bars, sucht auf Vernissagen von drittklassigen Nachwuchskünstlern das nicht vorhandene Buffet oder

haut sich auf irgendeiner wohnungs-einweihungs-Geburtstags-Party eines völlig Unbekannten die Hucke voll, das alles jedoch völlig lautlos. Glatt wie ein Aal und lautlos wie ein Kätzchen wird jeder soziale Kontakt um-schifft, wodurch von vornherein jegliche enttäuschung in Bezug auf mangelndes Charisma od. Persönlichkeit vermieden wird. Im Gegenteil, durch ständiges Schweigen umgibt man sich mit einer geheimnisvollen Aura aus Gewissenhaftigkeit und Verschwiegenheit. Sicher, dass man sich währenddessen überlegt wie man dem dritt-klassigen Nachwuchskünstler am effi zientesten die Champagnerfl öte in den Arsch schieben könnte, braucht ja keiner zu wissen.

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Mutters Zitzen Nein, außer vielleicht Mac Books, Chucks, 30 Jahre alte, bunte Schijacken, „die Neue von tocotro-nic“, Charlotte roche, Johnny Cash und Herr lehmann liebt man wirklich nichts und niemanden

(verbal ausgedrückt). Auch Hass wird nie so explizit formuliert. lieber schulterzuckend abwinken, sich eine neue Zigarette anstecken und bei einem unbekannten Sitznachbarn nachfragen ob es eh in Ordnung ist. Darauf hin bietet es sich an, kurz über das laster rauchen zu diskutieren bis man dann endlich Standpunkte bezüglich rauchergesetzten austauschen darf. Dann muss man leider (eigentlich ist man ja sehr bescheiden) erzählen, wie weit man schon herum gekommen ist, da ja praktisch jedes land von der tabakindustrie erschlossen wurde und auch eigene Gesetzte diesbezüglich vorschreibt. Aber aufgemerkt! trotz dem Umstand, dass man offensichtlich am Glimmstängel ebenso genüsslich wie an Mutters Zitzen zieht, ist man natürlich uneingeschränkter Be-fürworter des Verbotsgesetzes. Nicht, dass man je versucht hätte aufzuhören, nein, eine derartige Niederlage wird erst gar nicht eingestanden. Man ist gerade im Begriff, den Konsum vermehrt einzuschränken, man hat sich ja unter Kontrolle. Und: es ging ja immer schon nur um den Genuss, mit dem Suchtpack stellte man sich noch nie in eine reihe.

Wider dem Vergessen Ja, etwas zu vergessen kann passieren. eine denkbar schlechte Strategie ist es jedoch, im Kreise seiner Mitmenschen dieses Fehlverhalten bereitwillig zuzugeben. “Ich habe nicht mehr daran gedacht“ tönt sehr viel eloquenter, impliziert es doch, dass man wohl etliche Sachen von höherer

wichtigkeit zu tun hat. Dem Mitmenschen unbewusst, wird dieser in die rolle des Bittstellers verwiesen, womit sich im einen oder anderen Falle noch eine großzügige Frist zur erledigung des Vergessenen herausschlagen lässt. Diese wird jedoch nicht dankend angenommen, wie es vielleicht die Höflichkeit gebieten würde, nein, sie wird wie jede andere Selbstverständlichkeit maximal mit Hochmut quittiert. Um die gesellschaftliche relevanz der eigenen Person zu wahren, empfiehlt es sich beim nächsten Vergessen keinesfalls flapsige entschuldigungen von wegen Stress in der Arbeit, Unglück in der Beziehung, Verlust eines Haustiers etc. zu unterbreiten (wir haben ja gelernt, auch das wäre ein eingeständnis des persönlichen Versagens), wesentlich zielführender sind Gründe, die beim gegenüber ein geiferndes Interesse auf einer wesentlich triebhafteren ebene evozieren und sie/ihn sofort thematisch abschweifen lassen. ein Beispiel dafür wäre: „letztens habe ich den ganzen tag daran gedacht, doch dann, kurz vor Feierabend, hat sich meine thai-Masseuse mit ihren kleinen Füßen in meinem Anus verheddert, was wiederum erst die blutjunge turnusärztin schweißgebadet nach etlichen Stunden wieder richtig stellen konnte.“

Fremdes Wort Jedem ist es schon passiert. Die Bedeutung dieses verflixten wortes, das in gehobenen Konversationen gerne gehört wird, will einem einfach nicht einfallen. Nicht nervös werden, die anderen haben es in der regel auch nicht verstanden. Aber nachdem man nun jahrelang sein intellektuelles Image gepflegt hat

und eine dicke schwarze Hornbrille trägt will man sich keine Blöße leisten. Solange man nicht direkt angesprochen wird macht man erst mal gar nichts. Falls man doch auf die Prüfung gestellt wird heißt es keine Sekunde zögern. einfach eine exakte Definition des unangenehmen wortes verlangen. Um eine profunde Antwort geben zu kön-nen braucht es eben eine exakte Auslegung des Gesprächsgegenstandes. Üblicherweise verhaspelt sich dann jemand in einem hilflosen Definitionsversuch und ist dann überglücklich wenn man ihm einen themenwechsel anbietet. was bewirkt, dass man nicht nur sein intellektuelles Image bewahrt, sondern zusätzlich auch als

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a ngenehmer Gesprächspartner punktet. Als Beispiel sei hier der Begriff rezession aufgeführt. Mit der Frage „was verstehen Sie genau unter einer rezession?“ wird das Gegenüber in die Verlegenheit geraten Fakten nennen zu müssen wenn man von rezession spricht. Solange man sich nicht gerade in der Kantine der National-bank befindet, wird das funktionieren.

Illustre Runden Ja, ist schon klar. Man ist kreativ, sehr sogar. Sich deswegen auf Visitenkarten als Künstler auszuweisen sollte man dringend vermeiden. wie bereits im Kunstunterricht der Mittelstufe gelernt, impliziert der Beruf Künstler den professionell vollzogenen Schiffbruch. Die ellenlange liste gescheiterter Künstler aufzu-

zählen, die erst nach ihrem meist bitteren Dahinscheiden ruhm und ehre erlangen, überlassen wir den schiff-brüchigen Kollegen in der Mittelstufe. Den titel „Künstler“ zu führen, kann in illustrer runde - meist ebenfalls Mit menschen mit Künstler-Visitenkarten - unangenehme Fragen nach sich ziehen. wo schon ausgestellt? welche Galerie? wie viele Publikationen?. „Künstler“ klingt insgesamt zu dogmatisch, was man ja wirklich nicht sein möchte. Sicher, ohne sich gleich Künstler schimpfen zu wollen, ein bisschen was zur entfaltung der eigenen talente möchte man ja dann doch beitragen. Nachdem nun aber die Sache mit dem selbst „aufgebauten“ t-Shirt label ein paar Jahre lang wohl gereicht hat, um das eigene kreative Potenzial jedem Passanten brühwarm unter die Nase zu reiben, fällt es so langsam wohl eher wieder in die Kategorie „Freitag“ taschen, Gola Schuhe und Horn-brille. „wir können auf dich, große Industrie, aber so was von scheißen, wir machen uns einfach alles selber“ war mal ganz gut. Aber bitte, glauben konnte man das wohl nie wirklich, oder? Und die Sache mit der Individualität stellt sich dann auch sehr schnell in Frage, wenn jeder zweite beim retro-Style-edel-Asiaten genau dieselben Accessoires um sich schart.

Hot Shit Ja, der Scheiß ist heiß. Der heißeste Scheiß ist derzeit wohl, das eigene Magazin zu starten, um sich als kreativen Individualisten zu präsentieren. egal, was drinnen steht. Inhalte vermisst in der regel kaum jemand, solange die meisten texte von den emotionalen Befindlichkeiten irgendwelcher Ur-

ban-lifestyle-Guerillas handeln oder – etwas einfacher ausgedrückt – „frische, kreative“ themen behandelt wer-den. Hauptsache fancy Name und fancy erscheinungsbild. Dem Vernehmen nach gibt es ja genügend Junggestalter und teilzeit – Autoren, denen einzureden es nicht schwer scheint, dass so eine Arbeit zum Nulltarif wichtig fürs Portfolio sei und sie doch froh sein könnten, überhaupt berücksichtigt zu werden. Und wer dann von so viel kreativem Potential umgeben ist, muss sich nicht mal die Mühe antun und ein Konzept erstellen. Solange darauf geachtet wird, sich nirgends festzulegen oder allzu verbindliche Aussagen zu tätigen kann nichts passieren. Bei der samstäglichen Melange in der Bar des Vertrauens kommt es jedenfalls ziemlich top, dieses hippe, fesche Ding in den Händen zu halten, zumal noch ein Großteil der Menschen beim Gedanken an Presse und Publikationen in devoter ehrfurcht erstarrt. Auch wenn es nur sechsundsechzig Mal gedruckt wurde, muss ja niemand wissen. eigentlich nur umso heißer, der Scheiß.

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Über den sehsinnText: AustrofredFotografi e: Lukas Schaller - www.lukasschaller.at

Exclusiver Voarbdruck aus dem Buch:»Ich rechne noch in SChilling«

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Exclusiver Voarbdruck aus dem Buch:»Ich rechne noch in SChilling«

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Versagen

An und für sich habe ich ja keine übermäßige Angst vor irgendwelchen Ansteck ungen oder

Bakterien, aber wenn, so wie jetzt gerade, eine Nationalratswahl vor der tür steht, dann schaue ich schon genau drauf, wem ich die Hand gebe. Gerade so Schock-künstler wie der Hermann Nitsch oder ich selber, die für den Nor-malbürger eine exaltierte Geistes-haltung und einen gewissen provo-kativen Geist verkörpern, indem sie unangenehme tabuthemen wie Stierblut (Nitsch) oder OrF (Aus-trofred) hernehmen und ausgiebig darauf herumreiten, sind nämlich in solchen Zeiten oft wehrlose Spielbälle der Politik. Auf der einen Seite täten dir einige am liebsten die Kunstausübung verbieten, weil sie sagen, der Austrofred, der ist ja pervers, der ist nicht ganz normal – wobei ich jederzeit gerne den Gegenbeweis antrete! –, auf der anderen Sei-te gibt es welche, die wollen sich bei dir hineingrieseln, weil sie auf die Opinion leader-wähler abzielen und das sind natürlich genau die Austrofred-Fans. Da muss man nach den Konzerten extrem aufpassen, mit wem man sich fotografieren lässt, weil oft wirkt einer wie ein ganz ein norma-ler Fan und du haust dich mit ihm in Pose, und im Nachhinein stellt sich heraus, dass dieser Affe als bes-ter Freund vom Champ in den Na-tionalrat einziehen will. Das einzige was mir an den Bildern vom Nitsch, von dem ich an und für sich ein großer Bewunderer bin, nicht so taugt – aber das meine

ich jetzt nicht böse, es ist mir nur aufgefallen –, das ist – wobei ich mir auf keinen Fall anmaßen will, dass ich ein Kunstkritiker bin, sicher nicht, ande-rerseits hat oft ein Normaler einen besseren weil unverbauteren Geschmack als ein Kritiker, meine Meinung –, dass die Bilder vom Nitsch – aber das ist überhaupt nicht abwertend gemeint – oft ein bisschen unsymmetrisch sind. Ich meine, vielleicht ist das ja teilweise auch Absicht, aber wenn es Absicht ist, dann muss ich ganz ehrlich sagen, symmetrisch täten sie mir besser ge-fallen. Ich meine, das sind super Bilder, gar keine Diskussion, aber dieses Unsymmetrische bringt doch immer auch eine gewisse Unruhe hinein. Mir persönlich schüttet der Nitsch einfach zu ungenau. wenn er ein wenig ge-nauer schütten täte, dann wären seine Bilder perfekt, aber so sind sie mir persönlich zu unsymmetrisch. wobei, wie gesagt, ich bin kein Kunstkriti-ker. Mich wundert es einfach, dass ein so ein anerkannter Mann wie der Nitsch, der schon seit über vierzig Jahren seine Bilder schüttet, nach so langer Zeit immer noch nicht gescheit in die Mitte trifft. Vielleicht hat aber der Nitsch auch dasselbe Problem wie der Almòsz, mein ungarischer Booker. Der Almòsz hat

nämlich als Kind immer sehr stark geschielt, und wie sie ihm dann in

der Pubertät die Augen gerade gerichtet haben, da hat sich

sein Sehsinn schon so an das zweidimensionale

quasi Sehen gewohnt gehabt, dass er sich nicht mehr umstellen hat können auf das dreidimensionale. Das heißt, der Almòsz kann überhaupt nicht

räumlich sehen. Null. wenn du ihm einen Ball

hinschmeißt, dann fuch-telt er zwar vielleicht ein

wenig hysterisch herum, aber er kann ihn nicht fangen,

weil er die entfernung nicht ab-schätzen kann.

Ich habe mir einmal als experiment auf einem Beachvolleyballplatz am Plattensee einen Volleyball gefladert und immer He Almòsz! geschrieen und ihm den Ball zugeschmissen. Sicher zweihundert Mal. Kein einziges Mal hat er den Ball gefangen! Am Schluss war er schon ganz weiß und hat nur mehr das Kiefer zusammengebissen. Ich glaube, da war er da schon ein bisschen heiß auf mich. Aber natürlich hätte er sich niemals beschwert deswegen, weil er weiß ja selber, dass seine fetten Prozente und Booking Fees nicht auf den Bäumen wachsen.

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Wikipedia bezeichnet „Versagen“ als „das Nichterfüllen von An-forderungen“. Anfor-

derungen sind natürlich keine ge-gebenen Größen, sondern werden an uns gestellt: von den eltern, von der Schule, von der Gesellschaft. Die eltern sind in diesem Spiel noch die, mit dem meisten Herz. Manchmal übersehen sie groß-zügig, dass ihr Kind ihre Anforder-ungen nicht erfüllt hat. Manchmal aber sind sie recht unerbittlich, vor allem wenn’s um erfolge geht, die sie selbst nicht erreicht haben. In der Schule beginnt dann die eher heftige Szenerie. Ich bin Jahrgang 1956 und erinnere mich, dass wir schon in der Volksschule Hohenems von kranken typen unterrichtet worden sind, die von heutiger Sicht aus gesehen, einfach eine Macke hatten, oder ne Meise oder was auch immer. tatsache ist, wir waren ihnen damals ziemlich ausgeliefert: das System war geprägt von so ge-nannten Fleißzetteln oder Strafen. Dazwischen gab’s nicht viel. Das ging weiter so in der Haupt-schule, da hatten wir lehrer, für die die Klasse so was wie eine Bühne zur Selbstinszenierung war. Kon-trolle von oben: null. Ausgeliefert dem jeweiligen lehrer: immer. Hatte der lehrer gerade lust, mal

wieder auf Fünf zu prüfen (ohne Ankündigung versteht sich), hatte man Pech gehabt. Hatte der lehrer wieder mal lust, dir zu vorzuhalten, dass du mit deiner einstellung im leben nicht weiterkommen wirst, musstest du dir die Moralpredigt anhören, ob du wolltest oder nicht. Sie selbst waren sakrosankt, immer die besten, die alles wussten, was es im leben zu wissen gibt. Die Hauptschullehrer damals bei uns: selbst nicht gerade helle, sagen wir mal, eben auch nicht überdurch-schnittlich intelligent, kaum über Hohenems hinausgekommen, we-nig bereist, noch weniger belesen, kulturell im Ödland zuhause. Das waren diejenigen, die uns nahe legten, dass wir „loser“ seien. Heu-te kann ich darüber lachen, damals jedoch saß ich in einer geschlosse-nen Anstalt, mit Anstaltspersonal, das nicht weit von der Karikatur entfernt ein leben in einem ge-schützten Biotop führte, und das Biotop waren wir SchülerInnen! Über die religion will ich hier gar nichts sagen, dann würde es wirk-lich happig werden.Nur soviel: unsere religionslehrer teilten die welt noch wirklich in die Guten und die Bösen ein, in Gott und teufel, in erlösung und Verdamm-nis. wie soll ein kleines Kind ge-genüber solchen wahnsinnsan-sprüchen nicht versagen?

i’M A loser bAby, so why don’t you Kill Me?Text: Hermann Braendle

Und dann die Gesellschaft: wir sollen mündige und kritische Bür-ger eines Staates sein, brav unsere Steuern zahlen und sonst, wenn’s geht, unsichtbar bleiben, oder eben nur als Material für die Statistik Austria herhalten. wäre ja ok, wenn uns da nicht immer wieder gerade von oben herab gezeigt würde, dass das alles einfach nur Märchen sind, erfunden von den Mächtigen, zum Zwecke der eigenen Machterhalt-ung. Denn gerade oben an der Spit-ze kommt es doch immer wieder zu den aberwitzigsten Skandalen und Affären. Oder wie anders ist es zu erklären, dass z.B. der oberste Boss der pleite gegangenen Investment-bank lehman Brothers noch kurz vor dem Absturz Millionen Dollar verdiente? weil er die Bank so er-folgreich in die Pleite trieb? Oder weil er den Menschen Märchen erzählt hat, damit sein eigenes großartiges Märchenschloss nicht einstürzt? wie anders ist es zu er-klären, dass der Staat zurzeit Milli-arden-Hilfspakete für die Banken schnürt, weil sie nicht mehr zahlen können, wenn aber ein „Kleiner“ mal in Zahlungsschwierigkeiten kommt, dann wird er bald mal kriminalisiert? Und so weiter uns so fort. Ich halte also fest: Versagen ist immer relativ und meist nur ein Instrument für denjenigen, der etwas davon hat, einem anderen Versagen vorzuwerfen. Versagen ist für mich ein Herr-schaftsinstrument.

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Wer hätte gedacht, dass sich so passend die wirtschaftskrise zum Jubiläum unsrer repu-

blik offenbart, und wir dabei in nostalgischen erinnerungen schwelgen dürfen. wie wir Deut-schösterreicher/innen – so nannte man sich damals – in friedlicher Koexistenz weilten, einander Sup-pe kochten und dann noch näher zusammenrückten um uns in den frostigen Zeiten gegenseitig zu wärmen. Nein, Armut mag man’s nicht schimpfen - Aufbruch, Neu-anfang lag in der luft. Und wem ist’s geschuldet? Den Amerikanern, heute wie damals auch - zu Zeiten des Austrofasch… Verzeihung, Ständestaates. ein Staat der stand, jawohl, bis der große Bru-der kam, und uns mit bestialischer Verhandlungssicherheit die Heimat nahm. Der arme Kurtl versuchte wohl sich mit Drohgebärden zu wehren, bot die Sacher ohne Schlag an– aber es nutzte nichts. Das erste Opfer ward gefallen, wenigstens weich, denn kein Alpen-Blut floss. Deshalb wurde sich auch nachher noch erkenntlich gezeigt, und in einer großartigen Geste der Ver-gebung an die endlösung Glauben-de zurück in den Staatsdienst ge-holt. Vorbildlich geradezu! Der Grundstein war gelegt für eine etwas vergessliche alte Dame, die Zweite republik.

Text: Antonia Glatter-Götz

dAs Meerschwein Als Future option.

Und weil damals alles so gut ausge-gangen ist, werden wir es heute genauso wieder machen. Sollten sich die auf das Unvermeidliche weisenden Vorzeichen bewahr-heiten, so gilt: wer nicht besitzt, besetzt! Darum rasch zum nächsten Park geeilt und ein Stück wiese reserviert. Mutige basteln auf die neuen Besitzverhältnisse hinwei-sende Schilder, alle anderen teilen die Bewachung des Stückchens erde zunächst auf sämtliche Familien mitglieder auf. In naher Zukunft sollte allerdings dringend an einen wehrbund mit Gleich-gesinnten gedacht werden. weiters steht fest: effizienz bei Ingredienz! es empfiehlt sich auf der neu gewonnenen Grünfläche ein Gewächs zu kultivieren. Die gemeine Kartoffel eignet sich be-sonders als Nutzpflanze, da sie in die tiefe wächst und verstohlen des Anwohners Grundstück unter-irdisch befruchten könnte, ohne dass dieser jemals in den Genuss der ernte käme. Hierzu gilt zu be-denken, dass die Parkgenossen bei-zeiten dem Himmelreiche zuge-führt werden müssen, auf dass deren erdreich sich angeeignet werden könnte, noch bevor der erdapfel sein Antlitz der Sonne entgegenreckt. So lässt sich gleich-zeitig mit dem Besitz die ernte vergrößern, und sich des Nachbarn erbarmt werden, was durchaus als

Akt der Nächstenliebe gewertet werden darf. Da Grünzeug alleine nicht reicht um den eisenbedarf zu decken, sollte auf der übrigen Fläche ein kleines, sich schnell vermehrendes Getier gezüchtet werden. Das Meerschwein, als Underdog unter den Haustieren systematisch unter-schätzt, böte sich an, da es auf-grund seiner unstillbaren repro-duktionslust in Krisenzeiten von größtem wert ist. Dabei sei an die Doppelfunktion des tieres erin-nert: einerseits als Nahrungsquelle, andererseits als Zahlungs- oder tauschmittel, damit nicht der eige-ne Nachwuchs herhalten muss. Das Meerschwein übertrumpft in seiner Nützlichkeit bei weitem den Hasen, da es, bei etwaigem trans-port im Geldbörserl nicht blind-lings mit selbigem davon hoppelt. Zu guter letzt sei angemerkt: De-mokratie macht weiche Knie! Und weil’s auch damals das ultimative Geheimrezept war, ist gegebenen-falls eine Person in ein Amt zu wäh-len, zumindest aber herzhaft in dieses zu heben, die versprechen kann, entsprechende Basisrechte für die wirklich wichtigen leute zu sichern. Die müssen freilich zuerst ausgesiebt werden, die wirklich wichtigen leute. Nicht mit dem kleinen Sieb, sondern mit dem tOtAleN SIeB!

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Eigentlich ist ja recht einfach im Zusammenhang mit Versagen über die eingebo-rene Sportszene zu lamen-

tieren … eine Vorlage, die mit ge-schlossenen Augen verwertbar zu sein scheint, man denke dabei nur an die Mannen von Karel Brückner oder auch an ein anderes Österrei-chisches Nationalteam ihrer wahl. Allein was die Fussballer in kürze-rer und längerer Vergangenheit aufgeführt haben, grenzt schon an lehrbuchhaftes Versagertum. Allein das 0:9 in Valencia oder ein 0:1 res-pektive 1:1 auf Färöer sind Stoff für 5 Katastrophenfilme. Die zwi-schen diesen Debakeln immer wie-der aufblitzende Hoffnung in Form von durchaus herzeigbaren resul-taten (=Achtungserfolge, die aus-schließlich so benannt sind, weil man das Publikum davor warnen muss, nicht wegen des überra-schenden ergebnis in Kreislaufpro-bleme zu geraten) hat nur den Grund das Publikum wieder hinter sich zu scharen um dann mit der nächsten Blamage den Zuschauer-kopf wieder ordentlich in den Matsch der Peinigung zu drücken. Dieser Neo-Masochismus der „Fans“ dient wohl wie die im Mit-telalter gängige Selbstgeißelung als selbstauferlegte Buße für Sünden und laster. eine modernere Art der Beichte, nur viel praktischer von

Text: Reynar

“there´s Much More dignity in deFeAt thAn in the brightest victory*”

Zuhause respektive im Stadion und keiner weiss, wie sonst in der katholi-schen Kirche, wer wann und wie oft durch die Beichte vergebene Sünden begangen hat. Sogar der frischgeschiedene und selbsternannte Frauen-schwarm toni Polster widmet dem Versagen in seinem Hörbuch „toni Polster und die Bibel“ (sic) ein eigenes Kapitel. ein Indiz für die koope-rierenden Machenschaften der zwei wohl größten nationalen Organisatio-nen, wobei durch dieses Joint Venture nur die Nachwuchsarbeit des Fuss-ballverbandes leiden könnte und auch erklärt, warum trotz steigender Nachwuchszahlen bzw. einer Vielzahl hoffnungsvoller talente schlußend-lich kein verwertbarer erfolg im internationalen Vergleich zu Buche steht. Somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass durch diese Verbindung jeglicher Fortschritt und entwicklung unterbunden wird, ähnlich der wirtschaftlichen Situation in Italien, wo der allgegenwärtige einfluss der konservativen Kirche auf die wirtschaft sämtliches wachstum und ent-korrumpierung verhindert und die Kirche in Verbindung mit der ehren-werten Gesellschaft die heimlichen Herrscher über den Apennin sind. Jedoch ergeben sich Übereinstimmungen von Italiens ehrenwerten Ge-sellschaft mit der im österreichischen Fussball, beiden sind graue eminen-zen und undurchsichtige Machenschaften sowie deren wirtschaften in die eigenen taschen gemein. Aber wieso ist es dem Österreicher so in die wiege gelegt, sportlich nicht zu reüssieren? Dies könnte viele Gründe haben, einer davon ist sicherlich die ausgeprägte Gastfreundlichkeit, für die Österreich weit über seine Grenzen bekannt sind. In einem tourismusland wie Österreich ist diese von besonderer Bedeutung und somit von klein auf nicht nur in den Köpfen der Bergbauernkinder fest verankert. Daher ist es auch nicht ver-wunderlich, wenn es den Sportlern in der einen oder anderen Situation schwer fällt die von ihnen verlangte leistung abzurufen. Zu leicht verfal-len sie in den modus operandus austriacus und lassen die Gegner gewäh-ren, winken sie durch oder stehen nur freundlich daneben und lächeln wie zufriedene Menschen. Doch vielleicht ist es gerade dieser Charakterzug, der es diesem Volk er-möglicht zufrieden durchs leben zu gehen und ein würdevolles Dasein zu fristen, ohne diesen ständigen Zwang sich beweisen zu müssen und mit Höchstleistungen und rekorden den Gegenüber zu beeindrucken - sich eben nicht auf diese kindischen Spielereien einzulassen, „darüber“ zu stehen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge des lebens zu konzent-rieren? Denn Geben ist bekanntlich löblicher als Nehmen.

*aus If I ever Feel Better von Phoenix

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es werde licht

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5.1. M.M.

Ja - das ist richtig. Ich habe ein neues Nest in Vorarlberg gebaut. Warum? Weil hier eine nette Herde weidet, weil das Wasser klarer ist, weil ich Berge vor dem Küchenfenster sehen kann, weil hier Schnee-flocken länger als 1 Stunde liegen bleiben, weil man hier so spricht, wie ich denke, weil ich es satt hatte Wiener zu sein, weil ich keine Jahreskarte mehr habe, weil ich nicht mehr jede Rolltreppe erklimmen will, weil ich müde bin, weil ich Heim-weh hatte, weil ich es schätze im Sommer in den Baggersee zu springen, weil ich alt genug bin für Vorarlberg, weil ich dem kleinen Ländle was geben kann, weil ich Frieden geschlossen habe, weil es Zeit war meine Zelte in Wien abzubrechen.

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werbetoriAlLiebe Leserin, lieber Leser,

die folgenden Seiten kann ich dir nicht genügend ans Herz legen.

Viermal im Jahr rotten sich eine Handvoll Idealisten und Möchtegern-Verleger zusammen um ein kleines Magazin zu produzieren. Keine Zielgruppe, kein Verlag, kein Geld und ein mittel mässiges Marketing. Dennoch klappt es immer wieder, dass wir ein neues, spannendes Landjäger-Produkt in Händen halten können. Dies verdanken wir nicht zuletzt einer Handvoll Menschen, die mit einem Kleinunter-nehmen oder Mittelunternehmen im Rücken, an das Gute im Menschen glauben - sich nicht von der allgemeinen Trübseligkeit und einer kleineren Rezession aus der Ruhe bringen lassen und ein paar Euros locker machen um ein unabhängiges Projekt zu unterstützen.

Freunde, wir danken euch. Wir danken euch, für eure schön gestalteten Werbungen.Wir danken euch, dass ihr in eine Ausgabe investiert, die Versagen als Titel beinhaltet. Wir danken euch, dass wir unsere Gedanken, Ideen und Bilder zu Papier bringen dürfen und am Ende des Jahres eine Null auf unserem leidgeprüften Vereinskonto stehen haben.

Schaut euch die folgenden Seiten genau an - allesamt lässige Typen und noch coolere Mädels. Bleibt uns gewogen wie bisher, die Zukunft wird es Euch danken.Möge die Vision weiter leben!

Wir verbeugen uns!Dein Landjäger

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Tagebücher des

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Ab Februar 2009 im Buchhandel.Schon jetzt erhältlich unter

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Unplugged Sessions /// Brendan Adams Trio /// Golden Reef /// DJ Jo /// Oster-bock /// Club 2 /// DJ Peter /// Chris-toph und Lollo /// Beleza /// El Chivos /// Daniel Reidl kocht /// Silvesterabende /// Austrofred /// Honig /// Peter Her-bert /// Beatnik Easy Listening /// DJ P:RIL /// Jazz Breaks /// Scallywag /// Die 3 Frisöre /// Speicher /// Fucoustic /// Balkannacht /// Ferengi /// DJ Psik /// Flower Power /// St. Patricks Day /// Evil Kneevel Gedenkrennen uvm.

Down By Law /// Der Überfall /// Alexis Sorbas /// Trainspotting /// Black Cat White Cat /// Gefangen im Kaukasus /// Lang lebe Ned Devine /// Himalaya /// Dead Man /// Herr Lehmann /// Beau-tiful People /// Elling /// Train de Vie /// Buffalo ’66 /// Nosferatu /// Night on Earth /// Fitzcaraldo /// Russian Ark /// Das Siebte Siegel /// Being John Mal-kovich /// Kontroll /// American Splen-dor /// Serkalo - Der Spiegel /// Kitchen Stories /// Das Leben des Brian /// Fli-ckering Lights /// Helden wie wir /// Der Maschinist /// Der General /// Die Strategie der Schnecke /// Der Mann ohne Vergangenheit /// Walk The Line /// Good Night, And Good Luck /// Mon-tags an der Sonne /// Sein oder Nicht Sein /// Der Cuba Coup /// Before Night Falls /// Kubanisch Reisen /// Populär-musik aus Vitulla /// Mundl - Ein ech-ter Wiener… /// Lichter der Vorstadt /// Stranger Than Paradise /// Thank You For Smoking /// Vodka Lemon /// Wan-ted /// Babel /// Modern Times /// Der Tiger und der Schnee /// Confessions Of A Dangerous Mind /// The Simpsons /// Clerks - Die Ladenhüter /// Historia Minimas /// Kurzer Prozess /// Death Proof /// Free Rainer /// Die Fälscher /// Oscar /// Paris, Texas /// Control /// Factotum /// Manhattan /// No Country For Old Man /// Zugvögel /// Fleisch ist mein Gemüse /// Let’s Make Money

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Null AchtMagazin für RasenpflegeDezember 2008 / Jänner 2009Ausgabe 05W http://www.nullacht.at 3

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Exotisch13 Jahre nach Bosman hat in Zeiten globaler Vermark-tung und ungebremster Transferpolitik die Exotik auch bei den Lieblingsspeisen der kickenden Fraktion ihren Niederschlag gefunden. Der moderne Fußballprofi weiß ein gutes Sushi zu schätzen, lädt privat zur mexika-nischen Grillparty und hat dank einjährigem Spanien-aufenthalt die Paella in die Liste seiner beliebtesten Speisen integriert. Legionen an Ernährungswissen-schaftlern atmen auf.

KlassischAuch die heimischen Gaststätten wissen seit jeher, Gutes aufzutischen und den vom überharten Training geleerten Kalorienspeicher des Fußballprofis zügig mit jener Nahrung einer geschmacksoptimierten Wiederauf-füllung zuzuführen, die im allgemeinen als »Mamas Kü-che« firmiert. Wiener Schnitzel, Cordon Bleu, Steak und Pommes bilden in dieser Klasse die absolute Mehrheit und definieren mit einem deutlichen Fleisch-Überhang den Begriff »Trennkost« neu.

ItalienischSeit die ersten Österreicher in den 50er-Jahren des ver-gangenen Jahrhunderts mit VW Käfer, Spiritus-Kocher und Luftmatratze über die Alpen nach Jesolo, Bibione und Grado tuckerten, erfreut sich das, was der Italiener gemeinhin als »Primi« bezeichnet, bei uns schlichtweg als »Italienische Küche« großer Beliebtheit – auch bei heimischen Kickern: Fast die Hälfte bevorzugt Pizza, La-sagne und Spaghetti.

5,45 Prozent der heimischen Kickelite bevorzugt Schnitzel. Paniert!

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PARAMPAMPINMit „Kinder und Karibik“ ins Neue Jahr.Die Weihnachts- und Sylvester-CD: Alternatives Feuerwerk zum Mittanzen und Mitsingen für die ganze Familie. Musik: Eldis La Rosa mit seinen kubanischenMusikerInnen. Idee, Konzept: Lucia Mennel.

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SoundsNoise Festival 2008 – Fuckhead Foto: Lukas Nagele

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Page 60: Landjaeger Magazin - Versagen

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Mode braucht eine Agentur. In der Mode geht es um mehr als nur um hübsche Bilder, attraktive Models und saubere Artworks. Die Gratwanderung zwischen „modern“, „modisch“ und „state of the art“ ist eine schmale. Aber deutlich spürbare. Die schrille Buntheit einer Vivienne Westwood und die dunkle Arroganz eines Karl Lagerfeld sind kreative Oberflächen, die eine beinharte Arbeit und höchste Präzision ummanteln. Diese Professionalität braucht es auch auf Agenturseite. Mode bedarf eines tiefen Verständnisses scheinbar unberechenbarer Abläufe und Zusammenhänge. Und sie bedarf Herzblut. DAVILLA - die Fashion Agency - kann Ihnen beides bieten. www.davilla.com

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Page 64: Landjaeger Magazin - Versagen

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TradiTionin SchwarzFotografien: Roswitha NatterModel: Andrea: Bär Styling und Juppen: Resi BalsProtokoll: Christian Feurstein

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Die „Juppe“ ist die traditionelle Bregenzerwälder tracht. Früher Alltagskleidung der Frauen aus dem Bregenzerwald ist es jetzt Festtagskleid für die Hochzeit, den leichenschmaus, sowie die

örtliche theatervorführung. Da der landjäger von alldem keine Ahnung hat, haben wir die Juppenexpertin resi Bals in Hittisau getroffen und uns erkundigt wie man dieses eindrucksvolle Stück tradition richtig behandelt - was man darf und was man lieber lassen sollte. Die einzigartig-keit wird schon allein dadurch klar, dass es in europa noch genau einen Ort gibt an dem man den aufwändig veredel-ten leinenstoff herstellt. In riefensberg wird dieses wissen wie der heilige Gral gehütet und gepflegt. wer sich für die schwarze tracht interessiert, dem sein ein Besuch in der Juppenwerkstatt - www.juppenwerkstatt.at - ans Herz gelegt.

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Piercing

Unterrock

Strümpfe

SChuhe

OhrringeEigentlich nicht erlaubt. Wobei hier die Meinungen auseinan-dergehen.

Aus Pietätsgründen haben wir daher das Piercing nachträglich herausretouschiert.

Gerne auch mit mo-disch frechem Detail. Wärmt im Winter.

Am Besten schwarze.

Im Detail egal. Nach möglichkeit keine

offenen Schuhe.

Ja. Jedoch keine allzu modernen. Am Besten

die von Großmutter.

Sollten nicht von der Gsamterscheinung der

Tracht ablenken.

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»Bändel«

Ärmel, »Lieble«

Aufwändige Stickerei-en beidseitig rund um das Dekoltee. Farbig oder mit Gold- und Silberfäden.

Dieser »Bändel« ist ca. 150 Jhre alt.

Unterschiedliche Farben und Stoffe.

Modische Kombinati-on möglich und auch

erwünscht. Meist farb-lich auf den »Bändel«

abgestimmt.

»Bleatz«

Besticktes Dekoltee stück. Oft mit Goldfa-den bestickt und sehr

wertvoll.

Juppenlänge

Früher war die Juppe noch kürzer da sie im

täglichen Gebrauch angenehmer zu tragen

war. Jetzt wird sie eher länger getragen.

Gürtel

Der Gürtel ist nach vorne hin unge-schmückt. Hintenrum stand die Gürtel-schnalle früher für den Status und Reich-tum der Trägerin.

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Nacken

Der Nacken muss frei sein. Strenge der hochgesteckten Haaren betont die fi li-granität der Tracht.

Haare

Es müssen keine Zöfpe sein. Grundregel: Die Haare müssen streng

aus dem Nacken ge-kämmt werden. Wie, ist

nicht so tragisch.

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SChnalle

Schnalle sollte mittig bzw. nach links gedrht

getragen werden. Rechtseitiges Tragen

deutet darauf hin, dass Frau auf Partnersuche ist. Das wurde nicht so

gerne gesehen.

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Hut

Allzweck Kopfbedeckung für festliche Anlässe. wird mit einem Gummizug hinten beim Haar eingehängt.

Spitzkappe

Gefi lzte Spitzenkappe für den Kirchgang. 12 silberne Nadeln stehen für die 12 Apostel.

»Schappele«

Festliche wertvolle Kopfbedeckung die nur ledige Frauen tragen dürfen. Streng-genommen nur für Jungfrauen. Darf nach der Hochzeit nicht mehr getragen werden. Kostete früher eine Kuh.

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Ich bin ein furchtbar schlechter Fußballer. Nicht bloß im leis-tungssportlichen, sondern insbesondere im allgemein-

gebräuchlichen Sinn des wortes. Kurzum: Ich kann nicht kicken. Das ist für sich genommen noch keine eigenschaft, die mich zu ei-nem schlechten Menschen machen würde. Schließlich gibt es ja durch-aus leute, die nicht Fußball spielen können, die sich überhaupt aus dem ganzen Sport nichts machen und die das ganze Fußballuniver-sum und seine sozialen Begleiter-scheinungen nur sehr peripher wahrnehmen. Nehme ich zumin-dest an, ich kenne nämlich nieman-den. will ich auch gar nicht. Das und vor allem die tatsache, dass ich trotz meines himmelschreienden ballesterischen Unvermögens über alle Maßen fasziniert vom runden leder bin, führt in jenen geogra-phischen Breiten dieses Planeten, in denen Fußball im zentralen öffentlichen Fokus der Freizeit-

Text: Christoph Schmiedhofer

ich Als synthese Aus FrAnzobel und peter crouch. von MeineM scheitern Als FussbAller.

Aufmerksamkeit steht (also in so gut wie allen), unweigerlich zu tiefen Spannungsfeldern. Aber der reihe nach. Mein Versagen als Kicker begann sich schon in jun-gen Jahren abzuzeichnen. Kein Fußballverein, kein Knirpsturniere, keine Schülerliga. Nicht einmal ein Ball. Dafür Ski, BMX, Judo, Schach, später Mountainbike. In der Adoleszenz, in der man mit entsprechender Ambiti-on das ruder noch zu Gunsten einer mediokren Hobbykickerkarriere hätte herumreißen können, legten mein ausgeprägtes Desinteresse am Fußball im speziellen und meine hochgradige Abneigung für jeden Mann-schaftssport im allgemeinen die letzten Granitplatten auf das inzwischen tiefe Grab meiner Fußballerentwicklung. Als ich Mitte Zwanzig zunächst oberflächliches Interesse am passiven Fußballkonsum entwickelte und ein paar Jahre später selbst in bescheidenem rahmen zu spielen begann, offenbarte sich das gesamte Ausmaß meines brachliegenden Fußball-könnens recht erbarmungslos: Ich kann nicht kicken. Das hindert mich nicht, Bundesligaspiele im Stadion zu verfolgen, Cham-pions-league-Partien im Fernsehen anzuschauen, den transfermarkt zu beobachten, mit Kennern und Könnern fachzusimpeln, Fußballmagazine zu lesen und für eines zu schreiben und den teamchef für die widersinni-ge Aufstellung zu kritisieren. Das hindert mich aber leider auch nicht in diversen Hobbymannschaften meine Untauglichkeit in „den Dienst der Mannschaft“ zu stellen. Der Umstand, dass eine Mannschaft bedingt, in ihr eine bestimmte Position zu übernehmen und zum Allgemeinwohl möglichst gut auszufüllen, ist mir als geborenen einzelsportler naturge-mäß suspekt. So weite ich in der regel meine Kompetenzen als Flügel-

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ich Als synthese Aus FrAnzobel und peter crouch. von MeineM scheitern Als FussbAller.

spieler - als den man mich zumeist einteilt, weil ich dort am wenigsten Schaden anrichten kann - in eigenregie aus und lege meine rolle als eher als zentraler Freigeist hinter den Spitzen an. Dort scheitere ich zwangsläufig. Mir fehlt die Übersicht und das Verständ-nis für das Spielgeschehen. Ich antizipiere schlecht und bin zumeist dort, wo der Ball nicht ist. wenn das Spielgerät schließlich doch den weg zu mir findet, verfalle ich in eine Art kontrollierter Panik. Mühsam die Ball-kontrolle zu halten versuchend, spiele ich immer den offensichtlichsten Pass. Diesen dafür viel zu spät und ungenau. Haken oder tricks kann ich keine, was 1:1-Situationen erheblich erschwert. Mit erschreckender re-gelmäßigkeit verfehle ich mangels timing Stangerlpässe, die von außen parallel zur torlinie scharf herein gespielt den tormann aussteigen lassen und mir das tor weit öffnen. Auch wenn ich wenige Meter allein vorm leeren tor stehe, ist das noch kein Garant für einen treffer. Meine Fuß-ballbegeisterung steht mir dabei im weg, die Dimension meines Schei-terns zu erkennen. wenn ich mir selbstbewusst den Ball zur eckfahne lege, kann ich mir wider besseren wissens einfach nicht vorstellen, dass der Ball nicht wie bei den Profis im messerscharfen Bogen in den Straf-raum segelt. Meine Überraschung, wenn der Ball nicht einmal das kurze eck erreicht, ist aufrichtig. Bei all dem ist mir meine Physiognomie nicht wirklich hilfreich - eher im Gegenteil. Als klassischer Kretschmer‘scher Astheniker mit langen, dün-nen Gliedmaßen, ebensolchem Hals und kleinem Kopf bin ich bloß fuß-ballerisch welten von Peter Crouch entfernt. Mit einem Portsmouth-Dress und der rückennummer 9 dürfte ich einen passablen optischen

Doppelgänger abgeben. Meine spielerischen Fähigkeiten sind da-bei eher in den unteren regionen eines Franzobel anzusiedeln. Um meine offensichtlichen Mängel in technik, Spielverständnis und Körperbau wettzumachen, habe ich im laufe der Zeit eine zentrale Kompensationshandlung entwi-ckelt: Das laufen. Ich laufe wie ein Besessener. Ich laufe mich ständig frei, wechsle die Seiten, haste aus-sichtslosen Bällen hinterher und arbeite gänzlich uneitel nach hin-ten - auch wenn der gegnerische Stürmer schon längst im Konter-lauf entflohen ist. Die dabei zu-rückgelegten leerkilometer helfen, meine ballesterische Gesamtbilanz halbwegs ausgeglichen zu gestal-ten, sind aber im Grund genom-men nur die Vollendung meines Scheiterns als Fußballer, die dem Versagen noch die tragikomische Krone aufsetzen.

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Versagen

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tier des jAhres

Fotografien: Trixi Kovats - www.triko.atText: Martin & Christian

Warum wir zu den Tauben aufblicken sollten … Als echte Weltbürger sind sie nahezu auf der ganzen Welt zuhause. Ihre ausgewogene Ernährung ist Vorbild für die dicken Kinder dieser Erde. Oder kennen Sie eine fettleibi-

ge Taube? Als bekennende Vegetarier exekutieren Sie die Schöpfungs-geschichte modern und bleiben doch der Monogamie treu. Gender Mainstreaming ist bei Tauben so selbstverständlich wie das Amen im Gebet. Die üblichen Role-Models gelten nicht. Mann-Taube und Frau-Tau-be sind kaum auseinander zu halten. Beide Brüten die Jungen aus. Beide werden von den jungen Tauben gemolken. Karenztechnisch tun sich da ganz große Möglichkeiten auf. Bei 40 Gattungen und 300 Arten die in Frieden miteinander leben, erscheinen Begriffe wie Zuwanderung, Aus-länderquote und Rassismus obsolet. 3/5 der Weltreligionen haben das Potenzial der »Columbidae« - vulgo Taube - erkannt. Bei den Christen steht sie für den Frieden. Der Islam schreibt ihr die Treue zu und im Judentum ist sie sogar Symbol der Liebe. Aus Sicht des Weltfriedens, eine große Chance - die Taube.

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Illustration: Katharina Ralserwww.katharinaralser.at

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Jeder Strich bringt Bares.

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www.rb.mbw.at

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