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Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer Kurpfälzer Sozialtage Mannheim 16.11.2006 „Was heißt da schon Gerechtigkeit?“ Fragen der Sozialstaatsreform aus der Perspektive der christlichen Sozialethik Kurpfälzer Sozialtage Mannheim

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„Was heißt da schon Gerechtigkeit?“ Fragen der Sozialstaatsreform aus der Perspektive der christlichen Sozialethik. Kurpfälzer Sozialtage Mannheim. 1. „Was ist los mit unserem Sozialstaat?“ -Aktuelle gesellschaftliche Problemfelder als Herausforderung für die christliche Sozialethik. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Kurpfälzer Sozialtage Mannheim

Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer

Kurpfälzer Sozialtage Mannheim 16.11.2006

„Was heißt da schon Gerechtigkeit?“

Fragen der Sozialstaatsreform aus der Perspektive der christlichen Sozialethik

Kurpfälzer Sozialtage

Mannheim

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Kurpfälzer Sozialtage Mannheim Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer

1. „Was ist los mit unserem Sozialstaat?“ -Aktuelle gesellschaftliche Problemfelder als Herausforderung für die christliche Sozialethik

1.1 „Damit er marktfähig wird…“ – Der Umbau des Sozialstaats

W. Kersting: „Selbstständige in Wartestellung“

Fixierung auf die Markt- und Wirtschaftsfähigkeit der Menschen

aus der Perspektive des christlichen Menschenbildes eine völlig unzulässige Verkürzung!

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1. „Was ist los mit unserem Sozialstaat?“ Aktuelle gesellschaftliche Problemfelder als Herausforderung für die christliche Sozialethik

1.2 „Da gibt es kaum noch ein Entrinnen…“ – Die neue Unterschicht

Exklusion aus der Gesellschaft, Chancen- und Erfolgslosigkeit

Trifft nicht mehr nur eine so genannte „Unterschicht“, sondern hat sich in das Zentrum der Gesellschaft ausgebreitet

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1. „Was ist los mit unserem Sozialstaat?“ Aktuelle gesellschaftliche Problemfelder als Herausforderung für die christliche Sozialethik

1.3 „Fordern und fördern“ – Hartz IV und die Arbeitsmarktpolitik

Gratwanderung zwischen Eigenverantwortung und solidarischer

Unterstützung

Aber: Rahmenbedingungen nicht ausreichend gestaltet

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1. „Was ist los mit unserem Sozialstaat?“ Aktuelle gesellschaftliche Problemfelder als Herausforderung für die christliche Sozialethik

1.4 Familienpolitik

Aktuelle Debatte: Geht es wirklich um das Wohl des Kindes bzw. eine

Förderung der Familien?

Die Familie darf im Rahmen der Familienpolitik nicht zu einer

ökonomisch oder politisch, speziell bevölkerungspolitisch

funktionalisierbaren oder funktionalisierten Größe werden!

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2. „Was heißt da schon sozial gerecht?“ Zu einem Grundwert christl. Sozialethik

2.1 „Das allein kann es nicht sein …“ - Engführungen des Begriffs „Soziale Gerechtigkeit“

1. Subjekt, Produzent und Garant sozialer Gerechtigkeit ist primär der Staat.

2. Soziale Gerechtigkeit ist dann hergestellt, wenn die ökonomischen Verhältnisse der Staatsbürger zu einem gerechten Ausgleich gekommen sind.

3. Dieses Ziel ist rein technisch-praktisch zu verwirklichen.

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2. „Was heißt da schon sozial gerecht?“ Zu einem Grundwert christl. Sozialethik

2.2 „Alle müssen zur Verwirklichung beitragen …“ - Soziale Gerechtigkeit als Aufgabe der Gesellschaft

Anbindung an die Gemeinwohlgerechtigkeit

Subsidiaritätsprinzip einer ungehemmten gesellschaftlichen Machtbefugnis des Staates in QA

(1931) entgegengestellt

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2. „Was heißt da schon sozial gerecht?“ Zu einem Grundwert christl. Sozialethik

2.3 „Keiner darf ausgeschlossen sein …“ Soziale Gerechtigkeit als Beteiligungsgerechtigkeit

Amerikanischer Wirtschaftshirtenbrief von 1986:

„kontributive Gerechtigkeit“

„dass die Menschen die Pflicht zu aktiver und produktiver Teilnahme am Gesellschaftsleben haben und dass die Gesellschaft die Verpflichtung hat, dem einzelnen diese Teilnahme zu ermöglichen.“ (Nr. 71)

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2. „Was heißt da schon sozial gerecht?“ Zu einem Grundwert christl. Sozialethik

2.3 „Keiner darf ausgeschlossen sein …“ Soziale Gerechtigkeit als Beteiligungsgerechtigkeit

Memorandum einer Expertengruppe, berufen durch die Kommission VI für gesellschaftliche und soziale Fragen derDeutschen Bischofskonferenz: Mehr Beteiligungsgerechtigkeit“

„Es kommt darauf an, allen – je nach ihren Fähigkeiten undMöglichkeiten – Chancen auf Teilhabe und Lebensperspektive zugeben, statt sich damit zu begnügen, Menschen ohne echteTeilhabe lediglich finanziell abzusichern.“

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2. „Was heißt da schon sozial gerecht?“ Zu einem Grundwert christl. Sozialethik

2.4 „Das ist aber ungerecht …“ - Soziale Gerechtigkeit als Frage des Ethos

Soziale Gerechtigkeit lässt sich nicht rein technisch-praktisch herstellen, sondern erfordert auch eine angemessene Einstellung der Mitglieder einer Gesellschaft:

QA 88: Formel von der „sozialen Gerechtigkeit und der sozialen Liebe“ neu erwachtes und intensiv artikuliertes „Gerechtigkeitspathos“ allein schafft

daher noch keine soziale Gerechtigkeit, „Die Erfahrung der Vergangenheit und auch unserer Zeit lehrt, dass die

Gerechtigkeit allein nicht genügt, ja, zur Verneinung und Vernichtung ihrer selbst führen kann, wenn nicht einer tieferen Kraft – der Liebe – die Möglichkeit geboten wird, das menschliche Leben in seinen verschiedenen Bereichen zu prägen.“ (DM 12,3).

Vgl. auch Nikolaus Monzel: „Liebe als Sehbedingung der Gerechtigkeit“

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.1 „Die Kirche soll sich auf das Eigentliche besinnen …“ - Der Dreiklang von Liturgia, Martyria und Diakonia

Das gemeinsame Sozialwort der beiden Kirchen „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ von 1997 formuliert:

„Die Christen können nicht das Brot am Tisch des Herrn teilen, ohne auch das tägliche Brot zu teilen. Ein weltloses Heil könnte nur eine heillose Welt zur Folge haben.“

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.2 „Das ist doch wirklich unmenschlich …“ - Die Sorge um den Menschen in seiner Würde

Sorge um das Wohl des Menschen in seiner personalen Würde als vorrangige und zentrale Aufgabe, als Folge des Doppelgebots der Gottes- und Nächstenliebe (Mk 12,28-31 par).

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.3 „Mit denen ist doch sowieso nichts anzufangen …“ - Die Option für die Armen

Option für die Armen, für die Ausgeschlossenen, die Schwachen, Benachteiligten und an den Rand Gedrängten, d.h.: es ist immer wieder darauf zu achten, inwiefern das politische Handeln

„die Armen betrifft, ihnen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt. Dabei zielt die biblische Option für die Armen darauf, Ausgrenzungen zu überwinden und alle am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Sie hält an, die Perspektive der Menschen einzunehmen, die im Schatten des Wohlstands leben und weder sich selbst als gesellschaftliche Gruppe bemerkbar machen können noch eine Lobby haben.“

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.3 „Mit denen ist doch sowieso nichts anzufangen …“ - Die Option für die Armen

Impulstext „Das Soziale neu denken“, (12.12.2003) Frage, wie man den berechtigten Anliegen, Sorgen und

Nöten derjenigen Gehör verschaffen und ihre Probleme einer gemeinwohlverträglichen Lösung zuführen kann, die keine Lobby haben.

Vorschlag des Impulspapiers: Sozialstaats-TÜV Prüfung der Kinderverträglichkeit aller soz.pol.

Maßnahmen

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.4 „Die sollen doch mal selber was tun …“ Das Subsidiaritätsprinzip zwischen Eigenverantwortung und solidarischer Unterstützung

Subsidiaritätsprinzip, erstmalig 1931 in der kirchlichen Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“ Nr. 79 formuliert

1. die subsidiäre Kompetenz resp. das Entzugsverbot:

2. subsidiären Assistenz

3. subsidiären Reduktion Kompetenzanerkennungsprinzip Prinzip der Freiheitsermöglichung

Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips: Sozialstaat - nicht eine Überbrückungsveranstaltung - nicht ein Versorgungs- resp. Fürsorgestaat (vgl. Centesimus annus 1991)

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit3.5 „Die leben doch eh schon ganz von unsern Steuern …“ Das Solidaritätsprinzip zwischen Hilfe zur Selbstständigkeit und Rundum-Versorgung

Eine Kultur der Solidarität ist gerade aus der Perspektive der christlichen Sozialethik unverzichtbar und die Kehrseite der Rede von der Menschenwürde!

Aber: Gesellschaftliche Solidarität ist nicht einfachhin durch Verteilungspolitik einzulösen

Solidaritätsprinzip erst im Zusammenspiel zweier Elemente angemessen verstanden

1. Entgegennehmen der Leistungen der Solidarität.

2. Erbringen der Leistungen der Solidarität

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3. „Und was hat die Kirche mit ihrer Soziallehre jetzt beizutragen?“ – Christlich-Sozialethische Elemente einer Agenda der sozialen Gerechtigkeit

3.5 „Die leben doch eh schon ganz von unsern Steuern …“ Das Solidaritätsprinzip zwischen Hilfe zur Selbstständigkeit und Rundum-Versorgung

Eine Kultur der Solidarität ist gerade aus der Perspektive der christlichen Sozialethik unverzichtbar und die Kehrseite der Rede von der Menschenwürde!

Aber: Gesellschaftliche Solidarität ist nicht einfachhin durch Verteilungspolitik einzulösen

Solidaritätsprinzip erst im Zusammenspiel zweier Elemente angemessen verstanden

1. Entgegennehmen der Leistungen der Solidarität.

2. Erbringen der Leistungen der Solidarität

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Schluss: „Das soll hilfreich sein?“ Utopie oder (realistischer) Beitrag zur Weltgestaltung?

Sorge um eine „Zivilisation der Gerechtigkeit und der Liebe“ - eine Utopie oder ein (tatsächlich wirkungsvoller) christlicher Beitrag zur (Mit)gestaltung von Welt und Gesellschaft?

Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ über die „Kirche in der Welt von heute“ Nr. 39: „eschatologischer Vorbehalt“