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11 K-Geld 5/2011 AKTUELL G emäss Karten- anbieter sind in der Schweiz über 700 000 Kreditkarten mit sogenannten RFID-Chips im Umlauf. Die Abkürzung steht für «Radio-Frequenz- Identifizierung». Für Kun- den bedeutet das: Sie müs- sen ihre Karte nicht mehr durch das Lesegerät ziehen. Es genügt, wenn sie das Plastikgeld mit integriertem Funkchip in die Nähe des Bezahlterminals halten. Die Karteninformationen wer- den dann mit Hilfe von Ra- diowellen abgelesen. Der Betrag wird automatisch dem Konto des Karten- inhabers belastet. Bisher kann man bei rund 1000 Valora-Verkaufsstellen von K-Kiosk, Avec und Press & Book-Shops sowie McDo- nald’s auf diese Art zahlen. Kreditkarten mit Funkchip gibt es in der Schweiz in grösserem Umfang erst von MasterCard. Sie sind mit dem Namen «PayPass» be- schriftet. Das Visa-Pendant «PayWave» ist bisher kaum verbreitet und «Expresspay» von American Express hat es noch gar nicht in die Schweiz geschafft. Neu ist bei den funkfähi- gen Karten auch, dass für Beträge bis 40 Franken kein Pin-Code und auch keine Unterschrift mehr nötig sind. Im Ausland gelten Li- miten von 25 Dollar bezie- hungsweise 25 Euro. Eine Beschränkung bezüglich der Anzahl der Bezahlvor- gänge gibt es nicht. Christi- ne Gebhard, Sprecherin der Kartenherausgeberin Viseca Card Services, sagt: «Unser Ziel ist es, dass unsere Kun- den vermehrt auch kleinere Beträge mit Kreditkarte be- zahlen.» Eine Einkaufstour wird Dieben leicht gemacht Kleinbeträge ohne Sicher- heitscode und Unterschrift- zahlen – das scheint ein Rückschritt in Sachen Si- cherheit zu sein. Das Pro- blem: Die PayPass-Funk- tion kann man von der Bank nicht deaktivieren las- sen. Daher ist es vorstellbar, dass einem ein geschickt platziertes oder gar mobiles Lesegerät das Geld buch- stäblich aus der Tasche zieht. «Ein solches Szenario ist äusserst unrealistisch», ver- sucht Viseca-Sprecherin Christine Gebhard zu be- ruhigen. Denn die Distanz zum Lesegerät dürfe höchs- tens vier Zentimeter betra- gen. «Zudem muss jeder Betreiber eines Terminals über ein Konto bei einer Händlerbank verfügen.» Daher wäre es «sehr ein- Kreditkarten mit Funkchip: So verhindern Sie Missbrauch Ohne Unterschrift und Pin-Code mit der Kreditkarte zahlen: Ein neuer Chip auf der Karte machts möglich. Das eröffnet neue Chancen für Betrüger. Kontaktloses Bezahlsystem: Daten werden per Funkchip ans Lese- gerät übermittelt

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Page 1: Kreditkarten mit Funkchip - icom.hsr.ch · PDF fileMasterCard. Sie sind mit dem Namen «PayPass» be-schriftet. Das Visa-Pendant «PayWave» ist bisher kaum verbreitet und «Expresspay

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Gemäss Karten -anbieter sind inder Schweiz über

700 000 Kreditkarten mitsogenannten RFID-Chipsim Umlauf. Die Abkürzungsteht für «Radio-Frequenz-Identifizierung». Für Kun-den bedeutet das: Sie müs-sen ihre Karte nicht mehrdurch das Lesegerät ziehen.Es genügt, wenn sie dasPlastikgeld mit integriertem

Funkchip in die Nähe desBe zahl terminals halten. DieKarteninformationen wer-den dann mit Hilfe von Ra-diowellen abgelesen. DerBetrag wird automatischdem Konto des Karten -inhabers belastet. Bisherkann man bei rund 1000Valora-Verkaufsstellen vonK-Kiosk, Avec und Press &Book-Shops sowie McDo-nald’s auf diese Art zahlen.

Kreditkarten mit Funkchipgibt es in der Schweiz ingrösserem Umfang erst vonMasterCard. Sie sind mitdem Namen «PayPass» be-schriftet. Das Visa-Pendant«PayWave» ist bisher kaumverbreitet und «Expresspay»von American Express hates noch gar nicht in dieSchweiz geschafft.

Neu ist bei den funkfähi-gen Karten auch, dass fürBeträge bis 40 Franken keinPin-Code und auch keineUnterschrift mehr nötigsind. Im Ausland gelten Li-miten von 25 Dollar bezie-hungsweise 25 Euro. EineBeschränkung bezüglich

der Anzahl der Bezahlvor-gänge gibt es nicht. Christi-ne Gebhard, Sprecherin derKartenherausgeberin VisecaCard Services, sagt: «UnserZiel ist es, dass unsere Kun-den vermehrt auch kleinereBeträge mit Kreditkarte be-zahlen.»

Eine Einkaufstourwird Diebenleicht gemacht

Kleinbeträge ohne Sicher-heitscode und Unterschrift-zahlen – das scheint einRückschritt in Sachen Si-cherheit zu sein. Das Pro-blem: Die PayPass-Funk -

tion kann man von derBank nicht deaktivieren las-sen. Daher ist es vorstellbar,dass einem ein geschicktplatziertes oder gar mobilesLesegerät das Geld buch-stäblich aus der Taschezieht.

«Ein solches Szenario istäusserst unrealistisch», ver-sucht Viseca-SprecherinChristine Gebhard zu be -ruhigen. Denn die Distanzzum Lesegerät dürfe höchs-tens vier Zentimeter betra-gen. «Zudem muss jederBetreiber eines Terminalsüber ein Konto bei einerHändlerbank verfügen.»Daher wäre es «sehr ein-

Kreditkarten mit Funkchip: So verhindern Sie MissbrauchOhne Unterschrift und Pin-Code mit der

Kreditkarte zahlen: Ein neuer Chip auf der

Karte machts möglich. Das eröffnet neue

Chancen für Betrüger.

Kontaktloses

Bezahlsystem:

Daten werden per

Funkchip ans Lese -

gerät übermittelt

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fach» die Täterschaft zu er-mitteln und eine Auszah-lung des Geldes bei Unre-gelmässigkeiten zu verhin-dern. Dazu komme, dassnur Bezüge bis 40 Frankenohne PIN-Code-Eingabeabgewickelt werden. FürBetrüger sei dies «äusserstunattraktiv». Allerdings: Mit

einer gestohlenen Karte mitFunkchip kann ein Diebunlimitiert Kleintransaktio-nen tätigen – das kann sichsummieren.

Gemäss RFID-FachmannHeinz Mathis von derHochschule für Technik inRapperswil ist es auch un-möglich, vom Mikrochip

per Funk illegal Daten auszulesen, um später mit einer gefälschten Karte zubezahlen. «Das funktioniertnur, wenn der Magnetstrei-fen physikalisch kopiertwerden kann», sagt Mathis.Albert Steck von der Mi-gros Bank warnt aber: «EinMissbrauch kann trotzdem

nie völlig ausgeschlossenwerden.»

Tipp: Wer dem kontakt-losen Bezahlsystem nichttraut, kann auf die Maes-tro- oder Postfinance-Karte,Bargeld oder auf Kreditkar-ten von Visa und AmericanExpress ausweichen. Zu-dem sollte man die Karten-

rechnung nicht per Last-schriftverfahren, sondernimmer per Rechnung be-gleichen. So bleibt Zeit, umdie Abrechnung zu prüfenund bei missbräuchlichenTransaktionen zu reklamie-ren. Das gilt auch für her-kömmliche Kreditkarten.

Alex Hämmerli

K R E D I T K A R T E N

Diese Sicherheitstipps solltenKartenbesitzer beachten

} Hüten Sie die Karte wie Bargeld.} Schauen Sie ab und zu nach, ob Sie die Karte noch haben.} Kontrollieren Sie beim Bezahlen den Kaufbeleg.} Lassen Sie die Karte bei Verlust oder Diebstahl sofort sperren.} Kontrollieren Sie Zahlungsbelege und die monatliche Abrech-

nung jeweils genau. Ungereimtheiten müssen Sie innerhalbvon 30 Tagen schriftlich beanstanden.

} Erstatten Sie bei einem Diebstahl Anzeige und teilen Sie derKreditkartenfirma Verlust oder Diebstahl schriftlich mit. LegenSie bei Diebstahl jeweils eine Kopie der Anzeige bei.

Hat der Karteninhaber seine Sorgfaltspflichten nicht verletzt, über-nimmt der Kartenherausgeber Viseca allfällige finanzielle Schäden.Allerdings: Bei Missbrauch der Karte muss der Kunde einen Selbst-behalt zahlen. Dieser beträgt zum Beispiel bei der UBS 100 Fran-ken. Konkret heisst das: Der Nutzer kann zwar mit funkfähigenKreditkarten schneller und komfortabler zahlen – doch das Miss-brauchsrisiko trägt er wie bei herkömmlichen Kreditkarten zumTeil selber.

Kiosk: Mit der Karte ohne Pin-Code bezahlen ist vielerorts bereits möglich

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