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Klang, Reim und Rhythmus in Gedichten Datum: ___. ___. 2009
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Der Rhythmus in Gedichten
Steiger, Jambus, -en (gr. Iambos, lat. Iambus, im Gr. und
Lat. Dreisilbig gesprochen [i als Vokal], von gr. iaptein
schleudern = der Schleuderer): Versfu, der in antiker Met-
rik aus 1 kurzen und 1 langen Silbe besteht, im Dt. aus 1
unbetonten und 1 betonten Silbe.
Figur: / Bspe: gelehrt, Verbot, hinweg, Betrug,
gesagt
Faller, Trochus, -en (gr. trechein laufen der Lufer,
Faller oder Wlzer) Versfu, der in antiker Metrik aus 1
langen und 1 kurzen Silbe besteht, im Dt. aus 1 betonten
und 1 unbetonten Silbe.
Figur: / Bspe: Lehen, Rose, Liebe, sicher. auen,
Tiefe
Doppelsteiger, Anapst, -e (gr. von ana-paiein zurck-
schlagen der Aufspringer): Versfu, der in antiker Metrik
aus 2 kurzen Silben und langen Silbe besteht, im Dt. aus 2
unbetonten Silben und 1 betonte Silbe. In dt. Dichtung
seltener als in antiker, hulfiger angewendet erst seit der
Romantik.
Figur:/ Bspe: Paradies, Malerei, nebenbei
Doppelfaller, Daktylus, -en (gr. daktylos der Finger; jeder
Finger, mit Ausnahme des Daumens, besteht aus 3 Glie-
dern); in antiker Metrik Name fr einen dreisilbigen Vers-
fu mit langer 1. Silbe, auf die 2 kurze Silben folgen; im
Dt. entsprechend 1 betonte und 2 unbetonte bzw. schwcher
betonte Silben.
Figur:/ Bspe: Knigin, Heilige, Neulinge,
Schweifenden
Die Kadenz der Verse
Unter der Kadenz versteht man die Betonung auf der letz-
ten Silbe. Ist die letzte Silbe im Vers betont (unbetont) liegt
eine mnnliche (weibliche) Kadenz vor.
In einem khlen Grunde / / / Letzte Silbe unbetont = weiblich
Da geht ein Mhlenrad, / / / Letzte Silbe betont = mnnlich
Mein Liebste ist verschwunden, / / / Letzte Silbe unbetont = weiblich
Die dort gewohnet hat. / / / Letzte Silbe betont = mnnlich
Beschreiben Sie den Rhythmus und die Kadenzen im untenstehenden Gedichtes!
NOVALIS: Ohne Namen
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder kssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben,
Und in die Welt wird zurck begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten,
Und man in Mrchen und Gedichten
Erkennt die ew'gen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen sofort.
(1800)
Klang, Reim und Rhythmus in Gedichten Datum: ___. ___. 2009
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Klang und Reime in Gedichten
Stabreim, Alliteration (nlat. von lat. ad zu und littera
Buchstabe): gleichlautender Anlaut von betonten Stamm-
silben: Buchstabenreim.
Bspe aus der Alltagssprache: bei Wind und Wetter - mit
Mann und Maus - in Bausch und Bogen
Schon in der Antike bekannte rhetorische Klangfigur (gr.
Homoioprophoron Gleiches nach vorn tragend); wurde bei
bermigem Gebrauch aber als stilistisch unschn emp-
funden. Im germ. Vers war Stabreim das lteste und einzige
Bindungsmittel. In neuerer Zeit gelegentlich bewut nach-
geahmt: aufdringlich, da als einziger Schmuck, bei WAG-
NER:
Winterstrme wichen
dem Wonnemond -
in mdem Lichte
leuchtet der Lenz;
auf lauen Lften
lind und lieblich,
Wunder webend
er sich wiegt;
durch Wald und Auen
weht sein Atem,
weit geffnet
lacht sein Aug. (Die Walkre)
mit Erfolg, z. B. bei RILKE, wenn zustzlich als Vers-
schmuck verwendet:
Jetzt reifen schon die roten Berberitzen,
alternde Astern atmen schwach im Beet.
Wer jetzt nicht reich ist, da der Sommer geht,
wird immer warten und sich nie besitzen.
Assonanz (von lat. assonare anklingen): liegt vor wenn nur
die Vokale am Gleichklang beteiligt sind z.B. sehen - re-
gen. Meisterlich verwendet von HEINE in der Romanze:
Summend, wie ein Schwarm von Bienen
Klingt der Glocken Festgelute,
Lieblich steigen Betgesnge
Aus den frommen Gotteshusern
Endreim Der Gleichklang der Vers-Enden.
Reine Reime erfordern genauen Gleichklang in Vokal und
Schlukonsonant vom letzten betonten Vokal an.
Bspe: Raub - Staub; Schatten - Matten: Frhe - Mhe
Unreine Reime: begngen sich mit ungenauem oder un-
vollstndigem Gleichklang entweder der Vokale oder
Schlukonsonanten.
Bspe: Gemt - Lied; Gelute - Weite; Haus - schaust; sprie-
en - gren (aus Heine: Leise zieht durch mein Gemt)
Paarreim = aa
Kreuzreim = abab
Umarmender Reim = abba
Schweifreim = aabccb
Dreifache Reimreihe = abcabc
Haufenreim = aaa ...
Beschreiben Sie die Reime, und ein Beispiel eines besonderen sprachlichen Mittels aus dem untenstehenden Gedichtes!
Alfred Lichtenstein: Nebel
Ein Nebel hat die Welt so weich zerstrt.
Blutlose Bume lsen sich in Rauch.
Und Schatten schweben, wo man Schreie hrt.
Brennende Biester schwinden hin wie Hauch.
Gefangne Fliegen sind die Gaslaternen.
Und jede flackert, da sie noch entrinne.
Doch seitlich lauert glimmend hoch in Fernen
Der giftge Mond, die fette Nebelspinne.
Wir aber, die, verrucht, zum Tode taugen,
Zerschreiten knirschend diese wste Pracht.
Und stechen stumm die weien Elendsaugen
Wie Spiee in die aufgeschwollne Nacht.