kindertagesstätten teil 2 organisation der kita verbessern · 2013. 11. 18. · organisation der...

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Zwischen Sicherheit, Gesundheit und Qualität gibt es einen deutlichen Zusam- menhang. Je besser eine Einrichtung orga- nisiert ist, desto geringer sind üblicherwei- se die Unfallbelastung und auch die Ar- beitsunfähigkeits-Quote und desto höher die Arbeitsqualität und Kundenzufrieden- heit. Daher müssen in allen innerbetriebli- chen Abläufen Überlegungen auch zu den Auswirkungen auf den Arbeits- und Ge- sundheitsschutz angestellt werden. Arbeit- geber, denen dies gelingt, haben schon Kindertagesstätten Teil 2 Organisation der Kita verbessern einen ersten Schritt hin zum Ziel „Gesund- heit der Mitarbeiter“ gemacht. Mögliche organisatorische Maßnahmen sind zum Beispiel: · Verkleinerung der Kindergruppen, die- se hat insbesondere eine Bedeutung für Erzieherinnen und Erzieher sind in einigen Bereichen hohen Belastungen aus- gesetzt, ihr Beruf beinhaltet aber gleichzeitig viele Gestaltungsspielräume und führt meist zu einer großen Arbeitszufriedenheit. Im ersten Teil dieses Beitrages (Heft 10) wurden die Belastungen durch eine oft wenig ergonomische Arbeits- umgebung und durch Lärm vorgestellt. Belastungen ergeben sich aber auch aus einer schlechten Organisation, schwacher Führung, Zeitmangel und sozialen Konflikten. Lesen Sie dazu mehr – und insbesondere, wie Belastungen verringert werden können und wie sich die Ressourcen der Beschäftigten fördern lassen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Gesundheit von Erzieherinnen zu erhalten. Foto: Dan Race - Fotolia.com Sicherheit im öffentlichen Dienst 24 Sicherheitsbeauftragter 11/2013

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  • Sicherheitsbeauftragter 11/2013, S. 24, 13.11.2013, 16:46, MESSER

    Zwischen Sicherheit, Gesundheit und Qualität gibt es einen deutlichen Zusam-menhang. Je besser eine Einrichtung orga-nisiert ist, desto geringer sind üblicherwei-se die Unfallbelastung und auch die Ar-beitsunfähigkeits-Quote und desto höher

    die Arbeitsqualität und Kundenzufrieden-heit. Daher müssen in allen innerbetriebli-chen Abläufen Überlegungen auch zu den Auswirkungen auf den Arbeits- und Ge-sundheitsschutz angestellt werden. Arbeit-geber, denen dies gelingt, haben schon

    Kindertagesstätten Teil 2

    Organisation der Kita verbessern

    einen ersten Schritt hin zum Ziel „Gesund-heit der Mitarbeiter“ gemacht. Mögliche organisatorische Maßnahmen sind zum Beispiel:

    · Verkleinerung der Kindergruppen, die-se hat insbesondere eine Bedeutung für

    Erzieherinnen und Erzieher sind in einigen Bereichen hohen Belastungen aus-gesetzt, ihr Beruf beinhaltet aber gleichzeitig viele Gestaltungsspielräume und führt meist zu einer großen Arbeitszufriedenheit. Im ersten Teil dieses Beitrages (Heft 10) wurden die Belastungen durch eine oft wenig ergonomische Arbeits-umgebung und durch Lärm vorgestellt. Belastungen ergeben sich aber auch aus einer schlechten Organisation, schwacher Führung, Zeitmangel und sozialen Konflikten. Lesen Sie dazu mehr – und insbesondere, wie Belastungen verringert werden können und wie sich die Ressourcen der Beschäftigten fördern lassen.

    Es gibt viele Möglichkeiten, die Gesundheit von Erzieherinnen zu erhalten.

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    die Einflussnahme auf problematische Kinder bzw. Kindergruppen, vor allem auf Kinder mit Verhaltens- oder Sprachdefiziten, und auf die Lärmre-duktion;

    · Verbesserung des Personalschlüssels um Personalmangel aufzuheben;

    · bessere Arbeitszeitregelung, d. h. eine feste Pausenregelung und eine langfris-tige Planbarkeit der Arbeitszeit;

    · Anwendung flexibler Arbeitszeitmodel-le, besonders für ältere Erzieherinnen;

    · Schulung der Führungskräfte der Kitas; · Verbesserung des Informationsflusses in Kitas durch Implementierung mo-derner Kommunikationsmethoden;

    · Einstellen von Vertretungskräften; · Einrichten von Elternsprechzeiten; · Entzerren von Abholzeiten und Mittag-essen / Empfang einrichten;

    · Pausenregelungen · Supervision/ Schulung der Leitung und ggf. des ganzen Teams

    · Verhaltenstrainings zum Umgang mit Stress

    · Fortbildung der Erzieher/-innen zu Ge-sundheitsthemen, wie z. B. Entspan-nung (Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training u.a.m.), Stress-bewältigung, Burn-out-Prävention oder Konfliktmanagement,

    · Implementierung eines Gesundheits-coachings, d. h. einer professionellen Beratung von Erzieher/-innen bei ar-beitsbedingten Gesundheitsproblemen;

    · Schulung der Erzieher/-innen zur kör-per- und bewegungsgerechten Arbeit.

    Gute Führung minimiert Stressoren Neben den bereits erwähnten geringen Freiräumen und einer schlechten internen Arbeitsorganisation „stressen“ vor allem unklare Arbeitsaufträge, permanenter Zeitdruck sowie zwischenmenschliche Konflikte, die sich teilweise in Form von Mobbing manifestieren. Hier sind die jeweiligen Führungskräfte gefragt: Gelingt es ihnen, die Arbeit gut zu strukturieren und Freiräume gemäß der individuellen Voraussetzungen zuzulassen, gleichzeitig aber zwischenmenschliche Konflikte im Team zu entschärfen und ein echtes Inte-resse an ihren Mitarbeitern zu zeigen, be-stehen gute Voraussetzungen, die Gesund-heit der Beschäftigten zu erhalten oder zu verbessern. Daher sollte der Kita-Träger ein besonde-res Augenmerk darauf legen, dass die Führungskräfte ihre beschriebene Verant-wortung wirklich wahrnehmen können. Neben einer entsprechenden Personalaus-wahl (die beste Gruppenleiterin ist nicht unbedingt die beste Leitung der Kita) ist hier eine systematische Fortbildung der Führungskräfte in organisatorischen, rechtlichen, pädagogischen und auch arbeitswissenschaftlichen Fragen not -wendig.

    Schutzfaktoren und Ressourcen zur Erhaltung der Gesundheit fördern Gerade im Beruf der Erzieherin gibt es Schutzfaktoren, die selbst bei hohen Belas-tungen vor negativen Folgen schützen. Da Erzieherinnen und Erzieher eine über-durchschnittliche Arbeitszufriedenheit aufweisen, scheinen bei ihnen einige dieser Faktoren zu greifen. Freiräume bei der Arbeit Zahlreiche arbeitspsychologische Studien belegen, dass Beschäftigte an Arbeitsplät-zen mit vielen persönlichen Handlungs- und Entscheidungsspielräumen selbst hohe Arbeitsbelastungen ohne Probleme bewältigen, da ihnen ihre Arbeit Spaß macht und sie das Gefühl haben, diese selbst steuern zu können. Sie gehen dann Probleme aktiv an und sind bei deren Lösung sehr kreativ. Sind die Freiräume bei der Arbeit hingegen gering, leidet die Qualität der Arbeit und auch das Engagement der Beschäftigten. An solchen Arbeitsplätzen ist die Abwe-senheitsquote meist hoch. Wichtigster Schutzfaktor zur Erhaltung der psychischen Gesundheit am Arbeits-platz sind somit die inhaltlichen Freiräu-me in der Gestaltung der Arbeit. Grundsätzlich sind alle Instrumente, die die Freiräume der Beschäftigten bei der Arbeit erhöhen, auch im Interesse der Ar-

    Zwar ist die Optimierung der Raumakus-tik vorrangig, aber dem Lärm in Kinder-tageseinrichtungen kann man auch durch pädagogische Maßnahmen begeg-nen. Wie bereits erwähnt (Heft 10/13) lässt sich der Tagesablauf durch die ge-zielte Planung von Stillarbeitsphasen strukturieren. Daneben hat sich in der Praxis auch die Visualisierung des Lärms beispielsweise durch eine Lärmampel be-währt. Hierbei wird bei einem selbst-definierten Grenzwert den Kindern ein optisches Signal ähnlich der Symbolik einer Verkehrsampel angezeigt. Nach ei-ner kurzen Eingewöhnungsphase entwi-ckeln sich auch hier Rituale, die beim

    Aufleuchten des gelben oder roten Lichts Verhaltensänderungen bewirken. Inwie-fern eine derartige Ampel dauerhaft instal-liert oder nur punktuell eingesetzt wird ist im Einzelfall zu prüfen. Übrigens: Lärmampeln werden von vielen Unfallkassen zum vorübergehenden Ein-satz in Kindertageseinrichtungen leihwei-se zur Verfügung gestellt.

    Ergänzung zu Teil 1: Maßnahmen zur Lärmminderung

    Die Lärm-Ampel zeigt den Kindern, wann es zu laut ist.

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    beitgeber. Dies gilt nicht nur für die Ar-beitsinhalte selbst, sondern auch für deren Rahmenbedingungen. Positive Beispiele hierfür sind zum Beispiel individuelle Arbeitszeitmodelle, eine weitgehend auto-nome Gestaltung einer Arbeitsaufgabe oder eine hohe Entscheidungskompetenz der Beschäftigten. Es gibt nur wenige Berufe, in denen die Beschäftigten so große Freiräume hin-sichtlich der Inhalte, Methoden, eingesetz-ten Materialien und zeitlichen Rhythmen haben wie Erzieher. Es lohnt trotzdem, auch hier immer wieder zu prüfen, ob man die Freiräume der Beschäftigten und damit deren Arbeitsqualität und Kreativität weiter erhöhen kann. Wahrgenommener Sinn, Bedeutung und Aufgabenvielfalt der Arbeit

    Beschäftigte engagieren sich dann beson-ders stark, wenn sie davon überzeugt sind, dass ihre Arbeit wichtig und sinnvoll ist. Dies gilt gerade dann, wenn die materiel-len Anreize – wie in den Kitas – eher bescheiden sind. Tatsächlich empfinden Erzieher ihren Beruf als wichtig. Die subjektiv wahrgenommene Wichtigkeit

    und Sinnhaftigkeit der Arbeit kann somit als weiterer Schutzfaktor auch für die Gesundheit angesehen werden. Gleiches gilt für die hohe Vielfalt der Auf-gaben, die die Erzieher als positiv bewer-ten. Erzieherinnen und Erzieher sehen ihre Arbeit als anspruchsvoll an, ihr Konzept als ganzheitlich. Körperliche Abwechslung Körperliche Beschwerden treten in der Regel in zwei Situationen auf: Durch die punktuelle Überlastung des Körpers – zum Beispiel beim Heben und Tragen sehr schwerer Lasten – oder aber

    · durch die dauerhafte Belastung eines Körperteils durch Zwangshaltungen,

    · durch eine sehr einseitige Arbeits -

    aufgabe,

    · durch ergonomisch schlecht gestaltete Arbeitsplätze.

    Im Gegenzug stellt körperliche Abwechs-lung einen Schutzfaktor gegen die Folgen körperlicher Belastungen dar. Gerade der Erzieher-Beruf ist durch den Wechsel von Tätigkeiten in sitzender, knieender, stehender und gehender Kör-

    perhaltung geprägt und bietet zudem vie-le Freiräume, Bewegungsangebote in die eigene Arbeit „einzubauen“ und gemein-sam mit den Kindern durchzuführen. Insbesondere Sportarten, die das Muskel- und Skelettsystem stärken, sind aus-gezeichnet zur Prävention der oben be-schriebenen Rücken-, Nacken- und Schulterbeschwerden beziehungsweise der Muskelverspannungen geeignet. Sportlich aktive Erzieherinnen und Erzie-her sind darüber hinaus glaubwürdigere Vorbilder für die Kinder bei allen Fragen der Bewegungsförderung. Soziale Unterstützung Ein gut funktionierendes Team kann durch gegenseitige soziale Unterstützung Belastungen mindern. Die überschaubare Größe des Teams der Kitas, der „kurze Draht“ zur Leitung und die dort üblichen regelmäßigen Besprechungen wirken sich hierbei positiv aus. Auffällig sind die stark unterschiedlichen Unfallzahlen benachbarter Kindergärten und selbst in den Gruppen einer Einrich-tung. Experten vermuten, dass hier das Arbeitsklima und die Organisation der Einrichtung eine wichtige Rolle spielen. Mehrere Untersuchungen in Schulen und auch Verwaltungen fanden einen Zusam-menhang zwischen dem Betriebs- bezie-hungsweise Schulklima und der Zahl der Unfälle. In Schulen wurden zudem Zu-sammenhänge zwischen dem Schulklima und dem Gesundheitsverhalten der Kin-der, Gewalt und Mobbing gefunden. Arbeitspsychologische Untersuchungen belegen: Insbesondere bei hohen psy-chischen Belastungen (zum Beispiel durch Mobbing oder durch Traumatisierungen am Arbeitsplatz) ist die soziale Unterstüt-zung von Vorgesetzten und Kollegen ein probates Mittel, die Situation der Betroffe-nen zu verbessern. Soziale Unterstützung kann man nicht verordnen. Es ist aber möglich, gerade für die genannten Fälle Stellen im Betrieb ein-zurichten, an die sich Betroffene wenden können. Ansonsten lässt sich der Zusam-menhalt von Teams durch gemeinsame Aktivitäten (s.u.) verbessern. Bei Span-nungen in Teams (z.B. einer Kita) hat sich zudem das Angebot von Supervisionen bewährt. Durch den Außenblick des Supervisors lassen sich Ursachen per-

    Wenn Beschäftigte ihre Arbeit für sinnvoll und wichtig halten, ist dies ein Schutzfaktor für ihre Gesundheit.

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  • Sicherheitsbeauftragter 11/2013, S. 27, 13.11.2013, 16:47, MESSER

    manenter unterschwelliger interner Kon-flikte erkennen und vielfach beseitigen. Beherrschung von Techniken zur Entspannung und Stressbewältigung Das Erlernen von Entspannungstechniken (z.B. autogenes Training) hilft den Grup-penleiterinnen, mit vielen belastenden Situationen – auch durch Lärm – besser fertig zu werden. Die Kinder können diese Techniken eben-falls erlernen, da auch sie dem Lärm und oft subjektiv empfundenem Stress aus-gesetzt sind. Entspannungsphasen stellen zudem einen guten Übergang von Bewe-gungsangeboten zu konzentriertem Arbei-ten (z.B. Basteln) dar. Guter Impfschutz Erzieherinnen und Erzieher sind auf Grund des engen Umgangs mit den Kin-dern ihrer Gruppe besonders gefährdet, sich eine Infektionskrankheit zuzuziehen. Es gibt in Kitas kaum eine Möglichkeit, sich den Krankheitserregern, die meist von den Kindern „mitgebracht“ werden, zu entziehen. Aus diesem Grund sollten sich die Erzieher durch Impfungen schützen: Die ständige Impfkommission (aktuell unter www.rki.de) schlägt einen Impfschutz vor allem gegen Mumps, Masern und Röteln sowie gegen Polio, Diphterie und Tetanus vor. Zumindest bei Erziehern aus Kindergärten mit einem hohen Anteil von Kindern aus Endemiegebieten sowie in Krippen und Integrationsbereichen ist zudem eine Imp-fung gegen Hepatitis A sinnvoll. Da der krankheitsbedingte Ausfall der Be-schäftigten den Arbeitgeber weitaus teurer kommt als die Impfungen selbst, ist er gut beraten, bei Bedarf die Impfungen zu übernehmen, die nicht durch die Kran-kenkassen abgedeckt sind. Gute Gesundheit Eine gute allgemeine Gesundheit hilft mit, berufliche und private Belastungen zu bewältigen. Selbstverständlich gibt es hier angeborene, genetisch festgelegte oder durch Unfälle und Infektionen erworbene Erkrankungen, die weder vom Arbeitgeber noch vom Beschäftigten selbst beeinfluss-bar sind. Andere Faktoren – wie zum Bei-

    spiel die oben erwähnte Bewegung – sind hingegen positiv oder negativ beeinfluss-bar. Dazu gehören beispielsweise die eige-ne Ernährung oder der Umgang mit Süch-ten. Hier sind zunächst die Beschäftigten in der Pflicht – der Arbeitgeber kann sie aber durch Information oder durch Ange-bote der Gesundheitsförderung unter -stützen. Gesundheit der Beschäftigten – (primär) eine Arbeitgeberaufgabe In vielen Unternehmen legt man die Zie-le ausschließlich nach dem gesetzlichen Auftrag fest: Für eine Kita bedeutet dies zunächst, innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen eine zeitlich und inhaltlich angemessene und pädagogisch möglichst gute Betreuung von Erziehern und Kindern zu gewährleisten. Zuneh-mend mehr Einrichtungen gehen aber über den gesetzlichen Auftrag hinaus und legen in Leitbildern weitere Fak-toren fest, die ihre Ziele bestimmen. Dies kann zum Beispiel eine besonders starke Berücksichtigung des Elternwunsches sein oder ein besonderes pädagogisches Konzept. Ein wichtiges Ziel der Kita kann aber auch die Erhaltung der Gesundheit von Kindern und Beschäftigten sein. Eine solche profilbildende Festlegung, die der Träger mit unterstützen muss, sollte auch gegenüber den Eltern offensiv vertreten werden. Sie ist dann Grundlage von kon-kreten Maßnahmen, die etwa Bestandteil des Konzepts der „guten gesunden Kita“ sind. Wie bereits dargelegt, können sich ge-sundheitliche Belastungen aus sehr un-terschiedlichen Faktoren ergeben, bei-spielsweise aus Umgebungsfaktoren wie Lärm und Klima oder aus sozialen Bezie-hungen. Daher fordert das Arbeitsschutz-gesetz für alle Arbeitsplätze, die dortigen Gefährdungen und gesundheitlichen Be-lastungen umfassend zu ermitteln, Män-gel zu dokumentieren und Maßnahmen ihrer Beseitigung einzuleiten. Eine um-fassende und stets aktualisierte Beurtei-lung der Gefährdungen und Belastungen ist damit der beste Garant, keine Belas-tung für die Gesundheit übersehen zu ha-ben. Daher sind Einrichtungen, die die Gefährdungsbeurteilung wirklich „le-ben“ lassen, im Vorteil gegenüber sol-chen, die nur pro forma über eine Gefähr-

    dungsbeurteilung in Form eines „Daten-friedhofs“ verfügen. Eine Gefährdungsbeurteilung darf sich nicht auf die leicht ermittelbaren baulich-technischen Gefährdungen und Belas-tungen beschränken. Sie muss auch die psychischen Belastungen mit einbezie-hen. Wird in der Gefährdungsbeurteilung festgestellt, dass Risiken für die Gesund-heit am Arbeitsplatz bestehen, die nicht minimiert werden können, ist es in vielen Fällen möglich, die Gesundheit der Be-schäftigten durch Angebote der betriebli-chen Gesundheitsförderung zu verbes-sern. Diese vereinen in sich mehrere Vor-teile: Der physische Gesundheitszustand wird bei den Teilnehmern verbessert und möglichen Krankheiten – insbesondere der Herz-Kreislauf und Muskel-Skelett-erkrankungen vorgebeugt. Hierbei ist es wichtig, differenzierte Angebote (Anfän-ger/Fortgeschrittene, Mannschaftssport/Individualsport) zu machen, um den in-dividuellen Bedürfnissen der Teilnehmer entgegenzukommen. Ähnlich wichtig wie die Wirkung auf den Körper ist aber die Wirkung auf das Gemeinschaftsgefühl und die bereits beschriebene soziale Unterstützung: An-gebote der betrieblichen Gesundheitsför-derung beinhalten immer Kontakte zu anderen Beschäftigten. Diese informellen Kontakte und Informationen sind auch für den Arbeitgeber positiv, da sie den in-ternen Informationsfluss fördern. Gerade in Kitas sind gesundheitsfördernde Angebote relativ einfach umzusetzen. Sie können von kurzen ritualisierten Bewe-gungsangeboten (z.B. eine Viertelstunde Rückenschule vor Öffnung der Einrich-tung) über eine Bezuschussung von ge-sundheitsfördernden Kursen (Ernährung, Suchtentwöhnung, Bewegung) in Sport-vereinen oder der örtlichen Volkshoch-schule bis hin zur Organisation von Gemeinschaftsaktivitäten außerhalb des Dienstes reichen. Die Erhaltung der eigenen Gesundheit ist nicht nur eine Aufgabe des Arbeitgebers. Dieser kann zwar für einen gut gestalteten, geführten und organisierten Arbeitsplatz, für ein positives Betriebsklima, für den notwendigen sozialen Rückhalt sorgen – ein Teil der Verantwortung liegt aber bei den Beschäftigten selbst. Es liegt sehr stark an ihnen, welche gesundheitlichen Proble-

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    me sie an den Arbeitsplatz mitbringen, ob sie gesundheitsfördernde Angebote des Arbeitgebers nutzen, in welchem Umfang sie ihre Arbeit mit gestalten und wie sie in ihrem Privatleben mit ihrer Gesundheit umgehen. Für alle Erzieherinnen und Erzieher gilt, sich bei der Erhaltung der eigenen Gesundheit nicht alleine auf den Arbeit-geber zu verlassen, sondern selbst aktiv zu werden und die zahlreichen Möglich-keiten zu nutzen, die ihnen privat oder auch im Rahmen der Arbeit zur Ver-fügung stehen. Gerade in einem Beruf mit inhaltlich vielen Freiheiten ist der Einbau gesundheitsfördernder Aktivitä-ten für Kinder und sich selbst in das „normale“ pädagogische Tagespro-gramm leicht möglich und sollte daher genutzt werden. Zahlreiche Institutionen wie Kranken- und Unfallkassen bieten hierzu Materialien, Konzepte und sonsti-ge Unterstützung an.

    Dr. Torsten Kunz, [email protected] Matthias Lange, [email protected]

    Literatur: Kunz, T. (2011). Sicherheit und Gesund-heit in Kindertagesstätten: Wiesbaden: Kommunal- und Schulverlag Lange, M. (2013). Kindertageseinrichtun-gen sicher gestalten. Schriftenreihe der Unfallkasse Hessen, Band 8. Wiesbaden: Universum Verlag

    Erzieherinnen und Kinder können sich auch gemeinsam bewegen. Das tut beiden gut.

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