keynesianism
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über den KeynesianismusTRANSCRIPT
Vorwort
Was ist eigentlich der Keynesianismus?
Der Keynesianismus oder besser das, was im Allgemeinen unter Keynesianismus verstanden
wird, ist die Gesamtheit der Theorie von John Maynard Keynes. Obwohl Keynes der
berühmteste Nationalökonom unseres Jahrhunderts ist, blieben wichtige Teile seiner Theorie
bis heute fast unbekannt. Darauf ist die Unterlage, dass die Leute im Allgemeinwissen unter
Keynesianismus nur auf im 1936 veröffentliche Werk „Allgemeine Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ achten. Sie haben Recht, weil der Keynesianismus
erstlich und hauptsachlich darauf basiert, aber hat eine zweite sehr wichtigen Pfeiler, die
Langfristprognose von 1943, die als Stagnationstheorem verbreitet ist.
Es versteht sich, wie diese zwei Werke die Keynessche Theorem zusammengenommen
werden, wie sich mit der langfristigen Entwicklung des Kapitalismus, die gegenwärtige
Stagnation und Massenarbeitslosigkeit befassen. Stellt sich Frage, ob es ein radikales
Reformprogramm ist oder eher von der Transformation der auf Wachstum basierenden
kapitalistischen Produktionsverhältnisse handelt. Ist Keynes' Theorie nur auf die kurze Frist
gerichtet und somit nur auf die konjunkturellen Aktivitätsschwankungen und konjunkturelle
Arbeitslosigkeit anwendbar oder dessen ungeachtet infolge der Börsenkrach von 1929
überhaupt zu einer Renaissance des Keynesianismus kommen wird?
Die Kennzeiche des Keynesianismus sind im Gegensatz zum vorherigen System, zu
neoklassischen Theorien, weil Keynes die Wirtschaft nicht als geschlossenes System
angesehen hat, in dem ein natürliches Gleichgewicht gilt. Die Neuigkeit ist, dass er auf die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage fokussierte, als entscheidende und aussagekräftige Größe.
Die Keynessche Theorie wurde in der Wissenschaft und ind der politischen Öffentlichkeit vor
allem während der ersten Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg populär, denn es die
Lösung auf die große Depression war. Laut Keynes soll der Staat die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage stimulieren, weil nicht das Angebot die Nachfrage bestimmt, wie die klassische
Nationalökonomie behauptete, sondern die Nachfrage das Angebot. Ist die Nachfrage am
Gütermarkt zu gering, schrumpft die Produktion, und es entsteht Arbeitslosigkeit. Weil die
Wirtschaft von allein nicht wieder zum Vollbeschäftigungsgleichgewicht zurückfindt, muss
der Staat eingreifen und die Nachfragelücke schließen. Es ist das Wesentliche der
Keynesianismus.
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Ist zu fragen, ob der Name Keynes lediglich der legitimierenden Reputation für beliebige
Staatsinterventionen dient, ob staatsinterventionistischer Maßnahmen den aktuellen
Gegebenheiten der Krise gerecht wird und es sich dabei um eine Anwendung der
Keynesschen Konzeption handelt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Keynes'
Langfristprognose die Situation von heute überhaupt noch zutreffend abbildet. Eigentlich lebt
der Keynesianismus noch heutzutage? Oder ist es mit Keynes schon seit 68 Jahre tot?
Inwiefern ist Keynes bzw. die Keynessche Theorie als Alternative zu anderen
wirtschaftspolitischen und theoretischen Position zu verstehen? Das Thema verweist grob auf
diese eigenständige, aber auch zusammenhängende Fragestellungen, die den Aufbau der
folgenden Überlegungen bestimmen. Im ersten Teil stehen die Eigenartigkeiten des
Keynesianismus und die Interpretationen die schon erwähnte zwei Theorien, die der
Keynesschen Alternative aufgebaut haben. Der zweite Teil befasst sich mit der aktuelle
wirtschaftspolitische Lage und mit der heutzutage dauernde Krise. Das Thema betont zwar die
aktuelle Perspektive und hebt auf die „heutigen Bedingungen“ ab, aber im Sinn des Diktums
„keine Zukunft ohne Herkunft“.
Ich werde mich in diesem Arbeit vorrangig auf die Geschichte des Keynesianismus
konzentrieren und versuchen es in der vergangenen Jahrzehnten zu begleiten, sowie auf die
Fragestellungen befriedigende Antworten zu geben.
Einleitung
Als Übersicht der Geschichte der Keynesianismus fange ich mit einer Behauptung an, die in
der gegenwärtigen weltweiten gesellschaftlichen Entwicklungen erscheint und ist wegen der
Historie des Keynesianismus, wonach wir uns inmitten einer Transformation der modernen
Gesellschaft vom Wohlfahrts‐ zum Minimalstaat befinden. Die westlichen Gesellschaften
haben Mitte der 1970er Jahren den Höchststand ihrer sozialstaatlichen Entwicklung in Form
‘Nationalen keynesianischen Wohlfahrtsstaat’ (NKWS)1 erreicht. Bei historisch einmalig
hohen Sozialausgabenquoten, hohen Wirtschaftswachstumsraten und geringer
Arbeitslosigkeit, erreichte die Einkommensdifferenzierung ein gleichermassen historisches
Minimum. Es war der Höhepunkt des Keynesianismus, aber beendete dessen Ära wegen der
1 Der NKWS zeichnet sich durch breite wirtschafts und sozialpolitische Eingriffe zur Herstellung ‚ausgleichender‐ Gerechtigkeit‘ aus und kann deshalb als ergebnisortientierte Umverteilung bezeichnet werden. Zentrales Handlungsmotiv ist die Stabilisierung der Gesellschaft.
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zwei Ölpreisschocks, im Mitte und am Ende der 1970er Jahre und einleitete die
Transformation zum ‘Schumpeterianischen Wettbewerbsstaat’ (SWS)2, die Zeit des
Monetarizmus. Diese Umwandlung wird vermöge der Preisstabilität als Grundbedingung für
solides Wirtschaftswachstum begleitet und schafft den Rahmen für eine monetäre Restriktion,
die eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung nach der 2. Ölpreiskrise Anfang der 1980er
Jahre verunmöglicht, dafür aber die Arbeitslosigkeit ansteigen und gleichzeitig die vormals
überschüssigen öffentlichen Haushalte ins Defizit rutschen lassen. In den 1990er Jahren wird
die Transformation zum SWS durch die Liberalisierung von Arbeits‐ und Finanzmärkten, die
Senkung von Unternehmens‐ und Spitzeneinkommensteuern und die Privatisierung der
öffentlichen Güterbereitstellung vollendet. Die Arbeitslosigkeit verbleibt ebenso hoch wie das
öffentliche Defizit, also die Inflation herrscht. Infolgedessen hat in den 2000er Jahren die
Transformation zum ‘Globalen Nozickschen Minimalstaat’ (GNMS)3 begonnen. Diese
neuerliche Umsetzung, die überall von der neue Sozialdemokratie und der wiederkehrende
Keynesianismus mitgetragen wird, schafft eine massive Sparpolitik und gerade nach der
Weltfinanzkrise am Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts erfolgen. Heutzutage
verbleibt die Wirtschaftsentwicklung nicht nur stagnativ, sie wird auch krisenanfälliger, die
Arbeitslosigkeit bleibt hoch und die Einkommensungleichheit erreicht Ausmaße wie zu
Beginn des vorigen Jahrhunderts. (Vgl. Heise, 2011, S. 3)
Ich hoffe, dass die Gründe der erwähnte Transformation mithilfe dieses Arbeites verständlich
werden und es wird absehbar, das Ganze wegen der Keynessche Theorie geschehen zu sein.
Deswegen dauern wir hier, dass in Zeiten der Globalisierungspolitik der westliche
Kapitalismus ihre über ein halbes Jahrtausend währende Vormachtposition verliert und es
vom asiatischen überrunden wird.
2 Der SWS reduziert die Eingriffsintensität des Staates erheblich, da lediglich ‘Teilnahmegerechtigkeit’ angestrebt wird und er also ausgangs‐, nicht zielorientiert ist. Zentrales Handlungsmotiv ist hier der Standortwettbewerb. 3 Eine Minimalstaat als einzig zu rechtfertigende Form des Gemeinwesens, die Umverteilung als Ziel allerdings nicht erlaubt.
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1. Die Neuartigkeiten und Interpretation von Keynes‘ „Allgemeiner Theorie“
Die Kernpunkte des „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“
von 1936
Von diesem Werk geht der Keynesianismus aus. Alle These basiert darauf, dass Keynes das
Saysches Theorem verwirft, wenn jedes Angebot seine Nachfrage schafft. Bei Keynes steht
im Mittelpunkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
1. Vollbeschäftigung statt Massenarbeitslosigkeit
Das marktwirtschaftliche System tendiert auch bei flexiblen Preisen und Löhnen zur
Vollbeschäftigung, die die Beschäftigung aller arbeitswilligen Erwerbspersonen bedeutet.
Keynes hat dabei nachgewiesen, dass dieses System nicht automatisch ist, und langfristig
kann es zu einem Zustand der Unterbeschäftigung führen. Es wird vermeiden, weil das
wesentliche das neue Theorem ist, dass der Staat die Wirtschaft ankurbelt, indem er durch
Investitionen die Nachfrage erhöht. Dazu muss er sich allerdings verschulden. Im Fall einer
Krise soll der Staat zu finanz- und geldpolitischen Mitteln greifen, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder an das Niveau heranzuführen, bei dem
Vollbeschäftigung herrscht.
2. Der Kasinokapitalismus, der „keynesianische Unsicherheit“ Die Investitionen hängen von der Differenz zwischen der erwarteten Renditen und den
Marktzinssätzen ab. Es ist Ungewissheit über die Zukunft, alle Wirtschaftssubjekte sind mit
fundamentaler Unsicherheit konfrontiert. In der Neoklassik gab es keine Unsicherheit, weil
alle Individuen über vollständige Informationen verfügen. Mit der Vervielfachung der
Finanzmarktgeschäfte rücken Spekulationen ins Zentrum der Ökonomie. Auch Gewinne, die
eigentlich für die Finanzierung von Sachinvestitionen vorgesehen sind, werden spekulativ
eingesetzt. Hier spielen die unsicheren Erwartungen eine große Rolle, weil wegen der
unsicheren Erwartungen die Reaktion auf eine Zinssatzsenkung durch die Notenbank auf die
Kreditfinanzierung unsicher bleibt. Es ist der sogenannte Kasinokapitalismus.
„Keynes beschreibt den Kasinokapitalismus als ein kaleidoskopisches System. Wechselt das Bild im Kaleidoskop nach einem exogenen Schock, dann ist das Zustandekommen des neuen Bilds theoretisch nicht streng erklärbar. Politisch gewendet heißt das, dass durch irrationale Spekulationen die Wirkungen von gestaltender Politik nicht abschätzbar sind.“ (Huffschmid, 2009, S. 18)
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3. Investitionen und Ersparnis
Früher war das mangelnde Ersparnis die Ursache fehlenden Kapitals, hoher Zinsen und eines
Rückgangs der Investitionen. Bei Keynes wird das Ersparnis durch die Investition bestimmt
und nicht umgekehrt. Aus diesem Grund sind Sparen und Konsumverzicht keine Lösung für
die Überwindung einer Krise, weil höhere Sparquote zu einem weiteren Rückgang der
Einkommen führt. Langfristig stabile investitionspolitische Maßnahmen reduzieren die
individuelle Unsicherheit. Die Investitionstätigkeit wird durch die verminderte individuelle
Unsicherheit stimuliert. (Vgl. Windsperger, 1983, S. 13)
4. Deficit Spending
Keynes‘ Lösung für die Überwindung einer Krise ist das sogenannte Defizitausgaben. Bei
einer Krise verursacht ein überhöhtes Ersparnis von Geld eine entsprechende Kreditaufnahme,
dann senken die Einkommen und es wird mehr Verschuldung. Um das zu vermeiden,
ermöglicht der Staat mit seinem Haushaltsdefizit den Privaten eine Geldvermögensbildung.
Also Defizit Spending ist eine Steigerung der staatlichen Ausgaben über die zu erwartenden
Einnahmen und es bezeichnet einen Teilaspekt der staatlichen Konjunkturpolitik, der
Fiskalpolitik.
2. Der Börsenkrach von 1929
1.Die Theorie in der Praktik
Keynes hat die Theorie der Deficit Spending schon in der Historie verwendet. Im Oktober
1929 bricht eine Panik aus: alle wollen ihre Aktien nur noch verkaufen, die Kurse brechen
zusammen. Im 1929 ausgebrochene Große Depression, der Börsenkrach. Um keinen Preis
möchte die Welt solch eine Katastrophe noch einmal erleben. Auf dem Höhepunkt der Krise
Anfang der 30er-Jahre liegt die Arbeitslosigkeit in den USA bei 25 Prozent, in Deutschland
bricht die Demokratie zusammen. Die Große Depression hat das Grundvertrauen in die
Stabilität der Marktwirtschaft fundamental gestört.
Bei der Lösung die Krise ging die Neoklassik davon aus, dass das Gesetz von Angebot und
Nachfrage den Preis der Güter und der Arbeit regelt. Arbeitskräfte werden also nur dann
entlassen, wenn ihr Lohn zu hoch ist. Akzeptieren sie niedrigere Löhne, stellen die
Unternehmer wieder ein. Wer arbeitslos war, der war es freiwillig. Die Weltwirtschaftskrise
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zu Beginn der dreißiger Jahre lehrte etwas anderes. Nicht das Angebot, sondern die Nachfrage
entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg. Sie liefert damit auch den Schlüssel zur
Überwindung einer Krise.
2. Die antizyklische Konjunkturpolitik
Keynes schlug zur Bewältigung von Wirtschaftskrisen die antizyklische Konjunkturpolitik
vor. Wenn die Wirtschaft in eine Rezession rutscht, sind Massnahmen zur Stimulierung der
Gesamtnachfrage notwendig: niedrigere Leitzinsen, um Investitionen zu befeuern und den
Aussenwert der Währung zu senken, geringere Steuern oder Mehrausgaben des Staates. Also
nach Keynes soll der Staat eine sogenannte antizyklische Wirtschaftspolitik betreiben. Das
bedeutet, dass er in Zeiten einer Rezession oder Depression -wenn die Nachfrage sinkt-,
investieren muss, um diese wieder anzuregen, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. In
Zeiten einer Boomphase oder einer Hochkonjunktur soll der Staat diese aufgenommenen
Schulden wieder zurück zu zahlen. Es ist das Defizitfinanzierung, das Keynes schon in der
Praktik durchgeführt hat.
3. Keynes' Langfristprognose, die zwar als Stagnationstheorem bekannt ist von 1943
Keynes hatte seine Aufmerksamkeit auf die Überwindung der Massenarbeitslosigkeit der
Großen Depression und später auf die Stabilisierung der britischen Kriegswirtschaft
konzentriert. Diese waren kurzfristige Probleme, aber die Keynessche Theorie beschränkt sich
nicht auf die kurze Frist, sondern steht die langfristige Entwicklung im Mittelpunkt und
unterscheidet zwischen kurzfristiger Depression und langfristiger Stagnation. Vor allem gilt
dies für Keynes' Langfristprognose vom Mai 1943 und deren Drehpunkt die Theorie der
effektiven Nachfrage ist. Ohne diesem kein Stagnationstheorem wäre. Es handelt sich um eine
Einschätzung der voraussichtlichen Beschäftigungsentwicklung nach Ende des Krieges, die
Keynes im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für die britische Regierung vorgelegt hat.
Die Keynessche Theorie enthält die Grundlagen für eine langfristige Entwicklungsanalyse
kapitalistischer Marktwirtschaften. Die Langfristvorhersage basiert auf zwei säkularen
Trends: dem Anstieg der Arbeitsproduktivität als wesentlichem Ergebnis des technischen
Fortschritts und der Dynamik der effektiven Nachfrage, also des privaten Konsums bzw. der
privaten Ersparnis in der Folge steigenden Einkommens. Unter den stillschweigenden
Voraussetzungen, dass weder eine starkes Bevölkerungswachstum eintritt noch wieder ein
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„großer“ Krieg begonnen wird, prognostizierte Keynes drei deutlich unterscheidbare
Entwicklungsphasen:
Sie verlaufen als Prozess allmählichen Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Investition
bzw. als im Trend zunehmende Abweichung zwischen freiwilliger Ersparnis (Sf) und
freiwilliger Investition (If) bezogen auf das Vollbeschäftigungsniveau als endogener Prozess
des Wachstums.
1. Phase (If > Sf): Wiederaufbau und Umstellung auf die Friedenswirtschaft. Inflationäre
Übernachfrage ist das Hauptproblem, da die freiwilligen Investitionen die freiwillige
Ersparnis erheblich übersteigen würden. Der Nachfragetheoretiker Keynes empfahl für die
erste Phase, die Ersparnis zu fördern bzw. den Konsum zu beschränken. Hohe
Wachstumsraten des BIP und der Beschäftigung sind zu erwarten.
2. Phase (If = Sf): In der zweiten Phase würde sich auf relativ hohem Einkommensniveau ein
Vollbeschäftigungsgleichgewicht von freiwilliger Ersparnis und freiwilliger Investition noch
ohne größere Staatsinterventionen ergeben; konjunkturelle Ausschläge ließen sich durch
antizyklische Politik in erträglichem Ausmaß halten.
3. Phase (If < Sr): Schließlich werde aber in der dritten Phase das BIP-Wachstum infolge
schwächerer Investitionen auf Dauer soweit abnehmen, dass die Ersparnis auf dem
Vollbeschäftigungsniveau nicht mehr absorbiert wird, so dass die Wachstumsraten des BIP
hinter der Zunahme der Produktivität zurück blieben. Ohne eine sachgerechte
Beschäftigungspolitik folgt daraus steigende Massenarbeitslosigkeit. (Vgl. Zinn, 2008, S. 25)
Es bedarf hier keiner detaillierten statistischen Zeitreihen zu Wachstum, Beschäftigung zu
erkennen, dass die drei von Keynes prognostizierten Phasen im Großen und Ganzen dem
historischen Wirtschaftsprozess in den reichen kapitalistischen Ländern zwischen 1945 und
der Gegenwart entsprechen. Die dritte Phase, die Stagnation, begann mit dem weltweiten
Wachstumseinbruch der 1970er Jahre. Es gibt zwar keine allgemein akzeptierte Definition des
Begriffs Stagnation, aber aus Keynesscher Sicht besteht das Wesen der Stagnation darin, dass
mittels Wachstum keine Vollbeschäftigung mehr zu erreichen ist.
Kritik: Drei wesentliche Merkmale wurden von Keynes bei seiner langfristigen Prognose
nicht in Rechnung gestellt: das Ausmaß der Umweltprobleme und die fortschreitende
Erschöpfung der natürlichen Ressourcen; die beschleunigte Machtkonzentration der
Wirtschaft verbunden mit einer Aushöhlung der Demokratie und der qualitative Wandel der
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traditionellen internationalen Wirtschaftsbeziehungen zur Globalisierung, die in Verbindung
mit der internationalen Unternehmenskonzentration auch den freien Wettbewerb auf mehr
und mehr Märkten stranguliert. (Vgl. Zinn, 2008, S. 15-16)
4. Die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre
Nach dem zweiten Weltkrieg beginnt das große keynesianische Zeitalter in der Wissenschaft
wie in der Politik. Es endet in den 70-er Jahren. Eine neue Generation von Volkswirten
attestiert der keynesianischen Makroökonomie schwere methodische Schwächen, innerhalb
weniger Jahre gilt der ganze Ansatz als unwissenschaftlich. Die Idee, dass der Staat im
Kapitalismus eine aktive wirtschaftliche Rolle spielen sollte, ist Mitte der 40er-Jahre
salonfähig.
1.Nachteile: Es war wegen die Nachteile der Keynesianismus. Staatsverschuldung nimmt
stetig zu, da ein einsparendes Verhalten während der Boomphase praktisch nicht durchsetzbar
ist auf Grund der zeitlichen Verzögerung in der Wirkung, sind die Investitionen des Staats
unkalkulierbar, weil die Investitionen erst in der nächsten Boomphase Wirkung zeigen und
zum Inflation fahren. Es ist noch immer ein großes Problem, dass die staatliche
Neuverschuldung fast überall in Europa entgegen den Schwüren der Politiker weiter steigen
wird. Der Stabilitätspakt der Euro-Länder faktisch oder vielleicht sogar offiziell aufgekündigt
werden muss, dass die Zinssätze auf Null, oder nahe Null gesenkt werden müssen, dass
vielleicht das Mittel einer maßvollen Inflation eingesetzt werden muss, um den öffentlichen
Haushalten Luft zu verschaffen. (Vgl. Deutschmann, 2003, S. 11)
2.Anwendung Früher:
Zu seiner Entwicklung, war die Anwendung Keynes Wirtschaftstheorie durchaus sinnvoll und
wurde von vielen als eine gute Lösung angesehen. Jedoch Endetet diese Ära im Jahr 1973 mit
der ersten Ölpreiskrise, welche das Phänomen der -bis dahin unbekannten- Stagflation ist.
Dies bedeutete steigende Arbeitslosigkeit bei zunehmender Inflation. Dieses Problem war
nach Keynes Ansatz nicht lösbar, da man die Geldmenge erhöhen müsste, um die
Arbeitslosigkeit zu senken, jedoch diese ebenfalls verkleinern, um die Inflation zu verringern.
Ausgerechnet in dieser Bewährungsprobe versagen die keynesianischen Instrumente. Die
Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt - niedrige Zinsen und teure
Konjunkturprogramme treiben nicht Wachstum und Beschäftigung, sondern nur die Inflation.
Die Industrieländer erleben eine Kombination aus Stagnation und Inflation. Eine Situation,
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die es nach keynesianischer Logik gar nicht geben kann und für die erst ein neues Wort
erfunden werden muss: "Stagflation".
3.Anwendung Heute:
Grundsätzlich sind die Ideen Keynes nicht uninteressant denn auch heute noch wird in
Konjunkturprogrammen zur Unterstützung der Wirtschaft in Rezession investiert.
Die Unterstützung der Wirtschaft durch staatliche Konjunkturprogramme kann zu einer zu
hohen Staatsverschuldung führen, was wiederum im Rahmen der Europäischen
Stabilitätspolitik problematisch ist.
Keynesianismus in Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland kann das am 8. Juni 1967 in Kraft getretene Gesetz zur
Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG) als „die umfassende
gesetzliche Kodifizierung des Keynesianismus“ verstanden werden. Bis heute ist der Name
Karl Schiller untrennbar mit dieser spezifisch deutschen Variante des Keynesianismus
verbunden: Er war der für die Vorlage des Gesetzes zuständige Fachminister, der Erfinder des
marketingträchtigen Etiketts „Globalsteuerung“, er war aber auch an der Rezeption des
Keynesianismus in der deutschen Wissenschaft, vor allem aber in der deutschen
Sozialdemokratie maßgeblich beteiligt. Mit Schiller wird das Stabilitäts- und
Wachstumsgesetz (StabG) zum Vehikel sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik:
„Globalsteuerung ist die Quintessenz des Keynesianismus, Globalsteuerung ist
sozialdemokratisch, damit ist Keynesianismus sozialdemokratisch“
Austrokeynesianismus
Der Begriff bezeichnet die österreichische Form des Keynesianismus, die besonders durch die
Wirtschaftspolitik der SPÖ unter Bruno Kreisky geprägt war. In Zeiten der Ölkrise 1973
wollte die Regierung Kreisky durch Deficit Spending den schlechter werdenden
wirtschaftlichen Verhältnissen in Österreich entgegenwirken. Dazu wurden Maßnahmen wie
öffentliche Aufträge für die Privatwirtschaft, Exportsubventionen oder die Förderung der
verstaatlichten Industrie getätigt. Die Arbeitslosigkeit in Österreich konnte im Vergleich zu
anderen Ländern niedrig gehalten werden, dafür mussten hohe Budgetdefizite in Kauf
genommen werden. Die Wirtschaftspolitik unter Kreisky –vermöge der Keynesianismus- hat
das Wachstum überdurchschnittlich gesteigert. Die Wirtschaftspolitik unter der Kreisky-Jahre
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eng mit der
Sozialpartnerschaft verbunden war.
Keynes ist tot, es lebe der Keynesianismus?
Ende der Keynesanismus
Der Keynesianismus 40 Jahre zuvor zur Mehrheitsmeinung wurde, geht er so schnell, in den
70ern unter. Milton Friedman führt die Gegenrevolution an: Die 80er- und 90er-Jahre waren
die große Botschaft der Neoklassiker und das Zeitalter Milton Friedmans, wenn der Staat sich
aus der Wirtschaft heraushalten sollte. Jeder Versuch, die Beschäftigung über niedrigere
Leitzinsen oder höhere Staatsausgaben zu erhöhen, wirkt auf Dauer destabilisierend. Je weiter
sich der Staat aus der Wirtschaft zurückzieht, desto besser. Statt sich über die Nachfrage
Sorgen zu machen, soll die Politik versuchen, die Angebotsbedingungen zu verbessern - und
zum Beispiel für niedrige Steuern, weniger Gewerkschaftsmacht und offene Märkte sorgen.
Vor allem Ronald Reagan (1981-1989) und Margaret Thatcher (1979- 1990) setzen diese
"angebotsorientierte Wirtschaftspolitik".
Der neue Keynes- eine kurze Wiedergeburt: International jedoch erlebt er seit Mitte der 90er
Jahre eine Wiedergeburt - aber in ganz neuem Gewand. hinter dem Neu-Keynesianismus
verbirgt und er im 1998 unter Oskar Lafontaine. "Neu-Keynesianer": heutzutage Sie
adaptieren den keynesianischen Ansatz, aber ihre Analyse basiert auf einem Gerüst, in dem
die jüngsten Fortschritte in der ökonomischen Modellierung berücksichtigt sind. Die neuen
Keynesianer lehren an den besten Universitäten und publizieren in den anspruchsvollsten
Zeitschriften; ihre Modelle gehören zu den Standard-Werkzeugen der westlichen
Notenbanken. 68 Jahre nach Keynes Tod sind wieder einmal alle Keynesianer! Also der
keynesianismus ist nicht gestorben.
68 Jahre nach Keynes Tod sind wieder einmal alle Keynesianer. Die führenden
Wirtschaftsforschungsinstitute dringen darauf, Staatsinvestitionen vorzuziehen, der
Sachverständigenrat fordert schnell mehr Geld für Infrastruktur, Bildung und Forschung. "Wir
sind jetzt alle Keynesianer": Höhere Löhne fördern das Wirtschaftswachstum und Staaten
sollten in Wirtschaftskrisen investieren, um Unternehmen und Bürger zum Geldausgeben zu
animieren. Nach der Finanzkrise 2008 (!)
Heutzutage
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Keynesianische Konjunkturprogramme können nur dann effektiv sein, wenn die
entsprechende Volkswirtschaft nicht allzu offen ist. Ein kleines Land wie Luxemburg z. B. ist
für solche Programme völlig ungeeignet. 90 Prozent der Waren kommen aus dem Ausland.
Wenn die Nachfrage staatlich erhöht würde, verstreute sich dieser Effekt über die
Nachbarregionen und würde dort ohnehin verschwinden, weil er so klein ist. Die
keynesianische Politik ist in großen autonomen Wirtschaftsräumen möglich, beweist dagegen
das aktuelle Beispiel USA. Nach dem Crash am Aktienmarkt im Frühjahr 2000 stabilisierte
die Regierung Bush durch massive Steuergeschenke an die wohlhabenden
Bevölkerungsschichten den Konsum. Gleichzeitig stützte die Notenbank mit rekordniedrigen
Zinsen den Immobilienmarkt und den Bankensektor. Der Effekt war eine schnelle Rückkehr
zu akzeptablem Wirtschaftswachstum. Diese im Kern keynesianische Politik, weil sie mit
massiven Nachfrageschüben aus staatlichen Mitteln arbeitet, hat durchaus auch fragwürdige
Konsequenzen. So stiegen die Importe, während der Export der USA stagnierte. Der Dollar
blieb dennoch relativ stark. Obwohl die Leistungsbilanz der USA extrem negativ ist und
obwohl die USA mittlerweile das am höchsten verschuldete Land der Welt geworden sind,
fließt immer noch Kapital in dem Land. Ein Rätsel der Finanzmärkte. Also die generelle
Schlussfolgerung ist, dass keynesianische Wirtschaftspolitik ist nur in großen, möglichst
autonomen Wirtschaftsräumen möglich. Eine koordinierte keynesianische Konjunkturpolitik
auf EU-Ebene kann sehr wohl erfolgreich sein.
Lage in der Europäischen Union
Ungleichgewichte abbauen: Ein Grundproblem der Europäische Union ist die
unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung ihrer Mitglieder, die dazu führt, dass es Länder
mit hohen Überschüssen (Deutschland, Niederlande) und solche mit hohen Defiziten
(Griechenland, Spanien) im Außenhandel gibt. Das spaltet die Euro-Zone ökonomisch
wie politisch. In den Defizitländern sind die Lohnsteigerungen zu hoch, auch die Fiskalpolitik
ist zu großzügig. In der Überschussländer gilt das Gegenteil: zu geringe Lohnsteigerungen,
knauserige Finanzpolitik, wenige Investitionen.
Es ist nicht so, als ob Spanien jetzt plötzlich eine keynesianische Ausgabenpolitik betreiben
könnte. Angeschlagene Länder können das gar nicht finanzieren. Richtig ist vermutlich aber
auch: Das wichtigste Wachstumprogramm wäre also, dass Italien und Spanien die geplanten
Sparmaßnahmen und Strukturreformen zeitlich strecken. Spanien hat ein wenig mehr Zeit
bekommen, um seine Defizitziele zu erreichen. Auch Griechenland will nachverhandeln und
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mehr Zeit für die Sanierung seiner maroden Staatsfinanzen und
Wirtschaftsreformen herausschlagen.
Wirtschaftsregierung gründen: In Europa kämpft jeder für sich: Die Spanier versuchen ihre
Banken zu retten, die Griechen ihre Arbeitslosigkeit zu bewältigen. Wenn man den Euro-
Raum als Ganzes betrachte, würde man sagen: Wir haben eine Rezession,
Massenarbeitslosigkeit, eine Generation junger Menschen, die ohne Jobs verloren ist, eine
ungelöste Bankenkrise. Die Wirtschaftspolitik soll alle Wirtschaftsabläufe regulieren und
ordnen. Daneben gibt es vielfältige Probleme. Streit um Steuersenkungen, Euro-Krise,
Sparpakete, Privatisierungen auch.
Lösung:
Man würde also versuchen, die Probleme zentral zu lösen, eher Geld ausgeben als sparen,
Sonderprogramme für Jugendliche auflegen, die Banken restrukturieren. Die Mittel dafür
müssten zentral aufgebracht werden, nicht regional. Eine expansive Beschäftigungs- und
Ausbildungspolitik der EU zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, besonders unter
Jugendlichen, wäre dringend notwendig. Wachstumspakt schließen: Europa sollte ein
Investitionsprogramm auflegen, aber nicht auf Pump, sondern durch Steuern finanziert,
beispielsweise durch eine Finanztransaktionsteuer. Eine ausgewogene Ausweitung von
Steuern und Ausgaben könnte die Wirtschaft ankurbeln.
Insgesamt: Keynesianismus ist eine Antwort auf konjunkturelle Probleme. Er ist deshalb -
wenn überhaupt - nur eine vorübergehende Lösung. Keynesianische Wirtschaftspolitik ist
auch in den Zeiten der Globalisierung möglich. Sie müsste allerdings auf EU-Ebene oder im
Rahmen der Euro-Staaten koordiniert stattfinden.
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