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GISELA KROHN

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Katalog zur Ausstellung "Wald als emotionale Landschaft" in der Galerie Köppe Contemporary Mai / Juni 2016.

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GISELA KROHN

Wald als emotionale Landschaft

K Ö P P E CONTEMPORARY

Wald als emotionale Landschaft

Wald als emotionale Landschaft – Christoph Tannert

Von ihren Spaziergängen bringt die Künstlerin Fotos mit, die die Erinnerungen an ihr Wal-derlebnis wach halten. Am liebsten sucht sie „verborgene Orte“ auf, denen sie dann im malerischen Aufgehobensein ein Denkmal setzt. Die Seele des Waldes dampft sie ein in Farbe.

Wie die Künstlerin die Sinnlichkeit einer Landschaft und die Körperlichkeit von Materie um die Bildmitte herum ausbalanciert, das hat Konsequenz und ist harmonisch. Zuweilen ent-steht ein Sog, den man sich schwer erklären kann. Wirkt hier nur etwas Handgemachtes, ein Kontrastprinzip oder entführt uns etwas an einen Sehnsuchtsort der menschlichen Seele?

Wenn Gisela Krohn den Pinsel ansetzt, dann aus Lust an der Farbe, ihren vielfältigen Aus-drucksmöglichkeiten und weil sie das Spontane und Zufällige schätzt.

Was von ihr in der Natur wahrgenommen wird, fließt in die Malerei ein, wird im Arbeitspro-zess in neue, erweiterte Beziehungen überführt. Gegenständliches und Ungegenständli-ches, dem Augensinn Verpflichtetes, Gefühltes und Erahntes verzahnen sich. Die wechsel-seitige Verflechtung von Bewusstem und Unbewusstem führt letztendlich zu Bildlösungen, die weder vorausgedacht noch vorausgesehen werden können. Das garantiert den Kom-positionen ihre Frische und Unmittelbarkeit. In ihnen sehen wir es rinnen und schmelzen, dass es eine wahre Freude ist.

Zentrales Motiv ihrer Werkreihe „Passion“ (2015) ist ein umgebrochener mächtiger Baum über einem Waldsee oder die gefallene Fichte der Serie „Niklas“ (2016).

Gisela Krohns Bilder sind malerisch, weil sie nicht auf die grafisch scharf geschnittene do-kumentarische Konturierung orientieren, sondern auf das weiche Fließen eines transitori-schen Übergangs zwischen Farbpunkten und Farbflächen – und weil sie sich überdeutlich in Beziehung setzen zur Geschichte der europäischen Landschaftsmalerei, insbesondere der Romantik und beispielsweise den religiösen Implikationen der Bilder von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge. Es ist keineswegs ein neutrales Bild, das die romantischen Maler von der Natur entwerfen. Sie malen die Natur so wie sie sie fühlen, als eine Offenba-rung des göttlichen Universums.

Im Vergleich dazu machen uns die Bilder von Gisela Krohn nicht fromm, sie lassen uns aber zumindest Rückschau halten auf die Bildleistungen der Alten und deren tiefe Religiosität.

Und es gelingt der Künstlerin, ihren Bildern etwas Verzauberndes einzuschreiben. Auch Wehmut, ein Besorgtsein schwingt mit.

Gisela Krohn malt symbolische Landschaften. So sieht Vergänglichkeit, Zerstörung, Schwei-gen aus. Etwas Unergründliches ist darin, dazu ein Resthauch von Traurigkeit, der wohl nie ganz verschwindet, denn natürlich zielt das Thema „Passion“ ziemlich direkt auf Gefälltwer-den, Umbrechen, Absterben, mithin auf das Endzeitliche. Ins Bildzentrum tritt die Demütigung des stolzen, selbstbestimmten Einzelwesens. Und das unter gesellschaftlichen Umständen, in denen wir fast nie mit dem Tod konfrontiert werden. Wir sind ziemlich ungeübt im Umgang mit der Vergänglichkeit. Die vitale und kreative Art, mit der Gisela Krohn an ihrem aktuellen Thema „Passion“ malt, hat etwas von lustvoller und mutiger Verausgabung. Es ist ein maleri-scher Akt, der bewusst macht, dass es befreiend sein kann, in Gewissheiten oder zumindest in Wahrscheinlichkeiten zu denken.

Manch einer mag diese Stimmungsmalerei pathetisch nennen, für die Künstlerin ist jedes Bild eine Erkundungsreise. Wir sehen ihr zu, wie sie schaut, in die Welt hört und reflektiert, wie sie die „verborgenen Orte“ als Ich-Bilder anlegt, in atmosphärische und Lichtverhältnisse zer-legt, beobachtet, neu ansetzt – und dabei kraftvoll vorankommt.

Weiße Flächen (häufig lässt die Künstlerin einfach die Grundierung stehen) kommt Bedeu-tung zu, weil sie Ruhezonen sind, wie strukturelle Trockenböden und Sandbänke wirken in all dem Abtropfen und Verlaufen.

Während die Welt sich im Staccato dreht, hält sich Gisela Krohn an eine Malerei der sedierten Lautheit, der ruhiggestellten Hektik, ohne der süßlichen Projektion von Waldeinsamkeit auf den Leim zu gehen.

Sie fängt Licht ein und hält es sowohl sphärischer als auch kraftvoll in Balance. Solche Art von Bildern sind sanft, rau, eisig und geheimnisvoll auf einmal.

Durch Dickicht brechendes Licht oder das Schimmern von Tautropfen auf Spinnennetzen findet aber nicht nur tastend einen Widerhall in diesen Bildern, sondern durch die offenen Augen der Bewusstheit.

Denn nicht der Wald ist das Thema von Gisela Krohn, nicht die Zähmung des Lebens in roman-tischer Sublimierung, nicht Sehnsucht, nicht Sorglosigkeit, sondern Malerei in unterschiedli-cher Distanz zum Naturvorbild. Im hiesigen Fall eine interessante und fruchtbringende Annä-herung von künstlerischen und geistigen Erfahrungen im Material von Leinwand und Farbe. Und eine Suche nach den auslösenden Momenten für die eigene Bildsprache – Malerei in medialer Selbstreflexion zwischen Konkretion und Abstraktion.

Passion 1 | Öl / Lw, 190 x 300 cm, 2015

Passion 2 | Öl / Lw, 130 x 150 cm, 2016

Passion 3 | Öl / Lw, 80 x 120 cm, 2016

Niklas | Öl / Lw, 150 x 180 cm, 2016

Wendepunkt blau | Öl / Lw, 140 x 240 cm, 2015

Niklas 2 | Öl / Lw, 80 x 60 cm, 2016

Linumhorster Allee 3 | Öl / Lw, 180 x 180 cm, 2012

Verborgener Ort | Öl / Lw, 110 x 180 cm, 2016

The Bic Vic Fall 3 | Öl / Lw, 150 x 260 cm, 2012

Klenze Weiher | Öl / Lw, 150 x 200 cm, 2015

Déjà - Vu | Öl / Lw, 80 x 240 cm, 2016

Present | Öl / Lw, 110 x 160 cm, 2015

Laichplatz 2 | Öl / Lw, 160 x 180 cm, 2010

Laichplatz 3 | Öl / Lw, 160 x 180 cm, 2010

GISELA KROHN

Vita2001 Diplom der Malerei, Kunsthochschule Berlin bei Prof. H. Schimansky2000 Erasmus Stipendium, Bordeaux, Frankreich95-01 Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin91-95 Ausbildung zur Theatermalerin an der Deutschen Oper Berlin88-89 Einjähriger Studienaufenthalt in Quebec, Kanada1986 Fachabitur in Grafik und Design1966 In Köln geboren

Einzelausstellungen (K) Katalog2016 Galerie Köppe Contemporary, Berlin (K) 2015 Galerie Peter Frey, Salzburg Galerie Biesenbach, Köln (K)2014 Galerie Art Affair, Regensburg 2013 ARD Hauptstadtstudio, Berlin Galerie Wittenbrink, München „open secret“ (K) 2012 DSV Kunstkontor Stuttgart, "my memories are like water" 2009 Galerie Wittenbrink, München, „rasende Stille“ (K) Kunstamt Berlin/Kreuzberg „hinter dem Liebnitzsee“ 2007 Galerie Wittenbrink, München, „Trügerische Stille“2006 Audi-Forum Berlin (K) Hubertus Melsheimer Kunsthandel, Köln2004 Galerie Wittenbrink, München „Timberland“ (K) Stift Neuzelle, deutsch-polnisches Stipendium des Landes Brandenburg2001 Galerie Bago, Berlin „neue Landschaftsbilder“2000 Goethe-Institut Bordeaux, Frankreich, „dans le jardin de mon ami“

Gruppenausstellungen2016 Galerie Andrea Madesta, Regensburg Yongsan War Memorial Museum, Seoul Korea2014 Galerie Peter Frey, Salzburg – Austria Haus Beda, Bitburg „Mythos Wald" - Zeitgenössische und historische Interpretationen zum Thema Wald Galerie Biesenbach, Köln

2012 Hubertus Melsheimer Kunsthandel, Köln „100 Jahre Landschaft“ 2011 XII International Workshop of Visual Arts and Artists Meeting Marianowo, Polen Hubertus Melsheimer Kunsthandel, Köln Art Karlsruhe2007 La Biennale du Prieuré, Belgien Art Cologne2006 Kunstmesse Karlsruhe 2005 Galerie im Körnerpark Berlin2003 Galerie Wittenbrink, München „Positionen neuer Malerei“2001 Kunsthochschule Berlin, „Alleen“ Diplomausstellung

Veröffentlichungen2014 Mittelbayrische Zeitung, der surreale Impressionismus der G. Krohn2013 Potsdamlife Magazin Sommer, Natur und Kunst, Künstlerporrait Kunstquadrat Gisela Krohn, Buch Jovis Verlag 2012 Stuttgarter Wochenblatt: Virtuose Malerei, Stuttgarter Zeitung: G. Krohns Bilder im Kunstkontor2006 Die Welt „Es gibt kein endgültiges Bild“ Interview von A. Hilgenstock Die Welt, „Timberland“ Ausstellung München2005 Brigde Magazin, Chicago Review „Timberland“Ausstellung, München Tip Magazine, Berlin, Ausstellung Galerie im Körnerpark 2004 „Flash Art“ Magazine Mailand, Review 2003 „Timberland“ Galerie Wittenbrink München

Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung "Wald als emotionale Landschaft", Mai / Juni 2016 in der Galerie Köppe Contemporary.

Verso Linumhorster Allee 3 | Öl / Lw, 180 x 180 cm, 2012 (Ausschnitt)

KÖPPE CONTEMPORARYKnausstraße 19 •14193 Berlin-Grunewald

Tel.: 030 / 825 54 43 • Mobil: 0176 / 23 37 92 [email protected] • www.villa-koeppe.de

www.facebook.com/GalerieVillaKoeppe© Galerie Köppe Contemporary, 2016

Fotos: Gisela Krohn, Max Weise

Gisela Krohn in ihrem Berliner Atelier, fotografiert von Daniel Müller (2016)

KÖPPE CONTEMPORARYKnausstraße 19 •14193 Berlin-Grunewald

Tel.: 030 / 825 54 43 • Mobil: 0176 / 23 37 92 [email protected] • www.villa-koeppe.de

www.facebook.com/GalerieVillaKoeppe© Galerie Köppe Contemporary, 2016

Fotos: Gisela Krohn, Max Weise

K Ö P P E CONTEMPORARY