karl lennert; karl lennert;

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Pathologe 2013 · [Suppl 2] · 34:313–315 DOI 10.1007/s00292-013-1801-2 Online publiziert: 8. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 D. Harms Institut für Pathologie, Universität Kiel Karl Lennert 04.06.1921 – 27.08.2012 Am 27. August 2012 verstarb in Kiel der weltweit bekannte Pathologe Professor Dr. med. Dres. h.c. mult. Karl Lennert im Alter von 91 Jahren. Ein langes und an großen Leistungen und Erfolgen reiches Leben war damit zu Ende gegangen. Manfred Dietel hat als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und zugleich als ehemaliger Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Kiel und Nachfolger Karl Lennerts be- reits in dieser Zeitschrift (Pathologe 2012, 33:564) Persönlichkeit und Lebensleis- tung des Verstorbenen sehr zutreffend dargelegt, mich aber dennoch als einen Schüler und langjährigen „Wegbegleiter“ Karl Lennerts um eine noch ausführliche- re Würdigung für den Kongressband 2013 des Pathologen gebeten. Karl Lennert wurde am 04.06.1921 im fränkischen Fürth geboren. Bald nach be- standenem Abitur wurde er am 01.05.1939 im Alter von 17 Jahren zum Reichsarbeits- dienst einberufen, kam aber, nachdem er schwer an einer Ruhr erkrankt war, nach etwa einem halben Jahr wieder zurück nach Hause. Zu seinem persönlichen Glück durfte er sich im November 1939 in Erlangen für das Medizinstudium imma- trikulieren, war sich aber zunächst noch nicht sicher, ob er wirklich Arzt werden wollte. Deshalb hörte er zusätzlich je ein Semester bzw. Trimester lang Vorlesungen über Psychologie, Ethik der Ordnungen, Philosophie über Schopenhauer und besuchte darüber hinaus (schon damals liebte er das Klavierspielen) Veranstaltun- gen über Harmonielehre und Orgelspiel. Sein Studium musste er im Oktober 1942 abrupt unterbrechen, als er zum Wehrdienst einberufen und in der Kraft- fahrabteilung Bamberg eingesetzt wur- de. Zu einer Versetzung an die Ostfront ist es dann glücklicherweise nicht mehr gekommen. Vielmehr wurde er nach Erholung von einem „schicksalhaften Unfall“ (sein Kommentar) mit Verletzung beider Kniegelenke zu einer Studienkom- panie nach Erlangen versetzt, wo er sein Medizinstudium fortsetzen konnte, dies am 27.03.1945 mit dem Staatsexamen ab- schloss und einen Tag später mit einer Arbeit über die herdförmige interstitielle Nephritis promoviert wurde. Von da an ging es Schritt für Schritt voran: Von 1945 bis 1950 war er zunächst wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pathologie der Universität Erlangen. Nach einem wissenschaftlich fruchtbaren Intermezzo an der Abteilung Biochemie des Max-Planck-Instituts in Göttingen war er von 1951 an am Institut für Patho- logie der Universität Frankfurt/M tätig, wurde dort 1952 mit einer Arbeit über den Morbus Hodgkin habilitiert und 1958 zum apl. Professor ernannt. 1960 wechselte Karl Lennert an das Institut für Patholo- gie der Universität Heidelberg, zunächst als Oberarzt, später als kommissarischer Direktor, bis er den Ruf an die Kieler Medizinische Fakultät erhielt. Am 01.05.1963 wurde er in Kiel und in der Nachfolge von Wilhelm Doerr zum ordentlichen Professor für Allgemeine Pathologie und pathologische Ana- tomie ernannt und zum Direktor des Pathologischen Instituts der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel bestellt. Die- ses ganz nahe an der Kieler Förde gelegene und auch architektonisch schöne Institut wurde nun für ihn wie seine Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter die alles ent- scheidende Wirkstätte. Mit ihm nach Kiel gekommen waren – neben seiner Gattin, Frau Dr. med. Amanda Lennert (er hatte seine künftige Ehefrau schon im Frank- furter Institut kennen gelernt!) und seinen Töchtern Monika und Claudia – Wolf- gang Remmele als Oberarzt sowie Lutz- Dietrich Leder und Hans-Jochen Stutte als wissenschaftliche Assistenten. Schon frühzeitig, noch in Erlangen, hatte sich Karl Lennert, dabei ange- regt durch frühere Untersuchungen von A.A. Maximov (1927), mit der Patholo- gie des Knochenmarks befasst, später kam die Lymphknotenpathologie hinzu. Für die Forschung auf beiden Gebieten waren histologische, zytologische und histochemische Untersuchungstechniken nötig. Unter den Färbungen war und blieb ihm die Giemsa-Färbung am wichtigs- ten. Nach seiner Überzeugung ließen sich hiermit bestimmte Strukturen in norma- len und pathologisch veränderten Zellen am besten sichtbar machen. Das metho- dologische Repertoire wurde später durch Immunhistochemie und Molekularbiolo- gie erweitert. Sein wichtigstes Arbeitsinstrument war das Mikroskop, und ohne sein Mikro- skop wäre Karl Lennert undenkbar. Beim täglichen Mikroskopieren entstanden seine Ideen und Konzepte. Seine Augen und sein Hirn waren auf wunder- bare Weise gleichsam miteinander ver- bunden. Er hatte ein untrügliches Gespür für das Besondere in mikroskopischen Präparaten. Nur so konnte er neue Tu- morentitäten des lymphatischen Systems erkennen und definieren. In Zusammen- Karl Lennert 313 Der Pathologe · Supplement 2 · 2013| Nachrufe

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Page 1: Karl Lennert; Karl Lennert;

Pathologe 2013 · [Suppl 2] · 34:313–315DOI 10.1007/s00292-013-1801-2Online publiziert: 8. November 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

D. HarmsInstitut für Pathologie, Universität Kiel

Karl Lennert04.06.1921 – 27.08.2012

Am 27. August 2012 verstarb in Kiel der weltweit bekannte Pathologe Professor Dr. med. Dres. h.c. mult. Karl Lennert im Alter von 91 Jahren. Ein langes und an großen Leistungen und Erfolgen reiches Leben war damit zu Ende gegangen.

Manfred Dietel hat als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und zugleich als ehemaliger Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Kiel und Nachfolger Karl Lennerts be-reits in dieser Zeitschrift (Pathologe 2012, 33:564) Persönlichkeit und Lebensleis-tung des Verstorbenen sehr zutreffend dargelegt, mich aber dennoch als einen Schüler und langjährigen „Wegbegleiter“ Karl Lennerts um eine noch ausführliche-re Würdigung für den Kongressband 2013 des Pathologen gebeten.

Karl Lennert wurde am 04.06.1921 im fränkischen Fürth geboren. Bald nach be-standenem Abitur wurde er am 01.05.1939 im Alter von 17 Jahren zum Reichsarbeits-dienst einberufen, kam aber, nachdem er schwer an einer Ruhr erkrankt war, nach etwa einem halben Jahr wieder zurück nach Hause. Zu seinem persönlichen Glück durfte er sich im November 1939 in Erlangen für das Medizinstudium imma-trikulieren, war sich aber zunächst noch nicht sicher, ob er wirklich Arzt werden wollte. Deshalb hörte er zusätzlich je ein Semester bzw. Trimester lang Vorlesungen

über Psychologie, Ethik der Ordnungen, Philosophie über Schopenhauer und besuchte darüber hinaus (schon damals liebte er das Klavierspielen) Veranstaltun-gen über Harmonielehre und Orgelspiel.

Sein Studium musste er im Oktober 1942 abrupt unterbrechen, als er zum Wehrdienst einberufen und in der Kraft-fahrabteilung Bamberg eingesetzt wur-de. Zu einer Versetzung an die Ostfront ist es dann glücklicherweise nicht mehr gekommen. Vielmehr wurde er nach Erholung von einem „schicksalhaften Unfall“ (sein Kommentar) mit Verletzung beider Kniegelenke zu einer Studienkom-panie nach Erlangen versetzt, wo er sein Medizinstudium fortsetzen konnte, dies am 27.03.1945 mit dem Staatsexamen ab-schloss und einen Tag später mit einer Arbeit über die herdförmige interstitielle Nephritis promoviert wurde.

Von da an ging es Schritt für Schritt voran: Von 1945 bis 1950 war er zunächst wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pathologie der Universität Erlangen. Nach einem wissenschaftlich fruchtbaren Intermezzo an der Abteilung Biochemie des Max-Planck-Instituts in Göttingen war er von 1951 an am Institut für Patho-logie der Universität Frankfurt/M tätig, wurde dort 1952 mit einer Arbeit über den Morbus Hodgkin habilitiert und 1958 zum apl. Professor ernannt. 1960 wechselte Karl Lennert an das Institut für Patholo-gie der Universität Heidelberg, zunächst als Oberarzt, später als kommissarischer Direktor, bis er den Ruf an die Kieler Medizinische Fakultät erhielt.

Am 01.05.1963 wurde er in Kiel und in der Nachfolge von Wilhelm Doerr zum ordentlichen Professor für Allgemeine Pathologie und pathologische Ana-tomie ernannt und zum Direktor des Pathologischen Instituts der Christian-

Albrechts-Universität zu Kiel bestellt. Die-ses ganz nahe an der Kieler Förde gelegene und auch architektonisch schöne Institut wurde nun für ihn wie seine Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter die alles ent-scheidende Wirkstätte. Mit ihm nach Kiel gekommen waren – neben seiner Gattin, Frau Dr. med. Amanda Lennert (er hatte seine künftige Ehefrau schon im Frank-furter Institut kennen gelernt!) und seinen Töchtern Monika und Claudia – Wolf-gang Remmele als Oberarzt sowie Lutz-Dietrich Leder und Hans-Jochen Stutte als wissenschaftliche Assistenten.

Schon frühzeitig, noch in Erlangen, hatte sich Karl Lennert, dabei ange-regt durch frühere Untersuchungen von A.A. Maximov (1927), mit der Patholo-gie des Knochenmarks befasst, später kam die Lymphknotenpathologie hinzu. Für die Forschung auf beiden Gebieten waren histologische, zytologische und histochemische Untersuchungstechniken nötig. Unter den Färbungen war und blieb ihm die Giemsa-Färbung am wichtigs-ten. Nach seiner Überzeugung ließen sich hiermit bestimmte Strukturen in norma-len und pathologisch veränderten Zellen am besten sichtbar machen. Das metho-dologische Repertoire wurde später durch Immunhistochemie und Molekularbiolo-gie erweitert.

Sein wichtigstes Arbeitsinstrument war das Mikroskop, und ohne sein Mikro-skop wäre Karl Lennert undenkbar. Beim täglichen Mikroskopieren entstanden seine Ideen und Konzepte. Seine Augen und sein Hirn waren auf wunder-bare Weise gleichsam miteinander ver-bunden. Er hatte ein untrügliches Gespür für das Besondere in mikroskopischen Präparaten. Nur so konnte er neue Tu-morentitäten des lymphatischen Systems erkennen und definieren. In Zusammen-

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arbeit mit engagierten Klinikern gelang es ihm, für sämtliche bekannte und neu davon abgegrenzte Lymphomtypen und -varianten die klinische Relevanz zu er-arbeiten, d. h. Daten zum jeweiligen Grad der Bösartigkeit, zu Krankheitsverlauf und Prognose zu ermitteln.

Da Karl Lennert das Fach Pathologie in seiner gesamten Breite, also auch jen-seits seiner Spezialgebiete, beherrscht hat-te, konnte er dank seiner diagnostischen Brillanz einer großen Zahl von Patienten (indirekt) entscheidende Hilfestellung geben. Die Diagnosen wurden mit unbe-stechlicher Klarheit formuliert, aber wenn nötig, auch kritisch hinterfragt. Wenn etwas ungeklärt blieb, wurde dies auch zum Ausdruck gebracht und in einer „Epistel“ kommentiert. In zweifelhaf-ten Fällen durfte keine falsche Sicherheit vorgetäuscht werden, vielmehr wurden Experten im eigenen Hause oder in ande-ren Instituten um Mitbeurteilung gebeten.

Trotz aller Leidenschaft für die Wis-senschaft hat sich Karl Lennert mithin immer und primär als Arzt verstanden. „Er ist als Arzt Forscher geworden, als Forscher Arzt geblieben“, so der emeritier-te Kieler Propst Knut Mackensen in seiner bewegenden Trauerpredigt.

Untrennbar mit dem Namen Karl Len-nert verbunden sind das 1964 auf Initiative von Herwig Hamperl in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Pa-thologie gegründete Kieler Lymphkno-tenregister, das im Verlauf der Jahre das größte Tumorregister werden sollte (und das nach der Emeritierung Karl Lennerts erfolgreich weitergeführt wurde), und die nach gründlicher Aufarbeitung des hier dokumentierten Untersuchungsguts ent-standene, 1975 publizierte und rasch „in aller Welt“ bekannt gewordene Kiel-Klas-sifikation der Non-Hodgkin-Lymphome.

Mit der ihm eigenen Konsequenz, Zähigkeit und Durchsetzungskraft hatte Karl Lennert die Entwicklung und Etab-lierung einer europäischen Gesellschaft für Hämatopathologie (einschließlich der Lymphompathologie) vorangetrieben. Diese Gesellschaft wurde 1988 als Euro-pean Association for Haematopathology gegründet, und Lennert war ihr erster Präsident und Ehrenpräsident.

Die wissenschaftspolitischen Schwie-rigkeiten in der Vorgeschichte dieser

Assoziation hat Karl Lennert in seiner letzten Monographie aufgrund sehr per-sönlicher Tagebuchnotizen eindrucksvoll (und besonders für „Insider“ spannend zu lesen) mitgeteilt (History of the Euro-pean Association for Haematopathology. Berlin, Springer 2006). Insbesondere ging es um die hartnäckige und für län-gere Zeit nicht auflösbare Konkurrenz zwischen der Kiel-Klassifikation und mehreren US-amerikanischen Lymphom-klassifikationen. Die 1982 von amerikani-scher Seite als Kompromiss gedachte sog. Working Formulation der Non-Hodgkin-Lymphome wurde von Karl Lennert heftig kritisiert. Denn in ihrer Aussagekraft war sie der Kiel-Klassifikation eindeu-tig unterlegen. Die weitere Entwicklung ging nun ohne direkte Mitwirkung Karl Lennerts voran: 1994 gelang auf Initiative von Peter Isaacson und Harald Stein (europäische Seite) sowie Nancy Harris und Elaine Jaffe (amerikanische Seite) mit der „revised European-Ameri-can classification of lymphoid neoplasms“ der entscheidende Durchbruch in den Bemühungen um eine gemeinsame Ein-teilung der Lymphome. Die neue Klas-sifikation wurde bald nur noch „REAL classification“ genannt (REAL steht für „revised European-American lymphoma classification“, kann aber auch adjektivisch interpretiert werden). Die „REAL classi-fication“ ermöglichte nun erstmalig eine fruchtbare transatlantische Kooperation und wurde dann später (2001) Grundlage für die WHO-Klassifikation. Mutatis mutandis haben sich hierin wichtige Prä-missen der Kiel-Klassifikation durchge-setzt, sicherlich zur späten Genugtuung Karl Lennerts.

Karl Lennert hinterlässt ein umfang-reiches wissenschaftliches Erbe: Unter seinen Monographien sind 2 monumen-tale Werke besonders hervorzuheben: 1. Lymphknoten. Diagnostik in Schnitt und Ausstrich Bandteil A: Cytologie und Lymphadenitis. Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie, Bd. I/3A. Springer, Berlin 1961 und 2. („in collaboration with“ N. Mohri, H. Stein, E. Kaiserling, H. K. Müller-Hermelink) Malignant lymphomas other than Hodgkin’s disease. Histology, cytology, ultrastructure, immunology. Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie

und Histologie, Bd. I/3B. Springer, Berlin 1978. Weiterhin hat er allein oder mit Koautoren ca. 315 wissenschaftliche Arbeiten publiziert, etwa 65 große Refe-rate gehalten und 41 Schnittseminare und Tutorials durchgeführt.

Karl Lennert gelang es immer wieder, viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie zahlreiche Gäste aus aller Welt zu begeistern und zu motivieren. Viele sei-ner Publikationen sind dank seiner Zu-sammenarbeit mit engagierten Kollegen und Kolleginnen entstanden, und nur so war es ihm möglich, seine vielen Ideen und Konzepte tatsächlich zu realisieren.

Von seinen Mitarbeitern und Schülern forderte er Einsatzbereitschaft, Leistung und Loyalität. Dafür stand er ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite und förderte sie, wo immer dies möglich war. Viele seiner früheren Mitarbeiter sind später Lehr-stuhlinhaber in Deutschland und in an-deren Ländern geworden und haben, je-der auf seine Art, die Lymphknoten- und Hämatopathologie weiter vorangebracht.

Karl Lennert ist vielfach und vieler-orts geehrt worden. Fünf Mal wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen (in Gent, Köln, Xian/China, Madrid und Erlangen), und darüber hinaus hat er be-deutende Preise erhalten, u. a. den hoch dotierten Ernst-Jung-Preis, die Schlei-den-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, den Rönt-gen-Preis der Academia Nationale dei Lincei (Rom), den Fred W. Stewart Award (Sloan Kettering Institute, New York), die Robert-Koch-Medaille in Gold, die Rudolf-Virchow-Medaille und zuletzt (2001) den Wissenschaftspreis der Lan-deshauptstadt Kiel.

Selbstverständlich hat sich Karl Lennert auch für alle Belange seines Insti-tuts eingesetzt und hatte das Institut „fest im Griff “, war aber andererseits stets offen für Verbesserungsvorschläge. Mit seinen anspruchsvollen Vorlesungen und Kur-sen konnte er die Studierenden anregen und begeistern. – In der Medizinischen Fakultät war er vor allem in den wichtigen Habilitationskommissionen und Be-rufungskommissionen engagiert. 1973 war er Initiator des Sonderforschungs-bereichs 111 (lymphatisches System und experimentelle Transplantation) und wur-de dessen Sprecher, und 1978 hatte er das

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Kieler Tumorzentrum gegründet und bis 1988 geleitet (s. Addendum).

Nach seiner Emeritierung (1989) und der damit notwendigerweise verbunde-nen Adaptation an den Ruhezustand blieb er dem Institut verbunden und hat sich immer gefreut, wenn er um Rat gebeten wurde. Aus Anlass seines 90. Geburtstags ehrte ihn die Kieler Universität durch eine Gedenktafel, die neben dem Institutsein-gang fixiert wurde. Trotz schwächer wer-dender Gesundheit konnte er diesen aka-demischen Festakt noch dankbar und mit Freude genießen.

Sein „privates Steckenpferd“ war von seiner Jugend an das Klavierspielen. Er war ein hervorragender Pianist und war auch stets dazu in der Lage, Solisten „vom Blatt“ zu begleiten. Ferner hatte Karl Lennert sich auch in Bücher mit philoso-phischer und/oder theologischer Thema-tik vertieft. In seinem Hause waren seine Gattin, Frau Dr. Amanda Lennert, und er selbst, der seine fränkische Heimat auch beim Feiern nicht verleugnen mochte, liebenswürdige Gastgeber.

Das alles ist nun mit seinem Ableben zu Ende gegangen. In der Todesanzeige des Kieler Instituts heißt es resümierend: „In der Pathologie insgesamt und für sei-ne vielen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt er als ein wirklich ganz Großer in dankbarer, bleibender Erinnerung“.Addendum.  Karl Lennerts Einsatz für die Kieler Universitätsmedizin blieb nicht vergessen: Bestes Beispiel hierfür ist das am 13.04.2013 in Kiel feierlich eröffnete, hochmoderne Krebszentrum, das sei- nen Namen trägt, nämlich „Karl-Lennert- Krebscentrum Nord“. Hiermit hat Professor Lennert posthum eine sehr schöne Ehrung erfahren. Der Name Karl Lennert bleibt somit nicht nur im Fach Pathologie, sondern auch einer breiten Öf-fentlichkeit dauerhaft in guter Erinnerung.

Dieter Harms Kiel

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Dres. h.c. D. HarmsInstitut für Pathologie, Universität KielArnold-Heller-Str. 3, Haus 14, 24105 [email protected]

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