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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement
1
Journal
Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung
Hochwasserrisikomanagement
1. Jahrgang I Heft 2 I September 2017
Photo: Colourbox.com/PetraD
Profilschwerpunkt Wasser des Geographischen Instituts der Universität Bonn
e.Wa Journal – Special Issue: Wasser im urbanen Raum
e.Wa Journal - Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung e.Wa Journal ist eine Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung. Ziel ist es, die im Rahmen von Se-
minaren erbrachten Leistungen und damit die gewonnenen Erkenntnisse für alle Seminarteilnehmerinnen und
Seminarteilnehmer sowie für interessierte Kommilitoninnen und Kommilitonen als Quelle von Inspiration und
Wissensvermittlung verfügbar zu machen. Das Spektrum der geographischen Beiträge reicht dabei von einer so-
zialwissenschaftlichen bis zu einer naturwissenschaftlichen Herangehensweise.
e.Wa – e.laboratory for inter- and transdisciplinary water research and education e.Wa dient als Wissens- und Austauschplattform mit dem Fokus auf inter- und transdisziplinäre Forschung und
Lehre zu Wasserthemen. e.Wa stellt unter anderem eine Methodenbibliothek, Datenübersichten, e-learning Ma-
terialien und ein (virtuelles) Trainingszentrum für die Anwendung von sozio-technischen Tools bereit.
Redaktion Prof. Dr. Mariele Evers Layout und Satz Arne Claßen Hinweis Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und der Herausgeberin wieder. Alle Artikel wurden unkorrigiert übernommen und lediglich hinsichtlich des Layouts und der konsistenten Be-schriftung angepasst. Herausgeber
AG Ökohydrologie und Wasserressourcenmanagement- Prof. Evers
Geographisches Institut
Meckenheimer Allee 172
Universität Bonn
Herausgeber des Themenheftes
Prof. Dr. Mariele Evers
AG Ökohydrologie und Wasserressourcenmanagement
Geographisches Institut
Meckenheimer Allee 172
Universität Bonn
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement
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Inhalt
Vorwort (Mariele Evers)………………………………………..……………………………………………………………………4
1 Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg (Miriam Gruber, Julia Hölzemann, Joline Kerpen
und Simon Uhr) ................................................................................................................................ 6
2. Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGIS-gestützte Untersuchung (Eva-Christina
Katz, Jakob Niedzwiedz und Lea Steyer) ........................................................................................ 15
3. Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation (Hanna Schulze-Steinen und Sarah
Harden) .......................................................................................................................................... 23
4. Der Starkregen-Kompass– Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden
durch Starkregen (Florian Bröder, Paul Faber, Andreas Fritz, Krisitina Militzer und Konstantin
Sander) ........................................................................................................................................... 33
5. Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk
Management? (Katrin Hoffmann und Anneke Müller) .................................................................. 43
Anhang A 2.……………………………………………………………………………………………………………………….…54
Anhang B 3…………………………………………………………………………………………………………………………..60
Anhang C (Maßnahmenkatalog und Tool)……………………………………………………..externe Anhänge
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement
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Vorwort
Herzlich Willkommen zur zweiten Ausgabe des
e.Wa Journals, der Zeitschrift für studentische
wasserbezogene Forschung. Die vorliegende
Ausgabe behandelt das Thema Hochwasserrisi-
komanagement, das im Rahmen eines Pro-
jektseminars im Sommersemester 2017 von
studentischen Gruppen bearbeitet wurde.
Zentrale Elemente des Seminars war der Aus-
tausch mit Praxisakteuren im Rahmen von ein-
geladenen Vorträgen und Vor-Ort-Begehungen
wie beispielsweise in Köln der Hochwasserlehr-
pfad und Bonn-Mehlem, aber auch eine Ex-
kursion nach Brüssel und Paris, um Institutio-
nen der UN (UNISDR, UNESCO), EU Kommis-
sion, das Pariser Katastrophensimulationszent-
rum kennen zu lernen sowie ein Austausch mit
UniversitätskollegInnen zum Thema Starkre-
genforschung.
Hochwasserereignisse sind die Naturereig-
nisse, die weltweit für immer höhere Schäden
und Todesfälle verantwortlich sind. Allein im
Jahr 2016 kam es weltweit zu Schäden in Höhe
von fast 60 Mrd. US$.
War in der Vergangenheit überwiegend von
Flusshochwassern die Rede, rückten in den
letzten Jahren immer mehr Starkregenereig-
nisse in den Fokus. Aktuelles Beispiel sind die
starken Überschwemmungen in Folge von
Starkregenereignissen am 30. Juni 2017 in Ber-
lin. Starkregenereignisse treten deutlich klein-
räumiger als Flusshochwasser auf, die räumli-
che Ausdehnung ist schwer vorherzusagen und
sehr kurzfristige Vorwarnzeiten sind zentrale
Charakteristika, die Herausforderungen sind
für kommunalen Hochwasser- und Katastro-
phenschutz.
Und so ging es in dem Seminar „Hochwasserri-
sikomanagement“ darum, zu den unterschied-
lichsten Aspekten des Hochwasserrisikomana-
gements Forschungsansätze zu entwickeln und
in Kleingruppen zu bearbeiten.
Im ersten Kapitel beschäftigen sich GRUBER,
HÖLZEMANN, KERPEN UND UHR mit Hochwasser-
Governance an der Mittleren Sieg. Dort lässt
sich beobachten wie wichtig das Zusammen-
spiel der verschiedenen Akteure für einen er-
folgreichen Hochwasserschutz ist, und wie
schwierig es ist das Einzugsgebietsbezogene
Handeln über administrative Grenzen hinweg
einzuführen und vor allem kontinuierlich fort-
zuführen. Doch auch auf der lokalen Ebene gibt
Verbesserungspotential bei der Entscheidungs-
findung. Eine Möglichkeit ist dabei die Einbe-
ziehung der Vulnerabilität. KATZ, NIEDZWIEDZ &
STEYER haben dafür anhand des Fallbeispiels
Köln Karten entwickelt, die die Vulnerabilität in
Abhängigkeit von den verwendeten Indikato-
ren anzeigt. Dabei wurde deutlich, dass sich die
Auswahl der Indikatoren maßgeblich auf die Er-
gebnisse auswirkt. Zudem stellte sich heraus,
dass ortsgenauere Daten, die Grundlage für die
Analyse sind, nur teilweise verfügbar sind.
Auch die von SCHULTZE-STEINEN UND HARDEN un-
tersuchte Hochwasserrisikokommunikation ist
gerade für das kommunale Hochwasserrisiko-
management von großer Bedeutung. Da das
kommunale Handeln beim Hochwasserschutz
enge Grenzen hat, ist es von entscheidender
Bedeutung, dass die potenziell betroffene Be-
völkerung informiert wird, um eigenständig
Maßnahmen umzusetzen. Dies ist gerade vor
dem Hintergrund der Starkregenereignisse von
Relevanz, da diese in Gebieten auftreten an de-
nen Überschwemmungen abseits von Gewäs-
sern nicht erwartete werden. BRÖDER, FABER,
FRITZ, MILITZER UND SANDER haben daher ein Tool
entwickelt, mit dessen Hilfe sowohl Bürger als
auch Kommunen angeleitet werden sollen, um
nach einer kleinen Abfrage entsprechende
Maßnahmen vorgeschlagen werden, die einen
wichtigen Beitrag zur Vorsorge leisten können.
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement
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Im Beitrag von HOFFMANN & MÜLLER geht es da-
rum, die Leistungen von Überschwemmungs-
gebieten als Ökosystemleistungen zu quantifi-
zieren und zu monetarisieren, um so eine inte-
grierte Betrachtung zu ermöglichen und öko-
nomische Aspekte einzubeziehen.
Die hier präsentierten Forschungsarbeiten, die
im Rahmen des Master-Projektseminars ent-
standen, zeichnen sich durch eine selbststän-
dige Wahl von Forschungsfragen und -design
sowie die in großen Teilen eigenständige
Durchführung aus, Analyse und Aufbereitung
der Forschungsergebnisse aus.
In diesem Zusammenhang möchte wir uns ganz
herzlich für die enge Zusammenarbeit mit
Herrn Johann und Herrn Scheibel vom Hoch-
wasserKompetenzCentrum (HKC), Frau Dr.
Willkomm von den Stadtentwässerungsbetrie-
ben Köln, AöR und Herrn Esch und Herrn Dr.
Walther von der Stadt Bonn bedanken, die Ihre
Zeit und Expertise den Studierenden zur Verfü-
gung stellten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre
und einige Anregungen für weitere For-
schungsvorhaben.
Prof. Dr. Mariele Evers
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement
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1. Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg
Miriam Gruber, Julia Hölzemann, Joline Kerpen und Simon Uhr
Keywords: Hochwasser-Governance, Hochwasserpartnerschaft, Sieg, Spatial Fit, Institutional Fit
Einleitung
Im Jahr 2007 wurde auf europäischer Ebene die so-
genannte Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie
implementiert. Der Hochwasserschutz, dessen Aus-
übung in Deutschland Aufgabe der Bundesländer
ist, erfuhr dadurch eine Verschiebung vom Katastro-
phenschutz in der Reaktion auf Hochwasserereig-
nisse hin zur vorausschauenden Planung, die mög-
lichst im Vorfeld versucht, Hochwasserrisiken zu mi-
nimieren (EUROPÄISCHE UNION 2007). Diese Verlage-
rung hin zum Umgang mit dem Risiko wurde auch
aufgrund immer höherer Schäden durch auftre-
tende Hochwasserereignisse notwendig.
Bereits vor Inkrafttreten der Hochwasserrisikoma-
nagement-Richtlinie wurde für das Einzugsgebiet
der Sieg ein sogenannter Hochwasser-Aktionsplan
entwickelt. In diesem wurden der aktuell vorhan-
dene Hochwasserschutz genauer betrachtet, das
Hochwasserschutzziel beschrieben sowie Maßnah-
men erläutert, die zur Realisierung des Ziels beitra-
gen sollten. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie
und der damit einhergehenden Erstellung von
Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisiko-
karten wurde der Aktionsplan abgelöst (KREISSTADT
SIEGBURG o.J.).
Die Erstellung der bereits erwähnten Karten er-
folgte innerhalb des gesamten Einzugsgebietes der
Sieg, welches sich über zwei Bundesländer er-
streckt, sowohl Rheinland-Pfalz als auch Nordrhein-
Westfalen. Aufgrund der Landesgrenze verlief auch
die Betrachtung und Darstellung des Flusseinzugs-
gebietes zweigeteilt, was die Frage nach einer mög-
lichen länderübergreifenden Zusammenarbeit an
Abstract
Wassereinzugsgebiete entsprechen in der Regel nicht den administrativen Einheiten, in denen öf-
fentliche Verwaltungen arbeiten oder den sozio-kulturellen Regionen, denen sich Bürgerinnen und
Bürger zugehörig fühlen: Wasser und vor allem Hochwasser halten sich nicht an Kreis- oder Län-
dergrenzen. Angesichts zunehmender Starkregenereignisse erfordert jedoch gerade das Hochwas-
serrisikomanagement innovative und kreative Lösungen, um den neuen Herausforderungen ge-
recht zu werden und nicht nur die Bevölkerung zu schützen, sondern auch nachhaltiges Flussge-
bietsmanagement zu betreiben. Ein erfolgversprechender Ansatz sind Hochwasserpartnerschaf-
ten, in denen Akteure verschiedener Fachgebiete und Planungsebenen miteinander kooperieren.
In diesem Beitrag soll ein Beispiel zur Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg betrachtet
werden, der zudem die Besonderheit aufweist, dass verschiedene Bundesländer involviert sind.
Gruber et. al. (2017): Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg
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der Sieg aufwarf. In diesem Zusammenhang stan-
den Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen je-
doch zusätzlich vor der Schwierigkeit, dass das
(Hoch-) Wassermanagement unterschiedlich orga-
nisiert ist und die zuständigen Akteure sowie deren
Arbeitsabläufe dementsprechend unterschiedlich
ausgestaltet sind.
In dem hier vorgestellten Forschungsprojekt wer-
den Fragen der Hochwasser-Governance an der
Mittleren Sieg näher beleuchtet. Dabei wird zu-
nächst die Zielsetzung genauer erläutert und das
Untersuchungsgebiet vorgestellt. Es folgt die Erläu-
terung der Methode sowie des grundlegenden the-
oretischen Konzeptes. Darauf aufbauend wird die
Hochwasserpartnerschaft näher betrachtet und die
Ergebnisse in einer Akteurskonstellation visualisiert.
Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert.
Zielsetzung
Im Rahmen des Forschungsprojektes sollten unter-
schiedliche Fragen beantwortet werden. Zunächst
ging es um die Klärung, ob Kooperationen im Hoch-
wasserschutz an der Sieg existieren und wie diese
gestaltet sind. Dabei wurde bald der Fokus auf den
Abschnitt der Mittleren Sieg gelegt, da dieser die
einzige Managementeinheit bildet, die sich über die
zwei Bundesländer erstreckt. Zudem besteht in die-
sem Bereich eine sogenannte Hochwasserpartner-
schaft, an der verschiedene Akteure beider Bundes-
länder gemeinsam beteiligt sind. Innerhalb dieser
Partnerschaft sollte nun eine genaue Akteurskons-
tellation erstellt werden, die die unterschiedlichen
Verknüpfungen und die Zusammenarbeit aller ein-
zelnen Akteure darstellt. Auch die Bewertung der
Zusammenarbeit, ob positiv oder negativ, spielte
eine wichtige Rolle, um herauszufinden inwieweit
die Hochwasserpartnerschaft als erfolgreich einge-
stuft werden kann. Es wurde angestrebt, die Zusam-
menarbeit der unterschiedlichen Fachplanungen
und Verwaltungsebenen zu betrachten und die Ver-
teilung der Kompetenzen zu untersuchen, um auch
die Konzepte des Spatial und Institutional Fit am
Beispiel der Mittleren Sieg aufzugreifen. Anschlie-
ßend wurde der Schwerpunkt auf mögliche Interes-
senkonflikte gelegt, aus denen heraus Verbesse-
rungsvorschläge für gemeinsames, länderübergrei-
fendes Hochwasserrisikomanagement erarbeitet
wurden.
Untersuchungsgebiet
Die Quelle der Sieg befindet sich im Rothaargebirge,
im östlichen Nordrhein-Westfalen. Auf einer Ge-
samtlänge von ca. 152 km durchquert die Sieg die
Abbildung 1: Einzugsgebiet der Sieg (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Datei:Verlaufskarte_Sieg.png )
Gruber et. al. (2017): Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg
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nördliche Spitze von Rheinland-Pfalz, bevor sie wie-
der in Nordrhein-Westfalen bei Bonn in den Rhein
mündet (siehe Abb. 1). Während die Sieg im Ober-
lauf durch industrielle Einflüsse stark technisch aus-
gebaut und kanalisiert ist, durchfließt sie auf den 35
km in Rheinland-Pfalz ländlich geprägte Regionen.
Auch im Unterlauf kurz vor der Mündung weist sie
trotz stärkerer Bebauung ein relativ naturnahes Bild
auf (LANUV o.J.). Von der Quelle bis zur Landes-
grenze zu Rheinland-Pfalz ist die Sieg ein Gewässer
zweiter Ordnung, bis zur Mündung wird sie sowohl
in Rheinland-Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen
als Gewässer erster Ordnung geführt (BEZIRKSREGIE-
RUNG KÖLN 2015). Somit ist die Struktur- und Geneh-
migungsdirektion Nord bzw. die Bezirksregierung
hier für die Unterhaltung des Gewässers zuständig.
Die über 30 Nebengewässer der Sieg werden der
Gewässerordnung zwei und drei zugeordnet, sodass
die Unterhaltung in die Zuständigkeit der jeweiligen
Kreise fällt. Die Nebengewässer haben aufgrund ih-
rer Einzugsgebietsgrößen und ihres Mittelgebirgs-
charakters markantere Abflussspitzen als die Sieg
selber, da sie nach Starkregenereignissen schnell
anschwellen. Das größte Nebengewässer der Sieg
ist die Agger, die in Nordrhein-Westfalen in der
Nähe von Siegburg in die Sieg mündet. Auf rhein-
land-pfälzischer Seite ist insbesondere die Nister als
Nebenfluss zu nennen (MKULNV 2011). Sie mündet
kurz vor der Grenze zu Nordrhein-Westfalen in die
Sieg und war Anlass für eine gemeinsame Maß-
nahme der beiden Bundesländer. Hochwasser an
der Sieg selber ereignen sich relativ regelmäßig,
überwiegend im Winterhalbjahr, zeichnen sich je-
doch meist über einen längeren Zeitraum hinweg
ab, sodass im Unterschied zu Gewässern niedrigerer
Ordnung Maßnahmen eingeleitet werden können.
Das höchste an der Sieg gemessene Hochwasser er-
eignete sich 1984 und entsprach am Mittel- und Un-
terlauf einer Jährlichkeit von seltener als HQ100
(ebd. 2011).
Methode
In 30- bis 60-minütigen Interviews wurden mehrere
Experten in einem persönlichen Gespräch zu den
Themen Hochwasserrisikomanagement an der Sieg
sowie der Hochwasserpartnerschaft befragt und an-
schließend um eigene Einschätzungen dazu gebe-
ten. Als oberste Genehmigungsbehörden wurden
auf rheinland-pfälzischer Seite die Struktur- und Ge-
nehmigungsdirektion Nord sowie auf nordrhein-
westfälischer Seite die Bezirksregierung Köln be-
fragt. Auf Ebene der Kreise konnte nur der Kreis
Altenkirchen für ein Interview gewonnen werden.
Zusätzlich wurde der Wasserverband des Rhein-
Sieg-Kreises befragt, der für elf Kommunen die Un-
terhaltung und Pflege der Fließgewässer über-
nimmt. Im Bereich des Katastrophenschutzes
konnte stellvertretend die Feuerwehr Eitorf inter-
viewt werden, die ebenfalls Teil der Hochwasser-
partnerschaft ist. Abschließend wurde das Hoch-
wasser Kompetenz Centrum in Köln mittels Telefon-
interview hinzugezogen, um eine externe Meinung
zu Hochwasserpartnerschaften einzuholen und ei-
nen besseren Überblick über diese zu gewinnen. Die
gestellten Interviewfragen waren teils für alle Ge-
sprächspartner gleich, um unterschiedliche Sicht-
weisen in Erfahrung zu bringen, teils waren sie auf
den konkreten Akteur bzw. seine Aufgaben inner-
halb der Hochwasserpartnerschaft zugeschnitten.
Die Interviews wurden soweit möglich aufgezeich-
net oder protokolliert und im Anschluss an die Ge-
spräche wurden Gedächtnisprotokolle angefertigt,
die abschließend ausgewertet werden konnten.
Theorie
Als theoretische Grundlage dienten die sogenann-
ten „Problems of Fit“, in diesem Fall besonders das
Konzept des Spatial und des Institutional Fit. Sie be-
sagen, dass unterschiedliche räumliche oder institu-
tionelle Zuständigkeiten grundsätzlich nie perfekt
aufeinander abgestimmt sein können und daher
Konflikte hervorrufen können. So gibt es zum Bei-
spiel politische Gebietsabgrenzungen, kulturelle o-
der auch sozioökonomische oder rechtliche; alle
können jedoch unterschiedliche Formen und Grö-
ßen aufweisen. Für jedes Themengebiet wäre dem-
nach eine andere Abgrenzung notwendig (MOSS
2004 und Moss 2012).
Eine besondere Herausforderung der „Problems of
Fit“ ist, dass eine Lösung eigentlich nicht möglich ist.
Durch die Überlagerung verschiedener räumlicher
Abgrenzungen in unterschiedlichen Themenberei-
chen entsteht ein komplexes Geflecht von Zustän-
digkeiten, das sich nicht einfach neu ordnen lässt,
bzw. bei dem eine Neuordnung sofort wieder neue
Gruber et. al. (2017): Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg
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Probleme hervorrufen würde. Würde man bei-
spielsweise Managementeinheiten für wasserbezo-
gene Aufgaben anpassen, könnte dies beispiels-
weise eine Verschlechterung für den Naturschutz
bedeuten, wenn dort Habitate zerschnitten werden
würden. Es gilt also, mit einem gewissen „Misfit“ zu
arbeiten und über Kooperationen auszugleichen,
was sich über die Gebietsabgrenzungen und institu-
tionellen Zuständigkeiten nicht regeln lässt (MOSS
2004 und MOSS 2012).
Beim Spatial Fit liegt der Schwerpunkt der Theorie
auf der Entstehung von Konflikten aufgrund unter-
schiedlicher Gebietsabgrenzungen. Die „räumliche
Passform“ ist also nicht identisch, was zu sogenann-
ten „Misfits“ führt. Zeigt man dies am Beispiel Was-
ser, so gibt es deutschlandweit zehn Einzugsgebiets-
einheiten aber 16 Länder. Die Gebietsabgrenzung
der Einzugsgebiete pass also nicht mit den födera-
len Strukturen der Bundesrepublik überein. Ein Ein-
zugsgebietmanagement scheint daher politisch
nicht möglich und kann nur durch übergreifende be-
hördliche Kooperationen ermöglicht werden. Abbil-
dung 2 zeigt das Problem des Spatial Fit: Der Fluss
mit seinem Einzugsgebiet durchläuft mehrere admi-
nistrative Einheiten (MOSS 2012).
Betrachtet man den Institutional Fit, so weist dieser
einige Ähnlichkeiten und Parallelen zum Spatial Fit
auf. Der Institutional Fit betrachtet vor allem die
Probleme (Misfits), die in der Zusammenarbeit un-
terschiedlicher Institutionen aufgrund der Interak-
tion oder auch unterschiedlicher Interessen entste-
hen können, beispielsweise zwischen Hochwasser-
und Naturschutz. Durch die föderale Struktur
Deutschlands gibt es diese Misfits jedoch nicht nur
auf horizontaler Ebene innerhalb eines Einzugsge-
bietes, sondern auch vertikal zwischen Bund, Län-
dern und Kreisen, wie Abbildung 3 veranschaulicht.
So gibt es beispielsweise im Bereich Wasser einer-
seits Zielkonflikte zwischen unterschiedlichen Fach-
planungen bei der Maßnahmenumsetzung inner-
halb eines Wassereinzugsgebietes. Andererseits
gibt es aber auch unterschiedliche institutionelle
Zuständigkeiten innerhalb jedes Bundeslandes so-
wie verschiedene Zuständigkeiten je nach Gewäs-
serklasse (MOSS 2003).
Abbildung 3: Institutional Fit (Quelle: www.ufz.de/iwas-
sachsen/index.php?en=22431)
Wie bereits beschrieben kann ein vorhandener Mis-
fit niemals vollständig gelöst werden und wird es nie
einen perfekten Spatial oder Institutional Fit geben.
Zur Verkleinerung der Misfits ist es jedoch nötig,
übergreifende Partnerschaften, wie zum Beispiel
die Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg zu grün-
den. Im Austausch mit allen Akteuren können dann
bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten gesucht
und koordinierte Maßnahmen umgesetzt werden
(MOSS 2012).
Die Hochwasserpartnerschaft Mittlere
Sieg
Die Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg wurde
2012 durch die Initiative des Informations- und Be-
ratungszentrums Hochwasservorsorge Rheinland-
Pfalz (IBH) gegründet. Kurz zuvor hatte sich an der
Sieg erneut ein Hochwasser ereignet. Der freiwillige
Abbildung 2: Spatial Fit (Quelle: www.ufz.de/iwas-sachsen/index.php?en=22431)
Gruber et. al. (2017): Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg
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Zusammenschluss der Akteure im Hochwasserrisi-
komanagement im Bereich der Mittleren Sieg
wurde mit einer Partnerschaftsurkunde besiegelt.
Die Gemeinden Eitorf, Windeck und Morsbach, die
Verbandsgemeinden Hamm und Wissen, der Land-
kreis Altenkirchen, der Oberbergische Kreis sowie
der Rhein-Sieg-Kreis und dessen Wasserverband ge-
hören zu den Mitgliedern (siehe Abb. 4). Koordinie-
rend arbeiten neben dem IBH die Bezirksregierung
Köln und die Struktur- und Genehmigungsdirektion
Nord in der Partnerschaft mit. Vertreter aus Natur-
schutz und Land- und Forstwirtschaft nahmen zwar
an den Veranstaltungen der Hochwasserpartner-
schaft teil, sind allerdings keine Mitglieder. Bei re-
gelmäßigen Treffen wurden in insgesamt neun
Workshops Themen wie Wasserrückhalt, Hochwas-
serschutz, Gefahrenabwehr und Information und
Sensibilisierung der Öffentlichkeit diskutiert. Die
Treffen wurden jeweils von verschiedenen Gemein-
den ausgerichtet. Die letzte Veranstaltung der
Hochwasserpartnerschaft fand 2015 statt. Die Ziele
der Hochwasserpartnerschaft waren Planungsab-
stimmungen im Hochwasserschutz, die Erarbeitung
gemeinsamer Vorsorgemaßnahmen und neue Ko-
operationen und Vernetzungen im Siegeinzugsge-
biet. Insgesamt standen der Erfahrungsaustausch
zwischen den verschiedenen Akteuren sowie die Er-
arbeitung eines Maßnahmenkataloges für den
Hochwasserrisikomanagementplan und somit die
Verbesserung der regionalen Hochwasservorsorge
im Vordergrund (IBH o.J.).
Zudem wurden in der Hochwasserpartnerschaft
Maßnahmen erarbeitet, die den Hochwasserschutz
an der Mittleren Sieg optimieren sollen. In einigen
der Interviews wurde vor allem der Nisterpegel her-
vorgehoben. Die Nister mündet in Rheinland-Pfalz
in die Sieg, löst aber durch ihren Zufluss im nord-
rhein-westfälischen Teileinzugsgebiet Hochwasser
aus. Um die Auswirkungen der Nister auf die Sieg
besser einschätzen zu können, wurde im Rahmen
der Hochwasserpartnerschaft ein Nisterpegel in und
von Rheinland-Pfalz gebaut und von Nordrhein-
Westfalen finanziert, da dort der Nutzen dieses Pe-
gels besonders groß ist.
Aus den vorangegangenen Experteninterviews
konnte das Zusammenspiel der einzelnen Akteure
innerhalb der Hochwasserpartnerschaft erarbeitet
werden. In der Akteurskonstellation in Abbildung 5
wurden diese schematisch dargestellt, um so die je-
weiligen Beziehungen der Institutionen zueinander
auf einen Blick zu visualisieren. Hierbei sind zu-
nächst die beiden Oberen Wasserbehörden der Län-
der, SGD Nord und Bezirksregierung Köln, zu nen-
nen. Diese tauschen sich stets auf ihrer jeweiligen
Ebene aus, um speziell die grenzübertretenden
Flüsse in Sachen Hochwasser zu betreuen. Diese
stehen wiederum mit ihren jeweiligen Unteren
Wasserbehörden, ansässig bei den Kreisverwaltun-
gen Altenkirchen in Rheinland-Pfalz und Rhein-Sieg
in Nordrhein-Westfalen, in Kontakt. Diese sind erste
Ansprechpartner für die jeweiligen Kommunen
Abbildung 4: Gebiet der Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg (Quelle: IBH, SGD Nord & BEZIRKSREGIERUNG KÖLN o.J.)
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beim Thema Hochwasserschutz. Zudem stehen sie
in engem Kontakt zu den Feuerwehren, die im Falle
eines Hochwassers an erster Stelle der Krisenbewäl-
tigung stehen. Da die Sieg ein Gewässer erster Ord-
nung ist und somit die Oberen Wasserbehörden zu-
ständig sind, sind die Kommunen auch direkt mit
der Bezirksregierung, bzw. der SGD verbunden, ins-
besondere in Bezug auf konkrete Maßnahmen und
deren Umsetzung. Hier sind vor allem Genehmi-
gungsverfahren zu nennen, aber auch die Bereit-
stellung von Fördermitteln, die ein Volumen von bis
zu 90 % der Gesamtkosten einer einzelnen Hoch-
wasserschutzmaßnahme annehmen können. Der
Wasserverband kümmert sich konkret um die Be-
wirtschaftung und den Naturschutz an den Neben-
flüssen der Sieg. Hierbei sind auch Hochwasser-
schutzmaßnahmen inbegriffen. Finanziert wird er
über eine Umlage der Städte und Gemeinden in des-
sen Zuständigkeitsgebiet. Dabei tauscht er sich mit
diesen aus und bezieht auch die Kreisverwaltung
mit ein.
Diese Institutionen und Akteure formen dann die
Hochwasserpartnerschaft. Hierbei ist jedoch zu be-
rücksichtigen, dass dabei keine Vertreter von Natur-
schutzbehörden beziehungsweise Verbänden inklu-
diert sind. Gleiches gilt für die nicht minder wichti-
gen Vertreter der Land- und Forstwirtschaft. Auch
sind die direkt betroffenen Bürger nicht Teil des
Ganzen. Zur effektiveren Arbeit und umfänglichen
Koordinierung ist es von Nöten, dass alle relevanten
Akteure vereint werden. Hier werden somit die be-
reits angesprochenen „Problems of interplay“
(siehe Abb. 3) im Zuge des Institutional Fit bzw. Mis-
fits deutlich.
Diskussion und Verbesserungsvor-
schläge
Zunächst muss festgehalten werden, dass die Hoch-
wasserpartnerschaft an der Mittleren Sieg relativ
erfolgreich verlaufen ist, wie alle Gesprächspartner
übereinstimmend betonten. Andere Partnerschaf-
ten geraten häufig bereits nach kurzer Zeit wieder
Abbildung 5: Akteurskonstellation in der Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg (Quelle: eigene Darstellung)
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in Vergessenheit, es werden keine Maßnahmen er-
arbeitet oder es erfolgt keine Umsetzung dieser. Vor
diesem Hintergrund sind die Verbesserungsver-
schläge nicht als Kritik an der Hochwasserpartner-
schaft zu verstehen, sondern lediglich als Optimie-
rungsmöglichkeiten.
Von den Interviewpartnern wurde zunächst der
Vorschlag gemacht, die Genehmigungsverfahren
der Hochwasserschutzmaßnahmen zu beschleuni-
gen. Durch die Erforderlichkeit verschiedener Gut-
achten zum Beispiel im Naturschutz vergehen meh-
rere Jahre von der Planung bis zur Umsetzung einer
Maßnahme. Allerdings stellt sich die Frage, wie eine
Beschleunigung in der Praxis aussehen soll, da diese
Gutachten unverzichtbar sind, um weitere betei-
ligte Akteure wie beispielsweise den Naturschutz
einzubeziehen. Hier ist es wieder fraglich, ob eine
Ausweitung der Kompetenzen sinnvoll wäre oder
weitere Konflikte mit sich bringt. Alternativ dazu
wäre eine noch engere und frühzeitigere Koopera-
tion im Planungsprozess, die auch länderübergrei-
fend stattfindet, wünschenswert. Eventuell könnte
sogar eine Ausweitung der Partnerschaft auf das
Gesamteinzugsgebiet der Sieg sinnvoll sein. Aktuell
existieren dort sechs Managementeinheiten, die
aufgrund des kleinen Einzugsgebietes und der ra-
schen Abflüsse der Nebenflüsse aufeinander ange-
wiesen sind (siehe Abb. 6).
Weiterhin wurde von mehreren Interviewpartnern
betont, wie wichtig es sei, Maßnahmen gewisser-
maßen „in der Schublade“ zu haben, um sie nach ei-
nem Hochwasserereignis umsetzen zu können. Die-
sem Vorschlag liegt die Theorie zugrunde, dass sich
immer nach Schadensereignissen ein sogenanntes
„Window of Opportunity“ öffnet, innerhalb dessen
eine größere Akzeptanz gegenüber neuen Maßneh-
men besteht. Je länger ein Ereignis jedoch zurück-
liegt, desto weiter sinkt das Verständnis für vorbeu-
gende Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund er-
scheint es den Interviewpartnern notwendig, inner-
halb der Hochwasserpartnerschaft einen abge-
stimmten Maßnahmenkatalog zu erarbeiten.
Trotz der Zusammenarbeit in der Hochwasserpart-
nerschaft bestehen nach wie vor einige strukturelle
Probleme: Die Hochwassergefahren- und -risikokar-
ten der jeweiligen Länder enden an den Landes-
grenzen, die angegebenen Bezeichnungen und Pe-
gelstände sind nicht aufeinander abgestimmt und
für die gleichen Maßnahmen werden in den Län-
dern unterschiedliche Begrifflichkeiten genutzt. Es
ist allerdings zu bedenken, dass Nordrhein-Westfa-
len und Rheinland-Pfalz nicht nur für die Sieg zu-
ständig sind, sondern auch weitere Kooperationen
an anderen Gewässern pflegen müssen, sodass der
Beginn einer Vereinheitlichung schnell eine
Abbildung 6: Managementeinheiten im Einzugsgebiet der Sieg (Quelle: BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2015)
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deutschlandweite Vereinheitlichung nach sich zie-
hen würde, doch wäre es zumindest wünschens-
wert, wenn an grenzüberschreitenden Flüssen die
Karten noch einen weiteren Abschnitt abdecken
würden.
Momentan ist die Hochwasserpartnerschaft auf
freiwilliger Basis organisiert, sodass es lediglich eine
Gründungsurkunde aber keine Verträge gibt.
Dadurch besteht keine Verpflichtung zu regelmäßi-
gen Treffen und die Partnerschaft konnte nach Er-
stellung des Maßnahmenkataloges und der Umset-
zung der Maßnahmen auslaufen. Es besteht nun die
Gefahr, dass eine Wiederaufnahme ausbleibt. Dies
gilt es zu verhindern, damit auch weiterhin das
Thema aktuell gehalten wird. Ansonsten könnte es
passieren, dass es erst im Jahr 2021, bei der Überar-
beitung der Managementpläne, wieder zu einer Ko-
operation kommt. Es wäre sinnvoll, der Hochwas-
serpartnerschaft eine Satzung zu geben, die eine
Verbindlichkeit schaffen und unter anderem ihre
Mitglieder zu regelmäßigen Treffen verpflichten
würde. Inwiefern ein solches erzwungenes Treffen
jedoch sinnvoll ist, wenn die Beteiligten keinen Sinn
darin sehen, kann ebenfalls bezweifelt werden.
Fazit
Innerhalb von Hochwasserpartnerschaften stehen
Austausch und gemeinsame Lernprozesse im Vor-
dergrund. Dennoch können Hochwasserpartner-
schaften unterschiedlich erfolgreich verlaufen. Im
Bereich der Sieg gab es nach Aussage der Experten
noch weitere Partnerschaften, die jedoch weniger
effektiv waren als die beschriebene an der Mittleren
Sieg.
Im Kontext von Hochwasserrisikomanagement kön-
nen wie bereits beschrieben Zielkonflikte entste-
hen. Diese ergeben sich auf institutioneller Seite
durch unterschiedliche Fachplanungen und ver-
schiedene Verwaltungsebenen, die nicht immer rei-
bungslos zusammenarbeiten. Hinzu kommen im Fall
der Sieg die unterschiedlichen räumlichen Gege-
benheiten vor Ort, die nicht nur die Organisations-
struktur umfassen, sondern auch zu verschiedenen
Darstellungen in den Risikokarten führen. Diese
Schwierigkeiten werden in den Theorien von Spatial
und Institutional Fit betrachtet. Eine komplette Auf-
lösung der Misfits ist zwar nicht möglich, da sich so-
fort an anderen Stellen neue Probleme ergeben
würden, doch können sie durch Hochwasserpart-
nerschaften entscheidend verbessert werden.
Trotz der verhältnismäßig erfolgreichen Zusammen-
arbeit lassen sich auch einige Verbesserungsvor-
schläge nennen. Zunächst wäre es wünschenswert,
wenn Verfahren beschleunigt werden könnten, um
die beschlossenen Maßnahmen zeitnah umzuset-
zen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der von allen Ex-
perten betont wurde ist, dass durch die Vorberei-
tung von Maßnahmenkatalogen die Möglichkeit
verbessert würde, das sogenannte „Window of Op-
portunity“ kurz nach Ereignissen zu nutzen. Zudem
wäre es für die Beteiligten sicher hilfreich, wenn Or-
ganisationsstruktur und Kartenmaterial länderüber-
greifend besser aufeinander abgestimmt würden.
Und zuletzt wäre es notwendig, der Hochwasser-
partnerschaft eine Form zu geben, die regelmäßige
Treffen auch nach Ende der Workshop-Phase er-
möglicht, um das Thema Hochwasser in Politik und
Verwaltung aktuell zu halten und um die gute Zu-
sammenarbeit auch in Zukunft zu gewährleisten.
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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 15
2. Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns
Eine ArcGIS-gestützte Untersuchung
Eva-Christina Katz, Jakob Niedzwiedz und Lea Steyer
Keywords: Vulnerabilität, soziale, Hochwasserrisikomanagement, Gefahrenkarten, Risiko, Köln, ArcGIS
Einleitung
Im Hochwasserrisikomanagement ist das Risiko ein
fester Bestandteil und wichtiger Analysepunkt. In
der Risikoanalyse und -vorsorge wird immer wieder
über das Konzept der Vulnerabilität gesprochen. Es
stellt einen wesentlichen Bestandteil des Risikoma-
nagements dar und ist somit essentiell für zukünf-
tige Untersuchungen (MERZ & EMMERMANN 2006).
Vulnerabilität ist deshalb so wichtig, da ein Naturer-
eignis erst dann zur Katastrophe wird, wenn die Ge-
sellschaft davon negativ betroffen ist. Ein Hochwas-
serereignis stellt für diese nur dann ein Risiko dar,
wenn es in einer besiedelten Region auftritt, die
nicht ausreichend vorbereitet ist (KRON 2002). Vul-
nerabilität ist somit, neben dem Ereignis selbst, ein
zentrales Element des Risikos und somit grundle-
gend für die Risikoforschung. Je nach Vulnerabilität
verändern sich die Entwicklung und das Ausmaß des
Risikos (DE LÉON 2005). Im Hochwasserrisikoma-
nagement spielen Gefahren- und Risikokarten eine
zentrale Rolle. Sie dienen einerseits zur Aufklärung
der Bevölkerung und sollen auf der anderen Seite
zur Orientierung für Handlungs- und Schutzmaß-
nahmen dienen (MERZ et al. 2005). In der Richtlinie
2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des
Rates vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung
und das Management von Hochwasserrisiken wird
vorausgesetzt, dass die Länder Hochwassergefah-
ren- und Hochwasserrisikokarten erstellen und
diese der Bevölkerung frei zur Verfügung stellen.
Die Karten sollen Szenarien mit unterschiedlichem
Ausmaß darstellen. Dabei ist es wichtig, dass das
Ausmaß der Überflutung, die Wassertiefe bzw. der
Wasserstand sowie die Fließgeschwindigkeit oder
der relevante Wasserabfluss deutlich werden. Im
Unterschied zu den Gefahrenkarten, die lediglich
das Ereignis darstellen, sollen Risikokarten die
durch das Hochwasser hervorgerufenen Auswirkun-
gen abbilden.
Abstract
Vulnerabilität, als Ergebnis der Exposition, der Anfälligkeit und des Bewältigungsvermögens, nimmt
eine entscheidende Rolle beim Risikomanagement ein. Hochwasserereignisse werden im Hochwas-
serrisikomanagement üblicherweise in Gefahren- und Risikokarten dargestellt. Außer Acht gelassen
wird hierbei die Vulnerabilität der Personen, die sich im Risikogebiet befinden. Ebenfalls problema-
tisch ist die Darstellung von Vulnerabilität in Karten. Anhand einer GIS-Analyse wird gezeigt, welche
Unterschiede es bei verschiedenen Gewichtungen der einzelnen Indikatoren gibt. Die gewonnenen
Ergebnisse zeigen ebenfalls deutlich, dass nach Hinzuziehen mehrerer Indikatoren die Unterschiede
zwischen den Karten größer werden. Ungeklärt bleibt deshalb die Aussagekraft der Vulnerabilitäts-
karten in Bezug auf deren unterschiedlichen Anwendungsgebiete.
Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 16
Dazu gehören „a) Anzahl der potenziell betroffenen
Einwohner (Orientierungswert); b) Art der wirt-
schaftlichen Tätigkeiten in dem potenziell betroffe-
nen Gebiet; c) Anlagen gemäß Anhang I der Richtli-
nie 96/61/EG des Rates vom 24. September 1996
über die integrierte Vermeidung und Verminderung
der Umweltverschmutzung (1), die im Falle der
Überflutung unbeabsichtigte Umweltverschmutzun-
gen verursachen könnten, und potenziell betroffene
Schutzgebiete gemäß Anhang IV Nummer 1 Ziffern
i, iii und v der Richtlinie 2000/60/EG; d) weitere In-
formationen, die der Mitgliedstaat als nützlich be-
trachtet, etwa die Angabe von Gebieten, in denen
Hochwasser mit einem hohen Gehalt an mitgeführ-
ten Sedimenten sowie Schutt mitführende Hochwas-
ser auftreten können, und Informationen über an-
dere bedeutende Verschmutzungsquellen“ (EG-
HWRM-RL 2007). Der Faktor Vulnerabilität wird hier
jedoch nicht erwähnt. Es stellt sich die Frage was für
Möglichkeiten es gibt, Vulnerabilität zu messen und
darzustellen. Ferner bleibt offen, ob es Wege gibt
diese zu verallgemeinern.
Theoretischer Hintergrund
Vulnerabilität ist das zentrale Thema der vorliegen-
den Arbeit. Einer von vielen in der Forschung ge-
brauchten Definitionsansätzen lässt sich in Form ei-
ner Gleichung darstellen (DE LEÓN 2006) (Abbildung
1). In dieser Definition setzt sich Vulnerabilität aus
der Exposition, der Anfälligkeit und dem Bewälti-
gungsvermögen zusammen.
Die Exposition beschreibt die räumliche Ebene, bei
der sich auf eine Person oder ein Objekt bezogen
wird, welche sich in einer Gefahrenzone befindet.
Die Anfälligkeit, beziehungsweise Empfindlichkeit,
ist höher oder niedriger je nachdem welche äuße-
ren, physischen, sozialen, ökonomischen oder öko-
logischen Eigenschaften diese beeinflussen. Das Be-
wältigungsvermögen (Coping Capacity) beschreibt
wie gut und schnell eine Reaktion auf das Ereignis
erfolgt. Diese kann durch Risikomanagementpläne
in Form von Frühwarnsystemen, Aufklärung und
Vorbereitung verbessert werden (BIRKMANN & WIS-
NER 2006; DE LEÓN 2005). Das Konzept der Vulnerabi-
lität wurde in der Forschung mit der Zeit immer wei-
ter aufgeschlossen. In Abbildung 2 ist zu erkennen,
dass Vulnerabilität ausgehend vom internen Risiko-
faktor mittlerweile eine umfangreiche multidimen-
sionale Ebene eingenommen hat. In dieser Ebene
werden physische, soziale, ökonomische, ökologi-
sche sowie auch institutionelle Eigenschaften mit-
einbezogen. Durch diese Multidimensionalität er-
langt der Begriff detaillierten Inhalt, gleichzeitig
wird es immer schwieriger den Begriff zu fassen und
dementsprechend zu messen.
Vulnerabilität zu messen erweist sich als kompli-
ziert. Es sind jedoch verschiedene Methoden zur
Abschätzung entwickelt worden. Grundsätzlich
werden zwei Ansätze unterschieden: Zum einen
Vulnerabilitäts-Modelle und zum anderen Vulnera-
bilitäts-Indizes. Beide Methoden verwenden ver-
schiedene Indikatoren, welche die Vulnerabilität
Abbildung 1: Definition Vulnerabilität (eigene Darstellung nach DE LEÓN 2006).
Abbildung 2: Konzept der Vulnerabilität (eigene Darstellung nach BIRKMANN 2006).
Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 17
beeinflussen. Die meisten Methoden berücksichti-
gen jedoch nur die physische Vulnerabilität und
nicht die soziale Vulnerabilität. Um Vulnerabilität
messen zu können, können unterschiedliche Indika-
toren verwendet werden. Differenziert wird meist
zwischen physischen und sozialen Indikatoren. Phy-
sische Indikatoren beziehen sich z. B. auf Straßen,
Häusertypen oder die Gebäudenutzung. Soziale In-
dikatoren sind z. B. die Altersstruktur, das Einkom-
men oder der Bildungsstand. Bei der Abschätzung
der Vulnerabilität mit Hilfe von Modellen werden
Informationen über das Risiko, die Exposition und
die Vulnerabilitäts-Indikatoren mit einander kombi-
niert. Dabei werden zwei Modelltypen unterschie-
den. Die indexbasierten Modelle und die Modelle,
welche Vulnerabilitäts-Kurven verwenden. Die in-
dexbasierten Modelle bewerten Vulnerabilität ba-
sierend auf statistischen Daten zu den Indikatoren.
Die Modelle fassen die unterschiedlichen Indikato-
ren in einem Index zusammen. Dieser zeigt dann die
Vulnerabilität beispielsweise von einem Haushalt,
einer Gesellschaft oder einem Land in Bezug auf
eine Naturgefahr. Der Flood Vulnerability Index (FVI)
ist ein möglicher Index, der unterschiedliche Ursa-
che-Wirkungs-Faktoren kombiniert. Dieser besteht
aus der meteorologischen, der hydrogeologische
und der sozioökonomischen Komponente sowie ei-
ner Gegenmaßnahme (DE RUITER et al. 2017). Die
Modelle, welche Vulnerabilitäts-Kurven verwen-
den, basieren meist auf Verlust-Funktionen oder
Unsicherheitskurven, welche meist die physischen
Vulnerabilitäts-Indikatoren mit Gefahrenparame-
tern verknüpfen. In Hochwasser-Schadens-Model-
len wird Vulnerabilität meist dadurch berechnet,
dass die Fluttiefe in Beziehung zu Gebäuden oder
Landnutzungstypen gesetzt wird. Dabei entste-
hende Vulnerabilitätskurven liefern Schätzungen zu
potentiellen Schäden (JONGMAN et al. 2012).
Eine integrative Bewertung von Vulnerabilität sollte
alle wichtigen Einflussfaktoren miteinbeziehen. Das
bedeutet, dass alle Dimensionen der Vulnerabilität
(Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) berücksich-
tigt werden sollten (FUCHS et al. 2011). Auf Grund
von mangelnder Datenverfügbarkeit konnten in die-
ser Arbeit lediglich die sozialen Faktoren untersucht
werden.
Methode
Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der Vorge-
hensweise von DE BRITO (2017, unveröffentlicht). In
der Arbeit von DE BRITO (2017) werden durch einen
multi-critera-decision-making-Ansatz Bewertungs-
möglichkeiten für Vulnerabilität in Form von Indi-
katorgewichtungen festgelegt.
Untersuchungsgebiet
Das für die vorliegende Arbeit ausgewählte Unter-
suchungsgebiet ist die Stadt Köln. Die Untersuchung
wird auf Ebene der Stadtteile bzw. der Postleitzah-
len durchgeführt. Die Stadt Köln liegt am Fluss
Rhein, welcher einen der stärksten Abflüsse Euro-
pas hat. Der Rhein hat seinen Nullpunkt bei circa 35
Metern über dem Meeresspiegel und der durch-
schnittliche Pegel beträgt 3,12 Meter. In Köln wer-
den ab 4,50 Metern erste Hochwasserschutzmaß-
nahmen eingeleitet (STADTENTWÄSSERUNGSBETREIBE
KÖLN, online). In Köln leben 1.069.192 Menschen,
davon circa 700.000 linksrheinisch und etwa
400.000 rechtsrheinisch. Die Gesamtfläche Kölns
beträgt 40.489 Hektar, von denen 1.984 Hektar
Wasserfläche und 13.116 Hektar bebaute Fläche
sind (STADT KÖLN, 2015). Das letzte markante Hoch-
wasser in Köln ereignete sich 1995 mit einem Pegel-
stand von 10,69 Meter. Bei diesem Hochwasser
handelte es sich um ein HQ100 Ereignis (STADTENT-
WÄSSERUNGSBETRIEBE KÖLN, online).
Vorbereitung der Untersuchung
Die Untersuchungsergebnisse werden in Form von
Vulnerabilitätskarten, welche mit ArcGIS erstellt
werden, dargestellt. Hierfür werden von den Stadt-
entwässerungsbetrieben bereitgestellte Über-
schwemmungsdaten des Flusses Rhein sowie Bevöl-
kerungsdaten der Stadt Köln durch das Onlineportal
Offene Daten Köln genutzt. Weiterhin ist ein Frage-
bogen entwickelt worden, der nach interner Befra-
gung sowie der Befragung von Experten, ausgewer-
tet wird, um einen Vergleich für die Gewichtung der
Indikatoren erstellen zu können. Die für den Frage-
bogen ausgewählten Indikatoren richten sich nach
den sozialen Indikatoren von DE BRITO (2017).
Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung
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Tabelle 1 zeigt in der linken Spalte alle sozialen Indi-
katoren von DE BRITO (2017). Die rechte Spalte listet
alle Indikatoren die soziale Relevanz haben und von
der Stadt Köln bereitgestellt werden. Die ersten drei
Indikatoren (Kinder, Erwachsen und Personen mit
Behinderung) sind so für die Arbeit übernommen
worden. Der Indikator Einkommen ist ausgeschlos-
sen worden, da die vorhandenen Daten keine de-
taillierte Analyse erlauben, weil sie nur für ganz Köln
und nicht auf Stadtteilebene vorhanden sind. Dafür
sind die Faktoren Arbeitslosigkeit, Migrationshinter-
grund und Wohnform aufgenommen worden. Zu-
sätzlich wird die Kritische Infrastruktur in der Ana-
lyse verwendet.
Methodisches Vorgehen
Für einen Vergleich wird ein Fragebogen (siehe An-
hang) von unterschiedlichen Akteuren aus dem Be-
reich Hochwasserrisikomanagement aus dem Groß-
raum Kölns bearbeitet. Im Fragebogen wird die
Wichtigkeit der einzelnen Faktoren in Betracht von
sozialer Vulnerabilität im Falle eines Hochwassers
zugeordnet. Weiterhin sollte auch prozentual die
Relevanz der einzelnen Indikatoren untereinander
angegeben werden.
Die aus dem Fragebogen resultierenden Gewichtun-
gen werden mittels einer Tabellenkalkulation aus-
gewertet. Hierbei wird die Gewichtung aller Exper-
ten zu einem Indikator gemittelt, sodass folglich
eine durchschnittliche „Experten-Gewichtung“ ent-
steht. Da einerseits der Vergleich mit drei Indikato-
ren und andererseits mit fünf Indikatoren erfolgt,
wird mithilfe einer Verhältnisgleichung sicherge-
stellt, dass die Gewichtung zwischen den drei bzw.
fünf Indikatoren relativ zueinander bleibt.
Der nächste Schritt umfasst die Datengenerierung
bzw. die Standardisierung der Daten. Aufgrund un-
terschiedlicher Messungsgrößen ist es notwendig
die Daten vor der Anwendung zu standardisieren,
um sie vergleichbar zu machen. Dafür gibt es unter-
schiedliche Methoden. In dieser Arbeit werden die
Daten durch die Min-Max-Methode normalisiert.
Durch diese Normalisierung erhalten alle Indikato-
ren eine gleiche Spannweite zwischen 0 und 1. Der
Wert der Indikatoren wird hier jeweils durch das Mi-
nimum subtrahiert und durch die Summe von Mini-
mum und Maximum geteilt (siehe Abbildung 3)
(JOINT RESEARCH CENTRE-EUROPEAN COMMISSION 2008).
Durch die Fragebogenauswertungen können Ge-
wichtungen nach den Experten und eigene Gewich-
Tabelle 1: Mögliche Indikatoren
Indikatorauswahl
Nach De Brito + eigene
Gewichtung
De Brito, eigene, Experten
Berechnung der
Vulnerabilität
In ArcGIS (Raster Calculator)
Erstellen der Karten
In ArcGIS
Standardisierung
𝐼 = 𝑥 − 𝑚𝑖𝑛 𝑥
𝑚𝑎𝑥 𝑥 − 𝑚𝑖𝑛 𝑥
Quelle: nach JRC 2008
Abbildung 3: Arbeitsablauf (eigene Darstellung von Eva Katz).
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Abbildung 4: Schematische Darstellung Prozess Raster Calculator (DAPUETO et al. 2015).
tungen festgelegt werden. Nach der Standardisie-
rung und Gewichtung folgt die Berechnung der Vul-
nerabilität in ArcGIS durch Anwendung des Raster
Calculator. Mit dem Tool Raster Calculator werden
die einzelnen Indikatoren mit ihrer Gewichtung auf
Rasterebene verschnitten. In Abbildung 4 wird die-
ser Prozess schematisch dargestellt und es ist er-
kennbar wie die individuelle Vulnerabilität für jede
Zelle berechnet wird.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Projektes spiegeln sich in den
Karten 1–5 (siehe Anhang) wider. Die Karten zeigen
die soziale Vulnerabilität Kölns nach unterschiedli-
chen Gewichtungen und Indikatoren. Allgemein
wird die Berechnung auf Stadtteilebene durchge-
führt. Die Stadtteile sind mit einem Hochwasserer-
eignis HQ500 verschnitten. Demnach werden ledig-
lich Bereiche der Stadtteile dargestellt, die auch tat-
sächlich von Hochwasser betroffen sind. Weiterhin
ist zu bemerken, dass die wichtige Infrastruktur mit
einem Radius von 4 km um den Rhein dargestellt
wird. Einrichtungen, die sich weiter außerhalb be-
finden sind bewusst ausgeblendet.
Die durch die Fragebögen gewonnenen Gewichtun-
gen sind den Tabellen 2 und 3 zu entnehmen, wobei
darauf geachtet werden muss, dass die Werte von
DE BRITO ihrer Dissertation entnommen sind (DE
BRITO 2017). Hauptsächlich unterscheiden sich bei
der Analyse mit nur drei Indikatoren (Kinder unter
14 Jahren, Erwachsene über 60 Jahre und Men-
schen mit Behinderung) die Gewichtungen der Ex-
perten mit denen von DE BRITO und der internen Er-
gebnisse.
Tabelle 2: Gewichtung der drei Indikatoren (DE BRITO (2007) & eigene Erhebung).
Gewichtung Eigene
Gruppen-erhebung
Experten De Brito
Kinder unter 14 Jahre
0,3093 0,1607 0,2979
Erwachsene über 60 Jahre
0,3064 0,3226 0,2908
Personen mit Behinderungen
0,3843 0,5167 0,4113
Summe 1 1 1
Tabelle 3: Gewichtung der fünf Indikatoren (eigene Erhe-bung).
Gewichtung Eigene
Gruppen-erhe-bung
Experten
Kinder unter 14 Jahre
0,2306 0,1444
Erwachsene über 60 Jahre
0,2303 0,2850
Personen mit Be-hinderungen
0,2819 0,4691
Arbeitslosigkeit 0,1450 0,0170
Migrations-hinter-grund
0,1122 0,0845
Summe 1 1
Besonders auffällig ist die Wichtigkeit der Personen
mit Behinderungen. Diese ist mit 52 % die wichtigste
bei den Experten, mit 41 % bei DE BRITO und 38 % bei
den internen Ergebnissen (Abbildung 5). Diese Auf-
fälligkeit lässt sich den Karten 1–3 entnehmen, denn
die farblichen Unterschiede der Karten 1 und 2 sind
relativ gering und sofern Karte 3 hinzugezogen wird,
lassen sich deutlichere Unterschiede erkennen.
Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung
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Abbildung 5: Gewichtung der drei Indikatoren (siehe Tabelle 2).
Unter Betrachtung von fünf Indikatoren, erweitert
um Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund,
werden die Unterschiede deutlicher. Anders als bei
der Analyse mit drei Indikatoren sind Erwachsene
über 60 Jahre bei den Experten wichtiger als der
Projektgruppe. Jedoch erscheinen der Projekt-
gruppe Kinder unter 14 Jahren und besonders Ar-
beitslosigkeit bedeutsamer. Der Migrationshinter-
grund erweist lediglich einen geringen Unterschied
von 3 % (Abbildung 6). Zusätzlich wird in den Karten
4–5 die wichtige Infrastruktur mit dargestellt. In die-
sen Karten sind wesentlich größere Unterschiede
zwischen den Gewichtungsgruppen festzustellen.
Allgemein ist zu erkennen, dass der nördlichere Teil
Kölns entsprechend der Vulnerabilitätskarten eine
deutlich höhere Vulnerabilität hat, als der Süden.
Besonders markante Stadtteile sind hier Mülheim,
Riehl sowie Niehl.
Werden die Vulnerabilitätskarten mit den fünf Indi-
katoren in direktem Vergleich betrachtet, so er-
scheint ein deutlicherer Unterschied als bei dem
Vergleich der Vulnerabilitätskarten mit nur drei In-
dikatoren. Dies ist zurückzuführen auf die deutlich
größeren Unterschiede der Gewichtungen. Schluss-
folgernd wären die Unterschiede noch größer,
würde es mehr als fünf Indikatoren zur Auswahl ge-
ben.
Diskussion
Die erstellten Vulnerabilitätskarten geben eine Ant-
wort auf die zu Beginn gestellten Fragen. Sie zeigen
eine bestehende Möglichkeit Vulnerabilität zu mes-
sen und dementsprechend darzustellen. Zusätzlich
zeigen sie auch, dass die Methodik von DE BRITO
(2017) in gewisser Weise übertragbar ist und somit
Raum für internationale Vergleiche schafft. Es gibt
demnach die Möglichkeit Darstellungsweisen zu
verallgemeinern. Allerdings muss bedacht werden,
dass nicht ausreichend Indikatoren mit einbezogen
werden können. So musste zum Beispiel die Ein-
kommensverteilung ausgelassen werden. Es ist
auch zu bemerken, dass im Idealfall alle Ebenen der
Vulnerabilität ausgewertet werden sollten, um ein
Gesamtbild der Situation herzustellen. Natürlich ist
auch zu beachten, dass Vulnerabilitätskarten immer
davon abhängig sind wer sie verwendet und wofür
sie gebraucht werden. Der Arbeitsablauf und die
Darstellungsweise, die in dieser Arbeit präsentiert
werden, können zwar theoretisch verallgemeinert
und übernommen werden, müssen allerdings auf
Gebrauch und Ereignis angepasst werden. Das be-
deutet, dass die Indikatorauswahl und die Gewich-
tung immer davon abhängig ist vor welchem Gefah-
renhintergrund sie stehen und welche Experten sie
bewerten. So ist anzunehmen, dass Wissenschaftler
anders bewerten als Einsatzkräfte von technischen
Betrieben oder der Feuerwehr.
Abbildung 6: Gewichtung der fünf Indikatoren (siehe Tabelle 3).
Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung
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Diese Arbeit soll zeigen, dass es durchaus möglich
ist Vulnerabilität visuell darzustellen. In der Theorie
wurde deutlich, wie umfangreich das Konzept rund
um die Vulnerabilität ist. Eine Darstellung der ge-
samten multidimensionalen Ebene würde sich in
erster Linie durch eine ausreichende Datenbeschaf-
fung erschweren. Durch die hohe Individualität je-
der Person ist es auch fraglich, ob quantitative Da-
tenauswertungen in dieser Hinsicht überhaupt aus-
reichend sind und die erwünschten Informationen
inhaltlich korrekt wiedergeben könnten. In dieser
Arbeit zeigt sich auch, dass es relativ schnell zu un-
terschiedlichen Gewichtungen kommt, sodass sich
die Frage stellt welche Gewichtung als „richtig“ zu
bezeichnen ist.
Weiterhin stellt sich die Frage, ob Vulnerabilitäts-
karten international vergleichbar sind. Sobald Vul-
nerabilitätskarten eine gleiche Gewichtung beinhal-
ten, sind diese zwar vergleichbar, doch unter Um-
ständen nicht aussagekräftig, da sich die Vulnerabi-
lität sozialer Gruppen je nach Ort deutlich unter-
scheiden können. Sinnvoller erscheint in diesem Zu-
sammenhang eine für jeden Ort abgestimmte Ge-
wichtung, die die soziale Vulnerabilität eindeutig wi-
derspiegelt. Eine derartige Herangehensweise
könnte die Bevölkerung für das Hochwasser-Thema
sensibilisieren und Gefahren frühzeitig aufzeigen.
Fazit
Abschließend kann zusammengefasst werden, dass
sich Vulnerabilität mithilfe von verschiedenen Indi-
katoren gut visualisieren lässt. Das Konzept der Vul-
nerabilität hat eine umfangreiche multidimensio-
nale Ebene eingenommen, sodass in dieser physi-
sche, soziale, ökonomische, ökologische sowie auch
institutionelle Eigenschaften miteinbezogen wer-
den. Um dieser Multidimensionalität gerecht zu
werden, bedarf es Indikatoren, die die Eigenschaf-
ten besitzen Vulnerabilität aufzuzeigen. Für die so-
ziale Vulnerabilität werden in dieser Arbeit fünf In-
dikatoren einbezogen. Neben Kindern unter 14 Jah-
ren, Erwachsenen über 60 Jahre, Menschen mit Be-
hinderungen werden ebenfalls Arbeitslose sowie
Personen mit Migrationshintergrund in die Analyse
berücksichtigt. Für die Darstellung der Vulnerabili-
tätskarten ist es von höchster Bedeutung die vor-
handenen Daten zu standardisieren um einen Ver-
gleich möglich zu machen. Erst dann ist die Gewich-
tung der Indikatoren möglich, welche der Vulnera-
bilitätskarte eine Aussage vermittelt. Die Komplexi-
tät der Thematik lässt zunächst nicht zu, dass eine
Gewichtung der Indikatoren für alle Orte zutrifft.
Dementsprechend muss die Gewichtung der Indika-
toren für jeden Ort eigens ermittelt werden, um
aussagekräftig zu sein. Wegen der Vielfältigkeit von
Vulnerabilität ist es besonders wichtig, eine präzise
Auswahl der Daten und Indikatoren zu treffen. Ob
und inwiefern bestimmte Aspekte hinzugezogen
werden, entscheidet ein Experte unter genauer Be-
trachtung der im Raum gegebenen Situation. Es
empfiehlt sich Vulnerabilitätskarten der Verwen-
dung anzupassen, da Einsatzkräfte und Wissen-
schaftler unterschiedliche Informationen benöti-
gen. Ebenfalls von großem Interesse ist die Anwen-
dung der Vulnerabilitätskarten in anderen Teilberei-
chen des Risikomanagements. Unter Anbetracht
des sich ändernden Weltklimas steigt nicht nur die
Gefahr von Flusshochwasser, sondern ebenfalls das
Risiko von Starkregenereignissen sowie der Anstieg
des Meeresspiegels.
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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 23
3. Herausforderungen der
Hochwasserrisikokommunikation
Hannah Schulze-Steinen und Sarah Harden
Keywords: Hochwasserrisiko, Risikokommunikation, Risikowahrnehmung
Aktuelle Relevanz
Weltweit steigt die Anzahl hydrologischer Ereig-
nisse und deren teils katastrophale Folgen: die An-
zahl und Intensität der Ereignisse steigt ebenso wie
die volkswirtschaftlichen und versicherungswirt-
schaftlichen Schäden (MUNICH RE 2016; Abb. 1).
Durch die intensive Nutzung von Siedlungsräumen
erhöht sich das Risiko einer Naturgefahr. Die Anfäl-
ligkeit des gesellschaftlichen Systems steigt. Auch
die anthropogen verursachten Umweltveränderun-
gen wie der Klimawandel und die zunehmenden
Starkregenereignisse führen zu einer erhöhten Ge-
fahr.
Die gesellschaftliche Bedeutung von „Risiko“ insge-
samt nimmt in den letzten Jahren deutlich zu (RENN
et al. 2007: 14 ff.). In Deutschland ist in diesem Zu-
sammenhang neben dem Terrorismus das Risiko
von Hochwasser sehr aktuell. Die Rheinhochwasser
von 1993 und 1995 sind immer noch sehr präsent,
genauso wie die Hochwasser an der Elbe in 2003
und 2013. Diese Ereignisse sind im Volksmund klas-
sischerweise mit Hochwasser verbunden. Aktuell
sind aber genauso Starkregenereignissen und Sturz-
fluten, die zu Hochwasser führen können (siehe Er-
eignisse im Juli 2017 in Köln und Berlin) (KÖLNER
STADTANZEIGER ONLINE 2017; ZEIT ONLINE 2017). Ur-
bane Sturzfluten gab es in Bonn am Mehlemer Bach
im Juli 2010, 2013 und 2016. In Bad Godesberg
Abstract
Die Hochwasserrisikokommunikation wird durch eine steigende Anzahl von Hochwasserereignis-
sen und eine sich verändernde Gesellschaft zunehmend vor große Herausforderungen gestellt. Ziel
des Artikels ist es, aktuelle Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation darzustellen.
Diese Kommunikation beinhaltet alle Prozesse der Kommunikation und die gesellschaftliche Be-
wertung von Hochwasserrisiko. In Kooperation mit dem HochwasserKompetenzCentrum e.V.
(HKC) wurde eine empirische Befragung im Bonner Stadtgebiet konzipiert, welche einen Beitrag
zur Maßnahmenableitung zur Kommunikation von Risiken leisten soll. Untersucht wird, inwiefern
ein Wissen und Bewusstsein über ein vorhandenes Risiko besteht und wie es in Zukunft bestmög-
lich vermittelt werden könnte. Abschließend werden die Ergebnisse mit solchen ähnlicher Studien
verglichen und daraus Handlungsempfehlungen für eine optimierte Öffentlichkeitsarbeit des HKC
abgeleitet.
.
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 24
führte ein solches Ereignis im Juni 2016 zu Strom-
ausfall durch Überschwemmungen von Verteiler-
stationen.
Trotz aller räumlicher und natürlicher Variabilität
lässt sich für NRW und Bonn feststellen, dass es ei-
nen Trend zu feuchteren Wintern und trockeneren
Sommern gibt. Ein Trend zu mehr extremen Fluss-
Hochwasserereignissen ist nicht deutlich erkenn-
bar, hingegen ist ein leicht steigender Trend von
Starkregenereignissen zu beobachten (vgl. MUNICH
RE 2016).
Neben der hygrologischen, naturwissenschaftlichen
Komponente hat ein Hochwasserereignis auch eine
soziale/gesellschaftsrelevante Komponente, sobald
„Menschen und deren materielle/immaterielle
Werte betroffen sind“ (ZEHETMAIR 2012: 21). Zur Ka-
tastrophe wird ein Hochwasserereignis erst durch
den Menschen, wenn er oder sein Hab und Gut be-
schädigt oder zerstört werden. ZEHETMAIR 2012
nennt drei Problemfelder von Hochwasserrisiken:
„Gefährdung für die Menschen, eine Gefährdung
für die Umwelt und eine Gefährdung für die Wirt-
schaft“ (ZEHETMAIR 2012: 22). Im Folgenden liegt der
Fokus auf der Gefährdung für den Menschen und
sein Eigentum. Um den möglichen Betroffenen so-
wohl das potentielle Risiko als auch die drohenden
Schäden zu vermitteln, ist eine adäquate Risikokom-
munikation von großer Bedeutung. Die Massenme-
dien haben eine besondere Rolle innerhalb der
Hochwasserrisikokommunikation: Neben der Be-
richterstattung und Unterhaltung sollen sie über
„Risiken aufklären und Vorsorgemaßnahmen publik
machen.“ (ZEHETMAIR 2012: 133). Diese Rolle ist sehr
bedeutend: die Massenmedien sind somit „für
Hochwasserthemen jenes soziale Funktionssystem,
das die Realität konstruiert.“ (ZEHETMAIR 2012: 133).
In der öffentlichen Wahrnehmung sind Naturkata-
strophen durch mediale und öffentliche Verbrei-
tung und Diskussionen sehr präsent. Im Bereich der
Hochwasserrisikokommunikation agieren nicht nur
Medien und öffentliche Akteure, sondern durch die
Verbreitung von Meldungen auch die Gesellschaft
(vgl. HAGEMEIER-KLOSE 2010: 1).
„Je größer und schadensträchtiger eine Ka-
tastrophe ist, desto mehr und desto umfas-
sender wird über sie kommuniziert, insbe-
sondere im öffentlichen Raum von öffentli-
chen Akteuren. Je näher an der eigenen Le-
benswelt die Katastrophe oder auch eine
potenzielle Katastrophe ist und je höher
die Betroffenheit oder die Identifikation
Abbildung 1: Weather-related loss events worldwide 1980-2015. Number of relevant events by peril. (http://reliefweb.int/si-
tes/reliefweb.int/files/resources/Loss_events_worldwide_1980-2015.pdf).
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 25
mit Betroffenen ist, desto mehr wird im All-
tag über sie kommuniziert.“ (HAGEMEIER-
KLOSE 2010: 1).
Die Kommunikation von Hochwasserrisiken wird
durch verschiedene Steakholder, deren unter-
schiedliche Zuständigkeiten und weitere kommuni-
kationswissenschaftliche, finanzielle, persönliche,
oft auch bilaterale Beziehungen erschwert und stellt
das soziale System vor große Herausforderungen.
Die große Anzahl involvierter Akteure in den Fach-
verwaltungen auf verschiedenen Ebenen „bedingt
einen enormen Kooperations- und Abstimmungsbe-
darf“ (ZEHETMAIR 2012: 201). Ein Beispiel hierfür sind
die Verhandlungen rund um die Festlegung des Be-
messungshochwassers zwischen verschiedenen
Bundesländern bei transregionalen Flüssen.
Problemaufriss
In diesem Zusammenhang leistet das deutsche
HochwasserKompetenzCentrum e.V. (HKC) mit sei-
ner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung
des Hochwasserrisikos (siehe Abb. 2) und berät bei-
spielsweise bereits Betroffene oder Interessierte,
die einem Schaden durch Hochwasser vorbeugen
möchten. Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Maß-
nahmenableitung zur Kommunikation von Risiken
leisten. Untersucht wird, inwiefern ein Wissen und
Bewusstsein über ein vorhandenes Risiko besteht
und wie es in Zukunft bestmöglich vermittelt wer-
den könnte. Diese Ergebnisse sollen dem HKC zur
weiteren Arbeit dienen, z.B. um die Öffentlichkeits-
arbeit zu optimieren.
In enger Kooperation mit dem HKC und dem Beirats-
sprecher Herrn Scheibel wurde die Befragung zum
Ziel der Maßnahmenableitung im Bereich der Hoch-
wasserrisikokommunikation durchgeführt. Dabei
sollten sowohl der Status quo und das aktuelle
Hochwasserrisikoempfinden rund um die Kommu-
nikation als auch mögliche zukünftige Elemente der
Kommunikation des Themas erhoben werden:
Methodik
Untersuchungsraum
Der Untersuchungsraum für die Befragung wurde in
Absprache mit Herrn Koch vom Tiefbauamt der
Stadt Bonn gewählt. Da vor allem die Einschätzun-
gen von Eigentümern für die Fragen interessant
sind, wurden Einfamilienhaussiedlungen gewählt.
Ausgewählte Häuser waren dort in der Vergangen-
heit schon einmal von Hochwasser betroffen (siehe
Abb. 3, 4). Während in Bad Godesberg der Rhein
und der Godesberger Bach eine Gefährdung darstel-
len, sind es in Ippendorf und Holzlar-Gielgen eher
Starkregen und/oder Kanalrückstaue.
Ziel: Herausforderungen der Hochwasserrisi-kokommunikation
- Welches Bewusstsein gibt es gegen-
über Hochwasserrisiko?
- Wie kann das Bewusstsein gestärkt
werden (Hochwasserpass)?
- Wie kann der Bekanntheitsgrad des
Hochwasserpasses erhöht werden?
- Wie kann das vorhandene Risiko ver-
mittelt werden?
- Wie kann Verhaltensvorsorge vermit-
telt werden?
Abbildung 2: Potentielle Hochwassergefahrenquellen (www.hochwasser-pass.com).
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 26
Abbildung 3: Ausschnitt Gefährdungskarte Rhein in Bonn-
Bad Godesberg (Bezirksregierung Köln: fluss.nrw.de).
Quantitative Forschung
Durch empirische Forschung sollen theoretische Zu-
sammenhänge mittels ausgewählter Methoden an-
hand einer spezifischen Zielgruppe beschrieben,
überprüft und erklärt werden. Anders als bei quali-
tativer Forschung soll die standardisierte Datener-
hebung große Datenmengen in festgelegte Katego-
rien einordnen. Im Vordergrund steht hier das Gü-
tekriterium der intersubjektiven Überprüfbarkeit.
Anhand einer möglichst hohen Stichprobenanzahl
sollen regelhafte Muster aufgedeckt werden, um
somit für größere Zielgruppen repräsentative Aus-
sagen zu treffen. Zu Beginn werden a priori-Hypo-
thesen aufgestellt: vor der Datenerhebung werden
gezielte Aspekte ausgewählt. Auf Grundlage des bis-
herigen Forschungsstandes werden konkrete Frage-
stellungen formuliert und daraufhin ein standardi-
siertes Datenerhebungsinstrument, bspw. ein Fra-
gebogen, konstruiert. Mittels statistischer Verfah-
ren lassen sich schließlich die zuvor erarbeiteten
Fragestellungen beantworten (siehe Abb. 5; PORST
2011; REUBER u. GEBHARDT 2011; BURZAN 2015).
Zunächst ist ein übergreifender Forschungsplan auf-
zustellen, der das Ziel der Untersuchung sowie ein
grundsätzliches Konzept des weiteren Vorgehens
festlegt – das sogenannte Forschungsdesign (1). Die
Präzisierungsphase ist dafür verantwortlich, die Be-
rücksichtigung zentraler Aspekte sicherzustellen
wie auch ein systematisches Vorgehen für die wei-
teren Forschungsschritte einzuleiten. Anhand bis-
heriger Studien zu vergleichbaren Themen oder the-
oretischer Beiträge sind die für das Forschungsziel
relevanten Aspekte und Dimensionen zu sammeln
und zu systematisieren. Auf Grundlage dieser a pri-
ori Kategorisierung werden die Forschungsfragen
formuliert. Die Basis der Untersuchung bildet der
theoretische Rahmen, innerhalb dessen zentrale
Begriffe im Forschungskontext zu definieren sind
sowie die zu überprüfende Theorie zu erklären ist.
Von zentraler Bedeutung ist es weiterhin, den aktu-
ellen Forschungsstand aufzuarbeiten (2), um die
Studienergebnisse später mit bisherigen Ergebnis-
sen vergleichen zu können (BURZAN 2015).
Nach diesen anfänglichen Schritten auf inhaltlicher
Ebene ist das Forschungsdesign auf statistisch-me-
thodischer Ebene zu konkretisieren. Aufgabe der
Operationalisierungsphase (3) ist es begründet fest-
zulegen, wie die Forschungsfragen empirisch beant-
wortet werden sollen. Neben der Auswahl der Erhe-
bungsmethode werden theoretische Überlegungen
in messbare Variablen (Indikatoren) übersetzt und
ein standardisiertes Datenerhebungsinstrument
entwickelt. Weiterhin erfolgt in dieser Phase die
raum-zeitliche Einordnung der Untersuchung,
Abbildung 4: Untersuchungsgebiet im Stadtgebiet Bonn (Openstreetmap.org).
Abbildung 5: Ablauf quantitativer Forschung. (Eigene Darstellung auf Basis von Bahrenberg et al. 2010: 12 und Zimmermann-Janschitz 2014:41).
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 27
sprich Beschreibung des Untersuchungsraums und
die Auswahl der Stichprobe. Vor der eigentlichen
Datenerhebung (5) empfiehlt sich die Durchführung
eines Pretests (4) zur Überprüfung der Operationa-
lisierung. Dabei wird eine geringe Anzahl an Perso-
nen befragt, um mögliche Unverständlichkeiten und
Probleme bei der Beantwortung des Fragebogens
offenzulegen. Der Forscher hat verschiedene inhalt-
liche und ablauftechnische Aspekte kritisch zu re-
flektieren, darunter die Verständlichkeit der Formu-
lierungen, die Eindeutigkeit und Vollständigkeit der
Fragen und Antwortmöglichkeiten, die Effekte der
Fragereihenfolgen sowie der durchschnittliche Zeit-
aufwand des Ausfüllens in Verbindung mit der Mo-
tivation der Befragten. Bei der Auswertung der Häu-
figkeitsverteilungen der Antworten ist zu überprü-
fen, ob die Antwortskalen angemessen sind, wo
Werte fehlen ob dabei die entsprechenden Fragen
unverständlich sind oder ob deren Beantwortung
unangenehm ist (MUMMENDEY u. GRAU 2008; BURZAN
2015). Der entscheidende Schritt quantitativer For-
schung ist schließlich die Datenaufbereitung und In-
terpretation (6). Dabei werden mittels statistischer
Verfahren Hypothesen geprüft, Forschungsfragen
beantwortet und daraus folgernd die Angemessen-
heit der Theorie anhand eines konkreten Sachver-
haltes bewertet (PORST 2011; BURZAN 2015).
Fragebogen
Die Befragung mittels eines Fragebogens ist die am
besten durchführbare Primärerhebungsmethode
für die geplante Untersuchung. Eine Befragung
kennzeichnet sich durch die Kommunikation zwi-
schen einer interviewenden und einer befragten
Person, die schriftlich oder mündlich abläuft (ZIM-
MERMANN-JANSCHITZ 2014). Stärke mündlicher Befra-
gungen ist die Möglichkeit, eine angenehme Ge-
sprächssituation herstellen zu können und seitens
der Probanden Rückfragen stellen zu können.
Schwächen jedoch sind die fehlende Anonymität
wie auch Effekte durch das Auftreten des Intervie-
wers (bspw. Beeinflussung durch Kleidung oder Al-
ter). Vorteil schriftlicher Befragungen ist die Ge-
währleistung von Anonymität, sodass eine erhöhte
Bereitschaft zur Beantwortung heikler Fragen wahr-
scheinlich ist (MUMMENDEY u. GRAU 2008). Aus die-
sem Grund wird hier der schriftliche Befragungsmo-
dus gewählt, da die Beantwortung persönlicher Fra-
gen zu Gefahreneinschätzung und die sozio-demo-
graphischen Daten von besonderer Wichtigkeit für
das Forschungsinteresse sind.
Ein Fragebogen zeichnet sich nicht nur durch die
Verbindung von Theorie und Empirie aus, sondern
nimmt auch die Zwischenstellung zwischen einem
subjektiven und einem objektiven Datenerhebungs-
verfahren ein. Auf der einen Seite lassen sich durch
die Fragebogen-Items zusätzlich zu offen beobacht-
baren Verhaltensweisen von Menschen auch innere
Zustände und Wahrnehmungen in Erfahrung brin-
gen, die kaum von außen beobachtbar sind. Ande-
rerseits werden infolge der Standardisierung ledig-
lich Antwortmöglichkeiten als Reize vorgegeben,
die Antwort ist somit als Reaktion auf einen Stimu-
lus aufzufassen. Die Erhebung mittels eines Frage-
bogens ermöglicht folglich die Verbindung zwischen
einer schematisierten, standardisierten Reaktions-
erfassung und der Gelegenheit zur Selbstbeobach-
tung und –beschreibung (MUMMENDEY u. GRAU 2008;
PORST 2011).
Ein Fragebogen erlaubt das Abfragen einer großen
Bandbreite an Merkmalen. Zusätzlich zur Erhebung
von Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmalen
lassen sich auch Verhaltensmuster untersuchen
(MUMMENDEY u. GRAU 2008). Durch die ergänzende
Abfrage von sozio-demographischen Daten kann
analysiert werden, ob diese Merkmale verstärkt in-
nerhalb bestimmter Bevölkerungsgruppen auftau-
chen (vgl. PORST 2011).
Durchführung
Knapp 400 Fragebögen wurden mit einem dazuge-
hörigen Anschreiben mit einer kurzen Forschungs-
beschreibung in Umlauf gebracht. Zwei Tage, nach-
dem sie in die Briefkästen geworfen worden sind,
wurden sie wieder abgeholt. An diesen insgesamt
acht Erhebungstagen führte der Rücklauf von n=54
zu einer Quote von 13,5%. Beim Einsammeln der
Fragebögen wurde bewusst darauf geachtet, dass
die Abholung zu unterschiedlichen Zeiten stattfand
(früher Nachmittag/Nachmittag/Abend). Auch die
Witterung war mit Regen, Gewitter oder Sonnen-
schein und Temperaturen über 30°C sehr divers.
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 28
Analyse/Auswertung
Die Auswertung der Daten erfolgte mit der Soft-
ware „SPSS“.
Um einen soliden Hintergrund der Umfrage erstel-
len zu können, werden an den Anfang der Auswer-
tung die soziodemographischen Daten gestellt.
Hierbei stellte sich heraus, dass sich der Anteil von
weiblichen und männlichen Teilnehmern bei n=54
auf genau jeweils 27 aufteilt. Es lässt sich zudem
festhalten, dass der Großteil verheiratet ist. Die
Sensibilität von soziodemographischen Daten lässt
sich unter anderem anhand der Frage nach dem Bil-
dungsabschluss erkennen. Hier gaben zwar knapp
40% an, einen Hochschulabschluss zu besitzen, al-
lerdings wollte auch knapp ein Viertel keine Anga-
ben machen. Im Weiteren konnte festgestellt wer-
den, dass das Ziel, möglichst Eigentümern von Im-
mobilien zu befragen, mit einem Anteil von 94% er-
reicht wurde. Hierbei besaßen die meisten einen
Keller. Oft korreliert die Selbsteinschätzung des ei-
genen Risikos mit dem Besitz eines Kellers. Sobald
kein Keller vorhanden war, wurde die Gefährdung
als eher gering eingeschätzt. Abbildung 6 verdeut-
licht, dass auch die Bereitschaft zur Maßnahmen-
durchführung mit dem Besitz eines Kellers zusam-
menhängt. Ist das Eigentum vollständig unterkel-
lert, werden schneller Maßnahmen ergriffen.
Der Wohnraum der befragten Eigentümer befindet
sich in der Regel im Erdgeschoss. Der Wohnzeit-
raum ist zwischen fünf und bis über 25 Jahren relativ
ausgeglichen, jedoch war zu beobachten, dass in
den untersuchten Gebieten kaum neu zugezogene
lebten.
56% gaben an, schon einmal von Hochwasser be-
troffen gewesen zu sein. Dabei wurde deutlich, dass
dies mit fast 19% dem Kanalrückstau zugeschrieben
wurde. Am wenigsten wurde der Rhein als Ursache
genannt. Hier gilt allerdings zu beachten, dass nur
ein Untersuchungsgebiet- nämlich Bad Godesberg-
konkret durch den Rhein gefährdet ist. Starkregen
wurde von 11% der Befragten als Ursache angege-
ben. Fragt man nach der Selbsteinschätzung der ei-
genen Gefährdung, so geben knapp 35% an, eher
nicht gefährdet zu sein. 26% sagen sogar aus, über-
haupt nicht gefährdet zu sein. 11% sind sich der Ge-
fährdung bewusst und rund 22% geben an, eher ge-
fährdet zu sein. Bei der Betrachtung dieser Ergeb-
nisse zeigt sich, dass die Hochwassergefahr nicht als
primär angesehen und oft unterschätzt wird. Bei der
Maßnahmendurchführung, wie in Abbildung 7 dar-
gestellt, wiederum sehen sich über 75% selber in
der Verantwortung. Nur ein kleiner Teil meint, dass
dies nicht die Aufgabe des Eigentümers sein sollte.
Abbildung 7: Verantwortung Maßnahmendurchführung (Eigene Darstellung).
Betrachtet man nun, wie viele Befragte auch eine
Beratung durch Sachkundige nutzen würden, so
sinkt die Zahl der Zustimmenden leicht auf 61%.
Deutlich wird, dass diese Beratung nicht mehr als
300 Euro kosten sollte, über 30% gaben sogar an,
diese nur umsonst in Anspruch nehmen zu wollen.
Die Motivation, überhaupt Maßnahmen an seinem
Objekt durchzuführen, sind unterschiedlich. Klar
herausgestellt wird jedoch, dass mit jeweils deutlich
über 50% die Kenntnis über persönlich zu erwarten-
den Schäden und Folgen einer Überschwemmung
und Kenntnis über mögliche Minimierung eben die-
ser dominierend sind. Das bedeutet, dass sich pri-
mär für Prävention interessiert wird, wenn einem
bewusst ist, wie hoch das Risiko ist und wie stark
man dieses verringern kann. Weniger interessant
scheint die Reduzierung der Versicherungsprämie
zu sein. Nur knapp ein Viertel gaben an, dass dies
unter anderem auch ein Grund zur Maßnahmener-
greifung wäre. Zu beachten gilt, dass bei dieser
75,9%
24,1%Ja
Nein
Maßnahmendurchfüh-rung
Gesamt Ja Nein Kel-ler
Ja 35 9 44
teil-weise
2 3 5
Nein 4 1 5
Gesamt 41 13 54
Abbildung 6: Kreuztabelle Keller* Maßnahmendurchfüh-rung (Eigene Darstellung).
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
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Frage Mehrfachnennungen möglich waren. Span-
nend für den Hochwasserpass ist, dass die Versiche-
rungsprämie keine große Rolle in der Motivation
der Eigentümer zu spielen scheint. Trotzdem lässt
sich generell sagen, dass für die Versicherungen ein
großes Potential in diesem Bereich liegt. Zwar ge-
ben über die Hälfte der Befragten an, versichert zu
sein, allerdings sind circa 15% nicht versichert und
über 30% gaben sogar an, dies nicht zu wissen. Ei-
gentümer, die subjektiv gesehen schon genug Maß-
nahmen ergriffen haben, sehen sich oft nicht in der
Verantwortung, eine Versicherung abzuschließen,
da sie aus ihrer Sicht eher nicht gefährdet sind. In
Abbildung 8 wird deutlich, dass die Bereitschaft zur
Ergreifung von präventiven Maßnahmen steigt,
wenn man selber schon einmal von Hochwasser be-
troffen war. Allerdings ergab die Befragung auch,
dass bei Nicht-Betroffenheit mehr Menschen an der
Durchführung einer Maßnahme interessiert sind als
abgeneigt. Hier gehen die Meinungen stark ausei-
nander und es zeigt sich, dass die Prävention noch
mehr in den Vordergrund rücken muss.
Gibt man den Befragten Raum, eigene Ideen zur
Verbesserung des eigenen Wissens durch die Be-
hörden vorzuschlagen, so lassen sich diese grob in
zwei Kategorien unterteilen. Auf informativer
Ebene wird sich vor allem mehr Kommunikation und
Aufklärung gewünscht. Dies kann durch unter-
schiedlichste Mittel geschehen, sei es per App oder
Flugblätter. Auch Informationsveranstaltungen sind
gewünscht. Betrachtet man die Infrastruktur, so
sollte vor allem das Kanalsystem angepasst werden.
Es gilt jedoch auch zu beachten, dass nur etwas
mehr als die Hälfte aller Befragten eigene Vor-
schläge eingebracht haben.
Im Hinblick auf die Aktualität des Themas und der
entstehenden Schäden stellt sich die Frage, wie das
Bewusstsein der Eigentümer für das eigene Hoch-
wasserrisiko gestärkt werden kann. Um herauszu-
finden, wo es am sinnvollsten ist, Werbung für das
betreffende Thema zu schalten, wurde die Informa-
tionsquelle von aktuellen Hochwasserlagen erfragt.
Am meisten genannt wurden hier Radio/Fernsehen,
Printmedien und Internet, wobei Radio/Fernsehen
mit 61% am meisten genutzt wird. Fragt man nun,
wo die Eigentümer am ehesten auf Hinweise zur
Hochwasservorsorge aufmerksam werden würden,
so decken sich die Antworten mit denen zu der vo-
rangegangenen Frage. Abbildung 9 verdeutlicht,
dass auch hier Radio/Fernsehen, Printmedien und
Internet am häufigsten genannt werden. Über 85%
der Befragten gaben an, durch Radio oder Fernse-
hen am ehesten auf Werbung und Hinweise auf-
merksam zu werden.
Abbildung 9: Hinweise zur Hochwasservorsorge (Eigene Darstellung).
Es zeigt sich, dass die Informationsquelle auch der
Ort ist, an dem der Großteil am schnellsten auf Hin-
weise und Werbung aufmerksam wird. Jedoch fällt
auf, dass Printmedien zur Informationsbeschaffung
genutzt werden, man auf Werbung eher im Fernse-
hen aufmerksam wird. Dazu im Widerspruch steht
jedoch die Aussage, dass das Hintergrundwissen
zum Thema von den meisten auf eigener Erfahrung
basiert. Abbildung 10 macht deutlich, dass 87% auf
das eigens generierte Wissen vertrauen. Mit jeweils
unter 10% liegen Printmedien und Internet hier auf
den letzten Plätzen.
Fernsehen/Radio
Printmedien
Internet
Soziale Medien
Außenwerbung
Veranstaltungen/persönliche Beratung
gar nicht
eigene Angabe
weiß nicht
Maßnahmendurchfüh-rung
Ge-samt Ja Nein
Hoch-was-serbe-troffen-heit
Ja 27 2 29
Nein 14 11 25
Ge-samt
41 13 54
Abbildung 8: Kreuztabelle Hochwasserbetroffenheit*Maß-nahmendurchführung (Eigene Darstellung).
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 30
Abbildung 10: Hintergrundwissen (Eigene Darstellung).
Allgemein lässt sich sagen, dass das Bewusstsein der
eigenen Gefährdung durch Hochwasser eher gering
ist. Werbung für die Stärkung eben dieser sollte vor
allem im Fernsehen geschaltet werden.
Erhebungsnotizen
Zahlreiche Eindrücke sind während der Befragung
festgehalten worden. In bilateralen Gesprächen mit
möglichen Betroffenen wurde in vielen Fällen ein
Desinteresse gegenüber der Hochwasserrisikothe-
matik deutlich. Dies hatte (laut Angabe) verschie-
dene Gründe. Der Begriff „Hochwasser“ wird in der
Umgangssprache anders gebraucht als in der Wis-
senschaft. Er wird zur Bezeichnung von überlaufen-
den Gewässern benutzt. Die anderen Thematiken
wie z.B. Starkregen oder Kanalrückstau sind für viele
Befragte kein Phänomen, das sie mit „Hochwasser“
beschreiben würden. Trotz der aktuellen Relevanz
des Starkregens, welcher kurz vor der Befragung in
Berlin großen Schaden anrichtete (ZEIT ONLINE 2017),
war es, so der subjektive Eindruck, nicht präsent.
Dies wurde beispielsweise an Aussagen wie „Was
wollen Sie hier? Wir sind hier auf einem Berg.“ deut-
lich. Die Sprache und die Wahrnehmung gegenüber
dem Thema der Hochwasserrisikothematik unter-
scheiden sich zwischen Laien und Experten stark
(siehe Diskussion).
Die sozio-demographischen Daten wurden von vie-
len Befragten als sensibel aufgefasst. Zum Teil führ-
ten diese Fragen, obwohl eindeutig beschrieben
war, dass man Fragen auslassen kann oder „keine
Angabe“ ankreuzen kann, zum Abbruch. In vielen
Häusern schien aufgrund des Baualters zudem ein
frischer Generationswechsel vollzogen worden zu
sein, was ebenfalls das Risikobewusstsein mindert,
da die „eigenen Erfahrungen“ (siehe Frage 3) kürzer
sind als beim durchschnittlichen Befragten.
Diskussion
Im Vergleich mit anderen Projektergebnissen zu
Hochwasserrisiken wird deutlich, dass die Wahr-
nehmung von Laien in verschiedenen Befragungen
in verschiedenen Teilen Deutschlands zur vorliegen-
den Befragung sehr ähnlich ist. HEINRICHS u. GRUNEN-
BERG 2007: 94f. stellen in ihrem INNIG-Projekt fest,
dass im Hochwasserschutz in Bremen und Hamburg
die Massenmedien als Informationsquelle als sehr
wichtig angesehen werden. Radio und Fernsehen
sind, genau wie in den hier vorliegenden Ergebnis-
sen, die am häufigsten genannten Medien. Darauf
folgen die Printmedien. Weitere Informationsmög-
lichkeiten, wie der Kontakt zu Nachbarn, Bürgerfo-
ren oder städtische Informationsveranstaltungen,
folgen auch hier auf den hinteren Plätzen (vgl. HEIN-
RICHS u. GRUNENBERG 2007: 94 f.).
Schon 2003 kommt MARKAU zu allgemeingültigen
Aussagen über die Risikowahrnehmung von Hoch-
wasser (MARKAU 2003: 167 f.): durch die Betroffen-
heit von Hochwasser wird das Bewusstsein einer-
seits erhöht, kann aber andererseits auch zu Ge-
wöhnung oder bei extremen Ereignissen gar Ver-
drängung führen. Das Hochwasserrisiko wird als
anthropogen verursacht wahrgenommen. Inwie-
fern ein Individuum ein Risiko wahrnimmt, hängt
stark mit der Erinnerung an vergangene Ereignisse
und der Vorstellbarkeit zukünftiger Ereignisse zu-
sammen. HAGEMEIER-KLOSE 2010 fasst verschiedene
Studien zur Risikowahrnehmung und –vorbeugung
zusammen: das Gefahren- bzw. Risikobewusstsein
der Bevölkerung ist ereignisdominiert (WAGNER
2004: 81 ff.; SIEGRIST u. GUTSCHER 2006: 977 f.; HAGE-
MEIER-KLOSE 2010: 18 ff.). Die persönliche Betroffen-
heit eines Hochwasserereignisses hat eine hohe Be-
deutung bei der Risikoeinschätzung.
Empirische Studien zeigen, dass „Hochwasser in der
Alltagswelt nicht zwangsläufig mit Risiko assoziiert
wird; als Risiken werden eher alltägliche Bedrohun-
gen, verursacht etwa durch Verkehr, Kriminalität,
Terrorismus oder allgemeine Umweltrisiken, gese-
hen. Gesellschaftliche Probleme (Wirtschaft, Ver-
kehr, Kriminalität, Technik) überwiegen dabei deut-
lich den Risiken, die in der Natur (Umwelt, Naturge-
fahren) gesehen werden.“ (HAGEMEIER-KLOSE 2010:
19) (vgl. HEINßEN et al. 2002: 103 ff).
eigene Erfahrungen
Hörensagen
Radio/Fernsehen
weiß nicht
Printmedien
Internet
Veranstaltungen/persönliche Beratung
eigene Angabe
Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 31
Probleme in der Hochwasserrisikokommunikation
entstehen durch „Differenzen in der Risikowahrneh-
mung und –bewertung von Experten und Laien“
(HAGEMEIER-KLOSE 2010: 20). Um sie also zu verbes-
sern, muss der Fokus mehr auf dem sozialen, psy-
chologischen und kommunikationswissenschaftli-
chen Aspekt liegen, um die vorliegende unter-
schiedliche Risikowahrnehmung zu überwinden.
Laien und Experten nehmen Risiko aber nicht nur
unterschiedlich wahr, sondern haben ebenfalls eine
unterschiedliche Risikoakzeptanz. Für Laien sind
qualitative Risikomerkmale wichtiger, sodass die
„einfache“ Formel Produkt aus Eintrittswahrschein-
lichkeit und möglichem Schaden nicht ausreicht.
„Die Höhe der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risi-
kos ist in der Laienwahrnehmung weniger bedeut-
sam als der potenzielle Schaden. (...) Für die Beur-
teilung von Laien sind das Schadenpotential, die
Kontrollierbarkeit, die Freiwilligkeit der Übernahme
und die Bekanntheit von Risiken von entscheiden-
der Bedeutung.“ (HAGEMEIER-KLOSE 2010: 20). Exper-
ten hingegen berechnen ein objektiv messbares Ri-
siko auf Grundlage von Datensätzen, Mathematik
und Schätzungen auf wissenschaftlich-technischer
Basis (vgl. RENN 2002: 385; PLAPP 2004: 18 ff.)
Ausblick
Es ist eine umfassendere Forschung notwendig, um
die oben genannten Hypothesen zu überprüfen.
Dies ist nach der Erfahrung der vorliegenden Befra-
gung mit einem relativ hohen Aufwand verbunden,
da die Rücklaufquote eher gering ist (13,5% in die-
sem Fall). Insbesondere in Bezug auf die aktuell zu-
nehmende Anzahl an (schweren) Starkregenereig-
nissen im Zuge des Klimawandels ist das Thema der
Hochwasserrisikokommunikation größer denn je.
Die Bedeutung für das HochwasserKompetenzCent-
rum e.V. lässt sich so formulieren: das Thema des
Hochwasserrisikos muss stärker in der Öffentlich-
keit platziert werden. Dabei sollte der Schwerpunkt
auf die traditionellen Medien gelegt werden. Auch
das Potential für Versicherungen zeigt sich anhand
der Erhebung als hoch, da oft Unwissenheit
herrscht. Wichtig ist aber das Zusammenspiel, denn
oft wächst der Gedanke an eine Versicherung erst
nach einem Ereignis mit unmittelbarer persönlicher
Betroffenheit.
Danksagung
Ein herzlicher Dank gilt Herrn Scheibel vom Wup-
perverband, welcher ebenfalls Beiratssprecher
beim HKC ist. Durch seine Unterstützung und Ver-
mittlung von Kontakten konnte die Forschung pra-
xisnah und zielorientiert organisiert und durchge-
führt werden. Dies war nicht nur motivierend, son-
dern auch dem fachlichen Output sehr dienlich, der
nun gerne dem HKC und weiteren Institutionen zur
Verfügung gestellt wird
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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 33
4. Der Starkregen-Kompass–
Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung
von Schäden durch Starkregen
Florian Bröder, Paul Faber, Andreas Fritz, Kristina Militzer und Konstantin Sander
Keywords: Starkregen, urbane Sturzfluten, Entscheidungsunterstützungssystem, Gefahrenbasierte Maßnahmenfindun
Einleitung
„In den letzten Jahren haben Starkniederschlage
wiederholt schwere Überschwemmungen mit enor-
men Sachschäden verursacht und mancherorts so-
gar Menschenleben gekostet. Diese Schadensereig-
nisse führen immer wieder vor Augen, wie empfind-
lich Siedlungsgebiete gegenüber Sturzfluten sind
und wie machtlos Anwohner und Einsatzkrafte den
Wassermassen gegenüberstehen“ (STADT DORTMUND
STADTENTWÄSSERUNG 2014: 6). Die langjährige Erfah-
rung der Deutschen Versicherer zeigt: Über die
Hälfte der regulierten Überflutungsschäden resul-
tieren aus derartigen lokal begrenzten Extremereig-
nissen, sogenannten „urbanen Sturzfluten“, die
grade auch fernab von Gewässern zu Überschwem-
mungen führen können (STADT DORTMUND STADTENT-
WÄSSERUNG 2014).
Der Klimawandel erhöht in diesem Zusammenhang
zusätzlich die dringende Notwendigkeit, der Über-
flutungsvorsorge zukünftig eine erhöhte Aufmerk-
samkeit zu schenken. Ausmaß und Intensität der
Folgen des Klimawandels können jedoch nicht ge-
nau prognostiziert werden und unterliegen damit
großen Unsicherheiten. Dies gilt besonders für
große Betrachtungszeitspannen und kleine Betrach-
tungsräume (ILLGEN 2013). Die globale Erwärmung
führt neben einer möglichen Verschiebung der Nie-
derschlagsmengen von den Sommer- auf die Win-
termonate zu einem erhöhten Wasserdampfgehalt
in der Atmosphäre. Die dadurch verstärkte Konvek-
tion wirkt sich auf die Häufigkeit und die Intensität
von Starkregenereignissen aus. Gleichzeitig beein-
flusst die zunehmende Inanspruchnahme und Ver-
siegelung von Siedlungsgebieten die lokale Bildung
von konvektiven Niederschlägen und die Zugbah-
Abstract
Starkregenereignisse haben in den vergangenen Jahren zugenommen und werden sich auch zu-
künftig voraussichtlich häufiger und mit extremeren Ausmaßen ereignen. Die hohen Schadenssum-
men, die durch urbane Sturzfluten entstehen, zeigen, dass die betroffenen Akteure nicht ausrei-
chend auf die Auswirkungen von Starkregenereignissen vorbereitet sind. Aus diesem Grund wurde
ein Excel-basiertes Entscheidungsunterstützungssystem, der sogenannte Starkregen-Kompass, für
kommunale und private Akteure entwickelt. Dabei hilft eine individuelle Gefahrenanalyse, geeig-
nete Maßnahmen zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen für den jeweiligen Nutzer zu
identifizieren. Die Entstehung dieses Werkzeugs, sowie eine Vorstellung seines Aufbaus und seiner
Funktionen behandelt der folgende Artikel. Einige Expertenmeinungen aus der kürzlich erfolgten
Vorstellung des Starkregen-Kompasses geben außerdem anschließend Raum für eine Diskussion.
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 34
nen von Gewitterzellen (BENDEN 2014). Nieder-
schlagsdaten im Zeitraum von 1950 bis 2008 lassen
bereits einen Anstieg der Häufigkeit von Starkrege-
nereignissen erkennen (MBWSV NRW u. MKULNV
NRW 2016: 5). Deren potenzielle Auswirkungen wa-
ren in den letzten Jahren regelmäßig in Deutschland
sichtbar. Allein in Münster wurden 2014 292 Milli-
meter Niederschlag innerhalb von sieben Stunden,
und damit weit mehr als der vom DWD festgelegte
Schwellenwert für ein Starkregenereignis, gemes-
sen (siehe Abbildung 1). So entstand durch 30.000
Schadensfälle in Nordrhein-Westfalen, vor allem in
Münster, ein Sachschaden von über 140 Millionen
Euro (VKU 2015).
Abbildung 1: Starkregenereignisse im Frühling und Som-mer 2014 in Deutschland (Quelle: VKU 2015)
Nach den Erkenntnissen der letzten Jahre sind
Starkregenereignisse besonders auf lokaler Ebene
als gefährlich und risikoreich einzustufen. Die Ana-
lyse der Schadensursachen zeigte, dass eine indivi-
duelle Vorsorge in vielen Fällen das Schadensaus-
maß hätte verringern können. Extreme Wettereig-
nisse sind bislang vor allem im stadthydrologischen
Kontext, wie auch in der Stadtplanung und der Stra-
ßenplanung nahezu gänzlich unberücksichtigt ge-
blieben. Hier hat in den letzten Jahren zumindest in
der Siedlungswasserwirtschaft bereits ein Bewusst-
seinswandel und eine verstärkte Sensibilisierung für
die Thematik eingesetzt (ILLGEN 2013).
Ausgehend von dieser Problematik wurde im Rah-
men des Projektseminars „Hochwasserrisikoma-
nagement“ ein Tool zur gefahrenbasierten Maßnah-
menfindung zur Vorbeugung von Schäden durch
Starkregen entwickelt. Dabei standen die Fragestel-
lungen, wie unterschiedliche Akteure durch Starkre-
genereignisse gefährdet sind, welche Maßnahmen
helfen potenziellen Gefahren vorzubeugen und wie
die Akteure bei der Maßnahmenfindung unterstützt
werden können, im Fokus der Untersuchung. Das
Microsoft-Excel basierte Entscheidungsunterstüt-
zungssystem, der sogenannte Starkregen-Kompass,
soll eine möglichst schnelle, einfache und effektive
erste Gefährdungsanalyse für Privatgrundstücke,
bzw. kommunale Untersuchungsgebiete ermögli-
chen und darauf aufbauend geeignete Maßnahmen
empfehlen, die bei dem Management von Starkre-
genereignissen helfen können.
Methoden
Zur Erstellung des Starkregen-Kompasses wurden
die Ergebnisse aus einer umfangreichen Literatur-
recherche und Experteninterviews in Excel zusam-
mengeführt. Im Folgenden werden die genutzten
Methoden näher dargestellt.
Literaturrecherche
Um sich dem Thema Starkregen zu nähern, wurde
zunächst eine umfangreiche Literaturanalyse von
allen Gruppenmitgliedern durchgeführt. So erhiel-
ten alle einen allgemeinen Überblick über das The-
mengebiet. Auf dieser Basis wurden folgende drei
Themenschwerpunkte gebildet: Gefahrenanalyse,
Maßnahmenspektren und die Ergebniseinbindung
in ein Excel-Tool. Es folgte ein intensiveres Studium
der Literatur zu den jeweiligen Themenschwerpunk-
ten. Wichtige Bezugspunkte waren dabei zahlreiche
graue Literaturquellen, welche aus Informations-
broschüren für Kommunen und Privatbürger von
unterschiedlichen öffentlichen Herausgebern, wie
zum Beispiel der Metropolregion Nordwest, der
Stadt Dortmund oder der Stadtentwässerungsbe-
triebe Köln, bestanden. Um einen politisch, ökono-
misch, strukturell und klimatisch relativ homogen
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 35
gestalteten Bearbeitungsraum zu erhalten, bezog
sich die Literaturrecherche ausschließlich auf
Deutschland.
Experteninterviews
Drei semistrukturierte Experteninterviews dienten
dazu, die ersten Ergebnisse und Visualisierungen
der Themenschwerpunkte mit Fachleuten zu reflek-
tieren und gegebenenfalls Änderungen vorzuneh-
men. Als Experten wurden Dr. Hendrik Walther (Lei-
ter der Abteilung Stadtentwässerung der Stadt
Bonn), Dipl.-Ing. Peter Esch (Amtsleiter des Tiefbau-
amts der Stadt Bonn) sowie Georg Johann (Ge-
schäftsführer des Hochwasser Kompetenz Cent-
rums) gewählt. Herr Walther und Herr Esch schie-
nen für ein Experteninterview besonders geeignet,
da sie sich beruflich in verschiedenen Richtungen
mit dem Thema Starkregen beschäftigen und vor al-
lem die kommunale Perspektive vertreten. Hier
wurden inhaltliche Fragen zum Aufbau und zur
Nutzbarkeit des Tools für Kommunen und Privatper-
sonen gestellt sowie der Maßnahmenkatalog be-
sprochen. Mit Herrn Johann, der maßgeblich bei der
Erstellung eines ähnlichen Tools, dem Hochwasser-
pass, involviert war, wurden vor allem strukturelle
Fragen zur Umsetzbarkeit und Anwenderfreundlich-
keit besprochen.
Als Ergebnis der Literaturrecherche und der Exper-
teninterviews wurde ein Fragebogen zur Gefahren-
analyse und ein Maßnahmenkatalog erstellt. Diese
bilden die Datengrundlage zur Erstellung des Ent-
scheidungsunterstützungssystems.
Entscheidungsunterstützungssysteme
Die Entscheidungsfindung bei komplexen Sachver-
halten und umfangreichen Themenfeldern, basie-
rend auf nachvollziehbaren Schlussfolgerungen und
nicht nur aufgrund von Intuition, ist gerade für Laien
sehr schwierig. Entscheidungsunterstützungssys-
teme (Decision Support Systems (DSS)) können hier
die Entscheidungsfindung durch die Einbindung von
Datenbanken und Expertenwissen in automatisierte
Entscheidungsfunktionen deutlich vereinfachen
und nachvollziehbarer machen (SHIM et al. 2002:
111). Nach SHIM et al. (2002: 111) beinhalten DSS in
der Regel drei Hauptkomponenten:
1. Datenbanken; Expertenwissen
2. Modelle; Entscheidungsfunktionen
3. Userinterface
Bei der Entwicklung eines DSS ist es wichtig, die in-
dividuellen Anforderungen der Nutzer zu berück-
sichtigen (EVERS 2007: 698). Im Fall des Starkregen-
Kompasses bestehen die Nutzergruppen aus kom-
munalen und privaten Akteuren (Immobilienbesit-
zer). Aus zeitlichen Gründen jedoch konnte eine
umfassende Einbeziehung der genannten Akteure
vom Anfang bis zum Ende der Entwicklung des DSS
nicht umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz wurden
Experten während der Entwicklungsphase hinsicht-
lich des Tooldesigns konsultiert. Des Weiteren
wurde versucht die individuellen Nutzeranforde-
rungen zu antizipieren.
Die oben beschriebene Datengrundlage in Form ei-
nes Fragen- und Maßnahmenkatalogs galt es in
Excel durch Funktionen und Verknüpfungen sinnvoll
zu verschneiden und nutzergerecht aufzubereiten
und darzustellen. Der erste Arbeitsschritt, der nach
der Literaturanalyse anstand, war die Verknüpfung
der individuellen Fragen aus der Gefahrenanalyse
mit Maßnahmen, die genau den abgefragten Gefah-
ren entgegenwirken. Die Verknüpfungen wurden
mit einer binären Kodierung (0 = nicht verknüpft, 1
= verknüpft) in einer Fragen-Maßnahmen-Matrix
auf einem gesonderten Tabellenblatt festgehalten
(siehe Abbildung 2). Dieser Schritt wurde für beide
Nutzergruppen durchgeführt.
Abbildung 22: Ausschnitt der Verknüpfungsmatrix (eigene Darstellung)
Die Gefahrenanalyse bildet jeweils den ersten
Schritt im Starkregenkompass. Im kommunalen Fra-
gebogen des Tools wurde hierfür eine dreistufige
Zustimmung gewählt. Diese ist gut geeignet, um die
Fragen nach bestimmten Charakteristika großer Be-
trachtungsgebiete, welche in der Regel nicht präzise
mit Ja oder Nein beantwortet werden können, zu
beantworten. Bei Immobilien ist es hingegen eher
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 36
möglich Fragen hinsichtlich bestimmter Charakte-
ristika eindeutig mit Ja oder Nein zu beantworten,
weshalb für die Private Nutzergruppe nur dicho-
tome Fragen gestellt wurden.
Die in der Gefahrenanalyse gegebenen Antworten,
werden über „WENN; DANN; SONST“-Abfragen in
ein Rechner-Tabellenblatt übertragen, in welchem
der Zustimmungswert für jede Frage festgehalten
wird. Die Ergebnisse, also die für einen individuellen
Nutzer geeigneten Maßnahmen, werden in der so-
genannten Maßnahmenmatrix festgehalten. Durch
weitere „WENN; DANN; SONST“-Funktionen wird
hier für jede mögliche Kombination aus Frage und
Maßnahme zunächst die Verknüpfung aus der Ver-
knüpfungsmatrix erfragt. Besteht eine Verknüp-
fung, wird der Zustimmungswert für die jeweilige
Frage in die Zelle eingefügt und wird so Teil der Pri-
oritätsberechnung für die Maßnahme. Die binäre
Antwortmöglichkeit im privaten Teil des Tools ver-
hindert eine mehrstufige Priorisierung in der Maß-
nahmenmatrix. Durch die Funktion der „bedingten
Formatierung“ werden auf Grundlage der enthalte-
nen Werte in der Maßnahmenmatrix nur entspre-
chende Signalfarben aber keine Zeichen angezeigt,
um die sehr umfangreiche Matrix übersichtlicher zu
machen.
Neben der Maßnahmenmatrix beinhaltet der Stark-
regen-Kompass mit der Beurteilung zur Gefahren-
analyse und der Maßnahmenliste zwei weitere Er-
gebnisdarstellungen. Die Auswertung der Gefahren-
analyse soll im ersten Schritt nach der Befragung ei-
nen groben Überblick über die Gefährdung in den
verschiedenen Rubriken der Gefahrenanalyse ge-
ben. Die Ergebnisse sind abhängig von der relativen
Anzahl an „Ja“-Antworten (privat), beziehungsweise
der gewichteten relativen Anzahl an „trifft teilweise
zu“- und „trifft zu“-Antworten (kommunal) in den
jeweiligen Fragenblöcken. Nur wenn ein Fragen-
block vollständig negativ beantwortet wurde, be-
steht in dieser Gefahrengruppe keine akute Gefähr-
dung durch Starkregen. Von der Arbeitsgruppe fest-
gelegte Schwellenwerte klassifizieren die Ergeb-
nisse für jede Rubrik in Gefahrenstufen, welche in
Wort und Farbe dargestellt werden.
Die Maßnahmenliste soll als vereinfachte Ergebnis-
darstellung neben der Maßnahmenmatrix beste-
hen. In ihr können die Maßnahmen nach Priorität
geordnet werden. Diese ergibt sich aus der (gewich-
teten) Häufigkeit der Nennung einer Maßnahme in
der Maßnahmenmatrix. Auch hier wurde durch
Schwellenwerte eine Farbkodierung implementiert,
um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten.
Neben den oben beschriebenen technischen De-
tails, wurde in einem letzten Schritt das Layout des
Starkregenkompasses überarbeitet um ein im Rah-
men von Microsoft-Excel nützliches grafisches User-
interface zu erhalten. Dies beinhaltete zunächst das
Verfassen von Einleitung und anderen beschreiben-
den Texten, die für die Bedienung des Tools durch
einen Nutzer unerlässlich sind. Außerdem wurde
eine farbliche Unterscheidung des Layouts zwischen
privatem und kommunalem Teil vorgenommen. Die
in Excel omnipräsenten Gitternetzlinien wurden in
den sichtbaren Tabellenblättern verdeckt und nur,
wenn nötig durch Trennlinien zur Vereinfachung der
Lesbarkeit ersetzt. Um ein unkompliziertes Navigie-
ren zwischen den verschiedenen Tabellenblättern
zu ermöglichen wurden außerdem zahlreiche Hy-
perlinks eingefügt.
Tool Vorstellung
Der Excel-basierte Starkregen-Kompass beginnt mit
einer Einführungsseite, auf der sich eine kurze Er-
läuterung zur Relevanz des Tools, sowie eine Erklä-
rung wie dieses zu nutzen ist, findet. Anschließend
folgt das Tool dem Schema: (1.) Fragebogen zur Ge-
fahrenanalyse, (2.) Auswertung der Gefahrenana-
lyse und schließlich (3.) vorgeschlagene Maßnah-
men in zwei Darstellungsformen.
Zu Beginn muss sich der Nutzer des Starkregen-
Kompasses entscheiden, ob er ihn als privater Im-
mobilienbesitzer oder als kommunaler Aufgaben-,
bzw. Entscheidungsträger ausführen möchte und
den entsprechenden Button auswählen.
Das Tool für den privaten Gebrauch
Um potenziellen Gefahren durch Starkregen auf
dem Grundstück und für das Haus des
Nutzers festzustellen, ist zunächst ein Fragebogen
auszufüllen. Dieser besteht aus 28 Fragen, welche
mit Ja oder Nein zu beantworten sind (z.B.: „Ist der
Kanalanschluss Ihres Gebäudes bzw. Grundstücks
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 37
mit einer Rückstausicherung bzw. Hebeanlage ge-
schützt und funktioniert diese einwandfrei?“). Um
die Gefahrenanalyse übersichtlich zu gestalten, sind
die Fragen in folgende acht Gefahrengebiete grup-
piert: Oberflächenabfluss, Entwässerung und Kanal-
netz, kleine Fließgewässer, Topographie, Boden und
Flächennutzung, Bebauungsstruktur, Grundhoch-
wasser und Sickerwasser sowie Information.
Nach der Beantwortung aller Fragen wird der Nut-
zer zur Auswertung der Gefahrenanalyse weiterge-
leitet. Hier wird eine Einschätzung der individuellen
Gefahrensituation auf Basis der vorherigen Abfrage
gegeben. So werden die für den Nutzer relevanten
Gefahrengruppen mit entsprechendem Handlungs-
bedarf auf einen Blick dargestellt. Die Abstufung der
Gefahrensituation erfolgt dabei in „keine“, „nied-
rig“, „mittel“ und „hoch“.
Nachdem potenzielle Gefahren für das private Ob-
jekt ermittelt wurden, folgt die Empfehlung von in-
dividuell passenden Maßnahmen zur Reduzierung
jener Gefahren. Dafür kann der Nutzer zwischen
zwei verschiedenen Darstellungsformen wählen:
der Maßnahmenmatrix und der Maßnahmenliste.
Abbildung 33: Ausschnitt aus der Maßnahmenmatrix für den privaten Gebrauch (eigene Darstellung)
In der Maßnahmenmatrix (siehe Abbildung 3) sind
zeilenweise alle Fragen aus der Gefahrenanalyse,
und spaltenweise alle Maßnahmen, die zu einer
Verbesserung der Resilienz gegen Starkregen in
Frage kommen, aufgeführt. Für den Nutzer rele-
vante und geeignete Maßnahmen werden in Rot
hervorgehoben. Die Relevanz ergibt sich dabei aus
der jeweiligen Antwort auf eine Frage und der Ver-
knüpfung dieser Frage mit der bestimmten Maß-
nahme. Durch die Darstellung der Ergebnisse in ei-
ner Matrix sollen eine größtmögliche Transparenz
und Nachvollziehbarkeit gewährleistet werden, da
so erkennbar ist, wegen welcher Frage eine be-
stimmte Maßnahme vorgeschlagen wird.
Für einen vereinfachten Überblick werden die Maß-
nahmen zusätzlich in einer nach Priorität geordne-
ten Liste dargestellt (siehe Abbildung 4). Hier wer-
den mögliche Synergieeffekte, durch die positive
Auswirkung einer Maßnahme auf mehrere Gefah-
ren, zusätzlich mit eingebunden. Werden die Maß-
nahmen in absteigender Reihenfolge nach Priorität
durchgeführt, ist es deshalb möglich, dass seltener
genannte Maßnahmen inzwischen obsolet gewor-
den sind. Um die Dringlichkeit und den positiven
Nutzen der einzelnen Maßnahmen zu symbolisie-
ren, werden sie mit einem Farbcode belegt. Rot
markierte Maßnahmen sollten dabei unverzüglich
durchgeführt werden und haben hohe Synergieef-
fekte, während gelb markierte Maßnahmen eher
mittelfristig bearbeitet werden sollten. Grün mar-
kierte Maßnahmen müssen gar nicht beachtet wer-
den, da diese entweder schon durchgeführt wur-
den, oder aber gar kein Bedarf besteht.
Abbildung 4: Ausschnitt aus der Maßnahmenliste für den privaten Gebrauch (eigene Darstellung)
Die Darstellung in der Maßnahmenliste bietet wenig
Transparenz bezüglich der Verknüpfung von Maß-
nahmen zu Fragen, zeichnet sich dafür aber durch
eine hohe Übersichtlichkeit und eine schnelle Er-
fassbarkeit der Ergebnisse aus.
Welche Darstellungsform als Output gewünscht ist,
wird zunächst nach der Gefahrenanalyse gewählt.
Es kann aber auch von der Maßnahmenmatrix zum
Maßnahmenkatalog und umgekehrt gewechselt
werden.
Das Tool für den kommunalen Gebrauch
Die Grundstruktur des Tools für den kommunalen
Gebrauch gleicht der des privaten Gebrauchs. Statt
einzelner Grundstücke oder Gebäude werden hier
aber potenzielle Gefahren durch Starkregen für eine
Kommune oder ein von dem Nutzer festgelegtes
Gebiet untersucht. Da der Untersuchungsraum im
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 38
kommunalen Gebrauch dementsprechend größer
und komplexer ist, als für den privaten Nutzer, um-
fasst der Fragebogen zur Gefahrenanalyse hier 39
Fragen. Außerdem gibt es statt zwei Antwortmög-
lichkeiten, wie in der „Ja-Nein-Abfrage“, zusätzlich
eine dritte Antwortmöglichkeit dazwischen. Die Fra-
gen sind hier mit „trifft nicht zu“, „trifft teilweise zu“
und „trifft zu“ zu beantworten (z.B. „Sind die Stra-
ßen im Siedlungsgebiet überwiegend mit Niederbor-
den ausgestattet bzw. barrierefrei ausgeführt?“). In
der kommunalen Gefahrenanalyse sind die Gefah-
ren in sechs Gefahrenklassen gruppiert: Bebauungs-
struktur und Infrastruktur, Boden und Flächennut-
zung, Topographie, kleine Fließgewässer, Entwässe-
rung und Kanalnetz sowie Oberflächenabfluss.
Die Auswertung der Gefahrenanalyse erfolgt nach
dem gleichen Schema wie im privaten Teil. Danach
kann wieder gewählt werden, in welcher Form die
passenden Maßnahmen vorgeschlagen werden sol-
len.
In der Maßnahmenmatrix ist nun eine zweifarbige
Hervorhebung zu finden. Fragen, die mit „trifft teil-
weise zu“ beantwortet wurden, sind durch gelbe
Felder gekennzeichnet; „trifft zu“ durch rote. Dies
beeinflusst auch die Priorität der jeweiligen Maß-
nahme. Die Anzahl roter Felder wird dafür im Ver-
gleich zu den gelben Feldern doppelt gewichtet. Die
Maßnahmenliste gleicht in ihrer Funktion und Les-
art der Liste des privaten Gebrauchs.
Sowohl aus der Maßnahmenmatrix, als auch aus der
Maßnahmenliste wird durch Klicken auf eine ge-
nannte Maßnahme jeweils auf die entsprechende
Seite in einem Maßnahmenkatalog verlinkt, um dort
in Steckbriefform mehr Informationen über die Ei-
genschaften und die Umsetzung der gewählten
Maßnahme zu erhalten. Dieser Katalog wird im Fol-
genden vorgestellt.
Katalog-Vorstellung
Der Maßnahmenkatalog soll eine Übersicht der
Maßnahmen geben, die auf kommunaler und priva-
ter Ebene dafür geeignet sind, Schäden durch
Starkregenereignisse zu verringern. Ziel des Maß-
nahmenkataloges ist es, eine schnelle Übersicht
über potenziell relevante Maßnahmen auf kommu-
naler oder privater Ebene zu erhalten, sowie ihre
Umsetzbarkeit auf individueller Ebene abzuschät-
zen. Da die genaue Ausführung einer Maßnahme
stark vom Einzelfall abhängt, wurde auf eine detail-
reiche Beschreibung der Maßnahmen im Katalog
verzichtet. Für eine einfache Lesbarkeit der Maß-
nahmen-Steckbriefe und eine gute Vergleichbarkeit
untereinander, wurde für jede Maßnahme das glei-
che Darstellungsdesign gewählt. Für sämtliche Maß-
nahmen wurde differenziert, welches Potenzial
(Rückhalt, Ableitung, Versickerung und Verduns-
tung von Regen- bzw. Oberflächenwasser) die
Durchführung der Maßnahme mit sich bringt. Das
Kernelement des Steckbriefes ist eine Bewertung
der Maßnahme bezüglich der folgenden sechs Krite-
rien: Wirkungsgrad, Wirtschaftlichkeit, Flächeneffi-
zienz, Umsetzbarkeit, Einfachheit der Wartung und
Synergie (siehe Abb. 5). Dies soll eine schnelle Beur-
teilung der Maßnahme gewährleisten. Am Ende des
Steckbriefes werden mögliche Synergien und Kon-
flikte genannt, die bei der Umsetzung der Maß-
nahme auftreten können. Dadurch wird dem Nutzer
weiter dabei geholfen zu entscheiden, inwiefern die
Ausführung einer geeigneten Maßnahme zur Ver-
ringerung von Schäden durch Starkregen im Indivi-
dualfall beiträgt.
Abbildung 5: Darstellung der Bewertungskriterien im Maßnahmenkatalog (eigene Darstellung)
Die Maßnahmen im kommunalen Bereich unter-
scheiden sich von solchen im privaten Bereich hin-
sichtlich ihrer Angriffspunkte und Wirkungsweisen.
Für den kommunalen Bereich spielt die Außenge-
bietsentwässerung, wie das Rückhalten des Ober-
flächenwassers in Retentionsräumen sowie inner-
orts eine schnelle Ableitung des Oberflächenwas-
sers, eine wichtige Rolle. Zu beachten ist hierbei,
dass die kommunale Kanalisation nicht für außerge-
wöhnliche Starkregenereignisse ausgelegt ist. Des-
halb muss bei solchen Ereignissen auch die Nutzung
von Verkehrs- und Freiflächen als Fließwege oder
Retentionsraum in Betracht gezogen werden.
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 39
Auf privater Ebene gilt es oberflächlich abfließendes
Niederschlagswasser vom Gebäude fernzuhalten o-
der dieses vom Grundstück abzuleiten. Essentiell ist
auch der Schutz vor Kanalrückstau durch Rückstau-
sicherungen und eine Sensibilisierung der Bevölke-
rung für ein starkregenangepasstes Verhalten.
Da es sich bei Starkregenereignissen um besondere
Ausnahmesituationen handelt, ist sowohl auf priva-
ter als auch auf kommunaler Ebene eine Kombina-
tion unterschiedlicher Maßnahmen sinnvoll.
Diskussion
Selbstkritisch müssen aus Sicht der Autoren in ers-
ter Linie zunächst sowohl die Auswahl der Fragen
der Gefahrenanalyse und deren Bewertung, aber
auch die anschließende Auswahl und Zuordnung
der Maßnahmen hinterfragt werden, da diese vor-
nehmlich auf subjektiven Schwellenwerten und Er-
wägungen beruhen, denen zwar eine umfangreiche
Literaturrecherche zugrunde liegt, die aber den-
noch nicht in jedem Fall einer geeigneten Gewich-
tung bestimmter Aspekte Rechnung tragen können.
Ursächlich hierfür sind sicherlich in besonderem
Maße die mangelnde Evaluierung des Tools und sei-
ner Komponenten, sowie die nicht ausreichende Ex-
pertise der Autoren. Aus diesem Grund ergibt sich
an dieser Stelle ein weiterer hoher Handlungs- bzw.
Forschungsbedarf im Rahmen einer potenziellen
Weiterentwicklung.
Anlass zur weiteren Diskussion des Starkregen-
Kompasses und seiner Umsetzung geben im Folgen-
den jedoch in besonderem Maße die Expertenmei-
nungen, welche im Rahmen der Abschlusspräsenta-
tion nach der Vorstellung des Starkregen-Kompas-
ses geäußert wurden und die besonders auf den As-
pekt der Zielgruppe, welche mit diesem adressiert
werden soll, abzielten.
Als Zielgruppe für den Starkregen-Kompass sind ge-
mäß der ursprünglichen Planung kommunale Aufga-
ben- und Entscheidungsträger, wie beispielsweise
Mitarbeiter von Bauämtern oder Entwässerungsbe-
trieben einerseits und (private) Immobilienbesitzer
andererseits, vorgesehen worden. Obwohl für diese
beiden Nutzergruppen unterschiedliche Gefähr-
dungsanalysen und Maßnahmenkataloge entwor-
fen worden sind, ist das Ziel des Starkregen-Kom-
passes für beide dennoch das Gleiche. Für beide soll
eine Selbsteinschätzung zur individuellen Gefähr-
dungslage durch Starkregenereignisse ermöglicht
und hieran anknüpfend passende Handlungsoptio-
nen aufgezeigt werden. Diese Herangehensweise
stellt, zusammen mit dem großen Umfang der Fra-
gen- und Maßnahmenkataloge, nach Ansicht der Ex-
perten allerdings bereits einen erweiterten Schritt
in der Starkregenprävention dar, dem eine Sensibi-
lisierung der potenziell Betroffenen vorangehen
muss, sofern diese ein solches Interesse nicht be-
reits, z.B. aufgrund einer kürzlichen unmittelbaren
Betroffenheit, von selbst mitbringen. Dieser erste
Schritt der Sensibilisierung war dabei ursprünglich
ebenso als Aufgabe des Starkregen-Kompasses vor-
gesehen. Hiervon sind die Autoren mittlerweile auf-
grund des Feedbacks der Experten jedoch abge-
rückt, welche den Kompass, sowohl auf kommuna-
ler, wie auch auf privater Ebene als zu umfangreich
erachteten, um die Aufmerksamkeit eines möglichst
breiten Publikums zu gewinnen. Diese Einschätzung
führte sogar soweit, dass, aufgrund des ausgedehn-
ten Fragen- und Maßnahmenkatalogs, vorgeschla-
gen wurde, den Starkregen-Kompass auch als Hoch-
wasser-Kompass vermarkten zu können. Dieser Be-
urteilung folgen die Autoren jedoch nicht, da sie alle
enthaltenen Gefahren und Maßnahmen in direktem
Bezug zu Starkregenereignissen sehen. Zielführend
für eine Abwandlung des Kompasses, die auch zur
Sensibilisierung der Menschen geeignet ist, könnte
jedoch eine separate und deutlich vereinfachte
bzw. verkürzte Version sein, welche ohne den gro-
ßen Funktionsumfang eher dazu fähig ist, ein in die-
sem Bereich noch wenig erfahrenes bzw. interes-
siertes Publikum anzusprechen.
Wo der Starkregen-Kompass einerseits also für ei-
nen leichten Einstieg in die Thematik Starkregen be-
reits zu umfangreich ist, reicht sein Funktionsum-
fang andererseits jedoch in keinem Fall aus, um eine
vollumfängliche Gefahrenanalyse, wie sie insbeson-
dere auf kommunaler Ebene in Form von topogra-
phischen GIS-Analysen und Simulationen zur hyd-
raulischen Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes (ge-
mäß DWA 2013) nötig ist, zu ersetzen. Derartige
Funktionsumfänge sind durch die Excel-basierte
Umsetzung und die begrenzten Fähigkeiten der Pro-
grammierung auf Seiten der Autoren allerdings
auch nie vorgesehen gewesen. Stattdessen war der
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 40
Starkregen-Kompass von Anfang an darauf ausge-
legt auf kommunaler Ebene, insbesondere bei der
Erstellung einer "vereinfachten Gefährdungsab-
schätzung" (gemäß DWA 2013) zu unterstützen,
welche für die Kommunalverwaltung jedoch nur
den ersten Schritt einer umfassenden Überflutungs-
vorsorge darstellt.
Auch im privaten Bereich ist über die Einschätzung
des Starkregen-Kompasses hinaus selbstverständ-
lich eine weitere Expertise nötig, um geeignete
Maßnahmen zu verifizieren, zu planen und umzu-
setzen. Der Kompass ist daher besonders für dieje-
nigen Immobilienbesitzer interessant, die bereits
für das Thema Starkregen sensibilisiert sind und nun
den nächsten Schritt einer Selbsteinschätzung der
eigenen Gefährdung gehen wollen. Genau hier trifft
der Starkregen-Kompass dabei nach Einschätzung
der Autoren gut die Lücke zwischen dem Vorabfra-
gebogen zum Hochwasserpass, der mit 16 Fragen
und weiteren offenen Angaben einen leichten Ein-
stieg zur Sensibilisierung der Bürger schafft und on-
line zur Verfügung steht, und dem Hochwasserpass
selbst, der, unter einem entsprechenden Kosten-
aufwand, anschließend eine präzise Expertenein-
schätzung bereitstellt.
Wie die ebenfalls in diesem Journal enthaltene Ar-
beit von Sarah Harden und Hannah Schulze-Steinen
zeigt, ist der Anteil der Menschen, die sich einer Ge-
fahr durch Starkregen bzw. Hochwasser bewusst
sind und die gleichzeitig auch bereit sind eine ge-
wisse Summe in eine Experteneinschätzung wie den
Hochwasserpass zu investieren, durchaus hoch.
Rund ein Drittel der Bürger würden gemäß der Er-
hebung (n=54) derartige Leistungen trotz des wo-
möglich bekannten Risikos dennoch nur kostenfrei
in Anspruch nehmen wollen (siehe Abbildung 6).
Abbildung 64: Bereitschaft der Befragten Beratungen zu bestimmten Kosten wahrzunehmen (Quelle: HARDEN u. SCHULZE-STEINEN)
Da eine flächendeckende, kostenfreie Expertenbe-
ratung allerdings nicht umsetzbar ist, kann der
Starkregen-Kompass hier zu einem geeigneten Mit-
tel werden, den (potenziell) Betroffenen zunächst
aufzuzeigen, ob und wo es Gefahren für sie gibt und
welche Maßnahmen zur Beseitigung dieser möglich
wären. So könnten sie gegebenenfalls dazu veran-
lasst werden, sich doch eine Expertenmeinung, wie
den Hochwasserpass, einzuholen, bevor unter Um-
ständen teure und umfangreiche Maßnahmen um-
gesetzt werden müssen. Stellt sich dagegen heraus,
dass es keine nennenswerte Gefahr für das eigene
Grundstück gibt, so mussten bis hierher auch keine
Geldmittel aufgewendet werden, was eine entspre-
chend hohe Bereitschaft zur Nutzung des Tools ver-
sprechen sollte.
Neben den ursprünglich vorgesehenen Zielgruppen
im kommunalen und privaten Bereich wurden im
Rahmen der Vorstellung des Starkregen-Kompasses
im Expertenkreis darüber hinaus noch weitere po-
tenzielle Adressaten genannt, für welche das Tool
von Relevanz sein könnte. So wurde der Starkregen-
Kompass von Herrn Walther als potenziell geeigne-
tes Werkzeug benannt, um die von der Stadt ange-
botene Bürgerberatung zum Thema Starkre-
gen/Hochwasser zu unterstützen. Hierbei zeigte er
gleich zwei denkbare Nutzungsszenarien auf. So
könnte das Tool einerseits als Leitfaden bzw. Nut-
zeroberfläche für den Berater im Telefongespräch
mit den Bürgern dienen, deren Angaben direkt hie-
rin eingegeben werden können. Dies ermöglicht
noch am Telefon eine Gefahren-einschätzung und
eine Empfehlung potenzieller Maßnahmen, ohne
dass sich der Berater erst später noch einmal damit
beschäftigen muss. Andererseits könnte der Stark-
regen-Kompass jedoch auch, z.B. in Form einer App
für mobile Endgeräte, im Rahmen der Beratung an
die Bürger geschickt bzw. von diesen auf einer
Website heruntergeladen, ausgefüllt und anschlie-
ßend an den beratenden Mitarbeiter zurückge-
schickt werden, damit dieser eine fachgerechte Aus-
wertung der Eingaben vornehmen und sie dann ent-
sprechend aufbereitet vortragen kann. Beide Nut-
zungsformen, insbesondere jedoch die letztere Va-
riante mit der Umsetzung einer eigenständigen
App, würden allerdings umfangreiche Änderungen
am Starkregen-Kompass nach sich ziehen, um ihn
auf die Bedürfnisse der Bürgerberatung, sowohl auf
Seiten des Beratenden, wie auch des Bürgers, anzu-
passen. Diese Möglichkeit der Nutzung wäre daher
Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen
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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 41
im Rahmen der Weiterentwicklung des Starkregen-
Kompasses zu prüfen.
Als eine weitere potenzielle Zielgruppe für den
Starkregen-Kompass wurden darüber hinaus Bau-
leitplaner und Architekten genannt. Hintergrund
dieser Empfehlung ist dabei die Einschätzung, dass
diese zwar die Verantwortung für die Planungen zur
Umsetzung von Stadtteilen, Quartieren, Straßen,
Neu- und Umbauten besitzen, in ihren Planungen
jedoch oftmals nicht die notwendigen Anpassungen
an die Gefährdungslage durch Starkregen berück-
sichtigen. Dadurch geht viel Potenzial für Schutz-
maßnahmen ungenutzt verloren. Ein Werkzeug wie
der Starkregen-Kompass könnte hier dabei helfen,
diese Zielgruppe mehr für das Thema Starkregen zu
sensibilisieren und sie sowohl auf die potenziellen
Gefahren, wie auch die Möglichkeiten, die sich im
Rahmen der Prävention ergeben, aufmerksam zu
machen, sodass diesen zukünftig möglichst bereits
im Rahmen von vorgreifenden Planungen ausrei-
chend Rechnung getragen wird.
Fazit
In Zeiten vermehrter Starkregenereignisse mit ho-
hen Schadenssummen wird deutlich, dass ein er-
höhter Bedarf an Aufklärung und Schutz vor stark-
regenverursachten Gefahren besteht. Ziel des
Starkregen-Kompasses ist es, diesen Aufgaben zu
begegnen.
Privaten Immobilienbesitzern, die bereits auf die
Gefahren durch Starkregen aufmerksam geworden
sind, kann der Starkregen-Kompass dabei helfen,
zunächst potenzielle Gefahren zu identifizieren und
anschließend die komplexe und zeitraubende Ent-
scheidungsfindung abzukürzen und die Abwägung
unter einer Vielzahl von zur Verfügung stehenden
Maßnahmen zu vereinfachen. Dennoch sollte nach
dieser Selbsteinschätzung auch auf eine Expertise
nicht verzichtet werden, um einen bestmöglichen
Schutz zu erhalten.
Auf der kommunalen Ebene kann der Starkregen-
Kompass als erster Schritt einer umfassenden Über-
flutungsvorsorge zu einer vereinfachten Gefähr-
dungsabschätzung beitragen. Er kann jedoch nicht
die topographischen und hydraulischen Gefähr-
dungsanalysen ersetzen, die für eine präzise Ab-
schätzung zu erwartender Schäden für betroffene
Gebiete notwendig sind. Weitere Limitierungen des
Werkzeugs liegen darüber hinaus sowohl in den
subjektiven Schwellenwerten und Erwägungen zur
Gefahrenklassifizierung und Maßnahmenauswahl,
als auch in dem, nach Expertenmeinung zu großem
Umfang. Dadurch sei eine einfache Sensibilisierung,
gerade der fachfremden privaten Akteure, nur
schwer umzusetzen. Andererseits birgt dieser große
Umfang auch das Potenzial, als unterstützendes
Werkzeug für Bürgerberater zu fungieren oder aber
Architekten und Stadtplaner für die von Starkregen
ausgehenden Gefahren zu sensibilisieren.
Abschließend bleibt daher zu wünschen, dass der
Starkregen-Kompass auch zukünftig weiterentwi-
ckelt werden kann, um so einer bestmögliche Vo-
sorge vor Starkregenereignissen, sowohl für kom-
munale, wie auch private Akteure, ein Stück näher
kommen zu können.
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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 43
5. Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept
used in German and French Flood Risk Management?
Katrin Hoffmann und Anneke Müller
Keywords: ecosystem services, floodplains, flood risk management
Introduction
Floodplains are among the most valuable, but also
most endangered ecosystems in Europe and they
are hotspots of biodiversity and central elements of
an ecological network (Follner et al., 2010).
Floodplains play an essential role in flood risk ma-
nagement because they operate as natural re-
tention areas with many functions such as e.g. flood
risk reduction (BMU & BfN, 2009). The status of wa-
ter-related ecosystem services and wetlands is due
to loss and degradation at an alarming pace (Russi
et al., 2013). The rapid loss of floodplains has a huge
impact on the run-off behaviour of a river. For in-
stance, the flood wave is higher and there is no na-
tural area stopping it, so the river discharge needs
to flow within continuously narrowing flow profiles
(Grossmann et al., 2010).
Due to these circumstances, the number of floods
increased in the last years and it makes flood risk
management crucial. In the last decades, a para-
digm shift within flood risk management could be
observed. Initiated on a large scale with the EU Wa-
ter Framework Directive (2000/60/EG) and the
Floods Directive (2007/60/EG) the shift from a tech-
nical approach to a nature-compatible one started
(Evers, 2017).
The concept of ecosystem services is able to com-
pare the value of natural services with economical
methods. In flood risk management (technical and
nature-compatible) the approach of Ecosystem Ser-
vices may play an important role. It helps to com-
pare the economic value of e.g. measures like dike
shifting, restoration of floodplains, or polder. This
report investigates the relationship between eco-
system services and flood risk management, orien-
tated on the question how the concept of Ecosys-
tem Services is used in French and German flood risk
management. The comparison of France and Ger-
many is chosen because both countries are member
of the European Union and hence have implemen-
ted the water directives mentioned above in their
national law. The report wants to take a look into
the national flood protection programs, both based
on the EU directives. Furthermore, both countries
Abstract
The concept of Ecosystem Services is able to compare the value of natural services with economical
methods. Due to a paradigm shift within flood risk management from a technical approach to a na-
ture-compatible one, the concept of Ecosystem Services can play a very important role. The report
investigates how much the concept is used in French and German flood risk management with a
focus on the Elbe and Loire river. The investigation is based on the hypothesis that Ecosystem Ser-
vices are only used in an inadequate way. There is further a focus on the question what the reasons
for this are.
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 44
have a strong economy and are comparable for fi-
nancial provided measures. The case studies of the
Elbe and Loire river are chosen because the projects
and approaches at both rivers are outstanding in
their countries and in Europe. The report will take a
look into the dike shifting project at Lenzen (Ger-
many) as an example for a nature-compatible ap-
proach, a study by Grossmann et al. (2010) investi-
gating a cost-benefit-analysis for a dike shifting and
the plan Loire grandeur nature as an example for a
broad approach in catchment management.
Based on the question how the concept of Ecosys-
tem Services is used in French and German flood risk
management and regarding the most important in-
struments in the flood risk programmes the hypo-
thesis of the report is "Ecosystem Services are not
used enough." To prove this hypothesis the report
analyses the French and German flood risk manage-
ment by using a literature analysis. The report is ori-
entated on three minor questions (1) Why is the
concept of Ecosystem Services not used enough? (2)
Why is a stronger embeddedness preferable? (3)
What are the differences and similarities of the Ger-
man and French flood risk management?
Ecosystem Services and Floodplains
The approach of ecosystem services can be defined
by many ways. One definition by the European En-
vironmental Agency (EEA, 2016, p. 21) underlines
ecosystem services "as the contributions that eco-
systems make to human well-being" whereas Maes
et al. (2013) stress the providing benefits for hu-
mans and society. Furthermore, Haines-Young and
Potschin (2012) recommend that ecosystem out-
puts are regarded as things fundamentally depen-
dent on living processes, which excludes abiotic out-
puts from nature. The approach of ecosystem ser-
vices became international attention over the last
decade and especially through the Millennium Eco-
system Assessment (Mehl et al., 2013; Blancher et
al., 2011). The concept of ecosystem services is
considered as very useful to describe some of the
ways that humans are linked to nature. Moreover,
it describes how ecosystem services can be mapped
or valued economically (Haines-Young & Potschin,
2012). The Common International Classification of
Ecosystem Services (CICES) classified ecosystem ser-
vices in three different types of services (Haines-Y-
oung & Potschin, 2012): Provisioning service, Regu-
lating service and Cultural Service.
Even if the concept of ecosystem services is accep-
ted and widely used there is some critic. Haines-Y-
oung and Potschin (2012) for example notes that
the concept is challenging due to the complex
connections between people and nature. Moreo-
ver, different specialist groups have a different way
to look at them.
A natural floodplain provides a wide range of ser-
vices like water flow regulation, water retention,
habitat for wildlife, and recreation (EEA, 2016).
Mehl et al. (2013) describes the ecosystem services
in floodplains as the four functions (1) flood re-
tention, (2) nutrient retention, (3) carbon sto-
rage/greenhouse gas emissions and (4) habitat
function. This report will further focus on the regu-
lating service "flood retention" which covers the re-
tention function of floodplains.
Flood retention is one of the regulating services of
floodplains and in many reports described as one of
the most important ecosystem functions (MEA,
2005, Mehl et al., 2013; Acreman et al., 2003). It's
therefore not surprising that the remaining flooding
areas in Europe are part of many flood protection
strategies (Mehl et al., 2013). Depending on local
conditions such as size, vegetation cover and land
use, floodplains take up large amounts of water and
thus reduce the risk of flooding in the settlements.
Flooding peaks are mitigated and the flow rate of
the water is reduced. In addition, the water can be
discharged without damage after the flood event
(MEA, 2005; Mehl et al., 2013; Acreman et al., 2003;
Naturkapital Deutschland, 2016). So, floodplains
can be rightly called natural flood protection areas
(Acreman et al., 2003). This is also reflected in the
calculated asset of German floodplains, which is
around 302 million euros, only regarding the func-
tion of flood retention (Mehl et al., 2013). Intact
floodplains contribute not only to a part of flood
protection, but also, like already mentioned the im-
provement of water quality (nutrient retention) and
climate protection (carbon storage). Further they
are hotspots of biodiversity (Acreman et al., 2003;
BMUB & BfN, 2015). However, these and many
other services can only be provided if the
floodplains are connected to the river system and
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 45
regularly flooded. Despite the great potential, the
European floodplains are in a critical condition.
Status of Europe’s floodplains
The once widely stretched floodplains along the Eu-
ropean rivers are under strong pressure. Today,
large parts up to 80 or even 90% of the floodplains
in Europe are not connected with the river bed or
river channel and do not function as active
floodplains any longer (Tockner & Stanford, 2002;
Tockner et al., 2009). Hence the remaining
floodplains are very often far from being functio-
nally intact and are affected by a multitude of hyd-
raulic measures (EEA, 2016). The drivers for this sta-
tus are various: Economic development, urbanisa-
tion and democratic shift (ca. 50% of the total Euro-
pean human population lives on former
floodplains), infrastructural developments (for exa-
mple roads and power lines), flood control struc-
tures such as dikes, industrial use like hydropower
production and cooling of power plants, and agricu-
lture (EEA, 2016).
Beside the report of the EEA (2016) there exist no
floodplain inventory or systematic assessment of
floodplain status in the EU (EEA, 2016). Exceptions
are Germany, Swiss and Austria who made national
inventories and assessments in the last years. But
the Austrian and Swiss inventories show just the
remaining high-value areas. Only Germany develo-
ped as the first state in the EU a nation-wide inven-
tory that contains information on remaining and
former floodplains of larger rivers (BMU & BfN,
2009; EEA, 2016).
The German inventory, published by BMU and BfN
(2009), provides an efficient overview of the posi-
tion, dimension and status of floodplains at larger
rivers in Germany (Brunotte et al., 2009). The inun-
dated area is defined by remaining active
floodplains and former floodplains, if there were no
man-made dikes (Follner et al., 2010). The German
inventory concludes that the loss of floodplains lays
between 70 to 90% along 10,000 km of 79 larger ri-
vers and the streams of eight river basins (BMU &
BfN, 2009; Brunotte et al., 2009). That means that
the retention function is quite limited (Mehl et al.,
2013). Two-thirds of the morphological floodplain
are lost by dikes. Only 10–20% of the former
floodplains can still be inundated (BMU & BfN,
2009; Follner et al., 2010).
Legal Framework in Europe
Numerous floods have caused major damage in Eu-
rope over the past decades, which led to a changed
in the perception of floods (BMUB, 2017). With the
introduction of the Water Framework Directive
(2000/60/EG) in 2000 and the Floods Directive
(2007/60/ EG) in 2007, there has been a change in
water management and policy in Europe. If the Wa-
ter Framework Directive is mainly concerned with
the protection and sustainable use of water re-
sources, the aim of the Floods Directive is to set a
framework for the assessment and management of
floods and thus minimize the damage caused by it.
The Water Framework Directive includes 107 mea-
sures and a wide range of instruments to implement
them. These include, for example, monitoring pro-
grammes and cost-benefit analyses. The Flood Di-
rective focuses on cross-border flood risk manage-
ment, whereby flood hazard maps, flood risk maps
and flood risk management plans are to serve as im-
plementation tools. Despite different objectives,
there is a close link between the two directives as
they are both part of an integrated river basin ma-
nagement. The implementation also initiated a pa-
radigm shift from technical flood protection to na-
tural flood risk management (Evers, 2017; Albert et
al., 2016; EEA, 2016). Despite the same legal basis,
the directives in the EU Member States are imple-
mented in different ways. This also becomes clear
when considering the flood risk management in
Germany and France.
German and French National Flood Program-
mes
In Germany, legal regulations on flood protection
and flood risk management are laid down in the Wa-
ter law. Responsible for the implementation of
measures are, however, the 16 federal states, the
municipalities and the water associations. This can
be problematic since floods do not adhere to admi-
nistrative boundaries. A cross-border management
at the catchment area is therefore necessary to
keep the consequences of floods in the future as
low as possible. For this reason, the National Flood
Protection Program (Nationales Hochwasserschutz
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 46
Programm) was adopted in 2014, together with the
federal government and the states (BMUB, 2017;
BMUB & Bfn, 2015). Within the framework of the
program, individual projects are to be selected and
combined through a river basin. The aim of the pro-
gram is a natural flood protection, which is to be
achieved by implementing the following measures
(table 1).
1. dike shifting / restoration of natural re-
tention areas
2. controlled flood retention
3. removal of weak points
A total of 20.571 hectares of retention area will be
reclaimed under the program and up to 5,4 million
euros are to be invested. Even though these num-
bers are up to now only based on estimates, the fact
that only the costs of the damage services of the
flood events in the years 2002 and 2003 on the Elbe,
Rhine and Danube rivers amounted up to 20 million
euros shows that investments in the preventive
flood protection are quite reasonable and efficient.
Another goal of the program is the flood manage-
ment at the catchment scale, which seems very dif-
ficult to implement in Germany because of the ad-
ministrative boarders (LAWA & MELUR, 2014). In
addition, the program promotes the so-called soli-
darity principle, which is concerned with the equal-
ity of upstream and downstream residents (BMBU,
2017). In principle, the restoration of floodplains
along German rivers is still at an early stage and
there are only a few major projects. Between 1994
and 2014 only 1% of the German floodplains could
be recovered (BMUB & BfN, 2015; Naturkapital
Deutschland, 2016). Programs like the National
Flood Protection Program are therefore very prom-
ising and could contribute significantly to improve
flood protection and nature conservation in the fu-
ture.
The water management in France is divided into six
watersheds (Loire-Bretagne, Seine-Normandie, Ar-
toirs-Picardie, Rhin-Meuse, Rhône-Méditerranée,
Adour-Garonne). Each watershed has a watershed
agency that brings together all stakeholders like
elected officials, consumers, and representatives of
federal/regional/local governments (Parisi, 2002).
The basin agency is under the umbrella of the mi-
nistry of environment. At a local level, the responsi-
bility for flood protection lies at the mayors of about
36,000 municipalities (Monstadt, 2008). Morel et al.
(2016, p. 3) assess the strategy as an "inclusive nati-
onal outline" with "a tool for each scale". At each
governance level, the National flood risk manage-
ment strategy is represented.
The table 1 compares the main content of the Ger-
man and French national flood programmes.
Ecosystem Services in Flood Risk Manage-
ment
This report investigates the hypothesis how well the
concept of Ecosystem Services is used in German
and French Flood Risk Management. The previous
sections have shown that the legal framework in Eu-
rope and Germany is comprehensive and considers
various measures. In general, the aquatic ecosystem
services are influenced directly and indirectly
through the instruments of the Water Framework
Directive and the Flood Directive (Albert et al.,
2016). According to the EEA (2016, p. 8) "little at-
tention" is paid to ecosystem services during peri-
ods of response and recovery and Sayers et al.
(2015) see for the beneficial relationship between
floods and ecosystem services at planning level "a
rather recent development" despite having recei-
ved attention in research and at local scale. Blan-
cher et al. (2011) point out that the ecosystem ser-
vices approach is used quite widely for biodiversity,
but regarding water this is happening only slowly.
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 47
The Floods Directive is strongly related to the Water
Framework Directive and pushes a paradigm shift
from a technical flood protection to a sustainable
flood risk management. But in both directives the
ecosystem services are not explicit involved, alt-
hough high potentials and innovative approaches
exist (Evers, 2017; Albert et al., 2016). In different
references, the connection between ecosystem ser-
vices and the Water Framework Directive is investi-
gated, but there are less investigations about the
connection with flood protection/flood risk ma-
nagement. The following passage is focused on the
Water Framework Directive but due to the strong
relation between them it can be considered as well
for the analysis about flood retention in floodplains.
Albert et al. (2016) and Evers (2017) point out that
the ecosystem services should and must have a
stronger consideration for the implementation of
the Water Framework Directive. Interactions of the
ecosystems are currently not covered in their enti-
rety nor economically embedded and assessed
within the directive. In addition, Vlachopoulou et al.
(2014) stress that the ecosystem approach is not ex-
plicitly mentioned in the Water Framework Direc-
tive. The concept of ecosystem services appears to
be a promising concept to help the implementation
of the directive, on the basis that there is a connec-
tion between the aims of the directive and the pro-
vision of ecosystem services.
Possible reasons for an inadequate use
Like the passages above have shown there are vari-
ous assessments and studies that come all to the
conclusion that the ecosystem services approach is
not enough used in European flood risk manage-
ment. This section will analyse possible reasons. The
following section focuses either on the larger Euro-
pean scale or on the German flood risk manage-
ment because less references were to find about
the French one. However, the explanatory approa-
ches can be considered as well for France. According
to Kusche et al. (2011) the instruments of the Water
Framework Directive have a deficit in implementa-
tion, practice and further development and are ra-
rely used. In the list of measures to be taken of the
LAWA (German Working Group on water issues of
the Federal States and the Federal Government re-
presented by the Federal Environment Ministry) se-
rious barriers in the implementation of the mea-
sures are determined. The main reasons are (1) dif-
ficulties with the provision of financial and personal
resources, (2) difficulties with the acceptance of the
measures, and (3) difficulties with the provision of
areas (Evers, 2017). These aspects are analysed for
the Water Framework Directive but they can be
used as well for explanations within flood risk ma-
nagement, like mentioned already above. A main
reason that is mentioned in various references is the
missing economic analysis, mostly demanded by a
cost-benefit analysis (Albert et al., 2016; Grossmann
et al., 2010; Kusche et al., 2011). An essential part
of ecosystem services of floodplains is from an eco-
nomic point of view public goods. But the cost and
uses of these services (and especially their changes)
are not equivalently recorded by economic markets
(Grossmann et al., 2010). To record the services in
an economical way Grossmann et al. (2010) see the
economical concept of a public total value as a cru-
cial method to assess the services with a monetary
value and to offer a raster for a systematization. Ku-
sche et al. (2011) demand as well the cost-benefit
analysis as a standard instrument in water-related
planning, especially for flood protection. Because
up to now these kinds of economic analyses are not
part of management plans. The following section
4.2 Case study I: Projects and approaches at the Elbe
river shows an example how a cost-benefit analysis
may look like. According to Albert et al. (2016)
another reason for an inadequate use is a missing
aggregation, coordination, control and overview of
the Water Framework Directive and the Flood Risk
Directive regarding other directives in e.g. agricul-
ture or renewable energies. This demands new chal-
lenges for politics to establish integrative concepts.
The concept of ecosystem services can provide an
indicator-system or an integrative analytic approach
and therefore provide a funding and incentive in-
strument as well. Albert et al. (2016) point out that
the concept of ecosystem services is complex and
abstract and leads to implementation obstacles.
Main problems are indicated like e.g. missing data,
inconsistent indicators, inherent complexity of the
ecosystem, and uncertainty (mainly implementa-
tion obstacles). The authors point out that the con-
cept of ecosystem services can be seen critical be-
cause of a high degree of abstraction, the im-
portance of quantification, difficulty to assess the
effects of measures (Albert et al., 2016).
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
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Moreover, land availability is mentioned as well as
one reason why measures aiming (direct or indirect)
an implementation of ecosystem services failed.
Moss and Monstadt (2008) investigated restoration
of floodplains for a measure of an indirect imple-
mentation of ecosystem services. Unfavourable
forms of land use and ownership in floodplains is ac-
cording to Moss and Monstadt (2008) an essential
point. If it comes to land use change, many interests
out of agriculture and forestry, settlement and ur-
ban development, nature conservation, navigation
and flood defence come together. In addition, Moss
and Monstadt (2008) see ineffective policy and
planning instruments as well responsible for a slow
development of the restoration of floodplains. For
example, planning regulations have generally failed
in the past to limit urban development on
floodplains and to halt the loss of existing
floodplains. Beside land availability and ineffective
policy and planning a lacking acceptance of the
public leads as well to a slow implementation of
measures aiming ecosystem services in flood risk
management (Moss & Monstadt, 2008; MLU Sach-
sen-Anhalt, 2003). Moss and Monstadt (2008) see
for this a responsibility in the inertia of the traditio-
nal flood defence and river regulation regimes. They
argue that for many decades institutional regimes
for flood defence and river regulation have privile-
ged engineering structures over other strategies.
The ministry of environment of the German state
Saxony points out that due to the bad public accep-
tance of nature-compatible measures like restora-
tion of floodplains or dike shifting their flood pro-
tection concept does not include them. On a local
scale, it says, these measures are discussed in a cri-
tical way because by implementing them changes in
land use or groundwater may occur (MLU Sachsen-
Anhalt, 2003). Kruse (2010) shows as well in examp-
les that the nature-compatible measures are often
ridden with conflicts and for the aims of flood pro-
tection are not seen as very urgent. A study of Haase
et al. (2015) investigates the reasons for a lacking
acceptance in society, whereas their study, held in
Germany, says that 90% of the people support in ge-
neral the idea to renature floodplain for inundation
areas. But when it comes to restoration projects
close to their place of residence less people wel-
come the measures. Haase et al. (2015) mention
that the deficit lays in a lack of communication and
information about the restoration measures.
Another explanation of the poor acceptance in
some parts of society give Moss and Monstadt
(2008) with mentioning that the technical flood pro-
tection has been successful for decades and people
trust them more. The longevity of the material-phy-
sical components of the built infrastructure on
floodplains make a shift difficult to a more nature-
compatible flood protection. Because when "once
dams, dykes and settlements are built, it is compli-
cated, time-consuming and in many cases expensive
to remove or relocate them and, thereby, help res-
tore floodplains" (Moss & Monstadt, 2008).
Case study I: Projects and approaches at the
Elbe river
That the inclusion of ecosystem services in the re-
naturation of floodplains can be very helpful has
clearly been shown in the previous chapters of our
work. Nevertheless, they are not adequately consi-
dered in the numerous directives and also not in-
cluded in the implementation of measures (Evers,
2017). However, there are some projects in Europe
where nature conservation and flood protection
have been successfully linked and ecosystem ser-
vices partially have been included. Two of these pro-
jects are briefly presented in the following chapter.
The Elbe is the second largest river in Germany with
a length of 1,094 km. In its catchment area with a
Figure 1: Catchment of the Elbe river. Source: Ockenfeld et al. 2005.
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
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size of 148,000 km2 live about 25 million people.
99% of the catchment area is located in Germany
and the Czech Republic only 1% in Austria and Po-
land (Fig. 1) (IKSE, 2015). Although it is considered a
relatively natural river in some sections, natural re-
tention areas are rare. After the major flooding in
2002, a cross-border plan with targets for flood pro-
tection was agreed in October 2003 (IKSE, 2012).
Within the framework of this plan, the development
phase of the nature conservation project "Lenzener
Elbtalaue" began in 2002. The goal of the project
was the restoration of a natural floodplain, which
was characterized by flooding dynamics. At the
same time, flood protection and nature conserva-
tion should be connected. The project was success-
fully completed in the year 2011. During the con-
struction phase between 2005 and 2011, 6.1 km of
dike between Lenzen and Wustrow were relocated
and the old dike was opened in 6 places. In this way
420 hectares of new retention area were created. In
addition, new floodplain forest was planted and
other biotopic measures were implemented (IKSE
2012; Evers, 2017).
The dike shifting lead to a significant reduction in
the water level (about 30 cm) during the flood
events of 2011 and 2013. In addition, some endan-
gered bird species such as Limosa limosa or Galin-
ago galinago could already be observed in the wet-
lands in 2008 (BfN, 2015). By the construction of cy-
cle paths and viewpoints the recreational function
of the floodplain was also considered. The largest
dike shifting project in Germany with international
relevance shows impressively how synergy effects
can be positively used and thus benefits for humans
and the environment can arise.
In order to be able to represent the economic value
of the ecosystem services in a subarea along the
Elbe river (36,000 ha), Grossmann et al. (2010) car-
ried out an extensive cost-benefit analysis. As can
be seen in FIG. 2, Grossmann compared the total
costs of the measures to the economic value of the
four main ecosystem services of floodplains. Ac-
cording to this, the benefits exceed the project costs
by a large number. The total costs amount to 566
million euros, while the value of the ecosystem ser-
vices is estimated at a total of 1748 million euros
(Fig. 2). However, Grossmann assumes that the true
value is significantly higher, since the complexity of
the ecosystems cannot be reflected and calculated
one hundred percent in a model like this (Gross-
mann et al., 2010).
Case study II: Plan Loire grandeur nature
The "Plan Loire grandeur nature" covers the whole
Loire river and its tributaries and is mainly financed
by the State, the EPALA, and the water agency Loire-
Brittany (Monstadt, 2008). It is an interregional pro-
gram that comprises flood protection and nature
conservation by regarding prevention of floods
through technical flood defence, the management
of floodplains, the management of low water levels,
the conservation of the estuary of the Loire, the pro-
tection of migrating fish, and the restoration and
management of the natural heritage (Plan Loire
grandeur nature, n.d.; Monstadt, 2008). The French
government started the initiative in 1994 as a top-
Figure 2: Cost-benefit analysis of a 36,000 ha area after dike shifting. The cost from left to right: Nutrient retention (486 Mio. Euros), flood protection (177 Mio. Euros), protec-tion of biodiversity (926 Mio. Euros), saved upkeep and cost of the project (159 Mio. Euros). In Schäfer & Kowatsch, 2015, after Grossmann.
et al., 2010.
Figure 3: Catchment of the Loire river. Source: Lemarchand et al. 2014.
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
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down approach, but over the 15 years it took to re-
alize it the program developed to a stakeholder in-
cluding integrated management (Plan Loire gran-
deur nature, n.d.). The local implementation take
place through the "Stratégie 2035 pour le bassin de
la Loire". It is distinguished into periods: The first pe-
riod took place from 2007 to 2013 and the current
period is from 2014 to 2020. The strategy of the pe-
riod 2014 to 2020 aims e.g. the reducing of the ne-
gative consequences of floods in the fourteen terri-
tories the catchment is divided into and the
recovery of natural and environmental functions
(Stratégie Plan Loire IV, 2014).
The strategy includes various aspects for the catch-
ment management of the Loire. In this report, just
three points of the strategy will be pointed out. One
of the most important points is the "development
and implementation of territorial strategies and co-
herently flood risk reduction". In each territory, a di-
agnosis will be made. This diagnosis should be
shared with stakeholders in the concerned sectors;
it will be followed by a comparative study of risk re-
duction scenarios, based on actions that take prin-
ciples of the Flood Risk Management Plan into ac-
count (Stratégie Plan Loire IV, 2014). These actions
are for example "culture of flood risk" (better com-
munication, installation of flood markers in high-risk
areas), flood forecasting (forecasting data for the
different ranges of floods need to be transformed
into maps), reduction of vulnerability, limitation of
urbanization, reliability of dikes (if they exist in the
concerned territories), control of flows (this inclu-
des measures such as restoration of flood expansion
fields, management of surges in the vales), and cri-
sis management including the evacuation of the po-
pulation. Another aspect of the strategy is the "de-
finition of a global scheme for the management and
securing of dikes". Most of the dikes are state-ow-
ned and managed by the state; the others are ma-
naged either by local authorities or by trade unions
owners. Despite this distribution, no one feels
responsible for some sections of the dikes. These
dikes constitute a danger and aggravate the damage
of floods. To change this condition a law was passed
including an obligatory competence for the munici-
palities (Stratégie Plan Loire IV, 2014). A third aspect
is the "preserving or recreation of flow areas, room
for mobility, and areas of flood expansion". To reach
this, preserving the flowing capacity of the Loire ri-
ver bed and its tributaries by carrying out routine
maintenance are outlined in the strategy. This will
allow the river to pass high amounts of discharge
and to limit the raising of the water line.
In comparison to the projects at the Elbe catch-
ment, the plan Loire grandeur nature presents a dif-
ferent approach. It is more catchment oriented and
regards it as a whole – whereas the German admi-
nistrative system is working more like an obstacle
through the federal tradition. Moreover, the plan
shows, like the dike shifting in Lenzen, that flood
protection is often easier to implement together
with nature conservation approaches. Regarding
the ecosystem services, the plan does not use the
concept explicitly but they are indirectly re-
presented. Especially approaches of the nature-
compatible flood protection are found in the mea-
sures, like e.g. restoration of floodplains.
Discussion and Conclusion
Floodplains are important ecosystems. They are
habitat of numerous, highly specialized plant and
animal species, contribute to flood protection
through their natural water storage capacity and
serve us as a recreational area (Mehl et al., 2013,
Acreman et al. 2003). However, these ecosystem
services can only be provided by intact floodplains.
But the European floodplains are under great pres-
sure and only 10 -20 % are still connected to a river
system (Tockner & Stanford, 2002; Tockner et al.,
2009). Among other things, measures of technical
flood protection such as the construction of dams
and dikes are infrastructure that prevent and pro-
tect former floodplains from flooding (EEA, 2016;
BMUB & BfN 2015). With the introduction of the
Water Framework Directive in 2000 and the Floods
Directive in 2007 a paradigm shift from technical
flood protection to a natural flood risk management
was triggered (Evers, 2017; Albert et al., 2016). De-
spite numerous national programs and plans, there
are only a few major projects (such as at the Loire
and Elbe river) that have successfully combined
flood protection and nature conservation yet. Fre-
quently there is a lack of suitable areas, funds and
staff. In addition, the acceptance in the population
is sometimes very small and effective cooperation is
therefore only possible with difficulty (Evers, 2017).
Because of these problems, a more intensive in-
volvement of the ecosystem service approach is
Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?
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called for by many sides. Through the application of
the concept, interactions between ecosystems
could be better understood and presented. This
would contribute to improve the cooperation be-
tween different directives like the birds or agricul-
tural directive. Models such as Grossmann’s, where
costs and benefits of measures are compared, can
help to justify projects and convince the population
of the meaning of them. However, so far, the con-
cept is not anchored in the European Directives
(Evers, 2017, Albert, 2016). The literature cites
some reasons for the inadequate consideration of
the concept, e.g. the complexity of ecosystems and
the lack of data (Albert et al., 2016). However, the
investigations made for this are almost exclusively
based on the Water Framework Directive and not
on the Floods Directive.
In summary, it can be said that our hypothesis that
ecosystem services are not sufficiently used in flood
risk management has been confirmed by our re-
search. In the course of this work we were also able
to answer our sub-questions (1) Why is the concept
of Ecosystem Services not used enough? (2) Why is
a stronger embeddedness preferable? (3) What are
the differences and similarities of the German and
French flood risk management? The comparison be-
tween Germany and France was somewhat difficult,
since we were not able to speak with experts in
France and much less information was available to
the French flood risk management. Nevertheless,
obvious differences in management could be ob-
served. If in Germany nature-compatible flood pro-
tection and the application of concrete measures
are mainly concerned, the focus in France is on re-
construction after a flood event, the increase in
safety standards and the reduction of costs (LAWA
& MELUR, 2014, Morel et al., 2016, Montstadt,
2008). However, no concrete measures are men-
tioned here. The concept of ecosystem services is
not really applied in both countries.
Although ecosystem services are mentioned repeat-
edly in the European directives, there is no real in-
clusion of the concept (ALBERT ET AL. 2016, EEA 2016,
EVERS 2017). This is different in nature conservation.
Here the great potential of ecosystem services was
recognized and applied already a few years ago. It is
a new challenge now to include these in flood risk
management. Although there are many efforts in
Germany to combine flood protection with nature
conservation, the implementation of measures hap-
pens very slow and often only on very small areas
(Naturkapital Deutschland, 2016). A stronger inclu-
sion of the ecosystem service concept could im-
prove this situation in the future. Synergies be-
tween the individual services could be better iden-
tified, appropriate measures more easily defined
and actors more quickly convinced. In principle, it
can be stated that there is great potential for flood
protection in our floodplains. This potential must be
used sensibly in the future, so that the population
and the environment can profit from it. In order to
facilitate the implementation of appropriate
measures, ecosystem services should be involved
more intensively in the flood risk management pro-
cess. First steps in the right direction have already
been made, but the extent to which the concept will
be applied in the future is hard to say, as there are
significant differences in flood risk management
within Europe.
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Fig. 2: Schäfer, A., & Kowatsch, A. (2015). Gewässer und Auen - Nutzen für die Gesellschaft. Bundesamt für Naturschutz.
Fig. 3: Catchment of the Loire: Lemarchand, C., Rosoux, R., Talon, C., & Berny, P. (2014). Flagship Species Conservation and Introduced Species Invasion: Toxic Aspects Along Loire River (France). In Pes-ticides-Toxic Aspects. InTech.
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Anhang A 2.1
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
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Anhang A 2.2
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Anhang 2.3
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
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Anhang 2.4
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 58
Anhang 2.5
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 59
Anhang 2.6
e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe
e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 60
Anhang B 3.1
Abbildung 11: Forschungsübersicht. (Eigene Darstellung) (orange: private Fragen; blau: Fragen zum aktuellen Bewusst-
sein; grün: Fragen zur Zukunft).
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Anhang B 3.2
Abbildung 12: Fragebogen, S. 1-2. (Eigene Darstellung).
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Anhang B 3.3
Abbildung 13: Fragebogen, S. 3. (Eigene Darstellung).
Anhang B 3.4 – B 3.26
Abbildung 14: Alter der Befragten. (Eigene Darstellung). Abbildung 15: Bildungsabschluss der Befragten. (Eigene
Darstellung).
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Abbildung 16: Familienstand der Befragten. (Eigene Darstellung). Abbildung 17: Geschlecht der Befragten. (Eigene
Darstellung).
Abbildung 18: Persönliche Gefahreneinschätzung. (Eigene Darstellung). Abbildung 19: Besitz eine Kellers. (Eigene
Darstellung).
Abbildung 20: Mieter/Eigentümer. (Eigene Darstellung). Abbildung 21: Wohnzeitraum. (Eigene Darstellung).
Abbildung 22: Lage des Wohnraumes. (Eigene Darstellung). Abbildung 23: Hochwasserbetroffenheit. (Eigene
Darstellung).
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Abbildung 24: Ursprung des Hochwassers. (Eigene Darstellung). Abbildung 25: Informationsquelle aktuelle
Hochwasserlage. (Eigene Darstellung).
Abbildung 26: Beratung vorstellbar. (Eigene Darstellung). Abbildung 27: Beratungskosten. (Eigene Darstellung).
Abbildung 28: Voraussetzung für Bereitschaft zur Durchführung von Maßnahmen. (Eigene Darstellung).
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Abbildung 29: Versicherung gegen Abbildung 30: Versicherungstyp. (Eigene Darstellung).
Hochwasserschäden. (Eigene Darstellung).
Abbildung 31: Vorschläge der Befragten zur Verbesserung des eigenen Wissens durch zuständige
Stellen. (Eigene Darstellung).
Abbildung 32: Verteilung Vorschlag zu
Verbesserung/keine Angabe. (Eigene Darstellung).
Abbildung 33: Kreuztabelle Keller * Gefahreneinschätzung.
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Abbildung 34: Kreuztabelle Gefahreneinschätzung *Wohnzeit.
Abbildung 35: Kreuztabelle Ort der Werbung * Geschlecht. (Eigene Darstellung).
Abbildung 36: Kreuztabelle Maßnahmendurchführung * Versicherung vorhanden. (Eigene Darstellung).