jahresbericht (1911) der vogelwarte rossitten der deutschen ornithologischen gesellschaft

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Page 1: Jahresbericht (1911) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

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X I . Jahresbericht (1911) der Yogelwarte Rossitten der Deutschen 0rni thologisehen Gesellsehaft.

I. Teil ,

Von Prof. Dr. J. Thienemann.

I. AIIgemeiner Tell. Der Vogelwarte Rossitten wird es zu eng an ihrem Leibe.

Es geht ihr wie einem Hochzeiter, der sich in seinem Konfirmations- rocke trauen lassen will. Der KGrper ist zu grofs geworden; die Form pafst nicht mehr. Das bezieht sich bei der Vogelwarte sowohl auf die zu Gebote stehenden R~umlichkeiten, als auch Arbeitskr~fte. Als der neue Sammlungsraum im Jahre-1908 bezogen wurde, war er :nit den bereits vorhandenen Objekteii sofort geftillt, worauf schon im IX. Jahresberichte hingewiesen ist. Ein systematisches Sammeln und hufstellen konnte nicht statt- finden, was ganz besonders in Bezug auf die dutch den Beringungs- versuch gewonnenen Ergebnisse sehr schmerzlich empfunden wird. Es ist aus Platzmangel unmSglich, die Resultate dieses Versuches durch hufstellen yon Karten und Auslegen von Versuchsobjekten der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Darauf kommt es aber doch an. Und die Entwickelung der Korrespondenz auf der Vogelwarte? Frfiher waren j~ihrlich ein paar hundert Briefe zu schreiben, und es gentigten 40--50 M., um das nGtige Porto zu decken. Jetzt schliefst der Berichterstatter eben das Post-Aus- gangsbuch 1911 mit 2018 Journalnummern ab mit einem dafiir gezahlten Porto yon 220,54 M. Die Posteing~inge auf der Vogel- warte z~thlen jetzt j~hrlich weit fiber 2000 Nummern. Eine ein- zelne Person konnte diesen hrbeitsbetrieb nicht mehr zwingen, and so mufste Herr Pr~parator M 5 s c h l e r stundenweise zar Schreibhilfe herangezogen werden.

Der Besuch der Sammlung war sehr rege. 45 Seiten des ausliegenden Fremdenbuches sind mit Namen aus dem Jahre 1911 bedeckt. Ende Mai trafen wieder wie allj~ihrlich sehr h~ufig ausw~trtige 8r zur Besichtigung der Vogelwarte hier ein.

Am 14. Juni hatte die Station die Ehre, den Minister der geistliehen und Unterrichtsangelegenheiten Herrn von T r o t t z u S o l z , Exzellenz, zu empfangen. In Begleitung yon Seiner Exzellenz befanden sich der Herr Oberpriisident der Provinz Ostpreufsen, Exzellenz yon W i n dh ei m, Herr Regierungs- priisident Graf yon K e ys e r I i n g k , Herr Geheimer Ober- regierungsrat Dr. H i n ze und noch einige Herren. Der Herr Minister, dem die Vogelwarte untersteht, wollte sich persGnlich an Ort und Stelle die Einrichtungen ansehen. Am 9. Juli be- ehrte der Herr Minister ffir Handel und Gewerbe, Exzellenz

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430 J. Thienemann :

S y d o w, die Vogelwarte mit seinem Besuche. Um aus eigener Anschauung ein Bild yon dem Stasde des Vogelwartenbetriebes zu bekommen, traf am 29. April Herr�9 OberprRsidiali'at Graf

�9 L a m b,s d o r f f in Begleitung des Herrn Regierungsrats G r a f f yon KGnigsberg hier ein, und :der Unterzeichnete durfte bei l~ingerem Beisammensein auf so manches hinweisen, was der An- stalt not rut.

Herr Gehe~mrat Prof. Dr. B r a u n weilte im verflossenen Jahre wieder mehrfach in Rossitten, zeigte bei jeder Gelegenheit seine wohlwollende FiirSorge It~r die Vogelwarte und besucbte auch in Begleitung des Herrn Regierungsrates F e t s c h r i e n die Diinenhiitte Ulmenhorst.

Von ausw~trtigen Ornithologen und Naturwissenschaftlern weilten l~ngere oder kfirzere Zeit zu Studienzwecken hier die Herren Dr. Dampf-KGnigsberg, Dr. Deichler, Dr. Frie- drich aus Zeitz, stud. rer. nat. II. Mayhoff aus Dresden, stud. rer. nat. Schmieder, Assessor Tischler, Herr A. L a n d s b o r o u g h T h o m s o n aus Aberdeen, der frfiher schon zweimal in Rossitten war, meldete Herrn J. W. H e ~. d I e y veto Haileyburg Colleg in Hertford, England, zum Besuch der Vogel- warte an, und der Herr traf dann auch im September flit einen IRngeren Aufenthalt znm Studium des Vogelzuges bier ein.

An die Bibliothek haben folgende Autoren, der Zeitfolge nach aufgefiihrt, Schriften eingesandt:

O. H e I m s, Pejrup (Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift). Chr. Mortensen, Viborg. A. Landsb0rough Thomson, Aberdeen. Exposition Ornithologique, Louvain. Hennemann, Werdohl. Dr. Carl R. Hennieke, Gera. G e o r g K r a u s e, Berlin (Zeitschrift fiir Oologie). Freiherr yon B e r I e p s e h, Seebach. G. J. P o I i a k o w, Sawino (Ornithologische Mitteilungen)

(russisch). Sanit~itsrat Dr. R. H i I b e r t, Sensburg. F. T i s c h I e r, Losgehnen. Rev. F. C. R. J o u r d a i n, Ashburne. Dr. O. le Roi, Bona, W. R it d i g e r, Eberswalde. H e r I u f W i n g e , Kopenhagen. J. H. G u r n e y . Dr. G u i d o S c h i e b e l , Graz. Direktion des Zoologischen Gartens in Giza bei Czdro. D. R o s s i n s k y , Moskau (0rnithologie et Agriculture). Dr. G . B r a u n , Berlin. C. L i n d n e r , Wetteburg. Dr.: V i c t o r F r a n z , Frankfur t a. M.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 431

Geheimer Rat Professor Dr. M. B r:a u n, K5nigsberg i. Pr. Dr. W e i g o 1 d, Helgoland. W. H a g e n , Liibeck. H a r a l d Baron L o u d o n , Lisden. Professor P o n c y , Genf. Socidtd zoologique de Gen~ve. Professor Dr. :R5 s s 1 e r , Zagreb. L. D o b b r i c k , Treul. A d o I f N e h r k o r n, Braunschweig. Professor Dr. An to n F r i t s ch , Prag. Dr. J. G e n g 1 e r , Erlangen. J a k o b S c h e n k , Budapest. Freiherr von B e r g, Strafsburg i. Elsafs. Internationaler Frauenbund f~lr Vogelschutz, Charlottenburg

(St e i n m e tz) . �9 A. G r a f , Ziirich. F. yon L u c a n u s , Berlin. A. M e n e g a u x , Paris. The Royal Scottish Museum, Edinburgh. Dr. E. D. van 0 o r t , Museum Leiden. A. D. L o u w e s , Westpolder. Dr. E. S t e c h o w, Miinchen. S t e f a n C h e r n e l y o n C h e r n e l h a z a in KSszeg. Dr. H e u f S (fiir den internationalen Fraucabund fiir Vogel-

schutz). Professor Dr. J. A. P a I m d n, Helsingfors. L u d w i g M u n s t e r h j e l m , Helsingfors. E. W. S u o m a t a i n e n . P a u l G o t t s c h a l k , CSthen (fUr den ornithologischen

Verein Johann Friedrich Naumann, CSthen). y o n T s c h u s i zu S c h m i d h o f f e n , Hallein (Ornithol.

Jahrbuch). Dr. K ~ n i g , Oberforstmeister, Gumbinnen. A. H e f s , Bern. Museum fQr Natur-Und Heimatkunde in Magdeburg iProf.

Dr. A. M e r t e n s ) . R. H e y d e r , Oederan. W. R ii d i g e r , Hochzeit, Zeitschrift fiir O01ogie und Orni'

thologie. �9 : Minist~re de l'intd.rieur et de l'agriculture, BrUssel. (}. M i n g a u d, Nimes. Dr. A u g u s t T h i e n o m a n n , MUnster.

Allen den Herren im Namen der Vogelwarte verbiDdlichsten Dank!

Anfang Januar 1911 fand wie allj~ihrlich die Reise des Unterzeichneten nach Berlin zur Sitzung des Kuratoriums der Vogelwarte statt.

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432 J. Thienemann:

Vom 3.--8. April unternahm der Unterzeichnete eine Fahrt nach dem nSrdlichen Teile der Kurischen Nehrung, um den Ver- lauf des u nach Norden zu festzustellen. Leider schlug das Wetter zum Schlechten urn. Es war nichts zu beobachten. N~iheres unten in den Frfihjahrsbeobachtungen yon Ulmenhorst.

Am 16. Juni reiste der Unterzeichnete nach H e i I s b e rg zur Wanderversammlung der faunistischen Sektion der physikalisch- iikonomischen Gesellschaft in Kiiaigsberg, um Vortrag zu halten. Im Anschlufs daran land eine Reise nach der Oberfiirsterei S c h n e c k e n bei Heinrichswalde statt. Dort sind im Laufe der Jahre gegen 3000 Schliiter'sche Nisturnen aufgeh~ingt worden, die dem Leiter der Vogelwarte yon der Kiiniglichen Regierung zu Gumbinnen in entgegenkommender Weise zum Revidieren und Prfifen zur Verfiigung gestellt worden sind. Der Unterzeichnete hat damit begonnen, in gewissen Zeitabst~inden diese Urnen zu untersuchen, um nach und nach auf der Vogelwarte eia einwand- freies Beobachtungsmaterial fiber diese neuen kUnstlichen Nist- gelegenheiten fiir unsere Hiihlenbriiter zfisammen zu bekommea. Es soil nicht unterlassen werden~ Herrn Oberfiirster L u t h e r in Schnecken fiir die freundliche Unterstfitzung der Arbeit an dieser Stelle den allerverbindlichsten Dank auszusprechen. Von Schnecken aus hatte der Unterzeichnete noch einen kurzen hbstecher nach dem nahe gelegenen M i s c h k o g a l l e n zu unternehmen, woher ein beringter B r u t storch gemeldet war. (s. darfiber im II. Teile des Jahresberichtes ia der Abhandlung fiber den Beringungsversuch).

Zum 12. September war der Unterzeichnete als Bericht- erstatter zu einer Sitzung des Ausschusses ffir Vogelschutz vom Beirate der Kaiserlieh-Biologischen Anstalt ffir Land- und Forst- wirtschaft nach Dahlem geladen. Am 15. Dezember war Vortrag im landwirtschaftlichen Verein F i s c h h a u s e n zu halten.

Der Unterzeichnete hat nunmehr auch Gelegenheit gehabt, die Versuchs- und Musterstation ffir Vogelschutz des Freiherrn yon B e r l e p s c h in S e e b a c h aus eigener hnschauung kennen zu lernen. Die Reise sollte bereits im November stattfinden, wurde aber auf Anfang Januar 1912 verschoben. Mit der NisthShlen-und Winterffitterungsfrage war ich ja so ziemlich vertraut, da diese Dinge ja seit Jahren auch auf der Vogelwarte Rossitten behandelt werden, abet ich hatte noch nicht die kfinstlichen Astquirle aus eigener Anschauung gesehen, die fiir die Buschbriiter hergerichtet werden. Ich mufs sagen, dafs ich yon der in die kugen fallenden Bevorzugung dieser Quirle yon Seiten der Viigel einfach fiber- rascht war. Fast reihenweise standen die Nester ausschliefslich in diesen Quirlen. Herrn Freiherrn v o n B e r 1 e p s c h spreehe ich an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank ffir die anregenden und interessanten Tage aus, die ich in seinem gastlichen Hause verleben durfte.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 433

huf eine hufforderung hin beteiligte sich die Vogelwarte Rossitten an der im Jahre 1911 stattfindenden Ostdeutschen Ausstellung in Posen. Das Modeli eines Kr~ihenherdes, wie er auf der Kurischen Nehrung tiblich ist, wurde hingesehickt.

Das ,,St~dtische Museum ffir Natur-, VSlker-und Handeis, kunde" in Bremen, sowie das ,,Deutsche Museum yon Meister- werken der Naturwissenschaft und Technik" in Mfinchen fordertea yon der Vogelwarte Rossitten die Vogelzugkarten ein, die auf Grund der bisherigen Ergebnisse des Beringungsversuches ent- worfen werden konnten, ferner einige pr~iparierte VSgel, die die gebr~iuchlichsten Ringe an den Beinen tragen. Die Sachen sind hingeliefert worden. Die betreffenden Karten wanderten erst nach Bremen, dann nach Mfinchen, sind abgezeichnet worden und hiingen dort ftir's grofse Publikum zur Besichtigung aus, was sicher dazu beitragen wird, den Beringungsversuch popul~irer zu machen. Ebenso kann der Ringversuch dadurch sebr gefiirdert werden, dais das vom Unterzeichneten verfafste Schriftchen: ,,Die V o g e l w a r t e R o s s i t t e n de r D e u t s c h e n O r n i t h o - l o g i s c h e n G e s e l l s c h a f t und das K e n n z e i c h n e n de r ViigeI" (Paul Parey 1910) nach einer aus England kommenden Meldung ins Englische fibersetzt werden soll.

Die Vogelwarte wurde im verfiossenen Jahre auch wieder um Gutachten angegangen. So yore Herrn Landeshauptmann der Provinz Ostpreufsen fiber Schwalbennot und Schwalben- schutz. Auszfige aus dem abgegebenen Gutachten brachten dann die Tageszeitungen.

Berichte fiber den Herbstzug der Waldschnepfe erh~tlt die Vogelwarte durch das grofse Entgegenkommen der Kiiniglichen Regierungen jetzt aus den Provinzen Ostpreufsen, Westpreufsen, Pommern und Posen. Es ist dem Unterzeichneten eine angenehme Pfiicht, ffir diese FSrderung der wissenschaftlichen Forsehung im Namen der Vogelwarte seinen ergebensten Dank auszusprechen. Die Bearbeitung der Jahre 1909 und 1910 brachte der vorige Jahresbericht.

Herr O t t o F e h r i n g e r stellte der u seine Beobachtungen aus der Umgegend yon Heidelberg zur Ver- fiigung, die als besonderer Abschnitt diesem Berichte angeffigt sind und w0ffir hiermit der gebtihrende Dank ausgesprochen wird.

Eine Neuerung ist im verfiossenen Jahre insofern eingetreten, dafs dem Unterzeichneten vom Herrn Minister gestattet wurde, die Wintermonate fiber, wo das Vogelleben auf der Nehrung ruht, in Cranz zu wohnen, da in Rossitten keine Winterwohnung vor- handen war.

Herr Assessor T i s e h 1 e r schenkte der Vogelwarte einen aus Ostpreufsen stammenden lebenden Kolkraben. Auch das am 13. November 1911 bei Rossitten im Kriihennetz gefangenen Stfick (s. unten) halte ich mit jenem vereint jetzt lebend in der Voliere. Um den Rossittener Wildfang yon seinem fremden hrtgenossen

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434 J. Tbienemann:

unterscheiden zu kiinnen, legte ich ibm gleich einen Ring um den Furs. Dem starken Kolkrabenschnabel w~re~ es gewifs miiglich, diesem Anh~ngsel stark zuzusetzen, es vielleicht sogar abzuliisen. Nichts yon alledem. Der Vogel kiimmert sich gar nicht um den Ring. Die beiden Raben scheinen dem gegen- seitigen z,~irtlichen Benehmen noch ein Paar zu sein. Fortw/ihrend haben sie sich etwas in die Ohren zu fitistern, was recht komiseh aussieht.

Herrn Assessor T is c h I e r far sein Geschenk schSnsten Dank I

Herr Geheimrat B r a u n sehickte 40 lebende L a u b f r S s c h e , 25 @~, 15 QQ, die ich am 4. Juli 1911 an der Lunk bei Ros- sitten aussetzte. Hier auf de r Nehrung gab's die Art bis jetzt noch nicht. Ftir sp/itere Forseher sei auf diese Einbiirgerung bier besonders hingewiesen.

Ein Verzeiehnis der Objekte, die zur Sammlung neu hinzu- gekommen sind, findet sich am Schlusse dieses Berichtes.

I I . Der Frlihjahrszug in UlmenhorsL Am 13. M~rz ziehe ich nach Ulmenhorst. Windrichtung

und -st/trke: SO3; S 0 5 ; 05 . Temperatur: 0,0~ 4,3~ 1,4 ~ C. Recht guter Kriihenzug. 0. cornix, C. frugiZegus und C.

monedula. Zug sehr eilig; die Kr/ihen fallen weder beim aus- gesetzten Uhu, noch an den Fangstellen ein. Zughiihe: 50--60 m.

An RaubvSgeln ziehen viel Bussarde (buteo und lagopus). Ferner einige Kiebitze und Hohltauben (Columba oenas). Von Kleinviigeln einige Feldlerchen (Alauda arvensis) nach N.

14. Miirz: Windrichtung und -st/irke: SO 3; S05; SO 5. Temperatur: 2,0; 9.,5; 1,0 o C.

Frfih guter Kr~ihenzug, meist Corvus cornix. 7 erlegte sind lauter ad. Kommen wenig nach dem Uhu.

Bassarde (beide Arten) mehrfach ziehend; stofsen auch auf den Uhu; 1 Turmfalken Q (Cerchneis tinnuncula) erlegt.

Ein paar Mal H~nflinge (Acanthis cannabina) in der Luft gehSrt. Yon dieser Art ziehen weniger wie im vorigen Jahre. Sonst keine KleinvSgel heute.

Nachmittags hiirt der Zug auf. Es ist zu kalt. In der Nacht schneit es. 15. Miirz: Windrichtung und -stiirke: 0 4 ; 0 5 ; 0 7 . Tem-

per atur: 0,5; 3,5; 1,90 C. Friih 1 cm Schneedecke. Kein Vogelzug. Ab und zu einmal

ein paar Kr~hen naeh N. Es ist zu kalt. Die folgenden Tage in Rossitten: 16. M/irz: Windriehtung und :stitrke: 05 ; O 4; O 3. Tem-

peratur: 0,5; 0,7; 0,50 C, Sehnee. Niehts yon Zug.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 435

17. M~irz: Windrichtung und -st~irke: N0 4; 1~O5; NO 8. Temperatur: 0,2; - - 0,50; - - 2,00 C.

Hoher Schnee. Schneetreiben. Richtiges Winterwetter. Nichts yon Vogelzug. huch in den n~ichsten Tagen kein Zug. Temperatur unter O; scharfe nordSstliche Winde.

20. M~rz. Windrichtung und -st~irke: NW 2; NW 3 ; N 2. Temperatur: --O,2 ; 1,I ; 0,40 C.

In den ersten MorgenstuDden etwas Kr~ihenzug,:aber wenig. Bei dem jetzt herrschenden winterlichen Wet te r ist eine

Pause im Vogelzug eingetreten. : 21. M~irz. Windrichtung und-s t i i rke : O 2; O 3; O 4. Temperatur: 0,0; 1,6; - -0 ,9 o C.

Schnee schon wieder sehr geschwunden. :SchSner Tag. Nachmittags ziehen einige Kr~ihen.

22. M~irz. Windrichtung und -stiirke: SO 4; SO 3; SO 2. Temperatur!--2 ,90; 1,5o; 2,30 C;

Guter Kr~thenzug. 23. Miirz: Windrichtung uad -st~irke: N 4; N. 5; NW 1.

Temperatur: 1,0~ 1,7~ --0,50 C. Guter Kr~thenzug; fast ausschliefslich jetzt immer nur Krii-

hen; aurser einigen Staren und Raubv5geln nichts welter in der Luft.

24. Miirz. Windrichtung und -st~irke: S 3; SO 4; ~NO 5. Temperatur: -- 1,4oi - - 0,20; - - 0,90 C.

Schwacher Kr~ihenzug. Zu kalt. 25. M~rz. Windrichtung und -stSrke: NO 5; NO 7; NO 7.

Temperatur: -- 1,4o; --0,1~ 0,50 C. Schneetreiben; 2 cm Schneedecke: Das reine Winterwetter.

Nichts yon Zug. 27. M~trz. Windrichtung und-st~irke: NO I; O 1; NO 1.

Tempera tu r : - - 3,4~ 2,4e; - - 0,5 ~ C. Reif nachts. Heller Tag. Sehr guter Kr~ihenzug. Die Kr~then fallen an den Fang-

stellen gut ein und liefern reiche Beute. [Ein Wort dartiber, was man hier auf der Nehrung unter

,,sehr gutem", ,,gutem", ,,miifsigem" Zug verstehen kann, sei bier eingeschaltet: Bei ,,sehr gutem" Zuge ist in de r Luf t ein Vogel- gewimmel. So welt das Auge reieht, YSgel in Kettenform oder breiterer Zugfront. Ich babe an solchen Tagen die Anzahl dei" vortibereilenden Scharen zuweilen zu z~hlen oder zu schiitzen versucht: In einer Viertelstunde 1300 Kr~ihen, macht ffir die Stunde 5 200, ffir den Tag etwa 52000 Kr~ihen. Oder in 2 Minuten 500 vorfiberfliegende Kleinv5gel (meist Finken), also in der Stunde 15000 Stfick. Das sind ,,Haupttage", die nicht zu h~iufig vor- kommen. Ftir ,,sehr gut" m5chte ich noch eine $tufe herunter- gehen. Bei ,,gutem" Zuge hat man auch fas t ununterbroehen VSgel fiber sich. Bei ,,m~ifsigem" und ,,schwachem" Zuge

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486 J. Thienemann :

kann man zwei Formen unterscheiden. Entweder sind die vor- tiberziehenden u der geringen Individuen-Anzahl ent- sprechend sehr dfinn und in sehr losem u oder es ent- stehen tange Zugpausen, wobei dann die Vfgel in mehr oder weniger umfangreichen Trupps ankommen. Dies Letztere deutet gewfhnlich auf schlechtes Wetter hin.]

28. MRrz. Windrichtung und-s t~rke : S 2; W 3; NW 1; Temperatur: - - 0,7~ 5,4; - - 0,40 C.

Ich bin in Ulmenhorst. SehSner sonniger Tag. Schnee uur noch an einzelnen Fleeken.

Kr~henzug ziemlich hoch, 60--150 m hoch; fallen schlecht; kommen auch nach dem Uhu wenig. Unter 9 erlegten Corvus cornix, 7 ad., 2 jay.

Einige Bussarde hoch. Einige H~nflinge (Acanthis cannabina) singend nach N

ziehend, ebenso Goldammern (•mb. citrinella). Von der letzteren Art hat in den letzten Tagen bemerkenswerter Durchzug nach N stattgefunden. Vorgestern sah ich einen Trupp niedrig fibers Haft eilig nach N fliegen. Auch rastende Goldammern jetzt 5fter an- zutreffen.

In den Bfischen tot. Ein ZaunkSnig und die erste Wald- schnepfe.

1 Feldsperling (Passer montanus) an der Ulmenhorsthfitte. Nacht schGn sternenheI1; fast windstilt. 29. M~rz. Wiadrichtung und -st~irke: NW 1; NW 2; N I;

Temperatur: - -0 ,7 ; 6,0; 1,4 ~ G. Friih alles bereift; zun~chst ziemlich kiihl. Dann schfn

warm, $onnenschein, ein herrlicher Friihlingstag. Frtih um 5 Uhr zieht noch fast nichts; nur einige Kr~ihen. Als es dann belier wird, entwickelt sich sehr guter Kr~ihen-

zug, meist C. cornix, darunter C. [rugilegas and C. ~nonedula. Zughfhe am Vormittag etwa 20--50 m; nachmittags als es w~irmer and heller wird hfher, 100--200 m hoch. Kommen wie toll nach dem Uhu; b~umen auch gut auf. Besonders gegen Abend atta- kieren sie den Uhu noch stark. Bis in die D/immerung hinein ziehend. Von 24 geschossenen Corvus cornix sind 19 ad.; 5 juv.; also jetzt meist noeh alte ziehend. 3 erlegte C. frugilegus lauter ad.; aueh die man in der Luft erkennen kann, sind alles alte. Einige wenige Bussarde.

KleinvSgel ziehen Yon friih bis abends in Trupps fast un- unterbroehen: Stare, Bluthiinflinge (Acanthis cannabina), Gold- ammern, viel Griinfinken (1 ertegt), Feldspertinge, einzelne Kohlmeisen, Stieglitze (gehiirt), einige Drosseln (T. pilaris und visr Besonders interessieren die Grtinfinken (Chloris chloris), Goldammern und Feldsperlinge.

Ein paar Mal G~inse und friih 5fter Hohltauben (Columba oenas), 1 Kiebietz (VaneUus vanellus).

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 437

In den Bfischen ziemlich itot: einige ZaunkSnige; in den B~umen, an der Hfitte plStzlich ein Grauammer (Emberi~a calan- dra). Ist selten hier zu beobachten. So mfissen sich unter den: ziehenden Kleinvogelscharen auch Grauammern befunden haben. 2: Goldh~hnchen, 1 Baumliiufer (Certhia familiaris). Wald- schnepfen nicht angetroffen. Die Hauptmassen stellen heute die: Kr~ihen und die KleinvSgel.

Auf den Triften einige Heidelerchen und Misteldrosseln ( T. viscivorus).

Eisenten (Nyroca hyemalis) rufen auf der See. Das war ein interessanter schSner Zugtag. hTacht sternenhell. 30: M~rz: Windrichtung und -stgrke: 0 3; 0 4; 0 4 . Tem-

pera tur : 0,5; 8,2; 6,2 ~ C. Frfih wieder kfibl, Reif, Eis gefroren; hell. Es wird ein

herrlicher sonniger Tag. Nur der Wind yon 0 etwas kfihl . . . . Ein grofsartiger Zugtag; meist aber Kr~hen. Friih vor

5 Uhr d ie ersten; dann setzt der Zug mit grofser Mgchtlgkeit ein. Meist Corvus frugilegus und Colaeus monedula; weniger Corvus eornix. ZughShe: 3--50 m hoch. Um die Mittagszeit Zug etwas schw~cher, abends wieder ebenso stark wie friih.

Ich z~hle und schStze einmal die Zahl der vorUberfliegen- den Kr~hen und komme in 10 Minuten auf 1000 Sttick; macht ftir die Stunde 6000 Stiick. Der Zug w~hrte rund yon frfih 5 bis Abends 5 Uhr - - 12 Stunden. Zwei Stunden schwiicheren Zug abgerechnet - - 10 Stunden; macht 60000 vorfiberfliegende Kr~hen. Heute ist der erste Tag, wo unter den C. cornix etwas mehr Junge sind. Unter 20 erlegten Stfick 13 ad., 7 juv.

Nach dem Uhu kommen die Kr~hen wie toll, besonders ganz frfih und abends. Es ist merkwfirdig wie die Lust zum Stofsen und Einfallen zuweilen in ganz kurzer Zeit bei den Kr~hen wechselt. Es handelt sich manchmal um u und solche gfinstige Momente mfissen dann J~ger und F~inger auszunutzen suchen. Da hat so ein F~nger vielleicht den ganzen Tag fiber in seiner Bude ,,gehockt", ohne nennenswerte Beute zu erzielen, w~ihrend Tausende und Abertausende yon Kr~hen fiber seinen Fangplatz hinweggezogen sind. P1ftzlich fgllt's den VSgeln gegen Abend ein einzufallen, zuweilen aus sehr betr~chtlichen HShen, und eine Stunde liefert dann noch 80 oder 90 tot gebissene Kr~hen. Dann strahlt das Gesicht solches biedern Nehrungers. Eine genfigende Erkl~irung ffir die erw~ihnte merkwfirdige Er- scheinung im Kr~henleben habe ich noch nicht finden k5nnen.

Raubv5gel sehr wenig: ein paar Bussarde (buteo und lagopus) und Sperber u n d als Seltenheit ein junger Astur palumbarius fiber "dem Uhu. Kam niedrig angestriehen, rfittelte dicht fiber dem Auf, setzte sich dann dicht daneben auf den Erdboden, rfittelte wieder und b~iumte auf.

KleinvSgel ziemlich viel, besonders frfih und hbends. Ich stelle lest: Buchfinken (die Hauptmassen), Goldammern, Blut-

Journ. f. Ora. LX. Jaln*g. Juli 191~. 29

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438 J. Thienemann:

h~tnflinge, Griinfinken, Birkenzeisige (Aeanthis linaria) (Yon dieser letzten. Art bei weitem nieht so viel, wie im vorigen Herbstel aber dennoeh ist ein Riickzug zu bemerken), Feldsperlinge (Passer montanus), Heidelerehen und Feldlerehen (Lullulla cerborea und Alauda arvensis), Pieper (den ersten); einzelne Drossein (T. pilaris und viscivorus), ein paar Turdus musieus. Ein Trupp Schwanzmeisen (Aegithalus caudatus) naeh N.

Tauben wenig. (C. oenas, und heute aueh ein paar real C. paZumbus). Ab und zu Kiebitze. Giinse wenig.

In den Bttsehen 1 Tengmalmskauz (2Vyetala tengmalmi) erlegt. Die Ar t im Friihjahre hier bei Rossitten noch nieht gesehen. Im I-Ierbste 5fter.~

1 Waldsehnepfe bemerkt. Viel sind nieht da. Das war wieder~ein guter interessanter Zugtag. Es fehlt nur

noeh die Mannigfaltigkeit in den Vogelarten; meist immer KrRhen. 31. M~trz. Windriehtung und -st~trke: S 2, W 4; N 4.

Temperatur: 4,0; 15,4; 4,5 0 G. Der Wind ist naeh SSW herumgegangeu; es ist w~trmer wie

gestern, aber vormittags fast gar kein Zug. Naehmittags geht der Wind naeh W und dann mehr naeh N herum. Es setzt Zug eiu. Gegen Abend dunstig dann starker Nebel. Naeh den vor- aufgegangenen sehSnen Tagen droht schlechtes Wetter.

1. April. Windriehtung und -st~trke: NO 3; N 4; N 3. Temperatur: 1,0; 6,2; 2,00 C.

Wenig Zug. Zu kalt. 3.--8. April. Meist scharfe niirdliehe und nordSstliehe

Winde. Temperatur fast immer unter 0. Das Minimumthermometer zeigt bis --7,40 C.

Reise naeh dem nSrdliehen Teile der Kurisehen Nehrung, um den Verlauf des Vogelzuges naeh N. festzustellen. Es sind ausgesueht tote Tage. Niehts zieht. Viel zu kalt. Ein ganz aufsergewShnlieher K~tltesturz. Die wenigen Drosseln (musi- cus, iliacus, viscivorus, pilaris und merula), Buehfinken, Wald- schnepfen, Rotkehlehen, die im Waldo anzutreffen sind, stammen noeh yon der Zeit vor der grofsen K~tlte her und treiben sieh nun umher, ohne weiter zu ziehen.

Die Amsel vorh~iltnism~ffsig oft anzutreffon; sowohl Mttnnehen mit gelbem Sehnabel al~ aueh Weibehen.

Am Sonnabend den 8. April etwas w~trmer. Windriehtung und -st~irke: NO 2; NO 2; N 1. Temperatur: 1,1; 4,7; 1,0 ~ C.

Es ziehen einige Kr~then und Stare naeh N. Der Zug ist also seit den guten Zugtagen in voriger Woehe

der K~tlte wegen ganz ins Stoeken geraten. 13. April. Windriehtung und -st~trke: NO 7; N 8 ; N 5.

Temperatur: 3,1; 4,9; 1,5 0 C. Die kalte Periode h~lt an. Niehts von Zug zu bemerken.

Nun sehon seit dem 30. MRrz kein reehter Zug mehr: Ab und

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 439

zu Sieht man mal einige Kr~heri fliegeni Eine h~fstiche, kalte, trockeue, windige Witterung jetzt.

Vegetation schreitet nicht vorw~rts. Heute eiu schrecklich kalter Wind.

14. April. Windrichtung und-st~rke: N W 4 i SW 4; SW 4 . Temperatur: 3,4; 5 ,0; 3,7 o C.

Heute etwas w~rmer, Sonnenschein. Sofort setzt Kr~hen- zug ein.

15. April. Windrichtung und-st~irke: SW 4; SW 5; SW 5. Temperatur: 4,1, 4,5; 4,3 0 C.

�9 Heute Regen, der lange Zeit ganz gefehlt hat ; abwechselnd Sonnenschein, etwas w~rmer, aber immer noch kiihl. Kr~hen, Dohlen ziehen, ebenso Stare. Drosseln, Rotkehlchen in den Biischen. Der erste Vogeltag wieder seit langer Zeit.

16. April. Ostersonntag. Windrichtung und -st~rke: W 4; SW 5; SW 5. Temperatur; 4,4; 7,8; 5,0 ~ C.

Starker West und SW. Regenschauer mit Sonnenschein ab- wechselnd. Etwas Zug. Drosseln Rotkehlchen im Dorfe Rossitten.

17.:April. Windrichtung und -st~rke::W 7; W 8; W 4. Temperatur : 4,8 ; 5,8 ; 3,5 o C.

.... Kalter starker Wind. Nichts yon Zug bemerkt. 18. April. Windrichtung und -st~rke: W 2; 0 2; SO 4.

Temperatur: 4,5; 10,7; 8,40 C. Der erste warme Tag seit langer Zeit. Der kalte Wind

vorbei. Man lebt ordentlich auf. Ich fahre nach Ulmenhorst. Etwas Kr~henzug in der Luft. 4 erlegte Corvus cornix lauter Junge.

RaubvSgel ziehen nach N, aber nicht besonders viel. Ich bemerke Bussarde, Sperber, Turmfalken. Zahlreiche Rotkehlchen in den Biischen. Auch Drosseln, ZaunkSnige, Goldh~hnchen.

Nacht sternenheli. 19. April. Windrichtung und -st~rke: SO 3; SO 4; O 4.

Temperatur: 9,3; 20,3; 11,6 0 C. Wieder ein schSner warmer sonniger Fr~hlingstag. Kr~henzug. In Trupps mit Pausen. Fast nur Corvus cornix,

und zwar Junge. Zehn erlegte sind !auter Junge. Diese sind Viel vertrauter und dummer wie die Alten, die vorher zogen. Diesen Unterschied wissen auch die hiesigen Kr~ihenf~nger ganz genau. Heute machen die Leute gute Beute. Mancher Fangplatz liefert bis 40 Stiick.

Auch RaubvSgel ziehen, wenn auch nicht sehr viel. Bussarde (fast nur Buteo buteo). Eine rote Variet~it erlegt. Sperber, Turmfalken ; 2 Wanderfalken gesehen. Die Kr~hen fallen, a!s der eine beim Uhu erscheint, ~ngstlich in den B~umen ein und lassen den Menschen ganz nahe ankommen. Das Kr~henvolk ha t iiber- haupt einen Heidenrespekt vor dem _Falco peregrinus. (Weihen und Seeadler fehlen.) KleinvSgel ziehen wenig in der Luft: Stare, Buchfinken, auch noch Hiinflinge (Acanthis canabina), einige Lerchen. Ein groher Flug Tannenmeisen (~'arus ater) nach N.

29*

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440 J. Thienemann:

Tauben (und zwar fast nur C. palumbus) ziehen auffallender- weise alle nach S. Aueh Stare 5fter nach S.

In den Biischen dieselben KleinvSgel wie gestern. An der Hiitte eine Gallinula chloropus erlegt. Das Tier

steht vorm Hunde auf und biiumt auf. Ist auf der Reise nach N begriffen gewesen. Weifse Bachstelzen an der Hiitte, die bier in ausgeh~ngten K~sten brtiten. Jedenfalls immer dieselben Paare. Ein Dompfaffenweibchea, 1 Bergfink (.Ft. montifringiUa) an der Hiitte.

hTacht sterneahell. 20. April. Windriehtung und -st~rke: NO 2; O 3; O 3:

Temperatur: 8,4; 22,7; 11,3 0 C. Wieder ein herrlieher Friihlingstag. Sonnensehein, heirs.

Um 4,30 friih beginnt schon der Zug. Kr~hen (fast nut C. cornix) in miifsiger Menge, truppweise

in Pausen. Lauter Junge. Alle geschossenen und gefangenen sind Junge. Alte scheiaen jetzt gar nieht mehr darunter zu sein.

M~chtiger Kleinvogelzug. Ich beobachtete folgende Arten. Buchfinken (meist QQ jetzt), Bergfinken (r ~ und QQ), diese beiden Arten stellen die Hauptmassen. Dann Stare (viel), Drosseln (iliacus, musicus, pilaris), Pieper (einzeln), Dompfaffen (meist Q~) wenig, weifse Bachstelzen (Motacilla alba)(einzeln), Griinlinge (wenig), Hiinflinge, Kohlmeisen, Tannenmcisen, auch Blaumeisen, Feldsperlinge, Goldammern (wenig), Heidelerchen, Feldlerchen (einzeln).

RaubvSgel friih wenig. Dafiir aber am Nachmittag sear guter Raubvogelzug: Sperber, beide Bussardarten, Wanderfalken, Turmfalken, Weihen, schwarzer Milan (Milvus korschun).

Tauben nicht viel; meist C. palumbus, einzelne C. oenas. (1 oenas geschossen). Tauben wieder oft nach S ziehend beob- aehtet, eine Erscheinuag, die mir bei Tauben schon 5fter aufgefallen ist. Wenn alles aach N strebt, dana sieht man Tauben naeh S fliegen. Ieh hSre Tauben auch in den Biiumen rucksen.

Einzelne Kiebitze, 1 Bekassine (Gallinago gallinago), 1 Regenpfeifer. Um 8 Uhr liis der Zug schoa sear nach und ist gegen 11 vormittags schon fast vorbei.

1 Storeh (Cieonia ciconia) nach N, ebenso 2 Kraniehe. In den Bilschen: Rotkehlchea, ZauakSnige und Goldhiihnchen

(I~egulus regulus); ein paar grofse Buntspechte (JDendrocopus major). Erster Laubsiiager. 1 Waldschnepfe. 1 Rauehsehwalbe (Hirunda rustica) naeh N ziehend.

hbends rufen BraehvSgel und Kiebitze. Von Rossitten wird der erste Trauerfiiegenfanger (Museieapa atricapilla) gemeldet. Das war ein schSner interessanter Zugtag.

Nacht steraeahell. 21. April. Windrichtung und -stiirke: S 2; W 4; 5~W 3.

Temperatur: 11,2; 8,7; 5,4 ~ C.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte RossRten. 441

Ganz frtih noch Ostwind. Es findet ganz wenig Zug start, meis t nach S; einige ]Kleinv5gel und Kr~ihen. Einige Kriihen ziehen aueh nach N. Dann geht der Wind im Laufe des Vor- mittags immer mehr fiber S nach W herum. Der Himmel um- zieht sich. Er wird trfiber. Naehmittags auch etwas Regen, kfihler werdend.

Kein Zug. Ein toter Tag. Ein paar vereinzelte RaubvSgel; 1 Seeadler yon Kr~hen umschw~irmt nach N.

Gegen Abend hellt das Wetter etwas auf, aber es ist noch "kfihler geworden. Dieser Unterschied im Vogelzuge gegen gestera! Durch Wetterumschlag veranlafst. Gestern O und warm. Im Frfihjahr wollen die VSgel zu ihrem Zuge bier 5stliche Winde und W~irme.

22. April. Windrichtung und -stiirke: SW 3; SW 2; SW 1. Temperatur: 9,3; 13,6; 9,40 C. Es zieht nichts.

23. April. Windrichtung und -st~irke; SW 4; S 1; SO 2. Temperatur: 11,0; 12,4; 11,1 ~ C. Zuweilen Regenschauer.

Es zieht nichts. Ich kehre nach Rossitten zurfick. Der Hauptzug ist vorbei, huf den Feldern und in den Btischen bei Rossitten viel Drosseln und Rotkehlchen rastend.

24. April: Windrichtung und -st~rke: W 4; W 5; W 4. Temperatur: 9,5; 10~5; 6,2 ~ C.

Ein wenig Zug frtih bei Rossitten. Ein Flug Kraniche fibers Doff, auch 3 StSrche.

An den folgenden Tagen meist triibes, kfihles regnerisches Wetter mit westlichen und sfidSstlichen Winden. u Zug nichts Besonderes bemerkt. Rotkehlchen und Drosseln im Dorfe. Drosseln auch singend.

30. April. Windrichtung und -st~rke: SW 4; NW 2; S 1. Temperatur: 9,0; 10,1; 8,0 ~ C. Einige Kr~hen, auch einige RaubvSgel ziehend. So jetzt 5fter zu beobachten. Aber kein besonders starker Raubvogelzug. Ich bemerke das im Gegensatz zu Hela, wo im Mai immer erst die grofsen Zfige beginnen.

1. Mai. Windrichtung und -st~rke: S 2; NW 3~ N 1. Temperatur: 9,1; 10,5; 9,00 C.

Etwas Kr~thenzug. 6. Mai. Windrichtung und -st~irke: 0 4; W 2; SW 5 .

Temperatur: 13,7; 14,2; 8,1 o C. 7. Mai. Windrichtung und -st~rke: NW 1; NW 4; NW 4.

Temperatur: 5,6; 8,0; 7,0~ C. Ich bin am 6. u. 7. Mai fiber in Ulmenhorst. Nichts yon

Zug. Am 6. Mai 1 Turteltaube (Turtur turtur) erlegt. Allgemeines: Der Frfihjahrszug trat, von einigen guten, ja

sehr guten Tagen abgesehen, nicht besonders stark zu Tage. Zu bemerken ist die grofse Zugpause, die infolge ungfinstiger Witterung fast die ganze erste Aprilhiilfte fiber anhielt. Es hat sich wieder die Regel bew~hrt, dafs 5stliche Winde und W~irme den Frfihjahrszug hier auf der Nehrung in die Erscheinung bringen.

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442 J. Thienemann:

III. Der Herbstzug in Ulmenhorst. Am 13, 14, 15. Juli bei Olmenhorst vom Zug in der Luft

noch nichts zu bemerken: 22. September. Windrichtung und -st~rke: 0 6; SO 4; SO 5.

Temperatur: 11,0; 16,4; 13,50 C. Die ersten Anfiinge yon Kr~ihenztigen, aber schwach. Auch

RaubvSgel ziehen schon etwas, ebenso Kleinviigel. 23. September. Windrichtung und -st~irke: 0 4; NO 3; ~NO 3.

Temperatur: 11,6; 16,8; 15,0 ~ C . Kein Kriihenzug bei Ulmenhorst. Einige Sperber, 1 Wander-

falke, 1 Baumfalke (/r. subbuteo) nach S ziehend; ferner mehrfach Kleinvogelziige: Buchfinken, Heidelerchen Pieper, Schwalben (H. rustica).

2 Tannenheher (lVucifraga caryocatactes) beobachtet. Am Haffstrande einige Tringa alpina und 2 Sffuatarola

sffuatarola. 26. September. Windrichtung und -st~trke: W 4; W 1;

W 1. Temperatur: 15~1; 16,1; 13,60 C. Kriihenzug bei Rossitten beobachtet. 28. September. Windrichtung und -stih'ke : SO 4 ; SO 3 ; SO 4.

Temperatur: 14,0; 19,3; 14,10 C. Kriihen- und Kleinvogelzug bei Rossitten beobachtet, l~icht

stark. 1. Oktober. Windrichtung und -st~rke: SO 5; SO 6; SO 6.

Temperatur: 8,3; 12,8; 10,5 ~ C. Der erste etwas st~rkere Kr~thenzug bei Rossitten. Auch

Tauben ziemlich viel. huf den Feldern grofse Schw~rme you Buchfinken rastend.

2. Oktober. Windrichtung und -stiirke: S 4; SO 4; SO 7. Temperatur: 11,4; 13,8; 11,90 C.

Einige Kr~hen ziehen bei Rossitten. Gegen Abend erhebt sich starker Wind. Es rasten grofse Schw~irme yon Nebelkriihen bei Rossitten. In den letzten Tagen waren auch Drosseln (meist (musicus) zu beobachten.

40k tobe r : Windrichtung und -st~irke: S 2; SO 3; S 3. Temperatur: 7,4; 13,5; 7,50 C. SchSner heller Tag. Viel Klein- vSge! (namentlicb Buchfinken) Raubviigel, Wildtauben, auch Kr~then bei Rossitten ziehend beobachtet. Es werden heute die ersten Kr~ihen gefangen.

Einige Rotkehlchen im Dorfe. In den letzten Tagen wurden bei Rossitten viel Tannenmeisen (~arus ater) auf dem Zuge beobachtet.

5. Oktober. Windrichtung und -st~irke: S 2; NW 3; C. (Windstille) Temperatur: 6,1; 14,0; 6,5 o C.

Ebensolcher Zug wie gestern. Goldh~ihnchen (Regulus regulus) in grofsen Mengen fiberall.

6. Oktober: Windriehtnng und -st~irke: 1~0 4; N 4; N 2. Temperatur: 8,5; 12,5; 7,0 ~ C.

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XI. Jahresberi~ht tier Vogelwarte Rossitten. 443

Ich siedele nach Ulmenhorst fiber. Ein schSner heller Tag, warmer Sonnenschein.

Kr~then ziehen hoch (etwa 200 m) bei dem schSnen hellea Wetter. I:laben den Wind halb yon hinten. Kommen nicht nach dem Uhu.

Von RaubvSgeln ziehen Rauchfufsbussarde (Archibuteo la- gopus), Sperber (nicht viel); 1 _Falco subbuteo gesehen.

KleinvSgel: In den Morgenstunden etwas Finken. Viel Tauben (nur C. palumbus) in grofsen Flfigen. Solche

Taubenfifige sind schon seit mehreren Tagen bei Ulmenhorst beobachtet worden. Viel Tauben sind in diesem Jahre bis jetzt schon gezogen.

3 Tannenheher nach S ziehend. Einer schreit am Uhu. Der Tannenheherzug, der in diesem Jahre hier wie fiberall

wieder einmal ganz besonders stark in die Erscheinung tritt, ist also immer noch im Gangs. Die ersten wurden schon am 4. September bei Rossitten gesehen.

In den Bfischen Drosseln und Rotkehlchen in ziemlicher Menge~ auch ZaunkSnige, ebenso Waldschnepfen. Von letzteren in kurzer Zeit etwa 10 Stfick gesehen. Heute also ein Haupt- schnepfentag. Zwei Eulen (jedenfaUs Asio otus)) in den Bfischen. Einige Erlenzeisige (Chrysomitris spinus) in den Bfischen singend. in den Weidenbiischen einige Rohrammern (Emberiza schoeniclus). 1 Bekassiae (Gallinago gallinago) gegen Abend nach S. Gegen Abend fallen Nebelkr~then am Waldrande zum Ubernachten sin. Ein grofser Schwarm auch bei UImenhorst an der Hiitte. Das l~tfst auf guten Zug morgen schliefsen.

Der Zug ging also im allgemeinen heute hoch vor sich. Man merkte, wenn man nicht besonders drauf achtete, nicht viel davon.

Naeht sternenhell. Mondschein. Nachts 10 Uhr bei schSn- stem Mondschein Drosseln mehrfach, Feld- und Heidelerchen ver- einzelt in der Luft gehSrt. Es macht den Eindruck als ob es nur einzelne Stticke sind.

7. Oktober.

6,15 a t) 7 a lOa 2 p 6 p Windrichtung SO (120) - - - - SO (150) SO (t40=-150) Windst~irke 3,4 m - - - - 5,9 m BewSlkung 2 (S) 10 5 10 10

1) Einige Erl~uterungen zu den folgenden meteorologischen Angaben: a (--- ante meridiem) vormittags; p ( - - -post meridiem) --- nachmittags; n --- Nacht. Die Windrichtung ist an einer Windfahne abgelesen, die einen sich auf einer Kreisskala drehenden Zeiger tr~lgt. Norden ist der Nullpunkt, Osten und Westen 90 ~ Sllden 180 ~ So kann jeder geringe Wechsel in der WindrichtuBg fegestellt werden, was vor allem bei Er- mittelung der Fluggeschwindigkeit der VSgel notwendig ist. Das Instrument steht auf einem Dilnenhtigel bei Ulmenhorst. Wenn bei den die Windst~trks

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:444 J. Thienemann:

Friih nach Sonnenaufgang helles Wetter. Krahen ziehen 50--80 m hoch; kommen sehr gut nach dem Uhu, fallen auch an den Fangstellen gut ein. 37 gefangene Corvus cornix sind lauter Junge. Von 2 geschossenen 1 juv., 1 ad. Aueh Dohlen, Starfliige.

Von Kleinvfgeln wenig. Goldammern und Finken. Ein Buntspecht nach 8 ziehend

Dieser gute Zug halt aber nur etwa eine Stunde an. Um 7 a plStzlich Nebel t), aller Zug ist vorbei.

Um 10 a lichtet sich der Nebel. Sofort wieder Zug, aber nu t Kriihen und einige Sperber und Bussarde. So halt miifsiger Zug mit grofsen Unterbreehungen bis zur Dammerung an. Kra- hen in Truppsziehend.

Um 2 p umzieht sich der Himmel wieder, abet kein Nebel. Der Wind geht etwas mehr naeh 8 herum und wird starker; es wird plStzlich kiihler. Die Krahen ziehen sofort etwas niedriger.

In den Biischen weniger Leben wie gestern. Wenig Drosseln, fast gar keine Rotkehlchen und ZaunkSnige mehr da, und auch keine Waldsehnepfen mehr. So sind also in der vorigen hellen ~acht Sehnepfen und Kleinv5gel nach 8 weiter gezogen. Ich hSrte ja auch, wie oben bemerkt, Stimmen in der Luft. Gegen Abend weniger VSgel in den Biischen. Die noch vorhandenen paar KleinvSgel sind im Laufe des Tages abgezogen. 1 Certhia.

Frtih 8eetaucher am Haft nach der See fiiegend. Abends Himmel bewSlkt, keine Sterne, kein Mondschein.

8. Oktober. 6,45 a 12,45 p 5,30 p

Windrichtung 8W (120) SW (150) SW (150) Windstarke 6,4 m p .S . 7,7 m p. 8. 8,3 m p. 8. Relat. Feuchtigkeit 95% 1) 65% 950/o Absol. Feuchtigkeit - - 7,6 mm 9,8 mm Temperatur - - 15 o C. 11 o C. BewSlkung 10 10 10 (R)

Friih nach 8onnenaufgang zunachst nichts yon Zug. Bedeckt trtibe.

ausdrilckenden Zablen m (---meter)steht, so ist die Winds~rke mit dem Annmometer gemessen. Die Zahlen geben also die m. p. Sekunde an. Sonst ist's Notierung nach Beauforts Skala 0 - - 1 2 . Die die Himmels- bewOlkung ausdrilckenden Zahlen laufen yon 0 - - 1 0 . 10 --- ganz be- wOlkt. (K) - - ganz klar. (S) --- Sonnenschein. (R) --- Regen.

1) Ich habe bei den meteorologischen Beobachtungen jetzt auch ein Haarhygrometer nach Fuess mit herangezogen, weil die Abh,~tngkeit der Zugv(igel yore Feuchtigkeitsgehalte der Luft vielleicht nicht ohne Bedeutung ist. Die relative Feuchtigkeit kann ohne Weiteres am In- strumente abgelesen werden. Danach wird mit Hilfe der Thermometer- angaben die absolute Feuchtigkeit abgeleitet.

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XI. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 445

Um 8 a etwas Sonnenschein. Wanig Kriihen und Sperber. Kr~hen in Trupps and niedrig bei dam Gegenwinde. Sie wollen nicht recht vorw~irts. Auf der Rossittener Feldfiur rasten Un- massen yon Kr~ihen. Einige davon haben die Weiterreise an- getreten, and das sind die bier bei Ulmenhorst beobachteten, denn Ulmenhorst liegt siidlich yon Rossitten.

Ein Wanderfallte nach S. Um 11 a etwas mehr Sperber und Kr~ihen, aber nut fiir kurze Zeit.

Auch einige Kleinviigel ziehen ; vor allem sind ainige Meisen- tru.pps hervorzaheben, racist Tannenmeisen (Parus afar), auch amiga Goldh~ihnchen.

1 Tannenheher nach S. In den Bfischen sehr tot; ainige Drosseln, 1 ZaunkSnig. Gegen Mittag hSrt aller Zug auf. Der Wind ist zu stark

geworden und ist mehr nach S herumgegangen. Von da an meist Regen, zuweilen Sonnenblicke. Im allgemeinen heute also sahr schwacher Zug. Die Kr~hen haben das am Nachmittag kommende schlechte Wetter vorausgeahnt und sind deshalb zur Rast ein- gala!lea. Nachts Regenschauer. Himmel ganz bedeck t . Kein Mondschein. (Heute Vallmond.)

9. Oktaber: 8,15 a 2,30 p 6,30 p

Windrichtung W W W Windst~irke 13,5 m 8,7 m ca. 10 m p. S . Relat. Feuchtigkeit 80 ~ 65 ~ 75 ~ hbsol. Feuchtigkeit 6,8 mm 6,4 mm 6,0 mm Temperatur 9,5 o C. 10 0 C. 7 o C. Bewiilkung 9 9 5

Sonnenschein immer abwechselnd mit bedecktam Himmal. Trotz des Sturmes (13,5 m p . S.) friih Kr~thenzug. Aber

auch nur Kr~ihen. Ffir KleinvSgel Wind zu stark. Dar Haupt- Zug gah t bei diesem starkan Seitenwinde in den Dtinen, maist an der Vordtine vor sich; zum Tail recht niedrig, aber auch hiiher 8--80 m hoch. Um den Uhu kfimmern sich die Kr~hen fast gar nicht. Haben grofse Ella. An den latzten Biiumen am Wald- rande zSgern viele, ehe sic fiber die weiten 5den Strecken los- ziehen. Unter 6 arlegten Corr. cornix 5 juv., 1 ad.

Ein paar Sperber und Merlinfalkan, 1 Wanderfalke. 1 Tannenhaher (1Vuc. caryocatactes) nach S. An der See ziehen einiga MSwen nach N. In dan Bfischen

sind keine KlainvSgel mehr anzutreffan, auch keine Waldschnepfan. Warm wird neuer Zuzug kommen? Auf der Pallwa nur ein paar Pieper. Eina auffallend kleine Rohrammer geschossen.

Gegen Mittag l~ffst der Zug sehr nach und hSrt dann ganz auf. Dar Himmel umziaht sich; Regen- and Graupelschauer. Die ersten Graupeln in diesem Herbste. Abends abwechselnd

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,446 J. Thienemann:

Mondschein und bedeekt. 9,30 p Ferngewitter im Osten mit Blitz und Donner.

Gestern und heute unter der Telegraphenleitung gefunden: 2 Stare (1 noch lebend), 1 Rotkehlchen.

10. Oktober. 8,30 a 10,30 a 2,30 p 6 p

Windriehtung NW NW NNW NNW Windst~trke 1,7 m 12,4 m 8,3 m ca. 8 m Relat. Feuehtigkeit 95 ~ - - 85 ~ 75 ~ Absol. Feuchtigkeit 6,5 rum ~ 6,8 mm 6,0 mm Barometerstand 767 ~ 769 770 Temperatur 5 o (3. ~ 7 o C. 7 o C. BewSlkung 7 (8) (R) a,t,,~og,~. - - 8 (R) 5 Sturm.

Die Nacht fiber Sturm mit Regen und Graupelsehauern aueh den ganzen Tag Regen- und Graupelsehauer, abweehselnd mit hellem Witter. Zuweilen 8onnensehein. H~tfsliehes Wetter.

Frfih 7 Uhr noeh sehr starker Wind (etwa 8 m p . S), Graupel- und Regenschauer. Trotzdem ziehen Kr~then; hoeh; lO0m200 m hoeh bei dem Winde yon hinten. Aueh direkt bei Regen ziehen sie; immer mit Unterbreehungen und nicht viel. Aufser Kr~then zieht niehts.

Um 8 a flaut der Wind plStzlieh ganz ab auf 1,7 m p. 8. Regensehauer abweehselnd mit hellem Wetter, sogar Sonnensehein. Kr~ihen ziehen hoeh oben 100--200 m hoeh. Um 10 a nimmt der Wind wieder stark zu. Es ist wieder 8turm. Um 10,30 a setzt plStzlieh ein sehr starker Krahenzug ein bei diesem starken 8turme (12,4 m p . 8.); jetzt ziehen die VSgel niedrig 10--15 m hoeh, aueh dieht iiberm Erdboden, also in derselben Luftsehicht, in der der Sturm herrseht. Um den Uhu kiimmern sieh die Kr~then wenig, aber an den Fangstellen fallen sie gut ein. Ein Fanger am Waldrande, we sieh heute die Kr~then vor dem Weiter- fliegen oft in grofsen 8ehwiirmen ansammeln, erbeutet 60 8ttiek. Wenn die 8ehw~trme die letzten BRume verlassen haben, go kehren sie 5fter urn, um den sehfitzenden Waldrand noehmals aufzusuehen. Es ist als ob den Tieren der Entsehlufs sehwer wird, die Reise tibers freie Land anzutreten. Der Zug geht bei dem NNW (fast N) sausend sehnell vor sieh. Sehnabel naeh W geriehtet. Die VSgel stehen ganz sehr~ig in der Luft. Unter 8 yon mir gesehossenen C. cornix 1 ad., 7 juv. Unter etwa 30 bei einem F~nger untersuehten Stricken ist 1 ad., sonst lauter juv.

Es ist hSehst bemerkenswert, dafs die KrRhen bei solehem starken Winde noch ziehen. Das ist nicht h~tufig zu beobaehten.

Aufser Kr~then zieht fast nichts. Ein paar Raubv5gel (Sperber, Wanderfalke, Merlin). Ein Wanderfalke st5fst auf eine Nebelkr~the, die sieh yon oben j~thlings ins Geh51z stiirzt und so gerettet ist.

Einige Taubenflfige (palumbus). Zwei bis drei Tannenheher naeh S.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 447

= KleinvOgel nich~ziehend. Man sieht znweilen einige Finken und Pieper in der Loft. In den Btischen tot. Nur einige Gold= hiihnchenlvorhanden, huf der Pallwe einige Wiesenpieper. Den ersten Dompfaffen (~ ) gesehen. 1 Lanius excubitor in den Dtinen auf Weidenbfischen. Charakter des Tages: Kr~ihentag. Etwas eintOnig.

l~acht: Wind etwas mehr nach W gegangen. Bewiilkung 52 1), teilweise Sterne.

11. Oktober' 9 a 1 p 7,30 p

Windrichtung W W W Windst~irke. 8~7 m 13,2 m ca. 6 m Relat. Feuchtigkeit 95 ~ 85 ~ 90 ~ Absol. Feuchtigkeit 9,2 mm 9,4 mm 8,8 mm Barometerstand 767 765 765,5 Temperatur 100 C. 120 C. 11 ~ C.

~- Mondschein Sterna. BewSlkung 10 1 (R) 10 1 Wind fiber l~acht nach W herumgegangen, Regen, trfibe~

ein hMsliches Wetter. Mittags hSrt der Regen auf, aber weiter Sturm und triibe. Gegen Abend hellt das Wetter etwas auf.

blicbts yon Zug den ganzen Tag fiber bei Ulmenhorst zu beobachten. Gegen hbend einige Zfige G~tnse nach S. Auch hbends gegen 1/~ 7 Uhr in der Dunkelheit noch ein Zug G~nse.

Ein vollst~tndig toter Tag. Zu regnerisch. Die Windst~rken yon gestern und heute sind fast gleich (12,4 und 13,2 m), abet die Windrichtungen sind verschieden, gestern NW (fast hi), da zogen KrShen ; heute W, da zieht nichts. Dabei ists heute wRrmer wie gestern.

Bei Rossitten wird ein F l u g Alpenlerchen (Eremop.hila alpeslris) beobaehtet.

Nachts Mondschein. Sterne. hiaehts 10 Uhr Giinse nach S ziehend. Einzelne Drosseln in der Luft.

12. Oktober. 6,45 a 2,30 p 5,30 p

Windriehtong NW NW blW Windst~irke 6,6 m 4,5 m 3,7 m Relat. Feuchtigkeit 75 O]o 65 ~ 70 ~ Absol. Feuchtigkeit 8,3 mm 7,3 mm 6,4 mm Barometerstand 768,5 770 771 Temperatur 11,50 C 12 o C 100 C BewSlkung 31 (S) 9 o (S) 31

Ein sehr schSner, warmer, heller Herbsttag.

1) Die an den BewOlkungszahlen rechts oben stehenden kleinen Ziffern geben den Grad der BewSlkung an. 0 --- schwach; 1 - - m~s 2 ~--- stark. 5 2 heis ialso Himmel halb bedeckt nnd zwar mit dicken Wolken.

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4 4 8 J. Thienemann :

Kr~hen ziehen gleich yon frtih an, aber auch nur Kr~ihen. Zunachst bei dem etwas starken Winde meist in den Diinen an der See etwa 30--50 m. Grofse Trupps ziehen auch hoeh oben, mehrere 100 m hoch; fast nut Corvus cornix. Als der Wind gegen Mittag immer schw~cher wird, kommt ein recht guter Kriihenzug in Gang. Die VSgel halten jetzt auch oft die Mitte der Nehrung. Kommen gut nach dem Uhu. B~iumen gern auf. Unter 17 erlegten Corvus cornix 13 juv., 4 ad.

Wenig Sperber (1 Q juv. erlegt), einige Falken. Einige Fltige Tauben (heute auch oenas).

KleinvSgel fast gar nicht. Ein paar Buchfinkenfifige, 1 Flug Stare, einige Lerehen. Heute ein paar real Kreuzschn~ibel nach S.

Mehrfach Tannenheher nach S, einzeln, and auch ein Trupp von etwa 5 Stiick.

Ein paar real GRnse. In den Biischen tot~ Einige Goldhiihnchen und ZaunkSnige;

2 Braunellen (Accentor modularis), Drosseln fast gar nicht; I T. viscivorus.

Einige Waldschnepfen neu angekommen; 4 gesehen. Allgemeine Charakteristik des Tages : In der Luft wieder fast

nur Kr~then ziehend. RaubvSgel, Drosseln, Finkea, Stare fehlen. Nachts hat sich der Wind fast ganz gelegt. Weht leise

aus SO. Mend- und sternenhell. Drosseln piepen in der Luft.

13. Oktober. 7,15 a 12,30 p 5,30 p

Windrichtung SW SW W WindstRrke 7,0 m 4,8 m 6,6 m Relat. Feuchtigkeit 85% 95% 100% Absol. Feuchtigkeit 8,2 mm 9,1 mm 9,1 mm Barometerstand 770 770 769 Temperatur I0 ~ C I0 ~ C I0 ~ C BewSlkung 9 1 101 (Sprfih-R.) 101 (Sprtih-R.)

Friih bis 9 Uhr noch einigermafsen hell und klar, aber man merkt schon, dafs Regea und schlechtes Weter kommen werden.

WRhrend dieser Morgenstunden bis 9 a ein guter Kleinvoglzug : Buchfinken, Pieper, Lerchen, Drosseln(musicus), darunter gemischt mehrfach Kohlmeisen, ziehen 5--15 m hoch eiligst nach S. Schwarm auf Schwarm; eine interssante Erscheinung.

Auch Kr~hen ziehen. Sie sammeln sich oft am Waldrande, scheuen sich des drohenden schlechten Wetters und des Gegen- windes wegen vorw~irts zu wandern und ziehen dann, wenn sie abgeflogen sind, meist ganz niedrig an der Vord~ine.

Einige Taubenfliige. Wenig G~inse. In den Bfischen tot. Wenig Drosseln. Waldschnepfen nicht

angetroffen. 1 Asio otus in den Biischen. Sind also jezt auf dem Zuge.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 449,

� 9 9 a setzt Sprfihregen ein. Der Zug l~ifst sehr nach, abet eine Weile ziehen die VSgel auch bei dem Spriihregen taunter weiter. Dann hSrt der Zug gegen Mittag ganz auf. Der Nach- mittag ganz tot, fast immer Sprtihregen bis nachts.

Man fragt sich: warum war heute Kleinvogelzug und gestern bei dem schiinen Tage mit trockener Luft und schw~icherem Winde nicht? Gestern war NW, heute SW. Gestern h~itten die Klein: vSgel den Wind halb yon hinten gehabt, heute haben sie Gegen- wind. Ist das der einzige Grund? Bemerken will ichl noch, dafs ich sehon 5fter die Beobachtung gemacht habe, dafs die VSgel kurz vor Beginn schleehten Wetters noch recht gut gezogen sind. Nacht: halb bedeckt, Mondschein, letztes Viertel.

Windrichtung Windst~irke Relat. Feuchti~keit hbsol. Feuchtigkeit Barometerstand Temperatur

14. Oktober. 6,45 a 2 p 4,30 p N N NNO 5,4 m 7,8 m 7,3 m 85 % 70 % 70 % 8,8 mm 6,9 mm 5,3 mm 768 770 771 11 ~ C. 11 ~ G. 70 C.

3 2

Ganz schwacher BewSlkung 9 ~ 21 (S)

Frtih noch etwas bedeckt und triibe. Regen. Dann klart es auf. Es wird ein sch5ner heller Tag.

Sehr guter Krtihenzug. Die Krtthen fiiegen heute bei dem Winde yon hinten in 2 Schichten: ganz hoch (mehrere 100 m hoch) und m~ifsig hoch (20--50 m). Kommen wie toll naeh dem Uhu. B~tumen sehr gern auf. Heute ziehen aueh Dohlen und Saatkr~then. Unter 20 erlegten C. cornix: 19 juv.; I ad.; 1 Corr. frugilegus juv. husschliefslich Kriihenzug heute. Ganz wenig KleinvSgel, Tauben Sperber.

in den Btischen tot. Nichts yon Waldschnepfen bemerkt. 1 Asio otus, 1 Asio accipitrinus beobachtet.

Gegen Abend geht der Wind mehr nach O herum. Nacht sternenhell.

15. Oktober. 7,45 a 2,30 p 4,30 p

Windrichtung ONO (80) NO (50) O (90) Windst~trke 3,8 m 3,2 m 0,6 m Relat. Feuchtigkeit 70 ~ 55 ~ 70 ~ Absol. Feuchtigkeit 4,3 mm 3,9 mm 2,9 mm Barometerstand 781 782 783 Temperatur 4 0 C. 50 C. 1 ~ C.

1 o BewSlkung 1 o (S) I o (S) Der Wind ist nach O herumgegangen. Ein schSner Herbst-

tag; da Ostwind etwas kiihler. M~ifsiger Kriihenzug, aber wieder fast ausschliefslich Kr~ihen.

Bei dem ruhigen hellen Wetter sehr hoch; mehrere 100 m hoch.

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450 J. Thienemann:

Ktimmern sich um nichts auf dem Erdboden. 1 erlegte O. cornix ist eine ad.

Raubviigel, Tauben sehr wenig. Tannenheher (lVuc. caryocatactes) mehrfach yon Busch zu

Busch nach S. Der Windumschlag von O hat Waldschnepfen gebracht.

Acht gesehen. Drei lagen s e h r eng zusammen. Vom Forst- personal sind auch viele gesehen worden. Heute also ein Haupt- schnepfentag. Der Schnepfenzug wird spiiter wieder besonders bearbeitet. In den Biischen nicht viel Leben. So sind also ausnahmsweise in der vorigen Nacht mit den verh~ltnismiifsig zahlreichen Schnepfen nicht viel Drosseln und Rotkehlchen mi t angekommen. Einige Turdus viscivorus. Der erste Flug Schwanz- meisen (Aegithalus caudatus). Ein paar Bauml~ufer. Einige Erlenzeisige (Chrysomitris spinus) in den B~umen, aber noch keine Flfige. Nacht sternenhell. Frost. - - 1 ~ Das erstemal Eis gefrorem Der Wind geht nach SW. herum.

16. Oktober. 7 a 2 p 5 p

Windrichtung SW (120) W (90) W (90) Windst~rke 4,4 m 5,8 m 6,6 m Relat. Feuchtigkeit 70 ~ 75 o/o 75 ~ Absol. Feuchtigkeit 4,6 mm 6,4 mm 6,0 mm Barometerstand 784 784 783 Temperatur 50 C. 80 C. 70 C. Bewiilkung 8 x 9 x 9 x

Meist ganz bedeckt, selten Sonnenschein. Es ist milder geworden.

Den ganzen Tag fiber ziehen Kriihen in miifsiger Zahl und zwar truppweise; ganz niedrig bei dem Gegen- und Seitenwinde meist an der Vordfine; besonders niedrig, als um 1 p etwas Regen fiiIlt und der Himmel ganz bedeckt ist. 5~ach dem Uhu kommen sie. In den lezten Tagen sind yon den Rossittener Fiingern viel Kr'~ihen erbeutet worden. Es ist wieder nut einfSrmiger Kr~ihenzug.

In den Morgenstunden ein paar kleine Startrupps. Raub- vSgel sehr wenig. Ein Archibuteo lagopus fiber dem Uhu ge- schossen. Ein Seeadler frfih ganz niedrig an der Vordfine nach S ziehend. Die gestrigenWaldsehnepfen sind weg. Nur eine gesehen.

hllgemeines: Bis jezt fast nut immer einfSrmiger Krithenzug. KleinvSgel, Drosseln, Stare, RanbvSgel fehlen.

Nacht bedeckt; dunkei, schwacher Regen.

17. Oktober. 8 a 2 p

Windriehtung W (80) W (90) Wiadstiixke 7,7 m 8,3 m Relat. Feuchtigkeit 80 ~ 75 ~ Absol. Feuchtigkeit 7,3 mm 7,8 mm

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XI. Jahresbericht der Vogelwarto Rossitten. 451

8 a 2 p Barometerstand 782 782 :Temperatur 10 ~ C. 11 ~ C. BewSlkung 10 1 8 ~ (S)

Ein windiger aber trockener Tag. Himmel meist bedeckt.~ Kriihen fangeu wieder erst sp~t an zu ziehen; etwa yon

8 a an; in Trupps, ganz niedrig (2--20 m hoch) bei dem Seiten-: winde, in den Dtinen und tiber die Htitte weg. Kommen gut nach dem Uhu. Heute ziehen auch verh~iltnismafsig viel Saat- kriihen und Dohlen. Von 13 erlegten Corvus cornix: l0 juv.; 3 ad.; zwei geschossene C. frugilegus l jay., 1 ad. Es ist wieder nur einfSrmiger Kr~ihenzug. Nichts anderes zieht. Nachmittags gehe ich nach Rossitten.

18. Oktober. Windrichtung und -st~irke: W 3 ; W 3; S 2. Temperatur:

10~1; 11,0; 4~5 ~ C. Ein schSner warmer so nniger fast windstiller Tag. Vor-

mittags bin ich in Rossitten. Mittags wieder nach Ulmenhorst. Es zieht nichts. Wetter ist zu schSn und ruhig. In den Btischen ganz tot. Einige Turdus viscivorus auf der Pallwe.

Nachts schSner Sternenhimmel; fast windstill.

19. Oktober. 7 a 2,45 p

Windrichtung SO 140 O (90) Windst~irke 3,5 m 2,6 m Relat. Feuchtigkeit 85 o/o 70 ~ Absol. Feuchtigkeit 5,1 mm 6,4 mm Barometerstand 775 773 Temperatur 3 o C. 10 ~ C. BewSlkung 0 (S) 0 ($)

hoch.

wie immer jetzt einfiirmiger Kr~henzug. nach S.

blacht sternenhell. 20. Oktober.

Kr~hen fangen wieder ziemlich spSt an zu ziehen. 20--50 m Kommen nach dem Uhu.

Heute mehrfach Starschw~rme nach S, aber im fibrigen Einige H~tnflinge

1,30 p 5 p Windrichtung SW (150) O (90) Windst~rke 1,8 m 5,8 m Relat. Feuchtigkeit 65 O/o 90 c/o Absol. Feuchtigkeit 6,9 mm 7,7 mm Barometerstand 766 766 Temperatur 11 ~ C. 90 C. BewSlkung 0 (S) 4 ~

D a s Wetter ist zu schSn fiir guten Vogelzug. Kriihen ziehen in miifsiger hnzahl; mehr in Trupps. 20--50 m hoeh und

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452 J. Thienemann:

h~iher. Kommen nach dem Uhu. Gestern und heute mehr Saat- kriihen und Dohlen als soust.

Auch einige Buchfinkenschw~irme nach S 10--20 m hoch. Ein Tannenheher nach S. Tannenheher ziehen jetzt tiiglich durch, aber nut einzeln, frtiher auch in kleinen Fltigen.

1 paar Sperber. 1 H~hnerhabicht(Astur palumbarius) treibt s ich umher.

In den Biischen tot. Drosseln gar nicht vorhandea. Von Waldschnepfen in den letzten Tagen nichts bemerkt.

21. Oktober. 8 a 2,15 p

Windrichtung SW (150) $W (150) Windst~rke 3,5 m 3,1 m Relat. Feuchtigkeit 90 o/o 95 ~ Absol. Feuchtigkeit 8,2 mm 9,8 mm Barometerstand 765 765 Temperatur 9,5 o C. 10,5 ~ C. BewSlkung 9 1 l0 1 Nebel

Morgens noch einigermafsen hell; dann umzieht sich der Himmel, Regen, dunstig.

Wieder ziehen nur Kr~ihen, 20--50 m hoch; meist trupp- weise. Kommen sehr gut nach dem Uhu. Von 8 erlegten Corvus cornix 5 ad., 3 juv. Jetz t scheinen also schon mehr Alte zu ziehen. Auch bei dem Regen hSren die Krithen nicht auf zu ziehen.

KleinvSgel fast gar nicht. Einige Meisenschwiirme und St~.rfltige no.ch S.

Ein paar Raubviigel. 1 Wanderfalke stSfst auf eine Nebel- kr~ihe, die sich eiligst in die Bitume stfirzt.

Gegen Mittag lafst der Zug schon sehr nach und hSrt dann ganz auf. Nachmittags ganz 5de. In den Biischen tot. Der erste Schwarm Leinzeisige in den B~tumen.

Gegen Abend mufs ich nach Rossitten gehen. Nacht dunkel.

22. Oktober. 3 p

Windrichtung SO (120) Windst~rke 4,1 m Relat. Feuchtigkeit 95 ~ Absoi Feuchtigkeit 9,8 mm Barometerstand 759 Temperatur 110 C. BewSlkung 10 1

Frtihmorgens wieder nach Ulmenhorst. Zun~chst dichter Nebel. Grad 1--2. Kein Zug.

Gegen I0 a helit das Wetter auf. SO, zuweilen Sonnen- schein,~warm. Sofort setzt Zug ein, aber, wie jetzt immer, fast

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 453

nut Kr~hen. Unter den C. eornix 5fter C. frugilegus und Colaeus monedula; Zug niedrig, 20--50 m hoch. Kommen gut nach dem Uhu. B~iumen auch gut auf.

Unter 15 erlegten C. cornix 8 ad., 7 juv. hlte werden's jezt also m e h r . Unter den 8 hlten sind 6 0 ~ , 2 QQ; unter 4 untersuchten Jungen: 3 ~ 0 ~, 1 Q. Miinnchen und Weibchen ziehen also sowohl bei den Mten, als aueh bei den Jungen zu- sammen gemischt.

Ganz wenig Sperber und Bussarde. KleinvSgel fast gar nicht. Einmai ein paar Lerchen, ein Flug Stare, einige Fltige Leinzeisige, auch einige Meisen nach S. Einmal Feldsperlinge (Passer montanus) gehiirt.

In der Nacht m~issen Waldschnepfen angekommen sein. Im WaIde werden yore Forstaufseher 7 Sttick erlegt.

Ich hSre bei Ulmenhorst die ersten Eisenteu (Nyroca hyemalis) auf der See. Nach Herrn MSschler's Bericht sind die ersten am 20. Oktober angekommen.

Nacht halb bedeckt. Einzelne Sterne sichtbar.

23. Oktober. 6 a 10 a 2,30 p 4,30 p

Windriehtung S (180) SW (150) SW (150) SW (150) Windstiirke 3,4 m 7,8 m 7,0 m 9,1 m Relat. Feuchtigkeit 90 ~ 75 ~ 85 ~ 90 ~ Absol, Feuchtigkeit 7,7 mm 9,5 mm 9,4 mm 8,2 mm Barometerstand 753 752 751 750 Temperatur 9 o C. 14 o C. 12 o C. 10 ~ C. BewSlkung 4 1 4 ~ (S) 9 2 (S) 10

Von Mittag an Regenschauer. Heute ist ein interessanter Tag fiir Beobachtung dcr Bc-

ziehungen zwischen Vogelzug und Witterung. Friih noch einigermafsen hell und schSn. Trotzdem zieht

friih um 6 Uhr noeh nichts. Um 8,15 a die ersten Krithen. Es kommen nur einige Trupps in grofsen Zwischenr~umen; bei dem Gegenwinde niedrig, etwa 10 m hoch.

Der Wind nimmt yon 9 a an immer mehr zu und wird SW. Der Zug hSrt ganz auf. Der herrschenden Witterung nach hiitten mehr VSgel ziehen kSnnen, denn das Wetter ist hell, und auch der Wind und die Regenschauer h~ittev die KrShen nicht :vom Ziehen abgehaiten. Es mufs noch etwas anderes in der Luft liegen. Das Barometer steht sehr fief und ffillt immer mehr. Zuweilen sieht man einige Kr~ihen wieder nach N zurtickeilen.

hufser Kriihen zieht nichts. Keine RaubvSgel (bis auf ein paar vereinzelte Sperber), keine KleinvSgel.

In den Biischen ganz tot. Ein Trupp Schwanzmeisen yon Busch zu Busch nach S .

Gegen Abend immer regnerischer, Wind immer st~irker. Joum. f. Orn. LX. Jahrg. Juli 1912. 30

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454 J. Thienemann:

Da geht abends ein Unwetter los und h~lt die gauze Nacht fiber an: Sturm und Regen. Himmel ganz bedeckt. Am tiefsten stand das Barometer um 10 Nachts (749), dann stieg es wieder langsam.

Nan ist's mir klar, warum heute keine Viigel gezogen sind, obgleich es die bier herrschende Witterung erlaubt hRtte. Aueh ein Blick a u f die Wetterkarten gibt deutliche Antwort. Schon am 22. Oktober herrschen in einzelnen Teilen des westlichen und siidwestlichen Deutschlands starke W- und SW-Winde, also den ziehenden VSgeln entgegen. Am 23. Oktober haben sich diese Stiirme mit Regen weiter nach NO zu ausgedehnt gerade his zum Kiistenwinkel, we die Kurische Nehrung liegt, w~hrend nordiist- lich davon ruhiges Wetter mit ganz leichten Winden herrscht. Also das Wetter in den Gebieten, woher die Viigel kommen, schSn, ruhig ; dagegen wohin sie ziehen schlecht, stiirmisch. L~ifst das nicht auf Vorausahnung schliefsen?

24. Oktober. 8,30 a 12,15 p 4,15 p

Windrichtung W (100) W (ll0) W (l l0) Windst/irke 9,8 m 9,0 m 9,5 m Relat. Feuchtigkeit 85 ~ 95 o/o 90 ~ hbsol. Feuchtigkeit 9,4 mm 9,8 mm 9,8 mm Barometerstand 755,5 756,5 758 Temperatur 11,5 o C. 11 o C. 11 o C. BewSlkung 9 ~ I0 1 (R) 10 1

In der Nacht furchtbarer W-Sturm mit Regen. Frfih hat tier Sturm sehr nachgelassen aber immer noch starker Wind. Zun/ichst trtibe. Dann hellt sich das Wetter gegen 9 Uhr etwas auf. Zuweilen Sonnenschein. Sofort ziehen einige Kr~tben; in Trupps, ganz niedrig (5--15 m hoch) bei dem starken Winde. Meist an der Vordfine, aber auch die Mitre der b[ehrung entlang. Wieder bemerkenswert, dafs die Kr~ihen bei so starkem Winde (918 m p. S.) noch ziehen. Eine erlegte C. cornix ist ein cP ad.

hufser ein paar Sperbern zieht sonst nichts. In den Bfischen ganz tot. Nachmittags wieder trfibe mit Regenschauern. Es zieht

nichts mehr. l~acht dunkel, starker Wind, ganz bedeckt. 5Tachts 10,30 Regen, Wetterleuchten im 1NO.

25. Oktober. 6,30 a 10,45 a 2 p 2,45 p. 4,45 p

Windriehtung S (170) S (180) S (180) - - SO (120) Windst~irke 3,0 m 4,2 m 5,4 m 2,4 m - - Relat. Feuehtigkeit 95% 8 0 0 75% -- - - Absol. Feuchtigkeit 7,0 mm 7,8 mm 8,3 mm -- -- Barometerstand 759,5 759,5 758 -- Temperatur 6~ C. 11 o C. 12~ C. -- -- BewStkung 4 o (S) 3 o (S) 5 o (S) -- - -

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 455

Frith 6,30 noeh tot draufsen. Nur ein paar Kleinv5geI (Goldammeru and Leinzeisige) nach S.

Um 7,10 a kamen die ersten Corvus eornix. Um 7,38 a wieder einige Kr~then. Dana setzt 7,45 ein sehr starker Kriihen-

"zug ein. In ununterbroehener Kette kommen sie an. Unter den Nebelkr~then aueh Saatkr~then a n d Dohlen. Jetzt ziehen meist a r e (7. eornix,. Von 10 erlegten 8 ad., 2 juv. Neun untersuehe ieh aufs Gesehlecht: 5 0~0 ~ ad.; 2 QQ ad.; 2 QQ juv. Die Grenze zwisehen dem [-lauptzuge der jungen and alten Corvus cornix ist in diesem Herbste also etwa der 21. Oktober. Die Kr~then fliegen heute bis tief in die D~tmmerung hinein. Nach dem Uhu kamen sie wie toll, b~tumen auch auf. Zughiihe 5--50 m.

In den Vormittagsstunden ziehen heute auch KleinvSgel: Drosseln (besonders T. iliacus), Leinzeisige (Aeanthis linaria), Buehfinken (meist 0~0~), Bergfinken (Fringilla montifringilla), Goldammern, Heidelerchen, Feldlerchen, Stare, Grfinfinken; aueh einzelne Dompfaffen (_Pyrrhula pyrrhula) gehiirt, I Flug Kreuz- schn~tbel,auch einmal Feldsperlinge(Passermontanus). Meisen wenig.

Tauben nut ein paar einzelne Stiicke (oenas), C. palumbus in den letzten Tagen nicht mehr beobaehtet.

RaubvSgel ganz wenig; nut ein paar Sperber und Rauhfufs- bussarde.

1 Bekassine (Gallinago ga~inago) steht ausWeidenbiischen auf. Von Waldschnepfen nichts bemerkt. Die iiblichen Seetaucher

yore Haft nach der See streichend. Heute hat sich wieder mal die alte Regel bew~thrt: Wenn

nach schlechten Tagen, die Zug unmSglieh machen, plStzlich gute Tage kommen, daun setzt sehr guter Zug ein.

Das Barometer fiillt gegen Abend wieder. Nacht halb be- deckt. Sterne leuchten durch.

26. Oktober. 6,45 a 11,15 a 4,30 p

Windrichtung SSW (160) SSW (160) SW (130) Windstiirke 6 m 6 m 10,9 m Relat. Feuchtigkeit 85 % 90 % 75% Absol. Feuchtigkeit 7,7 mm 8,2 mm 7,3 mm Barometerstand 750,5 752 753 Temperatur 9 o C. 10 ~ C. 10 ~ C. BewSlkung 10 1 9 ~ a

Friih ~ist der Barometer wieder sehr gefallen uud f~ttlt noch. Ganz triibe. Es droht Regea. Trotzdem ziehea schon friih ~]~7 Uhr Kriihen (in Trupps); auch KleiavSgel (Stare, Leinzeisige, Finken) 2--10 m hoeh. Auch Drosseln hSrt man ab und zu.

Um 9 a setzt sehwacher Regen eia. Bis dahin ist der Barometer gefallen, nun steigt er wieder langsam. Um I1 a vortlbergehend Sonnenschein, der Zug hat aufgehSrt. Um 2 p bis in die D~immerung ziehen nochmals Kriihen; in Trupps. Klein- vSgel nicht mehr.

3O*

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456 J. Thienemann:

In den Btischen kein Kleinvogelleben; ein: paar Drosseln (T. iliacus).

Einige Waldschnepfen sind angekommen. So war also heute nur Leben w~ihrend den Morgenstunden.

Die VSgel haben die paar gtinstigen Standen ausgenutzt. Eine erlegte C. cornix ist ein Q ad., eine Corvus frugilegus

ein 0 ~ ad. Ferner aus ziehenden Schw~trmen frtih 7 Uhr er- legt: 2 ~turnus vulgaris ~Q, 1 Colaeus monedula ~ , 1 _~ringiUa montifringilla: Gegen hbend wieder starker Wind, auch etwas Regen.

In der vorigen Nacbt sind mir auf unerkliirliche Weise 5 geschossene zum Pr~iparieren bestimmte, auf einen Balken der Htitte gelegte u verschwunden; n~mlich ein Star, 1 Wein- drossel, 1 Heidelerche, 1 Bachfink und 1 Birkenzeisig. Ich stelle, um den Attent~ter zu erwischen, eine mit einem Vogel bek5derte Falle an dieselbe Stelle und fange in der heutigen Nacht einen Waldkauz (unbesch~digt). Dieser Rii.uber bat sich die ftinf weggeholten VSgel wahrscheinlich irgendwo aufgestapelt. Oder sollte er sie nile in einer ~Nacht gefressen haben? Unter dem Dach der Hiitte hatte ich schon vor l~ingerer Zeit, speziell ftir Waldkauz und Flederm~use, LScher in die Wand geschnitten. Die scheinen als willkommene Unterschliipfe angenommen worden zu sein.

�9 27. Oktober. 6,15 a 12 m 5 p

Windrichtung SO (160) S (180) S (180) Windst~trke 4,3 m 4,6 m 4,6 m Relat. Feuchtigkeit 90 % 80 o/o 80 % Absol. Feuchtigkeit 6~3 mm 7,8 mm 7,3 mm Barometerstand 756 755 754 Temperatur 6 0 C, 11 o C. 10~ C.

10 o BewSlkung 9 1 10 1 Himmel meist bedeckt; Gegen 11 a auch mal Regentropfen. Um 7 a kommen die ersten Kr~then. Es entwickelt sich

ein guter Krahenzug. Unter den C. cornix auch viel C. frugilegus und C. monedula. ZughShe, bei dem Gegenwinde 2--15 m hoch. Von 8 a an Kr~ihenzug am st~rksten. Um 1/~9 Uhr ziehen binnen 5 Minuten etwa 400 Kr~ihen vortiber; macht pro Stunde 4800 Stiick. Drei Stunden etwa (yon 8-- I1 a) hielt der Zug in solcher M~ichtigkeit an, macht ftir diese Zeit 14400 Kriihen. Von 11 Uhr an liefs der Zug sehr nach. Es mSgen yon da an nur noch halb soviel Krahen vortibergezogen sein, also etwa 2400 in der Stunde. Noch 3 Stunden (bis etwa 2 p) dauerte der Zug in dieser Form an, also sind in diesen 3 Stunden noch ca. 7200 Kriihen geflogen. Im ganzen mSgen also heute 14400-~-7200--21600 Kriihen Ulmenhorst passiert haben.

An KleinvSgeln zogen fast nur Leinzeisige (Acanthis linaria) und zwar ziemlich zahlreich, in ziemlich grofsen Fltigen. Ab and

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 457

zu mal Finken und Drosseln. Einmal Kreuzschn~ibel nach S; ein- real Schwanzmeisen yon Busch zu Busch nach $.

In den Btischen tot. 1 Waldschnepfe gesehen. Die gestrigen scheinen fort zu sein. hb und zu ein Rotkehlchen oder Zaun- kSnig. Rotkehlchen recht wenig in diesem Jahre.

Nacht sternenheli 28. Oktober.

6 a 9 a 9,45 a 2 p Windrichtung S (180) SO (160) SO (170) S (180) Windst~irke 3,5 m 3,5 m 2,9 m 2 m Relat. Feuchtigkeit 90% 90% -- 95% AbsoL Feuchtigkeit 7,2 mm 8,2 mm -- 9,1 mm Barometerstand 755 755 - - 756 Temperatur 8 o C. 10 o C. -- 10 o C. BewSlkung 3 0 10 1 _ 10 ~ (R)

Himmel meist bedeckt, aber klare Luft. Schon ganz friih in der Dammerung ziehen KleinvSgel, meist Leinzeisige. Das ist gewShnlich ein Zeichen fiir einen guten Zugtag.

Um 7 a die ersten Kriihen. Dann setzt wie gestern wieder ein sehr starker Kr~ihenzug ein. Zwischen 9 und 10 Uhr am stSrksten. Um 8,45 ziehen in 5 Minuten 500 Kr~hen vortiber (ziemlich genau gez~ihlt), ergibt pro Stunde 6000 Stiick. Etwa 3 Stunden hielt der Zug in solcher St~rke an --- 18000 Kr~then ftir diese Zeit. Unter den bIebelkr~hen auch Saatkr~then und Dohlen. Von 11 a an l~ifst der Zug sehr nach. Es kamen yon Mittag an nur noch Trupps in Zwischenpausen. Von 2 Uhr an Regen. Der Zug hSrt ganz auf. Gegen hbend Regen starker.

Heute sind unter den Corvus cornix wieder mehr Junge wie in den letzten Tagen. Unter 7 erlegten 6 juv., 1 ad., und zwar 3 0 ~ juv., 3 QQ juv., 1 ~ ad.

Heute ziehen ziemlich viel Leinzeisige (Aeanthis linaria) in grofsen Fltigen. 1 sehr helles Stiick erlegt, das der Form exilipes angehSrt. Auch Meisenfltige und Heidelerchen, Dom- pfaffen gehSrt, 1 grofser Flug Kreuzschniibel nach S. Gold- h~thnchen (Begulus regulus) in mSfsiger Zahl in dem niedrigen Weidengestrtipp nach S streichend. RaubvSgel fast gar nicht.

In den Biischen tot. Keine rastenden VSgel. Gegen Abend geh e ich nach Rossitten.

hbends bis nachts Regen und starker Wind.

29. Oktober. Windrichtung und-st~irke: N 8; N 8; NW 4. Temperatur:

5,7; 5,0; 3,9 o C. Regen; starker Wind; ein sehr schlechtes Wetter. hrach

den anhaltenden stidlichen und siidiistlichen Winden endlich real biordwind.

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458 J. Thienemann:

30. Oktober.

Windrichtung Windst~irke Relative Feuchtigkeit Absolute Feuchtigkeit Barometerstand Temperatur Bewiilkung

Mittags nach Ulmenhorst zuriick.

2,30 p s o (260) 3,4 m 60% 3,9 mm 775 5 o c .

2 1 (S) SchSnes helles Wetter,

nur etwas kfihler. Barometer sehr gestiegen. Derselbe Wind wieder wie vorgestern. So liegt der gestrige Tag mit seinem yon der bisherigen anhaltenden gleichm~is Witterung abweichenden Wetter ganz vereinzelt da.

Ein guter Zugtag. So ist's meist nach solchem schlechten Tage wie gestern, an dem die Viigel nicht ziehen konnten.

Sehr viel Kr~ihen yon frfih an. Unter C. cornix auch C. frugilegus und C. monedula. Von 10 geschossenen C. cornix 9 ad., 1 juv., ferner 1 C. frugilegus ad. Nach dem Uhu kommen die Kr~hen gut. ZughShe 10--50 m.

Gegen Mittag l~ifst der Zug nach. Vereinzelte Kr~ihen bis in die D~mmerung ziehend.

Ziemlich viel Leinzeisige nach S in grSfseren Fliigen. Diese Art jetzt recht h~iufig. Dann vereinzelt Heidelerchen, Buchfinken, Feldsperlinge, Meisen. Leinzeisige noch bis in die D~immerung hinein auf dem Zuge.

Bemerkenswert und charakteristisch ftir heute ist, dafs mehr RaubvSgel als sonst ziehen: Bussarde und Sperber. Kiimmern sich auch mehr als sonst um den Uhu. 2 Sperber erlegt.

In den Btischen einige Drosseln, 1 hmsel. Schwanzmeisen nach S yon Busch zu Busch, einige Bauml~iufer.

Ein interessanter Tag. Der gestrige Tag mit dem schlechten ktihleren abweichenden Wetter hat den Vogelzug gefSrdert. Gestern ist ein Minimum yon 750 mm fiber die Ostseeprovinzen, woher die VSgel kommen, hinweggezogen. Gegen Abend geht der Wind mehr nach Osten herum. Es ist klare Luft. In der Nacht werden vielleicht Schnepfen kommen.

Nacht halb bedeckt. Sterne, auch Mondschein. Wie die obigen Notizen ergeben, waren also am 25, 27, 28., 30.

Oktoberganz besonders starke Kr~ihenztigeftir die kurischeNehrung zu verzeichnen, und unter den Schw~trmen zogen viel Saatkr~ihen und Dohlen. Diese Beobachtungen festhaltend, gewinnen wir ein besonderes Interesse an den Notizen, die mein Vetter G. T h i e n e- m a n n unterm 29. l l . 1911 an die Vogelwarte gelangen l~ifst. Er meldet, dafs in diesem Herbste (1911) der Kr~ihenzug im mittleren Elbtale stellenweise sehr stark aufgetreten ist. So wurde ibm aug Dessau mitgeteilt, dafs sich in den Tagen vom 28. Oktober his incl. 3. November ungeheure Ziige yon Saat,

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 459

kr~.hen mit Dohlen vermischt fiber die dortige Stadt hinwiilzten. Besonders war dies am 31. Oktober der Fall, wo ein Zug 8/~ Stunde anhielt, ohne Unterbrechung. Nach kurzen Pausen yon ca. 1/~ Stunde folgten andere Zfige immer wieder nach. Am Morgen 71/~ Uhr begannen sie und w~ihrten in der Regel his Nachmittag 2 Uhr. Man weirs sich dort nicht solcher Massenzfige zu entsinnen.

Dazu bedenke man, dafs Rossittener Ringkriihen noch sfid- lich yon Dessau angetroffen worden sind. Also in die Gegend yon Dessau kommen bestimmt die fiber die kurische Nehrung wandemden Kr~ihenzfige. Und man bedenke weiter, dafs die Saatkr~he mit ihrer Eigengeschwindigkeit yon 14,5 m pro Sek. die Strecke Rossit ten--Dessau---670 km in 12 Stunden 48 Minuten durchfliegen k an n. So h~tten also die am 25. Oktober frfih bei Ulmenhorst einsetzenden starken Kr~thenztige - - 8 Stunden t~tgliche Flugzeit angenommen -- am 26. mittags bei Dessau sein k Snnen . Dort waren die starken Zfige erst vom 28. an zu beobachten. Das deutet also wieder auf gem~tchliehes Ziehen bin, wenn fiberhaupt zwischen den genannten Zugerscheinungen ein Zusammenhang besteht.

31. Oktober. 7 a 4 p

Windrichtung SO (150) SW (150) Windst~irke 4,4 m 5,4 m Relat. Feuchtigkeit 85 % 80 % Absol. Feuchtigkeit 5,5 mm 6,4 mm Barometerstand 770 768,5 Temperatur 4 ~ C. 8 o C. BewSlkung 101 101

Ein bemerkenswerter Tag ffir Beobachtung des Verh~ltnisses zwischen Witterung und Vogelzug.

Frfih zwischen 7 und 8 Uhr noch einigermafsen helles gutes Wetter mit nicht zu starkem Winde. Man merkt aber schon jetzt, dafs eine Veriinderung zum schlechten Wetter ia der Luft liegt. Das Barometer ist seit gestern Abend gefallen und f~tllt noch.

So nutzen die Viigel die Stunde yon 7--8 tiichtig aus um vorw~irts zu kommen:

Grofse Drosselschw~rme (auch T. pilaris) ziehen niedrig (etwa 10 m hoch) nach S, und zwar in so grofser Menge, wie ich sie in diesem Herbste noch gar nicht gesehen habe; feraer Stare in grofsen Fliigen, auch Leinzeisige und Finken; Hohltauben (C. oenas), (C. palumbus schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen), auch Kr~hen. Schon gegen 8 Uhr lfifst der Zug sehr nach und hSrt gegen 9 Uhr ganz auf. Dem augenblicklich bestehenden Wetter nach h~itten die VSgel noch ziehen kSnnen. Ich nehme an, dafs schlechtes Wetter kommt, and das traf eia: Der Wind

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460 J. Thienemann:

wird immer sttirker, der Himmel umzieht sich mehr und mehl;, es wird dunstiger. Es zogen yon nun ab nur noeh ab und zu einige Kriihentrupps, die sich am den Uhu wenig k t immer tem m t - u t e I n der Nacht sind, wie ich aus der Wetterlage:richtig ver-

hatte, Waldschnepfen angekommen; aIlerdings nicht viel. In den Btischen wenig Leben. Einige Meisen - - auch Sehwanz- meisen, - - ZaunkSnige, Goldh~ihnchen.

Raubviigel ganz wenig heute. hllgemeine Bemerkung: Es herrscht nun sehon seit langer

Zeit (seit etwa 14 Tagen) immer derselbe Wind: S, SW oder SO und dazu verhttltnismtifsig milde Temperatur. Waldschnepfen kommen daher nur vereinzelt. Es fehlt an Haupttagen. Die u sitzen jedenfalls im Norden noch fest. Etwas Ktilte und Ostwinde wfirden die Schnepfen in grSfseren Massea zu arts bringen.

Nacht bedeckt, dunkel.

1. November. 6,15 a 12 m

Windrichtung SSW (170) SW (150) Windstiirke 5,1 m 7,8 m Relat. Feuchtigkeit 100 % 80 o/o Absol. Feuchtigkeit 6,1 mm 7,7 mm Barometerstand 766 765 Temperatur 4 o C. 9 o C. BewSlkung 10 o 9 ~

Wieder ein interessanter Tag fiir Beobachtung des Ver- hSltnisses zwischen Witterung und Vogelzug.

Ganz frtih zieht zunttehst nichts, aufser ein paar Sperbern. Das Wetter ist bier an Ort und Stelle aber so, dafs die u htttten ziehen kSnnen. Urn 8,15 die ersten Kr~hen; nur kurze Zeit (bis etwa 9 Uhr) in grSfseren Mengen ziehend, dann nut truppweise mit grofsen Unterbrechungen. Auch einige Starfliige. Man fragt sich nach dem Grunde, warum trotz des bier herrschen- den gtinstigen Zugwetters so sehwacher Zug stattfindet und er- h~lt bei weiterer Beobachtung der Wetterlage die Antwort, dafs es das k o m m e n d e Wetter ist, das die VSgel yore Zuge abh~lt: Das Barometer fiillt; yon 10 Uhr an wird der Wind immer stSrker and geht mehr nach W herum. Es wird triiber, Regen droht, kalter SW.

Man kann jetzt, w0 der vorgertickten Jahreszeit wegen Vogelzug in der Hauptsache nur noch vormittags stattfindet, aus dem Verhalten der VSgel in den ersten Morgenstunden er- kennen, ob ein Tag mit gutem oder schleehtem Wetter bevorsteht. Sind die VSgel bald naeh Sonnenaufgang lebhaft auf dem Zuge, so daft man auf gates Wet te r rechnen. Bricht abet der Tag noch so schSn an, aber die YSgel fehlen, dann mufs man sich auf schlechtes Wetter gefafst machen.

Nachmittags hat der Zug ganz aufgehi~rt.

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XL Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 461

In den Btischen tot. 1 Wanderfalken beobachtet. ~ Ffinf erlegte C. cornix sind lauter Alte. Gegen hbend mufs ieh nach Rossitten gehen.

2. November. I2 m

Windriehtung W (90) Windst~irke 4,2 m Relat: Feuchtigkeit 80 % hbsol. Feuchtigkeit 6,9 mm Barometerstand 771 Temperatur 9 ~ C. BewSlkung 9 1

Am Vormittage guter Krfihenzug, niedrig, etwa 20 m hoch. 4 erlegte C. cornix lauter juv. Einige Sperber. Auch einige Kleinviigel, darunter auch Meisenfltige.

3 Tannenheher (!Vuc. caryocatactes) beobachtet. Mittags wird der Zug schwiicher und hSrt dann ganz auf.

1 Waldschnepfe beobachtet. Es hat aber kein neuer Einfall stattgefunden.

Auf einem an der Wand der Ulmenhorsthfitte befindlichea Hakea sitzt eine Schleiereule (Strix flammea), die ieh ganz aug der N~ihe photographieren kann. Dazu sei folgendes bemerkt: Im Herbst 1911 und Winter 1911/1912 haben Massenzfige und Massenansammlungen yon Schleiereulen stattgefunden, eine Er ' scheinung, die sehr selten ist und daher Erwiihnung verdient. Dabei sind sehr viele Schleiereulen in dem sehr strengea Winter an NahrungsmangeI zu Grunde gegangen. Beriehte darfiber tiegen yon Salzwedel (Prov. Saehsen), Elbing (Prov. Westpreufsen), Cranz (Prov. Ostpreufsen)und yon der Insel Fehmarn (Schleswig Holstein) vor. Vergleiche dazu meine Notiz in der Deutschen J~igerzeitung Neudamm Band 58 Nr. 50.

3. November. Windrichtung und -st~irke: S 4; SO 4; S 1. Temperatur:

3,8~ 7,4~ 4,6~ C. Vormittags sehwacher Kr:,thenzug. In den Btischen ganz

tot; 2 Waldschnepfen angetroffen. Es hat aber sicher kein neaer Zuzug yon :Norden stattgefunden. Kreuzschn~bel naeh S. 1 Tannenheher beobachtet.

Heute sind 3 Vogelarten yon N hier angekommen: Schnee- ammern (Passerina nivalis) (einen Flug yon etwa 20 Sttick fiber der Feldflur bei Rossitten gesehen), ferner Alpenlerehen (F~re- mophila alpestris) (etwa 20 Stfick ebenda) und Goldammern !Emberiaa citrinella). Von dieser letzten Art sind grSfsere Fliige in den Feldbfischen. Sie zeigen sich im Gegensatz zu den heimischea hrtgenossen sehr vertraut uad offenbaren :dadurch ihre nordische Herkunft.

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469. J. Thienemann:

Ein lebender Hiihnerhabicht, der im Kr~hennetze gefangen worden ist, wird eingeliefert.

4. November. 12 m

Windrichtung SW (170) Windst/h'ke 8,1 m Relat. Feuchtigkeit 95 o/o Absol. Feuchtigkeit 7,0 mm Barometerstand 767,5 Temperatur 6 o C. BewSlkung 10 1

Bis 10 Uhr morgens hell, auch Sonnenschein. Kr/ihenzug, 20--30 m hoch. Wenig Sperber, 1 Wanderfalke, 1 Bussard.

W~nig KleinvSgel ziehend: Heidelerchen, wenig Finken, wenig Leinzeisige; einmal Kreuzschn/ibel; Feldsperlinge (Fasser montanus). 8chwanzmeisen yon Busch zu Busch; wenig Gold- h/ibnchen. In den Biischen tot. Keine Waldschnepfen angctroiten; 1 Amsel (Turdus merula), ein paar Drosseln.

1 Columba palurnbus nach S. Von 10 Uhr morgens an triibe. Es droht Regen. Zug hSrt

ganz auf. Gegen Abend Regen. Barometer fiillt. 5. November.

Windrichtung und-st / irke: SW 4; SW 5; SW 8. Tem- peratur: 7,6; 8,5; 11,0 o C.

Ich bin in Rossitten. Bis 10 Uhr morgens noch einigermafsen helles Wetter, ohne Regen. Dann triibe, Regen, Wind. Eiu toter Tag. Das Barometer steht ganz tier: 745.

6. November. 3 p

Windrichtung SW (120) Windst/i.rke 16,4 m Relative Feuchtigkeit 80% Absolute Feuchtigkeit 6,9 mm Barometerstand 752 Temperatur 9 o C. BewSlkung 10 ~

In der Nacht hat starker Sfidweststurm eingesetzt, der den ganzea Tag anh/ilt. Ich gehe nach Ulmenhorst. Man kann bei dem Sturme kaum vorw~rts.

Nichts yon Zug bei diesem Sturm, der zuweilen auch Spriih- regen fiihrt. B~Lume sind umgeworfen worden. Ich sehe unter- wegs folgende VSgel: 2 Sumpfohreulen (Asio accipitrinus) auf der Pallwe; ebenda mehrere Heidelerchen. In den Bfischen 1 Waldschnepfe, ein paar Kohlmeisen. Ein Erlenzeisig in den B/iumen. Sonst alles tot. Der Sturm h~lt bis in die Nacht hinein an. Das Barometer stei$t abends etwas. Heute ist Voll- mond. Himme! aber ganz bedeckt.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 4 63

7. November. 8 ,30 a 4 p �9

Windrichtung SW (120) SW (110) Windst~trke 13,5 m 11,3 m Relative Feuehtigkeit 85% 90%~ Absolute Feuchtigkeit 7,2 mm 6,8 mm Barometerstand 758,5 761,5 Temperatur 8 o C. 7 o C. BewSlkung 9 ~ 10 ~

Der Sturm h~lt an; zuweilen Regenschauer. Ein voll- stiindig toter Tag. Zwei Schneeammern in den Dtinen ist alles, was ich zu sehen bekomme. Fiir Zug ist viel zu starker Wind und auch viel zu regnerisch.

In der Nacht sternenhell, Mondschein. Das Barometer steigt. Gegen 8 Uhr abends Donner.

8. November. 8 a 12,30 p 4 p

Windrichtung S (170) SW (140) SSW (160) Windstiirke 5,6 m 7,5 m 3,4 m Relat. Feuchtigkeit 95 ~ 85 O/o 90 o/o Absol. Feuchtigkeit 6,5 mm 6,8 mm 5,5 mm Barometerstand 767,5 769 770 Temperatur 5 o C. 7 o C. 4 o C. Bewiilkung 5 1 (S) 10 1 3 o

Der Sturm ist vorfiber. Es ist wieder heller geworden. Von 9 Uhr morgens an einige Nebelkr~ihen gemischt mit

einigen Saatkr~ihen ganz niedrig, 2--20 m hoch, nach S. Dieser Zug dauert abet nicht lange. Schon gegen 11 a ist er vortiber. Das Wetter wird wieder etwas trttber.

Einmal Kreuzschniibel nach S, etwa 30 m hoch. 1 braune Weihe an der u nach S ziehend. Eine Columbapalumbus juv. f~llt an der Hiitte ein. So tot wie in den letzten Tagen ist es nicht mehr draufsen. Gegen Abend wirds wieder heller. Die Sonne geht schSn unter.

Nacht sternenhell, Mondschein. ,,Morgen wird Zug sein" schreibe ich in mein Tagebuch und wie wit unten sehen werden hat sich diese Vermutung best~tigt.

9. November. 7~30 a 1,30 p 4,45 p

Windrichtung SO (130) SO (150) SO (150) Windstiirke 7,1 m 4,6 m 5,8 m Relat. Feuchtigkeit 90 % 85 ~ 90 % hbsol. Feuchtigkeit 4,8 mm 6,8 mm 5,8 mm Barometerstand 770 767,5 767 Temperatur 2 o C. 70 C. 5 o C. Bewiilkung 0 (S) 9 o 2 0

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464 J. Thienemann:

SchSn hell, friih zun~ichst etwas kfihl ; endlich einmal anderer Wind (SO) nach den anhaltenden sfidwestlichen Winden. Etwas Reif in der Nacht.

Schon frfih gegen 7 Uhr ziehen Nebelkriihen, ganz niedrig, 2--10 m hocb, meis~ an der Vordtine. huch Dohlenschw~irme und Saatkriihen. Der Zug wird immer starker, ist gegen Mittag sehr gut und h~ilt bis in die Diimmerung (4 p) an. Nach dem Uhu kommen die Kriihen gut. Yon 17 geschossenen C. cornix 16 ad., 1 juv. Jetzt zieben also fast nur hlte.

Von KleinvSgeln ziehen (besonders in den Morgenstunden): Drosseln nur ganz frtih, (auch 1 T. viscivorus gesehen), ]~inkeu, Heidelerehen, Kreuzschn~tbel, ziemlich viel Leinzeisige (Acanthis linaria). (Von der letzten Art auch in den Biiumen sich umher- treibend). Ein paar Dompfaffen (QQ) gesehen und gehSrt, ein paar Schneeammern.

hueh RaubvSgel ziehen: beide Bussardarten und Sperber. Zwei junge Sperberweibchen geschossen. Einige Hohltauben.

Weder der Kleinvogel- noch der Raubvogelzug sind stark. Die Hauptmassen stellen wieder die Kr~hen.

1 Tannenheher nach S. Gegen Mittag fiingt das Barometer an zu fallen. Der

Itimmel umzieht sich. Ich sehe Leinzeisige 5fter nach N zuriickziehen. In den Biisehen tot. Nur ab und zu Schwanzmeisen yon

Busch zu Busch wandernd, zuweilen auch einige Kohl- und Blaumeisen beobachtet. Waldschnepfen nicht gefunden. Der SO- Wind hat keine gebracht.

Das war nach den toten Tagen ein recht lebhafter Zug heute.

10. November. 7,30 p 1,30 p 5 p

Windrichtung SO (130) SO (150) S (180) Windstiirke 4,9 m 2,6 m 2 m Relat. Feuchtigkeit 95 ~ 95 % 95 % Absol. Feuchtigkeit 6,5 mm 7,5 mm 7,5 mm Barometerstand 766 765,5 765,5 Temperatur 50 C. 7 o C. 70 C. BewSlkung. 10 1 8 1 (S) 10 o

Meist bedeckt, ruhig, warm. Fast genau derselbe Zug wie gestern; nur nicht soviel

Kriihen, die aurserdem nicht so gut nach dem Uhu kommen wie gestern. Sie haben es sehr eilig. Das deutet auf schlechtes Wetter.

Um 7,30 a die ersten Kr~hen, niedrig, 2 - 3 0 m hoch, meist an der Vordtine ziehend wie gewShnlich bei 5stlichen Winden: Auch Dohlenschw~rme und Saatkr~ihen.

An Kleinv5geln: Leinzeisige (diese stellen die Hauptmassen), Buch- und Bergfinken, Stare in Fliigen, mehrfach Kreuzschniibel,

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 465

einigema] Drosseln. Dompfaffen gehiirt. Schwanzmeisen mehr:, fach dutch die Bfische ziehend. Kleinvogelzag nicht stark.

1 Tannenheher, 1 Columba palumbus. Eiaige Sperber. U m 9 Uhr hSrt der Zug der KteiavSget und RaubvSgel auf.

KrShen und Dohlen ziehen mit Unterbrechungen bis in die D~immernng hinein.

In den Biischen tot. 1 ZaunkSnig gesehen. Ich schreibe in mein Tagebuch: ,,Dem Benehmen tier VSgel

nach dfirfte morgen trfibes Wetter ohne Zug se in . " Wie wir sehen werden stimmt die Vermutung wieder.

11. November. 8 a

Windriehtung NO (40) Windst~rke 3,1 m Relat. Feuchtigkeit 100 ~ Absol. Feuchtigkeit 7,0 mm Barometerstand 766 Temperatur 6 o C. BewSlkung 10 1 (R)

Regen, flies grau in grau, triibe. Kein Zug. Toter Tag. Drei Haustauben, jedenfalis Brief-

tauben, ttiegen in Hfhe yon etwa 8 m geradiinig die Nehrung entlang nach N. Bei solcher Gelegeuheit haben Tauben schon 5fter bei Ulmenhorst als tier einzigen menschlichen Niederlassung welt und breit Station gemacht.

Der Vogelzug geht nun zu Ende. Es folgt einer Vortrags- reise wegen eine Unterbrechung in den Beobachtungen.

Im allgemeinen l[ifst sich fiber den Herbstvogelzug 1911 sagen, dafs er nurser einer Massenwanderang des Tannenhehers (Nucifraga ca~yocatactes) nichts .A.ufsergewShnliches gebracht hat. Das Charakteristische war das Uberwiegen yon Kriihen uad das Fehlen yon Massenziigen der KleinvSgel und RaubvSgel. Dadurch bekam der Zug ein etwas eintSniges Geiriige.

IV. Beobachtungen tiber den Vogelzug in der Heidelberger Umgebung im Frfihjahr 1911,.

Von Ot to F e h r i n g e r , Heidelberg.

Unterhalb Heidelberg ffihrt eine Vogelzagstrafse fiber den Neckar und am Flufs ist One Raststation [iir die wandernden Scharen. Da nun das rechte and Iinke Neckarufer an dieser Stelle ein sebr verschiedenes Aussehen haben, so rasten die VSgel natfirlich auf der Seite, die ihnen am besten behagt. Links trenntein Mfihlgraben eine Insel ab, die sehr niedrig gelegenes, yon Weiden- bfischen and iippigem Gras bewachsenes and yon Schilf ums~umtes Oberschwemmungsgebiet darstellt, ein wahres Dorado ffir Blau- kehlchen, Rohrs/inger u. dergl. Rechts stiifst das frachtbare

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466 J. Thienemann:

Ackerland bis fast an den Neckar, und erst da hiiren die Neuen- heimer G~trten a u f . Aurserdem ist der Leinpfad dort noch yon Dornbtischen rechts bewachsen. Zudem fiberragt oberhalb der Eisenbahnbrticke ein hoher blursbaum die Gegend, und dieser scheint auf die ziehenden VSgel eine besondere Anziehungskraft auszufiben. Dieser Teil der Raststation wird meist yon Drosseln benutzt.

Von dieser Zugstrarse kenne ich also nut den Kreuzungspunkt mit dem Neckar. Ihre genaue Richtung ist mir bis jetzt noch unbekannt. Doch ist es sehr warscheinlich, dafs sie parallel dem Gebirgsrand verl~uft, also yon Nord nach Stid.

Die Station auf der Neckarinsel ist sogar historisch. In den ersten Jahi'zehnten des 19. Jahrhunderts (bis 1820) hatte tier damalige Konservator der zooh Sammlung in Heidelberg (Bole) die Erlaubnis, ,,die auf den beiden Neckarinseln an der Bergheimer Mtihle h~iufig rastenden ZugvSgel zu jagen".

An diesem Ort beobachtet man eigentlich aber nur solche VSgel, die auf ihrem Zug hier rasten oder sogar einige Tage verweilen. Es gibt aber auch eine stattliche hnzahl, die unsere Gegend nut tiberfliegen und zwar meist an andern Stellen. So bemerkt man im Herbst (voriges Jahr im September ca. 3 Wochen lang) t~tglich morgens bis 9 Uhr sehr viele Eichelh~her am Odenwaldabhang entlang, also yon Nord nach Stid, ziehen und zwar so, dafs sie einzeln in hbstiinden yon 50--100 m einander nachfliegen, wobei sie h~ufig ihre rfi.tschende Stimme vernehmen lassen. Wo diese Zugstrafse fiber den Neckar ftihrt, ziehen die Hiiher tiber die Bismarcks~iule weg hintiber nach der halben HShe des Geisbergs, um dann dem huge des Beobachters nach Siiden bin zu entschwinden, huch andere Routen scheinen noch einge- halten zu werden. So sind auf der Sternwarte (ca. 600 m ti. d. M.) schon 5frets Vogelscharen in Drosselgriifse auf ihren niichtlichen Zti- gen beobachtet worden; doch fehlen leider hiertiber genauere Daten.

So sind entsprechend der abwechslungsreiehen Gestaltung unserer Gegend verschiedene Zugstrafsen in Benutzung: in der Ebene, an den vergelagerten Htigeln hin in halber HShe der Berge (ca. 200 m) und fiber die Berge resp. Bergsiittel.

Was die Zeit des Vogelzugs betrifft, so ist bemerkenswert, dafs einige VSgel frfiher auf der Neckarinsel oder gegenfiber gesehen werden als die StandvSgel derselben Art ihre Quartiere beziehen. Ferner erfolgt die Besiedelung der Gegend mit unsern SommervSgeln sp~iter als in den benachbarten Rheingebieten, besonders den Auw~ildern. Dies ist besonders auffallend bei den Nachtigallen ; oft sind die Mannheimer Nachtigallen vierzehn Tage vor den unsrigen im Friedhof da.

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen will ich nun die hufzeichnungen yon diesem Frtihjahr folgen lassen. Die Witterungs- fibersichten sind teils nach eigenen Notizen gemacht, teils nach der Karlsruher Wetterkarte erg~inzt und berichtigt.

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XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 467

15. Januar. lVucifraga caryocatactes, am Scblofs; nachts und am 15. starker N u. N O , - - 9 o C. - - Sonst ws im Januar hSchstens noch Scharen yon Kreuzschn~ibeln und Kernbeifsern zu erw~ihnen, die aber unregelmfifsig umherstrichen.

18. Februar. Motacillaalba, am Neckar; 17418. und 18. regnerisch, starker SW und zwar einheitlich durch fast ganz Europa, 6 o C. - - Einige iiberwintern auch regelmRfsig am Neckar; die angekommenen batten sehr schmutziges, rufsiges Gefieder.

19. Februar. Motacilla boarula, Handschuhsheim; Wetter wie vorher. - - Einzelnes Paar. 8 Tage sp~iter und am 13. III. sah ich auch wieder ein einzelnes Paar .

2. M~irz. Alauda arvensis, Kohlhof tiber 500 m tiber dem Meere; regnerisch, teilw. Schnee. WSW, auch in der vorh. Nacht. - - Um diese Zeit kamen, wie mir gesagt wurde, um Mannheim die F. an; die beobachtete auf dem Kohlhof war aber ein einzelnes Exemplar. Unsere Feldl. kamen erst am 10. s .u .

4. M~irz. Turdus musicus, am Friedhof; WSW, regnerisch, 7 o C. - - Abends 6 h erster Gesang.

5. M~irz. Turdus musicus, am Klingenteich; W--SW, his mittags 12 h, dann NO. - - Abends Gesang; nachmittags, also bei NO, sah ich eine Drosselschar, die langsam dem Klingenteich sich n;,therte.

6. M[irz. Corvus frugilegus, yon SW nach NO fiber die Stadt ziehend, NO, mittags 12 h. Vom 5. an bis zum 20. sah ich jeden Morgen eine Scbar yon 300--500 Sttick ihre Flugspiele tiber der Stadt machen; gegen 8 h verteilten sie sich dann zur Nahrungssuche.

7. M~irz. Budytes flavus, Wieblingen und gegenfiber am Neckar, sollen schon seit dem 5. da gewesen sein.

10. M[irz. Alauda arvensis, allenthalben in der ebenen Umgebung, W his SW, 5 o C.

13. M~rz. JErithacu~ titys, am Steigerweg, nachts Stidwest- Sturm, 9 o C. - - 2 Exemplare. Die grofse Masse kam erst am 20.

13. M~irz. Erithacus rubeculus, allenthalben im Wald, der erste regelrechte Rotkehlchengesang, obgleich einige tiberwinterten.

14. M~irz. Amseln, Drosseln und Stare, gegenfiber der Neckar- insel, W 2 o C. - - Durchzfigler.

18. M~irz. Seeschwalben, yon W nach O fiber die Stadt ziehend, O 3 o C., 11 Uhr vormittags.

18. M~irz. Ardea cinerea, das Neckartal hinaufziehend. 19. M[irz. ,Emberiaa calandra, allenthalben in der ebenen

Umgebung, am 18. abends SW u. Regen, am 19. O . - - Frtih morgens waren alle da.

20. Miirz. Erithacus titys, fiberall in der Stadt, O u. SO. - - Vgl. 13. M~rz.

20. M[irz. Ciconia ciconia, am Kiimmelbacherhof. 21. M[irz. Phylloscopus rufus, am Schlofs. 2 Exemplare.

Das grofse Heer rtickte erst am 22. ein.

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46 8 J.; Thienemann:

21. M~irz. Accentor modularis, Schlofs und Friedhof, O, mittags sehr warm.

21. M~irz. Coccothraustes coccothraustes, am Schlofs, in grofser Schar.

22. M~irz. t'hylloscopus rufus, iiberall im Wald u. in den Bergg~irten.

23. Miirzl Turdus iliacus, Auerhahnkopf, morgens 9 Uhr machte eine Schar yon ca. 50 Stfick unter grofsem L~rm auf dem Auerhahnkopf ihre Frtihstfickspause; bald darauf waren sie spur- los verschwunden.

23. M~irz. Turdus viscivorus, hinter dem Wolfsbrunnen, 2 Exemplare sangen laut und schSn.

29. M~irz. Silvia atricapilla, am Friedbof, ONO, sehr warm. 2 Exemplare verfrtiht; sonst kommen sie hie vor dem 6. April an. Wann die grofse Masse gekommen ist, babe ich versiiumt zu notieren; am 17. war alles da.

31. M~irz. JEmberiza schoeniclus, am Neckar unterhalb de r neuen Briicke u. auf der Insel, WSW, warm, am 26. waren sie schon am Neuhofener Altrhein.

1. April. ~hylloscopus trochilus, gegentiber der Insel, einzelnes Exemplar.

4. April. Birundo rustica und Delichon urbica, am Neckar bei tier Insel, nachts NO-Sturm grofse K~tte, morgens O.

4 o C. - - Beide Schwalbenarten waren zusammen da in ziem- lich grofser Anzahl, jedoch die Rauchschwalbe zahlreicher als die Mehlschwalbe. Sie litten grofse Not; ermattet safsen sic im Rohr, viele mSgen zu Grunde gegangen sein. Denn dieses Jahr sind sie bei uns sebr selten.

4. April. Anthus pratensis, auf der Insel etwa 30 Exemplare. 4. April. Erithacus cyaneculus, auf der Insel etwa 10 Exemplare ;

fast nur Q. 17. April. Erithacus phoenicurus, Handschuhsheim, WSW,

warm, ziemlich alle waren da. 18. April. Serinus hortulanus, in den G~trten in Neuenheim

u. allenthalben in ebenen GBrten. Starker SW warm. 19. April. ~'hylloscopus sibilator, in Sieben Linden. SW. 20. April. Sylvia sylvia, allenthaiben, starker SW, warm,

besonders zahlreich auf der Neckarinsel und vis-A-vis in den Gitrten.

20. April. Pratincola rubetra, am Neckar rechts unterhalb der Eisenbahnbrticke, starker SW, warm, in grofser Zabl fleifsig singend.

20. April. Cuculus canorus, am Koenigstuhl, wurde mir glaubwfirdig mitgeteilt.

21. April. ,lynx torquilla, Schlierbach, SW, warm, tags darauf waren sie auch in den Neuenheimer Giirten.

24. April. ~rithacus luscinia, am Friedhof, in der Nacht vorher: SW, am 20. waren am Rhein schon fast alle angekommen.

Page 41: Jahresbericht (1911) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

XI. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 469

27. April. Hippolais hippolais, im botanischen Garten, nachts starker SW, warm.

27. April. Acrocephalus streperus, am Neckar bei der Herren- mfihle.

29. April. Tringoides hypoleucos, am Neckar bei tier Eisen, bahnbriicke.

1. Mai. Muscicapa grisola, in G~trten in der Stadt. SW. 3. Mai. Lanius senator und ,~axicola oenanthe, hinter dem

Exerzierplatz, S u. SW, fiir unsere engere Umgebung kein Brut- vogel, doch ist er am Rhein nicht selten.

7. Mai. Zanius collurio, unterhalb der Eisenbahnbrficke am Neckar rechts. N u. NO.

7. Mai. Sylvia simplex, in G~irten bei Neuenheim, N u. NO. Die grauen Grasmticken beschliefsen bei uns fast regelm~ffsig den Frtihjahrszug.

V. Perzeichnis der in dem Jahre 1911 fur die Sammlung priiparierten V6gel.

a. Aufgestellte V~gel. 1 Larus glaucus. Eisente (Y ad. Preil Kur. NeAr. 1 Larus argentatus. SilbermSwe o ~ ad. Rossitten. 3 Larus ridibundus. LachmSwen mit Fufsringen.

No. 4456. Bielersee, Schweiz. No. 4463. Ohe en Laak, Holland. No. 4898. Konstanz am Bodensee.

1 Kniikente. Anas querquedula cL Rossi t ten . 1 Waldschnepfe. Scolopax rusticola G ~. Ulmenhorst. I Turteltaube. Turtur turtur Q. Ulmenhorst. 1 Schreiadler. Aquila naevia. Stobben am Mauersee. 1 Bergfink. _FringiUa montifringilla c~. Ulmenhorst. 1 Birkenzeisig. Acanthis linaria ~. Rossitten. l Nymphensittich. Erlenhorst, Kur. NeAr.

12 VSgel. b. Yogelb~Ige.

1 Silbermiiwe. Larus argentatus mit Ring No. 2553. lnsel Texel. 1 HeringsmSwe. Zarus fuscus rail Ring No. 5993. hdlerhorst. 1 SturmmSwe. Larus canus ~ juv. Ulmenhorst. 1 LachmSwe. Larus ridibundus juv. mit Ring 6839. Eastbourne. 1 Schellente. _Nyroca clan9ula ~ ad. Pillkoppen. 1 Kniikente. Anas querquedula Q ad. Rossitten. 1 Schmalschniibliger Wassertreter. t'halaropus lobatus (Y ad.

Ulmenhorst. 1 Waldschnepfe. Scolopax rusticola ~. Ulmenhorst. 1 Hahnenfedrige Fasanhenne. t'hasianus colchicus. Skandau,

Ostpr. 1 Nebelkr~he. Corvus cornix c~. Ulmenhorst. Journ. f. Orn. LX. Jahrg. Juli 1912. 31

Page 42: Jahresbericht (1911) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

470 J. Thienemann: XL Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten.

5 KSpfe yon Nebetkrahen. Corvus cornix mit Schnabelmifs- bildungen. Ulmenhorzt.

I Buchfink~ : .Fringilla coeZepsjuv, Ulmenhorst. 1 Birkenzeisig. Acanthis linaria. Ulmenhorst. 1 Rohrammer. Emberi~a schoeniclus, Form microrhynchus ~.

Ulmenhorst. 1 Feldlerche. Alauda arvensis ~ . Ulmenborst. 1 Heckenbraune!le. Accentor modularis mit Ring No 1432.

Liibeck. 1 Wachbolderdrossel. Turdus pilaris ~. Ulmenhorst. 1 hmsel'. Turdus merula Q mit Ring Nr. 1723. Liibeck.

22 VSgel.

Uber den u 1911 bei Liibeck.

\Ton Werner Hagen.

Die Zugsforschung ist nurser der Ethologie nocb immer das schwierigste Kapitel der Ornithologie. Es herrscht auf diesem Gebiete jedoctl so kernfrisches Leben, dafs man sich den schSnsten Hoffnungen ffir die Zukunft hingeben kann: Eine Reihe yon ,Ornithologischen Zentralen", mehrere ,,Vogelwarten" arbeiten an diesem Problem. Die Zahll der letzteren ist jedoch noch zu spSrlich, auch ftir Deutschland.

Durch die Ringexperimente ist zwar festgestellt, dafs viele VSgel ,,ftir sich" bummeln. Abet Tatsache bleibt, dafs an manchen Tagen, besonders aber in N~chten grSfsere Yogelmassen gemein- sam, wenn auch yon einander unabh~ngig, in Bewegung sind. Nun treten jedoch diese nitchtlichen Ziige, die das sicherste und bequemste Vergleichsmaterial bilden, bei der einzigen Ostsee- station, Rossitten, nicht in Erscheinung. Die Griinde miichte ich welter unten ausfiihrlich behandeln. Tageszug, gef~ilscht durch Rast, ist aber sehr schwer zu vergleichen. Wie sieh aufserdem aus der Literatur ersehen liifst, stehen den nordischen VSgeln in unserm Ostseegebmt 3 ,,Einfallstore" zur u Kurische Nehrung, Odergebiet, Trave. Bei Rossitten sind die VerhMtnisse anscheinend am kompliziertesten. Die yon der finnisch-russischen Kiiste und dem Seengebiet kommenden VSgel ziehen teils siidlieh, tells siidwestlich ins Binnenland, teils folgen sie westtich der Kiiste. Die an der schwediscben Kfiste entlang- ziehenden VSgel gehen fiber Riigen oderaufwiirts. Wober nun die grofsen Zugsmassen stammen, die, yon der mecklenburgischen Ktiste kommend, in grofsen Scharen dutch die Trave, die ihnen den Weg ins Binnenland 5ffnet, fiuten, lfifst sich schwer angeben. Gewifs wird der liibecksche Zug mit dem Rossittener in Ver- bindung stehen. Jedoch scheint der Zusammenhang sehr locker und nur ftir manche StrandvSgel giltig zu sein. Das Frfihjahr