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NZZ am Sonntag 10. Juni 2018 Festival da Jazz Die Bündner Bergwelt gerät in Ekstase Leonard Bernstein Nik West St. Moritz ehrt den Dirigenten und Musical- Komponisten 12 Die Sängerin ist mit ihrem Funk und Soul nicht zu bremsen 3 Norah Jones Wie sie von der Kellnerin zum umjubelten Weltstar wurde 21 Auf der Bühne verwandelt sie sich in ein einziges Spektakel: Nik West.

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Page 1: Ja da al iv Fe - Festival da Jazz · 2020. 2. 11. · NZZamSonntag10.Juni2018 Fe st iv al da Ja zz DieBündnerBergwelt gerätinEkstase NikWest LeonardBernstein St.Moritzehrtden DirigentenundMusical-Komponisten12

NZZamSonntag 10. Juni 2018

Festival

daJa

zz

DieBündnerBergweltgerät inEkstase

LeonardBernsteinNikWestSt.Moritz ehrtdenDirigentenundMusical-Komponisten 12

DieSängerin istmitihremFunkundSoulnicht zubremsen3

NorahJonesWiesievonderKellnerinzumumjubeltenWeltstarwurde21

Auf der Bühne verwandelt sie sich in ein einziges Spektakel: NikWest.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 3FestivaldaJazz

NikWest liess sich von Prince überreden, auf die viersaitige E-Bassgitarre umzusteigen,mit der sie hier posiert.

SielässteskrachenDie amerikanischeBassistinNikWest verbindetRock, FunkundPopzuenergiegeladenerMusik.KeinWunder, dassStarswiePrinceundQuincy Jones sichbegeistert über sie geäussert haben. VonHanspeterKünzler

Die neuste Single von NikWest heisst «Purple Uni-corn». Der Titel wecktunweigerlich Erinne-rungen an den wohl be-rühmtesten Fan derFarbe Purpur, und die

singende Bassistin braucht Vergleichemit Prince in der Tat nicht zu fürchten.Schliesslich hat ihr der grosse Funk-Meister persönlich einige Tipps auf denWegmitgegeben.Es begann alles mit Michael Jackson

und einer Prise Teenager-Trotz. Nicky(sic) war sechzehn Jahre alt. Sie lebte inPhoenix, Arizona, und spielte Gitarresowie Klarinette. Mit ihren Schwesternhatte sie Gospellieder gesungen, seit sievier Jahre alt war. Eines Tages holte sieder Vater von der Schule ab. ImRadio liefMichael Jackson, «Wanna Be StartingSomething». Nicky kannte das Stück in-und auswendig. Aber an diesem Taghörte sie plötzlich nur noch denBass, einInstrument, dem sie bis dahin wenigAufmerksamkeit geschenkt hatte. Siemerkte, dass es der Bass war, dem dasLied den Groove zu verdanken hatte.«Das ist ein schweres Instrument», sagteder Vater. «Darum wird es kaum vonFrauen gespielt.»Die Herausforderung war unwider-

stehlich. Amnächsten Tag kaufte ihr derVater einen leichtgewichtigen Fünf-Sai-ten-Bass. «Unddarumbin ich bei diesemInstrument geblieben», berichtet dieTochter. «WeilmeinVater gemeint hatte,es sei nichts für ein Mädchen wiemich.»Eigentlich hätte sie ja Mathematik oderPhysik studierenwollen. Auch ein Sport-studium mit Hauptfach Leichtathletikwäre infrage gekommen. Die Anzie-hungskraft der Bassgitarrewar aber über-mächtig.Heute kann sich NikWest nicht mehr

über einenMangel an prominenten Fansbeklagen. «Ich liebe alles, wofür siesteht», meinte Bootsy Collins, einstSchöpfer der erdbebenhaften Bassriffsvon Funkadelic und Parliament. «She’s abaaaadmama jama!», sagte Quincy Jonesvoller Staunen. Und Prince meinte: «Sieinspiriertmich auf ähnlicheWeise,wie esRosie (Gaines) und Sheila (E.) taten.»Die Anfänge waren allerdings nicht

einfach. Nachdem sie sich die Grund-lagen anhand von Youtube-Clips bei-gebracht hatte, suchte sie Bands, beidenen sie ihre Technik verbessernkonnte. Niemand beantwortete ihre E-Mails. Zu Vorspielproben wurde sie erstrecht nicht eingeladen. Erst als sie ein Yund ein C aus ihrenNamen strich, änder-ten sich die Dinge. Die Einladungen

mehrten sich. «Wenn ich im Studio ein-traf, hiess es oft: ‹Ach, du bist ein Chick!›»Aber da war es zu spät. Man konnte sienichtwieder ausladen. Dave Stewart vonden Eurythmics war der erste wichtigeMusiker, der sie engagierte und auchnach Los Angeles holte. Dannwar PrinceamTelefon. Er hatteNik auf Youtube ent-deckt und lud sie ins Studio nach Min-neapolis ein.Natürlich konnte sie die Einladung

nicht ausschlagen. «Aber ich hatteAngst», gesteht sie. «Ich fühlte michnicht bereit.» Prince hätte freundlichernicht sein können. Er überzeugte West,vom Fünf-Saiten-Bass auf vier Saitenumzustellen. Das viersaitige Instrumentsei schwieriger zu beherrschen und er-fordere darum ein kreativeres Denken.

«Er sagte: Lass dich ruhig von anderenKünstlern inspirieren. Aberwenn es umsSpielen geht, hör nur auf dich selber.»Prince ist ganz oben auf der Liste von

Einflüssen, die NikWest aufzählt. Espe-ranza Spalding, Bootsy Collins, Paul Mc-Cartney und natürlich Louis Johnson,der auf «Wanna Be Startin’ Somethin’»denBass zupfte, gehören ebenfalls dazu.Auf ihren beiden bisherigen Alben «Inthe Nik of Time» (2015) und «Say Somet-hin’» (2016) zeigt sie sich freilich umeini-ges lauter und rockiger als sie alle. «Pur-ple Unicorn» ist ein Vorgeschmack aufein neues Album, das im Sommer er-scheinen soll. Das Stück ist hart, knackigund funkigwie zuvor, aber auch ein biss-chen verspielt. Sowieso: NikWest gehörtzu der Art von Künstlern, die abseits von

der Bühne keineswegs im Mittelpunktstehenmüssen. Auf der Bühne aber ver-wandelt sie sich in ein einziges fulminan-tes Spektakel. Dafür sorgt nebst einemKleidungs- und Gesangsstil, der ansgrosse Frauentrio Labelle erinnert, vorallem ihre Frisur, eine Art purpurfarbe-ner Mohikanerschnitt – ein «Purple Uni-corn» eben.Auch sonst hat NikWest den vor zwei

Jahren verstorbenen Prince nicht verges-sen. An der Seite von vielen anderenMusikern und Musikerinnen, die mitPrince zusammengearbeitet haben,wirktsie bei der Tribute-Show «Nothing Com-pares 2 Prince» mit, die kürzlich in Aus-tralien Premiere feierte.

25. Juli, Dracula Club.

Reiner Jazz war schon immer einWider-spruch in sich. In seinen Anfängen hater sich vor allem aus demGospel unddemBlues genährt, die afrikanischeWurzeln haben undmit den Sklavenvon dort nach Nordamerika kamen. Undwährend eines Jahrhunderts hat erdanach allemöglichen Stile wie einSchwamm in sich aufgesogen. Jazz hatsich nicht nur aus sich heraus weiter-entwickelt, sondern sich auchmit Soul,Funk und Rock sowieMusik aus allenmöglichen Ethnien von Südamerikaüber Europa bis in die arabischeWeltund Asien vermischt. Bald diente erbloss der Unterhaltung als Hintergrund-musik in verrauchten Kneipen, baldzeigte er sich als Speerspitze der Avant-garde. Im Free Jazz zerschlug er alleüberkommenen Formen, um sie späterwieder zu entdecken und neu zu gestal-ten. Er zog ein in die Konzertsäle und

Allegra imParadiesderVielfalt

Editorial

wurde zum Studienfach an Universitä-ten. Gleichwohl hat er sich stets eineunmittelbare, erdige Energie bewahrt.Er kommt aus dem Innersten desMen-schen, und er spricht den Körper wieden Intellekt an. Ekstase und Aufklä-rungwerden hier eins.Das zeigt sich immerwieder am Festi-

val da Jazz in St. Moritz, das dieses Jahrzum elftenMal stattfindet. Das Pro-gramm ist ausserordentlich vielfältig. Esenthält zumBeispiel einemehrteiligeHommage an Leonard Bernstein, der

einerseits als Klassikdirigent eineJahrhundertfigur war, anderseits alsKomponistmit Musicals wie «West SideStory»Welterfolge feierte. Es hat aberauch Helge Schneider, der nicht nur eingrosser Komiker, sondern auch ein imJazz geerdeterMultiinstrumentalist ist,ins Engadin gelockt. «Ordnungmusssein» heisst sein Programm. Ironischergeht es nicht.Christian J. Jenny, dermit seinem

«Amt für Ideen» das Festival da Jazzleitet, kennt, was Stile und Generatio-nen angeht, keine Berührungsängste.Er ist immerwieder auf der Pirsch nachjungen Talenten, lädt aber auch lebendeLegenden ein. Dieses Jahr holt er Ur-gesteine des Jazzrockwie Stanley Clarkeund Billy Cobhamnach St. Moritz, aberauch die Sängerin Othella Dallas (93).Nigel Kennedy, der unerschrockeneMeistergeiger, tritt imHallenbad auf –

das Publikum erscheint in Badeklei-dern.Weltstar Norah Jones wird fürsanfte Anmut sorgen. Von den Screa-ming Headless Torsos wirdman dasnicht unbedingt erwarten können. Undauch Judith Hill und NikWest werdenuns eher von den Sitzen reissen.Eine besondere Attraktion ist der

Auftritt des italienischen PianistenLudovico Einaudi am Stazersee. DiesesKonzert kostet wie etliche andere –auf der Terrasse des Hotels Hauser, inder Sunnybar und im Taiswald – keinenEintritt. Bei Hauser kannman zumBeispiel die wunderbare SaxofonistinNicole Johänntgen live erleben.Wennman nicht weiss, in welche

Schublademan einen Stil stecken soll,wählt man gern den BegriffWeltmusik.Dabei wäre es so einfach: Jazz schliesstalles ein. Er kennt keine Grenzen. Indiesem Sinn: Allegra!Manfred Papst

Jazz spricht denKörperwiedenIntellekt an. EkstaseundAufklärungwerdenhier eins.

Eigentlichhätte sieMathematik studierenwollen.AberdieAnziehungskraft derBassgitarrewarübermächtig

Impressum: Chefredaktion: Luzi Bernet, Redaktion:Manfred Papst, Gestaltung:Hanspeter Hösli, Bildredaktion: Sybil Tschopp,Verlag:NZZ am Sonntag, Postfach, 8021 Zürich.

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JazzFestival

Der Dracula Club bietet viel Ambiente und eine einmalige Nähe.Wir wünschen allen Jazzfans auch im 2018 viele unvergesslicheAbende in St. Moritz.

Immer in der ersten Reihe.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 5FestivaldaJazz

«TheloniousMonkistmeinHeld»

HelgeSchneider, 62, ist ein genialerKomikerundKabarettist.Vor allemaber ist er einMultiinstrumentalist, der sich in allenBereichendes Jazz auskennt. InSt.Moritz sorgter fürdenSchlusspunktdesFestivals. Interview:ManfredPapst

NZZ amSonntag:Helge Schneider, Siesind sowohl Komiker als auchMusiker.Wann sind Sie zum Jazz gekommen?Helge Schneider: Ziemlich früh. Da

war ich zehn, elf Jahre alt. VonmeinerOma hatte ich ein kleines Kofferradiogeschenkt bekommen. Nachts habe ichunter der BettdeckeMusik gehört. Meis-tens kriegte ich nur den englischenSender rein. Da lief viel Louis Arm-strong, auch Big-Band-Musik, GlennMiller und so.

Undwiesomussten Sie das heimlich tun?Ich teiltemir damals ein Zimmermit

meinemVater, wir schliefen Fussendean Fussende. Er durfte auf keinen Fallgeweckt werden.

Klavier gespielt haben Sie aber schonsehr viel früher.

Ja, etwamit fünf. Unterricht bekamich dannmit sechs oder sieben. Als ichsiebzehnwar, habe ich sogar zweiSemester klassisches Klavier studiert.Aber dannwarmir die Improvisationdochwichtiger. Beides ging nicht. Aus-serdemhabe ich die Schule abgebro-chen und eine Bauzeichnerlehre begon-nen. Ichmusstemich dann zwischenJazz und Klassik entscheiden.

In biografischen Texten über Sie istimmer wieder vom «Eduscho-Studium»die Rede. Ist das eine blosse Legende?

Nein, das gab es wirklich. Ichwareine Zeitlang jeden Tagmehrere Stun-den bei Eduscho und trank Kaffee fürzehn oder zwanzig Pfennige. Das war soeine Art von Probierstation. Man durftedort sogar rauchen. Dawaren viele alteOpas (Schneider sagt natürlich«Oppas»), die wenig Geld hatten, dafüralle Zeit derWelt, und denen hörte ichzu. Sie liefertenmir einen Grundstockzumeinen Geschichten.

Wie sind Sie Studiomusiker geworden?Durch eine Reihe für Zufällen. Ich

kannte halt ein paar andereMusiker undprobierte gern neue Sachen aus. AusserKlavier und Cello habe ich kein Instru-ment schulisch gelernt. Aber das Klavierist eine gute Vorschule für andereInstrumente. Es lehrt einen, in harmo-nischen Strukturen zu denken.Man hatdann ein anderes Verständnis, wennman Saxofon oder Trompete, GitarreoderMarimba spielt. Fürmich ist jedesInstrument ein neues Abenteuer, eineneueWelt, und es fällt mir nicht schwer,mir auf ihm eine gewisse Fertigkeitanzueignen.

Sie haben als blutjungerMensch schonmit dem berühmten Posaunisten AlbertMangelsdorff gespielt.

Diese Episodewird überall erwähnt,aber auch überschätzt.Wir waren garnicht im gleichen Studio. Jeder hat inseiner Stadt den entsprechenden Parteingespielt.

Auf dem Saxofon pflegen Sie auch einenganz unverwechselbaren Personalstil.Wie ist es zu dem gekommen?

Das Saxofon hatte ichmit 13, 14 ent-deckt, und zwar über dieMusik vonRoland Kirk, der damals noch nicht denVornamen Rahsaan trug. Den fand ichtotal gut, als Saxofonistenwie als Kom-ponisten undMultiinstrumentalisten.Er war ein unglaublich schräger Vogel.Meine Schwester hatte eine Platte vonihm,mit der «Serenade for a Cuckoo»drauf, die ich andauernd hörte.

Undwie sind Sie selbst zum Saxofonistengeworden?

In einemMusikantiquariat habe icheines Tages ein wunderbares Altsaxofonentdeckt. Es kostete 110 D-Mark, undichmusste es sofort haben.

Wie würden Sie Ihren Stil umreissen?Eigentlich sehe ichmich als Sänger.

Auch die Soli, die ich aufmeinen ver-schiedenen Instrumenten spiele, sindimGrunde gesungen. Es ist jamehr alsblosse Blödelei, wenn ichmich als «Sin-gende Herrentorte» ansagen lasse. Esgeht nicht nur umTechnik. Ichmachezwar auch Ausflüge ins Abstrakte. Aber

am glücklichsten bin ich, wenn ich – aufwelchem Instrument auch immer – eineMelodie spiele, diemir einleuchtet. Daspassiert ja alles innerhalb vonMilli-sekunden.

Wie halten Sie es mit der Tradition?Ich liebe sie. Aber bin nicht daran

interessiert, etwas zu spielen, dasanderemir vorgeben. Ichmuss ins Freiehinaus.Wennmir beim Improvisierenetwas gelingt, dann überrasche ich inerster Liniemich selbst. Aberman darfnicht zu viel über denmagischenMoment nachdenken. Sonst ist derAugenblick des unbewussten, seligenImprovisierens sofort futsch.

Üben Sie noch im engeren Sinn desWortes?

Manchmal schon. KomplexereSachenwie «Lush Life» von Billy Stray-hornmussman sich erst einmal erarbei-ten. Aber es gilt auch, Stücke in ihrerEinfachheit zu erschliessen.Wennmanälter wird, wird alles etwas einfacher. Sogeht esmirmit derMusik von DukeEllington, die ja sehr komplex ist. Jetztkommt ermir wie ein Bruder vor. Ichbegreife ihn. Das hat freilich auch damitzu tun, dass ichmir ihn auch über You-Tube dauernd anschauen kann.

Wer zählt sonst noch zu Ihren Fixsternen?TheloniousMonk ganz unbedingt.

Manche Leute halten ihn für zu eigen-willig und eigensinnig. Aber genau dasgefällt mir. Sein liebevoller UmgangmitdenHarmonien. Seine verquereMenschlichkeit. Ich habe ihn leider nie

kennengelernt, aber vermutlich habenwir einen ähnlichen Humor.

Wiemeinen Sie das?DieMusik von Sonny Rollins ist

gespicktmit Zitaten und Anspielungenaller Art. Bei Monk ist das nicht so. Siebewegt sich in ihrer eigenenWelt.Trotzdem ist sie fürmeine Begriffe sehrwitzig. ObMonk seineMusik alskomisch verstanden hat, weiss ich nochnicht einmal.Wir kennen ja Leute, überdieman lachen kann, obwohl sie esselber sehr ernstmeinen.

Fällt Ihnen da gerade ein Beispiel ein?Einermeiner Onkel hatte nur einen

Arm. Als eine Tante zu Grabe getragenwurde, setzte er sichmit seinem einenArm den Chapeau Claque auf. Da konnteichmich nichtmehr halten vor Lachen.Das sah so komisch aus! TheloniousMonk hat ja eher selten ein fröhlichesGesicht gemacht. Aber in seinerMusikist eine ganzwunderbare Heiterkeit, diesich im Sperrigen verbirgt.

Sie sind ein begnadeter Improvisator, undSie haben einmal gesagt, Sie würdennichts vorbereiten, damit auch nichtsschiefgehen könne. Ist das wahr?

Ja und nein.Wenn ich etwas erfinde,habe ich das nach zwei Sekunden schonwieder vergessen. Deshalbmache ichmirmanchmal Notizen. Es kommt abereher selten vor.

Verbirgt sich hinter Ihrer scheinbarenLeichtigkeit harte Arbeit?

VonNatur aus bin ich ziemlich faul,obwohl ich ja viel unternehme. Ich habehier zumBeispiel meine Tonband-maschine seit einem halben Jahr auf«Go» stehen, und ichwill immerwiederAufnahmenmachen, aber im letztenhalben Jahr habe ich nichtmehr als fünfMinuten geschafft. Immer, wenn ich andemDing vorbeigehe, denke ich: Nein,jetzt gerade bitte nicht!

Was haben Sie sich für Ihren Auftritt inSanktMoritz, der den krönendenAbschluss des Festivals bilden soll, vorge-nommen?

Ins Engadin komme ichmitmeinemgegenwärtigen Trio. Rudi Olbrich spieltKontrabass, Peter Thoms Schlagzeug. Eswird viel Musik geben, ichwerde etlicheInstrumente spielen, aber natürlichauch Geschichten erzählen. Die gehörenja auch zum Jazz.

Wie haben Sie das Festival 2017 in Erin-nerung?

Sehr gut! Wenn das Publikum so nahan einem ist, entsteht eine ganz andereAtmosphäre, als wennmanweit weg aufder Bühne in einer Betonhalle steht.Jazz kommt aus den kleinen Klubs. Manhat auch nicht das Gefühl, zur Schaugestellt zu sein, sondern fühlt sich inte-griert. Ausserdem ist das Equipment daoben tadellos.

Wie sieht Ihr Alltag aus, wenn Sie nichtauf Tournee sind?

Ich rudere sehr gerne auf der Ruhr.Auf ein Auto verzichte ich schon lange.Ich fahre viel lieber Fahrrad. InmeinemWohnortMülheim, wo ich geborenwurde und auch jetzt lebe, kennenmichviele Leute. Aber es ist ein unange-strengtes Einander-Kennen.Man grüsstsich, wechselt ein paarWorte. Diewissen: Ich bin einer von ihnen. Ichwerde hier nicht wie einWundertierangestarrt wie etwa in Berlin.

5. August, Dracula Club.

Wenn ich etwaserfinde, habe ichdasnach zwei Sekundenwieder vergessen.Deshalbmache ichmirNotizen.

Für einmal ohne Perücke: Helge Schneider anlässlich seiner Tournee «EnemeneMopel». (München 2017)

DORO

THEE

FALK

E/T

HOMAS&TH

OMAS

HelgeSchneider

Blödelkomiker?Nein.GenialerMusiker!Helge Schneider wurde 1955 in Mül-heim an der Ruhr geboren. Als Komi-ker, Kabarettist, Regisseur, Autor undMusiker zählt er zu den vielseitigstenund originellsten Künstlern Deutsch-lands. Mit absurden Geschichten,Schlagerparodien, schrägen Showsund brillanten Konzerten eroberte erseine Fangemeinde. 1994 wurde er via«Wetten, dass . .?» einemMillionen-publikum bekannt. Er versteht es,Massen zu begeistern, ohne künstleri-sche Kompromisse zu machen. Dassder Unsinn zum Sinn gehört wie dieSauce zur Currywurst, muss man ihmnicht gross erklären. (pap.)

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swinglinogmigrolino freut sich auf die zweite Dekade des

Festival da Jazz und auf die Eröffnung des migrolino Shopsam Bahnhof St.Moritz im Dezember 2018.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 7FestivaldaJazz

Der kubanische Pianist Omar Sosaerkundet gern musikalisches Neuland.In St. Moritz tritt er mit dem deutschenTrompeter Joo Kraus sowie Streichernder Kammerphilharmonie Graubündenauf. Er spielt Latin Jazz, verarbeitet aberauch afrokubanische und nordafrikani-sche Rhythmen sowie weitere Elementevon der Klassik über Soul und Funk biszum Hip-Hop. Dabei sieht er sich nichtals Entertainer, sondern als spirituellenBotschafter und Anhänger der kubani-schen Religion Santería. (pap.)

31. Juli, Dracula Club.

Die 1978 in Los Angeles geborene ChinaMoses hat prominente Eltern: IhreMutter ist Jazzsängerin Dee Dee Bridge-water, ihr Vater der Regisseur GilbertMoses. Doch sie ist eine Künstlerin voneigenen Gnaden: Als R-&-B-Sängerinsowie als TV-Moderatorin hat sie sicheinen Namen gemacht. «China», dasDebüt-Album der Künstlerin, die inParis lebt, erschien bereits 1997. Zwan-zig Jahre später hat die impulsive Frauihre jüngste CD publiziert: «Nightin-tales». Schönes Wortspiel! (pap.)

20. Juli, Dracula Club.

Diese Energie möchte man haben. Auchmit 67 Jahren ist Stanley Clarke, einerder bedeutendsten Bassgitarristen inder Geschichte des Jazzrock, noch soagil wie in den 1970er und 1980erJahren, als er an der Seite von ChickCorea und George Duke das Publikumbegeisterte – vor allem mit seiner Slap-Technik, dem Schlagen der tiefen Saitenmit dem Daumen durch Drehung ausdem Handgelenk. Diese Art des Spielenskombiniert er oft mit dem Zupfen derhöheren Saiten. Unwiderstehlich! (pap.)

6. Juli, Dracula Club.

Sein erstes, 1991 erschienenes Albumwar sein erfolgreichstes: Der amerikani-sche Sänger und Saxofonist CurtisStigers (*1965) landete mit der Ballade«I Wonder Why» gleich einen Welthit.Er flirtet gern mit dem Pop, kehrt aberimmer wieder zum Jazz zurück. Meh-rere bemerkenswerte Alben mit Stan-dards hat er veröffentlicht. Er inter-pretiert sowohl eigene Songs als auchfremde Kompositionen, beispielsweisevon Steve Earle und Bob Dylan – stil-sicher und konsequent. (pap.)

27. Juli, Dracula Club.

Seit 2008 ist sie Stammgast am Festivalda Jazz: die amerikanische Sängerin undTänzerin Othella Dallas. Stolze 92 Jahrezählt sie inzwischen, doch sie ist keinbisschen müde. Und vernünftig schongar nicht. Den grössten Teil ihres Lebensverbrachte sie in der Schweiz. In den1960er Jahren gründete sie in Züricheine Tanzschule, wo sie Grössen wieMargrit Läubli, Ruedi Walter undMargrit Rainer unterrichtete. Sie liebtdas Leben, und offensichtlich liebt dasLeben auch sie. Hello again! (pap.)

18. Juli, Weinkeller Kronenhof.

OmarSosa ChinaMoses StanleyClarke Curtis Stigers OthellaDallas

Kurzundknapp

ÜberallundnirgendsdaheimNichtAllerwelts-, sondernWeltmusik imbestenSinnemachtdieAfroamerikanerinSomi.NunkehrtdiesingendeKosmopolitinnachSt.Moritz zurück.VonBänzFriedli

Sie erregt überall Aufsehenmit den mächtigen, wuseligenDreadlock-Zöpfen, ihremSchmuck und ihren rundenAugen. Als man einmal mit ihrin einer Pariser Métro unter-

wegs war, drehten die Leute die Köpfenach ihr um. Und dann dieses Lachen! Sielacht fortwährend, die 39-jährige LauraKabasomi Kakoma, kurz Somi.

Sie schmunzelt und grinst, lächelt undprustet. In den USA lernte sie den Jazzkennen und in Afrika dessen wahren Ur-sprung. «Just call me Somi!», hebt sie an,und los geht’s. Ungeniert laut sprüht undsprudelt sie drauflos, nach zwanzigMinuten hat sie einem ihr halbes Lebenerzählt.

In Illinois kam sie als Tochter ugandi-scher Einwanderer zur Welt. Sie war drei,als die Familie nach Sambia übersiedelte,wo der Vater für die Weltgesundheits-organisation arbeitete. Als er an die Uni-versity of Illinois berufen wurde, ging’swieder zurück. Somi begann zu musi-zieren, studierte darstellende Künste,Anthropologie und Afrikanistik.

«Ich war die perfekte Afroamerikane-rin», sagt sie und zieht die Brauen hoch,«dachte ich.» Noch musste sie sich aufdas heutige Afrika einlassen. Knappdreissig war sie und hatte sich in der Neo-Soul-Szene New Yorks einen guten Rufersungen, als sie 2009 zum ersten Malins nigerianische Lagos reiste und be-gann, ihren englischen Gesang mit west-afrikanischen Dialekten zu durchweben,ihren poppigen Jazz mit afrikanischenMustern. Das resultierende Album «If theRains Come First» verzückte die gesamteFachwelt.

2012 beschloss Somi, vollends insnigerianische Leben einzutauchen. Einemusikalische Heimkehr sollte es werden,denn die populäre US-Musik von Gospelbis Blues, von Jazz bis Rap wurzelt inAfrika. Es wurde eine Wiedergeburt. «Eshat mich umgehauen, wie sehr vielinstinktiver, gefühlsbetonter in Afrikamusiziert wird. Die New Yorker Jazz-szene ist viel zu kopflastig. In Nigeria istdie Musik körperlich fassbar. Die Musikerkönnen oft weder Noten noch Buchsta-ben lesen, sie spielen aus dem Bauch her-aus.» Klingt nach dem Klischee vomedlen Wilden. «Nein, Musik hat in Afrikaeinen anderen Stellenwert, sie ist mehrim Alltag verankert.»

Ihre Stimme hat einen Twist ins Her-be, ihr Gesang bricht die schiere Lieblich-keit, und dass er nicht unendlich virtuoserscheint, macht ihn gerade aus. Geküns-telte Kaskaden sind Somi fremd, keinaffektiertes Tremolieren gibt es, kein

effekthascherisches Scatten und keineHochleistungsvibrati. Der Gehalt zählt.Sie singt mal raunend, dann schmei-chelnd, mal fragend, dann beschwörend.Und stets gefühlvoll, weil sie das Glückmit melancholischem Unterton besingt,das Elend mit einem Schimmer Hoff-nung. Andere Jazzsängerinnen sind reineVokalistinnen, Somi ist Singer-Song-writerin und erzählt ihre eigenen Ge-schichten, bald beobachtend, bald ganzprivat.

Ihre Songs berichten von einem Ob-dachlosen in Paris, der in seiner HeimatSenegal ein angesehener Wissenschafterwar, vom Unfalltod eines Cousins, demKrebstod des Vaters. Und seit jüngstemvon ihrer eigenen Verunsicherung. Aufdem neuen Album «Petite Afrique» lotetsie die Gefühlswelt einer Frau aus, dieimmer halb fremd ist. Sie adaptiert Stings«Alien»: «I’m an African in New York.»Gleich darauf fragt sie: «Bin ich dir nichtschwarz genug?» und lässt sich dieGegenfrage stellen: «Was bist du denn,

eine Afroamerikanerin von hier oder einevon dort?»

Von Zwischentönen lebt das Album,zwischen den Zeilen und in hörspielarti-gen Einsprengseln kündet es vom Rassis-mus in den USA und davon, wie in Nige-ria Frauen misshandelt werden. «DieMusik gibt mir Gelegenheit, all denFrauen eine Plattform zu bieten, derenMenschenwürde missachtet wird.»

«National Public Radio» nannte sie«die ultimative Weltbürgerin derKünste». Sie aber hadert: «Die Internatio-nalität ist in mir drin, ja. Meine Elternlebten in Rwanda, Kenya, England, denUSA, das Multikulturelle gehört zu mir.Nur hätte man halt manchmal gern einenOrt, den man ‹Zuhause› nennen kann.»Momentan lebt sie in Harlem. Der «Bos-ton Globe» attestierte ihr, eine «perfekteKosmopolitin zu sein». – «Ich fragte denKritiker, ob das ein Kompliment sei.»Diesmal lacht sie ein schelmisches La-chen. «Denn es könnte ja auch Beliebig-keit bedeuten. Aber ich glaube, ich habe

einen kulturellen Ort erschaffen, auf densich all diejenigen beziehen können,deren Identität auf mehreren Nationengründet. Einen Ort für Leute, die überallund nirgends hingehören.»

Nicht Allerwelts-, sondern Weltmusikim besten Sinne macht sie. Keinesfallsmöchte Somi ihre Musik als «World Mu-sic» bezeichnet wissen. «Das klingt sogönnerhaft nach ‹Dritte-Welt-Musik›, ichmag den Ausdruck nicht. Er funktioniertja auch nur aus Sicht der Industrienatio-nen. Eine romantische Verklärung.» Alsodoch: Jazz. «Mich Jazzsängerin zu nen-nen, mag prätentiös sein, denn dazufehlt es mir an Ausdrucksmöglichkeiten.Was ich dem Jazz aber verdanke, istdie künstlerische Freiheit: Er verlangtgeradezu nach Improvisation.» Sagt’s,steigt aus der Pariser U-Bahn, will an dienächste Probe hasten und ruft: «Himmel,ich bin verloren! Welchen der vielen Aus-gänge muss ich hier nehmen?»

14.Juli, Dracula Club.

Die Singer-Songwriterin Somi erzählt ihre eigenen Geschichten, bald beobachtend, bald ganz privat.

GekünstelteKaskaden sindSomi fremd, es gibtkein affektiertesTremolieren. DerGehalt zählt.

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Seit über 150 Jahren bewirtschaftet das Amt für Ideendie Seele der Schweiz. Gern gesehen, gern geschehen.

«KULTUR IST,WENNMAN’S TROTZDEMMACHT…»AUGUSTBINDSCHÄDLER

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 9FestivaldaJazz

MagieramDrumsetAls einerderprägendenKöpfedesFusion-JazzdurfteBillyCobhammitMilesDavisundJohnMcLaughlinspielen.DerSchlagzeuger trittam11. Juli imDracula-Clubauf.VonDavidStrohm

Der Übungsraum im Keller ist gutisoliert, er will ja niemandenstören. Die Nachbarn in seinemHeim in einer unscheinbaren

Gemeinde im Berner Seeland kennenihn, auch wenn er häufig abwesend ist,zumeist auf Tournee. Der freundlicheältere Herr, der vor kurzem 74 Jahre altgeworden ist, fällt nicht nur wegen seinerHautfarbe auf. Aber nicht alle kennenseinen Beruf als Musiker.

Dem geneigten Publikum aber ist seinName seit den frühen 1970er Jahren einBegriff. Der in Panama geborene und inNew York aufgewachsene Billy Cobhamgilt als energiegeladener Schlagzeuger,der seit Jahrzehnten kraftvoll und mitunglaublicher Geschwindigkeit mit denSticks wirbelt, einer, der an der Seiteanderer Grössen seiner Zeit das Fusion-Genre mitprägte.

Ihn selbst prägten Thelonious Monkund Stan Getz, Legenden, von denen derjunge William Emanuel Cobham jr. lernteund von denen er sich inspirieren liess.Musik war auch zu Hause – sein Vaterwirkte als Pianist – allgegenwärtig. Mit15 kam Billy auf die High School of Musicand Art in Brooklyn, New York, wo er sei-ne Fähigkeiten am Schlagzeug vertiefenkonnte. 1962 erhielt er dort das Diplom.Nach dem Militärdienst, wo er als Musi-ker im Einsatz war, tauchte Cobham tie-fer in die vibrierende New Yorker Jazz-Szene ein.

Horace Silver entdeckte ihn 1968 undnahm ihn in sein Quintett auf. Die erstenAufnahmen, darunter der Klassiker«Jungle Juice», zeugen von der frucht-baren Zusammenarbeit. Der Durchbruchgelang Cobham an der Seite von MilesDavis. Die Alben «Bitches Brew» und

«A Tribute to Jack Johnson» gelten nochheute als Meilensteine der Fusion ausJazz und Rock.

Mit dem Gitarristen John McLaughlin,der wie Keyboarder Herbie Hancock undBassist Michael Henderson Weggefährtevon Davis war, bildete Cobham kurz dar-auf das Mahavishnu Orchestra, ehe er ab1973 Soloprojekte verfolgte. «Spectrum»(1973), «Shabazz» (Live in Montreux auf-genommen), «Crosswinds» und «TotalEclipse» (beide 1974) sowie «A Funky

Thide of Sings» zählten zu den erfolg-reichsten Veröffentlichungen jener Phaseseines Schaffens.

Sein Stil wirkt jedoch weit über dasFusion-Genre hinaus. Das Fachmagazin«Rolling Stone» reiht Cobham unter die«Greatest Drummers of All Time» ein.Prince brachte eine Version von Cobhams«Stratus» auf die Bühne. Für PeterGabriels Konzeptalbum «Passion: TheLast Temptation of Christ» (1989) steu-erte er mehrere Stücke bei.

Auch Phil Collins bekennt sich alsgrosser Fan. Die Soli auf «Inner MountingFlame», der mit John McLaughlinsMahavishnu Orchestra aufgenommenenPlatte, «gehören zu den besten Schlag-zeug-Aufnahmen, die ich je gehört ha-be», sagt Collins. Wie dieser nahm Cob-ham schon früh Wohnsitz in der Schweiz.Seit Ende der 1970er Jahre, als er derHektik New Yorks entfliehen wollte. lebter hier, zuerst in Zürich und Horgen,später in Bern und jetzt eben im beschau-lichen Seeland.

«Mir gefällt es hier», sagt Cobham. DenGrossteil des Jahres ist er allerdingsunterwegs. Vor seinem Abstecher insEngadin tritt er in London auf, danach inden USA, wo er schon seit langem jungeMusiker am Drumset ausbildet.

Am Konzert in St. Moritz wird der Aus-nahmeschlagzeuger mit dem «Tierra delFuego Project» den vierten und letztenTeil einer Serie aufführen, die alsHommage an seine Eltern konzipiert ist.Die Band an seiner Seite bilden diesesMal Steve Hamilton (Keyboard), DavidDunsmuir (Gitarre) und Michael Monde-sir (Bass).

11.Juli, Dracula-Club.

Billy Cobham ist 74 und kein bisschenmüde. Der fröhlicheWahlschweizerzählt zu den besten Schlagzeugern imJazzrock.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 11FestivaldaJazz

BluesundBoogieaufderTerrasseDerEngadinerHotelierMarkusHauser setzt sichseit 25 Jahren fürden Jazz inSt.Moritz ein. Er ist einIdealist, aber ein cleverer.VonManfredPapst

Man sieht ihm seine sechzig Jahre nichtan.MarkusHauser, der das gleichnamigeHotel in St. Moritz führt, entstammteiner Familie von Bäckern und Kondito-ren, die 1892 aus dem Badischen in dieSchweiz kam, zunächst nach Zürich, 1955dann nach St. Moritz. Zunächst betriebdie Familie dort einen Tea Room. Seineheutige Form fand das Hotel Hauser1970; über den Altbau wurde der mar-kante Neubau selbsttragend auf Pfeilergesetzt. Seit 1985, dem Jahr seinerHeirat,

leitetMarkusHausermit seiner FrauMa-rinda den Betrieb in vierter Generation.An seinem Hochzeitsfest spielte der

Winterthurer JazzmusikerWalterWeber.Vom Jazz-Virus angesteckt worden warHauser indes schon 1981 inMontreux,woer im Rahmen der Hotelfachschule Lau-sanne ein Praktikum absolvierte. 1993dann hörte er während der Skiferien inZermatt im «Pink Elephant» den Blues-und Boogie-Woogie-Pianisten Doc Fin-gers. Er war begeistert vom Spiel desMusikers und lud ihn spontan ein, wäh-rend der Sommersaison auf der Terrasseseines Hotels zu spielen.Fingers kam. Die mehrheitlich deut-

schen Gäste mussten sich erst einmal andie schrägen Synkopen gewöhnen. DochHauser liess nicht locker. Und er erinnertsich, dass seine damals achtjährige Toch-ter ihm sagte, er solle doch ein BuffetmitMusik organisieren. So begann die Jazz-

Brunch-Geschichte. «Ich kannte auchden Saxofonisten Pius Baumgartner ausSamedan», erinnert sichHauser. «ImDuomit Doc Fingers begeisterte er die Gäste.Die Musiker spielten nicht auf einerBühne, sondern unter den Bäumen.» In-zwischen veranstaltet Markus Hauserauch imWinter Jazz-Buffets.Die Anfänge des Festival da Jazz im

«Kronenhof» in Pontresina hat Hausernicht miterlebt. «Aber dann begannChristian J. Jennymit seinen Konzertenim Dracula Club», erzählt er, «jeweilsDonnerstag bis Samstag. Am Sonntaghatte er nichts programmiert. So kamenwir auf die Idee, zusammenzuspannen.»Seither kümmert sich Christian

J. Jenny umdieMusik, undMarkus Hau-ser kümmert sich umdieGäste. «Aber ichfeiere dieses Jahr 25 Jahre Jazz-Brunch»,so Hauser, «und um die alten Zeitennochmals aufleben zu lassen, habe ich

Doc Fingers mit seinem Trio und PiusBaumgartner gebeten, nochmals aufunserer Terrasse aufzutreten, und tat-sächlich kommen sie!» Das übrige Pro-gramm auf Hausers Terrasse bestreitetJenny. Während der Festivalwochenfinden dort zahlreicheKonzerte statt, no-tabene alle bei freiemEintritt. Ob sich dieSache rechnet, ist nicht Hausers ersteSorge. «Die Musik macht mir Freude»,sagt er, «und sie schafft soziale Beziehun-gen. Diese sind nicht quantifizierbar,aber trotzdem sind sie sehr wichtig.»Hausers Vorlieben im Jazz haben sich

im Lauf der Jahre verändert. Anfänglichbegeisterte er sich für den traditionellenNew-Orleans-Jazz. Dann kamer über denSwing und den Bossanova zur Fusion-Musik, die Jenny so besonders amHerzenliegt. Auf die sprichwörtliche einsameInsel würde er eine Platte von StaceyKentmitnehmen.

Es gibt sie zwarnoch,die FraktionderPelzmäntel, aber ihrSchaulaufenbeschränkt sich aufzwei, dreiWochen.

Die Tavolata in St. Moritz ist eines der beliebtesten Sommerfeste der Region.

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Engagierter Hotelier: Markus Hauser.

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DasandereSt.MoritzDas lange gepflegteEdel-ImagevonSt.MoritzdrohtezumDünkel zuwerden.DochderOrt ist imBegriff, zulernen.VonJeremiasDubno

Erinnern Sie sich an «Tell-Star»mit Beni Thurnheer?«Wir haben 100 Schweize-rinnen und Schweizer ge-fragt, was ihnen zum Be-griff St. Moritz in den Sinnkommt.» So oder ähnlich

hätte Herr Thurnheer gefragt, und dieAntworten wären damals schnell bereitgewesen: Luxus, Reichtum, Champa-gner, Pelzmantel, Edelkarossen und soweiter und so fort. Das St. Moritzer Imageunddie zugehörigenAssoziationen kom-men nicht von ungefähr.Schliesslich wurde mitunter hier der

moderne Tourismus begründet. Ferien inden Schweizer Bergen konnten sich abernur die Reichsten leisten, wie etwa derenglische Adel. Diese wohlhabendeKlientel halfwortwörtlich, St. Moritz auf-zubauen und prägte über viele Jahre dieAusrichtung der ganzen Region.Eigentlich tempi passati. Es gibt sie

zwar schon noch, die Pelzmantel-Frak-tion. Doch im Gespräch mit Einheimi-schen erfährt man, dass deren Schau-laufen sich inzwischen auf zwei, dreiWochen im Jahr beschränkt. St. Moritzhat sich verändert. Musste sich verän-dern. Das zweite Gesicht des Dorfs wirdwieder gepflegt; das einer liebevollenGe-meinde, in welcher gelebt, gearbeitet

und auch gefeiert wird. Natürlich ist dieHotel-Landschaft noch immer geprägtvon Häusern der gehobenen Klasse.Doch sie sind bloss noch ein Teil einerTourismus-Region, die sich – auch dankeinem Generationenwechsel – geöffnethat, sei es aus ökonomischen Gründenoder aus einem Widerstand gegen dasalthergebrachte Image, bestehend ausSektgläsern und Pullunder tragendenGolfspielern. Gerade im Sommer ist die-ses neue St. Moritz augenscheinlich. Diediversen, prächtigenCampingplätze sindbeliebt und oft rappelvoll, das kulinari-sche Angebot ist breit in Auswahl undPreispolitik, und davon dass die Heer-scharen von Kite-Surfern im Silsersee in5-Sterne-Superior-Suiten nächtigen, istnicht auszugehen. Der Sommer demo-kratisiert als Equalizer die gesamteSt. Moritzer Begebenheit: Der Pelzmantelwill für den Wanderweg einfach nichtrichtig funktionieren, undmittels Sänfteist das Panoramarestaurant schlichtnicht zu erreichen.Doch auch die klassische St. Moritzer

Hotel-Szenerie zeigt sich fähig, Verände-rungen zu akzeptieren und einenWandelzuzulassen. In diversen Häusern wieetwa dem Kulm (mit Heinz und JennyHunkeler als jungem Gastgeberpaar),dem Laudinella (mit der Familie Felix

und Christoph Schlatter) oder demHau-ser Hotel (mit Markus und Nina Hauser)sorgt auch eine jüngere Generation vonBetreibern für frischenWind. Alte Mus-ter und Berührungsängste werden nachund nach beseitigt, und sowird Platz ge-schaffen für Neues. Schliesslich ist dasalte Problem der Landflucht noch nichtkomplett verschwunden. Doch eben: DieJungen sehen besser als auch schon,washier ihre Perspektive sein kann. Zwarbleibt da und dort noch etwas Staub aus-zuklopfen, doch der Anfang ist gemacht.Stichwort Kulinarik: Ein hervorzu-

hebender Stern an dieser Stelle ist diejährliche «Tavolata» im St. Moritzer Dorf-zentrum. Organisiert wird sie durch denDorfverein – also durch die bereits er-wähnten Einheimischen. Und sie stehtdamit für den beschriebenen Wandel.Weg vom leicht verstaubten, englischenWandteppich aus dem 19. Jahrhundert,hinaus auf die Festbänke unter der Son-ne. Für die Tavolata wird eine ebensol-che, mehrere Hundert Meter lange Bankdurch die Fussgängerzone gestellt. Ge-reicht werden allerlei Köstlichkeiten, anjeder Ecke wieder Neues, aus allen er-denklichen Restaurants und aus denKüchen der Anwohner. Die ganze Ge-schichte besticht durch einen Mix ausmodernem Tourismus und angenehm

unaufgeregtem Dorffest. Dieses Jahrlässt sich ein Besuch an der Tavolataübrigens bestens mit dem Gratiskonzertvon Ludovico Einaudi amStazersee kom-binieren. Die Tavolata dauert von Frei-tag, den 27., bis Sonntag, den 29. Juli. Dasist just der Sonntag, an welchem Einau-dis Happening am See über die Bühnegeht. Letzteres ist notabene kostenlosofferiert von den Gemeinden rund umden Lej da Staz.Eins ist klar: Beni Thurnheer bekäme

2018 bei seinem Quiz andere Antwortenauf die Frage nach der Bedeutung vonSt. Moritz. Landschaft und Sportwürdenwohl genannt sowie Lebensfreude undSonne. Und vielleicht würde auch dasFestival da Jazz genannt werden, wel-ches ebenfalls ein nicht zu unterschät-zendesÜberbrückungskabel für den stot-terndenMotor des St. Moritzer Sommer-betriebswar. Der Patient scheint gerettetund gewappnet für die Zukunft. Doch esgibt noch mehr zu tun. Die innovativenSt. Moritzerinnen und St. Moritzer wer-den die Veränderung weitertreiben. Diegrossartige Tourismus-Tradition sollnicht über Bord geworfen werden. Abersie bekommt einen neuen Anstrich, unddieser steht ihr bestens

Tavolata: 27.–29. 7., Ortszentrum.

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NZZ am Sonntag 10. Juni 2018 13FestivaldaJazz

MusikalsspirituelleÜbungDernorwegischeSaxofonist JanGarbarekpflegt einenStil, derNachdenklichkeit undHymnikauffaszinierendeWeiseverbindet.VonHanspeterKünzler

Der norwegische Saxo­fonist Jan Garbarek ge­hört zu den prägendenFiguren des euro­päischen Jazz. Mit sei­nem feinen Ohr für sub­tile Melodik und einer

Vorliebe für abgeklärte und doch inten­sive Stimmungen hat er bleibendeImpulse gesetzt, deren Einflussweit überdie Jazzszene hinausreicht.«Ich brauche Rhythmus, ich brauche

Akkorde, und ich brauche Melodie. Dasist Musik», sagte Jan Garbarek einmalganz lapidar. «Das Klavier besorgt dieAkkorde. Schlagzeug und Bass sind fürden Rhythmus und das Fundament zu­ständig. Vonmir kommt die Melodie. Esist eine gute, klassische Kombination.»Die Rede war von der Besetzung, mitwelcher Garbarek das 2009 erschieneneLive­Album «Dresden» einspielte. Mitfast der gleichen Band tritt er nun inSt.Moritz auf. Am Klavier sitzt wie da­mals Rainer Brüninghaus,mit demer seit1988 zusammenwirkt. Dieser gehörte inden 1970er Jahren der deutschen Jazz­Rock­Band Eiliff an, ehe er sich mit demGitarristen Volker Kriegel zusammentat,um dann 1975 mit Eberhard Weber undCharlie Mariano die Gruppe Colours zuformieren.

Lange FreundschaftenAm Bass steht Yuri Daniel, der EberhardWeber ersetzte, nachdem dieser im Jahr2007 einen Schlaganfall erlitten hatte.Als Perkussionist ist statt Manu Katchéder inMumbai geborene TrilokGurtumitvon der Partie. Aber auchmit ihmverbin­det Garbarek eine lange musikalischeFreundschaft. Wie Katché, Weber undBrüninghaus gehörte er dem Ensemblean, mit dem 1995 das Album «VisibleWorld» eingespielt wurde. Dieses er­schien bei ECM Records, einem Platten­label, dem der Norweger seit sage undschreibe neunundvierzig Jahren dieTreue hält.Wie das nie nachlassende Be­dürfnis, die Geheimnisse derMelodie zuergründen, ist auch das persönliche undkünstlerische Verständnis, dasmit langewährenden Freundschaften heran­wächst, ein lebenswichtiger Energiequellfür Jan Garbarek.Eine Karriere als wegweisender Musi­

kant stand JanGarbarekwahrhaftig nichtins Horoskop geschrieben, als er am4.März 1947 inMysen das Licht derWelterblickte.Weder sein Vater, einst ein pol­nischer Kriegsgefangener, noch seineMutter, eine Bauerntochter, interessier­ten sich für Musik. Wenn an einer Schul­

Fete Elvis lief, liess sich Jan gelegentlichzu einem Tänzchen hinreissen. Sonstzeigte er keine musikalischen Neigun­gen, bevor er eines Tages aus der Schuleheimkehrte und am Radio zufälliger­weise ein Jazz­Stück hörte, das seine jun­ge Welt auf den Kopf stellen sollte. Eshiess «Countdown» und stammte vonJohn Coltrane. Man schrieb das Jahr1960. Wochenlang nervte Jan die Elternmit seinem Gebettel, bis er endlich eineigenes, ziemlich ramponiertes Tenorsa­xofon bekam.Völlig autodidaktisch brachte er sich

die ersten Schritte bei. Vier Jahre später,zu einem Zeitpunkt, an dem andereTeenager sich den Rolling Stones an dieBrustwarfen, erfolgte die nächste schick­salshafte Begegnung. Nachdemer einemKonzert in Molde beigewohnt hatte,mischte Garbarek bei einer lockeren Jam­sessionmit.Wie immer, so erzählt er, ha­be er mit geschlossenen Augen gespielt,

da habe er hinter seinem Rücken plötz­lich so etwas wie eine musikalischeExplosion gespürt. Als er sich am Endeseines Einsatzes umdrehte, fand er amKlavier den damals im skandinavischenExil lebenden amerikanischenKomposi­tionspionier George Russell vor. Diesernahm ihn alsbald unter seine Fitticheund führte ihn sogar in seine Band ein. Essei die wichtigste Lehrzeit in seinem Le­ben gewesen, sagt Garbarek.

Kunst der klaren LinieWährend einer Italien­Tournee mit Rus­sell lernte er den deutschen Bassistenund Produzenten Manfred Eicher ken­nen, der gerade dabei war, sein Platten­label ECM einzurichten. «Afric Pepper­bird», aufgenommen vom Jan GarbarekQuartet, dem auch Terje Rypdal ange­hörte, war die Nummer sieben im Kata­log der jungen Firma. Bald bewegte sichGarbarek vomeher eckigen Free Jazz sei­

ner frühenTage in die Richtung eines luf­tigen, improvisierten Sounds, welchereher der Stimmung des Momentes ver­schrieben war, als sich etwa in Variatio­nen von Themen und Riffs zu ergehen.Oft liessen die klaren melodischen

Linien skandinavische Folk­ undKlassik­traditionen anklingen; später kamenauch afrikanische und südamerikanischeEinflüsse dazu. Die Kollaboration untervielen anderen mit Keith Jarrett, RalphTowner, David Torn und später demHil­liard­Ensemble festigte Garbareks Ruf alsinspirationshafter, sensibler musikali­scher Partner. Wie kaum ein andererMusiker hat Garbarek den oft meditati­ven, an Ambient Music erinnernden, oftauch hymnischen Haus­Sound von ECMRecords geprägt – und damit fünfzigJahre lang auch die spezifisch nordeuro­päische Jazz­Geschichte.

18.Juli, Rondo Pontresina.

Der Saxofonist Jan Garbarek hat den meditativen Sound des Labels ECM mitgeprägt.

EinesTages kamervonder Schuleheimundhörte amRadio«Countdown» vonJohnColtrane.Manschriebdas Jahr 1960.

SieverbindenJazz,RockundPunkDieScreamingHeadlessTorsosausNewYork sindeinesowildewiebunteTruppe, die alleGrenzen sprengt.VonHanspeterKünzler

Diese Band ist nichts für schwa­che Nerven. Das deutet schonder Name an. Ohne sich umirgendwelche Stilschranken zu

kümmern, sind die inzwischen legendä­ren New Yorker Musiker pausenlos aufder Suche nach neuen Abenteuern.Es gibt ein Zitat von David «Fuze»

Fiuczynski, dem Gitarrenvirtuosen derScreaming Headless Torsos (auch SHTgenannt), das praktisch in allen Aufsät­zen über seine Arbeit auftaucht: «Ichfühlemichwie ein Jazz­Musiker, der kei­nen Jazz spielen will.» Ein im Jahr 2000veröffentlichtes Soloalbum trug denTitel«Jazzpunk». Auch das war eine verwir­rendeBeschreibung. DenndieMusik, dieFiuczynski aus den Fingern fliesst, ist inkeiner Weise simpel im Sinne von SexPistolscher Direktheit oder herausfor­dernd wie die Musik späterer Hardcore­Punkbands wie Black Flag oder HüskerDü. Vielmehr werden hier Klötze ausdem Baukasten harter Rockmusik – feu­rige Riffs, Lautstärke, Repetition – mitElementen aus Funk und Soul – betanz­baren Synkopen, souligemGesang – ver­bunden. Der Jazz schimmert imUmgang

mit Improvisationen und Harmoniendurch. Auf dem oben erwähnten «Jazz­punk»­Album unterzog Fiuczynski Stü­cke von Hendrix, Strayhorn und Coreaeiner Betrachtung durch das Prisma sei­ner eigenen Perspektive. Die ScreamingHeadless Torsoswiederum sindmit demAusloten der dynamischen Möglichkei­ten beschäftigt, die sich auftun, wennMusiker ein Rock­Feeling mit demInstinkt und der Virtuosität eingefleisch­ter Jazz­Koryphäen angehen.

Ulmer und, ja!, Nina Hagen. SeineGitarrenarbeit ist zu hören auf Alben vonGeorge Russell,MikeGibbs, Yerba Buena,Ronald Shannon Jackson und vielenanderen.Die ScreamingHeadless Torsos kamen

am Ende der 1980er Jahre zusammen.Die Band bestand aus allerhand bekann­ten Gesichtern aus der New YorkerAvantgarde­Szene. Einer frühen Inkarna­tion gehörte auch der Schweizer Schlag­zeuger JojoMayer an. Zwischen 1995 und2005 veröffentlichte die Band fünf Al­ben. Danach baute sie sich einen Ruf alsfurioses Live­Spektakel auf. «Die idealeReaktion auf unsere Musik ist eine Artekstatische Energie», erklärt Fiuczinksi.«Das Schlimmstewäre, wennman sie imCafé als Hintergrundmusik hören wür­de.» Vor vier Jahren veröffentlichten dieScreaming Headless Torsos mit «CodeRed» ein fulminantes, überaus subtilesneues Album, auf welchem man mitFreedom Bremner auch einen charisma­tischen neuen Sänger vorstellte. Ein be­sonderer Abend ist garantiert.

26.Juli, Dracula Club.

BegeisterndeLive-Band: dieScreamingHeadless Torsos.

David Fiuczynski wurde in Newark,New Jersey, geboren, verbrachte seineTeenagerjahre aber in Deutschland, eheer mit 19 Jahren zurück in die USA zog.Die Vertrautheit mit zwei verschiedenenKulturen sei ein grosser Vorteil gewesenfür seinenUmgangmitMusik, sagt er. DieFähigkeit, sich in andere Denkweiseneinzufühlen, bestimmt sein Schaffen. AlsEinflüsse nennt er Jimi Hendrix, EugeneChadbourne und Henry Kaiser ebensowie Sonny Sharrock, James «Blood»

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14 NZZamSonntag 10. Juni 2018FestivaldaJazz

Mangeniesst, dass daeinerMelodienkomponierte, diejedermit FreudeundLeichtigkeitnachsingenkann.

EinNarrfindetdasGöttlicheinderMusikLeonardBernstein zähltenichtnur zudenbedeutendstenDirigentendes 20. Jahrhunderts. SeineMusicals gingenumdieWelt undwerdenweiterhin gespielt. Porträt eines genialenundleidenschaftlichenMenschen.VonChristianBerzins

Er ist nicht zu überhören.Nirgends. Selbst amSchauspielhaus Zürichträllert der als Bettel-mönch verkleidete Her-zog in der aktuellen Insze-nierung von «Mass für

Mass», von einem Bein aufs andere sichwiegend, eine Bernstein-Melodie. DerPianist Krystian Zimerman trat imMärzendlichwieder einmalmit demTonhalle-Orchester auf und spielte... Bernstein.Dirigent Mariss Jansons kam ans öster-liche Lucerne Festival und dirigierte...Bernstein.

Doch stecken wir nicht auchim Debussy-Jahr? Im Lili-Boulanger-,Charles-Gounod-, Gioacchino-Rossini-und im François-Couperin-Jahr? Siehaben keine Chance – nicht einmal alsGruppe. Alles spielt schon seit 2017Bernstein, obwohl dessen 100. Geburts-tag doch erst am25. August gefeiertwird.

Man geniesst, dass da einermit einemFingerschnippenMelodien komponierte,die jeder mit Leichtigkeit und Freudenachsingen kann. Man mag diese Gute-Laune-Musik, die doch eigentlich vielzu leichtfüssig daherkommt, aber jedenpackt undmitreisst – und im schlechtes-ten Fall zumindest unterhält. Aber denktman an die 3. Sinfonie, «Kaddish», gibtes durchaus Werke, die beweisen, dassBernstein ernsteMusik komponierte,wieer selbst gerne postulierte.

Sogar in einen Skandal war er postmortem verwickelt, wenn auch ohneeigenes Zutun. Seine Oper «Candide»sorgte 2007 an der Mailänder Scala fürAufregung und wurde zwischenzeitlichgar abgesetzt, da auf der Bühne Blair,Putin, Chirac, Bush und Berlusconi inUnterwäsche gezeigtwerden sollten undBernsteinsWerk zu stark verändert wor-den sei. Bei den Bregenzer Festspielenbejubelten dafür im Jahr 2003 und 2004

über 300000Menschen die «West SideStory». Jenes Stück also, das Gymnasias-ten lieben und in Schulaufführungenselber singen, noch ehe sie Shakespearegelesen haben oder die Abgründe vonRichard Wagners «Tristan und Isolde»erahnen können. Selbst Christian J.Jenny, der Leiter des «Festival da JazzSt. Moritz», sang vor 18 Jahren diemänn-liche Hauptrolle in einer Aufführung imaargauischen Brugg. Peinlicherweisehiess es in der «Aargauer Zeitung» da-mals statt «Christian J. Jenny» «ChristianJ. Jungen». Aber immerhin stand daauch: «Sein Darstellungseifer ist gerade-zu überbordend, sein Tenor zudem mitder für einMusical treffenden süsslichenBeigabe schmelzigenKitschs beschenkt.»Alte Liebe rostet nicht: Diesen Sommerstellt Jenny dasWerk seinemSt. MoritzerPublikum in der legendären Jazz-Fas-sung des 1934 geborenen Dave Grusinvor. Grusin schafft es, dem Melodien-

strauss swingend ein neues Klangbild zuverleihen.

Vor einem Jahr schon wurde diesesMusical geradezu geadelt, da Prima-donna Cecilia Bartoli die «West SideStory» bei den Salzburger Pfingstfest-spielen aufführen liess – die Bartoli inder weiblichen Hauptrolle der Maria.Und wer weiss, was da noch alles kom-men wird. Die Zeit spricht nämlich fürLeonard Bernstein. 2018/2019 zeigt dasOpernhaus Zürich erstmals seitMitte der1980er Jahre wieder ein Musical – nichtauszuschliessen, dass Bernstein baldwieder in Zürich zu hören ist. Rundumspieltman ihn sowieso schon. «Candide»natürlich, noch zu selten «On the Town»von 1944. Einmal mehr war das TheaterSt. Gallen Vorreiter und zeigte das StückimWinter 2017.

Held der NachkriegszeitDoch blicken wir zurück! Bernstein warder ideale Held für die Nachkriegszeit:auftrumpfend, weltumarmend, exzen-trisch. Genau solch ein Musiker konntedie erdrückende europäischeDirigenten-Phalanx in Amerika brechen. Bernsteinwar jener Amerikaner, der auch inEuropa rasch beliebt war, ja geliebtwurde. Sein charismatisches Auftretenals Dirigent, sein Hang zur Grenzüber-schreitung und zur melodienreichenUnterhaltung sowie seine selbst kompo-nierten Musicals machten ihn geradezupopulär. Hinter der Showverbarg sich in-des eine ungeheure musikalische Kraft –und eine Botschaft.

Legendär wurde die Aufführung vonBeethovens 9. Sinfonie anlässlich derFeierlichkeiten zum Fall der BerlinerMauer. Bernstein liess «Freiheit» statt«Freude schöner Götterfunken» singen:Die Ode an die Freude wurde zur Ode andie Freiheit. Bernstein, der Weltdiplo-mat? Er konnte jedenfalls Sätze sagenwie: «Ich hasse ihn auf den Knien» – umBarbra Streisand und Leonard Bernsteinmusizieren. (1. August 1968)

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«Lenny» beimWassersport in Israel. (1. April 1977)

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Ansteckende Begeisterung: Leonard Bernstein dirigiertMahlers Auferstehungs-Sinfoniemit demBoston SymphonyOrchestra in Lenox. (8. 7. 1970)

BETTMANN ARCHIVE / GETTY IMAGES

Der optischeEindruck einesDirigentenbewegtnichts,wennkeinePersönlichkeitdahintersteckt.

seine Liebe zu Richard Wagner auszu­drücken. Bernstein verehrte das Europäi­sche in der Musik masslos, stellte es überalles Amerikanische und schrieb fastnebenbei die amerikanischste – melo­dienreichste wie publikumswirksamste– klassische Musik.

Unglaublich viele Dokumente zeugendavon, wie Bernstein in der Bevölkerungdie Freude an der Musik zu steigern ver­suchte, indem er ihre Sprache, ihre For­men und ihren Sinn durch Bücher, Radiound Fernsehen einer breiten Öffentlich­keit erschloss. Bernsteins Horizont warweit. Kein Wunder, bekannte er sich auchzur Popmusik, ja spürte darin eine derKlassik verlorengegangene Lebenskraftund einen Strom frischer Luft. Alles an­dere, was sogenannte «zeitgenössische»Klassik war, bezeichnete er allerdingsMitte der Sechziger als altmodisch undverstaubt: sei es nun elektronische,serielle oder aleatorische Musik. Dietonale Musik hielt er für die einzige demHörer zumutbare, sie lag für ihn aber ineinem Dornröschenschlaf. Man machesich nichts vor: Gerade deswegen spielenihn die Sinfonieorchester diese Monateso leidenschaftlich. Über den Jazz hin­gegen sagte er etwas, das er wohl selbstzu widerlegen versuchte: «Der Jazzscheint zu einem schmerzlichen Still­stand gekommen zu sein.»

Bernstein hoffte, dass die klassischeMusikproduktion wieder auf andere, ihmnäher liegende Bahnen umschwenkenwürde – und half tatkräftig nach. Erglaubte zu fest an eine musikalische Bot­schaft, die Wärme, Verständnis undOffenbarung beinhaltete. Er sprach indiesem Zusammenhang viel von «Ver­ständigung».

Mit welchem Dirigenten man heuteauch spricht, fast immer kommt die Redeauf Bernstein. Aber es verwundert unsnicht, dass wir die emotionalste Bern­stein­Diskussion einst mit dem Eis­

hockey­Trainer Arno del Curto führten.Der Probenfanatismus eines Bernstein istfür del Curto ein unerreichtes Ideal ge­blieben: «Alles Durchschnittliche lehnteBernstein entschieden ab, er träumte vonder Perfektion. Sie ist das Schönste, wases gibt, sie ist wie eine Droge. Ich machemich kaputt mit dem Perfektionswahn.»Del Curto wusste, dass er es nicht so wieBernstein schaffen würde, eine Sinfonieperfekt zu dirigieren, sprich ein Spiel per­fekt zu coachen. «Wenn Leonard Bern­stein dirigierte, dann wussten die: ‹Losjetzt!› Die liebten es geradezu, mit ihm zuarbeiten.»

100 Jahre sind seit Leonard BernsteinsGeburt vergangen, 28 seit seinem Tod –und er ist im Unterschied zu manchemlegendären Dirigenten, der einst als un­ersetzbar galt, erstaunlich präsent. DiePlattenindustrie verkauft seine Mahler­Seelenbekenntnisse, die champagner­sprudelnde Einspielung von Gershwins

«An American in Paris», seine «Medea»dank feuerspeiender Maria Callas unddie «West Side Story». Alle diese Aufnah­men gibt es mittlerweile in preisgünsti­gen, um nicht zu sagen spottbilligen CD­Boxen. Als Sony im Jahr 2000 zu seinem10. Todestag eine 60-CD-Box heraus­brachte, lachte die Konkurrenz. Und wasgeschah: Die Erstauflage war im Nu aus­verkauft. Mittlerweile hat man 17 000Boxen ausgeliefert: mehr als 1 MillionBernstein­CD. Dieses Jahr legen alleLabels nach, die in ihren Archiven Bern­stein­Aufnahmen haben.

Eros amDirigentenpultLeonard Bernstein war, ähnlich einemValery Gergiev, Teodor Currentzis oderAndris Nelsons heute, als Dirigent einVerführer: Sie spielen bisweilen mit un­lauteren Mitteln – sie tricksen. Der Ame­rikaner sah im Akt des Dirigierens durch­aus eine Art Eros im antiken Sinn, sahsich als Beschwörer einer schöpferischenUrkraft. Dass solcherart Tun auf demPodium mit Show verwechselt werdenkann, verwechselt wurde, ist nahelie­gend. Doch der optische Eindruck einesDirigenten vermag nichts zu bewegen,wenn dahinter keine Persönlichkeit ist –auch der berüchtigte «Lenny­Tanz» (wieseine Art des Dirigierens genannt wurde)nicht. Bernstein sah auch das positiv: «Inder Aufführung eines Kunstwerks kannich Dinge tun, die mich, wenn ich sie aufder Strasse täte, ins Gefängnis bringenwürden.»

Andris Nelsons (*1978), einst gefragt,ob er sich Gedanken über seine bisweilendurchaus wilden Dirigierbewegungenmache, sagte: «Als junger Dirigent ken­nen Sie die verschiedenen Dirigenten,etwa den wild springenden LeonardBernstein, den nüchternen Jewgeni Mra­winski. Aber als junger Dirigent könnenSie nicht sagen: Ich mache es so oder so.Das entsteht aus Ihrer Persönlichkeit.

Charisma ist dann wieder etwas anderes.Sie können nichts kopieren, weder Mini­malismus noch Extremismus.»

Typisch, dass auch ein junger Dirigentwie Nelsons auf Bernstein zu sprechenkommt. Nicht nur er. James Gaffigan(*1979), der Amerikaner in Luzern, be­wundert ihn, ist überzeugt, dass die Wie­ner Philharmoniker ihren besten Schu­mann mit Bernstein spielten. Und Gus­tavo Dudamel (*1981) antwortete uns aufdie Frage, ob er nun einen europäischen,südamerikanischen oder internationalenKlang nach Los Angeles bringe/gebrachthabe: «Das ist sehr schwierig zu beant­worten. Klar gibt es Referenzen, was eineuropäischer Klang sein kann. Hören SieStrauss, kommen Sie zu Karajan. BeiMahler aber kommen Sie zu Bernstein –zu einem amerikanischen Dirigenten!Aber er wollte nie, dass die New Yorkerwie die Wiener klingen. Und noch besser:Wenn Sie seine Versionen der 9. Sinfoniemit den Wienern, den New Yorkern undden Berlinern anhören, erkennen Sie dreitotal unterschiedliche Klänge! Es istimmer Bernstein, das bleibt klar zuhören. Aber der Klang ist dreimal völliganders, bleibt jener des Orchesters.» UndPaavo Järvi (*1962) erinnerte sich imApril in der «FAZ» daran, wie er zum ers­ten Mal Bernstein als Brahms­Dirigentenhörte: «Es war zuerst schrecklich, völligunmöglich nach meinen Erfahrungenmit Karajan. Bernstein waren Striche,Details der Bogenführung geradezu egal,aber dann tat er etwas auf; er fragte nachdem, was hinter dieser perfekten Schön­heit liegen könnte. Er war die erste Per­sönlichkeit, die mir Mut machte: ‹Lassdich nicht einschüchtern! Mach dichruhig zum Narren. Das ist schon okay. Dulernst was dabei›.»

Bernstein, so könnte man Järvis Wortezusammenfassen, war ein Narr, der dasGöttliche in der Musik entdecken konnte.Das schaffen nur wenige Musiker.Der junge Bernstein in der Carnegie Hall. (New York City, um 1947)

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1918 ging nicht nur der Erste Welt-krieg zu Ende, im gleichen Jahr kamauch Leonard Bernstein zur Welt. Derpassionierte Zigarettenraucher,Whiskyliebhaber und Erotomane warnicht nur der Rockstar unter den gros-sen Dirigenten des 20. Jahrhunderts:Er war auch ein begnadeter Pianistund Komponist, der leider viel zu oftauf denWelterfolg der «West SideStory» reduziert wurde. Zum 100.Geburtstag Bernsteins haben ArminBrunner und Daniel Schnyder eineHommage kreiert, die den Titel «Musi-ker zwischen exzessiver Lebensgierund tiefer Depression» trägt.

Aber natürlich muss in diesemdenkwürdigen Jahr auch die «WestSide Story» gewürdigt werden, dieeine aufwühlende Geschichte à laRomeo und Julia nach New York ver-legte. Der Bandenkrieg zwischen denamerikanischen Jets und den puerto-ricanischen Sharks bildete damals dendramatischen Hintergrund.

Dank der Initiative des grossenKomponisten, Arrangeurs und Kom-ponisten Dave Grusin lässt sich nundie zeitlose Musik Bernsteins in zeit-gemässem Bigband-Arrangementerleben. Pepe Lienhard und seineBigband reichen Grusin die Hand füreine Zeitreise durch den Big Apple.

Bernstein: 100 Years AnniversaryCelebration. 1. August, Dracula Club.Dave Grusin präsentiert «West SideStory». 3. 8., Dracula Club.

DoppelteHommage

Bernstein imEngadin

Altmeister Dave Grusin präsentiertseine Version der «West Side Story».

Page 16: Ja da al iv Fe - Festival da Jazz · 2020. 2. 11. · NZZamSonntag10.Juni2018 Fe st iv al da Ja zz DieBündnerBergwelt gerätinEkstase NikWest LeonardBernstein St.Moritzehrtden DirigentenundMusical-Komponisten12

16 NZZamSonntag 10. Juni 2018FestivaldaJazz

Auf Spotifywird eröfter gestreamt alsjeder andereklassischeKünstler.Dabei bietet er garkein Spektakel.

SanfteÜberredung

Felix Schlatter leitet dasHotelLaudinella in St.Moritz sowie dasHotelWedina inHamburg, welchesdas dortige Literaturhaus grosszügigunterstützt. Er engagiert sich seitJahrzehnten für die Kultur. Hiererklärt er, was der Stazersee ihmbedeutet.

NZZ am Sonntag: Bisher fanden dieGratis-Konzerte des Festival da Jazzauf der AlpMuottasMuragl statt.Jetzt wurde erstmals der Stazersee alsStandort gewählt. Ist das eine guteEntscheidung?

Felix Schlatter: Davon bin ich über-zeugt. Vor allem ist es eine Chance. DieMoorlandschaft ist zu allen Jahreszeitenwunderbar. Ich kenne sie sehr gut, dennwenn es nicht gerade Katzen hagelt, um-runde ich den See auf meinemWeg zurArbeit jeden Morgen. Das sind genau 7,3Kilometer. Dazu brauche ich rund einein-viertel Stunden. ImMilitär würde man voneinem Eilmarsch sprechen. Wer diesennicht ohne Verschnaufpause bewältigen

FelixSchlattererklärtdieMagiederLandschaft

Gratiskonzert amStazersee

mag, kann auch im Restorant Lej da Stazeinkehren. Bei mir ist das aber eher seltender Fall. Ich strebe für den Morgenkaffeegleich meinem Hotel zu.

Was ist das Besondere an dieserGegend?

Der See ist trüb, weil es sich um ein seitJahrtausenden gewachsenes Moorhandelt, aber die Luft ist kühl und rein, die

geht es ein bisschen schneller. Seine Ver-pflegung bringt man im Rucksack mit,wenn man nicht im Restorant Lej da Stazeinkehrt. Für die Veranstalter ist das einegrosse logistische Herausforderung. Abersie werden diese meistern. Im Übrigenglaube ich nicht, dass ausgerechnet zueinem Konzert mit der meditativen Musikvon Ludovico Einaudi marodierende Hor-den anreisen werden. Sie werden sichhoffentlich an die sieben hervorragendausgestatteten, gemauerten Grillplätzeder Gemeinde Celerina, zu welcher dasgesamte Gebiet gehört, halten.

Braucht es diese Gratiskonzerte über-haupt, sind sie nicht nur ein Alibi?

Bei den Engadinern kommen sie gutan. Christian Jott Jenny macht das sehrgeschickt. Schon mit den Events aufMuottas Muragl hat er es verstanden, dielokale Bevölkerung einzubinden. EinEvent wie das Festival da Jazz lebt zwar inerster Linie von den solventen Gästen.Aber es muss auch die Region hinter sichhaben. Notabene nicht nur das Gewerbe.Das hat Jenny auf Anhieb verstanden.Interview: Manfred Papst

Seit 1977 läuft auf dem Fern-sehsender SWR die Quiz-sendung «Ich trage einengrossenNamen». Für diesesoffenbar unverwüstlicheFormat wäre auch der Pia-nist Ludovico Einaudi ein

Kandidat, denn der 1955 in Turin ge-borene Turiner hat berühmte Vorfahren:Sein einer Grossvater, Luigi Einaudi(1874–1961), war von 1948 bis 1955 Staats-präsident von Italien, sein anderer Gross-vater war ein bekannter Komponist undDirigent. Sein Vater wiederum, GiulioEinaudi (1912–1999), gründete einenVer-lag, der das italienischeKulturleben ganzwesentlich mitgeprägt hat. Und Ludo-vico Einaudi reicht die Fackel kreativenSchaffens weiter: Seine Tochter Jessicaist Sängerin.

Einaudi wuchs in einem grossbürger-lichen Ambiente auf, unter Kulturschaf-

fenden undPolitikern;materielle Sorgenkannte er nie. Heute lebt er, wenn ernicht gerade auf Tournee ist, auf demWeingut seiner Grosseltern in Piemont.Nachdem ihn seine Mutter in die An-fangsgründe des Klavierspiels eingeführthatte, studierte er am Giuseppe-Verdi-Konservatorium inMailand. Dort gehörteLucianoBerio (1925–2003), ein Exponentder Avantgarde und Pionier der elektro-nischen Musik, zu seinen Lehrern.Einaudi beschäftigte sich eingehendmitder Zwölftonmusik und schrieb Kompo-sitionen, die als unspielbar galten. Dannaber entdeckte er die Tonalität neu.

Musik für dieMassenDie Avantgarde blieb wichtig für Ludo-vico Einaudi, doch er schaffte es, Mini-malismus und Unterhaltung in eins zudenken. In der meditativen, repetitivenMusik, die er seither zelebriert, als wäre

sie ein sakrales Ereignis, verarbeitet erEinflüsse vonErik Satie und Philip Glass,aber auch vonRadiohead, PJHarvey undColdplay.

Das eigentliche Rätsel ist, dass Einaudimit dieser Musik ein Massenpublikumerreicht. Sein Konzert im «kleinen», alsoauf dieHälfte verkleinerten ZürcherHal-lenstadion im vergangenen Mai warWochen zuvor schon ausverkauft. Undals er 2017 auf der Berliner Waldbühneauftrat, pilgerten 20000 Fans zu ihm.Auf Spotify wird er öfter gestreamt alsjeder andere klassische Künstler. Dabeibietet der bald solo, bald imQuintett auf-tretende Mann, wenn man von den vir-tuos eingesetzten Lichteffekten absieht,kein aufwendiges Spektakel. Und er istauch kein charismatischer Adonis, son-dern ein freundlicher älterer Herr mitGlatze und Brille, der weder tanzt nochsingt, sondern einfach amFlügel sitzt.

Wie kommt es, dass er mit seinerschlichten, eingängigen Musik so vieleMenschen anspricht? Vermutlich ist esFolgendes: Einaudi hat den Minimalis-mus, den er seinen modernistischenMeistern abgeschaut hat, sozusagen insKulinarische übertragen und beispiels-weise für die Filmmusik und sogar fürWerbespots fruchtbar gemacht. SeineKlangexplorationen können einen regel-recht einlullen, zumTräumenbringen, inandereWelten entführen.

Meister des Ohrwurms1988 schrieb Einaudi den Soundtrack zuAndrea De Carlos «Das grosse Geld».Weitere Filmarbeiten folgten, beispiels-weise die Musik für «Fuori dal mondo»von Giuseppe Piccioni. Er schrieb da-neben auch Bühnenmusiken und Or-chesterwerke.

Immer wieder zeigt sich Einaudi alsMeister des Ohrwurms. ImGegensatz zuanderen Vertretern dermodernenMusiksieht er die Harmonie nicht als Sünden-fall an. Im Gegenteil: Er sucht sie undfürchtet auch den Kitsch nicht – ganzähnlich wie etwa Didier Squiban undEzio Bosso. Wennman die Linie in Rich-tung Jazz zieht, kannman an die hymni-sche Seite von Keith Jarrett denken, diefreilich nur eine der vielen Facetten die-ses grossen Künstlers ist.

Ludovico Einaudi weiss, dass dasPublikumhimmlische Längen liebt, auchwenn sie nicht von Schubert sind. Erweiss, dass es ergriffen werden und sicherhaben fühlen möchte. Er sucht undschafft nichts Widerständiges. In seineMusik kannman sich hineinkuschelnwiein eine Daunendecke. Und der Künstlerist sich bewusst, wie er die Emotionen zusteuern hat. Er versteht es, mit seinerMusik für zeitlosenWohlklang einzutre-ten und diesen im spezifischen Kontextdes Aufführungsorts optimal zur Geltungzu bringen.

Deshalb ist es eine gute Idee, ihn ammalerischen Stazersee auftreten zu las-sen. Hierwerden sich seineArpeggi nochbesser entfalten als im Konzertsaal.Musik und Moorlandschaft, so steht zuhoffen, werden eine Einheit bilden. Undin seinen bestenMomentenwird Einaudiso leise spielen, dass das Publikum dasPfeifen der Vögel, denWind in den Bäu-men und die unerwartete Stille in derBerglandschaft hören kann.

29.Juli, Lej da Staz.

Wenn Ludovico Einaudi spielt, versinkt das Publikum regelmässig in Trance. (Baarn, Niederlande, 3.September 2016)

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Sommer in derMoorlandschaft amStazersee.

Flora beglückend vielfältig. Man kann daohne Ende die Schönheit der Natur be-staunen. Aber Moore sind sensible Ge-bilde. Man kann da nicht einfach herum-trampeln und picknicken.

Können Touristen in grossen Scharenalso auch eine Bedrohung für diesesNaturschutzgebiet sein?

Natürlich! Manmuss der Gegend Sorgetragen. Ich bin ein Gegner beliebigerEventitis. Manche Veranstaltungen ge-hören in Gottes Namen eher in ein urba-nes Umfeld. Undman kann das Moornicht einfach sich selbst überlassen undauf seine eigene Regenerationsfähigkeithoffen. Man muss es aktiv schützen.

Wie sieht es konkretmit dem vomFes-tival da Jazz geplanten Konzert aus?

Sehr gut, meine ich. Die Veranstaltersind umweltbewusst. Und zum Glück istder Stazersee nicht mit dem Auto erreich-bar. Man muss mit dem öffentlichen Ver-kehr anreisen und dann noch ein ganzesStück laufen: von Celerina oder St. Moritzrund eine Dreiviertelstunde. Allenfallskann manmit dem Velo kommen. Dann

LudovicoEinaudispieltMusik, diedieZuhörer regelrechteinlullt undzumTräumenbringt.Der italienischePianist kommtvonderKlassikher,wurdeaber alsFilmkomponistberühmt.VonManfredPapst

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Judith Hill überzeugtmit ihremTemperamentwiemit ihrer einzigartigen Stimme.

Michael Jacksonhielt grosseStückeauf sie. Princeebenfalls.KeinWunder, dennJudithHill gehört zudenbestenSoulsängerinnender letzten Jahre.VonHanspeterKünzler

Im Englischen gibt es einen Aus-druck für Künstler wie sie: anartist’s artist. Darunter verstehtman einenKünstler, der durchauserfolgreich seinmag, der aber sei-ne Musik mit Subtilitäten spickt,derenKühnheit oder Raffinement

zuallererst einmal andereMusiker beein-druckt. JudithHill ist so ein artist’s artist.Eine Talentspürnase wie Prince merktedas sofort. Zufälligerweise sah er amFernsehen ein Interviewmit ihr. Gefragt,welches ihrmusikalischer Traumpartnersei, antwortete sie: «Prince.» Dieser griffzum Telefon und lud sie in sein Paisley-Park-Studio inMinneapolis ein. Aus demlockeren Jamwurde ein Jahr später einelängere Aufnahme-Session, währendderen Hills funkelnd frisches Debüt-album «Back in Time» entstand.

Geerdet imBluesPrince spielt darauf Gitarre, Bass undSchlagzeug. Aber die Songs stammen al-le aus der Feder von Hill. Zuvorderst imMix steht ihr Charisma, nicht seines. IhreSprache, nicht seine. Dabei passte HillsMusik perfekt in die Geschichte vonPrince. Funk und Soul im Stil von PaisleyPark war immer mit einer heftigen PriseJazz gewürzt. «Back in Time» bildet inder langen Liste von Prince-Produktio-nen einen würdigen, wenn auch trauri-gen Schlusspunkt. Das erste Stück setztden Ton. Getrieben von einemminima-listischen Groove, der eine Spur zu lang-sam gespielt zu sein scheint und geradedarum umso mehr Spannung schafft,sprüht «As Trains Go By» nur so von fun-kelnden, jazzigen Details. Hill spieltdabei all ihre bluesige Ausdruckskraftaus, ohne je der Versuchung zu verfallen,sich in exhibitionistischer Virtuosität zuergehen.

JudithHill wurde dieMusik in dieWie-ge gelegt. Ihre Mutter, eine Pianistin ausTokio, hatte den Vater, einen Bassisten,

in Los Angeles kennengelernt, als die bei-den in der gleichen Funkband spielten.Nach dem Abschluss ihres Komposi-tionsstudiums zog Judith Hill nach Parisund trat der Live-Band vonMichel Polna-reff als Hintergrundsängerin bei (sie istauf seinem Album «Ze re Tour 2007» zuhören).

Zurück in den USA, versuchte sie sichals singende Songschreiberin zu etablie-ren. Die Wohnungsmiete bezahlte sieallerdingsmit einer Reihe vonAnstellun-gen als backing vocalist, die sie nicht ab-lehnen zu können glaubte. Das Spektrumreichte von Gregg Allmann und Anasta-cia über JoshGroban bis zuMikeOldfieldund BarryManilow.

Dann, im Frühling 2009, wurde sievonMichael Jackson für seine Shows inLondon engagiert, die gleichzeitig seineComeback- und seineAbschiedskonzertehätten sein sollen. Hill hat die Proben inbester Erinnerung. Sie habe Michaelnicht eigentlich kennenlernen können,hat sie berichtet: «Aber die Zusammen-arbeit machte Spass, er war sehr ange-nehm im Umgang.» Statt den fünfziggeplanten Konzerten in der LondonerO2Arena – undmöglicherweiseweiterensolchen Serien in anderen Städten –resultierte schliesslich bloss ein einzigerAuftritt: die Trauerfeier fürMichael Jack-

son am 7.Juli in Los Angeles. Judith Hillsang dort zusammenmit einem Kinder-chor das Lied «Heal the World». Auchweiterhinmischte sie in gehobenenKrei-sen mit. Für ihren Anteil am Dokumen-tarfilm «20 Feet from Stardom» über dasLeben von Background-Sängern bekamsie sowohl einen Oscar wie auch einenGrammy zugesprochen.

All-Star-Band in St.MoritzSpike Lee wählte das von ihr kompo-nierte und interpretierte Lied «Despera-tion» für den Soundtrack seines Filmes«RedHook Summer» aus. Ihre eher über-raschende Teilnahme an der amerikani-schen Casting-Show «The Voice» endeteunglücklich, führte aber zu einem Plat-tenvertragmit Sony. Dann trat Prince aufden Plan. Er liess Hill auch dann nichtfallen, als er vonHills Ex-Managerin per-sönlich verklagt wurde: Er habe ihreKlientin zum Vertragsbruch angestiftet.Schliesslich befreite er die junge Sängerinauch noch aus ihrem Vertrag mit demPlatten-Multi.

Hill sass zusammenmit Prince’ Assis-tent im Privatflugzeug auf dem Wegvon Atlanta nach Minneapolis, als derKünstler zwei Wochen vor seinem Todwegen einer Drogenüberdosis in Ohn-macht fiel und der Flieger in Chicago not-landenmusste. «Eswar ein schrecklicherSchock», berichtete Hill der «New YorkTimes». «Er hatte nie über seine Schmer-zen gesprochen.Wir ahnten nichts.» Erstim Nachhinein habe sie gemerkt, wiesehr sie sich auf ihn und seineHilfe abge-stützt hatte.

In St.Moritz tritt Judith Hill mit einerAll-Star-Band auf, zu der neben dem frü-heren Rufus-Gitarristen Tony Maidenauch ihre Eltern, Michiko und Pee WeeHill, gehören. Das Publikumdarf sich auf«Back in Time» freuen.

12.Juli, Dracula Club.

VomTalentzumStar

FunkundSoul imStil vonPaisleyParkwaren immermit einerPrise Jazzgewürzt. Daher liebtePrince JudithHill. Anlageberatung und Vermögensverwaltung

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NZZ am Sonntag 10. Juni 2018 19FestivaldaJazz

HierspieltdieMusikFast so abwechslungsreichwiedieKonzerte selbst sindauchderenAustragungsorte.Aufgespieltwirdnichtnur inhistorischenKonzertsälenundstimmungsvollenBars, sondernauchmitten imWald, amUfer einesromantischenBergseesundsogar imHallenbad.VonChristinaHubbeling

Place to be für Nachtschwärmer: Die Sunny-Bar im Kulm-Hotel St. Moritz.

Hotel WaltherDas mit viel Liebe von der Inhaber-

familie geführte Hotel Walther in Pontre-sina ist dieses Jahr zum ersten Mal beimFestival da Jazz mit von der Partie. Dasruhige, unkonventionell renovierte Hausan idyllischer Lage vereint zeitgeistigesDesign mit dem Charme des Jugendstils– ein ideales Ambiente für die LesungmitFranco Ambrosetti, Trompeter undWiederholungstäter am Festival da Jazz.Via Maistra 215; hotelwalther.ch

Dracula’s Ghost Riders ClubMan kann ihn als Herzstück des Fes-

tivals da Jazz bezeichnen, den legendärenDracula Club, gegründet 1974 von GunterSachs und heute geführt von dessenSohn Rolf. Der stilvoll gestaltete Raumbietet 150 Gästen Platz. Improvisationlautet hier das musikalische Stichwort,derweil das gediegene Ambiente eineentspannte und gleichsam schillerndeClub-Stimmung garantiert.Plazza Gunter Sachs; dracs.ch

Sunny Bar, Hotel KulmSobald im Dracula Club die letzten

Töne der Stars verklungen sind, begebensich Nachtschwärmer in die Sunny-Bardes Hotels Kulm. In Sachen Atmosphäremuss die legendäre Bar den Vergleich mitden coolen Jazzklubs von New York oderParis keineswegs scheuen. Das LuxushotelKulm kann auf eine über 160-jährigeGeschichte zurückblicken und gilt alsWiege desWintertourismus sowie alsGeburtsstätte zahlreicher sportlicherInnovationen: 1889 fand auf seinemGelände das erste Golfspiel in den Alpenstatt. Seit 1904 ist hier der Olympia BobRun St. Moritz–Celerina in Betrieb,dieälteste Natureisbahn der Welt.Via Veglia 18; kulm.com

Hauser’s Terrace, Hotel HauserMitten im Dorf steht das sympa-

thische, unkomplizierte Hotel Hauser.Auf dessen Terrasse finden jeweils diebeliebten kostenlosen Apéro-Konzertesowie das sonntägliche Brunch-Konzertstatt – und hüllen das Dorf in wohligeJazzklänge ein.Via Traunter Plazzas 7; hotelhauser.ch

Lej da StazDer kleine, aber prächtige Stazersee

ist ein romantisches Naherholungsgebietzwischen St. Moritz, Celerina und Pontre-sina. Hier findet im Rahmen des Festivalsein kostenloses Open-Air-Konzert statt.Heuer mit dem italienischen Pianistenund Filmkomponisten Ludovico Einaudi,

der weit über Jazzkreise hinaus bekanntist. Bei schlechter Witterung wird dasKonzert ins Rondo in Pontresina verlegt.Übrigens: Unerschrockene springen voroder nach dem Konzert in den erfrischen-den Bergsee.Vietta da Staz

Reine VictoriaWer sich für die Geschichte des

Tourismus und die Hotelarchitektur um1875 interessiert, kann im Hotel ReineVictoria in St. Moritz Bad aus dem Vollenschöpfen: Das im Stil des Neubarock aus-geschmückte Hotel verfügt über einenprächtigen Konzertsaal mit imposantenKronleuchtern, Stuckdecken, Wand-gemälden und antiken Spiegeln. Indiesem historischen Ambiente interpre-tiert der Filmkomponist Dave Grusin mitder Pepe Lienhard Bigband die Musik der«West Side Story».Via Rosatsch 18; reine-victoria.ch

RondoDie imposante Gletscher- und Berg-

welt liegt dem Rondo in Pontresina, demhöchstgelegenen Kultur- und Kongress-haus der Schweiz, zu Füssen – einedurchaus adäquate Umgebung für densphärischen skandinavischen JazzerJan Garbarek, der hier unter anderemmitdem Perkussionisten Trilok Gurtu zumKonzert aufspielt.Via Maistra 133

TaiswaldSeit über 100 Jahren finden auf einer

idyllischenWaldlichtung inmitten desPontresiner Taiswalds die Kurkonzerteder Camerata Pontresina statt. Das Festi-val da Jazz geniesst hier gleich zweifachesGastrecht: Iiro Rantala ist solo auf demFlügel zu hören, derweil Saxofonist DanielSchnyder und Cellist Mathias Kleiböhmergemeinsam ihre Musik durch denWalderklingen lassen.

KronenhofBevor das Festival im Dracula Club

in St. Moritz seine Heimat fand, wurdenerste Konzertreihen imWeinkeller desGrand-Hotels Kronenhof in Pontresinaorganisiert. Und damals wie heute stetsmit dabei ist Othella Dallas. Die inzwi-schen 92-jährige Tänzerin und Sängerinaus Memphis, Tennessee, darf sichrühmen, bis jetzt an jedem Festival daJazz ein Konzert zum Besten gegeben zuhaben. So erwartet die Festivalbesucherauch dieses Jahr wieder ein Abend vollerSchalk, Swing und Seele.Via Maistra 130; kronenhof.com

Hallenbad, Hotel BärenWer hat noch nie unter der Dusche

gesungen? Bekanntlich verfügen Nass-zellen meist über eine hervorragendeAkustik und lassen selbst unmusikalischeWarmduscher zum Caruso werden. Nichtnur über eine schöne Akustik, sondernauch über ein ebensolches Ambienteverfügt das Hallenbad des Hotels Bären.Und wer könnte einem derart atmosphä-renreichen Ort besser gerecht werden alsder wandelbare Nigel Kennedy? Angekün-digt ist ein Abend im Zeichen von JohannSebastian Bach. Wohin er die Festival-besucher führt, wird sich weisen.Via Maistra 50; hotelbaeren.com

Restaurant Dal MulinEs hat zwar keinen direkten Festival-

bezug, dennoch ist das mitten inSt. Moritz gelegene Restaurant Dal Mulinein idealer Ort für einen kulinarischenAbstecher mit Niveau. Das zum neuenHotspot für gehobene Gastronomie avan-cierte Restaurant verströmt ein demokra-tischesWohlfühl-Ambiente. Die Menu-karte ist übersichtlich, die Gerichte sindalpin ausgerichtet. Ein weiterer Pluspunktist die stattliche Auswahl anWeinen imOffenausschank.Plazza dal Mulin; dalmulin.ch

Igniv by Andreas CaminadaDas Igniv («Nest» auf rätoromanisch)

im Badrutt’s Palace ist nach Bad Ragazdas zweite «Fine-Dining-Sharing-Experi-ence-Nest» des begnadeten Star-KochsAndreas Caminada. Igniv-KüchenchefMarcel Skibba, Ex-Sous-Chef beiCaminada im Schloss-RestaurantSchauenstein, hat sich in St. Moritz aufAnhieb einen Michelin-Stern erkocht.Hier zu essen, ist ein Privileg, das man sichauch ohne Festival-Kontext nicht ent-gehen lassen sollte. Herren erscheinennatürlich im Jackett.Via Serlas 27; igniv.com

Musik, kühle Waldluft und Vogelgezwitscher im Taiswald bei Pontresina.

Unerschrockenespringenvor odernachdemKonzert indenerfrischendkaltenBergsee Lejda Staz.

500 m

St. Moritz t. MoritStDorfDor

St. Moritz BadadadSt. Moritz Badz Bz BSt. Moritz Badz Badadoritz Borit

Hotel Restorant Lej da Staz

Hauser‘s TerraceHauser‘s TerraceHauser‘s TerraceaceHauserHotel HauserHotel HauserHotel HauserHotel HauserHotel Hauserel HausHo

St.-Moritzer-See

Lejda Staz

Sunny Bar Sunny Bar Sunny BSunny B Hotel KulmHotel KulmHotel KulmHotel KulmHotel Kulmel Kulmel Kulmel KulmHotel KulmHotel Kulmel KulmHo el Kulmel Kulmel Kulm

Igniv IgnivIgnivIgniv Ignivby Andreas by Andreasby Andrby Andreas by AndrCaminadaCaminadaCaminada

Restaurant Restaurant Dal MulinDal Mulin

Hallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel BärenHallenbad Hotel B

DraculaDraculaDraculaDraculaDracula’s Ghost Riders Clubs Gho

Hotel Reine VictoriaHotel Reine VictoriaHotel Reine Victoria

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CAMERATA PONTRESINADie Camerata Pontresina spielt bereits seit über 100 Jahren im Taiswald

17. Juni bis 23. September 2018

Pontresina Tourist Information, Engadin St. Moritz, Kongress- und Kulturzentrum, Via Maistra 133, CH-7504 PontresinaT +41 81 838 83 00, F +41 81 838 83 10, [email protected], www.pontresina.ch/camerata

Joseph geniesstHaydns 9. Sinfonie.

Johann spielt aufseiner Zauberflöte. Wolfgang musiziert

für Elise.

Amadeus lauscht derKleinen Nachtmusik.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 21FestivaldaJazz

JetztredetderChefImpresarioChristian Jott Jenny leitet zumelftenMaldasFestival da Jazz.AusdiesemAnlasshabenwir ihmdenberühmtenProust’schenFragebogenunterbreitet, dezenterweitert umeinigemusikalischeZusätze.VonManfredPapst

NZZ amSonntag: Herr Jenny, womöch-ten Sie leben?Christian Jott Jenny:Unterwegs.

Was ist für Sie das vollkommene irdi-sche Glück?

Ihren Fragebogen ausfüllen zudürfen.

Welche Fehler entschuldigen Sie amehesten?

Menschliche Schwächen, wenn sienicht böse gemeint sind.

Was ist für Sie das grösste Unglück?Verlust des eigenen Kindes, vermut-

lich.

Ihre liebsten Romanhelden?Felix Krull, Nina Gluckstein, E. T.

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?Johann Schneider-Ammann.

Ihre Lieblingsheldinnen/-helden in derWirklichkeit?

Gottlieb Duttweiler, Akong Rinpoche,Leonhard Bernstein.

Ihr Lieblingsmaler?GustavMahler.

Ihr Lieblingsautor?Siri.

Ihr Lieblingskomponist?Hm,...., – zumGlück gibt es ein paar.Puccini, Gershwin,Weill, Mozart.

Welche Eigenschaften schätzen sie beieiner Frau ammeisten?

Das andere.

Und bei einemMann?Seine Einfachheit. Heute würdeman

wohl einfach neudeutsch sagen: Reduceto theMax.

Was ist Ihre Lieblingstugend?Menschen erfreuen und überraschen.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?Dito.

Wer oderwas hätten Sie gern seinmögen?

Ein schwarzes Schaf. (Real, nicht aufPlakatwänden).

Ihr Hauptcharakterzug?Spontan, wach, humorvoll.

Was schätzen Sie bei Ihren Freundenammeisten?

Dass sichmich trotzmeinen Fehlernmögen und zumir stehen.

Ihr grösster Fehler?Zu glauben, dass früher alles besser

war.

Ihr Traum vomGlück?Selig, erfüllt undmit derWelt im

Gleichgewicht abzutreten.

Wasmöchten Sie sein?Menschlich, mit Ecken und Kanten.

Ihre Lieblingsfarbe?Sonnengelb.

Ihre Lieblingsblume?Rose.

Ihr Lieblingsvogel?Der Kakadu.

Ihr Lieblingsschriftsteller?Michael Rüegg.

Ihr Lieblingslyriker?Jeremias Dubno.

Ihre Heldin in der Geschichte?Beate Uhse.

Ihre Lieblingsnamen?Arno. Enzo.Martha. Tosca. Ella. Ida.

Willibald.

Was verabscheuen Sie ammeisten?Ungerechtigkeit. Vorsätzlichen Trug.

Welche Reformbewundern Sie ammeisten?

Das Reformhaus.

Welche natürliche Gabemöchten Siebesitzen?

Verstehen, was die Vögel sagen.

Wiemöchten Sie gern sterben?Zack. Bumm. Aus. Dies imWissen,

mitmir, derWelt und ihrenMenschen,mehr oderminder im Reinen zu sein.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?Klar undwach. Dank dem grotten-

schlechten Schwarztee in der DeutschenBahn.

IhrMotto?I do it myway.

Das beste Jazz-Album aller Zeiten?Irgendwo «Kind of Blue» vonMiles

Davis. Fürmich aber auch «Lady inSatin» von Billie Holliday.

Das beste Rock-Album?«Bad».

Diemitreissendste Live-Platte?Horace Silver – «Live at the Village

Gate».

Das beste Cover?Nirvana: «Nevermind». UndWes

Montgomery: «California Dreaming».

Und das blödeste?Keine Ahnung. Habe ich längst weg-

geschmissen.

Das ammeisten überschätzte Konzept-album im Jazz?

Sorry: «The Köln Concert» von KeithJarrett. Konzept hin oder her.

Ihre imaginäre Band imHimmel, natür-lichmit Ihnen als Sänger und Front-man?

Lenny Bernstein, Piano; Hazy Oster-wald, VibrafonundTrompete;MilesDa-vis, gestopfte Trompete; NellaMartinetti,Hintergrundgesang und Risotto; HansMoeckel, Celesta; George Gruntz, präpa-riertes Klavier; JohnWard, Schlagzeug.

Und Ihre gegenwärtige Traumband aufErden?

Dave Grusin, Piano und Arrange-ments, L.A. Dream-Orchestra (Strei-cher), Lee Ritenour, Gitarre, HelgeSchneider, Heimorgel, Stanley Clarke,Bass, Steve Gadd, Schlagzeug.

Wer ist für Sie die liebenswürdigsteKünstlerin in elf Jahren Festival daJazz?

Unser Festival-Mascottchen: die93-jährige NachwuchskünstlerinOthella Dallas. Sie rockt diesen Sommererneut den Kronenhofkeller...

Und die zickigsten Affen?Eliane Elias! Charles Lloyd! Mehr?

Welchen Schuppen halten Sie für denbestenMusikklub in der Schweiz?

Vermutlich dieMühle Hunziken.Und natürlich das legendäre «Africana».Aber das gibt es nichtmehr.

Und auf Erden?Ichmag «Ronnie Scott’s» in London

und das «Village Vanguard» in NewYork.

ZumSchluss:Was ist für Sie diealbernste Frage?

«Machen Sie das beruflich?»

Wie ich sterbenmöchte? Zack. Bumm.Aus. Dies imWissen,mitmir, derWelt unddenMenschen imReinen zu sein.

Christian Jott Jenny, auch bekannt als LeoWundergut, ist Sänger, Schauspieler und Unterhaltungskünstler. (4. 9. 2017)

VER

AHART

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OTO

Christian Jott Jenny

EinMannmit vielenTalentenEr zählt noch keine vierzig Lenze, unddoch hat er schon fast alles erreicht,wovon ein Künstler und Unternehmerträumen kann: Christian Jott Jenny istein erfolgreicher Tenor, Schauspielerund Vorsteher des «Amts für Ideen».Als Sänger hat er die Figur des Gesell-schaftstenors LeoWundergut erfun-den. Seine Bühnenprogramme feiernErfolge. 2007 hat er das Festival daJazz St. Moritz gegründet, als dessenLeiter er seither wirkt. Von Jahr zu Jahrerweitert er es und richtet es künstle-risch auch immer wieder neu aus.Jenny bezeichnet sich als Familien-menschen im Sinn der Mafia. Er hatgern viele Leute um sich. Was Normal-sterblichen bald einmal zu viel wird, istihm gerade recht. (pap.)

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 23FestivaldaJazz

IhreSongsüberlistendieSchwerkraftNorah Joneshatmit ihrerMischungausfederleichtemJazzundsanftemPopeinMillionenpublikumerobert.Am liebstentritt sie in kleinenKlubsauf.VonHanspeterKünzler

Der Erfolg kam aus demNichts und war gewal-tig. 27 Millionen Mal istdas Debütalbum vonNorah Jones verkauftworden. Es hiess «ComeAway With Me» und

machte seinem Titel alle Ehre. Feder-leicht waren die einmal bluesig, einmaljazzig angehauchten Lieder gesponnen.Jones’ Stimme glitt über sie hinweg, alsgäbe es für sie weder Schwerkraft nochHindernisse, die nicht zu überwindenwären. Aus den Liedern sprachen dasFernweh und auch ein Hauch Schmerz.Aber die Stimmung war versöhnlich undabgeklärt.

Ein paar Monate nach dem Schreckenvon 9/11 war es genau der musikalischeBalsam, den die Welt brauchte. Eine jun-ge Frau, 22 Jahre alt, die dem traurigenZeitgeist zum Trotz hoffnungsvoll, ja un-beschwert in die Zukunft blickte. Der Er-folg war ebenso durchschlagend wie un-erwartet. Blue Note, das von Jazz-Ge-schichte nur so triefende Plattenlabel,das «Come Away With Me» verlegte,hatte sich noch nie zuvor mit solchenAuflagezahlen beschäftigen müssen. InJones’ Fahrwasser haben geistesver-wandte Künstler wie Madeleine Peyroux,Melanie Gardot, Jamie Cullum und Gre-

gory Porter, die wie sie jazzige Akkord-folgen mit folkigen und poppigenArrangements verbinden, den Weg in dieCharts gefunden. Sie sei zu jung gewesenfür den Rummel, der damals um ihre Per-son entstanden sei, gestand Norah Jonesunlängst dem englischen «Daily Tele-graph». Bis heute bevorzugt sie kleineKlubs als Auftrittsorte. «Es geschah zuschnell. Es war stressig und verrückt.Plötzlich kennen dich alle und wollenihre Kommentare anbringen. Und dannkommen diejenigen, die dich hassen.»

Norah Jones wurde 1979 in New Yorkgeboren. Sie ist die Tochter der amerika-nischen Konzertproduzentin Sue Jonesund des indischen Sitar-Meisters RaviShankar. Ihre ersten Lebensjahre ver-brachte sie in Brooklyn. Als sich dieEltern sieben Jahre später trennten, zogsie mit der Mutter nach Grapevine imStaate Texas.

Fünf Grammys für den ErstlingAls Teenager und Fan von Billie Holidayund Jeff Buckley sang sie im Kirchen-chor, tat aber auch in Schülerbands mitund gewann zwei Jahre hintereinanderdie Kategorie Jazz-Gesang und einmaldie Kategorie Originalkomposition indem von der renommierten Jazz-Zeit-schrift «Down-Beat» ausgeschriebenen

Studentenmusikerwettbewerb. Nachdem Abschluss ihres Jazz-Klavier-Stu-diums an der Universität von Nordtexasin Denton zog sie nach New York. Der-weil sie ihre Brötchen als Kellnerin imWashington Square Hotel verdiente, fandein Demo-Tape mit drei Songs den Weg indie Chef-Etage von Blue Note Records.Obwohl es den Direktoren keineswegsklar war, wie diese junge Sängerin in ihrklassisch jazziges Programm passte, offe-rierte man ihr einen Vertrag. «ComeAway With Me» wurde für acht Grammysnominiert und gewann deren fünf.

Jazz bleibt ihre grosse LiebeEs sollte durchaus nicht Jones’ einzigerErfolg bleiben. Auch die nächsten Alben,«Feels Like Home» (2004), «Not TooLate» (2007) und «The Fall» (2009),brachten es auf vielfache Millionenaufla-gen. Dabei weigerte sich die Künstlerinstandhaft und erfolgreich, aufzutretenwie ein Pop-Star klassischer Prägung.

Obwohl sie das Scheitern von zwei Be-ziehungen hintereinander mit zwei Al-ben musikalisch zu verarbeiten ver-suchte («The Fall», anschliessend «LittleBroken Hearts», 2012), ist über ihr Privat-leben kaum etwas bekannt. «Ich habemich schlicht nie in eine Situation bege-ben, wo ich die Aufmerksamkeit auf

mich gezogen hätte», erklärte sie demSchreiber dieser Zeilen. «Mein Ding warimmer die Musik und nichts sonst. Manmag sie, oder man mag sie nicht. Nie-mand dreht sich nach mir um, wenn ichdie Strasse hinuntergehe. Vielleicht habeich ja einfach ein Gesicht, das nieman-dem auffällt.»

Auch auf musikalischer Ebene hat sichNorah Jones immer wieder den Schlin-gen eines festgezurrten Images ent-zogen. Die Rekreation eines Everly-Brot-hers-Albums an der Seite des punkigenGreen-Day-Sängers Billie Joe Armstrong(«Foreverly», 2013) passte ebenso wenigins Bild einer imagebewussten Jazz-Sän-gerin wie das feine, folkige Album «NoFools, No Fun» (2014), das sie mit SashaDobson und Catherine Popper aufnahm,oder die Country-Alben mit ihrer Zweit-band Little Willies.

Mit ihrem jüngsten Album, «DayBreaks» (2016), ist sie wieder zu ihrer ers-ten Liebe zurückgekehrt, dem Jazz – undden wird sie mit ihrer Band auch inSt. Moritz kredenzen. «Das Ziel ist immerdas gleiche – Musik zu schaffen, die einenvon den Gedanken befreit», sagt sie. «Indem Moment, wo man sich vergisst,geschehen die schönsten Dinge.»

22. Juli, Dracula Club.

EinpaarMonatenachdemSchreckenvon9/11wardieMusikvonNorah JonesderBalsam, dendieWeltbrauchte.

BachimBad,Gershwin imKlubDerGeigerNigel Kennedy trittzweimal amFestival da Jazz auf. Beiseinem Johann Sebastian BachgewidmetenKonzert imHallenbadheisst der Dresscode: Badezeug.Tags darauf präsentiert er Gershwin.VonManfredPapst

Einen bunteren Hund wird man im Klas-sikbetrieb schwerlich finden. Nigel Ken-nedy gibt sich gern als Punk mit Iroke-senschnitt, bisweilen gar mit rot-blau be-maltem Gesicht: den Farben seines ge-liebten Fussballklubs Aston Villa. Er trittnicht im Frack auf, sondern in Jeans undT-Shirt. Und wenn er am 23.Juli im Hal-lenbad des St. Moritzer Hotels Bären auf-spielt, werden nicht nur er, sondern auchdas Publikum im Badezeug aufkreuzen.So lautet die Vorschrift. Bach steht aufdem Programm. Und zweifellos wirdKennedy wieder Linien vom Barock bisin die Gegenwart ziehen.

Grenzen hat er nie beachtet. Er spieltdie «Jahreszeiten» von Vivaldi, mit denener das erfolgreichste Klassik-Album allerZeiten realisierte, mit der gleichen In-brunst wie Werke von Elgar, von JimiHendrix, den Doors und Miles Davis. Sei-ne polnische Frau hat ihn zudem auf dieosteuropäische Musik gebracht. Nament-

ter der Bühne und versuchte, einen ver-nünftigen Entschluss zu fassen», sagteKennedy dem «Guardian» einmal: «End-lich war ich so betrunken, dass mir dieKonsequenzen egal waren.»

Im Hallenbad tritt Nigel Kennedy solound unverstärkt auf. Ausgehen wird ervon den Sonaten für Violine von JohannSebastian Bach. Mit Überraschungen istindes zu rechnen.

Tags darauf präsentiert der oft als«Teufelsgeiger» apostrophierte Musikermit seiner Band ein Programm, das ganzdem Werk von George Gershwin (1898–1937) gewidmet ist. Obwohl diesergeniale Komponist, ein Kind russisch-jüdischer Immigranten, bloss 38 Jahre altwurde, zählt er zu den grossen Kompo-nisten des 20. Jahrhunderts. Sein Œuvreumfasst nicht nur zahlreiche populäreBroadway-Songs, sondern auch sympho-nische Werke wie beispielsweise die«Rhapsody in Blue» und «Ein Amerikanerin Paris» sowie die Oper «Porgy & Bess»mit den unsterblichen Hits «Summer-time» und «I Got Plenty of Nothin’». «Werwill, kann mich einen klassischen Geigernennen», hat Nigel Kennedy einmal ge-sagt, «ich selbst verstehe mich als jeman-den, der einfach Musik spielt.»

23. Juli, «Bären»; 24. Juli, Dracula Club.

lich Klezmer interessiert ihn seither. DassYehudi Menuhin und Stéphane Grap-pelli, der eine ein Meister der Klassik, derandere einer des Jazz, seine Lehrerwaren, spricht für sich.

Gewiss: Nigel Kennedy ist ein gewief-ter Entertainer. Doch es wäre falsch, ihnauf die Rolle des Clowns zu reduzieren.Ein Lausbub ist er zwar geblieben, auchwenn er die sechzig inzwischen über-schritten hat. Über die Konventionen desMusikbetriebs setzt er sich immer wiederhinweg. Er stellt Bedingungen. Aber deram 28. Dezember 1956 im südenglischenBrighton geborene Musiker ist bei all sei-nen Faxen ein energischer und authenti-scher Künstler. Er glüht. Er brennt. Under verbindet Frechheit und moderne bri-tische Exzentrizität mit solidem Können.Nach seinen frühen Erfolgen hätte er essich leichtmachen und einfach seinkünstlerisches Kapital verwalten kön-nen. Das hat er nicht getan. Er hat immerwieder überrascht, provoziert, bisweilenauch befremdet. Gerade dafür gebührtihm Respekt.

Sechzehn Jahre alt war er, als er an derrenommierten Julliard School of Music inNew York studierte. Damals lud Grappelliihn ein, mit ihm in der Carnegie Hall auf-zutreten. Seine Klassik-Lehrer rieten ab.«Ich sass mit einer Flasche Whiskey hin-

Von der Aushilfskellnerin zum Superstar: Sängerin Norah Jones.

Er spielt Vivaldi und Hendrixmit der gleichen Inbrunst: Nigel Kennedy.

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NZZamSonntag 10. Juni 2018 25FestivaldaJazz

Kinder grosser Musiker, diesich ebenfalls musikalischbetätigen, haben es oftmalsnicht leicht im Leben. Siewerden an den Leistungenund am Charisma ihrer

übermächtigen Eltern gemessen. Amhei-kelsten ist die Sache, wenn sie das glei-che Genre pflegen oder gar das gleicheInstrument spielen.

Es gibt aber auch Fälle, in denen esfunktioniert. Ein besonders schönes Bei-spiel für eine gelungene Zusammen-arbeit von Vater und Sohn ist jenes derschwedischen Gitarristen Ulf und EricWakenius. Sie pflegen eine breite Stilpa-lette. Zu ihrem Repertoire zählen jazzigarrangierte Volkslieder ihrer Heimatebenso wie Beatles-Songs, aber auchHommagen an den Flamenco-VirtuosenPaco de Lucia, an den Keyboarder JoeZawinul, dessen mit dem Jazz-Fusion-Klassiker «Birdland» gedacht wird, undan den Pianisten Esbjörn Svensson, dervor zehn Jahren beimTauchen bei Stock-holm ums Leben kam. Ulf Wakenius hatfür ihn bereits 2008 das Tribute-Album«Love is Real» aufgenommen.

Ulf Wakenius (*1958) und sein SohnEric (*1988) sind traumwandlerischaufeinander eingespielt. Man merkt beijedemTakt, dass es hier nicht umein sel-tenes Familientreffen geht, sondern dass

die beiden Hunderte von gemeinsamenKonzerten absolviert haben.

Ulf Wakenius ist Jazzfans in aller Weltein Begriff, spätestens seit er von 1997 anzehn Jahre im Quartett von Oscar Peter-son mitwirkte. Zuvor, in den 1980ern,hatte er schonmit dem Duo Guitars Un-limited für Furore gesorgt, namentlichals er 1985 den Melody Grand Prix ge-wann. Wenig später begann seine lang-jährige Zusammenarbeit mit dem leiderviel zu früh verstorbenen BassistenNiels-Henning Ørsted Pedersen. Zu wei-terenHöhepunkten in seiner Diskografiezählen die beiden Duo-Alben mit demBassisten Ray Brown, ebenfalls einemlangjährigen Bandmitglied bei OscarPeterson. In den letzten Jahren warWa-kenius viel mit der koreanischen Sänge-rin Youn SunNah unterwegs.

Oscar Peterson hatWakenius als einender grössten Gitarristen seiner Zeit be-zeichnet, und auch illustre Kollegen wiePatMetheny, JohnMcLaughlin und JohnScofield haben ihm Respekt gezollt. WasWakenius als Gitarristen auszeichnet,sind seine virtuose Technik, sein melo-discher Erfindungsreichtum und seinsicheres rhythmisches Gespür.

Ulf kamals ganz jungerMann sowenigvom Jazz herwie Eric. Er begeisterte sichzunächst für Blues undRock, namentlichfür JimiHendrix, JohnnyWinter undEric

Clapton. Erst die Begegnung mit JohnMcLaughlins Mahavishnu Orchestra,einer Kultband der 1970er Jahre, brachteihn in Richtung Jazz; «Inner MountingFlame» und «Birds of Fire»wurden Lieb-lingsplatten. Auch sein Sohn hat rechtandere Stilelemente in die Zusammen-arbeit eingebracht. Er wuchs mit derRock- und Popmusik der neunziger undnuller Jahre auf und lebte längere Zeit alsMusiker in Los Angeles. Damals spielteer noch elektrische Gitarre; erst späterentdeckte er den Klangreichtum desakustischen Instruments.Zur Einstimmung auf das Konzert in

St. Moritz eignet sich das Duo-Album

«Father & Son» (Act Records)besondersgut. Es enthält unter anderemden gleich-namigen Song von Cat Stevens, auf demEric sogar singt. Berückend ist des Wei-teren eine schwedische Ballade.

Überhaupt: die Balladen! Sie sind in-zwischen einMarkenzeichen vonUlfWa-kenius,während er in seinen jungen Jah-ren gern den Formel-1-Gitarrero gab. «Esstimmt, dass ich in erster Linie Balladen-spieler bin», sagte er in einem Interviewmit «Jazz-Dimensions», «aber dorthinhabe ichmich über die Jahre entwickelt.Natürlich habe ich das von Oscar Peter-son undKeith Jarrett aufgegriffen: Jarrettspielt und schreibt phantastische Balla-den, er legt jeden Ton auf die Goldwaage.Bei Peterson ist es ebenso.»

Natürlich findet Wakenius die techni-sche Beherrschung des Instrumentswichtig. Aber sie darf nicht zum Selbst-zweckwerden. Es geht ihmdarum, etwasauszudrücken, und er sagt dasmit einemSatz, den schon der Saxofonist Stan Getzverwendete, als er einen jungen Turbo-Spieler hörte: «Kannst du auf deinemInstrument auch eine Geschichte erzäh-len?» Im Übrigen denkt er, dass es wich-tiger ist, auf der Bühne zu stehen als imSeminar zu sitzen. Recht hat er!

25. 7., Dracula Club. Doppelkonzert mitGrégoryMaret und Edmar Castañeda.

WennderVatermitdemSohne

Eric (links) und UlfWakenius haben Hunderte von Konzerten gespielt.

Diebeiden schwedischeGitarristenUlf undEricWakenius spielenherrlichenKammerjazz.VonManfredPapst

Natürlich ist dietechnischeBeherrschungdesInstrumentswichtig.Aber sie darf nicht zumSelbstzweckwerden.

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26 NZZamSonntag 10. Juni 2018FestivaldaJazz

St.Moritz2017:EinJahrwiekeinanderesVoreinemJahrkonntedasFestival daJazz seinZehn-Jahre-Jubiläumfeiern. Eswar ein grossartigerErfolg. EinigeBildersollenandasdenkwürdigeEreigniserinnern

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Ticketswww.festivaldajazz.chtelefonisch über Ticketino0900 441 441(1 Fr./Min. Festnetztarif)sowie in allen Filialen der SchweizerischenPost mit Ticketvorverkaufund in St. Moritz: Tourist InformationPontresina: Hotel Walther

Dracula ClubDracula’s Ghost Riders ClubPlazza Gunter Sachs, 7500 St. MoritzTüröffnung 20.15 UhrKonzertbeginn 21 UhrEintritt 90 Fr. / 175 Fr.(exkl. Ticketinggebühr)Studenten und Lehrlinge bis 25 Jahreerhalten an der Abendkasse Tickets zu50 Fr. (nach Verfügbarkeit).Die Plätze sind nicht nummeriert.

Brasserie Dracula18 bis 20.45 UhrTerrassen-Bar Dracula19.15 UhrSpeisen im Restaurant ist nur in Kombina-tion mit einem Konzertbesuch möglich.

Sunny Bar, Hotel KulmVia Veglia 18, 7500 St. MoritzKonzertbeginn 23.30 UhrEintritt frei

Hauser’s TerrasseHauser’s HotelVia Traunter Plazzas 7,7500 St. MoritzApéro-Konzerte:Mittwoch bis Freitag 17 bis 19 UhrBrunch:Sonntag 10 bis 13 UhrEintritt frei

Pictures in TownSt. Moritz Dorf5. Juli bis 5. August

Fürweitere Informationenwww.festivaldajazz.ch

Tickets,Spielorte,Adressen

Meister trifft Nachwuchs: Chick Coreamit Joey Alexander undMichel Camilo. Der Pate ist gelandet: Cantautore Paolo Conte bei seiner Ankunft in Samaden.

Hiromi amKlavier: Hingabe undekstatische Spielfreude.

Gigant in den Bergen: Herbie Hancockspielt solo.

Cooler geht es nicht: Fourplay tretenim intimen Rahmen auf.

Das Kader-Teamdes Festivals. In derMitte und im Pelz: Christian Jott Jenny.Luftsprünge: Jamie Cullumbei seinemAufritt aufMuottasMuragl.

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Ausgelassene Stimmung in der Rhätischen Bahn: Die Rad Trads fahren nach Poschiavo.

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Festival da JazzSt. Moritz5 July – 5 August 2018

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