ix. jahresbericht (1909) der vogelwarte rossitten der deutschen ornithologischen gesellschaft

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581 IX. Jahresbcricht (1909) dcr Yogelwarte RosMtten tier Deutschen 0rnithologischen Gesellschaft. Yon Dr. J. Thienemann. 1. AIIgemeiner Teii. Die Vogelwarte befindet sich in dem neuen Geb~tude, dessen Abnahme durch den KSniglichen Kreisbauinspektor von Memel am 16 August erfolgte, recht wohl, bis auf das Bescbrfinkt sein im Raum. Die Schr~nke und Regale sind gefiillt; waren bereits beim Ein- zuge ziemlich besetzt. Ein regelrechtes Sammeln kann nicht stattfinden. Und doch ist es notwendig auf einer speziell der Ornithologie dienenden Station die Vogelarten nicht etwa in je zwei Vertretern zusammenzubringen, sondern wenn es not- wendig erscheint in allen Kleidern, die man kennt, ferner neben den heimischen BratvSgeln Stichproben aus den ziehenden Vogel- scharen yon Beginn, Mitte und Ende der Zugperioden zu sammeln, weiter Vertreter yon solchen Arten aufzustellen, die plStzlich in grofsen Massen erscheinen und yon weit her gekommen sind, und dergl, mehr. Auch leere Wandfl~tchen werden im Sammlungs- raume recht vermffst, um vorhandene Zugkarten und Tafeln auf- zuh~ngen. Fiir die zurfickgelieferten RingvSgel batte ich mir ein grofses Schrankfacb gewfihlt; jetzt kSnnte ich bereits drei besetzen. Da stehen verschiedene MSvenarten und Kr~ben, die a]s kleine halbbefiederte Junge den Ring erhielten, jetzt als alte mehrere Jahre z~blende VSgel in den verschiedenstea Gefiederentwicke- lungen mit genauer Altersangabe, Storchbeine und Ringe aus Afrika serienweise, ja ein ganzer Ringstorch aus diesem Erdteile, Tafeln mit darauf befestigten Ringen und vermerkten Herkunfts- orten und anderes mehr --aber alles sehr gedrangt und zu wenig iibersichtlich. Die Liste der neu gesammelten Objekte findet sich am Schlusse dieses Berichtes. Der Besuch des Museums war sehr gut. Dreiundvierzig Seiten im Fremdenbuche sind mit Namen aus dem Jahre 1909 bedeckt. Darunter mehrfach Schulen und Vereine. 1908 waren es 32 Seiten. Dabei schreiben sich bei weitem nicht alle Be- sucher ein. Am 12. September wurde der Station die Ehre zu teil, ihren GSnner uud FSrderer, Seine Exzellenz Herrn Staatsminister yon M oltke zu empfangen, der in Begleitung des Herrn Oberforst- meisters Boy zur Elchjagd in Rossitten weilte. Vom Landwirt- schaftsministerium in Berlin war am 23. Juni Herr Oberland- forstmeister Wesener hier anwesend und besuchte die Station; yon der KSniglichen Regierung in KSnigsberg Herr Regierungs- pr~.sident yon Werder. Herr Geheimrat Prof. Dr. Braun, der ais Vertreter des Ministeriums der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten nunmehr dem Kuratorium der Vogel- warte angehfirt, weilte im Laufe des August wieder mehrere Tage

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Page 1: IX. Jahresbericht (1909) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

581

IX. Jahresbcr i ch t (1909) dcr Yogelwarte RosMtten tier Deutschen 0rni thologischen Gesellschaft.

Yon Dr. J . Th i enemann .

1. AIIgemeiner Teii. Die Vogelwarte befindet sich in dem neuen Geb~tude, dessen

Abnahme durch den KSniglichen Kreisbauinspektor von Memel am 16 August erfolgte, recht wohl, bis auf das Bescbrfinkt sein im Raum. Die Schr~nke und Regale sind gefiillt; waren bereits beim Ein- zuge ziemlich besetzt. Ein regelrechtes Sammeln kann nicht stattfinden. Und doch ist es notwendig auf einer speziell der Ornithologie dienenden Station die Vogelarten nicht etwa in je zwei Vertretern zusammenzubringen, sondern wenn es not- wendig erscheint in allen Kleidern, die man kennt, ferner neben den heimischen BratvSgeln Stichproben aus den ziehenden Vogel- scharen yon Beginn, Mitte und Ende der Zugperioden zu sammeln, weiter Vertreter yon solchen Arten aufzustellen, die plStzlich in grofsen Massen erscheinen und yon weit her gekommen sind, und dergl, mehr. Auch leere Wandfl~tchen werden im Sammlungs- raume recht vermffst, um vorhandene Zugkarten und Tafeln auf- zuh~ngen. Fiir die zurfickgelieferten RingvSgel batte ich mir ein grofses Schrankfacb gewfihlt; jetzt kSnnte ich bereits drei besetzen. Da stehen verschiedene MSvenarten und Kr~ben, die a]s kleine halbbefiederte Junge den Ring erhielten, jetzt als alte mehrere Jahre z~blende VSgel in den verschiedenstea Gefiederentwicke- lungen mit genauer Altersangabe, Storchbeine und Ringe aus Afrika serienweise, ja ein ganzer Ringstorch aus diesem Erdteile, Tafeln mit darauf befestigten Ringen und vermerkten Herkunfts- orten und anderes mehr - - a b e r alles sehr gedrangt und zu wenig iibersichtlich. Die Liste der neu gesammelten Objekte findet sich am Schlusse dieses Berichtes.

Der Besuch des Museums war sehr gut. Dreiundvierzig Seiten im Fremdenbuche sind mit Namen aus dem Jahre 1909 bedeckt. Darunter mehrfach Schulen und Vereine. 1908 waren es 32 Seiten. Dabei schreiben sich bei weitem nicht alle Be- sucher ein.

Am 12. September wurde der Station die Ehre zu teil, ihren GSnner uud FSrderer, Seine Exzellenz Herrn Staatsminister yon M o l t k e zu empfangen, der in Begleitung des Herrn Oberforst- meisters Boy zur Elchjagd in Rossitten weilte. Vom Landwirt- schaftsministerium in Berlin war am 23. Juni Herr Oberland- forstmeister Wesene r hier anwesend und besuchte die Station; yon der KSniglichen Regierung in KSnigsberg Herr Regierungs- pr~.sident yon Werder . Herr Geheimrat Prof. Dr. B r a u n , der ais Vertreter des Ministeriums der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten nunmehr dem Kuratorium der Vogel- warte angehfirt, weilte im Laufe des August wieder mehrere Tage

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532 J. Thienemann :

in Rossitten. In seiner Begleitung befand sich Herr Lehrer A l f k e n aus Bremen, um im Auftrage der Physikalisch-Okono- mischen Gesellschaft in KSnigsberg in der Umgebung yon Rossitten Hymenopteren zu sammeln.

Die getreuen Vogelwartenfreunde, die Herren Assessor T i s c h l e r , Rittergutsbesitzer E. U l m e r und Th. Z i m m e r m a n n waren wieder mehrfach in Rossitten anwesend.

W~hrend der Unterzeichnete zu den Zugzeiten in ,,Ulmen- horst" wohnte, entwickelte sich dort zuweilen ein reges wissen- schaftliches Leben. Der zweite Assistent vom zoologischen Museum in KSnigsberg, Herr Dr. A. Dampf , war 8 Tage da, um Vogel- parasiten, besonders Helminthen, zu sammeln. Es ist notwendig, dafs diese zarten, leicht vergs GeschSpfe sofort nach dem Erlegen ihrer Wirte aufgesucht werden. Dazu bietet der Aufent- halt in Ulmenhorst die beste Gelegenheit. Herr Dr. D a m p f wohnte 8 Tage mit in der Diinenhtitte, mufste allerdings in der ,,Ktiche" schlafen, konnte aber mit reicher Beute abziehen.

Herr Privatdozent Dr. G. B r a u n aus Berlin benutzte Ulmenhorst als Stiitzpunkt bei seinen umfangreichen Diinenstudien. Herr Max S t e c k e l aus Kiinigshfitte in Schlesien war als photo- graphischer Mitarbeiter an dem M e e r w a r t h ' s c h e n Werke: ,,Lebendsbilder aus der Tierwelt" anwesend~ um freilebende Viigel zu photographieren. Es ist ibm auch unter anderem gelungen einen vorbeiziehenden Seeadler auf die Platte zu bringen. Leider zu klein! Zum Tell recht gute Bilder sind aber entstanden.

Herr Dr. yon W ich d o r f f yon der Kiiniglichen Geologischen Landesanstalt Berlin hatte auf der Kurischen Nehrung geologische Untersuchungen anzustellen und suchte ebenfaUs Ulmenhorst auf. Dais mehrfach Herren eintrafen, um den Vogelzug aus eigener hnschauung kennen zu lernen und Studien zu machen, verdient welter Erw~hnung.

Dem Verfasser war es eine Freude, allen den Besuchern, die mit ernstem Streben hierherkamen, soweit es in seinen schwachen Krii.ften stand behilfiich zu sein. Es machte oft den Eindruck, als ob die Errichtung der weltvergessenen Dtinenhtitte Ulmenhorst, in unverfitlschter Natur auf einem interessanten Sttickchen Erde gelegen, einem vorhandenen Bedtirfnisse ab- geholfen hiitte, und dankbar haben wir oft des gtitigen stirrers, Herrn U l m e r s , gedacht. Die ringsherum angefianzten Ulmen scheinen trotz des magern Sandbodens gut zu gedeihen.

An die Bibliothek haben folgende Autoren, der Zeitfolge nach aufgeftihrt, Schriften eingeschickt:

H. Hocke-Berlin. J. H. Gurney-Keswick Hall. Rud. Zimmermann-Rochl i tz i./S. Dr. le Roi-Bonn. Pastor Dr. Lindner-Quedlinburg. H. Scherren-London.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossit~n. 588

Assessor Tischler-Heilsberg Ostpr. Dr, H euss ftir den internationalen Frauenbund fiirVogelschutz. Dr. A u g u s t Thienemann-Miins ter i./Westf. Dr. J. Th. Oudemans-Amsterdam. Prof. Dr. A. Jacobi-Dresden. O t t o G r a f Zed l i t z -T r i i t z s ch l e r -Schw en t n i g am

Zobten Schl. Dr. H. Weigold-Helgoland. Ot to Natorp-Myslowitz.. J. L. Bonhote-London. Pfarrer G. Clodius- Camin. H e r l u f Winge- Kopenhagen. J akob S chenk-Budapest . H. Chr. C. Mortensen-Viborg. Sanit~tsrat Dr. Hilbert-Sensburg. Dr. R i c h a r d Biedermann-Imhoof . P. Wasmuth-RevaL R. Voigt l~nder 's Verlag-Leipzig. Dr. O. Rabes-Halle an der Saale. Dr. A. D a rn p f- K5nigsberg i./Pr. Geheimrat Professor Dr. M. Braun-KSnigsberg i./Pr. Professor R. Poncy-Genf. Dr. O. Heinroth-Berlin. Prof. Dr. H. Conventz-Danzig. Prof. Dr. E. R0ssler-Zagreb. Dr. K. M. Levander-Helsingfors. Reg. Rat Prof. Dr. G. R0rig-Grofs-Lichterfelde-Berlin. Victor R i t t e r yon Tschus i zu Schmidhoffen-Hal le in . Dr. H. Schl ieper-Ber l in . Frau M. Heinroth-Berl in . H. F. Witherby-London. B. Henn eber g-Giefsen. W. Hennemalan-Werdohl. Geheimrat Prof. Dr. F r anz E i l h a r d Schulze-Berl in . Departement of Agriculture, Pretoria-Transvaal. (South

African Central Locust Bureau Pretoria, South hfrika.) G iuseppe Monzo-Salerno. W. R. Ogi lvie Grant-London. (Bulletin of the British

Ornithologists' Club.) F. E. Stoll-Riga. Justizrat K o I lib a y- Neifse. W. Ha gen-Liibeek. Dr. H. Fischer-Sigwart-Zofingen. v o n P f a n n e n b e r g (Hiittenvogel)-Gotba. H a r a l d Baron Loudon-Lisden. Prof. Dr. M. Braefs-Dresden. Prof. Dr. F. A. Forel-Morges. Wal te r M arcuse-London.

Jcum. f. Ore. LYIII. jal~g. J~li 1910. 35

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534 J. Thienemann:

Allen den Herren soll an dieser Stelle verbindlichster Dank ausgesprochen werden.

Bemerkenswert ist eine Reise nach Helgoland, die der Ver- fasser in diesem Jahre unternehmen konnte. Es war schon IKngst sein Wunsch, mit der dortigen KSniglichen Biologischen Anstalt in persSnliche Verhindung zu treten, zumal seitdem durch Dr. Weigo ld die Ornithologie auf jener Insel wieder zu Ehren ge- bracht wird. Auf Fiirsprache des Herrn Geheimrat B r a u n und durch Vermittelung des Herrn UniversitKts-Kurators Exzellenz y o n W i n d h e i m bewilligte der Herr Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten die nStigen Mittel, und so konnte ich am 24. September abfahren, um am 16. Ok- tober zuriickzukehren, Es iiberlief reich eine Art heiliger Schauder, als ich den klassischen Boden Helgolands betrat, und wenn auch der Vogelzug bei den anhaltenden sfidlichen und siid- westlichen Winden nicht in der flotten Weise vor sich ging, wie wir's gewiinscht h~tten, so habe ich docb dort viel gelernt, habe aurserdem eine grofsartige Vogelzugsnacht auf dem Leucht- turme mit erlebt und kann mir nach dem selbst Gesehenen, nacb den pers6nlichen Verhandhmgen mit Dr. W e i g o l d und nach dem Umgange mit den alten gewitzigten Helgol~nder Vogel- f~ngern wohl ein Bild von dem dortigen Vogelleben machen.

Das mufs unbedingt ausgesprochen werden: Heigoland und Rossitten sind in Bezug auf ihre Vogelzugserscheinungen ganz verschieden zu bewerten.

R o s s i t t e n liegt mitten in einer viel besuchten Zugstrafse, auf der w~hrend der Zugperioden, besonders im Herbste, wochen- ja monatelang, bei halbwegs gfinstigem Wetter tagt~glich grofse Scharen yon V6geln in mehr oder weniger geschlossener Ketten- form in bequemster SichthShe dahinwandern. H e l g o l a n d da- gegen ist -- , ja es f~llt schwer, den richtigen Ausdruck zu finden. Raststation kann man nicht sagen, denn darunter versteht man ftir gewShnlich ein Gelande, das yon den VSgela gern aufgesucht wird, weil es ihnen passende Unterkunfts'orte und reichliche Nahrung bietet. Beides trifft fiir Helgoland nicht zu. Dort miissen die Waldschnepfen mit FelslSchern und die Drosseln mit Steinvorspriingen als Ruhepl~tze fiirlieb nehmen. Und Futter? Wenn die VSgel dick und feist auf der Insel ankommen, so sind sie nach ein bis zwei Tagen schon sehr abgemagert und werden von den Helgol~nder ,Feinschmeekern" nicht mehr gern gegessen. Manche Vogelarten verhungern direkt. Den zugereisten Menschen ergeht es ja ebenso, wenn sie nicht cinen ganz abnorm grofsen Geldbeutei mitbringen. Also als Raststation in dem landsl~iufigen Sinne kann man die kleine Insel nicht bezeichnen. Helgoland ist ein Punkt, der bei dem Zusammentreffen yon ganz bestimmten meteorologischen Erscheinungen von manchen Vogelarten in bei- spielloser Massenhaftigkeit aufgesueht wird. Das Vogelleben drangt sieh dort auf einzelne Tage, ja auf Stunden zusammen,

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossittom 535

um dann unter UmstKnden einer wochenlangen ()de und Leere Platz zu machen. Ich werde dabei den Eindruck eines gewissen Zwanges (Leuchtturm) nicht los. Das steht ohne Zweifel fest, dafs in der N~ihe yon ttelgoland viel besuchte Zugstrafsen vor- iiberfiihren, denn wenn das passende ,,Vogelwetter" eintritt, dann sind die gefiederten Schaaren innerhalb einer Stunde da. Das eine hat ttelgoland unbedingt vor Rossitten voraus: Das verhKltnis- miifsig h~iufige Auftreten von Seltenheiten. Dabei sind in Be- tracht zu ziehen die grofse 0bersichtlichkeit der Insel nnd das Aufpassen der Leute. Dort kann so leicht nichts unbemerkt durchziehen. Wenn z. B. an der entferntesten Ecke der HelgolKnder Klippe eine Holztaube sich niedergelassen hat, oder wohl gar geschossen worden ist, so weirs das innerhalb einer halben Stunde die ganze Insel, und alle machen eine Schluckbewegung, um das Wasser loszuwerden, das ihnen im Munde zusammengelaufen ist.

Gerade weil Helgoland und Rossitten in ihren Vogelzugs- erscheinungen so verschiedenartig gestaltet sind, gerade deshalb ist es wichtig, dais auf b e i d e n Stationen regelm~ifsige Beob- achtungen angestellt werden, um Vergleiche ziehen zu k5nnen. MSchte es doch gelingen, auf der KSnigl. Biologischen Anstalt auf Helgoland eine st~tndige Stelle fiir einen Ornithologen zu schaffen, und mSchte dann die alte Vogelwarte Helgoland, nach der die Vogelwarte Rossitten erst benannt worden ist, in ihrer frtiheren Bliite wieder erstehen.

Zum Scblufs will ich nicht vers~iumen, dem Direktor der KSnig!ichen Biologischen Anstalt, Herrn Prof. D r. H e i n c k e ftir das freundliche Entgegenkommen zu danken, das er mir wiihrend meines Aufenthaltes auf der Insel stets gezeigt hat. Das grSfste Verstiindnis offenbarte er ffir unsere Bestrebungen. Es war eine Lust mit ihm'tiber die Beringungsversuche zu verhandeln, die durch seine gtitige Unterstfitzung sofort yon Herrn Dr. W e igo ld begonnen werden konnten. Ebenso gebtihrt Herrn Dr. W e i g o l d mein aufrichtigster Dank. Wie manchen Gang hat er machen mtissen um mir vor meiner hnkunft die Wege zu ebnen. Und wie schiin war alles geregelt! Wie viele Stunden seiner freien Zeit hat er mir geopfert! Wie viel hat er mir yon seinen Erfahrungen berichtet! Vielen Dank!

Es ist ein giinstiges und eigenartiges Zusammentreffen, dais jetzt nicht nur in Helgoland das Streben rege wird, eine Vogeiwarte zu grtinden, sondern zugleich auch an zwei anderen weitab gelegenen Punkten: in Riga und in Algier. An dem ersten Punkte hat der Naturforscher-Verein in Riga die hngelegenheit in die Hand genommen, in hlgier die Socidtd d'Histoire Naturelle de l'Afrique du Nord .

Der Unterzeichnete ist bereits um t~insendung der Satzungen und der Gesch~iftsordnung der Rossittener hnstalt so wie um Abgabe yon Gutachten gebeten worden. Die Vogelwarte Rossitten wiinscht diesen Unternehmungen den besten gedeihlichen Fortgang, und

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ieh glaube in diesem Wunsehe vereinigen sich alle Ornithologen Deutschlands. Man denke sich an der afrikanischen Kttste eine ornithologische Station entstehen, die an jener viel benutzten Vogel- Zugstrarse nicht nur regelmiis wissensehaftliche Forschunen treibt, sondern auch der dort iibligen Massenerbeutung yon Vfgeln aufkl~trend entgegenarbeitet; -- w~re das nicht yon unsehiitzbarem Wertel

Eine zweite Tour uuternahm der Unterzeichnete in Begleitung yon Herrn Assessor Tischler und Herrn Rittergutsbesitzer E. Ulmer nach den sogenannten Anlandungen des KSnigsberger Seekanales. Es ist das ein weites Stiick neues Land, das durch Ausbaggern der Fahrrinne zwischen KSnigsberg und Pillau ent- standen ist. BRume, Buschwerk, Grasfl~ichen Rohrbestiinde sind nach und nach auf diesem Geliinde gewachsen, und es sollte nun real festgesteltt werden, wie es mit der Vogelwelt dort steht? Da das vorhandene Buschwerk sich fast aussehliefslich aus Erlen und Weiden zusammensetzt, so war yon Kleiuvogelleben nicht besonders viel zu merken. Aber das konnte mit Sicherheit fest- gestellt werden, darn dieses Land des flachen, teils sandigen teils berasten Strandes wegen ausgezeichnete BrutplRtze fiir MSwen, Seeschwalben und nile mSglichen StrandvSgeI bietet. Die Flufs- seeschwalbe wurde bereits briitend dort angetroffen, auch eine kleine Kolonie der seltenen Z w e r g s e e s c h w a I b e, eine der wenigen, vielleicht eine einzige in Ostpreufsen. SturmmSwen trieben sich mitten in der Brutzeit dort umher, kleine Gesellschaften yon Kampfl~tufern waren als BrutvSgel vorhanden. Es ist dis schSnste Gelegenheit geboten dort eine Freistiitte f~r 8eevSgel zu griinden. Nimmt man dazu noch bei den sich notwendig machenden Anpflanzungen Rttcksicht auf die Kleinvogelwelt, indem man passendes Strauchwerk z. B. Wildrose, Weifsdorn, verschiedene Ribesarten, Rotbuche, Fichten, Hollunder u. a. w~hlt, so k5nnen dort auf diesen ausgedehnten Fliichen See- und Strand- v5gel, sowie zarte Singv5gel in gr5rster 8icherheit dem Brut- gesch~fte obliegen und ihren Bestand vermehren, denn es kommt als hSchst giinstiges Moment hinzu, dafs das fragliche Geliinde zu Furs nicht zu erreichen ist, nur per Kahn. So werden also Haar- raubzeug und st5rende Menschen fern gehalten. Nur gentigende Aufsicht mufs da sein. Ohne die Anstellung eines Wiirters w~thrend der Brutzeit wird's wohl kaum abgehen, genau wie auf den mannigfachen Vogelfreistiitten an der Nordsee. Dabei kann dieJagdin verstiindiger und schonender Weisegetrostaufdem betreffenden Gebiete ausgeiibt werden, ja es daft sogar wenn erst grorse M5wenko[onien entstanden sein sollten, die Eiernutzung eingefiihrt werden. Alles das vertriigt sich, es tours nur richtig und sachgemRfs betrieben werden. Jeder kann's nicht.

Es sind tibrigens bereits Schritte gethan, die fraglichen LRndereien dem Vogelsehutze dienstbar zu machen. Hoffentlich gelingt es, dort eine Vogelfreist~tte zu griinden. Das wiire dann

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IX. Jahresbeficht der Vogelwarto Roseitten. 537

die erste an den 5stlichen Teilen der Ostsee, w~thrend man an der l~ordsee solche Einrichtungen schon Hingst mit geradezu grofs- artigem Erfolge getroffen hat. - -

Von freundlichen Zuwendungen ftir die Anstalt ist zu erw~ihnen, dafs Herr Kommerzienrat de N e u f v i l l e aus Frankfurt a. M. 27,50 M. ftir die Ausstattung yon Ulmenhorst gestiftet hat. Herr Prof. K. S t o r c h yon der Kunstakademie in Kiinigsberg hat die Zeichnung zu einer passenden geschmackvollen Vignette fiir die Vogelwarte entworfen, die auf Briefbogen und anderen Schrift- stiicken der Anstalt zur Verwendung kommt; aufserdem hat der genannte Herr oft genug dem Unterzeichneten mit Rat und Tat beigestanden, wenn es gait, etwas auszufiihren, wobei dem ktinst- lerischen Geschmacke Rechnung zu tragen war.

Herr Geheimrat Prof. Dr. A s s m a n n vom Kiiniglichen Aero- nautischen Observatorium in Lindenberg ist der Vogelwarte insofern ~iufserst gef~illig gewesen, dare er eine Handwinde zum Steigenlassen yon Kastendrachen leihweise hierher schickte und auch zwei Drachen besorgte. Es soil versucht werden~ mit diesen Instrumenten Versuche fiber die Hiihe des Vogelzuges zu machen.

Allen den Herren im Namen der hnstalt verbindlichsten Dank!

Im vergangenen Jahre hat die Vogelwarte dutch freundliche Vermittlung des Herrn Geheimrat B r a u n den frei It. Avers-Stempel erhalten, den der Unterzeichnete in seiner Eigenschaft ale Univer- sit~tsbeamter zu fiihren hat.

Zum Schlufs will ich noch meines alten bewiihrten Kr~hen- und Raubvogelfiingers F a l k gedenken, der im vergangenen Jahre mit noch 4 Bootinsassen in der See beim Fischen ertrunken ist. Die Rossittener sind ein wagehalsiges Viilkchen. In leichten, gebrechlichen Fahrzeugen segeln sie zum Dorschfange meilen- weit hinaus aufs Meet, da kommt pliitzlich Sturm auf, sie eilen zurtick, die Brandung ist inzwischen schon zu stark geworden, und auf dem ersten oder zweiten Rifle schliigt so eine Nufsschale urn, und drei oder vier Familienv~ter sind in den Wellen begraben. Das ist Fatum, durchaus nicht abschreckend ftir die anderen; es hat so sollen sein. Mein Freund trank aller- dings ttichtig Schnaps - - n u n das gehiirt hier so zum guten Tone - - er prtigelte auch seine Frau o r d e n t l i c h - vielleicht ist das manchmal notwendig gewesen - - aber er verstand so schiin Viigel zu fangen, hatte so scharfe Augen, konnte so hiibsch er- z~hlen, war iiberhaupt ein guter Kerl. Wie oft habe ich mit ibm in der Fangbude gesessen. Er war es, der mir in einer Stunde einige Neunzig Nebelkrahen ring, die ich mit Ring versehen auf- lassen konnte; fast alle aufgestiegenen Ringkriihen und Raubviigel, die so hiibsche Resultate gebracht haben, stammen aus seinem geschickt aufgestellten Netze; er war auch dabei, ale uns an einem Morgen 6 Seeadler an der Hiitte besuchten. MSgen ihm Ruhe und Frieden beschieden seinl

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588 J. Thienemann:

II. Wissenschaftlicher Tell. Die yon Ti s c h l e r , U l m e r und Z i m m e r m a n n stammenden

b~otizen, ffir deren freundliche Einsendung den drei Herren ver- bindlichster Dank gebfihrt, sind mit den Anfangsbuchstaben (T.), (U.) und (Z.) unterzeichnet, hlle Beobachtuagen yon T i s c h l e r , bei denen nichts besonderes bemerkt ist, beziehen sich auf B a r t e n s t e i n , speziell auf die Umgebung yon L o s g e h n e n .

Die Beobachtungen yon Ulmenhorst si.n.d wieder im Zu- sammenhange dargestellt worden, um einen Uberblick fiber die Zugperioden zu geben. Besonders bemerkenswerte Erscheinungen, z. B. Ztige yon Spechten, Kreuzschniibeln u. a. babe ich bei Be- handlung der betreffenden Species angeffihrt. Nachrichten fiber die Witterung suche man aufser in den Ulmenhorst-Abschnitten noch unter den Notizen fiber die Kriihen. Sollte der verehrte Leser Lficken in den Beobachtungen entdecken, und es sind deren leider scar viele vorhanden, so mSge er das freu,dlichst damit entschuldigen, dais der Unterzeichnete mehr wie ihm lieb ist an den Schreibtisch gefesselt ist. Die hrbeiten der Vogelwarte haben sich im Laufe der Jahre stark vermehrt; wean man sich nut nach dem Stations-Postbuche richtet, dann mSchte man sagen verdrei- odervervierfacht. ImJahre 1901 schlofs ich mit 505Journal- nummern und einem daffir gezahlten Porto yon 44,11 M. ab. In diesem Jahre werden es gegen 1800 Journalnummern mit fiber 200 M. Porto. Da gibt es ffir eine einzehm Person mancherlei im Zimmer zu tun, und die V6gel treiben unterdessen draufsen was sie wollen.

Aufzeichnungen.

Uria troille (L.) Trottellumme.

14. J a n u a r . Yon Cranz wird eine Trottellumme Uria troille (L.) o ~ im Winterkleide eingeliefert. D i e s e Art is t ftir die N e h r u n g , ja ffir O s t p r e u f s e n neu.

Urinator arcticus (L.) Polartaucher.

W. Techler in Szameitschen erhielt l Sttick am 26. Mai you Pruschitten bei Demm~sdorf (Kreis Gumbinnen). (T.)

Ceynova (Hela): 1. Mai SW. Einzelne auf dem grofsen See. (Z.)

CoZymbus cristatus L. Haubensteifsfufs.

B a r t e n s t e i n : 8. Apr i l : viele auf dem See. 16. Mai: Ein abnormes Stfick gesehen, das his auf den

dunkeln Kragen weifslich ist; halt sich w~hrend der Brutzeit dauernd auf dem See auf; ist mit normalem Sttick gepaart.

Nest mit 4 Eiern gefunden. 27. S e p t e m b e r : Grofse Flfigo auf dem See.

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IX. Jabresbericht der Vogelwarte Rossitten. 539

7. N o v e m b e r : Noch einige gesehen, desgleichen am 8. No- vember.

14. November: Den letzten beobachtet. (T.)

Colymbus grisegena Bodd. Rothalssteifsfufs. B a r t e n s t e i n : 10. Apr i l : Ein Paar auf dem See. 12. April: Mehrere gesehen. 9. Mai: Noch 1 Stack auf dem See, dann verschwundea. (T.)

Colymbus nigricollis (Brehm.) Schwarzhalssteifsfufs. 5. Mai: Die Taucher auf dem Bruche b. Rossittea haben

noch keine Nester gebaut bei diesem sp~ten Friihjahre. 10. Jun i : Junge auf dem Bruche; schon mehrere Tage alt.

Colymbus nigricans Scop. Zwergsteifsfufs. B a r t e n s t e i n : 25. S e p t e m b e r : Am See gehSrt. 28. O k t o b e r : 2 Stack auf dem See beobachtet. (T.)

Stercorurius parasiticus (L.) ScbmarotzerraubmSve. Bei Ceynova (Hela) 5fter beobachtet unter den Miiven-

scharen. (Z.)

Larus [uscus L. HeringsmSve. Zarus canus L. SturmmSve.

.Larus ridibundus L. Lachm5ve. 30. M~irz: Zum ersten Male L a c h m S v e n fiber dem Bruche

b. Rossitten, der noch ganz mit Eis bedeckt ist. 12. Apri l : Es sind einige offene Stellen im Brucheise, fiber

denen die LachmSwen schwarmea. Noch nicht viel sind da. Am 13. April einige SturmmSven auf dem Brucheise an eingefrorenen Fischen herumhackend. 22. April: Sehr wenig LachmSwea fiber dem Bruche.

5. Mai: Die Lachmiiwen haben in der Kolonie auf dem Bruche einige Nester gebaut; noch kein El.

7. Mai: Das erste LachmSwenei auf dem Bruche. 30 Stfick konntea gesammelt werden.

10. Jun i : Bei einer Revision der Kolonie wird festgestellt, dafs die Miiwen nach der husnutzung ihrer Kolonie sehr gut nachgelegt haben. Fast keine hellen Eier sind zu finden.

6. August : huf dem Bruche alle Lachmi iwen und Flufs- Seeschwalben, bis etwa auf drei MSwen, fort. Das Brutgesch~ift ist beendet.

16. August: NW. 5; W. 5; W. 3. An der See und am Bruche bei Rossittea viel Larus canus.

13. N o v e m b e r : Heute und an den vorhergebenden Tagen Sadweststfirme mit Regen und Graupeln. An der See sind MSwen gezogen, bes. /uscus uad canus.

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540 J. Thienemann:

Larus cdnus L. B a r t e n s t e i n : In diesem Friihjahr am See auffallend

zahlreieh. 4. Apr i l : Mehrere gesehen. 5. April: 4 Sttlck am See. In der Folgezeit waren einzelne bis 25. April stets am See

zu sehen. (T.) Larus ridibundus L.

B a r t e n s t e i n : 5. Apr i l : Die ersten am See. In der Folgezeit stets einige am See bis in den Mai hinein;

noch am 30. Hai einzelne gesehen. 11. Jul i : Eine einzelne am See. 21. A u g u s t : Am See ein Flug yon 13. Sttick. (T.)

Larus minutus Pall. (ZwergmSwe.) 15. Jul i : Auf der Vogelwiese bei Rossitten ein Trupp ; ebenso

am 13. und 14. August.

~terna hirundo L. Flufsseeschwalbe. 6. Augus t : Vom Rossittener Bruehe alle Seeschwalben fort.

Das Brutgeschiift ist beendet. Sterna hirundo L.

B a r t e n s t e i n : 9. Mai: Die erste am See. 16. Mai: Mehrere gesehen. Wiihrend der ganzen Brutzeit

halten sich einzelne am See auf. 11. Ju l i : 2 Stfiek daselbst. (T.)

Bterna spee. Ceynova (Hela) 3. Mai: W.N.W. 1 Paar Seesehwalben, grSfser

als die Flufsseeschwalbe, beobachtet, hueh in den Jahren vorher habe ich wiederholt Gelegenheit gehabt 2 solcher VSgel auf der Wiese zu beoachten, doeh waren sie stets so fern, das ich auch durch das Glas Weiteres fiber ihre Art nieht feststellen konnte. (Z.)

ttydroehelidon nigra (L.) (Trauerseesehwalbe. B a r t e n s t e i n : 16. Mai: Viele am See. 30. Mai: Einzelne am See. 13. Apr i l : 4 Sttiek am See; ungepaarte! 20. August: Im See den noch ganz frischen Fliigel einer

wohl yon einem Raubvogel geschlagenen jungen Trauerseesehwalbe gefunden. (T.)

Oidemia [usea (L.) Samtente. 6. A u g u s t : 10idemia fusca Q aufdem Bruche bei Rossitten

gesehossen. Oberschnabel l~inger als der Unterschnabel. Auf den Bruch kommt diese Art selten. Die Sehnabeldeformation tr.~gt vielleicht die Schuld an dem Aufenthalte an ungewiihnlieher Ort- lichkeit.

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IX. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 541

~oca /uligula (L.). 22. Apri l : Ein Ptirchen auf dem Bruche bei Rossitten.

Nyroca [erina (L.) Tafelente. 22. April : Im hllgemeiaen noch nicht viel Enten auf dem

Bruche bei Rossitten. Unter andern auch 1 Flug N. retina. 5. Mai: Auf dem Bruche ~./erina in zahlreichen Exemplaren. 10. Juni: Eine /erina sitzt auf 13 Eiern auf dem Bruche. 6. August : 1 Tafelente juv., die noch nicht fliegen kann,

auf dem Bruche erbeutet. Am 12. August nach Beobachtung yon Tischler viel N.

/eri~a auf dem Haft bei Rossitten.

_Nyroca clangula (L.) Schellente. Ceynova: 1. Mai: SW. Auf der grofsen See in mehreren

Paaren. (Z.) ~yroca hyemalis (L.) Eisente.

22. Apri l : 1 schiines M~tnnchen auf dem Bruche bei Ros- sitten. Dahin kommen die Eisenten yon der See nur selten.

B~atula clypeata (L.) LSffelente. 5. Mai: Mehrere P~irchen auf dem Bruche bei Rossitten,

auch am 10. Juni ein P~rchen. Vielleicht gebrfitet? In frtiheren Jahren babe ich das Nest dort gefunden.

25. August: LSffelenten auf dem Zuge jetzt zahlreich auf dem Bruche anzutreffen.

Anas boschas L. Stockente. 22. April: Mehrere auf dem Bruche bei Rossitten paarweise. 5. Mai: huf dem Bruche bei Rossitten beobachtet. 10. $uni: Noch auf Eiern sitzend. 6. August: Zwei Arias boschas ~ geschossen, die bereits

wieder flugbar sind. Schwungfederkiele enthalten noch viel Blut.

Anas penelope L. Pfeifente. 22. April: Ein Flug dieser Enten auf dem Bruche bei

Rossitten. Arias acuta L. Spiefsente.

5. Mai: Auf dem Bruche bei Rossitten beobachtet. Yer- schwindet dann zur Zugzeit.

Anas querquedula L. Kn~kente. 22. April: Mehrere auf dem Bruche bei Rossitten. 5. Mai: huf dem Bruche zahlreich. 6. August: Eine Anas querquedula ~ ad. geschossen (stark

in der Mauser).

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542 $. Thienemann.

Anus creeca L. Krickente.

9. N o v e m b e r : Auf dem Bruche bei Rossitten ziemlich viel Krickenten. Zu dieser sp~iten Jahreszeit sammelt sich die Art immer in grSfseren Fliigen auf diesem Gew~sser.

A u s w K r t i g e B e o b a c h t u n g e n tiber E n t e n und S~iger.

B a r t e n s t e i n : 27. M~rz: Auf dem See die ersten Anus penelope.

28. M~irz: Auf dem See und teilweise auf den iiberschwemmten Wiesen einige erecca, ein Flug penelope, noch wenige bosehas; mehrfach Mergus albellus in Paaren, Fliige yon merganser und ctangula.

4. Apri l : Auf dem See Fltige yon [uligula und sehr viele clangula; Fliige Mergus albellus und merganser; Anas boschas, penelope, erecca und einzelne querquedula.

10. April: Auf dem See Fiiige yon clangula, merganser, albellus. 12. April: Grofse Scharen retina, viele clangula, Fliige

albellus, merganser, penelope, crecea, ~uerquedula, einige ]uligula. 17. April: Auf dem See clangula. 18. April: Auf dem See clangula, /erina, albellus, merganser. 19. April: Merganser, ein Paar albellus, eiu Paar Spatula

clypeata, grofse Fliige penelope, viele clangula. 24. April: Viele querquedula -- bisher nut immer erst wenig

da --, einige clangula, albellus, merganser. 25. April: Mehrfach noch albellus, merganser, penelope, viele

clangula, Fliige /uligula und /erina. 1. M ai: Auf dem See 2 Paare [uligula. 2. Mai: 3 Fuligula fuligula, davon 2 ((Y und Q) geschossen. 3. Mai: Ein Paar Spatula clypeata. 9 Mai: Fliige penelope, ferina, /uligula; paarweise: erecca

und querquedula, yon letzterer Art Nest mit 4 Eiern gefunden. Mehrfach spatula.

16. Mai: Auf dem See 3 Paare /uligula, mehr'fach /erina, Fliige penelope.

29. Mai: 5--6 Spatula ~ , einzelne [erina, desgleiehen am 6. Juni .

13. Juni: Auf dem See I /uligula ~ ; mehrfach spatula, boschas und querquedula, meist o~o ~. Dunenjunge yon boschas. Dafila aouta ~ mit Dunenjungen. Zum ersteu Male das Briiten bei Bartenstein nachgewiesenl

27. Juni: 4 Arias crecca beobachtet, die als Brutvogel in der Gegend sehr spKrlich ist.

1. A u g u s t : 6 querquedula und 3 noeh nieht flugf~hige boschas geschossen.

8. August: Am See Flfige querquedula. 19. August: Auf einen Schufs gesehossen: 1 querquedula

o ~ ad., 1 ereeea ~ ad., letzteres hat in den Weiehen noch grau-

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IX. Jahresbericht dot Vogelwarte Rossitton. 543

melierte Federn. Ein am 17. August geschossenes o ~ ad. von boschas tr~gt das reine Sommerkleid, die Schwanzfedern haben noch Blutkiele; in den Weichen lose, alte graue Federn.

20. August: Gesehossen: 1 creeca Q, 1 querquedula ~ . 22. August: Aus einem Fluge gesehossen: 1 e.recea (:~ juv.,

1 querquedula. 6. S e p t e m b e r : Ein Plug yon etwa 30 /erina. Geschossen: 1 /uligula d' ad. Es tr~gt das Sommerkleid,

zeigte aber an einem Fliigel, der infolgedessen nicht mitgemausert hatte, eine alte Schufsverletzung.

18. September: Auf dem See fuligula und penelope. 19. September: Ein grofser Flug crecca und querquedula,

einige ferina. Der Hund fiingt ein Q ad. yon boschas mitten in der Mauser,

vSllig flugunfiihig. 20. September: Am See crecca, querffuedula, [erina, penelope. 27. September: Noch Spatula clypeata beobachtet. 3. Oktober : 1 boschas ~ geschossen, grofsenteils fertig

vermausert; nut der Kopf ist noch teilweise braun. 10. Oktober: Auf dem See ein Flug boschas, die 0~o ~ meist

im Prachtkleid. 24. Oktober: Auf dem See die ersten Mergus albellus, l c~

yon boschas zeigt am Kopf noch braune Federn. 28. Oktober: 1 Anas penelope d' juv. wird gesehossen. 30. Oktober: Wenige crecca. Der Entenzug ist in diesem

Jahre auffallend gering. 31. Oktober: Ein Flug [uligula, darunter auch marila. 7. N o v e m b e r : Ein Flug yon 6 Mergus albellus; 1 Mergus

serrator, zum ersten Male auf dem See beobachtet! einzelne Anas erecca.

14. November: Auf dem See viele boschas. 15. November: Der See ist zugefroren. Hunderte boschas

auf dem Eise. 16. November: 1 erecea d ~im Anfange der Mauser geschossen. 21. November: huf dem See, der teilweise wieder often ist,

viele Alergus merganser, auch viele o~d ', einige albellus, Fliige bosehas. Auf dem Flufs 1 querffuedula, ~ im Sommerkleid, und 1 creeca Q geschossen; ersteres war infolge einer alten Schufs- verletzung zuriickgeblieben.

25. D e z e m b e r : Am See kleine Fliige boschas, ebenso am 26. 12. (W.)

Am 30. September am frischen Haft die erste Spiefsente. Ende Oktober viel S p i e f s e n t e n bis in den November hinein. Am 31. X. ein ausgef~irbtes retina ~ erlegt. (U.).

Tadorna tadorna (L.) Brandgans. W. Christoleit erlegte im Oktober eine junge Brandente

bei Neukrug auf der frischen Nehrung. (T.).

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544 J. Thienemann :

Ceynova (Hela): 3. Mai: 2 Paare auf dem Putziger Wieck beobachtet. Diese Art briitet mehrfach an der gegentiberliegenden Steilktiste. (Z.).

�9 Anser /abalis (Lath.) Saatgans. Am 27. Miirz Wildgiinse auf dem Felde bei Rossitten. Am 23. O k t o b e r schiefs ich bei Rossitten 2 Anserfabalis.

M a g e n i n h a l t : zerkleinerte Gerste, viel Sand, darunter einige UnkrautsRmereien und einige GrasblRtter. MRgen stark gefiillt.

Ausw~rtige Beobachtungen:

Bartenstein: 26. Miirz: In Losgehnen die ersten gehSrt. Sehr spiit!

28. M~rz: Mebrere Fliige. In diesem Friihjahr nicht sehr zahlreich. 8. M ai: Eine gros Schar am See. 9. Mai: Einige Flfige gesehen. 10. Mai: Die letzten gesehen. 18. September: Die ersten im Herbst beobachtet. 25. September: Ein Flug am See. Sehr wenig zahlreich in

diesem Jahre. 30. Oktober: Vereinzelte am See. 7. November: Noch 2 StUck gesehen. (T.). Herr U l m e r sieht am 26. September die ersten Giinse bei

Q u a n d i t t e n . Am 10. Oktober grofse G~tnseztige daselbst. Nach Zeitungsberichten vom 27. November 1909, die der

Vogelwarte zugehen, sind um diese Zeit bei T r e b b i n und auf den HShen bei Buckow in der miirkischen Schweiz ganz riesige Schw~irme yon Wildgiinsen anzutreffen.

Cygnus, Schwan.

20. Miirz: Ganz schwacher NO. Die ersten SchwRne ziehend bei Rossitten.

Bei P i l l k o p p e n treibt sich yon Mitre Juli an wochenlang ein Schwan , ausgefRrbt weirs, am Haffstrande umher. Ver- schwindet dann.

25. N o v e m b e r : N.O. 6 Schw~ine werden beobachtet.

A u s w a r t i g e B e o b a c h t u n g e n .

C/ygnus oZor (Gin.) HSckerschwan. C'ygnus cygnus (L.) Singschwan.

B a r t e n s t e i n : 4. Apri l : Auf dem See 4 weifse Exemplare yon oZor.

19. April: Aufdem See 1 weifser HSckerschwan, desgleichen am 24. und 25. April.

2. Mai: Auf dem See 5 weifse olor. 9. Mai: 2 weifse olor, desgleichen am 29. Mai.

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IX, Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 545

3. Jul i . 4 weffse olor auf dem See, am 4. Juli noch 2. 28: O k t o b e r : Auf dem See ein einzelner Singschwan, weirs.

(W.). 19. Jun i : huf dem Frischen Haft am Seekanal 6 und auf

der Fischhauser Wieck 24 weifse Schwiine. (T.).

Cygnus spec ? C e y n o v a (Hela): 3. Mai: 5 Schw~ine auf dem Plutziger

Wieck, sie hielten sich dort ca. 10 Tage auf. (Z.). Herr U l m e r meldet vom 19. Juni 30 Schwiine yore Haft.

Sie versuchten zu briiten, wurden aber gestSrt.

Squatarola squatarola (L.) Kiebitzregenpfeifer.

13. 14. und I6. A u g u s t : Auf tier Vogelwiese bei Rossitten und bei Pillkoppen Squatarola squatarola yon Ti s ch le r beobachtet.

Answ~t r t ige B e o b a c h t u n g e n .

P r o e b b e r n a u (Frische ~ehrung) 1. O k t o b e r : Drei VSgel dieser Art abends auf der Vordiine hochgemacht; es scheint dafs diese Strandl~iufer nicht auf dem offenen Strande, sondern au[ der geschiitzteren Vordiine iibernachten. 3. Oktober: Zwei Kiebitzregenpfeifer am Ostseestrande erlegt. (Z.)

Charadrius. Regenpfeifer.

15. Ju l i : huf der Vogelwiese bei Rossitten Charadrius hiaticula in mehreren Paaren; umfiiegt warnend seine Jungen.

13. Augus t : An der Pelk 3 alte G o l d r e g e n p f e i f e r yon T i s c h l e r beobachtet, ebenso am 14. bei Pillkoppen mit CA. hiaticula zusammen.

Am 18. August bekomme ich yon Pillkoppen einen lebenden Charadrius a~exandrinus. Diese Art ist hier recht selten. Zum letzten Male im Juli 1904 etwas zahlreich auf der Nehrung ver- treten. Auch damals bekam ich ein lebendes Exemplar.

Ausw~r t ige B e o b a c h t u n g e u :

19. Apri l : Bei Thegsten (Kreis Heilsberg) den ersten Chara- drius dubius gehSrt.

2. Mai: Am See bei Bartenstein dubius beobachtet. 19. Augus t : 1 apricarius zieht in Losgehnen nach S. 21. August: Am See 1 apricarius. 12. S e p t e m b e r : Am See hiaticula. 19. September: 1 hiaticula ~ iuv. am See geschossen, erstes

Belegexemplar yon dort. Noch einzelne dubius gesehen. 27. September: Am See 1 apricarius. (T.) Ceynova (Rela): 7. Mai: N. Am Strande des Wieck

1 Paar Charadrius dubius. (Z.)

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546 J. Thienemann:

traneZZus vandlus (L.) Kiebitz. Am 26. M~trz: Kiebitze bei Rossitten, die ersten. 15. Ju l i : Auf der Vogelwiese bei Rossitten mehrfach Dunen-

junge vom Kiebitz. 20. S e p t e m b e r : Viel Kiebitze am Bruche.

Ausw~tr t ige B e o b a c h t u n g e n :

K S n i g s b e r g : 24. M~rz: Bei KSnigsberg den ersten gesehen. B a r t e n s t e i n : 26. M~rz: In Losgehnen ziehen 4 Kiebitze

von SW. nach NO. 28. MKrz: An diesem gl~nzenden Zugtage (s. Alauda) ziehen

vormittags fortw~hrend Kiebitze einzeln oder in Fltigen bis zu 20 Stiick nach O--NO. Einen derartigen Massenzug von Kiebitzen bisher noch hie beobachtett

29. M~irz: Nur einige Kiebitze ziehen noch. 16. Mai: Am See 1 Dunenjunges gefangen. 30. Mai: Ein Flug yon 12 Sttick, wohl alles Alte. 13. J u n i : Fliigge junge Kiebitze gesehen, aber aueh noch

1 Halbdunenjunges gefangen. 27. Juni: Am See mehrfach Fliige, meist iuv. 19. S e p t e m b e r : Ein kleiner Flug zu beobachtea, desgleichen

am 20. September. Die Hauptmasse ist schon fort. Ein Einzelner hielt sich dann noch w~hrend des ganzen Oktober am See auf; am 30. Oktober zuletzt gesehen (T.)

Ceynova (Hela): Einzelne Paare, die, wie alle Jahre, auf der Kasche briiten. (Z.)

26. M~rz: Bei Quanditten Kiebitze. (U.) Am 21. Ok tobe r wurde noch ein Kiebitz yon Allenburg

Ostpr. gemeldet.

Tringa. Strandl~iufer.

Der Strandvogelzug begann in diesem Jahre ganz aufser- gewShnlich zeitig auf der Nehrung und gestaltete sich recht lebhaft. Ich erhalte in der Zeit yon Mitre Juli bis Mitte Sep- tember gegen 300 Tringen, Totaniden, Charadrien u. a., die ich alle mit Ring versehen fliegen lasse.

11. Apri l : Herr MSschler sieht auf der Vogelwiese einen Flug yon etwa 10 Strandviigeln.

15. Ju l i : W. 5, W.6, W. 2. Auf der Vogelwiese fiir so frfihe Jahreszeit viel StrandvSgel. Grofse Fliige Tr. alpi~a in voll- st~tndigem Sommerkleide, einige Junge darunter, sonst alles alte mit sehwarzen Brustschildern. Ferner darunter zahlreiche Tringa [erruginea im schiinsten roten Sommerkleide. Wenige Tringa minuta. Aus Pillkoppen erhalte ich heute 17 Tringa alpina lebend, die ich mit Ring versehen fiiegen lasse.

16. Juli: W. 1, W. 6, W.I. Auf der Vogelwiese dieselben Vogelarten wie gestern, nur weaiger.

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IX. gahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 547

31. Juli: W. 4, W. 7, W. 7. Aus P i l l k o p p e n werden mir 20 Tringa a~pina und 1 Tringa fe~uginea lebend gebracht. Es sollen dort in der vorigen Nacht viel StrandvSgel angekommen sein. Bei Rossitten nichts davon zu merken.

1. Augus t : W. 6; W, 6; W. 5. Heute aus Pillkoppen 52 lebende Tringa alpina erhalten. Es mtissen also viel angekommen sein. Alles sind alte V6gel mit schwarzem Brustschilde und ab- genutztem Gefieder, nur ein Junges darunter; ferner auch ein 1ringa/erruginea. In diesem Jahre zeitiger und guter Strand- vogelzug. Die Strandv6gel bevorzugen zur Rast jetzt lieber eine bei Piilkoppen, 12 klm. nSrdlich yon Rossitten, gelegene Pallwe, da der Strand der Vogelwiese bei Rossitten mit einer Rohrpflanzung eingefafst ist, die allen Strandv6geln zuwider ist.

3. August: NO. 4, O. 4, NO. 4. Von Pillkoppen wieder 49 lebende Tringa alpina erhalten.

Am 12. und 13. August bei sfidwestlichen Winden am Bruch und auf der Vogelwiese Tringa alpi~a und minuta.

14. August; W. 8, W. 8, W. 6. Auf der Vogelwiese und bei Pillkoppen viel Tr. alpi, a und ferrugi, ea, meist ad.

Am 16. August: NW, 5, W. 5, W. 3. Auf tier Vogelwiese viele Tr. alpine ad. und minuta, auch am Bruche solche.

A uswi i r t i ge B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 11. Jul i : Am See eine alpina. 21. Augus t : Kieine Tringen (minute oder temminckO am See. 29. August: Fliige yon alpina. 5. S e p t e m b e r : Kleine Fliige alpina und subarcuata. Von

letzteren abends 9. juv. geschossen. Bisher nur im Alterskleid veto See erhalten. 1st daselbst nicht h~ufig.

6. September: 3 subarcuata, 1 kleine Tringa gesehen. 18. September: Ein Flug yon etwa 20 alpine, iuv. 9.0. September: Nachts ziehen iiber Heilsberg alpina. 27. September: Ein Flug yon 5 alpina am See bei Bartenstein.

(T.) Tetanus Wasserliiufer.

1. Ju l i : O. 2; N. 5; NO. 7. Ein Flug Kampfl~ufer yon etwa 40 Stfick auf der Vogelwiese bei Rossitten. Einer wird erlegt, dessen Kragen w)rn schon ganz ausgefallen ist.

15. J u l i : W. 5; W. 6; W. 2; Auf der Vogelwiese um diese friihe Jahreszeit sehon viel Strandvogelleben. Kampfliiufer und einige Tetanus littereus sind vorhanden.

6. Augus t : SW. 4; W. 4; W. 1; Einige Tetaniden auf dem Bruche zu beobachten.

12. August: NW. 6; W. 6; SW. 3; Am Bruche mehrere Tetanus fuseus, echropus, glareela.

13. August: SW. 4; SW. 5; W. 8. Auf der Vogelwiese und am Bruche nach Beobachtung yon T i s c h l e r T. glareola, echre~us und littereu% Tringoides hypeleuces.

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548 J. Thienemann:

14. August: W. 8; W. 8; W. 6; Auf der Vogelwiese Totanus glareola, I T. pugnax. Bei Pillkoppen: 1 Totanus totanus, /uscus, chropus yon T i s c h l e r beobachtet.

16. August. NW. 5; W. 5; W. 3; Auf der Vogelwiese und am Bruche naeh T i s c h l e r ' s Beobachtung 2'. glareoZa, ochropus, Zitloreus, einzelne fuscus, Tr. hypoleucos.

17. August: Aus Pillkoppen 1 lebenden Totanus totanus jaY. erhalten. Hier nicht h~ufig.

23. August: SO. 2; NW. 5; W. 3; Am Bruehe ein ganzer Trupp Totanus/uscus eifrig bei der l~ahrungssuche. Zwei erlegte haben im Magen je einen kleinen Fisch (Stichling).

24. August: Ein geschossener Totanus littoreus hat einen kleinen, ganz versehluckten Froseh im Magen. Ein gr0her Bissen ftir den Vogel.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 18. Apri l : Am See I ffotanus totanus, 1

ochropus. 19. April: Am See 1 hypoleucos, 1 totanus, 1 ochropus. 25. April: 1 totanus l~fst den Paarungsruf hSren. 27. April: An der Alle bei Heilsberg mehrere ochropus~ t

littoreus. I. Mai: Am See l littoreus. 8. Mai: Totanus littoreus lafst den Paarungsruf hiiren; einige

glareola und ochropus. 9. Mai: Totanus littoreus, totanus und gMreola lassen den

Paarungsruf hSren; 1 [uscus; ein Flug pugnax (~Q); einzelne hypo~eucus.

16. Mai: Am Seo sind glareola, einzelne littoreus, I fuscus, 1 totanus. Mehrfach pugnax, meist Q Q, aber auch einzelne 0 ~ o ~; ein o ~ mit weifsem Hals und Kopf, aber noch ohne Kragen geschosseu.

29. Mai: 1 totanus, mehrfachpugnax, auch o ~ O ~; wenig glareola. 30. Mai: 1 totanus; Fltige pugnax, darunter 1 o ~ ad., meist

jiingere o~o ~ oder QQ. 6. J u n i : 3 totanus; 1 hypoleucus; ein Flug pugnax (~) Q

und 1 o~). 13. Juni: 2 glareola, I totanus, ein kleiner Flug pugnax,

darunter o ~ mit schwarzem Kragen. 27. Juni: 3 totanus, ein Q) fiihrt sicher Junge warnt unab-

liissig. Erster Fall des Briitens am See! 1 fuscus, viele Flfige glareola, 2 littoreus. Vielfach pugnax, darunter iifter 0~o ~, ein Flug yon etwa 20 enthalt etwa 4 o~O ~, im iibrigen (~Q; man sieht aber auch 5fters einzelne o~o ~. Geschossen: 1 o ~ ad. mit weifsem Kragen und 1 o ~ iuv. mit schwarzem Unter- und rost- rotem Oberkragen.

3. J u l i : Am See hypoleueus. 4. Juli: 2 littoreus, 5 totanus, I /uscus, mehrfach glareola,

einige pugnax, darunter I o ~.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 549

11. Juli: Wenig glareola. 16. Juli: Naehts zieht {iber Heilsberg hypoleueus. 18. Juli: Am See totanus, glareola. 1. A u g u s t : Wenig Leben am See: wenige Zittoreus, glareoZa,

hypoZeucus. 8. August: Wenige gZareola und hypoleucus. 9. August: Eiu Elug yon 5 littoreus, wenig glareola. 19. August: Am See littoreus, glareola. 20. August: Einzelne littoreus, glareola, hypoleucus, pugnax. 21. August : Einzelne [uscus,littoreus, glareola,pugnax, 1 totanus. 22. August: Einzelne littoreus, /useus. 23. August: Am See alle Totaniden: littoreus,/useus, totanus,

ochropus, glareola, hypoleucus, pugnax. 3 littoreus geschossen, darunter 1 0 ~ ad.

25. August: Einzelne littoreus und glareola. Abends an dem See viel Leben: viel littoreus und glareola,

1 totanus~ 1 [useus, einige pugnax, hypoleucus, oehropus. 30. August: Dieselben Arten wie am Tage zuvor, besonders

viele littoreus und pugnax. 5. S e p tem b e r: Viele pugnax und littoreus, einzelne/uscus,

glareola, hypoleueus. hbends aufserordentlich reges Vogelleben auf einer Sand-

bank im See. Die sonst so scheuen littoreus fliegen einem fSrmlich um den Kopf und fallen trotz vielfacher Schtisse immer wieder ein. Mit Referendar Schfitze 12 pugnax juv. und 8 littoreus, darunter 1 ad. geschossen.

6. September: littoreus, /uscus, pugnax, hypoleucus 5fters. 11. September: Den letzten ochropus gehSrt. 12. September: Dieselben Arten wie am 6. September; glare-

ola ist woh! schon fort. 18. September: Noch vereinzelte littoreus und hypoleucus. 20. September: Einzelne littoreus, hypoleucus; 2 pugnax unter

Vanellus, die letzten. 25. September: Den letzten hypoleucus gehSrt. 10. O k t o b e r : Noch ein einzelner littoreus; sp~ttl 18. Oktober: 1 littoreus geschossen. Winterkleid zum grofsen

Teile fertig. Guter Futterzustand. (T.)

Limosa "limosa (L.) Uferschnepfe: 15. J u l i : Auf der Vogelwiese bei Rossitten mehrere Ufer-

schuepfen unter zahlreichen Tringen. B a r t e u s t e i n : 13. Jun i : Am See ein Flug yon 5 Sttick.

Zum ersten Male dort beobaehtetl (T.) 14. J uli: Am frischen Haft ein Stfick gesehossen. (U.)

Limosa lapponiea (L.) PhuhIschnepfe. 10. h u gu s t: Am Bruche bei Rossitten eine Limosa lapponica

ad. erlegt. Jo~. ~. o~ LV~ Za~a~. Jan x91o. 36

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550 J. Thienemann:

13. August: Drei L. lapponica yon T i s c h l e r auf der Vogel- wiese beobachtet und ein ganzer Flug am Bruche; am 14. ein s o l c h e r bei P i l l k o p p e n .

_Numenius phaeopus (L.) Regenbrachvogel. 1Yumenius arquatus (L.) Grofser Brachvogel.

Am 1. A p r i l ersten B r a c h v o g e l r u f bei Rossitten. 22- April: Ein Trupp BrachvSgel, wohl phaeopus, nach N. 15. Ju l i : Auf der Vogelwiese, wo jetzt schon viel Leben ist,

ein Trupp yon etwa 12 Sttick. Aus Pillkoppen bekomme ich I lebenden. 10. A u g u s t : S.W.4; W. 6; W. 4. In Cranz ziehen nach

Beobachtung yon T i sch l e r grofse BrachvSgel nach S., ebenso am 15. Augnst nachts bei W. Am 13. und 16. August _Numenien auf der Vogelwiese bei Rossitten, darunter auch N. phaeopus; am 17. August bei S.O. nachts ziehende Brachv5gel.

14. S e p t e m b e r : Mitten in den Diinen bei Ulmenhorst einen g r o f s e n B r a c h v o g e l erlegt. Ein kleiner Trupp zieht nach Sfiden. Das erlegte Sttick hat den Schlund vollgepfropft yon Riesenohrwfirmern. (Forficula gigantea). 40 Stfick bef5rdere ich zu Tage. An derselben Stelle schiefse ich 2 junge P f u h l - sc h n e p f e n (Limosa lapponica), huch diese haben weiter nichts als Riesenohrwfirmer gefressen. Die Miigen sind ganz voll yon Resten dieser Tiere.

Ich suche an den betreffenden Stellen nach, um zu sehen, wie die VSgel in den Besitz der Ohrwiirmer, die man nie frei umherlaufen sieht, gelangen und stelle folgendes fest: Es finden sich kleine frisch aufgewoffene Sandhfigelchen vor. Unter jedem mtindet ein schr~ig, nie senkrecht~ in den Sand verlaufender Gang nach aufsen. Bei vorsichtigem Nachgraben nach vorherigem Ein- schieben eines Grasstengels treffe ich schliefslich auf den Ohr- wurm, der mit dem Kopfe nach innen am Ende des Ganges sitzt. Ich finde G~inge yon 31 cm L~nge. deren Endkessel 14 cm tier unter der Sandoberfl~iche liegen. Je ausgedehnter die Wohnung, um so grSfser war immer der Insasse. Wie erwischen die Brach- v5gel und Limosen diese so tief versteckt sitzenden Kerbtiere? Ein Nachgraben mit den weichen Schn~beln ist ausgeschlossen. Bei vorsiehtigem Vorw~rtsschleichen bemerke ich, dafs die Spitzen der kleinen Sandhtigel sich bewegen~ indem etwas Sand nachf~illt. Nun ist das Riitsel gelSst. Die Ohrwtirmer sitzen ftir gewiihnlich flach unter den kleinen Sandhfigeln, um bei drohender Gefahr in die Tiefe zu eilen. So mtissen also die VSgel diese Kerb- tiere immer auf v o r s i c h t i g e n Birschgangen durch schnelles Zugreifen erhaschen. Damit erkl~irt sich auch der eigenartige, behutsame Gang der auf der Nahrungssuche befindlichen Brach- vSgel, der dem Beobachter auffiillt.

Die Brachviigel und Limosen werden ausschliehlich durch das Vorhandensein yon Riesenohrwfirmern in kahles 5des Dtinen- geHinde gelockt, das sonst n i c h t s an Nahrung bieteu kann.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 551

AuswRrtige Beobachtungen. Bartenstein: 12. April: 1 srqua~us am See, desgleichen

am 18. April. 19. April: Naehts ziehen arquatus bei Regen iiber Heilsberg. 24. April: 7--8 arquatus ziehen am See bei Bartenstein

nach O., darunter auch phaeopus; letzterer neu fiir die dortige Gegeud.

9. Mai: Am See 1 phaeopus. 16. Ju l i : Nachts ziehen arquatus ~iber Heilsberg. 18. A u g u s t: In Losgehnen ziehen 4arquatus vormittags nach S. 20. August: Am See 2 arquatus. 22. August: Am See arquatus gehiirt. 23. August: 1 arquatus fliegt nach S. 26. August: Am See 5 arquatus. (T.)

Gallinago ga~linago (L.) Bekassine. B a r t e n s t e i n : 5. Apri l : Die erste am See. 25. August : Einzelne am See, ebenso stets in der Folgezeit.

bis zum 7. b~ovember. Nicht sonderlich h~ufig in diesem Jahre. Am 27. S e p t e m b e r ein Flug yon 7 Sttick. (T.)

P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 3. O k t o b e r : WSW. 2 Bekassinen und eine kleine Sumpfschnepfeam Haffstrande erlegt.

(Z.)

GalZinago gal~inu~a (L.) Kleine Sumpfschnepfe. B a r t e n s t e i n : 9. O k t o b e r : Wenige am See. In der

Folgezeit stets einzelne daselbst bis zum 7. N o v e m b e r . (T.)

Otis tetrax L. Zwergtrappe. Pr~iparator Sondermann erhielt am 27. M ai 1 o ~ von

Piitschlauken (Kreis Pillkallen) Ostpreufsen. (T.)

Grus grus (L.) Kranich. B a r t e n s t e i n : 10. S e p t e m b e r : Etwa 50 Stfick ziehen

nach O. 4. 0 k t o b e r: Einige ziehen yon W. naeh O. 14. Oktober: Abends ziehen 38 Kraniche yon O. nach W. (T.)

_Rallus aquaticus L. Wasserralle. B a r t e n s t e i n : 4. A p r i l : Am See die erste Wasserralle

gesehen. 24. A u g u s t : 0fters am See, zum Teil noeh mit kleinen

Jungen. 1 juv. geschossen. (T.)

Crex crex (L.) WachtelkSnig. 16. Mai : Den ersten bei Bartenstein gehiirt. 93. Mai: Bei Heilsberg vielfaeh zu hiiren. 98. Mai: In Losgehnen jetzt recht hRufig.

36*

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552 J. Thienemann:

9. A u g u s t : Zum letzten Male den Ruf gehSrt. 26. S e p t e m b e r : Am See auf dem Zuge. 10. O k t o b e r : Am See noch 2 Stfick. (T.) Am. 29. S e p t e m b e r viele bei Quanditten auf dem Zuge. (U.)

Ortygomdra pormana (L.). Ttipfelsumpfhuhn. B a r t e n s t e i n : 29. Augus t : Am Seemehrfach beobachtet. 26. S e p t e m b e r : noch mehrere gesehen. (T.) 24. September: viele bei Quanditten ziehend. (U.)

Gallinula chloropus (L.) Grfinftffsiges Teichhuhn. B a r t e n s t e i n : 25. Apri l : Das erste am See. 24. Augus t : Am See vielfach zu beobachten, teilweise noch

mit kleinen Jungen. 18. S e p t e m b e r : Vielfach am See. (T.)

FuZica atra L. Blfi~shuhn. B a r t e n s t e i n : 4. Apr i l : Das erste am See gehiirt. 8. April: Viele auf dem See. 10. April: VollzKhlig angekommen. 16. Mai: Nest mit 3 Eiern. 13. J u n i : In Weidenbfischen am See 3 Nester mit l l , 7

und 7 Eiern. 14. November: Das letzte auf dem See. (T.) Priibbernau (Frische Nehrnng): 2. Ok t o b e r: SO. Mehrfach

auf dem frischen Haft. (Z.)

Ciconia ciconia (L.) Weifser Storch. 18. A p r i l : I Storeh bei Rossitten nach N. ziehend. 24. April: 1 Storch fiberm Dorfe. 25. April: fiinf Stiirche auf dem Felde. Das einzige Storchnest was bier in Rossitten (wohl auf der

ganzen Nehrung) sich befand, ist durch Umbau der OberfSrsterei- Scheune, auf deren Dache es stand, leider zerstiirt worden. Auf meine Veranlassung bracbten mehrere hiesigen Besitzer im Jahre 1909 Nester auf ihren Strohdiichern an, wovon das eine sofort bezogen wurde. Der eine Storch kam abet leider ums Leben, ein zweiter land sich nicht ein, und so ist noch keine Brut ausgekommen.

5. J u l i : Ein grofser Flug StSrche, etwa 40 Sttick, fiber den Feldern bei Rossitten.

Herr hdolf K i t t l e r aus Thorn meldet der Vogelwarte, dais er am 27. 8. 09 zwei Uhr nachmittags yore Mengsdorfer Tale (Hohe Tatra) aus einen starken Zug Stiirche in sfidsfidSst- licher Richtung ziehend beobaehtet hat. Immer diese sfidiistliche Richtungl

Ftir die Beurteilung des Storchzuges sind Zugdaten aus dem Westen oder Siidwesten yon grofsem Werte. Hier seien einige angeffihrt, die die Vogelwarte der Gtite des Herrn K a r l G e r b e r

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 553

in S p ie z in der S c h w e iz , Kanton Bern, verdankt. Die friihe Ankunftszeit fiillt auf:

1) In S e e b e r g im Kanton Be rn traf der erste ein am 15. Februar 1909.

2) In B e t t e n h a u s e n , Kanton Bern, Nest auf einem I-taus- dache, traf das Miinnchen ein am 2. M~irz; das Weibchen langte am 4. M~rz nachmittags um 3 Uhr an.

Der Storch, welcher in Seeberg am 15. Februar eintraf, hatte yon der K~ilte noch viel zu leiden; -- 2--120 C. bis zum 1. M~rz; mit dem 2. M~irz trat milde Witterung ein, und damit langtea auch yore 2.--4. M~irz die meisten StSrche in der Schweiz an.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 8. A p r i 1 : In Losgehnen der erste Storch

auf dem Nest. 12. April: Der zweite Storch stellt sich auf diesem Nest ein. 19. April: Das zweite Paar stellt sich auf einem andern

Neste ein. 30. Mai: In Losgehnen 7 ungepaarte StSrche. 26. J u li : Aus einem Neste fliegen die gezeichneten StSrche

aus, aus dem zweiten erst am 19. August. 8. A u g u s t : 25 StSrche kreisen hoch nach O. 22. August: Ein Flug yon 20--25 kreist nach W. 25. August: Die gezeichneten StSrche sind noch auf beiden

Nestern da. 28. August: Von einem Nest sind die StSrche fort, yon

dem andern am 29. August. 29. August: Vormittags ziehen 20 StSrche hoch yon O. nach S. 11. S e p t e m b e r : 2 Stack ziehen nach S. Sp~t! (T.). 25. A u g u s t: StSrche ziehen weg. (U.).

Ciconia nigra (L.) Schwarzer Storch. 28. S e p t e m b e r: Schwarzer Storch bei Q u a n d i t t e n. (U.)

]3otaurus stellaris (L.) Rohrdommel. Dieser Vogel war bisher ab und zu in der Umgebung yon

Rossitten zu beobachten, besonders wRhrend der Zugzeiten. In diesem Jahre hatte er sich dauernd auf dem Bruche nieder- gelassen und rief Ende Mai und Anfang Juni sehr hRufig, nament- lich in den Abendstunden. Das Nest ist nicht gefunden worden.

A u s w R r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 26. S e p t e m b e r : Abends 1 Stiick am See. 24. O k t o b e r : Abends 1 Stiick am See gehSrt, desgleichen

am 29. Oktober. (T.). P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 3. O k t o b e r : W.S.W.

Eine Rohrdommel im Schilf am Haffstrande - - wohl auf dem Zuge -- erlegt. (Z.).

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554 J. Thienemann:

28. S e p t e m b e r : Es ziehen t~iglich grofse Rohrdommeln am frischen Haft, ebenso den ganzen Oktober hindurch und auch noch Anfang November. (U.).

Ardetta minuta (L.) Zwergrohrdommel.

B a r t e n s t e i n : 27. Jun i : AmSee 2Stackbeobachtet. In der Folgezeit dann stets einzeln beobachtet. Am 29. August aus- geflogene Junge beobachtet; sind als Belegexemplar geschossen, hat noch Dunen am Kopf.

30. A u g u s t : Die Jungen werden gefattert, rufen dabei heiser ,gaek gaek".

5. S e p t e m b e r : Zum letzten Male beobachtet. (T.). 28. September: Von Ulmer beobachtet.

Ardea cinerea L. Fischreiher.

15. Ju l i : Auf der Vogelwiese bei Rossitten ein Fischreiher, ebenso am 14. August. Im September h~ufig am Bruche.

B a r t e n s t e i n: 21. M/trz: In Losgehnen zeigt sich der erste. 28. M~.rz: Schon mehrfach zu sehen. 13. J u n i : Die ersten fliiggen Jungen in Losgehnen. 11. O k t o b e r : Noch mehrfach am See, desgleichen am

17. und 24. Oktober. 1. N o v e m b e r : Noch 1 Stack, den letzten, beobachtet. (T.).

Columba palumbus L. 1) Ringeltaube.

B a r t e n s t e i n : 21. M/irz: In Losgehnen 2 Stack, die ersten, beobachtet.

19. Apri l : Ein Flug yon 10 Stiick, also wohl noch auf dem Zuge.

H e i l s b e r g : 23. Mai : In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg hRufiger Brutvogei. (T.).

Ceynova (Hela): 29. Apri l : SW. mehrere kleine Flage. P r o e b b e r n a u (Frische :Nehrung): 30. S e p t e m b e r : WS

W. Lebhafter Zug yon Columb. palumb.; es scheinen auch einige Columb. oenas darunter zu sein. (Z.).

29. M/irz : Tauben. 2. O k t o b e r : sehrstarke T a u b e n z a g e bei Quanditten (U.).

Columba oenas L. Hohltaube.

26. M~irz: Erste Hohltauben bei Rossitten. H e i l s b e r g : 23. Mai: In dem Wiechertshofer Forst bei

Heilsberg vereinzelter Brutvogel. B a r t e n s t e i n : 10. Ok tobe r : In Losgehaen ein Flug yon

8 Stack beobachtet. (T.)

1) ~ber Wildtaubenzng auf der Nehrung s. unter den im Zu- sammenhang dargesteUten Beobachtungen yon Ulmenhorst.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 555

Turturturtur (L.) Turteltaube.

B a r t e n s t e i n : 1. Mai: Die Ersten gehSrt. (T.)

Perdix perdix (L.) Rebhuhn.

16. M~irz: Ein zerschlagenes frisches Rebhiihnerei bei U l m e n h o r s t , trotz der kalten Witterung.

H e i l s b e r g : 20. M/irz: Die ersten gepaarten Rebhtihner gesehen. (T.)

Ceynova (Hela): 7. Mai: 1 Paar in den Culturen, wahr- scheinlich brfitend. (Z.)

Coturnix coturnix (L.) Wachtel.

16. Mai: Die Erste bei Bartenstein geh6rt. 25. Ju l i : Wachteln schlagen in Losgehnen noch eifrig. 10. Ok tobe r : Noch 2 Sttick in Losgehnen beobachtet. In

diesem Jahre etwas h/iufiger. Im ganzen sind auf der Hiihner- jagd 8 Stiick geschossen. (T.)

T a g r a u b v 6 g e l .

14. J a n u a r : Ein R a u h f u f s b u s s a r d (Archibuteo lagopus) auf den Feldern bei Rossitten, sonst sehr tot draufsen.

22. Apri l : Llber dem Bruche ein F i s c h a d l e r (Pandion haliaetus), den ich erst lange beim Fischen beobachte, dann schiefse. Es ist ein M/innchen. Li inge: 55 cm, B r e i t e : 159 cm, F i t t i c h : 49 cm, G e w i c h t : 1,740 kgr. Man vergleiche dazu das Gewicht einer vie! grSfser scheinenden Zarus marinus mit 1,488 und 1,265 kgr, oder eines Archibuteo lagopus mit 1,166 1,115, 1,090 kgr, 998, 913, 896, 884, 821 gr. Der Adler also viel schwerer. M a g e n und K r o p f m i t Fischfieisch angefiiUt. H o d e n stark entwickelt, wie Haselntisse.

3. M ai: NW. und N., oft bedeckt. Ich bekomme einen Milvus milvus lebend, der in Pillkoppen im Kriihennetz gefangen ist. Einige Raubv6gel ziehen.

5. Mai: Eine R o h r w ei h e schon seit langer Zeit auf dem Bruche. Diese Art nicht nistend hier.

18. Mai: Dicht am Dorfe fiiegt ein S e e a d l e r , yon KrRhen verfolgt.

18. J u 1 i : Gegen Abend einen Rotfufsfalken (Cerchneis vesper- tina juv.) beobachtet; am 24. A u g u s t einen solchen erlegt. Er hat im Schlunde einen eben verschlungenen kleinen Frosch, im Magen Uberreste yon FrSschen. Kurz darauf schiefse ich einen Totanus littoreus, der einen ebensolchen Frosch im Magen hat wie der Falke. Diese verschiedenen Vogelarten und doch dieselbe l~ahrung, die jetzt in Ftille vorhanden isti

10. S e p t e m b e r : Herr MSschler beobachtet 1 altes 0 ~ yore R o t f u f s f a l k e n , ebenso 1 Jungen. Ferner meldet Herr yon Tschirschky, dafs er am 10. September einen R o t f u f s f a l k e n ,

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556 J. Thienemann:

cY ad., bei KSrnitz bei Trachenberg (Schlesien) geschossen habe. So zieht also dieser kleine Falke in diesem Herbste hiiufiger als in den vorhergehenden Jahren. ARe Stiieke sind immer eine Seltenheit. Der Rotfufsfalke gehSrt zu den am zeitigsten ziehenden Raubvogelarten.

12. September: 1 Wanderfalke fiber Rossitten. 13. September: Jetzt schon 5fter S perber zu beobachten.

Raubvogelziige kommen also jetzt in Gang. 20. September: 5 RaubvSgel, wohl Cerchneis vespertina,

schrauben sich etwa I00 m hoch naeh S. 9. November: SW. und W. 4. Fischerwirt FrSse in Pill-

koppen fRngt am Vormittag kurz hintereinander 2 Seeadler juv. im Kr~bennetz. Den einen schIRgt er leider tot, da er nichts bei sich hat, um den zweiten zu fesseln. Am niichsten Tage bringt er beide. Der tote klaftert: 2,15 m. Den lebenden lasse ich mit Ring versehen fliegen. Uber die RaubvSgel- besonders AdlerzQge im Laufe des Oktobers siehe uuter den zusammen- hiingenden Darstellungen yon Ulmenhorst. In diesem Jahre guter Adlerzug.

17. November: Einige B ussarde mit KrRhen ziehend. 22. November: Einige Bussarde ziehend mit KrRhen, ferner

ein A d I e r beobachtet. 27. November: Ein ziehender Adler beobachtet. Diese Adler

sind ohne Zweifel fast durchgiingig S e e a d I e r. 28. November: Zwei Wan d e r fa I k e n mit Kfiihen ziehend.

Der eine hat eine Kriihe geschlagen.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n und H e i l s b e r g : 28. Mi i r z : 1 Buteo

buteo zieht nach O. 31. Miirz: In Heilsberg den ersten Turmfalken gesehen, war

frfiher auf dem Scblosse Brutvogel, jetzt nicht mehr. 4. A p r i l : In Losgehnen mehrere Paare Turmfalken, ein

Paar Buteo, 1 Sperber. 5. April: 1 Archibuteo lagopus gesehen, den letzten. 10. April: 1 Circus cyaneus ~ ad. 19. April: Der erste Milvus korschun am See. 24. April: Am See 1 Circus aeruginosus. 8. M a i: Am See 1 .Fa]co subbuteo. 16. Mai: Am See 2 Milvus korschun. Im Walde ein Paar

.Buteo buteo. 30. Mai: Am See 1 Circus • ad. (cyaneus oder pygargus). 2. J u l i: Bei Heilsberg 1 ~'alco subbuteo. 6. S e p t e m b e r: Am See 1 P. andion haliaetus. 12. September: ~uteo buteo einzeln in Losgehnen umher-

streichend, desgleiehen vielfaeh am 24. September. 30. September: 1 Accipiter nisus ~ ad. wird in Losgehnen

geschossen.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 557

17. O k t o b e r : 2 Archibuteo lagopus bei Bartenstein be- obachtet, die ersten. In diesem Winter nicht sonderlich hRufig, trotz grofsen Mttusereichtums:

24. Oktober: Mehrfach Buteo butte umherschwRrmmend, 1 Circus ~ ad. wohl cyaneus, 1 Accipitcr nisus.

1. N o v e m b e r : 4 Archibuteo gleichzeitig in Losgehnen geschossen.

7. November: l Circus spec. ~ ad. beobachtet. 14. November: 1 Circus spee., braun, geschossen. Circus macrourus (Gin.) war im Herbst wieder einmal in tier

Provinz etwas h~iufiger. PrRparator Schuchmann erhielt mehrere junge Stficke im August und September, und W. Christoleit er- legte 1 juv. im Oktober auf tier frischen Nehrung.

Pr~parator Schuchmann erbielt ferner im Herbst 8 Pandion haliaetus; W. Techler in Szameitschen noch Ende November 1 Ccrchneis mcriUa you Prasslauken (Kreis Gumbinnen). (T.).

H e l a . DerRaubvogelzug fiber die Halbinsel war im Friih- jahr nur unbedeutend, was wohl in der niedrigen Temperatur der Monate April und Mai und der in dieseu Monaten vielfach stiirmischen Witterung begrfindet war. Es wurden beobachtet:

29. April SW. Vormittags 18 Sperber ziehend in 2 Stunden. 4. Mai NW. Einzelne Turmfalken auf dem Zuge nach O. 5. u. 6. Mai N. Nur wenige Sperber ziehen. 11. Mai NO. 12. Mai SW. nur vereiuzelt Sporber. 13. Mai WSW. Heftiger Wind. DerWald steckt veil Sperber. 14. Mai SW. Ein Falco subbutco Q im Dtinenwalde erlegt. 15. Mai SO. Sperber u. Turmfalken ziehen in kleiner Zahl. 22. Mai W. Nur wenige Sperber und sehr vereinzelte

Turmfalken. Von M~usebussarden wurden auch nur einzelne Stficke be-

obachtet am 29. April bei SW. und am 12. Mai SW. (Z.). 15. O k t o b e r : R a u b v 6 g e l mit Kr~hen zusammen. Am 10. N o v e m b e r stellten sich im Fischhausener Stadt-

walde die ersten A d I e r eiu. R a u b v 5 gel in dieser Zugperiode nicht sehr zahlreich (U.).

Asio otus (L.) Waldohreule. Am 23. 24. 25. O k t o b e r s ind diese Eulen auf dem Zuge

bei Ulmenhorst anzutreffen.

Asio accipitrinus (Pall.) Sumpfohreule. B a r t e n s t e i n : 21. N o v e m b e r : Am See ein einzelnes

Stfick beobachtet; sonst auf dem Herbstzuge nicht bemerkt. (T.).

Syrnium aluco (L.) Waldkauz. Brfitet in der Stadt Heilsberg. Wohl iiberall die h~ufigste

Bruteule. (T.).

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558 J. Thienemann:

P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 2. O k t o b e r : SO. Im Walde einen Waldkauz aufgescheucht. (Z.).

~yctea nyctea (L.) Schneeeule. Im November und Dezember wurden mehrere in der Pro-

vinz Ostpreufsen beobachtet und erlegt. (T.) 7. M~irz: Ein Sttick bei Kuggen erlegt. (U.)

Surnia ulula (L.) Sperbereule. 18. O k t o b e r : Eine Sperbereule sitzt frtih am hellen lichten

Tage auf dem Schuidaehe yon Rossitten. Fliegt yon da auf das Kircbdach. Herr Pr~iparator S ch u chm a n n aus KSnigsberg meldet, dafs ihm eine Sperbereule etwa am 5. Oktober eingeliefert sei. So ist also diese htibsche Eule wieder einmal bei uns eingetroffen; bei weitem aber nicht in der Anzahl wie im Jahre 1906.

h u s w i i r t i g e B e o b a c h t u n g e n . Im Oktober mehrfach in der Provinz beobachtet. Pr~iparator

Schuchmann erhielt am 4. 10. 1 Sttick yon Memel und W. Techler Ende Oktober ein Stfick yon Nimmersatt (Kreis Memel). W. Christo- leit erlegte im Oktober eine Sperbereule auf der frischen Nehrung bei Neukrug. (T.)

14. Ok tobe r : bei Quanditten ein Stiick erlegt. (U.)

3Vyctala tengmalmi (Gin.) Raulifufskauz. W. Techler erh~lt Ende November 1 Stiick yon Nassawen

(Rominter Heide). (T.)

Glaucidium passerinum (L.) Sperlingskauz. Proebbernau (Frische Nehrung). Am 5. Oktober erhielt ich

ein ausgestopftes Exemplar vom Forsaufseher Herrn Wieht-Vogel- sang, der diese seltene kleine Eule im vorigen Jahre anfangs Oktober im Walde tot aufgefunden hat. Wahrscheinlich war der nahe Telegraphendraht dem Vogel verderblich geworden. (Z.)

Strix flammea (L.) Schleiereule. Mitre Oktober 1 Sttick yon Friedlandshof (Kreis Friedland)

erhalten. (T.) Cuculus canorus (L.) Kuckuck.

19. Mai: De r erste wird bci Rossitten beobachtet. 9. Mai: Mehrere in Losgehnen gehSrt, die ersten. 10. Mai

bei Kiwitten (Kreis Heilsberg) 1 Sttick gehSrt. 25. Ju l i : Noch den Ruf in Losgehnen gehSrt. (T.) 'Ceynova (Hela): 13. Mai. WSW. Zum ersten Male Kuckucks-

ruf auf der flalbinsel gehSrt. (Z.)

lynx torquilla (L.) Wendehals. 29. Apr i l : Der erste Wendehals wird bei Rossitten gesehen.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 559

A u s w R r t i g e B e o b a c h t u n g e n : 27. A p r i l : In Heilsberg den ersten gehSrt. 1. M ai: In Losgehnen gehSrt. 29. Mai: Ein Paar im Gutsgarten yon Losgehnen in einem

Nistkasten. (T.)

1)ryocopus martius (L.) Schwarzspecht 8. Mai: Im Kreise Friedland beobachtet. Ist in deD dortigen

W~ildern Brutvogel. (T.)

Dendrocopus major (L.) Grofsor Buntspecht. Wenn in manchen Jahren gewisse Vogelartea ganz besonders

hRufig hier auf der Nehrung durchwandern und dadurch den Zugperioden ein bestimmtes Gepr~t~e geben, so waren es in diesem Jahre nebea den Kreuzschniibeln die grofsen Buntspechte, denen diese Rolle zufiel. In sehr gros Anzahl traten diese VSgel an manchen Tagen hier auf. An jedem Baume safsen Spechte. Legte man grSfsere Strecken auf der b[ehrung zurfick, so merkte man, dafs die Hii.ufigkeit nicht loka! beschr~tnkt war, sondern sich fiber weite Gebiete hinzog, VergegeawSrtigt man sich weiter, dafs der Speehtzug woehea- ja monatelang anhielt, so kann man sich ein Bild davon machen, welch riesige Mengen der VSgel in diesem Jahre hier durchgewandert sind. Es sei an dieser Stelle an die gleiche Zugerscheinung vom Jahre 1903 erinnert. (cf. III. Jahres- bericht der Vogelwarte Rossitten, J. f. O. Aprilheft 1904 und Orn. Monatsber. Nr. 11; 1903). Damals begann der Spechtzug in der ersten H~ilfte des September und hSrte Anfang Oktober auf. Er wurde damals aueh auf den ostfriesisc~nen Inseln beobachtet.

Im Jahre 1909 hielt er liinger an; setzte in der zweiten H~ilfte des August auf der Nehrung ein und war noch Ende Oktober zu beobachten. Wenn auch w~ihrend dieser Zeit fast immer Spechte hier zu sehen waren, so mSgen doch einige Tage genannt werden, an denen ich ein besonders hiififiges Auf- treten notiert habe : z. B. 29. August; 12. September; 22. September.

Das Eintreten yon Spechtzfigen merkt man ffir gewShnlich daran, dais die VSgei zahlreich an den Biiumen umherklettern. In Ulmenhorst konnte ich aber auch das freie Zmhen in der Luft beobachten. In HShe yon etwa 20--25 m sah man die Spechte mit ihrem Bogenfluge schon yon weitem fiber das kahle Dfinen- gel~nde ankommen, aber niein Gesellschaften, sondernimmer einzeln,

Noch ein Merkmal fiir das Vorhandensein yon Spechtzfigen mufs genannt we~den, das ist das Herumliegen yon l~berresten dieser Viigel, die yon Raubvogelmahlzeitea herrfihren. Ganz auf- fallend oft findet man solche Pl~itze, wo ein Specht geschlagen und gerupft worden ist. Andere Viigel treten in solchen Zeiten auf den Raubvogelspeisezetteln ganz in den Hintergrund. Woher kommt das? Wenn man Spechte in der Luft hat ziehen sehen,

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560 $. Thienemann:

kann man sich's erkl~iren. Der Sperber oder Falke w~re tSricht, der sich an gewandte Drosseln oder Lerchen, die das Fliegen fiber freie Strecken gewShnt sind, heranmachte, wenn daneben ein plumper Specht, dem es sonst nur darauf ankommt, kurze Strecken yon einem Baum zum andern zu flattern, immer geradeaus ohne Seitenschwenkung durch die Luft schierst.

Auch das auffallend bunte Kleid des Vogels spricht bei der Gelegenheit natrirlich mit.

Bemerkt soil noch werden, dafs ebenso wie 1903 fast nur j u n ge VSgel mit roter Kopfplatte zogen, selten einmal ein Alter.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . 25. Au gust : bei Bartenstein jetzt riberall auffallend hKufig,

besonders zahlreich im Dezember und Oktober. So viele Bunt- spechte wie in diesem Jahre sind seit langem nicht zu beobachten gewesen. N~hren sich vorzugsweise von dem gut geratenen Nadel- holzsamen. Auch im Winter noch h~ufiger als sonst.

Im Kreise Heilsberg gleichfalls im Herbst recht zahlreich. (T.)

P r o e b b e r n a u : (Frische Nehrung). Am 1. Oktober und den folgenden Tagen gros Buntspechte und Mittelspechte in verschiedenen Stricken in den G~rten im Dorfe angetroffen; sic suchten vornehmlich die Haselbrische ab. (Z.)

Auch Herr Ulmer meldet yon Quanditten sehr starken Zug des gros Buntspechtes im Herbste.

Dendrocopus minor (L.) Kleinspecht. B a r t e n s t e i n : 28. M~irz: Im Gutsgarten yon Losgehnen

ein 0 ~, das den Paarungsruf hSren l~s bei Bartenstein seltenl (T.)

l~icus viridis L. Grrinspecht. 8. M a i: bei Tingen (Kreis Friedland) beobachtet, ist daselbst

einzelner Brutvogei. In Losgehnen neuerdings nicht selten. (T.)

llcedo ispida L. Eisvogel. B a r t e n s t e i n : 4. Apr i l : 1 Striek gesehen. 23. Mai: An der Alle bei Heilsberg 1 Strick beobachtet. 29. Mai: Am See bei Bartenstein 1 Strick, doch nicht Brut-

vogel; gesehen am 6. 6. 19. A u g u s t : An der Schleuse in Losgehnen I Eisvogel. Von August bis November regelm~fsig in einzelnen Stricken

am See und Flufs; zuletzt am 15. 11. beobachtet. (T.)

Coracias garruMs L. Blaurake. 6. Jun i : Herr MSschler beobachtet eine Mandelkr~he bei

Rossitten. 23. A u gu s t: Zwei Mandelkr~then auf den Telegraphendr~hten

bei Rossitten.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 561

Upupa epops L. Wiedehopf.

20. Herr MSschler meldet, dafs er einen Wiedehopf bei Rossitten gesehen hat.

Caprimu~gus europaeus L. Ziegenmelker.

Am 14. A u g u s t yon T i s c h l e r in mehreren Exemplaren abends an den Bruchbergen bei Rossitten beobachtet. Ist also jetzt auf dem Zuge. Weitere Notizen fiber den Zug in der zu- sammenhRngenden Darstellung der Beobachtungen yon Ulmenhorst.

C e y n o v a (Hela): 24. Mai: SO. Bei Regenwetter und Wind traf ich einen Ziegenmelker auf der kahlen Vordtine an. (Z.).

Apus apus (L.) Mauersegler.

18. Mai: Den ersten bei Rossitten gesehen. Ist erst ganz vereinzeit bier.

Am 6. August macheu noch ziemlich zahlreiche Mauersegler mit ihren Jungen Flugfibungen boch in der Luft.

Auch am 10. August. Am 11. August sehe ich die Fliige yon Apus apus nicht

mehr. Die Mehrzahl der bier erbrfiteten mtissen also am Abend des 10., oder in der Nacht yore 10. zum 11. August abgezogen sein. Es herrschte W. 6. lJberhaupt sind jetzt pliitzlich weniger Schwalben geworden.

17. August. Turmschwalben jagen sich noch. Auch noch einige Junge.

18. August: Noch vereinzelt da. 21. August: Noch ganz vereinzelt da. 22. August: Ganz vereinzelt. 24. August: Nicht mehr gesehen. 26. August: Nicht mehr da.

A u s w R r t i g e B e o b a c h t u n g e n :

16. Mai: Die ersten Mauersegler in Losgehnen gesehen. ~ber dem See stellt sich vormittags plStzlich eine grofse Zahi ein.

17. Mai: Jetzt auch in Heilsberg zahireich. 4. Juli: Viele Hunderte fiber dem See bei Bartenstein. 20. A u g u s t : In Losgehuen sind nur noch einzelne zu

sehen, die meisten sind schon fort. 25. August: Noch vereinzelte zu sehen. In Cranz waren am 17. und 18. August Mauersegler noch

zahlreich. (T.). Ceynova (Hela): 15. Mai: SO. Die ersten beobachtet,

nur vereinzelte. 17. Mai: Morgens NO. Der Wind ist nachmittags 1/24

nach SO. umgesprungen, und ein Mauerseglerzug setzt alsbald ein, wie ich ihn noch hie zu beobachten Gelegenheit hatte. In eiligstem Fiuge kamen die VSgel in Partien zu 10, 15, 20 Stfick und mehr yon

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562 J. Thienemann:

NW. in einer HShe yon 10--15 m. daher, in Zwischenpausen yon wenigen Minuten. Dieser so interessante Massenzug endete erst gegen 1/~8 abends. (Z.).

Dr. l e R oi meldet Ankunft ffir Bonn yore 15. und 19. April. Nut vereinzelte.

Hiru~do rustica L. Rauchschwalbe.

5. Mai : In grofser Zahl fiber dem Bruche bei Rossitten. 18. A u g u s t : Schwalben noeh ziemlich zahlreich. 21. August: Schwalben immer noch ziemlich zahlreicb. 23. August: SO. 2, NW. 5 W. 3. Um 10 vormittags plStz-

licher Windumschlag. Viel weniger Schwalben heute. 24. August: NW. 2, I~W. 1, NW. 1. Schwalben viel weniger

geworden. 25. August: Schwalben nur noch ganz vereinzelt. Die

Hauptmassen sind weg. 26. August: 0.3, 0 .3 , 0.2. Heute wieder etwas mehr

Schwalben wie gestern. 29. August: NW. 4, W. 3, SW. I. Heute noch Schwalben da. 31. August: S. 5, NW. 6, SW. 4, bedeckt. Gegen Abend

grofse Ansammlungen yon Schwalben fiber Ulmenhorst. (urbica und rustica). Jedenfalls ziehen sie allemal spSt gegen Abend in der D~immerung ab. Ich beobachte dieselbe Erscheinung am nSchsten Tage auch fiber Rossitten.

7. S e p t e m b e r : SO. 4, SO. 4, SO. 4. Schwalben tiberm Dorfe gegen Abend.

13. September: O. 3, N. 3, 1~O. 5. Sehwalben noch vereinzelt. 20. September: SW. 2, W. 1, C. Bis 8 Vormittags Nebel,

dann hell. Schwalben (rustica) ganz vereinzelt fiberm Dorfe.

Ausw~tr t ige B e o b a c h t u n g e n .

B a r t e n s t e i n : 24. A p r i l : 8--10 Rauchschwalben, yon W. kommend, tummelten sich fiber dem See.

25. April: SeAr viele fiber dem See. 1. Mai : Zahlreich fiber dem See mit Uferschwalben. 13. J u l i : In Losgehnen fiiegt eine grSfsenteils weis Rauch-

sehwalbe aus, dieselbe wird zuletzt am 24. Juli gesehen. 12. S e p t e m b e r: Ein Paar ffittert noch; die Jungen fliegen

a u s . 19. September: Abends am See in grofsen Scharen. 20. September: Viele am See. Der Hauptabzug erfolgte in den Tagen yore 21.--24. Septbr.

Am 26. Septbr. sind am See noch ziemlich viele zu sehen, am 27. Septbr. nur noch ganz vereinzelte. (T.)

Ceynova (Hela) 4. M ai NW. Nur wenige. 11. Mai: NO. Ziemlich lebhafter Zug. 12. Mai: SW. Vereinzelte.

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IX. Jahresbericht dot Vogelwarte RossitCen. 568

15, Mai : SO. In kleinen Fliigen ziehend: 17. Mai: nachmittags S.O. in gros Zahl. 21. W. Sturm. In kleinen Flfigen. 24. Mai : SO. Es ziehen noch immer einzelne Rauchschwalben.

(Z.) Von P 5 s s n e c k in Thtiringen wird die erste ,,Schwalbe"

vom 4. April gemeldet. Dr. 1 e R o i meldet Ankunft (rustica) fiir B o n n yore 1. April.

(Ein Exemplar).

tiiparia riparia (L.) Uferschwalbe. 21. A u g u s t : Schwalben noch ziemlich zahlreich, darunter

auch Uferschwalben bei Rossitten. 22. August: SO. 4, hell Sonnenschein. Auf dem Rofsgartenzaun an der Vogelwarte grofse Schwiirmo

yon Uferschwalben; nach Hunderten ziihlend, vielleicht nach Tau- senden. Sic schwitrmen oft in der Luft umher. Machen Flug- iibungen zum Abzuge. Soviel habe ich noch nie zusammen gesehen.

23. August: S.O. 2; N.W. 5; W. 3. Um 10 Vormittags plStzlich Windumschlag.

Die grofsen Flfige der gestrigen Schwalben sind fort. ~lber- haupt weniger Schwalben heute.

27. August: N.W. 3. Gewitter. Heute wieder viol Ufer- schwalben auf den TelegraphendrAhten.

28. August: N.W. 5. moist bedeckt. Die Uferschwalben von gestern sind weg.

A u s w i i r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n . I. Mai: Die ersten am See gesehen. 20. S e p t em b e r: Unter vielen rustica und einigen urbica

keine mehr gesehen. (T.)

Delichon urbica (L.) Mehlschwalbe. 5. Mai : N.O. 4; N. 8; hi'. 5; Die ersten fiber dem Bruche

bei Rossitten beobachtet. 18. A u g u s t : Schwalben noch ziemlich zahlreich. 21. August: Schwalben immer noch ziemlich zahlreich, auch

UfersehwMben, meist urbica. 23. August: S.O. 2; bl.W. 5; W. 3; Um 10 vormittags

ptiitzlicher Windamschlag. Vie| weniger Schwalben heute. 24. August: N.W. 2; N.W. 1; ~.W. 1; Sehwalben viel

weniger geworden. 25. August: N.W. 2; O. 3; O. 4; Schwalben nur noch ganz

vereinzelt. Die Hauptmassen sind weg. 26. August: O. 3; O. 3; O. 2; Schwalben wieder etwas

mehr wie gestern. Hauptsitchlich urbica. 29. August: bl.W. 4; W. 3; S.W. 1; Heute noch Schwalben

da, namentlich urbica, abet nicht viol.

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564 J. Thienemann:

7. S e p t e m b e r : S.0.4; S.O. 4; S.O. 4; Schwalben iiberm Dorfe gegen Abend.

13. September: 0. 3; N. 3; N.O. 5; Schwalben noch ver- einzelt.

A u s w ~ r t i g e Beobachtungen: B arten s tei n: 25. April: Unter sehr vielen Raucbschwalben

iiber dem See eine einzelne Mehlschwalbe. 3. M a i: Vielfach zu beobachten. 20. April: Unter vielen rustics am See noch einige Haus-

schwalben. (T.). Ceynova (Hela): 15. Mai: SO. In kleineren Fl0gen. 17. Mai: Morgens NO.. nachmittags SO. Im Mauersegler-

zuge in ziemlicher Menge mitziehend. 21. Mai: W. Sturm. Kleine Fliige. 22. Mai: W. Nachmittags O. Die VOgel ziehen einzeln

und in kleineren Partien. (Z.).

Bombycilla garrula (L.) Seidenschwanz. 21. N o v e m b e r : Heute meldet Herr MSschler, dafs er die

ersten Seidenschwiinze bei Rossitten gesehen hat, etwa 20--30 Stiick. Am 24. D e z e m b e r fliegen 3 Seidenschw~inze fiber den Hof.

Sonst wenig yon diesen nordischen VSgeln gesehen.

Au sw~irtige B e o b a c h t u n g e n . He i l sbe rg : 15. Miirz: Ein Flug yon 12 Seidenschw~nzen

in der Stadt auf Weifsdorn. 24. M~irz: Ein Flug im bischSflicben Garten auf Misteln. Im Herbst und Winter 1909110 trotz vieler Beeren nicht

beobachtet. (T.). Von Danzig-Langfuhr werden Seidenschw.:inze vom 23. Februar

gemeldet. 30 StOck.

Muscicapa grisola L. Grauer Fliegenschn~pper. 13. Mai: In Heilsberg die ersten gehSrt. 29. A u g u s t : In Losgehnen viele auf dem Zuge. (T.)

Muscicapa atricapilla L. Trauerfliegenschniipper. 22. Apr i l : Der erste wird bei Rossitten beobachtet.

Auswi i r t i ge B e o b a c h t u n g e n . 26. A p r i l : Im Kreise Heilsberg 8--10 Trauerfliegenf~inger. 8. Mai: In Gallingen singt 1 Stfick. 9. Mai: Im Gutsgarten yon Losgehnen ein Paar, das sich

in einem Nistkasten ansiedelt. 11. Mai: In Heilsberg, namentlich in den Anlagen am Schlofs,

nistet der Trauerfliegenf~inger ziemlich zahlreich.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 565

23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg zahl- reicher Brutvogel.

28. Mai: Bei Gallingen mehrfach gehSrt. In Losgehnen h~iufiger wie in frfiheren Jahren.

29. A u g u s t : In Losgehnen einzelne auf dem Zuge. (T.) C e y n o v a: 30. A p r i 1 SO. Einige am Dfinen-Etablissement. 16. Mai : NO. Mehrfach (Y und (~ am Waldrande. 19. Mai: SW. Sturm. Einzelne im Walde Schutz suchend.

(Z.) 12. J u l i : Trauerfliegenf~inger ffittert Junge in einem Nist-

kasten bei Quanditten. Vor hnbringen der Nistk~sten gab es dort diese Art nicht als Brutvogel.

Muscicapa parva Bechst. Zwergfiiegenschn~ipper. 17. Mai : Im Walde zwischen Gallingen und Tingen (Kreis

Friedland) singt ein o ~, desgleichen am 19. Juli. 23. Mai: In den Wiechertshofer Forst bei Heilsberg I ~ ,

eifrig singend, auf Fichten und Eichen. (T.)

l a n i u s excubitor L. Raubwfirger. Zanius co~urio L. Rotrfickiger Wfirger.

14. J a n u a r : Ein Raubwtirger treibt sich auf den Feldern bei Rossitten umber. Fiingt M~iuse.

14. J u l i : In einem Neste yon Lanius collurio fitigge Junge, die aus dem Neste springen.

h u s w ~ i r t i g e B e o b a c h t u n g e n . Lanius excubitor L.

B a r t e n s t e i n : 29. M~trz: l Stfick gesehen, desgleichen am 11. April und am 19. April.

8. N o v e m b e r : Im Herbst den den ersten beobachtet. Nicht zahlreich trotz vieler M~iuse.

15. November: Wieder 1 Stiick gesehen, desgleichen am 21. November. (T.)

Corvus eorax L. Kolkrabe. Herr yon S t r e n g B e r g h o f f, J u c h a Ostpreursen schreibt

mir, dafs am 2. April dort ein $tfick im Eisen gefangen wordea ist.

Corvus r L. Nebelkriihe. Corvus [rugilegus L. Saatkr~ihe.

Co~aeus moneduZa (L.) Dohle, Das war ein hatter Winter, der Winter 1908/09, besonders

ausgezeichnet darch eine lange, ununterbrochene Frostperiode, die die Temperatur nie fiber den Gefrierpunkt kommen liefs. Vom 10. Januar ab ist die Reihe yon Frosttagen his gegen Ende M~irz nicht unterbrochen worden. Das ergibt eine Serie yon etwa 70 Frosttagen. Von 1848 an ist eine fiber 50 Tage hinausgehende

Joum. ~ ore. LVIIL J ~ . Jali 191o. 37

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566 J. Thienemann:

Reihe uur achtmal anzutreffen. Am 11. Februar 1909 zeigte das Thermometer-- 29,40 bei N.O. Dabei war immer eine Schnee- decke, manchmal sogar eine sehr hohe, zu verzeichnen. Manche Tiere, z. B. unsere Wildarten, haben furchtbar gelitten. Die armen Hasen magerten zum Skelett ab und gingen massenhaft ein. Sie drangen bis mitten in die DSrfer vor, um irgend etwas Geniefs- bares zu finden. Den Obstb~umen ist es schlecht ergangen. Ganz dicke ~tiimme wurden angenommen.

Besonders viel nordische gefiederte Gi~ste hat der Winter trotz- dem nicht gebracht. Was sollten die schlies auch hier, wo alles in Schnee und Eis lag? In der Natur draufsen gros Ruhe. B e r g f i a k e n , R a u h f u f s b u s s a r d e fehlten.

15. Januar: O. 1 ; S.O. 4; S.O. 6 ; bedeckt, aber sonst trockenes Wetter. Es findet noch regelrechter Kriihenzug nach Si tden zu statt; truppweise in grofsen Abstiinden, 30--80 m hoch, besonders am Vormittag. Auch D r o s s e l n ziehen nach S.

Am 28. F e b r u a r noch nichts von Vogelzug nach N. zu merken.

Am 1. Miirz, O. 5; S.W. 5; S.W. 5; ziehen die ersten I0 D o h l e n fiber das VogelwartengebRude nach Norden.

7. MArz: noch tiefer Winter. Alles in Schnee und Eis. W. 3; W. 2; S.W. 1.

Einige D o h l e n ziehen nach N. 12. M~irz: Eis auf dem Haft noch tiber einen halben Meter

dick. Nichts yon ZugvSgeln zu merken. Ein paar Kr~then treiben sich umber.

16. M~irz: O. 5: O. 6; einige Dohlen ziehen nach N.; auch die ersten Nebelkriihen.

17. Miirz: S.W. 8; S.W. 5; S. 3; furchtbares Schneetreiben, Schnee liegt hoch. Dohlen ziehen wieder naeh S., auch Kr~ hen . Die ersten (7. /rugilegus auf dem Zuge beobachtet.

18. M~trz: S.W. 2; S.W. 3; S.W. 1; Sonnenschein. Etwas Zug. D o h l e n und Kr~then mehrere 100 m hoch nach N. (Hier schliefst sich der Bericht fiber den ersten Aufenhalt in UImenhorst vom 23. M~rz an. Ebenso ist NRheres fiber den Herbstkr~ihenzug aus dem Ulmenhorst-Berichte zu ersehen.)

3. Mai: N.W. 1; N. 3; N,W. 4; schwacher Kriihenzug. 5. Mai: Vegetation noch sehr weit zuritck. Wiesen und

Saaten zeigen nur einen schwachen gritnen Schimmer. SpRtes Frtihjahrl Eine C. cornix vom Nest geschossen.

9. N o v e m b e r : S.W. 1; W. 4; S.W. 7; frith Eis gefroren. Corvus cornix ziehen bis naehmittags.

13. November: Heute und an den vorhergehenden Tagen Stiirme mit Regen und Graupeln; gegen Abend und in der Nacht ein furchtbares Wetter. Sturm wie selten. Am 14. November frith auch noch Sturm, aber helles Wetter. Gegen Mittag legt sich der Sturm. Das Barometer ist mit grofsem Ruck pliitzlich gestiegen. Sofort starker Kr~ihenzug.

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IX. Jahresberieht der Vogelwarte Rossitten. 567

15. November~ leichter Frost, hell, Sonnenschein. S. 4; SO. 2; O. 4; Etwas Kriihenzug. Auch an den nRchsten Tagen, sobald es hell und nicht zu windig ist, etwas KrRhenzug.

17. November: N.O. 8; N.O. 9; N.O. 9; Einige SchwRrme ziehender KrKhen. In Pillkoppen soil ein Mann 70 Kriihen gefangen haben.

18. November: N.O. 9; N.O. 8; N.O. 8; ein Schwarm ziehen- der Kr~ihen Vormittag; auch am 19. November, N.O. 5; N.W.5; W. 5; nur ein Schwarm. Jetzt immer am Seestrande ziehend.

20. November, N.W. 8; N.W. 7; W. 2; Kr~hen vor- auch nachmittags; jetzt immer schwarmweise mit grofsen Unter- brechungen ziehend.

21. November: S. 4; S.O. 1; N.O. 8; nur einige Schwiirme ziehender Kr~hen gesehen.

22. November: N. 8; N. 6; N. 5; einige Kr~henschw~rme. 23. November: N.O. 3; N.O. 3; S.O. 2; Mittags hell, Soanen-

schein. Kriihen sehr hoch ziehend. 24. November: S.W. 4; S.W. 7; S.O. 3; etwas Schneefall.

Ungefiihr 20 Kr~hen gesehen yon Falk. So liffst der Kr~henzug jetzt immer mehr nach.

26. November: S.W. 1; S.W. 7; N. 9; 1 Kr~henschwarm sehr hoch ziehend.

27. N o v e m b e r : N. 8, NO.4, NO. 1. Wenig Kriihen sehr hoch ziehend.

28. November: SW. 2, S. 4, 0.4, frtih etwas Schneefall. Starker Kr~tbenzug d a d e r Wind nachgelassen. Ich sehe die Kr~hen bei dem Schneewetter sogar yore Fenster aus immer nach S. ziehen, ganz niedrig, teilweise nur einige Meter hoch.

29. November: NO. 5, NO. 4, NO. 4. 1 Sehwarm Kr~hen ziehend.

17. D e z e m b e r : S. 3, S. 3, S. 3. hell. Herr MSschler meldet da~s den ganzen Tag fiber Kr~hen in grSheren Trupps gezogen sind.

24. Dezember: SW. 3, SW, 2, SW. 3. Etwas Kr~henzug.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n: Im Winter 1908/09 Saatkr~.hen sehr sp~trlich.

1 Stack am 28. Februar. Erst yon Mitre M~trz an werden Saat- kr~.hen etwas h~tufiger.

22. Miirz: Schwiirme yon Saatkrahen und Dohlen streiehen umher.

25. Miirz: In Losgehnen ziehen vormittags sehr viele Saat- kriihen, in grSfseren und kleineren Scharen, auch einzeln, nach $0.

28. M~rz: (Wetter bei Alauda). Unmengen yon Saatkr~hen ziehen, meist sehr hoch, nach

SO., darunter auch Dohlen und vielfach Nebelkr~hen. 29. M~rz: Nur wenig Nebelkr~then und Dohlen ziehen noch. 18. Apr i l : Einige Saatkr~hen ziehen. Dohlen nisten in sehr

grofser Zahl auf Kirche and Schlofs ia Heilsberg, einzeln in alten 37*

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568 J. Thienemann:

Linden bei Tingen (Kreis Friedland). 1 0 ~ yore 7. Juni aus Heilsberg zeigt fast gar keinen Halsfleck und ziemlich dunkle Unterseite.

19. S e p t e m b e r : Saatkr~ihen bei Bartenstein in grofsen Scharen umherstreichend, desgleichen am 20. September.

17. O k t o b e r: Sehw~trme von/rugilcgus und einige n monedula streiehen umher.

23. Oktober: Grofser Scharen yon Saatkr~ihen und Dohlen auf den Feldern.

24. Oktober: Wenig cornix ziehen. 15. N o v e m b e r : Grofse Doblenschwiirme streichen umher,

wie fiberhaupt in diesem Winter. Auch Saatkriihen sind vielfaeh zu sehen.

22. November: 3 Dohlen geschossen, yon denen die eine deutliehen Halsring, die zweite einen angedeuteten, die dritte fast gar keinen besitzt.

24, November: 4 Dohlen geschossen, alle mit deutlichem Halsring.

13. D e z e m b e r : 1 Irugilegus juv. geschossen. (Jberwintert in diesem Jahre nicht selten. (T.)

C e y n o v a (Hela): 28. A p r i l W. Sturm. Einige Nebel- krRhen zieben gegen Wind -- rtickwiirts. 29. April SW. Schwacher Zug. 3. M ai WNW. Wenige auf dem Zuge. 5. Mai NW. Kleine Fltige; ebenso den 6. un I 7. Mai. 8. Mai 2 Paare bauen Horste im Dtinenwalde. 9. Mai NO. Schwacher Zug.

21. Mai Sturm aus W. Ein kleiner Flug -- 8 Stiick - - Dohlen zieht gegen den Wind - - rtickw~rts.

P r o e b b e r n a u (FrischeNehrung) 29. S e p t e m b e r : SW. Kr~hen ziehen in kleinen Fltigen. 3. O k t o b e r WSW. Leb- hafter Zug in Fliigen bis zu 50 Sttick. 4. Oktober S. Kleine Flfige ziehen fiber dem Walde. (Z).

27.--29. Mftrz starker KrRhenzug bei Quanditten. Seit Mitte S ep tem b e r Kr~thenzug ebenda. 15. O k t o b e r KrRhenzug. (U.)

_Pica pica (L.) Elster. B a r t e n s t e i n : 17. O k t o b e r : Am See 3 Sttick beobachtet.

Bei Bartenstein selten. (T.) C e y n o v a (Hela): 29. A p r i l SW. Das erste in 4Jabren

beobachtete Stfick auf der Halbinsel. P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 3. O k t o b e r WSW.

Ein Paar im Walde am Dorfe. (Z.)

Garrulus glandarius (L.) Eiehelheher. B a r t e n s t e i n : 19. A p r i l : Im Gutsgarten yon Losgebnen

6 Stfick. 27. S e p t e m b e r : Zahlreich jetzt zu beobachten. Uberhaupt

w~ihrend des Herbstes und auch im Winter noch h~iufig. (T.)

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 569

C e y n o v a (Hela): 5. Mai NW. Zwei VSgel dieser Art ziehen nach O.

P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): Mehrere Exemplare; wie es scheint sind die VSgel auf dem Zuge. (Z.)

Am 8. N o v e m b e r und Ende November sehr viol Eichel- hiiher bei Quanditten auf dem Zuge. (U.)

Oriolus oriotus (L.) Pirol. 31. Mai: W~2, W. 5, W. 1. Herr MSschler sieht den ersten

bei Rossitten. B a r t e n s t e i n : 16. Mai: Mehrere in Losgehnen gehSrt,

die ersten. 23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg nicht

selten. (T.) C e y n o v a (Hela): 13. Mai WSW. Ein schSnes 0 ~ im

Waldo bei dem Dorfe beobachtet.

Eturnus rulgaris L. Star. 19. M~rz : Der erste Star am Dorfe. Nur ein einzelnes

Stiick. Noch tiefer Winter. 21. D e z e m b e r : Gestern und heute sehe ich 4 Stare bei

Rossitten. Scheinen ganz munter.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 18. M~rz : In Losgehnen wird der erste

Star gesehen. AuffSllig sp~t! In den folgenden Tagen sind dann wieder keine zu sehen, erst am 25. M~rz zeigt sich eine ganze Anzahl.

28. Miirz: Stare sind jetzt ziemlich zahlreich. 30. Miirz: Abends viele am See. 31. M~rz: Tausende am Gutshause you Losgehnen. 12. Apr i l : Kleiue Fltige tibernachten im Walde auf Fichten.

Massenansammlungen zurBrutzeit finden in diesem Jahre uicht statt. 9. J u n i : In fteilsberg die ersten ausgeflogenen Jungen. 12. Juni: In Losgehnen sind die jungen Stare durchweg

ausgeflogen. 22. A u g u s t : Die Alten singen wieder an den Nestern. 29. August: 1 juv. geschossen: Kopf und Riicken noch braun. 19. S e p t e m b e r : Abends am See gros Scharen. 27. September: Grofse Flage auf den Feldern. 17. O k t o b e r : Grofse Fliige treibeu sich umber. 18. Oktober: Viele Stare morgens an uud auf dem Hause,

also wohl noch BrutvSgeL 24. Oktober: Am Hause noch einige; die moisten sind fort. 31. Oktober: Abends ein Flug yon etwa 30 Stack am See. 7. N o v e m b e r : Noch eiuen einzelnen beobachtet. Mitte D e z e m b e r hielten sich nach W. Techler noch

3 Stare in Gertschen (Kreis Gumbinnen) auf. (T.)

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570 J. Thienemann :

P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 2. O k t o b e r SO. Auf den Ebereschen im Dorfe in kleinen SchwKrmen.

3. Oktober WSW. Grofse Scharen auf dem Zuge. 4. Oktober S. Lebhafter Zug nach W. (Z.) 26. M ~ r z : Stare bei Quanditten. (U.)

. ~ t o r rose~ (L.) Rosenstar. 2. J u n i : Ein Rosenstar setzt sich dicht an dem Vogel-

wartengeb~ude auf einen Gartenpfahl und singt. Er wird vom Museumsdiener auf 15 Schritt beobachtet. Eine T~uschung ist ausgeschlossen. Als mir der Fall gemeldet wird, gehe ich sofort selbst auf die Suche, finde den Vogel aber nicht mehr.

.Passer domestieus (L.) Haussperling.

11. J u n i : Die ersten ausgeflogenen jungen Sperlinge in Rossitten.

Im Oktober und in der Folgezeit zeigt sich in Heilsberg ein Q mit teilweise weifsen Armschwingen und Schwanzfedern. Ein ~hnliches StUck wurde auch in Losgehnen im Oktober gesehen.

(T.) Passer montanus L. Feldsperling.

P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 30. S e p t e m b e r und in den folgenden Tagen mehrfach im Dorfe beobaehtet. (Z.)

Coecothrausles coccothrausles (L.) Kernbeifser.

23. M ai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg einzelne beobachtet.

23. A u g u s t : Vielfach im Gutsgarten yon Losgehnen. (T.)

Fringilla coelebs L. Buchfink. _Fringilla monti[ringilla L. Bergfink.

13. F e b r u a r : Buchfinken am Futterplatz bei Rossitten. Aueh vereinzelt einmal 1 Bergfink. Von letzteren sehr wenig da.

7. M ~ r z" Noch tiefer Winter. Die nordiscben Buchfinken noch immer am Futterplatze. Am 31.. M~rz ersten Buchfinken- schlag gehSrt.

12. Augus t : NW. 6, W. 6, SW. 3. Srinyilla codebs sehon seit einiger Zeit auf dem Zuge.

16. August: NW. 5, W. 5, W. 3. Yiel Buehfinken im Walde auf dem Zuge.

17. O k t o b e r : SW. 4, S.5; S. 4, meist bedeckt. F i n k e n und andere ZugvSgel rastend.

30. D e z e m b e r : Im Garten sind etwa 10 ~'ringillaeoelebs. eingetroffen, mit einigen Bergfinken vermischt. Das sind nordische Ich habe solche nordische Buchfinken gefangen und im K~.fig gehalten, um ihren Gesang kennen zu lernen. Es folgte eine grofse Entt~uschung. Alle sind Sttimper im Gesange. Der

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 571

Schlag wird hie zu Ende geftihrt. Gerade die charakteristischen Endsilben, wonach der Schlag benannt wird, fehlen oder sind ganz verkiimmert.

31. Dezember: Die gestrigen Finken sind noch da.

A u s w ~ i r t i g e B e o b a e h t u n g e n . B a r t e u s t e i n : I. J a n u a r : 10q12 Buchfinken und 1 Berg-

rink in Losgehnen beobachtet. Buchfinken fiberwintern 1908/09 auffallend zahlreich; auch Bergfinken sind im Winter 5fters zu sehen.

24. Januar: 15--20 Buchfinken, wohl alles 0~0 x, und 2 Berg- finken; yon letzteren 1 0 ~ geschossen.

15. F e b r u a r : In Heilsberg 1 coelebs Q. 28. Februar: Ein Flug yon etwa 20 coelebs in Losgehnen,

auch alles WintervSgel. Auf dem Fasanenfutterplatz etwa 10 montifringilla. 1 coelebs ~ tot aufgefunden.

29. M~ir z: Nachts Frost, SO., am Tage meist heiter. Viel- fach ziehen Buch-und Bergfinken, dieselben fallen aber auch schon morgeDs auf Baumen ein.

30. M~irz: In Heilsberg singen viele Buchfinken. 4. A p r i 1 : s Frost, kiihl; lebhafter SW. ; biiig. Einige

Buch- und Bergfinken ziehen in Losgehnen. 5. April: Nachts --3 ~ heiter; kalter W., 780 ram. Eiaige

Buchfinken ziehen. 9. April. Fltige yon Buchfinken auf den Feldern, desgleichen

am 10. April solche yon Buch- und Bergfinken. 17. April: Bei Dietrichswalde ein Flug Buchfinken, meist

Q(~, aber auch einige 0~0 ~. 18. April: Heiter, -~-10 ~ mittags S., gegen Abend SW.

Etwas Zug yon coelebs und montifringilla, Anthus pratensis und Corvus cornix.

19. April: SO., -~-9~ nachmittags Regen. Wenig coelebs und monti/ringilla, Anthus pratensis und trivia~is ziehen.

24. April: Finkenfiiige auf den Feldern. 25. April: ~ 13 ~ O. heiter. Einige coelebs und monti/rinqilla

ziehen. 6. S e p t e m b e r : Bei Tingen viel codebs auf Stoppelfeldern 12. September: Heiter, warm, N. u zieben coelebs

Anthus pratensis und einzelne trivialis; ziemlich hoch. 19. September: -]-20 o R., O., heiter. Coelebs, Anthus pra-

tensis, Alauda vielfach ziehend. Viele Finken noch auf den Feldern. 20. September: Bedeckt, W., warm. Es ziehen einzelne

coelebs, Anthus pratensis und trivialis, Alauda arvensis. 26. September: Klar, warm, still. Guter Zug yon coelebs

und Anthus pratensis (hoch), ferner yon Alauda arvensis. Mehr einzeln ziehen monti/ringilla, die ersten, Anthus trivialis, Lullula arborea, einmal Acanthis cannabina.

27. September: Morgens starker :Nebel, S., etwas ktihler; am Tage bedeckt, wiederholt Regen.

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575 J. Thienemann:

Nach dem Fallen des Nebels vormittags guter Zug yon coelebs und Anthus pralensis, vielfach trivialis, montifringilla, Alauda, einmal I~ullula.

Mittags Finkenfltige auf den Feldern. 3. O k t o b e r : Klar, warm, still. Bei Heilsberg ziehen

coelebs, monti[ringilla, Alauda. 9. Oktober: Bedeckt, warm, still. Bei Mengen und Tingen

Fl t ige yon coelebs auf Stoppelfeldern. 10. Oktober: Triibe, morgens neblig, warm, still. Wenig

Zug yon eoelebs, ~zonti[ringiUa, Alauda, Lullula. Nachmittags auf einem Stoppe]feld grofser Flug yon coelebs und monti[ringilla.

11. Oktober: Morgens dichter Nebel, still, -{--70; um II Uhr kliirt es sich auf.

Als es etwas heller wird, ganz schwacher Zug yon eoelebs montifringilla, Alauda.

Um 111/~ bei Dietrichswalde und Gallingen grofse F!tige yon coelebs und monti/ringilla auf Stoppelfeldern.

16. Oktober: Heiter, warm, SO. Abends viele eoelebs und monti[ri~gilla auf Stoppelfeldern.

17. Oktober: Heiter, warm, SO. MSfsiger Zug yon eoelebs, monti/ringiUa, Alauda, Anthus pratensis.

18. Oktober: S., heiter, warm. MSfsiger Zug yon coelebs, monti[ringilla, Alauda, Lullula, Anthus Tratensis.

23. Oktober : Etwas kiihler, heiter, SW. coelebs-Flfige abends auf Stoppelfeldern.

24. Oktober: Heiter, lebhafter SO. Sehwacher Zug yon monti/ringilla und Alauda.

31. Oktober: Ktihl, lebhafter SO. Nur noch ganz ver~ einzelte eoelebs ziehen.

1. N ore m b er: Warm, heiter, still. G anz vereinzelte eoelebs, Anthus pratensis, Alauda und cannabina ziehen noch.

7. November: Bedeckt, miide, S. Ganz vereinzelte coelebs ziehen noch, 5fters eannabina und chloris.

8. November: -]-50 , bedeckt, S. Noeh immer einzelne ziebende eoelebs, 5fters cannabina und ehloris.

14. November: Sehneetreiben, - - 2~ nachmittags klar, stiller. Noeh einzelne eoelebs, 1 Alauda, Lullula, wiederholt eannabina.

15. November: Morgens - - 6 ~ klar, leichter O.; am Tage bedeckt. Einzelne coelebs, 1 Alauda, wiederholt eannabina.

Im Winter 1909110 Buchfinken 5fters gesehen, doeh nicht so zahlreich wie im Jahre zuvor. Am 28. November in Losgehnen 1Q. (T.)

Wie der Raubvogelzug, so war auch der Frtibjahrzug der Buchfinken infolge der kalten und oft stfirmischen Witterung bei Ceynova (Hela) nur gering. Beobachtet wurden: 28. April W. Einige ~(Y und QQ auf den noeh nicht bestellten Kartoffel~ckern. 10. MaiNO. Wenigeauf dem Zuge. 13. Mai SSW. Buchfinken~o ~ und QQ in grSfserer Zahl fallen bei heftigem Winde aus O. kommend auf den Kartoffelackern ein. - - P r i i b b e r n a u (Friseh. Nehrung).

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 578

30. September SW. kleine Fliige auf den ~ckern; 3. Oktober WSW. lebhafter Zug. (Z.)

Der K l e i n v o g e l z u g hiirt mit dem ersten Schnee bei Quan- ditten ziemlich auf. (U.)

Vom 15. N o v e m b e r meidet Herr RevierfSrster W. Wiese yon A u g u s t e n h o f bei B e r g e n auf Rii g e n sehr starke Ziige yon B u c h - und B e r g f i n k e n .

Chloris chloris (L.) Grtinling. Bei dem strengen Winter 1908109 in Rossitten oft zahlreieh

am Futterplatze. B a r t e n s t e i n: Im Winter 1908/09 recht zahlreich, 1909/10

nur sp~irlieh, dabei ist ersterer sehr schneereich und streng, letzterer schneearm und mild.

Von Mitte M~rz an nimmt die Zahl dureh die Zurtickkehr sehr zu.

Herbstzug cf. _Fringilla codebs. (T.)

Acanthis cannabina (L.) Bluthiinfling. B a r t e n s t e i n : 14. F e b r u a r : 1 Hiinfling unter Bueh-

finken und Grtinlingen. 28. Februar: Mehrere Stticke, sicher noch WintervSgel, unter

Buchfinken. Erst yon Mitte M~irz an beginnen Hiinflinge h~ufiger zu

werden, am 21. M~irz ist schon eine deutliche Zunahme zu bemerken. 28. M~irz: H~infiinge ziehen vielfach nach O., desgleiehen

am 29. M~rz. Herbstzug el. Fringilla coelebs. 21. N o v em b e r: Wiederholt Fltige umherstreifend. 28. November: bei hohem Schnee ein Ylug auf dem Gutshof

yon Losgehnen. (T.)

Acanthis linaria (L.) Birkenzeisig. Chrysomitris spinus (L.) Erlenzeisig.

l l . J a n u a r : Ein Schwarm E r l e n z e i s i g e im Walde, sonst tot draufsen; ebenso am 15. Januar. Ieh vermisse B i r k e n z e i s i g e , zumal, wie die Notizen aus Ulmenhorst sagen, im Herbst so sehr viel nach Stiden gezogen sind.

8. J u 1 i: Frith ein Erlenzeisig (2 im Garten auf den Fiehten. Ohne Zweifel Brutvogel hier in Rossitten. Das geht auch daraus hervor, dafs man die VSgel in der Folgezeit h~iufig zu Gesicht bekommt.

A u s w ~ i r t i g e B e o b a e h t u n g e n :

Acanthis linaria (L.) Birkenzeisig. B a r t e n s t e i n: Im Winter 1908109 iiufserst sp~trlich. 10. h p r i h Die letzten in Losgehnen beobachtet. Im Herbst und Winter 1909/10 garnicht beobachtet. (T.)

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574 J. Thienemann:

Chrysomitris spinus (L.) Erlenzeisig. B a r t e n s t e i n: 28. Mii r z: Erlenzeisige iiberall in Massen. H e i l s b e r g : 29. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei

Heilsberg mehrfach gesehen. F i s c h h a u s e n : 19. Jun i : In Fischhausen mehrmals gehSrt~ B a r t e n s t e i n: 20. A u g u s t: In Losgehnen einige beobachtet. 24. August: Ebendaselbst Fliige von 10--12 Stfick, sicher

Brutviigel. Cranz: Bei Cranz waren Erlenzeisige im August vielfach zu

beobachten, :jedenfalls nisten sie in den Wiildern auf dem stid- lichen Teile der Nehrung.

B a r t e n s t e i n : 27. S e p t e m b e r : InLosgehnea vielfach zu beobachten.

31. O k t o b e r : Jetzt recht zalhreich, wie iiberhaupt im Winter 1909/10.

25. D e z e m b e r : Grofse Schw~irme beobachtet, desgleichen am 26. Dezember. (T.)

11. Miirz: Erlenzeisige bei Quanditteu. (U.)

Carduelis carduelis (L.) Stieglitz. B a r t e u s t e i n : 10. O k t o b e r : In einem grofsen Finken-

schwarm nach einige Stieglitze. 18. Oktober: Mehrfach auf dem Zuge. 5. D ezem be t : Einige beobachtet. 2 erlegte gehiiren nicht

zu major Tasz. (T.)

Carpodacus erythrinus (Pall.) Karmingimpel. 23. Mai: Den ersten Carpodacus (~) geseheu. Soil schon

am 19. beobachtet worden sein, was sehr wahrscheinlich ist. 10. J u n i : Bei Kunzen~ wo der Vogel frfiher so h~iufig

war, nur ein graues, singendes o ~ beobachtet. Das Ausholzen der Btische bat die Art sehr dezimiert. Im Dorfe singt der Carpodacus fast ununterbrochen.

19. Juni: Bei einer Tour nach den Anlandungen des KSnigs- berger Seekanales ein Nest yore Karmingimpel gefunden, das vollst~indig fertig, aber noch unbelegt ist. Beide Alte waren daneben. Der Standort war in einem Erleugeb[isch bei Peyse am frischen Haft.

Am 19. Ju l i sind die Jungen des betreffenden Nestes flfigge. Einer noch im Neste, einer daneben.

5. A u g u s t : In diesen Tagen sehe ich 5fter junge aus- geflogene Karmingimpel bei Rossitten.

Es war hier in Rossitten ein Karmingimpelpiirchen ans~issig, das seinen Nistplatz stets in der Niihe eines Waldteiches hatte. Es ist dasselbe Piirchen, das im VI. Jahresberichte p. 518 unterm 5. Juli erwiihnt wird. Das Nest stand meist sehr offensichtig und wurde leicht gefunden. In diesem Jahre konnte es trotz eifrigen Suchens yon seiten des Herrn Pr~iparator MSs ch le r nicht entdeckt werden. Nachdem die Ringversuche nunmehr verschiedene

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 575

untrfigliche Beispiele gebracht haben, dafs auch Kleinv6gel den alten Nistplatz immer wieder aufsuchen, daft angenommen werden, dafs dieses Piirchen zu Grunde gegangen ist. Das sind Lficken, die die gef~hrlichen weiten Wanderungen in den Vogeibestand reifsen.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n : 2. Ju l i : Im Sinsertal bei Heilsberg ruft I ~ im Weiden-

gebiisch. (T.) Pyrrhula pgrrhula (L.) Grofser Gimpel.

Im Winter nieht h~ufig. Am 31. D e z e m b e r bei Kunzen 5 Stfiek, 3 QQ, 2 dcd ~ beobaehtet.

Ausw~r t ige B e o b a e h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : Im Winter 1908/09 nur recht sp~rlieh,

dagegen 1909/10 ziemlieh h~ufig. 18. Apri l : Ein Paar noch im Gutsgarten von Losgehnen,

verweilt dort bis 24. Mai; dann versehwunden, hat aber wohl in der NRhe gebriitet, da im August sich wieder eine Familie zeigt.

9. Mai: In Lohsgebnen im Walde Gimpel geh6rt. 10. Mai: Im Dietrichswalde mehrere. 23. Mai: In der Wieehertshofer Forst bei Heilsberg 1

beobaehtet, sicher dort Brutvogel. 29. Augus t : In Losgebnen eine Familie beobaehtet; 1 juv.

im reinen Jugendkleid gesehossen. 19. S e p t e m b e r : Wiederholt Gimpel beobachtet, jedenfalls

auch noch BrutvSgel; 1 geschossenes juv. steht ganz im Anfang der Mauser.

10. O k t o b e r : ~ juv. geschossen, mitten in der Mauser; Brustseiten schon rot; auf dem Kopfe kommen sehwarze Federn zum Vorschein.

31. Oktober: Gimpel sind jetzt 5fter~ zu sehen, wie auch in der Folgezeit. (T.)

Loxia curvirostra L. FiehtenkreuzschnabeI. l:oxia curvirostra pilyopsittacus Behst. Kiefernkreuzsehnabel.

In diesem Jahre hat ein sehr ausgedehnter Kreuzsehnabel- zug stattgefunden, der in der ornithologisehen Literatur des Jahres 1909 viel bebandelt worden ist. Eine fibersiehtliehe Zu- sammenstellung hat yon T s e h u s i gegeben.

Den Verlauf des Zuges auf der Kurischen Nehrung babe ich bereits in R e i e h e u o w ' s O r n i t h o l o g i s e h e n Monats- b e r i e h t e n , Februarheft 1910 ausffihrlich beschrieben und daft jetzt darauf hinweisen. Bier mSgen nur die Hauptdaten folgen:

Der Beginn des Zuges auf der Nehrung fiillt in den Anfang des Juli. Yon da an wurden oft Flfige yon Kreuzschn~ibeln in und fiber Rossitten beobaehtet, so am 31. Juli; 11. August; 16. August; 29. August; 1., 4., 14, 17., 18, 20. September. (Itier tritt infolge einer Reise eine Unterbreehung in den Beobaehtun~en ein).

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576 J. Thienemann:

Bei meinem Aufenthalte in Ulmenhorst veto 17. Oktober an war mir Gelegenheit geboten den Zug der Kreuzschn~ibel, wie er in der Luft vor sich ging, genau zu verfolgen. Fast tRglich zogen diese VSgel nach Sfiden; immer in kleinen Trupps, nie in grofsen Schw~irmen ; stets lockend ; und zwar ziemlich hoch, selten unter 80 m~ gew6hnlich in HShe yon etwa I00 mund dariiber, manchmal mehrere 100 m hoch.

Noch am 6. November, als der iibrige Kleinvogelzug schou ganz aufgehSrt hatte, Kreuzschn~ibel nach S. ziehend.

Am II. Dezember sind im Rossittener Walde grofse Fliige gewesen.

Am 15. D ezemb e r hSre ich KreuzschnRbel in der Luft ziehen. Am 16. Dezember sind 6 Stiick am Futterplatze dicht

am Hause. Ganz verschwunden sind dieVSgel den ganzen Winter tiber nicht.

Ausw~.rtige Beobachtungen. 12. Juli: Im Gutsgarten yon Losgehnen 4 Kreuzschn~bel,

1 o ~ singt. 23. August: Mehrfach KreuzschnRbel geh5rt, ebenso in den

Monaten September und Oktober. HRufiger als in den letzten Jahren, doch kein Massenzug. Auch bei Heilsberg im Oktober 6fters zu beobachten.

8. November: In Losgehnen I ~ geschossen. 14. November: Einige beobachtet, ebenso am 15. November.

Am 6. Dezember im Walde gehSrt. Mitte Oktober stellte sich in Szameitschen bei Gumbinnen ein Flug auf Sonnenblumen ein. W. Techler erhielt mehrere, darunter ein cY ad. mit 2 rStlichen QuerbindeD, entsprechend der Form rubritasciata Brehm. Das yon Tischler untersuchte Stiick unterscheidet sich sonst in nichts yon einem gleichzeitig erlegten gew5hnlicben cY yon curvirostra. Es handelt sich offenbar nut um eine individuelle Variation. (T.)

Bei Q u a n d i t t e n beobachtet Herr U I m e r wenig Kreuz- schnRbel, da ein schlechtes Samenjahr. KreuzschnRbel werden der Vogelwarte ferner noch gemeldet: Veto 3./9. 09 yon der Ost- kiiste Englands, veto 15. November yon Bergen anf Rfigen.

Passerina nivalis (L.) Schneeammer. 15. J a n u a r : An der Vordtine ein Flug Schneeammern

nach Sfiden ziehend. 16. F e b r u a r : Ein Flug Schneeammern auf dem Haft. 28. Februar: Eine einzelne Schneeammer auf dem Haft. 7. M~irz: Ein Flug Schneeammern an der Yogelwarte. 12. MRrz: Ein Flug Schneeammern.

A u s w ~ r t i g e B e o b a e h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 15. November: 1 Stilck zieht nach S. 29. November: Einzelne auf dem Zuge. (T.) 10. und 12. M~rz: Schneeammern bei Quanditten. (U.)

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IX. Jahresbedcht der Vogelwar~ RossiY~en. 577

~nberiaa calandra L. Grauammer. B a r t e n s t e i n : 17. J a n u a r : Zum ersten Male den Gesang

gehSrt. Bei Thegsten und Heilsberg ist die Grauammer h[iufiger

Brutvogel. 91. N ove m b e r: Einige Grauammern 0bernachten am See

bei Bartenstein im Rohr. 29. November: An Getreideschobern sehr grofse Fliige yon

Hunderten; auch viele r (T.) Im J a n u a r und F e b r u a r viel Grauammern bei Quanditten.

(u.) ~mberiza citrinella L. Goldammer.

.Emberiza schoeniclus (L.) Rohrammer. 20. J a n u a r : Goldammern seit etwa 6 Tagen im ~of und

Garten in Rossitten. Kamen ganz plStzlich. Sie sind ohne Zweifel yore Norden hier eingetroffen.

Am 27. M it r z erster Ro h r a m m e r bei Rossitten. Am I. A p~r il erster Goldammerschlag. 23. A u g u s t : 1 G o l d a m m e r n e s t , direkt auf dem Boden

stehend, mit 3 ziemlich tliiggen Jungen. Sp/ite Brut. Ob zweite Brut ? .Emberi~a hortulana L. Ortolan.

B a r t e n s t e i n : 25. Apr ih Die erste Gartenammer gesehen. 1. Mai: Ersten Gesang gehSrt. 2. Mai: Vielfach beobachtet. H e i l s b e r g : 20 Mai: bei Heilsberg an der Chaussee nach

Bartenstein einige gehSrt. 24. Mai: An der Chaussee yon Heilsberg nach Guttstadt

auf 500 m 5 singende ~ 0 ~ gehSrt. 5. J u n i: bei Thegsten und Mengen (Kreis Heilsberg) singen

mehrere @@, auch in der Folgezeit. (T.) •mbriza schoeniclus (L.) Rohrammer.

A u s w i t r t i g e B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s te i n: 28. M a r z: In Losgehnen mehrfach gesehen,

die ersten. 9. Mai : Am See l~est mit 3 Eiern gefunden. 12. S e p t e m b e r : Viele am See. 24. O k t o b e r : Mehrfach noch am See. 1. N o v e m b e r: Nur ganz vereinzelte noch zu beobachten. 7. November: Die letzte gesehen. (T.)

Anthus. Pieper. 28. M~irz: S.O. 1; W. 4; SW. 1; Die ersten Pieper gehSrt,

jedenfalls Wiesenpieper. 22. A p r i h Ein Trupp Wiesenpieper bei Rossitten.

Anthus pratensis (L.) Wiesenpieper. B a r t e n s t e i n : 28. Mitrz: In Losgehnen vielfach Wiesen-

pieper gesehen, aber nicht ziehend.

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578 J. Thienemann :

4. Apri l : Am See viele auf dem Else. 18. April: Einige ziehen, desgleichen am 19. April. Herbst-

zug cf. _Fringilla coelebs. (T.)

Anthus trivialis (L.) Baumpieper.

B a r t e n s t e i n : 19. Apr i l : Einzelne ziehen, die ersten. 25. April: V, ielfach beobachtet, auch singend. 2. Mai: Vielfach auf den Feldern. 23. A u g u s t : Streicht schon umher. Herbstzug ef. Fringilla

r (T.) Anthus campestris (L.) Brachpieper.

23. Mai: Bei Neuhof (Kreis Heilsberg) I r gehSrt. 5. Jun i : Bei.Mengen (Kreis Heilsberg) 1 singendes ~ , das

sich auch in der Folgezeit 5fters hSren l~st. 7. J u n i : Bei Tingen (Kreis Friedland) 1 ~ . 19. Juni: Bei Peyse und Neplecken (Kreis Fischhausen)je

1 ~ gehSrt. 5. S e p t e m b e r : In Losgehnenein Flug yon etwa 10 Stiick

auf einem gepfliigten Felde. (T.)

Motacilla alba L. Weifse Bachstelze. Am 26. Miirz erste weifse Bachstelze bei Rossitten. B a r t e n s t e i n : 22. MRrz: In Losgehnen 2 Stiick, die ersten.

gesehen, desgleichen l Stiick in Dietrichswalde. 28. MRrz: Schon vielfach zu sehen. 4. Apr i l : Am See viele auf dem Else. 12. J un i : In Heilsberg die ersten ausgeflogenen Jungen. 12. S e p t e m b e r : Viele am See bei Bartenstein. l l . O k t o b e r : Noeh mehrfach am See. 18. Oktober: Die letzte beobachtet. Mitte Dezember hiilt sich eine einzelne noch auf der DomRne

Neuhof bei Heilsberg auf. (T.) 26. Miirz: bei Quanditten. (U.)

Budytes flavus (L.) Kuhstelze. B a r t e n s t e i n : 19. Apri l : Auf einem gepfliigten Feide die

erste gelbe Bachstelze gesehen. 25. April: Jetzt hiiufig zu sehen, auch in Fliigen yon 12 bis

15 Stiick. 8. Mai: Am See ein Flug. (T.)

Budytes flavus (L.) Kuhstelze. Budytes borealis (Sund.) Nordisehe Kuhstelze.

C e y n o v a (Hela). Am 14. Mai SW. und 16. Mai NO. waren die alljtihrlich im Frtihjahr dort auf den Wiesen bei den Schafen sich einfindenden Kahstelzen zu beobachten. Wie 5fters waren auch ~udytes borealis (Sund) darunter, ein Sttick erlegt. (Z.)

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 579

Alauda arvensis L. Feldlerche. 21. M~irz: NO. 2; O. 3; O. 5; Die ersten Lerchen auf den

Feldern bei Rossitten beobachtet. In diesem sp~ten Friihjahre also fast 4 Wochen sp~iter als sonst.

31. D e z e m b e r : Zu dieser sp~iten Jahreszeit noch 2 Feld- lerchen auf dem heker vor dem Hunde aufstehend.

Ausw~irt ige B e o b a c h t u n g e n : B a r t e n s t e i n und H e i l s b e r g : 21. M~rz: O., klar, abends

bedeckt. In Losgehnen wiederholt einzelne Feldlerchen unter Lockrufea hoch nach O. streichend, die ersten ia diesem Jahre. Auffiillig spiiti

22. M~irz: Bedeckt, still, -[- 3 o. Wiederholt Feldlerchen gesehen. Ersten Gesang gehSrt, auch bei Bischofshain und Heilsberg.

28. M~rz: Groisartiger Zugtag wie im Binnenland selten! Trtibe -~- 5 o, W., vormittags zeitweise Regea, nachmittags

aufkliirend. Hunderte, ja Tausende yon Lerchen ziehen einzeln und in

Fltigen, vielfach singend, naeh O., meist hoch. Die ganze Luft ist roll yon ziehenden Lerchen. Der Zug dauert yon 6--11 Uhr vormittags; nachmittags nichts.

Von KleinvSgeln ziehen noch iifters H~inflinge und einzelne Heidelerchen. Ferner sehr guter Zug yon Saatkr~ihen und Kiebitzen (siehe diese Arten).

29. Mfirz: b~achts Frost, SO., am Tage meist heiter. Lerchen ziehen garnicht, dafiir aber vielfach Buch- und Bergfinken, die am Tage vorher noch garnicht zogen, ferner wiederholt H~tnttinge und einzelne Heidelerchen. Herbstzug cf. Fringilla coelebs. (T.)

22. M~irz: bei Quanditten. (U.)

Lullula arborea (L.) Heidelerche. Am 26. M~irz erste Heidelerche bei Rossitten. 9. N o v e m b e r : Ein Flug Heidelerchen am Bruche bei

Rossitten. B a r t e n s t e i n : 28. M~rz: In Losgehnen ziehen einzelne

Heidelerchen, die ersten, nach O. 29. M~irz: Einzelne ziehen. 7. Jun i : Bei Trautenau (Kreis Hei|sberg) singt 1 o ~, sicher

dort Brutvogel. Daselbst noch am 12, 19. und 26. Ju l i den Gew gehSrt. Herbstzug cf. Fringilla coelebs. (T.)

Galerida cristata (L.) Haubenlerche. 22. M~rz: Bei Bischofshain singt eine Haubenlerche; die

Art ist dort ebenso wie in Heilsberg im ganzen nur spiirlichvertreten. (W.)

F~remophila alpestris (L.) hlpenlerche. 7. N o v e m b e r : An der Vogelwarte ein Trupp yon etwa

15 Stfick.

Page 50: IX. Jahresbericht (1909) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

5 8 0 J. Thienemann:

Bartenstein: 8. November: Ein Flug yon 10--15 zieht naeh S. (T.)

•itta europaea L. Kleiber. H e i I s b e r g : 7. J a n u a r : Zum ersten Male den Paarungs-

ruf gehSrt. In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg ziemlich h~ufiger

Brutvogel. (T.) Parus. Meise.

Trotz des strengen Winters verhMtnismRfsig wenig Meisen am Futterplatze.

A u s w ~ r t i g e B e 0 b a c h t u u g e n .

Parus caeruleus L. ]'arus palustris L.

lJarus maior L. _Parus bor,alis Selys.

Parus ater L.

16. J an u a r : Zum ersten Male in Heilsberg den Frttblings- ruf yon major gehSrt.

19. A p r i l : lm Kiwitter Walde (Kreis Heilsberg) pfeift Parus borealis, daselbst noch am 6. September beobachtet.

26. April: Im Gallinger Walde (Kreis Friedland) pfeift ein o ~ yon t~arus borealis; daselbst die Art noch am 26. Juli gehSrt.

14. M a i : In der Damerau bei Heilsberg 1 Earus borealis (Y. 23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg 1 borealis

beobachtet. 19. J u l i : Im Gutsgarten yon Losgehnen 1 borealis. 1. A u g u s t : I m Walde yon Losgehnen borealis. 8. August: Am See ein pfeifendes o ~ yon borealis. 12. S e p t e m b e r : In Losgehnen major, ater, caeruleus auf

dem Zuge. 19. September: ater auf dem Zuge, am 26. September auch

noeh caeru/eus. 10. O k t o b e r : ater und caeruleus streicben zahlreich

umber. 17. Oktober: major auf dem Zuge. 24. Oktober: palusiris IRfst den Friihlingsruf hSren. 8. N o v e m b e r : Einige borealis im Losgehner Walde. (T.) P r o e b b e r n a u (Frische Nehrung): 1. O k t o b e r SW. An

diesem und dem folgenden Tage ziehende Kohl- und Blaumeisen im Dorfe. (Z.)

Aegithalus eaudatus (L.) Schwanzmeise.

19. O k t o b e r : Gegen Abend ein Flug bei Ulmenhorst durch die Bttsche nach S. ziehend.

Page 51: IX. Jahresbericht (1909) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

IX. Jahresbericht der Vogslwarte Rossitten. 581

Ausw~irtige Beobachtungen. 23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Hei!sberg ein

Paar beobachtet. 17. Oktober: In Losgehnen einen Flug beobachtet. In

der Folgezeit 5fters zu sehen. (T.)

Regulus regulus (L.) Gelbkiipfiges Goldh~ihnchen. 20. S e p t e m b e r : frfih Nebel bis 8 Uhr, dann hell; SW. 2;

W. l; C. In den Biischen GoldhRhnchen mit vielen Rotkehlclien zusammen.

22. September: O. 4; NO. 3; NO. 4. Sehr viel Goldh~ihnchen mit Rotkelchen und grofsen B u n t s p e c h t e n zusammen in den Dorfg~rten.

Ausw~ir t ige B e o b a c h t u n g e n . B a r t e n s t e i n : 19. S e p t e m b e r : Vielfach auf dem Zuge,

desgleichen am 26. September. 10. O k t o b e r : Viele in den Btischen. 18. Oktober: Vielfach auf dem Zuge, desgleichen am

24. Oktober. (T.)

Troglodytes troglodytes (L.) ZaunkSnig. 23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg als

Brutvogel ziemlich h~iufig. 19. S e p t e m b e r : ZaunkSnige in Losgehnen auf dem Zuge,

desgleichen am 20. und 26. September, 17. und 18. Oktober. (T.) 15. O k t o b e r : ZaunkSnige bei Quanditteu. (U.)

Aecentor modularis (L.) Heckenbraunelle. B a r t e n s t e i n : 18. S e p t e m b e r : 1 Stiick gehSrt. 26, September: Wiederholt auf dem Zuge, desgleichen am

27. September, 10. und l l . Oktober. 18, O k t o b e r : 1 Stiick beobachtet. 8. N o v e m b e r : Zuletzt noch 1 Sttick beobachtet. (T.)

Sylvia nisoria (Bchst.) Sperbergrasmticke. 26. Mai: Heute die erste Sylvia nisoria in Rossitten.

Sylvia atrieapilla (L.) MSnchsgrasmiicke. 28. Mai: O. 7; O. 4; O. 3. Die erste gesehen. Viel Sylvien

angekommen. 29. Mai: O. 2; NO. 3; O. 2. Auch heute viel Sylvien an-

gekommen. 12. A u g u s t : Sylvien auf dem Zuge schon seit einiger Zeit.

A u s w R r t i g e B e o b a c h t u n g e n fiber Sylvien: 29. Apr i l : In Heilsberg singt die erste curruea. 2. Mai: In Losgehnen curruca vielfach-beobachtet. 9. Mai: Die erste Sylvia in Losgehnen gehSrt.

Journ. f. Orn, LVIII. Jakrg, Juli 1910. 38

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582 J. Thienemann :

10. Mai: Bei Dietrichswalde die erste atricapilla gehSrt. 12. Mai: In Heilsberg singt atricapilla. 16. Mai: In Losgehnen sind jetzt atricapilla und sylvia

hitufig geworden. Die erste simplex gehSrt, 20. Mai: Bei Heilsberg die ersten nisoria gehSrt. 23. Mai: In der Wieehertshofer Forst bei Heilsberg atrica-

pilla recht zahlreieher Brutvogel. 28. Mai: In Losgehnen nisoria jetzt recht h~iufig. 25. Ju l i : In Losgehnen noch Gesang yon simplex geh5rt. 29. Augus t : Curruca vielfach in Losgehnen auf dem Zuge. 12. S e p t e m b e r : Curruca und atricapilla in Losgehnen

einzeln noch auf dem Zuge. (T.)

Ceynova (Hela)13. Mai: WSW. Sehr windiges Wetter. Mehrere Dorngrasmiicken mit Finken und Rotschw~inzchen suchen die Kartoffeliicker im Dorfe ab.

20. Mai: W. Sturm. Ein MSnchsgrasmfickeu-Weibchen in den Erlenbtischen.

22. Mai W. Einzelne Paare am Dtinen-Etablissement. (Z.)

Acrocephalus. Rohrs~nger. 20. S e p t e m b e r : Schwacher SW. und W. Bis 8 vormittags

Nebel, dann hell. In den Rohrbestiinden des Bruches sind gaaz besonders viel S c hi I fro h r s ~i n g e r (Acr.schoenobaenus) anzutreffen. lJberhaupt reiches Vogelleben heute.

husw~ir t ige Beob~ch tungen . B a r t e n s t e i n : 1. Mai: Am See die erste arundinaceus

einige schoenobaenus. 2. Mai: 3choenobaenus vielfach beobachtet; am 3. Mai wesent-

lich haufiger geworden. 9. Mai: Den ersten streperus gehSrt. 16. Mai: Schoenobaenus u. streperus sind jetzt hitufig geworden. 23. Mai: Bei Heilsberg an der Alle die ersten palustris

gehSrt. Die Art ist bei Heilsberg recht verteilt. Auch in G~irten der Stadt ist der Gesang oft zu hSren.

28. Mai: In Losgehnen palustris jetzt recht zahlreich. 5. Jun i : Im Gutsgarten yon Losgehnen singt auf Ahorn

anhaltend 1 streperus, verschwindet dann aber wieder. 12. S e p t e m b e r : Am See vielfach noch schoenobaenus. 26. September: Nur noch ganz vereinzelte schoenobaenus

siud zu sehen, desgleichen am 27. September. (T.)

JLocustella naevia (Bodd.) Heuschreckens~inger. 14. Mai: Im Sinsertal bei Heilsberg den ersten gehSrt. 16. Mai: In Losgehnen 1 Sttick gehSrt. 23. Mai: An der Alle bei Heilsberg schwirrte 1 o ~. In

Losgehnen haben etwa 3--4 Paare genistet, meist im Roggen.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 583

t4. J u ni : Bei Neuhof (Kreis Heilsberg)schwirren im Roggen 3 ~ o ~.

19. Juni: Am frischen Haft bei Neplecken 1 o ~ gehSrt. (Kreis Fischhausen).

26. Juni: Be i Gallingen (Kreis Friedland) auf einer Wald- bliirse ein schwirrendes o ~.

11. J u l i : Um 12 Uhr nachts ist in Losgehnen 1 o ~ zu hSren, aufserdem noch Aerocephalus arundinaceus, schoenobaenus palustris ; Crex crex.

8. Augus t : In Losgehnen im Roggen ein sear aufgeregtes Paar, rufen laut ,,tick tick", das o ~ schwirrt auch.

9. S e p t e m b e r : 2 o~0 ~ schwirren noch anhaltend, das eine sitzt dabei h~iufig auf Roggengarben. Soeben ausgefiogene Junge mit ganz kurzen Schwiinzen verstecken sich gleichfalls unter Roggengarben; sie rufen laut ,,zii zii" und leise ,,tick tick". (T.)

Locustella fluviatilis (Wolf). Flufsrohrs/inger. 16. Mai: Den ersten in Losgehnen geh5rt. 23. Mai: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg schwirren

nahe der Alle 3 o~o ~. 29. Mai: In Losgehnen jetzt recht hiiufig, etwa 20 schwirrende

o~o ~ gehSrt, auch in der Folgezeit. 1. J u n i : In Sinsertal bei Heilsberg in unmittelbarer N/ihe

der Stadt schwirrt ein o ~. 2. Juni: lgachts um 1 Uhr l/ifst sich anhaltend ein schwirren-

des 0 ~ in Heilsberg hSren, aufserdem noch folgende Arten: ~rithacus philomela, Acrocephalus palustris, Muscicapa atrieapilla, Apus apus.

6. Juni: In Losgehnen hat sich 1 0 ~ in einer Weifsbuchen- hecke im Gutsgarten dicht bei Geb~iuden angesiedelt.

19. Juni: Bei Wischrodt (Kreis Fischhausen) schwirrt 1 ~ . 26. Juni: Bei Tingen und Dietrichswalde (Kreis Friedland)

je 1 0 ~ gehSrt. 1. Augus t : 1 0 ~ schwirrte noch in Losgehnen. (T.)

Hippolais hippolais (L.) Bastardnachtigall. 29. Mai: O. 2; NO. 3; O. 2. Dieerste gesehen bei Rossitten.

Mit viel Sylvien zusammen.

Ausw~ir t ige B e o b a c h t u n g e n . 16. Mai: Mehrere in Losgehnen gehSrt, die ersten. 17. Mai: In Heilsberg schon vielfach zu hSren. (T.)

Phyltoscopus. Laubsiinger. 25. Apr i l : Ersten Laubs~tnger bei Rossitten, jedenfalls

rufus, beobachtet; nur 1 Sttick. 23. Mai: O 2, NO. l, 0.5. Heute sind viele Kleinviigel

angekommen, darunter auch Laubsanger. 38*

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584 J. Thienemann:

12. August: LaubsKnger schon seit einiger Zeit auf dem Zuge anzutreffen mit Sylvien zusammen.

3. September : SW. 3, W. 5, W. 5, zuweilen Regenschauer abwechselnd mit Sonnenschein.

KleinvSgel ziehen sehr lebhaft yon Busch zu Busch, da- runter besonders viel L a u b s K n g e r ; einmal in einem Busche auf einem kleinen Flecke bis 10 StQck.

12. S e p t e m b e r : NO. 3; N. 4; N. 4. Viel Laubs~nger auf dem Zuge, ebenso am 13. September. 20. September: SW. 2, W. 1, C. Viel Laubs~nger und Rot-

kehlchen im Dorfe. Ausw~ir t ige B e o b a c h t u n g e n .

Phylloscopus sibilator (Bchst.) Waldlaubs~inger. 27. Apri l : In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg viel-

fach gehSrt, die ersten. 2. Mai: In Losgehnea vielfach beobachtet. (T.)

Phylloscopus trochilus (L.) Fitislaubs~tnger. 29. April: Bei Heilsberg den ersten gehSrt. 2. Mai: In Lo.sgehaen vielfach beobachtet. 25. Augus t: Uberall viele auf dem Zuge, namentlich am See. 12. Sep tember : VielfachaufdemZuge, zusammeamitru[us. 20. Septembar: Noch einzelne beobachtet: (T.)

Phylloscopus rufus (Bchst.) Weidenlaubs~nger. B a r t e n s t e i n : 10. Apri l : Der erste singt in Losgehneu. 19. April: Noch nicht sehr zahlreicb. 25. Augus t : Uberall h~ufig, namentlieb am See, desgleichea

am 29. August. 12. S e p t e m b e r : Sehr viele am See, desgleichen am 19.

und 20. September. 26. September: Noch vielfach zu beobachten, desgleichea

am 27. September. 10. O k tobe r : Mehrfach noch beobachtet, ebenso am 11. Okt. 17. Oktober: Noch einzelne am See zu beobachten auch singend. 18. Oktober: Die ietzten gesehen, auch Gesang noch gehSrt.

(W.) Phylloscopus sibilator (Bchst.) 28. Apr i l W. Sturm. Einzelne

im Walde bei Ceynova ([-tela). 30. April SO. Vereinzelte an der Signalstation.

_Phylloscopus trochilus (L.) 30. S e p t e m b e r . Mebrfach im Dorfe Proebbernau (Frische Nehrung).

:Phylloscopus rufus (Bchst.) 10. Mai NO. Einzelne Weiden- laubs~nger im Walde bei Ceynova (Hela). 17. Mai NO. Mehrfach im Walde. (Z.)

Turdus Drossel. 15. Jauuar : O. 1, SO. 4, SO. 6. Drosseln, namentlich T.pilaris,

ziehen mit Kr~hen zusammen regelrecht ti-uppweise nach Siiden.

Page 55: IX. Jahresbericht (1909) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

IX. Jahresbericht der Vogelwarts Rossittea. 585

Am 3. F e b r u a r bei furchtbarem Schneesturm mehrere Wachholderdrosseln am Futterplatz, mit Amseln zusammen. Die Drosseln bleiben den ganzen Februar hindurch da. Es herrscht strenger Winter.

21. N o v e m b e r : S. 4, SO.I, NO. 8, Schnee. Im Walde ziemlich viel Drosseln.

26. Dezem ber: Mild. W. Regenschauer. Sehr tot draufsen. Einige Drosseln fliegend.

husw~t r t ige B e o b a c h t u n g e n . Turdus viscivorus L.

,, pilaris L. ,, musicus L. ,, iliacus L.

Turdus merula L. B a r t e n s t e i n : 20. F e b r u a r : Im Gutsgarten yon Losgehnen

eine hmsel, desgleichen am 1. Marz, sin 9. 28. M~irz: Eine einzelne Misteldrossel. 29. M~trz: Eiaige Singdrosseln, die ersten, singen im Walde.

Wiederholt kleine Fliige yon Rot- und Wachholderdrossela. 31. M~irz: Bei Heilsberg eine Singdrossel. 4. Apr i l : In Losgehnen kleine Fltige yon Rotdrosseln. 10. April: 13fters Flfige pilaris und iliacus. 12. April: 1 Amsel singt abends anhaltend in Losgehnen.

Zum ersten Male dort den Gesang gehSrt, da die Amsel bei Bartenstein als Brutvogel anscheinend fehlt. Der Gesang wird noch his zum 18. April regelm~ffsig gehSrt, dana verstummt er pliitzlich. In der Folgezeit sind Amseln dana nicht mehr zu beobachten.

19. April: Einige pilaris ziehen; 1 viscivorus. 25. April: Einige pilaris ziehen. 27. April: In der Wiechertshofer Forst bei Heilsberg singt

musicus sehr zahlreich. 9. Mai: In Losgehnen singt sine Rotdrossel im Walde. 23. Mai: pilaris nistet ganz vereinzelt in der Wiechertshofer

Forst bei Heilsberg. Daselbst sin Nest yon musicus mit 5 Eiern gefunden.

28. Mai: Bei Trautenau (Kreis Heilsberg) nistet sin ein- zelnes Paar pilaris.

23. A u g u s t : Im Gutsgarten yon Losgehnen mehrere pilaris.

27. S e p t e m b e r : Kleine Flfige yon pilaris bei Bartenstein auf den Feldern.

10. O k t o b e r : Vielfach in Losgehnen musicus in den Btischen, desgleichen am 17. und 18. Oktober. Am 17. Oktober aueh einzelne iliacus.

24. Oktober: Noch vereinzelte musicus beobachtet. 7. N o v e m b e r : Einzelne pi~aris ziehen.

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586 J. Thienemann:

21. November: Im Walde 1 merula. 13. Dezember : Einzelne pilaris auf dem Felde; nicht

h/iufig trotz des milden Winters. (T.) Im Herbste sehr wenig Drosseln bei Quanditten (U.)

Turdus merula L. Amsel. 31. ganuar : Am Futterplatze bei Rossitten drei Amseln,

eine davon ~ mit gelbem Schnabel. 3. F e b r u a r: Furchtbarer Schneesturm, gegen Ab end Regen.

Am Futterplatze jetzt immer mehrere Amseln. So viel noch nie hier gewesen. Die VSgel sind den ganzen Februar durch zu beobachten. Ohne Zweifel sind das nordische VSgel, die der strenge aufsergewShnlich lange anhaltende Frost herbeigefiihrt hat.

31. Dezember : 1 Amsel gesehen. Vor einigen Tagen war ein schSnes altes ~ mit gelbem Schnabel im Garten.

Saxicola oenanthe (L.) Steinschm~tzer. 9. Mai: Ich sehe den ersten Steinschm~tzer. 24. August: Steinschm~tzer in kleiner Anzahl auf den

Triften. Schon seit l~ngerer Zeit. 31. August: Wenig Steinschm~tzer. 13. Sep t embe r : 0.3, N. 3, NO.5. Viel Steinschm~tzer

auf dem Zuge. A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n .

B a r t e n s t e i n : 26. April : In Losgehnen ein Flug yon 7--8, auch ~ 6 s.

1. Mai: Bei Trautenau (Kreis Heilsberg) 1 Q. Bei Heils- berg ebenso wie bei Bartenstein als Brutvogel fast ganz fehlend.

18. August: Der erste bei Bartenstein auf dem Herbstzuge; auch auf dem Zuge nur sehr sp~rlich. (T.)

PatrincoM rubetra (L.) Braunkehliger Wiesenschm~.tzer. 26. April : Zum ersten Male bei Rossitten beobachtet.

Ausw~rt ige Beobachtungen. Ceynova (Hela): 13. Mai WSW. Im Vergleich zu friiheren

Jahren nur wenig beobaehtet. Es fingen sich an dem sehr windigen Tage leider auch einige Wiesenschm/itzer in den Reusen; die Dorfjugend war nattirlich sehr bald hinterher, doch erhielten die Gefangenen auf meinen Einsprucb die Freiheit wieder.

26. April : Das erste Braunkehlchen beiHeilsberg gesehen 2. M ai: In Losgehnen vielfach beobachtet. 9. Mai: Jetzt recht h~ufig geworden. Bei Heilsberg recht h~ufiger Brutvogel. (T.)

Erithacus phoenicurus (L.) Gartenrotschwanz. 25. Apri l : Die ersten bei Rossitten gesehen. Nut wenige. 3. September: SW. 3, W. 5, W. 5. Zahlreich yon Busch

zu Busch ziehend.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 587

13. September: O. 3, N. 3, NO. 5. Der Kleinvogelzug setzt in diesem Herbste recht zeitig ein. Jetzt sind schon immer Gartenrotschw~inze mit Laubs~ingern zusammen zu beobachteu.

A u s w ~ r t i g e B e o b a c h t u n g e n .

B a r t e n s t e i n 25. April : Das erste gesehen. 2. Mai: Vielfach beobachtet. 10. Mai: In Gallingen singt 1 Sttiek. 16. Mai: Mehrere im Walde, noch auf dem Zuge. Bei

Bartenstein, Heilsberg und KSnigsberg als Brutvogel nicht sonderlich h~ufig.

22. Augu st: Der erste in Losgehnen auf dem Herbstzuge. 29. August: Einzelne auf dem Zuge, desgleichen am 19. und

20. September. (T.) C e y n o v a (Hela): 30. A p r i l 80. Einzelne in den Btisehen

am Walde. 13. Mai WSW. 8tiirmisches Wetter. Viele Rot- sehw~inzehen ~ und Q fallen auf den A.ckern im Dorfe ein. 4 in den zum Trockneu aufgestellten Reusen gefangene be- freie ich und lasse sie fiiegen. 22. Mai W. Vereinzelte o ~ undQ.

(Z.) JErithacus rubeculus (L.) Rotkehlehen.

Am 27. M~rz: Erstes bei Rossitten. 20. S e p t e m b e r : Schwacher SW. und W. Bis 8 vormittags

Nebel, dann hell. Viel Rotkehlchen im Dorfe. 22. September: O. und NO. 3, hell, Sonnenschein. Sehr

viel Rotkehlchen in den Dorfgiirten. 11. D e z e m b e r : Jetzt immer ein Rotkehlchen im Garten.

Frffst die ausgeh~ngten Beeren.

A u s w ~ i r t i g e B e o b a c h t u n g e n .

B a r t e n s t e i n : 4. Apri l : In Losgehnen vielfach Rotkehlchen, die ersten, gesehen.

26. S e p t e m b e r : Gesang gehSrt. 10. Oktober : u in den Bfischen, desgleichen am 17.

und 18. Oktober. 24. O k tober : Noch einige beobachtet. 14. November : Das letzte beobachtet. (T.)

•rithacus cyaneculus (Wolf). Weifssterniges Blaukehlchen.

B a r t e n s t e i n : 18. Apr i l : Am See 2 Stfick geschossen. 0 ~ ad. mit weifsem Stern und Q.

24. Augus t : Am See 1 Blaukehlchen. 29. August: 1 0 ~ juv. geschossen. (Stern weirs, rostgelblich

angefiogen, Kehle unten blau, rostrotes Brustband). 12. S e p t e m b e r : 1 0 ~ juv. am See geschossen, kein Blau

an der Kehle. (T.)

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588 J. Thienemann :

.F, rithacus philomela (Bechst.) Sprosser.

B a r t e n s t e i n : 3. Mai: 2 0 ~ O ~ in Losgehnen gehiirt, die ersten.

8. Mai: Vielfach zu hiiren. 16. Mai: H~iufig geworden. 28. Mai: Recht zahlreich in diesem Jahre. (T.)

III. Der FrUhjahrszug in UlmenhorsL

In diesem Jahre konnte ich zum ersten Male den F r ii hj a h r s- Vogelzug in Ulmenhorst wahrnehmen, der in mancherlei Beziehung ganz anders verl~iuft, wie der Herbstzug. Mehr zu sehen bekommt man im Herbste; daftir sind im Friihjahr recht oft die bekannten Riickziige zu beobachten, die imIner ein besonderes Interesse beanspruchen dtirfen.

Der Aufenthalt in der Hiitte ist im Friihjahre ungleich beschwerlicher als im Herbste, da oft recht unfreundliche Witterung eintritt.

Weitere Vergleiche mtissen noch unterbleiben bis Jahres- reihen yon zusammenh~ingenden Beobachtungen aus beiden Zug- perioden vorliegen.

23. M~rz: W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : O. 4; NO. 4; NO. 4. (Die Ablesungen an den Instrumenten finden friih, mittags und abends statt).

T e m p e r a t u r : 0,4; 1,4; 0,70 C. Noch hoher Schnee iiberall. Das Haft vollstiindig zugefroren;

der erste milde Tag nach langem Winter. Der erste Zugtag. Sofort sind S t a r e da. Ein kleiner Flug.

Durch Ausritumen der Kiisten werden sogleich hnstalten zur Brut getroffen, denn die hnkunft hat sich lange hingezogen. Auf den Feldern wenig Le rchen . Bei Ulmenhorst guter Kr i ihenzug , auch besonders viel Dohlen. An K l e i n v i i g e l n F i n k e n und L e r c h e n . D r o s s e l n in kleinen Fliigen. Zughiihe fiir alle hrten etwa 20--50 Meter.

24. Miirz: W i n d r i c h t u n g und -st~irke: N. 1; W. 2; W. 3. T e m p e r a t u r : 0,4; 1,0; 0,40 C. Nebel, es schneit yon Mittag an. Nichts yon Zug. 25. M~irz: W i n d r i c h t u n g und s t~irke: NW. 1; SO. 1;

SO. 3. Te m p e r a tu r: 0,2 ; 1,3; 0,9 ~ Bedeckt aber ziemlich klare Luft. Kr~hen ziehen yon frfih an, aber sehr hoch, mehrere 100 Meter

hoch. Auch Dohlen. Wenn man nicht mitten in der Zugstrafse wohnte, wiirde man nichts vom Zug merken. Gegen Mittag larst der Zug schon nach. l~ach dem Uhu kommen die Kr~hen aus solcher Hiihe nicht herunter. Kle inv i ige l ziehen am Vormittag nicht.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 589

Da wird gegen 1 p. 1) der Wind stiirker, etwa Stiirke 4, und geht nach SO. herum, und nun setzt pliitzlich ein m~ichtiger Zug ein, meist N e b e l k r i t h e n . wenig S a a t k r i i h e n und Dohlen . ZughShe 2 0 - 50 Meter. DerZug wird immer starker und h~tlt ganz abnorm lange an, etwa bis 6 p., ja 1/47 p. ziehen noch ein paar Kr i i h en in der Diimmerung nach Norden, obgleich gegen 6 p. feiner Spriihregen einsetzt. Man merkt denViigeln ihr Streben an vorw~irts zu kommen. Auf den Uhu stofsen die Kriihen wie toll.

Mit den Kr~ihen zusammen viel H ~ n f l i n g e (A. ~i~aria) u. F e l d l e r c h e n , auch einige kleine S ta r f l t ige , einige B u s s a r d e (buteo u. lagopus).

Immer noch hoher $chnee ringsum. Man sinkt zuweilen his an den Leib ein.

26. Miirz: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ t r k e SO. 4; SO. 5; SO, 4.

T e m p e r a t u r 1,1; 3,2; 1,5 0 C. Guter Kr~ihenzug schon yon fifth an, besonders C. cornix,

etwas [rugiZegus und monedula. HShe 20--40 Meter; kommen gut nach dem Uhu. Unter

den 24 erlegten C. cornix befindet sich ein Exemplar mit schwarz geschupptem Rticken, das ich aber nicht fiir einen Bastard yon C'. cornix und C. corone ansprechen miichte, well das Grau zu hell ist.

An R a u b v i i g e l n werden bemerkt: B u s s a r d e vereinzelt, 2 W a n d e r f a l k e n , T u r m f a l k e n (letztere als die ersten in diesem Jahre). Die R a u b v i i g e l z i i g e sind also auch bereits im Gange.

Von Kle invi ige ln : F e l d l e r c h e n , He ide le rchen , ( l e t z t e re die ersten in diesem Jahre), wieder viel H $ n fl i n g e wie gestern, Z e i s i g e , auch einige B u c h f i n k e n (~'. eoeZebs) (die ersten auf dem Zuge), ferner einige Kiebitze (die ersten). Diese letzteren fliegen nicht stetig nach l~orden, sondern kehren zuweilen urn. Einige kleine Fliige H o h I t a u b e n (oenas) (die ersten in diesem Jahre).

Die Mei sen maehen sich an den um Ulmenhorst h~iDgenden 1NistkRsten zu schaffen.

27. MRrz: W i n d r i c h t u n g : SO. 4; SO. 3; SO. 1. T e m p e r a t u r kalt 0,9; 1,2; 0,90 . Etwas dunstig. Am Vormittag guter Kr i ihenzug , niedrig, 10--30 Meter

hoch. Nachmittags l~ifst der Zug nach und geht mehrere 100 Meter hoch vor sieh. Das erste R o t k e h l c h e n bei Ulmenhorst; ein D o m p f a f f e n w e i b c h e n .

Bis jetzt bestanden die Hauptzfige bei Ulmenhorst aus Kri ihen. Vogelleben war bis jetzt biers in der Luft zu bemerken, da die Erde noch zu sehr verschneit war. Heute zeigen sich

x) Anm. : Der Kllrze halber werden 5fter die flblichen Abk~lrzungen a. (ante meridiem) --- vormittags, p. (post meridiem) - - nachmittags. n. - - nachts. 12 a - - mittags benutzt. 6 a heifst also 6 Uhr vormittags.

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590 $. Thienemann:

zum erstenmal einige K l e i n v S g e l auf dem Erdboden: B u c h - f i nken , Me i sen , e in R o t k e h l c h e n , G o l d h i i h n c h e n , S ta re . Nachmittags gehe ich nach Rossitten. Auf der Feldflur ist der Schnee bereits sehr geschwunden; viel freie Stellen. S t a r e , L e r c h e n , K i e b i t z e auf der Flur. Eine Scbar Wi ldgRnse steht vom Felde auf, die ersten, die ich sehe in diesem Jahre.

Zu den guten K r ~ h e n z u g t a g e n vom 23, 25, 26. und 27. M~irz 1909 ist folgendes zu bemerken: Unterm 22. M~rz 1909 teilt lnir Herr A. V ieb ig aus Berlin-Wilmersdorf freundlichst mit, dafs er seit mehreren Tagen, besonders in den Mittagsstunden yon 11--2 Uhr tiiglich unendliehe Scharen Kr~hen beobachtete, welche in HShen yon vielleicht 100--500 Metern ausschlies fiber Berlin die Richtung nach Osten hielten. Er fiihrt wSrtlich fort: ,,Bald einzeln, bald truppweise geht der Zug ununterbrochen ostw~rts. Wie breit sich nun diese Fliige ausdehnen, vermag ich nicht zu sagen, doch immerhin erscheint es mir mitteilenswert, das ich gestern Mittag in Zehlendorf West am Schlaehtensee gleichfalls die nach Ost gerichteten Kr~henflfige bemerkte, und zuriickgekehrt nach hier auch hier den Zug konstatierte. Das ergibt eine Breite yon vielleicht 10 kin, undiD Berficksichtigung dieser Breite miissen sich die VSgel auf hunderttausende und abermals hunderttausende summieren, welehe in den genannten Tagen fiber die hiesige Gegend nach Osten zogen."

Darauf teilte ieh dem Herrn meine auf die fraglichen Tage bezfiglichen Beobachtungen von Ulmenhorst mit, worauf unterm 9. April 09 folgendes Schreiben eintraf: ,,Die yon Ihnen angegebenen Daten 23., 25., 26, 27. Miirz als gute Kr~henzugtage stimmen derart vorzfiglich in der Hinsicht mit meinen Beobachtungen fiberein, dafs ich sehr davon iiberzeugt bin, dafs es sich um d i e s e l b e n a u c h v o n m i r g e s e h e n e n K r i i h e n hande l t . Hierbeobachtete ich den Kr~.henzug ca. am 17., 18., 19., 21., 22. M~irz. Am 23. nur noch ganz vereinzelte Tiere. Sonntags am 21. war ich zu- fiillig mit meiner Frau in einer Grunewaldkolonie und sah dort gleichfalls den Zug, gleichzeitig aber eine hier ansiissige N e b e l - k r ~ h e Nistmaterial tragen, w~hrend einige 100 Mtr. hoch die Zugkriihen nach Osten flogen . . . . "

Dazu ist yon grofsem Interesse eine Nachricht, die mir Herr P r o f e s s o r Dr. E e k s t e i n aus Eberswalde unterm 6. 4. 09 freundlichst zugehen liefs. Sie ]autet: ,,Fehlanzeige! Hier im Binnenlande wird der Riickzug der Kr~hen fiberhaupt nicht beobachtet. W~hrend im Herbst tiiglich tausende vorfiberziehen, beobachtet man im Frfihling nicht einen Trupp. Ich habe vor meinem Fenster die Zugstras und beobachte t~glieh, aber im Friihjahr ist sie verlassen. Unsere nordSstlichen zahlreichen Wintergiiste (Kr~hen) sind weg, die einbeimischen sind nicht in der N~he der Stadt zuhause . . . . "

Wenn ich die eben mitgeteilten Berliner und Eberswalder Berichte miteinander vergleiche, so werde ich in meiner Ansicht

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IX, Jahresbericht der Vogelwar~e Rossitten. 591

best~rkt, die ich schon 5fters zum Ausdruck gebracht babe, dafs n~mlich Vogelzug, und sogar starker Vogelzug sehr un- bemerkt und heimlich vor sich gehen kann. Sitzt man nicht gerade in der betreffenden Zugstrafse, so merkt man nichts davon. Die Zugzeiten der einzelnen Arten gehen voriiber, die VSgel kommen nicht, man meint sie miissen noch erscheinen, und dabei sind sie anderw~rts l~ngst durchgezogen. In diese Lage kommt der praktische Vogelzugbeobachter sehr oft. Auf diese Weise erkl~ire ich mir auch die auffallende Tatsache, dafs die Friihjahrsriickziige gewisser Vogelarten ( R o t f u f s f a l k e n , S t e p p e n w e i h e n , T a n n e n h ~ h e r , S u m p f o h r e u l e n ) o f t n i c h t bemerkt werden, obgleieh diese Vogelarten im Herbst in grofsen Massen aufgetreten sind.

Was die Annahme der Identit~t der Berliner und Rossittener ZugkrRhen anlangt, so steht ihr yon 8eiten der Ergebnisse der Ringversuche keinerlei Hindernis im Wege, ja sie wird durch diese Versuche nur gefestigt, da Ringkr~hen von Rossitten ziemlich hRufig in der Provinz Brandenburg, ja besonders in der weiteren Umgebung yon Berlin angetroffen worden sind, und da die siidlichste Ringkr~he ffir Deutschland von Prettin an der Elbe, also weit siidlich yon Berlin, herstammt.

28. M~irz: W i n d r i c h t u n g und -stiirke: SO. 1; W. 4; 8W. 1.

T e m p e r a t u r 1,1; 2,2; --0,50 . Bedeckt. Ich bin in Rossitten. Bis gegen 11 a. sehr guter K r ii h e n z u g. 29. M~trz: W i n d r i c h t u n g u n d - s t i t r k e SO. 3; O. 4; O. 5. T e m p e r a t u r - - 1 , 6 ; 2,6; 2,4 o . 31. M~rz: W i n d r i c h t u n g und -st~irke SO. 3; SW. 4;

SW. 1. T e m p e r a t u r 1,7; 9,7; 4,00 . Der 8chnee ist seit dem 27. M~rz fast ganz geschwunden. Nichts besonderes yon Zug zu bemerken. Einige K r i i h e n

ziehen hoch. Auch einige G ~ n s e f l t i g e . R o t k e h l c h e n sind mehr angekommen, auch D r o s s e l n T. musicus und visci- vorus gesehen, ebenso G o 1 d h A h n c h e n. Griifsere 8 t a r - und L e r c h e n f l i i g e auf den Feldern, allerdings nicht so viel, wie in andern Jahren um diese Zeit.

AbeDds gegen 9 Uhr den Ruf zieheader Gi ins e gehiirt. Es ist auffallend, wie spgt abends gerade diese Viigel noch ziehen. Sic gehSren zu den auch bei Nacht wandernden Vogelarten.

1. Apr i l : W i n d r i c h t u n g : S; S.S.O; S.O. Winds t~ i rke : 6,7 m; 4,6 m; 6 m. 1)

1) Bei diesen Angaben ist die Windst~rke mit dem Windst~rkemesser genau in Metern pro Sekunde festgestellt. Bei den anderen Angaben ohne ,,m." ist die Notierung nach Beaufort's Skala 0--12 effolgt. Die Feststellungen beziehen sich auf Vormittag, Mittag und Abend.

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592 J. Thienemann:

T e m p e r a t u r: 2,1 ; 8,3; 5,8~ Frilh bedeckt, kiihler wie gestern, aber ziemlich klare Luft. Von 7 a. an findet ein regelrechter R i i c k z u g nach Siiden statt, und zwar ebenso stark, als wenn er normaler Weise nach Norden zu vor sich ginge. Besonders sind es K l e i n v S g e l , die wieder dem Siiden zustreben. In einer HShe yon 15--20 Metern ziehen F i n k e n , vor allem aber D r o s s e l n (musics) Schwarm auf Schwarm voriiber, einige K iebi tz e, auch einzeine T a u ben (oenas und palumbus), aber wenig Kr~ihen. Man fragt sieh unwillkilrlich, ob schlechtes Wetter kommt? Auf eine Anfrage teilt mir Herr Professor D. von K a y g o r o d o f f aus Petersburg freundlichst mit, das am 1. u. 2. April l~ngs der Baltischen Kiiste Ehstlands starkes SchneegestSber geherrscht hat. Da haben wir den Grund der Rfickzugserseheinung. Und wie steht's in solchem Falle mit der Vorausahnung der VSgel? Wir sagen oft, wenn wir VSgel bei guter Witterung in umgekehrter Richtung ziehen sehen: sie ahnen den Eintritt schlechten Wetters; dabei kommen sie aus Gegenden, wo die ungiinstige Witterung bereits eingetreten ist. - -

In den Biischen K o h l m e i s e n , die sich viel an den Nistk~steu zu schaffen machen. Es f~llt auf, dafs diese fern von menschlicheu Wohnungen sich aufhaltenden Waldmeisen auf dem Dunghaufen sofort Knochen und Fleischreste annehmen.

Ferner in den Biischen R o t k e h l c h e n und Z a u n k S u i g e , die jetzt auf dem Zuge sind. 2 weffse B a c h s t e l z e n besuchen h~ufig an der Hfitte aufgeh~ngte Nistk~sten. Das ist ohne Zweifel dasselbe P~rchen, das im vorigen Jahre sofort nach Errichtung der Hiitte auf dem Hausboden genistet hat. Auf den B~umen E r l e n z e i f s i g e ; teilweise auch nach Siiden ziehend.

Gegen Mittag hellt das Wetter auf; schSner warmer Sonnen- schein. Einige Klr,~lh~,eln ziehen nach Norden. Sp~t gegen Abend ein kleiner Flug G~nse nach Norden. 2 W a l d s c h n e p f e n I) beobachtet.

Gegen 6 Uhr p. setzt Regen ein, und nun erfolgt in der Naeht b e i uns der Wetterumschlag, der durch den Vogelriickzug augedeutet wurde.

2. April: W i n d r i c h t u n g : N.W; N.W; N.W. Winds t~i rke : 12 m; 7,6 m; 8,3; T e m p e r a t u r : - 0,5; 1,1; -- 2,1 ~ Man beachte den starken Wind und die pliitzliche Abkiihlung.

Eis gefroren. In der Nacht schneit und graupelt es, und diese Schnee- und Graupelsehauer dauern aueh den Tag fiber fort, abwechselnd mit Sonnenschein. Ein paar Kr / ihen nach Siiden ziehend, sonst niehts in der Luft. In den Biischen nichts you

x) Der Waldschnepfenzug yore Herbst 1909, worilber mir dutch das Entgegenkommen der KSniglichen Regierungen wieder ein umfangreiches Material vorliegt, soil in einem sp~teren Berichte ausftlhrlich behandelt werden. Ich lasse ihn deshalb in den folgenden Notizen weg.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 593

R o t k e h l c h e n und andern K l e i n v S g e l n , nur ein paar Meisen und Drosse ln .

3. April: W i n d r i c h t u n g : N.W; N.W; N.W. W i n d s t ~ r k e : 8,4 m; 10,7 m. T e m p e r a t u r : - - 1,4; - - 1,5; - - 1,0 ~ In der Nacht schneit es wieder; dasselbe Wetter wie gestern.

Boden hart gefroren. Nichts yon Vogelzug nach Norden, nur ab e und zu ziehen immer nochgrSs und kleinere Trupps K l e i n v ~ g e l ( F i n k e n und Stare) auch einige K r ~ h e n nach Siiden. Das Wetter wird immer rauher, Schneeschauer nehmen zu. Alles K I e i n v o g e ! I e b e n was an den vorhergehenden Tagen bereits in den Biischen herrschte (Zaunk~n ige , G o l d h ~ h n c h e n , D r o s s e l n , F i n k e n , R o t k e h l c h e n ) ist wieder gesehwunden. Es liegt an manchen Stellen eine diinne Schneedecke.

4. April: W i n d r i c h t u n g : NNW; NW; NNW. W i n d s t ~ r k e : 7,3 m; 7,9 m; 7,3 m. T e m p e r a t u r : - - 0,5; 0,8; - - 1,1 ~ Der Wind hat etwas nachgelassen, auch Schnee- und Graupel-

schauer nicht mehr, aber immer noch kalt und hiifslich friih. Leichte Schneedecke liegt noch. Von ~Iittag an wird es

ganz schSnes Wetter, Sonnenschein. Abend und nachts schiiner Mondschein. Frtih gegen 9 Uhr einige w enige Kr i then u. D o h l e n niedrig nach Norden ziehend, sonst nichts von Zug. Keine K le in - vSgel in den Bfischen. Aufser einem R o t k e h l c h e n , dafs da- geblieben ist, drei H e i d e l e r c h e n und einer R o h r a m m e r nichts bemerkt.

5. April: W i n d r i c h t u n g : W; W; WNW. W i n d s t ~ r k e : 5,3 m; 4,7 m; 6,0 m. T e m p e r a t u r : 1,3; 3,4; - - 0,1 o. Das sehlimme Wetter ist vortiber, Sonnenschein abet etwas

kiihl. Am Vormittag einige Kr~hen hoch nach Norden wandernd, sonst nichts yore Zug. K l e i n v S g e l nicht vorhanden. In der Nacht schSner Vollmond.

6. April: W i n d r i e h t u n g : W; W; W. W i n d s t ~ r k e : 4~4 m; 6,8 m; 5,8 m. T e m p e r a t u r : 1,3; 3,7; 2,4 0 . Bis 9 a. sehSnes Wetter, Sonnenschein, dann droht Regen,

gegen Mittag klart es wieder auf. Ein Paar K r ~ h e n hoch nach Norden, ebenso ein Flug Gtinse, einige T a u b e n und S t a r s c h w ti r m e nach Siiden. Das ist alles yore heutigen Zuge. Keine K l e i n v S g e l .

7. A p r i l : W i n d r i c h t u n g : WNW; NW; NW. W i n d s t t t r k e : 6,3 m; 5,8 m; 3. T e m p e r a t u r : 3,2; 5,2; 1,6 0 . Klar, Sonnenschein. Frtih etwas K r t t h e n z u g , der Mittag

nachl~ifst, dann aber bis Abend truppweise anhtilt. Die erlegten N e b e l k r i i h e n sind lauter Junge.

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594 J. Thienemann:

Von RaubvSgeln ziehen einige S p e r b e r und eine graue W e i h e nach Norden, auch einige T a u b e n und ganz wenig L e r c h e n und Stare . Durchaus kein reger Zug. In der Nacht Mondschein.

8. April: W i n d r i c h t u n g : NW; NW; W. W i n d s t ~ r k e 4,1 m; 3; 4. T e m p e r a t u r : 2,6; 4,7; 3,50 . Friih heller Sonnenschein. Von 9 a. bedeckt, aber schSn

warm. Ganz gater K r ~ h e n z u g , etwa 50--80 m hoch. Auch ziemlich viel B u c h f i n k e n , fast nur MRnnchen. Ganz wenig S ta re . Der Zug drRngt sich nur auf die ersten Morgenstunden zusammen. Die Kr~hen bekommen es plStzlich sehr eilig, beachten den ausgesetzten Uhu nicht mehr, der Zug l~fst gegen 9 a. schon sehr nach und ist um 10 a. fast ganz voriiber.

9. April: W i n d r i c h t u n g und - s tRrke : NW. 2; NW. 4; N. 6. T e m p e r a t u r : 2,4; 3,3 1,10 . Regnerisch. 10. April: W i n d r i c h t u n g u n d - s t K r k e : NW. 7; NW. 7;

NW. 7. T e m p e r a t u r : 2,1; 3,5; -- 0,4 0 . I1. April: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ r k e : NO. 4; NW. 3;

NW. 2. T e m p e r a t u r : -- 0,4; 1,0; - - 1,50 . Graupelschauer. 12. April: W i n d r i c h t u n g und s t~ rke : NO. 4; NO. 3; NO. 2. T e m p e r a t u r : -- 2,5; 0,6; - - 1,40 . In der Nacht - - 5,80 K~lte. Vom 9.--12. April bin ich zum Osterfeste in Rossitten.

Am 9. in den Vormittagstunden ganz wenig K r ~ h e n z u g . Am 10. u. 12. kein Zug.

Es fehlt bis jetzt immer noch der intensive Zug wie in andern Jahren. Das Haft immer noch nicht eisfrei, am Rande nur ein breiter oftener Streifen. Auch auf dem Bruche noch Eis mit oftenen Stellen, fiber denen wenig L a c h m S w e n schw~rmen.

13. April: W i n d r i c h t u n g und - s tKrke : O. 6; O. 6; NO. 4. T e m p e r a t u r : - - 1,1; 1,1; 0,3 o . Von 10 a. an Schnee mit Regen gemischt, kalt, schlechtes

Wetter. Ich bin wieder in Ulmenhorst. Kein Zug, kein VogeUeben draufsen, alles tot. In der Nacht dunkel, es schneit immer noch.

14. April: W i n d r i c h t u n g : NNO; W; SW. 1 W i n d s t ~ r k e : 3,0 m; 2,8 m. T e m p e r a t u r : 0,7; 1,7; 0,40 . Den ganzen Tag fiber Spriihregen, zuweilen mit Schnee ver-

mischt. Ein triibseliges Wetter.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 595

Absolut tot draufsen, kein Zug. Eine A msel: an der Hiitte, zwei Kohlmeisen und einige recht grofse Erlenzeisig- schwiirme ist alles, was beobachtet wird.

Nacht dunkel, fast windstill. 15. April: Windrichtung: WNW; W; W. Windsti irke: 4,4 m; 4; 9,8 m. Tempera tu r : 0,9; 1,7; !,2 o Wieder trUbe, yon Mittag an Schnee u.Regen bei zunehmendem

Winde, schlechtes Wetter. Friih um 8 etwa 10 Kr~ihen each Norden, ferner 9StSrche , ein roter Milan,und ein Starf lug. Aller Zug ruht. Ganz tot draufsen. Ein Flug E r l e n z e i s i g e in den Biiumen, sonst nichts. Wane wird wieder einmal Zug eintreten? Wo bleiben die Vogelscharen, die Anfang April each Siiden gewandert sled? Auf dem Haft noch Eis. An der Hiitte immer noch an manchen Abh~ngen kleine Flecken yon altem Winterschnee.

Nacht dunkel, ohne Sterne, immer noch schwacher Regen. 16. Aprih W i n d r i c h t u n g : WNW. 12,9 m; NW. 8; NW. 8. Tempera tur : 0,7; 0,4; 1,5 ~ Scheeetreiben mit Sturm und Regen, ein schreckliches

Wetter. Von Zug .keine Spur. Der Sturm hat das Haffeis auf die andere Seite getrieben. Das Haft also auf der Nehrungsseite heute zum erstenmal eisfrei.

Ich gehe l~achmittag nach Rossitten. Bei dieser Wanderung merkt man so recht den Unterschied zwischen Zug und Rast bier auf der Nehrung. Bei Ulmenhorst kein Vogel zu sehen; es zieht also nichts. In der Oase Rossitten, wo sich Nahrungs- quellen befinden, Kiebi tze , S ta re , Lerchen , Drosseln , Kr~hen auf den Feldern, aber alle in geringer Anzahl in diesem Jahre.

17. April: Windr ich tung und - s t~ rke : NW. 5; NO. 6; NO. 4.

Temperatur 1,7; 4,4; 1,0 ~ Das Unwetter ist voriiber, nur noch kalter Wind aber

Sonnenschein. Ich sehe in Rossitten einige Kr~hen und Finken ziehen,

aber nur bis gegen II a., dann ist schon aller Zug voriiber. 18. April: Windrichtung und -st~rke: iNW. 2; NW. 2; NO. Temperatur: 2,2; 5,7; 0~0 o. Der erste sch~nere und vor allem wiirmere Tag. Um

9 a. setzt etwas Zug ein. Kr~hen, auch KleinvSgel. Saat- kriihen ziehen in grofser HShe ihre Kreise, sich so each iNorden vorwiirts bewegend, wie sie es an schSnen Friihlingstagen zu tun pflegen. Die KrRhenfiinger kommen zuriick, well die V6gel aus solcher HShe nicht fallen.

Von RaubvSgeln ist nichts gezogen. 19. April: Windrichtung und-st~rke: 0.4; NO.4; NO. 5 m. Temperatur: 0,4; 3,5; 2,5 0 . Regen, kein Zug.

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596 J. Thienemann:

20. April: Windrichtung und-st~rke: N. 5; N. 5; N. 3m. Temperatur: 0,3; 2,3; 1,6 ~ Schneeflocken frith, kein Zug. 21. April: Windrichtung und -st~rke: N. 4; NW. 5;

NNW. 7 m. Temperatur:- 1,0; 2,3; 0,7 ~ Meist bedeckt. Mittags

wieder nach Ulmenhorst. Zug findet nicht statt. Im Laufe des Nachmittags kommen wohl eiDige kleine Trupps Nebelkr~hen, auch drei ziehende Sperber werden beobachtet, aber was ist das gegen die Zitge in andern Jahrenl

Drosseln und Rotkehlchen sind etwas mehr ange- kommen und treiben sich auf den Triften und in den Biischen umher, auch einige Buchfinken und Heidelerchen. Die Nacht dunkel, ohne Sterne. Schneeflocken.

Im allgemeinen ist folgendes zu bemerken: Seit dem 27. und 28. MRrz ist kein guter Zugtag wieder zu verzeichnen gewesen, mit Ausnahmo etwa des 8. April. Es herrscht andauernd scharfer West, iNordwest und Nord; ein kaltes Wetter. Vegetation noch ganz zuritck. Man friert und mufs titchtig heizen. Viol NachtfrSste. Warm sollen die noch ausstehenden grof~en Kriihen- und Raubvogelzitge vor sich gehen? Sind die V~gel einzeln und verstohlen nach Norden in ihre Brutgebiete gelangt? Jedenfalls war das bis jetzt eine traurige Zugzeit.

22. April: Windrichtungund-st~rke: N. 6,4 m; NNW. 6,8 m; N. 5 m.

Temperatur: -- 0,2; 1,5; -- 0,4. Sonnenschein, aber sehr kalt. Von der Nacht her liegt

noch etwas Schnee. Ab und zu zieht einmal ein Trupp E rlen- zeisige, auch ein Trupp H~inflingel) nach Norden. 2 Turm- falken streichen ganz niedrig iiber die Ditne und setzen sich immer, als ob sie ermiidet wRren. Man fragt sich, ob der R aub- vogelzug etwa in der Weise ganz unbemerkt vor sich geht, das die Stitcke ganz einzeln ziehen? Sonst nichts yon Zug zu be- merken. Drosseln und Rotkehlehen sind wieder weniger geworden. Die einheimischen Buchfinken schlagen. Ich gehe nach Rossitten.

24. April: Windrichtungund-st~rke: O. 3;S0. 2;S0. I. Temperatur: 1,0; 5,3; 4,50 . I-]eute bei den ~stlichen Winden etwas Zug bei Rossitten

beobachtet: Kr~ihen und RaubvSgel. Anch etwas Vogelleben auf den B~iumen und auf den Triften: Drosselfliige (besonders iliscus) zusammensitzend und singend~ R o t k e h I c h e n.

25. April: Windrichtung und - st~irke: O. 3; SO. 4; SW. 3: Temperatur: 3,9; 10,9; 7,40 . Die eingetretenen 5stlichen Winde und die wRrmere Tempe-

ratur bringen Leben in die Vogelwelt. Zug bricht los. Kr~hen,

1) ~ber H~nflingszQge im Frflhjahre siehe N~heres in R e i c h e n o w's Ornithologischen Monatsberichten Aprilheft 1910.

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IX. Jahresheficht der Vogelwarte Rossitten. 597

R a u b v S g e l , K le invSge l ziehen. In Sarkau werden viel Kr~iben gefangen. Viel R o t k e h l c h e n und D r o s s e l n in den Btischen und auf den Triften. Letztere in Trupps zusammensitzend und singend (iliacus). 5 S t S r c h e auf dem Felde.

Um 3 p. fahre ich nach Ulmenhorst zurtick. Es ist noch etwas Zug als ich hinauskomme: einige KrtLhentrupps, mehrere S p e r b e r , eine g raue Weihe , mehrere F i n k e n f l i i g e nach 5/.

Gegen 4,25 p. Gewitter in der Ferne, dann warmer Regen. Um 9 Uhr nachts ziehen BltLfshtihner (~'ulica atra) rufend

nicht sehr hoch tiber Ulmenhorst nach N. 26.Aprih W i n d r i c h t u n g : SW. 4-,2 m; SW. 4~2 m; SO. 2,9 m. T e m p e r a t u r : 7,8; 9,4; 6,10 . Ziemlich warm, sonnig, erster schSner Frtihlingstag. KrtLhen ziehen tiber den Haffdtinen ziemlich lebhaft, aber

sehr hoch, sodafs man yore Zuge nicht viel merkt; etwa 200 m hoeh, Kopf nach N., Zugrichtung NNO., Wind yon SW. Unter den Kriihen kommen ab und zu S p e r b e r , R a u h f u f s b u s s a r d e und M ~i aseb u s sa rd e. S pe r b er verhiiltnifsmtLfsig am htLufigsten, sehr hoch.

Nach dem Uhu stofsen weder Kr~ihen noch RaubvSgel. 5 S tS rche nach N. Auffanend ist, dafs in den Morgenstunden K l e i n v S g e l

(Stare, Drosseln, Finken, Zeisige) ziemlich lebhaft wieder nach S. ziehen. Auch 2 K r a n i c h e nach S.

Gegen 1/210 Uhr frtih hSrt schon aller Zug auf und ruht ftir den ganzen Tag, nur Kle invSgel ziehen immer noch Trupp- weise nach Stiden. Dabei herrscht bier das schSnste Wetter. Im Laufe des Nachmit:.ags geht tier Wind nach SO. herum.

Das B a c h s t e l z e n w e i b e h e n trtLgt HtLlmchen in den an der Htitte h~ngenden Kasten. Ohne Zweifel dasselbe PtLrchen yore vorigea Jahre.

Gegen 8 Uhr abends bei Mondschein [ulica atra rufend nach N. ziehend.

Um 10 Uhr nachts Himmel mehr bewSlkt, der Mond ist weg. Dichte Wolken.

27. April: W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : SO. 5 m; SO. 2; SO. 4,4 m.

T e m p e r a t u r : 6,9; 13,6; 9,7~ Meist bedeckt, ab und zu Sonnenblicke~ Um 9 a. Nebel in

HShe der Haffdtine, ziemlich warm. Es sieht frtih nach Regen oder Gewitter aus. Gegen Mittag schwindet der Nebel ab und zu. Gegen Abend Fern-Gewitter im Osten, aach Wetterleuchten. Nun ist der SO. Wind da und doch kein guter Zug. Dagegen findet immer noch, wie gestern, Rtickzug nach Stiden zu statt, nament- lich yon K l e i n v S g e l n , aber auch volL einigen KrtLhen.

Wenige KrtLhen nach N. ziehend, ebenso ein Bussa rd , ein S p e r b e r , ein B a u m f a l k e , einige E i c h e l h s aber das ist immerhin kein guter Zug.

Joura. L Orn. LVIIL Jahrg. Juli 1910. 39

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5 9 8 J. Thienemann :

Gegen Mittag, etwa yon 1--2 Uhr, fliegen etwas mehr Raub- vSgel: Sp er b er , T u r m f a l k e n , die beiden B u s s a r d a r t e n , auch ein paar Kr~.hen nach N.

Vorm Uhu 3 C. cornix geschossen, deren Geschlechtsteile ich untersuche:

Nr. 1 ~, Eierstock ganz schwach entwickelt, wie Gries. Nr. 2 o ~, Hoden schwach entwickelt etwa 4 mm lang, wie Schrot- k5rner Nr. 4 oder 5. Nr. 3 0 ~, Hoden sehr stark entwickelt, etwa 14 mm lang, wie weifse Bohnen. Nr. 1 und 2 jedenfalls nordische Stficke, Nr. 3 eine einheimische Brutkr~he. Die jetzt ziehenden und erlegten Kr~hen sind lauter Junge yore vorigen Jahre. Im Frfihjahre ziehen die Jungen n a c h den Alten; um- gekehrt wie im Herbste.

2 K r a n i c h e beobachtet; 1 S to rch nach N. 1 Tringoides hypol~cos nach N. flieg~nd.

Mehrere P~rchen weifse B a c h s t e l z e n bekSmpfen sich an der Hfitte. Drosse ln und R o t k e h i c h e n noch in denBfischen. Einen L a u b s ~ n g e r gesehen.

Abends schSner Mondscheiu, ein pr~chtiger warmer Abend. Ich hSre in der Luft Flfigelschl~ge, die von E n t e n oder Bl~fs- h f ihne rn herrfihren. Letztere vernehme ich auch rufen.

28. April: W i n d r i c h t u n g und -s t / t rke : WSW. 3,7 m; SW. 3; SW. 4.

T e m p e r a t u r : 6,4; 8,7; 6,20 . Trfibes regnerisches Wetter. Dunstig.

Zun~ichst nichts besonderes yon Zug zu bemerken. Einige Kle in- vbge lz f ige ziehen wieder nach Sfiden. Einige S p e r b e r , ein toter Milan nach l~orden. Gegen Mittag wird das Wetter etwas heller, es kommen einige Kr~ihen; ein Wanderfalke fiber dem Uhu. Eine erlegte Corvus cornix hat ganz schwach entwickelte Hoden.

Bei dem herrschenden Sfidwestwinde ziehen die Kr5hen immer mehr fiber der Haffdfine. l~achmittag nach Rossitten zurfick. Eine R o h r w e i h e fiber dem Bruche.

Im a l l g e m e i n e n mag noch folgendes bemerkt.werden: Der Frfihjahrszug 1909 war s e h r m~ifsig. Hervorragende Zug- tage, an denen die Fiille der Vogelscharen geradezu fiberwiiltigend auf den Beobachter einwirkt, sind fiberhaupt nicbt vorgekommen. Die Witterung war zu ungfinstig. Es darf die Regel auf- gestellt werden, dafs iistliche Winde und warme Temperatur im Frtihjahre ffir die Kurische Nehrung Vogelzug bringen. Nun entsteht die Frage, wound wie die Vogelscharen, die im Herbste 1908 fiber die blehrung nach S. gewandert sind, im F rfihjahre 1909 in ihre nSrdlichen Brutgebiete gelangt sind? ~Jber die Kurische Nehrung nicht, wenigstens nicht in SichthShe. Das steht lest. Hier sind viel zu wenig VSgel durchgekommen. An der litauischen Haffkfiste entlang, wie eingezogene Erkundigungen ergeben, auch nicht In Vermutungen will ich mich nicht einlassen. Man wird schon nach und nach hinter die Wahrheit kommen.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 599

IV. Der Herbstzug in Ulmenhorst. In diesem Jahre konnte ich schon im September einige

Zeit in Ulmenhorst zubringen. Der Vogelzug hat um diese Zeit ein ganz anderes Gesicht, als im Oktober. Es fehlen in dieser frfihen Jahreszeit vor allem die Massenziige yon KrKhen und RaubvSgeln. Daffir treten mehr die ZQge yon KleinvSgeln (Laubs~ngern, Rotschw~nzchen u. a.) yon Busch zu Busch in die Erscheinung.

3. S e p t e m b e r : W i n d r i c h t u n g und -s t~rke: SW. 3; W. 5; W. 5.

T e m p e r a t u r : 14,1; 15,0; 12,9 ~ Zuweilen kleine Regenschauer, aber helles Wetter. Es

zieben sehr lebhabt yon Busch zu Busch: Laubs~ inger (sehr viel, manchmal in einem kleinen Busche I0 Stfick auf einem Fleck), G a r t e n r o t s c h w ~ n z c h e n , S te in- und Wiesenschm~i tzer . Ferner P i e p e r , T r a u e r f l i e g e n f ~ n g e r , auch K u c k u c k e und grofse B u n t s p e c h t e . Von Z i e g e n m e l k e r n liegen manchmal mehrere Stfick auf kleinem Fleck zusammen. U f e r s c h w a l b e n ziehen dicht fiber den Abh~ngen der Wanderdfinen (nut etwa 1/~ Meter hocb) nacb Siiden. Man bemerkt die Viigel erst, wenn man selbst auf der Dfine steht, so verschwimmt die fahle Rficken- fiirbung mit dem Gelb der Dfinen. Am Haft 2 A u s t e r n f i s c h e r .

Gegen Abend wimmelt es fiirmlich in den Btischen yon Kle invi ige ln , namentlich yon Laubs~nge rn . Um nun zu beobachten, ob sich die Viigel abends erheben, um weiterzuziehen, stelle ich mich mit dem Gesicht nach Norden gewendet auf der schmalen Nehrung quer vor. Es wird d~.mmrig, G a r t e a - r o t s c h w ~ n z c h e n schnickern laut wie vor dem Schlafengehen, dann wird es ganz dunkel, aUes ist ruhig. Sind nun die K l e i n - viig e 1 etwa unbemerkt fortgezogen? Ich untersuche das Busch- werk und jage die VSgel dutzendweise heraus. Aus einem you der Dtine fast verwehten Weidenbusche yon etwa 3 qm GrSfse allein gegen 20 Stfick. Es ist auffallend, dafs die Tiere bei der Dunkelheit sehr unsicher abstreichen. Alles rastet also, und zwar an Stellen, die die betreffenden Viigel aufserbalb der Zug- zeiten nie als Schlafplatz w~ihlen wfirden. Das Wetter ist schlecht geworden. Sprfihregen, starker West. In der D~mmerung fiiegen Z i e g e n m e I k e r, Insekten fangend, umber. Also auch sie ziehen nicht weiter.

Kein Mondschein, starke BewSlkung, um 10 Uhr nachts regnet es noch.

4. September: W i n d r i c h t u n g und - s t~ i rke : SW. 4; S. 4; SO. 4.

T e m p e r a t u r : 13,0; 15,9; 14,40 . Frfih noch ganz trfibe. Im Laufe des Tages wird es etwas

belier, aber der Himme[ den ganzen Tag fiber bedeckt. Abeuds um 9 Uhr halb bedeckt, einige Sterne.

39*

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600 J. Thienemann:

Dieselben K l e i n v B g e l yon gestern sind noeh da (Laub- s i i n g e r , ferner viel graue F l i e g e n f ~ n g e r , G a r t e n r o t - s c h w ~ n z e h e n , B a u m p i e p e r , einige F i n k e n , aueh 2 H e i - d e l e r e h e n ) und bleiben auch den ganzen Tag fiber da. Dabei findet den ganzen Tag hindurch in der Luft ein regelrechter Zug yon g e l b e n B a e h s t e l z e n (juv.) und P i e p e r n in Fliigen yon 10 bis 50 Stiick statt. HShe etwa 30--40 Meter. Zuweilen fallen einige Fliige ein.

Aueh S c h w a I b e n ziehen, besonders gegen Abend, regel- recht nach S., nieht eilig, 5fter umherschw~rmend, besonders urbica und riparia, darunter nicht selten T u r m s e h w a I b e n (Apus ) ; aucb ein Trupp K r e u z s e h n ~ b e l etwa 80 m hoeh loekend nachS. Unter d e n M e h l s e h w a l b e n e i n A l b i n o mit gelbem Anfluge (jay. sehwarze kugen), den ich erlege. Wie f~llt ein solcher Vogel unter seinen normal gef~rbten Stammesgenossen in der Luft aufl Es ist nicht zu verwundern, dafs die RaubvSgel zun~chst auf solehe Tiere Jagd machen. Die grauen F l i e g e n- f ~ n g e r , g e l b e n B a c h s t e l z e n , T u r m s c h w a l b e n , Mehl - s c h w a l b e n sind nach den zur Priifung gesammelten Stricken lauter Junge. So werden jetzt die Jungen ziehen und im Oktober kommen jedenfalls die Alten.

Ferner beobachtet: mehrere K u c k u c k e , zwei s c h w a r z - b r a u n e M i l a n e , mehrmals S t r a n d v S g e l (Totanus ochropus sicher erkannt), einige S t e i n s e h m ~ t z e r (S. oenanthe), braune Exemplare. Grofse B u n t s p e c h t e und Z i e g e n m e l k e r nicht gesehen.

Um festzustellen, ob die oben unterm 3. September genannten Kleinv5gel abends weitergezogen sind, gehe ich in der Nacht hinaus und scheuche aus den Biischen wieder eine Anzahl VSgel auf, meist wohl L a u b s i i n g e r und R o t s c h w ~ n z c h e n ; aber bei weitem nicht so viel wie gestern. Sie sind also immer noch da.

5. September: W i n d r i c h t u n g und - s ta rke : SO. 8; SO. 5; SO. 8.

T e m p e r a t a r : 12.7; 19,5; 16,60 . Helles sonniges Wetter, abends umzieht sich der Himmel.

Gewitterstimmung. Die gestern und vorgestern beobaehteten K e i n v S g e l sind

noch da. Viel T r a u e r f l i e g e n f ~ n g e r siad noch dazugekommen, lauter graue. Ein zur Probe erlegtes ist ein junges Exemplar. Es werden wohl alles Junge sein. Auch B u c h f i n k e n sind mehr dazu gekommen. Ein erlegtes Stiick ist ein in der Mauser stehen- des junges r das an den Brustseiten rote Federn bekommt. Auch yon dieser Art werden jetzt fast ausschliefslich Junge ziehen, hSchstens einige QQ darunter. Auch G o l d a m m e r n sind angekommen.

In der Luft ziehen nicht viel VSgel. Aus einem an der Vordiine eingefallenen Flag g e l b e r B a c h s t e l z e n schiefse ich ein schSnes altes r yon ~ . borealis. Im Laufe des schSnen Vor-

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 601

mittags sind die meisten L a ub s R n g e r weitergezogen. Am:Nach- mittag werden nur noch wenige bemerkt. Sie sind also yon Busch zu Busch am Tage weitergewandert. S c h w a l b e n (urbica und riparia) schwKrmen nur am Vormitta~ umher und ziehen in dieser gem~ichlichen Weise weiter nach S. Darunter garnicht selten T u r m s c h w a l b e n (Apus), und zwar alte. Von dieser Art findet also immer noch regelrechter Zug statt, wghrend unsere heimischen BrutvSgel 1Rngst weg sind.

Ein kleiner Trupp Kreuzschn~be l hoch nach S. Gegen Abend ein Z i e g e n m e l k e r an der Hfitte Insekten fangend. Einen sehr geschKtzten Ruheplatz ffir auf dem Zuge befindliche Zie ge n- m e l k e r bildet der ein Stiick abseits yon der Hiitte befindliche Mfill- oder Kehrichthaufen. An mehreren aufeinander folgenden Morgen werden 1 oder 2 dieser VSgel dort angetroffen. Von den umherliegenden Knochen, Lumpen, Federn und dergl, heben sich die NachtschwalbenkSrper nicht ab, und so ist es vorgekommen, dafs ich ihnen beinahe friihmorgens den Inhalt des Abfalleimers fiber den Pelz goss.

6. September: W i n d r i c h t u n g und-s t~ t rke : W. 4; W. 6; SW. 1.

T e m p e r a t u r : 13,1; 13,9; 12,0 0 . Heller Sonnenschein. K le invSge l noch anwesend: F i nken ,

beide hrten F l i egenschn~ .ppe r , wenig L a u b s a n g e r , auch grofse. .Buntspechte.

Uber Rossitten gegen Abend S c h w a l b e n zu beobachten (urbica, ripa~ia, ganz vereinzelt rustica). K r e u z s c h n ~ b e l in kleinen Trupps fiber Rossitten nach SW. Viel S t e i n s c h m a t z e r (~. oenanthe) (braune) und W i e s e n s c h m ~ . t z e r (P. rubetra) auf der Palwe auf dem Zuge befindlich; yon B~umchen zu Baumchen fliegend.

14. September: W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : NO. 7; NO. 7; NO. 7.

T e m p e r a t u r : 13,1; 14,3; 14,5 0 . Bis Mittag Regen; bedeckt. Die VSgel rasten heute auf

den Feldern. Die ersten N e b e l k r ~ h e n sind da; auch sie rasten. An einer mit Gras bewachsenen feuchten Stelle mitten in den Diinen 4 Limosa lapponica juv.; nicht weit davon 1 .Numenius arquatus. Diese YSgel sind nur der vorhandenen Riesenohr- wiirmer wegen in solchem toten Gel~nde anzutreffen. Siehe oben die Notizen fiber Numenius. Ein kleiner Trupp Brach- v5gel nach S. ziehend.

Nachts Himmel bedeckt. 15. September: W i n d r i c h t u n g und - s t~ i rke : N 0 . 5 m ;

~NO. 5m; NO. 5. T e m p e r a t u r : ]1,8; 17,5; 14,1 o. SchSnes helles Wetter, den ganzen Tag Sonaenschein. Das Bemerkenswerte an diesem Tage ist, dafs sowohl frtih,

als auch nachmittags griifsere Fltige yon Tannenm eisen (s ater)

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6 0 2 J. Thienemann :

(bis zu 50 Stiick) nach S. sowohl, als auch nach N. ziehen und in den GehSlzen einfallen. Sonst findet kein Zug in der Luft statt. In den Bfischen wenig Kle invSgel : einzelne Rotkeh l - chen als VorlKufer, die schon gestern bemerkt wurden; ferner P ieper , F i n k e n , Laubs~nge r . Einige S p e r b e r , grorse B u n t s p e c h t e , 1 Flag T a u b e n (palumbus). Von letzteren eine Alte erlegt. Kropf ganz leer; im Magen nur kleine Steinchen. Ein Z i e g e n m e l k e r abends an der Htitte.

16. September: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ r k e : NO. 6 ,5m; NO. 5; NO. 5.

T e m p e r a t u r : 10,1; 14,5; 15,5 0 . Bis 7 a. Sonnenschein mit Unterbrechungen. Dann umzieht

sich der Himmel und bleibt den ganzen Tag tiber bedeckt. Die ~ Wolken ziehen ganz niedrig mit dem angegebenen Winde. Gegen 4: p. Regentropfen.

Yogelleben und Zug nur in den ersten Vormittagstunden, etwa yon 1/~ 5--8. Dann Ruhe, tot drauhen.

Bemerkenswert ist, dafs heute alles nach N. zieht: S ta r - fltige (ziemlich viel), Zeis igf l t ige (spinus), S c h w a l b e n (rustica) (miffsig viel) ; dann vor allem grofse B u n t s p e c h t e , einige P i e p e r und H e i d e l e r c h e n . Ein S p e r b e r nach S.

In den Btlschen wenig der jetzt ziehenden K I ei n v 5 g el. Die ersten D r o s s e l n (musicus) als Vorliiufer; Goldh~th n c h e n , 1 E i c h e l h e h e r , R i n g e l t a u b e n .

Auf dem Dach der Htitte findet sich eine verirrte H a u s - t a u b e ein. Das ist nun schon das zweite derartige Sttick, das die Ulmenhorst-Hiitte als einzige mensehliche Niederlassung in weitem Umkreise als Zufluchtsort aufsuchte.

17. September: W i n d r i c h t u n g und- s t~ i rke : ONO.4,5m; 0 . 4 ; SW.I.

Temperatur: 16,5; 19,4; 16,2 ~ Meist bedeckt, gegen Mittag aufkl~rend, Sonnenschein. Ein

schSner warmer Herbsttag. 6 p. Donner. Wetterleuchten im W. Wenig Vogelleben und nur in den ersten Morgenstunden. Um 5 a. noch nichts zu sehen. Etwa yon 5,30 a. an einige S t a r t r u p p s and S c h w a l b e n (rus~ica) ziehend, und zwar wieder nachN. Einige R i n g e l t a u b e n f l t i g e nach N. sowohl, als auch nach S. Eine juv. aus einem nach N. ziehenden Schwarm herausgeschossen. Einige S pe r h e r nach S.

Mehrere R e g e n p f e i f e r im Laufe des Tages pfeifend tiber Ulmenhorst ziehend.

Einige K r e u z s c h n i i b e l hoch ziehend. Wenig K l e i n v S g e l in den Btischen. Ein paar real Krahen (C. cornix) tiber dem Uhu. Die

diesjiihrigen Jungen sind jetzt stark in der Mauser des Klein- gefieders. Die hlten mausern die Schwungfedern.

Z i e g e n m e 1 k e r gegen Abend nicht gesehen. In der Nacht Sternhimmel.

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18. September: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ r k e : SS0.2 ,5m; 0 .2 ; 1~O. 4.

T e m p e r a t u r : 14,4; 18,7; 16,1 0 Frtih gleich nach Sonnenaufgang Himmel bezogen. Gegen

9 a. aufkliirend; es wird ein heller warmer Tag. Von 6 a. an ziemlich lebhafter K l e i n v o g e l z u g , und zwar

meist normalerweise nach S.: meist P i e p e r und F i n k e n ; ferner S t a r e und S c h w a l b e n (immer nur rustica). Grofse Buntspechte mehrfach nach S. ziehend, zuweilen ziemlich hoch, aufser Schufsweite. Zwei erlegte sind ein (~ ad. und ein Q ad. So sind dem grofsen diesj~thrigen Zuge dieses Vogels doch auch einige alte beigemischt. Zum bei weitem grSfsten Teile sind es abet Junge mit roter Kopfplatte.

Mehrere Motacilla alba, Chrysomitris spinus und S t a r e sehe ich zuweilen auch nach N. ziehen. 3 S p e r b e r , 1 o ~ juv. erlegt. K r e u z s c h n ~ i b e l i nde rLuf t gehSrt. Keine T auben .

Gegen 8 Uhr vormittags hat der Zug nachgelassen und ist um 9 Uhr ganz voriiber.

Durch eine Reise nach Helgoland ist hier eine grofse Lticke in den Beobachtun~en zu verzeichnen.

17. O k t o b e r : W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : SW. 4; S. 5; S. 4.

T e m p e r a t u r : 11,9; 16,3; 12,10 . VSgel rasten heute. W i 1 d t a u b e n und F i n k e n bemerkt. 18. Oktober: W i n d r i e h t u n g und - s t a r k e : S. 3; S. 3;

S, 1~ T e m p e r a t u r : 10,8; 15,7; 10,90 . Hell, warmer Sonnenschein. Sehr guter K r ~. h e n z u g ; ferner mtffsig viel S p e r b e r ,

R a u h f u f s b u s s a r d e , viel T a u b e n (palumbus und oenas), viel F inken (coe~ebs), H e i d e l e r c h e n i P i epe r , Kreuzschn t tbe l , wenig S ta re nach 2. ziehend.

In den Biischen viel Goldh t ihnchen , einige ZaunkSnige . Gegen 3 p. hSrt der Zug schon auf. 19. Oktober: W i n d r i c h t u n g und - s t~rke : S. 2; S. 1; S. 2. T e m p e r a t u r : 10,0; 17,5; 12,7 o . Hell, Sonnenschein, abends Wetterleuchten. Derselbe gute Zug wie gestern, auch dieselben VSgel.

Gegen Ahead ein Flug S c h w a n z m e i s e n durch die Biische nach S. ziehend.

20. Oktober: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ i r k e : SW. 2; SW. "2,8 m; S. 2.

T e m p e r a t u r : 13,5; 14,0; 12,40 . Friih bedeckt, dunstig, um 10 a. mehr aufkltirend, auch

Sonnenschein. Zun~iehst friih nach Sonnenaufgang kein Zug. Gegen 8

einige Kr i then , K r e u z s c h n ~ i b e l , Me i sen , w i l d e G~inse nach S.; S e e t a u c h e r (Urinator) yore Haft nach der See fiiegend.

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604 J. Thienemann:

Als das Wetter gegen 10 Uhr heller wird, ziehen sofort mehr Kr~ihen, aueh einige F i n k e n s e h w ~ i r m e . Gegen Mittag wird es noeh klarer, es setzt ganz guter Zug ein, abet nieht so gut und h~her wie gestern und vorgestern, aber dieselben VSgel wie an den beiden genannten Tagen. 1 W a n d e r f a l k e beobaehtet. Viel Goldh~thnehen in den Biisehen. Mehre H a u s s p e r l i n g e auf den B~tumen an der Htltte.

l~laehts sternenhell. 21. Oktober: W i n d r i e h t u n g u n d - s t i i r k e : SSW. 3,4 m;

SSW. 3 m; SO. 4. T e m p e r a t u r : 11,0; 13,6; 11,90 . Frtih zun~tchst dunstig, im Laufe des Tages heller werdend. Gegen 6,15 a. 5 S p e r b e r , 2 R a u h f u f s b u s s a r d e ,

einige Kr~then, einige P i e p e r ziehend. D o m p f a f f e n in den Biiumen gehSrt. Als es naehmittags heller wird, fangen die Kr : , then in m~ifsiger Zahl an zu ziehen und setzen ihre Wanderung his zur D~immerung fort. Dieses Einsetzen des Zuges erst am INachmittage und Anhalten bis zur D~tmmerung ist oft ein Zeichen dafiir, dafs am n~ichsten Tage gnter Zug stattfinden wird. A u c h S p e r b e r , R a u h f u f s b u s s a r d e , W a n d e r f a l k e n und K l e i n v i i g e l in mtifsiger Zahl ziehend. ZughShe etwa 30--80 m. 1 W a n d e r f a l k e n erlegt.

Des dunstigen Wetters wegen im allgemeinen schwacher Zug. 22. Oktober: W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : SSO. 5,8 m;

SSO. 6,2 m; SW. 2. T e m p e r a t u r : 8,9; 11,3; 9,50 . Frtih kiihl, ziemlieh klar. Mittags umzieht sich der Himmel,

der Wind schlttgt nach W. urn, es folgt Regen. Um 6 a. fangen schon F i n k e n an zu ziehen. Dann setzt

gegen 7 Uhr, als die Sonne tiber die Diine steigt, ein g r o f s - a r t i g e r K r ~t h e n z u g ein, der bei dem Gegenwinde niedrig, nur etwa 3--20 m hoch, vor sich geht. Ferner ziehen Un- massen yon B u ch fin ken (meist o~o~), H e i d e 1 e r c h e n, F e I d- l e r c h e n , S t a r e , einige K r e u z s e h n i i b e l , ein D o m p f a f f e , abet keine P i e p e r . Auch ein Flug G~tnse.

Unter den Kr~then befinden sieh R a u b v S g e l in m~tfsiger Zahl: S p e r b e r , R a u h f u f s b u s s a r d e , 1 W a n d e r f a l k e , mehr- fach M e r l i n f a l k e n (ausgefiirbte ~O~).

Der Zug hfilt in dieser St~trke his gegen 2 Uhr naehmittags an. Dann geht der Wind mehr naeh Westen herum, der Himmel umzieht sich, es f~tngt gegen 3 p. an zu regnen. Der Zug hSrt ganz auf. Als das Wetter anf~tngt umzuschlagen merkt man es den VSgeln schon an, dafs sie nieht mehr gern vorw~trts wollen; sie fallen am Waldrande ein und schliefsen sich zu grofsen Fltigen zusammen, um dann erst die weiten kahlen Strecken nah S. zu zu fiberfiiegen.

In den Bfisehen sehr wenig Kleinviigel: G o l d h ~ i h n e h e n , einige Z a u n k S n i g e , 1 I-'icusma]orad.; D r o s s e l n fehlen fastganz.

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1X. Jahresbeficht der Vogelwarte Rossitten. 605

Gegen Abend als es schon ziemlich d~immerig ist, ellen bei dem Regen einige kleine S ta r f l t i ge noch nach S.

Im allgemeinen hat man yon diesem gfinstigen Zugtage folgenden Eindruck: Vormittags bei dem giinstigen Wetter streben die VSgel mit Macht vorwarts. Sie ktimmern sich weder um den ausgesetzten Uhu, noch um die angebundenen Lockkrahen, da sie schon zu ahnen scheinen, dafs sie durch schlechte Witterung bald aufgehalten werden. Sobald der Wetterumschlag erfolgt ist, hSrt der Zug ganz plStzlich auf.

23. Oktober: Windrichtung und-starke: SSW. 2,9m; SW. 4; S. 5.

T e m p e r a t u r : 8,1; 12,1; 10,0 o. Der Wind schlug im Laufe des Vormittags manchmal mehr

nach O. um, dann gegen hbend wieder mehr nach S. Ein schSner heller Herbsttag. Ein h e r v o r r a g e n d e r Zugtag: K r a h e n , besonders

S a a t k r a h e n auch D o h l e n , daneben N e b e l k r a h e n in Un- massen. Die S a a t k r a h en immer in grofsen vereinigten Scharen, An R a u b v S g e l n sehr viel S p e r b e r , ferner R a a h f u f s - b u s s a r d e , W a n d e r f a l k e n . huch E i c h e l h e h e r mehrfach in der Luft ziehend. Charakteristisch ist yon dem Tage, dafs verhaltnismafsig w e n i g KleinvSgei zogen. G o 1 d h ii h n c h e n mehrfach. Das war real ein Tag, wie man ihn gem hat, bei dem einem das Herz welt wird. Ein Leben um und fiber Ulmen- horst! Leider konnte ich diesen interessanten Tag nicht so recht ausnutzen, weft ich auf mehrere Stunden dienstlich nach Rossitten fahren mufste. Bei der Rfickkehr gegen Abend machte ich noch eine Doublette auf W i l d g a n s e (Anser tabalis).

24. Oktober: W i n d r i e h t u n g : u n d - s t a r k e : SSO. 3,8 m; SSO. 6,2 m; SSO. 5.

T e m p e r a t u r : 8,8; 13,1; 10,40 . Heller schSner Tag; meist Sonnenschein, kiihler Wind, der

iIn Laufe des Tages starker wird. Frfih 1/~6, als es noch ganz dammerig ist, noch nichts yon Zug. Gegen 6 a. einige S t a r e nach S. Dann guter K r a h e n z u g , besonders viel Corvus /rugilegus, und zwar ziehen heute fast nur Krahen, sehr wenig andere VSgel, von denen folgende zu nennen sind: S p e r b e r , und R a u h f u f s b u s s a r d e , 1 graue Weihe, D r o s s e l n (T. vis- civorus), e i n i g e S t a r f l i i g e , ganz wenig T a u b e n und K l e i n - v S g e l (Finken, einzelne Pieper). ZughShe yon allan Viigeln 4--30 m. Den Uhu beachten die Krahen und RaubvSgel wenig.

In den Biischen G o l d h a h n c h e n . 1 Lanius excubitor beobachtet. 1 W a l d o h r e u l e geschossen, die einen Star in den Fangen tragt, den sie abet nicht selbst gefangen hat, denn der Kadaver ist ganz kalt und steif.

Nacht mend- und sternenhell. Mehrfach D r o s s e i n in der Laft ziehend gehiirt. Man vernimmt den Lockton. Sie kiinnen nicht hoch gewesen sein. Etwa 50 m hoch. Herr A. Vieb ig

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606 J. Thienemann:

meldet yon B e r l i n - W i l m e r s d o r f vom 24. und 25. Oktober das nur morgens ca. 1 Stunde lang etwas KrRhenzug gewesen is t Richtung Sfidwest, dem frischen Wind direkt entgegen. FlughShe etwa 75 m.

25. Oktober: W i n d r i c h t u n g und -stKrke: SSW. 3,1m; SSW. I; SSW. I.

T e m p e r a t u r : 8,1; 10,4; 8,30 . Bis 10 Uhr vormittags einigermafsen hell. Dann umzieht

sich der Himmel. Den ganzeu Tag trfibes Wetter. Der Wind wird im Laufe des Tages schw~cher.

Friih 6,45 einige K l e i n v S g e l s c h w ~ r m e , auch S t a r e , mehrere S p e r b e r ; 6,50 die ersten Kr~hen; es entwickelt sich mRfsiger Kr t~henzug , der bei dem schwachen Winde etwas hSher wie gestern vor sich geht, 50--100 m hoch. Der Uhu wird viel attackiert. Die KrRhen haben grofse Lust sich zu setzten. Als der Himmel nachmittags immer bedeckter wird, fallen die Krt~hen am Waldrande ein und wollen nicht vorwt~rts.

K l e i n v S g e l ziehen mehr als gestern: F i n k e n , S t a r e , H e i d e l e r c h e n , auch einigeTrupps K r e u z s c h n ~ . b e l , Z e i s i g e (spinus), einige D r o s s elm

R a u b v S g e l wenig ziehend: S p e r b e r und R a u h f u f s - b u s s a r d e . 6 - 8 Schwtine nach S. ziehend; ebenso eiaige W i l d - t a u b e n f l i i g e , meist oenas.

In d e n B i i s c h e n D r o s s e l n , die in den letzten Tagen ganz fehlten. Sie sind vorige Nacht mit W a l d s c h n e p f e n zusammen angekommen; ferner G o I d h ~ih nch e n, mehrere D o m - p f a f f e n , einige ZaunkSnige und R o t k e h l c h e n .

1 Crex crex zu so sptRer Jahreszeit noch bei Ulmenhorst auf einem Gelt~nde angetroffen, des flit WachtelkSnige wenig geeignet erscheint. Mag e n i n h a l t : Weidenblattchen und 2 Steine. Der Vogel ist in guter Leibesverfassung.

Mehrere W a 1 d o h r e u I e n (Asio otus) in den Btlschen sitzend und auch abends fliegend. Diese Art ist also jetzt auf dem Zuge.

Abends in der Dunkelheit D r o s s e l n in der Luft ziehend. In der Nacht Himmel bedeekt, Mond durch die Wolken sichtbar.

26. Oktober: W i n d r i c h t u n g u n d - s t t ~ r k e : WSW. 2,4m; WSW. 3,8 m; W. 1.

T e m p e r a t u r : 8 , 0 ; 10,6; 7,50 . Zunt~chst bedeckt. Dann gegen 10 a. aufkl~irend, teilweise

Sonnenschein. Von 2 p. an wird es wieder trtibe. Um 2,13 Uhr Nachmittags eine eigenartige Erscheinung am

Himmel: um die Sonne ein grofser Ring in den Regenbogen- farben, ferner oberhalb der Sonne eine Nebensonne sichtbar.

Urn 6,25 zwei Krt~hen, ferner je ein Flug D oh l en , S t a r e und W i l d t a u b e n (oe~as) nach 8. Dann setzt yon etwa 8 Uhr an recht guter Krt~henzug ein, der bei diesem schwachen westlichen Winde h5her, meist etwa 50--80 m hoch, vor sich geht. Den N e b e l k r t ~ h e n ziemlich viel D o h l e n und auch Saa tkr tLhen bei-

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 607

gemischt. Nach dem Uhu kommen sie recht gut, ziehen also mit Mufse, b~umen auch gern auf. Der Kr i ihen- und D o h l e n z u g zieht sich heute bis spKt abends hin, noch um 4 p. guter Zug, aber hoch. Die letzten kommen gegen 1/15 Uhr und fallen teil- weise im Walde zum l~bernachten ein.

R a u b v 6 g e l nicht sehr viel ziehend: einige S p e r b e r , 1 M ~, u s e b u s s a r d , (A. lagopus wohl gar nicht), W a n d e r f a l k e n , und was yon besonderem Interesse: 2 S e e a d l e r juv. 80--100 m hoch fiber die Hiitte nach S. ziehend, einer mittags um 12, einer um 3 Uhr. Ein schSner Anblickl M e r l i n f a l k e n garnicht mehr gesehen. W i l d t a u b e n - und S t a r f l f i g e nicht viel. Der heutige Zug wird ganz yon den K r ~ h e n und D o h l e n beherrscht. In d e n B f i s c h e n sind die D r o s s e l n und R o t k e h l c h e n yon gestern noch vorhanden, auch ein paar Amse ln (1 juv. erlegt); viel Z a u n k S n i g e und G o l d h ~ h n c h e n , einige E i c h e l h ~ h e r , eine Certhia.

Abends beobachte ich, wie die D r o s s e l n in der Diimmerang abziehen. Gegen s]~5 Uhr mehrere nach S., etwa 40 m hoch; Dann hSre ich sie auch noch mehrfaeh in der Luft als es schon ganz dunkel ist (musicus und iliacus). Danach miffsten also morgen die meisten D r o s s e I n yon Ulmenhorst verschwunden sein, und wir werden sehen, dafs das auch tatsiichlich zutrifft. Auch in der Nacht um 10 (ttimmel bedeckt, Mond scheint durch die Wolken, ziemlich hell drauhen, einige Regentropfen) noch Drosseln in der Luft ziehend gehSrt.

27. Oktober: W i n d r i c h t u n g und - s t g r k e : fast windstill oder ganz leiehter NW; ONO. 2,5 m; NO. 2.

T e m p e r a t u r : 3,0; 10,5; 8,50 . Frfih Reif; sehr kfihl. Es wird ein herrlieher klarer Herbsttag. Frfib 6,45 einige W i l d t a u b en naeh S. Dann fangen Kri ihen

an zu ziehen, und zwar bei dem klaren windstillen Wetter sehr hoch, etwa 200--400 m hoch. Manehmal sieht man sie nut noeh als kleine Pfinktchen in der Luft. Das ist so ein Tag, wie er schon 5fter yon mir erwiihnt worden ist, an dem man bei ober- fl~chlicher Beobaehtung nichts oder wenig yore Vogelzug merken wiirde, obgleich man mitten in der Zugstrafse sitzt. So geht der Kr~henzug den ganzen Tag fiber vor sieh mit S a a t k r g h e n und Doh l en gemischt, und auffallender Weise his spiit in die D~mmerung hinein.

R a u b v 5 g e I ziehen nicht viel, und auch hoch. Es werden e i n i g e S p e r b e r u n d R a u h f u f s b u s s a r d e , 1 W a n d e r f a l k e und auch wieder 2 S e e a d l e r bemerkt. Die letzten beiden Arten ziehen weniger hocb, wie die erstgenannten ; die S e ead 1 e r etwa 150 m hoch. So sind also gestern und heute verh~ltnis- m~sig h~ufig A d l e r durchgekommen. Einige T a u b e n hoch ziehend. K l e i n v S g e l ziehen heute fast gar nicht in der Luft. Ich bemerke ganz frfih am Morgen nur einige Flfige G o 1 d h ~ h n-

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608 J. Thienemann:

c h e n ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit recht hoch (etwa 60 m hoch) yon einem Gebiisch zum andern fliegen. Auch ein Flug Kreuzschnabel etwa 80 m hoch nach S.

In den Biischen ist es stiller geworden. Von den gestern erwahnten D r o s s e 1 n und Z a u n k 5 n ig e n ist der griifste Teil in der Nacht weitergewandert. Abends gegen 5 Uhr hSre ich wieder D r o s s e l n in der Luft ziehen. Sie brechen also in der Diimmerung auf. Mittags gegen 11 wird yon andrer Seite beobach- tet, wie 2 D r o s s e l n aus grofser Hiihe herniedersausen, dafs ein raketenahnliches Gerausch entsteht.

Es werden in den Btischen beobachtet: einige D o m p f a f f e n , 2 C e r t h i e n , 1 E i c h e l h e h e r , der den Bussard-und Dohlenruf sehr hfibsch nachahmt. Ein Lanius excubitor in den Diinen. 4 Heidelerchen auf der Palwe. $ u m p f o h r e u l e n sind immer noch auf dem Zuge. hus einem Gebfisch seheuche ich 6 Stfick auf und zwei E u l e n , die jedenfalls derselben Art angehiiren, sehe ich spat in der Dammerung gegen den hellen Himmel nach S. ziehen.

Wie schon bei den Krahen bemerkt, ist es auffallend, dafs sich heute der Zug bis in die spate Dammerung hinein erstreckt. Mehrere S t a r f l i i g e und Ganse werden noch ganz spat abends

bemerk t . h'achts sehr hell, fast Vollmond, sternenklar. Von ziehenden

Viigeln nichts bemerkt, auch gegen die lange mit dem Glase beobachtete Mondscheibe nichts gesehen.

28. Oktober: W i n d r i c h t u n g und - s t / i rke : OSO. 5,3 m; 80. 5,2 m; 80. 5,4 m.

T e m p e r a t u r : 8,6; ll ,1; 8,6 o . Friih zunachst noeh bedeckt, etwas trfibe, dann gegen 9 a.

aufklarend; es wird im Laufe des Tages immer heller, meist 8onnenschein. Sobald es heller wird, ziehen mehr u

6,35 a. 3 K r~he n als erste Zugviigel. 6,40 folgen mehr, jedenfalls yon einem in der l~ahe befindlichen Schlafplatze her- stammend. Von 7,45 an noch mehr. hls das Wetter gegen 1/29 aufhellt, kommt der K r a h e n z u g erst recht in Gang und halt den ganzen Tag fiber in mafsiger Starke an. Hiihe etwa 50--60 m. Nach dem Uhu kommen die Krahen gut. Den N e b e l k r ~ i h e n sind D o h l e n und auch 8 a a t k r / ~ h e n beigemischt.

R a u b v S g e l : S p e r b e r ziemlich viel, 50--60 m hoeh; 5fter R a u h f u f s b u s s a r d e , auch M a u s e b u s s a r d e , 1 W a n d e r f a l k e . Ferner 2 T a u b e n.

K l e i n v o g e l z u g wenig. Der mufs wohl zum griifsten Teil zu Ende sein. Frfih 6 Uhr 35 Min. aufser K r ~ h e n ein Trupp F inken vorfiberziehend; ferner K r e u z s ehn a b e l ,E r 1 e n z e is ige , g e l b e B a e h s t e l z e n , P i epe r . Einzelne Fltige dieser VSgel sind auch den Tag fiber, wenn auch nicht haufig, zu beobachten. K r e u z s c h n ~ b e l heate mehrfach, dazu noch D o m p f a f f e n ;

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 609

S t a r e , ein paar H e i d e l e r c h e n . G o l d h R h n c h e n vou Busch zu Busch ziehend. Auch ein Trupp M i s t e l d r o s s e l n .

In den B~ischen ein Flug Blaumeisen, 1 E i c h e l h e h e r . Heute hRlt wieder auffallender Weise der K r K h e n z u g bis

in die spiite D~mmerung hinein an. Nach 5 p., als es schon ganz dunkel ist, K r s nach S. Im vorigen Jahre solch sp~tes Ziehen nicht beobachtet. O b in diesem Jahre die KrKhen mit dem Zuge noeh im Riickstande sind und vorws drs

Die Nacht mond- und sternenhell. Starker SO. Durch Herrn Lehrer W. H e n n e m a n n in W e r d o h l in

Westfalen geht fiber den 28. Oktober folgende Notiz ein: ,,Heute vormittag zogen yon 9s/4 bis 111/~ Uhr bei schwachem sQdwest- lichen Winde und bedecktem Himmel, -~ 91/90 R., fast ununter- brochen grofse Scharen K r ~ h e n (Corvus spec.?) in westsiidwest- licher Richtung fiber unser Dorf. Sie zogen etwa 80--100 m hoch. Nach dieser Zeit kamen nur noch einige kleinere Scharen durch, z. B. 121/~ Uhr gegen hundert 8tfick . . ."

29. O k t o b e r : W i n d r i c h t u n g and -s t l i rke : SSO. 6 m; SO. 4 m; SO. 2,9 m.

T e m p e r a t u r : 7,3; 11,3; 9,80 . Wieder ein schSner heller Tag. Windst/irke sehr schwankend,

frtih gegen 10 Uhr ganz plStzlich yon 6,6 m pro Sekunde auf 2,9 m abflauend. Meist Sonnenschein, etwas ktihl.

Friih 6,45 einige Kr i ihen und Kle invSge l , 4 S ta re . Der K r / i h e n z u g kommt dana gut in Gang als die SonDe fiber die Diine steigt. Es ziehen meist C. cornix, wenig G. frugilegus, etwas mehr Dohten. Die geschossenen C. cornix sind jetzt meist Alte. Man kann heute recht deutlich beobachten, wie die St/irke des Windes die HShe des Vogelfluges beeinflufst. Frfih bei dem starken Winde Zugh5he 3--20 m; sobald der Wind nachliifst 50--60 m. huch die Zugbahn wird yon der Windstiirke beein- flufst. Friih hielten die Kr / ihen die Vordiine, dort vor dem starken Winde Schutz suchend, nachmittags die Mitte der Nehrung. 51"achmittags ist der Zug wie immer schw~icher als am Vormittage.

RaubvSge l : Ziemlich viel S p e r b e r ; in diesem Jahre meist hoch, aufser Schufsweite ziehend. Ra u h f u fs b u s s a r d e mehrfach, 1 M e r l i n f a l k e beobachtet. Nachmittags wieder ein S e e a d l e r ziemlich niedrig nach S. ziehend. Auch in Nidden heate ein S e e a d l e r ira Kriihennetze gefangen. Die Vogelwarte bekommt ihn leider nicht zum Markieren.

K l e i n v S g e l wenig ziehend: ein paar real H e i d e l e r c h e n , B u c h f i n k e n , Kreuzschn i i be l und M i s t e l d r o s s e l n .

In den B i i s c h e n wenig Leben: Z a u n k S n i g e fast alle fort. G o ld h~t h n c h e n sehr wenig da. Es hat jetzt kein neuer Zuzug yon K 1 e i n v 5 g e I n stattgefunden.

Den Hauptzug stellten auch heute die Kr~hen.

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6 1 0 J. Thienemann :

30. Oktober: W i n d r i c h t u n g u n d - s t ~ i r k e : S80.6,7 m; SSO. 5,6 m; SO. 4.

T e m p e r a t u r : 9,0; 11,7; 8,40 . Heller Tag, meist Sonnenschein, aber starker, kiihler Wind. M~siger K r ~ i h e n z u g . Er beginnt um die Zeit gegen

I]~8 Uhr als die Sonne hbher steigt; nicht in Kettenform, sondem mit Zwischenriiumen truppweise; bei dem starken Winde nur 3--20 m hoch.

R a u b v b g e l : S p e r b e r mehrfach, die beiden B u s s a r d - a r t e n vereinzelt. T a u b e n selten.

K l e i n v o g e l z u g findet jetzt nur noch in den Morgen- stunden statt: einige B u c h f i n k e n s c h w ~t r m e, einige H e i d e - l e r c h e n , vereinzelt P i e p e r . Mehrmals G o l d a m m e r n nach S. ziehend. Aus einem ziehenden S t a r f l u g e erlege ich 2 o~o ~ ad., 1 0 ~ juv., 1 Q juv. Junge und Alte also noch zu- sammen wandernd.

In denBfischen ganz wenig K l e i n v S g e l ; einige G o l d - h ~ t h n c h e n , ein Trupp S c h w a n z m e i s e n , einige K o h l - m e i s e n .

Gegen 1/~4 Uhr nachmittags ist der Zug ganz voriiber. Ich mufs nach Rossitten fahren.

3 1 . O k t o b e r : W i n d r i c h t u n g u n d - s t i t r k e : S0.5;SO. 5; SO. 5. T e m p e r a t u r : 5,5; 8,9; 7,00 . Heller Tag. Ich bin in Rossitten. ~qach Aussage der F~nger ist sehr ~uter K r i t h e n z u g

gewesen; niedrig; bis in die D~mmerung hinein. Auch viel R a u b v 5 g e I. Die Vogelwarte bekommt aus den

Kr~hennetzen 2 lebende R a u h f u_ls b u s s a r d e und 1 W a n d e r - f a l k e n . Bei dem einen Fiingcr ist ein S e e a d l e r am Netze gewesen. Vor einigen Tagen ist auch in Preil eia S e e a d l e r ~efangen worden.

Gegen kbend wieder nach Ulmenhorst. In der D~mmerung noch ein Zug G~nse nach S.

1. N o v e m b e r : W i n d r i c h t u n g und - s t a r k e : SSO. 3,5 m; SW. 2~4 m; WSW. 2,4 m.

T e m p e r a t u r : 6,1; 8,2; 8,2 ~ Frfih bell, gegen l0 umzieht sich der Himmel, der Wind

wird schw~icher und geht mehr nach S.,und dann mehr naeh W. herum.

7 a. einige Kr~ihen und K l e i n v S g e l nach S. Als die Sonne hochkommt mehr K r ~ h e n, nicht in Kettenform, sondern in Trupps, zun~ichst nur 20--40 m hoch, als der Wind dann sehw~cher wird 80--100 m hoch. Unter 3 erlegten C. cornix 2 ad., 1 juv. Meist jetzt Alte. Gegen Mittag hat aller Zug schon aufgehSrt.

R a u b v 5 g e I : Friih binnen einer Viertelstunde 3 W a n d e r - f a l k e n vortiberziehend. Einer treibt sich am Walde umher und

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IX. Jahresbe~cht der Vogelwarte Rossitten. 611

fahndet auf Beute. Wenig S p e r b e r und B u s s a r d e . Ein Zug G~nse fr~ih.

K l e i n v o g e l z u g jetzt sehr gering, nur Kr euzschn~ l be l - t r u p p s 1) heute oft nach S., oft so hoch, dafs man sie nur hSrt. Einige B u c h f i n k e n f l f i g e , ein paar kleine S t a r t r u p p s .

In den Bfischen tot: nur ein paar K o h l m e i s e n , 1 Ce r - thie. Goldh~ihnchen und Z a u n k S n i g e fastalle fort. D r o s s e l n gar nicht, R o t k e h l c h e n fast garnicht vorhanden.

Nachmittags bei dem trfiben ruhigen Wetter gar kein Zug mehr.

Nacht dunkel, ohne Sterne. 10 p. schwacher Regen. 2. November: W i n d r i c h t u n g und - s t~rke : NO. 317 m;

O. 2,1 m; SO. 2. T e m p e r a t u r : 7,8; 7,8; 7,6 ~ Bedeckt. Ein trfiber Tag. Von 10--11 a. Sprfihregen.

6,45 a. zieht noch nichts. Von 1/~8 an, also spRter als sonst ziehen KrRhen , nicht viel, hoch, mehrere 100 m. hoch, Richtung bei diesem Winde N.--S., sonst immer NNO.--SSW. Nach dem Uhu kommen einige; die erlegten sind alles AIte. Gegen Mittag ist schon slier Zug vortiber.

RaubvSgel : Einige S p e r b e r und Bussa rde . An einer in der Niihe yon Ulmenhorst gelegenen Kriihen-Fangstel[e f~illt ein S e e a d l e r ein.

Frtih und spat abends in der D~immerung je ein Flug G~nse . K 1 ein v 5 g e I in der Luft sehr wenig: einige recht grofse

Trupps H e i d e l e r c h e n , einige B u c h f i n k e n f l i ige etwa 100 m hoch nach Stiden. Mehrfach K r e u z s c h n ~ t b e l nach S. ziehend.

In den Biischen herrscht Leben. In der vorigen dunkeln Nacht sind viel KleinvSgel angekommen, besonders Zaa n k 5 n ig e, etwas R o t k e h l c h e n , Gol d h a h n c h e n und C e r t h i e n ; Drosseln wenig; die ersten geschlossenen E r l e n z e i s i g s c h w f i . r m e in denBaumkronen. S c h n e e a m m e r n und B e r g f i n k e n gehSrt; 1 B a u m p i e p e r . 1 B e k a s s i n e abends in der D~tmmerung fiber Ulmenhorst fliegend. Friih S e e t a uc h e r (Urinator) mehr- fach yon der See nach den Haft fliegend.

blacht dunkel, ohne Sterne, fast windstill. 3. November: W i n d r i c h t u n g und - s t ~ r k e : SSW. 4,2 m;

SSW. 4~3 m; S. 4. T e m p e r a t u r : 8,2; 8,5; 8,0 ~ Immer bedeckt. Ein trilber, dunstiger, feuchter Tag. Solche

Tage sind Feinde der Vogelzugserscheinungen. Von 1/, 8 Uhr an einige K r i i h e n ; nur in den ersten

Vormittagsstunden. Eine erlegte C. cornix ist eiue j u v. Also sind doch immer noch Junge-unter der Ziehenden.

1) ~ber de~ diesj~hrigen aufsergewShnlich starken Kreuzschnabelzug auf der Kurischen Nehrnng siehe Reichnow's Ornithologische Monats- berichte Februarheft 1910.

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612 J. Thienemann:

R a u b v S g e l : ganz wenig: ein paar S p e r b e r und R a u h - f u f s b u s s a r d e , I W a n d e r f a l k e . 1 Zug G ~ n s e frfih

K l e i n v S g e l ganz wenig: F i n k e n , ein Flug H e i d e - I e r c h e n, ein paar kleine S t a r t r u p p s. Bemerkenswert ist, dars heute friih zahlreiche D r o s s e 1 n in grSrseren Flfigen nach S. wandern, darunter die ersten 2'. pilaris in grSfserer Zahl. Das sind nun scbon Sp~therbst- oder Wintererscheinungen. In den B fi s c h e n ist das Leben von gestern mehr geschwunden. Die meisten Z a u n k 8 n i g e von gestern sind in der Nacht abgezogen. Einige M e i s e n , G o l d h ~ h n c h e n , C e r t h i e n . Die letztere Art jetzt jeden Tag auf dem Zuge zu beobachten, auch eine charakteristische Erscheinung ffir diese sp~te Jahreszeit.

Z e i s i g s c h w ~ r m e in den BRumen. 8 e e t a u c h e r friih vom Haft nach derSee fliegend. Der

Vogelzug l~st immer mehr nach. 4. November: Um das schnelle Abflauen des Windes am

heutigen Tage zu zeigen, sollen die sRmtlichen Feststellungen fiber Windrichtung und -st~rke angefiihrt werden: 7 U h r 45 a.: NW. 10,6 m; 9 U h r 15a.: NW. 9 m; 10 U h r 15 a.: NNW. 7,3 m; 11 U h r 30a.: N. 3,4 m; 1 U h r 45p. : NNW.; 4 U h r 15 p.: 1~0. 2,6 m p. S.

T e m p e r a t u r : 7,2; 9,2; 6,50 . Wetter sehr ver~nderlich. Ganz friih sehr triibe. Regen-

schauer. Von 9 a. an klarer, ab uad zu Sonnenschein. Der Wind nimmt schneil ab; sehr klare Luft. Gegen 12,15 p. stiirkerer Regen.

Um 8 a. ziehen einige K rRhen . Als es dana aufhellt, kommen etwas mehr, immer truppweise, und auffallenderweise bei dem starken Winde mehrere 100 m hoch. Obea weht nach dem Ziehen der Wolken zu urteilen derselbe Wind wie unten. Zugrichtung NNO.--SSW.

Um 10 a. hSrt der Zug schon fast ganz auf, wahrscheinlich well gegen Mittag wieder Regen kommt.

Die KrRhenfRnger fangen nichts. So hat auch der ersehnte NW. keine Beute gebracht.

R a u b v S g e h 1 S p e r b e r , 2 B u s s a r d e sehr hoch. K l e i n v S g e l gar nicht in der Luft. Wind zu stark. Nur

einige male K r e u z s c h n R b e l hoch nach S. In den B f i s c h e n g a n z wenig KleinvSgel: ein paar Z a u n -

k S n i g e , G o l d h ~ h n c h e n , C e r t h i e n , R o t k e h l c h e n , das ist alles.

S e e t a u c h e r wie jeden Tag fliegend. Nachmittags noch ein paar K r ~he n ziehend, sonst nichts

yon Zug. D r o s s e l n in der D~mmerung ziehend geh5rt. Eisenten

schon vor l~ngerer Zeit auf der See gehSrt. N a c h t d u n k e l , ohne S t e r n e .

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 613

5. November: Windrichtung und -st~rke: NNO. 3,4 m; NNO. 2,4 m; NNO. 2,4 m.

Temperatur: 4,6; 7,4; 6,90 . Frfih bedeckter Himmel, aber sehr klare Luft. Gegen

Mittag etwas aufkl~rend, zuweilen Sonnenschein. Dicke Wolken ziehen verh~iltnismRfsig niedrig in der Richtung des am Erdboden festgestellten Windes: Zuweilen Regen drohend.

Um 10 a. einige Kr~hen; yon Mittag an mehr. Sehr hoch in kleinen Trupps. Nach den friiber mit aufgehRngten V6geln angestellten Versuchen etwa 1500 m hoch. Man sieht sie nur bei ganz scharfem Hinseben. Der Zug aber gar nicbt bedeutend.

Kr euzschn ~bel mehrfach ziehend, sonst nichts yon ziehenden KleinvSgeln, aufsereinemFlugeHeidelerchen. IWander- falke an der Hiitte, I Sperber, sonst keine Raubv~gel.

Eine interessante Beobachtung gegen Mittag an einem Fluge WildgRnse. Kamen sehr boch yon N. nach S. angezogen und verschwanden pl~tzlich hinter einer Wolke, um bald danach wieder hervorzukommen. In dem Falle waren also ZugvSgel iiber den Wolken gezogen, wobei allerdings zu beriicksichtigen ist, dafs das Verschwinden nur kurze Zeit anhielt. Ich habe etwas derartiges bis jetzt nocb nicht gesehen.

In den Biischen kein Vogelleben: ein paar Zaunk~nige, Rotkehlchen, Meisen, I Dompfaffe, I Drossel. Erlen- zeisige, Bergfinken geh~rt. Eine umherstreichende Ringel- taube.

Im allgemeinen ein toter Tag. Der Zug scheint nun voriiber zu sein.

Nachts sch~nster Sternhimmel. 6. November: Windrichtung und -stRrke: O. 1,8 m;

O. 1; S. 2. Temperatur: 2,7; 4,5; 3,40 . Friih Reif. Es bat Eis gefroren. Minimum in der Nacht: 0,5 ~ C.

Zun~icbst frfih schSner heller Sonnenschein. Von 10 a. ab Nebel. Zuniichst zieht friih trotz des Sonnenscheins nichts. Die

Kriihen fangen jetzt immer erst etwas sp~iter an. Um 7,45 kommen einige. Von 8 Uhr an abet mehr, sehr hoch, wie gestern nachmittag. Heute sehr schwacher Wind und klare Luft, da geht der Vogelzug immer sebr hoch vor sich. Man sieht iortw~hrend einzelne KrRhen in grofser HShe nach S. wandern.

2 G~nse sehr hoch ziehend. I Hfibnerhabicht, I Sperber nach S. Ein paar

Kleinv~gel: Heidelerchen,Buchfinken, 2Drosseln, Kreuzschn~ibel, auchein paar Goldammern. Interessant war mir ein Flug Feldsperlinge (Passer montsnus), der nach S~iden flog. Auch an der H~itte treffe ich sowohl einen Haus- s perlin g, als auch einen F eldsperlin g in den Biiumen an. Bisher hatte ich immer geglaubt, dafs die Sperlinge auf der Rossittener Oase isoliert yon der Aufsenwelt leben. So scheint

Journ. f. Orn. LVIIL Jahr~'. Jall 1910. 40

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614 J. Thienemann:

es aber doch, a l s ob Verbindung m i t der hufsenwelt besteht. Vielleicht verlassen eine Anzahl Sperlinge Rossitten, wenn im Herbst und Winter die Nahrung knapp wird. Wean sie nach Sfiden zu den Weg fiber Land wiihlen, so mfissen sie eine 8trecko yon 35 Kilometern fiberfiiegen, ehe sie das Nahrung spendende Festland erreichen. In den B fi s c h e n kein Vogelleben: ein paar Z a u n k i i n i g e , 1 Certhie, 1 Ticus major ~) ad., B e r g f i n k e n gehSrt. Von 10 a. an Nebel, nichts mehr yon ziehenden VSgeln bemerkt. Der Zug in Uhnenhorst ist vorfiber, ich gehe nach Rossitten zurfick. In der Folgezeit sind nut noch Kr~thenzfige zu erwarten, die manchmal recht lebhaft werden, wenn Schnee kommt. Vielleieht ziehen dann auch yon anderen VSgeln mehr, wie man denkt. Jedenfalls werde ich es durchsetzen kiinnen, nach and nach zu j eder Jahreszeit dauernden Aufentbalt in Ulmenhorst zu nehmen, um fiber jeden Monat genau orientiert zu sein. Heute mufs ich aber um anderer Arbeiten willen die Dfinenhfitte verlassen.

Da mir der Reise nach Helgoland wegen die Beobachtungen yon Ende September und aus der ersten H~ilfte des Oktober giinzlich fehlen, so mSchte ich kein abschliefsendes Urteil fiber die Herbstzugperiode 1909 abgeben. Jedenfalls waren, so lange ich in Ulmenhorst wohnte, zuweilen recht gute Zugtage zu ver- zeichnen. Viel VSgel sind nach Sfiden durchgewandert. Das eine scheint mir schon jetzt festzastehen, dais der Beobachter im Frtihjahr mehr mit der Witterung zu rechnen hat, als im Herbste. Wenn im Herbste nur halbwegs sogenanntes ,,schSnes Wetter" ist, dann bekommt man VSgel zu sehen. Im Frfihjahre werden ganz besondere Winde verlangt.

Am Schlufs dieses hbschnittes mSchte ich noch einige Beobachtungen anffigen, die nicht u sondern an d e re Ti e r - k l a s s e n betreffen und mir bemerkenswert erscbeinen. In den letzten Jahren ist eine Ver~inderung in der Fauna der Rossittener Oase vor sich gegangen, und zwar auf kfinstliche Weise dutch Einschleppung. Eine dicht bei Rossitten gelegene grofse Wander- dfine, der vielbesuchte ,,schwarze Berg", eine Seimnswfirdigkeit unseres bl'ehrungsdSrfchens, ist durch Kiefernanpfiaazungen fest- gelegt worden. Wohl kann man jetzt auf einem festen Lehm- wege hinaufgelangen, man hat zu beiden Seiten die schachbrett- artigen, regelm~ifsigen, aber schablonenhaft wirkenden Besteck- vierecke, man kann sieh an dem Gedeihen der kleinen Bergkiefer- pfiiinzchen freuen, aber die weiten, gewaltigen glatten Sandfi~ichen fehlen, und der Berg bleibt wie alle Berge immer derselbe, seine Gestalt ~indert sich nicht, sein Gipfel hat immer dieselbe Form. Wie war das friiher grausig schSn, wenn unser schwarzer Berg bei Sturm ,,lebte", wenn er durch die hochgepeitschten Sandwolken rauchte, wenn er bei anhaltenden Ostwinden seine Haube aufsetzte und wenn man den alten Freund bei einem Besuche nicht wieder erkannte, so hatte er sein Gesicht ver~ndert. Ja, die Kultur

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 615

dringt fiberall vor; wo man jetzt hinschaut in Rossitten: fiberall Kultur. Des freuen wir uns wohl und haben Nutzen davon, aber ein gutes Sttick Urwttchsigkeit und Poesie geht damit verloren.

Das zur Festlegung des schwarzen Berges notwendige Besteck- reisig wurde in grofsen Kahnladungen aus den W~ldern des Fest- landes herbeigeschafft. Mit diesem Reisig sind allerhand neue Tier- arten eingeftihrt worden, die frtiher in der durch Sandwtisten isoliert gelegenen Rossittener Oase ganz oder fast ganz fehlten; vor allem K r i e e h t i e r e , niimlich E i d e c h s e n , B l i n d s c h l e i - chen , R i n g e l n a t t e r n u n d a u c h K r e u z o t t e r n . Es mag diese Tatsache ftir sp~itere Forschungen hiermit festgelegt werden. Am 8. September 1908 wurde mir die erste hiesige Kreuzotter gehracht, die sogar im Dorfe selbst gefangen worden war. Es ist ein schSnes sehwarzes, der Variet~it prester angehSriges Exemplar.

Am 25. M~rz und 16. J u n i 09 wurde mir je ein Exemplar der W a s s e r s p i t z m aus (Crossopus /odiens) tiberbracht, die ich frfiher nie bier bemerkt hatte. Das eine Stfick wurde in einer Tonne erbeutet.

Am 16. und 22. J u n i 09 ring sich auf ein und demselben hiesigen GehSfte je eine ganz dunkel gefiirbte R a t t e . Ich schickte das eine Stfick, das in der Sammlung der Vogel- warte steht, zur|Ansicht an Herrn Prof. Matschie , der es als SchwRrzling der W a n d e r r a t t e (Mus decumanus) be- stimmte. Das andere Exemplar kam an das zoologische Museum in Kiinigsberg.

Im N o v e m b e r 09 wurde in Rossitten ein kleiues M a u s - w i e s el (Foetorius vulgaris) erbeutet. Bis dahin hatte ich nur immer das Hermelin (Foetorius erminea) bemerkt.

Wie welt das huftreten dieser S~tugetiere auf Einschleppung zurtickzuftihren ist, will ich dahingestellt sein lassen. Jedenfalls ist es auffallend, dafs plStzlich fast zu gleicher Zeit mehrere Tierarten bier auftraten, die bis dahin fehlten.

Mit der gRnglich isolierten Lage der Rossittener Oase wird es in absehbarer Zeit aueh vortiber seiu, da die angrenzenden kahlen Dtinengebiete nach und nach aufgeforstet werden. Nach- dem dann Zuleitung geschaffen ist, werden wir alle miiglichen Tiere hierher bekommen, die jetzt noch fehlea. - - In der Nacht vom 16. zum 17. August 09 langten grofse Fliige yon N o n n e n - f a l t e r n auch in Rossitten an. Die Nonnenplage in Ostpreufsen war und ist ja jetzt grofs.

Am 1. Mai 1909 fingen P i l l k o p p e n e r Fischer im Lachs- garn eine junge K e g e l r o b b e lebend und braehten sie mir. Ich hielt sie zwei Tage lung auf meiuem eingez~unten GehSft, ehe sie an den Kiinigsberger Tiergarten abging. Es ist immer sehr interessant, Tiere, die man sonst nur in zoologischen G~irten zu sehen gewohnt ist, frisch gefangen zu beobachten,

40*

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616 J. Thienemanu :

wean sie aoch keine Gefangeaschafts-Oewohnheiten aagenommen haben. So auch disse Robbe. Ich hiitte aicht geglaubt, dafs eia so plump ausseheades Tier soviel Klugheit und Schlauheit zeigen wtirde, sbgleich ja die iRobben als geistig hochbegabte Tiere bekaant sind. Meine gefangene Robbe blieb weder stumpf- sinaig auf einem Flecks liegen, aoch bewegte sie sich wie andere frisch gefangeae Tiere erfolglos an der Umz~iunung bin und her, soadern batte in kurzer Zeit 2 Lticken im Staketzaun ausge- kundschaftet und strebte auf diese Stellen mit eiserner Konsequenz immer wieder bin, sodafs ich meine liebe Not hatte, sie immer wieder ztirfickzubringea. Die Schreckstellungen und Schrecklauts einer frisch gefangenen Robbe sind geradezu ftirchterlich, und dis Fischer habea auch eiae ganz barbarische Angst vor diesen Tieren. Alles ist aber aicht so schlimm, wie es tats~ichlich aussieht. Ein wirkliches Zufassen und Zubeifsen fand sear selten start, obgleich ich dem hier besprochenen Tiere, und auch schon anderen Robben, die ich im Laufe der Zeit lebend erhielt, oft genug Gelegen- heir dazu gab. Aber der Rachen mit dem Respekt gebietenden Gebifs wird weir aufgerissen, dazu ein grausiges Schnarchen und RScheln und die klugen menschen~ihnlichen feuchten hugenl Dis Fortbewegung auf dem Lande geht bei der Flucht viei schneller vor sich als man vermutet.

Bericht Uber den Ringversuch im Jahre 1909.

Der Versuch nimmt immer grSfsere Dimeasionen an. Die Vogelwarte hat wieder viel zu danken fiir die FSrderung, dis der Versuch aus den weitesten Schichten der Beviilkeruag des In- uad huslandes in so reichem Mafse erfahren hat. Wieviel Gef~lligkeiten mufsten der hnstalt erwiesen werden, wieviel Briefe uad Karten waren zu schreiben und nach Rossittea zu schicken, wie oft mufste die Presse aufklarend singreifen, ehe der Unterzeichnete in den Stand gesetzt war, dis nachfolgenden Datenreihen aufzufiihren, die uns, so hoffe ich, wieder eia Sttick- chea in der Erkeaatnis der u vorw~Lrts bringen werden. Also vielen Dankl Wie oft laufen jetzt Briefs auf der u ein, durch die begeisterte Anh~inger der ornithologischen Wissenschaft ihrs Kr~ifte in den Dienst der guten Sache stellsn. Das ist herzerfreuend und gibt Mut.

Es sollen nun die VSgel aufgez~hlt werden, die im vsr- flsssenen Jahre auf der Vogelwarte Rossitten selbst markiert wurden :

1 Haubensteifsfui's (Colymbus cristatus). 5 EismSwen (Larus glaucus). 1 MantelmSwe ( ,, marinus). 4 HeriagsmSwen ( ,, /uscus).

160 junge Lachmiiwen (,, ridibundus). 12 ZwergmSwen ( ,, minutus).

219 juage Flufs-Seeschwalbsn (~terna hirundo).

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IX. Jahrosbericht der Vogelwarto Rossitton. 617

3 1 2 1 9

207 13

1 6 1. 2 1

18 2

12 1 1 1

Zusammen 684

Kiebitzregenpfeifer (Squatarola squataroZa). Goldregenpfeifer ( Charadrius apricarius). Sandregenpfeifer ( ,, hiaticula). Flufsregenpfeifer ( ~, dubius). Isltindische Strandl~iufer (Tringa canutus). Alpenstrandlttufer ( ,, alpina). Bogenschnitblige Strandlttufer (,, /erruginea). Kampfitiufer ( Totanus pugnax). Rauhfufsbussarde (Archibuteo lagopus). Gabelweihe (Milvus milvus). Seeadler ( Ha~iaetus albicilla). Mauersegler (Apus apus). Mehlsehwalben (Delichon urbica). junge Nebelkrtihen (Corvus cornix).

,, Stare (Sturnus vulgaris). ,, Baehstelze (Motacilla alba). ,, Blaumeise (Parus caeruleus).

Steinschmtttzer (,.~axicola oenanthe). Viigel.

,Nach auswtirts wurden folgende Ringe ausgegeben (es soll dazu wieder bemerkt werden, dafs diese Ringe unentgeltlich und portofrei yon der Vogelwarte geliefert werden):

1333 fiir StSrche. 1308 ,, Krtthen, RaubvSgel. 950 ,, MSwen und andere VSgel in dieser GrSfse. 952 ,, Drosseln, Stare. 665 ,, KleinvSgeL

Zusammen: 5208 Stfick.

Da ich nur in seltenen Ftillen Nachricht fiber die Verwendung der Ringe erhalte, so vermag ich, wie ich schon in den zwei vor- hergehenden Jahresberichten ausftihrlich auseinandergesetzt habe, keine Prozentstitze der zuriickgemeldeten RingvSgel anzugeben.

Erbeutet, zurfickgeliefert oder zurtickgemeldet wurden folgende Viigel:

5 Nebelkrtihen (C. cornix). 22 Stiirche (Ciconia ciconia). Dazu kommen noch

4 RingstSrche, die beobachtet worden siud, ohae dafs die Nummer festgestellt werden konnte.

12 LachmSwen (Larus ridibundus). 71 Silbermiiwen ( ,, argentatus).

4 StrandvSgel (Tringen und Totaniden). 2 Flufsseeschwalben (~terna hirundo). 1 Schwalbe (D. urbica). 2 Purpurreiher (Ardea purpurea). 1 Mtiusebussard (Buteo buteo).

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618 J . Thienemann:

2 Rebhtihner (Perdix perdix). 6 Dompfaffen (Pyrrhula ~yrrhuZa).

Zusammeu 128 Viigel. Der vorige Jahresbericht wies 31 zurtickgelieferte Viigel nach.

Es solleu nun die im verfiossenen Jahre zurtickgemeldeten Ringviigel aufgefiihrt werden:

L Nebelkri i .hen (C. cornix). Seit dem Jahre 1907 habe ich Nebelkr~then in grSfseren

Mengen nicht mehr aufgelassen, well mir andere ViigeI erst mal wichtiger erschienen und ich mit den vorhandenen Mitteln rechnen tours; was jetzt an diesen Viigeln eingeliefert wird, stellt eine Nachlese aus den Zugperioden 1903 bis 1906 dar. AIle jetzt eiugehenden Ringkriihen haben darum, wie die folgendeu Notizen zeigen, den Ring recht lange getragen. Die im VIII. Jahresberichte herausgegebene Nebelkr~ihen-Zugkarte wird durch die diesjRhrigen Einlieferungen uicht verRudert. Alle Fundorte fallen in das dort angegebene Besiedelungsgebiet. Auffallen mufs es, dafs yon den ffinf diesj~ihrigen Ringkrahen nur eine aus Deutschland, und zwar aus Mecklenburg, stammt; alle tibrigen gehSreu den russischen Ostseeprovinzeu an.

Die Fundorte sollen nun aufgefiihrt werden: 1. Nebelkriihe aus Mecklenburg.

1) l~r. 540. A u f g e l a s s e n am 10. Oktober 1905 mit 63 Artgenossen an den Koralleubergeu bei Rossitten.

E r b e u t e t am 10. April 1909 in Fahrenholz bei Buchholz bei Rostock, Mecklenburg-Schwerin.

En t f e rnung :* ) 580 kin. Zeit :*) 3 Jahre, 6 Monate. Den beringten Furs, der einer tot auf dem hcker liegenden

(wahrs..cheinlich vergifteten) Kr~the abgeschnitten wurde, schickte Herr Okonomierat Chr. S e e r in F a h r e u h o l z freundlichst ein.

Am 10. April sind also die russischen Kr~theu uoch so welt im Westeu gewesen.

2. Nebelkriihen arts Rufsland. ZunRchst 2 Stiick aus Liv land. 1) Nr. 782. A u f g e l a s s e n am 21. Oktober 1905 mit 35 Art-

genossen an den Korallenbergeu bei Rossitten. E r b e u t e t am 25. April 1909 bei Neu-Karfseritz, Liv-

l~indisches Kronsgut, 6 Werst stidiistlich yon Werro. E n t f e r u u n g : 480 kin. Zei t : 3 Jahre, 6 Monate, 4 Tage.

*) Unter ,,Enffernung" ist immer die Streeke yon der Auflafsstelle (bei StOrchen, Schwalben und anderen im Neste markierten VOgeln yore Heimatneste) bis zur ErbeutungssteUe verstanden; unter ,,Zeit" der Zeit- raum vom Anlegen des Ringes bis zur Erbeutung.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitton. 619

Nachricht unter Beifiigung des Ringes, der am Rande ziemlich abgeschliffen ist, dutch Herrn C. L i n n o in Neu-Karfseritz.

2) Nr. 73~. Aufgelassen am 20. Oktober 1905 mit 48 Art- genossen an den Korallenbergen bei Rossitten.

E r b e u t e t am 10. Januar 1910 auf dem Stadtgute Jama, das unmittelbar an die Stadt Dorpat angrenzt.

E n t f e r n u n g : 500 kin. Zei t : 4 Jahre, 2 Monate, 20 Tage. Naehrieht sowohl durch den Schfitzen, Herrn Verwalter

R o b e r t Grfin, selbst als auch durch Herrn Benno Ot to iD Dorpat. Die folgende Kr~ihe Nr. 123 stammt aus dem Gouverne-

ment Petersburg. 3) Sie wurde am 12. Oktober 1903 in Rossitten mit

noch 3 Artgenosscn aufgelassen und fiel am 20. Mai 1909 bei Gatschina, etwa 30 km sfidwestlich yon St. Petersburg einem J/iger zur Beute, an derselben Stelle, wo schon am 14. M~trz 1905 eine Rossittener Ringkr/ihe erbeutet worden war.

E n t f e r n u n g : 750 kin. Ze i t : 5 Jahre, 7 Monate, 8 Tage. Das ist die 1/ingste

Spanne Zeit bis jetzt ffir das Tragen eines Ringes. Furs tadellos gesund. Der Rind tr~gt noch nicht die Aufschrift ,,Vogelwarte Rossitten". Er stammt aus den Tagen, als die Vogelwarte ihren Ringversuch begann und zun~tchst Ringe ohne Firmenaufdruck verwendete.

Herr Prof. D. yon K a y g o r o d o f f , Excellenz, vom Forst- institut in St. Petersburg, dem die Vogelwarte schon so manche FSrderung ihrer Versuche verdankt, hatte die Gfite den beringten Furs einzuschicken. Es mufs darauf aufmerksam gemacht werden, dais das Erlegungsdatum in die Brutzeit f/illt.

Der n/ichste Vogel :Nr. 598 stammt aus F in land . 4) A u f g e i a s s e n am 10. Oktober 1905 mit noch 63 Art-

genossen an den Korallenbergen bei Rossitten. E r b e u t e t im Kirchspiel Walk j~rv i , Dorf Wirkkila 40 km.

yon der Mfindung des Wuoksens m den L a d o g a See. Von einem Bauer T. W o s u k a i n e n geschossen.

Mitteilung durch Herrn Ingenieur Albin Col l in in Kotka, Finland. Der Brief stammt vom 4. April 1910. So ist anzunehmen, dais die Erbeutung im Frfihjahr 1910 erfolgt ist.

E n t f e r n u n g : 840 kin. Ze i t : Etwa 4 Jahre und 6 Monate.

IL S tSrohe (Ciconia ciconia). Da demniichst eine besondere Arbeit fiber den Storchzug

mit beigef0gten Karten erscheint, sollen hier nur die im ver- flossenen Jahre zurfickgemeldeten RingstSrche aufgez~hlt werden und zwar unter Beibehaltung der im vorigen Jahresberichte gew/ihl- ten Einteilung. Die mit Stiirchen erzielten Resultate mtissen geradezu

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620 J. Thienemann:

iiberraschen. In schSnster Deutlichkeit liegt schon jetzt die Zug- strafse yon den Ktisten der Nord-und 0stsee bis zur Siidspitze Afrikas vor unsern Augen.

Die yon den St~rchen im llerbste verfolgte s~d~stliche Zugrichtung.

1) Nr. 1846. G e z e i c h n e t am 26. Juni 1909 in einem Neste bei Gutsbesitzer Wiecker in Bfihne bei Osterwieck am Harz durch Herrn Mittelschullehrer W. Voig t in Wernigerode a . H . 4 Junge waren im Neste. Ausgeflogen am 20.--22. VII.

Am 1. September 1909 bei Sehma im Erzgebirge etwa 33 km siidlich yon Chemnitz in Sachsen erlegt.

E n t f e r n u n g : 235 kin. Ze i t : 2 Monate, 5 Tage. Zugrichtung genau nach SO. Die betreffenden Storchscharen

miissen das der Zugrichtung quer vorgelagerte Erzgebirge iiber- flogen haben, dann durch BShmen nach Ungarn hinein. Also die Stiirche des KSnigreichs Sachsen w~ihlefi auch noch die siid- 5stliche Zugrichtung.

Mitteilung dutch Herrn A l b e r t P~ifsler in Sehma. Der Storch soll schon einen alten Schufs gehabt haben. Er ist der Schule in Sehma iibergeben worden und soll verwendet werden, um die Bestrebungen der Vogelwarte unter der Jugend bekannt zu machen.

2) INr. 1312. G e z e i c h n e t am 4. Juli 1909 auf einer Scheune des Btidners Bruks in Poppendorf bei Marlow in Mecklenburg-Schwerin durch Herrn Fr. N e c k e l in Forsthof Bookhorst bei Ribnitz.

E r b e u t e t am 25. August 1909 auf dem zur Herrschaft Alt- und Neu-Wziesko gehfrigen Revier Hellewald, OberfSrsterei Tenczinau, Kr. Rosenberg, O b e s c h l e s i e n .

Zugriehtung parallel der Oder nach Siidosten. Zei t : 1 Monat, 21 Tage. E n t f e r n u n g v..Nest: 540 kin. Meldung dutch Herrn Oberf6rster T h al h e i m in Tenczinau

bei Zawisna. Storch befand sich in Gesellschaft von etwa 90 Stfrchen auf dem Zuge.

Am 16. September 1909 Ring eingeschickt erhalten. 3) Nr. 835: G e z e i c h n e t im Sommer 1909 in Langfelde

bei Gr. Ziinder, Kr. D a n z i g e r N i e d e r u n g durch Herrn Ritter- gutsbesitzer W. B r a u n s c h w e i g .

Am 15. Augus t 1909 im Gouvernement L u b l i n , Polen erbeutet. Nachricht durch Herrn Stanis. W a s n i e w s k i in Krakau, Zyblikiewiez-Str. Nr. 9. Die Ubersetzung der polnischen Postkarte lautet: ,,Am 15, August 1909 fand ich am Bein eines getiiteten Storches (Ciconia alba) ein Blechpl/ittchen mit der Aufschrift: Vogelwarte Rossitten Germania 835. Der Storch wurde im KSnigreich Polen im Gouv. L u b li n, Kreis G r u b e- s c h o w, Doff Gostynier getiitet."

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IX. Jahresbericht der Yogolwarto Rossitten. 621

Der Stroch ist jedenfalls framer die Weichsel aufw~irts ge- fiogen, dann nordiistlich um die Karpaten, urn, etwa dem Dnjester folgend, naeh dem schwarzen Meere zu gelangen, oder fiber die Karpaten nach Ungarn.

Z e i t : etwa 11/2 Monate. (Mufs gleich naeh der Abreise erbeutet worden sein.)

E n t f e r n u n g : ca. 520 kin. Am 6. 12. 09 Ring eingeschickt erhalten. 4) Nr. 195. G e z e i c h n e t am 1. Juli 1909 in A g i l l a ,

Ostpreufsen (am Kurischen Haft gelegen) durch Herrn Lehrer T o l k m i t t .

E r b e u t e t am 25. August 1909 im Revier S t t d e n o r t bei R o s e n g a r t e n , Kreis A n g e r b u r g , Ostpr.

Z e i t : 1 Monat, 25 Tage. E n f e r n u n g : 94 kin. Herr GrRfl. Fiirster M. S ch t i tz e meldet den Fall dutch

Brief. Der beigelegte Ring hat den Umschlag durcbgerieben und i s t herausgefallen.

Der Zug nach und in Afrika.

Die Aufz~hlung erfolgt yon Norden nach Siiden. Im vorigen Jahresberichte bestand noch eine Liicke in den Fundstellen yon Ringstiirchen yon Ungarn bis zum blauen l~il in hfrika. Diese ist nun ausgefiillt durch eine Reihe yon Fundstellen aus Syrien und PalRstina. Die Zugstrafse ffihrt also yon Ungarn aus fiber den Bosporus durch Kleinasien, Syrien, Pal~stina zur Nilmfindung und diesem Flufs framer aufwRrts dem Siiden zu. Nur Ostafrika wird bertihrt. In einem Falle ist ein Storch weiter nach Westen ins Innere eingedrungen bis zum Fittri-See.

1) Nr. 772. G e z e i c h n e t am 29. Juli 1907 auf dem Gehiift des Besitzers J e r o s e h in Prostken, Kreis L y c k 0 s t - p r e u fs e n, dureh Herrn H. G r i g e t in Dombrowsken. Derselbe Herr hat den Storch Nr. 769 in Dombrowsken markiert, der seiner Zeit in der Kalaliari-Wtiste erbeutet wurde. Hatte nur 5 Ringe erhalten und 4 davon verwendet. Dombrowsken bis Prostken ~ 7 kin.

Dutch Schreiben vom 7. September 1909 wird yon Herrn A c h m e d O p h e n d i D a g o s t a n , Kinetra bei D a m a s k u s , Syrien (Tfirkei) gemeldet, dars er am 2l. Juli 1909 auf die Jagd ging und einen Storch heimbrachte mit obigem Ringe. Die hdresse lautet: ,,Vogelwarte Rossitten 772 Germania."

Der Erleger hat den Ring und auch einige Federn. Man beachte den Erbeutungstermin: 21. Juli 1909!

E n t f e r n u n g : 2500 kin. Z e i t : 1 Jahr, 11 Monate, 22 Tage. 2) Nr. 1 0 0 2 : ~ G e z e i c h n e t im Juli 1907 auf einer

Scheune (Norden) bei Herrn Besitzer S i n n h u b e r in Cullmen-

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622 J. Thienemann :

Jennen bei PictupSnen, Kreis Ti 1 si t , Ostpreufsen. Es wurden in dem betreffenden Neste 2 StSrche markiert: 1001 und 1002.

E r b e u t e t am 24. oder 25. April 1909 bei K a r i e t e i n , etwa 110 km nordSstlich yon D a m a s k u s in Syrien, an dem Karawanenwege nach Palmyra.

E n t f e r n u n g : etwa 2580 km. Z e i t : 1 Jahr, 9 Monate. Der Storch ist jedenfalls auf dem Rfickwege begriffen gewesen.

So scheinen die Storchscharen yon der Nilmiindung aus nicht das Mittell~ndische Meer zu iiberfliegen, sondern an der Kfiste ent- lang durch Syrien und Kleinasien zu ziehen.

Nachricht unterm 5. Mai 1909 dutch Herrn E l i m a r P r i p , d~inischer Missionar. Adresse: Victoria Hospital, Damascus, Syrien.

3) Nr. 1520. Der Ring 1520 ist am 17. Juni 1908 an Herrn Rittergutsbesitzer E. U lm e r , Quanditten im Samlande, Ostpreufsen, geschickt und auch in der N~ihe des Gutes vor- wendet worden. Der Tag der Anlegung kann nicht mehr genau angegeben werden.

E r b e u t e t in der N~ihe yon A c c o (Pal~istina). Nachricht durch Frl. M a r i a B l e i c k e r , Engl. Mission

Tiberias, Pal~stina, im Auftrage eines syrischen Miidchens aus Nazareth, das nicht deutsch versteht, deren Verwandter den Storch geschossen hat. Die Karte stammt yore 31. August 1909, so dafs anzunehmen ist, dafs die Erlegung des Storches im Sommer 1909 stattgefunden hat. Das wSre ein z w e i t e s Funddatum aus dortiger Gegend yore S o m m e r 1909! NSheres fiber die Er- beutung konnte nicht ermittelt werden.

E n t f e r n u n g : 2700 kin. 4) N r. 6 8 9. G e z e i c h n e t im Sommer 1907 in Sanskoyen

bei Beymchnen, Kreis D a rk e h m e n , Ostpreufsen, bei Herrn Besitzer K o p p e t s e h.

Am 1. April 1908 in der Wtiste yon H a u r a n , einer Provinz in S y r i e n , yon einem Farmer geschossen.

Meldung durch Herrn K o u r y C h a r t o u n i , Redakteur yore Journal ,,le Liban" in Beirut in Syrien. Gleichzeitig gehen 2 Nummern tier arabischen Zeitung ,,Liban" ein, die Artikel fiber die Vogelmarkierungen entha[ten.

E n t f e r n u n g : ca. 2700 kin. Z e i t : ca. l0 Monate. Nun ffihrt die Strecke nach A f r i k a hinfiber. 5) Nr. 1976. G e z e i c h n e t imSommer1908inSchult i t ten

bei S c h r o m b e h n e n, Kreis Pr. Eylau, Ostpreufsen, yon Herrn Majoratsbesitzer yon K a l c k s t e i m

Am 15. Mai 1909 10 Uhr morgens etwa 50 km sfidlich yon A l e x a n d r i a in A e g y p t e n yon einem beduinischen Aufseher erbeutet. Die genaue geographische Lage ist nach Angabe des Herrn Dr. A l f r e d O s b o r n e : 300 12' 51" 5. L. Grenwich.

300 50' 20" n. Br.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 623

Von dem Beduinen :konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, ob es ein Reiher, Storch oder Kranich war.

E n t f e r n u n g : etwa 2775 kin. Z e i t : etwa 10 Monate. Mitteilung unter Beifiigung einer Karte, auf der der Er-

legungsort genau eingezeichnet ist, durch Herrn Dr. A l f r e d 0 s b o rn e, Priisident der soci~t~ d'histoire naturelle d'Alexandrie, Alexandria, Aegypten, 21 Rue Nabi Danial. Unterm 4. November 1909 teilt Herr Dr. O s b o r n e mit, dafs der vorliegende Fall in der Sitzung der soci~t~ pp. vom 1. November 1909 zur Sprache gebracht worden ist. Auch ein Referat in einer dortigen Zeitung ist erschienen.

6) Nr~ 3022. G e z e i c h n e t am 1. August 1909 in Pr. B a h n a u bei Heiligenbeil, O s t p r e u f s e n durch Herrn Albert Wege l auf dem Gehiift des Herrn Besitzers S e e g e r , Abbau Pr. Bahnau.

Am 30. November 1909 yon Ukerewe-Leuten auf der West- spitze der Uckerewe-Insel im V i c t o r i a N y a n z a , Deutsch-Ost- afrika, gefangen und Herrn Sanit~its-Feldwebel M. S a c h e r ge- bracht, der die Marke abnimmt und den Storch iebendig lm Lager halt. Er war erschSpft. Meldung unter Beiftigung des Ringes durch Herrn Sache r . Die hdresse lautet nur: ,,An Vogelwarte Rossitten." Der Brief ist am 5. Dezember 09 ge- schrieben und trifft am 17. Januar 1910, also nach 43 Tagen, in Rossitten ein.

Geographische Lage des F u n d o r t e s : 2 ~ s. Br. E n t f e r n u n g : 6375 km. Z ei t : 4 Monate. Am 7. M~irz 1909 hat Herr S a c h e r bei I k o m a am

Stidrande des Victoria Nyanza StSrche in griifserer Anzahl gesehen; also auf dem Rtickzuge.

7) Nr. ?. Nach einem Berichte yon Herrn Dr. V a g e l e r a u s KSnigsberg i.]Pr., der im Herbst 1909 yon einer Studienreise aus Deutsch Ostatrika heimkehrte, hat Herr v. A r n i m p. Adr. Herrn Graf yon P t ick le r , N e u - B r e n i t z bei S o g a Bezirk D a r e ssal a am, Deutsch Ostafrika, einen Vogelwarten-Ring- storch geschossen, und zwar entweder auf der Plantage des Herrn Grafen P i i e k l e r , Neu Brenitz odor in Mlali bei Morogoro, Bezirk Bagamoyo. Beide Plantagen liegen nicht weit yon ein- ander entfernt an der Zentralbahn im Bezirk M o r e gore .

Herr Dr. V a g e l e r hat den Schtitzen selbst gesprochen. Auf eine Anfrage der Vogelwarte ist noch kein naherer Bescheid aus Afrika eingegangen. So kSnnen Ringnummer und Aufiafs- station noch nicht angegeben werden.

8) Nr. 2325. G e z e i c h n e t im Sommer 1909 inBerghoff, Post Jucha, Kreis L i i t z e n , Ostpreufsen, dutch Herrn yon S t r e n g - B e r g h o f f .

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6 2 4 J. Thienemann :

Ende D e z e m b e r 1909 dreiFsig Meilen nSrdlich yon R u s t e n b u r g in der T r a n s v a a l r e p u b l i k , Sfidafrika, yon einem Boer sterbend gefunden. Der Fa l l wird veto Polizei- Superintendenteu aus Rustenburg dem Transvaalmuseum in P r e t o ri a gemeldet, yon dessen Direktion die Vogelwarte unterm 17. Februar 1910 Nachricht erh~|t. Se. Excellenz Herr Staats- minister yon M o l t k e in Berlin hat die grebe Gfite gehabt, Herrn Dr. G u n n i n g , Direktor des, zoologischen Museums in P r e t o r ia , auf die Ringversuche aufmerksam zu maehen.

Z e i t : ca. 7 Monate, E n t f e r n u n g : 8800 kin. G e o g r a p h i s c h e L a g e d e r E r b e u t u n g s s t e l l e : ca. 250

15' s. Br. 9) Nr. 2251. Gezeichnet: Am 6. Juli 1909 in Ballu-

pSnen, Kreis G olda p, Ostpreufsen, auf dem GehSft des Herrn Besitzers Stadie dutch Vermittelung des Herrn Kreisarztes Dr. med. Schiller in Goldap. Meldung unterm 14. Jannar 1910 durch Herrn Georg Sebastian Burger aus Vleeschkraal, Katboschfontein, Wolmaranstad, Transvaal, d~s der mit dem Ring versehene Vogel in der N~he gefunden worden sei. Der Herr glaubt, dafs noch mehr RingstSrche dort zu finden sind.

Geographische Lage: ca. 270 15' s. Br. Entfernung: ca. 9000 kin. Zeit: ca. 6 Monate. I0) Nr. 3056. Gezeichnet: Anfang Juni1909vonHerrn

Gutsverwalter Wilhelm Born, Grofs-Saalau bei Domnau, Ost- preufsen.

Am 22. Februar 1910 in der NRhe der Polizeistation Uta- bamhlope bei Estcourt, Natal tot aufgefunden. Der Ring wurde durch das Kaiserlich Deutsche Konsulat in Durban, Natal, eingeschickt.

Geographische Lage: ca. 290 s. Br. Entfernung: ca. 9400 kin. Zeit: ca. 8 Monate. 11) Nr. 2219. Gezeichnet am 6. Juli1909 inJablonsken

Kreis Goldap, Ostpreufsen, auf dem GehSft des Besitzers Mordasch durch Vermittlung des Herrn Kreisarztes Dr. reed. S c h it I e r in Goldap.

Erbeutet etwa November 1909 bei Bulwer (auf der Farm yon Mr. Alleock Moss Bank) etwa 52 engl. Meilen sitdlich yon der Hauptstadt der britischen Kolonie Natal P i e t e r m a r i t z b u r g. Herr J. D o u g I a s in Mount Pleasant hat den Fall an das Geologisch- Pal~ontologische Institut der UniversisRt Heidelberg berichtet, yon we ich Nachricht durch Herrn Professor Dr. W. Salomon erhalte.

Ferner hat dieser Fall noch gestanden in den Zeitungen: B. Z. am Mittag veto 15. Februar 1910 und im ,,Echo" veto 17. Februar 1910. Diese Nummern gehen mir zu.

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IX. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 625

Die Notiz im Echo ha t :Her r F. W. A h r e n s , Magistrate's Office, Vryheid, Natal, gebracht.

In dieser Notiz steht, dafs die StSrche, unter Denen sich der Ringstorch befand, bereits vor 2 Monaten eingetroffen w~ren.

Danach wKre der Erbeutungstermin etwa Mitte November 1909. G e o g r a p i s c h e L a g e d e r E r b e u t u n g s s t e l l e : ca. 300

20 ~ s. B. E n t f e r n u n g : ca. 9500 kin. 12) ~i'r. 1 4 1 6. Am 18. Juli 1908 in einem Neste bei Herrn

Besitzer R e d e m u n d in Gr. L a t t a n a bei Winenberg, Ostpreufsen, durch Herrn KSnigl. FSrster Wolk in Borken bei Willenberg markiert.

E r b e u t e t im Januar oder Februar 1909 bei Q u t h i n g im siidlicben B a s u t o l a n d e .

E n t f e r n u n g : ca. 9600 kin. Z e i t : 6--7 Monate. G e o g r a p h i s c h e L a g e d e r E r b e u t u n g s s t e l l e : ca. 300

25' s. Br. Ring zugeschickt erhalten zugleich mit dem beringten Bein

No. 1265 aus dem vorigen Jahresbericht durch Herrn A. K. H aag n e r , Sekret~r der South African Ornithologist's Union am 7. Juni 1909.

Unterm 23. November 1909 (Brief trifft am 22. Dezember 09 in Rossitten ein) schreibt Herr H a a g n e r noch, dafs beide StSrche aus dem Basutolande yon Kaffern resp. Schwarzen erlegt wurden. Daher war nichts n~heres zu erfahren.

13) Nr. 2349. G e z e i c h n e t im Sommer 1909 in Treul bei N e u e n b u r g , W e s t p r e u f s e n bei Herrn L. D o h b r i c k .

Ende November 1909 (im Brief yore 18. 12. 09 heist es ,,vor ungef~hr 3 Wochen") in der Niihe yon U m zim k ul u an der Ost- grenze der Kapkolonie sterbend gefunden. In dem Briefe heifst es: ,,Die Kaffern, neben deren Kraal der Vogel herunterfiel, waren sehr erschreckt und staunten den Vogel des Ringes wegen an, als oh er yore Himmel gekommen w~re."

G e o g r a p h i s c h e L a g e des F u n d o r t e s : etwa 300 27' s. Br.

E n t f e r n u n g : ca. 9600 kin. Z e i t : ca. 4 Monate. Nachricht durch Herrn P. P. J e l l o w e s in Umzimkulu. A d r e s s e l a u t e t : ,,Vogelwarte Rossitten (2349) Germany".

Riiekkehr tier Stiirche in ihr Heimatgebiet. 1) Nr. 47. G e z e i c h n e t am 20. Juni 1906 in Seligenfeld

bei K 5 n i g s b e r g i. Preufsen von dem Verfasser dieses Berichtes persSnlich. Drei Junge, Nr. 46; 47; 48, waren im Neste.

Am 12. A u g u s t 1909 yon Herrn GutsfSrster A. D i n t e r in F u c h s h S f e n bei Waldau, Kr. K S n i g s b e r g i. Preufsen verendet aufgefunden.

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626 J. Thienomann:

Ring eingeschickt bekommen; an den RKndern abgeschliffen, aber sehr gut erhalten; h~tte noch l0 Jahre gehalten.

E n t f e r n u n g : 15 kin. Z e i t : 3 Jahre, 1 Monat, 22 Tage. Der Storch ist also nach 3 Jahren wieder in seiner engeren

Heimat angetroffen worden. Er hatte einen Schrotschufs in der rechten Seite.

,Kann sein Brutgesch~ft in diesem Jahre verrichtet haben" schreibt Herr Dinter. Etwa 2000 m von dem verendeten Storche entfernt befand sich ein zweiter Storch.

2) N r. 1. Der Ringfabrikant hatte reich seiner Zeit bei meiner ersten Storchringbestellung mifsverstanden und mehrere Ringe mit ,,Nr. 1" geschickt. Ich hatte zur Unterscheidung Kerben in die Ringe gefeilt. Die Kerbe war bei dem vorliegen- den Ringe deutlich zu sehen.

G e z e i c h n e t am 18. Juni 1906 in W o s e g a u be i C r a n z , Ostpreufsen, bei Herrn Rittergutsp~ichter S a n d m a n n . 3 junge StSrche waren im l~este. Die Ringe habe ich persSnlich umgelegt.

Am 16. J u l i 1909 auf der Herrschaft R i n a u , Kreis K S n i g s b e r g i. Pr. Jagen 16 geschossen. Der Storch safs auf einer am Waldrande allein stehenden Eiche.

E n t f e r n u n g : 30 km vom heimatlichen Neste. R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 28 Tage. Herr FSrster K l e m u s c h yon der Herrschaft R i n a u , der

dem Ringversuche grofses Interesse entgegenbringt, untersuchte die umliegenden Storchnester, fand sie alle mit 2 hlten besetzt und meint, dafs der Storch Nr. 1 in diesem Jahre nicht gebrfitet hat.

Schon seit 3--4 Wochen vor der Erbeutung wurden etwa 8--13 StSrche beobachtet, die sich abends immer in Jagen 16 einstellten.

Unterm 9. Juli 1909 hatte Herr FSrster K l e m u s c h bereits gemeldet, dafs nach Aussage seiner Kinder (16 und 14 Jahre alt) im Frtihjahr 1909 auf seinem Neste ein Ringstorch gewesen war; his der Herr FSrster nach Hause kam, war er schon wieder fort. In dem betreffenden Neste waren im Jahre 1907 und 1908 StSrche gezeichnet worden.

3) N r.] 9 0 6. Am 4. Juli 1 9 0 7 durch Vermittelung des Herrn K i s c h k e , ~euendorfshof bei G e r d a u e n , Ostpreufsen, in einem bieste bei Herrn Besitzer Ca r l E n g e l in Neuendorf 31/2 km nordwestlich yon Gerdauen, markiert.

Am 22. J u n i 1909 bei Grofs-Karpowen, Kreis D a r k e h - men , Ostpreufsen, angetroffen.

E n t f e r n u n g : etwa 28 kin; also in dieselbe Gegend zurfickgekehrt.

R ing g e t r a g e n : Fast 2 Jahre (1 Jahr, 11 Monate, 18 Tage). :Nachricht unterm 23. Juni 1909 dutch Herrn F r e n t z e l -

B e y m e in Gr. Karpowen. Der Storch befand sich in grSfserer

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IX. Jahresbericht dot Vogolwarto Rossitten. 627

Gesellschaft und war kein Brutstorch. Der Herr schreibt mir, dais er far Ringe keine Verwendung habe, da sich in der dortigen Gegend keine 8torchnester befinden. Das ist yon Interesse, denn man kann daraus schliefsen, daE~ der Ringstorch Nr. 906 kein Nest gehabt hat. Am 12. Juli 1909 den beringten Furs eingeschickt erhalten.

Es folgt ein aurserostpreufsischer Storch. 4) Nr. 485. Ring 485 am 17. Juni 1907 an Herrn F.

B u t h m a n n in Stuckenborstel, Bezirk B r e m e n, geschickt, aber erst im Sommer 1908 umgelegt.

Der Storch wurde am 28. J u l i 1909 auf einer Wiese im Wiimmetal bei O t t e r s b e r g , Kreis Ach im , Provinz H a n n o v e r schwer angeschossen aufgefunden. Da an Heilung nicht zu denken war, wurde das Tier getiitet und der Ring abgenommen.

E n t f e r n u n g : ca. 6 kin. R i n g g e t r a g e n : 1 Jahr. Nachricht unter Beiffigung des Ringes unterm 1. August 1909

durch Herrn kpotheke..r W. E. Mt i l l e r in Ottersberg, Hannover. 8torehkadaver durch Uberschwemmung weggetrieben.

Es folgen nun einige Ringstiirche, die in Ostpreufsen deutlich g e s e h e n, deren Ringnummern abet nicht festgestellt worden sind.

5) Herr Rittergutsbesitzer U I m e r in Quanditten im Samlande, Ostpreufsen, berichtet an die Vogelwarte, dais im Frtihjahr 1909 bei D r u g e h n e n ein Ringstorch gesehen worden ist. In jener Gegend hat Herr U l m e r im vorigen Jahre (1908) und auch schon 1907 viele StSrche markiert. Herr U l m e r meldet weiter, dais am 15. Juli 1909 an seinem Inspektor, Herrn B o r b s t a e d t , ein Ringstorch auf 20 Schritt vorbeigestrichen ist.

6) Herr Rittergutsbesitzer C. G ~i d e k e- N a d r a u bei Rudau im Samlande, Ostpreufsen, meldete unterm 26. Juni 1909, dafs in diesem Friihjahre bei Nadrau sich ein gezeichneter Storch gezeigt hat. Er ist nur einen Tag yon den Lenten beobachtet worden. In den Nestern in Nadrau sind in den vorhergehenden Jahren StSrche markiert worden.

7) Herr Anton S c h l e s i g e r in Tolksdorf bei H o g e n d o r f , Ostpreursen, sfidiistlich yon B r a u n s b e rg gelegen, teilt unterm 19. Juni 09 mit, dafs ,,ein Storch mit einem Fufsringe eine ganze Zeit lang im Frtihjahr 1909 auf dem Neste war, aber nachher weggebissen wurde." Der Herr hat in den Jahren 1907 und 1908 in dem betreffenden Neste markiert. Der beobachtete Storch hatte den Ring um den r e c h t e n Furs; so kSnnte er yore Jahrgang 1907 gewesen sein, denn da hat der Herr r e c h t s gezeichnet; im Jahre 1908 l i n k s .

Zum Schlufs noch ein Storch, der schon bald nach dem husfliegen wieder erbeutet worden ist:

8) Nr. 3064. G e z e i c h n e t am 22. Juli 1909 auf der 8chulscheune in Gr. B a j o h r e n bei Nordenburg, Ostpreufsen, dutch Herrn Lehrer Joh r .

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628 J. Thienemann:

Am 22. August 1909 Ring vom Dominium Willkamm bei S k a n d a u, Ostpreufsen, eingeschickt erhalten.

Entfernung: 15 kin.

rrr: L a o ~ m S w e n (Larus ridibundus). Zur Orientierung lege man die Zugkarte zu Grunde, die dem

vorigen Jahresberichte beigegeben war. Von Interesse ist es, z u sehen, wie die Hauptmassen der Lachmiiwen bei dem so fiberaus gelinden Winter 1909/1910 nicht so welt nach Siiden gegaagen sind wie sonst (Pomiindung, Tunis.). Es liegen in diesem Jahre 4 Miiwen yon Siiddeutschland oder Osterreich vor. Wahrscheinlich haben die Zugscharen bis zur Donau die auf der Karte angegebene Strafse benutzt und sind dann diesen Flufs aufw~irts gezogen und in den Nebenfliissen vorgedrungea.

I) Nr. 1774. Gezeichnet am I0. Juli 1909 auf dem Bruche bei Rossitten mit noch 99 Artgenossen.

Anfang Januar 1910 an der Regnitz bei Erlangen im nSrdlichen Bayern geschossen.

biachricht dutch Herrn Julius Hoffmann, Erlangen, Paulistr. 41.

Zeit: ca. 6 Mouate. Entfernung: 900 kin. Die Miiwen gehen, wie die Fundstellen zeigen, in dem abnorm

milden Winter 1909/1910 nicht welt nach Stiden. 2) Nr. 1877. Gezeichnet am 16. Juli 1909 auf dem

Rossittener M6wenbruche. Am 24. November 1909 mittags auf einem Jagdgebiet

ca. 40 km nordiistlich yon Mtinchen entfernt an der Isar zwischen den Stationen M a r z I i n gun d L a n g e n b a c h geschossen. Die Miiwe ist jedenfalls yon der Donau aus die [sar aufwRrts gezogen.

Nachricht durch Herrn Karl Lindner, Fisch-, Wildbret- und Gefliigelhandlung, MUnches, Dachauerstr. 32. Die Erbeutungs- stelle liegt von Mfinchen aus die Isar aufw/irts. An der Stelle ist ein wasserreiches Gebiet, da sich dort die Isar in zahlreiche Arme teilt.

Z e i t : 4 Monate, 8 Tage. E n t f e r n u n g : 960 kin. Am 10. 12. 09 trifft die ganze Miiwe im Fleisch in Ros-

siten ein. 3) Nr. 412. G e z e i c h n e t als juv. am 13. August 1906

in Rossitten. (Am Seestrande gefangen, ohne Zweifel vom Bruche stammend).

Am 14. A u g u s t 1909 morgens im O b i n g e r See an einer Legangel verh~ingt. Mufste getiitet werden. Bemerkens- wert~ dafs die Miiwe zu so frtther Jahreszeit schon so welt im Stiden warl Ist jedenfalls yon der Doaau aus den In n aufwarts gezogen.

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IX. Jahresberieht dot Vogelwarte Rossitton. 629

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre 1 Tag. E n t f e r n u n g : 972 km. Nachricht durch Herrn Fr. H. B e r g e r , Seebesitzer in

Obing. (Oberbayern). Die MSwe befand sich in Gesellschaft yon 7--8 Artgenossen. Die Art ist dort nicht zu h~tufig, nur ab und zu in kleinen Fliigen.

Die ausgestopfte MSwe ist der Vogelwarte durch Herrn Kunstmaler H a g e, Mllnchen, Mllllersr. 3611 freundlichst geschenkt worden.

4) Nr. 1866. G e z e i c h n e t am 16. Juli 1909 auf dem Rossittener MSwenbruche als junger Vogel.

Am 2. November 1909 yon Herrn Franz S t a h r m i i l l e r in Z e l | am See ( S a l z b u r g ) auf dem Z e l l e r S e e geschossen. Jedenfalls den Inn oder die S a l z a c h aufwgrts gezogen.

E n t f e r n u n g : 1025 km. Ze i t : 3 M o n a t e 17 Tage . Am 13. November 1909 gauze MSwe zugeschickt erhalten. Recht hiibsche ErgRnzungen und Fortsetzungen der auf der

Karte angegebenen westlichen Zugstrafsen stellen die folgenden 3 MSwen dar: Von tier franzSsischen Kiiste aus ist eine Bahn nach E n g l a n d hiniiber zu schraffieren, und welter ist die Rhone- Zugstrafse nach den B a l e a r e n bin zu verl~ngern. Man wird den Weg an der Kiiste entlang zu suchen habea. Dafs England bisher noch keine RingvSgel yon Deutschland zuriickgemeldet hat wird seinen Grund darin haben, dafs man dort den Ringversuchea erst jetzt erhShtes Interesse zuwendet:

5) Nr. I289 . G e z e i c h n e t am 16. Juli 1908 auf dem MSwenbruche bei Rossitten. (HalbflUgge.)

Am 15. O k t o b e r 1909 an der Kfiste in der N~ihe yon Gr. Y a r m o u t h , N o r f o l k ( E n g l a n d ) erlegt.

Meldung unterm 18. Oktober 1909 dutch Herrn H. F. W i t h e r b y , London W. C. 326 High Holborn.

E n t f e r n u n g : 1290 kin. Z e i t : 1 Jahr 3 Monate. Am 26. November 1909 Furs mit Ring zugeschickt erhalten. YerSffentlicht in British Birds Dec. 1909 Vol. III No. 7. 6) Nr. 339. G e z e i c h n e t am 5. Juli 1906 auf dem Bruche

bei Rossitten mit 49 Artgenossen. E r b e u t e t am 2. M~.rz 1910 am Flusse M e d i n a , Insel

W i g h t , etwa in der Mitte zwischen Cowes und Newport. Tot aufgefunden.

Nachricht unter Einsendung des beringten Fufses durch Herrn H. G. J e f f e r y , Newport, Insel Wight, 75 Pyle Street.

E n t f e r n u n g : 1575 kin. Z e i t : 3 Jahre 8 Monate. 7) Nr. 1899. G e z e i c h n e t am 16. Juli 1909 auf dem

Bruche bei Rossitten. Joum. L Ore. I,u Jsht~. Juli 1910. 41

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680 J. Thienemanu:

Am 6. J a n u a r 1910 bei Mahon auf Menorca (Balearen) erbeutet. Nachricht unter Beiffigung der Spanischen Zeitung ,,El Bien Publico", Mahon 8. Enero 1910, welche eine Notiz tiber den Fall enthKlt~ durch Herrn F. A n d r e u , Directeur de rUsine Electrique in Mahon.

E n t f e r n u n g : 2100 km. Z e i t : 5 Monate 20 Tage. Geographische Lage des Fundortes: 39~ 50' n. Br. Am 16. Januar Brief in Mahon abgegangen, am 21. Januar

eingetroffen, also nach 5 Tagen. Durch die Weltsprache Esperanto ist die Erbeutung dieser

MSwe bekannt geworden. Esfolgen zwei ausw~rts, nicht in Rossitten, gezeichnete MSwen : 8) Nr. 1687. G e z e i c h n e t i m J u l i 1 9 0 9 a u f d e m M o l f s e e

bei K i e l , Schleswig-Holstein, durch Herrn stud. rer. nat. E r n s t R i e d e , Kie|, Ringstr. 91II, mit noch 99 Artgenossen zusammen.

Am 15. h u g u s t 1 9 0 9 bei Saint Valery-sur-Somme, F r a n k - r e i c h , erbeutet; an der Mfindung der Somme gelegen.

Die MSwe ist also yon Kiel aus nach Durchquerung yon Schleswig-Holstein immer an der Kiiste entlang nach SW. gezogen.

E n t f e r n u n g : ca. 730 kin. Ze i t : etwa l Monat. Yachricht durch Herrn A u g. D r i o n, Briissel, 36 Montagne

aux herbes potag~res. 9) Yr. 1397. G e z e i c h n e t Anfang Juli 1909 auf dem

S a s p e r s e e , durch Herrn M. W i t t , Yeufahrwasser bei Danzig, Westpreufsen, Bergstr. und zwar am li n k e n Fufse.

Am 17. A u g u s t 1909 yon Herrn H. R e g i e r , Rosenort bei FUrstenau Kr. Elbing, Westpr., verendet auf dem Felde auf- gefunden, wo der Vogel anscheinend schon einen Tag gelegen hatte und Wunden am Kopfe trug; anscheinend von einem Habicht herriihrend.

Ring eingeschickt erhalten. E n t f e r n u n g : ca. 40 kin. R ing g e t r a g e n : etwa 11/2 Monat. Recht bemerkenswert ist die folgende BrutmSwe: 10) Yr. 96. G e z e i c h n e t am 15. J u l i 1905 auf dem

Bruche bei Rossitten. E r b e u t e t am 20. J u n i 1907 auf dem Tosmarschen See

bei L i b a u in K u r l a n d , Rufsland. Dort befindet sich wie auf dem Rossittener MSwenbruche

eine LachmSwen- und Flursseeschwalben-Kolonie. Aus den umher- schw~rmenden BrutvSgeln ist die RingmSwe herausgeschossen worden. Also dort haben sich unsere Rossittener LachmSwen zur B r u t eingefunden. Sie sind also noch nSrdlicher gegangen. Der erste derartige Fall, den ich zu verzeichnen habe. Die MSwe Yr. 96 war im Friihjahr 1907 fortpflanzungsf~hig geworden.

E n t f e r n u n g : 150 kin.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 631

Z e i t : 1 Jahr, 11 Monate, 5 Tage. Dieser interessante Fall hatte in einer russischen Jagdzeitung

gestanden, deren Ubersendung ich Herrn A d o l f S t i e r e n in Lu ga , Gouvernement St. Petersburg verdanke. Es war darin yon einer ,,Seeschwalbe" die Rede. Die russische Korrespondenz mit dem Scbritzen selbst, Herrn W . J . M a t o r i n in N a r v a , Ser- giewsche Strafse, Haus Saar, hat Herr Dr. A. D a m p f , Assistent am Zoologischen Museum in K6nigsberg i./Pr., freundlichst ge- fiihrt. Am 1./3. 1909 erhielt ich das beringte Bein. Es ist ein L a c h m 5 w e n b e i n . ~

Zum Schlufs noch 2 bald nach dem Auflassen erbeutete MSwen: 11) Nr. 1713. G e z e i c h n e t am 10. Juli 1909 mit noch

99 Strick auf dem Bruche bei Rossitten. Am 16. A u g u s t 1909 bei F u c h s h 6 f e n bei Waldau, Kr.

K5nigsberg i. Pr. bei einer Entenjagd geschossen. Ring ein- geschickt durch Herrn GutsfSrster A. ] : ) in te r in Fuchsh6fen.

E n t f e r n u n g : 54 km. Z e i t : 1 Monat 6 Tage. 12) Nr. 1947. juv. G e z e i c h n e t am 13. August 1909 in

Rossitten. (War in Pillko'ppen gefangen.) E r b e u t e t am 16. August 1909 bei L a b i a u , Ostpreufsen. E n t f e r n u n g : 37 kin. R i n g g e t r a g e n : 3 Tage. Nachricht durch Herrn Postmeister P i e p er , Labiau.

IV. Sf lbermSwen. (Larus argentatus). Von grofsem Werte war es fiir die Ringversuehe, dafs so-

wohl die Inhaber der Vogelfreistiitten auf dem M e m m e r t bei Juist, Freiherr v. B e r l e p s c h und Graf v. W i l a m o w i t z - M i i l l e n d o r f , als auch der V e r e i n , , J o r d s a n d z u r B e g r i i n - d u n g v o n V o g e l f r e i s t t i t t e n an den d e u t s c h e n K i l s t e n " durch Herrn Dr. D i e t r i c h in Hamburg der Vogelwarte ihre Mithilfe anboten. Die Versuche erfuhren dadurch eine starke F6rderung zun~chst nach der w i s s e n s c h a f t l i c h e n Seite bin, denn grofse Brutkolonien stehen den genannten Herren zur Ver- ffigung, sodafs sehr zahlreiche Markierungen vorgenommen werden konnten. Ebenso wichtig war aber auch der m o r a l i s c h e Ge- winn. Wenn solche mafsgebenden Vogelschtitzler ihre KrRfte zur Fiirderung der Markierungsversuche zur Verftigung stellen, so mufs man doch yon deren Ungeftihrlichkeit riberzeugt sein. Die Vogelwarte spricht fiir diese unschtitzbare FSrderung ihren verbindlichsten Dank aus. Gleicher Dank gebtihrt Herrn Lehrer L e e g e in Ostermarsch, der sich der Mtihe des Markierens freund- lichst unterzogen hat. Die siimtlichen folgenden S i l b e r m S w e n sind yon dem genannten Herrn am 13. und 14. J u l i 1909 in der grofsen Brutkolonie auf dem M e m m e r t bei J u i s t markiert worden. Ich gebe deshalb die Aufiafsstelle bei den einzelnen Stricken nicht nochmals an.

41"

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682 J. Thienemann:

Einen d r e i f a c h e n Gewinn hat das umfangreiche Silber- mSwen-Kennzeichnen bis jetzt gebracht:

1) Wir sehen, dafs die erbriiteten jungen SilbermSwen auch im Winter an ihrem Brutplatze selbst, oder in dessen n ~ c h s t e r Umgebung bleiben. Ein Zug nach Siiden finder nicht statt. Die Entfernungen vom ..Brutplatze schwanken bis jetzt zwischen 3--205 kin. Der Ubersicht halber seien die Kilometerzahlen genannt: Fiinfmal: 3 kin, 8 km; sechsmah 20 kin, 22 kin; siebenmah 25 kin, 28 km; zweimah 35 kin; dreimah 37 kin; dreimah 40 kin; zweimal: 47 kin; zweimah 80 kin, 90 kin, 97 kin, 100 kin; zweimal: 118 km; fiinfmal: 160 kin, 205 kin. Diese letzte weiteste Fundstelle liegt bei E c k e r n f S r d e in S c h l e s w i g - H o l s t e i n .

2) Der Versuch zeigt den grofsen Schaden, den das iibliche ,,MSwenschiefsen" von seiten der Badeg~ste anrichtet. 667 Silber- mSwen sind am 13. und 14. Juli 1909 beringt worden, davon sind bis jetzt schon 71 Stiick zuriickgemeldet; das macht 10,6 Prozent Man glaube ja nicht, dars die MSwen um des Versuches willen getStet worden sind. Alle aufgez~hlten Stiicke w~iren so wie so verloren gewesen. Darch den Versuch haben sie wenigstens noch einen wissenschaftlichen Zweck erfiillt.

3) Die Vogelwarte bekommt durch die eingesandten VSgel nach und nach eine hSchst wertvoile Sammlung yon den Ent- wicklungsstufen der MSwenkleider, d e r e n A l t e r g e n a u be- k a n n t ist. Ein schSner Anfang ist schon da.

Nun sollen die einzelnen Erbeutungsstellen aufgez~hlt werden, und zwar nach der Zeitfolge der Erbeutung:

1) Nr. 2480. Am 3. August 1909 auf hoher See unweit yon :Norderney (etwa 2 kin) yon Hern B a n k d i r e k t o r W o l f f , Posen, Karlstr. 41 gesehossen.

R ing g e t r a g e n : 21 Tage. E n t f e r n u n g : etwa 20 kin. Hat sich in ihrer engeren Heimat umhergetrieben. Am 26. A u g u s t 1909 trifft die MSwe als Balg auf der

Vogelwarte ein. 2) Nr. 2552. E r b e u t e t am 15. August 1909 yon Herrn

Charles A e u k e n s auf der Diine bei Helgoland. E n t f e r n u n g : 80 kin. Z e i t : 1 Monat, 2 Tage. Hat sich nach dem Auflassen in der engeren Heimat umher,

getrieben. 3) Nr. 2349. Am 23. August 1909 yon tterrn Richard

H e y m a n n, ~orderney, zwischen Norderney und Juist geschossen. E n t f e r n u n g : 3 kin. Ze i t : 1 Monat, 10 Tage. Meldung unter Beiftigung des Ringes durch Herrn Heymann. 4) Nr. 3044. Am 24. A u g u s t 1909 aufJuist vonHerrn

G e r h a r d t geschossen.

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IX. Jahresbericht der Vogel~arte Rossitten. 633

Meldung durch Herrn G e r h a r d t . E n t f e r n u n g : 3 km. Z e i t : 1 Monat, 11 Tage. Nr. 2359. Am 24. August 1909 an Herrn L e e g e in

Ostermarsch wieder eingeliefert. E n t f e r n u n g : 20 kin. Z e i t: 1 Monat, 11 Tage. 6) Nr. 2539. E r b e u t e t am 26. August 1909 yon Herrn

C h a r l e s A e u k e n s auf der DUne bei Helgoland. E n t f e r n u n g : 80 kin. Z e i t: 1 Monat, 13 Tage. 7) Nr. 2946. Am 28. S e p t e m b e r 1909 a u f N o r d e r n e y

yon einem Badegaste, Herrn G. Gii I it z, Norderney, Georgstr. 1, angeschwemmt aufgefunden.

E n t f e r n u n g : 25 kin. Z e i t : 2 Monate, 15 Tage. 8) Nr. 2996. Am 1. Oktober 1909 am Stidweststrande der

Insel B o r k u m yon der Lehrerin Fri~ulein N a c h t i g a l l e r , Alverskirchen bei Miinster i. W. tot aufgefunden.

E n t f e r n u n g : 20 kin. Z e i t : 2 Monate, 19 Tage. 9) Nr. 2663. Am 5. Oktober 1909 yon Herrn Oberleutnant

W i t t n e r , z. Zt. N o r d e r n e y , Kaiserstrafse 7, bei Norderney geschossen.

E n t f e r n u n g : 25 kin. Z e i t : 2 Monate, 22 Tage. 10) Nr. 2575. Am 6. Oktober 1909 am Deich bei Wybelsum

am D o l l a r t in der Nithe E m d e n s , Ostfriesland, angeschwemmt tot aufgefunden.

Nachricht mit Ring durch Herrn ()konomierat W y c h g r a m, Wybelsum, bei Emden.

E n t f e r n u n g : 40 kin. Z e i t : 2 Monate, 23 Tage. 11) Nr. 2911. Am 10. O k t o b e r 1909 yon Herrn

Architekt A. L a n g i i h r i g am Strande bei Borkum angeschwemmt aufgefunden. (Adr. Hotel Kaiserhof.)

E n t f e r n u n g : 20 kin. Z e i t : 2 Monate, 27 Tage. 12) Nr. 2430. Am 18. O k t o b e r 1909 auf der Insel

Neuwerk bei Cuxhaven yon Herrn E. G r ie b el geschossen. E n t f e r n u n g : 100 kin. Z e i t : 3 Monate, 5 Tage. 13) Nr. 2476. Am 1 9 . 0 k t o b e r 1909 vonHerrnMaler-

meister M e n s e n in N o r d e r n e y geschossen. Nachricht am 19. Oktober dutch Herrn J o h n G. L a R g e

in Norderney. E n t f e r n u n g : 25 kin. Z e i t : 3 Monate, 6 Tage.

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634 J. Thienemann:

14) Nr. 3062. Am 6. N o v e m b e r 1909 am Nordstrande yon N o r d e r n e y yon Herrn J o h a n n W i c h m a n n in N o r d e r - n e y , Osterstr. 9, aufgefunden.

E n t f e r n u n g : 25 kin. Z e i t : 3 Monate, 25 Tage. 15) Nr. 2421. Ende November 1909 bei H e l d e r , Nieder-

lande yon einem JKger geschossen. Nachricht und Ring unterm 1. Dezember 1909 durch die

zoologische Station H e l d e r , Holland (Herr Delsman, zweiter biolog. Assistent).

E n t f e r n u n g : 160 kin. Z e i t: ca. 4 Monate. 16) Nr. 2381. Am 12. N o v e m b e r 1909 bei D e l f z i j l ,

Emsmiindung, Niederlande, yon Herrn Schiffer A. K a p p e n in Delfzij! geschossen.

E n t f e r n u n g : 35 km. Z ei t: 4 Monate. 17) Nr. 2860. Am 13. November 1909 leicht angeschossen

bei Juist gefangen. Nachricht unterm 14. November 1909 yon Herrn G.

S c h m i d t - J u i s t an Herrn Leege-Ostermarsch. E n t f e r n u n g : 3 km. Ze i t : ca. 4 Monate. 18) Nr. ?. Der Schiffer Herr A. K a p p e n in Delfzijl,

Niederlande, der die MSwe Nr. 2381 geschossen hat, meldet am 29. November 1909, dafs letzthin ,,noch so eine MSwe geschossen sei". Nummer habe er vergessen.

E n t f e r n u n g : 35 kin. Z e i t : ca. 4 Monate. 19) Nr. 2385. Im November 1909 auf der Jade bei V a r e l

vom Meister des Herrn H. T. K u p e r , Dampfziegelei, Wilhelms- haven, GSkerstr. 4, geschossen.

E n t f e r n u n g : 90 km. Ze i t : ca. 4 Monate. 20) Nr. 3067. Am 14. N o v e m b e r 1909 von Herrn

J. F. S c h l i i t e r , Wonkendorf bei E c k e r n f 6 r d e , Schleswig- Holstein, geschossen.

Ganze MSwe mit Ring eingeschickt. Die MSwe ist also durch Schleswig-Holstein nach NO. gezogen.

E n t f e r n u n g : 205 km. Z e i t : 4 Monate, 1 Tag. 21) Nr. 2347. Am 17. November 1909 bei B e n s e r s i e l

am Strande der Nordsee gegeniiber der Insel L a n g e o o g yon Herrn E m i l yon T h i i n e n , Hotel ,,Hof von Harlingerland", Bensersiel, an der Nordsee tot aufgefunden.

Am 28. Dezember 1909 trifft der Ring auf der Vogelwarte ein. E n t f e r n u n g : 48 km. Z e i t : 4 Monate, 4 Tage.

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IX. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 685

22) Nr. 2382. Am 18. November 1909 bei B o r k u m ge- schossen. Nachricht durch die Redaktion der Borkumer Zeitung.

E n t f e r n u n g : 20 km. Z e i t : 4 Monate, 5 Tage. 23) Nr. 2591. Am 27. November 1909 yon dem G~rtner

Karl F i s c h e r aufJuist geschossen. Ring durch Herrn Badearzt Dr. Arends-Ju i s t am 1. 12. 1909 eingeschickt erhalten.

E n t f e r n u n g : 3 km. Z e i t : 4 Monate, 14 Tage. 24) Nr. 2376. Ende Dezember 1909 bei H e l d e r , Holland,

geschossen. Ring eingeschickt bekommen dutch Herrn J. J. T e s c h yon

der zoolog. Station in Helder. E n t f e r n u n g : 160 kin. Z e i t : ca. 5 Monate. 25) Nr. 2695. Anfang D e z e m b e r 1909 bei Borkum ge-

schossen. Nachricht unter Beifiigung des Ringes dutch die Re- daktion der B o r k u m e r Z e i t u n g .

E n t f e r n u n g : 20 kin. Z e i t: ca. 5 Monate. 26) Nr. 3075. Unterm 12. 12. 1909 durch Herrn Insel- und

Strandvogt N e e m a n n auf B a l t r u m , Kreis Norden, Reg.-Bez. Aurich die Meldung, dais die M5we auf Baltrum geschossen sei.

E n t f e r n u n g : 37 kin. Z e i t : ca. 5 Monate. 27) Nr. 2341. Unterm 8. D e z e m b e r 1909 dutch Herrn

Insel- und Strandvogt N e e m a n n auf Baltrum, Kreis Norden, Reg.-Bez. Aurich die Meldung, dafs die MSwe in der N/ihe yon Baltrum geschossen sei. Jedenfans um den 8. 12. 1909 herum.

E n t f e r n u n g : 37 kin. Z e i t: ca. 5 Monate. 28) Nr. 2924. Am 12. Dezember 1909 an der Kiiste yon

H o r n h u i z e n, Provinz Groningen, Niederlande yon Herrn C. v a n H o o r m, Landbouwer, Hornhuizen, gefangen.

E n t f e r n u n g : 40 km. Z e i t : 5 Monat. 29, 30) Nr. 2675 und 2964. Die eine im Winter 1909

auf Norderney, die andere am 12. D e z e m b e r 1909 auf dem Kopersand, einer Sandbank siidlich vom Memmert, yon Fischern erlegt.

E n t f e r n u n g e n : 25 und 8 kin. Z ei t: ca. 5 Monate. Ringe durch Herrn L e e g e , Ostermarsch, eingeschickt er-

halten. 31) Nr. 2622. Am 22. Dezember 1909 yon Herrn Feld-

webel H. J u n g h a n s bei C u x h a v e n geschossen. E n t f e r n u n g : 118 kin. Z ei t: 5 Monate, 9 Tage.

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686 J. Thienemann:

32) Nr. 2351. Am 29. Dezember 1909 in S c h w e i b u r g in Oldenburg yon Herrn C. F u h r k e n geschossen.

E n t f e r n u n g : 97 kin. Z e i t : ca. 51/2 Monate. Am 6. 1. 1910 ganze M~we zugeschickt erhalten. 33) Nr. 3057. Etwa am 1. Januar 1910 bei G r e e t s i e ] ,

Ostfriesland, yon Herrn H. B a a l m a n n geschossen. E n t f e r n u n g : 22 km. Z e i t : ca. 51/2 Monate. 34) Nr. 2936. Am 29. Dezember1909 auf B a l t r u m ge-

schossen. Nachricht durch den Herrn Insel- und Strandvogt G e r h a r d N e e m a n n in Baltrum.

E n t f e r n u n g : 37 kin. Z e i t: ca. 51/2 Monate. 35, 36) 1Nr. 2691 und 2931. Nr. 2691 am 27. Dezember

1909 und 1Nr. 2931 am 15. Januar 1910 bei [~lornhuizen, Provinz Groningen, Niederlande gefangen.

Ringe eingeschickt durch Herrn C. v a n H o o r m, Landbouwer in Hornhuizen.

Der Herr schreibt dazu: Die M6wen ziehen immer yon Ost nach West und fast immer tiber den Deichen.

E n t f e r n u n g : 40 kin. Z e i t : fiir Nr. 2691 51/2 Monate.

,, Nr. 2931 6 ,, 37) Nr. 2632. Am 4. Januar 1910 auf Norderney erlegt. E n t f e r n u n g : 25 kin. Zei t : ca. 6 Monate. Ring durch Herrn Leege, Ostermarsch, eingeschickt erhalten. 38) Nr. 2686. Erbeutet um den ~0. J a n u a r 1910 bei

H e l d e r , Niederlande. Ring durch I,ierrn Dr. Tesch yon der zoolog. Station in Helder eingeschickt erhalten.

E n t f e r n u n g : 160 kin. Zei t : ca. 6 Monate. 39) Nr. 2533. Erbeutet am 3. Februar 1910 b e i H e l d e r ,

Niederlande. Ring eingeschickt erhalten durch Herrn Dr. T e s c h v o n d e r zoolog. Station in Helder.

E n t f e r n u n g : 160 kin. Zei t : 61/2 Monate. 40) Nr. 2988. Am 29. Januar 1910 Nachmittag 4 U h r

an der Kugelbake in Cuxhafen yon Herrn H a n s B e c k m a n n, C ux h a fen III Steinmauerstr. 111 geschossen. (Ring zugeschickt erhalten.)

E n t f e r n u n g : 118 kin. Z e i t : 61/2 Monate. Silberm6we wird ,,Cumme" in Cuxhaven genannt. 41) Nr. 2 517. Ende Januar 1910 auf Norderney geschossen.

,,Seekorbe" genannt. Nachricht unterm 31. Januar 1910 durch J a n s e n S i e b e l t , E d e n Norderney.

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1X. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 637

E n t f e r n u n g : 25 kin. Z e i t : 61/~ Monate. 42) Nr. 2339. E r b e u t e t Anfang F e b r u a r 1910 auf

der Insel R o t t u m . Nachricht durch die Borkumer Zeitung unterm 10. Februar 1910.

E n t f e r n u n g : 28 kin. Z e i t: 61/~ Monate. 43) Nr. 2560. Am 12. Februar 1910 bei C u x h a v e n yon

Herrn J. S c h w i n g , Cuxhaven, bei der Kirche erlegt. E n t f e r n u n g : 118 kin. Z e i t : 7 Monate. Am 21. Februar 1910 ganze MSwe eingeschickt bekommen. 44) Nr. 2583. G e f a n g e n jedenfalls Ende Februar an der

Kiiste bei der Gemeinde U l r u m , Provinz Groningen, Niederlande, in einem Vogelnetz.

1~achricht unterm 3. M~rz 1910 durch Herrn Journalist J. de V r i e s , Zoutkamp, Prov. Groningen Niederlande.

E n t f e r n u n g : 47 kin. Z e i t : ca. 71/~ Monate. 45) Nr. 2445. E r b e u t e t am 19. M~rz 1910 auf Juist,

Nordstrand. Der ganze Vogel wird yon Herrn W. A l t m a n n s in Juist

eingeschickt. E n t f e r n u n g : 3 kin. Z e i t : 8 Monate. 46--49) Nr. 2583 ; 2625 ; 3054 ; 2684. E r b e u t e t : am 20. M~irz 1910 in der NRhe yon V i e r h u i -

zen , Gemeinde Ulrum, Provinz G r o n i n g e n , 5 1 i e d e r l a n d e , in einem Zugnetze gefangen.

Die 3 zuerst genannten Ringe werden am 29. M~irz 1910 you Herrn J. de V r i e s , Zoutkamp, Groningen, eingeschickt.

E n t f e r n u n g : 47 kin. Z e i t : 8 Monate. 50) Nr. 2604. E r b e u t e t : Am 23. A p r i l 1910 an der Stidspitze der

Insel T e x e l tot aufgefunden. Den Ring schickt Herr H. C. D e I sm a n, zoologische Station Helder, Holland ein.

E n t f e r n u n g : 160 kin. Z e i t : 9 Monate 10 Tage. 51) Nr. 2617. Nach Mitteilung yon Herrn O. Leege am

10. September 1909 schwer verwundet bei O s t e r m a r s c h an- getrieben.

52--71) Nach Mitteilung yon Herrn O. L e e g e, Ostermarsch vom 9. 11. 1909 wurden yon ibm selbst im Herbst 1909 gegen 20 gezeichnete S i l b e r m S w e n verendet oder schwer verwundet auf dem Memmert gefunden. Alle yon Badeg~isten angeschossen. Sie sind weiter ab auf dem Watt angeschossen und haben dana ihre Geburtsst~tte wieder aufgesucht.

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688 J. Thienemann:

V. S t r a n d v S g e l (Tringen und Totaniden). Da ich im Jahre 1904 schon mit 13 aufgelassenen Strand-

viigeln einen Erfolg zu verzeichnen batte, so richtete ich im vergangenen Jahre mein Augenmerk darauf, das Markieren yon StrandvSgeln in etwas griil"serem Marsstabe vorzunehmen. Es gelang mir 207 hier auf dem Durchzuge gefangene Alpen- strandliiufer zu kennzeichnen, und so wissen wir nun, wie die folgenden Fundorte zeigen, mit einem Male, wo die Strandl~iufer- schw~irme, die ich jahraus jahrein auf der hiesigen Vogelwiese beobachte, iiberwintern: das stidliche England, und die Stidktisten Frankreichs sind die Winterquartiere.

A l p e n s t r a n d l ~ i u f e r (Tringa alpina). 1) Nr. 462. G e z e i c h n e t am 3 August 1909 inRossiten

mit 45 Artgenossen zusammen. Am 15. D e z e m b e r 1909 yon Herrn H. B r o w n jun.,

Paglesham House, Roehford, Essex in England, etwa 50 km iistlich yon L o n d o n gesehossen. Am Flusse Roach; an der Kiiste.

Der Herr macht dem ,,Field" Mitteilung, und Herr S c h e r r e n schreibt mir fiber den Fall.

E n t f e r n u n g : 1400 kin. Z e i t : 4 Monate, 12 Tage. Die Strandvogelscharen sind also immer an der Kiiste entlang

nach SW. gezogen und dann fiber den Kanal nach England. Herr E. Marcuse-London teilt mit, dafs Tringen in grofsen Schw~irmen an der Ostkiiste Englands iiberwintern und his zum Frtihjahre beiben bei mildem Winter, wie er fast immer dort herrscht. Unterm 3. Januar 1910 teilt Herr S. W. C o l e m a n in L o n d o n S. E. 352 Upland Road, East Dulwich dasselbe mit; als Fundstelle: die Salzstimpfe bei Southend an der Kiiste.

Nach den Angaben des Schiitzen kommen die Strandl~ufer dort zu hunderten vor. Sie erscheinen ungefRhr im September oder Oktober und ziehen ungefRhr im April wieder weg. Das erlegte Exemplar hatte sieh in einem Flug 50--60 Sttick befunden. Es ist gegessen worden. Der Schtitze hat nur noch den Ring.

2) Nr. 504. G e z e i c h n e t : am 3. August 1909 mi t45Ar t - genossen in Rossitten, also an demselben Tage wie das vorher- gehende Stttck.

E r b e u t e t : am 1. MRrz 1910 an der Miindung der G i r o n d e an der Rhede yon V er d o n in Frankreich.

Herr A. More l , Villa Louise Jeanne, Le Verdon, hat den Vogel bei der Strandvogeljagd mit noch etwa 100 Sttick Art- genossen zusammen erbeutet. Der Herr schickt eine Karte mit der Ansicht der Erlegungsstelle ein: eine Bucht mit ganz flachem Strande und Sandb~tnken. Ein Gebiet, so recht geeignet ffir Tringen.

E n t f e r n u n g : 1875 kin.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 639

Z e i t : 7 Monate. Danaeh steht also fest, dags manehe der fraglichen Strand-

vogelschw~irme yon England aus (oder dieses Land ganz tiber- gehend) an der franzSsischen Ktiste weiter nach Siiden gewan- deft sind.

3) Nr . 911. Tringa alpina juv. Am 15. Juli 1909 auf meinem Hole in Rossitten mit noch 13 Artgenossen zusammen aufgelassen.

Am 16. J u l i 1909, also am Tage darauf, gegen Abend auf der Vogelwiese bei Rossitten yon mir aus einem grofsen Fluge StrandvSgel herausgeschossen.

Ein Beispiel dafiir, dars sich der Vogel ungehindert wieder unter seine Artgenossen gemischt hat. Ein bel~tstigter, sich unbehaglich fiihlender, sonst gesellig lebender Vogel trennt sich i m m e r yon der grofsen Gesellschaft ab. Ich sab dem Vogel vor dem Schusse nichts Besonderes an.

Ring ganz gelb geworden.

H e l l e r W a s s e r l ~ t u f e r Totcmus littoreus juv.

4) Nr. 1046. G e z e i e h n e t am 13. August 1909 in Rossitten. Am 21. A u g u s t 1909, also naeh 8 Tagen, bei Mewiseh-

felde, Post K u r z e b r a e k , Westpreufsen, an tier Weiehsel yon Herrn Lehrer L i t t m a n s k i geschossen.

E n t f e r n u n g : 200 kin. Z e i t : 8 Tage. Furs mit Ring eingesehiekt erbalten. Merkwiirdig, dafs der

Vogel so weir die Weiehsel aufw~trts gegangea ist; Fundstelle etwa 68 km yore Seestrande entfernt.

Der Vogel war in kleinerer Gesellschaft. Strandvogelschaaren kommen um diese Zeit j~thrlich dort an, manehmal in reeht grofsen SehwRrmen.

Dafs der Vogel, der ganz gesund war, gesehossen wurde, war Zufall nach dem Berichte des Sehiitzen.

Ring ganz mit Sehlamm bedeekt.

VI. F l u ~ - S e e s c h w a l b e n . (Sterna hirundo.) 1) Nr. 1030. juv. Am 6. August 1909 in Rossitten ge-

zeichnet. War in Pillkoppen gefangen. Stammt ohne Zweifel yore

Rossittener Bruche und ist dort im Sommer 1909 erbriitet. Nach Mitteilung yon Herrn Pr~tparator S c h u c h m a n n in

Ki~nigsberg ist die $eeschwalbe von Herrn yon Eck , K a m p k e n bei T r o m i t t e n am Haft gesehossen.

Herr Assessor T i s c h l e r batte den pr~tparierten Vogel bei Herrn S c h u c h m a n n im August 1909 gesehen und reich darauf aufmerksam gemacht.

Die Erlegung ist bald nach dem Auflassen geschehen.

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640 J. Thienemann:

2) Nr. 406. (Drosselring.) G e z e i c h n e t am ~13./14. Juli 1909 yon Herrn Lehrer L e e g e auf dem M e m m e r t bei J u i s t . Dort erbriitet.

Am 28. August 1909 3 Uhr nachmittags bei S a l e n n e l l e s an der Miindung der O r n e in Frankreich, westlich der S e i n e - Mtin dun g yon Herrn P. M a r i ~ , chateau de Pontault-Combault, Seine-Marne geschossen. Bei ruhigem und klaren Wetter. 4 km vom Ufer entfernt yore Boot aus.

l~achricht durch Herrn Mar i~ selbst. Die Sterna ist immer an der Kiiste entlang nach SW. gezogen. E n t f e r n u n g : ca. 725 kin. Z e i t : 1 Monat 14 Tage. Notiz dariiber hat im St. Hubert Club de France, Paris

gestanden. Diese Notiz schickt mir Herr Professor R. P o n c y , Genf, Roches 9, freundlichst ein.

Am 6. Dezember 1909 trifft der Balg ein. Normales Jugend- gefieder. Fus tadellos gesund.

VII. S c h w a l b e n . 1) l~r. 711. Ddichon urbica, Mehlschwalbe. Am 15. J u l i

1 90 6 in einem Neste aus der am alten Vogelwarten-Museum in Rossitten befindlichen Kolonie gefangen. Ich zeichnete im Jahre 1906 11 Stfick aus dieser Kolonie, und zwar am 12. Juli 5, am 13. Juli 3, am 15. Juli 3 Stfick. Alles a l t e Exemplare.

Am 19. Juli 1909 ring ich das vorliegende Stfick l~r. 711 aus einem Neste heraus, das sich innerhalb einer Kolonie befand, die an einem Stalle war, der etwa 100 m vom alten Museum entfernt stand. Die Nester am alten Vogelwarten-Geb~ude waren im vergangenen Winter yore Regen und Sturm weggefegt worden. Darum hat sich die Kolonie yon dort weggezogen.

R i n g g e t r a g e n : 3 Jahre, 4 Tage. Die Schwalben sind also an den alten Brutort heimgekehrt!

R i n g s c h w a l b e h a t g e b r f i t e t ! Siewarganzgesund. Gewicht der Schwalbe: 18,8 g bei ganz normaler Leibeskonstitution. Am 19. Juli liefs ich die Schwa]be gleich nach dem Fangen wieder fliegen. Am 20. ring ich sie nochmals aus demselben Neste, tStete sie und nahm das Nest ab. Es lagen 4 Eier darin. Alles ist ffir die Sammlung der u pr~pariert worden. Es wird mir natfirlich nicht einfallen, jede weitere Ringschwalbe zu sammeln, aber dieses erste Belegstiick wollte ich mir doch nicht entgehen lassen. Die ganze Kolonie schien am 19. Juli noch Eier zu haben. So sp~tl

Im Anschlufs an diesen Fall m~chte ich folgendes mitteilen: H errn W. I w a h n in Perdollen bei Laukischken, Kreis L a b i a u,

Ostpreursen meldet unterm 18. Juli 1909, dafs er eine in seinem Stalle nistende Schwalbe gezeichnet h~tte, die ununterbrochen in fiinf Jahren an dasselbe Nest zur~ickkehrte. - - Unterm 26. 7. 1909 teilt mir der Herr auf meine Anfrage noch welter mit, dafs

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 641

die Schwalbe eine Stallschwalbe (H. rustica) gewesen sei. Direkt gezeichnet h~tte er sie nicht, aber sie w~tre kenntlich gewesen an dem gelben Bauchgefieder und h~tte ohne zu suchen gleich nach ihrer Ankunft dasselbe Nest immer wieder angenommen.

VIII . P u r p u r r e i h e r . (Ardea purpurea;) 1) Nr. 2468. Gezeichnet yon Herrn Dr. J. Th. O u d e m a n s ,

Amsterdam, P. Potterstr. 12. im Sommer 1909 bei Amsterdam. Hier liegt ein zweiter Fall vor, dafs ein Verein, der den Natur- schutz ausiibt, die Ringversuche fSrdert, denn Herr Dr. O u d e - m a n s gehSrt dem Vorstande des ,,Vereins ftir Naturdenkmalpflege" in Amsterdam an. Am 26. J u l i 1909 wurde dieser Reiher in der N~he yon Amsterdam gefangen und an die KSnigl. zoologische Genossenschaft ,,Natura Artis Magistra" in Amsterdam abgeliefert.

Nachricht durch Herrn Direktor Dr. C. H e rb e r t , Amsterdam. 2) Nr. 2469. Gezeichnet am 2. J u l i 1 9 0 9 i m N a a r d e r m e e r

bei A m s t e r d a m in Holland yon Herrn Dr. J. Th. O u d e m a n s , Amsterdam, Paulus Potterstraat 12 eigenh~ndig. Das Naarder- meer gehSrt dem ,,Verein fiir Naturdenkmalpflege" in Amsterdam.

Es sind im Jahre 1909 4 LSffelreiher und 16 Purpurreiher dort beringt worden, alle im Naardermeer. Alles Junge dieses Jahres. Alle waren schon sehr grofs und konnten tiichtig laufen.

Geschossen wurde dieser beringte Reiher in der Sumpfjagd yon Guemps bei C a l a i s in F r a n k r e i c h . Also an der Kiiste nach SW. weiter gewandert.

Nachricht unterm 9. 12. 1909 durch Herrn Paul D e l o r i , Gutsbesitzer, Mitglied der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.

E n t f e r n u n g : 280 kin. Z e i t : ca. 5 Monate. Der Herr schreibt, dafs der Vogel der dort Bfitor genannt

wird, ,,vor einiger Zeit" yon einem J~ger geschossen wurde.

~ M~tusebussard. (Buteo buteo.) Nr. 1851. Am 31. J u l i 1909 yon Herrn Majoratsherrn

HelmutBaron vonKle i s t i n K e r a l i n gen Kurland, eineml~ngere Zeit in Gefangensehaft gehaltenen Bussard umgelegt.

Am 13. O k t o b e r 1909 von Herrn Rittmeister a. D. Gustav Lemke, R o c k e i m s w a l d e bei G r f i n h a y n , Kreis We h l a u , Ost- preursen erlegt. Der Bussard trug den Ring am linken Fang.

Der Bussard ist nach Mitteilung des Herrn Baron v. K l e i s t nach Markierung und Freilassung noch mehrere Wochen hindurch t~tglich in die Vorkiiche gekommen, um sich unter Ausstossung seines Schreies die Atzung zu holen. Er hSrte auf den Naumen ,,Olaf" und auf Pfiff.

E n t f e r n u n g : 280 klm.

X. R e b h u t m . (Perdiz perdiz.) 1) Nr. 1048. Gezeichnet am 19. Juli 1909 bei L i s d e n

in L i v I a n d durch Herrn Harald Baron L o u d o n.

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642 J. Thienemann:

Am 13. September 1909 1/~ km yon der Auflassungsstelle entfernt yon einem Habicht geschlagen aufgefunden.

2) l~'r. I049. Gezeichnet am 19. Juli 1909 bei L i s d e n in L i v l a n d durch Herrn H a r a l d Baron Loudon.

Am 12. Januar 1 9 1 0 vom Forstw~ichter bei Lisden wieder geschossen. Herr Baron Loudon bemerkt dazu: ,,Ist also nicht fortgezogen. AUerdings ausnahmsweise warmer Winter. Die Felder sind fast immer schnee|os."

Z e i t: 6 Monate.

XI. Dompfatfen. (Pyrrhula pyrrhula.) Nr. 130; 126; 110; 108; 119; 122. Von einer Anzahl

D o m p f a f f e n , die Herr Harald Baron L o u d o n in L i sden per W o l m a r L i v l a n d im Januar 1910 gezeichnet hatte, wurden mehrere gleich an demselben Tage, einige auch nach 15 Tagen an demselben Orte wieder gefangen und freigelassen.

Verzeiohnis der flu" die Voge lwar te prRparier ten Vogelbrus tbe ine :

1 Alca torda Eisalk. 1 Colymbus nigricollis Schwarzhalssteifsfufs. 1 Larus canus SturmmSwe. 1 ,, ridibundus LachmSwe. 3 ,, minutus ZwergmSwe. 3 Bterna hirundo Flufsseeschwalbe. 2 ,, minuta Zwergseeschwalbe. 1 Hydrochelidon nigra Trauerseeschwalbe. 1 Somateria mollissima Eiderente. 2 1Yyroca tuligula Reiherente. 2 ,, hyemalis Eisente. 2 Anser fabalis Saatgans. 1 ,, albi/rons Blfifsgans. 1 ,, erythropus Zwerggans. 2 ~ranta bernicla Ringelgans. 1 Cygnus cygnus Singschwan. 2 Charadrius hiaticula Sandregenpfeifer. 1 ,, dubius Fiufsregenpfeifer. 1 Fanellus vandlus Kiebitz. 7 Tringa alpina Alpenstrandl~iufer. 4 Totanus pugnax Kampfl~iufer. 1 ,, ochropus Waldwasserl~ufer. 4 ,, glareola BruchwasseriRufer. 1 Limosa lapponica Pfuhlschnepfe. 1 1Vumenius arquatus Grofser Braehvogel. 1 ,, phaeopus Regenbrachvogel. 1 Fulica atra Bl~ifshuhn. 2 Ardea cin~ea Fischreiher. 1 Tetrao t~trix Birkhuhn.

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IX. Jahresbericht dot Vogelwarte Rossitten. 648

I Circus macrourus Steppenweihe. 1 Astur palumbarius Hiihnerhabicht. 1 Aquila pomarina Schreiadler. 2 Haliaetus albiciUa Seeadler. 1 Pandion haliaetus Fischadler. 2 _Falco peregrinus Wanderfalk. 4 Cerchneis merilla Zwergfalk. 1 •ubo bubo Uhu. 2 Asio otus Waldohreule.

Byrnium alueo Waldkauz. 3 Burnia ulul~ Sperbereule. 2 l~yctala tengmalmi Rauhfufskauz. 3 Daadrocopus major Grofser Buntspecht. 1 Picus viridis Grtinspecht. I Coracias garrulus Blaurake. 3 Apus apus Mauersegler. 1 Deliehon urbica Mehlschwalbe. 2 Corvus cornix l~'ebelkr/ihe. 2 Colaeus monedula Dohle. 1 Pica pica Elster. 4 Eturnus vulgaris Star. 1 Acanthis eannabina Bluth/infling. 8 Loxia curvirostra Fichtenkreuzschnabel. 1 Emberiza calandra Grauammer. I ,, citrinella Goldammer. 1 hortulana Ortolan. 1 Anthus obscurus Strandpieper. 1 Certhia familiaris Bauml/iufer. 1 Troglodytes troglodytes Zaunkiinig. 1 Acrocephalus arundinaceus Rohrdrossel. 1 Locustdla fluviatilis Flufsrohrsiinger. 1 Phylloseopus sibilator Waldlaubs/inger. 3 Erythaeus eyaneculus Weirssterniges Blaukehlchen.

Zusammen 111 Sttick, aufserdem 2 Iltissch~idel.

Aufgestel l te S~ugetiere: 1 Mus decumanus Wanderratte Q (Schwiirzling) Rossitten. 1 Crossopus [odiens Wasserspitzmaus o ~ ,, 1 Arvicola amphibius Wasserratte o ~ ,, 3 S/iugetiere.

Sttuget ierb~ge: 3 Mus silvaticus Waldmaus Ulmenhorst. 3 ,, spec. ,, 2 ,, agrarius Brandmaus ,, 1 ,, deeumanus Wanderratte Rossitten. 3 Arvicola arvalis Feldwfihlmaus Ulmenhorst. 1 ,, amphibius Wasserratte Rossitten.

13 S/iugetierb/tlge.

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644 J. Thienemann:

Vl. Untersuchungen iiber die Schnelligkeit des Vogelfluges. Wenn das Jahr 1910 vielleicht den Namen ,Kometenjahr"

bekommen wird, weil unsere Erde bereits vor kurzem den Besuch eines jener wunderbaren Vagabunden im Weltenraum erupting und noch mehrere derartige Visiten in nRchster Zeit zu er- warten hat, so verdient das verflossene Jahr 1909 gewifs den Namen ,,Flugjahr". Staunend haben wir gestanden und haben die Menschen frei in der Luft umherschweben sehen. Was man friiher nie fiir mSglich gehalten h~tte: riesige Strecken Landes, ja Meere sind in bestimmter Richtung von Menschen tiberflogen, lest gesteckte Ziele sind zu festgesetzter Zeit yon Flugmaschinen erreicht, - - kurz die fur uns bisher mehr oder weniger unpassier- bare Luft ist vom schaffenden Menschengeiste erobert worden. So mag es vielleicht nicht unangebracht sein, in unserem Jahres- brichte 1909 eine kleine Untersuchung. iiber den Flug der VSgel zu bringen, zumal bei den menschlichen Flugversuchen, wie sie jetzt an der Tagesordnung sind, die gefiederten Bewohner der Liifte meist als Vorbild gedient haben.

Aber nicht die Technik des Vogelfluges soil uns besch~f- tigen, sondern seine Schnelligkeit. Gleich yon vornherein mufs bemerkt werden, dars die Geschwindigkeit des Vogelfluges nur zu leicht iibersch~tzt wird. Man sieht einen Vogel vorbeistreichen. O, wie schnell das geht! denkt man, da ist er den Blicken bereits entschwunden. Da wiinscht man sich selbst Fliigel zu haben, um nachzufliegen. Und weil alles Unerreichbare nur zu leicht ideali- siert wird und weil ferner fiir Bewegungen in der Luft der Mars- stab zur genauen Beurteilung fehlt, da spricht man dann yon fabelhaften Geschwindigkeiten, und der Ausdruck ,schnell wie ein Vogel" ist zum gefliigelten Worte gestempelt worden.

Genaue positive Angaben aber dariiber, wie schnell unsere VSgel tatsiichlich fliegen, gibt es zur Zeit noch recht wenig Wohl finden sich Notizen fiber diesen Gegenstand in, der Literatur zerstreut. Da sitzt Jemand im Eisenbahnzuge, oder im Automobil. Eine Kr~ihe fliegt plStzlich neben ihm auf, in der Fabrtrichtung abstreichend. Sie iiberholt entweder das Fahrzeug, oder bleibt zuriick oder h~ilt Strich, und aus diesem Umstande berechnet dann der Beobachter, der die Geschwindigkeit seiner Fortbewegung ungefRhr kennt, die Schnelligkeit des Kr~hen- fluges. Oder man 1Rrst einen am Neste gefangenen Brutvogel so und soviel Meter oder Kilometer von seiner Niststelle entfernt fliegen und parst dann auf, in welcher Zeit er sein Heim wieder erreicht. In der Beziehung spielt die bekannte Schwalbe von Compibgne in der Literatur eine grorse Rolle. Oder man be- obachtet die Zeit, welche gewisse ZugvSgel, yon denen man an- n im m t, dars sie gerade Flugrichtung innehalten, gebrauchefl, um yon einem Orte bis zu einem anderen weit abgelegenen zu gelangen. Auf diesem Verfahren baut z. B. H. G ~ t k e seine Theorie tiber

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 645

die Schnelligkeit des Kr~henfluges auf, die wir unten noch n~her beriihren werden. Als Beobachtungsstrecke benutzte er die Linie von Helgoland bis zur englischen Kiiste. Man hat auch ein besonderes Verfahren vorgeschlagen, einen fliegenden Vogel darch die gespannte Hand anzuvisieren and aus der Zeit, die er gebraucht, um die zwischen den Fingerspitzen gelegene Strecke zurtickzu- legen, die Schnelligkeit seines Fluges zu ermitteln. (Kur t L o o s in den Orn. Monatsber., Aprilheft 1903.)

Schliefslich sei auch noch darauf hingewiesen, dafs die Brief- taubenzilchter durch die Veranstaltung yon Preis- und Wett- fltigen fortwiihrend Material zur Beurteilung der Schnelligkeit des Vogelfluges liefern. Und obgleich sichs in solchen F~illen um Haustiere handelt, die ktinstlich mehr oder weniger trainiert und abgerichtet sind, so haben doch die Beobachtungen an Brief- tauben bis jetzt vielleicht das einwandfreieste Material gebracht. Es verdient hier besonders eine Studie Yon Dr. H e i n r i c h E r n s t Z i e g l e r Erw~ihnung: ,,Die Geschwindigkeit der Brieftauben", Abdruck aus den Zoologischen Jahrbfichern Zehnter Band, Jena 1897. Der Verfasser kommt bei seinen fiberaus sorgfiiltigen Untersuchungen sicher zu recht genauen Resultaten.

Immerhin mufs zugegeben werden, dars man bei den ge- nannten Verfahren sehr oft auf ,,Sch~itzung" und ,,Annahme" angewiesen ist. Entweder sind die Versuchstiere nach dem Ab- fliegen dem' Auge des Beobachters fiberhaupt entrfickt; so bei den Versuchen mit aufgelassenen Brutviigeln~ oder bei den GKtke'schen Untcrsuchungen auf der Strecke Helgoland--England, und auch bei dem Brieftauben-Preisfliegen. Wer weirs nun, was die Viigel w~hrend dieser Zeit des Unbeobachtetseins treiben? Halten sie ohne Aufenthalt gerade Richtung inne? Und darauf kommt es doch an. Oder man ist gezwungen, auf g e s c h i ~ t z t e n Entfernungen oder Schnelligkeiten seine Resultate aafzubauen, was nattirlich deren Genauigkeit stark beeintr~ichtigt.

Hat man aber wirklich in einem gfinstigen Falle, etwa durch eine hutomobilfahrt ermittelt, dafs ein fliegender Vogel die und die Schnelligkeit aufwies, so ist einem damit immer noch nicht ge- dient, da man bei der angestellten Beobachtung nicht auch die herrschende Luftstriimung in Rficksicht gezogen hat and so noch im Unklaren fiber die E i g e n gesehwindigkeit des Vogels ist. Denn das ist immer lest zu halten: Die Ortsbewegungen, die yon den fliegenden Viigeln vorgenommen werden, sind ganz and gar abh~ingig und stehen ganz unter Einfiufs der jeweiligen Wind- richtung and Windst~irke. Auch d i e s e festzustellen und in Beziehung zur b e o b a c h t e t e n Schnelligkeit des Fluges zu bringen, darauf kommt es an, denn nur so erfiihrt man die E i g e n geschwindigkeit der Flieger. Und zwar kommt d i e Luft- striimung in Betracht, die gerade aa der Stelle herrscht, wo sich die Versuchstiere befinden. Es kann der Wissenschaft weniger

Jotma. f. Ore. LVIIL Jahrg. JaU 1910. 4 o.

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646 J'. Thionemann:

daran liegen, zu erfahren, welche Sehnelligkeiten manche VSgel unter ganz verschieden gearteten und immerfort wechselnden Bedingungen - - als solche darf man Windrichtung und Wind, st~irke bezeichnen -- erreichen~ sondern sie will ermitteln, welche Eigengeschwindigkeit die einzelnen Vogelarten aufweisen. Ehe wir dartiber einigermas Klarheit bekommen, mag noch e ine gauze Weile vergehen, daes gar nicht einfach ist, und da manche gtinstigen Umst/inde zusammentreffen mtissen, um die fraglichen Werte draufsen in der Natur mit einigermafsen befriedigender Genauigkeit festzustellen.

~ber die physikalischen Gesetze, denen der frei in der Luft fiiegende Vogel unterworfen ist, herrscht oft noch mancherlei Unklarheit, die sich am deutlichsten dadurch dokumentiert, dafs bei ErSrterung der viel umstrittenen Frage, ob der Vogelzug m i t oder g e g e n den Wind vor sich geht, oft allen Ernstes als Beweis die Behauptung in's Feld geffihrt wird: m it dem Winde kiinnten die Viigel schon deshalb nicht ziehen, weil ihnen dann die Federn yon hinten aufgeplustert wtirden. Solcher Behauptung liegt vielleicht eine iifter zu beobachtende Scene vom Htihnerhofe zu Grunde, wenn der stolze Hahn um eine zugige Ecke herum- schreiten will, wobei ihm die Halskrause vom Winde gefafst und nach der Seite aufgebl~ht wird, sodafs ihm das Wenden un- mSglich wird, dafs er ,,die Kate nicht kriegen kann" sagt man in Thtiringen. Bei der Abwehr solcher Vorstellungen ftihrt K a r l B a l t z in seinem Artikel: ,,Die Geheimnisse des Vogel- fluges" (Monatshefte des Allgemeinen Deutschen Jagdschutz- Vereins XIII. gahrgang Nr. 15) als Gegenstticke zum Aufplustern der Federn unter anderem auch die yon manchen Forschern auf- gestellten irrigen Behauptungen an, dafs die scbarf sehenden VSgel ihre hugen auf den Seiten haben, weft sonst der beim Fluge entstehende kolossale Luftzug das SehvermSgen beein- tr~chtigen wiirde, oder dafs die fliegenden Vfgel nicht wittern kSnnen, weil tiber ihren Kfrper fortw~ihrend ein Luftstrom hin- weggeht, der die riechende Substanz nicht dazu kommen IMst, auf die Geruchsnerven zu wirken und dergl.

Wohl, so lange der Vogel mit seinen Ftifsen auf der Erde, oder auf dem Dache, oder auf dem Baume einen festen Sttitz- punkt hat, da kann der Wind mit ihm sein Unwesen treiben. Er kann ihn schtitteln und rtitteln, kann ibm die Federn str~iuben, die Fltigel herumwerfen u. s.w. Sobald er abet aufgefiogen ist und die Schnelligkeit des Windes angenommen oder tiberholt hat, dann herrscht um ihn herum ,,ruhige Luft" und sei es bei starkem Sturm, denn er bewegt sich ja im Medium schwebend mit diesem immer mit. Der einzige Druck, den er ffihlt, das ist der aus seiner Ei g e ngeschwindigkeit sich ergebende Luftwiderstand. Als Jigger kann man oft eine Beobachtung machen, die das Gesagte erh~irtet.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 647

Wir befinden uns bei starkem Winde auf der Hiihnersuche. Alle VSlker, die wir antreffen, stehen g e g e n den Wind auf, wobei im ~ersten Momente ein Durcheinanderfliegen bei unregelmiffsigen Bewegungen stattfindet. Der Wind spielt noch ]nit den Hfihnern, und da soil man nach alter J~gerregel nicht schies da das Ziel unsicher ist. Dann plStzlich eine Schwenkung des ganzen Volkes wie auf Kommando, und nun streichen die VSgel, die jetzt die Geschwindigkeit des Windes erreicht haben, in schSnster Gleichmiifsigkeit m i t dem Winde ab. Jetzt halt drauf, Jiiger l

Wenn wir uns das alles vergegenw~rtigen, dann wundern wir uns auch nicht mehr fiber manche recht grofse von V5geln erzielten Schnelligkeiten. Wir fragen uns dabei immer, was hat daran der Wind getan, und was der Vogel selbst? Sicher nutzen die VSgel die fiir sie gfinstigen LuftstiSmungen auf ihren weiten Zfigen nach MSglichkeit aus, nur dfirfen wir nicht die fabelhaften Geschwindigkeiten in Anspruch nehmen, wie es G K t k e z. B tut. An und ffir sich wfirde den VSgeln das schnelle Dahin- sausen mit dem Winde nichts schaden, aber der Vogel ist nicht ausschliefslich ein Lufttier, sondern auch ein Erdentier. Er will und darf die Herrschaft fiber die Erde nicht verlieren, soweit Landen, Richtung einhalten u. a. in Betracht kommen. Darum ist tatsiichlich zu beobachten, dafs be i s t a r k e m S t u r m a l l e r V o g e l z u g ruh t .

Es ist also festzuhalten, dafs die yon den VSgeln in der Luft vorgenommenen Ortsbewegungen sich zusammensetzen aus der E i g e n geschwindigkeit und der Geschwindigkeit des Windes. - -

Schon im VI. Jahresberichte der Vogelwarte Rossitten (Joarn. f. Ornithologie, Oktoberheft 1907) habe ich gleichsam als An- kfindigung einen kurzen Artikel fiber praktische Versuche zur Erforschung der Vogelzuges gebracht. Die gauze damals ange- wandte Methode war noch sehr primitiv, zudem fehlte auch noch die Rticksichtnahme auf Windrichtung und Windstiirke bei den Berechnungen. Es ist eben gar nicht leicht, wenn man yon der Versuchsstelle fernab wohnt, die gtinstigen Tage abzupassen and dann mit allen mSglichen Instrumenten umherzuziehen, um die Versuche vorzunehmen. Jetzt steht der Vogelwarte die mitten in der Zugstrafse gelegene Dfinenhfitte ,,Ulmenhorst" zur Verfiigung. Das gauze Verfahren ist damit bedeutend ver- einfacht. Ich habe welter

d ie M e t h o d e

zu verbessern gesucht, die wir zuu~ichst kurz betrachten wollen. In der Niihe yon ,, U l m e u ho r s t '~, wo die Nehrung verh~ltnism~ifsig schmal ist, halten die VSgel meist recht gut die gerade Zugrichtung inne. Sie fiberfliegen freies Dfinengel~nde, zeigen sich also dem

42*

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648 J. Thienemann:

Beschauer frei und often. Dort sind innerhalb der Zugstrafse zwei Beobachtungsstellen markiert, die genau 1/2 Kilometer yon ein- ander entfernt liegen. Diese beiden Posten werden durch zwei mit Pfiihlen ausgefluchtete Linien dargestellt, die senkrecht zur Zug- richtung verlaufen. Man kann also durch Anvisieren stets genau den Augenblick feststellen, wenn ein Vogel die Fluchtlinien iiber- fliegt.

Ein tragbares Feldtelephon, ein sogenannter Artillerie-Laut- sprecher, verbindet die beiden Beobachtungsposten.

Auf einem in der Niihe ganz frei gelegenen Diinenhfigel steht ein nach der Windrose orientierter Windrichtungsmesser. Ein mit der Fahne in Verbindung stehender Zeiger, der sich auf einer Kreisskala dreht, ermSglicht die Ablesung der Wind- richtung nach Graden. Daneben befindet sich auf einer Stange ein Schalenkreuz-Anemometer zur Messung der Windst~rke. Dazu soll bemerkt werden, dafs die VSgel sehr oft gerade in HShe der aufgestellten Instrumente fliegen. Jedenfalls erstreckt sich die Feststellung der WindverhRltnisse auf die Luftschicht, in der die Viigel ziehen, die zu Versuchszwecken dienen.

Ein giinstiger Herbstzugtag ist angebrochen. 1) Die VSgel fiiegen nicbt in dicht gedritngten Scharen, sondern mehr einzeln, wie wirs gebrauchen kSnnen. Die Versuche sollen beginnen. Zunitchst wird die Zugrichtung der VSgel festgestellt, die im Herbste hier auf der Nehrung fast immer yon :NNO. nach SSW. verl~iuft. Dann werden Windrichtung und Windstiirke abgelesen und notiert. Dieselben Ablesungen finden auch nach B e e n d i - g ung der Versuche statt, um bei ver~tnderten Verh~tltnissen eventuell das Mittel ziehen zu kSnnen. Die iibrigen meteoro- logischen Verhiiltnisse stehen mir so wie so yon jedem Tage zur Verfiigung, da mit der Vogelwarte eine meteorologische Station verbunden ist.

bIun begebe ieh reich an den einen Beobachtungsposten, und zwar im Herbste an den nSrdlichen, der yon den ziehenden Viigeln zuerst getroffen wird, mein Gehilfe bezieht den siidlich gelegenen. Jetzt kommt eine Kr~ihe recht schSn Richtung haltend gleichm~ifsigen Fluges angestrichen. In dem hugenblick, wenn sie meine Fluchtlinie passiert, setze ich eine Sekunden- Stoppuhr in Gang. Nun driicke ich auf den Knopf des Telephons und verst~indige mich mit Ineinem Gehilfen. Dutch Hin- und HerfragelJ tiberzeuge ich mich, dafs wir beide eine und dieselbe Kr~ihe meinen; weicht der Versuchsvogel etwa yon seiner Bahn ab, oder h~tlt er sich durch Schweben litngere Zeit auf, dann wird er einfach ausgemerzt. JedenfaUs ist es miiglich, den

1) Die Versuche erstrecken sich his jetzt ausschliefslich auf den Herbst.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 649

gew~thlten Vogel beim Durchfliegen der Versuchsstrecke immer unter Kontrolle zu halten, wobei zu beriicksichtigen ist, dafs es fiir ein gutes Auge sehr wohl m5glich ist, einen mittelgrorsen Vogel500 Meter welt zu verfolgen: Durch Ubung kommt man bald so welt, dars die Verst~indigungen mit dem Gehilfen sehr schnell und glatt verlaufen. Sobald die Versuchskr~he die Fluchtlinie am zweitea Beobachtungsposten iiberfliegt, bekomme ich ein Telephon- zeichen und stoppe gleichzeitig die Sekundenuhr. So habe ich also mit mSglichster Genauigkeit die Zeit festgestellt, die yon der Kr~he gebraucht worden ist, um 500 m zu durchfliegen. An giinstigen Tagen kann ich bald einen zweiten und dritten Versuchsvogel vornehmen, abet manchmal will es schlecht passea. Die VSgel fliegen ungiinstig, sie halten die abgesteckte Strecke nicht inne, oder gehen zu hoch; dann kann man lange erwartungs- roll stehen, and der kalte Herbstwind pfeift einem um die Ohren.

Nun folgt die A u s w e r t u n g oder B e r e c h n u n g : Es ist also bis jetzt festgestellt worden, wieviel Sekunden die Kr~he gebraucht hat, um 500 m zu durchfliegen. Daraus wird berechnet, wieviel Meter sie in e i n e r Sekunde zuriickgelegt hat. Das sollen beispielsweise 8 m sein. Die Zugrichtung war yon NNO. nach SSW. Der Wind wehte d i r e k t entgegen aus SSW. mit einer Geschwindkeit yon 5 m p. Sek. Dann betr~gt die Eig en geschwin- digkeit tier Kr~ihe 8 m -[- 5 m ---- 13 m p. Sek.

Wtirde der Wind in einem anderen Falle, abet bei denselben angenommenen Geschwindigkeiten d i r e k t yon hinten wehen, dann betriige die E igengeschwindigkeit des Vogels 8 m - 5 m : 3 m p . Sek.

Nun trifft aber der Wind fiir gewShnlich unter einem bestimmten Winkel yon der Seito auf die Zugrichtung auf. Dana ermittle ich die Eigengeschwindigkeit folgendermafsen:

Ich trage mir die b e o b a c h t e t e Geschwindigkeit, sie soll 8,8 m p. Sek. betragen, in einem bestimmten Mafsstabe (hier immer in Centimetern) auf. Der Wind kommt aus Westen und trifft unter einem Winkel yon 1121/2 o auf die Zuglinie auf. Die Windst~rke - - 7,7 m p. Sek. Ich trage also diesen Winkel an den Endpunkt der 8,8 cm langen Strecke aa und schneide auf dem freien Schenkel 7,7 cm ab. Nun verbinde ich die beiden freien Endpunkte, messe die betreffende Strecke und erhalte die Eigengeschwindigkeit yon 13,75 m p. Sek. Wena man sich ferner in dem entstandenea Dreieck einen Vogel in der Richtung der e r m i t t e l t e a Eigengeschwindigkeit normal ein- gezeichnet denkt und ihn dann parallel bis in die be o b a c h t e te Flugrichtung verschiebt, dana erhMt man die etwas verdrehte Stellung, die der Vogel bei Wind zur Richtung seines Fluges einnimmt. Er wiirde im vorliegenden Falle tiber die liake Schulter fliegen, die L[ingsachse des KSrpers nach der Seite, woher der Wind kommt, abgelenkt. Diese schiefe ~tellung f[illt bei starkem Winde oft sehr in die Augen.

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650 J. Thienemann-

Es ist demnach durchaus nicht richtig, anzunehmen, dars die V~gel stets genau in der Richtung fliegen wohin der Schnabel zeigt.

In der geschilderten Weise habe ich nun in den letzten Zugperioden versucht, yon verschiedenen Vogelarten die Eig en- geschwindigkeit ihres Fluges zu ermitteln. Es sei ausdriicklich bemerkt, dafs es sich dabei nur um den Z u gflug der betreffenden V6gel handelt.

Dariiber noch ein Wort. Der Nichtkenner zeigt oft grofses Erstaunen, wenn ein routinierter Vogelbeobachter schon auf weite Entfernung einen fliegenden Vogel auf seine Artzugeh6rigkeit richtig anspricht. Er hat so etwas nicht fiir m~glich gehalten. Wiirde man den Beobachter jedesmal fragen: ,,woran hast du denn den Vogel eigentlich erkannt?" er mSchte oft die Antwort schuldig bleiben. Am ,,Flugbild" sagt man fiir gewShnlich. Das ist richtig. Aber worin bestehen denn die Unterschiede der einzelnen Flugbilder untereinander? Das ist oft nicht leicht zu sagen. Wohl kann man auf runde und kurze oder lange und spitze Fliigel hinweisen; man kann gerade abgeschnittenen oder gegabelten Schwanz, abgerundeten und spitzen Kopf anfiihren und dergleichen mehr. Man mag sich das aUes auch nach Abbildungen ganz genau einpr~gen; kommt man aber nachher hinaus in die Praxis, dann versagt das angeeignete Wissen doch. Warum? Weft neben der ~ufseren fest gegebenen Form der sich beim Fluge ganz bes6nders pr~sentierenden Teile des u auch noch die Art und Weise in Betracht kommt, wi e der Vogel seinen Flugapparat gebraucht. Schnelle oder langsame Fliigel- schl~ge, Haltung der Fliigel und des Schwanzes, Lage des Halses u. s. w. verdienen in der Hinsicht Erw~hnung. Oft sind's kleiue minuti6se Unterschiede, tiber die sich der Beobachter selbst erst nach einigem Nachdenken Rechenschaft geben kann, deren Kenntnis ihm aber in der Praxis unbewufst stets gegenw~rtig ist. Es sei z. B. an die einander ~hnlichen Flugbilder yon Seidenschw~nzen und Staren, Wildtauben und Dohlen, Sperberm~nnchen und Merlin- falken, Rauchfufs- und M~usebussarden erinnert.

Wenn also schon das Auseinanderhalten der Flugbilder yon ve r s c hie d e n e n Vogelarten zuwei|en Kopfzerbrechen bereiten kann, um wieviel schwieriger wird's sein, innerhalb ein und der- selben Spezies verschiedene Flugarten zu unterscheiden. Und doch gibt es solche. u Spiel- und Balzfliigen miissen wir ab- sehen. Die machen sich so augenfiillig kenntlich und sind so charakteristisch fiir manche Vogetarten, das sie allein schon zum Ansprechen der betreffenden Spezies auf weite Entfernungen hin geniigen. (z. B. Kiebitz, Baumpieper, Grt~nfink, Girlitz). Es handelt sich vielmehr um solche Fliige, die rein der Fort- bewegung dienen. Man kann da etwa unterscheiden den Flug bei der Nahrungssuche; der gem~chlich verlauft, wenn die

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 651

Nahrung yore Boden oder aus dem Wasser aufgenommen werden soU (z. B. Bussard, Weihen, Turmfalke, Fischadler, Miiwen)~ oder reifsend schnell, falls die lebende Beute im Fluge zu erhaschen ist (Schwalben, Falken, Ziegenmelker). Ferner den Flug zu den Schlafpliitzen (Stare, KrAhen), oder den Flag auf der Flucht, den Flag beim Ortswechsel auf kurze Entfernungen und schliefslich auch den Zugflug. Alle diese Flugarten, so ~ihnlich sie unter- einander sind, tragen doch ftir ein gefibtes Auge charakteristische Merkmale an sich, die mit Worten schwer ausgedrfickt werden kiinnen. Wenn eine Kriihe oder eine Wildtaube sich vom Boden erhebt, so kann man's ihr gewShnlich schon ansehen, ob sie nur einen Platzwechsel auf kurze Entfernung vornehmen will, urn in der N~ihe sitzende Artgenossen aufzusuchen, oder oh sie ftir immer abstreicht. Ganz anders fliegen die Krithen dagegen, wenn sie den Uhu umschw~irmen and noch anders, wenn der Schufs ertSnt und alles auseinanderstiebt. Natfirlich spielt bei allen diesen Unterscheidungen die verschiedene Geschwindigkeit eine grofse Rolle, weshalb oben ausdrticklich hervorgehoben werden mufste, dafs sich die nachfolgenden Untersuchungen ausschliefslich auf den Zugflag beziehen. Untersuchungen fiber andere Flug- arten fallen vielleicht anders aus. Dieser Zugflug ist ausge- zeiehnet dutch grofse S t e t i g k e i t . Die Erde und alles, was da unten locken kiinnte, ist ffir die auf der Wanderschaft befind- lichen VSgel nicht vorhanden; irgendwelchen Ablenkungen sind die Zugscharen nicht zugiinglich, gewisse Triebe und Regungen scheinen ganz einzuschlafen, und da ziehen dann die Buchfinken ruhig neben ihren Erbfeinden den Finkenhabichten dahin, und die Schwanzmeisen. die sonst beim Umherstreichen das kleinste Buschwerk jnicht unbesucht lassen kiinnen, fliegen hoch in der Luft tiber das einladendste Gestrfipp hinweg. Das ganze Trachten ist darauf gerichtet, vorwiirts zu kommen.

Weniger wird nach den auf der Vogelwarte Rossitten vor- liegenden Beobachtungen der Zugfiug durch fibergrofse Schnellig- keit charakterisiert. Das zeigen auch die unten aufgeffihrten Werte. Noch hie babe ich hier auf der Nehrung eine Beobach- tung gemacht, die reich hittte veranlassen kSnnen, solche enormen Zuggeschwindigkeiten anzuehmen, wie sie sich sonst in der Literatur vorfinden. Es mSgen nun die his jetzt erzielten Resultate folgen:

L Nebel]~ ' i~e . (Corvus cornix.)

Der am h~iufigsten zu beobachtende Vogel. Von ibm liegen auch die meisten Resultate vor. Die Nebelkriihe macht beim Z u gfiug durchschnittlieh vier Flfigelschl~ige in der Sekunde.

1) 11. O k t o b e r 1908 v o r m i t t a g s 8,15--9,30 Uhr. B e w 51 k u n g: hell, Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,40 C. blachm. 2 Uhr: 15,6 o C.

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652 J. Thienemann:

W i n d r i c h t u n g : SSW. (1721/~oI) ~ Wind also fast steil Yon vorn.

Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 10--25 m. W i n d s t ~ r k e : 4,4 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n be im D u r c h -

f l i e g e n y o n 500 m: 54; 58; 58; 59; 57; 54 Sek.~)-- Durch - schnitt 5 6, 7 S e k.

E r m i t t e l t e r W e r t ffir 1 Sek.: 8,8 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13p2 m p. Sek.

2) 12. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7,30--8 Uhr. B e w S l k u n g : wenig bedeckt, Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr 12,6 0 C. Nachm. 2 Uhr 14,0 ~ C. W i n d r i c h t u n g : W. (1121/~~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 3--4 m. W i n d s t ~ r k e : 7,7 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h f l i e g e n

yon 500m: 57 Sek. E r m i t t e l t e r W e f t flir 1 Sek.: 8,8 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13,75 m p. Sek. Der Kr~thenzug geht heute mehr in einzelnen Trupps, weniger

in Kettenform vor sich. Es traten zuweilen Zugpausen ein. Das deutet meist auf ungiinstiges Wetter.

Um 2 Uhr Nachmittags umzieht sich der Himmel; es droht Regen.

3) 18. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 9,30--10,10. Uhr. Bewi i lkung : hell, Sonnenschein. T e m p e r a t a r : friih 7 Uhr 2,80 C. Nachm. 2 Uhr 4,30 C. W i n d r i e h t u n g : OSO. (771/~ ~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Schnabel nach SSO. ZughShe : 40--60 m)) Winds t~ i rke : 10,4 m. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t beim D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 32; 33; 32; 31; 31 Sek.--Durchschnitt 31,8 Sek.

1) Die hinter der Windrichtung in Klammern stehende Zahl bedeutet immer den Winkel, den die Richtung des Windes zur Richtung des Zuges bildet. Je gr0fser dieser Winker ist, um so mehr kommt der Wind YOn YOrlL

~) Sechs Yersuchsv0gel sind also dabei nacheinander herangezogen worden.

8) Die flit .ZughOhe" angegebenen Werte sollen sagen, in welcher HShe der Hauptkrahenzug an dem betreffenden Tage vor sich ging. Zu den Yersuchen wurden immer solche VOgel herangezogen, die mOglichst niedrig flogen, well sich die am besten kontroUieren liefsen und auch in fast gleicher HOhe mit den aufgesteUten Instrumenten flogen.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 653

E r m i t t e l t e r Wert fiir 1 Sek.: 15i7 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 16,85 m pi Sek,

4) 25. Oktober 1908, v o r m i t t a g s 8,45--10 Uhr. B e w~lkun g: Hell, Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 2,10 C. Nachm. 2 Uhr: 7,1 o C. W i n d r i c h t u n g : Der Wind wechselt. Um 8,45: OSO.

(etwa 771/~o), um 10 Uhr: SO. (etwa 112x/~o). (Ira Mittel 95~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Schnabel nach SSO. gerichtet. ZughShe : 3--30 m, meist 25 m. Winds t~ rke : 7--7--8,5 m, im Mittel 8,1 m p. S. B e o b a c h t e t e Gesch w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 39; 42; 40; 38; 43; 40; 33; 45~ 40; 45; 40; 43; 46; 43; 49 Sek.=Durchschnit t 41,7 Sek.

E r m i t t e l t e r W e r t fiir 1 Sek: 12 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 15 m p. Sek. Die Kr~ihen fliegen heute oft recht wenig stetig.

5) 26. O k t o b e r 1908 v o r m i t t a g s 7,45--9 Uhr. BewSlkung: hell, Sonnenschein; sch6nes Wetter. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 1,7 ~ C. Nachm. 2 Uhr: 6,9 o C. W i n d r i c h t u n g : OSO. (921/~ ~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 3 - 3 0 m. Windst.~irke: 7,4 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n be im D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 36; 36; 36; 36; 36; 38; 34; 33; 33; 36 Sek.=Durch- schnitt 35,4 Sek.

E r m i t t e l t e r Wef t filr 1 Sek.: 14,1 m. E i g e n g e s e h w i n d i g k e i t : 1692 m p . Sek.

6) 26. O k t o b e r 1908, n a c h m i t t a g s 1--1,45 Uhr. B e w 51 k u n g: hell, Sonnenschein. T e m p e r a t u r : Nachm. 2 Uhr: 6,90 C. W i n d r i c h t u n g : OSO. (871/~o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 50--60 m. W i n d s t i i r k e : 5,8 m. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n beim D u r c h -

fl iegen yon 500 m: 37; 32; 36; 35; 35; 33; 35; 30; 39 Sek. --- Durchschnitt 34,7 Sek.

E r m i t t e l t e r Wer t fiir 1 Sek.: 14,4 m. E i g e n g e s e h w i n d i g ' k e i t : 15~25 m p. Sek. Da der Wind gegen heute friih nachgelassen hat, fliegen

die Kr~hen hSher. 7) 27. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7,30--8,30 Uhr .

B e w S l k u n g : hell, Sonnenschein; schSner Tag. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 1,6~ C., l~achm. 2 Uhr: 7,0 ~ C.

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654 J, Thienemann:

Windrichtung: OSO. (1021/io). Zugrichtung: NNO.- SSW. ZughShe: 40--50 m. WindstRrke: 6,4 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiteu beim Durch-

fliegen yon 500 m: 39;35;39; 41; 38; 38; 40; 37; 33 Sek. -- Durchschnitt 37,8 Sek.

Ermittelter Wert fiir 1 Sek.: 13,2 m. Eigengeschwindigkeit: 15,9 mp. Sek. Zum Versuche wurden nur die niedrig fliegenden V0gel

herangezogen. 8) 28. Oktober 1908, vormittags 7,30--8,45.

BewSlkung: hell, Sonnenschein; sch~ner Tag. Temperatur: frilh 7 Uhr 2,40 C. Nachm. 2 Uhr: 7,60 C. Windriehtung: SSO. (1271/I~ Zugrichtung: NNO--SSW. Zugh0he: I0--30 m. Windst~rke: 5,3 m p. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durch-

fliegen von 500 m: 45; 47; 57; 48; 59 8ek. -- Durchschnitt 51,2 Sek.

Ermittelter Wert fiir I Sek.: 9,8 m. Eigengeschwindigkeit: 13,7 m p. ~ek. Die V0gel flogen heute recht giinstig fiir die Versuche.

Man bemerkt heute sehr deutlich, wie der gegen die vorher- gehenden Tage mehr yon vorn kommende Wind die Vorw~irts- bewegung aufh~It. (Vergleiche die heutigen Geschwindigkeiten beim Durchfliegen yon 500 mmit den gleichen Werten oben vom 18. Oktober 08.)

9) 30. Oktober 1908, vormittags 7,30-9,45 Uhr. Bew~Ikung: bedeckt, feuchte aber klare Luft, es droht

Regen. Temperatur: friih 7 Uhr: 9,40 C. Nachm. 2 Uhr: 8,50 C. Windrichtung: NI~W. (80~ Zugrichtung: NO.--SW. Schnabel nach W. ZughShe: 20--30 m. Windst~rke: 6,4 m. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durchfliegen

yon 500 m: 37; 43; 37; 35; 37; 33 Sek. -- Durchschnitt 37 Sek. Ermittelter Wert fQr 1 Sek.: 13,0 m. Eigengeschwindigkeit: 13,9 m. Als Versuchsobjekte werden auch solche V~gel genommen,

die noch niedriger fliegen wie 20--30 m. Die Zugrichtung ist heute yon NO.--SW.

10) 26. Oktober 1909, vormittags 11--12 Uhr. B ewSlkun g: halb bedeekt, zuweilen Sonnenschein. Temperatur: friih 7 Uhr: 8,00 C. Nachm. 2 Uhr: 10,60 C.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 655

W i n d r i c h t u n g : WSW. (1321/~9. Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h 5 h e : 30--100 m. W i n d s t ~ r k e : 4,1 m. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n yon 500 m: 52 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t fi ir 1 Sek.: 9,6 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 12,8 m p. Sek.

11) 28. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9,15--10,15 U h r . B e w 51 k u n g : zun~chst bedeckt, dann heller; auch Sonnen-

schein. T e m p e r a t u r : frtih 7 Uhr: 8,60 C., nachm. 2 Uhr: 11,10 C. W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h 5 h e : 50--60 m. W i n d s t i i r k e : 5,5 m i m Mittel. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

f l i e g e n yon 500 m: 42; 46; 45; 35 Sek. ~ Durchschnitt 42 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f a r 1 Sek.: 11,9 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 14,9 m p . Sek.

12) 28. O k t o b e r 1909, n a c h m i t t a g s 3--3,45 Uhr. BewSlkung : halb bedeckt, meist Sonnenschein. T e m p e r a t u r : Nachm. 2 Uhr: 11,1 ~ C. W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Schnabel nach S. Z u g h S h e : 50--60 m. W i n d s t t i r k e : 5,3 m p . S. im Mittel. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m Durch -

f l i e g e n yon 500 m: 45; 41; 45;55 Sek.---- Durchschnitt 46,5 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f t ir 1 Sek.: 10,8 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13~7m p. Sek.

13) 29. O k t o b e r 1909; v o r m i t t a g s 9--10,15 Uhr. B e w S l k u n g : hell, Sonnenschein, sch5ner Tag. T e m p e r a t u r : frfih 7 Uhr: 7,30 C., Nachm. 2 Uhr: 11,3 ~ C. W i n d r i c h t u n g : SSO. (1271/~~ Zu g r i c h t u n g: NNO.--SSW. Z u g h S h e : 3--20 m. W i n d s t ~ i r k e : 6,6 m p. Sek. B e o b a c h t e t e Geschwind igke i t en beim D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 46; 55; 55; 54 Sek. - - Durchschnitt 52,5 Sek. E r m i t t e l t e r Wer t ftir 1 Sek.: 9,5 m. E i g e n g e s w i n d i g k e i t : 14,5 m p . Sek. Um 10 Uhr vormittags flaut der Wind ganz pl5tzlich auf

2,9 m p. Sek. ab. Da fliegen die Kriihen sofort hSher, 50--60 m both.

14) 29. O k t o b e r 1909, n a c h m i t t a g s 2,30--3 Uhr. BewSlkung : hell~ Sonnenschein; schSner Tag.

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656 J. Thienemann:

f i l e 45,2

T e m p e r a t u r : bTachm, 2 Uhr: 11,30 C. W i n d r i c h t u n g : SO. (1141/~o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. ZughShe : ca. 50 m. W i n d s t ~ i r k e : 3,3 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

g e n y o n 500 m: 46; 43; 46; 46 Sek.--- Durchschnitt Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f i i r 1 Sek.: ll,1 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 1 2 , 8 rap . Sek.

15) 30. O k t o b e r 1 9 0 9 , v o r m i t t a g s 8--9 Uhr . B e w 51 k u n g : heller Tag, meist Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,0~ C., nachm. 2 Uhr: 11,7~ W i n d r i c h t u n g : SSO. (1271/2~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW.; Schnabel nach S. Z u g h S h e : 3--20 m. W i n d s t ~ r k e : 5,1 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

f l i e g e n y o n 5 0 0 m: 45; 47; 60; 50 Sek.---Durchschni t t 50,5 Sek.

E r m i t t e l t e r W e r t f i i r 1 S e k . : 9,9 m p . Sek. E i g e a g e s c h w i n d i g k e i t : 13,6 m p. Sek.

16) 1. N o v e m b e r 1909, v o r m i t t a g s 8 - 9 Uhr . B e w 5 1 k u n g: friih hell, yon Mittag an bedeckt. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 6,10 C., nachm. 2 Uhr: 8,20 C. W i n d r i c h t u n g : SSO.--S. (1421/1~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 20--40 m. W i n d s t i i r k e : 3,5 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

fl i e g e n v o n 500 m : 59 ; 58 Sek. - - Durchschnitt 58,5 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f t i r 1 S e k . : 8,5 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 11,45 m p. Sek. Die Kr~ihen fliegen heute sehr ungleichm~ssig.

17) 1. N o v e m b e r 1909, v o r m i t t a g s 1 1 , 1 5 - - 1 1 , 4 5 U h r . B e w S l k u n g : friih bell, yon Mittag an bedeckt. T e m p e r a t u r : triih 7 Uhr: 6,10 C., nachm. 2 Uhr: 8,2~ C. W i n d r i c h t u ng: SSW.--SW. (170o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : ca. 80 m. W i n d s t ~ r k e : 2,9 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

f I i e g e n v o n 500 m : 46 ; 53 Sek. - - Durchschnitt 49,5 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f a r 1 Sek . : 10,1 m. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13 m p. Sek.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitteu. 657

18) 4. N o v e m b e r 1909 v o r m i t t a g s 9,15--I0,15 Ubr. B e w 5 1 k u n g: bedeckt, dicke Wolken, etwas Regen. T e m p e r a t u r : ~friih 7 Uhr: 7,2~ C., nachm. 2Uhr : 9,2~ C. W i n d r i c h t u n g : NNW. (521/z~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Schnabel n, W. Z u g h S h e : 80--100 m. W i n d s t R r k e : 8,2 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

f l i e g e n y o n 500 m: 40; 34; 37; 35; 40; 29; 28; 27 Sek. --Durchschnitt 33,85 Sek.

E r m i t t e l t e r W e r t f i i r I Sek . : 14,8 m p. Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 11,8 m p . Sek. Wie die beobachteten Geschwindigkeiten beim Durchfliegen

von 500 m zeigen, flogen die Kr~hen heute sehr unregelm~sig. Bei den grSfseren Werten hielten sie sich unterwegs durch einiges Schwenken etwas auf, bei den kiirzeren liefsen sie sich vom Winde nehmen und sausten dahin.

Ich bestimme daher der Genauigkeit ha[ber die Eigengeschwin- digkeit fiir die Werte ii b e r 30 Sek. und u n t e r 30 Sek. noch besonders und bekomme fur den 1. Fall: 10,6 m, und fiir den 2. Fall 14,4 m Eigengeschwindigkeit.

So liegen also fiir die Nebelkr~he, alle Resultate zusammeno gefafst, folgende ermittelten Eigengeschwindigkeiten in Sekunden- metern vor: 13,2; 13,75; 16,85; 15; 16,2; 15,25; 15,9; 13,7; 13~9; 12,8; 14,9; 13,7; 14~5; 12,8; 13,6; 11,45; 13; 14,4; 10,6; 11,8 m.

D a r a u s e r g i b t s i c h e i n D u r c h s c h n i t t y o n 1 3 , 9 m E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t f a r d i e S e k u n d e , y o n 83A m f a r d i e M i n u t e u n d y o n 50,04~0 k m f i i r d i e S t u n d e .

Zum Vergleich soll nun das herangezogen werden, was Dr. Z i e g 1 e r in der oben angefiihrten Schrift auf Seite 15 fiber den uns besch~ftigenden Gegenstand sagt:

,,Die Eigengeschwindigkeit der Nebelkri~he (CorVus cornix) ist etwa doppelt so grofs wie die Eigengeschwindigkeit der Brieftaube; G a e tk e stellte fest, dafs die NebelkrKhen auf dem Herbstzuge 3 Stunden brauchen, um yon Helgoland zur eng- lischen Kiiste zu fliegen (H. Gaetke, die Vogelwarte Helgoland, p. 209 iT.); er berechnet daraus die Geschwindigkeit auf 27 deutsche Meilen in der Stunde (200 km in der Stunde, 3333 m in der Minute1); mir ergibt die Berechnung eine etwas kleinere Zahl; da die Entfernung yon England') zur englischen Kiiste nur (je nach der Richtung) 450--550 km betr~gt, so komme ich zu einer Geschwindigkeit von 150--183 km in der Stunde, also 2500--3000 m in der MinuteS). Die KrRhen ziehen you Ost

x) - - 55,5 m in tier Sekunde. 2) Soil ,Helgoiand" heis s) - - 4 1 , 7 ~ 5 0 m in der Sekunde. J. Th.

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658 J. Thienemann:

nach West, und es geht I) gewShnlich zur Zeit des Fluges ein Ostwind yon m~dsiger Stiirke; sch~tzt man die Geschwindigkeit des Windes auf 300 m in der Minute und subtrahiert dieselbe, so erhiilt man als Eigengeschwindigkeit der Kr~hen 2200-- 2700 m in der Minute."

Daraus ergeben sich 36,7--45 m Eigengeschwindigkeit ffir die Sekunde, und 132-- 162 km ffir die Stunde, also fiber d r e i m a 1 grSfsere Werte als die oben durch die praktischen Versuche ermittelten.

We liegt da der Fehler? Denn ein solcher ist ohne Zweifel zu verzeichnen. Meines Erachtens darin, das die bei Helgoland und an der englischen Kfiste beobachteten Versuchskriihen nicht identisch gewesen sind. Derselbe Irrtum wiirde entstehen, wenn i c h mir etwa yon meinen Danziger Freunden telegraphieren lassen woilte, wann an guten Zugtagen die ersten friihmorgens fiber,Ulmenhorst" hinwegziehenden Kriihen nach Danzig gelangen, und wenn ich darauf Berechnungen autbauen wollte. Hin nach Danzig kommen die bei Rossitten beobachteten Zugkr~ihen. Das haben die Ringversuche deutlich bewiesen; aber wfirde ich die gleichen Schwiirme gemeldet bekommen, die ich hier bei Ulmenhorst als Versuchstiere ausgew~hlt habe? So kSnnen grofse Irrtiimer entstehen, wenn bei Schnelligkeitsversuchen die als Versuchs- objekte dienenden VSgel den Augen des Beobachters sich entziehen dfirfen und mfissen. Nach den durch die Versuche der Vogel- warte ermittelten Werten wfirden die Nebelkriihen bei einer E igengeschwindigkeit yon rund 50 km pro Stunde ffir die Strecke Helgoland bis englische Kfiste (zu 500 km angenommen) nicht 3 Stunden, sondern 10 Stunden gebrauchen. Diese Zeit wfirde fiir vollst~ndige Windstille gelten. Natfirlich k 5 n n e n die Kriihen mit Hilfe eines gfinstig wehenden Nackenwindes die be- zeichnete Strecke in kfirzerer Zeit zurUcklegen. Sollen sic aber schon nach 3 Stunden am Ziele sein, dann mfifste der Wind mit einer Schnelligkeit yon 32,1 m pr. Sek. wehen, dean dann wilrde sich die Ortsbewegung de r ziehenden Kr~hen aus der ermittelten Eigengeschwindigkeit yon 13,9 m und der Wind- geschwindigkeit yon 32,1 m p . Sek. zusammensetzen und es wfirde die notwendige Ortsbewegung yon 46 m pr. Sek. zustande kommen. Eine Windst~rke aber yon 32,1 m p. Sek. bedeutet vollen Sturm. Man bedenke, dafs die Wild'schen Windfahnen, die auf den meteorologischen Stationen meist ztir Messung der Wind- stiirke benutzt werden, nur bis 35 m p . Sek. anzeigen. B ei s o l c h e m S t u r m e r u h t a l l e r V o g e l z u g . Zum Vergleich sei angegeben, dafs die Nebelkriihen yon Rossitten aus geradlinig nach SW. fiber die beiden Nehrungen gemessen, nach meinen Be- rechnungen in 3 Stunden am Siidrande der Danziger Bucht, etwa 20 km vor Danzig sein wfirden. (Bei Windstille.)

1) Boll wohl .weht" heifsen. J. Th.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 659

Es kSnnte mir entgegengehalten werden, dars die Kr~hen bei Helgoland fiber See schneller fliegen als auf der: Kurischen l~ehrung fiber Land . Im vorigen Herbste .war icl~ auf Helgoland, babe auch Kr~ihenzug dort beobachtet, allerdings nur ganz wenig, habe aber keinen Unterschied zwischen der Zugweise yon dort und bier feststellen kSnnen. Und doch mtis einem ein dreimal schnelleres Fliegen sofort aafgefallen sein, da einem gerade das Bild yon ziehenden Kr~hen durch die langj~ihrigen Beobachtungen ich mSchte sagen in Fleisch und Blut fibergegangen ist. Ich mufs gestehen, dafs ich mir gar keine Vorstellung davon machen kann , wie das aussehen soil, wenn eine Nebelkr~ihe mit einer Geschwindigkeit yon 45 m in der Sekunde durch die Luft saust.

Bei Ermittelung der Eingengeschwindigkeit der B r i eft a u b e n kommt Dr. Z ie g le r den tats~chlichen Verh~ltnissen ohne Zweifel sehr nahe. Er sagt: ,,Bei Fliigen auf gro[se Entfernungen (100 bis 600 km) ist die Eigengeschwindigkeit der besten Briebtauben (d. h. ihre Geschwindigkeit bei Windstille) auf etwa 1100 bis 1150m pro M i n u t e z u sch~tzen". Dassind f i i r d i e S e k u n d e 18,3--19,2 m, und fiir die S tunde 66--69 kin. Der Verfasser gewinnt diese Werte dadurch, dafs er verschiedene Flfige bei Preisfliegen unter Beriiksichtigung des Windes vergleicht.

IL Saa tk r~he . (Corvus /rugiZegus.) 1) 28. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9 , 1 5 - - 1 0 , 1 5 Uhr.

B e w S l k u n g : zun~chst bedeckt, dann heller, auch Sonnen- schein.

T e m p e r a t u r : frfih 7 Uhr: 8,6oc., nachm. 2 Uhr: 11,1 ~ W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~~ Z u g r i c h t u n g : I~NO.--SSW. Z u g h S h e : 50--60 m. W i n d s t ~ r k e : 5,5 m p: Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h f l i e g e n

y o n 500 m: 42 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f f i r 1 Sek. : 11,9 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 1~9 m p . Sek.

2) 28. O k t o b e r 1 9 0 9 , n a c h m i t t a g s 3 - - 3 , 4 5 U h r . B e w 51 k u n g: bulb bedeckt, meist Sonnenschein. T e m p e r a t u r : Nachm. 2 Uhr: ll,I~ W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~o.) Z u g r i c h t u n g : NNO--SSW. Schnabel nach Sfiden. Z u g h S h e : 50--60 m. W i n d s t ~ r k e : 5,3 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h -

f l i e g e n y o n 500 m: 46, 46, 41 S e k . ' - - D u r c h s c h n i t t 44,3 Sek.

E r m i t t e l t e r W e f t f f i r 1 Sek . : 11,3 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 1~2 m p. Sek.

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660 J. Thienemann:

Far die Saatkr~the liegen also folgende Eigengeschwindig- keiten vor: 14,9 und 14,2 m pro Sekunde --- Durehschnitt 14,5 m.

Ergibt p r o M i n u t e - - 870 m. p r o S t u n d e -'- 52,2 kin.

HI . DohIe. ( 6olaeus raonedula.)

1) 26. O k t o b e r 1 9 0 8 , v o r m i t t a g s 7 , 4 5 - - 9 Uhr . B e w ~ I k u n g: hell, Sonnenschein; schSnes Wetter. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 1,7oc., nachm. 2 Uhr 6,9oc. W i n d r i c h t u n g : OSO. (921/~~ Zugrichtung: NNO.--SSW. ZughShe: 3--30 m. Windstiirke: 7,4 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeit beim Durch- gen yon 500 m: 39 Sek. Ermittelter Weft fiir I Sek.: 12,8 m. Eigengeschwindigkeit: 15 m p. Sek.

2) 27. Oktober 1908, vormittags 7,30--8,30 Uhr. B e w ~ I k u n g : hell, Sonnenschein; schSner Tag. Temperatur: frilh 7 Uhr: 1,6~ nachm. 2 Uhr: 70 C. Windrichtung: OSO. (I021/~~ Zugrichtung: NNO.--SSW. ZughShe: 40--50 m. Windstiirke: 6,4 mp. Sek. BeobaehteteGeschwindigkeiten beim Durch-

f liegen von 500 m: 28, 30 Sek. -- Durchschnitt 29 Sek. Ermittelter Weft fiir 1 Sek.: 17,2 m p. Sek. Eigengeschwindigkeit: 19,65 m. p. Sek.

3) 28. Oktober 1908, vormittags 7,30--8,45 Uhr. B e w ~ I k u n g: hell, Sonnenschein; sch~ner Tag. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 2,4oC., nachm. 2 Uhr: 7,6oc. W i n d r i c h t u n g : SSO. (1271/~ ~ Z u g r i e h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 1 0 - 3 0 m. Windst~rke: 5,3 m p~ Sek. Beobachtete Geschwindigkeit beim Durch-

fliegen yon 500 m: 39 Sek. Ermittelter Wert fiir I Sek.: 12,8 mp. Sek. Eigengeschwindigkeit: 16,55 m p. Sek.

FUr die Dohle folgende E i g e n geschwindigkeiten : 15,0; 19,65 und 16,55 m -- Durchschnitt 17,1 m p. Sek.

pro Minute: 1,026 km. pro Stunde: 61,560 kin.

f l i e

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 661

IV. star. (Bturnus vu~garis.) 9.8. O k t o b e r 1908, v o r m i l ~ t a g s 7 ,30 - -8 ,45 Uhr .

B e w 51 k u n g: hell, Sonnensehein; sehSner Tag. Temperatur: friih 7 Uhr: 2,4~ nachm. 2 Uhr: 7,69C. Windrichtung: SSO. (1271/$o.) Zugrichtung: NNO.--SSW. ZughShe: 10--20 m. Windst~rke: 5,3 m p. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durch-

fliegen yon 500 m: 32; 27 Sek.---Durchsehnitt 29,5 Sek. Ermittelter Wert far 1 Sek.: 16,9 m p. Sek. Eigengeschwindigkeit: 20,6 mp. Sek.

pro Minute: 1,236 kin. pro Stunde: 74,160 kin.

Die Stare geben sehr gute Resultate, weil sie so schSn gleichm~irsig und geradlinig fliegen; in kleineren oder grSfseren d i c h t g e d r R n g t e n Trupps. Zum Versuche wurden der Ge- nauigkeit halber die kleinsten gew~ihlt. Sie erreichen yon den in der vorliegenden Untersuchung aufgefiihrten Vogelarten die grS~ste Geschwindigkeit, was schon ~iufserlich bei der Beobachtung sofort in Erscheinung tritt. Bei den Staren kann man yon einem fSrmlichen Dahinsausen reden. Von den ziehenden Kr~ihen, Dohlen und KleinvSgeln hSrt man wenig Ger~iusch, wRhrend ein in roller Fahrt befindlicher Starflug ein starkes Brausen und Schwirren verursacht.

Nun ist es mir schon aufgefallen, dafs die yon fliegenden VSgeln ausgehenden Gerttusche zu verschiedenen Jahreszeiten verschieden sind, stRrker oder schwRcher. Ich habe aber nieht welter dariiber nachgedacht. Bei meinem Aufenthalte jetzt in Helgoland bin ich aufgeklRrt worden: Ist der Vogel schSn fett, dann braust er, magere VSgel fliegen stumm. Das ist allgemeine Ansicht auf jener Insel. Der richtige Helgoliinder hSrt's schon am Fluge, ob's den Braten lohnt oder nicht. Sicherlich liegt da irgend eine Wahrheit zugrunde, und man sieht, was es draufsen in der Natur am lebenden Vogel noch alles zu beobachten und festzustellen gibt.

V. Sperber. (Accip~ter nisus.) I) 26. Oktober 1908, nachmittags I--1,45 Uhr.

BewOIkung: hell, Sonnenschein. Temperatur: Nachm. 2 Uhr: 6,90 C. Windrichtung: OSO. (871/zo). Zugrichtung: NNO.--SSW. ZughShe: ca. 50 m. Windst~irke: 5,8 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeit

fliegen yon 500 m: 55 Sek. Journ. f. Ore. LVIII. Jalrrg. Juli 1910.

b e i m D u r c h -

43

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662 J. Thienemann:

E r m i t t e l t e r W e r t ftir 1 Sek.: 9,1 m. p. Sek. E i n g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 10,6 m p. Sek.

2) 30. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7,30--9,45 Uhr. BewSlkung : bedeckt, feuchte aber klare Luft, es droht

Regen. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,40 C. machm. 2 Uhr: 8,50 C. W i n d r i c h t u n g : NNW. (80~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Windst~irke: 6,4 m. p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n y o n 500 m: 40 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t fiir 1 Sek.: 12,5 m p . Sek. E i g e n g s c h w i n d i g k e i t : 10,55 m p. Sek.

3) 28. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9,15--10,15 Uhr. Bewiilkung: zun~ichst bedeckt dann heller; auch Sonnen-

schein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 8,60 C. nachm. 2 Uhr: 11,10 C. W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Winds tRrke : 5,5 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n yon 500 m: 52 Sek. E r m i t t e l t e r Wer t ftir 1 Sek.: 9,6 m p. Sek. E i g e n g e s e h w i n d i g k e i t : 12~75 m p. Sek.

4) 30. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 8--9 Uhr. Bewii lkung: heller Tag, meist Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,00 C. nachm. 2 Uhr: 11,70 C. W i n d r i c h t u n g : SSO. (1271/2o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. W i n d s t ~ r k e : 5,1 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n yon 500 m: 60 Sek. E r m i t t e l t e r Wer t fiir 1 Sek.: 8,3 m p . 8ek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 12,1 m p . Sek. F o l g e n d e E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t e n fiir S p e r b e r :

10,6; 10,55; 12,75 und 12,1 m p. Sek. - - Durchschnitt 11,5 m. Ftir die Minute : 690 m.

Ohne Zweifel 'wlid S tunde : 41,4 kin. "' die geringe Geschwindigkeit dieses kleinen gewandten RRubers iiberraschen. Ich bemerke aber nochmals ausdrticklich, dafs sich die vorliegenden Untersuchungen nut auf den Zugflug erstreeken. Und wie fliegt der Sperber? Recht gem~ichlich, ich mSchte sagen fast schwerfiillig; hie etwa sausend, wie dann, wenn's hinter einer Meise hergeht. Einen $perber aus einer in der Zugstrafse gelegenen Deckung aus der Luft herabzuschiefsen ist Kinderspiel. Dabei hat der Sperber die Gewohnheit, ziemlich ungleichm~sig zu fliegen. Jetzt mit rasch

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IX. Jahrosbeficht der Vogolwarte Rossit~en. 668

aufeinander folgenden Fliigelschl~gen wenig fSrdernd, dann plStzlich ohne Fliigelschlag ein Stack vorwRrts schiefsend. Und solche Flugart gehSrt nicht etwa unter die AusnahmefRlle, sondern wie ich schon 5fter in den Jahresberichten bemerkt habe, fiihrt zu- weilen im Herbst vier Wochen lang eine Sperberzugkette tagtRglich die Nehrung entlang, und die einzelnen Exemplare fliegen alle in gleicher, Weise; das ist normaler Zug. Die Zugh5he schwankt ziemlich; etwa von 10--60 m. Zu den Versuchen wurden natiir- lich recht giinstig fliegende Stiicke ausgew~hlt.

VI. Wande r f a lke . (Falco peregrinus.) 28. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9,15--10,15 Uhr. BewSlkung : zun~iehst bedeckt, dann heller; auch Sonnen-

sehein. T e m p e r a t u r : Irfih 7 Uhr: 8,60 C. nachm. 2 Uhr: 11,10 C. W i n d r i e h t u n g : SO. (l12t/~~ Z u g r i c h t u n g : bTNO.--SSW. W i n d s t R r k e : 5,5 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h f l i e g e n

y o n 500 m: 37 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t ftir 1 Sek.: 13,5 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 16,45 m p. Sek.

Ffir d ie M i n u t e 987 m. ,, ,, S t u n d e : 59,22 kin.

Was vorhin yore Sperber gesagt worden ist, gilt in noch erhShtem Mafse yore Wanderfalken, dem KSnige unter unsern Fliegern. Der soll weniger schnell vorw~rts kommen, als der Star? Ja. Ich sehe den Wanderfalken nie anders z i e h e n - und ich babe hier in ,,Ulmenhorst" oft Gelegenheit, den stolzen Vogel t~iglich, zuweilen in mehreren Exemplaren auf der Wanderung zu beobachten - - als mit unruhigen, schnell auf- einanderfolgenden Fltigelschlagen vorw~irts strebend. Verfolgt man so einen Vogel so welt die hugen reichen, eine Ubung die zur Schulung des Blickes nicht warm genug empfohlen werden kann, so wfirde man dieses in der Ferne flatternd erscheinende Tier gewifs nicht ffir einen Wanderfalken halten, wenn man ihn nicht eben am schSnen leuchtenden Bartstreifen sicher bestimmt h~tte.

Ganz anders wird das Bild, wenn's einmal einem solchen R~uber einfitllt (was abet verh~ltnism~ifsig selten vorkommt), wahrend der Reise auf eine Dohle oder Wildtaube Jagd zu machen. O, wie da der Flfigelbug eingeknickt wird, und wie der Vogel einem abgeschossenen Pfeile gleich vorw~rts sehnellt. Da bleibts nicht bei 16 Metern in der Sekunde; - - und doch sieht man diesen Falken verh~iltnismiifsig oft fehl stofsen; ob mit hbsicht oder unbeabsichtigt mag dahin gestellt bleiben. Der ,,hie fehlende" Stofs des Wanderfalken existiert nur in ausgeschmfickten Er- ziihlungen fiber Beizjagd und Ritterfr~uleins; er ist das Gegen.

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stiick zu der ,,nie fehlenden" ,,treuen" Biichse in den J~ger- zeitungen.

VIL H e r i n g s m S w e . (Larus /uscus.) 1) 30. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7,30--9,45 Uhr.

Bewi i l kung : bedeckt, feuchte aber klare Luft; es droht Regen.

T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,4~ nachm. 2 Uhr: 8,50 C. W i n d r i c h t u n g : NNW. (800). Z u g r i c h t u n g : N0.--SW. W i n d s t ~ r k e : 6,4 m p. Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t be im D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 38 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f t i r I Sek.: 13,2 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13,65 m p . Sek.

2) 26. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 11--12 Uhr. Bewi i lkung: haib bedeckt, zuweilen Sonnenschein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 8,0o C. nachm. 2 Uhr: 10,6o C. W i n d r i c h t u n g : WSW. (155o). Z u g r i c h t u n g : NO.--SW. W i n d s t i i r k e : 4,1 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t be im D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 54 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t fiir 1 Sek.: 9,2 m p. Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 14: m p. Sek. Ftir die HeringsmSwen folgende Eigengeschwindigkeiten:

13,65 und 14 m --- Durchschnitt 13,8 m p. Sek. Fiir die M i n u t e : 828 m.

,, ,, S t u n d e : 49,680 kin. Die ermittelten Geschwindigkeiten gelten ftir den Flug, wie

er den Miiwen eigen ist, wenn sie am Seestrande entlang ziehen. Diese Ziige gehen, wie die Ringversuche gezeigt haben, mit grofser Regelm~fsigkeit vor sich.

VIII . ~ a n t e l m S w e . (Larus marinus.) 30. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7 , 3 0 - - 9 , 4 5 Uhr. B e w iil k u n g: bedeckt, feuchte aber klare Luft; es droh t Regen. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 9,4 o C., nachm. 2 Uhr: 8,5 o C. W i n d r i c h t u n g : NNW. (800). Z u g r i c h t u n g : NO.--SW. Winds t~ i rke : 6,4 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t be im D u r c h f l i e g e n

yon 500 m: 37 Sek. E r m i t t e l t e r Weft fiir 1 Sek.: 13,5 m p. Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 13,9 m p . Sek.

Fiir die Minu te : 834 m. . ,, S tunde : 50,040 kin.

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IX. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 665

Die Geschwindigkeiten sind genau dieselben wie bei der Nebelkr~he.

IX. F inken . ~)

1) 11. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 8 , 1 5 - - 9 , 3 0 Uhr. B ew 51kung: hell, Sonnenschein. Temperatur: frOh 7 Uhr: 9,4 o C., nachm. 2 Uhr: 15,6 ~ C. Windrichtung: SSW. (1721/~o). Wind also fast steil

yon vorn. Zugrichtung: NNO.--SSW. Windst~rke: 4,4 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durch-

fliegen yon 500 m: 47; 50; 50 Sek.--- Durchnitt: 49 Sek. Ermittelter Wert for I Sek.: 10,2 mp. Sek. Eigengeschwindigkeit: 14~55 mp. Sek.

2).25. Oktober 1908, vormittags 8,45--10 Uhr. BewSlkung: hell, Sonnenschein. Temperatur: frfih 7 Uhr: 2,10 C., nachm. 2 Uhr: 7,10 C. Windrichtung: Der Wind wechselt. Um 8,45 Uhr: OSO.

(etwa 771/~o), um 10 Uhr: SO. (etwa I121/2~ (ira Mittel: 95o). Zugrichtung: NNO.--SSW. Windst~rke: 7,7--8,5 m, im Mittel: 8,1 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durchfliegen

yon 500 m: 43; 41; 45, 39 Sek. -- Durchschnitt: 42 Sek. Ermittelter Wert ffir i Sek.: 11,9 m p. Sek. Eigengeschwindigkeit: 14,9 mp. Sek.

3) 28. Oktober 1908, vormittags 7,30--8,45 Uhr. Bew01kung. hell, Sonnenschein, sch0ner Tag. Temperatur: frfih 7 Uhr: 2,40 C., nachm. 2 Uhr: 7,60 C. Windrichtung: SSO. (1271/so). Zugrichtung: NNO.--SSW. Windst~irke: 5,3 m. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durch-

fliegen yon 500 m: 47;48;48;49;48 Sek.--- Durchschnitt: 48 Sek.

E r m i t t e l t e r W e r t ffir 1 Sek . : 10,4 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 14,25 m p. Sek.

4) 28. O k t o b e r 1 9 0 9 , v o r m i t t a g s 9 , 1 5 - - 1 0 , 1 5 Uhr . B e w S l k u n g : zun~chst bedeckt, dann heUer, auch Sonnen-

schein.

1) Anm.: Mit der Bezeichnung ,Finken" sind die Kleinvogelfltlge gemeint~ die sich arts B u c h fi nke n (_Fringilla coelebs) (vorwiegend) und Bergfinken (Fr. monti/~ngilla) zusammensetzen. Ihre ZughShe schwankt zwischen etwa 10--40 m. Zum Versuche wurden die kleinsten Flllge herangezogen. Das Eintreffen der Spitze dee Fluges am Ziel wurde markiert.

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666 J. Thienemann:

T e m p e r a t u r : frith 7 Uhr: 8,60 C., nachm. 2 Uhr: 11,1o C. W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~o). Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. W i n d s t R r k e : 5,5 m p_Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t be im D u r c h -

i l i e g e n yon 500 m: 38 Sek. E r m i t t e l t e r Wert fiir 1 Sek.: 13,2 m p . 8ek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 16,15 m p . Sek.

5) 29. O k t o b e r 1909 , v o r m i t t a g s 9 - - 1 0 , 1 5 Uhr. B e w ~ 1 k u n g: hell, Sonuenschein; schSner Tag. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 7,30 C., nachm. 2 Uhr: 11,3o C. Windrichtung: 880. (1271/~o). Zugrichtung: NNO.--SSW. Windst~rke: 6,6 mp. Sek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durch-

fliegen yon 500 m: 48; 48; 48 8ek.--- Durchschnitt: 48 Sek.

Ermittelter Wert ffir 1 8ek.: 10,4 m p. 8ek. Eigengeschwindigkeit: 15,3 mp. 8ek.

6) 30. Oktober 1909, vormittags 8--9 Uhr. BewSlkung: heller Tag; meist 8onnenschein. Temperatur: frith 7 Uhr: 9,0~ nachm. 2 Uhr: II,7oC. Windrichtung: 880. (1271/2~ Zugrichtung: NNO.--SSW. Windst~irke: 5,1 mp. 8ek. Beobachtete Geschwindigkeiten beim Durchfliegen

yon 500 m: 52; 58 Sek. -- Durchschnitt 55 Sek. Ermittelter Wert ffir 1 8ek.: 9,1 m p. 8ek. Eigengeschwindigkeit: 1278 m p. 8ek. Folgende Eigengeschwindigkeiten ffir Finken liegen vor:

14,55, 140, 14,25, 16,15, 15,3 und 12,8 m --- Durchschnitt: 14,6 m p. 8ek.

Fitr die Minute: 876 m. ,, ,, Btunde: 52,560 kin.

X. Zeis ige. 1)

28. O k t o b e r 1908, v o r m i t t a g s 7 ,30--8 ,45 Uhr. B ew ~I kung : hell, Sonnenschein; sch~ner Tag. T e m p e r a t u r : frith 7 Uhr: 2,4~ nachm. 2 Uhr: 7,6~ Windrichtung: 880. (1271],~ Zugri chtung: NNO.--SSW. WindstRrke: 5,3 m. p. 8ek.

1) Erlenzeisige (C'~/somi~r~ spin~s) oder Birkenzeisige (Aca~. this Zinaria). ZughOhe ebenso wie bei den Finken.

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IX. Jahresbericht der Yogelwarte Rossitten. 667

B e o b a e h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t e n b e i m D u r c h - f l i e g e n yon 500 m: 34; 43; 48 Sek.--= D u r c h s c h n i t t 42,7 Sek.

E r m i t t e l t e r W e r t fiir 1 Sek. : 11,7 m p. Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 15~5 m p . SeL

FUr die M i n u t e : 930 m. ,, ,, S t u n d e : 55,800 kin.

XI. KreuzschnabeL (Loxia curvirostra.)

1) 28. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9 , 1 5 - - 1 0 , 1 5 Uhr . B e w 5 t k u n g: zuniichst bedeckt, dann heller; auch Sonnen-

schein. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 8,6~ nachm. 2 Uhr: l l , l~ W i n d r i c h t u n g : SO. (1121/~~ Z u g r i c h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 30--40 m. W i n d s t ~ r k e : 5,5 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n yon 500 m: 37 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f i i r 1 Sek. : 13,5 m p . Sek. E i g e n g e s e h w i n d i g k e i t : 16,45 m p. Sek.

'2) 29. O k t o b e r 1909, v o r m i t t a g s 9 - -10 ,15 Uhr . B e w S l k u n g : hell, Sonnenschein; schSner Tag. T e m p e r a t u r : friih 7 Uhr: 7,3~ nachm. 2 Uhr: 11,3~ W i n d r i e h t u n g : SSO. (1271/~~ Z u g r i e h t u n g : NNO.--SSW. Z u g h S h e : 30--40 m. W i n d s t ~ i r k e : 6,6 m p . Sek. B e o b a c h t e t e G e s c h w i n d i g k e i t b e i m D u r c h -

f l i e g e n y o n 500 m: 42 Sek. E r m i t t e l t e r W e r t f a r 1 Sek. : 11,9 m p . Sek. E i g e n g e s c h w i n d i g k e i t : 16~75 m p. Sek. Folgende Eigengeschwindigkeiten ffir Kreuzschniibel: 16,45 m

und 16,75 m - - Durchschnitt 1696 m pr. Sek. Filr die M i n u t e : 996 m.

,, ,, S t u n d e : 59,760 kin. Gelegentlich der grofsen Kreuzschnabelinvasion yore Jahre

1909 fand auf der Kurischen Nehrung und spezieli bei ,,Ulmen- horst" ein regelrechter Zug dieser u start. In kleinen Trupps, zuweilen in ganz betr~chtlicher I=lShe yon 4--500 m wanderten die Kreuzschniibel, ihre Lockrufe best~indig ausstofsend, fast t~iglich nach Siiden. An solchen Ztigen sind die Schnelligkeits- versuche angestellt worden. Natiirlich wurden nur miiglichst niedrig fliegende VSgel gew~hlt.

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668 J. Thienemann:

Im folgenden sollen die gewonnenen Resultate in einer Tabelle zusammengestellt werden. Z u s a m m e n f a s s e n d und e r 1 ~i u t e r n d ist dazu zu bemerken:

1) Der Gr6fse tier Durchsehnitts-E i g e n geschwindigkeit naeh ergeben die untersuchten Vogelarten folgende Reihenfolge:

1. Star mit . . . . . . . . . 20,6 m . p . Sek. 2. Dohle mit . . . . . . . . 17,1 ,, ,, ,, 3. Kreuzschnabel mit . . . . . 16,6 ,, ,, ,, 4. Wanderfalke mit . . . . . . 16,45 ,, ,, ,, 5. Zeisige mit . . . . . . . . 15,5 ,, ,, ,, 6. Finken mit . . . . . . . . 14,6 ,, ,, ,, 7. Saatkr~ihe mit . . . . . . . 14,5 ,, ,, ,,

8. und 9. Nebelkr~he und Mantelm6we mit 13,9 ,, ,, ,, 10. HeringsmSwe mit . . . . . 1 3 , 8 ,, , , ,, 11. Sperber mit . . . . . . . 11,5 ,, ,, ,,

2) Die Eigengeschwindigkeiten sind innerhalb ein und derselben Spezies nicht immer gleich. Die gleiehgearteten VSgel ziehen also zu versehiedenen Zeiten verschieden schnell. In der NebelkrRhen-Serie z. B. sind die Extreme: 16,85 und anderer- seits 10,6 m. p. S., mit einer Differenz also yon 6,25 m; in der Finkenserie 16,15 und 19.,8 m, mit einer Differenz 3,35 m. Eine Eigengesehwindigkeit yon 13--14 Metern bei 4 Fliigelsehlttgen pro Sekunde seheint den NebelkrRhen am gelaufigsten und be- quemsten zu sein. Die zunehmende StRrke des Windes, aueh wenn er nieht gtinstig ist, also mehr odor weniger yon vorn kommt, seheint die Eigengesehwindigkeit giinstig zu beeinflussen. Die ziehenden Vi~gel seheinen also bei starkem Winde ihr Vorw~trts- kommen besehleunigen zu wollen.

3) Bei den verzeiehneten 41 einzelnenVersuehen ist derWinkel 33 real t i b e r 90 o, der Wind weht also mehr odor weniger yon vorn, und nut 8 real u n t o t 900 bei mehr odor weniger steilem Naekenwind, woraus ersiehtlieh, dafs die Zugv~gel den Gegenwind durehaus nieht seheuen. Die gri~fste Windstarkte bei den Fttllen t i be r 900 ist 8,1 m p . Sek., bei den F~tllen u n t o r 900 10,4: m p. Sek.

Dabei ist allerdings zu bertieksiehtigen, dafs Gegenwind die wandernden VSgel stets aus der H~he herabzieht und damit gtinstige Bedingungen zum Anstellen yon Sehnelligkeitsversuehen sehafft.

4) Die Regel, dafs Gegenwind die Ortsbewegung der fliegenden V6gel verlangsamt, kann dahin erg~nzt werden, das es gleieh- giltig ist, ob der Wind d i r e k t yon vorn, odor mehr yon der Seite kommt. Wenn er im zweiten Falle st~trker ist als im ersten, so ist die hemmende Wirkung dieselbe. Der Vogel mufs bei Seitenwind immer den Abtrieb ausgleiehen. (of. in der Tabelle die ersten beiden Krahenversuche.)

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 669

Am Schlufs de r Tabelle sind einige andere Geschwindig- keiten angegeben worden, die vergleiche mit den ermittelten Geschwindigkeiten der ZugvSgel zulassen. Dazu sol1 noch be- merkt werden, dafs sich in einer der letzten Nummern des , ,Schlefswesens , Nr. 22 11. Band, Beilage zu Nr. 41, Band 54 der ,,Deutschen J~gerzeitung", Neudamm eine mit , ,O. M." unterzeichnete Notiz findet: ,,Bewegungsgeschwindigkeit des Wildes". Dort wird gesagt, das solche Messungen bereits in den achtziger Jahren in England ausgefiihrt und in The Field verSffentlicht worden sind. Dazu wurden Rebhfihner und Fasanen wie bei Treibjagden aufgescheucht und gezwungen, fiber eine genau abgemessene Strecke zu fliegen, wobei die Flugzeiten festgestellt werden konnten. Dabei erreichten Rebhiihner 12--15 ms, Fasanen sogar 17--18 ms. Nach einer ebenda stehenden anderen Mitteilung, die auf Messungen eines deutschen JKgers beruht, sollen Rebhiihner in einer Sekunde 10--16 m, die Stockente 10--17 m, der Birk- hahn 12--18 m, der Fasan 15--20 m und die Wildtaube 16--22 m zuriicklegen. Leider geht aus den Angaben nicht hervor, ob sich's um E ig e n geschwindigkeiten handelt, ob also Windst~trke und Wind- richtung bei den Berechnungen mit in Betracht gezogen worden sind, denn nur solche Untersuchungen haben wissenschaftliehen Wert. Ich wollte es aber nicht unterlassen, die angegebenen Werte vergleichungshalber zu bringen.

Die Schnelligkeitsversuche sollen auf der Vogelwarte Ros- sitten fortgesetzt werden. Vielleicht geben sie Veranlassung zur Nachahmung und Nachprfifung, sodafs die nach der Richtung hin noch bestehende Lticke in der ornithologischen Forschung nach und nach ausgeftillt wird.

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670 J. Thienemann:

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Page 141: IX. Jahresbericht (1909) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft

IX. ~ahresbericht der Vogelwar~e Eossit~eu. 671.

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 673

Verze iohn i s de r in den J a h r e n 1908 u n d 1909 ftir die S a m m l u n g p r ~ p a r l e r t e n V6geL

a) aufgestellte Wgel. 1 Uria troiZle. Trottellumme. Cranz. 1 Uria grylle. Gryllteist o ~. Rossitten. 1 Colymbus cristatus. Haubensteifsfufs Q. Rossitten. 2 Colymbus grisegena. Rothalssteifsfufs o ~ juv., Q. Rossitten. 1 Stercorarius parasiticus. Schmarotzerraubm6we ~ ad.

Rossitten. 1 Larus glaucus. EismSwe 9 Varietiit. Rossitten. 3 Larus argentatus. SilbermSwen juv. mit Fufsringen.

Nr. 2351. Nr. 2560. Nr. 2480.

5 Larus ridibundus. LachmSwen mit Fufsringen. 2 Larus minutus. Zwergmiiwe Q, juv. Rossitten. 1 Sterna minuta. Zwergseeschwalbe o ~ juv. Pillkoppen. 1 Hydrochelidon nigra. Trauerseeschwalbe o ~ juv. Pillkoppen. 1 Somateria mollissima. Eiderente Q. Rossitten. 10idemia /usca. Samtente o ~. Rossitten. 1 Nyroca /uligula. Reiherente o ~. Rossitten. 1 -Nyroca clangula. Schellente Q. 2 Anas boschas. Stockente o ~ Q. Pillkoppen. 1 Anas erecca. Krickente o ~. Rossitten. 2 Anser /abalis. Saatgans o ~ Q. Rossitten. 1 Anser erythropus. Zwerggans. hUenstein. 1 Branta leucopsis. Nonnengans Q. Pillkoppen. 1 Cygnus atratus. Trauerschwan Q juv. Frisches Haft. 1 Cygnus bewicki. Zwergschwan. Nidden. I Charadrius apricarius. Europ~ischer Goldregenpfeifer o ~.

Rossitten. 1 Chradrius hiaticula. Sandregenpfeifer Q mit Eiern.

Pillkoppen. 1 Charadrius alexandrinus. Seeregenpfeifer o ~. Pillkoppen. 2 Vanellus vanellus. Kiebitz o ~ Q. Rossitten. 1 Calidris arenaria. Sanderling Q. Ulmenhorst. 3 Tringa alpina, hlpenstrandliiufer o ~ o ~ Q. 1 mit Ring

Nr. 911. Rossitten. 1 Trina temmincki: Grauer Zwergstrandl~iufer ~ . Rossitten. 1 Tringoides hypoleucos. Flufsuferliiufer o ~. Rossitten. 1 Totanus totanus. Rotschenkel o ~. Pillkoppen. 2 Totanus/uscus. Dunkler Wasserliiufer ~ (Y. Rossitten. 1 Limosa lapponica. Pfuhlschnepfe o ~. Ulmenhorst. 1 Numenius phaeopus. Regenbrachvogel ~ . Ulmenhorst. 1 Scolopax rusticola. Waldschnepfe ~ . Rossitten. 1 Eyrrhaptes paradoxus. Steppenhuhn ~ .

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674 J. Thienemann:

2 Cicon~ ciconia. Weirser Storch juv. Losgehnen. Rhodesia- Sildafrika Ring Nr. 163.

1 Accipiter nisus. Sperber 0 ~ juv. Pillkoppen. 2 Buteo buteo. MEusebussard ~ . Rossitten und Pillkoppen. 1 ~uteo Zimmermannae. Falkenbussard 0 ~. Rossiten. 1 Archibuteo lagopus. Rauhfursbussard 0 ~. Rossitten. 1 Pandion haliaetus. Fischad]er 0 ~. Perwelk. 2 Cerchf~eis merilla. Merlinfalk 0 ~ ad. Q juv. Rossitten. 1 ~ubo bubo. Uhu o ~. Preil, Kurische Nehrung. 1 S t r i x flammea. Schleiereule Q. Rossitten. 2 Dendrocopus major. Grofser Buntspecht 0 ~ ad. 0 ~ juv.

Rossitten. 1 _Picus viridis. Griinspecht Q. Stampelken. 1 Ddichon urbiea. Mehlschwalbe 0 ~ mit Ring Nr. 711 und

Nest. Rossitten. 1 Delichon urbica. Mehlschwalbe 9 weirse Variet~t. Ulmen-

horst. 1 Muscicapa atricapilla. Trauerfliegenschniipper o ~. Rossitten. 2 Corvus cornix. Nebelkr~he mit Ring

Nr. 1704. Nr. 503.

1 Fringilla coelebs. Buchfink o ~ juv. gelbe Variet~t. Rossitten. 1 Chrysomitris spinus. Erlenzeisig o ~. Ulmenhorst. 1 ~%rinus hortulanus. Girlitz o ~. Rossitten. 3 Loxia curvirostra. Fichtenkreuzschnabel o ~ ad. @ juv.

Rossitten. 2 Passerina nivalis. Schneeammer o~0 ~. Rossitten. 4 Aegithalus caudatus. Schwanzmeise r Ulmenhorst.

82 VSgel.

b) V6gelb';ilge. 1 Urinator areticus. Polartaucher Q. Rossitten. 3 Stereorarius parasiticus. SchmarotzerraubmSwe ~ QQ.

Rossitten. 1 Larus marinus. Mantelm6we. Rossitten. 2 Larus canus. SturmmSwe ~ l?. Rossitten, Ulmenhorst. 1 Larus ridibundus. LachmSwe Q. Rossitten. 4 Larus minutus. ZwergmSwe o~0 ~ QQ. Rossitten. 2 Eterna hirundo. Flursseeschwalbe 0~o ~. Rossitten, KSnigs-

berger Seekanal. 2 ~terna r, dnut~. Zwergseeschwalbe o~o ~. KSnigsberger See-

kanal, Pillkoppen. 10idemia [usca. Samtente o ~. Rossitten. I ~yroea [erina. Tafelente 0 ~. Rossitten. 1 _TVyroca hyemaZis. Eisente Q. Rossitten. 4 Tringa alpina. Alpenstrandl~ufer o~0 ~ QQ. Rossitten. 2 Totanus pugnax., Kampfl~ufer r Rossitten, KSnigsberger

Seekanal,

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IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten. 675

1 Totanus fuscus. Dunkler Wasserltiufer Q. Rossitten. 1 Totanus littoreus. Heller Wasserliiufer ? Rossitten. 1 Totanus ochropus. Waldwasserl~iufer Q. Rossitten. 1 Totanus gla~:eola. Bruchwasserliiufer Q. Rossitten. 1 Limosa lapponica. Pfuhlschnepfe ~ . Ulmenhorst. 1 ~umenius arquatus. Gros Brachvogel Q. Ulmenhorst. 3 8colopax rusticoia. Waldschnepfe o ~ c2Q. Ulmenhorst. 1 Crex crexo WachtelkSnig G (. Ulmenhorst. 10rtygometra porttana. Tfipfelsumpfhuhn Q. Nidden. 1 Columba oenas. Hohltaube oL Rossitten. 3 Perdix perdix. Rebhuhn ~c~O ~ Rossitten. 1 Lophorlyx cali[ornicus. Schopfwachtel o ~. Dtiren-Rheinland

mit Zeichen versehen. 2 Astur palumbarius. Htihnerhabicht 0 ~ juv. Rossitten,

Landsberg Ostpr. 5 Astur nisus. Sperber o~o~c~d '. Pillkopen, Ulmenhorst. 4 t~uteo buteo. Mtiusebussard 0 ~ QQQ. Rossitten, Ulmenhorst. 1 Falco peregrinus. Wanderfalk Q. Ulmenhorst. 1 Cerchneis merilla. Merlinfalk 0 ~. Ulmenhorst. 1 Cerchneis vespertinus. Rotfufsfalk 0 ~ juv. Ulmenhorst. 7 Aslo otus. Waldohreule o~o~(Y Q(~QQ. Rossitten, Pillkoppen,

Nidden, Ulmenhorst. 1 Asio accipitrinus. Sumpfohreule ? Ulmenhorst. I Syrnium aluco. Waldkauz 0 ~. Rossitten. 5 Dendrocopus major. Buntspecht ~0~0 ~ QQ. Ulmenhorst. I Coracias garrulus. Blaurake o ~. Ulmenhorst. 5 Apus apus. Mauersegler 0 ~ Q~)Q 1 ? Ulmenhorst. 1 ])dichon urbica. Mehlschwalbe 0 ~. Ulmenhorst. 2 Muscicapa grisola. Grauer Fliegenschn~ipper. Ulmenhorst. 2 Lanius excubitor. Raubwiirger 0 ~ Q. Rossitten, Werdoh]. 4 Corvus cornix. Nebelkr~ihe 0 ~ QQ. Rossitten, Ulmenhorst. 2 Corvus cornix, bTebelkr~he, KSpfe mit monstriisen Schn~ibeln. 2 Colaeus monedula. Dohle 0~0 ~. Ulmenhorst. 1 Pica pica. Elster Q. Thorn. I iVucifraga caryocatactes. Tannenheher Q. Rossitten. 6 Slurnus vulgaris. Star ~0~0 ~ Q~)Q. Ulmenhorst. 2 3~asser domesticus. Haussperling. Rossitten, Ulmenhorst. 4 _~ringilla coelebs. Buchfink ~ 0 ~ ~)Q_ Ulmenhorst. 2 Chrysomitris spinus. Erlenzeisig 0~(~. Ulmenhorst.

13 Loxia curvirostra. Fichtenkreuzschnn.bei 9 ~ 4Q. Ros- sitten, Ulmenhorst.

2 Emberiaa citrineUa. Goldammer QQ. Rossitten. 4 Anthus trivialis. Baumpieper 0 ~ 0 ~ Q. Ulmenhorst. 2 Anthus campestris. Brachpieper 0~0 ~. Kunzen. 1 Anthus obscurus. Strandpieper Q. ttelgoand. 2 .Budytes flavus. Kuhstelze Q(~. Ulmenhorst. 1 Alauda arvensis. Feldlerche o ~. Rossitten. 3 Certhia/amiliaris. Bauml~ufer 0 ~ 17 Ulmenhorst.

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676 J. Thienemann: IX. Jahresbericht der Vogelwarte Rossitten.

2 Farus major, Kohlmeise 0~0 ~. Ulmenhorst. 1 tJarus ater. Tannenmeise 0 ~. Ulmenhorst. 1 :Parus cristatus. Haubenmeise 0 ~. Rossitten. 2 Aegithalus caudatus. Schwanzmeise 0 ~ Q. Ulmenhorst. I TrogZodytes trogiodytes. ZaunkSnig O ~. Ulmenhorst. 1 Phylloscopus trochilus. Fitislaubsanger ~ . Ulmenhorst. 4 Turdusmusicus. Singdrossel o~o ~ QQ. Rossitten, Ulmenhorst. 3 Turdus iliacus. Weindrossel o~0 ~ Q. Rossitten, Ulmenhorst. 2 Turdus pilaris. Wachholderdrossel QQ. Rossitten. 1 Turdus merula. Amsel Q. Rossitten. 1 Sa~icola oenanthe. Steinschmiitzer c2. Rossitten. 1 t'ratincola rubetra. Braunkehliger Wieseuschmatzer Q.

Ulmenhorst. 1 Erithacus phoenieurus. Gartenrotschwanz o '(. Ulmenhorst.

153 VSgel.

Deutsche Ornithologisehe Gesellsehaft. Bericht fiber die M~rz-Sitzung 1910.

Verhaudelt, Berlin, Montag d. 7. Mitrz, abends 8 Uhr im Architekten-Vereinshause, Wilhelmstr. 92.

Anwesend die Herren Kracht , Jung , Koske, K. b i eunz ig , H a a s e , S c h n f c k e l ~ K . Kothe , F r e i h e r r Geyr v. S e h w e p p e n - b u r g , Krause~ v. T r e s k o w , O. N e u m a n n , Schalow, Reichenow, D e d i t i u s , He in ro th .

Als G/s die Herren A. Brehm, K. I-Iofmann und F r a u I:Ieinroth.

u Herr S chal o w, Schriftftthrer Herr He inro th. Anschliefsend an die Verlesung des Protokolles der Februar-

sitzung maeht Herr R e i c h e n o w die Mitteilung, dafs er sieh an den Direktor der Helgoliinder biologischen Station, Herrn Prof. He incke im Sinne des Herrn Weigo ld gewandt und er- fahren babe, dafs dort gerade Personalveranderungen vor sich gehen und Aussicht auf Einrichtung einer Vogelwarte ist.

Herr Hofmann halt hierauf unter Vorlegung zahlreicher yon ihm selbst an Ort und Stelle gesammelter ostafrikanischer Viigel einen langeren Vortrag, der anderweitig erscheinen wird.

Herr K. Kothe kam auf die yon ibm in der letzten Sitzung vorgelegten S t i eg l i t ze zurtick; er sprach fiber den hellen Schnabel und die hellen Beine. Der helle Schnabel soU, wie es auch einige Balge gut zeigten, im Frfihjahr "sich finden. Desgleichen halt Herr K. Ko the es ffir mSglich, dafs auch die Beine, die bei jungen und bei Gefangenschaftsviigeln stets hell sind, im Frfih- jahr hell gefarbt sind und zum I,ierbst mit dem Schnabel zugleich dunkler werden. Bei geniigendem Brutvogelmaterial ware diese