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Research Collection Doctoral Thesis Beiträge zur Wertbestimmung alkaloidhaltiger Arzneidrogen Author(s): Ruckstuhl, Otto Publication Date: 1944 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000267879 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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Research Collection

Doctoral Thesis

Beiträge zur Wertbestimmung alkaloidhaltiger Arzneidrogen

Author(s): Ruckstuhl, Otto

Publication Date: 1944

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000267879

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Beiträge zur Wertbestimmung

alkaloidhaltiger Arzneidrogen

Von der

Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich

zur Erlangung

der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften

genehmigte

PROMOTIONSARBEIT

vorgelegt von

OTTO RUCKSTUHL

dipl. Apotheker

aus Wil (St. Gallen)

Referent: Herr Prof. Dr. R. Eder

Korreferent: Herr Prof. Dr. H. Flück

19 4 4

City—Druck AG., Zürich

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Meinen lieben Eltern

in Dankbarkeit gewidmet

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Die vorliegende Promotionsarbeit wurde im Pharmazeutischen Insti¬

tut der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ausgeführt.Meinem verehrten Lehrer,

Herrn Prof. Dr. sc. nat. Dr. med. h. c. R. Eder,

auf dessen Anregung diese Arbeit ausgeführt wurde, möchte ich an dieser

Stelle für sein reges Interesse, das er meiner Arbeit entgegenbrachte,wie auch für die Förderung, die er ihr angedeihen ließ, und für sein

wohlwollendes Entgegenkommen meinen aufrichtigen Dank aussprechen.

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Inhaltsübersicht

Seite

Ueber die Bestimmung des Gehaltes an Gesamtalkaloid, Chinin, Hydrochininund Cinchonidin in der Chinarinde 1

A, Einleitung 1

B. Bestimmung der Gesamtalkaloide der Chinarinde 1

I. Uebersicht und Kritik der neueren Analysen-Vorschriften ....1

II. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung der Gesamtalkaloide der

Chinarinde 8

C. Bestimmung einzelner Alkaloide im Gemisch der Chinaalkaloide, bzw. in

der Chinarinde 10

I. Uebersicht über die wichtigsten Methoden 10

II. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung von Chinin, Hydrochininund Chinchonidin im Gesamtalkaloidgemisch der Chinarinde

....12

1. Besprechung der Tartratmethode zur Bestimmung der Summe von

Chinin + Hydrochinin + Cinchonidin und ihrer Varianten...

12

2. Löslichkeit des Chinintartrats in Seignettesalzlösung 13

3. Bestimmung der Summe von Chinin + Hydrochinin -f- Cinchonidin in

der Chinarinde nach einer titrimetrischen Variante der Tartratmethode 14

4. Ermittlung der Summe von Chinin + Hydrochinin in der Chinarinde

durch Methoxylbestimmung und des Cinchonidins durch Differenz¬

rechnung . 16

5. Hydrochininbestimmung in der Chinarinde nach einer titrimetrischen

Variante der Methode von Vetter 20

6. Vorschlag zur getrennten Bestimmung des Chinins, Hydrochinins und

Chinchonidins im der Chinarinde 21

D, Zusammenfassung 22

Ueber die Bestimmung der Gesamtalkaloide und von Hyoscyamin in Folium

Belladonnae 25

A. Uebersicht über die Inhaltsstoffe der Solanaceendrogen von Ph. Helv. V. .

25

I. Physiologisch hochwirkende Alkaloide 25

II. Flüchtige Pflanzenbasen 28

B. Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungsmethoden der Gesamt¬

alkaloide von Folium Belladonnae 29

I. Methoden, bei welchen die Droge nur einmal extrahiert wird...

29

II. Methoden, bei welchen die Droge erschöpfend extrahiert wird...

30

III. Kritik einiger Arzneibuchmethoden 31

C. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltesvon Folium Belladonnae 40

I. Variationen der Methode von Ph. Helv. V 41

II. Entfernung der flüchtigen Basen aus dem Alkaloidgemisch, bzw. aus der

Alkaloidlösung im organischen Lösungsmittel 44

III. Erschöpfende Drogenextraktion und ihre Bedeutung 46

IV. Ueberprüfung der Methoden von Codex Gall. 6, Ph. Belg. IV 1. Supple¬ment und F. Ital. VI 46

D. Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungsmethoden der einzelnen

Alkaloide Skopolamin, Hyoscyamin, Atropin in Solanaceendrogen ...48

E. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung von Hyoscyamin neben Atro¬

pin in skopolaminfreien Solanaceenblattdrogen 52

F. Zusammenfassung 55

VII

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Seite

Ueber die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide und Ekgoninester in

Folium Cocae 57

A. Uebersicht über die Koka-Alkaloide und deren Vorkommen 57

B. Vergleichende Besprechung und Kritik der bisherigen Bestimmungsmetho-den für Koka-Alkaloide 61

C. Eigene Untersuchungen 68

I. Beobachtungen mit der Methode von Ph. Helv. V zur Bestimmung der

ätherlöslichen Gesamtalkaloide und Abänderungsversuche .... 69

IL Beobachtungen bei Kontrollbestimmungen der an die Alkaloidbasen

gebundenen Säuren nach der Völkerbundsmethode und abgeändertenVerfahren

. /71

III. Vergleichende Zusammenstellung und Besprechung der von uns gewähl¬ten Versuchsbedingungen und der bei den verschiedenen Methoden

erhaltenen Resultate 75

D. Zusammenfassung 81

Ueber die Bestimmung des Strychnins neben Brucin und die Bestimmung des

Strychnins und der Gesamtalkaloide in Semen Strychni und Faba Ignatii . 85

A. Vorkommen und Uebersicht der Strychnos-Alkaloide 85

B. Uebersicht über die wichtigsten Bestimmungsmethoden der Alkaloide in

Semen Strychni 87

I. Bestimmung der Gesamtalkaloide 87

II. Bestimmung des Strychnins neben Brucin 91

1. Bestimmung des Strychnins als Ferrocyanidverbindung 91

2. Bestimmung des Strychnins nach der Oxydationsmethode .... 92

3. Bestimmung des Brucins auf Grund der Methoxylbestimmung ... 95

C. Eigene Untersuchungen 95

I. Bestimmung des Strychnins neben Brucin 95

1. Durch Fällung mit Kaliumferrocyanid 95

2. Durch Oxydation des Brucins mit Salpetersäure 99

3. Durch Oxydation des Brucins mit Wasserstoffsuperoxyd (Versuche) .103

IL Bestimmung des Gehaltes an Gesamtalkaloid und an Strychnin in Semen

Strchyni und Faba Ignatii 104

D. Zusammenfassung 107

Ueber die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide und des Akonitins in

Tuber Aconiti 109

A. Heutige Kenntnisse der Alkaloide von Aconitum Napellus 109

B. Uebersicht über die wichtigsten Wertbestimmungsmethoden für Tuber Aconiti 111

I. Chemische Methoden zur Bestimmung der ätherlöslichen Gesamtalkaloide 112

IL Biologische Wertbestimmung, unter Benützung der im alkoholischen Aus¬

zug enthaltenen Gesamtalkaloide 113

III. Physikalische und chemische Spezialmethoden zur Bestimmung des

Akonitins 116

C. Eigene Untersuchungen 119

I. Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltes 119

IL Bestimmung des Akonilins 121

1. Untersuchungen zur Methode von Baker und Jordan 121

2. Ueberprüfung der Methode von Bronkhorst 122

D. Zusammenfassung 130

VIII

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Ueber die Bestimmung des Gehaltes an Gesamtalkaloid,

Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin in der Chinarinde.

A. Einleitung.

Von den bis heute entdeckten 25 Alkaloiden der Chinarinde sind

therapeutisch am wichtigsten:Gehalt der Rinden

Chinin 0,5 — 13,5 fo1Chinidin — 4 %lCinchonin ] 8 ~. i

Cinchonidin /—

a /0

Hydrochinin 0,32 —0,85%2

Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht über Forderungen neuerer

Pharmakopoen. Sie zeigt, daß die Tendenz und das Bedürfnis besteht,nicht nur den Gehalt an Gesamtalkaloiden, sondern auch denjenigen an

einzelnen therapeutisch wichtigen Hauptalkaloiden der Chinarinde zu

bestimmen und zu normieren.

B. Bestimmung der Gesamtalkaloide der Chinarinde.

I. Uebersicht und Kritik der neueren Analysen-Vorschriften.

In dieser Uebersicht schließen wir die schon 1912 publizierte Be¬

stimmungsvorschrift nach Commelin3 ein, da diese Methode zur Wertbe¬

stimmung der Chinarinde heute als Handelsanalyse noch allgemein ver¬

wendet wird. Die Gesamtalkaloidbestiinmung geschieht nach folgendenPrinzipien:

1. Die Alkaloide werden aus dem Drogenpulver mit oder ohne Alkali¬

zusatz mit einem organischen Lösungsmittel (Weingeist, Chloroform,Aether-Chloroform oder Benzol) durch Mazeration oder Soxhletextraktion

1 Vgl. Fischl und Schloßberger, Hdb. d. Chemotherapie 1934, p. 151.2 Gefunden in Ledgeriana-Rinden von R. C. Vetter, Barell-Festschrift 1936, p. 554.3 J. W. Commelin, De Analyse van de Kinabast Mededeelingen Kina-Proefstation,

Nr. 1. Batavia (1912) ; réf. in Ulimann, Enzyklopädie der technischen Chemie, 2. Aufl.,Bd. III, p. 185 (1929).

1

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Arzneibuch

Nederl.Ph.V. .

D.A.B.6. . .

Ph. Belg. IV. .

Ph. Dan. VIII. .

Ph. Helv. V. .

Ph. Hung. IV. .

Svenska F.1925.

F. Espan. VIII.

F. Port. 1935. .

Codex Gall. 6. .

Suom. F. VI. .

F.Ital.VI . . .

Ergb. D.A.B.6 .

Stammpflanzen(C. = Cinchona)

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

oder eine Hybride

C. Calisaya Weddell

C. succirubra Pavon

C. officinalis L.

C. Calisaya Weddell

C. succirubra Pavon

C. succirubra Pavon

C. Calisaya Weddell

C. Ledgeriana Moens

C. succirubra Pavon

C. Calisaya Weddell

Der Berechnungdes Titrations¬

ergebnisses zu¬

grunde gelegtesMol.-Gew.*

309,2

Geforderter

Gesamtalkaloidgehalt

3-5 %

mind. 5 %, wovon

mind. 2 % Chinin

mind. 5 %, wovon

mind. 1,5 % Chinin

mind. 5 %

mind. 6 %

mind. 5 %

mind. 6 %

mind. 5 %

mind. 4,5 %

Brit. Ph. 1932.

C. Calisaya Weddell

C. Ledgeriana Moens

C. officinalis L.

C. succirubra Pavon

sowie Hybriden

gravimetrisch

U. S. P. XI C. Calisaya Weddellgravimetrisch

C. succirubra Pavon IC. Calisaya Weddell IC. Ledgeriana Moens I

oder eine Hybride )

C. officinalis L. 1

C. Calisaya Weddell JC. succirubra Pavon

und deren Varietäten

310

309,2

309,2

metrisch

309,1

309

309,2

309

7-9 %

mind. 6,5 %

mind. 6,5 %

mind. 6 %

Alkaloide, wovon

mind. 50 %

Chinin u. Cinchonidin

mind. 6 %

mind. 6,5 %

mind. 6 %

mind. 6 %

>n

gravimetrisch

gravimetrisch

gravimetrisch

309

309

309

gravimetrisch

* 309 ist das mittlere Molekulargewicht der wasserfreien Alkaloide Chinin (Mol.-Gew 324)

und Cinchonin (Mol.-Gew. 294).

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ausgezogen. Nach diesem Prinzip extrahieren Commelin, Nederl. Ph. V,Brit. Ph. 1932, F. Ital. VI, Ph. Hung. IV und Born'.

Die Handelsanalyse nach Commelin wird im Prinzip folgendermaßenausgeführt:

20 g Droge werden mit 6 g gelöschtem Kalk und 18 cm3 öprozentiger wäßrigerNatronlauge gemischt und im Soxhlet mit 150 cm3 Benzol während 2 Stunden derart

extrahiert, daß alle 5 Minuten ein Absog erfolgt. Das Benzol wird in Gegenwart von

10 cm3 n - HCl und 30 cm3 Wasser abdestilliert. Die saure Alkaloidlösung wird filtriert

und das Filter mit Wasser nachgewaschen. Hierauf wird der Gesamtalkaloidgehaltdurch Rücktitration des Säureüberschusses in der Wärme mit n - NaOH gegen Methyl¬rot bestimmt.

Nach Fuchs* genügt die in der Vorschrift angegebene Benzolmengeund Extraktionsdauer nicht, um die Alkaloide quantitativ zu extrahieren.

Aus einer Chinarinde, welche nach Ph. Helv. V bestimmt im Mittel 10,44 %Gesamtalkaloide ergab, waren nach 6stündiger Extraktion nur etwa 80 %,nach 8stündiger Extraktion erst 95 % der Alkaloide extrahiert, trotzdem

auch die Benzolmenge erhöht wurde.

Nederl. Ph. V mischt die Droge mit Kalziumhydroxyd und Ammoniak

und schüttelt die Alkaloide mit Chloroform aus. Das Chloroform wird ab¬

destilliert und der Alkaloidgehalt durch Titration bestimmt. Schlumpf er¬

hielt bei Succirubra-Rinde nach dieser Methode Werte von 9,71 % bis 9,96%,nach der von ihm ausgearbeiteten Bestimmungsmethode hingegen 10,55 bis

10,72 %. Die Bestimmungsvorschrift von Schlumpf ist identisch mit jenervon Ph. Helv. V mit dem Unterschied, daß Schlumpf 2,5 g, Ph. Helv. V hin¬

gegen 1,25 g Droge verwendet.

Brit. Ph. 1932 extrahiert die Droge im Soxhlet nach Zusatz von Blei¬

essig mit ammoniakhaltigem Weingeist. Die erhaltene Alkaloidlösung wird

in Gegenwart von Säure eingedampft, die saure Alkaloidlösung filtriert

und der Rückstand wiederholt mit verdünnter Säure ausgezogen. Die saure

Alkaloidlösung wird nach einem zeitraubenden Reinigungsverfahren mit

Ammoniak alkalisch gemacht und mit Chloroform ausgeschüttelt. Das

Lösungsmittel wird abdestilliert und der Rückstand gravimetrisch be¬

stimmt. Dieses Verfahren wurde von Seif und Corfield7 ausgearbeitet.Gstirner* erwähnt, daß die Methode wegen ihrer Umständlichkeit für den

Apotheker kaum in Betracht gezogen werden könne. Allport und Friend9

änderten die Vorschrift derart ab, daß die Droge zuerst mit angesäuer¬tem, dann mit Alkali versetztem Weingeist extrahiert wird. Das zeit¬

raubende Reinigungsverfahren von Brit. Ph. 1932 wird beibehalten. Mit

der so modifizierten Methode erhielten sie etwas höhere Werte als nach

Brit. Ph. 1932.

1 W. Born, Studien über einige Arzneizubereitungen der Ph. Helv. V aus Chinarinde,Diss. Bern ((1935).

5 D. Fuchs, Untersuchungen zur Herstellung von Chinatrockenextrakt, Diss. ETH.,Zürich (1941).

6 E. Schlumpf, Beiträge zur Wertbestimmung einiger Arzneidrogen, Diss. ETH.,Zürich (1927).

7 P.A.W. Seif und C.E. Corfield, Quart. J. Pharm. Pharmacol. 3, 410 (1930).8 F. Gstirner, Pharm. Ztg. 78, 706 (1933).9 N.L. Allport und D. Friend, Quart. J. Pharm. Pharmacol. 11, 450 (1938).

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F. Ital. VI extrahiert die Droge nach Zusatz von Kalziumhydroxyd in

der Wärme mit Weingeist am Rückflußkühler. Der Weingeist wird in

Gegenwart von Säure verdampft und die saure Alkaloidlösung mit Natron¬

lauge alkalisiert. Dann werden die Alkaloide mit Chloroform ausgeschüt¬telt. Der Rückstand wird bei 110 ° bis zum konstanten Gewicht getrocknetund gewogen. Wir erhielten beim Arbeiten nach dieser Methode bei

unserer Droge nach dem Verdampfen des Alkohols und Abkühlen der er¬

haltenen Lösung einen rotbraunen Niederschlag, der wahrscheinlich aus

Alkaloidgerbstoffverbindungen besteht. Die Titration des hellgelb gefärb¬ten Rückstandes ergab nur 7,48 % Alkaloide, während nach der Methode

von Ph. Helv. V bei der gleichen Droge 10,72 % gefunden wurden.

Ph. Hung. IV schüttelt die Droge mit Wasser und extrahiert die Alka¬

loide nach Zusatz von Lauge mit Aether-Chloroform.

Born1 extrahiert die Droge am Rückflußkühler auf dem siedenden

Wasserbad wiederholt mit Aether-Chloroform, filtriert jeweils und dampftnach Zusatz von Lauge auf einige Gramm ein. Die Alkaloide werden mit

einer Mischung von Aether-Chloroform ausgeschüttelt und titrimetrisch

bestimmt. Born fand nach seinem «vereinfachten Erschöpfungsverfahren»bis 15 % mehr Alkaloide als nach Ph. Helv. V. Nach den Untersuchungenvon Bucht und Feinstem10 werden nach diesem Verfahren keine höheren

Alkaloidwerte gefunden, und die Methode bietet keine Vorteile gegenüberPh. Helv. V.

2. Die Droge wird zur Ueberführung der Alkaloide in die Chlorhydratemit Salzsäure erwärmt; nach Zusatz eines Alkalisierungsmittels (in den

meisten Fällen Natronlauge, nur U. S. P. XI und F. Espan. VIII verwenden

Ammoniak) werden die Alkaloidbasen mit einem Gemisch von Aether-

Chloroform ausgeschüttelt. Nach eventueller Reinigung der extrahierten

Alkaloidbasen über die Chlorhydrate wird das Lösungsmittel abdestilliert

und der Alkaloidgehalt gravimetrisch oder in verdünnt weingeistigerLösung durch direkte Titration bestimmt. Nach diesem Prinzip ermitteln

die übrigen Arzneibuchvorschriften den Alkaloidgehalt der Droge.Nach Wojahn11 erfolgt bei Anwendung von Säure allein kein vollstän¬

diger Aufschluß der Alkaloid-Gerbstoff-Verbindungen; ein solcher wird

erst durch den nachfolgenden Alkaliüberschuß ermöglicht.Die Vorschrift von D. A. B. 6 zur Bestimmung der Chinarinde hat zu

wiederholter Kritik Veranlassung gegeben. Nach D. A. B. 6 werden 2 gRinde mit einer Mischung von 1 g Salzsäure (25 %) und 5 g Wasser wäh¬

rend 10 Minuten im Wasserbad erhitzt. Nach Zusatz von Aether-Chloro-l'orm wird mit 2,5 g Natronlauge (15 %) alkalisch gemacht, mit Tragantversetzt, ein aliquoter Teil der Aether-Chloroformlösung abgedampft und

der Rückstand mit 0,1 n - HCl titriert. Wojahn und Erdelmeier1- stellten

fest, daß der Abdampfungsrückstand oft sauer reagieren kann, wenn man

sich streng an die Vorschrift des D. A. B. 6 hält, so daß eine Titration

überhaupt nicht möglich ist. Als Fehlerquelle erwähnen sie den zu gerin¬gen Zusatz an Natronlauge, denn Chinasäure und Chinagerbsäure müssen

durch die zugesetzte Lauge auch gebunden werden. Nach Vogel und

10 J. Büchi und K. Feinstein, Pharm. Acta Helv. 11, 133 (1936).11 H. Wojahn, Dtsch. Apoth. Ztg. 54, 1224 (1939).12 H. Wojahn und K. Erdelmeier, Dtsch. Apoth. Ztg. 54, 226 (1939).

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Eubel13 sind die stark streuenden Werte des D.A.B. 6, verglichen mit denen

nach Ph.Helv.V, auf das Verteilungsverhältnis von Droge zu wäßriger Phase

und von Droge zu Chloroform-Aether-Phase zurückzuführen. Wir glauben,gestützt auf die Ergebnisse von Wojahn und Erdelmeier, eher sagen zu

dürfen, daß es nicht auf das Verhältnis von Droge zu flüssiger Phase all¬

gemein ankommt, sondern auf das Verhältnis von Droge zu wäßrigerPhase, das beim Erwärmen des Flascheninhaltes auf dem Wasserbad vor¬

handen ist. Bei D. A. B. 6 beträgt dieses Verhältnis 1 : 3, bei Ph. Helv. V

1 :13,6. Außer den erwähnten Faktoren übt nach den Untersuchungen von

Wojahn und Erdelmeier die Salzsäurekonzentration der wäßrigen Lösungbeim Erwärmen der Droge im Wasserbad auch einen Einfluß auf die

Resultate aus. Sie erhielten nach D. A. B. 6 6,84 %, nach Ph. Helv. V 7,76%Alkaloide. Erhöhten sie dagegen bei Ph. Helv. V die Salzsäuremenge (7 cm3

2 n - HCl = 2 cm3 25prozentige HCl) auf 3 oder 4 cm3 25prozentige HCl,so erhielten sie nur noch Alkaloidgehalte von 7,40, bzw. 7,35% statt 7,76%.Verlängerten sie bei D. A. B. 6 die Dauer des Erhitzens im Wasserbad

von 10 auf 30 Minuten, so erniedrigte sich der gefundene Alkaloidwert

von 6,84 auf 6,24 %. Wojahn und Erdelmeier erklären diese Alkaloidver-

luste folgendermaßen:Mit der Erhöhung der Mineralsäurekonzentration soll die Chinagerb¬

säure vollständiger in das schwerlösliche Chinarot oder Phlobaphen um¬

gesetzt werden. Dadurch soll das Diffundieren der Alkaloide aus der

Drogenzelle in das Lösungsmittel erschwert werden. Sie ersetzen in der

Vorschrift von Ph. Helv. V die Salzsäure durch die entsprechende MengeAmeisensäure, welche die Bildung von Chinarot verhindern soll. Wenn

diese Autoren bei der Vorschrift von Ph. Helv. V 2 oder 3 oder 4 cm3

Ameisensäure (25 %) statt Salzsäure verwendeten unter gleichzeitigerVerminderung des Wasserzusatzes, so daß die Droge insgesamt immer

mit 17 g wäßriger Lösung im Wasserbad erwärmt wurde, erhielten sie

Alkaloidwerte von 7,96 bis 7,98 %, nach Ph. Helv. V hingegen 7,76 %. Die

Erhöhung der Ameisensäurekonzentration hatte also keine Abnahme der

Alkaloidwerte zur Folge. Wojahn und Erdelmeier haben daher folgendeMethode vorgeschlagen:

1,25 g gepulverte Chinarinde (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3

Inhalt mit 2 cm3 25prozentiger Ameisensäure und 15 cm3 Wasser versetzt und während

30 Minuten in ein siedendes Wasserbad gestellt. Nach dem Erkalten werden 20 gChloroform und 40 g Aether zugesetzt; nach Zusatz von 5 g 30prozentiger Natronlaugewird während 10 Minuten häufig umgeschüttelt, 1 g Tragant zugefügt und wieder

kräftig geschüttelt. Hierauf gießt man 48 g der Aether-Chloroform-Lösung (= 1 g Droge)durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt und destilliert das

Lösungsmittel auf dem Wasserbad sofort völlig ab. Dann löst man den Rückstand unter

leichtem Erwärmen in 10 cm3 Weingeist, versetzt die Lösung mit 10 cm3 Wasser und

10 Tropfen Methylrotindikator (Ph.Helv.V) und titriert mit 0,1 n - Salzsäure bis zur

Rotfärbung. Nun verdünnt man mit 50 cm3 Wasser und titriert nach dem Rückschlagin Gelb wieder bis zur Rotfärbung.

Fuchs6 erhielt nach dieser Methode ebenfalls höhere Werte als nach

Ph. Helv. V, nämlich i. M. 10,70 % statt 10,44 %. Ein abschließendes Urteil

über die Bestimmungsvorschrift nach Wojahn und Erdelmeier gibt Fuchs

aber noch nicht.

13 E. Vogel und J. Eubel, Pharm. Ztrh. 81, 397 (1940).

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Die Vorschrift von Ph. Helv. V zur Bestimmung der Gesamtalkaloide

lautet folgendermaßen:

1,25 g Chinarinde (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit

einer Mischung von 7 cm3 verd. Salzsäure (2 n) und 10 cm3 Wasser während 30 Minu¬

ten in ein Wasserbad gestellt und nach dem Erkalten mit 40 g Aether und 20 gChloroform durchgeschüttelt. Dann gibt man 4 g konz. Natronlauge (10 n) zu, schüt¬

telt während 10 Minuten häufig und kräftig, fügt 1 g Tragantpulver zu und schüttelt

wieder kräftig. Hierauf gießt man 48 g der Aether-Chloroformlösung (= 1 g Droge)durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt und destilliert das

Lösungsmittel auf dem Wasserbade sofort völlig ab. Den Rückstand übergießt man mit

5 cm3 Weingeist und dampft auch diesen völlig ab. Dann löst man den Rückstand voll¬

ständig, wenn nötig unter leichtem Erwärmen auf dem Wasserbade, in 10 cm3 Weingeist,versetzt die Lösung mit 10 cm3 Wasser und 10 Tropfen Methylrot und titriert mit

0,1 n - Salzsäure bis zur Rotfärbung. Nun verdünnt man mit 50 cm3 frisch ausgekochtemund wieder erkaltetem Wasser und titriert nach dem Rückschlag auf Gelb weiter bis

zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n - HCl = 0,0309 g Alkaloide.

Es müssen wenigstens 2,10 cm3 0,1 n - Salzsäure verbraucht werden, entsprechendeinem Mindestgehalt von 6,5 % Alkaloiden.

Diese Vorschrift, aber ausgehend von 2,5 g Droge, war von Schlumpfausgearbeitet worden. Da aber die erhaltenen Werte unregelmäßig aus¬

fielen und im Verhältnis zum Alkaloidgehalt des daraus hergestelltenExtraktes zu niedrig waren, verminderte Büchi11 die Drogenmenge auf

1,25 g, d. h. das Verhältnis von Droge zu wäßriger Phase beim Erwärmen

auf dem Wasserbad und das Verhältnis von Droge zu Chloroform-Aether-

Phase wurden erhöht. Nach der Methode von Ph. Helv. V werden gut über¬

einstimmende Werte erhalten. Gstirner3 lehnte die Bestimmungsverfahrenvon D. A. B. 6 und Nederl. Ph. V ab, weil dieselben Unterwerte lieferten

und gab der Methode von Ph. Helv. V wegen ihrer Einfachheit, Sparsam¬keit und ihres scharfen Umschlagspunktes bei der Titration den Vorzug.Er ermittelte bei der gleichen Droge folgende Alkaloidgehalte:

nach D. A. B. 6. . . 7,29 % 7.33 % 7,52 % 7,11 %

nach Nederl. Ph. V. . 7,17 % 7.17 % 7,07 % 7,09 %

nach Ph. Helv. V. . . 7,54 % 7,54 % 7,60 % 7,53 %

Nach Ueberprüfung der Methoden von D. A. B. 6, Svenska F. 1925,Nederl. Ph. V, F. Ital. V und der Methoden, welche von Schlumpf für Ph.

Helv. V und von Seif und Corfield für Brit. Ph. 1932 vorgeschlagen wor¬

den waren, erhielt Luyckx16 bei einem Muster mit hohem Alkaloidgehaltnach der von Schlumpf vorgeschlagenen Methode die höchsten Alkaloid-

werte. Er stellte auch bereits fest, daß bei den Säure-Methoden die MengeAusschüttelflüssigkeit besonders bei Anwesenheit von viel Cinchonin eine

große Rolle spielt.Die folgende Zusammenstellung gibt eine Uebersicht über die Ver¬

teilungsphasen jener Bestimmungsvorschriften, welche die Droge in Ge¬

genwart von Säure im Wasserbad erwärmen, bezogen auf 1 g Droge.

14 J. Büchi, Pharm. Acta Helv. 7, 361 (1932).15 P. Th. Luyckx, Bepaling van het werkzame bestanddeel in eenige Sterkwerkende

geneesmiddelen, Diss. Leiden (1932).

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Bestimmungs¬vorschrift

Verhältnis von Drogezu wäßriger Phase beim

Erwärmen auf dem

Wasserbad in salzsaurer

Lösung

Verhältnis von Drogezu Chloroform-

Aether-Phase

Ph. Helv. V 1 : 13,6 1 :48

Wojahn und Erdelmeier 1 : 13,6 1 :48

D.A.B.6 1 :3 1 :20

Ph. Belg. IV.

1:8 1 :30

Ph. Dan. VIII.

1 :2 1 :20

Codex Gall. 6.

1 :8 1 :30

F. Espan. VIII 1 : 1,27 1 : 40 (Vol.)

U.S.P.XI. .

1 :3 1 : 40 (Vol.)

F. Port. 1935.

1 :8 1 : 40 (Vol.)

Svenska F. 1925 1 :9,2 1 :30

Nach den bisherigen Besprechungen können wir bei Betrachtung der

Verteilungsphasen schließen, daß nach den Methoden von Ph. Helv. V und

von Wojahn und Erdelmeier die höchsten Alkaloidwerte erhalten werden

müssen. Die übrigen Vorschriften weisen kleinere Verhältnisse der Ver¬

teilungsphasen auf.

Wir möchten noch kurz ein neues, von Dietzel und Paul ausgearbei¬tetes, titrimetrisches Verfahren zur Bestimmung der Chinaalkaloide er¬

wähnen. Dieses aminometrische Verfahren stützt sich auf die von Vor¬

länder17 ausgearbeitete Methode zur Bestimmung von Aminen. Er arbeitet

in wasserfreier chloroformhaltiger Lösung. Die Alkaloide werden unter

solchen Bedingungen titriert, daß sie wie Amine als Addenden für Säuren

reagieren. Die Autoren extrahieren die Droge nach D. A. B. 6, verwenden

aber zum Ausschütteln der Alkaloidbasen nur Chloroform statt Aether-

Chloroform. Ein aliquoter Teil der Chloroformlösung wird durch Watte

in einen Erlenmeyerkolben gegossen und nach Zusatz von 5 Tropfen0,05prozentiger Dimethylaminoazobenzol-Chloroform-Lösung mit Vao n - p -

Toluolsulfosäure - Chloroform - Lösung bis zum Farbumschlag nach Rot

titriert.

1 cm3

kaloide.

V20 n - p - Toluolsulfosäure - Chloroformlösung = 0,00773 g Al-

Sie erhielten mit dieser Methode im Vergleich mit den nach D. A. B. 6

ermittelten Werten ziemlich übereinstimmende Resultate. Die aminome¬

trische Bestimmung der Alkaloide in den Drogen soll nach den Angabenvon Dietzel und Paul eine Vereinfachung der Arzneibuchmethoden dar¬

stellen. Brunner1* bemerkt jedoch, daß dieses Verfahren für das Apothe¬kenlaboratorium kaum eine Verbesserung darstellen dürfte, weil es in

der Handhabung nicht einfacher sei als die üblichen Methoden und über¬

dies neue, im D. A. B. 6 nicht vorgesehene Maßlösungen erfordere.

16 R. Dietzel und W. Paul, Arch. Pharm. 273, 511 (1935).17 D. Vorländer, Ber. dtsch. ehem. Ges. 66, 1789 (1933); 67, 145 (1934).18 K. Brunner, Dtsch. Apoth. Ztg. 53, 1023 (1938).

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II. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung der Gesamtalkaloide

der Chinarinde.

Zu den Bestimmungen verwendeten wir ein Drogenpulver (Nr. I) mit

einem ursprünglichen Feinheitsgrad von Sieb IVa (Ph. Helv. V); durch

Pulverisieren stellten wir daraus ein Pulver vom verlangten Feinheits¬

grad Sieb VI her. Bei diesem Drogenpulver ermittelten wir zur Zeit der

Untersuchungen einen Feuchtigkeitsgrad von 8,75 %. Nach Ph. Helv. V

bestimmten wir bei unserer Droge folgende Alkaloidwerte: 10,72, 10,75,10,72, 10,69, i. M. 10,72 %.

Bei diesen Gehaltsbestimmungen haben wir, um möglichst genaue

Vergleichswerte zu erhalten, stets in Blindversuchen auch noch die Menge0,1 n-HCl ermittelt, welche von 10 cm3 Weingeist + 60 cm3 frisch aus¬

gekochtem und wieder erkaltetem Wasser (d. h. den bei der Titration ver¬

wendeten Lösungsmitteln) bis zum Farbumschlag des Methylrots ver¬

braucht wird. Diese Menge (welche etwa 0,06—0,16 % Alkaloid entspre¬chen würde) ist bei allen unsern Bestimmungen vor der Berechnung des

Gesamtalkaloidgehaltes in Abzug gebracht worden.

Bei unsern Bestimmungen nach Ph. Helv. V erhielten wir einen sehr

schwach hellgelb gefärbten Alkaloidrückstand. Der Umschlag des Indika¬

tors Methylrot von Gelb nach Orange, Rosa, Rot ist bei gutem Tageslichtsehr deutlich sichtbar. Beim Abdestillieren der Aether-Chloroform-Lösungauf dem Wasserbad verspritzte der Alkaloidrückstand bei unsern Bestim¬

mungen gegen Ende der Destillation gerne nach allen Seiten. Bei Bestim¬

mung des Gesamtalkaloidgehaltes möchten wir daher vorschlagen, die

alkaloidhaltige Aether-Chloroformlösung auf dem Wasserbad nur bis auf

einige Kubikzentimeter abzudestillieren und den Rest des Lösungsmittelsdurch Darübersaugen von Luft zu entfernen; ein Nachdestillieren mit

Weingeist ist dann nicht mehr notwendig.Bei Bestimmung nach der Methode von Wojahn und Erdelmeier12

ermittelten wir folgende Werte:

Ver¬

such

Erhaltene MengeFiltrat

Verbrauchte Menge0,1 n - HCl

Àlkaloidgehaltin '/.

1

2

3

4

5

44,5 g

40,9 g

48 g

48 g

48 g

3,29 cm»

3,03 cm»

3.56 cm»

3,55 cm»

3.57 cm»

10,966

10,988

11,000

10,979

11,031im Mittel: 10,99%

Bei Ersatz von 7 cm3 2 n - HCl (=2 cm3 HCl 25 %) durch 2 cm3 Amei¬

sensäure 25prozentig erhielten wir, wie Wojahn und Erdelmeier, etwas

höhere Alkaloidwerte. Bei Zusatz von 1 g Tragant konnten wir nie 48 gFiltrat erhalten (Versuch 1 und 2), sondern erst beim Schütteln mit 1,5bis 2 g Tragant. Da im Gegensatz zu Ph. Helv. V nach der Methode von

Wojahn und Erdelmeier der Alkaloidrückstand nicht mit Weingeist über¬

gössen und der Weingeist abdestilliert wird, vermuteten wir, daß die

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höheren Alkaloidwerte eventuell auf der Gegenwart flüchtiger Basen

beruhen könnten. Wir versetzten daher den Alkaloidrückstand vor der

Titration wie Ph. Helv. V mit 5 cm3 Weingeist, verdampften denselben zur

Trockene und titrierten in üblicher Weise. Wir konnten aber keine Ab¬

nahme des Alkaloidgehaltes feststellen (Versuch 4 und 5). Also ist es

überflüssig, zwecks völliger Vertreibung des Chloroforms den Alkaloid¬

rückstand vor der Titration in 5 cm3 Weingeist zu lösen und den Wein¬

geist zur Trockene zu verdampfen.Beim Erwärmen des Drogenpulvers im Wasserbad nach Ph. Helv. V

entstand eine rotbraune Farbe des Flascheninhaltes, während beim Erwär¬

men nach Wojahn und Erdelmeier eine schokoladenbraune Farbe auftrat.

Die Vermutungen dieser Autoren betreffend Chinarotbildung bei Ver¬

wendung von Mineralsäure dürften unsere Zustimmung erhalten.

Wir untersuchten nach Ph. Helv. V und nach der Methode von Wojahnund Erdelmeier bei Anwendung von 1,5 g Tragant noch drei andere Dro¬

genmuster und erhielten folgende Alkaloidwerte:

Droge Methode

Verbrauchte

Anzahl cm3

0,1 n - HCl

Alkaloid-

gehalt

Farbe des Flaschen¬

inhaltes nach dem

Erwärmen im Was¬

serbad

II

III

IV

Ph. Helv. V |

Wojahn und Erdelmeier .1

Ph. Helv. V

Wojahn und Erdelmeier.

Ph. Helv. V

Wojahn und Erdelmeier.

1,80 cm'

1,82 cm'

1.90 cm'

1.91 cm'

2,50 cm'

2,52 cm'

3,58 cm'

3,62 cm'

5,56%

5,62%

5,87%

5,90%

7,73%

7,79%

11,06 %

11,19 %

rotbraun

braunrot

rotbraun

rotbraun

rotbraun

rotbraun

Diese Ergebnisse zeigen, daß nach der Methode von Wojahn und

Erdelmeier nicht bei jeder Droge wesentlich höhere Alkaloidwerte erhal¬

ten werden. Auf Grund der verschiedenen Farbe des Flascheninhaltes

nach dem Erwärmen im Wasserbad können wir vermuten, daß nur bei

jenen Drogen höhere Alkaloidwerte gefunden werden, bei welchen die

Oxydation des Gerbstoffes noch nicht weit fortgeschritten ist.

Im Verlaufe unserer Untersuchungen erhielten wir bei Droge I beim

Schütteln mit Aether-Chloroform nach Zusatz von 5 g Natronlauge (30 %)während 30 Minuten im Gegensatz zu Wojahn11 nochmals etwas höhere

Werte: 11,287%, 11,309%, 11,287%. Erhöhte Wojahn die Dauer des

Schütteins von 10 auf 20 Minuten, so erhielt er höchstens 0,05 % mehr

Gesamtalkaloide. Wir erhöhten nach dem Zusatz von 5 g NaOH (30 %)die Dauer des Schütteins auch noch auf 1 Stunde; erhielten aber keine

höheren Alkaloidwerte mehr (11,309 %, 11,309 %, 11,342 %). Also genügtdas Schütteln der alkalisch gemachten Alkaloidlösung während 30 Minuten.

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Zur Bestimmung der Gesamtalkaloide der Chinarinde möchten wir,unter Benützung des Vorschlages von Wojahn und Erdelmeier (Verwen¬dung von Ameisensäure an Stelle von Salzsäure) und gestützt auf unsere

eigenen Erfahrungen, folgende gegenüber Ph. Helv. V etwas abgeänderteMethode als Arzneibuchvorschrift empfehlen:

1,25 g gepulverte Chinarinde (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3Inhalt mit 2 cm3 25prozentiger Ameisensäure und 15 cm3 Wasser versetzt und während30 Minuten in ein siedendes Wasserbad gestellt. Nach dem Erkalten werden 20 g Chlo¬

roform und 40 g Aether zugesetzt; nach Zusatz von 5 g 30prozentiger Natronlauge wird

während 30 Minuten häufig umgeschüttelt, dann 2 g Tragant zugefügt und wieder kräf¬

tig geschüttelt. Hierauf gießt man 48 g der Aether-Chloroformlösung (= 1 g Droge)durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt, destilliert das Lösungs¬mittel auf dem Wasserbad bis auf einige Kubikzentimeter ab und entfernt den Rest

desselben unter schwachem Erwärmen durch Darübersaugen von Luft. Dann löst man

den Rückstand vollständig, wenn nötig unter leichtem Erwärmen auf dem Wasserbade,in 10 cm3 Weingeist, versetzt die Lösung mit 10 cm3 frisch ausgekochtem und wieder

erkaltetem Wasser und 10 Tropfen Methylrot und titriert mit 0,1 n - Salzsäure bis zur

Rotfärbung. Nun verdünnt man mit 50 cm3 frisch ausgekochtem und wieder erkaltetemWasser und titriert nach dem Rückschlag auf Gelb weiter bis zur Rotfärbung (Mikro-bürette). In einem Blindversuch ist mit 10 cm3 Weingeist und 60 cm3 frisch ausge¬kochtem und wieder erkaltetem Wasser der Verbrauch an 0,1 n - HCl zu ermitteln und

von der zur Titration verbrauchten Menge 0,1 n - HCl in Abzug zu bringen.

C. Bestimmung einzelner Alkaloide im Gemisch der Chinaalkaloide,

bzw. in der Chinarinde.

I. Uebersicht über die wichtigsten Methoden.

Zur Bestimmung einzelner Chinaalkaloide besonders des Chinins, des

Hydrochinins und des Cinchonidins im Gemisch der Chinaalkaloide, bzw.

in der Chinarinde sind zahlreiche Methoden vorgeschlagen worden. Die

wichtigsten sind die folgenden:

1. Methoden zur Bestimmung des Chinins.

Oxalat-Methode19, 20, 21.

Herapathit-Methode22, 23, 24.

Sulfat-Methode26, 2e, 27. (Von der F. Port. 1935 zur Bestimmung des Chinin¬gehaltes der Droge benützt.)

Bisulfat-Methode28, 21.

18 A. Florence, Bull. Sei. pharmacol. 13, 365 (1906).20 JV. H. Cohen, Pharm. Weekbl. 45, 1089 (1908).21 W. Lenz, Z. analyt. Chem. 27, 618 (1888).22 J. E. de Vrij, Pharm. J. 2, 642 (1871); 6, 461 (1875); 12, 601 (1881).23 B. Y. Shimoyama, Pharm. J. 16, 205 (1885).24 C. Christensen, Pharm. Z. Rußland, 20, 582; ref. Pharm. J. 12, 441 (1881); Z.

analyt. Chem. 21, 297 (1882).25 P. Carles, Bull. Soc. chim. France 18 (2), 98 (1872).28

Muter, Analyst 5, 223 (1880).27 D. Howard, Watts's Diet. Chem. 2 ed.. 2, 177, ref. Allen's Commercial Organic

Analysis 5 ed., Vol. VII, p. 430, Philadelphia (1929).28 0. Hesse, Z. analyt. Chem. 26, 655 (1887).

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Chromat-Methode29, 30, 21.

Nitroprussid-Methode31.Citrat-Methode32.

Dinatriumphosphat-Methode33, 34, 35

2. Methode zur Bestimmung der Summe von Chinin + Cinchonidin + Hydrochinin.Tartrat-Methode (gravimetrisch) (Brit. Ph. 1932)3. Ph. Belg. IV. 1. Supplement.

3. Methoden zur getrennten Bestimmung von Chinin, Cinchonidin und eventuell

Hydrochinin.Spektrographische Methode36, 37.

Tartrat-Methode (polarimetrisch oder durch Methoxylbestimmung)3; Völkerbunds¬

methode38, 3B; Brit. Ph. 1932; Bermond40; Codex Gall. 6; Ph. Belg. IV. 1. Supple¬ment.

4. Methoden zur getrennten Bestimmung von Cinchonin und Chinidin.

Methode nach Chick11; Brit. Ph. 193222;Völkerbundsmethode38, 39; Codex Gall. 6; Ph. Belg. IV. 1. Supplement.

5. Methode zur Bestimmung der Summe von Chinin + Chinidin + Cuprein.

Kolorimetrische Methode42.

6. Methoden zur Bestimmung von Cinchonidin.

Tetrasulfat-Methode43, 21.

Tartrat-Methode (gravimetrisch)40, 22, 41.

7. Methode zur Bestimmung'von Chinidin.

Rhodanid-Methode".

8. Methoden zur Bestimmung von Hydrochinin.

Methode von Thron und Dirscherl".

Methode von Vetter und Hofmann1".

Die meisten dieser Methoden haben Kritiken hervorgerufen, in wel¬

chen hauptsächlich geltend gemacht wird, daß außer dem zu bestimmen¬

den Alkaloid noch kleinere oder größere Mengen von Begleitalkaloidenmit zur Bestimmung gelangen. Es ist in der Tat mit großen Schwierig¬keiten verbunden, die einzelnen Chinaalkaloide in Gemischen oder in der

Droge mit befriedigender Genauigkeit zu bestimmen.

2a J. E. de Vrij nach Lenz, Z. analyt. Chem. 26, 659 (1887)30 H. Vigneron, J. Pharm. Chim. 3, 103 (1911).31 P. J. Kruyße, Dtsch. Apoth. Ztg. 28, 17 (1913).32 G. A. Sticht, Chemist Analyst 18, 6 (1929).33 L. David, Pharm. Ztg. 71, 27 (1926).34 /. Meßner, Pharm. Ztrh. 71, 26 (1936).35

J. A. C. van Pinxteren, Onderzoeking over de analyse van Kinabast en hetdaaruit bereide vloeibare extract. Diss. Leiden (1929).

30 L. Fuchs und A. Kampitsch, Scientia Pharm. 6, 113, 125 (1935).37 C. G. van Arkel und P. van der Wielen, Pharm. Weekbl. 72, 1198 (1935).

C. G. van Arkel, Pharm. Weekbl. 75, 485 (1938).38 Bulletin de l'Organisation d'Hygiène de la S. D. N., Extrait n° 11, Vol. Ill (1934).3a C. H. / Malaria 183, League of Nations Malaria Commission (Okt. 1932).40 A. Bermond, Le Totaquina; son étude chimique, Trav. du Laboratoire de matière

médicale de la Faculté de Pharmacie de Paris, 27 (1936), Paris (1937).41 0. Chick, Allen's Commercial Organic Analysis 5 ed., Vol. VII, p. 427, Phila¬

delphia (1929).42 J. A. Sanchez, J. Pharm. Chim. 21, 24 (1935).43 W. Lenz, Z. analyt. Chem. 27, 573 (1888).44

M. R. Monnet, J. Pharm. Chim. 22, 112 (1935).45 H. Thron u. W. Dirscherl, Ann. Chem. 515, 252 (1935).48 R. C. Vetter, Festschrift Barell, p. 551, Basel (1936).

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II. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung von Chinin, Hydrochininund Cinchonidin im Gesamtalkaloidgemisch der Chinarinde.

1. Besprechung der Tartratmethode zur Bestimmung der Summe von

Chinin + Hydrochinin + Cinchonidin und ihrer Varianten.

Die gebräuchlichste Methode zur Bestimmung des Chinins und Cin-

chonidins ist wohl die Tartrat-Methode, mit welcher wir uns hier etwas

einläßlicher befassen wollen. Die Methode scheint uns geeignet, als Basis

für die Ausbildung einer für Arzneibuchzwecke passenden Methode zur

Ermittlung des Gehaltes von Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin im

Chinaalkaloidgemisch, bzw. in der Droge.

Die Tartrat-Methode benutzt als Abtrennungsprinzip die Schwerlöslichkeit der Tar¬

trate des Chinins, Cinchonidins und Hydrochinins in Seignettesalzlösung im Vergleichzu den anderen Chinaalkaloiden. Ursprünglich glaubte man nur die beiden erstgenann¬ten Alkaloide durch dieses Prinzip abscheiden zu können. Dann wurde aber von

Hesse" gefunden, daß auch das Hydrochinin, welches dem Chinin hinsichtlich Konsti¬

tution sehr nahe steht (es ist ein Chininderivat, bei welchem die Vinylgruppe zu einer

Aethylgruppe hydriert ist), ein schwer lösliches Tartrat bildet und zusammen mit dem

Chinin und Cinchonidin gefällt wird48. Die Endbestimmung der gefällten Alkaloide

kann erfolgen auf polarimetrischem Wege oder durch Methoxylbestimmung oder gravi-metrisch.

Die Tartrat-Methode geht auf Hesse19 zurück, der zuerst vorschlug, in einem

Gemisch der Chinaalkaloide den Gehalt an Chinin und Cinchonidin durch Fällung als

Tartrate und Bestimmung der optischen Drehung zu ermitteln. Auf Grund der Unter¬

suchungen von Hesse4", 50, Oudemans51, Koppeschaar52, Moens, van Leersum und anderen

hat dann Commelin eine Handelsanalyse zur Bestimmung des Chiningehaltes ausgebildet,die bis in die neueste Zeit fast ausschließlich angewandt wird, und in welcher mit dem

Gemisch der Chinaalkaloide ebenfalls eine Tartratfällung vorgenommen und das Chinin

und Cinchonidin polarimetrisch bestimmt wird. Van der Wielen53 hat kleine Verbes¬

serungen der Methode angegeben. In Anlehnung an die Methode von Commelin läßt

Ph. Belg. IV 1. Supplement bei Totaquina den Gehalt an Chinin und Cinchonidin polari¬metrisch bestimmen. Hesse", Hoogewerff und Hollemanis, Goodson und Henry51 sowie

Vetler'5 machten darauf aufmerksam, daß bei der Bestimmung nach Commelin ein klei¬

ner Fehler durch das Hydrochinin entsteht, das ebenfalls als Tartrat gefällt wird und

die optische Drehung erniedrigt. Vetter hat neue Formeln für die polarimetrische Be¬

stimmung des Chinins und Cinchonidins angegeben, in welchen der durch das Hydro¬chinin entstehende Fehler berücksichtigt wird, wenn man genau nach Commelin arbeitet.

Von Biginelli und Scordia55, 5S ist vorgeschlagen worden, das Chinin in der Tartrat-

Fällung durch die Methoxylbestimmung nach Zeisel zu ermitteln. Chinin enthält im

Gegensatz zum Cinchonidin eine Methoxylgruppe. Aber auch das mitgefällte Hydro¬chinin enthält ein Methoxyl und verursacht bei dieser Art der Endbestimmung des

Chinins ebenfalls einen Fehler.

Brit. Ph. 1932, Codex Gall. 6 und Ph Belg. IV 1. Supplement benutzen diese Methode

zur Bestimmung des Chiningehaltes von Totaquina. Darunter versteht man ein für die

47 0. Hesse, Ann. Chem. 241, 269 (1887).48 Rapport van der Commissie van Scheikundigen voor Kina-Analyses. Amsterdam

(1920), S. 51.iv 0. Hesse, Ber. dtsch. chem. Ges. 4, 692 (1871).50 0. Hesse, Ann. Chem. 182, 151 (1876), 241, 255 (1887), 243, 131 (1888).51 A. C. Oudemans, Ann. Chem. 182, 63 (1876).52 W. F. Koppeschaar, Pharm. J. 15, 809 (1884—1885).53 P. van der Wielen, Comm. Nederl. Ph. V, II, p. 372 (1928).54 J. A. Goodson u. T. A. Henry, Quart. J. Pharm. Pharmacol. 5, 161 (1932).55 P. Biginelli u. F. Scordia, Rivista di Malariologia 8, 534 (1929).56 J. A. Goodson u. T. A. Henry, Pharm. J. 124, 351 (1930).

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Malariabehandlung verwendetes Gemisch der Alkaloide verschiedener Cinchona-Artenmit einem Mindestgehalt von 70 % kristallisierbaren Alkaloiden, von denen nach Brit. Ph.

1932 mindestens x/5, nach Codex Gall. 6 und Ph. Belg. IV 1. Supplement mindestens 15 %Chinin sein muß.

Zur Bestimmung des Gehaltes an Chinin + Cinchonidin in der Chinarinde benützt

Brit. Ph. 1932 die Fällung der Alkaloide in Form der Tartrate und nachfolgende End¬

bestimmung auf gravimetrischem Wege.Zu der aus 10 g Droge erhaltenen haematoxylin-neutralen Alkaloidlösung wird

soviel festes Seignettesalz hinzugesetzt, daß die Abscheidung der Tartrate in etwa

25prozentiger Seignettesalzlösung vor sich geht. Nach 24 Stunden wird filtriert und der

Rückstand mit 20 cm3 25prozentiger Seignettesalzlösung nachgewaschen. Der erhaltene

Rückstand wird in Natronlauge gelöst; die Alkaloidbasen werden mit Chloroform aus¬

geschüttelt und gravimetrisch bestimmt.

Codex Gall. 6 fällt bei Totaquina die Alkaloidtartrate aus methylrotneutralerLösung mit 40prozentiger Seignettesalzlösung, säuert die Lösung mit Weinsäure schwach

an, läßt 24 Stunden stehen, filtriert, wäscht den Rückstand mit Wasser nach und ermit¬

telt das Gewicht der getrockneten Tartrate. Dabei wird wie bei der Handelsanalysenach Commelin für in Lösung gegangenes Chinin + Cinchonidin eine Korrektur ange¬bracht. In einem aliquoten Teil der Tartrate wird der Chiningehalt durch die Methoxyl-bestimmung ermittelt. Dabei wird Hydrochinin als Chinin mitbestimmt.

Bermondi0 stellte bei seinen Untersuchungen fest, daß in schwach angesäuerterLösung, wie Codex Gall. 6 arbeitet, außer den erwähnten Tartraten auch ein Tartrat

anderer Kristallform sich bildete, das bei der Veraschung einen Rückstand hinterließ;ohne Säurezusatz war dies bei ihm nicht der Fall. Bermond gibt, wie Goodson und

Henry57, zur Bestimmung des Chinins in den erhaltenen Tartraten der Methoxylbestim-

mung an Stelle der polarimetrischen Bestimmung den Vorzug.

Wir stellten uns die Aufgabe, zu versuchen, die Tartrat-Methode zu

einer geeigneten Arzneibuch-Methode auszubauen, die gestatten würde,in der Chinarinde den Gehalt an Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin

in befriedigender Weise zu bestimmen. Zu diesem Zwecke machten wir

Untersuchungen über die Löslichkeit des Chinintartrats in Seignettesalz¬lösung, versuchten die titrimetrische Bestimmung der aus dem gefälltenTartratgemisch in Freiheit gesetzten Basen, prüften die Anwendbarkeit

der Methoxylbestimmungsmethode nach Vieböck und Schwappach zur

Bestimmung von Chinin + Hydrochinin im Tartratgemisch und versuchten

bei der Hydrochininbestimmung nach Vetter und Hofmann das Alkaloid

titrimetrisch zu bestimmen.

2. Löslichkeit des Chinintartrats in Seignettesalzlösung.

Da wir in der Literatur über die Löslichkeit des Chinintartrats in

Seignettesalzlösung keine genauen Angaben fanden, bestimmten wir die¬

selbe. Wir führten die Fällung und Bestimmung des Chinins als Tartrat

in Anlehnung an die Vorschrift nach Brit. Ph. 1932 in folgender Weise durch:

10 cm3 einer wäßrigen Chininhydrochloridlösung versetzten wir in einem Scheide¬

trichter mit 5 cm3 verdünnter Natronlauge (etwa 2 n), schüttelten die Base mit Chloro¬

form aus und bestimmten den Alkaloidgehalt nach Ph. Helv. V. Die titrierte Lösungdampften wir auf dem Wasserbad in einer Porzellanschale auf 10, 15, 20, 25 oder 30 g

ein und lösten in der Wärme so viel festes Seignettesalz darin, daß die Abscheidungdes Chinintartrates in einer etwa 25prozentigen Seignettesalzlösung stattfinden konnte.

Nach dem Erkalten ergänzten wir das verdunstete Wasser. Nach 24stündigem Stehen bei

14—17 ° filtrierten wir die Lösung durch ein gehärtetes Filter von 7 cm3 Durchmesser.

Bei der einen Versuchsreihe wurden Porzellanschale und Filter mit 20 cm3 Seignette-

57 J. A. Goodson u. T. A. Henry, Quart. J. Pharm. Pharmacol. 3, 238 (1930).

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Salzlösung (25 g in 100 cm3 Lösung) nachgewaschen. Das Papierfilter mit dem Tar-

tratniederschlag brachten wir in einen Scheidetrichter von 100 cm' Inhalt, der in der

Porzellanschale verbleibende Tartratniederschlag wurde auf dem Wasserbad in wenigWasser gelöst und in den Scheidetrichter gespült. Nach Zusatz von 5 cm' verdünnter

Natronlauge (etwa 2 n) schüttelten wir die abgeschiedene Chininbase mit Chloroform

aus. Die Chloroformausschüttelungen wurden nacheinander durch Watte gegossen und

der Aklaloidgehalt nach Ph. Helv. V bestimmt.

Verbrauch an

0,1 n - HCl für

10 cm' Chinin-

lösung

Titrierte

Lösungeingeengt

auf

Zusatz

an K-Na-

Tartrat

Titration der Chininbase nach der Fällungals Tartrat. Verbrauch an 0,1 n - HCl

Niederschlagnicht nachge¬

waschen

Niederschlag mit

20 cm3 Seignettesalz¬lösung (etwa 25"/oig)nachgewaschen

1.96 cm3

1.97 cm'

0,82 cm8

0,35 cm'

0,35 cm'

0,36 cm'

0,35 cm'

0,35 cm'

0,35 cm'

0,36 cm'

10 g

15 g

15 g

10 g

15 g

20 g

20 g

25 g

25 g

30 g

2,50 g

3,75 g

3,75 g

2,50 g

3,75 g

5,00 g

5,00 g

6,25 g

6,25 g

7,50 g

1,96 cm'

1,96 cm'

0,35 cm'

0,345 cm3

0,35 cm'

0,35 cm3

0,305 cm'

0,30 cm'

0,29 cm3

1.94 cm'

1.95 cm'

0,80 cm'

0,80 cm3

0,33 cm'

0,32 cm3

0,335 cm'

0,34 cm'

Nach unsern Ergebnissen dürfen wir annehmen, daß Chinintartrat,das der in Cortex Cinchonae Ph. Helv. V ungefähr vorhandenen Chinin¬

menge entspricht, in 25prozentiger Seignettesalzlösung praktisch unlöslich

ist, wenn das Flüssigkeitsvolumen bei der Tartratfällung nicht allzu großist (nicht über 20 cm3). Wird der Tartratniederschlag mit 20 cm3 25prozen-tiger Seignettesalzlösung nachgewaschen, so gehen Spuren von Chinin¬

tartrat in Lösung. In der erhaltenen Waschflüssigkeit fiel die Probe mit

Mayers Reagens immer positiv aus. Unseres Erachtens dürfen wir diesen

kleinen Alkaloidverlust, der einem Gehalt von etwa 0,06 % Chinin ent¬

spricht, in der Analyse vernachlässigen.

3. Bestimmung der Summe von Chinin -f- Hydrochinin + Cinchonidin

in der Chinarindenach einer titrimetrischen Variante der Tartratmethode.

In der nach Ph. Helv. V titrierten Lösung der Gesamtalkaloide der

Chinarinde ermittelten wir die günstigste Konzentration der Lösung zur

Ausfällung der Tartrate des Chinins und Cinchonidins. Wurde die Lösungauf 10 g eingeengt und mit 2,5 g K-Na-Tartrat versetzt, so erhielten wir

unregelmäßige Werte. Dies war besonders der Fall, wenn die Lösunglänger als 24 Stunden stehen gelassen wurde. Wir vermuteten, daß Chini¬din- und Cinchonintartrat bei dieser Konzentration der Lösung zum Teil

mit ausfallen. Engten wir dagegen die titrierte Lösung nur auf 15, 20 oder25 g ein und versetzten mit der entsprechenden Menge Seignettesalz, so

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erhielten wir immer konstante Werte, auch wenn die Lösung zur Kristal¬

lisation der Tartrate länger als 24 Stunden stehen gelassen wurde. Wir

können also annehmen, daß hier nur Chinin- und Cinchonidintartrat aus

der Lösung auskristallisieren.

Wir bestimmten den Gesamtalkaloidgehalt unserer Droge nach Ph.

Helv. V, nach Wojahn und Erdelmeier und nach der von uns vorgeschla¬genen Methode (vgl. S. 10) und ermittelten nun in der austitrierten Lö¬

sung den Gehalt an Chinin + Hydrochinin -f Cinchonidin, wofür wir

folgende Methode vorschlagen:

Die titrierte Lösung der Gesamtalkaloide wird auf dem Wasserbad in einer

tarierten Porzellanschale auf 20 g eingeengt. Darin werden in der Wärme 5 g Seignette-salz gelöst. Die erhaltene Lösung wird zur Abscheidung der d-Tartrate von Chinin,

Hydrochinin und Cinchonidin während 24 Stunden bei einer Temperatur von 14—17 °

stehengelassen. Die Lösung wird durch ein gehärtetes Filter von 7 cm Durchmesser

filtriert und dabei der Tartratniederschlag möglichst quantitativ auf das Filter gebracht.Schale und Filter werden in kleinen Portionen mit insgesamt 20 cm3 25prozentigerSeignettesalzlösung (25 g K-Na-Tartrat in 100 cm' Wasser) nachgewaschen. Das Papier¬filter samt Inhalt wird in einen Scheidetrichter von 100 cm' Inhalt gebracht, die Por¬

zellanschale mit 30 cm' heißem Wasser nachgespült und die Flüssigkeit in den Scheide¬

trichter gegossen. Hierauf gibt man 5 cm3 verdünnte Natronlauge (etwa 2 n) und

20 cm3 Chloroform hinzu und schüttelt den Inhalt des Scheidetrichters so lange, bis

der Tartratniederschlag in Lösung gegangen ist. Das Ausschütteln mit je 20 cm3 Chloro¬

form wird noch dreimal wiederholt. Die erhaltenen Chloroformauszüge werden nach¬

einander durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt gegossen. Das

Chloroform wird abdestilliert, der Rückstand mit 5 cm' Weingeist übergössen und der

Weingeist verdampft. Nun löst man den Rückstand, wenn nötig unter gelindem Er¬

wärmen, in 10 cm3 Weingeist, versetzt die Lösung mit 10 cm3 frisch ausgekochtemund wieder erkaltetem Wasser und 10 Tropfen Methylrot und titriert mit 0,1 n-Salz-

säure bis zur Rotfärbung. Nun verdünnt man mit 50 cm' frisch ausgekochtem und wie¬

der erkaltetem Wasser und titriert nach dem Rückschlag auf Gelb weiter bis zur Rot¬

färbung (Mikrobürette). In einem Blindversuch ist mit 10 cm' Weingeist und 60 cm3

frisch ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser der Verbrauch an 0,1 n-HCl zu

ermitteln und von der zur Titration verbrauchten Menge 0,1 n-HCl in Abzug zu bringen.Die Anzahl cm3 0,1 n-HCl entspricht der in 1 g Droge enthaltenen Menge Chinin

+ Hydrochinin + Cinchonidin.

Bei der Titration der aus dem Tartratgemisch in Freiheit gesetztenBasen verbrauchten wir bei Droge I folgende Mengen 0,1 n-HCl:

Extraktion der Droge nach:

Ph. Helv. VWojahn und der von uns vorge-

Erdelmeier | schlagenen Methode

0,97 cm'

0,96 cm'

0,96 cm3'

0,96 cm3

0,96 cm' 0,97 cm3

1

Diese Ergebnisse zeigen, daß der Verbrauch an 0,1 n-HCl praktischderselbe ist, wenn wir auch nach den einzelnen Methoden verschiedene

Gehalte an Gesamtalkaloiden ermittelt haben (vgl. S. 8, 9,). Wir kön¬

nen daraus schließen, daß beim Ersatz der Salzsäure durch die Amei¬

sensäure bei der Gesamtalkaloidbestimmung die Chinin- + Hydrochi¬nin- + Cinchonidin-Mengen, die zur Bestimmung gelangen, nicht ver¬

größert werden.

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4. Ermittlung der Summe von Chinin -f- Hydrochinin in der Chinarinde

durch MethoxylbeStimmung und des Cinchonidins durch Differenzrechnung.

Im erhaltenen Tartratniederschlag, der aus Chinin, Hydrochinin und

Cinchonidin besteht, kann der Gehalt an Chinin + Hydrochinin durch

Methoxylbestimmung ermittelt werden, da diese beiden Alkaloide je eine

Methoxylgruppe aufweisen, während dem Cinchonidin eine solche Gruppefehlt. Die Methoxylbestimmung wurde bisher meist nach dem Prinzip der

von Zeisel58 angegebenen Methode ausgeführt. Das Methyl der CH30-

Gruppe wird dabei durch siedende konzentrierte Jodwasserstoffsäure in

Form von Jodmethyl abgespalten. Dieses wird in alkoholischer AgNOs-Lösung aufgefangen und das entstandene AgJ bestimmt oder in Pyridinaufgefangen und in Form von Pyridinjodmethylat bestimmt59.

Um bei der Bestimmung des AgJ auf gravimetrischem Wege guteWerte' zu erhalten, muß eine bestimmte Menge Substanz zur Methoxyl¬bestimmung eingewogen werden, welche nicht unterschritten werden darf,wenn mit der gewöhnlichen analytischen Waage gearbeitet wird. 1 g AgJ =

0,13212 g CH30. Wenn wir diese Bestimmungsart auf unsere Droge anwen¬

den wollten, so würden wir bei Verwendung von 1 g Droge mit einem

Chiningehalt von 1 % (der Methoxylgehalt des Chinins beträgt 9,569 %)einen AgJ-Niederschlag von nur etwa 0,0075 g erhalten. Um die Genauig¬keit zu erhöhen, müßten wir nach dieser Bestimmungsart von einer be¬

trächtlich größeren Drogenmenge ausgehen als nach Ph. Helv. V.

Klemencm führt die Bestimmung der Alkylaether nach Zeisel maßanalytisch aus.

Er leitet die entstandenen Jodalkyle über glühenden Bimsstein, wobei sie sich unter

Abscheidung von Jod zersetzen, das dann mit Thiosulfat titriert wird. Der Fehler ist

hier etwas größer als nach der gravimetrischen Bestimmung nach Zeisel und soll

+ 0,5 % bis — 1 % betragen.

Vieböck und Schwappach, Vieböck und Brecher" arbeiteten eine

verbesserte Makro- und Mikro-Methode zur maßanalytischen Bestimmungder Methoxylgruppe aus, die uns zur Bestimmung von Chinin -j- Hydro¬chinin im Tartratniederschlag der Chinaalkaloide besonders geeignet er¬

schien. Die Methode beruht auf folgendem Prinzip:

Das Methyl der CHsO-Gruppe wird nach Zeisel durch siedende konzentrierte Jod¬

wasserstoffsäure in Methyljodid übergeführt und dieses durch Brom in Methylbromidund Bromjod zerlegt:

CHsJ + Br2 _> CHaBr + BrJ

Bromjod wird durch überschüssiges Brom zu Jodsäure oxydiert:BrJ + 2Br5 + 3H50 _> HJ03 + 5HBr.

Das überschüssige Brom wird durch Ameisensäure zu Bromwasserstoff reduziert

und das ausgeschiedene Jod nach Zusatz von Kaliumjodid mit Thiosulfat titriert:

HJ03 + 5HJ _,. 3J2 + 3H20.

Als bequemste und sicher wirkende Absorptionsflüssigkeit für das CH3J empfeh¬len die Autoren eine Lösung von Brom in Eisessig, der man zur Abstumpfung der

entstehenden Mineralsäure etwas Natrium- oder Kaliumazetat zusetzt. Sie geben als

58 S. Zeisel, Mh. Chem. 6, 989 (1885).59 A. Kirpal u. Th. Bühn, Ber. dtsch. Chem. Ges. 47, 1084 (1914).e0 A. Klemenc, Mh. Chem. 34, 901 (1913).01 F. Vieböck u. A. Schwappach, Ber. dtsch. Chem. Ges. 63, 2818 (1930). — F. Vie¬

böck u. C. Brecher, Ber. dtsch. Chem. Ges. 63, 3207 (1930).

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Fehlergrenze + 0,5 % des Gesamtalkoxyls an und erwähnen folgende Vorteile dieser

Methode:

1. Die Einwage kann sehr stark herabgesetzt werden. Weil auf ein Jodalkyl 6 Atome

Jod in Freiheit gesetzt werden, wird der Verbrauch an Titrierflüssigkeit vergrö¬ßert, wodurch die Bestimmung mit großer Genauigkeit ausgeführt werden kann.

2. Die Absorptionsflüssigkeit ist unempfindlich gegen Phosphor- und Schwefelwasser¬

stoff. Aus diesem Grunde muß der Phosphor für die Waschflüssigkeit des abge¬spaltenen CH3J nicht besonders gereinigt werden; ins Siedekölbchen kann auch

0,1—0,2 g roter Phosphor, aber in einer etwas gröberen Form, der ein ausgezeich¬netes Mittel gegen Siedeverzug ist, gebracht werden.

Zur Mikroanalyse (Einwage 3—5 mg) empfehlen Vieböck und Brecher

den Gebrauch einer Vso n - Natrmmthiosulfatlösung. Bei Substanzmengenunter 1 mg, was selten vorkommt, erhielten sie bei ihren Bestimmungennoch gute Resultate. Wenn wir bei unserer Droge einen Chiningehalt von

1 % annehmen, so gelangt nach unserer Bestimmungsmethode für die

Gesamtalkaloide etwa 0,01 g Chinin zur Methoxylbestimmung, d. h. rund

0,001 g Methoxyl, was einem ungefähren Verbrauch von 2 cm3

0,1 n - Na2S203 - Lösung entspricht (0,51706 mg Methoxyl = 1 cm3 0,1 n -

Thiosulfatlösung). In diesem Falle kann nach unserer Ansicht die Titra¬

tion noch gut mit 0,1 n - Na,S203-Lösung ausgeführt werden, wenn wir die

Methoxylbestimmung mit dem gesamten Alkaloidbasengemisch des Tar-

tratniederschlages ausführen.

Zur Ausführung der Methoxylbestimmung im Chinin-Hydrochinin-Cinchonidingemisch benützten wir die Makromethode von Vieböck und

Schwappach. Die von den Autoren angegebene und ausführlich beschrie¬

bene Apparatur eignet sich gut; nur ist es für unsere Zwecke vorteilhafter,wenn das Siedekölbchen etwas größer dimensioniert wird (etwa 40 cm3

Inhalt), damit die Chloroformlösung der Alkaloidbasen direkt in diesem

Kölbchen abdestilliert werden kann.

Man kann für die Bestimmung auch die Apparatur zur Methoxyl¬bestimmung nach Stritar benützen. Dabei empfiehlt es sich, den ober¬

sten glockenförmigen Einsatz wegzulassen und das innere Rohr des Zer-

/V)

62 M. J. Stritar, Z. analyt. Chem. 42, 579 (1903), vgl. auch Hdb. d. Lebensmittel¬

chemie, Bd. VII, p. 309, Berlin (1938).

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Setzungsgefäßes direkt durch ein Glasrohr zu verbinden mit 2 Absorp¬tionsgefäßen von je 20 mm Durchmesser und 7 cm Höhe; an das zweite

Absorptionsgefäß wird ein Erlenmeyerkölbchen angeschlossen, in wel¬

chem mitgeführtes Brom vernichtet wird (siehe Abbildung). Die einzel¬

nen Glasteile werden mit Gummi verbunden, aber so nahe aneinander-

gebracht, daß das Methyljodid möglichst wenig mit dem Gummi in Berüh¬

rung kommen kann. Zur Ausführung der Bestimmung sind erforderlich:

1. 5 cm3 Jodwasserstoffsäure (d = 1,70; «zur Methoxylbestimmung»).2. Roter Phosphor: Grobes Handelsprodukt für das Siedekölbchen und feines Pulver

für den Wäscher. Als Ersatz für letzteres kann auch molekulares Kupfer verwen¬

det werden. Wir benützten zu unsern Versuchen für den Wäscher eine feine Anrei-

bung des groben Phosphorpulvers in Wasser.

3. Analysenreines Natriumazetat.

4. Natriumazetat-Eisessiglösung = lOprozentige Lösung von reinem Natriumazetat in

96—lOOprozentiger Essigsäure.5. Jodfreies Brom, das am besten in einer Tropfflasche aufbewahrt wird, die man in

eine Weithalsflasche mit Glasstopfen stellt. Man sorge für gute Schliffe. Den im

Pulverglas befindlichen Bromdampf kann man dann jeweils mit der Wasserstrahl¬

pumpe absaugen.Obwohl die meisten Bromsorten des Handels jodfrei sind, empfiehlt es sich, eine

Blindprobe auszuführen.

6. Konzentrierte Ameisensäure = 80 bis lOOprozentige reine Ameisensäure.

7. Jodatfreies Kaliumjodid.8. 0,1 n-Natriumthiosulfat.

Zur Ausführung der Methoxylbestimmung möchten wir nach der

Titration der Alkaloidbasen des Tartratniederschlages folgende Arbeits¬

weise vorschlagen:

Man beschickt den Wäscher (W) mit einer etwa lOprozentigen feinen Anreibungvon rotem Phosphor mit Wasser. In das Absorptionsgefäß Vi gibt man 7 cm3, in das

Absorptionsgefäß V2 3 cm3 der Natriumazetat-Eisessiglösung. In Vi werden 4 Tropfen,in V2 2 Tropfen Brom zugegeben. Im Erlenmeyerkolben löst man eine kleine MengeNatriumazetat in konzentrierter Ameisensäure auf. Man stellt einen Kippschen Kohlen¬

dioxyd-Apparat bereit, verbindet ihn mit einer mit verdünnter Bleiazetat- oder Silber¬

nitratlösung beschickten Waschflasche und führt den zum Methoxylbestimmungsapparat

gehenden Gummischlauch durch einen Präzisionsquetschhahn.Die titrierte Lösung wird auf dem Wasserbad in einer Porzellanschale auf etwa

30 g eingeengt, quantitativ in einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt gespült, mit

5 cm3 verdünnter Natronlauge (etwa 2 n) versetzt und viermal mit je 10 cm3 Chloro¬

form ausgeschüttelt. Die Chloroformausschüttelungen werden nacheinander durch Watte

in einen Erlenmeyerkolben gegossen; das Chloroform wird bis auf einige Kubik¬

zentimeter abdestilliert, die Chloroformlösung quantitativ in das Siedekölbchen (K)

gegossen und der Erlenmeyerkolben wiederholt mit wenig Chloroform nachgespült(Gesamtvolumen etwa 15 cm3). Das Chloroform wird abdestilliert, der Rückstand mit

5 cm3 Weingeist Übergossen und der Weingeist vollständig verdampft. Der erhaltene

Rückstand wird während einer halben Stunde bei 100° getrocknet.Nun gibt man in das Siedekölbchen 5 cm3 Jodwasserstoffsäure (d = 1,70), fügt

etwa 0,2 g grobgepulverten roten Phosphor hinzu, setzt die Methoxylbestimmungsappa-ratur zusammen und erhitzt den Inhalt des Kölbchens in einem möglichst kleinen

Glyzerin- oder Oelbad während 2 Stunden zum Sieden (Badtemperatur etwa 140—150°),wobei man zugleich einen CCVStrom von solcher Stärke durch die Apparatur leitet,daß gleichzeitig nur je eine Blase durch die Flüssigkeit geht. Zum Schutz gegen Wärme¬

strahlung bringt man zwischen Bad- und Absorptionsgefäße eine Asbest- oder

Eternitpiatte.Nach 2 Stunden ist alles Methyljodid in die Absorptionsgefäße übergetrieben.

Man entfernt zunächst die Absorptionsvorlagen mit dem Erlenmeyerkolben und hier¬

auf die Zuleitung des Kippschen Apparates zum Siedekölbchen.

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Den Inhalt der beiden Absorptionsgefäße entleert man nun unter sorgfältigemNachspülen mit Wasser quantitativ in einen Erlenmeyerkolben von 300 cm3 Inhalt mit

Glasstopfen, in welchem man vorher 1,5 g reines Natriumazetat in wenig Wasser voll¬

kommen aufgelöst hat. Man achte darauf, daß kein festes Salz an den Wandungendes Erlenmeyerkolbens haftet, weil dieses zu Bromatbildung führen könnte. Wenn das

Flüssigkeitsvolumen im Erlenmeyerkolben etwa 150 cm3 beträgt, läßt man an der Ge¬

fäßwandung einige Tropfen (bis 0,5 cm3) konzentrierte Ameisensäure einlaufen und

schwenkt um. Bei richtiger Ausführung ist die Bromfarbe bereits nach wenigen Sekun¬

den verschwunden; durch kräftiges Schütteln bringt man auch das im Gasraum be¬

findliche Brom zur Absorption. Verschwindet die Bromfarbe nach einigen Minuten

nicht, so hat es an Natriumazetat gemangelt. Nun spült man die Gefäßwand ab und

prüft etwa eine Minute nach dem Verschwinden der Bromfarbe durch Zusatz eines

Tropfens Methylrotlösung auf Bestehenbleiben der roten Färbung. In den wenigenFällen, wo die rote Farbe wieder verschwindet, wiederholt man diese Prüfung auf

Abwesenheit von Brom.

Zur entfärbten Lösung gibt man etwas verdünnte Schwefelsäure und 0,5—1 gfestes Kaliumjodid und läßt den verschlossenen Erlenmeyerkolben während einer Stunde

im Dunkeln stehen. Hierauf titriert man das ausgeschiedene Jod nach Zusatz von 20

bis 25 Tropfen Stärkelösung mit 0,1 n-Natriumthiosulfat bis zur Entfärbung (Mikro-bürette).

In einem Blindversuch ist die Methoxylbestimmung ohne Alkaloide, aber sonst

unter gleichen Bedingungen auszuführen und die dabei verbrauchte Menge 0,1 n-Thio-

sulfat bei der eigentlichen Methoxylbestimmung in Abzug zu bringen.

Ermittlung des Gehaltes an Chinin + Hydrochinin.

Die Berechnung des Gehaltes an Chinin + Hydrochinin geschieht in folgenderWeise:

6 J entsprechen bei obiger Methoxylbestimmung 1 CH3O bzw. 1 Chinin (C20H24O2N2,Mol.-Gew. 324,2) oder 1 Hydrochinin (CsoHmOs^, Mol.-Gew. 326,2).

Da die Menge Hydrochinin in der Chinarinde im Vergleich zu derjenigen des

Chinins klein ist, kann man mit dem Mol.-Gew. des Chinins rechnen. Folglich entspricht

1 cm3 0,1 n-Na2S203 =°'03242

g = 0,005403 g Chinin + Hydrochinin.6

Da 0,03242 g Chinin oder Hydrochinin = 1 cm3 0,1 n - HCl entsprechen, so ent¬

spricht 1 cm3 0,1 n - Na2S2Û3 = 1/B cm3 0,1 n - HCl. Die Umrechnung der 0,1 n - NaaSsOaauf 0,1 n - HCl ist notwendig, um bei der früheren Bestimmung der Summe von Chinin

-t- Hydrochinin + Cinchonidin (vgl. S. 15), die auf die beiden erstgenannten Alkaloide

entfallende Menge 0,1 n - HCl zu ermitteln. Man erhält die dem Chinin + Hydrochininentsprechende Menge 0,1 n - HCl durch Division der bei obiger Methoxylbestimmungverbrauchten cm3 0,1 n - Na2S2Û3 durch 6. Aus den so ermittelten cm3 0,1 n - HCl berech¬

net sich die Menge Chinin + Hydrochinin in 1 g Chinarinde nach der Gleichung:1 cm3 0,1 n - HCl = 0,03242 g Chinin + Hydrochinin.Zur Umrechnung auf den Prozentgehalt der Chinarinde ist die gefundene Menge

mit 100 zu multiplizieren.

Ermittlung des Cinchonidingehaltes.

Dazu wird die oben berechnete Anzahl cm3 0,1 n - HCl von der bei der titrimetri-

schen Bestimmung der Tartrate (vgl. S. 15) gefundenen Anzahl cm3 0,1 n - HCl abge¬zogen. Die Differenz ist umzurechnen nach der Gleichung

1 cm3 0,1 n - HCl = 0,02942 g Cinchonidin.

Die erhaltene Cinchonidinmenge entspricht 1 g Chinarinde und ist zur Umrech¬

nung auf Prozente mit 100 zu multiplizieren.

Mit 10 cm3 einer wäßrigen Chininhydrochloridlösung, welche etwa

0,01 g Chininbase enthielt, führten wir die Methoxylbestimmung nach der

erwähnten Vorschrift aus. In der Lösung waren entsprechend einem Ver¬

brauch von 0,31 cm3 0,1 n - HCl 0,01005 g Chininbase enthalten. Bei der

Titration verbrauchten wir folgende Mengen 0,1 n-Na2S203:

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Verbrauch an 0,1 n - Na2S203im Absorptionsgefäß*

Dem Chinin ent¬

sprechende Anzahl

cm' 0,1 n - HCl

Chinin

in g

v± v2

1,76 cm'

1,79 cm3

1,79 cm3

1,78 cm'

0,10 cm'

0,06 cm3

0,07 cm3

0,07 cm'

0,31000

0,30834

0,31000

0,30834

0,01005

0,01000

0,01005

0,01000

* Interessehalber haben wir hier die Titration mit dem Inhalt der zwei Absorp¬tionsgefäße getrennt ausgeführt.

Die Differenz dieser Werte beträgt 0,05 mg oder 0,5 %. Wir dürfen

dieses Bestimmungsverfahren als genügend genau bezeichnen.

5. Hydrochininbestimmung in der Chinarinde nach einer titrimetrischen

Variante der Methode von Vetter.

Vetter und Hofmann benützten zur Hydrochininbestimmung die Emp¬findlichkeit der Vinylbasen R—CH=CH2 gegen Oxydationsmittel, mit wel¬

chen die Aethylbasen und Hydroverbindungen (R—CH2—CH3) nicht rea¬

gieren. Als Oxydationsmittel verwenden sie Kaliumpermanganat. Bei der

Einwirkung von KMn04 auf Chinin entsteht Quitenin (ClsH2102N2—COOH)und bei der Einwirkung auf Cinchonidin Cinchotenidin (Ci8H20O3N2). Diese

Verbindungen sind im Gegensatz zu Hydrochinin, das praktisch als ein¬

zige Hydrobase in der Chinarinde vorkommen soll, aus ammoniakalischer

Lösung mit Aether nicht ausschüttelbar. Hydrocinchonin und Hydrocin-chonidin sind in Aether schwer löslich45.

Nach der Titration der Basen unseres Tartratniederschlages (vgl. S. 15),der Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin enthält, bestimmten wir in

Parallelversuchen den Gehalt an Hydrochinin mit wenig Aenderungennach dem von Vetter und Hofmann angegebenen Verfahren:

Die bei der Titration erhaltene Alkaloidlösung (Bestimmung der Basen im Tar-

tratniederschlag) wird mit 3 cm' lOprozentiger Schwefelsäure versetzt, in einer Por¬

zellanschale auf etwa 20 g eingeengt, in ein Becherglas von 200 cm' Inhalt gespültund unter direkter Zugabe von Eis auf 0—5° abgekühlt. Hierauf läßt man aus einer

Bürette unter ständigem Rühren soviel lprozentige KMnCU-Lösung zufließen, bis die

rote Farbe nicht mehr verschwindet. Ist dieser Punkt ungefähr erreicht, so setzt man

noch 3 cm3 KMnC>4-Lösung zu, rührt rasch um und gibt genau nach % Minute so viel

frisch bereitete lOprozentige Natriumbisulfitlösung hinzu, daß das überschüssige Kalium¬

permanganat wieder verschwindet und das gebildete Mangandioxyd sich löst.

Die meist schwach gelbe Flüssigkeit spült man in einen Scheidetrichter von 100 cm3

Inhalt, macht dieselbe mit lOprozentigem Ammoniak alkalisch und schüttelt viermal mit

Aether (50, 40, 20, 10 cm3) gut aus. Die ätherischen Lösungen gießt man nacheinander

durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 250 cm3 Inhalt, wäscht mit 20 cm3 Aether

nach, destilliert den Aether ab, nimmt den Rückstand zweimal mit je 5 cm3 Aether auf

und verdampft auch diese vollständig. Der Rückstand (= Hydrochinin) wird in 10 cm3

Weingeist gelöst und wie bei Cortex Cinchonae nach Ph. Helv. V titrimetrisch bestimmt:

1 cm' 0,1 n -HCl = 0,03262 g Hydrochinin.

Nach dieser Methode verbrauchten wir bei Droge I für das Hydro¬chinin aus 1 g Droge 0,08 bis 0,09 cm3 0,1 n - HCl, entsprechend einem

Hydrochiningehalt von 0,26—0,29 %.

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6. Vorschlag zur getrennten Bestimmung des Chinins, Hydrochinins und

Cinchonidins in der Chinarinde.

Zur Bestimmung von Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin schlagenwir folgendes Verfahren vor:

Aus der titrierten Lösung der Gesamtalkaloide (vgl. S. 10) von vier

Bestimmungen werden die drei oben genannten Alkaloide als Tartrate in

etwa 25prozentiger Seignettesalzlösung abgeschieden. Durch nachfolgendeTitration der in Freiheit gesetzten Alkaloidbasen wird der Verbrauch an

0,1 n - HCl ermittelt (vgl. S. 15). In dieser titrierten Lösung wird einer¬

seits in zwei Parallelversuchen der Gehalt an Hydrochinin mit der von

uns in Anlehnung an die Hydrochimnbestimmungsmethode von Vetter und

Hofmann etwas modifizierten Vorschrift festgestellt (s. S. 20), und ander¬

seits in zwei Parallelversuchen der Gehalt an Chinin + Hydrochinin in

dem mit Chloroform ausgeschüttelten Basengemisch unter Benützung der

Methoxylbestimmungsmethode von Vieböck und Schwappachßl ermittelt

(vgl. S. 18).Die dem Chinin + Hydrochinin entsprechende Menge 0,1 n - HCl wird

berechnet und von der bei der Titration der Alkaloidbasen des Tartrat-

niederschlages verbrauchten Menge 0,1 n - HCl in Abzug gebracht. Die

Differenz ergibt die Menge Cinchonidin.

Zur Berechnung des Chinins, Hydrochinins und Cinchonidins in 1 gChinarinde schlagen wir folgende Formeln vor:

Gehalt an Chinin + Hydrochinin in % — (Ve b) • 3,242 (berechnet als

Gehalt an Chinin in % = [(Va • b)—c] • 3,242 [Chinin)Gehalt an Hydrochinin in % = c • 3,262Gehalt an Cinchonidin in % = [a—(V.-b)] -2,942

a = bei der Titration der Alkaloidbasen des Tartratniederschlages (Chi¬nin + Hydrochinin -f Cinchonidin) verbrauchte Anzahl cm3 0,1 n-HCl;

b = die für Chinin + Hydrochinin bei der Methoxylbestimmung ver¬

brauchte Anzahl cm3 0,1 n - NaoSA;c = bei der Hydrochininbestimmung verbrauchte Anzahl cm3 0,1 n - HCl.

Unsere Droge I gab bei der Analyse folgende Resultate:

Verbrauch an 0,1 n - HCl bei der Titration der Ba¬

sen (Chinin + Hydrochinin + Cinchonidin) des

Tartratniederschlages (= a)

Verbrauch an 0,1 n - Na2S203 für Chinin + Hydro¬chinin (= b)

Verbrauch an 0,1 n - HCl für Hydrochinin (= c)

Dem Chinin + Hydrochinin von 1 g Chinarinde

entsprechende 0,1 n - HCl (=1/e • b)

Gehalt an Chinin

Gehalt an Hydrochinin

Gehalt an Cinchonidin

0,97 cm3

3,46 cm3

0,08 cm3

0,577 cm3

1,61 %

0,26%

1,16%

0,96 cm3

3,45 cm3

0,09 cm3

0,575 cm3

1,57%

0,29%

1,13%

0,96 cm3

3,46 cm3

0,08 cm3

0,577 cm3

1,61%

0,26%

1,13%

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Unsere Droge enthält also bei einem Gesamtalkaloidgehalt von 11,29 % :

i. M. 1,59 % Chinin oder 14,08 % des Gesamtalkaloidgehaltes,i. M. 0,27 % Hydrochinin oder 2,39 % des Gesamtalkaloidgehaltes,i. M. 1,14 % Cinchonidin oder 10,10 % des Gesamtalkaloidgehaltes.

Für Arzneibuchzwecke erweist sich die getrennte Bestimmung von

Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin als ein ziemlich zeitraubendes Ver¬

fahren. Es dürfte unseres Erachtens genügen, einerseits den Gesamtalka¬

loidgehalt der Chinarinde und anderseits den Gehalt an Chinin -f Hydro¬chinin zu bestimmen. Von einer besonderen Bestimmung des Hydrochininsdarf wohl abgesehen werden, da dieses Alkaloid ein dem Chinin thera¬

peutisch ebenbürtiges, wenn nicht sogar überlegenes Begleitalkaloiddarstellt*.

D. Zusammenfassung.

1. Bestimmung der Gesamtalkaloide der Chinarinde.

Es wird eine vergleichende Uebersicht und Kritik der neueren wich¬

tigsten Analysenvorschriften zur Bestimmung der Gesamtalkaloide der

Chinarinde gegeben.Der Befund von Wojahn und Erdelmeier", daß bei Ersatz der in der

Vorschrift der Ph. Helv. V zur Extraktion von Chinarinde angegebenenMenge Salzsäure durch die gleiche Gewichtsmenge Ameisensäure etwa

2,6 % mehr Alkaloid (bezogen auf den Gesamtalkaloidgehalt = 100 %)gefunden werden, kann von uns insofern bestätigt werden, als wir bei

Droge I 2,5 % mehr Gesamtalkaloid erhielten; bei Droge II erhielten wir

4,5 %, bei Droge IV 1,1 %, bei Droge III hingegen nur 0,8 % mehr

Gesamtalkaloid. Trotzdem also von uns nicht bei allen Drogen ein wesent¬

lich höherer Gesamtalkaloidgehalt gefunden wurde, halten wir den Vorschlagvon Wojahn und Erdelmeier, künftig Ameisensäure an Stelle von Salz¬

säure zu verwenden, doch für eine wertvolle Verbesserung der Methode

der Gesamtalkaloidbestimmung in Chinarinde, weil dadurch die Gesamt¬

alkaloide vollständiger erfaßt werden.

Bemerkenswert ist unser Befund, daß die höheren Gesamtalkaloid-

werte bei Verwendung von Ameisensäure nicht auf einer vollständigerenExtraktion von Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin, sondern von andern

Alkaloiden der Chinarinde beruhen.

Unter Benützung des Vorschlages von Wojahn und Erdelmeier und

gestützt auf eigene Erfahrungen haben wir eine gegenüber Ph. Helv. V

etwas abgeänderte Methode der Gesamtalkaloidbestimmung für Chinarinde

ausgearbeitet, die wir als Arzneibuchmethode empfehlen können.

2. Bestimmung von Chinin, Hydrochinin und Cinchonidin

in der Chinarinde.

Es wird eine Uebersicht über die wichtigsten Methoden zur Bestim¬

mung einzelner Alkaloide im Gemisch der Chinaalkaloide und in der

* Vgl. z.B. Giemsa u. Oesterlin, Arch. Schiffs- und Tropenhyg. 37, Beiheft 4 (1933).

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Chinarinde gegeben. Unter Benützung der Methoxylbestimmungsmethodevon Vieböck und SchwappacW1 haben wir ein Verfahren ausgearbeitet,welches gestattet, in einem Arbeitsgang den Gesamtalkaloidgehalt und

den Gehalt an Chinin 4- Hydrochinin und an Cinchonidin, ausgehend von

nur 1,25 g Droge, auf titrimetrischem Wege zu bestimmen. Durch anschlie¬

ßende gesonderte Bestimmung des Hydrochinins nach einer titrimetrischen

Ausführungsform der Methode von Vetter und Hofmann kann auch der

Gehalt an Chinin ermittelt werden.

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Ueber die Bestimmung der Gesamtalkaloide

und von Hyoscyamin in Folium Belladonnae.

A. Uebersicht über die Inhaltsstoffe der Solanaceendrogen von Ph. Helv. V.

Nach den jetzigen Kenntnissen enthalten diese Solanaceendrogen fol¬

gende basische Körper:

I. Physiologisch hochwirksame Alkaloide.

a) Radix Belladonnae.

Sie enthält 1-Hyoscyamin, Atropin, Skopolamin, Apoatropin (= Atro-

pamin), Belladonnin und Bellaradin.

Nach Untersuchungen von Kuhn und Schäfer1 ist l-Hyoscyamin das

Hauptalkaloid, das in den meisten Fällen mindestens 85 % des Gesamt-

alkaloidgehaltes ausmacht.* Nach ihnen soll Atropin sowohl in den kulti¬

vierten als auch in den wildgesammelten Wurzeln nativ vorkommen. Frei¬

lich werden von ihnen keine Angaben über die Trocknungsart der frischen

Pflanzenteile gemacht. Vielleicht ist Atropin durch Razemisierung des

1-Hyoscyamins entstanden. Aehnliche Ergebnisse erhielt Küßner2 mit

getrockneten Handelswurzeln verschiedener Herkunft. Bei einer Wurzel,die in einem Elektrotrockenschrank mit Ventilator bei 70° getrocknetwurde, fand er kein Atropin. Klein und Sonnleitner3 erbrachten den

Beweis, daß Atropin nativ in der Pflanze vorkommt. Fehr" gibt für die

Wurzel als beste Trocknungstemperatur 50° an. Wird bei 100° getrocknet,so nimmt der Alkaloidgehalt ab; der prozentuale Anteil an Hyoscyamin

1 A. Kuhn und G. Schäfer, Dtsch. Apoth.-Ztg. 53, 405, 424 (1938), Pharm. Ztrh. 80,151, 163 (1939).

2 W. Küßner, Mercks Jahresb. 52, 39 (1938).3 G. Klein und H. Sonnleitner, Oesterr. bot. Z. 78, 9 (1929).4 H. Fehr, Untersuchungen über die Konservierung der Wurzel von Atropa Bella¬

donna L. unter besonderer Berücksichtigung des Gehaltes an Hyoscyamin, Atropin und

Skopolamin, Diss. ETH. Zürich (1942).* Die von Kuhn und Schäfer ermittelten Werte sind, wie später ausgeführt wird,

infolge eines Berechnungsfehlers um etwa 17 °/o zu hoch.

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ist, bezogen auf den Gesamtalkaloidgehalt, dagegen größer.** Vielleicht

werden bei 100° flüchtige basische Körper entfernt.

Skopolamin (= Hyoscin) ist in der Belladonnawurzel sehr spärlichoder überhaupt nicht vorhanden. Schmidt5 wies in der Wurzel an Hand

des Schmelzpunktes der Golddoppelverbindung das Vorkommen von Sko¬

polamin nach. Klein und Sonnleitner3 fanden dieses Alkaloid hingegen in

keinem Teil der Pflanze. Von neun untersuchten Wurzeln konnten Kuhn

und Schäfer1 nur in dreien Skopolamin nachweisen; seine Menge betrugnicht mehr als 2,6% der Gesamtalkaloide. Küßner2 fand nur in der oben

erwähnten atropinfreien Wurzel Skopolamin.Apoatropin C17H2i02N, der Atropasäureester des Tropins (= Atro-

pamin), wurde 1891 von Hesse" aus der Wurzel der Atropa Belladonna

isoliert. Nach seinen Untersuchungen scheint sich das Vorkommen auf die

Wurzel zu beschränken. Ein Jahr später wurde es von Hesse7 und

Pesci" durch Einwirkung von Salpetersäure auf Atropin erhalten. Späterwurde die Identität von Apoatropin mit Atropamin von Hesse9 festgestellt.

Belladonnin. Hübschmann10 erwähnt, daß er aus dem rohen Atropineine neue Base, das Belladonnin, abgeschieden habe. Sie besitze keine

Fähigkeit zum Kristallisieren und bilde die die Kristallisation des Atro-

pins erschwerende Substanz. Alle, welche sich mit der Herstellung des

Belladonnins befaßten, wie Hesse" und Merling11, der als Brutto¬

formel (C17H2102N)x ermittelte, die Firma Gehe iE Co.1'1 erhielten es

nur als Firnis oder amorphe Substanz. Küßner13 gelang es zuerst, aus

den amorphen Restalkaloiden der Belladonnawurzel, die in ihren Lösungs¬eigenschaften dem bisher nur in amorpher Form bekannten Belladonnin

ähnlich waren, das Belladonnin in kristalline Form überzuführen. Es ist

wahrscheinlich als ein Dimeres oder ein Polymerisationsprodukt des

Apoatropins aufzufassen (C17H2102N)2.Nach Untersuchungen von Küßner'2 beträgt in der Belladonnawur¬

zel der Gehalt an Apoalkaloiden 2,1—7,2 % und der Gehalt an amorphenRestalkaloiden (Belladonnin) 3,4—15,1 % des Gesamtalkaloidgehaltes.

Für Apoatropin und Belladonnin werden folgende Eigenschaftenerwähnt:

Apoatropin addiert als ungesättigtes Alkaloid infolge der Doppelbindung der Atropa-säure zwei Atome Brom, während Belladonnin sich gegen Brom gesättigt verhält13.

Darauf beruht nach Küßner die bromometrische Titration des Apoatropins in schwefel¬saurer Lösung mit 0,1 n-KBrOs-Lösung in Gegenwart von KBr und Jodkaliumstärke¬

papier als Tüpfelindikator. Eine bromometrische Titration wurde auch schon von Will-

stätter und üugu ausgeführt, welche zum Nachweis von Apoalkaloiden mit 0,05 n-Brom-

lösung arbeiten.

6 E.Schmidt, Arch. Pharm. 230, 208, 229 (1892).6 0. Hesse, Ann. Chem. 261, 96, 105 (1891).7 0. Hesse, Ann. Chem. 271, 124 (1892).8 L. Pesci, Ber. dtsch. chem. Ges. 15, 529 (1892).9 0. Hesse, Ann. Chem. 277, 294 (1893).

10 F. Hübschmann, Schweiz. Z. Pharm. 3, 123 (1858).11 G. Merling, Ber. dtsch. chem. Ges. 17, 381 (1884).12 Gehe's Drosenbericht, Dresden April (1872).13 W. Küßner,"Arch. Pharm. 276, 617 (1938).14 R. Willstätter und E. Hug, Z. physiol. Chem. 79, 148 (1912)."*" Fehr hat zur Berechnung des Hyoscyamingehaltes die Formel von Kuhn und

Schäfer benützt, welche, wie oben erwähnt, fehlerhaft ist.

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Apoatropinhydrochlorid ist in Chloroform leicht löslich, während die Hydrochloridevon Hyoscyamin, Atropin, Skopolamin und Belladonnin in Chloroform schwer löslich

sind13.

Die freie Base ist nach Beilstein15 schwer löslich in Wasser, sehr leicht löslich in

Alkohol, Aether, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Benzol. Sie ist ein heftiges Krampf¬gift, hat keine oder nur schwache mydriatische Wirkung16 und ist optisch inaktivi6.

Belladonnin zeigt völlig gesättigtes Verhalten gegen Brom und Permangansäure.Die Base ist sehr schwer löslich in Wasser, Petroläther und Tetrachlorkohlenstoff, schwerlöslich in Aether (ist aber aus der von den Apoalkaloiden befreiten Alkaloidlösung, die

mit Soda alkalisch gemacht wurde, durch wiederholtes Ausschütteln mit Aether extra¬

hierbar), leicht löslich in Essigsäureäthylester, sehr leicht löslich in Methanol, Aethanol,Benzol und Chloroform. Sie gibt die Vitalische Reaktion wie Hyoscyamin, Atropin, Sko¬

polamin und ist optisch inaktiv13.

Bellaradin C7H13ON wurde von King und Ware" aus bulgarischerBelladonnawurzel isoliert.

Flüchtige Basen der Pyrrol-Pyridingruppe, wie sie in den Solanaceen-

blattdrogen sich vorfinden, konnten von Kuhn und Schäfer1 in Bella¬

donnawurzel nur bei Aufarbeitung von 5—10 kg Droge nachgewiesenwerden.

b) Folium Belladonnae.

Nach den Ergebnissen von Kuhn und Schäfer1 ist auch im Bella¬

donnablatt zur Hauptsache Hyoscyamin neben wenig Atropin vorhanden.

Vielleicht ist das inaktive Atropin erst während der Trocknung der Drogeentstanden, denn nach Schmidt18, Goris und Costyw soll in frischen

Solanaceenblättern nur 1-Hyoscyamin vorliegen.

c) Folium. Hyoscyami.

Die frischen Blätter enthalten nach Kuhn und Schäfer20 Hyoscya¬min und Skopolamin. Klan21 stellte folgendes Alkaloidvorkommen bei

Hyoscyamus niger fest: Im Anfangsstadium der Entwicklung enthalten die

Organe Skopolamin, bei fortschreitendem Wachstum bildet sich Hyoscya¬min; in allen Organen, die das Primärstadium der Entwicklung hinter sich

haben, überwiegt quantitativ ohne Ausnahme das Hyoscyamin, das jedochstets von Skopolamin begleitet wird. Atropin kommt nur in der Wurzel

der zweijährigen Pflanze gegen Ende der Vegetationsperiode und in wel¬

kenden Blättern vor, wo es direkt nach dem Absterben erscheint.

d) Folium Stramonii.

Die frischen Blätter sollen nach Kuhn und Schäfer20 zur Haupt¬sache Hyoscyamin enthalten. Nach Chou22 und nach Andrews21 soll auch

Skopolamin vorkommen, Atropin hingegen fehlen.

15 Beilstein, Handbuch d. org. Chem., 4. Aufl. 21, 20, Berlin (1935).16 H. Kreitmair, Mercks Jahresb. 52, 47 (1938).17 H. King und L. Ware, J. chem. Soc, London, 331 (1941).18 E. Schmidt, Arch. Pharm. 243, 306 (1905).19 A. Goris und P. Costy, Bull. Sei. pharmacol. 28, 545 (1921), 29, 113 (1922).20 A. Kuhn und G. Schäfer, Pharm. Ztrh. 76, 49 (1935).21 Z. F- Klan, J. Amer, pharm. Ass. 20, 1163 (1931).22 T. Q. Chou, Chin. J. Physiol. 9, 77 (1935) ; nach C. 107, 1022 (1936) II.23 A. E. Andreios, J. chem. Soc, London 991100, 1871 (1911).

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e) Semen Stramonii.

Diese enthalten zur Hauptsache Hyoscyamin20. Nach Schmidt6 und

nach Andrews23 ist Skopolamin nur in sehr geringer Menge vorhanden;Atropin soll nicht praeexistieren24.

f) Herba Hyoscyami mutici.

Die Stammpflanze enthält nach Dunstan und Brown26 und nach

Dowzard26 Hyoscyamin ohne Nebenalkaloide. Potjewijd27 stellte im

lebenden Kraut von in Holland kultivierten Pflanzen in allen Teilen

Hyoscyamin fest. Atropin fand er nur einige Male in sehr jungen Pflan¬

zen; sonst soll es, nach seiner Vermutung, aus abgestorbenen Blättern

stammen. Tropin fand er nur im Laub junger Pflanzen. Skopolamin konnte

er als Golddoppelsalz durch Bestimmung des Schmelzpunktes nicht nach¬

weisen. Dagegen soll sich in der Pflanze nach Laffargue2* auch Skopo¬lamin vorfinden, während nach Fahmy29 das Alkaloid des ägyptischenBilsenkrautes fast ausschließlich aus Hyoscyamin bestehen soll.

In der Literatur wird als weiteres Solanaceenalkaloid noch Mandra¬

gorin erwähnt, das von Ahrensä" zuerst aus der Mandragorawurzelisoliert wurde. Dieses Alkaloid wurde aber von Thoms und Wentzel31

zur Hauptsache mit Hyoscyamin identisch befunden.

II. Flüchtige Pîlanzenbasen (= flüchtige Protoalkaloide).

Diese kommen fast ausschließlich in den assimilierenden Organen der

Solanaceen vor. Sie können bei der Wertbestimmung einen störenden

Einfluß ausüben, indem durch sie zu hohe Alkaloidgehalte vorgetäuschtwerden. Nach den neuesten Untersuchungen von Proche und Seidl32

sind nicht alle diese Basen beim Abdestillieren des Benzols (etwa 80°)vollständig flüchtig. Es sind folgende Basen nachgewiesen worden:

a) Cholin33.

b) Tropin27 (Sdp. 229°).c) N-Methylpyrrolin (Sdp. 80°), N-Methylpyrrolidin (Sdp. 79°), Pyridin

(Sdp. 115,3°) in Spuren34.Diese Stoffe wurden in Folium Belladonnae nachgewiesen.

d) Tetramethyl-l,4-diaminobutan (Sdp. 168°).

24 E. Schmidt, Arch. Pharm. 229, 518 (1891).25 W. R. Dunstan und H. Brown, J. ehem. Soc, London 75, 73 (1899). 79, 73 (1901).20

Dowzard, Amer. J. Pharm. 80, 201 (1908).27 T. Potjewijd, Phytochemisch onderzoek van het levende kruid van Hyoscyamus

muticus L., Diss. Leiden (1934).28 Laffargue, Bull. Soc. Pharm. Egypte; nach Schweiz. Apoth.-Ztg. 70, 359 (1932).29 I. R. Fahmy, Rapport de la Soc. Pharm. d'Egypte, le Caire, 1931, 2" année, N° III,

volume spécial; nach J. Pharm. Belgique 18, 435 (1936).30 F. B. Ahrens, Ber. dtsch. ehem. Ges. 22, 2159 (1889).31 H. Thoms und M- Wentzel, Ber. dtsch. Ges. 31, 2031 (1898).32 0. Proche und R. Seidl, Oesterr. Chemiker-Ztg. 44, 265 (1941).33 H. Kune, Arch. Pharm. 223, 721 (1885).34 A. Goris und A. Larsonneau, Bull. Sei. pharmacoLSS, 499 (1921).

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In Folium Belladonnae34 und in Hyoscyamus muticus"7> S9> 35 nach¬

gewiesen.

e) Dimethylamin (Sdp. 7,4°). In Skopoliaextrakt nachgewiesen36.f) Skopolin (Sdp. 248°). Soll in skopolaminhaltigen Drogen vorkommen21.

Die Flüchtigkeit von Cholin wird durch die Spaltung in Glykol und

Trimethylamin verursacht. DeKay und Jordan37 wiesen Trimethylaminim Rückstand nach, der durch Extraktion der Droge in der Hitze (z. B.

nach der Methode von U. S. P. XI) erhalten worden war. Nach Klan21

soll man Tropin und Skopolin in absterbenden Organen begegnen.

B. Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungsmethoden der Gesamt-

alkaloide von Folium Belladonnae.

Die Wertbestimmung der Droge geschieht bei den heute hauptsächlichverwendeten Methoden nach folgenden Prinzipien:

I. Methoden, bei welchen die Droge nur einmal extrahiert wird.

1. Die Droge wird mit verdünntem Weingeist extrahiert. Zur Abschei¬

dung von Chlorophyll und Harz wird die Alkaloidlösung vom Weingeistbefreit und mit wenig Säure versetzt, um die Alkaloide sicher in Lösungzu halten. Aus derselben werden die Alkaloidbasen nach Alkalisieren mit

Ammoniak mit Aether ausgeschüttelt und nach Vertreiben des Aethers

und Ammoniaks durch direkte oder indirekte Titration bestimmt. Nach

diesem Prinzip arbeiten Ph. Helv. V, Ph. Hung. IV und Nederl. Ph. V.

2. Die Droge wird mit Aether in Gegenwart von Ammoniak extrahiert.

Die ätherische Alkaloidlösung, die zur Klärung nach evtl. Zusatz von

Talk mit Wasser geschüttelt worden ist, wird folgendermaßen aufge¬arbeitet:

a) Der Aether wird zum Teil abdestilliert, wobei auch Ammoniak sich

verflüchtigt, die Aetherlösung mit 0,1 n-Säure ausgeschüttelt und der

Säureüberschuß durch Titration bestimmt. Nach dieser Methode

arbeitet D. A. B. 6.

b) Der Aether wird zur vollständigen Verflüchtigung des Ammoniaks

zur Trockene verdampft und der Rückstand wieder in Aether gelöst.Die Alkaloidbasen werden mit 0,01 n-Säure ausgeschüttelt und der

Säureüberschuß durch Titration bestimmt. Nach dieser Modifikation

des D. A. B. 6 arbeitet Ph. Belg. IV.

c) Aus der ätherischen Lösung werden die Basen mit Säure ausgeschüt¬

telt; die saure Alkaloidlösung wird mit Ammoniak alkalisiert und mit

Chloroform ausgeschüttelt. Im Verdampfungsrückstand werden die

Alkaloide, nach evtl. x4 stündigem Erwärmen auf 100° zwecks Besei-

35 R. Willstätter und W- Heubner, Ber. dtsch. ehem. Ges. 40, 3869 (1907).36 S. Aoyama, J. Pharm. Soc. Japan 48, 26 (1928) ; nach C. 99, 2405 (1928) I.

37 H. O. DeKay und C. B. Jordan, J. Amer, pharm- Ass. 23, 316, 391 (1934).

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tigung der flüchtigen Pflanzenbasen, durch direkte oder indirekte

Titration bestimmt. Nach diesem Prinzip arbeiten Ph. Belg. IV

1. Supplement und Svenska F. 1925.

d) Der Aether wird in Gegenwart von Säure abdestilliert, die saure

Alkaloidlösung nach Schütteln mit Talk filtriert, mit Ammoniak alka-

lisiert und mit Chloroform ausgeschüttelt. Der Alkaloidgehalt wird

im Verdampfungsrückstand durch direkte Titration bestimmt. Methode

von Peyer und Gstirner38.

3. Die Droge wird mit Aether-Chloroform in Gegenwart von Natrium¬

karbonat oder Ammoniak extrahiert. Die erhaltene Alkaloidlösung wird

mit normierter Säure ausgeschüttelt und der Säureüberschuß titrimetrisch

bestimmt (Methode des Codex Gall. 6) oder mit Säure ausgeschüttelt, die

saure Alkaloidlösung mit Ammoniak alkalisch gemacht, mit Chloroform

oder Aether-Chloroform ausgeschüttelt, das Lösungsmittel abdestilliert

und der Alkaloidgehalt im Rückstand, nach evtl. Trocknung bei 100° zwecks

Beseitigung der flüchtigen Pflanzenbasen, durch direkte oder indirekte

Titration bestimmt. Methoden von F. Espan. VIII, F. Port. 1935, F. Ital. VI.

II. Methoden, bei welchen die Droge erschöpfend extrahiert wird.

1. Nach Brit. Ph. 1932 und 5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932 werden 10 g

Droge nach Zusatz von Ammoniak anfangs mit einer Mischung von

4 Vol. Aether und 1 Vol. Alkohol, nachher mit Aether allein per-koliert. Das Perkolat wird mit einer Mischung von 3 Vol. 0,1 n-HCl

und 1 Vol. Weingeist erschöpfend ausgeschüttelt. Die saure Alkaloid¬

lösung wird zwecks Beseitigung von Nebenstoffen zuerst mit Chloro¬

form geschüttelt, dann mit Ammoniak alkalisiert. Die Alkaloide wer¬

den mit Chloroform ausgeschüttelt. Das Lösungsmittel wird abdestil¬

liert, der Rückstand in Weingeist aufgenommen, zur Trockne ver¬

dampft und zur vollständigen Beseitigung des Ammoniaks und der

flüchtigen Pflanzenbasen während y<* Stunde (Brit. Ph.), bzw. 2 Stun¬

den (5. Add.) bei 100° getrocknet. Der Alkaloidgehalt wird durch

indirekte Titration bestimmt.

Fahmy und Mangoury haben einen Vorschlag zur Verbesserung der

Methode der Brit. Ph. 1932 gemacht (s. Abschnitt III, Ende).2. Nach U. S. P. XI 1939 Supplement werden 10 g Droge entweder mit

einer Mischung von 3 T. Aether und 1 T. Chloroform perkoliert, nach¬

dem die Droge mit einer Mischung von 20 cm3 Aether, 10 cm3 Chloro¬

form und 8 cm3 Ammoniak (27 %ig) über Nacht mazeriert wurde,oder im Soxhletapparat mit Aether extrahiert, nachdem die Drogemit einer Mischung von 10 cm3 Alkohol, 20 cm3 Aether und 8 cm3Ammoniak über Nacht mazeriert wurde (Verfahren von Watkins

und Palkin).

Die erhaltenen Extraktlösungen werden, falls notwendig, auf dem

Wasserbade eingeengt und die Alkaloide mit verdünnter Schwefelsäure

38 W. Peyer und F. Gstirner, Pharm. Ztg. 76, 1441 (1931).

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ausgeschüttelt. Die saure Alkaloidlösung wird mit Ammoniak alkalisiert

und mit Chloroform ausgeschüttelt; das Lösungsmittel wird abdestilliert

und der Rückstand zwecks vollständiger Beseitigung des Ammoniaks und

flüchtiger Pflanzenbasen während 15 Minuten auf dem Wasserbad

erwärmt. Der Rückstand wird wieder in Chloroform gelöst, das Chloro¬

form auf dem Wasserbad zur Trockne verdampft und der Rückstand

während 15 Minuten weiter erwärmt. Das Lösen in Chloroform, Ver¬

dampfen und Erwärmen wird ein drittes Mal wiederholt. Der Rückstand

wird nachher in wenig Chloroform gelöst, 0,02 n-H2S04 hinzugefügt, das

Chloroform verdampft und der Säureüberschuß nach Zusatz von Methylrotals Indikator mit 0,02 n-NaOH bestimmt.

Im Gegensatz zu U. S. P. XI 1939 Supplement destillierte U. S. P. XI

das Lösungsmittel in Gegenwart von Säure ab und filtrierte die saure

Lösung in einen Scheidetrichter. Das Chlorophyll wurde wiederholt in

Chloroform gelöst, das Chloroform jeweils nach Zusatz von Säure abdestil¬

liert und die saure Lösung filtriert. Nachher wurde wie oben weiterge¬fahren: Ammoniakzusatz, Ausschütteln mit Chloroform usw.

III. Kritik einiger Arzneibuchmethoden.

Von den drei Arzneibuchmethoden, welche die Droge durch einmaligeMazeration mit verdünntem Weingeist extrahieren, arbeitet Ph. Helv. V

mit der kleinsten Drogenmenge (10 g), während bei den andern zwei Vor¬

schriften, ausgehend von 15 g Droge, auch nur die Alkaloide aus 5 g

Droge zur Bestimmung gelangen. Die Vorschrift der Ph. Helv. V lautet

folgendermaßen:10 g Tollkrautblatt (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit

96,7 g verdünntem Weingeist während 1 Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Dann

läßt man 1 Stunde lang absetzen und filtriert durch ein Faltenfilter von 10 cm Durch¬

messer unter Bedeckung des Trichters mit einer Glasplatte soviel wie möglich von der

weingeistigen Lösung in eine Arzneiflasche von 100 cm3 Inhalt ab. Dann werden 70 gder weingeistigen Lösung (= 7 g Droge) in eine mit einem Glasstäbchen versehene

und damit tarierte Porzellanschale abgewogen. Man dampft auf dem Wasserbad unter

häufigem Umrühren auf etwa 12 g ein, mischt 10 Tropfen verdünnte Salzsäure R. und

nach dem Erkalten soviel Wasser hinzu, daß das Gewicht des Schaleninhaltes 14,3 g

beträgt. Dann filtriert man zuerst durch ganz wenig Watte und hierauf durch ein Falten¬

filter von 7 cm Durchmesser 12 g der Flüssigkeit (= 6 g Droge) in eine Arzneiflasche

von 125 cm3 Inhalt, gibt 60 g Aether und 1 cm3 konz. Ammoniak hinzu und schüttelt

während 2 Minuten kräftig. Nach Zusatz von 1 g Tragantpulver schüttelt man nochmals

kräftig, gießt dann 50 g der ätherischen Lösung (= 5 g Droge) durch etwas Watte in

einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt und destilliert das Lösungsmittel auf dem

Wasserbade ab. Den Rückstand nimmt man mit 5 cm3 Weingeist auf und verdampftauch diesen vollständig. Dann löst man den Rückstand in 3 cm3 Weingeist, gibt 25 cm3

frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrot hinzu und

titriert mit 0,1 n-Salzsäure bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0289 g Alkaloide.

Es müssen wenigstens 0,52 cm3 0,1 n-Salzsäure verbraucht werden, entsprechendeinem Mindestgehalt von 0,3 % Alkaloiden.

Nach H. MärkiG9 kann angenommen werden, daß bei der Extraktion

39 H. Märki, Ueber die Wertbestimmung des Opiums und einiger anderer Alkaloid-

dlogen, Diss- ETH. Zürich (1930).

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rund ein Drittel des Drogengewichtes, also von 10 g Droge etwa 3,3 g

Extraktivstoffe und Feuchtigkeit in Lösung gehen. Auf Grund seiner

Bestimmungen rechnet er mit rund 0,3 g Chlorophyll und Harz auf 7 g

Droge; auf 10 g Droge umgerechnet, beträgt diese Menge 0,43 g. Also

wären in 10 g Droge 2,87 g oder 28,7 % Feuchtigkeit vorhanden. Wies¬

mannM

erhielt bei Folium Belladonna^ nach 192stündiger Trocknungim Schatten als höchsten Wassergehalt 11,7 %. Die Drogen der verschie¬

denen Trocknungsarten enthielten bei ihm zur Zeit der Alkaloidbestim-

mungen Wassergehalte von 4,0—7,4 %. Unseres Erachtens sollte in der

Vorschrift der Ph. Helv. V der Feuchtigkeitsgehalt der Droge besser in

die Berechnung hineingezogen werden. Entweder sollte vor der Alkaloid-

bestimmung der Feuchtigkeitsgehalt ermittelt oder ein maximaler Feuch¬

tigkeitsgehalt in dieser Vorschrift zugrunde gelegt werden. Im ersteren

Falle muß die in 10 g Droge enthaltene Menge Feuchtigkeit zu 0,43 g

Chlorophyll und Harz hinzugezählt und dieses Gewicht mit Spiritus dilutus

auf 100 g ergänzt werden. Im zweiten Fall muß die Menge Spiritus dilutus

von 96,7 g auf 98,4 g erhöht werden, wenn mit einem Wassergehalt von

12 % gerechnet wird. Bei unserer untersuchten Droge mit 6,46 % Feuch¬

tigkeitsgehalt müßten also 98,9 g Spiritus dilutus verwendet werden.

Wiesmann40 macht noch folgende Bemerkungen zur Ausführungder Methode von Ph. Helv. V:

1. Beim Zusatz von 10 Tropfen Salzsäure R. kann unter Umständen

eine braune Ausscheidung entstehen, die das Filtrieren erschwert, da sie

meistens nicht sedimentiert und die Poren des Filters verstopft.2. Die Genauigkeit der Titration beträgt ungefähr 5 % des Minimal¬

gehaltes der Droge, denn die Uebergangsstufe des Indikators Methylrotbraucht von Gelb über Orange, Rosa bis Rot ungefähr 0,025 cm3 0,1 n-HCl.

Immerhin kann man mit einiger Uebung die verschiedenen Farbnuancen

mit ziemlicher Präzision treffen. Theoretisch ergibt sich daraus ein mög¬licher Fehler von ungefähr 1—2 %, der bereits von H. Märki30 ange¬

geben wurde.

Nach der Bestimmungsvorschrift von Ph. Helv. V erhielt Wiesmann

trotz obiger Kritik sehr gute Resultate. 40 % der Resultatpaare wiesen

überhaupt keine Differenz auf, 40 % eine maximale Differenz von 0,006 %,weitere 16 % eine solche von 0,012 % und der Rest von 4 % eine Dif¬

ferenz bis zu 0,035 %.Nach den heutigen Kenntnissen über die Inhaltsstoffe der Solana-

ceenblattdrogen müssen die flüchtigen Basen vor der Bestimmung des

Alkaloidgehaltes entfernt werden. Dieser Tatsache tragen weder die

Ph. Helv. V noch die meisten andern Bestimmungsvorschriften Rechnung.Im Gegensatz zu Ph. Helv. V und Nederl. Ph. V trocknet Ph. Hung. IV

die Aetherlösung nicht mit Tragant. Außerdem verwendet Ph. Hung. IVnoch Jodeosin zur Titration. Hidvégi*1 schlägt hier zur Verbesserungvor, an Stelle von Jodeosin als Indikator Methylrot oder eine Kombinationvon Methylrot-Methylenblau zu verwenden.

40 F. Wiesmann, Untersuchungen über die Trocknung der Blätter und Stengel von

Atropa Belladonna L. und Datura Stramonium L., Diss. ETH. Zürich (1935).41 G. Hidvégi, Ber. Ung. Pharm. Ges. 13, 636, 720 (1937).

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Von besonderem Interesse scheinen uns jene Methoden zu sein,welche die Droge mit Aether oder einer Mischung von Aether-Chloroform

extrahieren. Denn durch diese Extraktion wird das Alkaloidgemisch sehr

schonend behandelt, so daß unter Umständen eine getrennte Bestimmungvon Hyoscyamin-Atropin auch in den Blattdrogen in Betracht gezogen wer¬

den könnte.

Die Vorschrift von D. A. B. 6 lautet folgendermaßen:

10 g feingepulverte Tollkirschenblätter übergießt man in einem Arzneiglas von

250 cm3 Inhalt mit 100 g Aether sowie nach kräftigem Umschütteln mit 7 g Ammoniak¬

flüssigkeit (10%>) und läßt das Gemisch unter häufigem, kräftigem Urnschütteln 1 Stunde

lang stehen. Nach dem Absetzen gießt man die ätherische Lösung durch ein Wattebäusch¬

chen in ein Arzneiglas von 150 cm3 Inhalt, gibt 1 g Talk und nach 3 Minuten langemSchütteln 5 cm3 Wasser hinzu. Nachdem man das Gemisch 3 Minuten lang durchgeschüt¬telt hat, läßt man es bis zur vollständigen Klärung stehen, filtriert 50 g der ätherischen

Lösung (= 5 g Droge) durch ein trockenes, gutbedeektes Filter in ein Körbchen und

destilliert etwa zwei Drittel des Aethers ab. Den erhaltenen Rückstand bringt man in

einen Scheidetricbter, spült das Kölbchen drei Mal mit je 5 cm3 Aether nach und gibt5 cm3 0,1 n-CHl und 5 cm3 Wasser hinzu. Hierauf schüttelt man 3 Minuten lang kräftig,läßt die salzsaure Lösung nach vollständiger Klärung in ein Kölbchen abfließen und

wiederholt das Ausschütteln noch drei Mal in derselben Weise mit je 5 cm3 Wasser.

Nun setzt man zu der salzsauren Lösung 2 Tropfen Methylrotlösung hinzu und titriert

mit 0,1 n-KOH bis zum Farbumschlag.

Dieses Bestimmungsverfahren hat wiederholt zu Kritik und zu

Abänderungsvorschlägen Anlaß gegeben. Nach Gadamer und Neuhoff'1'ist beim D. A. B. 6 die völlige Klärung der AlkaloidlÖsung unbedingterforderlich. Sie erhielten bis um 100 % zu hohe Werte, wenn die Lösungnoch die geringste Trübung besaß. Sie nehmen aber an, daß das Ammo¬

niak völlig entfernt wird, wenn der Aether bis auf zwei Drittel abdestil¬

liert wird.

Nach Exler43 beruhen die Fehler des D. A.B. 6 darin:

1. daß die Aetherlösung nur auf ein Drittel abdestilliert wird. Die

verbleibende ätherische Lösung enthält noch Ammoniak und andere

flüchtige basische Verbindungen36. Er schlägt folgende Aenderungvor: Der Aether wird zur Trockne verdampft, der Rückstand wiederholt

in Aether aufgenommen und der Aether jeweils abdestilliert.

2. daß die Extraktsubstanzen und das Wasser, die im Aether gelöstsind, nicht berücksichtigt werden. An Stelle von 50 g Filtrat sollten 52,5 g

verwendet werden. Er nimmt an, daß in 100 g Aether 2,3 g Wasser sich

lösen, und daß die Extraktsubstanzen 25—30 % des Drogengewichtes aus¬

machen. Nach D. A. B. 6 werden nach Exler 5 % zu wenig Alkaloide

erhalten. Wir konnten bei unseren Versuchen diese Angabe nicht

bestätigen.

Exler erhielt bei ein und derselben Droge folgende Werte:

D. A.B. 6 0,86 1,13 VoD. A.B. 6 mod 0,57 0,58 »/o

Vorschlag Eder für eine internationale Methode 0,54 0,56 °/o

Nederl. Ph. V 0,52 0,52 °/o

42 J. Gadamer und E. Neuhaff, Arch. Pharm. 264, 538 (1926).43 Th. Exler, Chemisch en Pharmacologisch onderzoek naar de waarde van de bla-

deren van Atropa Belladonna L- en van het daaruit bereide extract, Diss. Leiden (1928).

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Die übereinstimmendsten Werte erhielt Exler nach Methode Eder3*,die mit wenigen Verbesserungen in Ph. Helv. V aufgenommen wurde,und nach Nederl. Ph. V. Exler gibt der letzteren den Vorzug, weil die

Alkaloide durch Verwendung von Tragant sofort trocken erhalten werden.

Dies ist heute nach Ph. Helv. V auch der Fall. Rungeu bestätigt die

Angaben Exlers und empfiehlt ebenfalls vollständiges Abdestillieren des

Aethers bei der Vorschrift von D. A. B. 6.

Boehm"* machte darauf aufmerksam, daß beim Schütteln des

Aethers mit 0,1 n-HCl der Verlust eines Tropfens Säure (0,05 cm3) das

Endresultat schon beträchtlich erhöht. Bei Folium Hyoscyami soll der

Fehler etwa 20 % betragen. Auch er empfiehlt bei der Vorschrift von

D. A. B. 6 vollständiges Abdestillieren des Aethers mit nachfolgendemErwärmen des Rückstandes auf dem Wasserbad bis zum Verschwinden

des Aethergeruches. Der Rückstand wird dann in Aether gelöst und die

Bestimmung nach D. A. B. 6 weitergeführt. Boehm stellte fest, daß wie¬

derholtes Abdampfen des Aethers keine besseren Resultate gibt. Die Dif¬

ferenzen schreibt er dem Verlust an Säure beim Ausschütteln der ätheri¬

schen Alkaloidlösung mit 0,1 n-Säure zu.

Nach Peyer und Gstirner38 haben die Verfahren von Boehm, D. A. B. 6

und Fromme den Nachteil, daß die Alkaloide aus der ätherischen

Lösung mit Salzsäure ausgeschüttelt werden. Bei zu starkem Schütteln

treten lästige Emulsionen auf, welche die Bestimmungsdauer verlängern;bei vorsichtigem Schütteln besteht die Möglichkeit, daß nicht sämtliche

Basen in die Hydrochloride übergeführt werden. Zur Verhinderung der

Emulsionsbildung empfehlen sie, die ätherische Alkaloidlösung vor der

Behandlung mit Salzsäure mit Wasser zu schütteln. Wir konnten die

Zweckmäßigkeit dieser Maßnahme bestätigen. Peyer und Gstirner schla¬

gen gegenüber D. A. B. 6 folgende vereinfachte Methode vor:

10 g grobgepulverte Droge werden in einer 250-cm3-Arzneiflasche mit 100 g Aether

und nach kräftigem Umschütteln mit 7 g Ammoniak (10»/o) versetzt und bei halbstündigerMazeration oft und kräftig geschüttelt. Dann wird der Aether in einem mit Glasplatte oder

Petrischale zu bedeckenden Trichter von etwa 9 cm Durchmesser in eine 150-cm3-Arznei-

flasche filtriert. Durch Aufgießen von einigen cm3 Wasser auf den Brei im Trichter verdrängtman den Aether. Zum Filtrat fügt man 5 cm3 Wasser, schüttelt kräftig durch und läßt bis zur

Klärung stehen (etwa 5—10 Minuten). Dann wird der Aether von 60 g (=6 g Droge) der

klaren Lösung in einem 200-cm3-Kolben auf dem Wasserbade vollkommen abdestilliert und

der Kolben nach dem Erkalten mit Rückstand bis auf eine Dezimale genau gewogenund das Gewicht notiert. Der Rückstand wird wieder in 10 cm3 Aether gelöst. 25 cm3

0,25°/oige Salzsäure (1 T. 25°/0ige HCl + 99 T. Wasser) hinzugefügt, der Kolben einigeMale kräftig umgeschwenkt und dann der Aether abdestilliert. Nach dem Erkalten wird

das Gewicht der Flüssigkeit mit Salzsäure (1 + 99) auf 30 g ergänzt, mit 0,5 g Talk

geschüttelt und durch ein Faltenfilter (Durchmesser 10 cm) filtriert. 25 g Filtrat (= 5 g

Droge) werden mit 10°/oigem Ammoniak alkalisiert (etwa 8 Tropfen) und mit 20, 15, 10 cm3

Chloroform je 2 Minuten lang ausgeschüttelt. Die Chloroformlösungen werden durch

ein glattes, doppeltes Filter (Durchmesser 5,5 cm) filtriert und das Chloroform sofort

abdestilliert. Den Rückstand löst man in 10 cm3 Weingeist, fügt 25 cm3 Wasser und

3 Tropfen Methylrotlösung hinzu und titriert mit 0,1 n-Salzsäure bis zum Farbumschlag.

Peyer und Gstirner empfehlen obige Vorschrift auch zur Bestimmungvon Folium Hyoscyami und Folium Stramonii; bei letzterer Droge kann

44 P. Runge, Pharm. Ztg. 75, 118 (1930).45 Th. Boehm, Dtsch. Apoth.-Ztg. 46, 793 (1931).

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das Klären und Ausschütteln mit Wasser wegfallen, wenn die ätherische

Extraktlösung durch ein Faltenfilter filtriert wird. Bei dieser Methode

ist in Anlehnung an Exler zu bemerken, daß die Extraktsubstanzen

und das Wasser, die im Aether gelöst sind, nicht berücksichtigt werden.

Ferner besteht die Möglichkeit, daß nicht alles Ammoniak und Chloroform

vertrieben wird; durch Nachdestillieren mit Weingeist könnte dieser

Mangel behoben werden. Die Bestimmungsvorschrift des D. A. B. 6 wurde

ebenfalls von Luyckx als unzuverlässig befunden.

Beim Bestimmungsverfahren der Ph. Belg. IV, das mit dem Abände¬

rungsvorschlag von Boehm für das D. A. B. 6 identisch ist, machten

Wattiez und Lagrange" auf eine weitere Fehlerquelle aufmerksam.

Sie bewiesen, daß der Aetherrückstand eine Fettsäure enthält, die teil¬

weise an eine flüchtige Aminobase, teilweise an Ammoniak gebun¬den ist, welches von der Extraktion der Droge herrührt. Im Gegen¬satz dazu sind bei Folium Stramonii nach Hester und DavyiS die

auftretenden Differenzen der Bestimmungsresultate nicht auf flüch¬

tige Amine, sondern auf die Bildung einer Ammoniakseife mit harz¬

artigen Bestandteilen zurückzuführen. Diese ätherlöslichen Verbindun¬

gen sollen bei der Gehaltsbestimmung der Droge zu hohe Werte ver¬

ursachen. Wattiez und Lagrange empfehlen folgende Modifikation: Die

ätherische Alkaloidlösung wird mit 1 %iger Salzsäure ausgeschüttelt, die

saure Alkaloidlösung mit Ammoniak alkalisch gemacht und die Alkaloide

wiederholt mit Aether ausgeschüttelt. Auf diese Weise sollen die stören¬

den Verbindungen gespalten werden: Die Fettsäure bleibt im Aether

gelöst, das Ammoniak geht in die Säurelösung unter Bildung von NH4C1,die freie Aminobase geht zum größten Teil in die wässerige Lösung; jenerTeil, der möglicherweise nach dem Alkalisieren der wässerigen Alkaloid¬

lösung wieder in den Aether übergeht, wird durch das Verdampfen des

Aethers entfernt. Diese Autoren erhielten bei einer Droge folgende Werte:

Ph. Belg. IV 0,526 °/oPh. Belg. IV mod. 0,284 °/oBrit. Ph. 1932 0,292 %>

Bei der von Wattiez und Lagrange vorgeschlagenen Bestimmungs¬methode, die im Prinzip mit der Bestimmungsvorschrift für Folium Cocae

Ph. Helv. V identisch ist, bilden sich nach unseren Erfahrungen beim

Schütteln der mit Ammoniak alkalisch gemachten salzsauren Alkaloid¬

lösung mit Aether gelbgrün gefärbte emulsionsartige Fetzen in der Aether-

lösung. Wurde versucht, mit Chloroform auszuschütteln, so erfolgte infolgeEmulsionsbildung die Trennung der Schichten sehr langsam, aber nicht

vollständig.Die Bestimmungsvorschrift, welche in Ph. Belg. IV 1. Supplement

aufgenommen wurde, hat eine noch vollkommenere Spaltung dieser Fett¬

säureverbindungen zum Ziel;* im Gegensatz zu Ph. Belg. IV sollen hier

46 P. Th. Luyckx, Bepaling van het werkzame bestanddeel in eenige sterkwerkende

geneesmiddelen, Diss- Leiden (1932).47 N. Wattiez und G. Lagrange, C. R. XIIe Congrès Intern, de Pharm. Bruxelles,

p. 257 (1935).48 E. E. Hester und E. D. Davy, J. Amer, pharm. Ass. 22, 517 (1933).* vgl. F.vanHamme, J. Pharm. Belgique 1, 43 (1942).

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bei der Droge die Werte im Mittel um 40- -50 % kleiner sein. Die Vor¬

schrift von Ph. Belg. IV 1. Supplement lautet folgendermaßen:Man gibt in eine Arzneiflasche von 250 cm3 Inhalt 10 g Pulver und 120 cm3

Aether, fügt 2 cm3 Ammoniak (17 o/0) und 5 cm3 Wasser hinzu und schüttelt während

einer Stunde. Man gießt den größten Teil der ätherischen Lösung durch Watte, fügt 1 gTalk und 5 cm3 Wasser hinzu, schüttelt und läßt absetzen. Man filtriert 60 cm3 Filtrat

durch ein bedecktes trockenes Filter in einen Scheidetrichter. Man fügt 15 cm3 Wein¬

geist, 5 cm3 verdünnte Salzsäure und 15cm3 Wasser hinzu. Man schüttelt einige Minuten,läßt trennen und läßt die saure Lösung abfließen. Man vervollständigt die Extraktion

unter Verwendung von 10 cm3 eines Gemisches von 3 Vol. 0,1 n-HCl und 1 Vol. Alkohol.

In den Scheidetrichter, welcher die vereinigten sauren Lösungen enthält, gibt man

10 cm3 Chloroform. Man schüttelt, läßt trennen, läßt das Chloroform in einen zweiten

Scheidetrichter ablaufen, der 20 cm3 0,1 n-HCl enthält. Man schüttelt und läßt nach Tren¬

nung der Schichten das Chloroform ablaufen. Man wiederholt zweimal das Waschen

der sauren Extraktlösungen, welche sich im ersten Scheidetrichter befinden unter Ver¬

wendung von je 5 cm3 Chloroform, welches man in den zweiten Scheidetrichter ablaufen

läßt, das dort mit 20 cm3 0,1 n-HCl gewaschen wird, wie vorher angegeben. Diese saure

Lösung wird zur sauren Alkaloidlösung im ersten Scheidetrichter hinzugegeben, mit

Ammoniak alkalisiert und durch wiederholte Extraktion mit je 10 cm3 Chloroform voll¬

ständig erschöpft. Die vereinigten Chloroformlösungen werden durch ein trockenes Filter

von 7 cm Durchmesser filtriert und zur Trockne verdampft. Der erhaltene Rückstand

wird in 2 cm3 Weingeist gelöst, der Weingeist zur Trockne verdampft und der Rückstand

während Va Stunde auf dem siedenden Wasserbade erwärmt. Man löst den Rückstand

in 2 cm3 Weingeist, fügt 20 cm3 0,01 n-HCl und 3 Tropfen Methylrot hinzu und titriert

mit 0,01 n-NaOH bis zur Gelbfärbung.

Éwew stellte fest, daß die flüchtigen Basen bei der Bestimmungder mydriatisch wirkenden Alkaloide in den Drogen einen bis 77 %höheren Alkaloidwert vortäuschen können, wenn die Chloroformlösungder Basen nicht vollständig verdampft wird. Die höheren Werte von Wat-

läns und Palkin5* beruhen nach Éwe auf der Anwesenheit flüchtigerBasen, denn die Chloroformlösung, welche die Alkaloide enthält, wird

nur auf 5 cm3 konzentriert, und erst nach Zusatz von 0,02 n-H2S04 wird

das Chloroform völlig verdampft. Es ist wichtig, daß diese Alkaloidbegleit-stoffe nicht mitbestimmt werden, die bei der Alkaloidbestimmung des Bil¬

senkrautes einen größeren Einfluß auf das Resultat ausüben, als bei der

Bestimmung des Tollkrautblattes. Um die Alkaloide vor Ueberhitzen und

Hydrolyse zu schützen, empfiehlt Éwe folgendes Verfahren:

Man destilliert in einem Erlenmeyerkolben das Chloroform der chloroformhaltigenAlkaloidlösung auf dem Wasserbad auf 2 cm3 ab und leitet einen durch gekörntes CaCU

getrockneten Luftstrom über die Oberfläche der Flüssigkeit bei einer 40° nicht über¬

steigenden Temperatur, bis alles Chloroform verdunstet ist. Man stellt den Erlenmeyer¬kolben mit dem Rückstand in einen CaCb-Exsikkator bis zum konstanten Gewicht (etwa24 Stunden), löst den Rückstand in 2 cm3 Chloroform auf, fügt einen Ueberschuß an

0,02 11-H2SO4 und Wasser hinzu, erwärmt solange, bis das Chloroform verdampft ist, kühltab und bestimmt den Säureüberschuß.

Zur Bestimmung der Gesamtalkaloide in Folium Hyoscyami erwärmen

DeKay und Jordan"7 den Alkaloidrückstand während einer Stunde auf

dem Wasserbad. Nur dieser Alkaloidrückstand gab keine Isonitrilreaktion

mehr. Sie bewiesen, daß beim Erwärmen der Chloroformlösung, welche

die reinen Alkaloide Atropin und Hyoscyamin enthielt, auf dem Wasser¬

bad keine Zersetzung der Alkaloide erfolgt, und daß sich beim Ver-

49 G. E. Éwe, J. Amer. Pharm. Ass. 21, 870 (1932).50 H. R. Watkins, und S. Palkin, J. Amer, pharm. Ass. 16, 1039 (1927).

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dampfen der Chloroformlösung auf dem Wasserbad praktisch keine Hydro¬chloride bilden. Aus diesen Feststellungen folgerten sie, daß die Alka-

loide von Hyoscyamus viel stabiler sind als man bisher annahm, denn

nach Stikarofsky61, Schaller und Baidinger62 sollen die Alkaloide von

Folium Hyoscyami nach dem Verdampfen des Lösungsmittels in der

Wärme eine Zersetzung erleiden. Die Angaben von DeKay und Jordan

wurden von Evans und Davy63 bestätigt. Auf Grund dieser Unter¬

suchungen wird in U. S. P. XI bei den Solanaceendrogen der Alkaloid-

rückstand vor der Titration dreimal während 15 Minuten auf dem Wasser¬

bad erwärmt, nachdem der Rückstand jeweils wieder in Chloroform gelöstund auf dem Wasserbad zur Trockne verdampft worden ist. Fricke und

Kaufmann6" bewiesen, daß die Lösungen von Hyoscyamin und Atropinin 95 %igem neutralem Weingeist stabil sind, wenn sie auf dem Wasser¬

bad während einer Stunde erhitzt werden. Auf Grund ihrer Unter¬

suchungen kamen sie zu folgenden Ergebnissen:1. Bei der Verwendung von Chloroform ist nach der Vorschrift von

U. S. P. XI die Zerstörung der Alkaloide kleiner als die Fehlergrenze,wenn Chloroform von Analysenqualität verwendet wird.

2. Die flüchtigen Basen werden bei der Methode von U. S. P. XI

entfernt.

Zur Entfernung der flüchtigen Basen in den Solanaceendrogen neh¬

men Brit. Ph. 1932 und Ph. Belg. IV 1. Supplement den erhaltenen

Alkaloidrückstand in Weingeist auf und verdampfen zur Trockne.

5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932 trocknet den Rückstand während zwei Stunden

bei 100°, F. Port. 1935 während einer Stunde bei 100°, Ph. Belg. IV

1. Supplement hält den Rückstand während 30 Minuten auf dem sieden¬

den Wasserbad.

Procke und Seidl32 haben die Basen der hyoscyamin- und skopo-laminhaltigen Solanaceen in bezug auf ihre Flüchtigkeit einer genauen

Prüfung unterzogen. Die reinen Basen wurden in Benzol gelöst und das

Benzol abdestilliert. Es ergab sich dabei folgendes:1. Hyoscyamin und Skopolamin werden weder zersetzt noch sind sie

flüchtig.2. N-Methylpyrrolidin und Cholin sind praktisch vollkommen flüchtig,

die anderen Basen nur teilweise.

3. Wird die Benzollösung der Basen vor der Destillation mehrmals

mit 0,001 n-NaOH ausgeschüttelt, nachher einmal mit Wasser, so ist nur

N-Methylpyrrolidin durch wiederholtes Ausschütteln von Skopolamin und

Hyoscyamin nicht zu trennen.

Auf Grund dieser Ergebnisse kombinierten sie beide Arbeitsgänge.Als organisches Lösungsmittel wählten sie Benzol wegen seinen günstigenEigenschaften:

a) Mit Wasser mischt es sich praktisch nicht (in 100 g Wasser wer¬

den bei 22° 0,07 g Benzol, in 100 g Benzol 0,23 g Wasser gelöst). Dadurch

51 A. Stikarofsky, J. Amer, pharm. Ass. 16, 30 (1927).62 N. C. Schaller und L. H. Baidinger, J. Amer, pharm. Ass. 21, 442 (1932).53 M. D. Evans und E. D- Davy, J. Amer, pharm. Ass. 23, 388 (1934).54 H.H. Fricke und K.L.Kaufmann, J. Amer, pharm. Ass. 28, 215 (1939).

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wird bei Hyoscyamin und Skopolamin die Möglichkeit der Hydrolyse ver¬

ringert.b) Es löst beide Alkaloide gut.c) Sein Siedepunkt (79,6°) erleichtert das Entfernen der flüchtigen

Basen, ohne daß sich dabei die zwei Hauptalkaloide merklich zersetzen.

Als bestes Extraktionsmittel für die Droge empfehlen Proche und

Seidl Weingeist von etwa 45 Gew.%, der schwach mit Schwefel- oder

Salzsäure angesäuert ist (etwa 1 Tropfen verd. H2S04 oder HCl auf 10 g

Lösungsmittel). 45%iger Weingeist soll weniger Chlorophyll lösen als

höher konzentrierter Weingeist, die Alkaloide aber verhältnismäßigschnell extrahieren. Auf Grund des Verteilungskoeffizienten des Hyos-

cyamins, der für das System ——= j—^—= 0,095 beträgt, stellten sie

folgende Formel zur Berechnung des Experimentalfaktors auf:

~.

0,095)^.(1+ e-. 0,095).~0,002892 . (1 +-r.

0,095)^.(1+

-.

0,095).~

.100

mit dem dann die Benzollösungsrestalkalität, welche nur den anwesenden

Alkaloiden entspricht, zu multiplizieren ist, um den gesuchten Alkaloid-

gehalt, ausgedrückt in Prozenten, zu erhalten.

In dieser Formel bedeutet k die Anzahl der Ausschüttelungen von b Gramm der

Benzollösung mit a Gramm (= cm3) der 0,001 n-Lauge, c Gramm des benützten Benzols,d Gramm des verdampften Teiles der Benzollösung nach dem Ausschütteln von e

Gramm der wässerigen Extraktlösung nach dem Alkalisieren mit Ammoniak, g bedeutet

jenen Anteil (in Gramm) des abgewogenen Materials, der den c Gramm der Benzollösungentspricht.

Zur Wertbestimmung von Folium Belladonnae geben Proche und

Seidl folgendes Verfahren an:

15 g Droge werden in einem Kolben mit 43 g Weingeist, 51,5 g Wasser und 10

Tropfen verd. Schwefelsäure versetzt und unter öiterem Umschütteln während zwei

Stunden extrahiert. Dann wird am besten durch ein Faltenfilter von 15 cm Durchmesser

filtriert und 50 g des Filtrates (= 7,5 g Droge) in einer Schale auf dem Wasserbad

auf etwa 8 g eingeengt. Die abgekühlte Flüssigkeit wird mit Wasser auf 15,2 g ergänztund dann durch Watte filtriert. 12 g des Filtrates (= 6 g Droge) werden in einem

Glasstopfenkolben mit 60 g Benzol und 2 g 20%igem Ammoniak gemischt und sofort

während 2—3 Minuten kräftig durchgeschüttelt. Dann wird 1 g Tragantpulver zugegebenund nochmals geschüttelt, bis die Benzollösung klar wird. Dieselbe wird hierauf durch

Watte filtriert. 50 g des Filtrates werden in einer Schale auf dem Wasserbade eben bis

zur Trockne verdampft. Der Rückstand wird in 50 g Benzol aufgenommen und die so

erhaltene Lösung zweimal mit je 10 cm3 0,001 n-Lauge ausgeschüttelt. Nach dem

Ablassen der zweiten wässerigen Ausschüttelungsflüssigkeit werden deren Reste vom

Scheidetrichter mit einigen Tropfen Wasser nachgespült. Die Restalkalität der Benzol¬

lösung wird folgendermaßen bestimmt: Es werden 2 bis 3 Tropfen Indikatorlösung(Dibrom-o-kresolsulfophthalein = Bromkresolpurpur) und unter ständigem Durchschüt¬

teln soviel 0,01 n-Säure hinzugegeben, bis sich die Flüssigkeit gelb färbt und dann

noch etwa 0,2 cm3 überschüssige 0,01 n-Säure hinzugefügt. Diese saure Flüssigkeit wird

abgelassen und die Benzollösung durch Schütteln mit Wasser nachgewaschen. Die

gesamte saure Flüssigkeit wird ausgekocht, abgekühlt und mit 0,01 n-Lauge bis zum

Neutralpunkt titriert.

55 0. Proèke und R. Seidl, Casopis ceského Lekärnictva 20, 95, 117 (1940) nach

C. 113, 194 (1942) II.

38

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Nach obiger Anleitung beträgt der Faktor für Tollkirschenblätter und Wurzeln:

.0,095)*.

(1 +12±1. 0,095).g>

0,002892 . (1 + -^ . 0,095)2 .

(1

+ -^ . 0,095) . |£ .100

- = 0,061386

Anzahl verbrauchte cm3 0,01 n-Säure X Faktor = % Alkaloide.

Diese Vorschrift haben wir bei unseren Arbeiten (vgl. Abschnitt C,sub e) wie folgt abgeändert:

1. In Anlehnung an Ph. Helv. V verwendeten wir zur Bestimmungnur 10 g Droge.

2. Das Benzol wurde abdestilliert, nicht in einer Schale verdampft,da die Benzoldämpfe mit Luft vermengt explosive Gemische bilden.

3. Der Alkaloidrückstand wurde in wenig Benzol gelöst, die Benzol¬

lösung unter Nachspülen des Erlenmeyerkolbens mit Benzol in einen

tarierten Scheidetrichter gegossen und das Gewicht mit Benzol auf 50 g

ergänzt.4. Zur Bestimmung der Restalkalität wurde die Benzollösung mit

3 cm3 0,1 n-HCl, dann zweimal mit je 5 cm3 frisch ausgekochtem und

wieder erkaltetem Wasser geschüttelt und der Säureüberschuß mit 0,1 n -

NaOH und Methylrot als Indikator bestimmt. Der Faktor beträgt in diesem

Fall 0,6138. Die Indikatorwahl spielt keine große Rolle, denn nach

Wales58 können zur Titration von Atropin und Hyoscyamin sowohl Methyl¬rot wie Bromkresolpurpur verwendet werden.

Wir führten noch Bestimmungen nach Codex Gall. 6 und F. Ital. VI

aus, die in der Ausführung einfach zu sein scheinen.

Die Bestimmungsvorschrift von Codex Gall. 6 für die Alkaloide in

Folium Belladonnae lautet folgendermaßen:

10 g Droge werden mit 10 g Weingeist befeuchtet, während zwei Stunden in Kontakt

gelassen, 25 g Chloroform und 50 g Aether hinzugefügt und nach Zusatz von 10 cms 25-

prozentiger Natriumkarbonatlösung (25 g krist. Soda in 100 g Lösung) während einer

Stunde geschüttelt. 50 g der Aether-Chloroformlösung (= 6,66 g Droge) werden in einen

Erlenmeyerkolben filtriert und das Lösungsmittel bei gewöhnlicher Temperatur verdun¬

sten gelassen. Die Alkaloidlösung wird unter Nachspülen mit Aether in einen Scheide¬

trichter gegossen und nach Zusatz von so viel Aether, daß die Aether-Chloroformschicht

auf der Säureschicht schwimmt, mit 0,01 n-ttaSOa ausgeschüttelt. Die saure Alkaloidlösungwird durch ein Filter filtriert, die Chloroform-Aetherlösung und das Filter werden mit

so viel Wasser nachgewaschen, bis 100 cm3 Flüssigkeit erreicht sind. Der Säureüberschuß

wird mit Jodeosin als Indikator mit 0,01 n-KOH bestimmt.

Zu dieser Vorschrift ist zu bemerken, daß der Weingeist, mit dem

die Droge befeuchtet wird, in der Bestimmung nicht berücksichtigt wird.

Der Indikator Jodeosin könnte zur Vereinfachung der Titration durch

Methylrot ersetzt und die Titration mit 0,1 n-Säure ausgeführt werden.

Nach der Kritik über die Vorschrift von D. A. B. 6 ist zu vermuten, daß

auch hier durch das Ausschütteln der Aether-Chloroformlösung mit 0,01 n -

Säure und Bestimmung des Säureüberschusses zu hohe Alkaloidwerte

gefunden werden.

Die Bestimmungsvorschrift von F. Ital. VI für die Alkaloide von

Folium Belladonnae, die mit der für Radix Belladonnae identisch ist,lautet folgendermaßen:

56 H. Wales, Ind. Engng. Chem. 18, 390 (1926).

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12 g Droge werden in einer Arzneiflasche von 250 cm3 Inhalt mit 90 g Aether, 30 gChloroform und 10 g Ammoniak (10 %>) während V2 Stunde geschüttelt. Nachher werden

15 cm3 Wasser hinzugefügt, kräftig geschüttelt und absetzen gelassen. 100 g der Lösungwerden, falls trübe, durch Watte in einen Scheidetrichter von 200 cm3 Inhalt gegossenund mit l»/0iger Salzsäure (25, 15, 10 cm3 usw.) extrahiert bis Mayers Reagens negativausfällt. Die sauren Alkaloidlösungen werden mit Ammoniak in einem Scheidetrichter

alkalisiert und mit Aether-Chloroform 2 : 3 (Vol.-Teile) quantitativ extrahiert (Probe mit

Mayers Reagens). Die vereinigten Aether-Chloroformlösungen werden auf dem Wasserbad

abdestilliert, der Alkaloidrückstand wird in 5—10 cm3 absolutem Weingeist gelöst, Wasserbis zur Trübung hinzugefügt und in Gegenwart von Hämatoxylin als Indikator mit 0,1n-HCl titrimetrisch bestimmt.

Zu dieser Vorschrift ist zu bemerken, daß der Indikator Haematoxylinvorteilhaft durch Methylrot ersetzt werden kann.

Die Bestimmungsvorschrift von Brit. Ph. 1932 wurde von Fahmy und

Mangoury57 nachgeprüft. Sie machten auf die Emulsionsbildung beim

Ausschütteln der mit Ammoniak alkalisch gemachten sauren Alkaloid-

lösung mit Chloroform aufmerksam, denn das Chloroform soll harzartigeStoffe lösen, welche eine Emulsion bewirken, die sehr schwer zu trennen

ist. Trotz vorsichtigem Schütteln soll ihr kaum vorzubeugen sein. Sie

empfehlen daher folgendes Verfahren, das, abgesehen von der Extraktion

der Droge, mit der Vorschrift von Ph. Helv. V ziemlich identisch ist:

Die Droge wird mit 90%igem Weingeist perkoliert (bis Probe mit

Mayers Reagens negativ), das Perkolat auf 15 cm3 eingedampft, 0,1 n-HCl

und Wasser zugegeben, filtriert, Schale und Filter mit Wasser nachge¬spült, die saure Lösung mit Ammoniak alkalisch gemacht und wiederholtmit Chloroform ausgeschüttelt. Nach Brit. Ph. 1932 wird weiter gearbeitetmit dem Unterschied, daß das Auflösen des Rückstandes in Weingeistmit nachfolgendem Verdampfen und 15 Minuten langem Erwärmen zwei¬

mal wiederholt wird, und daß der Alkaloidgehalt durch direkte Titration

mit 0,02 n-HCl ermittelt wird. Bei Folium Belladonnae erhielten Fahmyund Mangoury etwas niedrigere, bei Hyoscyamus muticus etwas höhere

Werte als nach Brit. Ph. 1932; hingegen fanden sie bei beiden Drogennach Ph. Helv. V etwas höhere Werte.

Dieses Ergebnis scheint uns widersprechend zu sein, denn Ph. Helv. Vextrahiert die Alkaloide aus alkalischer Lösung mit Aether, während

Fahmy und Mangoury Chloroform verwenden. H. Märki ersetzt denAether nach Ph. Helv. V durch Chloroform und erhält etwas höhere Werte.Dies konnten wir bei unseren Untersuchungen bestätigen. Nach Fahmyund Mangoury57 sollen aber Aether und Chloroform für die Extraktionder Alkaloide aus der mit Ammoniak alkalisch gemachten salzsauren

Alkaloidlösung gleichwertig sein.

C. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung des Gesamtaikaloidgehaltesvon Folium Belladonnae.

Zu unseren Untersuchungen verwendeten wir eine Droge, die anfangsJuli 1942 gesammelt worden war. Einen Teil trockneten wir bei 50°, der

57 /. B. Fahmy und H. A. el Mangoury, C. R. Xlle Congrès Intern, de Pharm. Bru¬

xelles, p. 198 (1935).

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Rest, den wir bei gewöhnlicher Temperatur trockneten, wurde vor dem

Pulverisieren bei 50° nachgetrocknet. Zur Zeit der Untersuchungen betrugder Feuchtigkeitsgehalt des gemischten Drogenpulvers 6,46 %.

I. Variationen der Methode von Ph. Helv. V.

Um Vergleichswerte zu erhalten, bestimmten wir den Alkaloidgehaltder Droge nach Ph. Helv. V und ermittelten folgende Werte: 0,402 %,0,406 %, 0,404 %, 0,404 %.

In Anlehnung an die Vorschrift von Proche und Seidl3" führten

wir folgende Variationen der Methode von Ph. Helv. V aus:

Gefundene

Alkaloidgehalte

a) Weingeist von 45 Gew.% 0,385 %b) Weingeist von 45 Gew.% + 10 Tropfen 2 n-H2S04

(Wir erhielten nicht 12 g Filtrat) 0,329 %c) Weingeist von 70 Vol.% + 10 Tropfen 2 n-H,S04 . . 0,335 %d) Weingeist von 70 Vol.% + 10 Tropfen 2 n-H2S04, Säure¬

zusatz aber erst vor dem Eindampfen 0,306 %e) Ph. Helv. V, aber mit Benzol statt mit Aether ausgeschüt¬

telt (wie Proche und Seidl). Der Nachteil dieses Ver¬

fahrens beruht in der langsamen Destillation des Benzols 0,395 %0,395 %

f) Ph. Helv. V, aber mit Chloroform statt mit Aether ausge¬schüttelt 0,433%

0,439 %0,433 %0,428 %

g) Wie b, zum Alkalisieren wurden aber 2 cm3 konz. Ammo¬

niak verwendet (wie Proche und Seidl) .... 0,414 %h) Wie c, aber mit 2 cm3 konz. Ammoniak alkalisiert

. . 0,404 %i) Ph. Helv. V, aber mit 2 cm3 konz. Ammoniak alkalisiert 0,399 %

0,404 %h) Nach Vorschrift von Peyer und Gstirner

.... 0,388 %(Den erhaltenen Chloroformrückstand behandelten wir aber nach 0,399 %Ph. Helv. V weiter: Verdampfen mit 5 cm3 Weinseist und anschlie- n SÛR or

ßende Titration.) U'd95 7°

Anfangs vermuteten wir, daß bei b, c und d durch den beim Einengender weingeistigen Alkaloidlösung auf 12 g entstandenen Rückstand Alka-

loide zurückgehalten (eingeschlossen oder adsorbiert) werden.Beim Eindampfen einer mit 7 Tropfen 2 n-H2S04 angesäuerten Lösung

von Hyoscyaminum sulfuricum «Sandoz» in 70 g Spiritus dilutus stellten

wir aber praktisch keine Abnahme des Alkaloidgehaltes fest.* Wir ver¬

wendeten jene Testsubstanz, bei der Blitz5* einen Wassergehalt von

58 P. W. Butz, Ueber die Prüfung und Gehaltsbestimmung einiger stickstoffhaltigerorganischer Arzneistoffe. Diss. ETH. Zürich (1942).

* Das Eindampfen dieser Lösung dauerte etwa 1/2 Stunde. Die erhaltene Alkaloid¬

lösung versetzten wir mit Ammoniak im Ueberschuß, schüttelten die Base wiederholt mit

Aether aus und bestimmten den Gehalt an Hyoscyamin nach Ph. Helv. V.

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2,59 Je und einen Gehalt von 99,63 % wasserfreiem Hyoscyaminsulfat,bezogen auf das wasserfreie Salz, bestimmt hatte.

Eingewogene MengeHyoscyaminsulfat(Monohydrat)

Hyoscyaminbase Hyoscyaminbasegefunden in °/i der

theoretisch berech¬

neten Menge

durch

berechnet Titration

gefunden

0,0591 g

0,0174 g

0,0491 g 0,0489 g

0,0144 g 0,0145 g

99,63

100,15

Durch das Eindampfen in angesäuerter weingeistiger Lösung erleidet

also Hyoscyamin keine Zersetzung.Nachträglich stellten wir aber fest, daß bei b, c und d die zum Alkali¬

sieren verwendete Ammoniakmenge (1 cm3 konz. Ammoniak) zu klein war.

Besprechung der Resultate.

1. Nach Ph. Helv. V erhält man gut übereinstimmende Werte. Die

Bestimmung ist gut durchführbar und alle verlangten Filtrate werden

ohne Mühe erhalten. Der Nachteil besteht aber darin, daß die Analyseziemlich viel Zeit beansprucht (etwa 4 bis 5 Stunden). 70 g Filtrat werden

leichter erhalten, wenn über Nacht absetzen gelassen wird. Die erhaltenen

Werte sind wahrscheinlich etwas zu hoch, denn es werden durch nach¬

trägliches Verdampfen mit 5 cm3 Weingeist die flüchtigen Basen wohl nur

teilweise entfernt.

2. Weingeist von 45 Gew.-% ist ein schlechteres Extraktionsmittel als

Weingeist von 70 Vol.-%.3. Angesäuerter Weingeist von 45 Gew.-% oder 70 Vol.-% sind als

Extraktionsmittel gleichwertig wie Weingeist von 70 Vol.-% ohne Säure¬

zusatz, wenn zum Alkalisieren 2 cm3 konz. Ammoniak verwendet werden.

4. Benzol ist als Ausschüttelungsmittel für die Solanaceenalkaloide

dem Aether gleichwertig.5. Wird mit Chloroform statt mit Aether ausgeschüttelt, so werden um

etwa 0,03% höhere Werte als nach Ph. Helv. V erhalten. Vielleicht werden

durch Chloroform noch andere nicht näher bekannte Basen extrahiert.

Nach Aoyama und Mitarbeitern59 soll das Chloroform, im Gegensatz zu

Aether, als weitere Base das unwirksame Tropin aufnehmen. H. Märki3"

hatte bereits festgestellt, daß in der wässerig - ammoniakalischen Lösungauch nach wiederholtem Ausschütteln mit Aether oder Chloroform

immer noch Alkaloide vorhanden sind, welche durch die genannten orga¬nischen Lösungsmittel schwer ausschüttelbar sind. Küßner2 erbrachte

den Beweis, daß diesen wasserlöslichen Basen, welche bei Radix Bella-

donnae mit Aether nicht extrahierbar sind, bei der pharmakologischenPrüfung keine bemerkenswerte biologische Wirksamkeit zukommt. Bei

den Solanaceenblattdrogen wird es sich vermutlich um die gleichen was-

59 S. Aoyama, S. Nagae, T. Darigo, J. Pharm. Soc. Japan 48, 80 (1928) ; nach C. 99,1016 (1928) II.

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serlöslichen Basen handeln. Man darf sich hier wohl mit der Bestimmungder ätherlöslichen Basen begnügen.

6. Nach der Methode von Peyer und Gstirner sind die Resultate prak¬tisch gleich wie nach Ph. Helv. V. Der Vorteil dieser Methode gegenüberPh. Helv. V besteht in der Zeitersparnis, da sie höchstens drei Stunden

beansprucht. Die zu titrierende Lösung weist, gegenüber den nach den

andern von uns geprüften Methoden erhaltenen Titrationslösungen, die

geringste Eigenfarbe auf.

Basierend auf den Angaben von Peyer und Gstirner haben wir fol¬

gende modifizierte Vorschrift ausgearbeitet:

6 g Droge (Sieb VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit 60 gNarkose-Aether und nach kräftigem Umschütteln mit 3 cm3 Ammoniak (10»/0) versetzt

und während V* Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Dann wird einige Minuten ab¬

setzen gelassen und von der Aetherlösung so viel als möglich (mindestens 42 g) durch

einen mit einer Glasplatte zu bedeckenden Trichter von 9 cm Durchmesser durch Watte

in einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt gegossen. Dabei wird zuletzt durch Aufgießenvon einigen Kubikzentimeter Wasser auf den Brei im Trichter der Aether verdrängt. Zum

Filtrat fügt man 3 cm3 Wasser, schüttelt kräftig durch und läßt bis zur Klärung stehen

(etwa 5—10 Minuten). Die wässerige Schicht wird ablaufen gelassen. 40,6 g der klaren

Aetherlösung (= 4 g Droge) werden durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3

Inhalt abfiltriert. Der Aether wird auf dem Wasserbad vollkommen abdestilliert und

der Kolben mit dem Rückstand nach dem Erkalten auf eine Dezimale genau gewogen

und das Gewicht notiert. Der Rückstand wird wieder in 20 g Narkose-Aether gelöst,35 g 0,25prozentige Salzsäure hinzugefügt, der Kolben einige Male kräftig umgeschwenktund der Aether vorsichtig abdestilliert. Nach dem Erkalten wird das Gewicht der Flüs¬

sigkeit mit 0,25prozentiger Salzsäure auf 39,6 g ergänzt. Man schüttelt mit 0,5 g Talk

und filtriert 35 g der sauren Alkaloidlösung (= 3,5 g Droge) durch ein Faltenfilter

von 6 cm Durchmesser in einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt. Das Filtrat wird

mit lOprozentigem Ammoniak deutlich alkalisch gemacht und mit 20,15,10,10 cm3 Chloro¬

form je 2 Minuten lang ausgeschüttelt. Die Chloroformausschüttelungen werden nach¬

einander durch Watte gegossen und das Chloroform auf dem Wasserbad sofort abdestil¬

liert. Den Rückstand nimmt man mit 5 cm3 Weingeist auf und verdampft auch diesen

vollständig. Dann löst man den Rückstand in 3 cm3 Weingeist, gibt 25 cm3 frisch aus¬

gekochtes und wieder erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrotlösung hinzu und

titriert mit 0,1 n - Salzsäure bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-Salzsäure = 0,0289 g Alkaloide.

Es müssen wenigstens 0,37 cm3 0,1 n - HCl verbraucht werden, entsprechend einem

Mindestgehalt von 0,3 % Alkaloiden, berechnet als Hyoscyamin.

Nach obiger Methode erhielten wir folgende Bestimmungsresultate:0,388, 0,384, 0,395 %.

Erläuterungen zu vorstehender Methode.

1. Verhältnis von Droge zu Extraktionsmittel.

Die Drogenmenge kann gegenüber Ph. Helv. V auf 6 g reduziert wer¬

den, wobei die Alkaloide aus 3,5 g Droge zur Bestimmung gelangen. Es

werden mühelos mindestens 42 g Aetherfiltrat erhalten. Bei. unseren

Arbeiten erhielten wir Filtratmengen von 45 g, 43,5 g, 45,9 g, 44 g, 45,5 g,

45,8 g. Um möglichst viele Alkaloide am Schluß der Methode zur Bestim¬

mung zu bringen, erhöhten wir die Salzsäuremenge derart, daß 10 g

0,25%ige Salzsäure 1 g Droge entsprechen, während in der Vorschrift

von Peyer und Gstirner 10 g Salzsäure 2 g Droge entsprechen.

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2. Bestimmung der Extraktsubstanzen (Chlorophyll und Harz) und

des Wassers, die in 40 g Aelherlösung 'enthalten sind.

Von 40 g der erhaltenen Aetherlösung destillierten wir den Aether

in einem tarierten Erlenmeyerkolben auf dem Wasserbad bis zum Ver¬

schwinden des Aethergeruches ab. Am Ende der Destillation beschlägt sich

der Kolben mit Wassertröpfchen. Infolge Abnahme der spezifischen Dre¬

hung der Tropyltropeine2 darf der Rückstand nicht bis zur Gewichts¬

konstanz bei 100° getrocknet werden, wenn eine getrennte Bestimmungvon Hyoscyamin und Atropin durchgeführt werden soll. Wir ermittelten

das Gewicht des lufttrockenen Erlenmeyerkolbens mit dem Chlorophyll¬rückstand und dem Kondenswasser so genau wie möglich. Wir notierten

jenes Gewicht, das beim Abwiegen kurze Zeit konstant war; denn durch

Verdunsten des Wassers wurde der Kolben immer leichter. Nachher trock¬

neten wir den Rückstand bis zur Gewichtskonstanz bei 105°. Die mitbe¬

stimmte Menge Alkaloide, die beim lufttrockenen Rückstand 0,0160 g

(0,4 % Alkaloidgehalt) und bei dem bei 105° getrockneten Rückstand

0,0150 g (0,375 % Alkaloidgehalt) beträgt, darf praktisch vernachlässigtwerden. In 40 g der Aetherlösung ermittelten wir nach dem Abdestillieren

des Aethers folgenden Gehalt an Wasser und Extraktsubstanzen (inklu¬sive Alkaloide):

Gewicht

des lutttrockenen

Rückstandes

Menge der

ExtraktsubstanzenWassergehalt

0,6290 g

0,6264 g

0,2479 g

0,2392 g

0,2431 g

0,3811 g

0,3872 g

Es dürfen also der Berechnung auf 4 g Droge 0,6 g für im Aether

gelöstes Wasser und Extraktstoffe zugrunde gelegt werden. Der Aether

nimmt beim Schütteln mit Wasser ungefähr 0,4 g Wasser auf, die gelöstenExtraktstoffe (Chlorophyll und Harz) betragen rund 0,2 g.

3. Schütteln der sauren Alkaloidlösung mit Talk.

Durch dieses Schütteln wird Adsorption der Schwebestoffe und teil¬

weise Entfärbung der Lösung bewirkt. Die so erhaltene zu titrierende

Lösung ist schwach hellgelb. Wird nicht mit Talk geschüttelt, so weist

die zu titrierende Lösung eine intensivere gelbliche Farbe auf als nach

Ph. Helv. V; ferner bleibt beim Ausschütteln der alkalisierten Lösungmit Chloroform an der Trennungsschicht eine geringe Menge Emulsion

bestehen. Wird dagegen mit Talk geschüttelt, so tritt beim Ausschütteln

mit Chloroform überhaupt keine Emulsionsbildung auf.

II. Entfernung der flüchtigen Basen aus dem Alkaloidgemisch,bzw. aus der Alkaloidlösung im organischen Lösungsmittel.

Zur vergleichenden Prüfung der Wirksamkeit der wichtigsten vor¬

geschlagenen Verfahren zur Beseitigung flüchtiger Pflanzenbasen führten

wir Bestimmungen nach den in den Methoden des 5. Add. 1942 Brit. Ph.

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1932 und der U. S. P. XI angegebenen Verfahren sowie nach der Methodevon Proche und Seidl durch. Wir erhielten bei unserer Droge folgendeResultate:

1. Beseitigung der flüchtigen Basen nach 5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932:Alkaloidrückstand erhalten nach:

Alkaloidwerte

a) unserer Modifikation der Methode von Peyer 0,380 % 0,371 %und Gstirner 0,370 % 0,378 %

b) Ph.Helv.V 0,376 % 0,376%c) Ph. Helv. V (aber mit Chloroform ausge¬

schüttelt) 0,399%2. Beseitigung der flüchtigen Basen nach U. S. P. XI:

Alkaloidrückstand erhalten nach:

a) unserer Modifikation der Methode von Peyerund Gstirner 0,367 %

b) Ph.Helv.V 0,362%Hier beträgt der Minderwert gegenüber dem Verfahren von

5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932 0,01—0,02 cm3 0,1 n-HCl. Es entsteht

also beim wiederholten Abdestillieren mit Chloroform ein kleiner

Verlust, der aber innerhalb der Fehlergrenze liegt.3. Nach Proche und Seidl 0,374 % (= 0,61 cm3 0,1 n-HCl x Faktor)

0,368 % (= 0,60 cm3 0,1 n-HCl x Faktor)0,368 % (= 0,60 cm3 0,1 n-HCl x Faktor)0,368 % (= 0,60 cm3 0,1 n-HCl x Faktor)

Die Lösung mit 0,374 % Alkaloidgehalt machten wir mit Ammoniak

alkalisch, schüttelten die Alkaloide mit Chloroform aus und behandelten

den erhaltenen Alkaloidrückstand nach 5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932. Wir

verbrauchten 0,60 cm3 0,1 n-HCl, also praktisch die gleiche Menge wie

bei der vorangehenden Alkaloidbestimmung.Wurde der Alkaloidrückstand während zwei Stunden auf dem sieden¬

den Wasserbad oder während drei bis fünf Stunden bei 100° getrocknet,so erhielten wir die gleichen Alkaloidwerte. Im Blindversuch stellten wir

an reiner Hyoscyaminbase fest, daß bei längerem Erwärmen auf 100°

keine Zersetzung eintritt.

Aus den erhaltenen Resultaten ersehen wir, daß die erwähnten Ver¬

fahren zur Entfernung der unwirksamen flüchtigen Basen aus Folium

Belladonnae einander gleichwertig sind. Hieraus glauben wir schließen

zu dürfen, daß im Belladonnablatt neben den eigentlichen Alkaloidenwahrscheinlich nur solche basische Stoffe vorkommen, die bei längeremErwärmen auf 100° vollständig flüchtig sind. Die erhaltenen Werte sind

mit Bestimmtheit etwas niedriger als die nach den üblichen Methoden

erhaltenen Alkaloidwerte, liegen aber innerhalb der theoretischen

Streuungen.Die von uns ausgearbeitete und vorstehend beschriebene Modifika¬

tion der Methode von Peyer und Gstirner zur Bestimmung der ätherlös¬

lichen Alkaloide in Folium Belladonnae muß, gestützt auf die gewonnenen

Erfahrungen, folgendermaßen ergänzt werden:

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Den Rückstand nimmt man mit 5 cm3 Weingeist auf, verdampft diesen vollständigund trocknet den Rückstand während 2 Stunden bei 100° oder auf dem siedendenWasserbad. Dann löst man den Rückstand in 3 cm3 Weingeist, gibt 25 cm3 frisch aus¬

gekochtes und wieder erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrotlösung hinzu und

titriert mit 0,1 n-Salzsäure bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

III. Erschöpfende Drogenextraktion und ihre Bedeutung.

Als einzige Arzneibuchvorschriften führen U. S. P. XI und Brit. Ph.

1932 sowie 5. Add. 1942 Brit. Ph. 1932 eine erschöpfende Extraktion der

Droge durch Perkolation oder Soxhletextraktion durch. Wir führten nach

U. S. P. XI folgende Bestimmungen aus:

1. 10 g Droge wurden mit 10 cm3 Weingeist befeuchtet und nach

Zusatz von 8 cm3 Ammoniak (27 %) mit 20 cm3 Aether über Nacht maze¬

riert, nachher im Soxhletapparat mit Aether erschöpfend extrahiert (Probemit Mayers Reagens). Die weitere Bestimmung führten wir nach U. S. P. XI

1939 Supplement aus. — Wir konnten die Bestimmung nicht zu Ende füh¬

ren, da sich beim Schütteln der ätherischen Alkaloidlösung mit Säure eineschwer trennbare Emulsion bildete.

2. Extraktion der Droge wie bei 1. Die weitere Bestimmung führtenwir nach der von uns vorgeschlagenen Methode aus unter Berücksichti¬

gung der Mengenverhältnisse. Wir erhielten folgende Werte:

0,407 o/o (Alkaloidrückstand nicht erwärmt)0,388% (Alkaloidrückstand während 2 Stunden auf 100° erwärmt).

3. Wir mazerierten 10 g Droge nach Ammoniakzusatz mit Aether über

Nacht, extrahierten nachher im Soxhletapparat während 3 Stunden mitAether und bestimmten weiter nach der von uns vorgeschlagenen Methode.Hierbei erhielten wir folgende Werte:

0,417 o/0 (Alkaloidrückstand nicht erwärmt)0,377% (Alkaloidrückstand während 2 Stunden auf 100° erwärmt).

Die Vorschrift nach U. S. P. XI 1939 Supplement ist für die Bestim¬

mung der Alkaloide in Folium Belladonnae nicht brauchbar. Durch die

Gegenwart von Weingeist werden vermutlich Stoffe extrahiert, welchebeim Ausschütteln des organischen Lösungsmittels mit Säure Emulsions¬

bildung bewirken. Die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide ist nachder von uns vorgeschlagenen Methode praktisch quantitativ.

IV. Ueberprüfung der Methoden von Codex Gall. 6,Ph. Belg. IV 1. Supplement und F. Ital. VI.

In der Absicht, die von uns vorgeschlagene Modifikation der Methodevon Peyer und Gstirner zu vereinfachen, führten wir Bestimmungen nachCodex Gall. 6, Ph. Belg. IV 1. Supplement und F. Ital. VI aus.

Die Alkaloidbestimmung nach Codex Gall. 6 wurde von uns folgen¬dermaßen vorgenommen:

a) Droge mit Weingeist befeuchtet: Die vorgeschriebene Filtratmenge(50 g Aether-Chloroformlösung) erhielten wir mühelos. Beim Schüttelnder Aether-Chloroformlösung mit 0,1 n - HCl erfolgte eine Trennung der

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Schichten, aber die saure Alkaloidlösung bildete eine starke Emulsion, die

wir nicht durch ein Papierfilter filtrieren konnten. Hier möchten wir fol¬

gende Bemerkung anbringen: 50 g Filtrat entsprechen nicht 6,66 g Droge,sondern 5,88 g Droge, denn der Weingeist muß als organisches Lösungs¬mittel für die Alkaloide bei der Berechnung einbezogen werden.

b) Droge nicht mit Weingeist befeuchtet: Die vorgeschriebene Filtrat-

menge konnten wir nicht erhalten; wir erhielten nur 41 g bzw. 42,2 gFiltrat. Beim Schütteln der Aether - Chloroformlösung mit 0,1 n - HCl

erfolgte eine Trennung, aber nur sehr langsam. Die weitere Bestimmungführten wir, bei Gebrauch von Methylrot als Indikator und 0,1 n - Titrier¬

lösungen, nach der bei Semen Strychni in Ph. Helv. V angegebenen Weise

durch. Wir erhielten 1,015 %, 0,883 % Alkaloide. Die Werte fielen zu

hoch aus, wie wir dies nach der von uns erwähnten Kritik übex D. A. B. 6

vermuteten.

Bei den Arbeiten nach der Vorschrift von Ph. Belg. IV 1. Supple¬ment machten wir folgende Beobachtungen: Beim Schütteln der wein¬

geistigen 0,1 n-HCl-sauren Alkaloidlösung mit Chloroform entstand eine

starke milchige Trübung, und die Trennung der Schichten erfolgte sehr

langsam. Auch nach längerem Stehen blieb an der Trennungsschicht einekleine Emulsion bestehen. Beim Ausschütteln der ammoniakalisch gemach¬ten sauren Alkaloidlösung trat eine starke Emulsionsbildung ein, die nach

längerem Stehenlassen bis auf eine kleine, an der Trennungsschichtbestehen bleibende Emulsion verschwand. Beim zweiten Ausschütteln mit

Chloroform entstand keine genaue Trennung mehr*. Die zweite Chloro-

form-Ausschüttelung konnten wir nicht mehr zur Bestimmung verwenden,weil keine Trennung der Schichten erfolgte. Der gefundene Wert von

0,309 % mußte also zu niedrig ausfallen.

Bei der Bestimmung der Droge nach F. Ital. VI machten wir folgendeFeststellungen: Wir konnten nur mit Mühe 95 g Filtrat erhalten (statt100 g). Beim Ausschütteln der mit Ammoniak alkalisch gemachten sauren

Alkaloidlösung mit Aether-Chloroform entstand eine gute Trennung der

Schichten, aber die Aether-Chloroformschicht bildete eine geringe Emul¬

sion. Die Aether-Chloroformlösung filtrierten wir durch ein doppeltes,glattes Papierfilter. Die Titration führten wir nach Ph. Helv. V aus. Die

zu titrierende Lösung war weniger gelb gefärbt als jene, die wir nach

Ph. Helv. V erhalten hatten. Der Farbton entsprach ungefähr der zu titrie¬

renden Lösung nach der von uns vorgeschlagenen Methode. Wir erhielten

0,404 %, 0,398 %, 0,401 % Alkaloide. Die Werte sind praktisch gleich wie

nach Ph. Helv. V, die Analyse nimmt jedoch etwa 4—5 Stunden in An¬

spruch.Zusammenfassend können wir sagen, daß durch Zusatz von Wein¬

geist zum organischen Lösungsmittel aus Belladonnablatt Drogenbestand-

60 P. Rom, Pharm. Mh. 15, 40 (1934).* Hier möchten wir auf das Verfahren von Rom60 aufmerksam machen, der zur

Verhinderung von Emulsionen bei Solanaceen-Kraut- und -Blattdrogen die salzsaure

Ausschüttelung nach Ammoniakzusatz vom gebildeten voluminösen Niederschlag, der

sonst in das Choroform übergeht, im Winklerschen Kelchtrichter abfiltriert und erst

nachher mit Chloroform ausschüttelt. Unseres Erachtens besteht aber die Gefahr, daß

hier Alkaloidverluste entstehen können.

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teile extrahiert werden, die bei der Alkaloidbestimmung nach Codex Gall. 6

und U. S. P. XI 1939 Supplement, beim Ausschütteln des organischenLösungsmittels mit Säure schwer trennbare Emulsionen bilden. Diese

beiden Bestimmungsvorschriften sind daher unseres Erachtens nicht zu

empfehlen. Die Methoden von Ph. Belg. IV 1. Supplement und F. Ital. VI

bilden keine Vereinfachung gegenüber der von uns vorgeschlagenen Modi¬

fikation der Methode von Peyer und Ostirner. Die Methode von Ph. Belg. IV1. Supplement liefert zudem zu niedrige Werte.

D. Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungsmethoden der einzelnen

Alkaloide Skopolamin, Hyoscyamin, Atropin in Solanaceendrogen.

a) Versuche zur Bestimmung auf biologischem Wege.

Durch pharmakologische Analyse ist bis heute nach Angaben von

Kreitmair1" nur das Atropin genau geprüft. Die pharmakologische Wir¬

kung des Hyoscyamins und Atropins besteht in der Lähmung der Nerven¬

endigungen des Parasympathicus oder in einem Antagonismus gegenüberdem vom Nerven freigemachten und ihn erregenden Stoff, der als

Acetylcholin erkannt wurde. 1-Hyoscyamin wirkt doppelt so stark wie

Atropin18- 61, dem Skopolamin soll eine 5—lOmal stärkere Wirkung zu¬

kommen61. Hinsichtlich der mydriatischen Wirkung, die als rein neural

bedingt aufzufassen ist, wirkt 1-Hyoscyamin am Auge der weißen Maus

doppelt so stark wie Atropin16- 62, das 1-Skopolamin 5—lOmal stärker62;die Gegenwart des Skopolamins ist aber neben den beiden anderen Alka-

loiden nicht zu erkennen63.

Hidvegiix macht darauf aufmerksam, daß der Unterschied in der

mydriatischen Wirkung des Atropins und Hyoscyamins am Katzenaugenicht groß genug ist, um auf Grund dessen ein quantitatives Verfahren

zur Bestimmung des Verhältnisses Hyoscyamin : Atropin ausarbeiten zu

können. Ferner soll aus dem gleichzeitigen Vorhandensein der Alkaloide

im Belladonnablatt nach dem Gesichtspunkt der mydriatischen Wirkungeine Summation resultieren.

b) Chemische Bestimmung.

Sie beruht auf den verschiedenen physikalisch-chemischen Eigen¬schaften der drei Alkaloide. Klein und Sonnleitner3 fällen die Alka¬

loide Hyoscyamin und Atropin mit Jodwasserstoffsäure. Im Niederschlagwird das Verhältnis der beiden Alkaloide geschätzt, da sie sich durch

ihre Kristallform unterscheiden. Skopolamin soll sich nach dieser Methode

nicht einwandfrei erkennen lassen. Diese Versuche können nur als qua¬litative Reaktionen gewertet werden.

Andrews" hat Schätzungen angestellt über das ungefähre Ver¬

hältnis von Hyoscyamin und Skopolamin in Datura Stramonium, D. fastuosaund D. Metel, indem er die Alkaloide aus gereinigten Drogenauszügen in

61 L. Jendrassik und O. Will, Arch. exp. Pathol. Pharmacol. 153, 94 (1930).82 P. Pulewka, Arch. exp. Pathol. Pharmacol. 180, 119 (1936).63 H. A. Oelkers und E. Vincke, Arch. exp. Pathol. Pharmacol. 178, 439 (1935).

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Form von Goldsalzen, Hydrobromiden, Sulfaten und Pikraten zur Abschei¬

dung brachte und die erhaltenen Alkaloidmengen schätzte.

Nach Gadamer"'' kann Hyoscyamin neben Atropin nur durch die

optische Drehung bestimmt werden. Goris und Costy bestimmten in

Folium Belladonnae und in den daraus bei verschiedenen Temperaturenhergestellten Trockenextrakten die spezifische Drehung in alkoholischer

Lösung des Alkaloidrückstandes. Zu jeder Bestimmung verwendeten sie

200 g Droge oder 50 g Trockenextrakt. Nach Hidvégi"1 ist das von Goris

und Costy vorgeschlagene Reinigungsverfahren für die polarimetrischeUntersuchung erfolglos. Potjewijd" bestimmte die Alkaloide polarime-trisch in schwefelsaurer Lösung, nachdem dieselbe mit Norit entfärbt

worden war. Im Parallelversuch ermittelte er in dem nicht mit Norit

behandelten Auszug den Gesamtalkaloidgehalt.Zur Ermittlung des Alkaloidverhältnisses Skopolamin, Hyoscyamin,

Atropin in Radix Belladonnae ist von Kuhn und Schäfer1 ein Bestim¬

mungsverfahren ausgearbeitet worden. Die Abtrennung des Skopolaminsberuht auf der Eigenschaft, daß sich dieses Alkaloid als verhältnismäßig-schwache Base aus schwach natriumbikarbonat - alkalischer Lösung mit

Aether ausschütteln läßt. Diese Eigenschaft wurde schon längst von

Schmidt**, Thoms und Wentzel"' und Chemnüius67 zur Isolierung des

Skopolamins aus Skopoliawurzel bzw. Mandragorawurzel benutzt. Die

Bestimmung des Hyoscyamins beruht auf der optischen Aktivität; Atropinist optisch inaktiv. Die Bestimmungsvorschrift von Kuhn und Schäferlautet folgendermaßen:

30 g Droge werden in einer starkwandigen Flasche mit 300 cm3 Aether Übergossenund nach kräftigem Schütteln 15 cm3 Ammoniak (10°/o) hinzugefügt. Dieses Gemisch

stellt man unter häufigem, kräftigem Umschütteln zwei Stunden beiseite. Hierauf wird

die Aetherlösung abgegossen und nach kurzem Trocknen über Na2S04 sicc. durch ein

trockenes Filter filtriert.200 cm3 dieser Aetherlösung (= 20 g Droge) dampft man auf dem Wasserbad bis

auf einige cm3 ein, gibt 10 cm3 0,5°/oige Salzsäure hinzu und erwärmt weiter bis zum

Verschwinden des Aethergeruches. Diese salzsaure Lösung wird in einen Scheide¬trichter filtriert, Kolben und Filter dreimal mit je 5 cm3 Wasser nachgewaschen und

durch vorsichtigen Zusatz einer gesättigten Natriumbikarbonatlösung schwach alkali-

siert. Man schüttelt dreimal mit 20 cm3 Aether aus. Die das Atropin und Hyoscyaminenthaltende wässerige Lösung A wird beiseite gestellt.

Die ätherische Lösung, welche das Skopolamin und daneben noch kleine MengenHyoscyamin und Atropin enthält, wird auf dem Wasserbad auf einige cm3 eingedampft,mit 10 cm3 0,5°/oiger Salzsäure versetzt und bis zum Verschwinden des Aethergeruchesweiter erwärmt. Die salzsaure Lösung wird in einen Scheidetrichter gebracht, wie oben,mit Natriumbikarbonatlösung alkalisiert und dreimal mit je 20 cm3 Aether aus¬

geschüttelt. Die wässerige Lösung enthält noch geringe Mengen Hyoscyamin und Atropinund wird zur Lösung A zugefügt. Die ätherische Lösung wird noch ein drittes Mal wie

oben behandelt (Abdampfen, HCl-Zusatz, Alkalisieren mit NaHCÛ3 und dreimaligesAusschütteln mit Aether). Sie enthält dann keine meßbaren Mengen Hyoscyamin oder

Atropin mehr, was Kuhn und Schäfer durch Fällen mit Goldchloridlösung und Fest¬

stellung des Schmelzpunktes des Skopolamin - Chloraurates (Smp. 208—210°) nach¬

gewiesen haben. Die übrigbleibende wässerige Lösung wird zur Lösung A hinzugefügt.Die bei der letzten Extraktion erhaltene ätherische Lösung wird nach dem Trock¬

nen mit Natriumsulfat in ein Kölbchen filtriert; Kolben und Filter werden mehrmals

04 J. Gadamer, Arch. Pharm. 234, 543 (1896); 239, 333 (1901).65 E. Schmidt, Arch. Pharm. 236, 52 (1898).66 H. Thoms und M. Wentzel, Ber. dtsch. ehem. Ges. 34, 1023 (1901).67 F. Chemnitius, J. prakt. Chem. (2), 120, 221 (1929).

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mit Aether nachgewaschen und auf dem Wasserbade bis zum Verschwinden des Aether-

geruches erwärmt. Der Rückstand wird in 2 cm3 Weingeist gelöst, mit 10 cm3 Wasser

sowie Methylrot-Methylenblau als Indikator versetzt und das Skopolamin mit 0,1 n - HCl

titriert. 1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0303 g Skopolamin.Die vereinigten wässerigen Flüssigkeiten A werden mit 3 cma konz. Ammoniak ver¬

setzt und dreimal mit je 30 cm3 Chloroform ausgeschüttelt. Das Chloroform wird mit

0,5 g Tragant geschüttelt und nach etwa halbstündigem Stehen in einen Kolben fil¬

triert. Kolben und Filter werden mehrmals mit Chloroform nachgewaschen.Die Chloroformlösung wird auf dem Wasserbade fast vollständig eingedampft; die

letzten Chloroformreste werden durch Einblasen eines Luflstromes entfernt. Der Rück¬

stand wird mehrere Stunden in einem Exsikkator aufbewahrt und dann genau 20 cm3

90o/0igen Alkohol hinzugegeben (1 cm3 Alkohol entspricht 1 g Droge). Die alkoholische

Lösung wird nach zweistündigem Stehen blankfiltriert und nach genauer Bestimmungder Dichte zur Bestimmung des Hyoscyamins im 220 mm-Rohr polarimetriert. Die spe¬zifische Drehung für Hyoscyamin in 90°/oigem Alkohol beträgt —24,0 °.

10 cm3 der polarimetrierten Lösung (= 10 g Droge) werden in ein Kölbchen

pipettiert und nach Zusatz von 20 cm3 Wasser und Methylrot-Methylenblau als Indikator

zur Bestimmung von Hyoscyamin-Atropin mit 0,1 n-HCl titriert. 1 cm3 0,1 n-HCl =

0,02892 g Hyoscyamin-Atropin.Zieht man den durch Polarisation für Hyoscyamin erhaltenen Wert von dem durch

Titration ermittelten Hyoscyamin-Atropin-Wert ab, so erhält man den Wert des in der

Droge vorhandenen Atropins. Die Berechnung des Hyoscyamins geschieht nach der

Formel:

a-100

°/op =20°

1. [a]D .d

gefundener Drehwinkel

Länge des Polarisationsrohres in dm

spezifische Drehung

Dichte der polarimetrierten Lösung bei 20°

gibt nach der Meinung von Kuhn und Schäfer den gewichts¬prozentischen Gehalt der Droge an Hyoscyamin an.

W. Märki macht auf einen Fehler aufmerksam, der Kuhn und

Schäfer in ihrer Berechnungsformel unterlaufen ist. Der Fehler liegtdarin begründet, daß die beiden Autoren die aus der Formel berechneten

Gewichtsprozente Hyoscyamin, die sich auf die alkoholische Lösung bezie¬

hen, ohne Umrechnung auf die analysierte Droge übertrugen. Nach

W. Märki sind infolge dieser fehlerhaften Berechnung sämtliche Hyoscya-minwerte in den Arbeiten von Kuhn und Schäfer und Fehr zu hoch.

W. Märki schlägt folgende Formel zur Berechnung des Hyoscyamin-gehaltes vor:

a . 100 • 100°/op =

20o1 • [<x]D .5. S

Diese Formel gilt, wenn 20 cm3 einer alkoholischen Lösung zur Bestimmung verwendet

werden, welche S g Ausgangsmaterial (Droge, Extrakt, Tinktur) entsprechen.

Wir haben die obige Formel nachgeprüft und richtig befunden. Siehat vor derjenigen von Kuhn und Schäfer noch den Vorteil, daß die

Bestimmung der Dichte der polarimetrierten Lösung nicht erforderlich ist.

68 W. Märki, Pharm. Acta Helv. 18, 229 (1943).

1

d

°/oP

50

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Eine weitere Methode zur Trennung der Solanaceenalkaloide von

Küßner2 arbeitet wie folgt:

Aus 250 g grobgepulverter Belladonnawurzel werden die Alkaloide nach Zusatz

von Sodalösung mit Methylenchlorid extrahiert. Nach Verdampfen des Lösungsmittelswird der Alkaloidrückstand in salzsäurehaltigem Wasser aufgenommen. Die saure

Lösung wird zur Abtrennung der Apoalkaloide, welche nachher durch bromometrische

Titration bestimmt werden, mit Chloroform ausgeschüttelt. Die von den Apoalkaloidenbefreite wässerige Lösung wird mit Sodalösung alkalisch gemacht und wiederholt mit

Aether ausgeschüttelt. Der Rückstand dieser Aetherlösung, bestehend aus 1-Hyoscyamin,Atropin, Skopolamin und dem amorphen Belladonnin wird unter Erwärmen in Tetra¬

chlorkohlenstoff gelöst und die Lösung durch Filtration über Watte von den amorphenTröpfchen (= amorphe Restalkaloide = Belladonnin) abgetrennt, welche nach Auf¬

lösung in Chloroform gravimetrisch bestimmt werden. Aus der Tetrachlorkohlenstoff¬

lösung scheiden sich beim Stehen 1-Hyoscyamin und Atropin in schwer löslichen, nadei¬

förmigen Kristallen ab, während Skopolamin in Lösung bleibt. Die Kristalle werden

aus Tetrachlorkohlenstoff umkristallisiert, unter Vakuum im Silikagel-Exsikkator bei

Zimmertemperatur getrocknet und die optische Drehung in Chloroformlösung bestimmt.

Die Laugen des CCU-Kristallisates werden wiederholt mit salzsaurem Wasser extra¬

hiert und daraus das Skopolamin aus bikarbonatalkalisch gemachter Lösung mit Aether

ausgeschüttelt. Das erhaltene Rohskopolamin wird in salzsaurer Lösung als Gold¬

chloridverbindung gefällt, bei 90° getrocknet, gewogen und der Schmelzpunkt bestimmt.

Die Erfassungsgrenze dieser Methode liegt nach den Versuchen von

Küßner bei 10 mg Skopolamin.Die Methode von Küßner kommt unseres Erachtens aus folgenden

Erwägungen für das Apothekenlaboratorium kaum in Frage:1. Die kristalline Ausfällung der einzelnen Basen erfordert zur Bestim¬

mung eine verhältnismäßig große Drogenmenge und bedingt Alka-

loidverluste, wie der Autor selbst zugibt.2. Ein Silikagel-Exsikkator mit Hochvakuum ist erforderlich.

3. Die vielen Wägungen sind umständlich und zeitraubend.

Der Vorteil besteht in der Bestimmung der optischen Drehung von

i - Hyoscyamin in Chloroformlösung. Nach Gadamer69 ist der Gebrauch

von Weingeist nicht empfehlenswert, weil Inaktivierung des Hyoscyaminserfolgen kann. Küßner gibt als spezifische Drehung für Hyoscyamin in

Chloroform [a] D = - 25,2° an.

Fehr" machte zur Methode von Kuhn und Schäfer folgende Bemer¬

kung: Die Drehung kann nur mit einem Polarimeter mit einer Ablese¬

genauigkeit von 0,01° genügend genau gemessen werden, da bei den zur

Analyse verwendeten Drogenmengen im 220-mm-Rohr Drehungen von

etwa 0,1—0,3° abzulesen sind. Diese kleine Drehung kann, wie schon

Fehr bemerkt hat, auf zwei Arten vergrößert werden:

a) Die Drogenmenge wird für die Bestimmung erhöht. Man erhält

dadurch entsprechend mehr Alkaloide in der zu polarisierenden Lösung.Dieses Vorgehen läßt sich jedoch nicht leicht durchführen, da für den

normalen Analysengang schon 30 g Droge benötigt werden. Bei Blattdrogenist aber nach unseren Erfahrungen eine größere Menge Lösungsmittelerforderlich und die größere Alkaloidmenge, die in der zu polarisierendenLösung erhalten wird, ist nicht proportional der verwendeten größerenDrogenmenge, wie wir später sehen werden.

69 J. Gadamer, Arch. Pharm. 239, 302 (1901).

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b) Man verwendet ein möglichst langes Polarisationsrohr. Dies soll

sich gut durchführen lassen, da die zu polarisierenden Lösungen meist

farblos oder nur sehr schwach gelb gefärbt sind. Um genaue Bestimmun-

mungen zu erlangen, empfiehlt feint, das Auge an Blindbestimmungen auf

kleine Helligkeitsunterschiede einzuüben. Die zu polarisierende Lösungsoll, wenn möglich 14—V2 Stunde im Polarimeter liegen, um die Tempe¬ratur der Umgebung annehmen zu können. Dadurch wird Schlierenbildungverhindert.

Fehr gibt folgendes Urteil: Der Analysengang von Kuhn und Schäfereignet sich infolge seiner Material- und Zeitbeanspruchung (nach unseren

Erfahrungen nimmt die Analyse mehr als einen Tag in Anspruch) und

der Erfordernis eines außerordentlich empfindlichen Polarimeters nicht

gut für das Apothekenlaboratorium.

E. Eigene Untersuchungen über die Bestimmung von Hyoscyamin

neben Atropin in skopolaminfreien Solanaceenblattdrogen.

Die Methode von Kuhn und Schäfer soll nach den Angaben dieser

Autoren ohne weiteres auch zur Bestimmung der Alkaloide in Blättern,Stengeln, unreifen und reifen Früchten verwendet werden können. Wir

machten mit Belladonnablatt verschiedene Versuche in dieser Richtungund können die Angabe von Kuhn und Schäfer nicht ohne weiteres bestä¬

tigen. Ueber unsere Beobachtungen und Verbesserungsvorschläge soll

nachstehend kurz berichtet werden.

1. Die zu verwendende Aethermenge (Narkose-Aether) sollte einfach¬

heitshalber im Gewichtsverhältnis zur Droge verwendet werden. Die Maze¬

rationszeit kann nach unseren Erfahrungen auf x/2 Stunde herabgesetztwerden.

2. Nach unseren Erfahrungen wissen wir, daß beim Ausschütteln der

Alkaloidlösung mit Chloroform lästige Emulsionen auftreten, auch wenn

die Lösung vorher mit Aether ausgeschüttelt worden ist. Die Aetherlösungvon 6 g Droge behandelten wir nach dem Reinigungsverfahren von Peyerund Gstirner, im übrigen arbeiteten wir unter Berücksichtigung der Men¬

genverhältnisse zur Bestimmung der Gesamtalkaloide genau nach der

Methode von Kuhn und Schäfer ohne Ausführung der getrennten Bestim¬

mung von Skopolamin, Hyoscyamin, Atropin und ermittelten Gesamt-Alka-

loidwerte von: 0,341 %, 0,347 % (Rückstand nicht bei 100° erwärmt).Hieraus können wir schließen, daß durch den Chlorophyllrückstand Alka¬

loide eingeschlossen werden, die auch durch Auswaschen mit Wasser nicht

quantitativ entfernt werden.

3. Der Zusatz von Salzsäure beim Abdestillieren des Aethers muß

vergrößert werden, damit möglichst viele Alkaloide aus 30 g Droge zur

Bestimmung gelangen. Nach unseren Erfahrungen hält das Chlorophyllvon 6 g Droge etwa 4 g saure Lösung zurück. Wir verwendeten 0,1 n-HCl

und festes Natriumbikarbonat als Alkalisierungsmittel (1 g festes NaHC03auf 45 cm"' 0,1 n-HCl, im Meßzylinder abgemessen). Die so erhaltene

Alkaloidlösung zeigte deutlich alkalische Reaktion auf Lackmus. Beim

Schütteln mit Aether extrahierten wir bei unserer Droge keine Alkaloide,

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während Skopolamin ausschüttelbar ist. Somit ist in unserer Droge kein

Skopolamin vorhanden*. Die Alkaloidlösung wird durch das Ausschütteln

mit Aether teilweise entfärbt. Schüttelten wir nicht mit Aether, so konn¬

ten wir die erhaltene Chloroformlösung für die Polarisation nicht ver¬

wenden, weil dieselbe noch zu stark gefärbt war.

4. Wir vermuteten, daß beim Schütteln der Chloroformlösung mit

Tragant Alkaloidverluste auftreten könnten, falls nicht ein aliquoter Teil

des verwendeten Chloroforms zur Bestimmung gelangt. Bei der Bestim¬

mung alkaloidführender Tinkturen machten Kuhn und Schäfer70 dar¬

auf aufmerksam, daß nach dieser Arbeitsweise bei Atropin ein Verlust

von 8,5—8,6 % entsteht. Wir konnten aber durch Versuche feststellen,daß hier keine Alkaloidverluste auftreten, denn bei sorgfältiger Trennungist die Chloroformlösung sozusagen wasserfrei; der Tragant bewirkt nach

unseren Ergebnissen eine bessere Klärung und weitgehende Entfärbungder chloroformhaltigen Alkaloidlösung, was für die polarimetrische Bestim¬

mung wertvoll ist. Man erhält auf diese Weise eine nur schwach gelbgefärbte Lösung.

5. Die optische Drehung kann vorteilhafter nach Küßner2 in chloro-

formhaltiger Lösung bestimmt werden.

6. Die Anwesenheit flüchtiger Basen wird bei der Methode von Kuhn

und Schäfer vor der Titration nicht berücksichtigt.7. Die von Kuhn und Schäfer angegebene Formel für die Berech¬

nung des Hyoscyamingehaltes der Droge muß nach dem Vorschlag von

W. Märki08 berichtigt werden.

In Anlehnung an die von uns ausgearbeitete Modifikation der Me¬

thode von Peyer und Gstirner zur Bestimmung der ätherlöslichen Gesamt-

alkaloide von Folium Belladonnae unterzogen wir die erhaltenen ätheri¬

schen Filtratmengen nochmals einer näheren Prüfung. Bei Verwendungvon 30 g Droge und 300 g Narkose-Aether erhielten wir 234 g, 225 g,231 g ätherisches Filtrat. Es werden also nach dem Schütteln der ätheri¬

schen Lösung mit Wasser mühelos 203 g Aetherlösung (— 20 g Droge)erhalten. Den Aether destillierten wir in Gegenwart von 90 cm3 0,1 n - HCl

ab und ergänzten das Gewicht mit 0,1 n-HCl auf 98 g (— 20 g Droge).Nach dem Schütteln mit 1,5 g Talk erhielten wir immer 80-85 g saure

Alkaloidlösung (80 g = 16 g Droge). Die Flüssigkeitsmenge könnte auch

auf 198 g ergänzt werden, wobei die Alkaloide aus 180 g Filtrat (= 18 g

Droge) zur Bestimmung gebracht werden könnten.

Zur Bestimmung von Hyoscyamin und Atropin in skopolaminfreiemBelladonnablatt möchten wir folgende Methode vorschlagen:

30 g Droge werden in einer starkwandigen Arzneiflasche von 625 cm3 Inhalt mit

300 g Narkose-Aether und nach kräftigem Umschütteln mit 15 g Ammoniak (10°/o) ver¬

setzt und während 1/2 Stunde in der Schüttelmaschine geschüttelt. Man läßt während

Vä Stunde absetzen und gießt von der Aetherlösung so viel wie möglich (mindestens220 g) durch einen mit einer Glasplatte zu bedeckenden Trichter von 7,5 cm Durch¬

messer durch Watte in eine Arzneiflasche von 400 cm3 Inhalt. Gegen das Ende der Fil¬

tration wird durch Aufgießen von einigen cm3 Wasser auf den Brei im Trichter der

70 A. Kuhn und G. Schäfer, Dtsch. Apoth.-Ztg. 53, 968 (1938).* Auch Kuhn und Schäfer haben in der von ihnen analysierten Belladonnablatt¬

droge kein Skopolamin gefunden.

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Aether verdrängt. Zum Filtrat fügt man 15 cm3 Wasser, schüttelt kräftig durch und läßt

bis zur Klärung stehen (etwa 15 Minuten). 203 g der klaren Aetherlösung (== 20 g

Droge) werden durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 500 cm3 Inhalt gegossenund einige Siedesteinchen hinzugegeben. Der Aether wird auf dem Wasserbad voll¬

kommen abdestilliert, der Kolben nach dem Erkalten mit Rückstand bis auf eine Dezi¬

male genau gewogen und das Gewicht notiert. Der Rückstand wird in 70 g Narkose-

Aether gelöst, 90 cm3 0,1 n-HCl hinzugefügt, der Kolben einige Male kräftig umge¬

schwenkt, der Aether auf dem Wasserbad vorsichtig abdestilliert und der Kolbeninhalt

bis zum Verschwinden des Aethergeruches erwärmt. Nach dem Erkalten wird das

Gewicht der Flüssigkeit mit 0,1 n-HCl auf 98 g ergänzt, die saure Alkaloidlösung mit

1,5 g Talk geschüttelt und 80 g der Lösung (= 16 g Droge) durch ein Faltent'ilter von

7 cm Durchmesser in einen Scheidetrichter von 150 cm3 Inhalt filtriert. In mehreren

Portionen werden insgesamt 1,8 g festes Natriumbikarbonat in den Scheidetrichter

gegeben. Die bikarbonatalkalische Lösung wird zwecks Entfernung färbender Stoffe

dreimal mit je 20 cm3 Aether ausgeschüttelt.Die das Atropin und Hyoscyamin enthaltende wässerige Lösung wird mit 3 cm3

konz. Ammoniak versetzt und mit 30, 25, 20, 20 cm3 Chloroform ausgeschüttelt. Die er¬

haltene Chloroformlösung wird in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit 0,5 g

Tragant geschüttelt und nach etwa halbstündigem Stehen durch ein Faltenfilter von 7 cm

Durchmesser in einen Erlenmeyerkolben von 250 cm3 Inhalt filtriert. Arzneiflasche und

Filter werden mehrmals mit wenig Chloroform nachgewaschen. Die erhaltene Chloro¬

formlösung wird auf dem Wasserbade fast vollständig abdestilliert; die letzten Chloro¬

formreste werden zwecks vollständiger Beseitigung des Ammoniaks durch Einblasen

eines Luftstromes entfernt. Der Alkaloidrückstand wird hierauf in wenig Chloroform

gelöst, die Lösung in ein Meßkölbchen von 20 cm3 Inhalt gespült und bis zur Marke mit

Chloroform aufgefüllt. Die gut durchgemischte Chloroformlösung wird, falls notwendig,blankfiltriert und zur Bestimmung des Hyoscyamins im 220-mm-Rohr polarimetriert.Der Nullpunkt des Polarimeters muß vorher mit reinem Chloroform ermittelt werden.

Die spezifische Drehung für Hyoscyamin in Chloroform beträgt nach Küßner2 —25,2°.Die Berechnung des Hyoscyamingehaltes der Droge geschieht nach der Formel:

°/o Hyoscyamin =a • 100 • 100

20»• [«]

D• 5 • S

a = gefundener Drehwinkel

1 = Länge des Polarisationsrohres in dm

20»

[a] y.= spezifische Drehung des Hyoscyamins in Chloroform (= —25,2°)

S = g Droge (in unserer Vorschrift = 16 g), welche den 20 cm3 der polari-metrierten Chloroformlösung entsprechen.

10 cm3 der polarimetrierten Lösung (= 8 g Droge) werden in einen Erlenmeyer¬kolben von 100 cm3 abpipettiert. Das Chloroform wird auf dem Wasserbad abdestilliertund der Rückstand mit 5 cm3 Weingeist aufgenommen. Der Weingeist wird vollständigverdampft und der Rückstand während zwei Stunden auf dem siedenden Wasserbad

oder bei 100° getrocknet. Der Alkaloidrückstand wird hierauf in 3 cm3 Weingeist gelöst,25 cm3 frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrot¬lösung oder Methylrot-Methylenblau-Lösung (8 Tropfen Methylrotlösung Ph. Helv. V

+ 1 Tropfen Methylenblaulösung, 0,1 o/0 in Weingeist) hinzugegeben und mit 0,1 n-HClbis zur Rotfärbung, bzw. Rosaviolettfärbung titriert.

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0289 g Alkaloide.

Die Titration ergibt die Summe von Hyoscyamin + Atropin. Zieht man den durchPolarisation für Hyoscyamin erhaltenen prozentischen Wert von dem durch Titrationermittelten prozentischen Hyoscyamin-Atropin-Wert ab, so erhält man die prozentualeMenge des in der Droge vorhandenen Atropins.

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Bei unserer Droge ermittelten wir nachstehende Werte:

Aether-

PiltratSaures Filtrat

Gefundener

Drehungs¬winkel a

*

'It

Hyos-cyamin

'/• Hyos-evamin

+

AtropinAtropin

Hyoscyaminin •/• des

Gesamtalka-

loidgehaltes

213,1 g

203 g

84 g = 17,64 g Droge80 g = 16 g Droge

0.172 °

0,152 »

0,352

0.342

0,377

0,379

0,025

0,037

86,20

90,23

* Mittel aus 10 Ablesungen.

Dieses Bestimmungsverfahren besitzt hauptsächlich als wissenschaft¬

liche Methode einen Wert. Wir gehen mit Fehr* einig, daß die getrennteBestimmung des Hyoscyamins neben Atropin für das Apothekenlabora¬torium weniger in Frage kommt.

F. Zusammenfassung.

I. Es wird eine Uebersicht über die in Solanaceendrogen von

Ph. Helv. V bis jetzt nachgewiesenen basischen Körper gegeben.II. Es wird eine Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungs¬

methoden der Gesamtalkaloide von Folium Belladonnae gegeben.III. In eigenen Untersuchungen über die Bestimmung des Gesamt-

alkaloidgehaltes von Folium Belladonnae wird folgendes festgestellt:

1. Aus Folium Belladonnae werden mit Aether als Extraktionsmittel

gleich viele Alkaloide extrahiert wie mit Weingeist. Durch einmaligeMazeration werden die Alkaloide praktisch quantitativ erhalten.

2. Die Entfernung der flüchtigen Basen kann durch Erwärmen des

Alkaloidrückstandes während zwei Stunden auf dem siedenden Wasser¬

bad, bzw. bei 100° ausgeführt werden oder durch Schütteln der alkaloid-

haltigen Benzollösung mit 0,001 n-NaOH unter Berücksichtigung des Ver¬

teilungskoeffizienten nach Proche und Seidl.

3. Wir empfehlen zur Bestimmung der Gesamtalkaloide eine Methode,welche Aether als Extraktionsmittel verwendet und die als eine Modifi¬

kation der Methode von Peyer und Gstirner bezeichnet werden kann.

Die Vorschrift lautet folgendermaßen:

6 g Droge (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit 60 g Narkose-

Aether und nach kräftigem Umschütteln mit 3 cm3 Ammoniak (10 o/o) versetzt und wäh¬

rend lh Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Dann wird einige Minuten absetzen

gelassen und von der Aetherlösung soviel als möglich (mindestens 42 g) durch einen

mit einer Glasplatte zu bedeckenden Trichter von 9 cm Durchmesser durch Watte in

einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt gegossen. Gegen das Ende der Filtration wird

durch Aufgießen von einigen cm3 Wasser auf den Brei im Trichter der Aether ver¬

drängt. Zum Filtrat fügt man 3 cm3 Wasser, schüttelt kräftig durch und läßt bis zur

Klärung stehen (etwa ö—10 Minuten). Die wässerige Schicht wird ablaufen gelassen.40,6 g der klaren Aetherlösung (= 4 g Droge) werden durch Watte in einen Erlenmeyer-kolben von 150 cm3 Inhalt abfiltriert. Der Aether wird auf dem Wasserbad vollkommen

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abdestilliert und der Kolben mit dem Rückstand nach dem Erkalten auf eine Dezimale

genau gewogen und das Gewicht notiert. Der Rückstand wird wieder in 30 cm3 Narkose-

Aether gelöst, 35 cm3 0,25o/0ige Salzsäure hinzugefügt, der Kolben einige Male kräftigumgeschwenkt und der Aether vorsichtig abdestüliert. Nach dem Erkalten wird das

Gewicht der Flüssigkeit mit 0,25o/0iger Salzsäure auf 39,6 g ergänzt. Man schüttelt mit

0,5 g Talk und filtriert 35 g der sauren Alkaloidlösung (= 3,5 g Droge) durch ein Falten¬

filter von 6 cm Durchmesser in einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt. Das Filtrat

wird mit 10°/oigem Ammoniak (etwa 1 cm3) deutlich alkalisch gemacht und mit 20, 15,10, 10 cm3 Chloroform je 2 Minuten lang ausgeschüttelt. Die Chloroform-Ausschüttelun¬

gen werden nacheinander durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt

gegossen und das Chloroform auf dem Wasserbad sofort abdestilliert. Den Rückstand

nimmt man mit 5 cm3 Weingeist auf, verdampft auch diesen vollständig und trocknet

den Rückstand während 2 Stunden bei 100° oder auf dem siedenden Wasserbad. Dann

löst man den Rückstand in 3 cm3 Weingeist, gibt 25 cm3 frisch ausgekochtes und wieder

erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrotlösung hinzu und titriert mit 0,1 n - Salzsäure

bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-Salzsäure = 0,0289 g Alkaloide.

Es müssen wenigstens 0,37 cm3 0,1 n-HCl verbraucht werden, entsprechend einem

Mindestgehalt von 0,3%> Alkaloiden, berechnet als Hyoscyamin.

Die Methode weist gegenüber Ph. Heiv.V folgende Verbesserungen auf:

a) Zeitersparnis (Ausführungsdauer ohne zweistündige Trocknung etwa

3 Stunden gegenüber 4—5 Stunden nach Ph. Helv. V) ;

b) Herabsetzung der zur Bestimmung benötigten Drogenmenge. (Von6 g Droge gelangen die Alkaloide aus 3,5 g Droge zur Bestimmung);

c) Vollständige Entfernung der flüchtigen Basen;d) Sehr geringe Eigenfarbe der Titrationslösung.

IV. Es wird eine Uebersicht und Kritik der neueren Bestimmungs¬methoden der einzelnen Alkaloide Skopolamin, Hyoscyamin, Atropin in

Solanaceendrogen gegeben.V. In eigenen Untersuchungen über die Bestimmung von Hyoscyamin

neben Atropin in skopolaminfreien Solanaceenblattdrogen wird folgendesfestgestellt:

Der Trennungsgang nach Kuhn und Schäfer zur Bestimmung des

Hyoscyamins in Radix Belladonnae kann bei Blattdrogen nicht ohne wei¬

teres angewandt werden. In Anlehnung an die von uns empfohleneMethode zur Gesamtalkaloidbestimmung im Belladonnablatt arbeiteten wir

eine Methode aus zur Bestimmung des Hyoscyamins neben Atropin in

skopolaminfreien Solanaceenblattdrogen. Dieses Bestimmungsverfahrenkommt weniger für Arzneibuchzwecke denn als rein wissenschaftlicheMethode in Betracht.

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lieber die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide

und Ekgoninester in Folium Cocae.

A. Uebersicht über die Koka-Alkaloide und deren Vorkommen.

Alle Arzneibücher, in welchen Folium Cocae Aufnahme gefundenhat, definieren die Droge als das Blatt von Erythroxylon Coca Lamarck.

Ergb. 5 D. A. B. 6 läßt alle Varietäten zu. Ph. Belg. IV definiert die Stamm¬

pflanze näher als var. Bolivianum Burck, F. Espan. VIII und Codex Gall. 6

als var. Bolivianum Burck und var. novogranatense Morris. Keine Her¬

kunft der Droge geben an: Ph. Helv. V, Ph. Belg. IV, Ergb. 5 D. A. B. 6 und

Suom. F. VI; Codex Gall. 6 und F. Ital. VI schreiben als Produktions¬

gebiete Peru und Bolivien vor; F. Port. 1935 verlangt die Blätter von

Sträuchern aus Peru und Brasilien, läßt aber daneben sowohl die Blätter

von in Mittelamerika wie in Ostindien kultivierten Sträuchern zu. F. Espan.VIII verlangt die Droge aus Peru, läßt daneben die Blätter von in Bolivien,Kolumbien und Brasilien, wie auch in Ostindien, Ceylon und Java kulti¬

vierten Pflanzen zu. Allerdings ist hier zu bemerken, daß Fol. Cocae in

Spanien nur als Gurgelmittel Verwendung findet.1 Die Koka-Alkaloide sind

im Blatt vornehmlich im chlorophyllarmen Gewebe lokalisiert.

Die bis heute bekannten, natürlich vorkommenden Koka-Alkaloide

können nach ihrer chemischen Konstitution in 4 Gruppen eingeteiltwerden:

I. Ekgonine.

1. Freies Ekgonin C9H15OsN.

Die Menge freies Ekgonin im Kokablatt ist nach Angaben von Gori*

und Chalmeta" sehr gering; andere Autoren verneinen die Anwesenheit

dieses Körpers überhaupt. Dies wird wohl für solche Blätter zutreffen,die in den wie bei der Teebereitung üblichen Trockenapparaten gänzlichgetrocknet und sofort in Teekisten verpackt wurden, die mit Bleifolie aus¬

gelegt sind und nachher verlötet werden. Beim geringsten Feuchtigkeits¬gehalt geht beim Lagern der Gehalt an Acylekgoninmethylester durch

hydrolytische Esterspaltung zurück (vgl. H. Emde in F. Ulimann: Enzyklo¬pädie der techn. Chemie, 2. Aufl., Bd. III, p. 451, Berlin, Wien, 1929).Ekgonin ist löslich in Wasser, Alkalien, verdünnten Säuren, wenig löslich

1 A. Goris, A. und 0. Chalmeta, Bull. Sei. pharmacol. 41, 583 (1934).- A. Goris, A. und C. Chalmeta, Bull. Sei. pharmacol. 40, 193, 641, (1933).

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in Weingeist, unlöslich in organischen Lösungsmitteln. Es wirkt nicht

anästhesierend.

2. Acylekgoninmethylester.

a) l-Kokain C1TH2102N (Benzoylekgoninmethylester).Kokain wurde nach Schelenz 3

zuerst 1855 von Apotheker F. Gaedeke

dargestellt und als Erythroxylin bezeichnet. Niemann und Wähler4 ge¬

wannen 1860 kristallisiertes Kokain aus den Blättern. Kokain ist kaum

löslich in Wasser, löslich in Aether, Alkohol, Chloroform, Benzol, Petrol¬

äther und Aceton; es ist langsam flüchtig über 90°5. Kokain wirkt

mydriatisch und sehr stark anästhesierend.

b) l-Cinnamoylkokain C19H2304N (Cinnamoylekgoninmethlester).

Cinnamoylkokain wurde 1889 von Giesel aus Java-Kokablatt isoliert6.

Die Löslichkeitsverhältnisse sind ähnlich wie bei Kokain. Es wirkt nicht

anästhesierend und ruft keine Mydriasis hervor.

c) Truxilline (a- und ß-) C3bH4()0sN2 (a-, bzw. /?-Truxilloylekgonin-methylester).

Die Truxilline wurden 1886 von Hesse aus Truxillo-Kokablatt ge¬

wonnen 7>8. Liebermann fand bei der Fraktionierung zwei isomere Basen:

a- und /S-Truxillin9. Die Truxilline wurden früher Cocamin, Isatropyl-kokain, Truxillokokain genannt 7>9. Sie sind schwer löslich in Wasser,Petroläther, löslich in Alkohol, Aether, Benzol, Chloroform. Sie wirken

nicht anästhesierend und sind Herzgifte.

3. Acylekgonine.

I-Benzoylekgonin C16H1904N + 4H20.

1-Benzoylekgonin wurde von Skraup und Merck10 aus Peru-Kokablatt

isoliert; es kommt in den Blättern in sehr geringen Mengen oder über¬

haupt nicht vor; es entsteht leicht aus Kokain beim Kochen mit Wasser.

Von de Jong konnte es in Java-Kokablatt nicht nachgewiesen werden11.Es ist leicht löslich in Alkalien, verdünnten Säuren, Wasser, Alkohol, un¬

löslich in Aether, Petroläther, Benzol, Chloroform. Es wirkt nicht

anästhesierend.

4. I-Ekgoninmethylester C10H1TO3N.

1-Ekgoninmethylester soll nach de Jong in den Cuskoblättern12 und in

den Java-Kokablättern11 vorkommen. Es ist löslich in Chloroform, Benzol,schwer löslich in Aether. Es wirkt nicht anästhesierend.

3 H. Schelenz, Pharm. Ztg. 66, 588 (1921).4 F. Wähler, Ann. Chem. 114, 213 (1860).5 I.A. Henri/, The Plant Alkaloids, 3. Ausg., p. 98, London (1939).6 F. Giesel, Ber. dtsch. chem. Ges. 22, 2251 (1889).7 O.Hesse, Pharm. Ztg. 32, 407 (1887). — Ber. dtsch. chem. Ges. 22, 665 (1889).8 0. Hesse, Ann. Chem. 271, 188 (1892).v C. Liebermann, Ber. dtsch. chem. Ges. 21, 2342 (1888).

10 W. Merck, Ber. dtsch. chem. Ges. 18. 1594 (1885).11 A. W. K. de Jong, Recueil Trav. chim. Pays-Bas 58, 107 (1939).18 A. W. K. de Jong, Recueil Trav. chim. Pays-Bas 59, 687 (1940).

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II. Tropeine (Acyltropeine).

a) Benzoyltropein Ci:iH1902N.Wurde um das Jahr 1900 bei Merck aus Peru-Kokablättern isoliert13,

ist aber in der Literatur nur als synthetisches Präparat bekannt. Es wirkt

anästhesierend.

b) Tropakokain = Benzoylpseudotropein C15H1902N.Wurde 1891 von Giesel in Java-Kokablatt gefunden". Nach Hesse15

soll es auch in Peru-Kokablatt vorkommen. Es liefert bei der HydrolysePseudotropin und Benzoesäure. Es ist unlöslich in Wasser, löslich in

Alkohol, Aether, Benzol, Chloroform, optisch inaktiv. Es wirkt anästhe¬

sierend.

III. Dioxytropan-Ester.

Vielleicht der Dibenzoyl- oder Dicinnamoylester des DioxytropansC8H1502N.

Dioxytropan wurde bei der Aufarbeitung der hydrolysierten Basen aus

javanischen Kokablättern isoliert. Nach Wolfes und Hromatka " handelt

es sich wahrscheinlich um den Körper der Formel:

H H

H-C C

N-CHj

HO—C C

H H

Es ist sehr leicht löslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol, schwerer

in Chloroform und sehr schwer löslich in Aether16. Die Eigenschaften des

Dibenzoyl- und Dicinnamoylderivates sind nicht genau bekannt.

IV. Hygrine.

} schwach 1-drehend

b) /?-Hygrin C14H24ON2 J

c) Cuskhygrin C13H24ON2 optisch inaktiv

Die Hygrine wurden von W. Lossen"

entdeckt. Liebermann18 isolierte

daraus zwei Produkte: Hygrin und /î-Hygrin. Die Konstitution des

/3-Hygrins ist noch nicht bekannt. Nach Klein19 enthalten die Truxillo-

blätter bis 0,05% Hygrin und /5-Hygrin. Cuskhygrin wurde von Liebermann

13 0. Wolfes und 0. Hromatka, Mercks Jahresb. 47, 53 (1933)." F. Giesel, Ber. dtsch. ehem. Ges. 24, 2336 (1891).15 0. Hesse, Journ. prakt. Chem. 66, 401 (1902).16 O. Wolfes und 0. Hromatka, Mercks Jahresb. 47, 46 (1933).17 F. Wöhler, Ann. Chem. 121, 374 (1862).18 C. Liebermann, Ber. dtsch. ehem. Ges. 22, 675 (1889).19 G. Klein, Handbuch der Pflanzenanalyse IV/1, 536 Wien (1933).

H;-C

/H

OH

-C

H,

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und Cybulski20 in den Cuskoblättern gefunden; diese enthalten bei 0,8 %Gesamtalkaloiden bis 0,2 % Hygrin.

Das Gemisch der Hygrine wird Rohhygrin genannt; es ist flüssig, mit

Wasserdampf flüchtig, löslich in Wasser, leicht löslich in organischenLösungsmitteln. Aus der wässerigen Lösung kann es durch Chloroform

und Gemische von Chloroform-Aether ausgeschüttelt werden. Beim Aus¬

schütteln mit Aether sollen nur Spuren von Hygrin in den Aether über¬

gehen. Keller21 schlug daher vor, bei der Alkaloidbestimmung den Rück¬

stand der Koka-Alkaloide zur Verflüchtigung des Hygrins auf dem Wasser¬

bad zu erwärmen. Nach Giesel 22läßt sich Hygrin aus wässeriger Lösung

nicht durch Aether ausschütteln. Durch Aether läßt es sich erst ausziehen,wenn die wässerige Lösung mit einem Alkalihydroxyd oder -karbonat ge¬

sättigt ist.

Die Koka-Alkaloide sind zum Teil ziemlich zersetzlich. Durch Hydro¬lyse der ätherlöslichen Alkaloide entstehen folgende Spaltprodukte:

1-Kokain -> 1-Benzoylekgonin + Methylalkohol

1-Benzoylekgonin -> 1-Ekgonin + Benzoesäure

1-Cinnamoylkokain -> 1-Cinnamoylekgonin + Methylalkohol1-Cinnamoylekgonin -> 1-Ekgonin + Zimmtsäure

a- und /?-Truxillin -^ a- und /3-Truxilloylekgonin + Methylalkohola- und /?-Truxilloylekgonin -> 1-Ekgonin + a- und ß-Truxillsäure.

Sadolin gibt folgenden Verlauf der Hydrolyse des Kokains an23: Die

erste Hydrolysenstufe (Bildung von Methylalkohol + Benzoylekgonin) hat

zwischen pH 1 und 5 ein Minimum, denn bei einstündigem Kochen beträgtdie Hydrolyse nur 10 %, während dieselbe Behandlung schon bei pH 7,5eine vollständige Hydrolyse bewirkt. Die zweite Hydrolysenstufe (Bildungvon Ekgonin + Benzoesäure) hat im Intervall pH 2 bis 7 ein Minimum, und

erst wenn pH 13 überschritten ist, bewirkt einstündiges Kochen eine voll¬

ständige Hydrolyse.1-Ekgonin weist ähnliche Löslichkeitsverhältnisse wie Benzoylekgonin

auf. Diese beiden Hydrolysenprodukte sind Ampholyte, d. h. sie haben

Säuren- und Basencharakter, aber in beiden Richtungen außerordentlichschwach. Folgende Konstanten K werden von Kolthoff24 für ihre saure und

basische Dissoziation angegeben:

Benzoylekgonin KBase : 1,7 • 10~12

KSäure : 1,8 • 10-«

Ekgonin KBase : 6 • 10~12

KSâure : 8 • 10-»

Kokainbase hat die Dissoziationskonstante K = 2,6 • 10~6 und läßt sich

mit Methylrot als Indikator gut titrieren.

20 C. Liebermann und C. Cybulski, Ber. dtsch. ehem. Ges. 28, 578 (1895).21 C.C.Keller, Schweiz. Wschr. Chem. u. Pharm. 33, 454 (1895).22 F. Giesel, Pharm. Ztg. 34, 419 (1891).23 E. Sadolin, Dansk. Tidsskr. Farm. 2, 309 (1928).24 L M. Kolthoff, Biochem. Z. 162, 289 (1925).

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In den verschiedenen Kokablattsorten kommen die einzelnen Alka-

loide nicht in gleicher Menge vor. Nach Angaben von H. Emde enthält Java-

Koka, welche heute die Hauptrolle spielt, bei einem Gesamtgehalt von

etwa 2 % an Acylekgoninmethylester nur etwa 0,5 % Kokain, im übrigenetwa ebenso viel Cinnamoylkokain und 1 % Truxillin. Der Gesamtkokain¬

gehalt der amerikanischen Sorten besteht zu etwa 70—90 Jc aus 1-Kokain,Rest: Nebenbasen.

A. und C. Chalmeta" ermittelten nach der Bestimmungsmethode von

F. Espan. VIII (wobei sie aber die Alkaloide nach der Reinigung mit Aether

aus stark ammoniakalischer Lösung ausschüttelten) nachstehende Gehalte

an ätherlöslichen Alkaloiden, deren Toxizität im Meerschweinchenversuch

festgestellt wurde:Tödliche Dosis der

Dro^eGehalt an äther- ätherlöslichen Alka-

" löslichen Alkaloiden loide pro kg Meer¬

schweinchen

Bolivianisches Kokablatt 0,76 »,'0 0,06 g

Truxillo-Kokablatt 0,41 o/0 0,08 g

Java-Kokablatt 1,79 »/o 0,20 g

Kokain — 0,05 g

Auf Grund ihrer Ergebnisse stellten diese Autoren die Forderung auf,für Arzneibuchzwecke nur eine Sorte Kokablätter, und zwar jene südame¬

rikanischer Herkunft zuzulassen.

B. Vergleichende Besprechung und Kritik der bisherigen

Bestimmungsmethoden für die Koka-Alkaloide.

Die bisher veröffentlichten Bestimmungsmethoden für die Alkaloide

von Folium Cocae sind nicht sehr zahlreich. Alle neueren Arzneibuch¬

methoden beschränken sich auf die Bestimmung der ätherlöslichen Alka¬

loide; von solchen kommen in Betracht: 1-Kokain, 1-Cinnamoylkokain, Tru-

xilline, Tropakokain, Benzoyltropein und vielleicht z. T. noch ätherlösliche

Nebenbasen (Hygrine). Nicht ätherlöslich sind Ekgonin, Benzoylekgoninund Ekgoninmethylester. Das Vorkommen der beiden erstem ist umstrit¬

ten (s. sub A), das Vorkommen des letztern ist bisher nur von de Jong

angegeben worden. Es kann nach den bisherigen Kenntnissen angenom¬

men werden, daß bei der Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide in

Peru-Kokablatt sozusagen nur therapeutisch wirksame Ekgoninester zur

Bestimmung kommen, nämlich zur Hauptsache 1-Kokain.

Die Bestimmung der ätherlöslichen Koka-Alkaloide geschieht bei diesen

Methoden nach folgendem Prinzip: Die Droge wird mit Aether in Gegen¬wart von Ammoniak oder Natriumkarbonat extrahiert. Die Aetherlösungwird nach evtl. Klärung durch Schütteln mit Wasser und Talk folgender¬maßen aufgearbeitet:

a) entweder wird mit abgemessener Menge Säure ausgeschüttelt und der

Säureüberschuß bestimmt,

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b) oder wiederholt mit Säure ausgeschüttelt,c) oder in Gegenwart von Säure abdestilliert, die saure Alkaloidlösung

mit Talk geschüttelt und filtriert.

In den beiden letztern Fällen wird die saure Alkaloidlösung mit über¬

schüssigem Ammoniak versetzt; die Alkaloide werden mit Aether ausge¬schüttelt und der nach AbdestilHeren des Lösungsmittels verbleibende

Rückstand gravimetrisch oder titrimetrisch bestimmt.

Die einzelnen Vorschriften lauten folgendermaßen:

Ph. Helv. V:

6 g Kokablatt (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit 60 g

Aether, 3 cm3 verdünntem Ammoniak (etwa 2 n) und 3 cm3 Wasser während einer halben

Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Dann läßt man absetzen, gießt 40 g der ätheri¬

schen Lösung (= 4 g Droge) durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben ab, gibt die

Lösung unter Nachspülen mit kleinen Mengen Aether in einen Scheidetrichter von 200 cm3

Inhalt und schüttelt sie zuerst mit 25 cm3, dann noch dreimal oder so oft mit je 10 cm3

stark verdünnter Salzsäure (Mischung von 10 cm3 verdünnter Salzsäure (etwa 2 n) +90 cm3 Wasser) aus, bis einige Tropfen der letzten AusSchüttelung durch 2—3 TropfenMayers Reagens nicht mehr getrübt werden. Die sauren Auszüge werden nacheinander

durch etwas Watte in einen zweiten Scheidetrichter vorn 200 cm3 Inhalt gegossen, mit

verdünntem Ammoniak (etwa 2 n) alkalisch gemacht und zuerst mit 30 cm3, dann mit

20 cm3 und schließlich noch zweimal oder so oft mit je 10 cm3 Aether ausgeschüttelt, bis

einige Tropfen der letzten AusSchüttelung, nach dem Abdampfen und Aufnehmen mit

einigen Tropfen verdünnter Salzsäure (etwa 2 n) durch 2—3 Tropfen Mayers Reagensnicht mehr getrübt werden. Die Auszüge gießt man nacheinander durch etwas Watte in

einen Erlenmeyerkolben von 200 cm3 Inhalt und destilliert den Aether auf dem Wasser¬

bad ab. Dann nimmt mam denl Rückstand noch zweimal mit je 5 cm3 Aether auf und ver¬

dampft auch diesen' jeweils vollständig. Hierauf löst man den Rückstand unter leichtem

Erwärmen auf dem Wasserbad in 5 cm3 Weingeist, gibt 25 cm3 frisch ausgekochtes und

wieder erkaltetes Wasser und 10 Tropfen Methylrot hinzu und titriert mit 0,1 n-

Salzsäure bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0303 g Alkaloide.

Es müssen mindestens 0,92 cm3 0,1 n-Salzsäure verbraucht werden, entsprechendeinem Mindestgehalt von 0,7 o/o Alkaloiden.

Diese Methode ist im allgemeinen gut befunden worden. Von sämt¬

lichen Vorschriften verwendet sie für die Bestimmung am wenigsten Droge.Wenn man sie aber kritisch betrachtet, begegnet man noch einer Unsicher¬

heit: es ist ungewiß, ob beim wiederholten Abdestillieren der Aether-

lösung bis zum vollständigen Vertreiben des Aethers sich nicht variable

Mengen der Nebenbasen verflüchtigen.In gleicher Weise bestimmt auch Suom. F. VI den Alkaloidgehalt der

Droge.

Ergb. 5 D. A. B. 6:

Diese Vorschrift ist ziemlich identisch mit Ph. Helv. V. Es werden

aber 12 g Droge zur Bestimmung verwendet, wobei die Alkaloide von 8 g

Droge durch indirekte Titration bestimmt werden. Zur Klärung werden

5 cm3 Ammoniakflüssigkeit benützt (auf 6 g Droge berechnet), während

Ph. Helv. V 3 cm3 Wasser und 3 cm3 Ammoniak 2n verwendet. Nach unsern

Untersuchungen ist der Kläreffekt bei beiden Methoden derselbe, und

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die Droge setzt in beiden Fällen gleich rasch ab. Es ist deshalb nicht

notwendig, 15 Minuten lang stehen zu lassen. Nach Ergb. 5 D. A. B. 6 wer¬

den die Alkaloide durch indirekte Titration bestimmt, während Ph. Helv. V

der direkten Titration den Vorzug gibt.

Ph.Belg.IV:12 g Droge werden mit 120 g Aether, 5 cm3 Ammoniak (17 %>) und 3 cm3 Wasser

während einer Stunde geschüttelt; die ätherische Lösung wird durch Watte gegossen,5 cm3 Wasser und 1,25 g Talk hinzugefügt, bisi zur Klärung geschüttelt und filtriert.

80 g der ätherischen Lösung (= 8 g Droge) werden nach Aufnahme in Aether wieder¬

holt zur Trockne abdestilliert, der Rückstand in Aether gelöst, in einem Scheidetrichter

gespült und die Alkaloide mit 0,01 n-HCl quantitativ ausgeschüttelt. Der Säureüberschuß

wird mit 0,01 n-NaOH auf Methylrot als Indikator titriert.

Diese Methode ist neben der von F. Espan. VIII durch Goris und

Chalmeta einläßlich untersucht worden. Sie geben der gravimetrischenBestimmungsmethode von F. Espan. VIII den Vorzug; allerdings fügen sie

zur salzsauren Alkaloidlösung Ammoniak bis zur deutlich alkalischen

Reaktion hinzu. Nach ihnen täuscht die Methode von Ph. Belg. IV bis dop¬pelt zu hohe Werte vor; sie fanden z. B. nach F. Espan. VIII 0,800 %,nach Ph. Belg. IV 1,852 %. Nach ihren Ergebnissen sättigt die 0,01 n-HCl

nicht nur die ätherlöslichen Kokabasen, sondern zersetzt auch noch andere

ätherlösliche Verbindungen, wobei es sich entweder um eine Verbindungder Fettsäuren mit Ammoniak oder um eine Aminobase handelt*. Das

Verfahren von Ph. Helv. V ist von Goris und Chalmeta noch nicht berück¬

sichtigt worden.

Die Mängel der Bestimmungsmethode von Ph. Belg. IV sind durch

das 1. Supplement 1940 behoben worden. Hier werden die Alkaloidbasen

wie bei Ph. Helv. V über die Chlorhydrate gereinigt. Die Vorschrift lautet

folgendermaßen :

12 g Kokablattpulver werden mit 150 cm3 Aether, 5 cm3 Ammoniak und 15 cm''

Wasser während einer Stunde geschüttelt. Der größte Teil der Lösung wird durch Watte

gegossen und 5 cm3 Wasser hinzugefügt. Hierauf wird dieselbe mit 1,25 g Talk geschüt¬telt und absetzen gelassen. 80 cm3 der ätherischen Lösung (= 6,4 g Droge) werdendurch ein Faltenfilter in einen Scheidetrichter gegossen. Die Alkaloide werden durch

4maliges Schütteln mit Salzsäure (2 :100) der Aetherlösung entzogen. Die salzsaure

Alkaloidlösung wird mit Ammoniak alkalisiert und die Alkaloidbasen wiederholt mit

Aether ausgeschüttelt. Die ätherischen Ausschüttelungen werden durch Watte gegossen,die Watte mit Aether nachgespült, der Aether abdestilliert und der Rückstand 2mal mit

je 5 cm3 Aether nachdestilliert. Der Alkaloidrückstand wird in 5 cm3 Weingeist gelöst,15 cm3 Wasser hinzugegeben und mit 0,01 n-Salzsäure auf Methylrot als Indikator bis

zur Rotfärbung titriert.

Peyer und Gstimer26 haben zur Vereinfachung der Kellerschen

Methode folgendes Verfahren vorgeschlagen, bei welchem von 10 g Dro¬

genpulver 6 g zur Bestimmung gelangen:

10 g grob gepulverte Droge werden nach Zusatz von 7 g Ammoniak (10 °/oig) mit

100 g Aether extrahiert. Die ätherische Lösung wird durch Watte gegossen, eine

25 A. Goris u. C. Chalmeta, Bull. Sei. pharmacol. 39, 69 (1932).-» W. Peyer u. F. Gstirner, Pharm. Ztg. 76, 1441 (1931).* Vgl. F. van Hamme, J. Pharm. Belgique 1, 75 (1942).

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äquivalente Menge ätherisches Filtrat auf dem Wasserbade gänzlich vom Aether befreitund der Rückstand im Aether gelöst, der in Gegenwart von 0,5%iger Salzsäure abdestil¬

liert wird. Die salzsaure Alkaloidlösung wird mit Talk geschüttelt und durch ein Falten¬

filter filtriert. Eine äquivalente Menge Filtrat wird mit Ammoniak alkalisiert und wieder¬holt mit Aether ausgeschüttelt. Die ätherischen Ausschüttelungen werden durch ein

glattes Filter filtriert, der Aether wird abdestilliert, der Rückstand in 10 cm3 Weingeistgelöst, mit 25 cm3 Wasser versetzt und der Alkaloidgehalt mit Methylrot als Indikator

und 0,1 n-Salzsäure bestimmt.

Unseres Erachtens bietet dieses Reinigungsverfahren keine Vorteile

gegenüber der Methode von Ph. Helv. V, welche weniger Wägungenerfordert.

F. Port. 1935:

10 g Droge werden während lk Stunde mit 40 cm3 10 o/oigem Ammoniak mazeriert,100 cm3 Aether hinzugefügt und während 24 Stunden mazeriert. 50 cm3 Aetherlösung(= 5 g Droge) werden abgetrennt und insgesamt mit 60 cm3 2 %>iger Salzsäure geschüt¬telt. Die salzsaure Alkaloidlösung wird mit 15 g Natriumchlorid und 20 cm3 2°/o igerAmmoniaklösung versetzt, wiederholt mit Aether ausgeschüttelt und der Aether abdestil¬liert. Der Rückstand wird während einer Stunde bei 100 ° getrocknet, dann 10 Minuten

lang mit n/5o-Schwefelsäure auf dem Wasserbad erwärmt und der Säureüberschuß mit

ll/so-Natronlauge und Methylrot als Indikator titrimetrisch bestimmt.

Der Nachteil dieser Methode beruht unseres Erachtens in der Trock¬

nung des Alkaloidrückstandes bei 100°. Nach unsern Untersuchungen ent¬

steht bei Kokainbase während 1stündigem Erwärmen auf dem Wasserbad

ein Verlust von ungefähr 9 %.Bei der Methode Keller für Folium Cocae21, welche auf 12 g Droge

10 cm3 Ammoniak (10%ig) und 20 cm3 Wasser verwendet, stellte Pan-chaud'" fest, daß sich die Werte erhöhen, wenn der Wasserzusatz unter¬

bleibt. Dies dürfte unserer Ansicht nach hier auch der Fall sein. Der

Gebrauch von 10 cm3 Ammoniak dürfte genügen.

F. Espan. VIII:

25 g Droge werden mit 200 cm3 Aether, 10 cm3 konz. Ammoniak und 60 cm3

Wasser gemischt und während % Stunde bei 0° extrahiert. 100 cm3 der ätherischen

Lösung werden nach Filtration bei 0° mit 0,5o/0iger Salzsäure wiederholt geschüttelt;die salzsaure Alkaloidlösung wird mit verd. Ammoniak versetzt bis neutral und mit

Aether ausgeschüttelt. Der Aether wird abdestilliert und der Rückstand nach Trocknungim Schwefelsäure-Exsikkator gewogen.

Diese Bestimmungsmethode ist das getreue Abbild des von de Jongim Jahre 1905 veröffentlichten Verfahrens28.

Codex Gall. 6:

Diese Bestimmungsmethode ist im wesentlichen identisch mit jenervon F. Espan. VIII, nur wird hier die salzsaure Alkaloidlösung mit Ammo¬

niak bis zur alkalischen Reaktion versetzt und der Rückstand im eva¬

kuierten Exsikkator über Phosphorpentoxyd getrocknet und gewogen.

27 A. Panchaud, Schweiz. Wschr. Chem. u. Pharm. 41, 587 (1903).28 A. W. K. de Jong, Recueil Trav. chim. Pays-Bas 24, 307 (1905).

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F. Espan. VIII und Codex Gall. 6 bestimmen den Alkaloidrückstand

gravimetrisch. Nach den Untersuchungen von Eder9 ist es nicht möglich,die aus den Kokablättern extrahierten ätherlöslichen Alkaloide bei 103

bis 105° zur Gewichtskonstanz zu trocknen. Die bessere Trocknungsartverwendet Codex Gall. 6. Nach Eder führt die Feuchtigkeitsbestimmungbei Rohkokain, was auch hier für die aus der Droge extrahierten Basen

gilt, nur beim Trocknen über P206 im Vakuum zu einer annähernden

Gewichtskonstanz. — Nach Peyer und Gstirner" ist es nicht notwendig, die

Droge bei 0° zu extrahieren. Sie stellten bei den Bestimmungen, die bei

0° und bei Zimmertemperatur ausgeführt wurden, nur eine geringe Aen-

derung der Werte fest:

bei 0U i. M. 0,51 %

bei Zimmertemperatur . . .i. M. 0,53 %.

Bemerkenswert ist, daß F. Espan. VIII zur salzsauren AlkaloidlösungAmmoniak nur bis zur neutralen Reaktion zusetzt, während alle andern

Vorschriften mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion versetzen. InfolgeHydrolyse des sich bildenden Ammoniumchlorids ist es erfahrungsgemäßziemlich schwer, nach Zusatz von Ammoniak bis zur neutralen Reaktion

auf Lackmus den Endpunkt genau festzustellen. Die Lösung reagiert nach

kurzer Zeit immer wieder sauer auf Lackmus, und es werden daher nicht

alle Alkaloide mit Aether extrahiert (vgl. Tabelle III, Wert Nr. 12). Was

den Zusatz von Wasser bei den Vorschriften von F. Espan. VIII und Codex

Gall. 6 betrifft, gelten auch hier die unter F. Port. 1935 gemachten Bemer¬

kungen.F. Ital. VI:

Enthält weder eine Bestimmung noch eine Gehaltsforderung der

Droge.Völkerbundsmethode:

Von der Völkerbundskommission ist zur Bestimmung der ätherlös¬

lichen Ekgoninalkaloide folgende Methode ausgearbeitet worden30:

a) Bestimmung der ätherlöslichen Ekgoninalkaloide.

20 g Kokablattpulver werden in einer Reibschale mit 20 cm3 Natriumkarbonatlösung2 n zu einer homogenen Masse verrieben und unter öfterem Umrühren während V2

Stunde stehen gelassen. Die Mischung wird in einen Soxhletapparat gebracht und wäh¬

rend mehreren Stunden derart mit Aether extrahiert, daß der Aether ununterbrochen

vom Rückflußkühler herabfließt. Dann wird das Drogenpulver über Nacht mit Aether

bedeckt stehen gelassen und am folgenden Tage noch solange weiter extrahiert, bis eine

Extraktionsdauer von 8 Stunden erreicht ist. Die ätherische Alkaloidlösung wird in

einen Scheidetrichter gegossen und das Kölbchen mit Aether nachgespült. Die Aether-

iösung wird während 1 Minute mit 20 cm3 0,1 n-Salzsäure geschüttelt. Das Gemisch

wird trennen gelassen und die untere Schicht durch Watte in einen zweiten Scheide¬

trichter gegossen. Das Ausschütteln wird wiederholt mit 15, dann mit 10 cm3 0,1 n-

Salzsäure. Zu den vereinigten salzsauren Ausschüttelungen werden 30 cm3 einer Mischungvon 2 Vol. Aether und 1 Vol. Petroläther und unter mehreren Malen 1 g Natrium-

bikarbonat hinzugefügt. Dann wird während 1 Minute kräftig geschüttelt und die

29 R. Eder, Persönliche Mitteilung.30 Bull, de l'Organisation d'Hygiène de la Société des Nations, vol. VII, Extrait

n° 6 (1938).

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ätherische Lösung nach Trennung der Schichten entfernt. Die wässerige Lösung wird

noch dreimal mit je 30 m3 dieser Aether-Petroläther-Mischung ausgeschüttelt.Die ätherischen Lösungen werden mit getrocknetem Natriumsulfat entwässert und

durch Watte in einen Erlenmeyerkolben gegossen. Das durch die Watte zurückgehalteneNatriumsulfat wird mit diesem Lösungsmittelgemisch gewaschen. Die Aether-Petrol¬

äther-Mischung wird auf dem Wasserbade abdestilliert, der Rückstand in 5 cm3 neu¬

tralem Weingeist gelöst, 2 Tropfen Methylrotlösung hinzugefügt und mit 0,1 n^Salzsäure

oder Schwefelsäure bis zur Orangefärbung titriert. Dann werden 50 cm3 frisch ausgekoch¬tes und wieder erkaltetes Wasser hinzugefügt und bis zur Rotfärbung weitertitriert.

1 cm3 0,1 n-Säure =- 0,0185 g Ekgonin= 0,0303 g Kokain.

b) Kontrollbestimmung der an die Alkaloidbasen gebundenen Säuren.

Zur titrierten Alkaloid-Lösung werden 5 cm3 verd. Natronlauge 2 n sowie einigeSiedesteinchen hinzugefügt. Das Volumen der Lösung wird durch Kochen auf etwa

10 cm3 gebracht. Dann wird während 5 Minuten am Rückflußkühler erwärmt. Die Lösungwird erkalten gelassen, in einen Scheidetrichter gegossen und der Erlenmeyerkolbenmit ungefähr 15 cm3 Wasser nachgespült. Nach Zusatz von 10 cm3 verd. Salzsäure 2 n

wird die Lösung während 1 Minute mit 30 cm3 einer Mischung von 2 Vol. Aether und

1 Vol. Petroläther kräftig geschüttelt und die Aetherschicht abgetrennt. Die wässerigeLösung wird noch zweimal mit je 30 cm3 dieser Aether-Petroläther-Mischung ausge¬schüttelt. Die ätherischen Lösungen werden nach Zusatz von 1 g wasserfreiem Natrium¬

sulfat getrocknet, in einen Erlenmeyerkolben filtriert und das Filter mit wenig Lösungs¬mittel nachgewaschen. Das Lösungsmittel wird unter vermindertem Druck bei etwa 30°

verflüchtigt, indem man einen Luftstrom durchsaugt. Der erhaltene Rückstand wird in

5 cm3 Weingeist (neutral auf Phenolphthalein) gelöst und nach Zusatz von 2 TropfenPhenolphthalein als Indikator mit 0,1 n-Natron- oder Kalilauge titriert.

1 cm3 0,1 n-Lauge = 0,0185 g Ekgonin= 0,0303 g Kokain.

Die Völkerbundsmethode weist gegenüber Ph. Helv. V folgende Unter¬

schiede auf:

1. Als Alkalisierungsmittel wird 2 n-Na2C0ü verwendet an Stelle von

n-Ammoniak.

2. Soxhlet-Extraktion der Droge (= erschöpfende Extraktion) an Stelle

von einmaliger Extraktion.

3. Die Alkaloide werden aus schwach alkalischer Lösung (1 g NaHCOsauf 45 cm3 0,1 n-HCl) mit einer Mischung von 2 Vol. Aether + 1 Vol.

Petroläther ausgeschüttelt, statt aus ammoniakalischer Lösung mit

Aether.

4. Der Aether - Petroläther - Auszug wird mit Na2S04 getrocknet.5. Die Titration mit 0,1 n-Säure und Methylrot wird in zwei Phasen

durchgeführt: In weingeistiger Lösung wird bis zur Orangefarbe,dann nach Wasserzusatz bis zur Rotfärbung titriert.

Die Völkerbundsmethode zur Bestimmung der ätherlöslichen Ekgonin-alkaloide ist von de Jong31 folgendermaßen abgeändert worden: Die salz¬

sauren Ausschüttelungen der Koka-Alkaloide, welche 45 cm3 0,1 n-HCl

betragen, werden mit 5,5 cm3 Na2C03-Lösung (n) versetzt (statt 1 g NaHC03)und die Alkaloidbasen mit Aether allein (statt mit einer Mischung von

2 Vol. Aether + 1 Vol. Petroläther) extrahiert.

31 A. W. K. de Jong, Recueil Trav. chim. Pays-Bas 57, 1218 (1938).

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Sowohl nach der Völkerbundsmethode wie nach vorliegender Modifi¬

kation gelangen nur Ekgoninbasen zur Bestimmung. Wird aber bei beidenVorschriften die schwach alkalische Lösung, die 1 g NaHC03, bzw. 5,5 cm3

n-Na2C03-Lösung enthält, nach Extraktion der Alkaloide mit 5 g NaHC03,bzw. überschüssiger n-Na2C03-Lösung versetzt oder nach Nicholls32 mitAmmoniak stark alkalisch gemacht und mit Aether wieder ausgeschüttelt,so werden in jedem Fall noch Basen erhalten. Nicholls erhielt flüssigeBasen, die bei der Hydrolyse keine Säuren mehr abspalten; es sind also

keine Ekgoninester. Bei der Fraktionierung dieser Basen aus Java-Koka¬blatt bekam er eine Mischung von Hygrin und /?-Hygrin und einen Rück¬

stand, der keine Alkaloidreaktion mehr gab, aber das polarisierte Lichtnach links drehte. Aus Peru-Kokablatt erhielt er reichlich Cuskhygrin.Daraus folgt, daß die Hygrine, entgegen den Angaben von Goris und Chal-meta und Märki33, beim Abdestillieren des Aethers nicht flüchtig sind.

Neuerdings wird von de Jong" die Verwendung von 5 cm3 2 n-Ammo-

niumkarbonatlösung (nach Nederl. Ph. V: 158 g Ammonium carbonicum imLiter gelöst) als Alkalisierungsmittel für 20 g Droge empfohlen. Der Vor¬teil soll darin liegen, daß auch grob gepulverte Droge direkt zur Bestim¬

mung verwendet werden kann. Das wirksame Agens ist aber hierAmmoniak.

Eder empfiehlt folgende Aenderungen der Völkerbundsmethode30,welche in unsern Arbeiten berücksichtigt wurden:

1. Die gesamte Menge 0,1 n-HCl (= 45 cm3) wird in einem Meßzylinderabgemessen.

2. Das Wattefilter, durch welches die salzsauren Auszüge filtriert wer¬

den, wird mit 3 cms Wasser nachgewaschen.3. Die Aether-Petroläther-Auszüge, bzw. Aetherauszüge werden durch

ein doppeltes glattes Papierfilter von 8 cm Durchmesser filtriert statt

durch Watte und entwässertes Natriumsulfat. Nach unseren Ergebnis¬sen hielt das Natriumsulfat trotz wiederholtem Auswaschen mit dem

Lösungsmittel Alkaloide zurück (Probe mit Mayers Reagens positiv).

Zur Erzielung eines guten Kläreffektes verwendet Ph. Helv. V Was¬

ser. Nach Märki wird beste Klärung erreicht durch Zusatz von 2,5 cm3

Ammoniak 2 n und 4 cm3 Wasser oder durch Zusatz von 3 cm3 Ammoniak

2 n und 3 cm3 Wasser. Das Verhältnis von Droge : Wasser beträgt im

erstem Fall 1 :1,08, im letztern 1 :1. Nach unseren Ergebnissen liefert,wie bereits erwähnt, der Gebrauch von 5 cm3 Ammoniak 2 n auf 6 g Drogeebenfalls einen guten Kläreffekt.

Peyer und Gstirner, Ph. Belg. IV, bzw. Ph. Belg. IV 1. Supplementverwenden Talk als Klärmittel, während die übrigen Vorschriften sich mit

einem Zusatz an Wasser oder wässerigen Lösungen begnügen, worin das

Alkalisierungsmittel gelöst ist. Tabelle I gibt ein Bild über die in den

einzelnen Vorschriften zur Klärung verwendete Flüssigkeitsmenge:

32 J. R. Nicholls, Analyst. 61, 155 (1936).33 H. Märki, Ueber die Wertbestimmung des Opiums und einiger anderer Alka-

loiddrogen, Diss. ETH. Zürich (1930).

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Tabelle 1

BestimmungsvorschriftVerwendete

Drogenmenge j Aether

Alkalisie-Verhältnis

TÄer »roSe:WaS8er

Pharm. Helv. V. . .

Pharm. Belg. IV. . .

F. Port. 1935 ....

F. Espan. VIII....

Codex Gall. 6. . . .

Peyer und Gstirner. .

Ergb. 5 D. A. B. 6. . .

Völkerbundsmethode

Pharm. Belg. IV 1. Suppl.

12 g

10 g

25 g

id

10 g

12 g

20 g

12 g

60 g

120 g

100 cm3

200 cm3

id

100 g

120 g

q. s.

150 cm3

6 cm3

8 cm3

40 cm3

160 cm3

id

7 g

10 cm3

20 cm3

20 cm3

1

0,66!

4

2,8

2,8

0,7 2

0,83

1

1,66 3

1 Klärung der ätherischen Lösung durch Schütteln mit Wasser und Talk.2 Klärung der salzsauren Alkaloidlösung mit Talk.3 Klärung der Aetherlösung durch Schütteln mit Wasser und Talk.

Alle diese Methoden beschränken sich auf die Bestimmung der äther¬

löslichen Alkaloide der Kokablätter. Es kommen also nicht zur Bestim¬

mung: 1-Ekgoninmethylester12, Benzoylekgonin und Ekgonin, welche bei

unsachgemäßer Behandlung der Droge in derselben auftreten können.

Therapeutisch ist dieser Fehler belanglos2; denn die Hydrolysenproduktedes Kokains wirken nicht anästhetisch und ihre Toxizität soll sehr geringsein. Für die Industrie und zur Fabrikationskontrolle ist aber die Bestim¬

mung des Gesamtekgonins, das für die Kokainsynthese verwendet werden

kann, von großer Bedeutung. Zu dieser Bestimmung wird eine saure Ver¬

seifung der Koka-Alkaloide vorgenommen, da bei alkalischer Hydrolyse1-Ekgonin teilweise in d-Ekgonin umgewandelt wird'32. Der Gehalt an

Ekgonin wird polarimetrisch bestimmt. Als spezifische Drehung für Ekgo-ninbase wird [a]D = — 57° angegeben". Torricelli schlägt zur Bestimmungdes Gesamtekgonins in den Rückständen der Kokainfabrikation die Fäl¬

lung des Ekgonins nach saurer Verseifung als Jodplatinat vor, das bei

100° getrocknet und gewogen wird.

C. Eigene Untersuchungen.

Zu unseren Untersuchungen benützten wir ein Folium Cocae peru-

vianum mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 7,73 %.Nach den vorstehenden Ausführungen scheinen die Methode der

Ph. Helv. V zur Bestimmung der ätherlöslichen Gesamtalkaloide und die

Völkerbundsmethode zur Bestimmung der ätherlöslichen Ekgoninbasenmit den erwähnten Aenderungen für die Bestimmung der Koka-Alkaloide

1 A. Torricelli, Mitt. Lebensmittelunters. Hyg. 24, 48 (1938).Vgl. A. Einhorn, Ber. dtsch. ehem. Ges. 22, 1495 (1889).

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hinsichtlich Genauigkeit, Oekonomie an Material und Einfachheit in der

Ausführung für pharmazeutische Zwecke vor allem in Frage zu kommen.

Wir haben daher diese beiden Vorschriften und eventuell in Betrachtfallende Vereinfachungen einer näheren Prüfung unterzogen.

I. Beobachtungen mit der Methode von Ph. Helv. V zur Bestimmung der

aetherlöslichen Gesamtalkaloide und Abänderungsversuche.

Bei den Arbeiten nach der Vorschrift der Ph. Helv. V haben wir 40 gder ätherischen Lösung jeweils durch etwas Watte direkt in einen Scheide-trichter von 200 cm3 abgegossen.

Bei der Ausführung von Analysen nach Ph. Helv. V wurden folgendeBeobachtungen gemacht.

1. Die Watte, durch welche die gereinigten ätherischen Alkaloidlösun-

gen vor der Titration nacheinander gegossen werden, hält keine Alkaloide

zurück (Prüfung mit Mayers Reagens in saurer Lösung).2. Bei der vorliegenden Droge war in der dritten Ausschüttelung mit

Säure (10 cm3 verd. Salzsäure 2n + 90 cm3 H,0), bzw. mit Aether nie

mehr Alkaloid nachweisbar. Die Angaben von Märki33 werden also

bestätigt.3. Markt weist darauf hin, daß die wiederholt mit Aether ausgeschüt¬

telte wässerig-alkalische Lösung beim Ansäuern mit Salzsäure und Zusatz

von Mayers Reagens positive Alkaloidreaktion gibt, die nach Keller von

Hygrin herrühren soll. Nach den Angaben Nicholls bleibt Hygrin aber

nicht in der wässerigen Phase zurück, sondern ist mit Aether aus stark

alkalischer Lösung ausschüttelbar. Bei unsern Versuchen entstand mit

1 Tropfen Mayers Reagens hie und da eine sehr schwache Trübung, die

nach Zusatz eines weiteren Tropfens wieder verschwand; mit Dragen-dorffs Reagens entstand ein Niederschlag. Schüttelten wir solange mit

Aether aus, bis mit 1 Tropfen Mayers Reagens keine Trübung mehr auf¬

trat, so konnten wir höchstens einen Mehrverbrauch von 0,01 cm3 0,1 n-HCl

feststellen. Vermutlich geht die größte Menge dieser basischen Stoffe bei

den ersten Ausschüttelungen in den Aether über. In den spätem Ver¬

suchen stellten wir nach Vorschrift von Ph. Helv. V auf die nach Zusatz

von 2—3 Tropfen Mayers Reagens eintretende Alkaloidreaktion ab.

Nach Ph. Helv. V werden die Alkaloide nach der Reinigung aus der

wässerig-ammoniakalischen Lösung mit Aether ausgeschüttelt. In Anleh¬

nung an die Bestimmung des Kokaingehaltes in einer wässerigen Kokain¬

lösung haben wir den Aether durch das von Schon und Heim empfohleneGemisch von Chloroform-Isopropylalkohol (3 Vol. + 1 Vol.) ersetzt. Die

Alkaloide werden mit 2 n-Ammoniak (Tabelle III, Versuch 2a) oder mit

verd. Natriumkarbonatlösung (Versuch 2b) in Freiheit gesetzt. Chloroform-

Isopropylalkohol soll große Vorteile bieten, wegen der geringen Neigungzur Emulsionsbildung (mit Aether beobachteten wir zwar auch nie eine

Emulsionsbildung), und weil es schwerer ist als Wasser. Diese Autoren

beweisen ferner, daß beim Abdestillieren des Lösungsmittels (Temperaturbis etwa 80° !) keine merkbare Hydrolyse des Kokains eintritt. In unseren

35 S. A. Schau u. E. Heim, Pharm. Acta Helv. 10, 31 (1935).

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Versuchen wurde der erhaltene Rückstand zweimal mit je 5 cm3 Aether

aufgenommen und das Lösungsmittel jeweils vollständig abdestilliert

zwecks völliger Beseitigung des Ammoniaks.

Anwesenheit und eventuelle Vertreibung flüchtiger Basen.

Märki erwähnt, daß bei der Bestimmung der Alkaloide in Folium

Cocae praktisch gleiche Werte erhalten werden, wenn nach der Vorschrift,welche in Ph. Helv. V aufgenommen wurde, der Alkaloidrückstand sofort

titrimetrisch bestimmt oder vor der Titration bei 100° bis zur Gewichts¬

konstanz getrocknet wird. Da zur Vertreibung des Hygrins, das in die

Bestimmung hineingelangen kann, von Keller21 empfohlen wird, den Rück¬

stand auf dem Wasserbad zu erwärmen, haben wir den Einfluß der Was¬

serbadtemperatur auf Kokainbase und auf den aus der Droge erhaltenen

Alkaloidrückstand untersucht. In einer etwa 0,3%igen Lösung von Kokain-

hydrochlorid stellten wir den Gehalt an Kokainbase folgendermaßen fest:

10 cm3 der Stammlösung wurden in einem Scheidetrichter mit 5 cm3 10°/oigerNatriumkarbonatlösung Na2C03 • 10H20) versetzt und die Kokainbase mit Chloroform-

Isopropylalkohol (3 Vol. + 1 Vol.) ausgeschüttelt. Das Lösungsmittel wurde aut dem

Wasserbad abdestilliert, die letzten Reste desselben durch Darübersaugen von Luft ent¬

fernt und der Alkaloidgehalt durch Titration nach Ph. Helv. V bestimmt. Der Alkaloid¬

rückstand von 10 cm3 Stammlösung verbrauchte 0,83 cm3, 0,84 cm3, 0,83 cm3 0,1 n-HCl.

Nachher erwärmten wir die erhaltene Kokainbase vor der Titration während bestimmten

Ze'iten auf dem Wasserbad.

Rückstand auf dem Wasserbad Verbrauch an

erwärmt während 0,1 n-HCl

30 Minuten 0,80 cm3

0,79 cm3

1 Stunde 0,76 cm3

0,75 cm3

Wurden bei der aus der Droge erhaltenen ätherischen Alkaloidlösungdie letzten Aetherreste durch Darübersaugen eines Luftstromes entfernt,so ermittelten wir einen Verbrauch von 0,88 cm3 (= 0,666 %), 0,87 cm3

(= 0,659 %), 0,88 cm3 0,1 n-HCl. Nachher erwärmten wir den aus der

Droge erhaltenen Rückstand während bestimmten Zeiten auf dem

Wasserbad.

Alkaloiclriickstand auf dem Verbrauch anAlkaloidgehalt

Wasserbart erwärmt wahrend 0,1 n-HCl

2 Minuten 0,83 cm3 0,629 o/0

10 Minuten 0,72 cm" 0,545 «/o

20 Minuten 0,56 cm3 0,424 o/0

30 Minuten 0,46 cm3 0,348 o/o

Beim Erwärmen des Alkaloidrückstandes auf dem Wasserbad trat ein

beißender Geruch auf. Die mit Aether ausgeschüttelte wässerig-ammonia-kalische Lösung gab nach dem Ansäuern mit Mayers und DragendorffsReagens keine Alkaloidreaktion mehr.

Nach unsern Ergebnissen kann wegen der erheblichen Alkaloidver-

luste ein längeres Erwärmen des Alkaloidrückstandes auf dem Wasserbad

zur Entfernung der flüchtigen Basen nicht in Frage kommen.

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Nun versuchten wir zur Entfernung der flüchtigen Basen den Aether

im Vakuumexsikkator zu verdampfen. Die ätherische Alkaloidlösung (rei¬nes Kokain und Drogenauszug) engten wir auf dem Wasserbad auf 4 gein und verdampften den restlichen Aether im Vakuumexsikkator. Der

Alkaloidrückstand wurde zweimal in je 4 g Aether aufgenommen und der

Aether jeweils unter Vakuum verdampft. Nachher bestimmten wir den

Alkaloidgehalt nach Ph. Helv. V und erhielten folgende Werte:

Verbrauch an 0,1 n-HCl für

10 cm3 Kokain-

stammlösung Drogenrückstand

ohne Vakuumtrocknung . . 0,83 ein1

mit Vakuum bis 27 mm . . | 0,56 cm3

mit Vakuum bis 35 mm . . 0,77 cm3

0,86—0,88 cm3 = 0,651—0,666 »/„

0,56 cm3 = 0,424 o/0

0,78 cm3 = 0,591 »/„

Bei einer andern Droge ermittelten wir bei Verdampfen des Aethers

unter Vakuum einen Alkaloidgehalt von 0,28 %>, bzw. 0,34 % statt 0,43 %nach Ph. Helv. V.

Auf Grund dieser Ergebnisse kommt wegen auftretenden Alkaloidver-

lusten ein Verdampfen des Aethers unter Vakuum ebenfalls nicht in Frage.Wir destillierten daher in unsern spätem Bestimmungen den Aether auf

dem Wasserbad jeweils gerade bis zur Trockne ab. Die letzten Aether-

dämpfe wurden mit Vakuum entfernt, indem wir den an der Wasserstrahl¬

pumpe angeschlossenen Schlauch während 1—2 Minuten in den Erlen-

meyerkolben hineinhielten.

Das bei der Alkaloidbestimmung der Droge erhaltene Aetherdestillatuntersuchten wir auf flüchtige Basen (Hygrin). Zu diesem Zwecke schüt¬telten wir das Aetherdestillat mit verd. Salzsäure (1 + 9) und prüften mit

Mayers und Dragendorffs Reagens. Da wir hier keine positive Alkaloid-reaktion erhielten, können wir annehmen, daß beim Abdestillieren des

Aethers in unserer Droge keine Alkaloide sich verflüchtigen.

II. Beobachtungen bei Kontrollbestimmungen der an die Alkaloidbasen

gebundenen Säuren nach der Völkerbundsmethode und abgeändertenVerfahren.

Die Dauer der alkalischen Verseifung für die Koka-Alkaloide wird

ganz verschieden angegeben:

1. Die Völkerbundsmethode, bei welcher bei einem Alkaloidgehalt von mindestens

0,7 o/o etwa 0,14 g Alkaloidbasen zur Verseifung gelangen, erwärmt insgesamt minde¬

stens 1/2 Stunde lang.2. Nicholls erwärmt die azetonhaltige titrierte Lösung, welche ebenfalls die Alka¬

loide von 20 g Droge enthält, nach Zusatz von 10 cm3 n-NaOH während 10 Minuten am

Rückflußkühler und entfernt nachher das Azeton auf dem Wasserbad.

3. Schon und Heim erwärmen 2 cm3 einer l%igen Kokainhydrochloridlösung nach

Zusatz von 0,2 cm3 2 n-NaOH während 1 Stunde auf kochendem Wasserbad bis zur Trockne.

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Wir machten Versuche, die nach Ph. Helv. V erhaltenen ätherlöslichen

Gesamtalkaloide (= mindestens 0,028 g) zu verseifen. Wir haben die

titrierte Alkaloidlösung nach Zusatz von 5 cm3 2 n-NaOH auf dem

Wasserbad:

a) in den einen Versuchen auf einige cm3 eingeengt (Dauer etwa

15 Minuten);b) in einer anderen Reihe von Versuchen beinahe zur Trockne ver¬

dampft, nochmals mit 25 cm3 destilliertem Wasser versetzt und wie¬

derum auf einige cm3 eingeengt (Dauer etwa y2 Stunde).

Nachher wurden in beiden Fällen die abgespaltenen Säuren bestimmt.

Wir erhielten übereinstimmende Resultate (siehe Tabelle III).Zur Bestimmung der durch die Verseifung abgespaltenen Säuren (zur

Hauptsache Benzoesäure) aus Peru-Kokablatt finden sich in der neueren

Literatur verschiedene Verfahren. Wir haben sie alle einer eingehendenPrüfung unterzogen, um das Ausschüttelungsmittel Aether-Petroläther

(20 Vol. + 80 Vol.) unter Umständen durch ein anderes gleichwertigesersetzen zu können.

Nach Eder müssen hier die ätherischen Auszüge bei möglichst nie¬

derer Temperatur abdestilliert werden, weil die organischen Säuren sonst

partiell wegsublimieren. Um diese Fehlerquelle völlig auszuschalten, destil¬

lierten wir das organische Lösungsmittel in Gegenwart genau abgemesse¬ner Mengen 0,1 n-NaOH ab.

1. Verfahren von Schon und Heim35.

Die nach der alkalischen Verseifung des Kokains erhaltene Lösungwird durch tropfenweisen Zusatz verdünnter Salzsäure (2 n) gegen

Methylorange sauer gemacht und mit dem gleichen Volumen Chloroform

dreimal ausgeschüttelt. Das Chloroform wird auf dem Wasserbade ein¬

gedampft; nachdem das meiste Chloroform verdampft ist, werden 5 cm3

Wasser zugesetzt. Nach dem Erkalten wird mit Phenolphthalein als Indi¬

kator bis zur Rotfärbung titriert.

Im Blindversuch wurde das Chloroform in Gegenwart von 5 cm3

Wasser abdestilliert.

2. Völkerbundsmethode (Vorschrift siehe Abschnitt B).

Aus saurer Lösung, welche 5 cm3 verd. Salzsäure 2 n im Ueberschuß

enthält, werden die Säuren dreimal mit je 30 cm3 einer Mischung von 2 Vol.

Aether + 1 Vol. Petroläther ausgeschüttelt. Die ätherischen Lösungenhaben wir nicht durch Na2S04 getrocknet, sondern wie bei der Alkaloid-

bestimmung nach Vorschlag Eder durch ein doppeltes glattes Papierfilterfiltriert; das Filter wird mit dem Lösungsmittel nachgewaschen und letz¬

teres bei 30° abdestilliert. Wird NasS04 zur Trocknung verwendet, so hält

es immer etwas Lösungsmittel zurück, wenn es nicht mit Aether-Petrol-

äther-Mischung nachgeprüft wird; wird aber nachgeprüft, so kann auch

wieder etwas Säure mit in das Lösungsmittel übergehen.Im Blindversuch wurde die Aether-Petroläther-Mischung in Gegen¬

wart von 5 cm3 Wasser auf dem Wasserbad abdestilliert.

72

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3. Verfahren von Nicholls3*.

Aus angesäuerter Lösung werden die abgespaltene Benzoe- und

Zimtsäure dreimal mit je 25 cm3 einer Mischung gleicher Teile Aether +Petroläther extrahiert. Das Lösungsmittel wird auf dem Wasserbad

bei 30° unter vermindertem Druck entfernt, der Rückstand in Alkohol

gelöst und mit Phenolphthalein als Indikator mit 0,1 n-Lauge titriert.

Beachtenswert ist hier, daß die Aether-Petroläther-Lösung weder

entwässert noch filtriert wird; denn es sollen nach den Angaben von

Nicholls vom Aether in obiger Mischung keine Salzsäurespuren zurück¬

gehalten werden.

Im Blindversuch wurde die natronlaugealkalische Lösung mit verd.

Salzsäure (2 n) auf Methylrot sauer gemacht und dann noch 2 Tropfenmehr Salzsäure dazugegeben. Nachher wurde mit Aether-Petroläther

ausgeschüttelt, der in Gegenwart von 5 cm3 Wasser abdestilliert wurde.

4. Verfahren von Bronkhorst3''.

Aus stark saurer Lösung werden die durch die Verseifung abgespal¬tenen Säuren mit 100 cm3 einer Mischung von 20 Vol. Aether + 80 Vol.

Petroläther ausgeschüttelt und 80 cm3 zur Bestimmung gebracht. An

Stelle von 100 cm3 dieser Mischung haben wir 60 g abgewogen, wovon

50 g zur Bestimmung gelangten.Im Blindversuch wurden 5 cm3 verd. Salzsäure 2 n mit 60 g dieser

Aether - Petroläther - Mischung in der Schüttelmaschine etwa y2 Stunde

geschüttelt, 50 g durch Watte gegossen und in Gegenwart von 5 cm3 Was¬

ser auf dem Wasserbad abdestilliert.

5. Verfahren von Wolfes und Hromatka.

Diese Autoren extrahieren bei der Benzoylbestimmung in 10 g ver¬

seiftem Dibenzoyldioxytropansulfat aus dem mit 25%iger Salzsäure kongo¬sauer gemachten Rückstand die Benzoesäure mit Aether. Der Aetherrück-

stand wird in Weingeist gelöst und mit n-NaOH bis zur Rotfärbung von

Phenolphthalein titriert.

Im Blindversuch wurden 5 cm3 verd. Natronlauge (2 n) mit verd. Salz¬

säure (2 n) deutlich kongosauer gemacht, mit 20, 15, 10 cm3 Aether aus¬

geschüttelt, der Aether nach Trennung der Schichten jedesmal durch

Watte gegossen und in Gegenwart von 5 cm3 Wasser auf dem Wasser¬

bade abdestilliert.

Bemerkungen: Unter Wasser ist in den vorstehenden Blindversuchen

stets frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes, destilliertes Wasser zu

verstehen, bei dem bis zur neutralen Reaktion auf Methylrot der Ver¬

brauch an 0,01 n-Salzsäure bestimmt worden ist. Ferner wurden Narkose-

Aether, reines Chloroform und frisch destillierter Petroläther verwen¬

det. Für 5 cm3 Wasser wurden 0,02—0,08 cm3 0,01 n-HCl verbraucht, was

in den Resultaten der folgenden Tabelle berücksichtigt ist.

Beachtenswert ist noch die Tatsache, daß der bei der titrimetrischen

Bestimmung der Gesamtalkaloide verwendete Indikator Methylrot bei der

38 A. W. van Bronkhorü, Chemisch en physiologisch onderzoek in verband met de

alkaloiden van Aconitum Napellus L., Diss. Leiden (1934).

73

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Ausschüttelung der Säuren zum Teil in das organische Lösungsmittel über¬

geht. Er wird bei einer Verseifungsdauer von 15—30 Minuten nicht zer¬

stört. In der Analyse kann beim Ansäuern der verseiften Lösung nicht

Methylorange gegenüber sauer gemacht werden; ebenfalls ist es aus dem

gleichen Grunde nicht gut möglich, die Säuren auf Phenolphthalein als

Indikator zu titrieren. Deshalb wird die Aether - Petroläther - Lösung,welche die durch die Verseifung abgespaltene Benzoesäure enthält, in

Gegenwart von 0,1 n-NaOH (auf Methylrot eingestellt) abdestilliert und

der Laugenüberschuß mit 0,1 n-HCl (auf Methylrot eingestellt) und Methyl¬rot-Methylenblau als Indikator bestimmt.

Die Ergebnisse unserer Blindversuche (Ausschüttelung der abgespal¬tenen Säuren) sind in Tabelle II zusammengestellt:

Tabelle II.

Methode

Säurezusatz zur

methylrotneutralenLösung

Verbrauch

an

0,01 n-NaOHBemerkungen

la) Schou und

Heim. .

lb)

5 cm' HCl

(etwa 2 n)2 TropfenHCl 2n

5,13 cm3

5,38 cm'

0,08 cm'

Nicht filtriert

3 X 15 cm3 Chloroform durch Watte

gegossen

2a) Völker¬

bund. .

2b)

5 cm3 HCl

(etwa 2 n)

id.

0,03 bis

0,48 cm'

1,17 cm3

Aether - Petroläther durch doppel¬tes glattes Filter filtriert (nach Êder)

Aether - Petroläther durch NasS04sicc. entwässert, durch Papierfilterfiltriert und nachgewaschen

3. Nicholls. . 2 Tropfen HCl

(etwa 2 n)0,12 cm' Aether - Petroläther (1 + 1) wird

nicht filtriert

4. Bronkhorst. 5 cm3 HCl

(etwa 2 n)0,03 cm' Aether-Petroläther (20 cm' + 80 cm3)

durch Watte gegossen.

5. Wolfes und

Hromatka.

deutlich

kongosauer0,29 cm3 Aether durch Watte gegossen

Beim Blindversuch nach Schou und Heim ist noch zu berücksichtigen,daß das Chloroform vielleicht doch eine Zersetzung erleiden könnte. Des¬

halb wurden 45 cm3 Chloroform mit 5 cm3 Wasser geschüttelt. Das Wasser

verbrauchte aber gleich viel 0,01 n-HCl wie in der Blindprobe. Sodann

wurden 45 cm3 Chloroform in Gegenwart von 5 cm3 Wasser auf dem Was¬

serbad abdestilliert. In beiden Fällen wurden 0,03 cm3 0,01 n-NaOH ver¬

braucht. Wird dieser Verbrauch an 0,01 n-NaOH im Versuch 1 b in Abzuggebracht, so bleibt ein Verbrauch von 0,05 cm3 0,01 n-NaOH.

Aus Tabelle II ist ersichtlich, daß für die Titration mit 0,01 n-Lösungennur Methode 4 in Frage kommt. Wird wie in unserm Fall mit 0,1 h-Lösun-

gen titriert, so könnten noch Methode 1 b und 3 in Frage kommen; aller¬

dings ist zu berücksichtigen, daß das Chloroform verhältnismäßig lang-

74

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sam abdestilliert. Für die Titration mit n-Lösungen ist Methode 5 ohne

weiteres brauchbar.

Bei der Extraktion der Säuren, die aus Rohkokain abgespalten wer¬

den, mit Aether, macht Knaffl-Lens auf eine Fehlerquelle aufmerksam:

Sein Aether reagierte immer sauer; der Trockenrückstand von 100 cm3

verbrauchte bis zu 2 cm3 0,1 n-NaOH. Auch über Natriumhydroxyd frisch

destillierter Aether reagierte nach mehrstündigem Kochen am Rückflu߬

kühler wieder schwach sauer. Inwieweit dies wirklich zutrifft, haben wir

nicht nachgeprüft. Fest steht aber, daß nach unseren Ergebnissen durch

Aether allein auch Spuren der anorganischen Säuren mitausgeschütteltwerden.

Nach obigen Resultaten geben wir dem Verfahren von Bronkhorst

den Vorzug, denn Aether und Petroläther können gut in reinem Zustand

aufbewahrt werden, so daß sie jederzeit gebrauchsfertig sind. Auch ist

es nicht notwendig, die zum Ansäuern verwendete Menge Säure genauabzumessen. Es muß höchstens noch in einem Blindversuch der Säure¬

verbrauch von 5 cm3 Wasser bestimmt werden, bis es Methylrot neutral

ist. Bei unsern Ergebnissen darf bei der Titration mit 0,1 n-Lösungen der

Säureverbrauch des Wassers praktisch vernachlässigt werden.

Gestützt auf unsere Erfahrungen haben wir zur Bestimmung der durch

die alkalische Verseifung abgespalteten Säuren nachstehende eigene Vor¬

schrift ausgearbeitet:

Die bei der Titration erhaltene Lösung wird unter Nachspülen quantitativ in eine

Porzellanschale gegossen, mit 5 cm3 verd. Natronlauge' (2 n) versetzt und auf dem Was¬

serbade auf ungefähr 10 g eingeengt. Den Schaleninhalt gießt man in eine Arzeiflasche

von 150 cm3 Inhalt, spült 2mal mit je 3 cm3 Wasser nach, fügt 10 cm3 verd. Schwefel¬säure (2 n) oder verd. Salzsäure (2 n) und sodann 60 g einer Mischung von 20 Vol.Aether + 80 Vol. Petroläther hinzu. Der Flascheninhalt wird in der Schüttelmaschinewährend K Stunde geschüttelt. Dann filtriert man 50 g der Aether-Petroläther-Mischungdurch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt, fügt 2 cm3 0,1 n-Natronlaugeund 10 cm3 frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes Wasser (methylrotneutral) hinzu

und destilliert die ätherische Lösung langsam auf dem Wasserbade ab. Man kühlt den

Inhalt des Erlenmeyerkolbens ab, fügt 10 Tropfen Methylrot und 1 Tropfen Methylenblau¬lösung (1 %o in Alkohol) hinzu und titriert bei gutem Tageslicht die überschüssigeNatronlauge mit 0,1 n-Salzsäure bis zum bleibenden Farbumschlag nach Rotviolett

zurück.

Die Anzahl cm3 0,1 n-NaOH, die durch die bei der Verseifung abgespaltenen Säuren

gebunden worden sind, werden mit e/r, multipliziert. Die so berechnete Menge 0,1 n-NaOH

entspricht den abgespaltenen Säuren in 4 g Droge. Die zur Bindung der Säuren ver¬

brauchte 0,1 n-NaOH wird! auf Kokain umgerechnet.1 cms 0,1 n-NaOH = 0,0303 g Ekgoninester, berechnet als Kokain.

Die abgespaltenen Säuren werden durch einmaliges Ausschütteln

mit obiger Aether - Petroläther - Mischung quantitativ extrahiert. Noch¬

malige Ausschüttelung mit Aether - Petroläther - Mischung ergab keinen

Verbrauch mehr an 0,1 n-NaOH.

III. Vergleichende Zusammenstellung und Besprechung der von uns

gewählten Versuchsbedingungen und der bei den verschiedenen

Methoden erhaltenen Resultate.

Die von uns gewählten Versuchsbedingungen und die erzielten Resul¬

tate sind in Tabelle III zusammengestellt.

75

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TabelleIII.

Nr.

Alkalisierungsmittel

Salzsaure

Ausschüttelungs-mittel

Bestimmungd

er

Gesamtalkaloide

Bestimmungd

er

durch

Verseifung

abgespaltenenSä

uren

Verbrauchte

cm3

0,1

n-NaOH

Koka-

Alkaloide

berechnet

aus

den

abgespal¬

tenenSäuren

als

Kokain

•/•

für

die

Extraktion

von

6g

Droge

Alkaloidlösungalkalisiertmi

t

V

e

r

¬

brauchte

cm3

0.1

n-HCl

Alkaloid-

gehalt

V.

für

50g

Acthcr-

Petrol-

äther-

Auszug

auf

4g

Droge

berechnet

la

lb

2a

2b

3cm3

NHjOH (

etwa

2n)

3cm3HaO

(Ph.

Helv.

V)

id.

NH„OH

(etwa

2n)im

Ueberschuß (Ph.Helv.

V)

id.

Aether

id.

0,88

0,88

0,666

0,666

0,67

0,66

0,804

0,792

0,609

0,599

id.

id.

5cm3

NH,OH (

etw

a2n)

5cm3

Na2C03(etwa

2n)

Chloroform-

Isopro-

pylalkohol

(3

V

o

l

.

+1

Vol.)30,20,10,10c

m

'

'

id.

1,37

1,30

1,26

1,33

1,013

0,985

0,954

1,007

0,73

0,76

0,74

0,73

0,876

0,912

0,888

0,896

0,663

0,691

0,672

0,663

33cm3

Na2C03(etwa

2n)

3cm3Hä0

NH,OH(etwa

2n)

im

Ueberschuß

Aether

0,88

0,666

0,66

0,792

0,599

4a

4b

6cm3

Na2C03(etwa

2n)

(Mengenverhältnis

der

Völkerbundsmethode)

id.

id.

id.

id.

id.

0,87

0,86

0,659

0,651

0,66*

0,65

0,792

0,780

0.599

0,591

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5a

5b

3cm3

NH,OH(etwa2

n)

3cm3H20 (Soxhletext

raktion)

id.

id.

id.

id.

id.

1,35**

1,36**

0,681

0,686

0,99*

1,00

0,66

1,188

1,200

0,599

0,605

66cm3

Na2C03(etwa

2n)

(Angabe

der

Völker¬

bundsmethode)

45cm3

0,1

n-HCl

1g

NaHC03

Aether

2

V

o

l

.

+

Petroläther

1

V

o

l

.

30,

20,

10,

10

cm3

0,81

0,82

0,613

0,792

0,792

0,599

73cm3

NH4OH (

etwa

2n)

3cm3H20

45cm3

0,1

n-HCl

5,5cm3

Na2C03(etwa

n)

Aether

30,

20,

10,

10

cm3

0,621

0,66

0,66

0,599

83cm3

Na2CO,(etwa2

n)

3cm3HaO

45cm3

0,1

n-HClsoviel

Na2C03(etwa

n)

bis

schwacheTrübung

(=

8

cm3)

Aether

30,

20,

10,

10

cm3

0,85

0,644

0,792

0,599

9id.

45cm30,1

n-HCl

NH4OH

(etwa

n)

bis

schwacheTrübung

Aether

0,86

0,651

0,66

0,65

0,66

0,792

0,780

0,599

10

3

ein1

Aminoniumkar-

bonatlösung(

n)

(Nederl.

Ph.V)

3cm3H20

45cm30,1

n-HCl

5,5cm3

Na2C03(etwa

n)

Aether

30,

25,

25,

20

cm3

0,81

0,613

0,621

0,644

0,591

0,599

11

6cm3

Na2CO., (etwa

2n)

45cm3

0,1

n-HCl

5,5cm3

Na2C03(etwa

n)

Aether

30,

30,

30cm3

nochmalsAether

30cm3

0,77

0,05

0,792

0,792

12

3cm3

NH,0H (e

twa

2n)

3cm3H20

45cm3

0,1

n-HCl

5,5cm3

NH»OH (e

twa

n)

WeitererZusatz

von

NH,0H

(etwa

n)

bis

schwacheTrübung

Aether

(bis

MayersReagens

negativ)Aether

0,45

0,40

0,36

0,30

0,599

*bO

Minutenl

a

n

g

erwärmt

zur

Verseifung.*

*Bei

dieserTitrationgelangen

Gg

Droge

zur

Bestimmung,

bei

allen

übrigen

nur

4g.

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1. Bemerkungen zu den Ausführungen der Analysen.

Bei Versuch 2 verbrauchten Chloroform-Isopropylalkohol (3 Vol. +1 Vol.) im Blindversuch weniger als 0,01 cm3 0,1 n-HCl bis zur Rotfärbungvon Methylrot. Die noch etwas trüben Ausschüttelungen wurden nachein¬

ander durch ein glattes, mit Chloroform-Isopropylalkohol benetztes Dop¬pelfilter von 8 cm Durchmesser filtriert, wie es Büchi37 bei der Bestim¬

mung des Gehaltes an Cephaelin in Radix Ipecacuanhae verwendet, um

alkali- und wasserfrei zu filtrieren. Die Destillation von Chloroform-Iso¬

propylalkohol dauert verhältnismäßig lange. Der erhaltene Rückstand

wurde noch zweimal in je 5 cm3 Aether aufgenommen und das Lösungs¬mittel vollständig entfernt. Nach Zusatz des Aethers entstand jedesmaleine starke Trübung. Daraus, wie auch aus den erhaltenen höhern Resul¬

taten gegenüber den andern Methoden, können wir schließen, daß hier

ätherunlösliche basische Stoffe zur Bestimmung gelangt sind, die bei der

alkalischen Verseifung keine oder nur geringe Mengen organische Säuren

abspalten (vielleicht sind es Hygrine, Ekgoninmethylester12 oder Seifen).Um sicher zu sein, daß die durch die alkalische Verseifung ermit¬

telten Werte, welche nur wenig unter dem nach Ph. Helv. V ermittelten

Alkaloidgehalt liegen, nicht auf Analysenfehler zurückzuführen sind,führten wir die Verseifung mit reinem Kokain aus. In je 10 cm3 einer

Kokainhydrochloridlösung ermittelten wir den Gehalt an Kokainbase nach

der im Abschnitt C I (Anwesenheit und Vertreibung flüchtiger Basen)angegebenen Weise. In der titrierten Lösung wurden dann nach der von

uns ausgearbeiteten Vorschrift die durch alkalische Verseifung abgespal¬tenen Säuren bestimmt. Wir erhielten folgende Werte:

Verbrauch an

0,1 n-HCl für 10 cms

Stammlösung

Anzahl cm3 0,1 n-NaOH durch die

Benzoesäure

in 50 g Aether-

Petroläthcr-

Lösung gebunden

berechnet auf 60 g Aether-

Petroläthcr-Lösung= 10 cm3 Stammlösung

0,96 cm'

0,95 cm'

0,96 cm'

0,96 cm1

Mittel:

0,957 cm'

0,81 cm'

0,79 cm'

0,80 cm'

0,80 cm'

0,97 cm'

0,95 cm'

0,96 cm'

0,96 em'

Mittel:

0,96 cm'

Unsere Ergebnisse stimmen mit den Angaben von Schou und Heim35

gut überein, welche bei einem Verbrauch von 0,595 cm3 0,1 n-Säure für

Kokain nach der alkalischen Verseifung im Mittel einen Verbrauch an

0,598 cm3 0,1 n-Lauge für die ausgeschüttelte Benzoesäure feststellten.

Wir können annehmen, daß die bei unserer Droge durch die alka¬

lische Verseifung ermittelten wenig kleineren Werte nicht auf Analysen¬fehler zurückzuführen sind, sondern daß neben Ekgoninestern auch noch

37 J. Bucht, Pharm. Acta Helv. 9, 197 (1934).

78

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kleine Mengen anderer basischer Stoffe zur Bestimmung gelangen. Wir

können die Angaben von Wcholls,3" und de Jong31 bestätigen, daß bei den

Kokablättern aus stark alkalischer Lösung beim Ausschütteln mit Aether

neben Ekgoninestern noch Basen erhalten werden, die bei der alkalischen

Verseifung keine Säuren abspalten.Bei Versuch 4 wurde die ammoniakalische wässerige Lösung von 4 g

Droge nach der Extraktion der Alkaloide mit Aether mit 5 cm3 verd. Natron¬

lauge (2 n) versetzt, auf dem Wasserbad eingeengt und in üblicher Weise

die durch die Verseifung abgespaltene Säure bestimmt. Es wurden

0,078 cm3, bzw. 0,065 cm3 0,1 n-NaOH verbraucht. Es gehen also in die Salz¬

säurelösung Stoffe über, die nachher mit Aether nicht mehr ausgeschütteltwerden, und die keine Alkaloidreaktion geben (vielleicht handelt es sich

um Harz- und Fettsäuren oder um Aminosäureester11).Bei der Extraktion im Soxhletapparat gelangten 6 g Droge zur Bestim¬

mung. Der Absog erfolgte alle 20 Minuten. Es wurde während 5 Stunden

mit Aether extrahiert. Der Aether wurde ungefähr auf 30 cm3 abdestilliert

und die Bestimmung nach Ph. Helv. V zu Ende geführt.Es wurde auch an eine Bestimmung des Benzoylekgonins gedacht,

welches in der Droge vorhanden sein könnte. Die im Soxhlet mit Aether

extrahierte Droge behandelten wir nachher mit Weingeist. Benzoylekgoninkann infolge seines schwachen Säure- und Basencharakters nicht titrime-

trisch erfaßt werden. Durch den Weingeist wurden in vermehrtem Maße

Chlorophyll, Harz und Fettstoffe extrahiert, wodurch für die polarime-trische Bestimmung eine zeitraubende Reinigung der erhaltenen wein¬

geistigen Extraktlösung notwendig wurde. Da diese Bestimmung vom phar¬mazeutischen Gesichtspunkt aus kein großes Interesse bietet, haben wir

von derselben abgesehen.Nach der Extraktion der Alkaloide aus schwach alkalischer Lösung

wurde in einigen Fällen stark alkalisch gemacht, die Basen mit Aether

extrahiert und durch die übliche Titration bestimmt. In keinem Fall wur¬

den bei der Verseifung Säuren erhalten. Die Angaben von Nicholls32 wur¬

den bestätigt.

Versuch

in Tabelle III AlkalisierungsmittelVerbrauch an

0,1 n-HCl durch die

extrahierten Basen

6

7

10

12

10 cm3 NH,OH etwa 2 n

5 cm3 Na2C03 etwa 2 n

5 cm3 NH,0H etwa 2n

überschüssiges NH4OH etwa 2 n

0,09 cm3

0,05 cm3

0,06 cm3

0,02 cm3

Bei 3 Proben wurden die Extraktivstoffe von 40 g Aetherlösung gra-

vimetrisch bestimmt, um zu ermitteln, ob es hier, wie bei der Bestimmungvon Folium Belladonnae und den andern Solanaceenblattdrogen (wobeiallerdings mit Weingeist extrahiert wird), auch notwendig sei, eine Kor¬

rektur für die im Aether gelösten Ballaststoffe anzubringen. Wir erhielten

Rückstände von 0,1350—0,1357 g, die bei 105° bis zur Gewichtskonstanz

79

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getrocknet worden waren. Die Extraktivstoffe dürfen also praktisch ver¬

nachlässigt werden.

Als Ausschüttelungsmittel für die Alkaloidbasen aus der mit Natrium¬

bikarbonat oder Natriumkarbonat (5,5 cm3 n) alkalisch gemachten Lösungkommen nur Aether oder Aether-Petroläther (2 Vol. + 1 Vol.) in Frage,denn nach Untersuchungen von Eder ist Petroläther allein ein schlech¬

teres Extraktionsmittel für die Koka-Alkaloide als die zwei vorhin

genannten.

2. Besprechung der Resultate.

Nach Ph. Helv. V werden etwas mehr ätherlösliche Gesamtalkaloide

(berechnet als Kokain) erhalten, als aus den bei der alkalischen Versei¬

fung der Gesamtalkaloide abgespaltenen Säuren (berechnet als Kokain)gefunden werden. Wahrscheinlich handelt es sich um kleine MengenHygrin oder um andere basische Stoffe, die hier zur Bestimmung gelangen.Sind es Hygrine, dann bedürfen die Angaben von Märkiss und von Goris

und Chalmeta25, welche angeben, daß die Hygrine durch Erwärmen des

Alkaloidrückstandes oder durch die Destillation des Aethers sich verflüch¬

tigen, einer Revision*.

Als Ausschüttelungsmittel der alkalisch gemachten salzsauren Alkaloid-

lösung kann in der Vorschrift von Ph. Helv. V der Aether nicht mit Vorteil

durch Chloroform-Isopropylalkohol (3 Vol. + 1 Vol.) ersetzt werden

(Versuch 2a und b). Man erhält zwar beträchtlich höhere Alkaloidwerte

(bei unserer Droge etwa 1 %), als nach allen anderen untersuchten Metho¬

den (0,61—0,68 %). Aber es werden dabei augenscheinlich basische Stoffe

als Alkaloide mitbestimmt, welche nicht Ekgoninester sind; denn bei der

Bestimmung der durch alkalische Verseifung abgespaltenen Säuren wur¬

den nur wenig höhere Alkaloidwerte gefunden (bei unserer Droge 0,66bis 0,69 %), als bei den anderen Bestimmungsverfahren (0,60—0,61 %).

Werden 5,5 cm! n-Na2C03, bzw. 1 g Natriumbikarbonat durch 5,5 cm3

n-Ammoniak ersetzt (Versuch 12), so werden mit Aether weniger Alka¬

loide extrahiert (Versuche 11, 10, 7, 6). Wahrscheinlich spielt die Disso¬

ziation des entstandenen Ammoniumchlorids (das in wäßriger Lösungbekanntlich sauer reagiert) eine Rolle.

Als Alkalisierungsmittel für die Extraktion der fein gepulverten Drogekönnen ohne Nachteil verd. Ammoniak (etwa 2 n), verd. Natriumkarbonat

(etwa 2 n) oder Ammoniumkarbonatlösung in den angegebenen Mengenund Konzentrationen verwendet werden.

Durch die Soxhletextraktion (Versuch 5a und b) werden nicht wesent¬

lich mehr Gesamtalkaloide erhalten; das Verfahren der Ph. Helv. V extra¬

hiert also die therapeutisch wirksamen Alkaloide praktisch quantitativ.Aus schwach alkalischer Lösung werden nach der Völkerbunds¬

methode und der späteren Abänderung von de Jongsl praktisch gleich viel

Alkaloide erhalten wie durch die Kontrollbestimmung der Säuren, die

durch die alkalische Verseifung der aus stark alkalischer Lösung ausge¬schüttelten Alkaloide abgespalten werden. Hingegen genügt dreimalige

* Es war uns leider nicht möglich, Versuche mit Hygrin und Cuskhydrin auszu¬

führen, da wir diese Substanzen zur Zeit im Handel nicht erhalten konnten.

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Extraktion mit Aether aus schwach alkalischer Lösung nicht (Versuch 11),wohl aber viermaliges Ausschütteln mit Aether, wenn auch kleinere

Aethermengen verwendet werden (Versuch 10). Unseres Erachtens sollte

die Bestimmungsvorschrift für Folium Cocae in Ph. Helv. V im Sinne

von de Jong31 (vgl. Abschnitt B, Völkerbundsmethode) abgeändert werden.Dann ist es nicht mehr notwendig, die Ekgoninester zur Kontrolle durch

die Bestimmung der durch alkalische Verseifung abgespaltenen Säuren

zu bestimmen. Will man die ätherlöslichen Basen ermitteln, welche bei

der alkalischen Verseifung keine Säuren mehr abspalten, so können die¬

selben nachher aus stark alkalisch gemachter Lösung mit Aether aus¬

geschüttelt werden. A. und C. Chalmeta2 haben wohl deshalb für südameri¬kanische Kokablätter eine um 0,01 g höhere tödliche Dosis der Alkaloide

pro kg Tier gegenüber reinem Kokain gefunden, weil wahrscheinlich auchNebenbasen mitbestimmt worden waren (vgl. Abschnitte A, Ende).

Zur Verseifung der Alkaloide in 4, bzw. 6 g Droge genügt das Ein¬

dampfen der bei der Titration erhaltenen, alkalisch gemachten Alkaloid-

lösung während ungefähr 15 Minuten.

D. Zusammenfassung.

I. Es wird eine Uebersicht über die bisher in Kokablättern nachge¬wiesenen Alkaloide gegeben.

IL Es wird eine vergleichende Uebersicht und Kritik der bisherigenBestimmungsmethoden für die Koka-Alkaloide gegeben.

III. In eigenen Untersuchungen über die Bestimmung der ätherlös¬

lichen Alkaloide der Kokablätter sind folgende wichtigste Ergebnisseerzielt worden:

1. Die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide von Folium Cocae

ist nach der Methode von Ph. Helv. V praktisch quantitativ.2. Beim Ausschütteln der in den verschiedenen von uns geprüften

Methoden (siehe Tabelle III) mit Ammoniak oder Natriumkarbonat stark

alkalisch gemachten salzsauren Kokablattauszüge mit Aether, der nicht

mit Vorteil durch Chloroform-Isopropylalkohol ersetzt werden kann, gelan¬gen nicht bloß Ekgoninester zur Bestimmung, sondern auch noch kleine

Mengen anderer ätherlöslicher, basischer Stoffe.

3. Zur Bestimmung der ätherlöslichen Ekgoninester in Folium Cocae

möchten wir in Anlehnung an de Jong31 vorschlagen, die Vorschrift von

Ph. Helv. V in der Weise abzuändern, daß die ätherische Alkaloidlösungmit einer abgemessenen Menge (45 cm3) 0,1 n-HCl ausgeschüttelt wird;diese Lösung wird dann mit einer bestimmten Menge (5,5 cm3) n-Na2C03-

Lösung versetzt und diese schwach alkalische Lösung wiederholt mit Nar-

kose-Aether ausgeschüttelt. Die vollständige Vorschrift würde dann fol¬

gendermaßen lauten:

6 g Kokablatt (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit 60 g

Narkose-Aether, 3 cm3 verd. Ammoniak (etwa 2 n) und 3 cm3 Wasser während % Stunde

häufig und kräftig geschüttelt. Dann läßt man absetzen, gießt 40 g der ätherischen

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Lösung (= 4 g Droge) durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben ab und gibt die

Lösung unter Nachspülen mit kleinen Mengen Narkose-Aether in einen Scheidetrichter

von 200 cm3 Inhalt. Die Aetherlösung wird während 1 Minute mit 20 cm3 0,1 n-Salz-

säure * geschüttelt. Das Gemisch wird trennen gelassen und die untere Schicht durch

Watte in einen zweiten Scheidetrichter gegossen. Das Ausschütteln wird wiederholt mit15 cm3, dann mit 10 cm3 0,1 n-HCl. Diese salzsauren Auszüge werden ebenfalls durch

die Watte in den zweiten Scheidetrichter gegossen. Die vereinigten salzsauren Auszügewerden mit 5,5 cm3 (aus Meßzylinderchen abgemessen) Natriumkarbonatlösung (n) ver¬

setzt und die Alkaloidbasen nacheinander mit 30, 20 cm3 und so oft mit je 10 cm3 Nar¬

kose-Aether ausgeschüttelt, bis einige Tropfen der letzten Ausschüttelung nach dem

Abdampfen und Aufnehmen mit einigen Tropfen verd. Salzsäure (etwa 2 n) durch 2—3

Tropfen Mayers Reagens nicht mehr getrübt werden. Die Auszüge gießt man nacheinander

durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 200 cm3 Inhalt und destilliert den Aether

auf dem Wasserbad ab**. Dann nimmt man den Rückstand noch 2mal mit je 5 cm3 Narkose-

Aether auf und verdampft auch diesen jeweils vollständig**. Hierauf löst man den Rück¬

stand unter leichtem Erwärmen auf dem Wasserbad in 5 cm3 Weingeist (methylrot-neutral), gibt 25 cm3 frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes Wasser und 10 TropfenMethylrot hinzu und titriert mit 0,1 n-Salzsäure bis zur Rotfärbung (Mikobürette).

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0303 g ätherlösliche Ekgoninester, berechnet als Kokain.

Nach dieser Vorschrift fanden wir bei der von uns benützten Droge0,62—0,61% ätherlösliche Ekgoninester (Tabelle III, Analyse Nr. 7***,während nach der Methode von Ph. Helv. V 0,67 % ätherlösliche Alkaloide

ermittelt wurden (Tabelle III, Nr. la und b). Aus der Kontrollbestimmungder mit den Alkaloidbasen veresterten Säuren ergab sich bei den nach

den beiden Methoden gewonnenen Alkaloiden ein übereinstimmender

Gehalt an ätherlöslichen Ekgoninestern von 0,60, bzw. 0,60—0,61 %.Nach der neu vorgeschlagenen Methode werden also etwas niederere

Werte für die ätherlöslichen Ekgoninester erhalten, als nach der Methode

von Ph. Helv. V für die ätherlöslichen Alkaloide. Die gefundenen Werte

für die ätherlöslichen Ekgoninester stimmen sehr gut überein mit den

zur Kontrolle vorgenommenen Bestimmungen der durch alkalische Versei¬

fung aus den Ekgoninestern abgespaltenen Säuren. Da nach unseren heu¬

tigen Kenntnissen die «ätherlöslichen Ekgoninester» als die wesentlichen

Wirkstoffe der Kokablätter betrachtet werden können, scheint es berech¬

tigt, ihre Bestimmung und Normierung in die Pharmakopoen aufzunehmen,an Stelle der Bestimmung der «ätherlöslichen Alkaloide», bei welcheraußer den ätherlöslichen Ekgoninestern noch andere, nicht genau bekanntebasische Stoffe mitbestimmt werden.

4. Folium Cocae sollte in Ph. Helv. V genauer definiert werden. Dadie Alkaloide in Java-Kokablatt neben wenig Kokain zur Hauptsache aus

Truxillin und Cinnamoylkokain bestehen, während in Peru-Kokablatt das

therapeutisch wirksame Kokain als Hauptalkaloid enthalten ist, so würdees sich empfehlen, die offizinelle Droge nach A. und C. Chalmeta2 zu

definieren als das Blatt der südamerikanischen Erythroxylon Coca var.

* Am besten wird die Gesamtmenge der zu dieser und den nachfolgenden Aus¬

schüttelungen benötigten 0,1 n-HCI (= 45 cm3) gesamthaft in einem Meßzylinder abge¬messen.

** Nach dem Abdestillieren des Aethers darf der Alkaloidrückstand nicht längerauf dem Wasserbad erhitzt werden, da sonst Alkaloidverluste entstehen.

*** Das Resultat dieser Analyse wird bestätigt durch die Analysen 10 und 11, beiwelchen nur ein anderes Alkalisierungsmittel für die Droge verwendet wurde, das aberohne Einfluß auf die Resultate ist, wie die Analysen Nr. 3, 4a und 4b zeigen.

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Bolivianum Burck, mit einem Gehalt an ätherlöslichen Ekgoninestem,berechnet als Kokain, von mindestens 0,5 %. Diese Form von ErythroxylonCoca, die aus Peru und Bolivien stammt, liefert die Sorten Huanuco, Cuzko,Bolivia, Huanta, die reich an Kokain sind.

Die Arzneibücher, welche in der Droge die Gesamtmenge der äther¬

löslichen Alkaloide bestimmen, stellen folgende Gehaltsforderungen auf:

ätherlösliche

Alkaloide

Ph.Belg. IV . . .mindestens 0,75%

Ph. Belg. IV 1. Supplement » 0,5 %

Ergb. 5 D. A. B. 6 . .» 0,7 %

F.Espan. VIII. . .

» 0,5 %

Ph.Helv. V. . .

» 0,7 %

F. Port. 1935. . . » 0,5 %

Codex Gall. 6. . .

» 0,7 %

Suom F. VI. . .

» 0,7 %

Nach der Völkerbundsmethode, welche dieselben Werte ergibt, wie

die spätere von de Jong31 geänderte Vorschrift, wurden in lufttrockenen

Cuzko-Blättern an ätherlöslichen Ekgoninestem gefunden von:

Nicholls (32) 0,51%Eder (29) 0,53 % (Mittelwert)Baggesgaard-Rasmussen . . . (29) 0,70 % (Mittelwert)

Wahrscheinlich handelt es sich bei Mcholls und bei Eder um dieselbe

Droge.Unsere Peru-Droge weist 0,60 % ätherlösliche Ekgoninester auf. Wir

haben nach der von uns vorgeschlagenen Methode keine weiteren Drogen¬muster untersucht. Gestützt auf die bisher bekannten Resultate sind wir

der Ansicht, daß bei Anwendung der von uns vorgeschlagenen Bestim¬

mungsvorschrift bei Folium Cocae var. Bolivianum Burck eine Gehaltsfor¬

derung von mindestens 0,5 % ätherlöslichen Ekgoninestem, berechnet als

Kokain, berechtigt wäre.

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Ueber die Bestimmung des Strychnins neben Brucin und

die Bestimmung des Strychnins und der Gesamtalkaloide

in Semen Strychni und Faba Ignatii.

A. Vorkommen und Uebersicht der Strychnos-Alkaloide.

Alle neueren Arzneibücher führen als offizineile Droge die getrock¬neten Samen von Strychnos Nux vomica L. (Brechnuß) mit einem Gesamt-

alkaloidgehalt von mindestens 2,5 %, bzw. mit einem Gehalt an Strychninvon mindestens 1,15 % (U. S. P. XI) oder 1,2 % (Brit. Ph. 1932). F. Espan.

VIII, F. Port. 1935 und Codex Gall. 6 haben ferner die Faba Ignatii, die

Samen von Strychnos Ignatii Bergius (Ignatiusbohne) aufgenommen.Als Hauptalkaloide isolierten die Apotheker Pelletier und Caventou

1817, bzw. 1818 aus beiden Strychnosarten das Strychnin C21H2202N2 und

1819 das Brucin C23H2604N2. Brucin enthält im Gegensatz zu Strychnin2 Methoxylgruppen. Die Alkaloide sind an Aepfelsäure, bzw. an eine

Gerbsäure, die sogenannte Igasur- oder Strychnossäure gebunden, die mit

der Kaffeegerbsäure identisch ist. Nach Angaben von Klein1 kommt in der

Brechnuß das Strychnin, gebunden an Igasursäure, in Oeltröpfchen gelöst

vor, die im Inhalt der Endospermzellen suspendiert sind.

Die Angaben über den Gehalt der Brechnuß und der Ignatiusbohnean Strychnin und Brucin weichen stark voneinander ab. Nach Emde2 ent¬

hält die Ignatiusbohne gleichviel Gesamtalkaloide wie die Brechnuß (etwa2—3 %), aber bis zu % Strychnin, während die Brechnüsse weniger als

die Hälfte der Gesamtalkaloide an Strychnin enthalten. Morrison und

Bliß3 geben für Semen Strychni als durchschnittliches Verhältnis zwischen

Strychnin und Brucin 44 :56 an; nur in einem Drogenmuster fanden sie

ein Verhältnis von 54 :46. Sie ermittelten den Gehalt an Strychnin durch

Zerstörung des Brucins mit Salpetersäure in Gegenwart von Natriumnitrit.

Gestützt auf diese Angaben fordert Meyer1, der Berechnung der Gesamt¬

alkaloide in Strychnos Nux vomica und deren Präparaten 367,6 als neues

durchschnittliches Molekulargewicht gegenüber 364,2 in D. A. B. 6 zugrundezu legen. Nach Dufilho* enthält die Brechnuß 55 %, die Ignatiusbohne

1 G. Klein, Handbuch der Pflanzenanalyse, IV/3, p. 658, Wien (1933).2 ff. Emde in F. Uhlmann, Enzyklopädie der techn. Chemie, 2. Aufl. 9, 740, Berlin-

Wien (1932).3 R. W. Morrison u. A. R. Bliß, J. Amer, pharm. Ass. 21, 648, 753 (1932).« W.Meyer, Dtsch. Apoth. Ztg.54. 913 (1939).5 E. Dufilho, Bull. Soc. Pharm. Bord. 65, 222 (1927). .

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60 % Strychnin; das Brucin zerstörte er mit Salpetersäure. Lachaise*

ermittelte nach Behandlung der Gesamtalkaloidlösung mit Salpetersäurein Semen Strychni 34,7 bis 59,8 % und in Faba Ignatii 56,8 bis 73,5 %Strychnin. Joyeux-Mollinedo1 fand in Brechnußmustern aus Indochina

Alkaloidgehalte von 2,1, bzw. 1,78 % Strychnin und 1,3, bzw. 1,02 % Bru¬

cin. Daneben konstatierte sie, daß Strychnos-Samen vorkommen, die ent¬

weder überhaupt keine Alkaloide oder fast ausschließlich Brucin enthal¬

ten. So erwies sich der Same der in Indochina beheimateten StrychnosNux blanda Hill, dessen Pulver anatomisch nur schwer von dem der Nux

vomica unterschieden werden kann, als alkaloidfrei. Die Samen von Strych¬nos ligustrina Blume (Schlangenholz), die in Niederländisch-Ost-Indien

als Arzneimittel verwendet werden, enthalten nach Rowaan* fast aus¬

schließlich Brucin.

Durch Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure (spez. Gew. 1,4)auf Brucin entsteht Kakothelin C21H2i05N2 (N02), ein nitriertes o-Chinon,wobei die beiden Methoxylgruppen des Brucinkernes in Chinongruppenverwandelt werden9.

\ \C-0CH3 C=0

II -* !C-OCHa C = 0

/ /

Das sogenannte Brucinohinon ist eine tiefrot gefärbte Verbindung,welche durch Reduktion nicht mehr in Brucin übergeführt werden kann.

Strychnin ist gegen Salpetersäure sehr resistent10.

Aus den Restlaugen von Semen Strychni im Strychninbetrieb von

C. C. Boehringer in Nieder-Ingelheim isolierte E. Gmelin ein schön kristal¬

lisierendes einheitliches Alkaloid, welches von Wieland und Oertel10 unter¬

sucht und Vomicin genannt wurde. Es hat die Bruttoformel C22H2404N2 und

enthält keine Methoxylgruppe; es soll ein «latentes» Phenol sein. Diese

Base ist in Azeton etwas besser löslich als Strychnin, schwer löslich in

Essigester, sehr wenig löslich in Aether, leicht löslich in Chloroform. Vomi¬

cin ist gegen Salpetersäure nicht weniger empfindlich als Brucin, nur

ist hier die Einwirkung der Salpetersäure nicht so einheitlich wie bei

Brucin. Bei der Nitrierung mit 20prozentiger Salpetersäure entsteht Nitro-

vomicin C22H2304N2(N02), das noch basische Eigenschaften aufweist und

sich in Alkalien (verdünnte NaOH) mit roter Farbe löst.

Aus den Strychninrestlaugen der Firma F. Hoffmann-La Roche iso¬

lierte Warnaf1 drei neue Strychnosalkaloide: a- und /?-Colubrin und

Pseudostrychnin.

6 L. Lachaise, Sur les méthodes de dosage des alcaloïdes dans les préparations de

Strychnées. Trav. du Laboratoire de matière médicale de la Faculté de pharmacie de

Paris, 18 (1927).7 B. Joyeux-Mollinedo, Étude des Strychnos d'Indochine et, en particulier, du

Strychnos Nux-blanda Hill et du Hoang-Nan. Trav. du Laboratoire de matière médicale

de la Faculté de pharmacie de Paris, 27 (1936).8 P. A. Rowaan, Pharm. Weekbl. 78, 1125 (1941).9 H. Leuchs u. R. Anderson, Ber. dtsch. ehem. Ges. 44, 2136 (1911).

10 H. Wieland u. G. Oertel, Ann. Chem. 469, 193, 201 (1929).11 K. Warnat, Helv. Chim. Acta 14, 997 (1931).

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a- und /?-Colubrin haben dieselbe Bruttoformel C22H2403N2 und sind

nahe verwandt. Sie sind leicht löslich in Weingeist, Benzol und Chloro¬

form. Sie enthalten je eine Methoxylgruppe und werden durch Salpeter¬säure im Gegensatz zu Strychnin genau wie Brucin zerstört, wenn auch

vielleicht etwas weniger rasch.

Dem Pseudostrychnin kommt die Formel C2iH2203N2 oder C2iH2403N2zu. Die Base ist unlöslich in Aether, wenig löslich in Benzol und Azeton,etwas leichter in Chloroform (etwa 1 :35). Sie verhält sich gegen Sal¬

petersäure wie Strychnin, gibt aber mit Natriumnitrit eine Nitrosover¬

bindung.Der Gehalt der Droge an den drei zuletzt genannten Alkaloiden ist

verhältnismäßig klein. Bei Hoffmann-La Roche12 wurde in einer Probe der

Gesamtalkaloide aus vorderindischen Nüssen ein Gehalt von 0,8 % Pseudo¬

strychnin bestimmt; in den Gesamtalkaloiden aus Saigonnüssen wurden

dagegen 1,4 % Pseudostrychnin sowie insgesamt 2,8 % a- und /?-Colubringefunden. Von den beiden letzteren Alkaloiden wird angenommen, daß

sie ungefähr im gleichen Verhältnis vorhanden sind.

Als weitere Alkaloide werden noch Strychnicin und Struxin ange¬

geben. Strychnicin wurde von Boorsma in javanischen Blättern von Strych-nos Nux vomica gefunden. Es soll eine sehr geringe Giftigkeit aufweisen.

Struxin wurde von Schäfer" aus verdorbenen Ignatiusbohnen isoliert

(etwa 0,1 %); er betrachtet dieses Alkaloid als ein bakterielles Umwand¬

lungsprodukt von Strychnin oder Brucin.

B. Uebersicht über die wichtigsten Bestimmungsmethoden

der Alkaloide von Semen Strychni.

I. Bestimmung der Gesamtalkaloide.

Fast alle neueren Arzneibücher führen die Bestimmung der Gesamt¬

alkaloide mit der fetthaltigen Droge aus; nur Nederl. Ph. V und F. Ital. VI

entfetten die Droge vorher. Als Extraktionsmittel verwenden Nederl. Ph. V,Ph. Belg. IV und Märki15 Chloroform, Brit. Ph. 1932 benützt Alkohol-Chlo¬

roform. F. Port. 1935 behandelt die Droge zuerst mit säurehaltigem Wein¬

geist und schüttelt nach Zusatz von Natronlauge die Alkaloide mit Chloro¬

form aus. Ph. Dan. VIII erwärmt die Droge auf dem Wasserbad mit säure¬

haltigem Wasser, macht mit Natronlauge alkalisch und schüttelt die Alka¬

loide mit Aether-Chloroform aus. Die übrigen Arzneibuchvorschriften ver¬

wenden als Extraktionsmittel Aether-Chloroform.

Als Alkalisiej-ungsmittel gebrauchen D. A. B. 6 und Ph. Helv. V Na¬

triumkarbonatlösung, Ph. Belg. IV Ammoniumchlorid-Magnesiumoxyd, die

übrigen Arzneibuchvorschriften Ammoniak. Märki15 erhielt bei Verwen-

12 F. Hoffmann-La Roche, persönliche Mitteilung.13 W.G.Boorsmaa, Bull. Inst. Buitenzorg Nr. 14, 3 (1902).14 H.H.Schäfer, J. Amer, pharm. Ass. 3. 1677 (1914).15 H. Märki, Ueber die Wertbestimmung des Opiums und einiger anderer Alkaloid-

drogen, Diss. ETH. Zürich (1930).

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dung von Ammoniak als Alkalisierungsmittel und Chloroform als Extrak¬

tionsmittel um 0,43 bis 0,55 % höhere Alkaloidwerte als mit Aether-

Chloroform 2 :1. Watkins und Palkin1" ziehen bei der Soxhletextraktion

Benzol als Extraktionsmittel dem Chloroform vor, weil der bei Verwen¬

dung von Benzol erhaltene Alkaloidrückstand viel sauberer und besser

zu titrieren ist.

Bei der Alkaloidbestimmung mit nichtentfetteter Droge stellten Saba-

lüschka und Jungermann" fest, daß der Fettgehalt der Samen einen zu

hohen Alkaloidgehalt vortäuscht. Sie ermittelten folgende Alkaloidgehalte:

Droge nicht entfettet entfettet

I 3,05 % 2,82 %

II 2,39 % 2,19 %

Bei diesen Bestimmungen wurden die Alkaloide allerdings durch

Zusatz von Natronlauge in Freiheit gesetzt.Poethke1* verwirft bei fetthaltigen Drogen den Gebrauch von Natron¬

lauge; da das Fett merklich verseift wird, geht die entstandene Seife

infolge Emulsionsbildung zum Teil in die Alkaloidlösung über und bei

der Titration werden zu hohe Alkaloidwerte gefunden (Seifenfehler). Die

Natronlauge sollte nach ihm durch Ammoniak oder Natriumkarbonat

ersetzt werden, die während der in Betracht kommenden Einwirkungs¬dauer keine merkliche Verseifung des Fettes verursachen. Natriumkarbo¬

nat setzt sich mit den Alkaloidsalzen zunächst unter Bildung von Alkaloid-

karbonaten um:

2 Alk • HX + Na2C03^t Alk2 • H2COs + 2 NaX

Die Karbonate zerfallen wegen ihrer schwach basischen Natur und ihrer

Schwerlöslichkeit in Wasser in die freien Basen und Kohlensäure:

Alk2 • H2C03^ 2 Alk + H20 + C02

Diese Umsetzungen sind aber nur quantitativ, wenn die Kohlensäure durch

kräftiges Schütteln vollständig entfernt wird.

Zur Bestimmung der Gesamtalkaloide ist hinsichtlich Genauigkeit die

azidimetrische Titration der gravimetrischen Bestimmung vorzuziehen.

Lachaise6, Groen und van der Wielen stellten fest, daß Strychnin und

Brucin beim Trocknen bei 110, bzw. 100° bis zum konstanten Gewicht

hartnäckig Chloroform zurückhalten, selbst wenn der Rückstand vor dem

Trocknen mit Weingeist behandelt und dieser vollständig abgedampft wor¬

den war. Nach Lachaise hält Strychnin bei der gravimetrischen Bestim¬

mung kein Chloroform zurück, wenn zum Ausschütteln eine Mischung von

3 Vol. Aether + 1 Vol. Chloroform verwendet wird; bei Brucin entstehen

aber dennoch durch zurückgehaltenes Chloroform um 5 bis 6,55 % zu

hohe Werte. Short fand auf gravimetrischem Wege bis zu 33 % höhere

16 H.R. Watkins u. S Palkin, Ind. Engng. Chem. 18, 867 (1926)." Th. Sabalitschka u. C. Jungermann, Pharm. Ztrh. 66, 148 (1925).18 W.Poethke, Pharm. Ztrh. 79, 601 (1938).19 JV. J. A. Groen u. P. van der Wielen, Pharm. Weekbl. 76, 3 (1939).50 G. R. A. Short, Pharm. J. 113, 97 (1924).

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Alkaloidwerte als auf titrimetrischem Wege. Stuber und Kljatschkina^erhielten beim Chloroformrückstand, der nur aus Strychnin bestand, keine

Gewichtskonstanz; sie vermuteten, daß es sich um Zersetzungsproduktedes Chloroforms handeln könnte.

Kolle und Klewtf empfehlen zur mikrochemischen Wertbestimmungverschiedener Alkaloiddrogen wie Semen Strychni, Cortex Cinchonae,Folium Belladonnae u. a. unter starker Herabsetzung der zur Bestimmung

notwendigen Drogenmenge die Titration mit 0,05 n-Lösungen in einer

Bürette von 0,8 mm innerem Durchmesser und 0,1 cm3 Fassungsvermögen.Da diese Bürette gegen Temperaturschwankungen ziemlich empfindlichist, bietet dieser Vorschlag unseres Erachtens keine Vereinfachung der

bestehenden Arzneibuchvorschriften.

Die Bestimmungsvorschriften von D. A. B. 6 und Märkiis wurden von

Eder und Wäckerlin2Z einer genauen Prüfung unterzogen. Aus diesen

Untersuchungen ging die Vorschrift der Ph. Helv. V hervor, die folgender¬maßen lautet:

3 g Brechnuß (v) werden in einer Arzneiflasche von 50 cm3 Inhalt mit 20 g Aether

und 10 g Chloroform und nach kräftigem Umschütteln mit 3 g Natriumkarbonatlösung(etwa 2 n) versetzt und während K Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Alsdann fügtman 7 g Wasser hinzu, schüttelt während einigen Minuten kräftig, filtriert 20 g der

Aether-Chloroformlösung (= 2 g Brechnuß) durch etwas Watte in ein Erlenmeyerkölb-chen von 100 cm3 Inhalt und destilliert etwa zwei Drittel des Lösungsmittels ab. Den

Rückstand gießt man in einen Scheidetrichter von etwa 100 cm3 Inhalt, spült das Kölb-

chen einmal mit 5 cm3 Chloroform und zweimal mit je 5 cm3 Aether nach, gibt 5 cm3

0,1 n- Salzsäure (genau gemessen) und 5 cm3 Wasser zu der Lösung und schüttelt dann

nach Zusatz von noch so viel Aether, daß die Chloroform-Aetherlösung auf der wässerigen

Flüssigkeit schwimmt, 2 Minuten lang kräftig. Nach der Trennung der Schichten läßt

man die salzsaure Flüssigkeit in ein Erlenmeyerkölbchen abfließen, wiederholt das Aus¬

schütteln der Aether-Chloroformlösung noch zweimal mit je 5 cm3 Wasser und ver¬

einigt diese wässerigen Auszüge mit der salzsauren Flüssigkeit. Nach Zugabe von

2 Tropfen Methylrot titriert man den Säureüberschuß mit 0,1 n-Natronlauge bis zur

Gelbfärbung zurück (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0364 g Alkaloide.

Es müssen mindestens 1,38 cm3 0,1 n-Salzsäure verbraucht werden, entsprechendeinem Mindestgehalt von 2,5 % Alkaloiden.

Eder und Wäckerlin23 machten folgende Feststellungen:

1. Chloroform-Aether scheint aus nichtentfetteter Droge weniger stö¬

rende Fette zu lösen als Chloroform allein.

2. Bei Verwendung von Chloroform als Extraktionsmittel hat man

Schwierigkeiten, einen klaren Auszug zu erhalten. Die Chloroform¬

auszüge können nicht mit Säure ausgeschüttelt werden, weil untrenn¬

bare Emulsionen entstehen.

3. In der Vorschrift von Ph. Helv. V kann Natriumkarbonat nicht durch

Ammoniak ersetzt werden, weil die Lösung auch nach dem Filtrieren

durch Papier nicht klar wird.

21 E. Stuber u. B. Kljatschkina, Arch. Pharm. 266", 33 (1928).22 Kolle u. Klem, Pharm. Ztrh. 69, 358 (1928).23 R. Eder u. E. Wäckerlin, persönliche Mitteilung.

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4. Wird entfettete Droge, Chloroform und Ammoniak nach Nederl. Ph. V

verwendet, geht die Titration gut, aber es tritt bei der Titration Flok-

kenbildung auf.

5. Wird zu den Analysen peroxydhaltiger Aether verwendet, so wird

etwas Alkaloid zerstört; die Einwirkung ist nicht bei allen Drogengleich groß.

Zur Ausführung der Alkaloidbestimmung nach Ph. Helv. V möchten

wir folgendes bemerken:

a) Das Drogenpulver ist auf einer Handwaage abzuwägen, wenn die

Rezepturwaage nicht deutlich auf die zweite Dezimale nach dem

Komma anspielt.b) Beim Ausschütteln der alkaloidhaltigen Aether-Chloroformlösung mit

0,1 n-HCl und Wasser hält man den Scheidetrichter mit Vorteil an

den beiden Enden. So erfolgt keine Erwärmung, wie beim Anfassen

mit der ganzen Hand, und somit auch kein Verspritzen von Lösungs¬mittel beim Oeffnen.

c) Der Farbumschlag des Indikators von Rot nach Gelb ist bei der

Titration sehr scharf. Nach Sabalitschka und Jungermann" ist der

erste Umschlag von Rot nach Gelb entscheidend; späteres Wieder-

rotwerden soll unberücksichtigt bleiben. Der Gebrauch des Misch¬

indikators 2 Tropfen Methylrot (0,2 % in Weingeist) + 1 TropfenMethylenblau (0,1 % in Weingeist), wobei auf reines Grün titriert

wird und den Neugebauer2" für Tinctura Strychni © empfiehlt, scheint

überflüssig zu sein.

Zur Bestimmung der Gesamtalkaloide in Semen Strychni wurde von

Azadian25 und Taigner26 die Fällung mit Silikowolframsäure empfohlen.Der erhaltene Niederschlag wird geglüht und der Glührückstand (SiOs •

12 W03) mit einem empirisch ermittelten Faktor multipliziert. Für Strych¬nin beträgt dieser Faktor nach Stuber und Kljatschkina21 0,422, nach Ber¬

trand27 0,4697.Lachaise" rechnet mit dem theoretischen Faktor bei Strychnin 0,4697,

bei Brucin 0,5541 und gibt für das aus der Droge erhaltene Alkaloid-

gemisch als mittleren Faktor 0,512 an. Azadian legt in der Droge der

Berechnung als Verhältnis von Strychnin zu Brucin 44 : 56 zugrunde und

rechnet mit dem Faktor 0,498. Lachaise kann dieses Bestimmungsverfah¬ren, nach welchem in Codex Gall. 6 die Alkaloide von Tuber Aconiti

ermittelt werden, nicht empfehlen, weil in der Droge und deren Präpa¬raten das Verhältnis von Strychnin zu Brucin stark variieren kann. Er gibtder titrimetrischen Bestimmung der Gesamtalkaloide mit nachfolgenderBestimmung des Strychnins den Vorzug.

Fabre und Oficjalski empfehlen die Elektrodialyse zur Extraktionder Alkaloide aus Drogen und pharmazeutischen Präparaten in einem

Milieu von 40prozentigem Weingeist. Das Verfahren ist nach diesen

24 H. Neugebauer, Pharm. Ztg. 78, 1077 (1933).25 A. Azadian, Schweiz. Wschr. Chem. Pharm. 51, 761 (1913).29 E. Taigner, Z. analyt. Chem. 58, 346 (1919).27 G. Bertrand, Bull. Soc. Chim. (3) 31, 434 (1899).28 B. Fabre u. P. Oficjalski, J. Pharm. Chim. 28, 335 (1938).

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Autoren nur bei Strychnos, Ipecacuanha und Cinchona anwendbar, bei

leicht zersetzlichen Alkaloiden dagegen nicht. Die Dauer der Elektro-

dialyse beträgt 6—24 Stunden. Für die gravimetrische Bestimmung der

Alkaloide mag dieses Verfahren gegenüber den Arzneibuchvorschriften

Vorteile bieten, weil der Alkaloidrückstand nebenstofffrei erhalten wer¬

den soll. Unseres Erachtens verdient aber die titrimetrische Bestimmungder Alkaloide nach der Vorschrift von Ph. Helv. V, welche einfach und

rasch in der Ausführung ist und gut übereinstimmende Werte liefert,den Vorzug.

II. Bestimmung des Strychnins neben Brucin.

Lachaise6 führte mit Strychnin und Brucin sowie mit Brechnußextrakt

Versuche an Fischen, Meerschweinchen und Hunden aus. Er kam zu fol¬

gendem Ergebnis: Die Gegenwart des Brucins erhöht kaum die Toxizität

des Strychnins; die Toxizität der Brechnußextrakte entspricht ziemlich gutder chemischen Wertbestimmung des Strychnins nach Zerstörung des

Brucins mit Salpetersäure. Er gibt daher der chemischen Wertbestimmungdes Strychnins den Vorzug, wodurch die physiologische Bestimmung über¬

flüssig wird.

NachWasicky29 soll die Droge die Wirkung und Giftigkeit fast aus¬

schließlich dem Strychnin verdanken. Brucin entfaltet eine prinzipiellgleichgerichtete, aber 50- bis lOOmal schwächere Wirkung. Daher sollte

man nach Wasicky bei der Bestimmung der Wirkungsintensität der Drogedas Brucin vernachlässigen. Als beste Bestimmungsmethode für die Brech-

nußalkaloide spricht er jene Vorschriften an, bei welchen in dem aus der

Droge erhaltenen Alkaloidgemisch das Brucin durch Salpetersäure oxy¬diert und das nicht angegriffene Strychnin bestimmt wird. Die getrennteBestimmung des Strychnins erlaubt auch ein Präparat zu erkennen, das

mit Brucin prüfungsbeständig gemacht wurde4.

Nach unseren bisherigen Ausführungen erwecken jene Methoden

besonderes Interesse, welche das Strychnin allein oder neben Brucin

bestimmen. Die wichtigsten Methoden, nach welchen auch die Handels¬

analysen ausgeführt werden, sind die Bestimmung des Strychnins neben

Brucin als Ferrocyanidverbindung und die Bestimmung des Strychninsnach Oxydation des Brucins mit Salpetersäure (Oxydationsmethode).

1. Bestimmung des Strychnins als Ferrocyanidverbindung

(Ferrocyanidmethode).

Dieses Verfahren beruht auf der Tatsache, daß Strychninferrocyanid,bzw. -hydroferrocyanid weniger löslich ist und schneller gebildet wird als

die entsprechende Brucinverbindung. Die Reaktion verläuft nach Gleichung

C21H2202N2 • HCl + K4Fe(CN)6 + 3HCl-> C2,H2202N2 • H4Fe(CN)6 + 4KC1

Beckurts30 fällt in Anlehnung an das Verfahren von Dunstan und

29 R. Wasicky, Leitfaden für die pharmakognostischen Untersuchungen im Unter¬

richt und in der Praxis, IL, p. 138 (1936).30 ff. Beckurts, Z. analyt. Chem. 29, 728 (1890).

H. Beckurts u. G. Holst, Pharm. Ztrh. 28, 119 (1887).

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Shorf1 das Strychnin als Strychninferrocyanid mit einer mit reinem Strych¬nin eingestellten Ferrocyankaliumlösung, wobei der Ueberschuß mit Ferri-

chloridpapier festgestellt wird. Nachdem vorher der Gesamtalkaloidgehaltmit 0,01 n-HCl bestimmt worden ist, berechnet man die dem Strychningehaltentsprechende Menge 0,01 n-HCl aus den verbrauchten cm3 Ferrocyan¬kaliumlösung. Die Differenz ergibt die dem Brucin entsprechenden cm3

0,01 n-HCl. Holst und Beckurts32 ermittelten nach diesem Verfahren als

Verhältnis von Strychnin zu Brucin 42 :58 bis 54 ; 46. Nach diesem Prin¬

zip empfiehlt Simmonds33, den Gehalt an Strychnin neben Chinin zu bestim¬

men, wobei die Fällung zu wiederholen ist, um möglicherweise mitaus¬

gefälltes Chinin abzuscheiden. Gadreau3i stellte für StrychninferrocyanidFehler von 0,4 bis 2,4 % fest und empfiehlt daher eine zweimalige Wie¬

derholung der Fällung, um mitausgefallenes Brucin zu entfernen. Durch

die langsamere Fällungsgeschwindigkeit und größere Löslichkeit des

Brucinhydroferrocyanids wird dieses allmählich aus dem Niederschlag ent¬

fernt. Kolthoff und Lingane35 verwendeten zur Fällung des Strychnins eine

0,025 molare Kaliumferrocyanidlösung, wobei ein Ueberschuß von 0,5 bis

0,6 cm3 erforderlich ist, um den Farbumschlag mit Ferrichloridpapier sicht¬

bar zu machen. Diese Autoren empfehlen die doppelte Fällung, um eine

mittlere Genauigkeit von 1 % zu erreichen. Nach diesem Verfahren stellte

Relier3" in einer Droge als Verhältnis von Strychnin : Brucin = 39,08 : 60,92fest. — Ueber die Bestimmung des Strychnins durch Fällung mit Ferro¬

cyankaliumlösung geben Bourlage und Mitarbeiter37 folgendes Urteil: Die

Arbeitsweise ist zeitraubend und liefert ungenaue Resultate, weil nach

derselben keine gute Trennung der Alkaloide erreicht werden kann.

2. Bestimmung des Strychnins nach der Oxydationsmethode.

Nach dieser Methode wird das Brucin durch Oxydation mit Salpeter¬säure in der Wärme (50—60°) oder bei Raumtemperatur in Verbindungenvon nicht mehr basischem Charakter übergeführt und das unangegriffeneStrychnin bestimmt. Nach diesem Prinzip bestimmte Gerock38 in den als

Pikrat ausgefällten Gesamtalkaloiden das unangegriffene Strychninpikrat,nachdem Brucinpikrat mit Salpetersäure in der Wärme behandelt worden

war. Keller3* löst die aus der Droge extrahierten Alkaloide in lOprozen-tiger Schwefelsäure, versetzt die Lösung nach dem Erkalten mit 1 cm3 Sal¬

petersäure (1,41—1,42) und läßt die Mischung zur vollständigen Zerstö¬

rung des Brucins während 1—iy2 Stunden stehen. Die Lösung wird mit

31 W. R. Dunsian u. F. W.Short, Pharm. J. 14, 290 (1883).32 H. Beckurts u. G. Holst, Arch. Pharm. 228, 330 (1890).33 Gh. Simmonds, Analyst. 39, 81 (1914).34 M.Gadreau, J. Pharm. Chim. 6, 145 (1927).35 /. M. Kolthoff u. J. J. Lingane, J. Amer, pharm. Ass. 23, 302 (1934).36 A. Relier, Untersuchungen über die vorteilhafteste Beseitigung des Fettes als

Ballaststoff bei der Herstellung von Extractum Strychni, Tinctura Colchici, Tinctura

Stramonii, Diss. ETH. Zürich (1942).37 H. M. Bourlage, M.L.Jacobs u. F.J.Le Blanc, 3. Amer, pharm. Ass. 22, 301 (1933).58 J.E.Gerock, Arch. Pharm. 227, 158 (1889).39 C. C. Keller, Festschrift zur Erinnerung an die 50jährige Stiftungsfeier des

Schweiz. Apothekervereins, p. 111, Zürich (1893).

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Ammoniak alkalisch gemacht, das Strychnin mit Aether-Chloroform 1 + 1

ausgeschüttelt und gravimetrisch bestimmt. Im Mittel erhielt er 47,16 %der Brechnußalkaloide an Strychnin.

Gordin*0 ermittelte bei Arbeiten nach dem Kellerschen Verfahren bis

4 % Strychninverlust. Er änderte die Methode folgendermaßen ab: Die

Gesamtalkaloide werden in 3prozentiger Schwefelsäure gelöst, nach dem

Erkalten mit 3 cm3 einer Mischung gleicher Teile konzentrierter Salpeter¬säure (1,42) und Wasser während 10 Minuten behandelt; das Strychninwird aus natronlauge-alkalischer Lösung mit Chloroform ausgeschütteltund nach dem Erwärmen des Rückstandes bei 135—140° gravimetrischbestimmt. Reck*1 fand bei Arbeiten nach dem Verfahren von Gordin bei

reinen Alkaloiden gravimetrisch 0,2 % zu viel Strychnin (Chloroformfeh¬ler!). Er stellte fest, daß die Oxydationsprodukte des Brucins nach dem

Alkalisieren mit Natronlauge nicht in das Chloroform übergehen.Nach der Oxydationsmethode ermitteln Brit. Ph. 1932, U. S. P. XI und

Codex Gall. 6 den Strychningehalt der Droge. Brit. Ph. 1932 und U. S. P. XI

nitrieren bei Zimmertemperatur, Codex Gall. 6 nitriert die Alkaloide aus

8 g Droge mit einer Mischung gleicher Teile Salpetersäure (1,40) und

Wasser während 10 Minuten auf dem Wasserbad bei 50—60°, läßt die

Lösung erkalten, versetzt mit überschüssigem Ammoniak und schüttelt

das Strychnin mit Chloroform aus. Nach Reinigung des Strychnins über

das Hydrochlorid wird dasselbe nach den Angaben von Lachaise" aus ammo-

niakalischer Lösung mit einer Mischung von Aether-Chloroform (3 Vol. +1 Vol.) ausgeschüttelt und gravimetrisch bestimmt. Der Mangel dieses Ver¬fahrens besteht nach unserer Ansicht darin, daß die Einwirkungsdauerder Salpetersäure nicht genau festgelegt ist.

Die Vorschrift von Brit. Ph. 1932 zur Bestimmung des Strychnins in

dem aus der Droge erhaltenen Alkaloidgemisch lautet folgendermaßen:

Der Alkaloidrückstand (aus 10 g Droge) wird in der Wärme in 15 cm3 3prozentigerSchwefelsäure gelöst. Diese Lösung wird nach dem Erkalten mit 2 cm3 Salpetersäure(spez. Gew. 1,42) versetzt und während 30 Minuten bei 15—20° stehen gelassen. Die

erhaltene Lösung gießt man dann in einen Scheidetrichter, der 20 cm3 20prozentigeNatronlauge enthält und schüttelt mit 20 cm3, dann so oft mit je 10 cm3 Chloroform aus,

bis alles Alkaloid extrahiert ist. Jede Chloroformausschüttelung schüttelt man nacheinan¬

der mit 5 cm3 Natronlauge (20 %) und hierauf mit 20 cm3 Wasser. Das Chloroform wird

in einem Erlenmeyerkolben abdestilliert, der Rückstand mit 5 cm3 Weingeist aufgenom¬men, der Weingeist verdampft und der Rückstand während Vi Stunde bei 100° getrock¬net. Der Rückstand wird in 10 cm3 0,1 n-H2S04 gelöst und nach Zusatz von Methylrotals Indikator mit 0,1 n-NaOH bis zum Farbumschlag titriert.

Um den Verlust an Strychnin zu kompensieren, ist der ermittelte Wert von Strych¬nin mit 1,02 zu multiplizieren.

Gehaltsforderung: mindestens 1,2 % Strychnin.

U. S. P. XI löst den erhaltenen Alkaloidrückstand in 3prozentigerSchwefelsäure und läßt auf das Alkaloidgemisch bei Zimmertemperatureine Mischung gleicher Teile Salpetersäure (1,403) und öprozentiger wä߬

riger Natriumnitritlösung während 10 Minuten einwirken. Die weitere

Bestimmung erfolgt ähnlich wie bei Brit. Ph. 1932. — Gehaltsforderung:1,15 % Strychnin.

40 H. M. Gordin, Arch. Pharm. 240, 461 (1902).41 H. Reck, Pharm. Ztg. 69, 240 (1924).

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Nach Hager soll durch Natriumnitrit eine Beschleunigung der Sal¬

petersäurewirkung durch die Anwesenheit von Stickoxyden auf die Brech-

nußalkaloide eintreten.

Brit. Ph. 1932 und U. S. P. XI bestimmen in der Droge, im Extrakt und

in der Tinktur nur den Gehalt an Strychnin. Codex Gall. 6 ermittelt nur

in Semen Strychni den Gesamtalkaloidgehalt wie auch den Gehalt an Strych¬nin. Bei einem Gesamtalkaloidgehalt von 2—3 % muß die Droge minde¬

stens 45 % Strychnin enthalten. Für Faba Ignatii fordert Codex Gall. 6

einen Alkaloidgehalt von etwa 2 %. Bei den aus beiden Drogen hergestell¬ten Präparaten wird nur eine Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltesvorgenommen.

Bereits Dott stellte fest, daß bei der Einwirkung der Salpetersäureauf das Alkaloidgemisch in schwefelsaurer Lösung in der Kälte bessereWerte erhalten werden, als wenn bei 40° gearbeitet wird. Nach den Unter¬

suchungen von Groen und van der Wielen19 müssen nach der Vorschrift

von Codex Gall. 6 zu niedere Werte erhalten werden. Diese Autorenhaben den Temperatureinfluß während der Einwirkung der Salpetersäureauf je 125 mg Strychnin und Brucin eingehend untersucht und nach¬stehende Resultate erhalten:

Einwirkung der

SalpetersäureAnfangs-temperatur

End-

temperaturStrychnin durch Titration gefunden bei

einer Einwaage von 125 mg

10 Min

10 Min

30 Min

10 Min

50»

50»

18»

18»

50»

23»

18»*

111,5; 110,5; 115,5; 117,0 mg

124,5; 120,0 mg

122,0; 123,5; 122,5; 123,5 mg

111,5; 116,5; 121,0; 121,0 mg

* Methode von Brit. Ph. 1932.** Methode von U. S. P. XI.

Nach der Vorschrift von Brit. Ph. 1932 erhielten diese Autoren guteübereinstimmende Werte. Sie geben dieser Methode den Vorzug, wenn

für den entstandenen Verlust an Strychnin mit dem angegebenen Faktor

1,02 gerechnet wird. Bei einer Einwaage von 125 mg Brucin wurde dieFarbe der Lösung nach 10—15 Minuten nicht mehr dunkler; nach 20 Minu¬

ten gab die mit Chloroform ausgeschüttelte Lösung mit Mayers Reagensnoch eine schwache Trübung ; vom Strychnin waren nach 40 Minuten bereits2 mg umgesetzt. Bei den Arbeiten nach Brit. Ph. 1932 erhielten sie beieiner Einwaage von je 125 mg Strychnin und Brucin folgende Strychnin-mengen:

Nitrierungszeit (20«) Strychnin gefunden5 Min. 123 mg

15 Min. 121 mg

Diese Resultate scheinen uns aus folgenden Erwägungen etwas widerspre¬chend zu sein. Die Autoren haben, wie aus ihren Ausführungen hervor-

42 Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, II, p. 790, Berlin (1927).43 D. B. Boit, Pharm. Ztg., 59, 637 (1914).

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geht, eine Strychninbase verwendet, von welcher sie bei einer Einwaagevon 125 mg durch Titration 124,9 mg feststellten. Während 40 Minuten

Einwirkungsdauer der Salpetersäure werden nach der Methode von

Brit. Ph. 1932 2 mg Strychnin zerstört, und nach 20 Minuten soll noch nicht

alles Brucin zerstört sein. Wenn diese Feststellungen von Groen und

van der Wielen stimmen, so sind die oben angegebenen Strychninwertefür 5 und 15 Minuten Nitrierungszeit wahrscheinlich zu niedrig.

Bei Bestimmung des Strychnins in Brechnußtinktur geben auch Horn

und Mitarbeiter44 dem Bestimmungsverfahren von Brit. Ph. 1932 gegenüberdemjenigen von U. S. P. XI den Vorzug. In Tinctura Strychni wird nach

Brit. Ph. 1932 der Strychningehalt in gleicher Weise ermittelt wie in der

Droge.

3. Bestimmung des Brucins auf Grund der Methoxylbestimmung.

Nach diesem Prinzip ermittelten Bourlage und Mitarbeiter" sowie

Groen und van der Wielen den Gehalt an Brucin. Groen und van der

Wielen fanden in einer Droge bei einem Gesamtalkaloidgehalt von 2,59 %mit der Oxydationsmethode nach Brit. Ph. 1932 einen Gehalt von 1,19 %Strychnin und berechneten 1,39 % Brucin (Verhältnis von Strychnin :

Brucin = 42,25 : 57,75) ; mit der Methoxylbestimmung nach Zeisel erhielten

sie 1,43 % Brucin. Hierbei gelangen a- und /?-Kolubrin, welche je eine

Methoxylgruppe enthalten, auch zur Bestimmung. Ihr Gehalt ist aber in

der Droge so gering, daß sie praktisch vernachlässigt werden dürfen.

C. Eigene Untersuchungen.

I. Bestimmung des Strychnins neben Brucin.

1. Bestimmung des Strychnins neben Brucin durch Fällungmit Kaliumferrocyanid.

Kolthoff und Lingane36 haben in systematischen Untersuchungen die

Fällungsgeschwindigkeit, die Empfindlichkeit der Fällung und die Lös¬

lichkeit des Strychnin-, bzw. Brucinhydroferrocyanids bei verschiedener

Azidität festgestellt. Sie gaben dieser Methode im Gegensatz zur Oxyda¬tionsmethode den Vorzug, weil bei letzterer entweder nicht alles Brucin

zerstört oder auch Strychnin angegriffen werde. Wir haben die Methode

von Kolthoff und Lingane, nach welcher Relier3" die getrennte Bestim¬

mung des Strychnins in der Droge ausführte, in bezug auf ihre Eignungals Arzneibuchvorschrift einer genauen Prüfung unterzogen. Die Bestim¬

mungsvorschrift lautet mit einigen unwesentlichen Aenderungen folgender¬maßen:

Die Lösung der beiden Alkaloide Strychnin und Brucin bringt man bei einer

Azidität von 3 n-Salzsäure in einem Becherglas von 250 cm3 Inhalt auf 50 cm3. Die

Alkaloidlösung wird mit einer 0,025 molaren Kaliumferrocyanidlösung bis zu einem

deutlichen Ueberschuß von 15—20 % titriert. Als Indikator wird Ferrichloridpapier

u G.M. Horn, K. L. Kaufmann u.S.G. Mittelstaedt, J. Amer, pharm. Ass., 29,183 (1940).

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gebraucht. Dann wird während 15 Minuten stehen gelassen. Hierauf filtriert man mit

schwachem Unterdruck durch eine kleine Filternutsche mit einer gut passenden Filter¬

scheibe, welche vorher mit Wasser befeuchtet wurde. Der Niederschlag wird mit 5 cm3

0,1 n-Salzsäure ausgewaschen. Man hebt die Nutsche ab und setzt sie auf das Becher¬

glas, in welchem die Fällung ausgeführt worden war. Mit einer feinen Pinzette hebt

man das Filterplättchen vom Boden der Nutsche und spült den Niederschlag durch

Abspritzen mittels einer Mikrospritzflasche mit 40—50 cm3 Wasser in das Becherglas.Nun wird tropfenweise soviel Ammoniak (etwa n) zugefügt, daß sich der Niederschlaggerade vollständig löst. Hierauf werden 10 cm3 6n-Salzsäure dazugegeben und während

15 Minuten stehen gelassen. Nachher wird durch einen genau gewogenen Glasfiltertiegel1G4 bei schwachem Unterdruck filtriert. Der Niederschlag wird fünfmal mit 3—4 cm3

etwa 0,1 n-Salzsäure, dreimal mit 5 cm3 Weingeist und dreimal mit 5 cm3 Aether

gewaschen. Man läßt 5 Minuten lang Luft durchsaugen, läßt den Tiegel während einer

halben Stunde an der Luft stehen und wägt hierauf.Das Strychninhydroferrocyanid hat die Formel C21H22N2O2 • H4Fe(CN)6 • H20 (Mole¬

kulargewicht = 568,1) und enthält 58,83 % Strychnin. Die Strychninmenge im gewogenen

Niederschlag wird berechnet nach der Formel:

_

N_^58,83X_

100

wobei x die Menge Strychnin in g und N das Gewicht des Niederschlages in g bedeutet.

Aus dem berechneten Strychningehalt kann man feststellen, ob die erste Fällung mit

dem vorgeschriebenen Ueberschuß von 15—20 % Kaliumferrocyanidlösung durchgeführtworden ist. Da ein Mol Strychnin zur Salzbildung ein Mol Ferrocyankalium verbraucht,

334 2entspricht 1 cm3 0,025 n-Ferrocyankaliumlösung

''= 0,008357 g Strychnin.

Zur Feststellung des Ueberschusses an Kaliumferrocyanidlösungbenützten wir das Verfahren von Relier36:

Zur Titration wird solange Kaliumferrocyanidlösung in kleinen Portionen zur

Alkaloidlösung hinzugefügt, bis sich nach 3—4 Minuten nach dem letzten Zusatz noch

freies Kaliumferrocyanid mit Ferrichloridpapier nachweisen läßt. Ein schmaler Streifen

aus weißem Filtrierpapier wird zu diesem Zweck mit dem einen Ende in die titrierte

Lösung getaucht und etwas Lösung aufsaugen gelassen. Dann gibt man mit einem

Glasstab einen Tropfen einer frisch bereiteten verdünnten Ferrichloridlösung (etwa n)auf das trockene Ende des Streifens. Beim Eindringen in das Filtrierpapier fließen die

Lösungen zusammen, und es entsteht an der Berührungsfläche eine blaue Zone von

Berlinerblau, wenn die Alkaloidlösung noch Ferrocyankalium enthält.

Kolthoff und Lingane36 erwähnen, daß die Feststellung des Endpunk¬tes der Titration viel Uebung brauche, und daß ein Ueberschuß von

0,5—0,6 cm3 Ferrocyankaliumlösung notwendig sei, um die Berlinerblau¬

bildung hervorzurufen.

Für die nachstehenden Untersuchungen verwendeten wir eine Strych¬nin- und eine Brucin-Stammlösung, die wie folgt bereitet wurden:

7,5019 g Strychnin, pur. crist. «Roche» wurden auf dem Wasserbad in der berech¬

neten Menge 0,1 n-HCl gelöst, die Lösung nach dem Erkalten in einen Meßkolben von

500 cm3 Inhalt gegossen und mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt. Theoretisch solltenin 10 cm3 Lösung 0,150038 g Strychnin enthalten sein. Wir stellten aber in 10 cm3

Stammlösung nur einen Gehalt von 147,048 mg Strychnin fest (s. nachstehender Abschnitt

2 b, 1. Tabelle).5,9929 g Brucin. pur. crist. «Roche» (Mol.-Gew. 466,248) wurden in der berechneten

Menge 0,1 n-HCl gelöst und die Lösung mit Wasser auf 400 cm3 ergänzt. In 10 cmD

Lösung sind also theoretisch 0,12665 g wasserfreies Brucin enthalten. Da uns für die

folgenden Untersuchungen die sehr genaue Kenntnis des Alkaloidgehaltes dieser Lösungnicht von Bedeutung zu sein schien, ermittelten wir denselben nicht mehr durch

Titration.

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Zu je 10 cm3 Strychnin- und Brucin-Stammlösung fügten wir 25 cm3

6 n-HCl und 5 cm3 Wasser hinzu und führten die Fällung nach der erwähn¬

ten Vorschrift aus. Wir verwendeten eine frisch bereitete 0,025 n-Kalium-

ferrocyanidlösung, welche im Liter 10,5585 g Kalium ferrocyanatum crist.

pro analysi «Merck» enthielt. Die Lösung wurde nach den Angaben von

Kolthoff" im Dunkeln aufbewahrt; denn die Wellenlängen von 350 bis500 mju (ultraviolette, violette und blaue Strahlen) rufen im wesentlichen

die Zersetzung wässeriger Kaliumferrocyanidlösungen hervor.

Licht

2Fe(CN)6"" + y202 + H20 ^=rl 2Fe(CN),'" + 2 OH'Dunkel

Phenolphthalein wird bei der photochemischen Zersetzung des Ferrocya-nids rot gefärbt.

10 cm3 der Strychnin-Stammlösung, welche 0,147048 g Strychnin ent¬

halten, sollten theoretisch 17,595 cm3 0,025 n-Kaliumferrocyanidlösung ver¬

brauchen. Also sind bis zum Auftreten der Farbreaktion mit Ferrichlorid-

papier als Indikator 18,1 bis 18,2 cm3 0,025 n-KtFe(CN)„-Lösung notwendig.Der anzuwendende Ueberschuß von 15 bis 20 % liegt also bei einem Ver¬brauch von 20,24 bis 21,12 cm3 0,025 n-K4Fe(CN)6-Lösung. Wir erhieltendie in Tabelle 1 zusammengestellten Werte.

Tabelle 1.

Ver¬

such

K4Fe(CN)0-Lösung

verbraucht

Gewicht des 1

30 Min.

ifttrockenen Niede

24 St.

rschlages nach

3 Wochen

Strychninberechnet in

g

1 21,1 cm3 0,2673 g 0,15725

2 21,0 cm3 0,2647 g 0,15496

3 21,45 cm3 0,2686 g 0,15802

4 20,75 cm3 0,2639 g 0,15525

5 20,45 cm3 0,2599 g

0,2599 g

0,1529

0,1529

6 20,60 cm3 0,2610 g

0,2598 g

0,15355

0,1528

7 18,0 cm3 0,2421 g

0,2420 g

0,1424

0,1423

8 19,60 cm3 0,2631 g

0,2631 g

0,1548

0,1548

9 19,65 cm3 0,2677 g

0,2640 g

0,2503 g

0,1575

0,1553

0,14725

Resultat der azidimetrisehen Restimnîunçr 0,14705

I.M.Kolthoff, Die Maßanalyse, I, p. 223, Berlin (1927).

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Bemerkungen zur Ausführung der Bestimmungen:

Bei den Versuchen 1 und 2 konnten wir bei genauer Einhaltung der

Vorschrift keinen Ueberschuß an K4Fe(CN)„-Lösung durch die Berliner¬

blaureaktion feststellen, obwohl wir einen Ueberschuß von mehr als 15%der Theorie verwendeten. Bei den Versuchen 3, 4, 5 und 6 bestimmten

wir den Ueberschuß an K4Fe(CN)6 wie folgt: Nach dem letzten Zusatz von

K4Fe(CN),j-Lösung wurde das Becherglas leicht umgeschwenkt und stehen

gelassen. Nach 2 Minuten wurde das eine Ende des Filtrierstreifens in

die titrierte Lösung getaucht. Auf die feuchte Stelle brachten wir einen

Tropfen Ferrichloridlösung. In Versuch 3 war bei einem Verbrauch von

18,75 cm3 Titrierflüssigkeit nach 2 Minuten eine Grünfärbung feststellbar;nach 3 Minuten war dies nicht mehr der Fall. Bei Versuch 6 trat bei

einem Verbrauch von 18,40 cm3 Titrierlösung nach 3 Minuten eine grüneFarbe auf; 15 % Ueberschuß liegen bei 20,60 cm3 Titrierlösung. Erst nach

Zusatz von insgesamt 19,00 cm3 erhielten wir wieder die grüne Farb¬

reaktion. Bei den Versuchen 7 und 9 wurde frisch bereitetes und sofort

getrocknetes Ferrichloridpapier mit der Alkaloidlösung betupft, welche

Kaliumferrocyanid im Ueberschuß enthalten sollte. Bei Versuch 7 trat nach

3 Minuten schon nach Verbrauch von 16,5 cm3 Titrierlösung eine schwache

Grünblaufärbung auf; also mußten noch 1,85 cm3 Titrierlösung hinzu¬

gefügt werden, um den theoretischen Ueberschuß von mindestens 15 %zu haben. An Hand des berechneten Strychninwertes sehen wir aber, daß

hier für die Titration weniger als der vorgeschriebene Ueberschuß von

15 % K4Fe(CN)8-Lösung gebraucht wurde; die Fällung mußte also noch¬

mals mit 19,60 cm3 Titrierlösung ausgeführt werden (Versuch 8). Bei Ver¬

such 9 trat nach 2 Minuten bei einem Verbrauch von 15,75 cm3 Titrier¬

lösung schon Grünfärbung auf. Diese Menge entspricht aber nicht der

theoretischen Anzahl cm3 0,025 n-Kaliumferrocyanidlösung. Hier erfolgtenach jedem Zusatz der Titrierlösung nach 2 Minuten eine schwache Grün¬

färbung, aber nie die Berlinerblaufarbe.

Zur Trennung des Strychnins von Brucin nach der Kaliumferrocyanid-methode möchten wir nach unsern Versuchsergebnissen folgendes be¬

merken:

1. Die Feststellung des Ueberschusses an Kaliumferrocyanidlösung ist

nach unserm Dafürhalten eine schwierige Angelegenheit. Die charak¬

teristische Berlinerblaufarbe trat bei unsern Versuchen nie auf; wir

stellten teilweise auf die auftretende Grünfärbung ab.

2. Die Resultate der Versuche 1, 2, 4, 5, 6, bei welchen der empfohleneUeberschuß von 15—20 % an K4Fe(CN)6-Lösung angewandt wurde,sind um 3,99 bis 6,94 % zu hoch.

3. Das Wägen eines lufttrockenen Niederschlages scheint uns für analy¬tische Zwecke nicht ganz einwandfrei zu sein.

4. Der Vergleich der verbrauchten Anzahl cm3 Ferrocyankaliumlösungmit dem erhaltenen Gewicht der Niederschläge läßt teilweise auf eine

Unregelmäßigkeit der Fällung schließen.

Nach Angaben von Relier ist die erste Analyse bei der Bestimmungdes Strychningehaltes im Alkaloidgemisch aus der Droge nach der Ferro-

98

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cyankaliummethode meist nur eine Probeanalyse, um die zur Ausführungder Fällung benötigte Menge Ferrocyankaliumlösung festzustellen.

Nach unsern Erfahrungen können wir die Ferrocyankaliummethodezur Bestimmung des Strychnins in einem Strychnin-Brucin-Gemisch für

Arzneibuchzwecke nicht empfehlen.

2. Bestimmung von Strychnin neben Brucin durch Oxydation des Brucins

mit Salpetersäure.

a) Gravimetrische Bestimmung.

Wir machten zuerst einige Versuche zur gravimetrischen Bestimmungdes Strychnins neben Brucin. Groen und van der Wielen10 ließen die Frageoffen, ob bei dieser Bestimmung des Strychnins neben dem Chloroform¬

fehler (vgl. Abschnitt B I) auch noch Oxydationsprodukte des Brucins auf¬

treten, die zur Wägung gelangen.

Um dies festzustellen, lösten wir etwa 0,1 g Brucinbase C^HaeNA • 4H20 in 15 cm3

3prozentiger Schwefelsäure auf dem Wasserbad. Nach dem Abkühlen auf 15° wurden

2 cm3 Salpetersäure (1,395) hinzugegeben und 20—30 Minuten stehen gelassen. Nach

dieser Zeit wurde die Lösung in einen Scheidetrichter von 100 cm3 Inhalt gegossen,der 25 cm3 verdünnte Natronlauge (etwa 2 n) enthielt und mit 20, 15, 10 cm3 Chloro¬

form ausgeschüttelt. Die vereinigten Chloroformlösungen wurden nach zweimaligemSchütteln mit je 15 cm3 Wasser durch Walte in einen tarierten Erlenmeyerkolben gegos¬sen. Nach dem Abdestillieren des Chloroforms wurde der Rückstand bei 105° während

zwei Stunden getrocknet und nach dem Erkalten im Exsikkator gewogen.

Abgewogene MengeBrucin

Einwirkungsdauerder HN03 (1,395)

Gewicht des

Rückstandes

0,1040 g

0,1038 g

30 Minuten

20 Minuten

0,0018 g

0,0017 g

Wir können damit die Angaben von Lachaise6 bestätigen, der bei einer

Einwaage von 0,1000 g Brucin einen Rückstand von 0,0012 g feststellte.

Wir konstatierten ebenfalls, daß dieser Rückstand keine Alkaloidreaktion

mit Mayers und Dragendorffs Reagens gibt. Ebenso können wir bestätigen,daß nach erfolgter Reinigung der erhaltenen Chloroformlösung (Ausschüt¬teln mit verdünnter Salzsäure, Alkalisieren mit verdünnter Natronlauge,Ausschütteln mit Chloroform) kein wägbarer Rückstand mehr erhalten

wird.

Aus unsern Versuchen ergibt sich, daß bei der gravimetrischenBestimmung von Strychnin neben Brucin, wie Groen und van der Wielen

vermutet haben, Oxydationsprodukte des Brucins mit zur Wägung gelan¬gen. Will man dies vermeiden, so ist es notwendig, eine Reinigung in oben

angegebener Weise vorzunehmen.

b) Titrimetrische Bestimmung.

Nach den bisherigen Untersuchungen verschiedener Autoren19-44 liefert

das titrimetrische Verfahren nach Brit. Ph. 1932 zur getrennten Bestim-

99

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mung des Strychnins im Gegensatz zu andern Vorschriften die besten

Werte. Wir haben daher dieses Verfahren überprüft und einige Mängeldesselben zu beheben versucht. In 10, bzw. 5 cms der Strychnin - Stamm¬

lösung ermittelten wir den Gehalt an Strychnin in Anlehnung an die Vor¬

schrift von Brit. Ph. 1932 wie folgt:

Die abpipettierte Alkaloidlösung wurde in einem Scheidetrichter mit 4 cm3 ver¬

dünnter Natronlauge (etwa 2 n) versetzt und die ausgefällte Strychninbase mit Chloro¬

form quantitativ ausgeschüttelt. Die vereinigten Chloroformausschüttelungen wurden

zweimal mit je 5 cm' Wasser gewaschen und durch Watte in einen Erlenmeyerkolben

gegossen. Das Waschwasser wurde zweimal mit je 5 cm' Chloroform geschüttelt und

ebenfalls durch Watte in den Erlenmeyerkolben gegossen. Das Chloroform wurde vor¬

sichtig abdestilliert, der Rückstand in 5 ein' Weingeist gelöst und der Weingeist zur

Trockene verdampft. Der erhaltene Rückstand wurde in 10 cm' 0,1 n - HCl (genaugemessen) gelöst, mit 15 cm' frisch ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser ver¬

setzt und die überschüssige Säure nach Zusatz von Methylrot als Indikator mit 0,1 n-

NaOH bestimmt.

Beim Abdestillieren des Chloroforms machten wir folgende Beob¬

achtung: Gegen Ende der Destillation verspritzte der Alkaloidrückstand

im Erlenmeyerkolben trotz sorgfältiger Arbeitsweise gern nach allen

Seiten, wodurch Verluste entstehen können. Beim nachfolgenden Ver¬

dampfen des Weingeistes trat die gleiche Erscheinung auf. Zur Vermei¬

dung von Verlusten versuchten wir folgende zwei Varianten der obigenMethode zur Bestimmung des Strychningehaltes in der Stammlösung:

1. Variante:

Die Chloroformlösung wurde bis auf einige cm' abdestilliert und in einen Scheide¬

trichter von 100 cm3 gegossen. Der Erlenmeyerkolben wurde mit 5 cm' Chloroform und

zweimal mit je 5 cm' Aether nachgespült. Die weitere Bestimmung erfolgte nach der

Vorschrift der Gesamtalkaloidbestimmung für Semen Strychni in Ph. Helv. V.

2. Variante:

Die Chloroformlösung wurde bis auf einige cm' abdestilliert, mit einer genau

abgemessenen Menge 0,1 n-HCl im Ueberschuß versetzt, 15 cm3 frisch ausgekochtes und

wieder erkaltetes Wasser hinzugefügt, bis zum Verschwinden des Chloroformgerucheserwärmt und nach dem Erkalten der Säureüberschuß mit 0,1 n-NaOH und Methylrotbestimmt.

Wurden im Blindversuch 50 cm3 Chloroform in Gegenwart von 15 cm3

frisch ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser abdestilliert, so ent¬

stand nach Zusatz von 2 Tropfen Methylrot eine ganz schwache Rosafarbe;bis zum Farbumschlag nach Gelb verbrauchten wir weniger als 0,01 cm3

0,1 n-NaOH.Nach der Methode der Brit. Ph. 1932 und den zwei Varianten ermit¬

telten wir in unserer Strychnin-Stammlösung folgenden Alkaloidgehalt:

MethodeVerbrauch von 0,1 n-HCl für

5, bzw. 10 cm' StammlösungEntsprichtStrychnin

Brit. Ph. 1932. 4,40 cm'

4,40 cm3

4,39 cm'

147,048 mg

147,048 mg

146,714 mg

100

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MethodeVerbranch von 0,1 n-HCl für

5. bzw. 10 cm3 StammlösungEntsprichtStrychnin

1. Variante.

. 2,19 cm' 73,190 mg

2,20 cm' 73,524 mg

4,40 cm' 147,048 mg

4,39 cm' 146,714 mg

2. Variante.

. 2,20 cm'

2,20 cm'

4,40 cm1

73,524 mg

73,524 mg

147,048 mg

4,40 cm' 147,048 mg

Unsere Strychnin-Stammlösung enthält also nach diesen Bestimmun¬

gen pro 10 cm3 nicht 150,038 mg, sondern 147,048 mg Strychnin, entspre¬chend 98 % der Theorie.

Nach allen drei Verfahren erhielten wir also praktisch dieselben

Werte. Für spätere Versuche geben wir wegen der einfachen und raschen

Ausführung der 2. Variante den Vorzug, bei welcher ein Verspritzen des

Alkaloidrückstandes vermieden wird.

Da uns die Angaben von Groen und van der Wielen bezüglich der

Einwirkung der Salpetersäure auf Strychnin und Brucin etwas widerspre¬chend schienen, haben wir mit reinen Alkaloiden die Methode von

Brit. Ph. 1932 einer näheren Prüfung unterzogen. Bei dieser Vorschrift

setzten wir die Nitrierungszeit auf 15 Minuten herab und verringerten die

Salpetersäuremenge auf 1,5 cm3, da wir beabsichtigten, die Bestimmungdes Strychnins mit der nach der Methode von Ph. Helv. V erhaltenen

titrierten Alkaloidlösung auszuführen. Wir verwendeten zu unsern Ver¬

suchen Acidum nitricum conc. Ph. Helv. V mit dem spezifischen Gewicht

1,395. Die nitrierte Lösung wurde jeweils in einen Scheidetrichter gegos¬

sen, der 25 cm3 verdünnte Natronlauge (etwa 2 n) enthielt; die Chloroform¬

ausschüttelungen wurden nach den Angaben bei der Ermittlung des Strych-ningehaltes in der Stammlösung behandelt und der Alkaloidgehalt nach

der vorstehend beschriebenen 2. Variante ermittelt. 5 cm3 Strychnin-Stammlösung versetzten wir mit 5 cm3 verdünnter Schwefelsäure (etwa 2 n)und 5 cm3 Wasser, bzw. 5 cm3 Brucin-Stammlösung, um für die Nitrierungeine Alkaloidlösung in etwa 3prozentiger Säure zu haben. Da bei der Aus¬

führung unserer Versuche die Raumtemperatur knapp 15° betrug, kon¬

trollierten wir stets mit dem Thermometer die Temperatur der Alkaloid-

lösungen vor und während der Nitrierung. Wir stellten bei unsern Ver¬

suchen folgende TemperaturSchwankungen fest:

Nach Zusatz von 1,5 cm3 HN03 (1,395) stieg die Temperatur der sau¬

ren Alkaloidlösung um 2—3°, aber nie über 3°; während der Nitrierungs¬zeit von 15 Minuten erniedrigte sich die Temperatur der Lösung um 1—2°,aber nie mehr als 2°. Zur Ausführung der Bestimmung in der aus der

Droge erhaltenen titrierten Alkaloidlösung folgt nach unsern Feststellun¬

gen, daß die auf dem Wasserbad eingeengte Lösung vor dem Zusatz der

Salpetersäure auf 17° abgekühlt werden muß, und daß die Raumtemperaturnicht mehr als 20° betragen darf, wenn die Oxydation des Brucins nach

Brit. Ph. 1932 bei einer Temperatur von 15—20° ausgeführt werden soll.

101

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Um festzustellen, ob nach 15 Minuten alles Brucin zerstört ist, ver¬

setzten wir 5 cm3 unserer Brucin-Stammlösung mit 1,5 cm3 HN03 (1,395).In der ersten Chloroformausschüttelung erhielten wir nach 15 Minuten

Nitrierungszeit mit Mayers Reagens nie positive Alkaloidreaktion. Wurde

die Nitrierungszeit auf 10 Minuten herabgesetzt, so konnten wir bei vier

Versuchen nur in einem Falle noch Alkaloid nachweisen. Wir dürfen also

annehmen, daß im Alkaloidgemisch aus 2 g Droge nach 15 Minuten sicher

alles Brucin zerstört ist; denn in der titrierten Lösung sind nur etwa 25 mgBrucin enthalten, wenn bei einem Gesamtalkaloidgehalt von 2,5 % ein

Gehalt von 45 % Strychnin angenommen wird.

In 5 cm3 Strychnin-Stammlösung, die 2,19—2,20 cm3 0,1 n-HCl ver¬

brauchte, ermittelten wir mit und ohne Zusatz von 5 cm3 Brucin-Stamm¬

lösung nach der Einwirkung von 1,5 cm3 konzentrierter Salpetersäure(1,395) während 15 Minuten den Alkaloidgehalt. Wir stellten folgendenVerbrauch an 0,1 n-HCl fest:

Einwirkung von 1,5 cm3 konzentrierter Salpetersäure (1,395) bei 17°

während 15 Minuten auf:

5 cm3 Strychnin-Stammlösung 5 cm3 Strychnin-Stammlösung(ohne Zusatz von Brucin-Stammlösung) + 5 cm3 Brucin-Stammlösung+ 5 cm3 Wasser + 5 cm3 verd. H2S04 (etwa 2 n)+ 5 cm3 verd. H2S0, (etwa 2 n)

Verbrauch an 0,1 n-HCl

2,20 cm3 2,20 cm3

2.19 cm3 2,19 cm3

2.20 cm3 2,20 cm3

2,19 cm3 2,20 cm3

Diese Ergebnisse zeigen, daß die Salpetersäure bei einer Einwirkungs¬dauer von 15 Minuten auf eine Lösung, die reines Strychnin oder ein

Gemisch von Strychnin + Brucin in den angegebenen Konzentrationen

enthält, praktisch kein Strychnin, wohl aber alles Brucin zerstört. Unter

diesen Bedingungen ist also die Verwendung eine Korrekturfaktors von

1,02, wie ihn die Brit. Ph. 1932 benützt, überflüssig.Eine abgewogene Menge der von uns verwendeten Strychninbase

lösten wir in überschüssiger 0,1 n-HCl, setzten 15 cm3 Wasser hinzu und

bestimmten den Säureüberschuß. Die titrierte Lösung engten wir auf 10 g

ein, fügten 5 cm3 verdünnte Schwefelsäure (etwa 2 n) hinzu und ließenbei 16° 1,5 cm3 konzentrierte Salpetersäure (1,395) während 15 Minuten

einwirken.

AbgewogeneMenge

Strychnin

Durch Titration

verbrauchte

0,1 n-HCl

Strychningefunden

In •/• der

EinwaageNach der Nitration

verbrauchte 0,1 n-HCl

0,0604 g

0,0566 g

1,77 cm3

1,66 cm3

0,059153 g

0,055477 g

97,94

98,02

1,77 cm3

1,66 cm3

102

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In vorstehenden Versuchen ist also durch die Salpetersäuremethodegenau die gleiche Menge Strychnin gefunden worden wie durch die titri-

metrische Bestimmung ohne Behandlung mit Salpetersäure. Daraus kann

gefolgert werden, daß die kleinen Mengen Königswasser, die bei obiger

Behandlung entstanden sind, keinen schädlichen Einfluß auf das Strych¬nin ausüben. Es darf daher angenommen werden, daß auch keine Ver¬

luste entstehen, wenn die Strychninbestimmung mit der mit 0,1 n-NaOHaustitrierten Lösung der Gesamtalkaloide der Strychnossamen vorgenom¬

men wird.

Durch obige Bestimmungen werden ferner die früheren Befunde

bestätigt, daß unsere Strychnin-Stammlösung einen Strychningehalt von

98 % der Theorie enthält, bzw. daß das zu unsern Versuchen verwendete

Strychnin einen Reinheitsgrad von 97,98 % aufweist.

Wir führten noch Nitrierungsversuche unter Benützung von je 10 cm3

Strychnin- und Brucin-Stammlösung aus. Die Lösung versetzten wir mit

5 cm3 verdünnter Schwefelsäure (etwa 2 n), engten dieselbe auf 15 g ein,kühlten auf 16° ab und ließen während 15 Minuten 1,5 cm3 konzentrierte

Salpetersäure (1,395) einwirken. Nach 10 Minuten begann sich in der

Lösung ein Niederschlag zu bilden. Für die mit Chloroform ausgeschüttelteStrychninbase verbrauchten wir 4,30 cm3, 4,38 cm3. 4,35 cm3 0,1 n-HCl statt

4,39—4,40 cm3 0,1 n-HCl.

Man sieht also, daß bei Verwendung größerer Mengen Strychnin und

Brucin, als wir sie in früheren Versuchen benützten, eine Niederschlags¬bildung erfolgen kann; augenscheinlich wird unter diesen Bedingungeneine kleine Menge Strychnin zersetzt und entzieht sich der Bestimmung.In obigen Versuchen sind nur 97,73, bzw. 99,65, bzw. 98,86 % der vor¬

handenen Strychninmenge gefunden worden.

Bei diesen Versuchen liegen die Verhältnisse bezüglich der in der

schwefelsauren Lösung vorhandenen Alkaloidmenge ähnlich wie in der

Vorschrift von Brit. Ph. 1932. Unter diesen Versuchsbedingungen stellten

wir schon bei 15minutiger Einwirkung von 1,5 cm3 konzentrierter Salpeter¬säure (1,395) auf Strychnin und Brucin Strychninverluste bis zu 2,27 %fest. Nach unsern Ergebnissen ist also der Korrekturfaktor 1,02 von Brit.

Ph. 1932 berechtigt. Auch Groen und van der Wielen konstatierten beim

Arbeiten nach der Vorschrift der Brit. Ph. 1932 Strychninverluste bis zu

2,3 %.

3. Versuche zur Bestimmung von Strychnin neben Brucin durch Oxydationdes Brucins mit Wasserstoffsuperoxyd.

Nach Angaben von Lebeau und Courtois"" führt die Einwirkung von

Wasserstoffsuperoxyd auf Strychninbase zur Bildung eines Aminoxyds des

Strychnins, welches unter dem Namen Genstrychnin bekannt ist*. Bei Ein¬

wirkung von 1,5 cm3 konzentriertem Wasserstoffsuperoxyd (30 %) auf

3 cm3 unserer Brucin-Stammlösung + 12 cm3 3prozentiger Schwefelsäure

46 P. Lebeau u. Cr. Courtois, Traité de Pharmacie Chimique, Bd. II, 2, p. 1403,Paris (1938).

* Vgl. M. M. Polonovski, J. Pharm. Chim. 11, 385, 429 (1930) u. Gonzaldo Gurmendi,Bol. soc. quim. Peru 4, 270 (1938) ref. Pharm. Weekbl. 76, 1302 (1939).

103

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konnten wir erst nach dem Erwärmen auf dem Wasserbad während

45 Minuten kein Alkaloid mehr nachweisen. Wurde mit 5 cm3 unserer

Strychnin-Stammlösung in gleicher Weise verfahren, so stellten wir einen

Verbrauch von 1,07—1,34 cm3 0,1 n-HCl fest statt 2,20 cm3 0,1 n-HCl. Was¬

serstoffsuperoxyd kann nach diesen Feststellungen als Oxydationsmittelfür Brucin in schwefelsaurer Lösung nicht in Frage kommen, weil Strych¬nin ebenfalls angegriffen wird.

II. Bestimmung des Gehaltes an Gesamtalkaloid und an

Strychnin in Semen Strychni und Faba Ignatii.

Wir verwendeten zu unsern Versuchen ein Brechnußpulver mit

11,96 % und ein Ignatiusbohnenpulver mit 11,23 % Feuchtigkeit. Letztere

Droge haben wir in unsere Versuche miteinbezogen, da sie bereits in

F. Espan. VIII, F. Port. 1935 und Codex Gall. 6 offizineil ist.

Zur Bestimmung der Gesamtalkaloide benützten wir die von Eder

und Wäckerlin23 bearbeitete Vorschrift von Ph. Helv. V. Die genanntenAutoren sind der Meinung, daß das, was bei dieser Methode zur Bestim¬

mung gelangt, sicher Alkaloide sind. Sie erhielten nach einer nochmaligenReinigung der austitrierten Lösungen über die Sulfate keine wesentlich

niedrigeren Resultate. Es ist also kein Seifenfehler vorhanden. Sie lassen

aber die Frage noch offen, ob durch die einmalige Extraktion nach der

Methode von Ph. Helv. V die Gesamtheit der Alkaloide aus der Drogeextrahiert wird.

Um diese Frage abzuklären, führten wir Bestimmungen aus einerseits

nach der Methode von Ph. Helv. V und anderseits nach einer Variante

dieser Methode, wobei die Droge im Soxhlet erschöpfend extrahiert wurde.

Zu letzterem Zweck wurde das Brechnußpulver in einer Porzellanschale

mit Aether-Chloroform (2 + 1) befeuchtet, mit der Natriumkarbonatlösung(etwa 2 n) versetzt, gut durchgerührt und quantitativ in die Extraktions¬

hülse gebracht. Dann wurde während fünf Stunden extrahiert und der

Gesamtalkaloidgehalt nach Ph. Helv. V, der Gehalt an Strychnin nach der

von uns in Anlehnung an die Vorschrift von Brit. Ph. 1932 vorgeschlagenenMethode bestimmt. Den Gesamtalkaloidgehalt der Ignatiusbohne ermit¬

telten wir nach der für Semen Strychni in Ph. Helv. V angegebenenMethode.

Zur Bestimmung des Strychnins in der titrierten Lösung der Gesamt¬

alkaloide aus Semen Strychni und Faba Ignatii arbeiteten wir nach fol¬

gender Vorschrift, welche eine Modifikation der Methode von Brit. Ph. 1932

darstellt, unter Berücksichtigung der Ergebnisse unserer Vorversuche:

Die titrierte Lösung, welche die Gesamtalkaloide enthält, wird quantitativ in

eine tarierte Porzellanschale gegossen, mit 5 cm3 verdünnter Schwefelsäure (2 n) ver¬

setzt und auf dem Wasserbad auf 15 g eingeengt. Die erhaltene Lösung wird auf

16—17° abgekühlt und mit 1,5 cm3 konzentrierter Salpetersäure (spez. Gew. 1,395) ver¬

setzt. Nach 15 Minuten (bei Faba Ignatii nach 10 Minuten) wird die erhaltene rot¬

braune Lösung unter Nachspülen mit wenig Wasser in einen Scheidetrichter von 100 cm3Inhalt gegossen, der 25 cm3 verdünnte Natronlauge (etwa 2n) enthält. Das Strychninwird so oft mit je 10 cm3 Chloroform ausgeschüttelt (meist viermal), bis der Verdamp-

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fungsrückstand von 1 cm3 der Chloroformausschüttelung mit Mayers Reagens keine

positive Alkaloidreaktion mehr gibt. Die vereinigten Chloroform-Ausschüttelungen wer¬

den zweimal mit je 5 cm3 Wasser gewaschen und durch Watte in einen Erlenmeyer¬kolben von 150 cm3 Inhalt gegossen. Das Waschwasser wird zweimal mit je 5 cm3

Chloroform geschüttelt und letzteres ebenfalls durch Watte in den Erlenmeyerkolbengegossen. Das Chloroform wird bis auf einige cm3 abdestilliert und mit 5 cm3 0,1 n-HCl

(genau gemessen) und 15 cm3 frisch ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser

(methylrotneutral) versetzt. Das Chloroform wird vollständig verdampft und der Kol¬

beninhalt erkalten gelassen. Nach Zusatz von 2 Tropfen Methylrot titriert man den

Säureüßerschuß mit 0,1 n-NaOH bis zur Gelbfärbung.Die Differenz der verbrauchten Anzahl cm3 0,1 n-HCl gegenüber der Gesamtalka-

loidbestimmung kann auf Brucin berechnet werden*.

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,03342 g Strychnin1 cm3 0,1 n-HCl = 0,03942 g Brucin.

Wird die titrierte Lösung nach Ansäuern mit verdünnter Schwefelsäure (etwa 2 n)nochmals mit konzentrierter Salpetersäure versetzt, so darf keine Orangefarbe mehr

auftreten (Brucin).

Wir ermittelten bei unseren Drogen die in Tabelle 2 zusammengestell¬ten Gehalte an Gesamtalkaloiden und an Strychnin.

Besprechung der Resultate,

a) Semen Strychni.

Die Extraktion nach der Bestimmungsmethode von Ph. Helv. V scheint

praktisch quantitativ zu arbeiten, denn mit Soxhletextraktion erhielten wir

weder für den Gesamtalkaloidgehalt noch für den Gehalt an Strychninwesentlich höhere Werte.

Märki16 erhielt mit Chloroform als Extraktionsmittel und Ammoniak

als Alkalisierungsmittel aus nichtentfetteter Droge höhere Werte als mit

Aether-Chloroform. Wir konnten bei Soxhlet-Extraktion mit Chloroform

und Benützung einer nachfolgenden Reinigung der Alkaloide über die

Sulfate keine höheren Werte feststellen.

Wird die Bestimmungsvorschrift von Ph. Helv. V in der Weise abgeän¬dert, daß chloroformhaltiger Aether** an Stelle von Narkose-Aether ver¬

wendet, also die Chloroformmenge auf Kosten des Aethers vermehrt wird,so erhält man einen zu hohen Gesamtalkaloidgehalt, wahrscheinlich infolgeSeifenfehler. Ein zu hoher Gesamtalkaloidgehalt wird auch vorgetäuscht,wenn die Aether-Chloroformlösungen nach der Filtration durch Watte

trübe sind, zum Beispiel wenn zur Klärung mit weniger als 7 g Wasser

geschüttelt wird. Die Strychninbestimmung erfährt in beiden Fällen keine

Störung.Mit den Alkaloiden aus 2 g Drogenpulver, welche nach Ph. Helv. V

zur Bestimmung gelangen, sind die Bestimmung der Gesamtalkaloide unddie Bestimmung des Strychnins gut ausführbar.

Bei allen titrierten Strychninlösungen fiel die Brucinprobe mit kon¬zentrierter Salpetersäure negativ aus.

* In Wirklichkeit finden sich, wie in unserer Uebersicht über die Strychnosalka-loide (vgl. Abschnitt A) erwähnt, außer den Hauptalkaloiden Strychnin und Brucin in

der Droge noch verschiedene Nebenalkaloide.** Gewonnen durch fraktionierte Destillation des Aether-Chloroformgemisches von

vorangehenden Bestimmungen.

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Tabelle 2.

1. Semen Strychni. Bestimmung nach Ph. Helv. V:

Zur Bestimmunggelangte

Drogenmeuge

Gesamt-Alkaloide Strychnin Brucin

Verbrauch an

0,1 n-HClVi

Verbrauch an

0,1 n-HCl'/•

berechnet

V.

2 g

5 g

2 g

2 g

1.34 cm»

3,31 cm»

1.35 cm»

1.36 cm»

2,439

2,410

2,457

2,475

0,66 cm»

1,61 cm»

0,65 cm»

0,65 cm»

1,103

1,076

1,086

1,086

1,340 ,

1,182

1,379 1*

1,399

im Mittel: 2,445 1,096 1,372

2 g

2 g

2 g

1,49 cm»

1,86 cm3

1,90 cm3

2,712

3,354

3,458

0,67 cm3

0,67 cm3

0,65 cm»

1,119

1,119

1,086

— 2*

— 3*

4*

Verhältnis von Strychnin zu Brucin =

(berechnet aus obigen Mittelwerten).

= 44,41 : 55,59

Bestimmung nach Ph. Helv. V, aber mit erschöpfender Soxhlet-Extraktion :

3g5 g

5g

3g

2,10 cm»

3,39 cm»

3,35 cm»

2,05 cm»

2,548

2,468

2,439

2,487

1,04 cm»

1,74 cm3

1,68 cm»

1,02 cm»

1,158

1,163

1,123

1,136

1,392 5*

1,301

1,317

1,353 6*

im Mittel: 2,485 1,145 1,341

2. Faba Ignatii. Bestimmung nach PIi. Helv. V:

2 g

2 g

2 g

1,73 cm»

1,72 cm»

1,71 cm»

3,149

3,130

3,112

1,34 cm»

1,34 cm»

1,34 cm3

2,239

2,239

2,239

0,768

0,749

0,729 7*

im Mittel: 3,130 2,239 0,749

Verhältnis von Strychnin zu Brucin == 74,93 : 25,07

2g

2 g

1,77 cm»

1,82 cm»

3,221

3,312

1,35 cm3

1,34 cm3

2,256

2,239

0,828 8*

0,946 8*

Bemerkungen:1* Einwirkung der Salpetersäure während 10 Minuten.

2* Chloroformhaltiger Aether verwendet,Einwirkung der Salpetersäure während 15 Minuten.

3* Chloroformhaltiger Aether verwendet,Einwirkung der Salpetersäure während 10 Minuten.

4* 5 g Wasser statt 7 g zur Klärung verwendet; Filtrat trübe.

5* Aether-Chloroformlösung getrübt.6* Chloroform als Extraktionsmittel. Ammoniak als Alkalisierungsmittel (wie

Märki) ; die Alkaloidbasen über die Sulfate gereinigt, weitere Bestimmung der

Gesamtalkaloide nach Ph. Helv. V.7* Einwirkung der Salpetersäure während 5 Minuten.

8* Während 1 Stunde statt während 30 Minuten geschüttelt.

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b) Faba Ignatii.

Die Bestimmung der Gesamtalkaloide in Faba Ignatii ist nach der

für Semen Strychni in Ph. Helv. V angegebenen Vorschrift gut ausführbar.

Wird die Dauer der Drogenextraktion auf 1 Stunde erhöht, so werden

etwas mehr Gesamtalkaloide erhalten; die Strychninbestimmung erfährt

aber keine Aenderung.Bei der Bestimmung des Strychnins kann hier die Einwirkung der

Salpetersäure zufolge des geringen Brucingehaltes sogar von 10 auf 5

Minuten herabgesetzt werden. Die mit Salpetersäure versetzte Lösungwies nur eine gelborange Farbe auf, während bei Semen Strychni eine

braunrote Farbe auftrat.

Die Brucinprobe fiel auch hier bei den titrierten Strychninlösungenstets negativ aus.

D. Zusammenfassung.

I. Es wird eine Uebersicht über die Strychnosalkaloide und die wich¬

tigsten Bestimmungsmethoden der Gesamtalkaloide von Semen

Strychni sowie über die Bestimmung des Strychnins neben Brucin

gegeben.

IL In eigenen Untersuchungen über die Bestimmung des Strychnins neben

Brucin und über die Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltes der

Droge haben wir folgendes festgestellt:

1. Zur Bestimmung des Strychnins neben Brucin können wir die Fäl¬

lung des Strychnins als Ferrocyanverbindung für Arzneibuchzwecke

nicht empfehlen, da wir den Endpunkt der Titration nicht einwand¬

frei feststellen konnten.

2. Zur Bestimmung des Strychnins neben Brucin durch die Oxydations¬methode können wir als Oxydationsmittel zur Zerstörung des Bru-

cins die Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure (1,395) in

zweckmäßiger Menge und Dauer bei 17° und die Anwendung nicht¬

gesättigter Lösungen von Strychnin und Brucin empfehlen; unter

diesen Bedingungen wird Strychnin durch die Salpetersäure prak¬tisch nicht angegriffen. Verwendet man konzentriertes Wasser¬

stoffsuperoxyd an Stelle von Salpetersäure, so entstehen Verluste

an Strychnin.Die titrimetrische Bestimmung nach der Oxydationsmethode erweist

sich als vorteilhaft. Zur Vermeidung von Alkaloidverlusten wird

die chloroformhaltige Strychninlösung am besten in Gegenwart von

genau abgemessener überschüssiger Säure abdestilliert.

Die gravimetrische Bestimmung nach der Oxydationsmethode kön¬

nen wir nicht empfehlen, weil Oxydationsprodukte des Brucins mit

zur Wägung gelangen, oder, wenn man dies vermeiden will, eine

besondere Reinigung notwendig ist.

3. Zur Bestimmung des Strychnins in der Droge wird eine Methode

vorgeschlagen, welche in Anlehnung an die Vorschrift von Brit.

107

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Ph. 1932 ausgebildet wurde, und welche sich mit dem aus 2 g Drogenach Ph. Helv. V erhaltenen Gesamtalkaloidgemisch durchführen

läßt (Text siehe Abschnitt C II). Ein Verlustfaktor, wie ihn Brit.

Ph. 1932 verwendet, ist bei unserer Arbeitsweise nicht notwendig.4. Nach der Vorschrift von Ph. Helv. V für die Bestimmung der

Gesamtalkaloide von Semen Strychni wird praktisch die Gesamt¬

heit der Alkaloide extrahiert.

5. Der Gesamtalkaloidgehalt von Faba Ignatii kann ohne weiteres

nach der in Ph. Helv. V angegebenen Bestimmungsmethode für

Semen Strychni ermittelt werden.

III. Wir möchten vorschlagen, neben der Bestimmung der Gesamtalkaloide

in Semen Strychni wie auch in den Strychnospräparaten die Bestim¬

mung des Strychnins in Ph. Helv. V aufzunehmen. Welcher Minimal¬

gehalt an Strychnin gefordert werden kann, sollte noch durch Analyseeiner größeren Zahl von Drogenmustern festgestellt werden. Codex

Gall. 6 fordert bei einem Gesamtalkaloidgehalt von 2—3 % einen

Gehalt an Strychnin von mindestens 45 %, entsprechend 0,90—1,35 %

Strychnin in der Droge. Brit. Ph. 1932 verlangt einen Strychningehaltvon mindestens 1,2 % und U. S. P. XI einen solchen von mindestens

1,15 %. Bei der von uns untersuchten Brechnußdroge ermittelten wir

einen Gesamtalkaloidgehalt von 2,44 % nach der Methode von

Ph. Helv. V, bzw. 2,48 % bei Soxhlet-Extraktion und einen Strych¬ningehalt von 1,096 % (Ph. Helv. V - Extraktion), bzw. 1,145 %

(Soxhlet - Extraktion).

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Ueber die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide

und des Akonitins in Tuber Aconiti.

A. Heutige Kenntnisse der Alkaloide von Aconitum Napellus.

Die Knollen und Nebenwurzeln des blauen Eisenhules enthalten als wirksamen

Inhaltsstoff zur Hauptsache das Alkaloid Akonitin. Dieses wurde 1820 von ApothekerPeschier" in den Blättern von Aconitum Napellus entdeckt. Geiger und Hesse1 isolierten

dasselbe 1833 ebenfalls aus den Blättern. Morson2 erhielt es aus den Wurzeln, und zwar

zum ersten Male in kristallisiertem Zustand. Nach GastelP stellte der Apotheker Hübsch¬

mann in Stäfa in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sämtliches Akonitin

dar, welches damals in Deutschland gebraucht wurde*. Merck* erwähnt, daß es nicht

mehr festzustellen sei, ob Peschier sowie Pallas und Brandes, die ebenfalls als erste

Hersteller von Akonitin genannt werden, Präparate in Händen hatten, die den Namen

Akonitin verdienen. Nach Merck soll erst Groves5 1862 das Alkaloid in kristallisiertem

Zustand erhalten haben. Merck bringt ein kristallisiertes und ein amorphes Akonitin

in den Handel, die aus Aconitum Napellus hergestellt werden.

Aus japanischen Akonitumarten wurden von Majima und Mitarbeitern6 aus dem aus

Aether umkristallisierbaren Teil des rohen Alkaloides verschiedene Japakonitine gewon¬

nen, welche sie anfangs als Japakonitin-A, -Ai, -A2, -B, -Bi, -C, -Ct bezeichneten. Nach

der Löslichkeit der bromwasserstoffsauren Salze unterschieden sie:

Japakonitin-A: HBr-Salz kristallisiert leicht aus Wasser.

Japakonitin-B: HBr-Salz kristallisiert erst aus Alkohol-Aether.

Japakonitin-C: ist noch in der Mutterlauge enthalten.

Als hydrolytische Spaltprodukte von Japakonitin-A und -B fanden sie Essigsäure,Japbenzakonin-A und Japbenzakonin-B, denen die Formel C32Hl:iOioN zukommt. Zugleichuntersuchten sie auch das Akonitin pur. crist. «Merck> (ex Aconito Napello). Nach der

Löslichkeit der HBr-Salze stellten sie ein Gemisch zweier isomerer Akonitine fest. Sie

nannten die Base, die ein aus Wasser leicht umkristallisierbares HBr-Salz lieferte nach

dem Prinzip der Benennung isomerer Japakonitine Akonitin-A. Die andere Base, die

in den Eigenschaften dem Japakonitin-C entsprach, bezeichneten sie als Akonitin-C.

Majima und Morio7 geben an, daß im Alkaloidgemisch nicht Stereoisomere vorliegen,sondern schwer trennbare Mischkristalle. Sie stellten fest, daß Japakonitin-A und -A2identisch sind mit Akonitin-A (= alter Name Akonitin), das aus kristallisiertem Ako¬

nitin ex Aconit. Nap. isoliert wurde, daß Japakonitin-Ai und -B identisch sind mit Mes-

*

Vgl. F. Th. Hübschmann, Schweiz. Wschr. Pharm. 3, 269 (1865).0 Peschier, Trommsdorffs N. Journ. d. Pharm. 5, 1. Stück, 93 (1821).1 L. Geiger u. 0. Hesse, Ann.Chem.7. 276 (1833).2 J. Morson, Arch. Pharm. 18, 87 (1839).3 G. Gastell, Schweiz. Wschr. Pharm. 7, 262 (1869).4 Mercks Jahresb. 29, 3 (1915).5 B. Groves, Pharm. J. 8, 121 (1866).6 B. Majima, H. Suginomé u. S. Morio, Ber. dtsch. ehem. Ges. 57, 1458, 1466 (1924).7 R. Majima u. S. Morio, Ann. Chem. 476, 209 (1929).

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akonitin, und daß Japakonitin-Bi, -C und -Ci identisch sind mit Hypakonitin, die aus

verschiedenen japanischen und ostasiatischen Akonitumarten isoliert worden waren.

Sie ermittelten folgende Bruttoformeln:

Zersetzungspunkt7Akonitin (= Akonitin-A)8 C3iH470„N ...

202 —203°

Mesakonitin9 C33H4äOuN 208 —209»

Hypakonitin10 C33H4£,010N 197,5-198,5»

Als Hydrolyseprodukte geben sie Benzakonin, Benz-Mesakonin und Benz-Hypakonin an.

Ferner stellten sie fest, daß die aus Aconitin. crist. «Merck> (aus Aconitum Napellus)neben Akonitin-A isolierte und als Akonitin-C bezeichnete Base ein Gemisch von

Mesakonitin und Hypakonitin darstellt8. Die Verteilung der Reinbasen in Aconitin.

crist. cMerck» soll folgende sein:

Akonitin-A 80 %, Mesakonitin und Hypakonitin je 10 %.

Nach diesen neuen japanischen Untersuchungen würden also in Aconitum Napel¬lus wie in orientalischen Aconitum-Arten neben Akonitin hauptsächlich Mesakonitinund Hypakonitin vorkommen.

Akonitin liefert bei der Hydrolyse als basische Produkte: Benzoylakonin und

Akonin, als Säuren: Essig- und Benzoesäure.

Akonitin + H20 _> Benzoylakonin + EssigsäureC„H„OuN C32H45010N

Benzoylakonin + H20 _>. Akonin -f- Benzoesäure

C32H45O10N C25H„09N

Ueber eine neue ätherlösliche Nebenbase in Aconitum Stoerckianum Reichenbachberichteten Schuhe und Berger11; sie erhielten sie als amorphes, hellgelbes Pulver und

bezeichneten sie als Neopellin C32H450oN • 3H20. Diese Base wurde von ihnen drei Jahrefrüher aus Aconitin, pur. amorph, ex Aconito Napello isoliert. Dem Neopellin soll dieFormel Ci8H2503(OCH3)3(NCH3)(C2HsO)(C7H50) zukommen; es ähnelt, was Giftigkeit an¬

betrifft, dem Akonitin, während das entacylierte Alkamin, das Neolin C23H39OeN ähn¬lich dem Akonin fast ungiftig ist. Neopellin ist leicht löslich in Chloroform, Aether undAlkohol. In den ätherlöslichen Nebenbasen des amorphen Akonitins konnten Schulzeund Berger kein Benzoylakonin nachweisen. Außerdem fanden sie in einem zur Haupt¬sache von Akonitin befreiten Extrakt (amorphes Akonitin) noch nicht näher bekanntechloroformlösliche Nebenbasen. In Aconitum Stoerckianum Reichenbach, welches nachden Untersuchungen dieser Autoren dasselbe Hauptalkaloid wie Aconitum Napellusenthält, konnten sie weder Akonin noch Pikroakonitin feststellen. Sie nehmen daher an,daß diese Alkaloide erst bei der Aufarbeitung durch Zersetzung gebildet werden.

Freudenberg und Rogers12 fanden bei der Fraktionierung der ätherlöslichen Alka¬loide aus den Restbasen von Aconitum Napellus (käufliches amorphes Akonitin) alsneue Alkaloide Napellin C22H3303N und Neolin C24H4iOeN, 1-Ephedrin und 1-Spartein.Für Akonitin wird von Freudenberg13 die Formel: C19H19(NC2H5)(OH)3(OCH3)4(OCOCH3)(OCOC6Hs) angegeben. Die von Schulze angegebene Formel für Neolin C23H3906N istnach Freudenberg und Rogers abzuändern in C24H4106N.

Majima und Tamura1* schlagen für Mesakonitin die Formel vor:

I i

C14H12(OCH3)3(OH)2(OCOCH3)(OCOC6H5)(-CH2-CHOH-CH2-C[OCH3]-CH..-N-CH3).

8 R. Majima u. S. Morio, Ann. Chem. 476, 194 (1929).9 S. Morio, Ann. Chem. 476, 181 (1929).

10 R. Majima u. S. Morio, Ann. Chem. 476, 171 (1929).11 H. Schulze u. G. Berger, Arch. Pharm. 262, 553 (1924) — 265, 524 (1927).12 W. Freudenberg u. E. F. Rogers, J. Amer. chem. soc. 59, 2572 (1937). — J. Amer

chem. soc. 58, 533 (1936).13 W. Freudenberg, Ber. dtsch. chem. Ges. 69, 1962 (1936).14 R. Majima u. K. Tamura, Ann. Chem. 545, 7 (1940).

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Nach Angaben von Lebeau und Courtois soll in Aconitum Napellus in geringerMenge auch Pseudakonitin vorkommen, welches das Hauptalkaloid in Aconitum ferox

darstellt. Es ist bedeutend giftiger als Akonitin. Bei der Hydrolyse liefert es Pseuda-

konin, Essig- und Veratrumsäure. Lecoq1" konnte in einem Akonitpulver nur Akonitin,aber kein Pseudakonitin nachweisen (Vitalische Reaktion, Hydrolyse, Absorptions¬spektrum).

Nach der vorstehend referierten neueren Literatur kann die Frage der in Aconi¬

tum Napellus vorkommenden Alkaloide noch durchaus nicht als abgeklärt gelten.

B. Uebersicht über die wichtigsten Wertbestimmungsmethoden

für Tuber Aconiti.

Die neueren Methoden zur Bestimmung des Wirkstoffgehaltes von

Tuber Aconiti können folgendermaßen klassifiziert werden:

I. Chemische Methoden zur Bestimmung der ätherlöslichen Gesamtalkaloide.

1. Titrimetrische Methoden:

a) alkalimetrisch, bzw. azidimetrisch;b) jodometrisch.

2. Gravimetrische Methode.

II. Biologische Wertbestimmung unter Benützung der im alkoholischen Auszug ent¬

haltenen Gesamtalkaloide.

III. Physikalische und chemische Spezialmethoden zur Bestimmung des Akonitins.

1. Spektrographische Methode.

2. Chemische Methoden.

Als Arzneibuchmethoden werden zurzeit I la, 12 und II verwendet.

Sämtliche Arzneibücher welche den Gehalt der Droge an Wirkstoffen

nicht auf biologischem Wege bestimmen, extrahieren dieselben mit Aether

in Gegenwart von Ammoniak. Als Vorzug des Aethers hebt Brunner"

besonders hervor, daß hier die Alkaloide am wenigsten der Zersetzungunterliegen. Dies mag richtig sein, wenn man Narkose-Aether verwendet.

Von den Napellus-Alkaloiden ist das Hydrolysenprodukt des Akonitins,das Akonin, dessen Existenz in Aconitum Napellus aber bis jetzt nicht

erwiesen ist, in Aether unlöslich. Bronkhorst18 extrahierte mit Chloroform

oder mit Chloroform-Aether-Gemischen aus der Droge praktisch gleichviele Alkaloide wie mit Aether allein.

15 P. Lebeau u. G. Courtois, Traité de Pharmacie Chimique, Bd. II, 2, p. 1657, Paris

(1938).16 H. Lecoq, J. Pharm. Chim. 28, 321 (1938).17 G. E. Brunner, Ueber den Alkaloidgehalt von Aconitum Napellus L. und Aconi¬

tum paniculatum Lam. unter spezieller Berücksichtigung der offizinellen Droge (TuberAconiti), Diss. ETH. Zürich (1921).

ls A. W. van Bronkhorst, Chemisch en physiologisch onderzoek in verband met de

alkaloiden van Aconitum Napellus L., Diss. Leiden (1934).

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I. Chemische Methoden zur Bestimmung der ätherlöslichen

Gesamtalkaloide.

1. a) Alkalimetrische, bzw. azidimetrische Bestimmung.

Die Alkaloide werden aus der Droge mit Aether in Gegenwart von

Ammoniak extrahiert; der Aether wird abdestilliert und im trockenen

Rückstand der Alkaloidgehalt durch direkte oder indirekte Titration

bestimmt, oder die ätherische Alkaloidlösung wird mit Säure ausgeschüt¬telt und der Säureüberschuß festgestellt. Nach diesem Prinzip ermitteln

Ph. Helv. V, Suom. F. VI, F. Ital. VI, Ergb. D. A. B. 6, Nederl. Ph. V 1. Sup¬plement und Ph. Belg. IV den Alkaloidgehalt der Droge. Als Indikator

verwenden diese Arzneibücher Methylrot. Lecoqls empfiehlt bei der Vor¬

schrift von Ph. Belg. IV, welche mit 0,01 n-Lösungen arbeitet, diesen Indi¬

kator wegen des unscharfen Umschlagspunktes durch einen Mischindikator

zu ersetzen, der aus gleichen Teilen einer Bromkresolgrün- und Methylrot-Lösung (je 0,1 % in Weingeist) besteht. Dieser Indikator schlägt von Grün

(alkalisch) über Blau (pH 6) nach Rotviolett (weinrot) (pH 5,2) um. Nach

Kolthoff9 zeigt der Mischindikator aus 3 T. Bromkresolgrün (0,1 % in

Weingeist) + 1 T. Methylrot (0,1 % in Weingeist) bei pH 5,1 einen schar¬

fen Umschlag. Neugebauer20 empfiehlt zur Titration der Alkaloide aus

Tinct. Aconiti O als Indikator 2 Tropfen Methylrot (0,2 % in Weingeist)+ 1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in Weingeist). Bronkhorst" verwendet

zur Titration der Alkaloide aus 2—2,25 g Droge als Indikator 3 Tropfeneiner Mischung von 6 cm3 Methylrot- + 4 cm3 Methylenblau - Lösung1 :1000. Kolthoff" gibt für den Mischindikator 1 T. Methylenblau (0,1 %in Weingeist) + 1 T. Methylrot (0,2 % in Weingeist) als UmschlagspunktpH 5,4 an. Dieser Indikator schlägt von Grün (alkalisch) nach Rotviolett

(sauer) um; bei pH 5,6 ist die Farbe schmutzig grün, bei pH 5,4 schmutzigblau, bei pH 5,2 rotviolett.

1. b) Jodometrische Methode (vgl. Lecoq1").

Der erhaltene Alkaloidrückstand wird in Weingeist gelöst und mit

überschüssiger 0,01 n-Salzsäure versetzt. Zur Ermittlung des Säureüber¬

schusses wird ein Ueberschuß an Kaliumjodid und Kaliumjodat hinzu¬

gegeben. Die Jodmenge, welche nach der Gleichung

6HC1 + 5KJ + KJ03-^6KC1 + 3H20 + 3J2

in Freiheit gesetzt wird, entspricht der überschüssigen Salzsäure und

wird nach Zusatz von Stärkelösung mit Thiosulfatlösung bestimmt.

2. Gravimetrische Methode.

Die erhaltene ätherische Alkaloidlösung wird mit Salpetersäure ver¬

schiedener Konzentration erschöpft und mit öprozentiger Silikowolfram-

19 I. M. Kolthoff, Die Maßanalyse, 2. Aufl., 2. Teil, p. 64, Berlin (1931).20 H. Neugebauer, Pharm. Ztg. 78, 1077 (1933).

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säurelösung versetzt. Nach 24stündigem Stehen wird der gebildete Nieder¬

schlag filtriert und verascht; der erhaltene Glührückstand, bestehend aus

12W03 • Si02, wird gewogen und mit einem empirisch ermittelten Faktor

multipliziert. Nach den Untersuchungen von Ribaut21 ist dieser Faktor

von der Konzentration der Silikowolframsäure, besonders aber von der

Konzentration der Salpetersäure abhängig. Eihaut ermittelte nach Aus¬

führung der Fällung mit Silikowolframsäure in einer 2,3prozentigen Sal¬

petersäurelösung (85 cm3 H20 + 30 cm3 lOprozentige HN03) einen Faktor

von 0,795, Ecalle22 einen Faktor von 0,793. Nach dieser Methode bestim¬

men F. Port. 1935 und Codex Gall. 6 den Alkaloidgehalt der Droge.F. Port. 1935 führt die Fällung in einer öprozentigen Salpetersäurelösungaus und multipliziert den Glührückstand mit dem Faktor 0,793; Codex

Gall. 6 arbeitet mit einer 2,5prozentigen Salpetersäurelösung (90 cm3 H20+ 30 cm3 lOprozentige HN03) und rechnet mit dem Faktor 0,794. Lecoqführte die Fällung nach den Angaben von Ribaut aus und erhielt mit dem

Faktor 0,793 gegenüber der Titrationsmethode zu kleine Werte. Nach

seinen Ergebnissen sollte der Faktor 1,310 betragen. Er vermutete, daß

der Faktor nicht stimmt oder die Fällung unvollständig war. Gestützt auf

die Feststellungen von Ribaut können unseres Erachtens in der Drogemit dem Faktor, 0,793, der in F. Port. 1935 der Berechnung des Alkaloid-

gehaltes zugrunde gelegt ist, keine richtigen Alkaloidwerte erhalten wer¬

den, da die Löslichkeit des Akonitin-Silikowolframates mft der Vergröße¬rung der Salpetersäurekonzentration sich ändert.

Nach den vorstehend geschilderten Methoden ermittelte Lecoq in

einem «fraglichen» Akonitpulver folgende Werte:

1. a) Azidimetrische Bestimmung.

a) Indikator Methylrot 1,93; 1,91; 1,91; 1,90%

ß) Indikator Methylrot - Bromkresolgrün 1,87; 1,89; 1,87; 1,87%1. b) Jodometrische Methode 1.86; 1,80; 1,88; 1,85 %

2. Gravimetrische Methode (Faktor 0,793) . 1,15; 1,15; 1,13; 1,14 %

II. Biologische Wertbestimmung unter Benützung der im alkoholischen

Auszug enthaltenen Gesamtalkaloide.

Aus der Droge wird eine lOprozentige Tinktur bereitet und die MengeTinktur ermittelt, die, mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, nach

subkutaner Injektion bei Meerschweinchen (oder in selteneren Fällen

bei Hunden oder Katzen) innerhalb 6—10 Stunden den Tod des größerenTeiles der Versuchstiere hervorruft. In Parallelversuchen muß mit kri¬

stallisiertem Akonitin die minimale tödliche Dosis pro Gramm Körper¬gewicht an Meerschweinchen festgestellt werden.

Auf biologischem Wege bestimmen F. Espan. VIII und U. S. P. XI den

Wirkungswert der Droge. F. Espan. VIII verlangt, daß innerhalb 1 bis

6 Stunden nach der Injektion von 3 Tieren mindestens 2 tot sein müssen.

21 H. Ribaut, Bull. Sei. pharmacol. 17 634 (1910).22 M. H. Ecalle, J. Pharm. Chim. 14, 97 (1901).

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U. S. P. XI fordert, daß von 10 Tieren nach 6 Stunden mindestens 3

und höchstens 7 Tiere gestorben sein müssen.

Nach Angaben im Brit. Pharm. Cod. 1934 hat Brit. Ph. 1932 keine

Wertbestimmung der Droge mehr aufgenommen, weil es überhaupt keine

genaue chemische Methode zur Bestimmung der Alkaloide aus Tuber

Aconiti gebe, und weil bei dieser Droge wegen ihres ungenügenden medi¬

zinischen Wertes eine biologische Bestimmung nicht für gerechtfertigtgehalten werden könne.

Dohme23 ermittelte pro g Tiergewicht eine minimale tödliche Dosis

von 0,000 062 mg Akonitin (= 6,2 Einheiten) und stellte fest, daß Ako¬

nitin 300mal giftiger ist als Benzoylakonin und 4000mal giftiger als

Akonin. Swanson2i fand als tödliche Dosis 6 Einheiten und stellte fest, daß

Akonitin 500mal giftiger ist als Benzoylakonin und 5000mal giftiger als

Akonin. Nach Jauregui2* liegt die minimale tödliche Dosis des Akonitins

beim Meerschweinchen zwischen 6 und 6,5 Einheiten, bei der Katze zwi¬

schen 7 und 7,5 Einheiten. (Jons und Métin26, Malmanche27 und Freud¬

weiler2* ermittelten als minimale tödliche Dosis 7 Einheiten, Bronkhorsf*

8 Einheiten. Freudweiler stellte in einem aus Akonitpulver hergestelltenTrockenextrakt im Tierversuch nach den Angaben von U. S. P. XI einen

Toxizitätswert entsprechend einem Akonitingehalt von 65 %, bezogen auf

den Gesamtalkaloidgehalt, fest. Der Gehalt des Extraktes an ätherlös¬

lichen Alkaloiden wurde nach der chemischen Methode zu 0,485 % gefun¬den; der Toxizitätswert würde also einem Akonitingehalt von 0,315 %entsprechen. Freudweiler sowie Goris und Métin fordern für die Drogeund deren Zubereitungen neben der chemischen Bestimmung die physio¬logische Wertbestimmung, weil zwischen diesen zwei Methoden keine

konstante Relation bestehe.

Bereits Haskell und Zwikle29>30 hatten beobachtet, daß zwischen der

biologischen und chemischen Bestimmung von Akonitpräparaten Unter¬schiede bestehen. U. S. P. IX forderte neben der Bestimmung der äther¬löslichen Alkaloide in Akonit die biologische Bestimmung. Dohme schlugvor, die chemische Bestimmung ganz zu verlassen, weil dieselbe irrefüh¬rend und unzuverlässig sei; nur mit Hilfe der biologischen Bestimmungkönne die therapeutische Wirksamkeit von Akonit festgestellt werden. Die

Ergebnisse von Swanson und Walters31 zeigten, daß die biologische Bestim¬

mung schon unmittelbar nach der Herstellung der Tinktur in keinem kon¬stanten Verhältnis zur chemischen Gehaltsforderung von U. S. P. IX stand.

Bei der Lagerung wiesen die Präparate im biologischen Versuch eineerhebliche Abnahme der Wirksamkeit auf, während sich der Alkaloid-

gehalt nach der chemischen Bestimmung kaum änderte. U. S. P. X ließ die

23 A. B. L. Böhme, J. Amer, pharm. Ass. 10, 428 (1921).24 E. E. Swanson, J. Amer, pharm. Ass. 13, 1108 (1924).25 M. G.Jauregui, J. Amer, pharm. Ass. 16, 1045 (1927).26 A. Goris u. M. Métin, Bull. Sei. Pharmacol. 3.3, 197 (1926).27 A. Malmanche, Dosages chimiques et physiologiques des préparations d'Aconit,

Diss. Univ. Paris (1929).28 R. Freudweiler, Pharm. Acta Helv. 10, 51 (1935).29 C. C. Haskell u. H. W. Zwikle, Amer. J. Pharm. 87, 537 (1915).30 C. C. Haskell, Am. Drug, and Pharm. Record 64, 129 (1916).31 E. E. Swanson u. A. L. Walters, J. Amer, pharm. Ass. 12, 957 (1923).

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chemische Bestimmung fallen und forderte bei Akonittinktur als minimale

tödliche Dosis pro g Meerschweinchen 0,00035—0,00045 cm3. Haag und

Hawkins32 ermittelten in Handelstinkturen, welche noch auf den chemischen

Standard von U.S. P. IX (0,045—0,055 %) eingestellt waren, Unterschiede

in der biologischen Wirksamkeit, die bis 90 % unter der Minimalforde¬

rung von U. S. P. X lagen. Von 3 Versuchstieren mußten nach den Angabendieser Autoren innerhalb sechs Stunden 2 Tiere tot sein. Métin33 fand

nach der chemischen Bestimmung (als Silikowolframat) in je einer Tink¬

tur aus Mutter- und Tochterknollen den gleichen Alkaloidgehalt; im bio¬

logischen Versuch wies aber die Tinktur aus den Mutterknollen eine um

40 % höhere Toxizität auf als jene aus den entsprechenden Tochterknollen.

Malmanche27 kam ebenfalls zum Ergebnis, daß die chemische Prüfungdurch den Tierversuch ergänzt werden müsse. Die Autorin erbrachte durch

die biologische Bestimmung den Beweis, daß in gewissen Drogen 100 %des durch Fällung als Silikowolframat ermittelten Alkaloidgehaltes, berech¬

net als Akonitin, in Form von Akonitin ohne Spuren von Akonin und

Benzoylakonin vorhanden sind. In der Mehrzahl der Versuche lieferte

aber die biologische Bestimmung kleinere Werte als die chemische Bestim¬

mung. Für eine Tinktur mit einem Alkaloidgehalt von 0,05 % (Bestim¬mung als Silikowolframat) stellte sie als tödliche Dosis 7—15 Einheitenauf (7 Einheiten = 100 % Akonitin). Zur genauen Feststellung der töd¬lichen Dosis verwendete Malmanche für jeden Versuch 15—20 Tiere; aus

ihren Angaben können wir schließen, daß innerhalb sechs Stunden derTod sämtlicher Versuchstiere eintreten mußte.

Nach Lecoq wies ein Akonitpulver, welches nach den verschiedenen

Titrationsmethoden einen Alkaloidgehalt von 1,80—1,93 % enthielt, eine

3- bis 4mal stärkere physiologische Wirkung auf als die offizinelle Tink¬

tur mit 0,05% Alkaloidgehalt (Versuch mit 7 Meerschweinchen ausgeführt).Bei der Aufbewahrung von Akonittinktur und Fluidextrakt bei pH 5,0

konstatierten Swanson, Walters und Hargreaves2"' 34>31 im Tierversuch keine

Abnahme der Wirkungsintensität. Später schlugen aber Swanson und Har-

greaves vor, die Akonitzubereitungen bei pH 2,5—3,0 aufzubewahren.

Diese Forderung wurde von Baker und Jordan35 bestätigt. Im Gegensatzzu diesen Autoren fordert Goris3" für die Tinktur ein pH von 5,0 und

Bronkhorst1* ein pH von 5,2.Die Nichtübereinstimmung der Ergebnisse der chemischen und bio¬

logischen Wertbestimmung der Akonitdroge und ihrer Präparate kann

ihren Grund haben einerseits in der mangelhaften Kenntnis der Alkaloide

von Aconitum Napellus, anderseits in den Verhältnissen der biologischenWertbestimmung.

Wie wir im einleitenden Abschnitt A dargelegt haben, besteht noch

keine Klarheit über die Begleitalkaloide des Akonitins. Wir wissen auch

noch nicht, ob das Mengenverhältnis der verschiedenen Alkaloide von

32 ff. B. Haag u. L. W. Hawkins, J. Amer, pharm. Ass. 19, 1284 (1930).33 M. Métin, Les variations de la teneur alcaloïdique de 1'Aconitum Napellus L.,

Diss. Univ. Paris (1925).34 E. E. Swanson u. C. G. Hargreaves, J. Amer, pharm. Ass. 16, 296 (1927).35 G. Baker u. D. Ch. B. Jordan, J. Amer, pharm. Ass. 25, 291 (1936).36 A. Goris, Bull. Sei. Pharmacol. 38, 679 (1931).

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Aconitum Napellus starken Schwankungen unterworfen ist. Die modernen

chemischen Methoden bestimmen durchwegs die Gesamtheit der äther¬

löslichen Alkaloide der Droge. Die bei verschiedenen Drogenmusterngefundenen Gehalte scheinen ziemlich stark zu variieren. Während

Ph. Helv. V und Suom. F. VI einen Gehalt von mindestens 0,8 % äther¬

löslichen Alkaloiden in der Droge fordern, will Lecoq16 sogar einen Gehalt

von 1,9 % ermittelt haben. Es ist auch nicht viel darüber bekannt, ob

und unter welchen Verhältnissen in Akonitpräparaten der Alkaloidgehaltund die Beschaffenheit der Alkaloide sich ändern.

Was die biologische Wertbestimmung betrifft, so ist schon langebekannt, daß die Resultate nicht Anspruch auf große Genauigkeit machen

können, wenn nicht ein sehr großes Tiermaterial für die Versuche ver¬

wendet wird. Vielleicht sind viele Versuche mit einer zu geringen Zahl

von Versuchstieren durchgeführt worden. Die meisten Autoren machen

diesbezüglich keine oder nur unbefriedigende Angaben. Freudweiler26

empfiehlt für einen Versuch etwa 20 Tiere zu verwenden. Die biologischeMethode bezieht sich nicht auf die therapeutische Wirkung, sondern es

wird die Toxizität der im alkoholischen Drogenauszug enthaltenen Gesamt-

alkaloide ermittelt, bezogen auf reines Akonitin.

Infolge der Schwierigkeiten, in der heutigen Kriegszeit Tierversuche

in größerem Maßstab durchzuführen, mußten wir davon absehen, neue

vergleichende Wertbestimmungen nach chemischen und biologischenMethoden durchzuführen und uns damit begnügen, die chemische Bestim¬

mungsmethode (alkalimetrische Titrationsmethode) hinsichtlich Verbesse¬

rungsfähigkeit zu überprüfen. Es interessierte uns insbesondere auch die

Frage, ob es möglich wäre, außer den ätherlöslichen Gesamtalkaloiden

der Akonitdroge ihren Gehalt an dem Hauptalkaloid Akonitin zu ermitteln*.

III. Physikalische und chemische Spezialmethoden zur Bestimmungdes Akonitins.

1. Spektrographische Methode.

Es wird eine ätherische Alkaloidlösung hergestellt und die Intensität

der zwei Absorptionslinien im Ultraviolett mit jener einer ätherischen

Lösung von reinem Akonitin mit bekanntem Gehalt verglichen. Die äthe¬

rische Lösung mit dem unbekannten Alkaloidgehalt wird so lange ver¬

dünnt, bis die Absorptionslinien im Absorptionsspektrum die gleiche Inten¬

sität aufweisen wie die reine Akonitinlösung. Nach diesem Verfahren läßt

sich nach Lecoq der Alkaloidgehalt mit einer Genauigkeit von ± 0,2 %ermitteln.

* Neuerdings fordert die Pharmakopöe-Kommission zur Revision des Arzneibuches

der Vereinigten Staaten die Wissenschaftler und Laboratorien auf, an der Lösung der

Frage der chemischen Auswertung von Akonit mitzuarbeiten [siehe Rev. Farm., p. 142

(1942); ref. Pharm. Ztrh. 84, 55 (1943)].

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2. Chemische Methoden.

a) Verfahren nach Baker und Jordan36.

Dieses Verfahren beruht auf den Feststellungen, daß Benzoylakoninin Gegenwart von teilweise mit NH4C1 gesättigter Ammoniakflüssigkeit(Pufferlösung) in Aether wenig löslich ist. Als Pufferlösung soll nach den

Autoren eine Lösung am geeignetsten sein, welche 0,0159 n ist in bezugauf Ammoniak und 0,75 n in bezug auf Ammoniumchlorid. Bei Versuchen

mit reinem Akonitin erhielten sie im Mittel 0,93 % Verlust und von rei¬

nem Benzoylakonin gingen im Mittel 9,86 % in den Aether über. Die

Autoren empfehlen folgendes Verfahren:

Zu 10 cm3 Fluidextrakt oder 100 cm3 Tinktur fügt man 1 cm3 lOprozentige Schwe¬

felsäure und verdampft den Weingeist auf dem Wasserbad. Man fügt 20 cm3 Wasser

hinzu und gießt die Lösung durch ein Papierfilter in einen Scheidetrichter. Das Filter

wird mit kleinen Mengen Wasser, dann mit angesäuertem Wasser nachgewaschen. Die

filtrierte Lösung schüttelt man mit 20 cm3 Aether, um die färbenden Bestandteile zu

entfernen. Nach Abtrennung des Aethers fügt man vorsichtig lOprozentige Ammoniak¬

lösung hinzu, bis die Lösung auf Lackmus schwach alkalisch reagiert und extrahiert

die Alkaloide wiederholt mit Aether. Zu den vereinigten Aetherausschüttelungen gibtman 10 cm3 0,01 n-Säure, destilliert den Aether auf dem Wasserbad ab, kühlt ab und

bestimmt den Säureüberschuß mit 0,01 n-Lauge und Methylrot als Indikator. Die ver¬

brauchte Anzahl cm3 0,01 n-Säure multipliziert mit 6,45 ergibt die Gesamtalkaloide in mg,berechnet als Akonitin (=h). Die neutralisierte Alkaloidlösung spült man in einen

Scheidetrichter, der 50 cm3 der Pufferlösung (0,0159 n-NH40H und 0,75 n-NH4Cl) enthält

und extrahiert die Alkaloide durch 4maliges Schütteln während 10 Minuten mit je25 cm3 Aether. Die vereinigten Aetherausschüttelungen versetzt man mit 10 cm3 0,01 n-

Säure, destilliert den Aether auf dem Wasserbad ab und bestimmt den Säureüberschuß

mit 0,01 n-Lauge und Methylrot als Indikator. Die bei dieser Titration verbrauchte

Anzahl cm3 0,01 n-Säure ist der substituierte, Wert für y in der Gleichung. Die Berech¬

nung des Akonitingehaltes geschieht nach der Formel:

A = 7,236 • y— 0,1106 • h

A = mg Akonitin;y = Anzahl cm3 0,01 n-Säure, welche bei der Endtitration

durch die Alkaloide gebunden werden;h = Gesamtalkaloide in mg, berechnet als Akonitin.

b) Verfahren von Bronkhorst18.

Nach diesem Verfahren wird die bei der alkalischen Verseifung des

Akonitins abgespaltene Benzoesäure titrimetrisch bestimmt. Die gebildeteEssigsäure wird durch 24stündiges Stehen im Vakuum-Exsikkator vorher

entfernt. Diese Methode erlaubt unseres Erachtens auf Grund der ermit¬

telten Benzoesäure nicht eindeutig auf Akonitin zu schließen, denn Ben¬

zoylakonin liefert bei der alkalischen Verseifung ebenfalls Benzoesäure.

Bronkhorst bestätigte aber bei der Droge den durch die chemische

Bestimmung erhaltenen Akonitinwert durch die biologische Bestimmung.Daraus könnte geschlossen werden, daß in der Droge praktisch kein Ben¬

zoylakonin vorhanden ist. Bei einer Tinktur mit einem Gesamtalkaloid-

gehalt von 0,130 % und einem Akonitingehalt von 60 % (durch Verseifungermittelt) berechnete Bronkhorst als tödliche Dosis die Injektion von

0,00011 cm3 Tinktur und verbrauchte bei der biologischen Bestimmung0,00012 cm3 Tinktur pro g Tiergewicht.

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Wären aber in der Tinktur 100 % der Gesamtalkaloide als Akonitin

vorhanden, so würde die tödliche Dosis pro g Meerschweinchen bei der

Injektion von 0,000 068 cm3 Tinktur liegen.Zur Bestimmung des Akonitingehaltes in der Droge arbeitet Bronk-

horst nach folgender Methode:

Die bei der Bestimmung der Gesamtalkaloide erhaltene neutrale Lösung, welche

die Alkaloide aus 2 g oder 2,25 g Droge enthält, wird mit einigen Tropfen 0,05 n-Säure

versetzt und in einer Schale auf dem Wasserbad bis auf einige cm3 eingeengt. Diese

Lösung wird durch ein Papierfilter in einen Scheidetrichter gegossen, Schale und Filter

mit Wasser nachgewaschen und die Alkaloidlösung zur Entfernung von Harz und Fett¬

stoffen mit Aether geschüttelt. Die wässerige Lösung wird in eine Arzneiflaschei von

100 cm3 Inhalt gegossen, mit 50 cm3 Aether und 4 cm3 Ammoniak (10 %) versetzt und

während einigen Minuten kräftig geschüttelt. Nach Zugabe von 3—4 g Tragant wird

der Flascheninhalt nochmals kräftig geschüttelt. Die ätherische Lösung wird in einen

Kolben von 100 cm3 gegossen und der Aether abdestilliert. Die letzten Aetherreste wer¬

den mit der Wasserstrahlpumpe entfernt.Der erhaltene Alkaloidrückstand wird in 2,5 cm3 absolutem Alkohol gelöst und

nach Zusatz von 5 cm3 Wasser und Methylrot als Indikator mit 0,05 n-Säure titrimetrisch

bestimmt.Die titrierte Lösung wird eingedampft, mit 10 cm3 0,5 n-weingeistiger Kalilauge

versetzt und während zwei Stunden auf deim Wasserbad am Rückflußkühler erwärmt.

Nachher wird die Lösung in eine Porzellanschale gespült und fast bis zur Trockene

verdampft. Diese Lösung wird mit verdünnter Schwefelsäure stark sauer gemacht und

mit möglichst wenig Wasser in einen Schüttelzylinder von 100 cm3 Inhalt gespült.Hierauf wird die wässerige Lösung mit einer Mischung von 20 cm3 Aether und

80 cm3 Petroläther ausgeschüttelt. 80 cm3 dieser ätherischen Lösung werden in einen

Kolben von 150 cm3 Inhalt gegossen. Das Lösungsmittel wird auf dem Wasserbad vor¬

sichtig abdastilliert und die letzten Reste desselben nicht durch Erwärmen, sondern

durch Darübersaugen von Luft entfernt. Der Rückstand wird zur Entfernung der

Essigsäure während 24 Stunden in einen Vakuum-Exsikkator gestellt, dann in 2 cm3

96prozentigem Weingeist gelöst, 2,5 cm3 Wasser und 1 Tropfen Phenolphthalein hinzu¬

gegeben und die Benzoesäure durch Titration mit 0,01 n-Lauge bestimmt.Im Blindversuch ist die Menge Lauge für 2 cm3 Weingeist und 2,5 cm3 Wasser

zu ermitteln bis Rotfärbung eintritt. Die verbrauchte Menge Lauge muß bei der Titra¬

tion der Benzoesäure) in Abzug gebracht werden.

1 cm3 0,01 n-Lauge entspricht 1,22 mg Benzoesäure. Die durch Titration ermittelte

Benzoesäure ergibt, mit 10/8 multipliziert, die gesamte Menge Benzoesäure, welche sich

in der wässerigen Lösung befand. Zur Berechnung der Anzahl mg Akonitin, welche im

Alkaloidgemisch vorhanden sind, wird die Benzoesäure mit 5,286 multipliziert.

Nach dieser Methode ermittelte Bronkhorst während zwei Vegetations¬perioden in Wurzeln, Mutter- und Tochter-Knollen von Aconitum NapellusAkonitingehalte, welche 40—99 % des Gesamtalkaloidgehaltes betrugen.Bei Tinctura Aconiti werden nach seinen Untersuchungen nach obigerMethode nur dann richtige Werte für Aconitin erhalten, wenn die Tink¬

tur bei pH 5,2 aufbewahrt wurde.

Zu dieser Methode möchten wir folgendes bemerken:

1. Bronkhorst hätte beim Ausschütteln der gereinigten Alkaloidlösungmit Aether angeben sollen, daß er nicht die Alkaloide der gesamten äthe¬

rischen Lösung zur Bestimmung gelangen läßt, sondern nur einen aliquo¬ten Teil der Aetherlösung, wie bei der Ermittlung des Gesamtalkaloid¬

gehaltes in der Droge.2. Als Ausschüttelungsmittel für die bei der alkalischen Verseifung

abgespaltenen Säuren möchten wir vorschlagen, eine abgewogene statt

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eine abgemessene Menge der erwähnten Aether-Petroläther-Mischung zu

verwenden.

3. Nach unsern bei Folium Cocae gemachten Erfahrungen ist es auch

hier wahrscheinlich nicht möglich, die ausgeschüttelte Benzoesäure mit

Phenolphthalein als Indikator zu bestimmen.

4. Die Berechnung des Akonitins kann auf einfachere Weise erfolgen:1 cm3 der durch die Benzoesäure gebundenen 0,01 n-Lauge entspricht6,45 mg Akonitin.

C. Eigene Untersuchungen.

Zu unseren Untersuchungen verwendeten wir ein Drogenpulver des

Handels mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 10,16 %.

I. Bestimmung des Gesamt-Alkaloidgehaltes.

Die Bestimmung der ätherlöslichen Alkaloide in Tuber Aconiti führt

Ph. Helv. V nach folgender Vorschrift aus:

6 g Eisenhutknollen (VI) werden in einer Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt mit

60 g Narkose-Aether und 2,5 cm3 verdünntem Ammoniak (2 n) während einer halben

Stunde häufig und kräftig geschüttelt. Dann fügt man 2,5 cm3 Wasser zu und schüttelt

kräftig durch. Man läßt absetzen, gießt 40 g der ätherischen Lösung (= 4 g Droge)durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt und destilliert das

Lösungsmittel auf dem Wasserbade ab. Den Rückstand nimmt man noch zweimal mit

je 5 cm3 Aether auf und verdampft auch diesen jeweils vollständig. Dann versetzt man

den Rückstand mit 5 cm3 Weingeist und erwärmt unter häufigem Umschwenken

5 Minuten lang auf dem Wasserbad. Nach Zusatz von 30 cm3 frisch ausgekochtem und

wieder erkaltetem Wasser und 10 Tropfen Methylrot titriert man mit 0,1 n-Salzsäure

bis zur Rotfärbung (Mikrobürette).

1 cm3 0,1 n-HCl = 0,0645 g Alkaloide.

Es müssen wenigstens 0,50 cm3 0,1 n-Salzsäure verbraucht werden, entsprechendeinem Mindestgehalt von 0,8 % Alkaloiden.

Bei unseren Bestimmungen nach dieser Methode machten wir folgendeBeobachtung: Nach Zusatz von 30 cm3 frisch ausgekochtem und wieder

erkaltetem Wasser entstand eine mehr oder weniger starke milchigeTrübung; diese Lösung wies vor dem Indikatorzusatz eine schwach gelbeFarbe auf. Bei Verwendung von Methylrot war der Umschlag des Indika¬

tors von Gelb nach Rot ziemlich unscharf. Bei unserer Droge stellten wir

nach Ausführung einiger Bestimmungen den Umschlagspunkt bei einem

Verbrauch von 0,375—0,385 cm3 0,1 n-HCl fest.

Wegen des undeutlichen Indikatorumschlages ersetzten wir Methyl¬rot durch die beiden in der Literatur empfohlenen Mischindikatoren

Methylrot - Methylenblau und Methylrot - Bromkresolgrün. Die einzelnen

Indikatorlösungen wurden von uns getrennt aufbewahrt und bei Bedarf

gemischt.

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a) Verwendung von Methylrot-Methylenblau als Indikator.

Vor der Titration fügten wir als Indikator 8 Tropfen Methylrot(Ph. Helv. V) + 1 Tropfen Methylenblau (O,lprozentige weingeistigeLösung) hinzu20. Die zu titrierende Alkaloidlösung nahm nach Zusatz

dieses Indikators eine grüne Farbe an. Beim Umschlagspunkt änderte sich

die Farbe des Indikators von schmutzig blaugrün über graugrün, grau¬violett nach rosaviolett. Diesen Farbton nahmen wir als Endpunkt der

Titration an; denn nach weiterem Zusatz von Säure wurde die rosavioletteFarbe nur noch intensiver. In unserer trüben Titrierlösung war der Farb¬

umschlag dieses Indikators gut erkennbar.

b) Verwendung von Methylrot-Bromkresolgrün als Indikator.

Vor der Titration fügten wir als Indikator 2 Tropfen Bromkresolgrün(O,lprozentige weingeistige Lösung) + 4 Tropfen Methylrot (Ph. Helv. V)hinzu. Bei der Titration änderte sich die Farbe dieses Indikators von

hellgrün über graugrün nach hellrosaviolett. Der Uebergang von Blau

(alkalisch) nach Rotviolett (sauer) war beim Umschlag des Indikators

(graugrün) zu allmählich, so daß diese Werte weniger sicher sind als

diejenigen bei Verwendung von Methylrot-Methylenblau.

Bestimmungsresultate bei Gebrauch der erwähnten Indikatoren:

IndikatorVerbrauch

an 0,1 n-HClin cm3

Alkaloidgehalt .

in'/.

10 Tropfen Methylrot

(Ph. Helv. V)

0,405

0,395

0,385

0,375

0,385

0,653

0,637

0,621

0,604*

0,621im Mittel: 0,627

8 Tropfen Methylrot

(Ph. Helv. V)

+ 1 Tropfen Methylenblau

(0,1 % Weingeist)

0,395

0,380

0,385

0,385

0,382

0,637

0,612

0,621*

0,621*

0,616

im Mittel: 0,621

4 Tropfen Methylrot

(Ph. Helv. V)

+ 2 Tropfen Bromkresolgrün

(0,1 % Weingeist)

0,405

0,415

0,415

0,395

0,654

0,669

0,669

0,637*

im Mittel: 0,657

* Wir betrachten diese Resultate hinsichtlich Endpunkt des

Indikatorumschlages als die besten.

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Zur Ausführung der Titrationen verwendeten wir eine Mikrobürette

mit einer Einteilung in 0,01 cm3.

Für eine Titration ist, die theoretische Richtigkeit des Umschlags¬punktes vorausgesetzt, jener Indikator zu bevorzugen, der keine langeUebergangsfarbe gibt und eine scharfe Umschlagsfarbe aufweist. Dies ist

beim Indikator Methylrot-Methylenblau der Fall, den wir in der Vor¬

schrift von Ph. Helv. V an Stelle von Methylrot empfehlen möchten. Die

bei Verwendung von Methylrot-Methylenblau als Indikator ermittelten

Alkaloidwerte weisen in obiger Tabelle die geringsten Streuungen auf.

c) Einmalige und erschöpfende Extraktion der Droge.

Es schien uns weiter von Interesse, festzustellen, ob in Tuber Aco-

niti die Gesamtmenge der ätherlöslichen Basen durch einmalige Extrak¬

tion nach der Vorschrift von Ph. Helv. V zur Bestimmung gelangt. Wir

führten mit 6 g Droge, 2,5 cm3 2 n-Ammoniak und Aether die erschöpfendeExtraktion im Soxhlet durch (Probe mit Mayers Reagens). Die Bestim¬

mung wurde nach Ph. Helv. V beendet. Nach Zusatz von 30 cm3 frisch

ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser entstand hier eine so starke

milchige Trübung, daß es nicht möglich war bei Gebrauch der Indikatoren

Methylrot oder Bromkresolgrün-Methylrot die Titration auszuführen; bei

Verwendung des Indikators Methylrot-Methylenblau konnten wir den Um¬

schlagspunkt noch ordentlich gut feststellen. Unmittelbar vor dem Um¬

schlag war die Farbe der Lösung schmutzig gelbgrün bis bräunlich, nach

weiterem Zusatz von Säure hellbraunrotviolett, dann schmutzig rotbraun¬

violett. Als Endpunkt der Titration nahmen wir die erste auftretende

braunrotviolette Farbe an. Wir ermittelten Alkaloidgehalte von 0,653 %,0,633 %, 0,642 %; im Mittel 0,642 %. Aus diesen Resultaten glauben wir

schließen zu dürfen, daß bei Tuber Aconiti durch einmalige Extraktion

mit Aether nach der Vorschrift von Ph. Helv. V praktisch die Gesamt¬

menge der ätherlöslichen Basen zur Bestimmung gelangt.

II. Bestimmung des Akonitins.

1. Untersuchungen zur Methode von Baker und Jordan.

Wir prüften, ob in der von Baker und Jordan35 empfohlenen Methode

zur Bestimmung des Akonitins nicht ein Ammoniakfehler vorliege. Wurde

Wasser, das 4 cm3 verdünntes Ammoniak (etwa 2 n) enthielt, mit 3X20 cm3

Aether ausgeschüttelt, so stellten wir fest, daß bis zu 6,33 cm3 0,01 n-Säure

durch das in den Aether übergegangene Ammoniak gebunden wurden.

Wurde die methylrotneutrale Lösung mit 50 cm3 der Pufferlösung ver¬

setzt, welche ein pH von 8,2 aufwies, und viermal mit je 25 cm3 Aether

ausgeschüttelt, so konnten wir einen Verbrauch bis zu 0,80 cm3 0,01 n-HCl

durch gebundenes Ammoniak feststellen. In beiden Fällen kann dieser

Ammoniakfehler durch vorheriges wiederholtes Abdestillieren des Aethers

behoben werden. Den Grundlagen, auf denen Baker und Jordan die

Berechnungsformel für Akonitin aufgebaut haben, haftet, wie wir ver¬

muteten, der Ammoniakfehler an. Da im Handel kein Benzoylakonin

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erhältlich war, konnten wir diese Grundlagen keiner weiteren genauen

Nachprüfung unterziehen. Aus diesem Grunde führten wir nach dieser

Methode keine Bestimmungen durch.

2. Ueberprüfung der Methode von Bronkhorst.

In der von Bronkhorst vorgeschlagenen Methode können wir zwei

Hauptoperationen unterscheiden:

a) die Reinigung der titrierten Lösung der Gesamtalkaloide mit nach¬

folgender Titration,b) die alkalische Verseifung des gereinigten Basengemisches und Bestim¬

mung der dabei abgespaltenen Essigsäure und Benzoesäure.

a) Reinigung der Gesamtalkaloide vor oder nach der Titration.

Die nach Ph. Helv. V erhaltene titrierte Alkaloidlösung (IndikatorMethylrot-Methylenblau) verarbeiteten wir nach den Angaben von Bronk¬

horst mit folgenden Aenderungen: Die angesäuerte Alkaloidlösung engtenwir auf 5 g ein. Der Rückstand an der Wandung der Porzellanschale*

wurde dreimal in wenig Aether gelöst, der Aether jeweils in Gegenwartvon je 3 cm3 angesäuertem Wasser verdampft und die wässerige Lösungdurch das Filter gegossen. Der Aether wurde nach dem Schütteln mit der

sauren Alkaloidlösung mit 5 cm3 Wasser säurefrei gewaschen und das

Waschwasser zur wässerigen Phase in eine Arzneiflasche von 150 cms

Inhalt gegossen. Nach Zugabe von 2 cm3 konzentriertem Ammoniak (20bis 25 fo) oder von konzentriertem Ammoniak bis zur alkalischen Reak¬

tion auf Lackmus wurde der Flascheninhalt mit 60 g Narkose-Aether

geschüttelt. Die Basen aus 50 g der Aetherlösung gelangten nachher zur

Bestimmung. Da die zu titrierende Lösung nach Zusatz von 8 TropfenMethylrot eine gelbgrüne Farbe aufwies, setzten wir noch eine SpurMethylenblaulösung hinzu, um die rosaviolette Umschlagsfarbe einwand¬

frei zu erhalten. Bei dieser Titration (in den folgenden Ausführungen2. Titration genannt), die wir nach den Angaben von Ph. Helv. V ausführ¬

ten, erhielten wir Alkaloidwerte von 0,338 %, 0,516 %, 0,445 %, 0,421 %.Die bei dieser Titration erhaltenen Alkaloidwerte sind sehr ungleichmäßigund im Vergleich zu den bei der Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltesder Droge ermittelten Werten bedeutend niedriger. Wir vermuteten, daß

Verluste entstehen durch:

1. Absorption im Papierfilter,2. Zersetzung der schwach sauren Alkaloidlösung (titrierte Alkaloid¬

lösung + 0,3 cm3 0,1 n-HCl) beim Eindampfen auf dem Wasserbad,3. unvollständige Extraktion der Alkaloide aus der alkalisch gemachten,

wässerigen Alkaloidlösung, deren Volumen 25—30 cm3 betrug, durch

einmaliges Ausschütteln mit Aether.

Da wir bei Bronkhorst keine Angaben fanden, versuchten wir uns

Klarheit zu verschaffen, worauf die niedrigen und ungleichmäßigen Alka¬

loidwerte beruhen.

* Nach unsern Feststellungen waren in diesem Harzrückstand bis 0,05 % basische

Stoffe enthalten, berechnet als Akonitin.

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In den folgenden Bestimmungen versetzten wir die bei der Bestim¬

mung des Gesamtalkaloidgehaltes erhaltene titrierte Lösung

a) mit 0,3 cm3 0,1 n-HCl,b) mit 4 cm3 verdünnter Salzsäure (etwa 2 n)

und engten dieselbe auf dem Wasserbad auf 5 g ein. Die Bestimmungerfolgte nach den bisherigen Angaben; aber die eingeengte saure Alkaloid¬

lösung wurde nicht durch ein Papierfilter filtriert, sondern durch Watte

gegossen und die alkalisch gemachte Lösung wiederholt mit Narkose-Aether

ausgeschüttelt. Wir erhielten folgende Werte:

nach a) 0,343 %, 0,410 % 0,400 %nach b) 0,389 %, 0,437 % 0,441 %.

Wurde die mit 4 cm3 verdünnter Salzsäure R. versetzte titrierte Alka¬

loidlösung während 1 Stunde oder während 15 Minuten auf dem Wasser¬bad erwärmt, so erhielten wir im ersteren Fall 0,446 % und im letzteren

Fall 0,437 % Alkaloide.

Wir sehen, daß die bei der 2. Titration ermittelten Werte bei wieder¬

holtem Ausschütteln mit Narkose-Aether keine wesentlichen Unterschiede

gegenüber den früher erhaltenen Werten aufweisen. Beim Einengen der

schwach sauren oder stark angesäuerten Alkaloidlösung auf dem Wasser¬bad sind die gefundenen Werte sozusagen gleich. Die Dauer des Erwär¬

mens hat also keinen Einfluß auf die Resultate.

In einer Akonitinlösung, welche etwa 0,03 g Akonitin enthielt, ermit¬

telten wir den Gehalt durch indirekte Titration, versetzten die titrierte

Lösung im einen Fall mit 0,3 cm3 0,1 n-HCl, im andern Fall mit 4 cm3 ver¬

dünnter Salzsäure (etwa 2 n), engten auf dem Wasserbad auf 5 g ein und

schüttelten die Base nach Zusatz von Ammoniak wiederholt mit Narkose-

Aether aus. Wir stellten in beiden Fällen bei der 2. Titration den gleichenVerbrauch an 0,1 n-HCl fest wie bei der Bestimmung des Akonitingehaltes.

In unserer modifizierten Arbeitsweise ersetzten wir überall den

Aether durch <Chloriso» (3 Vol. Chloroform + 1 Vol. Isopropylalkohol)als Ausschüttelungsmittel. Die saure Alkaloidlösung wurde nach dem Ein¬

dampfen auf dem Wasserbad durch Watte in einen Scheidetrichter gegos¬sen und die Watte mit kleinen Mengen Wasser nachgespült. Die mit Am¬

moniak alkalisch gemachte Alkaloidlösung schüttelten wir wiederholt mit

«Chloriso» aus. Die Ausschüttelungen wurden durch Watte gegossen und

das Lösungsmittel auf dem Wasserbad abdestilliert. Die letzten Reste des¬

selben entfernten wir durch Darübersaugen von Luft. Um sicher zu sein,daß alles Ammoniak entfernt ist, wurde der Rückstand zweimal mit je5 cm3 Narkose-Aether aufgenommen und der Aether jeweils vollständigverdampft. Die Titration führten wir nach den Angaben von Ph. Helv. V

aus und erhielten nun Werte von 0,516 %, 0,484 %, 0,506 %, 0,464 %.Die Resultate sind etwas höher als die bisher mit Aether als Aus¬

schüttelungsmittel erhaltenen Werte. Wir geben «Chloriso» als Ausschüt¬

telungsmittel den Vorzug, um, ausgehend von 6 g Droge, möglichst viele

Basen zur Verseifung bringen zu können. Nach wiederholtem Ausschütteln

mit Aether oder «Chloriso» gab die wässerige ammoniakalische Lösungnach Ansäuern mit Salzsäure keine positive Alkaloidreaktion mehr (Pro-

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ben mit Mayers und Dragendorffs Reagens). Nach unseren Feststellungenhielt die Watte keine Alkaloide zurück.

Die Vermutung lag nahe, daß sich vielleicht wasserdampfflüchtigeAlkaloide in der titrierten Lösung der Gesamtalkaloide vorfinden. Um

dies abzuklären, wurde die titrierte Lösung im Erlenmeyerkolben auf

freiem Feuer eingeengt und die Destillate in kleinen Portionen aufge¬fangen. In diesen Destillaten konnten wir nach Ansäuern in keinem Falle

Alkaloid nachweisen (Proben mit Mayers und Dragendorffs Reagens). Bei

Gebrauch von «Chloriso» als Ausschüttelungsmittel erhielten wir hier

einen Alkaloidwert von 0,474 %.Gstirner37 empfiehlt folgendes Verfahren für die Bestimmung der

Alkaloide in Tuber Aconiti:

Den nach der Destillation des Aethers erhaltenen Rückstand löst man in 10 cm3

Aether und fügt 25 g 0,25prozentige Salzsäure hinzu. Man schüttelt einige Male kräftigum und vertreibt den Aether auf dem Wasserbad. Nach dem Erkalten ergänzt man die

Flüssigkeitsmenge mit 0,25prozentiger Salzsäure auf 25 g. Man filtriert 20 g der sauren

Alkaloidlösung durch ein Faltenfilter (Durchmesser 10 cm) von den abgeschiedenenStoffen ab, alkalisiert mit lOprozentigem Ammoniak und schüttelt wiederholt mit

Chloroform aus (15, 10, 10 cm3 usw.). Die Chloroformausschüttelungen werden durch

ein glattes Filter von 5,5 cm Durchmesser in ein Kölbchen von 100 cm3 Inhalt filtriert,das Chloroform auf dem Wasserbad abdestilliert, der Rückstand in 10 cm3 Weingeistgelöst und nach Zusatz von 5 cm3 Wasser und 3 Tropfen Methylrot (0,2%) mit 0,1 n-

Salzsäure titriert.

Ausgehend von 6 g Droge, wobei 20 g saures Filtrat = 3,2 g Droge ent¬

sprechen, führten wir Bestimmungen nach dieser Vorschrift aus. Die

Chloroformlösungen wurden aber durch Watte gegossen, um möglichekleine Absorptionsverluste durch das Papierfilter zu verhindern. Der Rück¬

stand wurde nach Destillation des Chloroforms zweimal mit je 5 cm3 Nar-

kose-Aether aufgenommen und der Aether jeweils vollständig verdampft,um den Ammoniakfehler auszuschalten. Die Titration führten wir nach

den Angaben von Ph. Helv. V aus und erhielten Alkaloidwerte von 0,502 %,

0,521%, 0,449 %.

Diese Werte weisen eine ziemlich große Streuung auf; sie unterschei¬

den sich nicht wesentlich von den bei der 2. Titration bisher von uns ermit¬

telten Werten. Bronkhorst erhielt nach dieser Methode einen um nur

0,05 % kleineren Alkaloidgehalt als nach der Vorschrift von Ph. Helv. V.

Zusammenfassend können wir sagen, daß bei der vorliegenden Drogenach unseren bisherigen Untersuchungen beim Einengen der nach

Ph. Helv. V erhaltenen angesäuerten titrierten Alkaloidlösung auf dem

Wasserbad ein Verlust an basischen Stoffen eintritt. Nach unseren Fest¬

stellungen werden diese Verluste weder durch teilweise Zersetzung des

Akonitins noch durch wasserdampfflüchtige Alkaloide verursacht; es kann

sich auch kaum um eine Zersetzung des Benzoylakonins handeln, weil die

mit Aether oder «Chloriso» wiederholt ausgeschüttelte Lösung keine posi¬tive Alkaloidreaktion mehr gab. Vielleicht handelt es sich um unbekannte

basische Körper, die als Vorstufen bei der Synthese des Akonitins in der

Pflanze auftreten, und die in saurer Lösung in der Wärme eine Zerset-

37 F. Gstirner, Pharm. Ztrh. 73, 467 (1932).

124

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zung erleiden. Zur Abklärung dieser Frage wären einläßliche Untersu¬

chungen nötig.

b) Alkalische Verseifung des gereinigten Basengemisches und Bestimmungder dabei abgespaltenen Essigsäure und Benzoesäure.

Bronkhorst bestimmte in Aconitin. amorph, den Gehalt an Akonitin

und Benzoylakonin folgendermaßen:

Eine abgewogene Menge Substanz wurde mit 5 cm3 0,0787 n- (=39,35 cm3 0,01 n-)weingeistiger Kalilauge verseift und die überschüssige Lauge durch Titration mit 0,01 n-

Säure bestimmt. Die Säuren, welche bei der alkalischen Verseifung Lauge gebundenhaben, sind Essig- und Benzoesäure von Akonitin und Benzoesäure von Benzoylakonin.Nach Bestimmung der Benzoesäure ergibt die Differenz der Benzoesäure zu der durch

sämtliche Säuren gebundenen Lauge die Menge Essigsäure, die dem vorhandenen Ako¬

nitin entspricht, weil Akonitin bei der Verseifung äquivalente Mengen Essig- und

Benzoesäure abspaltet. Wird die durch die Essigsäure gebundene Menge 0,01 n-Laugevon der durch Titration der Benzoesäure ermittelten 0,01 n-Lauge abgezählt, so erhält

man den Verbrauch an 0,01 n-Lauge, welche der Benzoesäure, herrührend von Benzoyl¬akonin, entspricht.

Berechnungsbeispiel von Bronkhorst:

Einwaage : 100 mg amorphes Akonitin

zur Verseifung verwendet:

5 cm3 0,0787 n- (= 39,35 cm3 0,01 n-) weingeistige Kalilaugedurch Essig- und Benzoesäure gebunden:

21,53 cm3 0,01 n-weingeistige Kalilaugedurch Benzoesäure gebunden: 13,75 cm3 0,01 n-Laugedaher durch Essigsäure gebunden (entspricht der Benzoesäure, abgespalten von

Akonitin) :

7,78 cm3 0,01 n-Lauge = 50,17 mg Akonitin

durch Benzoesäure, herrührend von Benzoylakonin, gebunden:5,97 cm3 0,01 n-Lauge = 34,9 mg Benzoylakonin

der Rest ergibt Akonin; in diesem Fall 14,93 mg.

Bei der von Bronkhorst vorgeschlagenen Methode schüttelten wir die

Essig- und Benzoesäure mit 60 g einer Mischung von 20 Vol. Aether +80 Vol. Petroläther aus, wobei 50 g der Aether-Petroläther-Lösung zur,

Bestimmung gelangten. Ferner änderten wir in dieser Vorschrift die

Titration der Benzoesäure ab. Durch die alkalische Verseifung der titrier¬

ten Lösung auf dem Wasserbad oder auf freiem Feuer trat nur eine teil¬

weise Zerstörung des Mischindikators auf, so daß wir nicht auf Phenol¬

phthalein als Indikator titrieren konnten. Wird überschüssige Lauge vor¬

gelegt und werden 0,01 n-Lösungen verwendet, die auf Phenolphthaleineingestellt sind, so müßte bei der Titration bis zum Umschlagspunkt von

Methylrot-Methylenblau ein Faktor verwendet werden. In unserem Falle

wäre die durch indirekte Titration bestimmte Anzahl cm3 0,01 n-Laugemit dem von uns ermittelten Faktor 1,038 zu multiplizieren. Solche Fak¬

toren enthalten immer eine gewisse Ungenauigkeit; wegen des hohen Mole¬

kulargewichtes von Akonitin, und weil der durch Titration für die Ben¬

zoesäure ermittelte Wert mit 6/5 multipliziert werden muß, vergrößertsich der Fehler rasch. Um diesen Faktor zu vermeiden, lösten wir die

Benzoesäure in überschüssiger 0,01 n-NaOH (auf Methylrot eingestellt)und bestimmten den Ueberschuß an Lauge nach Zusatz von 5 cm3 frisch

ausgekochtem und wieder erkaltetem Wasser mit 0,01 n-HCl (auf Methyl-

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rot eingestellt) und Methylrot-Methylenblau als Indikator. Ein Unterschied

von 0,02 cm3 0,01 n-NaOH macht bei unserer Droge in bezug auf den

Gesamtalkaloidgehalt eine Differenz von 0,03 % und in bezug auf den

Gesamtakonitingehalt eine Differenz von 0,62 % aus.

Für die Titration lösten wir die Benzoesäure in der entsprechendenAnzahl cm3 0,01 n-Lauge, wie bei der Bestimmung der Gesamtalkaloide

0,1 n-Säure verbraucht worden war, und ergänzten auf den folgendenhalben oder ganzen Kubikzentimeter. In unserem Falle müssen wir

4,00 cm3 0,01 n-NaOH verwenden. Wir fügten 10 Tropfen Methylrot(Ph. Helv. V) + 1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in Weingeist) hinzu und

titrierten bei gutem Tageslicht bis zum Farbumschlag nach Rosaviolett.

Bei Verwendung von «Chloriso» als Ausschüttelungsmittel für die

Alkaloidbasen aus der auf dem Wasserbad eingeengten Alkaloidlösungstellten wir nach Entfernung der Essigsäure im Vakuum-Exsikkator für

die Benzoesäure folgenden Verbrauch an 0,01 n-NaOH fest:

0,01 n-NaOH durch die

Benzoesäure gebunden

mgAkonitin

•/.

Akonitinin der

Droge

Akonitin

in •/• des GSesamt-

alkaloidgehaltesvon 0,621 •/•

in 50 gAether-

Petroläther-

Mischung

auf 60 gAether-

Petroläther

berechnet

1.04 cm3

1,02 cm'

1.05 cm'

1,01 cm'

1,05 cm'

1,248 cm'

1,224 cm'

1,260 cm'

1,212 cm'

1,260 cm'

8,0496

7,8948

8,1270

7,8174

8,1270

im Mittel:

0,201

0,197

0,203

0,195

0,203

0,20

32,37

31,72

32,69

31,40

32,69

32,17

Die erhaltenen Werte sind noch viel kleiner als die bei der 2. Titra¬

tion ermittelten Alkaloidgehalte. Zur Kontrolle dieser Werte führten wir

die Verseifung mit einer genau abgemessenen Menge 0,01 n-NaOH (10 cm3)aus und bestimmten nach dem Erkalten die durch die Essig- und Benzoe¬

säure gebundene Lauge, abzüglich der durch die Titration von den Alka¬

loidbasen gebundenen Menge 0,01 n-HCl. Die titrierte Lösung wurde vor

dem Zusatz der 0,01 n-NaOH auf dem Wasserbad nicht eingeengt. An

Indikatorlösung setzten wir soviel Methylrot-Methylenblau hinzu, daß eine

schöne grüne Farbe entstand. Der Umschlag des Indikators war aber nicht

mehr so deutlich sichtbar wie bei den bisherigen Analysen. Wir führten

noch Bestimmungen aus, bei denen wir vor der Verseifung den Gehaltdurch Titration der auf dem Wasserbad eingeengten Alkaloidlösung nicht

ermittelten. Wir stellten fest, daß bei Verseifung von etwa 30 mg krist.Akonitin mit 10 cm3 0,01 n-NaOH ein direktes Erwärmen mit kleinerFlamme während vier Stunden genügte. Diese Arbeitsweise erlaubte uns

zugleich festzustellen, ob in der Droge nur Akonitin oder auch Benzoyl-akonin vorhanden ist (vgl. Bestimmungsmethode von Bronkhorst). Wir

ermittelten die in Tabelle 1 zusammengestellten Werte.

126

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Tabelle 1.

Bestimmungdes Gesamt-

alkaloid-

gehaltes.

Verbrauch

an 0,1 n-HCl

2. Titration

(nach der

Reinigung)

Verbrauch an

0,01 n-HCl

Menge 0,01 n-NaOH gebunden durch

Essigsäureberechnet auf

60 g Aether-

Petroläther-

Lösung

(= 4 g Droge)

Essig- undBenzoesäure

(0,1 n-, bzw.

0,01 n-HCl bei

Verseifungder Alkaloid-

Chlorhydrateabgerechnet)

Benzoesäure in

50 g | GO g

Aether-Petroläther-

Lösung

1.

2.

3.

4.

0,385 cm3

0,380 cm'

0,390 cm3

0,388 cm3

3,16 cm'

Reinigung ohne

nachfolgendeTitration

wie 2.

ohne Reini¬

gung direkt

verseift

2,50 cm3

2,52 cm3

2,50 cm'

2,44 cm' (?)

1,05 cm3

1,05 cm'

1,03 cm3

1,07 cm3

1,26 cm3

1,26 cm'

1,236 cm3

1,28 cm3

1,24 cm3

1,26 cm'

1,264 cm'

1,16 cm3 (?)

Bei Ausführung dieser Analysen war bei den Versuchen 2 und 3 der

Farbumschlag des Mischindikators bei der Titration der überschüssigen0,01 n-NaOH, welche nicht durch Essig- und Benzoesäure gebunden wor¬

den war, am deutlichsten sichtbar; diese Werte sprechen wir als die

besten an. Bei Versuch 4 war der Umschlag des Indikators sehr schlecht

erkennbar.

Nach der Reinigung der titrierten Lösung der Gesamtalkaloide scheint

uns die 2. Titration überflüssig zu sein, da dieselbe wohl in den meisten

Fällen zum ermittelten Akonitingehalt in keinem eigentlichen Verhältnis

steht. Der bei der Reinigung erhaltene Rückstand wird am besten in 5 cm3

Weingeist gelöst, mit 10 cm3 0,01 n-NaOH versetzt und während vier Stun¬

den auf kleiner Flamme am Rückflußkühler erwärmt. Wir führten die

gleiche Bestimmung noch an drei andern Drogenmustern aus, welche min¬

destens fünf Jahre gelagert hatten. In Tabelle 2 sind die Resultate

zusammengestellt.

Tabelle 2.

Droge

Gcsamt-

alkaloid-

gehalt

0,01 n-NaOH,durch

Benzoe- und

Essigsäuregebunden

0,01 mNaOH, durch

die Benzoesäure

gebunden in

50 g | 60 gAether-Petroläther-

Lösung

AkonitinAkonitin in */o

des Gesamt-

alkaloidgehaltes

I

II

III

IV

0,62

0,61

0,48

0,53

2,52-2,50 cm3

1,25-1,20 cm3

0,80 cm'

1,33 cm'

1,03 cm'

0,53 cm'

0,35 cm'

0,56 cm3

1,241 cm'

0,636 cm'

0,42 cm3

0,672 cm'

0,20

0,102

0,065

0,108

32,17

16,64

13,47

20,34

127

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Bei der Titration der Essig- und Benzoesäure erhielten wir immer

etwas zu niedere Werte, weil infolge des unscharfen Indikatorumschlagesmeist übertitriert wird.

Unsere Versuche bestätigen die Angaben von Bronkhorst, daß in der

Droge praktisch kein Benzoylakonin vorkommt. Im andern Fall hätten

wir bei der Bestimmung der Essig- und Benzoesäure einen größeren Ver¬

brauch an 0,01 n-NaOH feststellen müssen. Die Ermittlung der durch die

Essigsäure und Benzoesäure gebundenen 0,01 n-NaOH darf also in der

Droge vernachlässigt werden; in Tinctura Aconiti Ph. Helv. V wäre aber

unseres Erachtens diese Bestimmung infolge eventuell eingetretenerHydrolyse des Akonitins am Platze. Durch Versuche an reinem Akonitin

konnten wir die Brauchbarkeit dieses Analysenganges bestätigen. Zur

Entfernung der Essigsäure im Vakuum-Exsikkator erreichten wir mit der

Wasserstrahlpumpe ein Vakuum von 12—15 mm Hg.Zur Bestimmung des Akonitingehaltes in Tuber Aconiti möchten wir

folgende Methode empfehlen:

Die Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltes erfolgt nach den Angaben von

Ph. Helv. V ; bei dieser Vorschrift schlagen wir aber vor, den Indikator Methylrot wegendes besseren Farbumschlages durch den Mischindikator von 8 Tropfen Methylrot +1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in Weingeist) zu ersetzen. Man titriert bis zum Farb¬

umschlag nach Rosaviolett.

Die titrierte Lösung wird mit 10 Tropfen 0,1 n-Salzsäure versetzt, in eine Porzel¬

lanschale gespült und auf dem Wasserbad auf 10 g eingeengt. Die eingeengte Lösungwird durch Watte in einen Sche^idetrichter von 100 cm3 Inhalt gegossen. Der Rückstand

in der Schale wird dreimal in wenig Aether gelöst, der Aether nach Zusatz von 3 cm3

schwach angesäuertem Wasser jeweils verdampft und diese saure Lösung ebenfalls

durch die Watte in den Scheidetrichter gegossen. Porzellanschale und Watte werden,falls notwendig, mit wenig angesäuertem Wasser nachgewaschen (Probe mit MayersReagens). Die saure Lösung im Scheidetrichter wird zweimal mit je 10 cm3 Chloroform-

Isopropylalkohol (3 Vol. + 1 Vol.) geschüttelt. Das organische Lösungsmittel wird in

einen zweiten Scheidetrichter abfließen gelassen und mit 10 cm3 Wasser geschüttelt.Nach Trennung der Schichten wird das Wasser zur sauren Alkaloidlösung im Scheide¬

trichter gegossen. Der Inhalt des ersten Scheidetrichters wird mit verdünntem Ammo¬

niak (etwa 2 n) bis zur deutlichen alkalischen Relaktion versetzt und mit 30 cm3, dann

mit 20 cm3 und schließlich noch zweimal oder so oft mit je 10 cm3 Chloroform-Isopropyl-alkohol ausgeschüttelt, bis einige Tropfen der letzten Ausschüttelung, nach dem Ab¬

dampfen und Aufnehmen mit einigen Tropfen verdünnter Salzsäure (etwa 2n), durch

2—3 Tropfen Mayers Reagens nicht mehr getrübt werden. Die Auszüge gießt man nach¬

einander durch etwas Watte in einen Erlenmeyerkolben von 200 cm3 Inhalt und destil¬

liert das Lösungsmittel auf dem Wasserbad ab. Die letzten Reste desselben werden

durch Darübersaugen von Luft e'ntfernt. Der Rückstand wird in 3 cm3 Weingeist gelöst,10 cm3 0,5 n-weingeistige Kalilauge und 10 cm3 Wasser hinzugefügt und diese Lösungwährend zwei Stunden mit kleiner Flamme auf freiem Feuer am Rückflußkühler zum

Sieden erhitzt.

Will man die bei der Verseifung abgespaltene Menge Essig- und Benzoesäure

(Tinctura Aconiti) bestimmen, so möchten wir vorschlagen, den Alkaloidrückstand in

5 cm3 Weingeist zu lösen und nach Zusatz von 10 bis 15 cm3 0,01 n-Natronlauge (genaugemessen) die Verseifung durch vierstündiges Kochen am Rückflußkühler auszuführen.

Nach dem Erkalten wird die überschüssige Lauge durch Titration mit 0,01 n-Salzsäure

nach Zusatz von 10 Tropfen Methylrot + 1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in Weingeist)als Indikator bis zum Farbumschlag nach Rosaviolett ermittelt.

Die durch Verseifung erhaltene Lösung wird in eine Porzellanschale gespült undauf dem Wasserbad auf 5 g eingeengt (die durch Titration erhaltene Lösung wird nachZusatz von 2 cm3 verdünnter Natronlauge (etwa 2 n) auf deim Wasserbad eingeengt),unter Nachspülen mit möglichst wenig Wasser in eine Arzneiflasche von 150 cm3 Inhalt

gegossen und mit 10 cm3 verdünnter Schwefelsäure (etwa 2 n) stark sauer gemacht.

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Der Flascheninhalt wird mit 60 g einer Mischung von 20 cm3 Aether + 80 cm3 Petrol-

äther während V» Stunde in der Schüttelmaschine geschüttelt. 50 g dieser ätherischen

Lösung werden durch Watte in einen Erlenmeyerkolben von 150 cm3 Inhalt gegossen.Das Lösungsmittel wird auf dem Waserbad vorsichtig abdestilliert. Die letzten Reste

desselben werden nicht durch Erwärmen, sondern durch Darübersaugen von Luft ent¬

fernt. Der Erlenmeyerkolben wird mit dem Rückstand während 24 Stunden im Vakuum-

Exsikkator aufbewahrt. Der Rückstand wird in 5 cm3 0,01 n-NaOH (auf Methylrot ein¬

gestellt) gelöst, 5 cm3 frisch ausgekochtes und wieder erkaltetes Wasser hinzugefügtund die überschüssige Natronlauge mit 0,01 n-Salzsäure (auf Methylrot eingestellt) und

8—10 Tropfen Methylrot + 1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in Weingeist) als Indikator

bis zum Farbumschlag nach Rosaviolett bestimmt (Mikrobürette).Die durch die Benzoesäure gebundene Natronlauge ergibt, multipliziert mit 6/5,

die Menge Benzoesäure, die dem Akonitin aus 4 g Droge entspricht.

1 cm3 0,01n-NaOH = 6,45 mg Akonitin.

Im Blindversuch ist die Menge 0,01 n-NaOH festzustellen, welche durch die mit

Aether-Pelroläther ausgeschüttelten Spuren Säure gebunden wird und von der durch

die Benzoesäure gebundenen Anzahl cm3 0,01 n-NaOH abzuzählen. Ebenfalls ist im

Blindversuch der Verbrauch an 0,01 n-HCl für 5 cm3 frisch ausgekochtes und wieder

erkaltetes Wasser zu ermitteln und von der zur Titration verbrauchten Menge 0,01 n-HClin Abzug zu bringen.

Die Maximaldosen der einzelnen Arzneibücher für Tuber Aconiti sind,wie die Zusammenstellung in Tabelle 3 zeigt, stark voneinander abwei¬

chend, wenn angenommen wird, daß in der Droge nur reines Akonitin

vorhanden ist.Tabelle 3.

Alkaloidgehalt Dosis maxima Entspricht reinem

des Pulvers Simplex pro die Akonitin in mg

Ph.Helv.V.

. . 0,5% 0,02 g 0,06 g 0,10 bzw. 0,30Ph. Belg. IV

1. Supplement. . 0,5% 0,05 g 0,15 g 0,25 bzw. 0,75

Codex Gall. 6. . 0,5% 0,05 g 0,15 g 0,25 bzw. 0,75

Suom.F.VI. . . 0,5% 0,03 g 0,10 g 0,15 bzw. 0,50

Ergb. D. A.B. 6. .

mind. 0,8 % 0,02 g 0,06 g 0,16 bzw. 0,46

mittlere Einzel¬

gabe 0,01 g 0,08

F.Espan.VIII . . lOprozentige Tinktur.

Tödliche Dosis pro g

Körpergewicht muß bei

Injektion von 0,00035bis 0,00045 cm3 Tink¬

tur liegen.(Mittel 0,0004 cm3.)

0,01 g 0,05 g 0,018 bzw. 0,090

ü. S. P. XI1937

Supplement . . lOprozentige Tinktur, mittlere Dosis

bereitet aus 0,1 g Droge, 0,06 g 0,09muß in 1 cm3 eine Ak¬

tivität besitzen, die min¬

destens jener von 0,150

Milligramm reinem

Akonitin entspricht.

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U. S. P. XI verlangt in Akonitdroge auf Grund der biologischen Prü¬

fung einen Alkaloidgehalt, der mindestens 0,15 % Akonitin entspricht.Ph. Helv. V nimmt den Gesamtalkaloidgehalt — 100 % Akonitin an und

basiert darauf die Maximaldosen. Nach den neueren chemischen und bio¬

logischen Untersuchungen dürfte aber der Akonitingehalt selten 100 %der ätherlöslichen Basen ausmachen. Wahrscheinlich haben Ph. Belg. IV

1. Supplement, Codex Gall. 6 und Suom. F. VI diesen Tatsachen Rechnunggetragen, indem sie für das auf 0,5 % ätherlösliche Gesamtalkaloide ein¬

gestellte Akonitpulver höhere Maximaldosen als Ph. Helv. V festgesetzthaben. Bronkhorst ermittelte nach der chemischen Bestimmung bei im

Herbst gesammelten Drogen Akonitingehalte, welche 57,8—66 % der äther¬

löslichen Gesamtalkaloide entsprachen. Bei den von uns untersuchten

Drogen fanden wir als höchsten Akonitingehalt einen Wert, der 32,17%der ätherlöslichen Gesamtalkaloide ausmacht. Um für Arzneibuchzwecke

eine Minimalforderung an Akonitin, bezogen auf den Gesamtgehalt an

ätherlöslichen Basen, aufstellen zu können, sind noch systematische Unter¬

suchungen notwendig. Ferner sollte durch einläßliche chemische und bio¬

logische Untersuchungen festgestellt werden, ob der Toxizitätswert im

wesentlichen nur durch den Akonitingehalt bedingt wird, oder ob die

Begleitalkaloide an demselben auch noch beteiligt sind.

D. Zusammenfassung.

I. Es wird eine Uebersicht über die bis jetzt in Aconitum Napellusnachgewiesenen basischen Körper und über die wichtigsten Wertbestim-

nmngsmethoden dieser Droge gegeben.II. In eigenen Untersuchungen über die Bestimmung des Gesamt-

alkaloidgehaltes und über die Bestimmung des Akonitins in der Drogehaben wir folgendes festgestellt:

1. Die Extraktion nach der Vorschrift von Ph. Helv. V zur Bestim¬

mung des Gesamtgehaltes der ätherlöslichen Basen in Tuber Aconiti ist

praktisch quantitativ. Für die Titration möchten wir empfehlen, in der

Vorschrift dieser Methode den Indikator Methylrot durch den Mischindi¬

kator von 8 Tropfen Methylrot + 1 Tropfen Methylenblau (0,1 % in

Weingeist) zu ersetzen. Man titriert bis zum Farbumschlag nach Rosa¬

violett.

2. Bei der Akonitinbestimmung nach der Methode von Baker und

Jordan wird auch eine gewisse Menge Ammoniak als Akonitin mitbestimmt.

3. Zur Bestimmung des Akonitins in der Droge kann die Methode

von Bronkhorst mit folgenden Aenderungen empfohlen werden:

a) Die saure Alkaloidlösung wird nach dem Verdampfen des Alko¬

hols (Reinigung) mit Chloroform-Isopropylalkohol (3 Vol. + 1 Vol.) aus¬

geschüttelt; aus der ammoniakalischen Lösung werden die Alkaloidbasen

ebenfalls mit Chloroform-Isopropylalkohol statt mit Aether ausgeschüttelt.b) Die Titration nach der Reinigung der Alkaloidbasen kann unseres

Erachtens vernachlässigt werden, da diese Werte wohl in den meisten Fäl-

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len weder zum Gesamtalkaloidgehalt noch zum ermittelten Akonitinwert

Beziehung haben.

c) Die Benzoesäure wird in überschüssiger 0,01 n-NaOH gelöst und

der Laugenüberschuß mit 0,01 n-HCl und Methylrot-Methylenblau als

Indikator bestimmt.

III. Die auf chemischem Wege ermittelten Akonitingehalte in Wur¬

zeln, Mutter- und Tochterknollen von Aconitum Napellus betragen nach

den Untersuchungen von Bronkhorst 40—99 %, bei den von uns unter¬

suchten Drogenmustern des Handels nur 13,4—32,2 % des Gesamtalka-

loidgehaltes der ätherlöslichen Basen. Diese starken Schwankungen im

Akonitingehalt erklären uns die von verschiedenen Autoren konstatierten

Unstimmigkeiten zwischen den biologischen Wertbestimmungen (Toxizi-tätsbestimmung) und den chemischen Wertbestimmungen (Bestimmungdes Gesamtgehaltes der ätherlöslichen Alkaloide). Sie bestätigen auch die

neueren chemischen Forschungsergebnisse, laut welchen das Akonitin

in der Droge noch von verschiedenen andern (weniger stark toxischen)Alkaloiden begleitet sein soll.

Um in den Pharmakopoen bei der Droge eine Forderung hinsicht¬

lich Mindestgehalt an Akonitin und für das eingestellte Drogenpulvereine auf den Akonitingehalt gegründete Maximaldosis festsetzen zu

können, sind noch einläßliche systematische Untersuchungen notwendig.

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Curriculum vitae

Als Sohn des Joh. Eduard Ruckstuhl und der Maria Beatrice geb.Scherrer wurde ich am 25. Januar 1914 in Wil (St. Gallen) geboren. Da¬

selbst besuchte ich die Primär- und Sekundärschule; anschließend trat

ich im Herbst 1928 im Kollegium St. Fidelis, Stans, in die 3. Klasse ein

und schloß das Gymnasialstudium im Juli 1934 mit der Maturität ab.

Den naturwissenschaftlichen Teil des Pharmazie-Studiums absolvierte

ich an der Unversität Fribourg und bestand im März 1936 das natur¬

wissenschaftliche Examen. Meine Praktikantenzeit verbrachte ich in der

Löwen-Apotheke von Herrn Dr. R. Maeder sei. in St. Gallen und bestand im

Herbst 1937 das Assistentenexamen in Bern. Das Assistentenjahr absol¬

vierte ich bei Herrn Dr. R. Osterwalder, Neue Apotheke, Aarau. Nach

vier Semestern Fachstudium am Pharmazeutischen Institut der ETH. in

Zürich beendete ich dasselbe Ende Juli 1940 mit dem pharmazeutischenStaatsexamen.

Vom Sommer 1940 bis zum Herbst 1941 war die Zeit durch Aktiv¬

dienst und Vertretungen in verschiedenen Apotheken ausgefüllt. Vom

Herbst 1941 bis zum Frühjahr 1943 beschäftigte ich mich, nur durch

kurze Zeit Aktivdienst unterbrochen, mit der vorliegenden Promotions¬

arbeit.