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In action at the Uman Pocket 1 from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef In action at the Uman Pocket, August 1941 Auszug aus: Excerpt from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef 4.8.41. Man munkelt, dass wir zum Einsatz kommen. Im Raum von Uman sind mehrere sowjetische Divisionen eingekesselt worden, zu deren Vernichtung wir herangezogen werden sollen. Tatsächlich schwenken wir nach Norden ab und erreichen abends das Dorf Orlowo. Kaum im Quartier, erhalte ich den Befehl für den nächsten Tag: „... Fahrzeugstaffel I... Fahrzeugstaffel II...“. Das ist die Einteilung des Trosses zur Gefechtsbereitschaft. Gefechtstross, Munitionstross, Küchentross. Nun weiß ich Bescheid. Ich gebe die nötigen Befehle für meinen Zug und will mich hinlegen, um noch etwas Schlaf zu tanken. Da kommt der Alte schon wieder rein und nörgelt über die unzureichende Fütterung der Pferde. Er schimpft fürchterlich und befiehlt mir, persönlich zum Futterholen mitzufahren. Ich begleite also den Fahrer auf die Wiese, lasse Grünfutter mähen, wobei uns der helle Mond behilflich ist, und kehre dann mit hochbeladenem Fahrzeug ins Quartier zurück. Inzwischen ist Mitternacht vorüber. 8.4.41. Rumor has it that we’ll be deployed. In the area of Uman, several Soviet divisions have been encircled, whose destruction we should be called upon. In fact, we turn north and reach the village Orlowo in the evening. Hardly in the quarter, I get the orders for the next day: "... Fahrzeugstaffel I ... Fahrzeugstaffel II ...". This is the grouping of the baggage to combat readiness. Combat train, ammo train, kitchen train. Now I know. I give the necessary orders for my train and I want to lie down to get some sleep. The company commander comes in again and complains about the inadequate feeding of the horses. He scolds terribly and orders me to go personally to fetch food. So I accompany the driver on the meadow, let mow grassland, where the bright moon helps us, and then return to the quarters with heavily loaded vehicle. Midnight is over now. 5.8.41. Im Morgengrauen des 5. August verlässt das Bataillon das Dorf, entfaltet sich allmählich und geht in Bereitstellung. Hauptmann Goßmann erscheint. Er führt jetzt das Bataillon. Unsere Kompanie liegt in einer grasbewachsenen Mulde in Höhe von Dmitrijewskije. Der Befehl zum Eingraben geht von Mund zu Mund. Bevor wir aber unsere Schützenmulde fertig haben, heißt es „Bataillon marsch!“ 10 30 Uhr. Der Angriff beginnt. Im Schutz der Mulde erreichen wir die Höhe und damit die Gärten und Felder des dort oben liegenden Dorfes Rassochowatjez. Unteroffizier Mielenz, der in meiner Nähe ist, nimmt seine Maschinenpistole von der Schulter und hält sie schussbereit in der Hand. Vor uns liegt ein Kornfeld, und unter den Wellen der leise schwankenden Halme lauert tödliche Gefahr durch versteckte Schützen. In breiter Front 8.5.41. At dawn on the 5th of August, the battalion leaves the village, gradually unfolds and goes into action. Captain Goßmann appears. He now leads the battalion. Our company is located in a grassy hollow near Dmitrijewskije. The burial command goes from mouth to mouth. But before we have finished our skirmisher's trenches, it says "Battalion march!" 10.30 o’clock. The attack begins. In the shelter of the hollow, we reach the height and thus the gardens and fields of the one up there village Rassochowatjez. Corporal Mielenz, who is near me, takes his submachine gun from school and holds them ready to fire. In front of us is a cornfield, and under the waves of the gently staggering stalks lurking deadly danger through hidden

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In action at the Uman Pocket 1

from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg

von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

In action at the Uman Pocket, August 1941

Auszug aus: Excerpt from:

Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

4.8.41. Man munkelt, dass wir zum Einsatz kommen. Im Raum von Uman sind mehrere sowjetische Divisionen eingekesselt worden, zu deren Vernichtung wir herangezogen werden sollen. Tatsächlich schwenken wir nach Norden ab und erreichen abends das Dorf Orlowo. Kaum im Quartier, erhalte ich den Befehl für den nächsten Tag: „... Fahrzeugstaffel I... Fahrzeugstaffel II...“. Das ist die Einteilung des Trosses zur Gefechtsbereitschaft. Gefechtstross, Munitionstross, Küchentross. Nun weiß ich Bescheid. Ich gebe die nötigen Befehle für meinen Zug und will mich hinlegen, um noch etwas Schlaf zu tanken. Da kommt der Alte schon wieder rein und nörgelt über die unzureichende Fütterung der Pferde. Er schimpft fürchterlich und befiehlt mir, persönlich zum Futterholen mitzufahren. Ich begleite also den Fahrer auf die Wiese, lasse Grünfutter mähen, wobei uns der helle Mond behilflich ist, und kehre dann mit hochbeladenem Fahrzeug ins Quartier zurück. Inzwischen ist Mitternacht vorüber.

8.4.41. Rumor has it that we’ll be deployed. In the area of Uman, several Soviet divisions have been encircled, whose destruction we should be called upon. In fact, we turn north and reach the village Orlowo in the evening. Hardly in the quarter, I get the orders for the next day: "... Fahrzeugstaffel I ... Fahrzeugstaffel II ...". This is the grouping of the baggage to combat readiness. Combat train, ammo train, kitchen train. Now I know. I give the necessary orders for my train and I want to lie down to get some sleep. The company commander comes in again and complains about the inadequate feeding of the horses. He scolds terribly and orders me to go personally to fetch food. So I accompany the driver on the meadow, let mow grassland, where the bright moon helps us, and then return to the quarters with heavily loaded vehicle. Midnight is over now.

5.8.41. Im Morgengrauen des 5. August verlässt das Bataillon das Dorf, entfaltet sich allmählich und geht in Bereitstellung. Hauptmann Goßmann erscheint. Er führt jetzt das Bataillon. Unsere Kompanie liegt in einer grasbewachsenen Mulde in Höhe von Dmitrijewskije. Der Befehl zum Eingraben geht von Mund zu Mund. Bevor wir aber unsere Schützenmulde fertig haben, heißt es „Bataillon marsch!“ 1030 Uhr. Der Angriff beginnt. Im Schutz der Mulde erreichen wir die Höhe und damit die Gärten und Felder des dort oben liegenden Dorfes Rassochowatjez. Unteroffizier Mielenz, der in meiner Nähe ist, nimmt seine Maschinenpistole von der Schulter und hält sie schussbereit in der Hand. Vor uns liegt ein Kornfeld, und unter den Wellen der leise schwankenden Halme lauert tödliche Gefahr durch versteckte Schützen. In breiter Front

8.5.41. At dawn on the 5th of August, the battalion leaves the village, gradually unfolds and goes into action. Captain Goßmann appears. He now leads the battalion. Our company is located in a grassy hollow near Dmitrijewskije. The burial command goes from mouth to mouth. But before we have finished our skirmisher's trenches, it says "Battalion march!" 10.30 o’clock. The attack begins. In the shelter of the hollow, we reach the height and thus the gardens and fields of the one up there village Rassochowatjez. Corporal Mielenz, who is near me, takes his submachine gun from school and holds them ready to fire. In front of us is a cornfield, and under the waves of the gently staggering stalks lurking deadly danger through hidden

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durchkämmen wir das hüfthohe Getreidefeld. Die ersten Schüsse fallen. Mein Zug streift am Rand des Dorfes vorbei. Auf dem Feldweg hinter dem letzten Haus, neben einem Gebüsch, liegt ein gefallener Rotarmist. Ich bleibe einen Augenblick stehen. Der erste tote Gegner!

shooters. In a broad front we comb through the hip-high grain field. The first shots are falling. My platoon roams on the edge of the village. On the dirt road behind the last house, next to a shrubbery, lies a fallen red army soldier. I'm staying stand for a moment. The first dead opponent !

Von der Höhe 196, der zunächst als Ziel befohlen war, blicken wir wieder in eine flache Mulde hinab. Dreihundert Meter vor uns huschen einige erdbraune Gestalten zwischen Kornfeld und einem Rübenacker davon. Ich rufe nach einem MG, aber Mielenz meint, die paar Leute seien kein lohnendes Ziel für ein sMG. Einige Schüsse peitschen zu den Iwans hinüber. Sie ducken sich noch tiefer und verschwinden in einem Sonnenblumenfeld. Das Feuer verstärkt sich. Die vorgeschobenen sowjetischen Sicherungsgruppen ziehen sich kämpfend zurück. Nicht allen gelingt es. Manchen fliehenden Rotarmisten streckt eine Kugel unserer vorgehenden Infanterie nieder. Geradezu unheimlich ist dieser Angriff. Fast lautlos bewegen sich die aufgelockerten Wellen unserer Infanterie vorwärts. Ohne Hurra, ohne Geschrei. Nur ab und zu ein Kommando, ein Verständigungsruf. Einzelne Schüsse fallen. Unsere Soldaten gehen vorwärts wie Jäger bei einer Treibjagd, Schritt für Schritt, das Gewehr im Anschlag, aufmerksam, aufrecht, unaufhaltsam.

https://translate.google.com/translate?hl=de&prev=_t&sl=de&tl=en&u=https://www.google.de/maps/place/48%25C2%25B033%2709.1%2522N%2B30%25C2%25B039%2758.6%2522E/%4048.5525275,30.6640809,11z/From height 196, which was initially commanded as a target, we look back down into a shallow depression. Three hundred meters ahead of us earthy brown shapes scurry away between cornfield and a turnip field. I'm calling for a MG, but Mielenz says the few people are not a worthy target for a heavy MG. Some shots whip over to the Ivans. They duck even deeper and disappear in a sun flower field. The fire strengthens. The advanced Soviet protection forces retreat, fighting. Not everyone succeeds. Many a fleeing Red Army soldier is stroken down by a bullet of our infantry. This attack is almost scary. Almost silently, the loose waves of our infantry move forward. Without hurray, without shouting. Only now and then a command, an communicating call. Single shots fall. Our soldiers go forward like hunters in a hunt, step by step, the rifle at the ready, attentive, upright, unstoppable.

Hinter mir kracht eine Handgranate, und ich drehe mich blitzschnell um. Ich sehe den Körper eines Russen einen halben Meter über den Erdboden hochfliegen und zurückfallen. Er war verwundet gewesen und konnte sich nicht mehr vor uns in Sicherheit bringen. Da hat er sich bei unserem Herannahen eine Handgranate unter den Körper gelegt und abgezogen.

Behind me, a grenade crashes, and I turn around as fast as lightning. I see the body of a Russian flying half a meter above the ground and fall behind. He was wounded and could no longer escape from us. As we approached, he put a hand grenade under his body and pulled it off.

Beim Weitergehen taucht dreißig Meter vor mir ein Iwan aus dem Gras auf. Er stützt sich auf den Ellbogen und hebt einen Arm. Neben ihm liegt ein zweiter. Ich fordere sie energisch auf, beide Hände zu heben, denn bei der hinterhältigen Kampfesweise der Roten ist man vor heimtückischen Überraschungen nicht sicher. Die zwei Bolschewiken verändern aber ihre Haltung nicht. Zwei deutsche Soldaten nähern sich ebenfalls den beiden. Wir gehen von zwei Seiten an sie heran. Sie sind wirklich

As we move on, an Ivan emerges from the grass thirty meters in front of me. He rests on the elbow and raises an arm. Next to him is a second one. I urge them to raise both hands, because with the devious fighting style of the Red we have to await insidious surprises. But the two Bolsheviks do not change their attitude. Two German soldiers also get in touch with the two. We approach them from two sides. They are really wounded. We'll

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In action at the Uman Pocket 3

from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg

von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

verwundet, und wir überlassen sie unseren Sanitätern.

leave them to our paramedics.

Das Abwehrfeuer der Sowjets verstärkt sich. Wir sind auf ihre Hauptverteidigungslinie gestoßen. Jetzt gehen wir sprungweise vor, kriechen in Gräben vorwärts oder robben durch das hohe Gras. Ich komme an einem unseren Unteroffiziere vorbei. Er liegt tot in einem Graben. Wir schieben uns noch ein Stück an die Sowjets heran, aber dann liegen wir fest. Die Russen wehren sich mit dem Mut der Verzweiflung. Ihre schweren Waffen sind vernichtet oder haben ihre Munition verschossen. Sie verteidigen sich nur noch mit ihren Gewehren, und sie schießen verdammt gut! Da sie ausgezeichnet getarnt sind, ist nichts von ihnen zu sehen. Da wir zu unserem Pech noch gegen die Sonne angreifen müssen, sind wir geblendet. So kam es, dass wir stellenweise fast aufgelaufen sind und dicht vor ihren Stellungen liegen. Nun bekommen wir aus kürzester Entfernung Feuer und können selbst nichts sehen.

The defensive fire of the Soviets is intensifying. We came across their main line of defense. Now we jump on, crawl forward in trenches or crawl through the tall grass. I pass one of our NCOs. He lies dead in a ditch. We move a bit closer to the Soviets, but then we are stuck. The Russians fight back with the courage of despair. Their heavy weapons are destroyed or have fired their ammunition. they only fight with their rifles, and they shoot damn well! Since they are excellently camouflaged, none of them can be seen. Since we have to attack the bad luck against the sun, we are blinded. So it came that in some places we are almost accumulated and lie close to their position. Now we get fire from very close range and cannot see anything ourselves.

Ich liege im hohen Gras und suche vergeblich das Vorfeld ab. Diese erdbraunen Uniformen der Rotarmisten sind eine hervorragende Schutzfarbe in dem braunen Gras. Ich hoffe, dass sich einer mal durch eine Bewegung oder das Heben des Gewehrlaufes verrät – nichts! Außerdem will ich zu meinen MGs. Sie sind bei dem ungestümen Vorgehen in die vorderste Linie geraten und liegen da nun fest. Sie dürfen sich nicht mucksen, denn mit dem schweren Gerät sind sie ein lohnendes und leichtes Ziel.

I lie in the high grass and search the forefield in vain. These earth-brown uniforms of the Red Army soldiers are an excellent protective color in the brown grass. I hope that one of them once reveals himself by a movement or lifting the gun barrel - nothing! Besides, I want to go to my MGs. In the impetuous action they came in the front line and are now fixed there. They must not moan, because with the heavy equipment, they are a worthwhile and easy target.

Wenige Meter rechts hinter mir richtet sich plötzlich einer meiner Männer auf und setzt sich auf den Rand seiner Schützenmulde (wer konnte, hatte sich natürlich in die Erde gebuddelt). Ich fauche ihn an wegen dieser Unvorsichtigkeit. Aber da sehe ich schon, dass ihm das rote Blut von der Schläfe rinnt. Kopfschuss. Als der Schock vorüber ist, fängt er leise an zu jammern. Ich schicke ihn nach hinten, und er kriecht zurück.

A few meters to the right behind me, one of my men suddenly stands up and sits on the edge of his skirmisher's trench (who could, of course, had dug himself into the ground). I snarl at him for this imprudence. But I can already see that the red blood trickles from his temple. Headshot. When the shock is over, he begins to moan softly. I send him back and he crawls back.

Kaum ist er fort, da zerreißt ein heller, durchdringender Schmerzensschrei die flimmernd-heiße Sommerluft. Das war links von mir, etwa zehn Meter entfernt. Bevor ich aber etwas unternehmen kann, stöhnt es hinter mir laut auf. Wieder einer getroffen! Die schießen uns einzeln ab wie die Hasen. Aber ich muss nun zu meinen MGs. Die müssen schräg rechts vor mir liegen. Da hat vorhin noch eins geschossen. Ich rufe ein paarmal laut. Das ist natürlich Wahnsinn in dieser Situation. Ich

As soon as he is gone, a bright, piercing scream of pain tears the shimmering-hot summer air. That was to my left, about ten meters away. But before I can do something, it groans loudly behind me. Another hit! They shoot us off like the rabbits. But I have to go to my MGs. They must be diagonally right in front of me. There one had shot earlier. I shout a couple of times. This is, of course, madness, in this situation. I get no answer,

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from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg

von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

bekomme auch keine Antwort, sonst würden sie sich verraten und bekämen Zunder. Da sehe ich eine Bewegung vor mir im Gras. Ein Stahlhelm taucht auf. Aber es ist ein Mann von der Nachbarkompanie. Er ist verwundet und kriecht zurück.

otherwise they would reveal themselves and get it in the neck. There I see a movement in front of me in the grass. A steel helmet appears. But it is a man from the neighboring company. He is wounded and crawls back.

Wenn es doch endlich dunkel würde! Ich bin scheinbar der einzige Unverwundete im ganzen Umkreis. Sonderbar: Die Schmerzensschreie der getroffenen Kameraden bewegen mich, aber dass ich selbst auch getroffen werden könnte, kommt mir kaum in den Sinn. Ich spüre keine Angst.

If only it would get dark! I seem to be the only unwounded in the whole area. Strange: The screams of pain of the hit comrades move me, but it hardly comes to my mind that I myself could be hit, too. I do not feel any fear.

Der Tod geht um. So nahe wie heute zischte seine furchtbare Sense noch nie an mir vorüber. Aber noch nie im Leben habe ich auch die Nähe Gottes so intensiv – wenn auch nur im Unterbewusstsein – gespürt wie in diesen Stunden höchster Not. Ich glaube, dass dieses grenzenlose Vertrauen, dieses Bewusstsein der Geborgenheit bei Gott mir die Furchtlosigkeit vor dem Tod gibt. Sicher aber liegt es auch daran, dass sich meine Gedanken auf den Kampfauftrag konzentrieren müssen und für andere Dinge kein Raum ist. Ebenso kann es an meinem Naturell liegen. Mir hat mal jemand gesagt, ich sei „von langsam erregbarem Gemüt“, mich erschüttert so schnell nichts. Wie dem auch sei, man kann nicht alles erklären. Es gibt Dinge, die sind eben unerklärlich. Aber ein Gedanke kristallisiert sich doch in meinem Gehirn, während ich hier herumkrieche: Sollte ich aus dieser Schlacht heil herauskommen, dann hat mir der Herrgott zum zweiten Mal das Leben geschenkt. Und zum Dank will ich mich mehr als bisher nach Seinen Geboten richten.

Death is going around. As near as today, his terrible scythe never hissed past me. But never in my life have I felt the closeness of God so intensely - if only in the subconscious - as in these hours of greatest need. I believe that this boundless trust, this awareness of the security of God gives me the fearlessness of death. But surely it is also because my thoughts have to focus on the combat mission and there is no room for other things. It may also be due to my nature. Someone once said to me that I was "of a slowly excitable mind", nothing shocks me so fast. Anyway, you cannot explain everything. There are things that are just inexplicable. But a thought crystallizes in my brain as I crawl around here: Should I get out of this battle, then God has given me the life for the second time. And as thanks, I want to follow His commandments more than ever.

Ich krieche hin und her, um Verbindung aufzunehmen und Übersicht über die Lage zu gewinnen. Da liegt ja noch einer! Aber so liegt kein Mensch mit wachen Sinnen. Seiner Haltung nach muss er bewusstlos sein. Ich krieche hin und bin verdutzt über so viel Nerven und empört über so wenig Kampfgeist: Der Kerl pennt! Der ist mitten im Gefecht seelenruhig eingeschlafen. Er ist übermüdet.

I crawl back and forth to connect and gain an overview of the situation. There’s another one lying! But that's not how a person with alert senses would lie. According to his attitude he is unconscious. I crawl to him and am puzzled by so much nerves and outraged by so little combative spirit: The guy is down! He fell asleep calmly in the middle of the battle. He is tired.

Ein Befehl wird durchgegeben: Bei einbrechender Dunkelheit vorsichtig absetzen. Das ist kein guter Befehl. Er kam zu früh. Die Sonne war endlich untergegangen, aber es war noch hell. Dennoch können die Landser die Zeit nicht abwarten und beginnen zurückzukriechen. Einigen geht es zu langsam. Sie stehen auf und springen in kurzen Sätzen zurück, sich zwischendurch immer wieder hinwerfend, denn sie werden beschossen. Das Feld

A command is given: Carefully disengage at dusk. This is not a good command. It came too early. The sun had finally set, but it was still bright. The Landsers can’t wait and begin to crawl back. Some think it too slow. They stand up and jump back in short leaps, occasionally throwing themselves down, because they are being shot at. The field comes alive, and I am astonished to see how

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wird lebendig, und ich sehe mit Staunen, wie viele noch am Leben sind. Nun will niemand mehr der Letzte sein, und bald ist die Rückwärtsbewegung in vollem Gange. Als die Russen unser Zurückweichen erkennen, schwillt ihr Gewehrfeuer an und beschleunigt unsere Absetzbewegung.

many are still alive. Now nobody wants to be the last, and soon the backward movement is in full swing. As the Russians recognize our retreat, their gunfire swells and accelerates our defecting movement.

Ein Soldat, der verwundet im Gras lag, war beim Zurückgehen übersehen worden. Er wird zum zweiten Mal von einer Kugel getroffen und stößt einen gellenden, verzweifelten Schmerzensschrei aus. Aber wir waren schon etwa hundert Meter zurückgegangen. Zwei Männer der Schützenkompanie erkennen an der Stimme ihren Gruppenkameraden. Sie erbieten sich, ihn zurückzuholen, wenn wir ihnen Feuerschutz geben. Daraufhin lasse ich meine MGs in Stellung gehen, und unter ihrem rasselnden Kugelregen, der die Sowjets in Deckung zwingt, laufen die beiden noch einmal hundert Meter dem Feind entgegen, packen ihren Kameraden und schleppen ihn zurück.

A soldier lying wounded in the grass had been overlooked on his way back. He gets hit by a bullet for the second time and lets out a shrill, desperate cry of pain. But we had already gone back about a hundred meters. Two men of the rifle company recognised their groupmate by his voice. They undertake to bring him back if we give them protective fire. There I let my MGs get in position, and under their rattling rain of bullets which forces the Soviets to take cover, the two rush back toward the enemy a hundred meters, grab their comrade and haul him back.

Das ist vorbildliche Kameradschaft. Nach diesem mörderischen, missglückten, demoralisierenden Angriff war jeder froh, unversehrt herausgekommen zu sein. Da bieten sich zwei Männer an, noch einmal unter Lebensgefahr in das sowjetische Feuer zu laufen, um einen verwundeten Kameraden zu retten. Sie setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel, um das ihres Kameraden zu retten. Das ist wahres soldatisches Heldentum und echte christliche Nächstenliebe.

This is exemplary camaraderie. After this murderous, failed, demoralising attack, everyone was glad to have come out unscathed. Then two men are offering to run into the Soviet fire again at the risk of their lives to save wounded comrade. They risk their own lives to save their comrade's life. That's true soldier-like heroism and genuine Christian charity.

Unser Angriff ist abgeschlagen. Wir ziehen uns mit Verlusten zurück, die bisher die schwersten dieses Feldzuges waren. Unsere Kompanie hat 7 Tote und 24 Verwundete verloren. Das sind fast 20%. Und das hat der Russe ausschließlich mit gutgezieltem Gewehrfeuer erreicht. Allerdings hatten wir auch ohne jegliche Artillerieunterstützung angegriffen. Der Russe ist ein harter Kämpfer. Hier kommt noch hinzu, dass er eingekesselt ist und wie ein wildes Tier mit dem Mut der Verzweiflung um Leben und Freiheit kämpft. Es gab viele – wir haben es öfter erlebt – die lieber Selbstmord begingen als sich zu ergeben. Sicherlich ist dieses Verhalten auch durch die Propaganda der Politruks beeinflusst, die ihnen die deutsche Gefangenschaft als Hölle hinstellten und alle möglichen Repressalien androhten. Aber es ist auch der harte, sture, todesmutige Widerstandswille des heimatliebenden Russen.

Our attack is rejected. We withdraw with losses that were the heaviest of the campaign so far. Our company lost 7 dead and 24 wounded. That's almost 20%. And that's what the Russian has achieved with well-aimed rifle fire only. However, we had attacked without any artillery support. The Russian is a tough fighter. Add to that the fact that he is encircled and fights like a wild animal with the courage of desperation for life and freedom. There were many - we have seen it more than once - who would rather commit suicide than surrender. Certainly, this behaviour is also influenced by the propaganda of the politruks who painted the German captivity as hell and threatened them with all possible reprisals. But it is also the hard, stubborn, death-defying will to resist of the patriotic Russian.

Die Schuld an unseren Verlusten liegt aber auch an dem unsinnigen Einsatz unserer schweren MG-Züge in vorderster Linie. Der ungestüme, unbekümmerte,

The blame for our losses also lies on the senseless use of our heavy MG platoons in the front line. The impetuous, carefree, almost

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geradezu unvorsichtige Vorwärtsdrang hat unsere MG-Gruppen bis in die vordersten Linien getrieben. Da lagen sie nun vorn und boten dem Feind mit ihrem schweren Gerät ein herrliches Ziel. Wären sie, wie das auch grundsätzlich sein soll, in der zweiten Linie geblieben, dann hätten sie mit ihrer gewaltigen Feuerkraft die vorgehende Infanterie wirksam unterstützen können, sozusagen als Ersatz für die fehlende Artillerie.

careless forward urge has driven our MG groups to the very forefront. There they were now ahead and with their heavy equipment offered a magnificent goal to the enemy. Had they remained in the second line as it should be, they would have been able to effectively support the advancing infantry with their mighty firepower, as a substitute for the missing artillery, so to speak.

Gefangene, die wir später machten, haben ausgesagt, dass sie nach unserem Angriff abends am Ende ihrer Kräfte waren und schon bereit gewesen seien, sich zu ergeben. Als sie aber sahen, dass wir uns zurückzogen, hätten sie neuen Mut gefasst und beschlossen, weiterzukämpfen. Daraufhin bekam unser Bataillonsführer eine dicke Zigarre von oben wegen seines – noch dazu ungeschickten – Rückzugbefehls.

Prisoners we made later testified that after our attack in the evening they were at the end of their strength and ready to surrender. But when they saw that we were retreated they had regained their courage and decided to continue fighting. Our battalion commander got a big cigar from above because of his - at the same time awkward - retreat order.

Wir ziehen uns auf den Rand eines Buschwaldes zurück, wo wir zunächst sammeln. Wir bemerken, dass die Russen nachrücken. Sie nutzen die Chance, den Einkesselungsring zu erweitern oder vielleicht auszubrechen. Inzwischen ist es dunkel geworden. Vereinzelt kommen noch Soldaten zurück. Einer unserer Unteroffiziere hatte sich beim Einbruch der Dunkelheit nicht gleich zurechtgefunden. Er war auf eine marschierende Kolonne gestoßen und hatte den letzten Mann angesprochen, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass es Russen waren. Da schlug er sich schleunigst seitwärts in die Dunkelheit.

We retire to the edge of a bush forest where we muster up first. We notice that the Russians are moving up. They take the chance to expand the encircling ring or eventually break out. In the meantime it has become dark. Occasionally soldiers are still coming back. One of our NCOs lost his orientation at dusk. He had encountered a marching column and had addressed the last man without receiving an answer. When he looked more closely, he realized that they were Russians. Then he struck himself sideways into the darkness.

Die Nacht ist kühl. Ich habe mich fröstelnd in meine Zeltbahn gewickelt und liege zwischen den Kameraden in einem Graben am Waldrand. Einmal jagt uns ein Alarm hoch. Die Russen kommen! Wir rappeln uns auf. Waffen und Geräte klappern. Gespannt lauschen wir in die Dunkelheit. Aber es bleibt alles ruhig, und wir legen uns wieder um. Aber schlafen kann ich nicht, es ist zu kalt.

The night is cool. Shivering, I have wrapped in my shelter section and lie between the comrades in a ditch at the edge of the forest. Once an alarm arouses us. The Russians are coming! We scramble up. Weapons and devices clatter. We listen eagerly to the darkness. But everything stays calm and we lay down again. But I cannot sleep, it's too cold.

Am folgenden Morgen (6.8.41) kehren wir in einem Bogen zur Front zurück, aber in den Nachbarabschnitt. Hier hatten die Sowjets im Nachdrängen ein Dorf und die umliegenden Höhen besetzen können. Wir müssen sie wieder zurückwerfen. Nach kurzer Umgruppierung und Bereitstellung treten wir erneut zum Angriff auf die Höhen an. Zur Unterstützung unseres Angriffs war heute nacht eine Batterie 10-cm-Feldhaubitzen in Stellung gegangen, die nun die Höhe unter Feuer nimmt. Und während oben zwischen den russischen

The following morning (6.8.41) we return to the front with a swerve, but into the neighbouring sector. Here, in moving up, the Soviets had occupied a village and the surrounding heights. We have to throw them back. After a short regrouping and deployment, we attack the heights again. In support of our attack, a 10-cm howitzer battery had taken up position in the night and now takes the height under fire. And while up there, our grenades explode between the

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In action at the Uman Pocket 7

from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg

von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

Stellungen unsere Granaten explodieren (wir hätten uns ein größeres Feuerwerk gewünscht), gehen die Angriffskompanien auf breiter Front langsam vorwärts, überqueren einen Acker und tauchen in ein Kornfeld. Da springt etwa dreißig Meter vor mir ein Iwan hoch, schießt den ihm am nächsten stehenden deutschen Soldaten aus fünf Metern Entfernung nieder, wirft sein Gewehr weg und hebt die Hände. Uns packt eine rasende Wut. Am liebsten hätten wir dieses Vieh erschossen. Aber niemand wagte es, weil es völkerrechtswidrig gewesen wäre. So wird er als Gefangener abgeführt. Der Deutsche ist tot.

Russian positions (we would have wished for a bigger fireworks), the attacking companies are slowly advancing on a broad front, crossing a field and diving into a cornfield. Suddenly, an Ivan jumps up about thirty meters in front of me, shoots down the nearest German soldier from five meters away, throws his gun away and raises his hands. We are in a furious rage. We would have liked to shoot this creature. But no one dared as it would have been contrary to international law. So he is lead off as a prisoner. The German is dead.

Der Angriff geht weiter. In vierhundert Meter Breite und mehreren tief gestaffelten Wellen geht das Bataillon den Hang hinauf. Der linke Flügel durchquert gerade ein Kornfeld. Dort fahren mehrere 2-cm-Fla- (Flugabwehr-) Geschütze auf Selbstfahrlafette (vermutlich Sd.Kfz. 10/4 mit 2-cm-Flak 30 der 1. Batterie/Fla-Bataillon 48, die dem LII. Armeekorps zugeteilt war) den Angriff mit. Zwischen den aufgelockerten Gruppen der Infanteristen sehen sie aus wie dicke Käfer, die in einem Ameisenschwarm mitkriechen. Wir auf dem rechten Flügel stapfen über einen Rübenacker. Und während auf der Höhe immer noch die Granaten bersten und dunkle Erdmassen wie zackige Kronen in die Luft schleudern, laufen unsere Angriffswellen den flachen Hang hinauf. Von jetzt ab sind wir ohne Deckung. Der Hang ist nur noch mit Gras bewachsen. Ziu... ziu... sssst... fffft... zischen Infanteriegeschosse an uns vorüber. Aber das sowjetische Abwehrfeuer ist schwach. Nur wenn das Zischen zu drohend wird oder eine MG-Garbe vorüber faucht, werfen wir uns kurz zu Boden. Der Angriff rollt ab wie eine Übung auf dem Exerzierplatz.

The attack continues. Four hundred meters wide and in several deeply staggered waves, the battalion goes up the slope. The left wing is passing through a cornfield. Several self-propelled 2-cm AA guns (presumably Sd.Kfz. 10/4 with 2-cm Flak 30 of the 1st battery of Fla-Bataillon 48 which was assigned to LII Army Corps) go with the attack. Between the scattered groups of infantrists they look like thick beetles that crawl in an ant swarm. We, on the right wing, trudge over a beet field. And while the grenades are still bursting at the height and flinging dark earth masses like jagged crowns into the air, our attack waves run up the flat slope. From now on we are without cover. The slope is overgrown with grass only. Tsiu ... tsiu ... sssst ... fffft ... infantry bullets are whizzing past us. But the Soviet defence fire is weak. Only if the hiss is too threatening or a burst of MG fire hisses past, we shortly drop to the ground. The attack rolls off like an exercise on the exercise ground.

Ich befinde mich zwischen zwei meiner sMG-Gruppen, die in überschlagendem Einsatz vorgehen. Während die eine mit kurzen Feuerstößen die feindlichen Stellungen bestreicht, macht die andere Bedienung ein paar Sprünge vorwärts, geht in Stellung und beginnt zu feuern. In diesem Augenblick springt die hintere an der feuernden vorbei und geht ihrerseits wieder in Stellung.

I am between two of my heavy MG groups which are leapfrogging forward. While the one sweeps the enemy positions with short bursts of fire, the other crew make a few leaps forward, go into position and begin to fire. At this moment, the rear one jump past the firing one and go into position themselves.

Die Batterie hat das Feuer eingestellt. Wir sind noch über hundert Meter von den feindlichen Stellungen entfernt, aber schon laufen die ersten Iwans zurück. Nur einer macht eine Ausnahme. Er kommt wie ein Sprinter den Abhang herunter gerast, denn er muss befürchten, dass seine Kameraden hinter ihm her

The battery has stopped to fire. We are still over a hundred meters from the enemy positions but the first Ivans are already running back. Only one makes an exception. He comes rushing down the slope like a sprinter, because he has to fear that his

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In action at the Uman Pocket 8

from: Tagebuch-Fragmente aus dem zweiten Weltkrieg

von Herbert Schrödter, Oberleutnant und Kompanie-Chef

schießen. Von Zeit zu Zeit hebt er im Laufen beide Arme. Atemlos, aber lachend erreicht er uns und geht nach hinten.

comrades will shoot after him. From time to time he lifts both arms while running. Breathless, but laughing, he reaches us and goes backwards.

Fast mühelos erreichen wir die Höhe. Die Iwans haben die Flucht ergriffen. Einige tote Rotarmisten liegen herum. Einer ist ein Politkommissar. Wir suchen die Stellungen ab. Hin und wieder springt ein Landser, Warnrufe ausstoßend, zur Seite, als hätte er auf eine Schlange getreten. Sie haben dann Iwans entdeckt, die noch in ihren schultertiefen, kreisrunden Schützenlöchern stehen. Man weiß nie, ob sie sich in ihr Schicksal ergeben haben und die Gefangenschaft erwarten, oder ob sie noch aus dem Hinterhalt schießen. Manche wehren sich bis zum letzten Atemzug und werden in ihren Löchern getötet.

Almost effortless we reach the height. The Ivans have fled. Some dead Red Army soldiers are lying around. One is a political commissar. We search the positions. From time to time, a Landser, shouting warning calls, leaps aside as if he has stepped on a snake. They then discovered Iwans who are still in their shoulder-deep, circular foxholes. One never knows whether they have surrendered to their fate and await captivity, or will still fire from ambush. Some defend themselves to the last breath and are killed in their holes.

Wir besetzen die Höhe, die eigentlich nur eine hohe Bodenwelle ist, denn sie läuft auf der anderen Seite, feindwärts, wieder in eine flache Senke aus. Diese Senke ist ein einziges, riesiges, abgemähtes Kornfeld, dessen Hocken (anderswo heißen sie Garben) sich in endlos langen Reihen bis zu einem Waldrand hinziehen, der in etwa einem Kilometer Entfernung das Kornfeld wie eine dunkle Wand abschließt. In diese Wälder hat sich der Iwan zurückgezogen. Sie sind sein letzter Unterschlupf. Rechts unten am Fuß des Hanges steht ein einzelnes Haus, das scheinbar verlassen ist. Unsere Stellung ist günstig. Man kann das weite Gelände bis hinten zum Waldrand gut übersehen.

We occupy the height which in reality is only a high bump because on the other side, towards the enemy, it levels out into a shallow valley. This depression is a single, huge, mown field of corn whose stooks (elsewhere they are called shocks) stretch in endless rows to a forest edge that deliminates the cornfield like a dark wall about a kilometer away. Ivan has withdrawn into these forests. They are his last hiding place. Right below at the foot of the slope there is a single house that seems to be deserted. Our position is favorable. You can overlook the wide terrain up to the forest edge well.

Wir graben uns ein, denn die Höhe ist kahl und bietet sonst keine Deckung. In langer Linie stehen oder knien schaufelnde Soldaten. Es entstehen Schützenlöcher und provisorische MG-Stände. Einige Landser sind schon in die Senke hinunter gestiegen, um sich einige Getreidegarben heraufzuholen und ihre Löcher damit abzudecken und auszupolstern. Auch ich habe mit meinem Loch dasselbe getan. Aber zum Ausruhen ist noch keine Zeit.

We dig in because the height is bare and otherwise offers no cover. Shoveling soldiers stand or kneel in a long line. There are foxholes and provisional MG stands. Some Landsers have already descended into the valley to catch up with some corn trusses and cover and pad their holes. I did the same with my hole. But there is no time to rest yet.

Während die Männer sich nach des Tages Last zur wohlverdienten Ruhe niederlegen, läuft der Zugführer noch herum und sieht nach dem Rechten. Sind die Männer vernünftig eingegraben? Sind die MG-Stände getarnt? Sind die MG-Stände so gewählt, dass sie nicht im Schussfeld eines anderen liegen? Sind Seiten- und Tiefenbegrenzung richtig eingestellt? (Das ist für die Nacht wichtig.) Haben die MGs Zielpunkte festgelegt? Ist genügend Munition vorhanden? Und noch manches andere.

While the men lay down after the day load for a well-deserved rest, the platoon leader still runs around to see that everything is all right. Are the men properly coverd? Are the MG stands camouflaged? Are the MG stands chosen so that they are not in the field of fire from another one? Are the side and distance limits set correctly? (That's important for the night.) Are the MG aiming points set? Is there enough ammunition? And many other things.

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Haben die Männer irgendwelche Wünsche oder Vorschläge? Oft wird der Zugführer dann noch zu einer Besprechung gerufen. Man kann natürlich vieles den Halbzugführern überlassen, aber wer die Trägheit und Unvollkommenheit der menschlichen Natur kennt, weiß, dass Aufsicht nötig ist. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.1 Denn wenn etwas schief geht, bleibt es doch am Zugführer hängen. Und so rennt der (gewissenhafte) Zugführer noch herum, wenn seine Männer schon schnarchen.

Do the men have any wishes or suggestions? Often the platoon leader is called to a meeting. Of course, many things can be left to the half-platoon leaders, but those who know the inertia and imperfection of human nature know that supervision is necessary. Trust, but verify.2https://translate.googleusercontent.com/ - _ftn1 Because if something goes wrong, it still depends on the platoon leader. And so the (conscientious) platoon leader still runs around when his men are already snoring.

Als die Dunkelheit schon herein bricht, gibt es noch eine kleine Aufregung. Die in unserer Linie stehenden 2-cm-Selbstfahrlafetten fangen plötzlich an, mit Leuchtspur zu schießen. Auch unsere Granatwerfer bullern einige Schüsse in die Stille des sinkenden Tages. Die Landser fahren hoch, aber da kommt schon die Durchsage, dass sich beide nur für die Nacht einschießen. Beruhigt kriecht alles wieder in die Löcher.

When the darkness breaks in, there is still a little excitement. The ste in our line 2-cm self-propelled guns suddenly start to shoot with a trail of light. Also our garnet Throw a few shots into the silence of the sinking day. The Landsers go up, but there is already the announcement that both einschießen only for the night. Calm everything creeps like the one in the holes.

Inzwischen sind die Trossfahrzeuge herangekommen und stehen einige hundert Meter hinter der Front im Sichtschutz des Hügels. Unsere Essenholer machen sich fertig. Ich hatte noch bei Tageslicht in aller Eile eine Postkarte an meine Eltern geschrieben und gebe sie jetzt dem Essenholer mit. Als sie zurückkommen, erzählen sie, dass der Alte wieder getobt hätte, weil ich die leeren Munitionskästen nicht zurückgeschickt hätte, damit die Trossfahrer die leeren Gurte wieder füllen konnten. Da haben wir’s! Weder die Munitionsschützen, noch der Gewehrführer, noch der Halbzugführer haben daran gedacht, aber am Zugführer bleibt es hängen!

In the meantime, the train vehicles have arrived and stand a few hundred meters behind the front in the blinds of the hill. Our food handlers get ready. Still in daylight I had hurriedly written a postcard to my parents which I give to the food handler now. As they return they tell that the company commander had raged again because I did not send the empty ammo boxes back for the baggage drivers to refill the empty straps. There we have it! Neither the ammunition gunners, nor the gun leader, nor the half-platoon leader have thought of it, but the platoon leader gets caught!

Nun ist es völlig dunkel geworden. Der heiße Tag ist einer kühlen Nacht gewichen. Ich fröstele in meinem Loch. Die am Tage durchgeschwitzte Wäsche ist nun kalt und unangenehm. Lautlose Stille ringsum. Die mondlose Nacht ist so finster, dass man die Hand vor Augen nicht sieht. Ich versuche einzuschlafen. Die Gefahr beunruhigt mich nicht. Man ist schon daran gewöhnt und das Gefühl, dem Gegner überlegen zu sein, gibt Ruhe und Sicherheit. Wir haben zwar nur eine Linie, aber sie ist recht gut besetzt und bewaffnet. Was hinter uns noch steht, weiß ich nicht. Außerdem sitzt an der ganzen Front entlang neben jedem schlafenden Soldaten ein zweiter, der aufmerksam in das Niemandsland hinein horcht, wenn er gewissenhaft ist. Posten vor

Now it has become completely dark. The hot day has given way to a cool night. I shiver in my hole. The underwear soaked during the day is now cold and unpleasant. Abbsolute silence all around. The moonless night is so dark that you cannot see your hand in front of your face. I try to fall asleep. The danger does not worry me. One is already used to it and the feeling of being superior to the opponent gives rest and security. Although we have only one line, it is quite well staffed and armed. I do not know what's behind us. In addition, along the front line, next to each sleeping soldier is a second who attentively listens to no man's land, if he is conscientious. Sentry in

1 Lenin zugeschriebener Ausspruch, vgl. Wikipedia

2 saying attributed to Lenin, cf. Wikipedia

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In action at the Uman Pocket 10

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dem Feind. Nur selten steigt eine Leuchtkugel hoch, erhellt für kurze Zeit die Umgebung und erlischt wieder, lautlos, als wolle sie die Ruhe der Schlafenden nicht stören.

front of the enemy. Only rarely a flare rises, illuminates the surroundings for a short time and then goes out again, silently, as if not to disturb the rest of the sleeping ones.

Da zerreißt plötzlich ein gellendes „Urräää – Urrräääh“3 die Stille der Nacht, breitet sich über das ganze Feld vor uns aus und erfüllt die Luft mit grellem Getöse. Das müssen Tausende sein, die da angestürmt kommen! Abertausende, seit vielen Tagen Eingekesselte, mit dem Mut der Verzweiflung angreifende Menschenmassen! Und unsere Front besteht nur aus einer einzigen Linie von Schützenlöchern! Hinter uns sind nur noch die Granatwerfer!

A shrill "Urray - Urrray"4 suddenly breaks the silence of the night, spreads out over the whole field in front of us and fills the air with a loud roar. That must be thousands coming stormed! Thousands upon thousands of crowds, confined for many days, attacking with the courage of despair! And our front consists of only one line of rifle pits! Only the mortars are behind us!

Ich bin sofort hellwach und brülle automatisch: „Alarm!“. Es ist völlig überflüssig. Rechts und links wird es lebendig. Zu sehen ist nichts bei dieser Finsternis, aber ich höre Rufe und die metallischen Geräusche unserer Geräte. Die ersten Schüsse fallen. Dann rattert das MG neben mir los. Ein zweites folgt, und bald übertönt das rasende Hämmern unserer Maschinengewehre das Urrääh der Angreifer. Glühenden Perlenketten gleich jagen unsere Leuchtspurgarben in die Finsternis hinein. Jetzt greifen auch unsere Granatwerfer ein. Blupp – blupp – blupblupp.. Ihre dumpfen Abschüsse mischen sich in das helle Knattern der MGs. Wenn man bloß mehr sehen könnte! Niemand nimmt sich die Zeit, Leuchtkugeln zu schießen. Alles feuert aufs Geratewohl in die Finsternis hinein. Jetzt macht es sich bezahlt, wenn Schussfelder und Zielpunkte schon bei Tage festgelegt wurden. Diese rasselnde, ratternde, knatternde, dröhnende, massierte Feuerkraft, die da Tod und Verderben speiend dem Feind entgegenrast, gibt ein ungemein beruhigendes Gefühl der Sicherheit, selbst wenn es trügerisch sein mag. Ich bin nicht besorgt, nur gespannt. Durch dieses Feuer kommt kein Mensch!

I wake up immediately and automatically shout: "Alarm!". It is completely superfluous. To the right and left they are coming to life. There is nothing to be seen in this darkness, but I hear shouts and the metallic noises of our devices. The first shots are falling. Then the MG rattles off next to me. A second follows, and soon the raging hammering of our machine-guns drowns out the Urray of the invaders. Like glowing pearl necklaces our bursts of tracer bullets scud into the darkness. Now the mortars step in. Bloopp - bloopp - bloopbloopp... Their dull shots blend with the high rattle of the MGs. If only one could see more! Nobody takes the time to shoot flares. Everybody fires at random into the darkness. Now it pays off that firing sectors and aiming points have already been set by day. This rattling, clattering, crackling, roaring, massed firepower racing towards the enemy spitting death and destruction gives an extremely reassuring sense of security, even if it may be deceptive. I am not worried, just curious. No man comes through this fire!

Der Gefechtslärm flaut ab. Einzelne MGs, deren Läufe heißgeschossen sind, nehmen Laufwechsel vor, andere geben nur noch vereinzelte Feuerstöße ab. Vom Iwan im Vorfeld ist nichts mehr zu hören. Es wird wieder ruhig, und bald legt sich von neuem die Stille der Nacht über das dunkle Land. Der sowjetische Ausbruchsversuch vor unserer Linie ist zusammengebrochen.

The battle noise fades away. Some MGs, whose barrels are shot hot change barrel, others give only isolated bursts of fire. From the Ivan in the forefield is nothing to be heard anymore. It becomes quiet again, and soon the silence of the night sets over the dark land again. The Sovjet breakout endeavour in front of our line has collapsed.

Aber nicht überall. Am nächsten Morgen But not everywhere. The next morning

3 übliche Wiedergabe des russischen Schlachtrufs im Zweiten Weltkrieg, entspricht unserem „Hurra“. Die mo-

derne Form heißt allerdings „Ura“. 4 usual reproduction of the Russian battle cry in the Second World War is “urrää”, it corresponds to our

"Hurray". The modern form however is "Ura".

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(07.08.1941) erkennen wir, dass die Russen im Nachbarabschnitt, der schon zur Nachbardivision gehörte, durchgebrochen sind. Sie haben die vordere Linie überrannt, die Artilleriestellungen überfallen und unter den überraschten Artilleristen ein furchtbares Blutbad angerichtet. Ein Sankra (Sanitätskraftwagen) unseres Regiments, der unsere Verwundeten vom Vortag abtransportieren wollte, ist ebenfalls auf der Landstraße im Hinterland überfallen worden. Man fand die Verwundeten – es waren Männer unseres Bataillons – ermordet neben dem Fahrzeug. Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstoß gegen die Genfer Konvention!

(07.08.1941) we realize that the Russians broke through in the neighbouring sector, which already belonged to the neighbour division. They have overrun the front line, attacked artillery positions, and caused a terrible bloodbath among the surprised artillerymen. An ambulance of our regiment which had to transport the wounded of the previous day was also raided on the road in the hinterland. They found the wounded - they were men of our battalion - murdered aside of the vehicle. Crime against humanity and violation of the Geneva Convention !

Immerhin haben die Sowjets diesen Ausbruch teuer bezahlt. Der Hauptstoß ihres Durchbruchs erfolgte auf einer Straße, die von unserem Abschnitt nach links zur Nachbardivision führte. Sie ist nur wenige hundert Meter von uns entfernt, und ich gehe mal hinüber. Auf dieser Straße hatten die sowjetischen Fahrzeugkolonnen den Ausbruch versucht, waren dabei in unser konzentriertes Abwehrfeuer geraten und furchtbar zusammengeschossen worden. In endloser Reihe stehen die Trümmer dieser Kolonne. Lastwagen und Geschütze liegen zerschossen, zerfetzt, ausgebrannt und umgestürzt auf der Straße und im Straßengraben. Zwischen diesen Schrotthaufen liegen zahlreiche Leichen gefallener Rotarmisten. Einer von ihnen liegt mit dem Oberkörper auf dem Trittbrett, während sein gebrochenes Bein zwischen den verbogenen Eisenteilen des Führerhauses eingeklemmt ist. Sein Fahrzeug war auf den Vordermann geprallt und in Brand geraten, wobei der eingeklemmte Fahrer mit verbrannte. Ein anderer lag mitten auf der Straße. Er war von den vorwärtsjagenden Fahrzeugen überfahren und buchstäblich wie eine Briefmarke plattgewalzt worden. Aber die Konturen seines Körpers mit Kopf, Hals, Schultern und Gliedmaßen sind ganz deutlich erhalten. Die übrigen Toten liegen, kohlschwarz verbrannt oder bläulich aufgedunsen, zwischen den zertrümmerten Fahrzeugen und im Straßengraben. Über der Stätte der Vernichtung liegt nun die brütende Sommerhitze und beginnt ihr Verwesungswerk, so dass mir fast übel wird.

After all, the Soviets have paid dearly for this outbreak. The main blow of their breakthrough took place on a road that led from our section to the left to the neighbouring division. It's only a few hundred meters away, and I'll go over there. On this street the Soviet vehicle columns had tried to break out, had fallen into our concentrated defensive fire and shot down terribly. The ruins of this column are standing in an endless row. Lorries and guns are shot and torn to pieces, burnt out and overturned on the road and in the ditch. Between these junk heaps lie numerous corpses of fallen Red Army soldiers. One of them lies with his upper body on the footboard while his broken leg is clamped in between the bent iron parts of the cab. His vehicle had crashed into the lorry in front and caught fire, the trapped driver burning with it. Another lay in the middle of the street. He had been run over by the vehicles speeding forward and literally flattened like a stamp. But the contours of his body with head, neck, shoulders and limbs are clearly preserved. The other dead lie, burned coal black or bluish puffy, between the smashed vehicles and in the ditch. Over the site of annihilation lies the brooding summer heat and begins its decomposition process, so that I almost feel sick.

Der Ausbruch war nur einem kleinen Teil der Roten gelungen. Der Ring um die Eingekesselten ist wieder geschlossen. Jetzt gehen Spähtrupps in den Wald, um festzustellen, wo und in welcher Stärke noch feindliche Truppen vorhanden sind. Sie kehren mit einigen Russen zurück, die erklären, dass die Wälder

Only a small part of the Reds succeeded to outbreak out. The ring around the encircled is closed again. Now, patrols go into the forest to see where and in what strength there are still enemy troops. They return with some Russians who explain that the forests are still

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noch voller Russen stecken. Sie hätten allerdings kaum noch zu essen und auch keine Munition mehr. Nun tritt nochmals eine ganze Schützenkompanie an, um dem Wald abzutasten. Zur Verstärkung dieser Kompanie werde ich ihr mit einem MG-Zug unterstellt. Wir gehen den Hang zu dem Getreidefeld hinunter. Hundert Meter vor meiner Stellung, am Fuß des Hanges, liegt der erste Tote des Nachtangriffs. Ein hellblonder, vielleicht 20-jähriger Junge mit schmalem, sympathischem Gesicht. Wir gehen weiter. In breiter Kette bewegen wir uns über das Kornfeld. Plötzlich ein lauter Ruf der Überraschung. Ich sehe nach links hinüber, wo gerade zwei Landser eine Getreidehocke auseinanderwerfen und zwei Iwans herausziehen. Nun war das Signal gegeben. Hocke um Hocke wird auseinander gerissen, und immer wieder ertönen freudige Rufe, wenn aus der fallenden Mandel wieder ein paar Rotarmisten herauskriechen. Ein Weib ist auch schon dabei. Ich trete an eine Mandel, aus der ein Schuh herausguckt. Wir werfen auch diese um und finden drei Mann darunter: Einen Kapitän (Hauptmann), einen Leutnant und einen Melder. Ich nehme dem Kapitän Pistole und Kartentasche ab und schicke ihn zu den anderen Gefangenen. Wir kämmen auf diese Weise das ganze Feld durch und zählen zum Schluss mehr als 100 Gefangene. Einer von ihnen, mit intelligentem Gesicht blickt so hoffnungslos traurig ins Leere, dass ich fast Mitleid mit ihm habe. Aber als ich an die Unmenschlichkeiten bei dem nächtlichen Ausbruchsversuch denke, vergeht es wieder. Dann dringen wir in den Wald ein. Auf einer Lichtung stehen wirr durcheinander gefahrene Panjewagen. Der Boden ist mit Ausrüstungsgegenständen übersät. Aber Russen sind nicht zu finden.

full of Russians. However, they had little to eat and no more ammunition. Now, once again, a whole rifle company enters to probe the forest. As reinforcement I am assigned to this company with an MG platoon. We descend the slope down to the cornfield. One hundred meters from my position, at the foot of the slope, lies the first dead of the night attack. A fair-haired, maybe 20-year-old boy with a narrow, sympathetic face. We progress. In a broad chain we move across the cornfield. Suddenly a loud cry of surprise. I look over to the left, where just two Landsers throw a corn stook over and pull out two Ivans. Now the signal was given. Stook after stook is torn, and joyful shouts are heard again and again when a few Red Army soldiers come crawling from the falling shock. A woman is also among them. I step on a shock from which a shoe peeks out. We throw over also this one and find three men under it: a captain, a lieutenant and a messenger. I take the gun and map case from the captain and send him to the other prisoners. Like this we comb through the whole field and in the end count more than 100 prisoners. One of them, with an intelligent face, looks so hopelessly sad that I almost feel sorry for him. But when I think about the monstrous deeds of the nocturnal escape attempt, the feeling fades away. Then we enter the forest. In a clearing, garbled panje wagons are standing. The ground is strewn with equipment. But Russians are not to be found.

Zu den Stellungen zurückgekehrt, mache ich an meinem Loch eine Ruhepause. Da tauchen zwei sowjetische Jagdbomber auf, kreisen über unseren Stellungen, jagen ein paar Feuerstöße in unsere Linie und werfen einige kleine Bomben ab. Beim Abdrehen und Hochziehen feuern sie noch aus zwei Bord-MGs, die in den Tragflächen eingebaut sind und nach hinten schießen. Als ich da das Mündungsfeuer sehe, glaubte ich, dass sie brennen. Aber mein anfangs jubelnder Ausruf erstarb in Enttäuschung. Getroffen haben sie übrigens nichts. Ihr Erscheinen sollte wohl eine kleine moralische Unterstützung für die Eingekesselten sein.

Back to the positions, I take a break at my hole. There, two Sovjet fighter-bombers emerge, circle over our positions, blow a few bursts of fire into our line and drop a few small bombs. While turning and pulling up they fire from two on-board MGs which are built into the wings and shoot backwards. When I saw the muzzle flash I thought they were burning. But my initial cheering exclamation died in disappointment. By the way, they did not hit anything. Their appearance was probably meant to be a small moral support for the surrounded.

Wir bereiten uns auf die nächste Nacht vor, und zwar sorgfältig, denn wir sind jetzt gewarnt. Am Abend beginnt es zu tröpfeln, und bald geht ein

We are preparing for the next night, carefully, because we are warned now. In the evening it begins to trickle, and soon a light but

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leiser, aber anhaltender Regen nieder, der allmählich durch die Strohdecke meines Schützenloches dringt. Hilflos muss ich es ertragen, dass der Regen langsam meine Uniform durchtränkt. Ich kann wieder nicht richtig schlafen. Es ist schon die vierte Nacht ohne rechten Schlaf. Am nächsten Morgen (08.08.1941) steht wieder die lachende Sonne am Himmel, und die hochsommerliche Wärme trocknet die Kleidung schnell.

persistent rain comes down which gradually penetrates through the straw roof of my rifle hole. Helplessly I have to endure that the rain is slowly saturating my uniform. Once again I cannot sleep properly. It is already the fourth night without a good night's sleep. The next morning (08.08.1941), the laughing sun is in the sky again, and the midsummer heat dries the clothes quickly.

Plötzlich ein Ruf, halb Überraschung, halb Warnung. Instinktiv wende ich meine Augen zur Front. Da sehe ich braune Gestalten aus dem Wald heraustreten. Erst sind es Einzelne, bald aber sickern sie in Gruppen und dichten Haufen aus dem Wald heraus, und dann quillt ein breiter Strom über das Kornfeld auf unsere Stellungen zu. Sie sind unbewaffnet und gehen sehr langsam. Jetzt haben die ersten unsere Stellungen erreicht und heben die Arme. Wir lassen sie gleich hinter unserer Stellung antreten, denn sie müssen registriert werden. Nachdem Angehörige des Bataillons- und Regimentsstabes mit Tisch und Stuhl angerückt waren, beginnt die zeitraubende Aufnahme der Personalien. Die Iwans kamen ohne Waffen und Gepäck. Sie haben alles im Wald zurückgelassen. Unter ihnen sind Vertreter aller Völker der Sowjetunion. Ich nehme einem eine Zeltbahn und einem anderen den Leibriemen ab. Die Pistole, die ich kürzlich dem Kapitän abgenommen hatte, trage ich schon am Koppel. Es ist ein Trommelrevolver.

Suddenly a shout, half surprise, half warning. Instinctively, I turn my eyes to the front. There I see brown figures emerging from the forest. At first they are individuals, but soon they seep out of the forest in groups and dense clusters, and then a broad stream swells onto our positions over the cornfield. They are unarmed and go very slowly. Now the first have reached our positions and raise their arms. We have them step up behind our position right away because they have to be registered. After members of the battalion and regiment staffs have arrived with table and chair the time-consuming recording of the personal details begins. The Ivans came without weapons and luggage. They left everything in the forest. Among them are representatives of all peoples of the Soviet Union. From one I take a shelter section and from another the belt. At the paddock I’m already wearing the pistol which I had recently taken from the captain. It is a double-action revolver.

Da erleben wir noch eine Überraschung. Das Haus, das rechts unter unserer Stellung am Fuß des Hanges liegt, war nur eins von mehreren. Die anderen waren durch eine dichte Baumgruppe verdeckt. Außerdem war es nicht leer, denn in dieser kleinen Häusergruppe wird es lebendig. Scharen von Russen quellen heraus. Nicht zu fassen, wie viele Menschen so ein kleines Häuschen fassen kann. Die Iwans treten an und marschieren in strammer Ordnung direkt auf unseren Tisch zu. 500 waffenlose Rotarmisten. Sie stecken schon einen Tag und eine Nacht in den prallvollen Häusern vor unserer Nase, und wir haben es nicht bemerkt. Niemand war auf den Gedanken gekommen, die Häuser mal zu untersuchen.

We experience another surprise. The house to the right below our position at the foot of the slope was only one of several. The others were covered by a dense group of trees. Moreover, it was not empty, because this small group of houses comes to life. Flocks of Russians well out. It's hard to imagine how many people such a small house can hold. The Ivans step up and march to our table in strict order. 500 unarmed Red Army soldiers. They have been stuck in the bulging houses in front of our noses for a day and a night, and we did not notice. Nobody had the idea to inspect the houses.

Während der Registrier-Prozedur galoppiert plötzlich ein Berittener der Nachbardivision auf den Strom der Gefangenen zu, der immer noch, wenn

During the registration procedure, a rider from the neighbouring division suddenly gallops towards the stream of prisoners, still

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auch spärlicher, aus dem Wald über das Kornfeld kommt. Er lenkt den Strom jetzt ab und führt ihn auf seine eigenen Stellungen zu. Auch der Nachbar will mit möglichst hohen Gefangenenziffern glänzen!

coming out of the woods across the cornfield, albeit sparsely. He now diverts the current and leads them to his own positions. The neighbour also wants to shine with the highest possible prisoner numbers!

Die Kesselschlacht von Uman ist beendet. Der später herausgegebene Divisionsbefehl nennt folgende Zahlen: 103.000 Gefangene, 1500 erbeutete Geschütze, 700 Panzer, zahllose Infanteriewaffen und eine unübersehbare Menge an Kriegsgerät und Ausrüstungsgegenständen.

The cauldron battle of Uman is over. The divisional order issued later mentions the following figures: 103,000 prisoners, 1,500 captured guns, 700 tanks, countless infantry weapons, and a vast amount of war material and equipment.

Das Ausräumen des Kessels und die Sichtung der Beute haben andere Einheiten übernommen. Aber eine große Anzahl von Beutepferden, die überall im Wald herumliefen, hatten wir uns schon genommen. Sie stammen von den im Kessel vernichteten Kavalleriedivisionen des Reitergenerals Budjonny. Als Führer der sowjetischen Heeresgruppe hier im Süden war er unser Gegner. Budjonnys Armee ist vernichtet.5

The emptying of the kessel and the sighting of the capture has been taken over by other units. But we had already taken a large number of booty horses running around in the forest. They come from the cavalry divisions of general Budyonny destroyed in the pocket. As leader of the Soviet Army Group here in the south, he was our opponent. Budyonny’s army is destroyed.6

5 Nach der Schlacht erschien ein Bericht in der Wochenschau (Nr. 571 vom 13.08.1941, ab Minute 07:00)

6 After the battle a report appeared in the newsreel (No. 571 of 13.08.1941, from minute 07:00)