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1 Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung Hamburg, 21. Juni 2019 Gipfel zur Digitalen Bildung der Handelskammer Hamburg Herausforderungen und Perspektiven der Digitalisierung für die berufliche Bildung“

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Page 1: Herausforderungen und Perspektiven der Digitalisierung für...Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung Hamburg, 21. Juni 2019 Gipfel zur Digitalen

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Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung

Hamburg, 21. Juni 2019

Gipfel zur Digitalen Bildung der Handelskammer Hamburg

„Herausforderungen und

Perspektiven der Digitalisierung für die berufliche Bildung“

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2 Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser

Aktuelles zur Lage in der beruflichen Bildung / Herausforderungen

mehr Ausbildungsverträge mehr Ausbildungsangebote noch mehr unbesetzte Ausbildungsstellen immer weniger Frauen bei der Ausbildung dabei Ausbildungsbetriebsquote rückläufig Ausbildungseinstieg für MigrantInnen nach wie vor

problematisch Weiterbildungsbeteiligung höher als im

europäischen Durchschnitt

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3 Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser

Beispiele für wichtige Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen

Prestige der Berufe verbessern Kleinbetriebe als Anbieter von Ausbildung stärker

unterstützen Berufsschullandschaft weiterentwickeln Berufsbildung 4.0 vorantreiben

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Revolution: „Wirtschaft 4.0“-Szenario – Gewinn und Verlust an Arbeitsplätzen gegenüber 2018

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2025 2030 2035 Minus Plus Minus Plus Minus Plus

Saldo 2025 2030 2035

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Rückgang von 140 aufgrund von „Wirtschaft 4.0“

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1. Die Digitalisierung ist ein ungleichzeitiger Prozess, der sich beschleunigend fortsetzt

und intensiviert.

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Betrieblicher Digitalisierungsgrad

Der betriebliche Digitalisierungsgrad leitet sich ab aus der Anzahl der im Unternehmen genutzten digitalen Technologien, die für den digitalen Transformationsprozess relevant sind. Ein Betrieb mit niedrigem Digitalisierungsgrad verfügt dabei nur über Basistechnologien wie Computer, Laptops, Internet, ggf. noch einen Internetauftritt. Ein Betrieb mit hohem Digitalisierungsgrad hingegen ist über Softwarelösungen – zum Beispiel SAP – umfassend mit Lieferanten und Kunden vernetzt, nutzt Cloud Computing und Datenbanksysteme, besitzt ggf. sogar autonome, KI-basierte Technologien.

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Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Ihres Betriebs im Arbeitsbereich der [Zielberuf] aktuell ein?

Digitalisierung kommt in den Betrieben und an den Arbeitsplätzen ungleichzeitig an, mehr als ein Drittel aller Befragten erkennt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Alle (n= 2036)

Fachkraft für Lagerlogistik (n=251)

Industriekaufmann/-frau (n=387)

Maschinen- und Anlagenführer/-in SP…

Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und…

Fachkraft für Abwassertechnik (n=347)

Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in (n=171)

Landwirt/-in (n=84)

Mediengestalter/-in Bild und Ton (n=74)

Orthopädietechnikmechaniker/-in (n=117)

Straßenbauer/-in (n=54)

hoch

mittel

niedrig

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Ergebnisse einer BIBB-Betriebsbefragung (2018)

Je höher der Digitalisierungsgrad eines Betriebes, desto eher nehmen die Beschäftigten an Weiterbildungen teil: Bei Betrieben mit hohem Digitalisierungsgrad liegt die Weiterbildungsquote der Beschäftigten bei 92 Prozent, bei Betrieben mit einem geringen Digitalisierungsgrad dagegen nur bei 58 Prozent. Ähnliches gilt für betriebliche Aufstiegsfortbildungen.

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Ergebnisse einer BIBB-Betriebsbefragung (2018)

Ausbildungsbetriebe weisen – unabhängig von der Betriebsgröße – im Durchschnitt einen höheren Digitalisierungsgrad auf als Betriebe, die nicht ausbilden. Auszubildende erwerben somit bei ihrer dualen Berufsausbildung das notwendige Know-how sowie praktische Kenntnisse im Umgang mit neuen digitalen Technologien.

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Ergebnisse einer BIBB-Betriebsbefragung (2018)

Flexible Arbeitsformen nehmen mit steigendem Digitalisierungsgrad zu. Insgesamt verfügte über die Hälfte der befragten Betriebe (55 Prozent) über eine Gleitzeitregelung. Bei Betrieben mit hohem Digitalisierungsgrad waren es 62 Prozent. Das Arbeiten im Homeoffice wird in Betrieben mit hohem Digitalisierungsgrad mehr als doppelt so häufig (39 Prozent) genutzt als in Betrieben mit niedrigem Digitalisierungsgrad (18 Prozent).

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Ergebnisse einer BIBB-Betriebsbefragung (2018)

Fazit: Die Befragung bestätigt, dass durch die Digitalisierung neue Formen der Arbeitsgestaltung entstanden sind. Dadurch ergeben sich für Betriebe neue Möglichkeiten der Personalplanung und -entwicklung sowie des flexibleren Einsatzes von Beschäftigten. Den Beschäftigten wiederum bietet sich so die Möglichkeit, die Flexibilität auch zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zu einer Verbesserung der Work-Life-Balance im Allgemeinen zu nutzen.

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2. Zusatzqualifikationen sind aus heutiger Sicht für viele der untersuchten Berufe das

wirksamste Mittel. Mittelfristig sollte eine grundständige

Neubestimmung beruflicher Handlungsfelder, Berufsprofile und Berufsfelder geprüft werden.

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3. Die veränderten beruflichen und berufsübergreifenden Kernqualifikationen

sind erkannt.

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Wandel der Arbeit

Bedeutungszuwachs einzelner Aufgaben

• am größten rund um den Umgang mit Informationstechnik, einschließlich IT-Sicherheit

• bei produktionsnahen Berufen: weitere Aufwertung insbesondere produktionsunterstützender Prozesse

• „Kommunizieren“ ist wichtiger als „IT-gestütztes Kommunizieren“.

• (Fast) nichts fällt weg (Bezug hier: Aussagen aus Fallstudien).

(Quelle: BIBB, Online-Befragung, Berufescreening, 2018)

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Wichtigste Kernkompetenzen

• Lernen (können)

• Berufsspezifisches Können und Wissen

• Prozess- und Systemverständnis

• Digitale Kompetenzen

• Flexibilität/Spontaneität (Quelle: BIBB, Online-Befragung,

Berufescreening, 2018)

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Quelle: BMBF/BIBB-Initiative „Fachkräftequalifikationen und Kompetenzen in der digitalisierten Arbeit von morgen“, 2018

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4. Unsere Ergebnisse bestätigen und vertiefen:

Digitalisierung wird die Berufsbildung systemisch verändern.

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1. Beruflichkeit im Hinblick auf

• Profilbildung und Abgrenzung

• berufsübergreifende Kompetenzen

• Kernkompetenzen (Grundbildung) und Spezialisierungen

• Durchlässigkeit und Aufstieg

• Regime der Ordnungsarbeit (agil, harmonisiert???)

2. Flexibilität im Hinblick auf

• offen gestaltete Ausbildungsordnungen

• „zeitgerechte“ Ausgestaltung an den Lernorten

• veränderte Rollen und Selbstverständnis der Ausbildungsbeteiligten und Sicherung notwendiger Rahmenbedingungen

3. Gestaltung der Aus- und Weiterbildung im Hinblick auf

• didaktisch-methodische Werkzeuge

• Lernformen

• Lernerfolgskontrollen

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19 www.bibb.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Weitere Informationen finden Sie im Internetangebot

des Bundesinstituts für Berufsbildung unter www.bibb.de