heimatsommer 2016 – hochschwarzwald magazin
DESCRIPTION
Liebe Gäste, liebe Hochschwarzwälder, gemeinsame Erfahrungen verbinden, sie prägen uns, machen aus Fremden Bekannte oder gar Freunde. Menschen, die zusammen Schönes erleben, wachsen zu einer Gemeinschaft. Schon weit vor unserer Zeit hatte der Zusammenhalt in den Familien und Dörfern eine besondere Bedeutung. Gerade als die Mittel im Hochschwarzwald knapp waren, sicherte die Gemeinschaft Existenzen. Stark ausgeprägt ist das Wir-Gefühl auch heute noch – in diesem Sommer wollen wir es mit Ihnen feiern.TRANSCRIPT
Schöner Mist Familien-Anfass-Urlaub auf dem Hofgut Dürrenbühl
Tauchgang Sommerwanderungen mit Badestopp
Nicht alles Käse auf der Alp in Äule Bei den Tills arbeiten alle gemeinsam für den guten Geschmack
Schöner MistEin Hoch auf uns!
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3Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Liebe Gäste, liebe Hochschwarzwälder,gemeinsame Erfahrungen verbinden, sie prägen uns, machen aus Fremden Be-kannte oder gar Freunde. Menschen, die zusammen Schönes erleben, wachsen zu einer Gemeinschaft.
Schon weit vor unserer Zeit hatte der Zusammenhalt in den Familien und Dörfern eine besondere Bedeutung. Gerade als die Mittel im Hochschwarz-wald knapp waren, sicherte die Gemeinschaft Existenzen. Stark ausgeprägt ist das Wir-Gefühl auch heute noch – in diesem Sommer wollen wir es mit Ihnen feiern.
Die Gemeinschaft im Hochschwarzwald ist in vielen Facetten erlebbar, ins-besondere in Vereinen sowie bei zahlreichen Festle und Hocks. In St. Märgen packt ein ganzes Dorf an, um die traditionelle Geisterwanderung auf die Beine zu stellen. Das gemeinsame Heuen auf dem Hofgut Dürrenbühl in Grafenhau-sen schweißt Urlauber und Einheimische zusammen. Beispiele wie diese gibt es zuhauf, sie zeigen den besonderen Stellenwert der Gemeinschaft in unserer Region.
Der Heimatsommer 2016 soll uns alle dazu anregen, das Wir wieder neu zu ent-decken und zu erleben. Unser Magazin mit dem Titel „Ein Hoch auf uns!“ erzählt Geschichten über das Wir-Gefühl im Hochschwarzwald und befasst sich mit den Themen „Lasst uns bewegen“, „Lasst uns anpacken“, „Lasst uns feiern“ und „Lasst uns schlemmen“.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffen, Sie haben Freude an unseren Heimatsommer-Geschichten. Nutzen Sie das Magazin, um sich inspirieren zu lassen. Gehen Sie mit uns raus und genießen Sie gemeinsam mit Familie und Freunden die Vielfalt unserer einzigartigen Region. Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Sommer mit Ihnen.
Herzlichst Ihr Thorsten Rudolph Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH
hocherfreutErste Adresse für Ihre Entdeckungsreise im Hochschwarzwald:
Hochschwarzwald Tourismus GmbH Freiburger Str. 1 • 79856 Hinterzarten Telefon: +49 (0)7652/12060
[email protected] www.hochschwarzwald.de
36
St. Märgen Mag eS gruSelig
unterwegs im geisterwald
4 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
06 Lasst uns anpacken Schöner Mist!
12 Lasst uns bewegen ab in die gumpe!
16 Lasst uns feiern Mit anlauf verhockt
20 Tipps von echten Hochschwarzwäldern
Was ist ein Hock?
22 206 Aufenthalte, das macht 11 Jahre oder 576 Wochen
Stammgast: guy Hendel
24 Lasst uns bewegen tauchgang
28 Lasst uns feiern eine Frage des
geschmacks
30 Lasst uns schlemmen nicht alles Käse
auf der alp in äule
32 Mein Hochschwarzwald für Zuhause
36 Lasst uns anpacken unterwegs im
geisterwald
40 Hier ist was los! Sommer-events
44 Viel erleben für wenig Geld mit der Hochschwarzwald Card
„ganz schön cool hier“
46 Wo der Bauernhof zum Spielplatz wird
Stammgäste: Familie graf
48 Hotels stellen sich vor aktiv im
Hochschwarzwald
49 Alle Geschichten auf unserer Übersichtskarte
auf einen Blick
50 impressum
Sommer 2016
Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
FAMILIENURLAUB AUF EINEM HoCHSCHWARZWäLDER BAUERNHoF, WIE DEM HoFGUT DÜRRENBÜHL BEI GRAFENHAUSEN, IST kEIN ZUCkERSCHLECkEN. HINTER DEM LANDIDyLL STECkT EINE MENGE HARTER ARBEIT. DoCH GERADE DESHALB IST ES DoRT BESoNDERS SCHöN.
laSSt unS anpacKen
Schöner Mist!
6 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
bisschen. Jeden Morgen steht sie im Stall
und jeden Abend: Füttern, Melken – und
das 365 Tage im Jahr. Bei klirrendem Frost
ebenso wie im Hochsommer. An Weih-
nachten ebenso wie an Geburtstagen. 65
Vorderwälder-Milchkühe gehören zum
Hof und natürlich Kälbchen, ein paar Zie-
gen und Schafe, 18 Pferde, ein Esel, drei
Hunde und viele, viele Katzen. Die Fried-
richs kommen mit ihrem Bioland-Betrieb
einigermaßen über die Runden, dennoch
arbeitet Claudia nebenher als Springe-
rin für die örtliche Tourist-Information:
„Ich liebe es, rauszukommen und ande-
re Menschen zu sehen, für mich ist das
wie Urlaub.“ Andersherum ist für uns,
wie für die meisten Feriengäste, genau
das Urlaub, was für Claudia und Sigi Ar-
beitsalltag ist.
Claudias Tagwerk beginnt morgens
um sechs. Sie zieht sich Gummistiefel
und eine Gummischürze über Jeans und
T-Shirt und läuft vom Wohnhaus in den
Stall. Noch sind ihre Kleider sauber, aber
das wird sich gleich ändern. Derweil klin-
gelt in unserer Ferienwohnung, dem ehe-
maligen Altenteil des Hofs, der Wecker.
Die zwei Kleinen sind aus dem Bett, noch
ehe ich den Ausknopf gefunden habe. Die
Die körperliche Arbeit tut gut. Das
Heu raschelt und duftet verführerisch, es
summt und brummt um uns herum, die
Aussicht von der Anhöhe oberhalb des
Dürrenbühlhofs ist eine Wucht. Nur mei-
ne Kinder sehen das alles anders: „Papa,
meine Arme tun weh“, meint Maj, meine
Jüngste. „Papa, ich kriege Blasen an den
Händen“, lamentiert Meret, die Mittle-
re. Und Mila, die Älteste, findet: „Es ist
viel zu heiß, Papa!“ Simone, meine Frau,
schwingt den Rechen und lacht: „So we-
nig Ausdauer?“ „Können wir zu den Kälb-
chen?“, ruft Maj – und weg sind die drei.
Auf dem Hofgut leben Claudia und
ihr Mann Sigfried „Sigi“ Friedrich, außer-
dem Claudias Schwester Birgit und Ger-
man, der älteste Sohn der Familie, der
bald den Hof übernehmen wird. Haupt-
erwerb ist die Milchproduktion, daneben
züchten die Friedrichs Pferde, verkaufen
Fleisch und Wurst aus hofeigener Pro-
duktion und sie vermieten das einstige
Leibgedinghaus an Feriengäste. Die gan-
ze Familie arbeitet tagaus, tagein auf dem
Hof und einige Zeit im Jahr teilen Schü-
lerpraktikanten das Leben der Friedrichs.
„Wir sind ganz gut ausgelastet“, sagt
Claudia – und untertreibt damit wohl ein
Heu machen in der prallen Son-
ne findet meine Tochter Maj
„richtig toll“! Zumindest zehn
Minuten lang: Erst mit der Heu-
gabel eine große Portion aufspießen,
leicht aufschütteln und mit gut dosiertem
Schwung wenden. „Das ist eure Aufgabe
für die nächsten drei Tage“, hatte uns
Claudia Friedrich am Morgen aufgetra-
gen, die Bäuerin des Hofgut Dürrenbühl,
das auf einer sonnigen Anhöhe in der
Nähe von Rothaus im Hochschwarzwald
liegt. Wir sollen das bereits gemähte Gras
zum Trocknen ausbreiten und es wen-
den, sobald es grau wird und zu duften
beginnt. Und abends zu Bahnen zusam-
menlegen, damit es nicht feucht wird.
„Das Wetter wird schön“, sagt Claudia:
„Morgen Abend sollte das Heu fertig
sein.“ Eigentlich eine überschaubare Auf-
gabe, finde ich. Zumal das Stück Wiese,
auf dem wir zugange sind, kaum größer
ist als ein Bolzplatz, ein paar ausladende
Lärchen stehen darauf und in der Mitte
die alte St.-Cyriakus-Kapelle – das schaf-
fen wir locker!
VoN PATRICk kUNkEL
7Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
muss per Hand angemolken werden. Maj
probiert das aus und kräht begeistert, als
der erste Strahl frischer, warmer Milch aus
der Zitze spritzt. „Der Rest läuft automa-
tisch und sobald das Euter leergemolken
ist, fallen die Saugnäpfe von selbst ab“, er-
klärt Claudia. Ich darf es auch versuchen
und nach einiger Zeit klappt das Melken
mit Maschine.
Allerdings treten Kühe auch gelegent-
lich und sie treten hart. Wenn die Kuh
schlechte Laune hat, kann es gefährlich
sein. Eine erwischt mich an der Hand,
während ich das Euter reinige. Claudia
dagegen kennt ihre Tiere, man trifft sich
ja auch zweimal täglich im Stall: „Ich ken-
ne den Charakter jeder Kuh.“ Ein Blick auf
das Euter genügt. Die Kinder beschäfti-
gen sich inzwischen mit viel Hingabe da-
mit, Pferdeäpfel mit Schippe und Besen
vom Hof zu beseitigen, dann wird den
Kätzchen hinterhergejagt, der Hofhund
gestreichelt und, ach ja, die Kälbchen
müssen ja auch noch gefüttert werden!
„Jetzt erst mal frühstücken“, ruft Clau-
dia und lädt uns an den Tisch im großen
Wohnhaus der Familie ein. „Wir haben
einen eher atypischen Hof“, sinniert sie
beim Morgenkaffee: „Kein altes Schwarz-
wälder Holzhaus mit Walmdach, nicht so
ein Hof wie aus dem Prospekt.“ Der alte
Hof sei vor einem halben Jahrhundert
vollständig abgebrannt und an dessen
Stelle wurde ein modernes Wohn- und
Stallgebäude errichtet. Am Tisch herrscht
Trubel, neben Familie Friedrich und uns
sitzen diesmal drei Schülerpraktikanten
mit am Tisch, die den Alltag auf einem
Zu zweit ist man schneller und alleine
können auch Sachen passieren. Aber ich
habe keine Angst vor den Kühen.“
BäUERIN CLAUDIA kENNT DEN CHARAkTER
JEDER kUHEng aneinandergedrängt warten die
Tiere, dass sich das Einlassgatter zum
Melkstand öffnet. Zwölf Kühe passen dort
hinein, sechs auf jeder Seite. Die Melkma-
schine erzeugt ein stetiges, pulsierendes
Geräusch. Claudia steht etwa einen Meter
tiefer als die Tiere, was einerseits prak-
tisch ist, denn so kommt sie, ohne sich zu
bücken, an die Euter heran. Und was an-
dererseits nicht ganz so praktisch ist, weil
die Kühe nicht etwa, nur weil jetzt Melken
auf dem Programm steht, urplötzlich gute
Manieren gelernt hätten: Ab und an „löst“
sich ein Kuhfladen und klatscht aus gro-
ßer Höhe auf die Bodenfliesen. Und von
dort spritzt es weiter – auf Claudias prak-
tische Gummischürze und auf mein T-
Shirt mit dem schönen Aufdruck, der mir
bis vor ein paar Sekunden so gut gefallen
hat, auf die Haare. Ins Gesicht.
Claudia zeigt uns, wie alles funktio-
niert. „Zuerst musst du das Euter sauber-
machen“, sagt sie, denn diese sind oft ver-
klebt mit angetrockneter Gülle. Sie langt
mit ihren kräftigen, von der Arbeit schwie-
ligen Händen in einen Eimer und zupft
eine Handvoll Holzwolle ab. Ehe Claudia
die Melkbecher über die Zitzen stülpt,
beiden anderen dürfen heute ausschlafen.
Draußen schickt die Sonne rotgoldene
Strahlen über die Matten rund ums Haus,
dazu eine Tasse dampfender Kaffee. Das
vom Tau feuchte Gras auf der Wiese vor
dem Häusle kitzelt die nackten Fußsoh-
len. Dann den grünen Overall und die
Gummistiefel übergestreift, die mir Bau-
er Sigi gestern geliehen hat, und ich bin
bereit für Taten!
Wir treffen Claudia im Kuhstall. Noch
ist es dort friedlich und ruhig. Die Tiere
liegen in ihren Boxen, es duftet nach war-
men Kuhleibern, nach Silofutter und nach
Mist. Dann ist Ende der Beschaulichkeit:
Claudia drückt jedem von uns einen Stock
in die Hand: „Ich bereite im Melkstand
alles vor, und ihr treibt schon einmal die
Kühe im Stall zusammen.“ Was leichter
gesagt ist als getan, wir merken schnell,
dass freundliche Worte nicht genügen.
Die schweren Tiere bleiben lieber liegen –
dafür sind also die Stöcke gedacht!
Ein bisschen mulmig ist mir: Hier ste-
hen ungefähr 60 Kühe im Stall, ein paar
haben große Hörner, und dazwischen
Meret, Maj und ich. Geht das gut? Es geht
gut! Ein Klaps mit dem Stock auf den Hin-
tern, dann bewegt sich der erste 800-Kilo-
Leib aus seiner Box, dann der nächste und
schließlich trottet, wenn auch widerwillig,
die ganze Herde Richtung Melkstand.
„Das Arbeiten gefällt mir gut“, sagt
Maj, als wir uns kurz auf einen Strohballen
setzen, „also das mit den Kühen. Dann
fühle ich mich, als wäre ich ein Bauer. Am
besten klappt es, wenn man das zusam-
men macht, also Kühe zusammentreiben.
8 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Bauernhof kennenlernen möchten. Brot
wird geschnitten, Geschirr klappert,
alle langen kräftig zu und reden lebhaft
durcheinander: Es gibt Bauernbrot, selbst
gemachte Salami, Marmelade in großen
Töpfen, Honig, Lyonerwurst, Leberwurst
aus der Dose und dazu viele Geschichten
aus dem Hofleben. Die meisten Gesprä-
che bei Tisch drehen sich um die Arbeit
auf dem Hof: „Was machen wir nach-
her?“, will Maj wissen. „Vielleicht Spülma-
schine ausräumen?“, sagt Claudia. „Nein!
Was mit Tieren! Kein Haushalt!“, mosert
Maj. Sigi schlägt vor: „Kälber füttern.
Kühe füttern, Kühe auf die Weide lassen!“
„Und danach das Kälbchen von der Weide
holen!“
Gestern kam ein Kalb mitten auf der
Weide zur Welt. „Wir lassen Kalb und Kuh
dort, wo sie sind“, hatte Sigi entschieden.
Doch heute früh müssen beide in den
Stall gebracht werden – was für ein Aben-
teuer! Zu acht stapfen wir über die weit-
läufige Weide. Das frisch geborene Kalb
kann schon laufen und hat sich mit seiner
Mutter in einem Gebüsch versteckt: „Wir
müssen verhindern, dass die beiden aus-
brechen und im Wald verschwinden“, sagt
Sigi: „Sonst kann das Tage dauern, bis wir
die Kuh wieder eingefangen haben. Und
wer weiß, ob das Kälbchen überlebt.“
Maj, Meret und Mila pirschen mit
konzentrierten Mienen an das Gebüsch
heran. Von der anderen Seite kommen
Sigi und Claudia. Jungbauer German ist
sogar motorisiert und hoppelt mit einem
Quad über die Weide. „Da ist das Kalb“,
ruft Mila. Und da die Kuh. Alles klappt!
Sigi und German verfrachten das braun-
weiß gescheckte Kälbchen auf die Lade-
fläche des Geländewagens. Meret und
Maj dürfen mitfahren und auf das Kleine
aufpassen! Gemeinsam mit Sigi treiben
Mila und ich die Kuh Richtung Stall – ganz
gemächlich.
„Viele Gäste helfen sehr gerne mit,
und viele kommen schon seit über 20 Jah-
ren mit der ganzen Familie hierher“, sagt
Sigi. „Andere Gäste sind kaum auf dem
Hof, sondern viel lieber in der Umgebung
unterwegs. Und sie entspannen dann,
wenn sie hier sind.“ Was man hier ja auch
bestens kann.
Als ich später auf einer Picknickdecke
im Gras liege und mir die Sonne auf den
grünen Overall brennen lasse, dem Brum-
men der Bienen und dem Gesang der Vö-
gel lausche, kommt Meret angerauscht –
geradewegs vom Ponyreiten und mit ganz
roten Backen: „Es ist so schön hier!“, ruft
sie begeistert: „Und mithelfen ist auch
toll. Und Sigi und Claudia sind toll. Weil
sie so nett sind.“ Und dann wird sie nach-
denklich: „Aber das Leben, das sie haben,
das finde ich anstrengend. Man muss so
viel machen. Früh aufstehen morgens.
Und das Melken jeden Tag ganz alleine
ist ja auch nicht so leicht. Ich würde das
ja gerne machen, aber nicht alles davon.“
Das Heu auf der Wiese duftet schon ver-
führerisch. Das haben wir wohl gut ge-
macht. Und am eigenen Leib erfahren,
dass hinter dem Idyll eine Menge harte
Arbeit steckt. Wäre es sonst so schön?
Morgens immer früh aufstehen,Kühe melken und Heu machen...
Das leben auf demHofgut Dürrenbühl ist
anstrengend, aber schön.
Auf dem Hofgut bei Grafenhausen-Rothaus kann man übernachten, das Häusle beim Hof kostet für zwei Personen 60 Euro, für sechs Personen 100 Euro pro Nacht.Alles Weitere erfährt man auf:www.dürrenbühl.de
Gut zu wissen
9Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
SCHLÜCHTSEEBEI GRAFENHAUSEN
Heiko steht mitten im rauschen-
den Langenbach bei Todtnau
und krempelt die Hosenbeine
hoch. Einmal, zweimal. „Lieber
noch ein bisschen höher.“ Kein Wunder,
eben ist er bis zu den Oberschenkeln im
Wasser versunken, ganz plötzlich und
ganz tief, jetzt ist die Hose halt nass.
Kann passieren, immerhin stapfen
wir mitten durch einen waschechten
Schwarzwälder Gebirgsbach, der zwar
klein ist, aber dafür umso wilder bergab
tost und oberhalb des kleinen Schwarz-
walddorfs Aftersteg eine verwunschene
Klamm in den Fels genagt hat. Mächtige
Granitbrocken liegen kreuz und quer, von
dichtem Moospelz überzogen und von
schnellem Wasser umspült. Weiter oben
rauscht es in Kaskaden den blanken Fels
hinab, und umgestürzte Baumstämme
garnieren das Steilufer, überhaupt prä-
sentiert sich der Langenbach ziemlich un-
gezähmt. „Und ziemlich schön“, stellt Jan
versonnen fest: „Aber ein Spaziergang ist
das hier nicht.“
Nein, kein Spaziergang, dafür kraxeln
wir zwischen größeren und kleineren Bro-
cken bachaufwärts, krallen uns an glit-
schigen Griffen im Fels fest, waten durch
kniehohes, klares Wasser und steigen
kleinere und größere Wasserfälle hoch:
„Schön frisch“, findet Sven. Auf dem Weg
zur Schlucht hatte die Hochsommerson-
ne noch ordentlich gebrannt. Oberhalb
einer Kuhweide, die vor Insekten nur so
brummt, verengt sich das Tal und genau
dort sind wir ins Bachbett hinabgestie-
gen. Seitdem genießen wir die schattige
Kühle der Klamm, die feinen Wassertrop-
fen, die unsere Haut besprenkeln, und
das stetige Rauschen, das jeden unserer
vorsichtigen Schritte orchestriert.
laSSt unS BeWegen
SCHLUCHTING IST DAS PERFEkTE SoMMER-ABENTEUER:EIN BISSCHEN STAPFEN, EIN BISSCHEN kRAxELN. AUSSERDEM IST EINEM ERST HEISS UND DANN WIRD MAN NASS!
VoN PATRICk kUNkEL
Ab in die Gumpe!
12 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Also genau das Richtige für uns vier:
Sven, Jan, Heiko und ich wollten schon
lange mal wieder gemeinsam einen Tag
verbringen. Vier Freunde im Wald! Sich
bewegen, vielleicht ein bisschen Aben-
teuer, den warmen Sommertag und die
Natur genießen. Und am Ende gut essen.
Also erst Bachwandern und danach ein
Vesper auf der Waldwiese, dazu frische
Drinks aus dem Bachkühlschrank! Klingt
wie ein perfekter Plan für einen heißen
Sommertag.
Markus, den wir am Vormittag in
seinem Schwarzwaldhaus in Aftersteg
treffen, ist 52 Jahre alt, Naturpark-Gäs-
Schluchting, so hatte es uns Mar-
kus Dutschke aus Aftersteg erklärt, der
uns heute durch den Bach begleitet, sei
eine Unterart des Canyoning – jener Ex-
tremsportart also, bei der man mit Neo-
prenanzug und Kletterausrüstung durch
schroffe Gebirgsschluchten steigt und
am Ende tropfnass und voller Adrenalin
wieder zum Vorschein kommt. Unser
Unternehmen ist eher eine Bachwande-
rung, statt Neopren reichen Turnschuhe
und Funktionswäsche, aber nass wird
man trotzdem und ohne Klettereinlagen
ist auch die Langenbachschlucht nicht zu
haben.
teführer und Nordic-Fitness-Trainer. Vor
allem aber ist er Schwarzwälder durch
und durch, aufgewachsen neben dem
Langenbach. Wasserrauschen hat ihn
schon als Kind in den Schlaf gewogen:
„Ich bin schon als kleiner Bub immer
gerne herumgestromert. Das gefällt mir
einfach“, sagt Markus in seinem weichen
Schwarzwälder Zungenschlag. „Felsen,
Wald, Steine, Bach, das gehörte einfach
immer dazu. Im Sommer und auch im
Winter, wenn es vereist war. Im Jahr 2009
kam ich auf die Idee, die Bachkletterei
auch für Gäste anzubieten.“ So war das
Schwarzwälder Schluchting geboren.
13Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Helm ist pflicht beim Schluchting im Hochschwarzwald, denn: Hinfallen,
das kann immer passieren,weiß Markus. Seit 2009 bietet er die
„Bachkletterei“ für gäste an.
Nicht nur die dicken, meterhohen
und mit Moospolstern bewachsenen
Brocken hat der Langenbach talwärts
gespült. Die Wucht des Wassers schuf
auch tiefe Becken: „Die heißen auf ale-
mannisch Gumpen“, sagt Markus. Eine
dieser Gumpen war es auch, mit der Hei-
ko vorhin Bekanntschaft gemacht hat.
Durch das dichte Blattwerk, das sich wie
ein grünes Dach über den Gebirgsbach
spannt, fallen die kräftigen Strahlen der
Mittagssonne und sorgen auf der Was-
seroberfläche für blitzende Lichtspiele.
Das sieht hübsch aus, leider können wir
vor lauter Geglitzer kaum abschätzen,
wie tief das Wasser ist. Hier reicht es
bloß bis zu den Knöcheln und dort, nur
einen Schritt weiter, schon übers Knie.
Seine Mutter habe in einer Gumpe so-
gar schwimmen gelernt, sagt Markus.
Manch eine Gumpe versuchen wir tro-
Im Winter oder nach starken Regen-
fällen wandelt sich der Langenbach in ei-
nen reißenden Gebirgsbach, der auf sei-
nem Weg von der Quelle am Notschrei
auf 1270 Metern Höhe bis zur Mündung
in den Schönenbach unterhalb der Todt-
nauer Wasserfälle eine beeindruckende
Menge Material bergab bewegt, erklärt
Markus. Kiesel und Schotter bilden
meist, aber eben nicht immer, einen fes-
ten Untergrund. „Wir gehen einfach so,
als hätten wir die Augen geschlossen,
also mit den Füßen tastend. Und macht
lieber kleine Schritte, damit ihr nicht das
Gleichgewicht verliert und ausrutscht.
Selbst die größten Steine können kippen,
wenn man sie nur anguckt. Wir sind ein-
mal einen Wasserfall hinauf und genau
nach der letzten Person ist so ein Riesen-
stein runtergekracht“, erinnert sich Mar-
kus. Glück gehabt.
Weil der Naturschutz und die Berg-
wacht ein gewichtiges Wörtchen mit-
reden, darf Markus ausschließlich zwi-
schen Juli und September Gruppen durch
die Schlucht führen. Und auch das ist
limitiert: „Ich mache 24 Touren mit je-
weils höchstens zwölf Leuten.“ Alleine
könne man die knapp ein Kilometer lange
Schlucht in einer halben Stunde schaf-
fen: „Gruppen brauchen ja immer etwas
länger, eine Tour dauert etwa eine bis an-
derthalb Stunden.“ Helm ist Pflicht, auch
wenn der Langenbach jetzt im Sommer
eher ruhig sei und die Gefahren daher
überschaubar: „Ich bin selbst schon mal
hingefallen, das kann immer passieren“,
warnt Markus, und an den unzugäng-
lichsten Stellen der Langenbachschlucht
würde selbst die Bergwacht zwei Stunden
brauchen, um einen Verunglückten zu
bergen.
14 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Vier Freunde im Wald: sich bewegen, die natur genießen,ein bisschen abenteuer und am ende gut essen
ckenen Fußes seitwärts zu umgehen.
Was klappt – und mal nicht klappt:
Harmlos aussehende alte Blätter bilden
eine schmierige, seifige Schicht auf den
feuchten Felsen und bieten allerbesten
Untergrund für Slapstickeinlagen. Meine
rechte Hand krallt sich an einer jungen
Farnpflanze fest, die linke kratzt über
schleimige Flechten – und schon lande
ich in der Gumpe. Was bei den Tempe-
raturen nicht wirklich schlimm ist. Zum
Glück sind wir zu viert, da gibt es näm-
lich in solchen Lagen reichlich helfende
Hände. Und reichlich freundliche Lacher
obendrein.
„Hier gibt es auch Forellen“, erklärt
Markus, die sehe aber immer nur der-
jenige, der als erster durch die Schlucht
komme. Auf halber Strecke rasten wir
kurz und unser Guide zaubert eine Ther-
moskanne mit heißem Tee und Nüsse
aus seinem riesigen roten Rucksack. Das
tut gut, auch wenn wir bloß feucht und
nicht durchgefroren sind, so genießen
wir nach einer halben Stunde im spru-
delnden Wildbach das warme Gefühl,
das sich im Bauch ausbreitet.
Kurz darauf tasten wir uns wieder
schluchtaufwärts, die Füße immer dort,
wo es wirbelt und rauscht: „Fühlt sich
gut an“, findet Jan, „so eine eiskalte
Fußmassage.“ Mal ist der Untergrund
glitschig nass, dann wieder halbwegs
trocken. Mal beschleunigt der Bachlauf,
mal sammelt sich das Wasser still in den
Gumpen, nur um dann kurz darauf in
Kaskaden sprühend zwischen mächti-
gen Felsblöcken dahinzuschießen.
Weiter oben in der Schlucht wird es
immer wilder, die Felstreppen immer
höher und die Spalten, durch die wir uns
zwängen, immer enger. Ich kralle mich
an einer moosbewachsenen Kante fest,
die schmatzende Geräusche von sich
gibt, rutsche ab, und stehe dann doch
wieder bis zu den Oberschenkeln im
Wasser – Kumpel, gib mir deine Hand!
Und plötzlich ist das alles vorbei: Keine
Stunde später stehen wir unter einer ma-
roden Brücke im Wald. Ende der Tour.
Noch den Steilhang rauf, einen Forst-
weg zurück nach Aftersteg. „Das war‘s
schon?“, fragt Heiko: „Schade. Ich könn-
te jetzt ruhig noch ein bisschen weiter-
klettern.“
Schluchting:Geführte Bachkletterwanderung in der Langenbachschlucht, für Jugend-liche ab 11 Jahren und Erwachsene. Ausrüstung: gut sitzende, flache Sportschuhe oder Barfußlaufschuhe; der Witterung angepasste, schnell trocknende Bekleidung, HelmBuchung und info:Markus Dutschke, Tel. 0 76 71 / 80 [email protected]
Gut zu wissen
15Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Regina wird heute zu unserem Wanderführer ernannt. Los geht‘sin Titisee, Richtung Eisweiher.
Vor Patrik ist kein Gewässer sicher, vom Baden können wir ihn gerade nochmal abhalten.
Was ist denn hier los?Musiker mitten im Wald?
Mit Anlauf verhocktlaSSt unS Feiern
16 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Marion, Petra und Regina suchen was Süßes zum Kaffee – und werden fündig.
Und obendrauf gibt’s gleich noch Musik.
Aha, unsere Ausreißer Marion und Christoph haben das Waldfest entdeckt, ganz in der Nähe des Eisweihers. Ihr Vorschlag: Hier findet die erste Pause statt.
Heimatsommer-Album 2016
Mit Anlauf verhockt
Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016 17
Kaum lässt man Marion aus den Augen, hat sie sich schon unters Musikervolk gemischt und nimmt fremden Menschen die Trompete weg.
Auf dem Hock machen wir neue Bekanntschaften.Die Trachtengruppe Breitnau gesellt sich zu uns.
18 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Heimatsommer-Album 2016
Es wird immer später und später.Patrik und Steffi gönnen sich was Herzhaftes.
Wir beim Schunkeln…
So sehen Wanderer aus, oder soähnlich…! Das mit dem Weiterlaufen
haben wir offenbar verdrängt.
Egal! Dann sind wir halt hier „verhockt” –wie es im Hochschwarzwald so schön heißt. Ein Tag, anders als geplant. Schön war‘s!
Heimatsommer-Album 2016
19Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
DeFinitionDuden: Hock, der Wortart: Substantiv, maskulin Definition: geselliges Beisammensein
Hochschwarzwald lexikon:Ein Hock - so nennen wir es hier im Hochschwarzwald, wenn es um ein nettes Beisammen“hock“en mit Musik und zünftigem Essen geht, organisiert von lokalen Vereinen. Einfach ein ort, an dem man Freunde und Verwandte trifft oder seinen Urlaub genießen kann, sei es bei einem kühlen Bier, zu kaffee und kuchen, mit Musik und Tanz oder gemütlich auf der Bierbank.
einHock?
Was ist
und das ein oder andere kühle Bier, um
die ohnehin schon gute Stimmung weiter
anzuheizen. Ein super Fest für Jung und
Alt, Mann und Frau, Väter und die, die es
noch werden wollen.
MARIoN LIEBERMANN
Mein Hocktipp ist die Sonnwendfeier
am 21. Juni, denn dort fallen die kürzes-
te Nacht und der längste Tag zusammen.
An diesem Abend wird in Göschweiler
traditionell mit einem gemütlichen Hock
auf dem Sportplatz mit Rundumblick auf
SIEGFRIED GRAMMELMein Hocktipp ist das Schopfschellen fest
des Musikvereins Birkendorf am 4. Juni.
Im urig hergerichteten Schopf gibt es
Nonstop-Musik mit den unterschied-
lichsten Musikformationen. Sie geben
sich, jeweils vorangekündigt durch das
Läuten der Schopfschelle, bis tief in den
Abend den Taktstock in die Hand. Aber
nicht nur musikalisch, sondern auch ku-
linarisch kann man dort beim Speckves-
per oder Spanferkel in toller Atmosphäre
sprichwörtlich verhocken.
SARAH WIDER
Mein Tipp ist das Sommerfest des kleinen
Dorfes Raitenbuch am 2. und 3. Juli. Nur
160 Einwohner hat das malerische Ört-
chen, aber beim Sommerfest trumpft die
Festgemeinschaft jedes Jahr mit einem
tollen Programm wie auch mit köstlichen
Leckereien auf. Malerische Schwarzwald-
höfe, atemberaubende Aussichten und
natürlich das pure Wanderfeeling erlebt
man auf dem Hochschwarzwälder Hir-
tenpfad, der von Lenzkirch bis zur Raiten-
bucher Höhe führt.
FELIx JäGLER
Ein absoluter Pflichthock für mich ist
der alljährliche Vatertagshock in Saig am
5. Mai. Verbunden mit einer kleinen Wan-
derung mit meiner Fußballmannschaft
bietet dieses Fest alles, was ein guter
Hock bieten muss: bürgerliches Essen
zur Musik der heimischen Musikkapellen
die schöne Landschaft gefeiert. Erst eröff-
net der Fanfarenzug um 18 Uhr das Fest,
gefolgt von den Jagdhornbläsern und die
Trachtenkapelle Göschweiler spielt den
ganzen restlichen Abend. Meine Lieb-
lingsspezialität sind die Wildschweinfri-
kadellen, die immer sehr schnell vergrif-
fen sind, auch Stockbrot für die Kinder
kommt immer gut an. Bei Einbruch der
Dunkelheit wird das Feuer entfacht und
bei wohliger Wärme des Sonnwendfeuers
feiern wir bis tief in die Nacht.
HocKtippS ecHter HocHScHWarZWälDer
checkliste für den perfekten Hock
❒ Schirm – damit wir wenigstens von außen trocken bleiben
❒ Jacke – abends wird es gerne mal etwas frischer!
❒ Festes Schuhwerk – für einen sicheren Nachhauseweg
❒ Mückenspray – für ein Fest ohne Plagen
❒ Hunger und Durst – wäre schade um die vielen Leckereien
❒ Und natürlich gute gesellschaft
Es war das Jahr 1977, als der Reifen
platzte. Seitdem ist der Luxemburger so
oft in Hinterzarten gewesen, dass man
sich fragt, wo sein Haupt- und wo sein Ne-
benwohnsitz ist. 206 Mal ist der leiden-
schaftliche Autofahrer bisher die knapp
400 Kilometer von seinem Heimatort
Ettelbrück in den Schwarzwald gefahren,
dessen Fläche fast drei Mal so groß ist wie
das Großherzogtum. 576 Wochen seines
Lebens hat der 69-Jährige bisher in Hin-
terzarten verbracht. Das entspricht elf
Jahren seines Lebens, hat der pensionier-
te Lehrer für Mathematik, Deutsch und
Französisch ausgerechnet. Aufenthalte
ihm ein, dass die Frau eines Kollegen ihm
schon mehrmals einen Besuch in Hinter-
zarten empfohlen hatte. „Das ist die Gele-
genheit“, dachte er. Bleiben wollte er einen
Tag. Doch es gefiel ihm so gut und weil er
noch frei hatte, wurde daraus eine ganze
Woche. „Ich habe mich gleich richtig wohl
gefühlt und dachte, nächstes Jahr kommst
du wieder.“
Guy Hendel kam tatsächlich ein Jahr
später wieder. Was er damals aber nicht
ahnen konnte: Der Schwarzwald würde
ihn nicht nur nicht mehr los lassen. Der
Schwarzwald würde auch sein Leben ver-
ändern.
Das erste Mal im Schwarzwald
stand unter keinem guten Stern.
Auf dem Heimweg von einem
Urlaub in der Schweiz ist dem
Luxemburger Guy Hendel auf der Über-
holspur auf der Autobahn kurz vor Frei-
burg ein Reifen geplatzt. „Ich habe Blut
und Wasser geschwitzt und konnte Gott
sei Dank auf einen Parkplatz schlittern“,
erzählt er. „Ich bin erst einmal fünf Mi-
nuten im Auto sitzen geblieben. Es war
furchtbar.“ Als er sich beruhigt hatte, fiel
206 AUFENTHALTE, DAS MACHT 11 JAHRE oDER 576 WoCHEN
VoN BARBARA BoLLWAHN
guy HenDelStaMMgaSt:
22 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Guy Hendel hat in den 38 Jahren, die
er dem Schwarzwald die Treue hält, in sei-
ner ersten Heimat so viel Werbung für sei-
ne zweite Heimat gemacht, dass ehema-
lige Schüler, Lehrerkollegen und Freunde
längst auch Stammgäste sind. Und auch
Winzer haben ihre Freude an dem treuen
Gast. Jedes Jahr nimmt Hendel, der seine
Vermieter immer mit luxemburgischen
Weinen versorgt, zwischen 150 und 180
Flaschen Wein aus Baden-Württemberg
mit nach Hause.
DER SCHWARZWALD IST SEIN ZWEITES ZUHAUSE UND DIE BESTE MEDIZIN
In Hinterzarten ist Hendel bekannt
wie ein bunter Hund. Das hat auch da-
mit zu tun, dass er nicht nur Urlaub dort
macht, sondern sich einbringt, als wäre er
ein Einheimischer. Als er vor vielen Jahren
mitbekam, dass das Geld für die Tracht
eines neuen Mitglieds der Trachtenkapelle
fehlte, spendierte er kurzerhand das Geld.
„Oskar“, sagte er zum Vorsitzenden der
Blaskapelle, „ihr habt mir schon so viel
Freude gemacht mit eurer Musik, ich stifte
die Tracht.“ Hendel wollte aber nicht, dass
das an die große Glocke gehangen wird.
Doch beim Neujahrskonzert der Trachten-
kapelle wurde er auf die Bühne gebeten,
bekam Blumen und Applaus. „Von dem
Augenblick an war ich anerkannt und
fremde Leute grüßten mich auf der Stra-
ße“, erzählt er.
Früher ist Hendel jeden Tag zwischen
30 und 40 Kilometer gewandert, ins Jos-
tal, zum Titisee oder an den Feldsee.
Nach mehreren Krebs- und Herzoperati-
onen muss er inzwischen allerdings kür-
zer treten. Doch eine Wanderung zum
Raimarti hof am Feldsee gehört nach
wie vor zu fast jedem Aufenthalt dazu.
Brauchte er früher zwei Stunden für die
Strecke, sind es nun fast doppelt so viel.
„Man bäckt kleinere Brötchen“, sagt er.
„Aber die schmecken besser!“ Als ihm
der Arzt nach einer Operation Erholung
verschrieb, kam für ihn nur Hinterzarten
in Frage. „Mit einer Hand an der Wunde
und einer Hand am Lenker“ fuhr er in den
Schwarzwald. „Schlimm war die Unge-
wissheit“, erzählt Hendel, „sehe ich den
Schwarzwald nochmal wieder?“
Er hat den Schwarzwald seitdem noch
oft wiedergesehen. Und er schippt im
Winter, wenn auch „e weng“ langsamer
als früher, wieder mehrmals am Tag bei
seinen Vermietern Schnee. Seine Kar-
diologin ist beeindruckt, wie gut das sei-
nem Herzen tut. Für Guy Hendel ist der
Schwarzwald nicht nur ein zweites Zuhau-
se. Er ist auch die beste Medizin.
von wenigen Tagen hat er nicht mitgerech-
net. Seine Schwester in Luxemburg nennt
ihn bisweilen „den Wackes“, eine früher
abschätzige Bezeichnung für einen blöden
Deutschen.
Die ersten zehn Urlaube in Hinter-
zarten verbrachte Guy Hendel in verschie-
denen Häusern. Danach, es gab noch die
D-Mark und kein Internet, schrieb er zehn
Vermieter per Post an. Nelly und Bern-
hard Schwär vom „Gästehaus Lukas“ wa-
ren die Ersten, die zurückschrieben. Das
war 1985. Seitdem gehört er zum „Haus
Lukas“ wie der bronzene Hirsch, der
Hirschsprung, zum Höllental. „Hier ist
meine Familie“, sagt Guy Hendel. Der un-
verheiratete und kinderlose Mann ist der
Patenonkel der mittlerweile erwachsenen
Tochter seiner Vermieter, die im Rheinland
lebt, wo er sie oft besucht. „Sie sieht mich
manchmal öfter als ihre Eltern“, erzählt
er und lacht. Seine Vermieter waren auch
schon einige Male bei ihm in Luxemburg
und auch zu deren mittlerweile verstorbe-
nen Eltern hatte er ein enges Verhältnis.
Als sie starben, war es keine Frage, dass
er zur Beerdigung kam. Da wundert es
nicht, dass Hendel, wenn alle Zimmer im
„Haus Lukas“ belegt sind, im ehemaligen
Kinderzimmer seiner Patentochter über-
nachtet, wo er einen DVD-Player, Drucker
und Computer installiert hat.
30 bis 40 Kilometer ist guy Hendelfrüher täglich gewandert.Heute bevorzugt er kleinere touren,ist aber immer noch gerne unterwegs.in Hinterzarten ist er bekannt wie ein bunter Hund.
23Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
es gibt ein Wundermittel gegen
heiß gelaufene Wanderfüße: ba-
den gehen. Im Hochschwarz-
wald gibt es dieses Mittelchen
im Überfluss – und gratis obendrein:
rauschende Bergbäche, tosende Wasser-
fälle, einsame Waldseen. Wer es etwas
geordneter mag, kann sich im Anschluss
an eine hitzige Wandertour in einem der
luftigen Hochschwarzwälder Freibäder
oder Naturbadeteichen abkühlen – aber
mit Aussicht!
SCHLUCHSEER JäGERSTEIG
Erst stromern auf dem Schluchseer Jäger-
steig – und dann ab ins kühle Nass: Der
Jägersteig ist als Genießerpfad zertifiziert
und wenn man nicht nur ein zünftiges
TauchgangSCHöN: WANDERN IM SoMMER! NoCH SCHöNER: ToUREN MIT BADESToPP! VoR ALLEM, WENN DIE SoNNE WIEDER So RICHTIG VoM HIMMEL BRENNT.
Jägersteig
laSSt unS BeWegen
VoN PATRICk kUNkEL
Hochschwarzwälder Vesper einpackt,
sondern auch noch Badeklamotten für
den Sprung in den kühlen Schluchsee am
Ende der Tour, dann gibt’s sogar Genuss
hoch drei! Die Wanderung startet und
endet in Schluchsee. Sie dauert etwa drei
Stunden und ist elf Kilometer lang – vie-
le schmale Pfade, viele Aussichten und
am Ende reichlich Wasser: Was will man
mehr im Sommer?
24 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Wasserfall Zweribach
Windgfällweiher
St. Märgen
BADWEIHER ST. MäRGENKnapp 900 Meter hoch im Hochschwarz-
wald liegt das Naturbad auf den sonnigen
Höhen von St. Märgen. Ein Geheimtipp
ist es längst nicht mehr, überlaufen aber
auch nicht. Doch ehe wir in das reine
Bergquellwasser eintauchen, drehen wir
eine Runde durch den Pfisterwald, in
dem das Naturbad liegt. Der struppige
Schwarzwälder Bergmischwald im Klein-
format ist gerade mal einen Quadtratkilo-
meter groß und war für die St. Märgener
schon immer ein bisschen Kurgarten –
wenn auch einer der eher unordentlichen
Art. Ich streife mit den Kindern durch
den dichten Wald, in dem Buchen, Tan-
nen und Fichten aller Altersklassen bei-
sammenstehen. Außerdem gibt es einen
Waldlehrpfad mit insgesamt 17 Stationen.
Während wir Erwachsenen das Ökosys-
tem Wald kennenlernen, toben die Kin-
der durchs Unterholz – und dann ab ins
Wasser!
RUNDWEG UM DEN WINDGFäLLWEIHERSchön ist er ja, der Windgfällweiher. Und
schön erfrischend obendrein. Leider liegt
er aber auch direkt zwischen der Bun-
destraße und dem Damm der Dreiseen-
bahn und daher dringt während meiner
kurzen Tour um den See auch das ein
oder andere mehr oder weniger laute Ver-
kehrsgeräusch an meine Ohren – doch ge-
schenkt! Dafür ist man eben auch schnell
da. Der (beschilderte) Seerundweg um
den Windgfällweiher ist schön zu laufen
und schön kurz: Höchstens eine Dreivier-
telstunde brauche ich, um auf federndem,
mit Tannennadeln bedecktem Waldboden
eine Runde zu drehen. Das Strandbad mit
seinen Retro-Umkleiden ist der perfekte
Ort, um einen heißen Sommernachmit-
tag zu verbummeln.
Mehr zum Schluchseer Jäger-steig, über den Rundweg um den Windgfällweiher, die Tour „Durch mystischen Bannwald zum Zweribach-Wasserfall“ und über den Pfisterwald finden Sie unterwww.hochschwarzwald.de
Gut zu wissen
BADEN IN kASkADENIm verwunschenen Bannwald Zweribach
fallen die über 40 Meter hohen Zweri-
bachfälle über drei Fallstufen bergab.
Der Bergbach hat ganze Arbeit geleistet
und ein schroffes, nur schwer zugäng-
liches Tal geschaffen. Die Kinder lieben
diese wilde Tour! Vom Plattenhof gibt es
eine schöne Rundwanderung: Der felsige
Steig ist mit Geländern und an manchen
Stellen mit Stahlseilen gesichert. Wir kra-
xeln den steilen Weg bergab, der entlang
der zerfurchten Halde führt.
Der Fels unter den Füßen ist glitschig
und nass, umgestürzte Bäume rotten vor
sich hin, riesige, nackte Wurzelteller ra-
gen knorrig in die Luft. Eine große Tan-
ne ist abgeknickt wie ein Streicholz, der
tote Wipfel ruht auf moosigen Felsen.
Seit 1970 sind Säge und Axt aus dem
Bannwald Zweribach verbannt und das
Werden und Vergehen in dieser abgele-
genen Ecke des Hochschwarzwalds ist
seither der Natur überlassen. Der Wan-
derweg führt direkt an der sprühenden
Gischt vorbei. Über den mittleren Fall
des Zweribachs, wo das Wasser rauscht
und spritzt, führt eine eiserne Brücke.
Zeit für ein Bad!
25Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
BLICk VoM FELDBERGAUF DEN RAIMARTIHoF
Bier, Bier und nochmals Bier –
heißt es seit geraumer Zeit in
Jans Wohnzimmer. Dass die
Selbstversuche mit Bierbrau-Set
bislang noch keine Geschmacksexplo-
sionen zu Tage gebracht haben, davon
können sowohl seine Freundin Laura
als auch die Freunde Paula und Manuel
ein Lied singen. Die erprobten Testtrin-
ker überraschten Jan daher mit einer
Brauereiführung in Rothaus. „Aus rei-
nem Selbsterhaltungstrieb“, wie Laura
grinsend gesteht. Mit dabei sind auch
Manuels Eltern, Albert und Heidi, die in
Hessen eine zünftige Kneipe besitzen.
In der Zäpflebar trifft die gut gelaunte
Gruppe auf weitere Brauerei-Neugierige
durch die Lage am Wirtshaus zum „Ro-
then Haus“. Bereits 1892 wurden die
ersten Flaschenbiere zu Weihnachten
gebraut und damit der Grundstein für die
Erfolgsgeschichte gelegt. „Und was ist
mit meinem Lieblingsbier, dem Tannen-
zäpfle?“, fragt Albert. Das Kultbier, das
weit über die Grenzen des Schwarzwal-
des hinaus bekannt ist, sei 1956 auf den
Markt gekommen und schnell zur Leit-
marke geworden, erklärt Carola. „Hos-
sa, dann gibt es 2016 ja gleich mehrere
Gründe zum Feiern“, rechnet Lara nach,
derweil sich die Gruppe in den nächsten
Raum begibt. „Gut Bier braucht Weile“,
sagt Carola. Bei Rothaus braue man nach
der Philosophie des „Slow Brewing“, um
sowie auf Carola Morath, ihres Zeichens
Brauereiführerin. Während Manuel und
Jan die stylische Wand aus Bierflaschen
unter die Lupe nehmen, unterhalten
sich die Mädels mit Mutter Heidi und
planen ein anschließendes Abendes-
sen im gemütlichen Brauereigasthof.
Pünktlich startet die Führung mit einem
Film im hauseigenen Kinosaal. Hier er-
fahren die Besucher, dass Rothaus mit
seiner Lage auf 1.000 Metern die höchst-
gelegene Brauerei in Deutschland ist
und 1791 durch Martin Gerbert gegrün-
det wurde. Der Name Rothaus entstand
Dass jeder mal klein anfängt, beweist die Badische Staatsbrauerei Rothaus: Was vor 225 Jahren aus einer kleinen klosterbrauerei entstand,
ist heute zu gleichen Teilen kult wie Erfolgsgeschichte. Wo also, wenn nicht hier, wäre ein ambitionierter Hobbybrauer besser aufgehoben…
VoN LUISA DENZ
Eine Frage des Geschmacks
laSSt unS Feiern
28 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
VoN BIRGIT-CATHRIN DUVAL
dem Bier mehr Zeit zum Reifen zu ge-
ben. Das Ergebnis: mehr Geschmack und
höchste Bekömmlichkeit.
Wie groß die Brauerei tatsächlich ist,
zeigt sich beim Weg in die Katakomben
des Gär- und Lagerkellers. Lange Wege,
viele Stufen – schnaufende Besucher.
Doch der Weg wird belohnt: Es darf pro-
biert werden! „Das ist mein Tag“, grinst
Albert und schnell schon wird klar, der
gesellige Gastronom hat Ahnung. Mit ge-
schultem Gaumen testet er ein ums an-
dere Bier, analysiert, notiert... Während
Brauereiführerin Carola erklärt, dass nur
sorgfältig ausgewählte Rohstoffe zu Rot-
haus Bier werden und man den Fokus auf
die Regionalität setzt, bewegt sich die
Gruppe zwar weiter, aber angesichts der
atemberaubenden Kulisse werden schnell
noch einige Fotos geschossen. „Kein Pro-
blem, wir haben Zeit“, sagt Carola und
betont, dass bei Rothaus stets die Quali-
tät und nicht die Quantität an erster Stel-
le stehe. „Apropos Quantität, wie viele
Menschen arbeiten hier eigentlich?“, hakt
Jan nach und erfährt, dass die Brauerei
rund 220 Menschen beschäftigt.
Die Gänge Richtung Abfüllanlage be-
stechen mit biertypischen Gerüchen – für
die Mädels nicht unbedingt der schönste
Duft, doch Albert findet, dass nichts auf
der Welt besser riechen würde. Staunen-
de Augen erntet im Anschluss die Abfüll-
anlage – bis zu 60.000 Liter Bier werden
hier pro Stunde in Flaschen gefüllt, so-
wie weitere 120 Keg-Fässer pro Stunde.
Es herrscht andächtige Ruhe in diesem
lauten Raum, der von der Geschäftigkeit
der Maschinen geprägt ist. Auch der öko-
logische Ansatz der Brauerei überzeugt
die Besucher. Ausschließlich hochwerti-
ge Mehrwegflaschen, die bis zu 40 Mal
wieder verwendet werden, kommen hier
zum Einsatz. Seit dem Jahr 2008 erzeugt
Rothaus zudem 80 Prozent der benötig-
ten Wärmeenergie CO2-neutral in einer
Hackschnitzelanlage. „Und was hat es
mit der Alukapsel am Flaschenhals auf
sich, aus denen meine Frau so gerne
skurrile Dinge bastelt?“, fragt Albert. „Ein
weitverbreiteter Fauxpas“, erklärt Carola.
„Die Aluminiumkapsel sollte nach Mög-
lichkeit bis ans badische Wappen nach
unten geschoben werden, um nach der
Rückgabe in der Brauerei recycelt zu wer-
den. Sie wird dem Bier übrigens aus Hy-
gienegründen übergestülpt.“
Der Rundgang durch die Brauerei
führt vorbei an den glänzenden Kupfer-
kesseln, die man auch vom Zäpflepfad
· Die Brauer- und Mälzerlehrlinge der Brauerei schließen ihre Ausbildung mit einer eigens kreierten Biersorte samt passend designtem Etikett ab.
· Biergit kraft ist wohl die berühm-teste Hochschwarzwälderin. Die Dame auf den Rothaus Bierflaschen, ein blondes Schwarzwaldmädel in typischer Tracht, hat von Rothaus-trinkern den fiktiven Namen „Biergit kraft“ erhalten. Der Name entstand aus der alemannischen Aussprache der Phrase „Bier git (= gibt) kraft“.
InsiderFakten
aus bewundern kann. „Darunter befinden
sich Edelstahlbehälter, allein schon der
Hygiene wegen. Die Kupferhülle wider-
spiegelt lediglich Tradition und ist der
Optik geschuldet“, erklärt uns Carola.
Die Tour endet dort, wo sie begonnen
hat – in der Zäpflebar. Hier warten frische
Brezeln und das gesamte Sortiment der
Brauerei auf die hungrigen und durstigen
Besucher. Während die anderen überle-
gen, welches Bier es nun sein soll, ist sich
Albert schnell sicher: „Egal ob Pils, Hefe-
weizen, Märzen Export, Radler oder Alko-
holfrei – ich finde sie alle toll.“ Und auch
Jan zeigt sich begeistert: „Vieles ist mir
zwar immer noch ein Rätsel, aber ich bin
dem Geschmacksgeheimnis etwas näher
gekommen und werde das neuerworbene
Wissen daheim gleich mal testen.“ Eine
Aussage, die sowohl Gelächter als auch
stirnrunzelnde Blicke erntet. „Da sind wir
ja mal gespannt“, grinst Paula. Den Ab-
schluss dieses geselligen Tages bildet ein
gemeinsames Essen im Brauereigasthof
und alle sind sich einig: Ab sofort kommt
nur noch Rothaus auf den Bartisch.
Der Blick hinter die Kulissen:90-minütige Brauereiführung mit Voranmeldung. Zusätzlich Tour mit dem Audioguide durch die Zäpfle Heimat, gratis mit der Hochschwarzwald Card. Weitere Informationen unterwww.hochschwarzwald.de
Gut zu wissen
29Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Mmh, lecker! Curry-Dattel-Frisch-
käse mit Schwarzkümmel und
Honig, Schnittkäse mit rosa
Pfeffer, aber auch weniger exo-
tische, würzige oder milde Bergkäse, ins-
gesamt etwa 20 Käsesorten aus Kuh- und
Ziegenmilch erhält man auf dem Hof Till.
Der Naturpark Südschwarzwald führt die
Hofkäserei als eine der Stationen der Kä-
seroute. Die Käserei ist eindeutig Christins
Hoheitsgebiet.
Christin Till stammt nicht aus einer
Bauernfamilie. Sie kommt ursprünglich
aus Schleswig-Holstein und hat sich nur
allmählich in südlichere Gefilde vorge-
wagt. Zunächst studierte sie drei Semes-
ter Germanistik und Geschichte, schlug
aber dann den Weg der Heilpädagogik ein.
Dabei kennt man tiergestützte Therapien,
etwa mit Pferden oder Delfinen, aber auch
der Umgang mit Pflanzen kann eine heil-
same Wirkung ausüben. Während dieser
Ausbildung lernte sie die Arbeit im Gar-
ten kennen, was in ihr den Wunsch weck-
te, sich eingehender mit Landwirtschaft
zu beschäftigen. Sie begab sich 1979 auf
einen Bauernhof in Bayern. „Ich durfte
dort eine Kuh handmelken“, erinnert sich
Christin, „und für mich stand damals fest:
Ich möchte in die Landwirtschaft. Das hat
nichts damit zu tun gehabt, dass ich Hein-
rich auf diesem Hof kennenlernte.“ Hein-
rich Till kennenzulernen, der Landwirt auf
dem Demeterhof gelernt hat, stand ihrem
Wunsch jedenfalls auch nicht im Wege.
Er hatte einen Sommer auf einer Alp im
Tessin gearbeitet und bald schmiedeten
die beiden gemeinsame Pläne und fanden
tatsächlich eine Alp im Berner Oberland,
die sie zusammen von 1981 an sieben Jah-
re lang bewirtschafteten.
Ab 1985 war Daniel, der älteste Sohn
der beiden, mit von der Partie. Seine früh-
kindlichen Erinnerungen konnte er auf-
frischen, als er viele Jahre später selbst
auf eben jener Alp Kühe molk und Käse
herstellte. Er lernte ebenfalls Landwirt,
studiert jedoch heute Mathematik und
Informatik und betreut die Webseite des
Hofs. Tochter Clara ist ausgebildete Heb-
amme und hilft gern bei der Heuernte, bei
der sie mit Vorliebe Traktor fährt. Johan-
nes, der jüngere Sohn der Tills, hat Koch
gelernt und BWL-Hotelfach studiert. Seine
Freundin Ann-Kathrin wiederum studierte
Landwirtschaft und steht ihm bei seinen
Hofaktivitäten mit Rat und Tat zur Seite.
Die beiden bringen frische Impulse und ei-
nen Enkel in die bäuerliche Gemeinschaft
ein. So richten sie beispielsweise Erleb-
nisfrühstücke auf dem Bauerhof aus und
sind mit ihrer mobilen Hofküche auf Win-
termärkten anzutreffen. Für private oder
Firmen-Anlässe bieten sie kulinarische
Veranstaltungen auf dem Hof an.
Als die Familie vor annähernd drei
Jahrzehnten nach einem Ort suchte, an
dem sie ihre eigenen Vorstellungen von
naturgemäßer Landwirtschaft ausleben
konnte, fand sie diesen in dem kleinen
Dorf Äule, das zur Gemeinde Schluchsee
gehört. Einen fertigen Hof übernehmen
konnten sie dort nicht, wohl aber ein al-
tes Waldarbeiterhaus, in dem die ehema-
ligen Bewohner auch ein paar Tiere halten
Nicht alles Käseauf der Alp in Äule
VoN DETLEF MIx
laSSt unS ScHleMMen
30 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
der Pragmatiker aus eigener Erfahrung.
„Behutsames Eingreifen des Bauern und
der sanfte Tritt sowie der schonende Biss
der robusten, kleinen Hinterwälder Rinder
tragen ganz wesentlich dazu bei.“ Die öko-
logische Landwirtschaft nach Demeter-
Prinzipien entspricht hierbei am ehesten
den Vorstellungen des Biobauern, da sie
berücksichtigt, dass alle Umwelteinflüsse
ihre Informationen in den landwirtschaft-
lichen Produkten hinterlassen, und die
prächtige Gesundheit seiner Tiere gibt ihm
offenkundig Recht. „Ich bin sehr sensibel
und fühle mich in die Materie hinein. Mich
treibt eine tiefe Sehnsucht nach Echtem“,
erklärt Till. „Wir haben zwar unheimlich
viel Geld, Kraft und Zeit in unsere Arbeit
investiert, doch das rechnet man nicht
nach, wenn man liebt, was man tut, und
eine tiefe Befriedigung daraus erfährt“,
fassen die Tills ihr Leben zusammen.
Der Hof Till ist mittlerweile ein nicht
mehr wegzudenkender fester Bestand-
teil des Hochschwarzwaldes, auch wenn
man dort nicht alemannisch schwätzt. Auf
der Alp in Äule kann man einiges lernen.
konnten. Dem aus Nordrhein-Westfalen
stammenden Heinrich Till gelang es in
jahrelanger Aufbauarbeit, die kargen und
steilen Bergwiesen und auch das Wohl-
wollen der örtlichen und amtlichen Ent-
scheidungsträger zu kultivieren. Nicht
jeder teilte auf Anhieb seine Begeisterung
für die biologisch-dynamische Landwirt-
schaft, und Till reagierte nicht immer
ausgesprochen diplomatisch auf schwer
verständliche Ablehnung. Im Laufe der
Jahre erwuchsen jedoch aus anfänglichem
Argwohn Respekt und Anerkennung. 2003
bekamen die Tills eine Auszeichnung für
artgerechte Tierhaltung und 2015 wurde
Heinrich zum dritten Mal Wiesenmeister.
„Nutzen und schützen“ ist Tills Devise.
„Die einzigartige Kulturlandschaft unserer
Region erhält man weder durch unbedach-
tes Güllestreuen noch dadurch, dass man
die Natur sich selbst überlässt“, resümiert
Auszubildende Landwirte erfahren alles
über Grünland- und Milchviehwirtschaft,
Prakti kanten können sich einen Einblick
in sämtliche Hofabläufe verschaffen und
sonstige Interessierte können ihre Feri-
en auf dem Bauernhof mit einem einwö-
chigen Älplerkurs verbinden. Selbst wer
„nur“ die geschmackvoll natürlich ein-
gerichtete Ferienwohnung mietet, wird
wahrscheinlich eine Fülle interessanter
Informationen von einer Hofführung mit
Bauer Heinrich mit nach Hause nehmen
und selbstverständlich nach Herzenslust
schlemmen mit Käse-, Wurst- und Fleisch-
köstlichkeiten in bester Demeter-Qualität
direkt von den Erzeugern.
Aktuelle Daten der Markttage in Sankt Blasien und Freiburg, der mobilen Hof-küche, Termine der kulinarischen Ver-anstaltungen, wie den Bauernhofbrunch auf dem Hof in Schluchsee-äule, und vieles mehr finden Sie unter:www.hof-till.de
Gut zu wissen
20 Käsesorten aus Kuh- und Ziegenmilch bieten christinund Heinrich till (l.o.)auf ihrem Hof an. oben der jüngste Sohn Johannes.
„MICH TREIBT EINE TIEFE SEHNSUCHT NACH ECHTEM“
31Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
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Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
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33Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
ZAUBERWEG AM HASENHoRN BEI ToDTNAU
lochhexen, „Betzitglunki“ oder „plattewieble“ – diese mythischen Figuren sind untrennbar mit der geschichte des kleinen ortes St. Märgen im Hochschwarzwald verbunden. Jeden Sommer locken sie bei einer geisterwanderung Hunderte von Besuchern in den schaurigen pfisterwald. unsere beiden autorinnen Stella Schewe-Bohnert und Freya pietsch haben es gewagt -und dabei spannende einblicke vor und hinter den Kulissen gewonnen.
laSSt unS anpacKen
Unterwegs im
Geisterwald
36 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
da rauf achteten, dass die Kinder abends
nach dem Angelusläuten nach Hause und
ins Bett gingen. „Wenn ihr nit heimgehn,
holt euch der Betzitglunki“, hieß es im
Dorf. Wie viele Unartige er erwischt habe,
sei nicht bekannt, erzählt Manfred Her-
mann und droht, während er uns immer
tiefer in den Wald hineinführt: „Jetzt gibt
es kein Zurück mehr!“
Kein Zurück gibt es auch für Roland
Kern, der sich zur gleichen Zeit in sicherer
Entfernung von der Wandergruppe, mit der
Larve unter dem Arm und als Lochhexe
genießen Sie die letzten Blicke
außerhalb vom Wald“, ruft Man-
fred Hermann den rund 100
Menschen zu, die zur Geister-
wanderung nach St. Märgen gekommen
sind. „Ob alle wieder zurückkommen? Wir
wissen es nicht.“ Noch lachen wir, doch
das Lachen vergeht uns schnell: Kaum
sind wir bei einsetzender Dämmerung
ein Stück in den Wald hineingelaufen, er-
tönen gellende Schreie und Gestalten mit
fratzenhaften Masken springen hinter den
Bäumen hervor: Es sind „Betziglunki“, auf
hochdeutsch „Bettzeit-Glunki“, die früher
VON STELLA SCHEWE-BOHNERT und FREyA PiEtsch (hintER dEn KuLissEn)
verkleidet, ein Plätzchen im dickicht sucht.
„Wo man gut rausrennen kann, ohne zu
stolpern.“ das käme natürlich nicht so gut,
wenn er die Geisterwanderer erschrecken
möchte. Fünf bis acht weitere hexenkolle-
gen haben sich entlang des Weges schon po-
sitioniert. hier im Wald ist Kern „relaxed“.
Wieso auch nicht: „Mit der Larve ist man
inkognito unterwegs und hat narrenfrei-
heit.“ seit über zehn Jahren machen sie das
bereits: „Wir machen das für st. Märgen,
fürs Gemeinschaftsgefühl. die Leute geben
einem so viel zurück. das motiviert.“
37Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
xxx
hasdvs
asdhasjdb asd
asupdbhapsdbasüdbasüd
as+odjnas
as+dojnasdjlnasl#d
mit hatte ich die Rolle“, erzählt er uns. „in
der Zwischenzeit macht mir das Ganze
aber spaß.“ nicht zuletzt, weil er damit
seinen Ort, st. Märgen, unterstützen kann.
und weil er danach immer so nette Rück-
meldungen bekommt, zum Beispiel von
Kindern: „die fragen, ob das Gewehr auch
wirklich schießt. das finde ich lustig.“
Kurz darauf kann von „lustig“ keine
Rede mehr sein: Im Galopp preschen vier
Reiter an uns vorbei, einer davon trägt
seinen Kopf unterm Arm. Das war der
Rossknecht, dem einst die vom brutalen
Bauern geschundenen Pferde so leid ta-
ten, dass er deswegen mit dem Bauern
in Streit geriet und von ihm erschlagen
wurde. Der Bauer kam ungestraft davon,
seither treibt es den „kopflosen Reiter“
im Pfisterwald um. Auf den Schreck gibt
es ein Gläschen Himbeerlikör von einem
der St. Märgener Bauern – köstlich!
Während sich die teilnehmer der Geis-
terwanderung noch Mut antrinken, zieht
sich hinter einer Wegbiegung Elisabeth Ruf
die Perücke über den Kopf und schmiert
sich schwarze Fasnachts-schminke ins Ge-
sicht. Jetzt noch den stumpen in der Pfeife
anzünden, dann ist das Plattenwieble fer-
tig. das schummerige Licht der kleinen La-
terne wirft dunkle schatten in ihr Gesicht.
„Wenn ich meine Position einnehme, küm-
mert mich das drumherum nicht mehr“,
erzählt Ruf. sie geht dann ganz in ihrer
Rolle auf. Jetzt sind aus der Ferne stimmen
zu hören. schnell greift sie nach ihrer klei-
nen Axt und macht sich als Plattenwieble
mit Jammern und Klagen an ihre Arbeit.
„Des isch doch ä Elend“, begrüßt sie
uns. Das Plattenwieble, alias Josepha
Schuler, lebte Anfang des vergangenen
Jahrhunderts auf der „Platte“, der Hoch-
ebene bei St. Peter, und gehört zu den
Hochschwarzwälder Figuren schlechthin.
Motiviert? Uns erschreckt das Ge-
brüll der Lochhexen, die einst in so be-
schaulichen Gegenden wie dem Wolfs-
oder Mörderloch hausten, fast zu Tode.
„Du kannst ja heute bei Oma schlafen“,
tröstet ein Urlauber aus Münster sei-
nen Enkel Finn, doch der gibt sich uner-
schrocken: „Wenn mir die Hexe zu nahe
kommt, beiß ich sie einfach in die Hand.
Oder ich pups mal kräftig!“ Na, wenn sie
da mal nicht Reißaus nimmt... Doch der
nächste Schreck folgt sogleich: Aus dem
dunklen Wald ist leises Meckern zu hö-
ren, nur schemenhaft erkennen wir einen
Jäger mit Gewehr über der Schulter.
der Jäger ist Raphael schwer. Eigent-
lich ist er ein ruhiger typ, laut Bruddeln
und schimpfen und das auch noch vor Zu-
schauern ist nicht sache des 20-Jährigen.
Aber als Geißenmeckeri muss er das. „ich
wurde vergangenes Jahr gefragt und habe
mit dem neinsagen zu lange gezögert, da-
38 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
der Tourist-Information das Besondere
an der Geisterwanderung: „Das ist unser
Highlight“ – ein Highlight, für das die Ge-
meinde übrigens bewusst kein Geld ver-
langt. Stattdessen können die Teilnehmer
am Ende einen typischen Hochschwarz-
wälder Strohschuh mit ihren Spenden
füttern – was Lydie aus Zürich gerne tut:
„Die Schwarzwälder sind ja sehr ide-
enreich, die machen halt ebbis Tollis“,
sagt sie, bevor sie sich – gestärkt durch
Speckbrot und mit der warmen Suppe im
Bauch – auf den Weg zurück ins von Ster-
nen beschienene St. Märgen macht.
Mit ihrer traurigen Melodie erinnern
sie an den Knecht Lorenz Haberstroh, der
sich in die Tochter des St. Märgener Bür-
germeisters verliebt hatte. Dieser fand,
der Knecht sei keine gute Partie, und
sperrte seine Marie monatelang in ihre
Kammer. Doch Haberstroh ließ sich nicht
abwimmeln und spielte jeden Abend auf
dem Horn für seine Liebste – so lange,
bis der Bürgermeister endlich nachgab
und die beiden doch noch ein glückliches
Paar werden konnten.
Mit diesem Happy End endet auch
die Wanderung: Auf einer Lichtung war-
ten ein Feuer und heiße Suppe mit Brot
auf uns, gespendet von Bauern, Gastwir-
ten, Metzgern und Bäckern des Ortes.
Hier treffen sich alle, die an der Geister-
wanderung beteiligt waren: die Mitglie-
der des Reitvereins, der beiden Fastnets-
vereine und der Trachtenkapelle. Dieser
Zusammenhalt und das ehrenamtliche
Engagement sind für Waldtraud Saier von
Nach einer Tabak- und Schnapsspende
von Manfred Hermann erzählt sie uns von
ihrem Leben, das es nur selten gut mit ihr
meinte: von ihrem Kind, das sie unehelich
bekam und das viel zu früh starb, von der
vielen, mühseligen Arbeit... „Ich Armi!“
Gut versteckt im schutz der Rinden-
hütte sitzen derweil helmut hermann und
harald herrmann von der st. Märgener
trachtenkapelle und plaudern. „Wir fach-
simpeln oder erzählen uns Witze“, so der
61-jährige helmut hermann. Vor der ers-
ten Wanderung im Jahr trifft er sich mit
seinem Musiker-Kollegen zu hause, um
die wehleidigen Melodien auf ihren Flügel-
hörnern gemeinsam zu üben. doch jetzt ist
schluss mit Plaudern: durch die Ritzen der
hütte ist die Wandergruppe zu sehen. die
Männer greifen zu ihren instrumenten, ni-
cken sich zu – dann dringt das Klagen der
Musik durch den dunklen Wald.
termine geisterwanderungen 201625. 7. / 8. 8. / 22. 8. / 5. 9. Weitere Informationen unter:www.hochschwarzwald.de/ veranstaltungen
hochinformativ
39Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
26. 5. – 25. 6. 2016 | HocHScHWarZWalD
26. Hochschwarzwälder JazzsommerAuf talentierte Musiker und besonders stimmungsvolle und einzigartige orte können sich Liebhaber beim 26. Hoch-schwarzwälder Jazzsommer freuen.
22. – 23. 7. 2016 | titiSee-neuStaDt
Festival an der HochfirstschanzeHochkarätige Unterhaltung mit oRSo, der Rock- Symphony-Night, und dem kultstück „Der Watz-mann ruft“ erwartet die Besucher beim diesjährigen Festival an der Hochfirstschanze.
16. 7. 2016 | titiSee-neuStaDt
Seenachtsfest „nacht in Weiß“ mit Bodypainting FestivalAn diesem Tag ist eine Menge los im Hochschwarzwald! Zum Seenachtsfest mit dem Motto „Nacht in Weiß“ am Titisee gibt es 2016 als besonderes Highlight zum vier-ten Mal erneut ein Bodypainting-Festival.red Bull 400Beim Red Bull 400 erklimmen bereits zum zweiten Mal Hartgesottene die Hochfirstschanze in Neustadt.
SoMMer-eVentSHIER IST WAS LoS!
7. Schwarzwälder Kirschtorten-Festival„Wer macht die Schönste im ganzen Land?“ Sie ist das Aushängeschild für eine ganze Region und wird überall in der Welt anders gebacken: die Schwarzwälder kirschtorte. Professionelle Zuckerbäcker und Hobby-konditoren stellen ihre kreationen einem großen Publikum vor und der/die Beste wird Schwarzwälder kirschtortenkönig/in.
x. x. 20xx | xxx
24. 4. 2016 | toDtnauBerg
40 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 201640 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
8. Hochschwarzwälder Kleinkunst FestivalImmer wieder ein Highlight ist das kleinkunst-Festival in Breitnau. Auf kleiner Bühne geben sich hier Musiker, kabarettisten und viele wei-tere künstler die klinke in die Hand und sorgen für die ein oder andere Trainingseinheit für die Lachmuskeln der Zuschauer.
16. – 19. 9. 2016 | Breitnau
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Detailinformationen und viele weitere Veranstaltungen f
inden Sie unter:
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Mudiator runHindernisse, Schlamm und jede Menge hochmotivier-te Sportler – das sind die Zutaten für den spannenden Hindernislauf Mudiator Run. Entlang der Strecke bieten sich viele Gelegenheiten, um die Teilnehmer anzufeuern.
2. 10. 2016 | graFenHauSen – ScHlucHSee
rothaus Hochschwarzwälder Blosmusik Feschtivalob in einem gemütlichen Gasthof oder auf der großen Bühne – bei zahlreichen Veranstaltungen werden während des Blosmusik Feschtivals die vielen Facetten der Blasmusik gelebt.
18. 9. – 23. 10. 2016 | HocHScHWarZWalD 19. 6. 2016, lenzkirchEulogi-Ritt
9. - 11. 9. 2016, St. MärgenRoßfest „Tag des Schwarzwälder
Pferdes“
18. - 19. 6. 2016Black Forest Ultra Bike Marathon
10. - 14. 8. 2016Vaude Trans Schwarzwald
17. - 18. 9. 2016, titisee-neustadtKMC MTB Bundesliga – WälderCup
30. 7 . 2016, HinterzartenRothaus FIS Gran Prix Sommerski-
springen
MtB-terMine 2016
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Für pFerDeFreunDe
41Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016 41Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
BLICk AUF DEN SCHLUCHSEE
Meine Tochter Kati steckt gerade
mitten im Prüfungsstress – da
raucht der Kopf schon mal.
Höchste Zeit zum Abschalten,
denke ich und organisiere uns spontan
ein Erholungs-Wochenende im Hoch-
schwarzwald.
„Das ist ja mega“, ruft Kati begeistert,
als ich sie mit der Nachricht überrasche.
Wir werden zwei Tage in einem Kuckucks-
nest verbringen und in den Genuss der
Hochschwarzwald Card kommen. Tage
später macht es sich meine Tochter mit
den Worten „Ganz schön cool hier“ auf
der gemütlichen Couch im Kuckucksnest
bequem und die ersten Selfies werden mit
dem Smartphone gemacht. Mich zieht es
in die urige Design-Küche, ich brauche zu-
erst einen Kaffee. „Herzlich will kommen“,
steht auf der steinvertäfelten Wand in der
Küche. Diese Herzlichkeit in der liebe-
voll eingerichteten Ferienwohnung zeigt
schon ihre Wirkung: Eine unglaubliche
Ruhe und Behaglichkeit macht sich in
uns breit. Der Kurzurlaub kann beginnen:
„Kati, der Kaffee ist fertig.“
Nach der Kaffeepause holen wir zuerst
das reservierte E-Car an der Ladesäule in
Schluchsee ab. Ich öffne den Wagen mit
meiner Hochschwarzwald Card und bege-
be mich in eine neue Welt der Technolo-
gie. Drei Stunden kann ich das E-Car mit
der Hochschwarzwald Card gratis nutzen,
da lasse ich doch gerne meinen PKW
stehen. Wir fahren zum Golfclub Hoch-
schwarzwald. Auf einem der schönsten
Hochplateaus des Schwarzwaldes, der
„Himmlischen Hölle“, haben wir einen
Termin mit Herrn Keilbach, dem Sport-
wart des Golfclubs. Mit den Golf Caddys
sausen wir über den Golfplatz, bevor es
auf der Driving Range an die ersten Ab-
schläge geht. Bei Kati und mir kommt,
nachdem wir die Bälle endlich mal treffen,
pure Golf-Stimmung auf. Im Arm beginnt
es bereits zu ziehen – es ist anstrengen-
der als gedacht. Da soll mal einer sagen,
Golf wäre kein Sport!
Von der „Himmlischen Hölle“ geht
es per E-Car nach Grafenhausen, ins
„Schwarzwaldhaus der Sinne“, wo wir uns
auf eine spannende Entdeckungstour be-
geben. Barfuß laufen wir über Steine, Mu-
scheln, Korken und Stöcke: „Aua Mama,
muss das sein?“ Im Dunkelgang ertasten
wir vorsichtig den Weg: „Ich kann nichts
sehen.“ Wir bringen unsere Augen und
unser Gehirn durch eine Prismen-Brille in
den Zustand absoluter Verwirrtheit: „Ich
bin eine Biene.“ Und im Bonsai-Hängezelt
baumeln die Beinchen freischwebend bis
zur Tiefenentspannung: „Ich chille meine
Basis.“
„ganZ ScHön cool Hier“
VoN BARBARA BECk
Viel erleBen Für Wenig gelD Mit Der HocHScHWarZWalD carD
44 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Am nächsten Morgen erwache ich
und traue meinen Augen nicht. Meine
Tochter, welche vorhin noch tief und fest
neben mir schlummerte, hat bereits ein
leckeres Frühstück gezaubert – da habe
ich bei der Erziehung alles richtig ge-
macht! Der Tag kann beginnen. Auf dem
Programm steht die MS Schluchsee. Ka-
pitän Thomas Toth schippert das Schiff
von Anfang Mai bis zum 1. November
über den wunderschönen Schluchsee
und steuert dabei vier Schiffshaltestellen
an. Wir nutzen das Schiff als Wandertaxi
und steigen an der Schiffshaltestelle Aha
aus, so können wir gemütlich am Seeweg
entlangwandern. Unterwegs machen
wir eine kleine Rast am Unterkrummen-
hof um einen leckeren, hausgemachten
Zwetschgenkuchen auf der Sonnenter-
rasse in malerischer Naturkulisse zu
verspeisen. Unser Hüftspeck macht Luft-
sprünge!
„Wir könnten ja noch in den Kletter-
wald gehen“, meint Kati. Eine super Idee
ist das. Hüftspeck ade… Am Ausgangs-
punkt zurückgekehrt fahren wir mit dem
E-Car zum „Kletterwald Feldberg“. Über
wackelige Hindernisse in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden möchten wir uns
vorwärtsbewegen. Gesagt getan, nach
kurzer Einweisung des Guides starten
wir. „Auf den Baumstamm, fertig los…“
Eifrig erklimme ich als Erste den langen,
schmalen Stamm. Oben, auf zwölf Me-
tern Kletterhöhe angekommen, bekomme
ich wackelige Knie. Von unten betrachtet
sah das nicht so hoch aus. Egal, nun bin
ich oben und muss da durch. Kneifen gibt
es nicht, denke ich, während mein Toch-
terherz zu meiner größten Überraschung
auf halber Baumstammhöhe beschließt
umzukehren. „Das ist mir doch zu hoch,
ich warte unten.“ Ganz toll, meine Klet-
terheldin steigt aus. In Sekundenschnelle
befestige ich meine Haken am Draht-
seil, bevor ich es mir doch noch anders
überlege in dieser schwindelerregenden
Kletterpassage – dann stelle ich mich wa-
gemutig der ersten Seilrutsche. Augen zu
und durch. Schon pfeift der kalte Wind
mir ins Gesicht und ich rase durch den
herrlich duftenden Fichtenwald.
Zwei Stunden später belohnen wir
unsere müden Körper im Radon Revital
Bad im heilklimatischen Kurort Menzen-
schwand. Idyllisch und ruhig gelegen bie-
tet das Bad die besten Voraussetzungen,
um sich entspannt dem Wechselspiel
zwischen Bad und Saunen bei angeneh-
men Temperaturen hinzugeben. Das ist
Entspannung pur.
Im Café & Berg-Beizle in Menzen-
schwand, dem Café mit besonderem
Ambiente, lassen wir uns anschließend
die Gerichte der saisonalen Speisekarte
schmecken. Na, wenn das kein schöner
Ausklang unseres Kurzurlaubes ist!
Unsere erlebnisreiche Zeit im heimi-
schen Naturparadies ist leider schon wie-
der vorbei. Von unserer urgemütlichen
Unterkunft „Kuckucksnest“ und dem
reichhaltigen und abwechslungsreichen
Angebot der Hochschwarzwald Card sind
wir total begeistert. Eines steht für Kati
und mich fest: Selbst mit einem kleinen
Zeitbudget kann man im Hochschwarz-
wald Erlebnis, Sport und Erholung reali-
sieren. Wir kommen wieder!
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45Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
samkeit: Das Pony muss gestriegelt wer-
den. Hochkonzentriert widmet sie sich
dieser Aufgabe. Im Vorbeigehen weist der
Bauer sie darauf hin, dass sie aufpassen
soll, dass das Pony kein frisches Gras von
der Wiese frisst, das ist nicht gut für den
Magen. Ihre Mutter hat die neun Monate
alte Nele auf dem Arm und schaut stolz
zu, mit welcher Ernsthaftigkeit ihre große
Tochter sich um das Pony kümmert. Ihr
Mann verschwindet mit dem dreijährigen
Lias im Stall, wo der Junge sofort zu ei-
nem Bobbycar rennt und mit Karacho
durch den Gang düst.
Als Martin und Heike Graf aus Rastatt
noch keine Kinder hatten, konnte es für
sie im Urlaub gar nicht weit genug weg
gehen. Seit sie Kinder haben, hat sich das
geändert. Die Anreise soll nicht zu lang
und der Ort für den Nachwuchs geeignet
sein. Martin Graf, 45, und seine Frau Hei-
ke, 36, machen jetzt seit einigen Jahren
noch immer auf dem Hof einbringen. Seit
Jahrzehnten schon sind die Schwarzwäl-
der auf Familien mit Kindern eingestellt,
die nicht nur Urlaub auf einem Bauernhof
machen, sondern selbst mit anpacken
wollen. Hier stört niemand bei der täg-
lichen Arbeit. Im Gegenteil. Die großen
und kleinen Urlauber sind ausdrücklich
eingeladen, dabei zu sein. Obendrein
sind die Angebote für die lieben Kleinen
mehr als zahlreich und reichen von Spiel-
möglichkeiten im Wasser und im Heu
über Schaukeln, Wippen, Rutschen und
Sandkästen bis zu einer Spielscheune und
einem Abenteuer- und Holzspielplatz.
Obendrein gibt es jede Menge Tiere. Die
30 Milchkühe, Schweine, Enten, Gänse,
Puten, Pferd „Tina“ und Pony „Carlson“,
Ziegen, Hasen, Katzen.
Nachdem die sechsjährige Laura aus-
giebig die Hofkuh geherzt und gedrückt
hat, weckt ein richtiges Tier ihre Aufmerk-
Jeden Tag um fünf Uhr nachmit-
tags ist Hofzeit. Dann können die
Kinder die Kälber von der Weide
holen, beim Melken und Füttern
im Stall helfen oder auf dem Traktor mit-
fahren. Bevor es soweit ist, werden sie
von einem ganz besonderen Paarhufer
begrüßt. Den können sie streicheln und
umarmen, so viel sie wollen, nur melken
können sie dieses Tier nicht. Wilma, im
schwarz-weißen Plüschkostüm, ist das
Maskottchen vom Wilmershof in Schwär-
zenbach.
Der im Jahr 1673 errichtete Wilmershof
mit sieben Ferienwohnungen wird von
Andrea und Matthias Fehrenbach und
ihren zwei Söhnen bewohnt und bewirt-
schaftet. Im Leibgedinghaus wohnen die
Eltern von Matthias Fehrenbach, die sich
VoN BARBARA BoLLWAHN
Wo DER BAUERNHoF ZUM SPIELPLATZ WIRD
FaMilie graFStaMMgäSte:
46 Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
Martin Graf hebt den rechten Dau-
men: „Auf dem Hof ist es top! Dieses
Dabeisein ist supergenial. Die Kinder ler-
nen den respektvollen Umgang mit Tieren
und wissen, wo das Schnitzel herkommt.“
Auch er findet kaum ein Ende beim Auf-
zählen der Vorzüge. „Die Kinder können
mitwerkeln, wie sie wollen, und lernen
viel. Für manche aus der Stadt sind Kühe
ja lila. Oft schnappt sich der Bauer ein
Kind und fragt: Willschde mit dem Trak-
tor ins Kieswerk fahren?“ Da bekommt
auch der Elektromeister, der bei einem
Automobilhersteller arbeitet, glänzende
Augen.
Es gibt Stammgäste im Schwarzwald,
die es immer an den gleichen Ort zieht. Es
gibt aber auch Urlauber wie Familie Graf,
die gleich zu Stammgästen einer ganzen
Region werden. Das erste Mal war die Fa-
milie im Schwarzwald, da war die älteste
Tochter, die bald in die Schule kommt,
noch kein Jahr alt. Arbeitskollegen von
Heike Graf, die schon als Kind mit ihren
Eltern oft im Schwarzwald die Ferien ver-
bracht hat, hatten von Rippoldsried im
Rothauser Land vorgeschwärmt, einem
Ortsteil von Grafenhausen. So machte
Familie Graf Urlaub auf einem Bauernhof
in Grafenhausen. Viermal waren sie dort,
dann verbrachten sie die Ferien auf einem
Bauernhof bei Triberg, bis sie schließlich
auf dem Wilmershof landeten.
Dort hat die Familie bereits jetzt blei-
bende Spuren hinterlassen. Martin Graf
hat beim ersten Urlaub in Schwärzenbach
bei der Aufforstung geholfen und damals
Jungtannen gepflanzt. Und wer weiß,
vielleicht spielen eines Tages die Kinder
seiner Kinder, die – vom Baby mal abge-
sehen – schon jetzt viele unvergessliche
Erinnerungen an den Schwarzwald haben,
unter einer von ihm gesetzten Tanne im
Schwarzwald.
schon Urlaub im Schwarzwald. Auf dem
Wilmershof sind sie zum zweiten Mal.
Im Mai 2013 waren sie als „Lückenbüßer“
das erste Mal da. Ein befreundetes Paar,
das bereits eine Ferienwohnung auf dem
Hof gebucht hatte, konnte die Reise nicht
antreten und so sind sie eingesprungen.
Jetzt sind sie mit eben diesen Freunden
da, die damals verhindert waren.
„Die Ferienwohnungen, der Hof und
die Gastfreundschaft sind toll“, schwärmt
Heike Graf. „Alles ist kinderfreundlich,
die Berge und die Landschaft sind schön,
uns gefällt die Mentalität, auch das Essen
ist toll und wir müssen keine Spielsachen
mitnehmen. Wo kriegt man das?“ Zudem
können sie einen Teil des Essens auf dem
Hof mit Biozertifikat kaufen: Milch und
Eier, Marmelade und Honig. Das Bio-Eis,
das ihre Gastgeber herstellen, können sie
sich jederzeit aus der Kühltruhe nehmen,
gezahlt wird in eine Kasse des Vertrauens.
Bobbycar rutschen, Kälbchen striegelnoder traktor fahren –auf dem Wilmershof in Schwärenbachhaben nicht nur Kinder ihren Spaß.
47Hochschwarzwald | Das Magazin | Sommer 2016
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