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Folge 123 Osterode am Harz, Mai 2015 Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. Das alte Gilgenburg Kreative Gestaltung nach alten Dokumenten von Boz ˙ena Szpaczyn ´ ska. Ölgemälde, 30 x 40, mehrfarbig, im Heft auch in kaltem Nachtblau!

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Page 1: Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V. · der ”Fuehrer Adolf Hitler“ in heldenhaftem Kampf gegen die bolschewis-tischen Horden in der Reichshauptstadt Berlin am

Folge 123 Osterode am Harz, Mai 2015

Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V.

Das alte GilgenburgKreative Gestaltung nach alten Dokumenten von Bozena Szpaczynska.Ölgemälde, 30 x 40, mehrfarbig, im Heft auch in kaltem Nachtblau!

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Evangelische Kirche in Gilgenburg mit Glockenturm.

Altarraum.Fotos: Uwe Schweda

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1OSTERODER ZEITUNG

Historisches Wort zum 8. Mai 1945Februar 2015

Leopold von Ranke, der deutsche Historiker des 19. Jahrhunderts, sag-te, dass die Aufgabe des Historikers waere, Geschichte so darzustellen, ”wie es eigentlich gewesen ist“. Diese Aufforderung ist keine leichte. In-dividuelle Erlebnisse sind individuell, d. h. persoenliche. Nur wenn man unzaehlige Erfahrungen auf Freundes- und/oder Feindesseite betrachtet, kann man zu einem einigermassen objektiven Bild gelangen. Geschichte ist wie ein Mosaik, das nur durch unzaehlige kleine Teile das Bild schafft, dass der Wahrheit nahe kommt. So wird dieser Beitrag Ereignisse auf der deutschen Seite aus persoenlicher Sicht schildern und auf U.S. amerika-nischer Seite aus der Sicht eines fuehrenden U.S.-Historikers, David Mc-Cullough, dessen Buch ”Truman“ wohl die beste Biographie ist, die ueber den damaligen Praesidenten Harry S. Truman erschienen ist (Simon and Schuster, New York, 1992). Diese weit ausgreifende Biographie gibt dem Leser einen tiefen Eindruck nicht nur ueber die Persoenlichkeit des da-maligen Praesidenten, sondern ueber wichtige Ereignisse innerhalb und ausserhalb der USA. McCulloughs Buch wurde zum National-Bestseller erklaert. Der Autor erhielt den renommierten Pulitzer Preis. Deutsche Bundesbuerger meiner Generation – Geburtsjahr 1925 – sollten sich der Bedeutung von Entschluessen bezueglich des von Alliierten besetzten Deutschlands und den fruehen Jahren der Bundesrepublik bewusst sein. Was zur Amtszeit Trumans, 1945 bis 1953, geschah und was sein Denken und Handeln sowie das seiner Mitarbeiter betraf, war und ist fuer die Zu-kunft Deutschlands von grundlegender und nicht zu unterschaetzenden Bedeutung. Der Autor dieses Beitrags war und ist Zeitzeuge dieser Jahre auf deutscher und U.S. amerikanischer Seite.

Wie nun verlief die Geschichte des Luftwaffe-/Feldartillerie-/Volks-grenadierregiment deutscher Soldaten zur Zeit des Zusammenbruchs der Wehrmacht und der unmittelbaren Nachkriegszeit. Nach Verwundung an der Ostfront, nach einer Schiffsfahrt ueber die Ostsee von Gotenha-fen/Gdyngia, nach ”paradiesischer“ Betreuung in einem Kopenhagener Reservelazarett und einem Eisenbahntransport von Kopenhagen lande-te dieser verwundete Soldat in einem Lazarett in Luebeck, wo ihn eine Krankenschwester gesund pflegte, so dass er schliesslich in ein britisches Gefangenenlager entlassen wurde. Nach weiteren Wochen fand die Ent-lassung nach Luebeck statt. Es ging damals das Geruecht herum, dass die

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Kriegsgefangenen zunaechst in grossflaechigen Gebieten bleiben sollten, wo sie, wenn noetig, gegen den ”neuen Feind“ eingesetzt werden koenn-ten. Entlassung bedeutete eigentlich Entlassung in die Heimat Osterode in Ostpreussen, was nicht moeglich war, da Osterode inzwischen nach kurzer Sowjetherrschaft an Polen uebergeben wurde gemaess eines Ent-schlusses der Siegermaechte in Yalta und Potsdam. So war der neue Hei-matort Luebeck.

Aus dieser turbulenten Zeit stechen einige besonders hervor. Darunter ist die Radionachricht mittels einer Lautsprecheranlage im Lazarett, dass der ”Fuehrer Adolf Hitler“ in heldenhaftem Kampf gegen die bolschewis-tischen Horden in der Reichshauptstadt Berlin am 30. April gefallen sei. Wenige Tage spaeter kam die Nachricht von der bedingungslosen Kapitu-lation der deutschen Wehrmacht zunaechst in Reims/Frankreich am 7. Mai und dann am 8. Mai 1945 in Karlshorst. Auf Wunsch von Stalin wurde der 8. Mai 1945 zum offiziellen Datum des Waffenstillstanddiktats erklaert. Wieder wenige Tage spaeter erschien im Lazarett eine Aerzte-Delegation von britischen und franzoesischen Aerzten, die verwundert waren, dass es so viele Amputationen gab. Bald erschienen britische Soldaten im Ge-biet des Lazaretts. Sie wollten mit deutschen Soldaten sprechen, Souvenirs austauschen, all dies trotz des alliierten Befehls, jeglichen Kontakt, ausser dem allernotwendigsten, mit Deutschen zu vermeiden. Es war der Befehl des absoluten Fraternization-Verbots.

Die allgemeine Reaktion zu den oben kurz angedeuteten Ereignissen war, dass der Krieg, der so viele Opfer gefordert hatte, endlich vorueber sei. Hier und da hoerte man die Frage: wie wird das Leben ohne Hitler sein? Zwoelf Jahre Hitler und Nationalsozialismus hatten ihre Spuren hin-terlassen. Wie wird sich das Leben jetzt unter alliierter Besatzung gestal-ten? Wird es langsam wieder ein zumindest einigermassen normales Leben geben? Das einigermassen normale Leben liess lange auf sich warten. An-statt eines versprochenen LKW‘s, der einen vom Kriegsgefangenenlager zu dem neuen sogen. Heimatort Luebeck bringen sollte, bedeutete in der Realitaet viele Kilometer per pedes apostulorem nach der zum grossen Teil zerstoerten Hafenstadt, wo mir ein guter Hafenvorarbeiter, der Witwer war und einen Sohn in der Sowjetunion vermisste, eine vorlaeufige Bleibe anbot, die mit Dank angenommen wurde. Das war nun die neue Heimat in der Luebecker Vorstadt, genannt Ochsenkoppel. Jetzt hiess es Anmeldung in der Einwohnerbehoerde, Antrag auf den Kriegsversehrtenausweis, Le-bensmittelkarte und Kleiderkarte, Sozialamt, usw. Normal schienen jetzt

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Behoerdengaenge. Schliesslich liess man sich in einer Suchliste eintragen in der Hoffnung, dass Eltern/Freunde/Verwandte diese Suchliste auch finden wuerden, um dann erste Kontakte wieder herzustellen. In meiner finanziellen Armutssituation hatte ich Glueck, gute Englischkenntnisse zu haben, die ich durch Privatunterricht in Geld umwandeln konnte. Eine neue Lebensnormalitaet, die eigentlich nach gewoehnlichen Massstaeben nicht normal war, setzte sich fuer Monate/Jahre durch. Doch wie man sagt – ”Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“. Das oben Geschilderte trifft auf eine Person, auf mich, zu. Daneben gibt es Millionen von voellig verschie-denen Lebenslaeufen, manche mehr, manche weniger tragisch.

Diese Millionen von Einzelschicksalen von deutschen und nicht nur deutschen Buergern sind die kleinen Mosaiksteine, die das grosse Mosaik der unmittelbaren Nachkriegszeit bilden. Sich gegen dieses Schicksal zu wehren, hatte wenig Aussicht auf Erfolg. Man war unter den Raedern der Menschen, die die grosse Politik machen.

Wie sah es nun in der grossen Politik in unserer Geschichte in Wa-shington DC aus? Hier gab es eine andere Tragik, die sich nach einigen Monaten/Jahren wider den Erwartungen mancher U.S.-Buerger in ein Positivum verwandelte. Am 12. April 1945 verstarb der U.S.-Praesident Franklin Delano Roosevelt. Harry S. Truman, Vice-Praesident unter FDR, wurde am gleichen Tag im Beisein der Gattin von FDR als President of the United States of America eingeschworen. Als der neue Praesident Truman Eleanor zum Tod ihres Gatten kondolierte, meinte sie, dass er, der neue Praesident, ihr leid taete, da die Last dieses Amtes nun auf seinen Schultern lastete.

Harry S. Trumans Geburtstag war am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes in Europa. Truman sprach kurz zum U.S. Volk. Er betonte, dass der Krieg noch nicht gewonnen sei. Japan war weiterhin ein starker Gegner, der zu besiegen sei, damit endlich wieder Frieden in der Welt einkehren wuer-de. Die Frage war, wie Japan am besten zu besiegen war, durch frontale Angriffe auf die Insel Japan, durch weitere Luftangriffe oder letztendlich mittels der neuen Superbombe, der Atombombe, die in der Endphase der Entwicklung war. Zu diesem schwierigen Thema fanden im Juni 1945 zu-meist in Washington DC und unter vielen Gremien verschiedener Zusam-mensetzungen Diskussionen statt.

Es wurde das Pro und Contra erwogen. Praesident Truman wuerde ue-ber die Ergebnisse dieser Gespraeche informiert. Ebenfalls fanden Diskus-

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sionen statt zur Frage, ob man Japan informieren sollte, welche Wirkung eine Atombombe haben wuerde. Schaetzungen ueber Menschenverluste beliefen sich von 25.000 bis zu ueber 100.000 Menschen, darunter viel Zi-vilbevoelkerung. Eine andere Frage war, wie hoch die U.S. amerikanischen Verluste bei einer Landung auf der japanischen Insel sein wuer den. Scha-etzungen schwankten zwischen 100.000 und 500.000 Soldaten. Man war sich bewusst, dass Japaner, auch Zivilisten, sich tapfer gegen die amerika-nische Invasion wehren wuerden. Den Kampfeswillen haetten die Japa-ner bei der Invasion kleinerer Inseln bewiesen. Schliesslich war man sich im Juni 1945 noch nicht voellig sicher, dass die Atombombe funktionie-ren wuerde. Leztendlich lag die schwierige Entscheidung, ob die Atom-bombe eingesetzt werden sollte, beim ”President of the USA“, bei Har-ry S. Truman. Wenige Wochen spaeter, als Praesident Truman waehrend der Potsdam-Konferenz, bei der neben Truman der Prime Minister von Grossbritannien, Winston Churchill, und der Praesident der Sowjetunion, Stalin, teilnahmen, die Nachricht erhielt, dass die Atombombe zum Ein-satz fertig war, gab er schnell entschlossen den Befehl, die Bombe in der ersten Woche des August 1945 einzusetzen, was dann auch geschah. Ein neues Blatt in der Menschheitsgeschichte war damit geoeffnet worden, ein Blatt in der Geschichte, das heute noch nicht zu Ende geschrieben ist. Zu-naechst jedoch brachte der Einsatz von zwei Atombomben, die den Tod und die Verwundung von Tausenden von Japanern mit sich brachten, die bedingungslose Kapitulation des Kaiserreiches Japan. Die USA mussten eine Konzession machen: Japan behielt den Tenno, den Kaiser, auch wenn der neue Herr in Japan der U.S. amerikanische General McArthur wurde.

Kehren wir schliesslich zum Schluss dieses Beitrags zu unserer europae-isch/transatlantischen Heimat zurueck, wo in Potsdam, der alten preussi-schen Hauptstadt, die drei grossen Maechte und deren Vertreter ueber das Schicksal des besiegten und besetzten Deutschlands und darueber hinaus Osteuropas entscheiden sollten. Fuer Deutsche bedeutete es die Teilung in vier Besatzungszonen, die britische im Nordwesten, die sowjetische im Osten und die U.S.A. im Suedosten Deutschlands, wenig spaeter franz. Zone im Suedwesten. Deutschland sollte weiterhin als ein Wirtschaftsge-biet bestehen bleiben. Polen erhielt ehemals deutsche Ostgebiete bis zur sogen. Oder-Neisse-Linie. Die Sowjetunion erhielt Nord-Ostpreussen einschliesslich der Provinzhauptstadt Koenigsberg. Fuer den deutschen Einzelbuerger bedeutete all dies Zerreissung von Familien, Vertreibung aus Heimatgebieten, Schwierigkeiten von einer sogen. Zone in die andere zu reisen. Persoenlich denke ich daran zurueck, wie schwierig es war, von

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Luebeck in die britische Zone nach Grossalmerode/Hessen in die U.S. Zone zu kommen. Als ich Ende 1945 meine Eltern wieder fand, musste ich beinahe zwei Tage in verschiedenen Zuegen, darunter Kohlenzuege, rei-sen, um schliesslich bei Eichenberg in der Gegend von Goettingen ueber die verbotene Grenze zu marschieren – per pedes apostolorum.

Und so war es vor siebzig Jahren aus der Sicht eines ehemaligen Oste-roder Ostpreussen, der 1951 eine neue Heimat in den USA fand und dem die Heimat Ostpreussen noch immer DIE Heimat ist. So spielten sich die Beschluesse der Grossen auf das Leben der Kleinen aus.

Dr. Armin Mruck, Professor of History emeritusTowson University, Towson, MD 21252

Prof. Armin Mruck vor dem früheren Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Osterode/Ostróda 2007 (li.), in Amtstracht vor der Bundesfl agge (Pre-Commencement 1997, Hist. Dept. Towson University)

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InhaltHistorisches Wort zum 8. Mai 1945 von Prof. Armin Mruck ........... 1

Aus der Kreisgemeinschaft Der Vorstand informiert ........................................................................ 8Termine der Heimattreffen 2015 ............................................................12Hauptkreistreffen in Osterode am Harz ..............................................13Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen .................................................14Wiedersehen mit den Ketzwaldern........................................................15Nachruf Günther Thomas .....................................................................16

Aus unserer Patenstadt/unserem Patenkreis Städtepartnerschaft 1994–2014...............................................................17Marketing in einer schrumpfenden Region ..........................................19Unsere Heimatstube in Osterode am Harz ..........................................22

LeserbriefeZu Stalag Ib ..............................................................................................24Worleinen und Hochzeitsbild ................................................................25

Heimatkunde – Geschichte – Kultur Widerstand ...............................................................................................27Nach dem Ersten Weltkrieg ...................................................................30Schlagamühle ...........................................................................................38Höhere Lehranstalt Hohenstein ............................................................43Die Vorfahren von Johannes Rau in Königsberg .................................50Gilgenburg: Bilder und Texte, Kirche und Grabplatten ......................52Arno Surminski .......................................................................................65Hans Hellmut Kirst ................................................................................66Gedenktafel und „Konfi rmandenbild“-Korrektur ..............................71

In unserem Heimatkreis damals: Erinnerungen und Erlebnisse Vater – Mutter – Kind .............................................................................72Ein Osteroder Original: Pumelmann ....................................................74Johann Hoch ...........................................................................................75Hohensteiner Rathaus nach dem Ersten und vor demZweiten Weltkrieg ...................................................................................77Von Bienau nach Hoffeld .......................................................................78Das Waisenhaus in Manchengut nach Kriegsende ...............................88

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In unserem Heimatkreis heute: Informationen und ImpressionenDer neue Bahnhof in Osterode ............................................................ 98Bahnhof Liebemühl und Osterwein ....................................................102Rathaus Hohenstein und Höllenschlucht ...........................................104Die Kabelrolle .......................................................................................104Museumsstube Marienfelde .................................................................107Marienfelde mit Landschaft ................................................................108Mehr von Worleinen ............................................................................109Hasenberg, Kernsdorf und Klonau .....................................................110Gemälde von Liebemühl ......................................................................112Denkmal Buchwalde .............................................................................113Museum Hohenstein, Stalag Ib ...........................................................114

FamiliennachrichtenGeburtstage – Ehejubiläen – Todesfälle .............................................115

Mitteilungen Rentenzahlung nur in Polen ................................................................127Ostpreußen-Reisen, Veranstalter Nischik ..........................................128

Suchanzeigen ............................................................................................131

VeranstaltungshinweiseLandestreffen der Ostpreußen ............................................................134Kulturstiftung Ellingen, OL Lüneburg .............................................135

Aus der KunstszeneMaler, Gemälde und Gruß aus Arnau ................................................136

Neue Bücher .............................................................................................139

Organisation der Kreisgemeinschaft Vorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder ............................................141Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter ...........................................141Geschäftsstelle und Heimatstube .......................................................142Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft ..........................................143

Impressum .................................................................................................144

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Der Vorstand informiertLiebe Landsleute, liebe Leser der Osteroder Zeitung in Nah und Fern,

seit dem Erscheinen der vorangegangenen Folge 122 der Osteroder Zei-tung hat der Vorstand eine Sitzung am 21. März 2015 in Osterode am Harz durchgeführt. Schwerpunkte der Sitzung waren:

Die finanzielle und personelle Situation;Vereinsregularien;Heimattreffen; Osteroder Zeitung;Aktivitäten im Heimatkreis;Heimatstube und Archiv sowieHomepage und Chronik der Kreisgemeinschaft.

Die finanzielle Situation der Kreisgemeinschaft kann erfreulicherwei-se als stabil bezeichnet werden. Der Haushaltsplan 2014 liegt in gebun-dener Form vor und steht in der Geschäftsstelle zur Einsichtnahme zur Verfügung. Die Jahresrechnung 2014 und der Haushaltsvoranschlag 2015 konnten festgestellt und verabschiedet werden. Alle Dokumente weisen aus, dass die Kreisgemeinschaft nach ihren Finanzen auch in einer weite-ren Wahlperiode in der Lage sein wird, die Arbeit fortzuführen und ihre satzungsgemäßen Aufgaben zu erfüllen. Wir setzen diese Aussage bewusst als einen optimistischen Ausblick für die Zukunft an die erste Stelle un-serer Berichterstattung und verbinden das mit einem herzlichen Dank an alle, die mit ihren Spenden hierzu wesentlich beigetragen haben. Doch zugleich ist es notwendig darauf hinzuweisen, auch wenn wir uns damit wiederholen, dass wir in dieser Bereitschaft und Motivation zur finanzi-ellen Unterstützung der Kreisgemeinschaft nicht nachlassen dürfen, denn diese ist und bleibt eine wichtige Säule und Voraussetzung für den weite-ren Fortbestand unseres Vereins.

Was die personelle Situation der Kreisgemeinschaft und ihres Vor-standes anbetrifft, die zweite wichtige Säule unserer Arbeit, so befinden wir uns in einer Phase der relativen Stabilität. Wir verfügen über einen weitestgehend arbeitsfähigen Vorstand mit einem Altersdurchschnitt von 71 Jahren. Er ist bislang in der Lage gewesen, den anstehenden aktuellen Verpflichtungen nachzukommen, wobei die Realisierung einzelner Auf-gaben (z. B. Homepage, Chronik, EDV-Ausstattung der Geschäftsstel-le) zu schleppend verläuft. Keinen Fortschritt gibt es bei der Gewinnung von Nachfolgekandidaten für den Vorstand. Alle unsere bisherigen per-

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sönlichen Gespräche, Appelle in der Osteroder Zeitung und auf den Hei-mattreffen, sich für eine Übernahme des Staffelstabes und eine Tätigkeit im Vorstand zur Verfügung zu stellen, verhallten bis auf die Bereitschaft von Landsmann Burghard Gieseler, der seine Arbeit als stellvertretender Vorsitzender aufgenommen hat, ungehört und blieben erfolglos. Wir rich-ten deshalb erneut die Bitte an alle Nachkommen der Erlebnisgeneration, ernsthaft darüber nachzudenken und bereit zu sein, den Staffelstab von ihren Vorfahren zu übernehmen und ihn weiterzutragen, damit die Erin-nerung an unsere Heimat bewahrt wird und erhalten bleibt. Das ist eine Aufgabe, der wir uns alle stellen und die wir gemeinsam lösen müssen.

In diesem Zusammenhang ist es notwendig, sich intensiver mit der Mitgliederbewegung unseres Vereins zu befassen, die in der Vergangen-heit vernachlässigt worden ist und auch in den Beratungen des Vorstandes keine große Rolle gespielt hat. Die aktuelle Zahl der Mitglieder beträgt 133 Personen, davon sind 110 älter als 75 Jahre. Über die Veränderungen in den zurückliegenden Jahren gibt es keine Unterlagen. Der Vorstand hat daher beschlossen, in seiner Sitzung zum Jahresende hierzu eine Grund-satzdiskussion zu führen. Über das Ergebnis werden wir Sie in der dar-auf folgenden Ausgabe der Osteroder Zeitung informieren. Sie als Leser unseres Heimatbriefes sind aber bereits jetzt aufgerufen, Mitglied unserer Kreisgemeinschaft zu werden. Ihre Anfragen richten Sie bitte an die Ge-schäftsstelle.

Bei den Vereinsregularien hat sich der Vorstand nach der Satzung mit einer Neufassung der Geschäftsordnung und des Geschäftsverteilungspla-nes beschäftigt und diese in einer ersten Lesung soweit beraten, dass die Bestätigung zur nächsten Sitzung erfolgen kann.

Die eingehenden Beratungen zu den Heimattreffen haben zu der Ent-scheidung geführt, dass künftig sowohl das Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen als auch das Hauptkreistreffen in Osterode am Harz jeweils an einem Tag stattfinden (siehe Programme auf den nachfolgenden Seiten). Das hat Konsequenzen für das Hauptkreistreffen, deren Tragweite erst im Ergebnis der Durchführung in diesem Jahr beurteilt werden kann. Bedau-erlicherweise hat uns der Fehlerteufel bei der Veröffentlichung des Pro-gramms des Hauptkreistreffens in der vorherigen Folge 122 der Osteroder Zeitung einen argen Streich gespielt, für den wir um Entschuldigung bit-ten. Wir laden Sie sehr herzlich ein, am 20. September 2015 am diesjähri-gen Hauptkreistreffen in Osterode am Harz, in unserer Patenstadt, unge-achtet aller Veränderungen im Ablauf und Pannen bei der Ankündigung,

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teilzunehmen. Es lohnt sich! Eine besondere Einladung sprechen wir zur Mitgliederversammlung aus, die am gleichen Tag um 13.00 Uhr im Foyer der Stadthalle stattfindet.

Die Tagesordnung:Eröffnung Genehmigung der Niederschrift über die Mitgliederversammlung am 13. September 2014 in Osterode am HarzEntgegennahme des Jahresberichtes des Kreisvertreters Entgegennahme der Jahresrechnung 2014 Bericht der Rechnungsprüfer Genehmigung des Jahresberichts des Kreisvertreters und der Jahres-rechnung.Erteilung der Entlastung des Vorstandes Verschiedenes

Die Resonanz auf die Osteroder Zeitung ist unverändert positiv. Hier sehen wir unsere Hauptaufgabe darin, ein früheres Erscheinen der einzel-nen Folgen rechtzeitig vor dem Regionaltreffen in Hamm bzw. vor dem Weihnachtsfest zu erreichen. Nach wie vor wünschen wir uns mehr kri-tische oder gestalterische Hinweise. Gisela Schweda wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass vermehrt Berichte über „Neues in unserem Heimat-kreis“ in der Osteroder Zeitung erscheinen.

Was die Aktivitäten im Heimatkreis anbetrifft, so mussten wir leider feststellen, dass im vergangenen Jahr erstmalig in den zurück liegenden 20 Jahren kein Arbeitsbesuch durchgeführt worden ist. Eine derartige Situation gilt es in der Zukunft zu verhindern, denn „die Betreuung der im Heimatkreis verbliebenen Landsleute“ und „die Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden“ und „der Aufbau und die Pflege von Kon-takten zur heute im Heimatgebiet lebenden Bevölkerung“ sind wichtige satzungsgemäße Aufgaben, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Der Kreisvertreter wird in der nächsten Folge der Osteroder Zeitung über die Ergebnisse seines Arbeitsbesuches vom 6. bis 10. Mai 2015 in Osterode Ostpr./Ostróda berichten.

Bei der Betreuung und Verwaltung der Heimatstube und des Archivs wird Landsmann Hans-Jürgen Falke die Unterstützung von Uwe Schwe-de erhalten. Gemeinsam und mit Unterstützung von Wieland Mücke wird auch tragfähige Konzeption zur ordnungsgemäßen Bestandsaufnahme und Erfassung des gesamten Sammlungsbestandes der Kreisgemeinschaft erarbeitet und schrittweise umgesetzt.

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Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen,die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell

unterstützen.Die Kreisgemeinschaft finanziert ihre satzungsgemäßen

Aufgaben ausschließlich aus Spenden. Sie schaffen daher mit Ihren Spenden die finanziellen Voraussetzungen dafür, dass die Kreisgemeinschaft ihre Aufgaben erfüllen und damit auch die

Osteroder Zeitung weiterhin herausgeben kann.

Neue Kontonummer der Kreisgemeinschaft:Sparkasse Osterode am Harz

Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15Für Überweisungen aus dem Ausland:

Sparkasse Osterode am HarzIBAN: DE78 2635 1015 0215 1261 86

BIC: NOLADE21HZB

Nicht so optimistisch, praktisch unverändert ist die Situation insbe-sondere bezüglich der Aktualisierung der Homepage und teilweise auch hinsichtlich der Führung der Chronik der Kreisgemeinschaft, wobei sich bei letzterer Aufgabe eine Lösung abzeichnet. Komplizierter ist es bei der Aktualisierung der Homepage, wo wir einfach nicht voran kommen. Wir werden hierüber, hoffentlich zum letzten Mal, nochmals in der Vorstands-sitzung zum Jahresende beraten, und wiederholen heute nochmals unsere Bitte an Sie: Sollten Sie uns bei der Lösung dieser Aufgabe durch Ihre Hinweise, Vorschläge und, wenn es geht, durch eine aktive Mitarbeit hel-fen können, so lassen Sie es uns wissen.

Liebe Landsleute und Leser der Osteroder Zeitung,

auch heute sei zum Abschluss dieser Information allen unter Ihnen sehr herzlich gedankt für die Unterstützung unserer Arbeit in der Ver-gangenheit in der unterschiedlichsten Art und Weise. Wer noch unent-schlossen ist und abseits steht, der gebe sich einen Ruck und reihe sich ein. Wir benötigen diese Hilfe und Unterstützung auch in der Zukunft, denn es gibt noch eine Menge zu tun, und das ist nur zu bewältigen, wenn wir es gemeinsam anpacken. Bleiben Sie auch weiterhin unserer Kreisgemein-schaft tatkräftig verbunden.

Der Vorstand

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OSTERODER ZEITUNG12

Termine der Heimattreffen 2015

Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Osterode am Harz, Stadthalle am Sonntag, 20. September 2015.

Das Programm ist auf Seite 13 abgedruckt.

Regionaltreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Hamm-Westtünnenam Sonntag, 17. Mai 2015, Von-Thünen-Halle

(Vereinsheim des Schützenvereins Westtünnen 1893 e.V.),Hubert-Westermeier-Straße 1.

Das Programm ist auf Seite 14 abgedruckt.

Hinweise für die Anfahrt:Mit der Bahn: Vom Bahnhof Hamm (Westf.) Busverbindung mit der Linie 30 bis zur Haltestelle Von-Thünen-Halle. Der Bus verkehrt am

Sonntag stündlich ab 9.27 Uhr. Mit dem Auto auf der A2: Abfahrt an der Anschlussstelle Hamm/Werl; auf der Werler Straße in Richtung Hamm bis zur Dr.-Loeb-Caldendorf-

Straße, auf dieser Straße bis zur Hubert-Westermeier-Straße.

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. September 2015

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13OSTERODER ZEITUNG

Hauptkreistreffen in Osterode am Harzam 20. September 2015

P r o g r a m m

09.30 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer Stadthalle

10.30 Uhr Eröffnung Stadthalle

12.00 Uhr Feierstunde Stadthalle - Begrüßung durch den Kreisvertreter - Glockengeläut aus der heimatlichen Kirche in Osterode Ostpreußen - Totenehrung – Musik: „Ich hatt´ einen Kameraden“ - Grußworte der Gäste - Bericht des Kreisvertreters - Gemeinsames Singen des Ostpreußenliedes *)

13.00 Uhr Mitgliederversammlung Stadthalle Foyer 2

14.30 Uhr/ Meine Heimat Ostpreußen Stadthalle16.00 Uhr Unterhaltungsprogramm mit dem Schauspieler Herbert Tennigkeit

17.00 Uhr Abschluss des Hauptkreistreffens Stadthalle Schlussworte des Kreisvertreters

*) Liedertexte befinden sich auf den Tischen. Musikalische Begleitung Lm. G. Behrendt.

Es besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Geschäftsstelle und der Heimatstube der Kreisgemeinschaft im Haus Abgunst I (Nähe Pension Börgener) nach Vereinbarung.

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OSTERODER ZEITUNG14

Regionaltreffen in Hamm-Westtünnenam 17. Mai 2015

P r o g r a m m

10.00 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer

12.00 Uhr Eröffnung/Begrüßung Gemeinsames Singen des Ostpreußenliedes Totenehrung – Musik „Ich hatt´ einen Kameraden“ Bericht des Kreisvertreters Gemeinsames Singen „Mein liebes Osterode“ Grußworte Gemeinsames Singen der Nationalhymne Schlussworte des Kreisvertreters

Foto vom 15.06.2014 von Uwe Schweda

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15OSTERODER ZEITUNG

Ein Wiedersehen mit den KetzwaldernDas jährliche Treffen der Ketzwalder (jetzt Jagodziny) hat eine lange

Tradition. Gleich nach der Wende im Jahre 1991, an unterschiedlichen Or-ten, aber immer im Landkreis Rostock, dort wo im Oktober 1945 der Zug mit den Flüchtlingen aus dem Kreis Osterode endete, trafen wir uns am 26. und 27. Oktober 2014 in Kröpelin.

Ein besonderer Höhepunkt war die Teilnahme am Ostpreußentreffen der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern in Rostock am 27. Septem-ber 2014. Viele Landsleute waren gekommen und füllten die Rostocker Stadthalle bis auf den letzten Platz. Einen wesentlichen Anteil hieran ha-ben der Vorsitzende der ostpreußischen Landesgruppe Mecklenburg-Vor-pommern, Herr Manfred Schukat, und Herr Friedhelm Schülke. Durch ihre persönliche Ausstrahlung und ein hohes Maß an organisatorischem Geschick verstehen sie es, dass derartige Veranstaltungen immer wieder einen großen Zuspruch finden. Grußworte von Persönlichkeiten des poli-tischen und gesellschaftlichen Lebens, aber auch Pflege des ostpreußischen Brauchtums mit Tanz, Gesang und Verkauf von heimatlichen Produkten bereiteten allen Teilnehmern große Freude.

Am Abend des Vortages dieses Treffens besuchten uns polnische Freunde aus unserem Heimatort Ketzwalde, zu denen es schon viele Jahre enge Kontakte durch nachbarschaftliche Beziehungen der Spätaussiedler und persönliche Besuche gab und gibt. Sie brachten Kuchen, den typi-schen ostpreußischen Bärenfang und viele Informationen durch Wort und Bild über das Leben in der Heimat mit. Am Rostocker Treffen nahmen sie ebenfalls teil.

Auch das Geschenk des Sohnes der Ketzwalder Familie Norbert Kem-pa an seinen Vater Ernst Kempa zu seinem 85. Geburtstag mit einer Wo-

Treffen der Ketzwalder

in Rostock am 26. und

27. September 2014 (Foto

nach einem Spaziergang in Heiligen-

damm).

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chenendfahrt in die alte Heimat, war zusammen mit den aktuellen Bildern und Informationen aus Ketzwalde Anlass zu ausführlichen Gesprächen bis in die späten Abendstunden.

Fragen nach: „Wie lebt es sich jetzt in unserem Heimatort? Wo kauft man ein? Wohin gehen die Kinder zur Schule? Wer lenkt die Geschicke des Ortes als Bürgermeister?“ fanden interessierte Zuhörer. Einige Häuser und Wege sind neu entstanden. Aber andererseits verschwinden durch in-tensive Aufforstung ehemalige Ackerflächen, Wege und Reste bäuerlicher Ansiedlungen aus deutscher Vergangenheit. Umso mehr wollen wir die Erinnerung an die alte Heimat, aber auch die freundschaftlichen Kontak-te zu den jetzt dort lebenden Bewohnern nicht abreißen lassen, sondern weiter pflegen.

Zu den Mundharmonikaklängen von Helga Schulz, geb. Zdunek, san-gen wir zum Abschluss in fröhlicher Runde ostpreußische Volkslieder und dankten allen, die durch Teilnahme und Organisation zum Erfolg dieses Treffens beigetragen haben. Hans-Henning Dugge

NachrufGünther Thomas ist nicht mehr bei uns

Die Dorfgemeinschaft von Frögenau und Kaulbruch trauert um Gün-ther Thomas.

Thomas verstarb am 7. 3. 2015 plötzlich und unerwartet nach kurzer Krankheit im Alter von 87 Jahren in Gera.

Der Verstorbene hat die Treffen der Frögenauer Ostpreußen im Jahr 1989 ins Leben gerufen und bis zu seinem Tode geprägt. Günther verkör-perte für seine Freunde ein Stück Ostpreußen in der Ferne.

Aufgrund seiner unermüdlichen heimatlichen Nachforschungen war er bei den Dorftreffen ein gesuchter Ansprechpartner.

Schon als Sechzehnjähriger hat er die letzten dramatischen Tage des Krieges, die Flucht der Frögenauer und Kaulbrucher miterlebt und seine Erinnerungen zu Papier gebracht. Thomas ist es auch zu verdanken, dass wir uns dieses Jahr wieder in Bad Laer treffen können. Er wird nicht mehr bei uns sein. Wir trauern mit seiner Familie, mit Tochter Karin, die viele Jahre den weiten Weg von Gera nach Bad Laer nicht scheute, um ihrem Vater die Teilnahme bei seinen Ostpreußen zu ermöglichen.

Wir werden ihm ein bleibendes Andenken bewahren. Werner Ehmke

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Aus unserer Patenstadt/unserem PatenkreisDie Patenschaft der Stadt Osterode am Harz für Osterode/Ost-

preußen besteht seit 1952, die des Kreises seit 1953. 1994 wur-de schließlich eine Städtepartnerschaft zwischen Osterode am Harz und Ostróda ins Leben gerufen. Für alle Ortschaften des ehemali-gen Kreises Osterode/Ostpreußen sind Materialsammlungen ange-legt worden, die ergänzt werden durch ca. 5.300 Postkarten und Fotos. Die Bibliothek umfasst ca. 3.000 Bücher. Bemerkenswert sind die zahl-reichen professionell verwahrten Archivalien, darunter Gutshofakten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, außerdem Fluchtberichte. Etliche Messtisch-blätter und von Hand gefertigte Karten mit Eigentümerlisten der Häuser bereichern das Informationsangebot.

Der Ausstellungsraum ist mit alten und neuen Gemälden, Aquarellen und Grafiken mit Osteroder Motiven reich dekoriert. In den Vitrinen finden sich ganz unterschiedliche Gegenstände aus dem Alltagsleben. Es wird auch an das Schüler- und Studentenleben in Osterode erinnert. Als besondere Exponate gelten ein Silbertaler von 1520 und verschiedene Al-tarbibeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Quellen: Bundes-institut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östli-chen Europa und Dr. Skrobot, Konzept des Kulturhistori-schen Arbeitskreises in Osterode/Ostróda

Erstellt von Gisela Schweda

Foto: Uwe Schweda

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Fotos undTextübermittlung: Wieland Mücke

Rathaus undRatskeller-Passage

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Stadtmarketingin einer schrumpfenden Region

Von Thomas Christiansen,Erster Stadtrat der Stadt Osterode am Harz

Die Stadt Osterode ist Mittelzentrum und Kreisstadt des gleichnami-gen Landkreises und liegt im westlichen Harzvorland quasi „den Bergen voraus“ als eines der wichtigsten Tore zu diesem nördlichsten Mittelgebir-ge Deutschlands.

Trotz des bis in den Harz hineinreichenden weitgehend ländlich ge-prägten Gemeindegebietes ist die Stadt Osterode ein historisch gewachse-ner, starker Industriestandort mit erheblichem Einpendlerüberschuss und eher geringer Wertschöpfung im Bereich der Tourismuswirtschaft.

Neben der Kernstadt mit ihrem Aushängeschild der historischen Alt-stadt, zählt die Kommune zwölf Ortsteile mit gegenwärtig 22.500 Ein-wohnern. Von 30.000 EW in 1970 kommend, wird Osterode in 2025 nur noch ca. 20.000 Einwohner haben, mit einer Altersstruktur, die schon heute bundesweit zu den ältesten gehört. Neben dem demographischen Wandel bestimmt der anhaltende Strukturwandel im Einzelhandel die Entwicklung insbesondere der historischen Altstadt. Die augenfälligen Folgen sind die oft beklagte Filialisierung und eben Leerstand.

Viele von der Stadt nicht beeinflussbare Faktoren haben zudem gravie-rende Auswirkung auf die Stadtentwicklung. Als ein Beispiel sei hier die Aufgabe Osterodes als Bundeswehrstandort genannt – der Wegfall von 1.000 Dienstposten hat die Einwohnerzahl deutlich reduziert und bedeu-tete in vielerlei Hinsicht gravierende Einschnitte. Wirtschaftlich wurde die Stadt durch den Nachfrageverlust sowohl der fortgezogenen Soldaten wie auch des Auftragsvolumens der Bundeswehr selbst ins Mark getroffen, ohne dass der Bund hier in irgendeiner Weise Kompensationsleistungen erbracht hat.

Politik, Einwohner und Unternehmen haben Veränderungen aber stets als Herausforderung angenommen. Dies zeigt sich auch in dem durchaus mutigen Slogan „:um Berge voraus“. Der gilt nicht nur für die Entwicklung der Einwohnerzahl, sondern auch z. B. für die Wirt-schaft. Spitzentechnologie „Made in Osterode am Harz“ ist z. B. in vie-len Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern oder Laboren rund um

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den Globus zu finden, um nur das Beispiel Medizintechnik zu nennen, wo Oste roder Unternehmen dem Wettbewerb eben „:um Berge voraus“ sind.

Die von den Resten der historischen Stadtmauer umgebene Altstadt weist eine Fläche von ca. 20 Hektar auf und umfasst über 400 meist Fach-werkgebäude als Einzeldenkmale bzw. Bestandteile eines Gruppendenk-mals. Zwischen 1978 und 1995 wurde in einem Sanierungsgebiet mit zwei Erweiterungen Stadtsanierung im Normalprogramm betrieben. Seit 2012 ist ein Teil der noch nicht sanierten Altstadt im Förderprogramm „städte-baulicher Denkmalschutz“.

Soweit zu den Rahmenbedingungen.

Was die Stadt Osterode von den häufig seelenlosen, gleichförmigen Einkaufsbereichen, den überall gleich besetzten Malls der Großstädte un-terscheidet, ist ein in weiten Teilen erhaltener, kleinteiliger Stadtgrundriss mit all seinen Plätzen und Gassen, seiner historischen Authentizität und Multifunktionalität.

Die historischen Stadtbilder – wie das der Stadt Osterode am Harz – sind Ausdruck unserer gewachsenen Kultur und Basis für Identitäts-bildung ihrer Bewohner. Ein qualitativ hochwertiges Stadtbild ist we-sentlicher Faktor für die Vermarktung unserer Städte und hat, wenn es die Stadt zu einem „Wohlfühlort“ für ihre Bewohner und Besucher macht, immer auch einen Mehrwert für den Wirtschaftsstandort. Schon deshalb lohnen die Anstrengungen für unsere Städte, insbesondere auch beim Erhalt und bei der Weiterentwicklung der historischen Bausubs-tanz.

So verstanden, hat Stadtmarketing eine nach Innen und eine nach Au-ßen orientierte Zielrichtung, denen beiden das „in Wert setzen“ unserer kulturell und bauhistorisch bedeutsamen Städte gemeinsam ist.

Der Wohn- und Gewerbestandort „historische Altstadt“ konkurriert mit anderen Standorten in der Stadt aber auch in der Region und sieht sich erheblichen Herausforderungen gegenüber:

· Die überwiegend in geschlossener Bauweise errichteten mehrgeschos-sigen Gebäude sind bislang kaum barrierefrei und lassen sich auch in Zukunft nur mit erheblichem Aufwand entsprechend gestalten.

· Der Gestaltung privater Freiräume sind aufgrund der städtebaulichen Gegebenheiten häufi g enge Grenzen gesetzt.

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· Die Gebäudestrukturen und der Denkmalschutz lassen eine freie Grundrissgestaltung in der Regel nicht zu.

Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortführen und betrifft in ihren Auswirkungen die Bedürfnisse älterer Menschen ebenso wie die von Fa-milien mit Kindern. Von entscheidender Bedeutung für die Attraktivität des Standortes Altstadt ist in diesem Zusammenhang auch die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raumes.

Vor dem Hintergrund der durch den Denkmalschutz attestierten bau-historisch-kulturellen Bedeutung der historischen Altstädte ist der Staat in all seinen Ebenen gefragt, durch entsprechende Förderprogramme und Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen dafür Sorge zu tragen, dass diese Nutzungen und damit der Erhalt der Altstädte nachhaltig ge-währleistet ist.

Neben der Gestaltung dieser „harten“ Faktoren gilt es, das häufig ne-gative Image oder auch die weit verbreiteten Ängste in Verbindung mit denkmalgeschützter Bausubstanz abzubauen. Hier ist Dialogbereitschaft und offensive Beratungstätigkeit der Denkmalbehörden gefragt.

Jede Stadt hat seine historisch gewachsenen individuellen touristisch vermarktbaren Highlights, die jeweils für sich betrachtet aber selten die Attraktivität ausstrahlen, um am wachsenden Markt des Städtetourismus mehr als bisher zu partizipieren. Ein Städtenetzwerk wie das „Fachwerk-fünfeck“ der Städte Duderstadt, Einbeck, Hann.-Münden, Northeim und Osterode am Harz könnte hier gemeinsam ganz anders agieren und neue Impulse für die jeweilige Stadt aber vor allem auch für die Region bringen. Diese Überlegung, gemeinsam an einer Strategie für die nachhaltige Ent-wicklung der durch das Fachwerk geprägten historischen Altstädte der Mittelzentren Südniedersachsens zu arbeiten, scheint auch das Auswahl-gremium des Bundes überzeugt zu haben, das das „Fachwerkfünfeck“ als eines von insgesamt 21 nationalen Projekten des Städtebaus 2015 für för-derwürdig erachtet haben.

Wenn es gelingt, den Vor-Ort-Akteuren die Qualitäten der histori-schen Altstadt nahezubringen und sie zu überzeugen, dass die Anstren-gungen zu ihrem Erhalt lohnen, wird es auch gelingen, mehr Besucher als bisher in die Städte zu holen und damit auch zu ihrem wirtschaftlichen Erfolg beitragen.

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Heimatstube in

Fotos: Uwe Schweda

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Osterode am Harz

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LeserbriefeZu Stalag Ib

Der Bericht von Herrn Prof. Dr. Eckard Schäfer hat vergrabene eigene und gehörte Erinnerungen in mir wieder wach werden lassen.

Wir lebten bis zur Flucht in Hohenstein. Meine Eltern wohnten an einer Straße, die direkt zum Tannenbergdenkmal führte, wahrscheinlich an der gelb markierten Stra-ße des Kartenausschnitts.

Eine Erinnerung aus dieser Zeit habe ich mit Kolonnen von Kriegsgefangenen, die an unserem Haus vorbei marschierten. Die Gefangenen waren wohl in einer sehr bedauernswerten Verfassung, denn meine Mutter gab mir einige Scheiben Brot, die ich

den Gefangenen im Vorbeimarsch zustecken sollte. Das gelang mir auch und die Wachsoldaten haben dabei wohl weggeschaut.

Der Grund für diese Erinnerung liegt sicherlich darin, dass mir als kleiner Junge (drei Jahre) klar gemacht wurde, dass ich eigentlich etwas sehr Ver-botenes tat. Ich vermute aber, dass meine Mutter und ich nicht die einzigen waren, die den Gefangenen etwas zu essen gaben, denn wie mein Vater wa-ren ja die meisten Männer im Krieg und ihnen drohte auch Gefangenschaft.

Dieses Erlebnis muss sich 1944 zugetragen haben, also in einer Zeit, wo man sich noch nicht vorstellen konnte, dass man bald in einer vergleichba-ren Situation sein würde, wie die rechtlosen und hungrigen Gefangenen.

Im Januar 1945 waren wir dann diejenigen, die ebenfalls in einer be-dauernswerten Situation waren. Wir mussten fliehen. Da mein Vater 1914 schon einmal als Junge vor den Russen fliehen musste, hatte er bei Kriegs-ausbruch in einer vorsorglichen und prophetischen Sicht zwei Fluchtkis-ten von einem Schreiner anfertigen lassen, braun und blau gestrichen.

Als nun die Aufforderung zur Flucht kam, packte meine Mutter in Eile die beiden Fluchtkisten und brachte sie in zwei Transporten mit dem Schlitten zum Hohensteiner Bahnhof. Von dort sollte uns ein Güterzug ins Reich bringen.

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Beim zweiten Transport wurden wir dann von russischen Tieffliegern beschossen und mussten uns in den Straßengraben retten. Ein Pferd, ein-gespannt an einem Wagen, wurde von den Kugeln getroffen. Wir und die Kisten kamen aber schadlos auf dem Bahnhof an.

Der Bahnhof war voller Menschen, die nur einen Wunsch hatten, dass noch ein Zug kommt. Zum Glück kam dann ein Güterzug. Alles stürmte nun in die Waggons. Für zwei Kisten war da eigentlich kein Platz mehr.

Und wie es mit dem Glück so ist, es kommt unverhofft. Auf dem Bahn-hof befanden sich auch französische Kriegsgefangene. Ich weiß heute nicht, ob sie auch fliehen durften, oder nur beim Beladen helfen sollten.

Da meine Mutter öfter zwei französische Gefangene für Gartenarbei-ten angeforderte hatte, und wohl gut behandelt hatte, halfen sie nun mei-ner Mutter die beiden Kisten zu verladen. Die französischen Gefangenen haben ihren Sieg wohl schon geahnt und hatten 1945 mindestens so etwas wie Autorität. Man kann nur hoffen, dass sie in dem Chaos ihre Heimat erreicht haben.

Das Verladen fand natürlich unter Protest der „Mitreisenden“ statt. Auch während der Fahrt ins Reich (sieben Tage) wurde meine Mutter im-mer wieder verständlicherweise aufgefordert, die Kisten rauszuschmeißen, um Platz zu machen. Sie hielt dem Druck aber stand und thronte während der Fahrt wie eine Glucke auf den Kisten. Der Zug endete schließlich in Annaberg in Sachsen.

Wir brauchten dann noch viele Jahre und Etappen, um im Westen hei-misch zu werden. Einige Sammeltassen aus den Kisten besitze ich noch heute. Sie haben keinen großen Sammlerwert, aber einen hohen Erinne-rungswert und ohne die Hilfe der französischen Kriegsgefangenen stän-den sie heute vielleicht in einer russischen Vitrine.

Jürgen Lucka, Winkhauser Talweg 146 a, 45473 Mülheim an der Ruhr

Sehr verehrte Redaktion der Osteroder Zeitung!

Noch nie habe ich mich so über Ihre Zeitung gefreut wie dieses Mal, es war wie ein wunderbares Weihnachtsgeschenk!!

Endlich etwas über Worleinen, wo ich am 21. 5. 40 geboren wurde als Tochter von Herrn Herrmann August Neumann, Gast- und Landwirt zu Worleinen, und seiner Ehefrau Emma Neumann, geb. Krause. Meine

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Mutter ist im Januar 1945 mit Pferd und Wagen (Treck) samt mir und mei-nen beiden Brüdern, Gerhard und Rudi, aus Worleinen geflüchtet. Es war eine furchtbare und schlimme Zeit.

Meine Mutter hat die Flucht und alle die Strapazen so mitgenommen, dass sie kurz danach an einem Hirnschlag verstarb. So wurden wir drei zu Kriegswaisen.

Ich werde dieses Jahr am 21. Mai 75 Jahre alt. Können sie das in Ih-rer wunderbaren Osteroder Zeitung erwähnen? Vielleicht kennt jemand meine Eltern, unser Gasthaus (Kolonialwaren) Adolf Neumann, meinen Großvater Krause oder Großvater Neumann?

Ich weiß so wenig über Worleinen, nur, dass hinter unserem Anwesen der Eißingsee war, in dem wir oft mit unserem Vater gebadet haben. – Lei-der wurde er im Krieg vermisst und kam nicht mehr zurück.

Ich lege Ihnen ein Hochzeitsbild meiner Eltern bei, es ist eine große Hochzeitsgesellschaft in Worleinen. Vielleicht erkennt sich der eine oder andere darauf.

Die Zeit läuft davon, wir werden immer älter, bald wird sich keiner mehr an all das Schöne und auch das Elend von damals erinnern. Unser Leben, das meiner Brüder und meines, hat es total verändert.

Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Zeitung!

Mit freundlichen GrüßenIngrid Thiede/Neumann, Zur Altmühl 1, 91735 Muhr

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Heimatkunde - Geschichte - Kultur

WiderstandDer deutsche Widerstand aus der Sicht

eines ostpreussichen Osteroder U.S. HistorikerDer 20. Juli 1944 ist ein historischer Tag, der sich im Jahr 2014 zum 70.

Male jaehrte. In Deutschland gedachte man dieses Ereignisses in gebueh-render Weise, weniger in den USA, wo man sich mit ernsthaften Fragen innen-und aussenpolitischer Art auseinandersetzt. Ausgenommen war ein Artikel in Newsweek, einem der fuehrenden Magazine in den USA, und einer Sonderveranstaltung im German-American Heritage Museum in Washington, D.C., wo auch ein Enkel von Ulrich von Hassel teilnahm. Mein persoenliches Gedaechtnis laesst mich diesen Tag lebhaft erinnern. An der ostpreussichen Samlandkueste lag die Flugzeugfuehrerdoppel-schule 125 A Neukuhren. Dort sollte ich zum Pilot oder/und Aufklaerer ausgebildet werden. Die Ausbildung fand in Uni-aehnlichen Hoersaelen statt. Niemals sass ich im Inneren eines Flugzeuges. Kraftstoff musste ge-spart werden. Die Oelquellen in Rumaenien standen nicht mehr zur Ver-fuegung. Am fruehen Abend dieses 20. Juli schallte es durch alle Gebaeude ”Alarm, Alarm, Alarm!“ In voller Ausruestung versammelten wir uns auf dem Kasernenhof. Der Kommandeur der Flugzeugfuehrerdoppelschule berichtete in kurzen Worten, dass ein Attentat auf den Fuehrer Adolf Hit-ler veruebt worden sei. Danach wurden wir auf unsere Stuben entlassen mit dem Befehl, uns bereitzuhalten, um eventuell das Fuehrerhauptquar-tier bei Rastenburg, die sogen. Wolfsschanze und den Fuehrer zu vertei-digen. Niemand von uns Flugschuelern, die zumeist Abiturienten waren, sprach ein einziges Wort. Niemand verurteilte mit gesprochenen Worten den Anschlag auf Hitlers Leben. Am naechsten Tag lief der uebliche Be-trieb weiter. Wir brauchten nicht eingesetzt zu werden. Hitler und sein Regime wurden letztendlich Herr dieses Anschlags/coup d’etats. Wenige Tage danach starb meine Tante Anna Mruck, Vorstand der Gilgenburger Volksbank. Die Beerdigung fand auf dem Osteroder evangelischen Fried-hof statt. Erstaunlicherweise erhielt ich Urlaub fuer einige Tage. Als der Sarg in das Grab gesenkt wurde, erwiesen die Beistehenden wie ueblich die Ehrenbezeugung, Offiziere/Soldaten mit der Hand an der Muetze oder wie es nach dem misslungenen Anschlag der Befehl war, mit dem so-gen. ”deutschen Hitler“ Gruss. Von der Art der Ehrenbezeugung konnte

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man erkennen, wie die Teilnehmer an der Trauerfeier dem Nazi-Regime gegenueberstanden. Mein Vater gruesste mit der Hand an der Muetze – er war Stabszahlmeister. Andere Verwandte gruessten mit dem ”deutschen Gruss“. Viele Jahre spaeter bei meinem ersten Besuch in der alten Heimat besuchte ich den Friedhof, fand einen Grabstein mit den Worten ”Die Lie-be aber hoeret nimmer auf“. Der Grabstein war in zwei Teile gespalten.

Wenige Wochen spaeter nach einem Kurzaufenthalt in Burg bei Mag-deburg, wo ich einen gross angelegten Luftangriff auf die Stadt Magde-burg beobachten konnte und nach einer Kurzausbildung als Feldartille-rist befand ich mich an der Ostfront in der ostpreussichen Gegend von Schlossberg/Ebenrode. Ich war jetzt Feldartillerist im neu aufgestellten Volksgrenadierregiment 351. Nach heftigen Kaempfen im Oktober 1944 gegen Sowjetsoldaten usbekischen Ursprungs und nach schweren Verlus-ten gelang es, den ersten sowjetischen Grossangriff auf deutsches Gebiet zunaechst abzuwehren. Im Oktober 1944 wurde dann der sogen. Volks-sturm ausgerufen. Als diese Kunde zu uns kam, befand ich mich in einem Vorposten, d. h. noch vor der Hauptkampflinie in einem Bunker gemein-sam mit einem Ritterkreuztraeger und meinem Oberfeldwebel Meier, einem erfahrenen Berufssoldaten. Noch heute hoere ich Oberfeldwebel Meiers Worte: “Jetzt haben wir den Volkssturm, dann kommt der Orkan und dann ist die ganze Scheisse zu Ende.” Der Ritterkreuztraeger wider-sprach nicht.

Wie nun kam ich dazu, mich nach dem Krieg in der Bundesrepublik und den USA mit dem deutschen Anti-Hitler-Widerstand auseianderzu-setzen? Einmal waren es die persoenlichen Erlebnisse des 20. Juli 1944, das Verhalten von Trauernden am Grab meiner Tante, Aeusserungen von Mili taers im letzten Kriegsjahr, vor allen Dingen jedoch die allgemeine Unkenntnis in den USA ueber den deutschen Widerstand. Dazu kam, dass ich als Historiker an US Hochschulen den Vorteil hatte, wichtige Archi-ve benutzen zu koennen, wie z. B. die National Archives in Washington, DC, die viele wichtige Dokumente zum Thema deutscher Widerstand be-sitzen, darunter die Berichte des OSS, Office of Strategic Studies. Diese zum grossen Teil geheimen Berichte kamen vom Leiter der europaeischen Aussenstelle des OSS Bern/Schweiz, Allen Welsh Dulles. Dulles erhielt regelmaessig Nachrichten ueber Aktivitaeten und Plaene des deutschen Anti-Hitler/Nazi-Widerstandes von aktiven Mitgliedern des Widerstan-des, vor allen Dingen von Hans Bernd Gisevius, der offiziell der deut-schen Abwehr unter der Leitung von Admiral Canaris angehoerte. Diese Berichte laufen unter dem Titel ”Breaker Reports“. Sie geben detaillierte

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Auskunft ueber den deutschen Widerstand von Anfang 1943 bis nach dem Attentatsversuch am 20. Juli 1944. Allen Welsh Dulles sandte diese Brea-ker Report an seinen Chef, Colonel Donovan, der sie dann regelmaes-sig weiterreichte an den Presidenten der USA, Franklin D. Roosevelt. So bestand ein direkter Draht von Berlin ueber Bern nach Washington DC ins White House. In einem persoenlichen Brief von Eleanor Roosevelt, der Frau des Praesidenten, an den Autor dieses Beitrags, schrieb sie, dass FDR vom Widerstand wusste, ”but it was, ittle“, ”aber es war wenig“. Tat-saechlich wusste FDR genau Bescheid ueber den deutschen Widerstand. In einem Interview mit der persoenlichen Sekretaerin von FDR, Grace Tully, sagte sie mir, dass der Praesident diese Breaker Reports mit grossem Interesse regelmaessig vor dem Schlafengehen gelesen haette.

Meine Recherchen hier in den USA und dann auch in der Bundesre-publik wurden unterstuetzt von meinen Universitaeten, durch Interna-tiones Bonn/Bad Godesberg, und den DAAD, Deutscher Akademischer Austauschdienst/Bad Godesberg. Ebenso standen mir zur Verfuegung das Aussenministeriumarchiv in Bonn, das Bundesarchiv in Koblenz und das Militaerarchiv in Freiburg. Gleichfalls konnte ich mit fuehrenden deut-schen, U.S. amerikanischen und kanadischen Widerstandshistorikern wie z. B. Professor Hans Rothfels/Chicago University und Tuebingen U., Prof. Gerhard Ritter/U. Freiburg, Prof. Hans Adolf Jacobson/U. Bonn und Prof. Peter Hoffmann/McGill U./Canada Gespraeche fuehren und Kenntnisse austauschen. All dies fuehrte mich zu Vortraegen, ganzsemest-rige Veranstaltungen und Veroeffentlichungen in den USA, der Bundesre-publik, Polen und Frankreich.

Eine Frage rueckt in den Mittelpunkt des Interesses: Warum erhielt der deutsche Widerstand nicht mehr Unterstuetzung im Ausland? Auf diese Frage gibt es verschiedene Antworten. Einmal dauerte es fuer die Alliier-ten zu lange, bis sie konkrete Beweise fuer den aktiven Widerstand fan-den. Dann fand der 20. Juli 1944 zu einem Zeitpunkt statt, dass sich die Alliierten sicher waren, den Krieg in wenigen Monaten zu einem fuer sie erfolgreichen Ende zu bringen. Die Invasion in Frankreich war erfolg-reich. Die Sowjetarmee stand an den Toren Ostpreussens. Warum sollten die Alliierten mit einer fuer sie unsicheren neuen deutschen von Militaers gefuehrten Regierung verhandeln? Sie, die Alliierten forderten ”uncondi-tional surrender“, bedingungslose Kapitulation. Auch war es ein Hinder-nis, dass die deutschen Widerstaendler den Krieg gegen die Sowjetunion weiter fueh ren wollten. Auf deutscher Seite wollte man natuerlich so viel retten wie es noch zu retten gab, d. h. moeglichst guenstige Bedingungen

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fuer einen Waffenstillstand. Man wollte Deutschland nicht besetzt sehen. Man wollte Verbrechen der Nazis selbst verurteilen und bestrafen. Der deutsche Widerstand war sich des kritischen Urteils der Allierten bewusst. Es war nicht, das sich die deutschen Widerstaendler nicht bewusst waren, dass es nach einem gelungenen Anschlag auf das Naziregime in Deutsch-land ein Buergerkrieg geben koennte. Trotz allem waren sie zum Handeln entschlossen. Henning von Tresckow, einer der fuehrenden Offiziere des Widerstandes und Freund von Col. Claus Schenck von Stauffenberg, der die fuehrende Rolle im Versuch des Sturzes des Naziregimes und dem An-schlag auf Hitlers Leben uebernommen hatte, sagte, dass die Tat, Hitler zu toeten und das Naziregime zu beseitigen, gewagt werden muesse, egal ob sie erfolgreich oder nicht erfolgreich sein wuede, um der Welt zu zeigen, dass es in Deutschland Menschen gab, sich selbst von der nazistischen Ty-rannei zu befreien. Darin liegt das wichtige Erbe, das der deutsche Wider-stand hinterlassen hat. Persoenlich bin ich dankbar, das es mir moeglich war, das Interesse am deutschen Anti-Hitler-Widerstand wachzuhalten.

Dr. Armin Mruck, Professor of History emeritusTowson University, Towson, Maryland/USA

November 2014

Nach dem Ersten WeltkriegIch beginne heute (4. 2. 1948) mit dem

Jahre 1919. Am 6. Januar 1919 lief der Trans-portzug in Graudenz ein. Außer den Resten meiner Pion. Komp. 247 waren darin die Res-te eines Bataillons des Deutsch-Eylauer IR. 59 verladen. Dieser Teil wurde weitergeleitet. Von Laskowitz aus hatte ich das Bataillon angeläutet und meine Ankunft gemeldet. Das Gespräch mit dem Adjutanten verlief etwa folgendermaßen. Ich meldete mein Eintreffen in Laskowitz. Dann: „Bitte schicken Sie mir eine Fahne auf den Bahnhof.“ – „Was für eine Fahne?“ (Er dachte wohl an die rote.) – „Ich kenne nur eine, die schwarz-weiß-rote.“ –

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„Selbstverständlich, die schicke ich gerne.“ – Ich sprach dann mit dem Vorsitzenden meines Soldatenrats, dem prachtvollen Unteroffizier Bunke, einem Oberschlesier von meiner Länge, aber einer breiteren Brust. Ich fragte: „Wer wird die Fahne tragen?“ – „Na, selbstverständlich ich, Herr Leutnant!“ – „Und wenn wir von den Roten angegriffen werden?“ – „Na, meinetwegen! Aber wegreißen lasse ich sie mir nicht“, und damit schüttel-te er seine gewaltigen Pranken. Auf dem Güterbahnhof in Graudenz stand dann wirklich ein Mann mit einem verhüllten Etwas. Es war die schwarz-weiß-rote Fahne.

In der Frühe des 7. Januar führte ich die Kompanie zur Kaserne zu-rück, aus der sie im Juni 1915 ausgerückt war. Ich ritt denselben Schim-mel, auf dem Tiemann die Kompanie herausgeführt hatte. Hinter mir und der Fahne die etwa 45 Mann, eine große Zahl von Wagen und Pfer-den, die ich zum Teil von dem Inf.Btl. übernommen hatte. Der Adjutant, Oberleutnant Medem, ein guter Bekannter von Curt, hatte alles vorbe-reitet. Da hatte ich in wenigen Stunden Männer, Pferde, Fahrzeuge und Gepäck untergebracht und konnte dann zu meiner Mutter gehen, die, von meinem Vater geschieden, in Curts Wohnung, Fritz-Reuter-Straße 2, wohnte. Weder auf dem Bahnhof, noch während des Marsches durch die langgestreckte Stadt, noch auf dem Kasernenhof waren mir revolu-tionäre Soldatenräte in begrüßender freundlicher oder feindlicher Form begegnet. Einige Tage später erschien im Graudenzer „Geselligen“ eine Notiz etwa folgenden Inhalts: „Am 7. Januar kehrte die Pionier Komp. 247 als erste mit wehender schwarz-weiß-roter Fahne in die Heimatgar-nison zurück.“

Wie wohl meist dem Soldaten, der nach viereinhalb Jahren Front in das Vaterland zurückkehrt, lag auch mir die Rückkehr in geordnete Verhält-nisse am Herzen. Ich wollte in den Beruf, um arbeiten, wirken zu können. Ich brachte also die Auflösung der Kompanie in Gang und reichte Ur-laub ein. Die Antwort ließ auf sich warten. Medem sagte mir, die Sache liege noch beim Soldatenrat. Mein treuer Kamerad Feldwebel Grabowski flüsterte mir aber etwas Genaueres zu: Der Soldatenrat wolle ihn nicht bewilligen, weil man wegen des „polnischen“ Namens Zweifel in meine Gesinnung setzte. Nebenbei: Nun denkt jeder: „Gut, die Räte! Sie den-ken doch national.“ Ja, denkste! Konkurrenzneid, weil sie Angst hatten vor dem Nebenbuhler, einem polnischen Soldatenrat oder Komitee. Gut, also wir in die Höhle des – na, Löwen kann man bei diesen lächerlichen Gestalten nicht sagen. Selbstverständlich in voller Uniform, umgeschnallt

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mit Pistole, mit Achselstücken und EK I. Höflich wie immer fragte ich die etwa sechs bis zehn „Räte“, die gerade, in Tabakswolken gehüllt, zu einer schweren Beratung versammelt waren, wie es denn mit meinem Urlaub stehe. Der Vorsitzende sagte sehr höflich – ich hatte fast den Eindruck der Ängstlichkeit –, der Rat sei gerade versammelt. „Wir könnten ja gleich abstimmen. Seid ihr dafür, Genossen?“ Keiner war dagegen. „Also seid ihr für die Bewilligung des Urlaubs?“ Keiner war dagegen. „So, danke“, sagte ich. „Was habe ich nun noch zu tun?“ „Ich werde Ihnen sofort“, sag-te der Vorsitzende, „die Unterschrift des Kommandeurs besorgen.“ „Ich danke Ihnen! Bitte noch einen Augenblick. Ich möchte noch schnell etwas Persönliches sagen.“ Damit wandte ich mich an die vor mir Sitzenden: „Wer etwa wegen der masurischen Form meines Namens Zweifel in meine deutsche Gesinnung setzt und das irgendwo äußern sollte, der wird es in sehr energischer Weise mit mir zu tun bekommen. Er mag sich hüten!“ Ich wartete einen Augenblick. Es herrschte unbedingte Stille. Dann ging ich hinaus, gefolgt von dem Vorsitzenden, der mir sofort alles für die Ur-laubsfahrt fertigmachte.

Um den 27. Januar herum fuhr ich über Marienburg nach Königsberg, zum Teil in drangvoll fürchterlicher Enge. Der Hauptzweck war ein Be-such beim Provinzial-Schulkollegium. Dort empfing mich Oberregie-rungsrat Hoffmann. Er hatte zwei Stellen frei, Allenstein und Osterode, und fragte mich, wohin ich wolle. Beide Orte kannte ich nicht, sagte aber ohne Bedenken: „Osterode.“ Nach der Karte und aus Erzählungen war mir die schöne Lage zwischen Seen und Wäldern bekannt. Ich habe die Wahl nie bedauert.

In Königsberg suchte ich Bekannte auf, traf manchen auf der Straße und ging selbstverständlich auf das Haus meiner Korporation, des Aka-demischen Gesangvereins, das inzwischen einigermaßen fertig geworden war. Manchen lieben Bundesbruder traf ich, viele, und zwar gerade die, welchen ich näher gestanden hatte, deckte der grüne Rasen. Die beiden Dirichlets, Söhne des Direktors des Altstädtischen Gymnasiums, Her-holz, mein Leibfuchs Schindelweißer.

Eines Nachts ging ich allein in voller Uniform über den Hinter-tragheim zu meiner Wohnung. Aus der Dunkelheit tauchten plötzlich hinter mir zwei Männer auf, die hastig flüchteten und mir eilig folgten. Meine Uniform schien sie zu erregen. Sonst nirgends ein Mensch. Sie waren schon kurz hinter mir. Ich machte schnell eine Viertelwendung, trat mit dem Rücken an eine Hausmauer, die gespannte Pistole in der

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Manteltasche in der Hand. Ein kurzes enttäuschtes Stutzen, sie gingen weiter, sahen sich um, und nun folgte ich ihnen ruhigen Schrittes. Sie machten auch keinen neuen Versuch mehr. Seit diesen Tagen bin ich in den nächsten Jahren im Dunkeln stets, wenn die Aussicht einer Gefahr bestand, in der Mitte der Straße gegangen. Denn bei einem plötzlichen Überfall hatte ich auf diese Weise Zeit, die Schrecksekunde zu überwin-den, was bei einem Überfall aus einem dunklen Haustor nicht der Fall gewesen wäre.

Von Königsberg fuhr ich auf Veranlassung von Herrn Hoffmann nach Osterode, um mich dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, Dir. Wollert, vorzustellen. Es herrschte Frost. Als ich vom Bahnhof zur Stadt ging, blieb ich überrascht am Uferdamm stehen. Ich sah über die Eisfläche des Drewenzsees. Mehr als vier Jahre hatte ich mich herumgetrieben an den Fronten, in Russland und Polen, in Galizien und Frankreich, in der Ukraine, der Krim und in Flandern. Ich atmete tief und schaute. Die duns-tig-eisige Luft des Wintertages und der erstarrte See, die fernen schneebe-deckten Wälder, die rauhreif-verzierten Büsche vor mir am Ufer und der weite, weißlich-blaue Himmel. Zum ersten Male in meinem Leben fühlte ich, erlebte ich die Heimat. Mit diesem Atemzug sog ich sie ganz in mich hinein.

Von Osterode fuhr ich nach Graudenz wieder zurück, wo ich bis Os-tern blieb. Ich löste die Kompanie auf und habe mich nicht überarbeitet. Nur zwei kleine Erlebnisse seien erzählt. Einmal hatte ich einige Kilome-ter von der Stadt eine Wache zu revidieren. Mit einem Wägelchen fuhr ich hin. Ich betrat das Wachlokal: „Achtung!“ Dann Meldung. „Na, hier gibt's wohl keine Revolution?“ „Nee, Herr Leutnant, kennen wir nicht.“

Eines Tages erzählte mir Feldwebel Grabowski, im Soldatenrat der Garnision sei davon gesprochen worden, dass „ein Leutnant und ein Feld-webel der Pioniere noch immer mit Rangabzeichen, Seitengewehr und Ehrenzeichen herumgingen.“ – „Damit meint man uns beide, Grabows-ki, nicht wahr?“ „Jawoll, Herr Leutnant!“ sagte er grinsend. „Gut! Kön-nen Sie den Leuten etwas wiedererzählen, was ich jetzt sage?“ „Jawoll, Herr Leutnant!“ „Dann sagen Sie ihnen: Der Leutnant geht nicht nur mit Achselstücken, Seitengewehr und EK I, sondern stets auch mit einer ge-spannten Pistole in der Tasche herum.“ – Man ist mir nie in die Quere gekommen. Ende März bat ich um Aufhebung meiner Mobilmachungs-bestimmung und blieb noch bis Schulbeginn in Graudenz. Dann fuhr ich nach Osterode.

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Hier musste ich sofort Unterricht übernehmen, obwohl ich ja noch keine praktische Ausbildung hatte. In manchem Trommelfeuer hatte ich gelegen, oft dem Tode ins Auge gesehen, hatte mit hohen und sehr hohen Vorgesetzten zu tun gehabt. Als ich aber zum ersten Mal vor eine Klasse trat, es war eine große U II, – Junge, Junge! Da musste ich doch erst einmal tief Luft holen. Aber es gelang mir, das vielköpfige, vieläugige Ungeheuer fest ins Auge zu fassen – und ich hatte gewonnen. – Im November fand dann in Osterode noch die Assessorprüfung statt, die ich mit „gut“ be-stand. Ich blieb auch an der Schule.

Zuerst fand ich ein Zimmer in der Schillerstraße gegenüber der katho-lischen Kirche, dann Roßgarten 3, dann Roßgarten 17/18 bei dem Schnei-dermeister Karczinski. Während ich hier wohnte, lernte ich durch einen Schulkameraden, den Zahnarzt Walter Schmidt, dessen Schwägerin Herta Fahrun kennen, die sich nach ihrem Staatsexamen und den erheblichen Anstrengungen, die sie in Pillau bei den Abstimmungstransporten gehabt hatte, hier erholte. Im August 1920 verlobten wir uns. Im März 1921 hei-rateten wir. Die kirchliche Trauung fand am 27. März in der Altstädtischen Kirche in Königsberg statt, die Feier auf dem Hause des AGV. In Ostero-de wohnten wir über meiner letzten Junggesellenbude: zwei Räume! Sie seien geschildert:

Eine Treppe hoch. Unser Wohn-, Schlaf-, Ess- und Arbeitsraum hat-te zwei Fenster zum Roßgarten hinaus. Es regnete bei tauendem Schnee durch, mal hier, mal da. An einer Stelle waren die Dielen verfault, so dass man mit einem Stock bis zur Decke des unteren Zimmers hinunterfahren konnte. Das war das Haustelefon. Eine Gaslampe, die aber wenig Wert hatte wegen der vielen Sperrstunden. Daher hatten wir eine Spiritus-Glühlampe. In dem Raum eine drangvoll fürchterliche Enge: Ein Kleider-schrank, zwei Betten mit Nachttischen, großes Bücherbrett, Schreibtisch, Esstisch, Sofa, die nötigen Stühle, Chaiselongue.

Ein zweites „Zimmer“, unbenutzbar, da unbeheizbar. Hier lief das Wasser von den Wänden. Darin ein Küchenschrank und ein Tischchen mit einem Gaskocher. Das Klosett lag im Keller: Die Treppe herunter ei-nen langen Gang, eine weitere Treppe auf den Hof, über diesen hinweg, eine Treppe in den Keller, hier durch einen Raum hindurch bis zu dem Örtchen. Im Winter 1921/22 war alles eingefroren und überschwemmt. Im Wasser, durch das man waten musste, schwammen – na, der Leser weiß ja, was. In dieser „Wohnung“ wurde am 21. 1. 1922 Gisela geboren. Ich lag damals mit Grippe und hohem Fieber zu Bett. In diesem Raum der

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Arzt, die Hebamme und eine Schwester. Ich konnte mich nicht schonen, musste auf, die Lampe halten, dann Wasser holen von der anderen Seite der Straße, da bei dem strengen Frost die Leitung eingefroren war. Das Bild und alles andere lässt sich nicht beschreiben. Genug, Giselas Geburt, die Mittwoch begonnen hatte, war in der Frühe des Sonnabends glücklich zu Ende.

Etwa drei Wochen später zogen wir um, wobei Herta nicht helfen konnte, und zwar in eine möblierte Wohnung zu einem Fräulein Rogalla, Gartenstraße 8 (Franz-Seldte-Straße). Drei Zimmer mit einem Eingang durch die von uns mitbenutzte Küche. Blick über den Garten zur Dre-wenz.

Da von den Möbeln von Fräulein Rogalla fast nichts in den Zimmern blieb, hatten wir jetzt auch für unsere mehr Platz. Im übrigen war be-sonders infolge der gemeinsamen Benutzung der Küche, in der wir al-lerdings nur unseren Grundeofen und einen Gaskocher benutzten, das Zusammenwohnen mit der alten Jungfer nicht ganz leicht, und es kam öfter zu Reibereien mit „Tante Rosalie“, wie ich sie getauft hatte. In die-ser Wohnung wurden Wolfdietrich und Albrecht geboren. Da wir etwas Geld zur Verfügung stellen und damit auch mehrere Kollegen veranlas-sen konnten, ging der Beamtenwohnungsverein schließlich darauf ein, das erste Haus nach der Inflationszeit zu bauen. Wir durften sogar ge-wisse Wünsche äußern. So konnten wir 1925, etwa sechs Wochen nach Albrechts Geburt, in eine Vier-Zimmer-Wohnung in dem Hause Span-genbergstraße 10 ziehen. Endlich eine, wenn auch kleine, aber selbst-ständige Wohnung. Auch ein Gärtchen nannten wir unser Eigen. Mit uns zusammen wohnten vor allem Welzels, mit denen wir damals schon befreundet waren und öfter zum Doppelkopf zusammenkamen, und zwei andere Kollegen in dem Hause. Dass es daraufhin „Paukerkaserne“ genannt wurde, liegt auf der Hand. Eigentlich war sie für uns bereits zu klein, als wir einzogen. Das wurde auch nicht besser, als noch Jürgen und Ilse hier geboren wurden, und wir sahen uns nach einer neuen Wohnung um.

So zogen wir etwa sechs Wochen nach Ilses Geburt i. J. 1928 in das Haus Dohnastraße 1, in das uns Welzels folgten. Es waren fünf Zimmer, zwei Treppen hoch, mit gutem Nebengelass. Da die Dohnastraße keine Durchgangsstraße, sondern, solange wir dort wohnten, eine Sackgasse war, hatten die Kinder guten Auslauf, zumal ein Bauplatz als Kinderspiel-platz eingerichtet war. Hier wohnten wir bis zum Frühjahr 1936, in dem

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wir am 7. März, dem Tag der Rheinlandbesetzung, unser eigenes Haus in der Heimstättenstraße 11 bezogen.

Dies ist der äußere Lebensrahmen für alles, was ich in der Zeit von 1919 bis 1945 an persönlichen Erlebnissen hatte.

Etwa vier Jahre habe ich nicht an meinen Erinnerungen geschrieben. Ich arbeitete an dem Buch „Aus Stadt und Kreis Osterode“ und gab dann unsere „Osteroder Zeitung“, Folge 1, heraus. Jetzt, im Januar 1954, habe ich die Blätter wieder vorgenommen. Nach der Darstellung des äußeren Lebensrahmens will ich erst einmal alles das einfügen, was das innere Le-ben ausmachte, will von mir und meinem Beruf sprechen, den Kreis skiz-zieren, in dem ich wirkte, und von Freizeit, Erholung und Reisen erzählen.

Ich erwähnte schon die Assessorenprüfung. Vorher und jetzt als As-sessor war ich voll beschäftigt. Zweimal wurden mir Studienratsstellen angeboten, in Ortelsburg an einer städtischen Anstalt, und in Lyck. Beide lehnte ich ab. Bei der ersten wurde es mir nicht schwer. Aber bei der zwei-ten war die Sache doch zu bedenken. Lyck ist eine schöne Stadt – nicht so schön wie Osterode –; und dann waren die Verhältnisse mit den Anstel-lungen doch recht ungeklärt. Da aber die Anfrage des Provinzialschul-kollegiums, Präsident Latrille, so gefasst war, dass mir das „Nein“ in den Mund gelegt war – „ob ich Wert auf eine Anstellung in Lyck lege“ – und ich sehr gerne in Osterode bleiben wollte, so nahm ich das Risiko auf mich. Ich war übrigens schon vorher einmal bei Präs. Latrille gewesen und hatte um ein Verbleiben in Osterode gebeten. Er sah in einem Büchlein nach, in das er offenbar bei seinen Besichtigungen Beurteilungen eintrug, und sagte dann sehr freundlich: „Das wird gehen.“ Ich glaube, die Beurteilung war gut, und die Anfrage scheint aufgrund dieses Gespräches schon so gefasst gewesen zu sein, wie ich es vorher schrieb. Auch Direktor Wollert wollte mich ja gerne behalten. Einmal war ich bereits nach Lötzen versetzt. Das war auf seine Vorstellungen hin rückgängig gemacht worden. Im Frühjahr oder Sommer 1923 erschien dann plötzlich Dir. Wollert bei uns zu Hause, um mir die frohe Nachricht zu bringen, ich sei angestellt. Es muss an ir-gendeinem Ferientage gewesen sein.

Ich war, als ich nach Osterode kam, in eine Gemeinschaft eingetreten, welche Lehrer und Schüler zu gemeinsamer Arbeit umschloss, jene mit der Aufgabe zu führen, diese mit dem Willen, zu werden.

An der Spitze stand zunächst Direktor Wollert, der wie ich während des Krieges Offizier gewesen war. Ein großer, schlanker Mann, der im Jah-

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re 1919 wohl etwa 55 Jahre alt gewesen ist. Weißhaarig gescheitelt mit ei-nem weißen Schnurrbart. Soldat in seiner Haltung und seiner Auffassung. Wo er hinkam, war er Mittelpunkt, weil seine Erscheinung imponiert. Er hatte ein warmes Herz für seine Schule. Wir Lehrer konnten offen mit ihm sprechen. Er gab einen guten Unterricht, er stieg in die Tiefe, doch hatte er einen Fehler: Durch seine Tiefe kam er meist mit seinem Stoff nicht zu Ende. Als Direktor war er wohl zu wenig Verwaltungsbeamter. Im Jahre 1923 wurde er an das Friedrichs-Collegium nach Königsberg versetzt.

Sein Nachfolger war Dr. Cybulla, der zur Einarbeitung eine Zeitlang auf dem PSK in Königsberg gearbeitet hatte. Er kannte dadurch die Schul-verwaltung, kannte die Wege, wie man als Leiter einer Schule für diese etwas erreicht, und war dem Präsidenten Latrille nähergetreten, eine Tat-sache, die von großer Bedeutung für die Schule wurde. Cybulla hat für die Schule sehr viel getan und sie auf beachtliche Höhe gehoben in all den Einrichtungen, deren Bewilligung er erreichte. In seiner äußeren Erschei-nung war er das gerade Gegenteil von Wollert: klein mit Anlage zur Dick-lichkeit, kein Sportsmann, erst recht kein Soldat. Als ich mal mit Prof. Lech hinter ihm herging, flüsterte dieser mir mit einem Blick auf Cybulla zu: „Rechte Schulter höher, zum Donnerwetter!“ In größerem Rahmen ging er unter. Er war in jeder Hinsicht ein kluger Mann, geschickt bei Ver-handlungen, geschickt auch bei Untersuchungen, wo es galt, Schüler eines schweren Vergehens zu überführen. (Wir hatten z. B. einen Quintaner, der in etwa 1½ Dtzd. Fällen schwere Diebstähle in der Schule begangen hatte.) Und doch nicht nur Verwaltungsmann oder gar gegen die Schüler einge-stellt. Auch er hatte ein warmes Herz für sie, und ich weiß, dass mancher unter vier Augen sein Herz ausgeschüttet hat. Er half, wo er innere Not sah und sobald er konnte. Er war stark ästhetisch veranlagt, was zuweilen den Schülern nicht gefiel. Er gab aber einen guten Unterricht.

(Fortsetzung folgt, so Gesamtabhandlung im Archiv auffindbar)Dr. Wolfgang Kowalski

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. September 2015

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Direkt hinter der Seenenge: Schlagamühle Bereits 1437 stand im Seen-

gebiet südlich von Hohenstein (Olsztynek) eine wasserge-triebene Kornmühle.1 Seit die-sem Zeitpunkt, so fand Ernst Hartmann in der Literatur he-raus, gab es für die „Schlege-moele“ in jedem Jahrhundert mehrfache Erwähnungen.2 Die Mühle war anfangs Eigen-tum des Ordens und danach des Königs. Später konnte sie auch gekauft werden. Zum Anwesen der Mühle, die über dem Wassergraben zwischen dem Staffsee und dem Kleinen Plautziger See stand, gehörte, 20 m gegen den Wald, auch ein Wohnhaus und mehrere Stallungen. Schon zu Mar-tin Luthers Zeiten gehörte Ackerland zur Mühle, das sich immer weiter ausdehnte und teilweise bis an den Ortsrand von Waschette reichte. Holz durfte aus den umliegenden Wäldern entnommen werden und die Fische aus dem Staffsee. Zu späterer Zeit siedelte sich in 250 m Entfernung (am Waldrand in Richtung Mör-ken) noch ein weiterer Bauernhof an. Schon 1593 benötigte der Müller Mattis Viol von der Obrigkeit eine Zinsermäßigung, weil das Wasser vom Staffsee her stark zurückging. Dieser Zustand sollte sich wohl noch öf-ter wiederholen. Spätestens 1924 musste die Mühle aufgegeben werden, denn die Wasserströmung reichte wieder nicht aus. Die Wiesen um die höher gelegenen Seen herum sollten eigentlich landwirtschaftlich genutzt werden. Doch dazu waren sie zu feucht. Die betroffenen Landwirte grün-deten eine Interessengemeinschaft und erreichten, dass der Wasserspiegel jener Seen abgesenkt wurde. Nachdem ein Müller schon 200 Jahre zuvor in einer Hütte neben dieser Mühle Bier und Branntwein ausschenkte und sein Nachfolger sogar damit begann, selber Bier zu brauen, lag es nahe, hier ein Lokal zu betreiben. Der damalige originelle, bärtige Pächter stellte

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ein riesiges Schild vor das Hauptgebäude mit der Aufschrift „Gasthaus zum Mühlenbach Gustav Sender“. Neben den Getränken war sein ge-räucherter Aal sehr gefragt. Vier Jahre bevor die Familie Sender den Be-trieb aufnahm, wurde dieser idyllisch gelegene Platz am 29. 8. 1914 in die Schlacht von Tannenberg hineingezogen. Ein Kriegsveteran3 beschreibt die Situation, wie die vielen russischen Fahrzeuge auf der Flucht sich in der Dunkelheit gegenseitig die auf die Seenengen zuführenden Straßen und Wege versperrten; an einigen Stellen sei die Artillerie in drei Reihen nebeneinander gestanden. „Von drei Seiten mit Feuer bepackt, ergaben sich an der Schlagamühle an die achttausend Mann ... nicht mit Unrecht heißt seit dem 29. August 1914 jene Enge die 'Russenfalle'!“ Aus dem Staffsee wurde der „Russensee“. Leider fiel der zweite Bauernhof in der Seenenge den Kämpfen zum Opfer. Familie Sender, die 1918 das Mühlen-gelände pachtete, blieb dort bis 1938. Als sie wegzog, kaufte die Verkehrs-gesellschaft Tannenberg m.b.H. dieses Anwesen und den Uferbereich am Kleinen Plautziger See von der Stadt Allenstein. Das Haupthaus in Schla-gamühle wurde von mehreren Architekten, u.a. Hans Schäfer (Osterode), zu einem Ferienheim umgebaut und durch zwei neue Holzhäuser ergänzt. Die noch lagernden alten Balken der Mühle wurden abtransportiert und mit den Mahlsteinen wurde das Empfangsgelände gestaltet. Der Bootssteg

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wurde erneuert und rustikale Gartenmöbel angeschafft. Die Fischräucher-anlage wurde aus dem Haupthaus herausgenommen und an die Seeseite der großen Scheune verlegt. Parallel zum Ferienheim erhielt Hans Schäfer den Auftrag, am Kleinen Plautziger See den „Krug zur Russenfalle“ zu bauen. Als Pächterin für Schlagamühle konnte Frau Elisabeth Freytag aus der Försterei Dungen bei Locken gewonnen werden.

Die Verkehrsgesellschaft Tannenberg (Vorsitz: Bürgermeister G. Stein, Hohenstein) vermittelte der Pächterin einen zinslosen Kredit und die Königsberger Regierung gewährte ihr einen Zuschuss von 2000 RM. Im April 1939 konnte Frau Freytag das Ferienheim eröffnen. Zur wirtschaft-lichen Kontinuität trug auch die Reichspostdirektion Berlin bei, indem sie ihre Angestellten hierher in den Urlaub schickte. Ein gemeinsamer Feri-enprospekt für die Gäste des Heimes und des genannten Kruges wurde in Hohenstein gedruckt. Darin ist vermerkt, dass in beiden Einrichtungen für eine „Unterkunft“ 4 RM zu zahlen sind.

Weil der Krug zur Russenfalle unter anderer Leitung stand und nach einiger Zeit einem Feuer zum Opfer fiel, steht das Ferienheim weiterhin im Zentrum dieser Darstellung. Wenn man das Haupthaus über die Trep-

Links: die Anschrift des Ferienheimes auf Briefumschlägen und Postkarten; rechts: der Titel des gemeinsamen Ferienprospektes.

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Elchkopf in der Eingangshalle des Heimes.

pe eines Vorbaus betrat, war man ganz gefesselt von der neu-gestalteten Empfangshalle. Die Wirkung ging von einem farb-schönen masurischen Teppich, einer alten Bauerntruhe und ei-nem Elchkopf aus. Harmonisch war der Tagesraum mit Möbeln im Oberländer Stil ausgestattet. Z.B. hatten die Stühle ein Bin-sen-Geflecht. Die Fenster waren mit buntkarrierten Gardinen versehen. Links im Raum stand ein riesiger Ofen mit handge-malten Kacheln. Dieser Stil setz-te sich in den sieben Gastzim-mern (mit fließendem Wasser

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und Gaslicht) fort. Auch in die Gastzimmer der beiden neuen Holzhäuser zog dieser Stil ein. Trotz der ersten Kriegsjahre machten hier zwischen Wald und See jährlich an die 500 Gäste Urlaub.

Ab 1942/43 kamen plötzlich andere Gäste. Zunächst waren es die Sol-daten des Flugplatzes Grieslienen, dann Offiziere des Heeres, u.a. die Mi-litärärzte von Stalag Ib und dann die Familien der Soldaten. Im letzten Kriegsjahr nistete sich eine Nachrichteneinheit der SS hier ein. Begrün-det wurde das mit der anwachsenden Partisanentätigkeit in Südostpreu-ßen. Wer sich ab diesem Zeitpunkt dem Ferienheim näherte, musste sich gelegentlich eine Personenkontrolle gefallen lassen. Nachts musste man die täglich sich ändernde Parole kennen, um überhaupt durchgelassen zu werden. Nach der Übernahme unserer Heimat durch die ehemalige Volksrepublik Polen wurde sowohl Schlagamühle als auch die Russenfalle ein Ferienkombinat des Zentralkommitees der polnischen Arbeiterpartei. Links und rechts der Straße von Mörken in Richtung Schwedrich war al-les eingezäunt. Hinter den Zäunen standen viele neue kleine Ferienhäu-ser und eine Holzwand für ein Freilichtkino. Der Zutritt für Fremde war nicht gestattet. Nach der Wende wurde in Schlagamühle das Hauptgebäu-de erneuert und sieht etwas anders als das Original aus. Die Ferienanlage einschließlich Bootsverleih heißt heute K o l a t e k W a s z e t a. Sie wird von wechselnden Pächtern genutzt und wird auch von deutschen Urlau-bern geschätzt. Der vorbeikommende Wanderer wird in der Gaststätte ebenso freundlich wie die länger bleibenden Feriengäste bedient.

Prof. Dr. Eckhard Schäfer

Quellen:

1. Schäfer, Eckhard: Zur Geschichte der Schlagamühle bei Hohenstein. In: Osteroder Zeitung, Nr. 31, 1969, S. 39-43

2. Hartmann, Ernst: Der Kreis Osterode (Ostpr.) Daten zur Geschich-te seiner Ortschaften. Göttinger Arbeitskreis, Bd. X., Holzner-Verlag, Würzburg 1958, S. 526 f.

3. Kuratorium für das Reichsehrenmal Tannenberg (Herausgeber): Tannenberg, Verlag Stalling, Oldenburg/Berlin, 1939. Darin: Walter Gros-se: Tannenberg 1914, S. 12-163. Zum Bereich Seen-Enge S. 113-163, Zitat zu Schlagamühle: S. 115

4. Bilder im Eigentum von E.S.

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Geschichte der höheren Lehranstalt in Hohenstein Ostpreußen während ihres

fünfzigjährigen Bestehens(verfasst 1895 von dem Direktorats-Verweser

Prof. Dr. Gotthold Sachse)

2. Fortsetzung und Schluss

Im Jahre 1854 übernahm Dr. Max Töppen das Amt als Direktor des Hohensteiner Progymnasiums. Als neuer Leiter war er ebenfalls von der Notwendigkeit einer Vorschule bzw. Vorbereitungsklasse überzeugt; doch gelang es auch ihm zunächst nicht, die Genehmigung der vorge-setzten Behörden zur Errichtung derselben zu erhalten. Bald nach sei-nem Amtsantritt beantragte er bei dem Provinzial-Schul-Kollegium die Einrichtung der Sekunda. Darauf wurde ihm in einem Ministerial-Erlass mitgeteilt, dass die Genehmigung zur Errichtung einer Sekunda von der Entwicklung der Verhältnisse unter seiner Leitung als neuer Direktor ab-hängig gemacht werden soll. Infolgedessen sei es des Direktors Aufgabe, entsprechende Erfolge im Unterricht zu erzielen, die eine Genehmigung zur Errichtung der beantragten Sekunda rechtfertigen könnten.

Die ablehnende Haltung der Behörden wurde auch in Elternkreisen bekannt. In Gesprächen und schriftlichen Eingaben erklärten die Eltern-schaften, dass bei fortgesetzten Weigerungen der Behörden die Wegnahme der Söhne aus der Hohensteiner Lehranstalt erwogen würde. Ein solches Vorhaben musste der Lehranstalt den Todesstoß versetzen. Waren doch ohnehin schon aus den angrenzenden landrätlichen Kreisen Osterode, Al-lenstein und Neidenburg 79 Schüler auf andere Gymnasien der Provinz verlegt worden. Außerdem wurden in Neidenburg 20, in Allenstein zehn und in Lautenburg zwölf Schüler durch Geistliche oder Kandidaten für die mittleren Gymnasialklassen vorbereitet. Es gingen also der Schule in Hohenstein wegen der fehlenden beiden oberen Klassen über 100 Schüler verloren. Die Situation spitzte sich zu, und das Schul-Kollegium sah sich nun doch veranlasst, der Einrichtung der Sekunda näher zu treten.

Die Behörde richtete an den Direktor die Anfrage, ob die Lehrkräfte für eine neue Klasse ausreichten. Als Direktor Töppen bei maßvoller Er-höhung der Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden für die einzelnen Lehrer für 17 Stunden einen Hilfslehrer beanspruchte, wurde er mit den

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Lehrern vor die Alternative gestellt, entweder zugunsten der Sekunda die 17 Stunden noch unter sich zu verteilen, oder auf den Ausbau des Progym-nasiums zu verzichten und somit an dem Untergange der Anstalt schuld zu sein! Der Inhalt der Antwort ist nicht schwer zu erraten: Die Lehrer er-klärten sich mit dem Direktor einmütig zur Übernahme der Mehrstunden bereit. Aber alle Schwierigkeiten waren damit noch nicht beseitigt. Ein Bedenken war noch auszuräumen. Doch da es von der Leistungsfähigkeit und der Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue der Lehrer im Unterricht ab-hing, konnte der Direktor mit gewisser Zuversicht dem Tage entgegense-hen, der über die Erfüllung der Wünsche entscheiden sollte. Entscheidend war in dem Zusammenhang, dass Ostern 1855 zehn Tertianer die Prüfung nach Sekunda, die von einem königlichen Kommissar abgehalten wurde, mit „Glanz“ bestanden. Daraufhin genehmigte das Provinzial-Schul-Kol-legium endlich unter dem 10. März die Errichtung einer provisorischen Sekunda. Gleichzeitig wurde die Hinzufügung einer Prima und die Um-wandlung in eine definitive Sekunda in Aussicht gestellt. Der Direktor er-hielt die Ermächtigung, diese für das Gedeihen der Anstalt günstige Ent-scheidung in den Kreisblättern der Nachbarstädte zu veröffentlichen. Die Folge war ein Steigen der Frequenz an Schülereintritten.

Im Jahre 1856 unterzog der Geheime Regierungs- und vortragende Rat im Unterrichts-Ministerium Dr. Wiese die Anstalt einer sorgfältigen Re-vision. Das Ergebnis war sehr günstig, und auf das Urteil des Revisors fu-ßend, stellte Direktor Töppen am 17. August den Antrag, das Progymna-sium durch Hinzufügung einer Prima in die Reihe der übrigen Bildungs-anstalten zu stellen. Er hielt den Ausbau des Progymnasiums auch aus religiös-politischen und pädagogischen Gründen für eine Notwendigkeit. In jener Zeit suchte der Katholicismus immer mehr Boden in Preußen zu gewinnen. Man dachte daran, in Löbau eine katholische Lehranstalt zu gründen. Diesem Streben gegenüber sei es Pflicht des protestantischen Staates, das evangelische Bewusstsein durch Gründung evangelischer Gymnasien in evangelischen Gegenden zu stärken.

Ostern 1857 wurde in der Hohensteiner Lehranstalt die Prima einge-richtet. Damit war zugleich eine Erhöhung des Schulgeldes verbunden. Es betrug für die beiden oberen Klassen 18, für die beiden mitteren zwölf und für die beiden unteren acht Taler jährlich. Michaelis 1864 trat eine Steigerung ein, und zwar in den beiden oberen Klassen um je zwei, in allen übrigen um je vier Taler. Nun wurde auch die Zahl der Lehrerstellen vermehrt. Mit der Vervollständigung des Progymnasiums stieg die Zahl der wissenschaftlichen Lehrer auf fünf, ein halbes Jahr später auf sechs

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und mit Beginn des Winterhalbjahres 1868 auf sieben. Direktor Töppen erreichte auch eine bessere Dotierung der Lehrerstellen. Er wies mit Er-folg auf die Preise der Lebensmittel hin, die im Laufe der Jahre seit der Gründung der Anstalt um das Doppelte gestiegen seien und die Preise in Königsberg bedeutend überstiegen.

So waren die Wünsche der Stadt und der Umgegend erfüllt; H o h e n -s t e i n h a t t e e i n G y m n a s i u m e r h a l t e n ! Und doch lagerte über dem jungen Gymnasium eine drohende Wolke: Es mangelte an der Auswahl guter Pensionen für die Schüler. Das Problem musste gelöst werden.

1865 wurde der Anfangstermin des Jahreskursus von Ostern auf Mi-chaelis verlegt. Um befähigten Schülern die Möglichkeit zu bieten, in kur-zer Zeit das Klassenpensum zu bewältigen, wurden einige Klassen geteilt. So haben tüchtige Schüler der drei unteren Klassen statt 1½ Jahre nur ½, solche der Tertia statt 2½ nur 1½ Jahr zum Aufsteigen in die nächst höhere Klasse gebraucht.

Im Winterhalbjahr 1865/6 stellte sich wegen der starken Schülerzahl eine Teilung der Tertia im Lateinischen, Griechischen und in der Mathe-matik als notwendig heraus. Im Schuljahr 1867/8 wurden diese Schüler auch im Französischen in zwei Abteilungen unterrichtet. Diese notwen-dige Teilung der Klassen machte aber, da es an erforderlichen Klassenräu-men fehlte, dem Direktor viele Schwierigkeiten. So spricht Direktor Töp-pen 1868 den Wunsch aus, die Schüler-Frequenz möge nicht zunehmen.

Neben dem wissenschaftlichen Unterricht, der mit großem Eifer und Gründlichkeit betrieben wurde, erfuhr auch der Gesang eine sorgsame Pflege. Gesanglehrer Baldau hat wiederholt größere Gesangsaufführun-gen veranstaltet. So trug im Winter 1858/9 ein gemischter Chor, dem Pri-maner und Sekundaner angehörten, die „Schöpfung von Haydn“ und das „Requiem von Mozart“ vor.

Auch auf die körperliche Ausbildung der Schuljugend legte man Wert. Anregung dazu gab ein Ministerial-Erlass vom 19. April 1861: „Die Schu-len haben den gymnastischen Unterricht als einen wesentlichen und un-erlässlichen Teil ihrer Aufgabe anzusehen und zu behandeln und in ihren Anforderungen an die geistige Tätigkeit und Beschäftigung der Schüler für jenen Zeit und Raum zu lassen.“ Infolgedessen wurde auch die Aufmerk-samkeit der Direktoren auf Schwimmübungen gelenkt. Doch so trefflich diese Bemerkungen auch sind, für Hohenstein waren sie fast wertlos. Das Gymnasium besaß nämlich keinen ausgebildeten Turnlehrer und der Platz, auf dem geturnt wurde, war an regnerischen Tagen nicht zu betre-

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ten. Eine Badeanstalt, welche der Direktor in früheren Jahren einrichten ließ, musste ganz eingehen, da die Vorrichtungen wiederholt zerstört bzw. gestohlen wurden. Damit später auch im Winter geturnt werden konnte, gründete Direktor Töppen schon 1860 einen Turnfonds zum Zweck der Erbauung eines Turnhauses. Es sollten aber fast 20 Jahren vergehen, ehe ein solches Haus gebaut wurde.

Als Direktor Töppen Michaelis 1869 aus seinem hiesigen Amte schied, um die Leitung des Gymnasiums in Marienwerder zu übernehmen, durfte er mit Stolz und mit Genugtuung auf die Zeit seines 15-jährigen Wirkens in Hohenstein zurückblicken. Unter seiner tatkräftigen Führung hatte die Schule die Krisis überstanden und war zu einer Anstalt emporgewachsen, die das Vertrauen der vorgesetzten Behörde und das der Eltern ihrer Schü-ler besaß.

Eugen Trosien amtierte in der Zeit von Michaelis 1869 bis Michaelis 1876 als Direktor am Hohensteiner Gymnasium. Unter ihm ist die Fre-quenz von Semester zu Semester gestiegen, bis sie im letzten Halbjahr sei-ner hiesigen Tätigkeit die höchste Ziffer erreichte. Für 296 Schüler reichten die Räume des Gymnasiums nicht aus. Wenn schriftliche Arbeiten ange-fertigt werden sollten, mussten die Klassenzimmer oft vertauscht werden. Die große Schülerzahl und die Unzulänglichkeit der Räume forderten die Teilung einzelner Klassen. Die Vermehrung der Klassen veranlasste die Behörde im Jahre 1874 zur Errichtung zweier neuer Lehrerstellen. Die Steigerung der Ausgaben erforderte eine Erhöhung des Schulgeldes. Die-ses wurde für alle Klassen auf 24 Taler jährlich festgesetzt.

Der immer schmerzlicher empfundene Mangel an ausreichenden Klas-senräumen nötigte den Direktor im Jahre 1873, bei der Behörde einen Erweiterungsbau zu beantragen. Durch den Anbau eines Seitenflügels hoffte er eine geräumige Aula, ein ausreichendes physikalisches Kabinett und zwei Klassenzimmer zu erhalten. Dieses Vorhaben ist gescheitert; die großen Aufgaben wären zwecklos gewesen.

Die ehemaligen Schlossländereien in einer Ausdehnung von zehn Mor-gen waren in der ersten Zeit den Lehrern des Progymnasiums zur Nutzung überlassen worden. Die Erträge der Bodenflächen galten als Gehaltszula-ge. Das Provinzial-Schul-Kollegium beabsichtigte im Anfang der fünfziger Jahre einen Teil der Äcker zu einer Baumschule zu verwenden. Der Plan scheiterte an der Höhe der Kosten für die Beschaffung edler hochstäm-miger Obstbäume. Eine andere Verwendung des Landes wurde durch die ablehnende Haltung des Magistrats verhindert. 1875 fasste das Provinzial-

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Schul-Kollegium den Entschluss, das Gartenland des Gymnasiums in eine parkähnliche Anpflanzung mit Gängen und Ruheplätzen umzuwandeln. Bei der wenig anmutenden nächsten Umgebung der Stadt wäre eine solche Anlage ohne Zweifel von den Einwohnern Hohensteins begrüßt worden. Mit Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit dieses Plans wurde der Magistrat um Beihilfe angegangen. Die ganze Anlage sollte 2000 Mark und die Un-terhaltung etwa 100 Mark jährlich kosten. Die Stadtbehörde begrüßte den Plan zwar mit Freuden, lehnte aber die Bewilligung von Geldmitteln mit dem Hinweis auf dringende Bauten ab.

Direktor Trosien war kaum ein Jahr Leiter der Anstalt, als er sich von der ungleichmäßigen Vorbildung der Aspiranten für die Sexta überzeugt hatte. In seinem ersten Jahresbericht betonte er daher die Zweckmäßigkeit der Er-richtung einer Vorklasse. Das Provinzial-Schul-Kollegium erkannte die Be-rechtigung dieser Ausführungen an und verlangte vom Direktor eine Kos-tenzusammenstellung für diese Einrichtung. Die Kosten waren nicht gering, da nicht nur das Gehalt für einen Lehrer eingeplant werden musste, sondern auch ziemlich kostspielige bauliche Veränderungen notwendig wurden. Da man auf eine Schülerzahl von höchstens 15 rechnen durfte, wurde von der Staatskasse ein ziemlich hoher Zuschuss verlangt. Aus diesem Grunde nahm die Behörde von der Einrichtung einer Vorklasse vorläufig Abstand, bis die Aussichten günstiger würden. Der Direktor ließ den Gedanken nicht fal-len. Unermüdlich betrieb er weiterhin die für das Bestehen des Gymnasiums hochwichtige Angelegenheit; aber immer erhielt er den Bescheid, die Mit-tel würden für andere Einrichtungen nötiger gebraucht. Die beabsichtigte Gründung höherer Schulen in Allenstein und Osterode bewog den Direktor auf die Vorbereitungsklasse noch einmal zurückzukommen und erklärte der Behörde zugleich, dass sich die Klasse wegen der zu erwartenden geringen Schülerzahl nicht aus eigenen Mitteln erhalten lasse.

Der Mangel an geeigneten Pensionen in und um Hohenstein erschwer-te bei einer Zahl von über 200 auswärtigen Schülern die Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung in hohem Grade. Das zielbewusste Auftreten des Direktors hat schwere Ausschreitungen zu verhindern vermocht. In der körperlichen Ausbildung sah Direktor Trosien das beste Schutzmittel gegen Verirrungen der Jugend. Bis zum Jahre 1872 war der Turnunterricht nur im Sommer erteilt worden. Turnlehrer war Baldus. Sein zunehmendes Alter ließ ihn für diesen Unterricht nicht mehr geeignet erscheinen. Dar-aufhin erhielt die Anstalt in dem Gymnasiallehrer Baske einen in der Cen-tral-Turn-Anstalt ausgebildeten jüngeren Turnlehrer. Damit auch im Win-ter geturnt werden könne, beantragte der Direktor den Bau einer Turnhal-

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le auf dem Schulhofe. Nach zeitraubenden Verhandlungen genehmigte der Herr Minister 1876 den Bau einer für 50 Schüler berechneten Turnhalle und bestimmte, dass der im Laufe der Jahre angesammelte Turnfolds in der Höhe von 5000 Mark zur Bestreitung der Kosten mit verwandt werde.

Der Name des Direktors Trosien ist eng mit einer Einrichtung ver-knüpft, die ihm in den Herzen der davon Betroffenen ein dankbares An-denken sichert. Es gab zu jener Zeit nicht wenige minderbemittelte Schüler. Für solche Studenten beschloss Direktor Trosien einen Stipendiumfonds einzurichten. Auf seine Anregung veranstaltete Baldus am 2. Juli 1871 ein Konzert, das einen Reinertrag von 175 Talern lieferte. Durch weitere Ein-nahmen aus Konzerten des Gesanglehrers Baldus und des Kantors Gehlhar, aus Theatervorstellungen ehemaliger Schüler, aus wissenschaftlichen Vor-trägen des Direktors, der Lehrer Professor Krause, Oberlehrer Blümel, Dr. Gervais, Dr. Heinicke, Dr. Siebert, Dr. Szelinski, Bartsch, Kahle Baldus, der Pfarrer Kendziorra und Albrecht, des Superintendenten Clusius, des Kreisrichters Fetschrien, der Ärzte Dr. Richelot und Dr. Kittmann und des Apothekers Kusch in den Jahren 1871 bis 1875 und durch den Ertrag von Sammlungen unter ehemaligen Schülern wuchs das Kapital auf 3000 Mark.

Die Satzung über die Verleihung von Stipendien wurden durch Kaiserli-che Kabinettsordre d. d. Bad Ems, 4. Juli 1874 bestätigt. Das erste Stipendi-um erhielt der Studierende der Philologie E. Behring. Die Beiträge flossen so reichlich, dass der Direktor nach wenigen Jahren ein zweites Kapital von 3000 Mark für ein zweites Stipendium zusammen zu haben hoffte.

Von Michaelis 1876 bis Ostern 1882 war Dr. Wilhelm Kühne Direktor des Hohensteiner Gymnasiums. Nach dem Abgang des Direktors Trosien ist die Schülerfrequenz von Halbjahr zu Halbjahr gesunken. Der wirt-schaftliche Aufschwung der Städte Allenstein und Osterode weckte in den Bürgern dieser Städte das Verlangen nach einer höheren Schule. Als Ostern 1877 in Osterode eine höhere Bürgerschule und Michaelis des-selben Jahres in Allenstein ein Progymnasium eröffnet wurde, trafen die Befürchtungen des Direktors Trosien wegen Verringerung der Schülerzahl des Hohensteiner Gymnasiums ein. Der Ausbau der neuen Schulen ent-zog dem hiesigen Gymnasium immer mehr Schüler, und die Übernahme des Allensteiner Gymnasiums in staatliche Verwaltung besiegelte den Un-tergang der Hohensteiner Anstalt.

Die oberen Klassen sind zur Zeit des Direktors Kühne noch so stark besucht worden, dass die Trennung der Sekunden und Tertien in fast allen Gegenständen notwendig wurde.

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Im Jahre 1878 sollte endlich mit dem Bau der Turnhalle auf dem Acker-lande des Gymnasiums begonnen werden. Der Bau ist schnell gefördert wor-den, so dass die Turnhalle schon im nächsten Jahre benutzt werden konnte.

Der Stipendienfonds ist durch freiwillige Beiträge ehemaliger Schüler und von Abiturienten und durch die Einnahme aus der am 20. Februar 1880 von Schülern der oberen Klassen veranstalteten musikalisch-dekla-matorischen Abendunterhaltung vermehrt worden.

Bernhard Laudien war von Ostern 1882 bis Ostern 1888 Direktor des Gymnasiums in Hohenstein. Er war ein ehemaliger Abiturient des Gym-nasiums und hat durch Veranstaltung von musikalisch-dramatischen Auf-führungen mit Primanern und durch eigene Vorträge und Vorträge ande-rer Lehrer zur Aufstockung des Stipendienfonds wirksam beigetragen. Er konnte Ostern 1888 aus seiner Stellung mit dem erhebenden Bewusstsein scheiden, dass von nun ab die Zinsen von den zweiten 3000 Mark als Sti-pendium verliehen werden können.

Professor Ernst Kahle – Direktor von Ostern 1888 bis Ostern 1889. Es waren nur noch 77 Schüler im Gymnasium. Dem Direktor Kahle waren die hiesigen Verhältnisse nicht fremd. Er war sieben Jahre als Lehrer an dieser Schule während ihrer Blütezeit tätig gewesen. Zwar stieg die Fre-quenz bis zum 1. Februar 1889 auf 86, aber eine starke Zunahme war nicht zu erwarten. Ostern 1888 traten in die Sexta nur sechs, in die Quinta drei, zu Michaelis in beiden Klassen je ein Schüler.

Dr. Karl Müller – Direktor von Ostern 1889 bis Michaelis 1892. Bis Michaelis 1890 stieg die Frequenz noch einmal; sie betrug zu dieser Zeit 115. Aber der Zuzug in die Sexta überstieg die Zahl von zehn nur einmal, blieb sonst darunter. Die meisten der neu aufgenommenen Schüler traten in die mittleren und oberen Klassen ein. Es waren zum Teil solche Schü-ler, die hier ihr Heil versuchen wollten. Die Auflösung des Hohensteiner Gymnasiums zeichnete sich mehr und mehr ab.

Seit Michaelis 1892 ist das Direktorat nicht mehr besetzt worden. Bis zum 31. Dezember 1893 wurden die Direktorialgeschäfte von Professor Huver geführt und am 1. Januar 1894 ist der Berichterstatter (Professor Dr. Gotthold Sachse) mit der Leitung des Gymnasiums betraut worden. Nachdem Ostern 1893 die Sexta und ein Jahr später die Quinta aufgeho-ben wurde, belief sich die Schülerzahl im Sommer 1894 auf 43; von die-sen waren nur zwölf aus Hohenstein. Infolgedessen hat der Herr Minister durch Erlass vom 21. Juni 1894 die Schließung des Gymnasiums zu Os-tern 1895 angeordnet.

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Sorgfältiger und getreuer Ratsverwandter und Richter

Die Vorfahren von Johannes Rau in Königsberg

Den langjährigen nordrhein-westfälischen Mi-nisterpräsidenten und achten Bundespräsidenten Johannes Rau (1931 - 2006) kannte man als alt-eingesessenen, um nicht zu sagen „bekennenden“ Wuppertaler. Der gelernte Verlagsbuchhändler brachte es in der Stadt seiner Geburt und Kind-heit auch zum Oberbürgermeister, bevor er nach weniger als einem Jahr das Rathaus wieder ver-ließ, um sein erstes Ministeramt anzutreten. Tag für Tag machte er sich auf den Weg nach Düssel-dorf und blieb vier Jahrzehnte lang, auch während

seiner Zugehörigkeit zur Regierung direkt gewähltes Mitglied des Land-tags von Nordrhein-Westfalen.

Verwandte und Freunde, die den Politiker näher kannten, wussten, dass die Vorfahren aus dem Oberbergischen Land in die Industriestadt an der Wupper zugewandert waren. Die im 19. Jahrhundert zeitweise hek-tisch gewachsene und 1929 mit vier anderen Orten zur Stadt Wuppertal vereinigten niederbergischen Städte Barmen und Elberfeld besaßen in der Industrialisierungsphase für das landwirtschaftlich geprägte Umland er-hebliche Anziehungskraft. Vor allem Maurer und Pflasterer wurden an der Wupper gebraucht. Sie verdienten ihr Geld bei der Errichtung neu-er Stadtteile im Hoch- und Tiefbau. Einer von ihnen war Johannes Raus Großvater Christian Rau. Auch sein in Barmen, heute Stadtteil von Wup-pertal, geborener Sohn Ewald heiratete ein oberbergisches Mädchen. Sei-ne Mutter Helene, geborene Hartmann stammte aus dem im Süden des Kreises gelegenen Waldbröl.

Von hier aus verzweigten sich die Vorfahren von Vater und Mutter in verschiedene Gemeinden der Region zwischen Agger und Sieg. Als Rau Anfang April 2004 nach Wiehl und in die Siedlung der Siebenbürger nach Drabenderhöhe kam, um als Bundespräsident einen Abschiedsbesuch im Oberbergischen Land zu machen, konnte er mit Fug und Recht sagen, er sei Wuppertaler und Oberberger zugleich.

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Simon Dachs Preislieder

Doch betrachtet man die Abfolge der Generationen genauer, stellt man rasch fest, dass Johannes Rau auch ostpreußische Wurzeln hatte. Der Großvater Christian, wie erwähnt Maurer – später wurde er Polizist, Gen-darm im Barmer Ortsteil Wichlinghausen, ehelichte 1893 in Barmen Anna Köhler. Johannes Raus Oma väterlicherseits war zwar auch in Barmen auf die Welt gekommen, hatte aber Vorfahren, die aus dem Siegerland, Hessen und Ostpreußen stammten.

Sie sind die einzigen Vorfahren, deren Spuren nicht ins Oberbergi-sche weisen. Deshalb wollen wir sie uns genauer ansehen. Anna Köhlers Großvater, der Kleidermacher (Schneider) Johann Julius Hein, der 1866 in Barmen starb, war 1809 in Memel geboren. Dort finden sich drei Ge-nerationen seiner Familie. Die Heirat des Gerdauener Pfarrers Heinrich Boldt und Elisabeth Schmidt führt uns dann 1723 nach Königsberg i. Pr., wo Elisabeth 1703 geboren war. Die Stadt hatte zwei Jahre zuvor in der europäischen Politik Aufmerksamkeit gefunden, weil sich hier der bran-denburgische Kurfürst Friedrich zum König in Preußen krönte. Mit Eli-sabeth Schmidt, die Johannes Raus 8. Ahnengeneration angehörte, öffnet sich der Blick auf das führende Königsberger Bürgertum. Erfahren wir von ihren Eltern und Großeltern nur die Namen, Daten und Berufe, so gewinnt der Urgroßvater Johann Meyenreiß (1603 - 1654) deutlichere Konturen. Er gehörte als Richter in der Kneiphofstadt und Ratsmitglied (Ratsverwandter) zur obersten Bürgerschicht. Das machen Verse anschau-lich, die der Poetikprofessor und Rektor der Albertus-Universität, Simon Dach, auf seinen Tod gedichtet hatte und die sieben Druckseiten umfas-sen. Dach, der zwei Jahre jünger als Meyenreiß war und fünf Jahre später starb, widmete seinen poetischen Nachruf dem „traurigen wiewol seligem Abschiede Des Herrn Johann Meyenreisen“. Er sei „für allen Dingen der Witwen Hut und Rhu“ gewesen, „Schutz und Mund“ der Waisenkinder. Der Dichter erwähnt auch seine Reise nach Frankreich und Spanien, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch einem Abenteuer besonderer Art gleichkam. Vermutlich hatte sie Meyenreiß an sein Studium in Straß-burg angehängt. Aus Dichtermund erfährt er Anerkennung für seine Ver-dienste als „sorgfältiger und getrewer Ratsverwandter und Richter“ der Vaterstadt Königsberg; „Ob jemand es verneinet/Daß er mit dieser Stadt/ aufrichtig es gemeinet?“ Simon Dach sieht den Verstorbenen in Gottes Ewigkeit aufgehoben: „Nicht allzeit fällt nur Regen/Es ist uns schöner nicht/Als nach den Donnerschlägen/Der Sonne helles Licht.“

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Meyenreiß war mit der ebenfalls aus dem höheren Bürgertum Königs-bergs stammenden Catharina Greiff (1615-1679) verheiratet. Es ist ein Glücksfall, dass uns auch Simon Dachs Gedicht auf den Tod ihrer Mut-ter Catharina Greiff geb. Michel (1591-1650) überliefert ist. Darin rührt uns ebenso der barocke Reichtum der Sprache an. Dach überschrieb seine Verse als „Christliche Trost-Reime/Bey seligem Ableiben/Der weiland VielEhr und Tugendreichen Frawen Catharinen Michelin/Des auch wei-land Ehrenvesten/Vornehmgeachteten und Wohlbenahmten Herrn Hans Greiffen/Vornehmen Bürgers und Handelsmann allhie im Kneiphoff hinterlassenen Witwen“. In den nachfolgenden Reimen wird das acht-jährige Krankenlager von Catharina geschildert. Endlich sei sie „dieser mühseligen Welt abgedanckt/ und in das ewige Leben versetzt worden“.

Die Poeme gehören zu den wenigen Personalzeugnissen, die aus den ältesten Vorfahrengenerationen von Bundespräsident Rau überliefert sind und schlagen eine historische Brücke über mehr als 400 Jahre nach Kö-nigsberg. Catharina und Hans Greiff waren Johann Meyenreiß` Schwie-gereltern. Die Ahnenliste führt noch zwei weitere Generationen zurück, zunächst zu Hans Greiffs und Catharina Michels Eltern. Es sind Hans Greiff und eine nicht mit Nachnamen benannte Anna, die 1592 heirateten sowie Johannes Michel, der 1589 ebenfalls Ursula Rabe zur Frau nimmt. Die Eltern der letzteren werden auch aufgeführt: Christof Rabe und seine Frau, ebenfalls eine Anna. Das sind Raus früheste bekannte Königsberger Ahnen. Der Königsberger Zweig wiederum gehört zu den ältesten unter den Vorfahren von Johannes Rau.

Aus dem Königsberger Bürgerbrief, Nr. 84, Winter 2014Prof. Dr. Klaus Goebel

GilgenburgGilgenburg/Dabrówno liegt auf einer Landenge zwischen dem östlich

gelegenen Großen Damerausee/Dabrowa Wielka und dem im Westen be-findlichen Kleinen Damerau See/Dabrowa Mała. Im Norden sind beide Seen durch den kleinen Fluss Wicker verbunden.

Auf der von Wasser umgebenen und dadurch strategisch günstig gele-genen Landenge errichtete der Deutsche Orden zu Beginn des 14. Jahr-hunderts eine Burg. Bereits vorher hatte es an gleicher Stelle zwei Befes-

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tigungsschanzen der Prußen gegeben. In einer Urkunde der Christburger Komturei von 1316 wird der Ordensritter Beringer von Meldungen als Ordenspfleger des „Hauses Ilienburg“ erwähnt. Der Name leitet sich von prußisch ilga (lang) ab. Im Bereich der Burg siedelte der Orden deutsche Einwanderer an. Die Siedlung entwickelte sich offenbar günstig, denn schon 1326 wurde ihr nach einem Bericht des Ordenschronisten Peter von Dusburg durch den Christburger Komtur Luther von Braunschweig mit der handfeste das Stadtrecht verliehen. Über „Ilienburg“, „Ilgenburg“ festigte sich Anfang des 16. Jahrhunderts der Name Gilgenburg. Die Stadt wurde Sitz eines Vogts und eines Kammeramtes. Nahe der Grenze zu Po-len gelegen, wurde die Stadt immer wieder in die kriegerischen Ausein-andersetzungen des Ordens mit Polen hineingezogen. Auf ihrem Wege zur Tannenbergschlacht von 1410 eroberten polnische Truppen zwei Tage zuvor am 13. Juli 1410 die Stadt und zerstörten sie zusammen mit der Burg. 1414 fielen die Polen erneut über die Stadt her, die danach so danie-derlag, dass die Vogtei und das Kammeramt zum Ordenshof Vierzighuben verlegt werden mussten. 1440 schloss sich Gilgenburg dem gegen den Or-den aufbegehrenden Städtebund „Preußischer Bund“ an, unterwarf sich aber während des Städtekrieges bald wieder dem Orden. Durch den Krieg gegen Polen in Finanznot geraten, begann der Orden Städte als Ersatz für Söldnerlohn zu verpfänden. So wurde auch Gilgenburg 1475 an den Söldnerführer Georg von Löben verpfändet. Dies war jedoch nur Anfang einer Kette von Besitzwechseln, erst mit dem Erwerb der Stadt durch den Hauptmann Felix von Finckenstein am 24. April 1572 trat wieder Konti-nuität ein. Die Familie Finck von Finckenstein hielt den Besitz bis in das 20. Jahrhundert hinein. Nachdem 1525 der Ordensstaat zum Herzogtum Preußen säkularisiert worden war, wurde Gilgenburg verwaltungsmäßig dem Oberländischen Kreis unterstellt und wurde Sitz eines Erbamtes. Den Status des Erbamtes behielt die Stadt bis 1818. Vorher wurde die Stadt im Zuge einer Verwaltungsreform dem Kreis Neidenburg zugeordnet. Ab 1818 gehörte Gilgenburg schließlich zum Kreis Osterode. Im Siebenjäh-rigen Krieg (1756-1763) besetzte die russische Armee zeitweise die Stadt, dessen Einwohner den Proviant aufbringen mussten. Ähnlich schlecht ging es Gilgenburg während des Feldzugs von Napoleon gegen Preußen. Im Januar 1807 lagen in und um Gilgenburg 6000 französische Soldaten unter Marschall Ney. Als sie bei ihrem Abzug die Stadt plünderten, hin-terließen sie so schwere Schäden, dass die Stadt erst 1832 die Schulden für den Wiederaufbau getilgt hatte. Der Ausbau der modernen Verkehrswege ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging zunächst an Gilgenburg vorbei. Erst

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1910 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Osterode - Soldau. So blieb der Ort eine unbedeutende Ackerbürgerstadt, die 1885 1862 Einwohner zählte. Am 30. August 1914 fand nahe Gilgenburgs erneut eine geschichts-trächtige Schlacht statt. Unter dem Kommando von Hindenburg und Lu-dendorff schlug das deutsche Heer die 2. russische Armee. Auf Vorschlag Hindenburgs wurde der Sieg als „Schlacht von Tannenberg“ benannt. Der vier Jahre später verlorene 1. Weltkrieg hatte für Gilgenburg besonders negative Auswirkungen, da die Stadt durch die Schaffung des „Polnischen Korridors“ von ihrem westlichen Hinterland abgeschnitten wurde. Zu-dem wurden die Einwohner durch den Versailler Vertrag gezwungen, sich innerhalb des Kreises Osterode durch einen Volksentscheid zwischen Po-len und Ostpreußen zu entscheiden. Sowohl die Stadt als der Kreis ent-schieden sich am 11. Juli 1920 eindeutig für den Verbleib in Ostpreußen, in Gilgenburg lautete das Ergebnis 1203:40. Infolge der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit sank die Einwohnerzahl bis 1939 auf 1678. Zu diesem Zeitpunkt waren 30 Prozent der Erwerbstätigen in der Land- und Forst-

Gilgenburg bei Nacht und Schnee, gestaltet von Bozena Szpaczynska.

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wirtschaft beschäftigt, in Handel und Verkehr waren es 37 Prozent und in der Industrie und im Handwerk arbeiteten 34 Prozent. Der Reichsarbeits-dienst hatte in Gilgenburg ein Lager für etwa 50 Personen eingerichtet. Im Januar 1945 wurde die Stadt unter schweren Zerstörungen von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Die polnischen Behörden erkannten der Stadt das Stadtrecht ab und nannten Gilgenburg in Dabrowno um. Die Stadtkirche und Teile der Befestigung waren von der Zerstörung verschont geblieben, aber erst nach 1990 wurde mit dem Ausbau der Altstadt begonnen.

Seit dem 5. Mai 2005 besteht zwischen der Gemeinde Dabrówno und der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. eine Vereinbarung über eine partnerschaftliche Zusammenarbeit bei der Erhaltung des Kulturgu-tes der Gemeinde Dabrówno/Gilgenburg aus der Zeit vor 1945, die fol-gende Bereiche umfasst:

1. Gemeinsame Geschichtsschreibung und Erhaltung von Kulturgü-tern.

2. Einbeziehung der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. in die Arbeiten zur Sicherung, Erhaltung und Wiederherstellung von Sehens-würdigkeiten, Gebäuden und Denkmälern unter Beachtung der deutschen Vergangenheit sowie bei der Pflege der deutschen Friedhöfe.

3. Verbreitung und Vertiefung des Wissens über die Tätigkeit von be-deutenden Persönlichkeiten beider Seiten.

4. Erforschung und Bewahrung historischer Ereignisse aus der Vergan-genheit.

5. Unterstützung der Identität, der kulturellen Traditionen und der Le-bensweise der deutschen Minderheit sowie Hilfe im sozialen und huma-nitären Bereich.

6. Förderung des Erlernens und Gebrauchs der Sprache beider Seiten.

7. Entwicklung von freundschaftlichen Beziehungen und Kontakten zwischen den ehemaligen und den heutigen Einwohnern der Region, ins-besondere durch Einladungen zu Veranstaltungen, und Unterstützung ge-genseitiger Besuche, vor allem junger Menschen.

8. Förderung des Tourismus und der Bereitschaft, bei bestehenden Möglichkeiten auch wirtschaftliche Kontakte zu unterstützen.

Quelle: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V.

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Evangelische Kirchein Gilgenburg/Dabrówno

Die erste Kirche in Gilgenburg, ein einschiffiger Ordensbau mit drei-seitigem Chor, wurde im 2. Drittel des 14. Jhs. errichtet, um 1600 reno-viert, 1724 um die Seitenschiffe mit Emporen erweitert und dabei neu aus-gestattet. Der Westgiebel wurde unter Leitung des Bauinspektors Valentin aus Mohrungen 1842 neu gestaltet und der Chor 1896 erhöht, sodass nur sein unteres Mauerwerk noch aus der Ursprungszeit stammt. Als Kirch-turm dient ein Turm der Stadtbefestigung aus dem 14./15. Jh. Ebenfalls aus der Ordenszeit stammt noch die Sakristei auf der Nordseite, zweijochig mit Kreuzgewölbe. Das Erbbegräbnis der Familie Finck v. Finckenstein an der Nordseite des Chors ist von 1697.

Die Holzdecke wurde um 1730 eingezogen und bemalt, wobei der Mit-telteil die Beschneidung und Taufe Christi darstellt.

Ausstattung:

Die Herrschaftsloge in halber Höhe der Nordwand, der sog. Gra-fenchor, mit bemalten Füllungen und Schnitzarbeiten, Kanzelaltar und Beichtstuhl schuf Joachim Kapitzki ca. 1725

Orgel von Mathias Brandtner aus Thorn, 1726

Der Taufengel ist vermutlich eine Arbeit aus der Werkstatt von Chris-tian Klodsseys von 1681

Epithaphien: Ludwig v. Finck, gest. 1635; Friedrich v. d. Oelsnitz , gest. 1553 - eingraviert irrtümlich 1554; dessen Enkel Karl v. d. Oelsnitz. Halb-figuren in einfacher Steinmetzarbeit

Die Kirche wird heute von der evangelischen und der methodistischen Gemeinde gemeinsam genutzt. Das Pfarrhaus wurde 1914/1915 gebaut. Teile der Stadtmauer sind neben der evangelischen Kirche erhalten

Quelle: ostpreußen.net

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Grabplatten der Familie

Finckenstein.

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Zum GedächtnisBenedykt Johann Meik

* 24.02.1923 † 08.03.1978

In den Jahren 1950 - 1954 Pfarrer in Gilgenburg.

Unterdrückung durch den Geheimdienst und Entzug des Kirchendiens-tes.

Für die Hilfe an Polen und Juden von der Gestapo verhaftet und inhaftiert in Festung VII in Posen.

In den Jahren 1943 - 1945 Gefangener in Ausschwitz Nr. 165051

Überlebender im Todesmarsch nach Mauthausen.Frei übersetzt v. Gisela Schweda

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Stadtplan Gilgenburg.

Gedenken anHarry Ristock, geboren

in Seemen, Kr. Osterode.

Finckenstein-Grabplatte.

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Frau Ruth Braun aus Wedel sendet folgende Bilder der Gilgenbur-ger Kirche und stellt die Frage: Warum hat wohl das Kirchenfens-ter in Gilgenburg kein Rot-Blau-Grün (es ist eine Seltenheit)?Vielleicht können Experten den Sach-verhalt klären!

Altarraum mit dem Fenster.

Kirchenfenster – hinter Kanzel.

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Gilgenburg 2009.

Alter Beichtstuhlund Taufengel.

Grafen-Empore.

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Frank Bartsch aus Häus-lingen sendet Fotos seiner Heimatstadt Gilgenburg, der Werkstatt seines Vaters Walter Bartsch, der Badeanstalt und der Fischerei Matern am Großen Damerausee.Er fragt nach Klassenka-meraden des Jahrgangs 1938, die in einer Bara-cke am Bahnhof unter-richtet wurden und vom Lehrer in der Gruppe zur Hauptstraße geleitet wurden.Tel. 0 51 65/39 18.

Fischerei Matern am Großen Damerausee.

Badeanstalt.

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Der Schriftsteller Hansgeorg Buchholtz war von 1928–33 Rektor in Gilgen-

burg. Von seinen zahlreichen Werken dürfte „Der Markt von Heckenbruch“,

1934 bei Paul List in Leipzig verlegt, am meisten mit der Stadt zu tun haben.

Es wurde mir aus zwei Richtungen (Weil der Stadt und Lübeck) zum Le-sen zugeschickt. Buchholtz beschreibt

kritisch eine Kleinstadt-Gesellschaft mit ihren Honorationen, Originalen und sehr unterschiedlichen Lehrern, in der benachteiligte Jugendliche zu

Außenseitern werden, Unheil stiften, auf der Insel Zufl ucht suchen und

schließlich bei Gewitter ertrinken. Die Armuts- und Wohnverhältnisse an der Burgmauer werden drastisch gezeich-net. Die Familiennamen passen in die Landschaft und sind aus Ostpreußen geläufi g, Heckenbruch erscheint frei

erfunden, der Name der Kreisstadt „Ohrenburg“ wirkt nur geringfügig

verfremdet, aber irreführend.Klaus Masuhr

Hansgeorg Buchholtz, am 25. 6. 1899 in Mülhausen (Elsaß) geboren, 1979 in Uetersen verstorben.

Weihnachtsgruß des Schriftstellers an den ersten Schriftleiter der Osteroder Zeitung, Dr. Wolfgang Kowalski, im Jahre 1971, übermittelt von Ilse Conrad-Kowalski, die ein gleiches Kärtchen 1975 erhielt und es in das dem Schriftleiter überlassene Buch „Der Markt von Heckenbruch“ eingeklebt hat.

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Meine Begegnung mitHansgeorg Buchholtz

Nein, persönlich bin ich ihm leider nie begegnet, nur mein Vater kannte ihn persönlich und stand mit ihm in Briefwechsel, schon in der Heimat, wie auch nach dem Kriege. Ich selbst lernte seinen Namen schon als jun-ges Mädchen kennen, durch das Jugendbuch „Der kleine Jorgatz“. Es ist die Geschichte eines Jungen, der den Tatarensturm miterlebt. Das Buch hatte mich so tief beeindruckt, dass ich nach dem Krieg nicht ruhte, bis ich es in Händen hielt. Und ebenso erging es mir auch mit dem Roman „Der Markt zu Heckenbruch“ (Geschichte einer Jugend), in dem er wahrheits-getreu über das Leben in Gilgenburg berichtet. Mein Vater erzählte, dass die Gilgenburger das H. G. Buchholtz nie verziehen hätten, so dass er sich da nie mehr blicken lassen konnte (s. u. eine andere Version). Ich kann nur empfehlen, sich, wenn irgend möglich, (antiquarisch!) die Bücher zu be-sorgen. Ich bekam den Jorgatz schließlich durch die Tochter des Dichters, Frau Brigitte Albrecht, Bautzen. Ihr verdanke ich auch die Charakteristik ihres Vaters, die ich wörtlich wiedergebe: „Geburtsdatum ungewiss (Jon-glieren mit Lebensdaten lag in der Familie). Lebensstationen: als Rektor in Sensburg, Gilgenburg (bis 1933; Differenzen mit der Partei), Lötzen, 1942 nach Heilsberg, nachdem der Sohn gefallen war, – 1945 Uetersen – Som-merhaus in Sarkau „erschrieben“. Persönlichkeit von großem Charme.

Weitere Bücher von Hansgeorg Buchholtz in meinem Besitz: Zwischen Himmel, See und Tod; Dorf unter der Düne.

Ilse Conrad-Kowalski, Rademacherstraße 11, 23556 Lübeck

Hansgeorg Buchholtz im Jahr 1959.

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Rastenburg. Arno Surminski hoch drei

„Grunowen“ auch auf PolnischVom 15. bis 17. Oktober hatten die

Bewohner der Wojewodschaft Erm-land-Masuren gleich drei Mal die Mög-lichkeit, einen ihrer großen deutsch-sprachigen Söhne kennenzulernen. Der 1934 in Jäglack bei Rastenburg ge-borene und heute in Hamburg lebende Schriftsteller Arno Surminski war zu einem Besuch in seine Heimatregion gekommen.

Im Rahmen der Veranstaltungsrei-he „Sorquitter Gespräche“ hatten die evangelisch-augsburgische Kirchen-gemeinde von Sorquitten und der Verein „Freunde Masurens“ in Schar-nebeck am 15. Oktober zu einem Autorengespräch mit Arno Surminski in das Jugendhaus der Gemeinde eingeladen. Unter den über 80 Gästen waren „viele, die das, was ich in meinen Büchern schildere und in meinem Leben erlebt habe, aus eigener Anschauung kennen“, so der Schriftsteller. Besonders für sie ist er einer der Ihren.

Dieses Gefühl, anerkannt zu werden, kennt Arno Surminski auch aus Begegnungen mit Schülern und Jugendlichen in Jäglack und Rastenburg. Diese schilderte er in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Erin-nertes Leben – Gelebte Erinnerung“ in der ehemaligen Freimaurerloge in Rastenburg, dem Sitz der Arno Holz Gesellschaft, am 17. Oktober. Bevor er selber das Wort ergreifen durfte, wurde er von einigen Personen aus-führlich gewürdigt: Dr. Joachim Mähnert, der Direktor des Ostpreußi-schen Landesmuseums in Lüneburg, das die Sonderausstellung aus Anlass des 80. Geburtstags von Arno Surminski konzipiert hat, Witold Gagacki, der Direktor der Städtischen Bibliothek in Rastenburg und Dr. Krzysztof Szatrawski, der aus Rastenburg stammende Schriftsteller und Übersetzer des „Phantasus“ von Arno Holz. Auch zwei langjährige treue Leserinnen ließen es sich nicht nehmen, ihren Dank auszusprechen.

Mit Bernard Gaida, Maria Neumann und Monika Wittek hatten auch drei Vertreter des Verbandes der deutschen sozialkulturellen Gesellschaf-ten VdG den Weg ins ehemalige südliche Ostpreußen gefunden. Anlass

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war der Autorenabend mit Arno Surminski am Abend des 17. Oktober in der Bibliothek in der Burg in Rastenburg. Dort stellten sie den neues-ten Band der Kleinen Bibliothek der VdG vor: Arno Surminskis „Gruno-wen oder das vergangene Leben“ in einer zweisprachigen Ausgabe. Wie Bernard Gaida betonte: „Ziel ist, dass auch die polnische Mehrheit die deutsche Literatur verstehen kann und die Deutschen in Polen diese in der Originalfassung lesen können.“ Die Wahl fiel auf Arno Surminski nicht nur, weil er als Ostpreuße die dortigen Geschehnisse berichtet, ergänzt er: „Bei ihm geht es weniger um Geschichte, Fakten oder Daten, sondern er beschreibt Menschen in dieser Geschichte oder – wie in ,Grunowen‘ – auf der Suche nach dieser Geschichte.“

Arno Surminski zeigte sich bewegt von der Anerkennung der Gäste und den Aufmerksamkeiten zu seinem 80. Geburtstag, der bereits zwei Monate zurückliegt: „Zuhause hatten wir nicht so viel Aufhebens davon gemacht. Es freut mich, dass Sie immer noch mit mir feiern.“ Dann ließen ihn die Gäste mit einer Torte und „Sto lat“ dreimal hochleben.

Text: Uwe HahnkampBild: Dr. Ralf Meindl

Osterode. Die Geheimnisse von Hans Hellmut Kirst

Hundertster Geburtstag des SchriftstellersOsteroder zu sein und nichts von dem berühmten Autor von 50 Bü-

chern, die sich mehrheitlich dem Thema Krieg widmen, darunter die be-kannte Trilogie „08/15“, gehört zu haben, ist unmöglich. Jedoch fast nie-mand kennt die Beschreibung seines Lebens.

Und das ist nicht verwunderlich, sind doch die biographischen Notizen auf den Bucheinbänden oder auch auf den Flügeln der Schutzumschlä-ge der zahlreich herausgegebenen Romane von Hans Hellmut Kirst sehr dürftig, um nicht zu sagen enigmatisch. Tadeusz Ostojski (1925–2008), der Übersetzer von Kirst ins Polnische, u. a. seines „Gott schläft in Masu-ren“ (1993), sagte von ihm: „Für mich ist er eine sehr geheimnisvolle Ge-stalt. Obwohl er ein so populärer Schriftsteller ist, das nicht einmal Karl Marx auf der Welt so viel übersetzt wurde, ist wenig über ihn bekannt. Er ist zwar in Osterode geboren, aber Spuren gibt es keine.“

Offiziell wird gesagt, dass Hans Hellmut Kirst am 5. Dezember 1914 auf die Welt gekommen ist. Im letzten Jahr war also der hundertste Ge-

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burtstag des deutschen Schriftstellers. Das ist eine gute Gelegenheit, um zu versuchen, seine Biographie genauer zu betrachten. Am Rande sei bemerkt, dass verschiedene Geburtsdaten des Schriftstellers anzutreffen sind, näm-lich der 9. Dezember (J. Chlosta, 1993, 2010) und der 15. und 19. De-zember (W. Westphal, 1989, 2001). Die deutschen Verlage hingegen sowie die Internetseite des Deutschen Histori-schen Museums in Berlin geben das Datum „5. Dezember“ an und das kann man sicher als das wahre anse-hen.

PersonalienDen ersten Vornamen „Hans“ erhielt unser Schriftsteller nach dem

Vater, der als Soldat des Osteroder 3. Preußischen Infanterieregiments während des ersten Weltkriegs in russische Gefangenschaft geriet. Nach dem Krieg war er Polizist in Osterode, danach wurde er Gendarm und diente in einigen Ortschaften des Kreises Osterode, u. a. in Mühlen. An-fang der 30er Jahre wohnte er in Tannenberg, an der Straße nach Frö-genau, in einem Mehrfamilienhaus (nach dem Krieg nicht erhalten), das Wilhelm Pracejus gehörte, der von Beruf „Fleischbeschauer“ (Prüfer von Fleisch unter tierärztlichen Gesichtspunkten) war. Die weiteren Bewoh-ner waren Friedrich Mielke, der Besitzer des benachbarten Ladens mit Industriewaren, und der Viehhändler Ernst Schönegge. Auf der anderen Straßenseite stand die evangelische Kirche und die Schule, die die Schwes-ter des Schriftstellers besuchte. Hans Kirst gab sich als Gendarmeriemeis-ter von seiner guten Seite besonders den Einwohnern von Gilgenburg, Hohenstein und Marwalde zu erkennen, die ihn für seine „Gerechtig-keit und treue Freundschaft“ schätzten. Er starb am 28. Dezember 1969 im Alter von 84 Jahren. Als „konservativer Soldat“ war er von den Bü-chern seines Sohnes nicht sehr begeistert, aber ein „ostpreußisches Buch“ („Deutschland deine Ostpreußen“), das ihm noch zu lesen gelang, hat ihn deutlich gefreut. Er hatte einen schönen Lebensherbst, denn er verbrachte die letzten zehn Jahre mit seiner Frau in einem kleinen, von seinem Sohn erbauten Häuschen.

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Die Form des zweiten Vornamens „Hellmut“ mit zwei l verwen-den konsequent fast alle Herausgeber seiner Bücher, obwohl die richti-ge Schreibweise dieses Vornamens Helmut ist, mit einem l. Es ist nicht klar, womit wir es hier zu tun haben: mit einem Irrtum eines Beamten des Standesamtes, oder mit einem Streben nach Hervorhebung unter den „gewöhnlichen Helmuten“ durch einen Interessierten. Ähnliche Schwie-rigkeiten gibt es mit dem Geburtsnamen der Mutter des Schriftstellers und seiner Großeltern. In der „Altpreußischen Biographie“ treffen wir auf die Form „Golldack“ mit Doppel-l. Aus der Lektüre von „Deutschland, dei-ne Ostpreußen“ ist klar, dass der Autor mütterlicherseits eine große Fa-milie hatte. Im „Adressbuch der Stadt Osterode Ostpreußen 1928–1939“ hingegen finden wir nur eine Person mit dem Namen Golldack, i. e. Her-mann, ein Metzger, der in den Jahren 1932–39 in der Kirchenstraße 11 (heute ul. Wyspianskiego) wohnte. Wenn wir jedoch den Namen Gol-dack mit einem l prüfen, wird die Liste länger und an ihrer Spitze befindet sich Adolf, der 1928 in der Ritterstraße 44 wohnte (parallel zum heutigen Plac Tysiaclecia von Norden, existiert heute nicht mehr), ganz sicher der Großvater von Kirst, jener Streckenwärter bei der Bahn, der an Winter-abenden bei einem Viertel Wodka Klassiker las. Weiter gibt es die Witwe (Emma), wohnhaft 1939 in der Kirchhofstraße 1 (heute ul. Garnizonowa), also höchstwahrscheinlich die „geliebte Großmutter“, eine Hebamme, der viele Nachkriegs-Osteroder das Auf-die-Welt-kommen verdanken. Des weiteren ist Gustav, 1928–39 in der Friedrichstraße 3 (heute ul. Drwecka oder ein Teil des Plac Tysiaclecia), von Beruf Friseurmeister, vielleicht die-ser Onkel, der nur Hirsche malte.

Einer der Urgroßväter Kirsts stammt aus Salzburg, ein zweiter gar aus Holland. Es scheint also möglich, dass seine Vorfahren Protestanten waren. Er selbst war aber Katholik, wie Walter Westphal in der oben erwähnten „Altpreußischen Biographie“ angibt. Die Osteroder Protestanten halten den Schriftsteller vielleicht für einen der Ihren, wovon die Publikation des Ar-tikels mit dem Titel „Hans Helmut Kirst, ein großer in Osterode geborener Schriftsteller“ von Filip Lipinski im „Ewangelik Ostródzki“ zeugen mag.

Das Haus in Osterode in der Schillerstraße 10

Am Sonntag, dem 22. September 2002, um 15 Uhr wurde am Gebäude in der ulica Sienkiewicza 10 (früher Schillerstraße) eine Gedenktafel ent-hüllt mit der zweisprachigen Aufschrift: „In diesem Haus wohnte der her-vorragende Schriftsteller / Hans Hellmut Kirst / geboren am 05.12.1914

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in Osterode.“ Und vermutlich fand das nicht zufällig kurz vor dem ersten Wahlgang der Kommunalwahlen statt. An den Feierlichkeiten nahm ne-ben den Herren der Stadt Hubert Orlowski teil, Absolvent des Osteroder Lyzeums, Professor der UAM in Posen, der danach in der Bibliothek in der Burg, wo eine Kirst gewidmete Ausstellung organisiert wurde, einen Vortrag zum Schaffen dieses berühmten deutschen Schriftstellers hielt. Anderntags erschien in der „Gazeta Olsztynska“ eine Notiz, nach der „die Enthüllung der Tafel die Tochter des Schriftstellers vornehmen sollte, die aber nicht rechtzeitig nach Polen einfliegen konnte“.

Wenn wir von der Frage abstrahieren, ob die Ordnungsnummer des Ge-bäudes an der ulica Sienkiewicza 10 mit der Vorkriegsnummerierung dieses Grundstücks ist, sollte man deutlich sagen, dass es bis zum heutigen Tag keine Beweise gibt, die die Tatsache bestätigen, das Hans Hellmut Kirst oder auch seine Eltern unter der Adresse Schillerstraße 10 gewohnt hat.

Nach dem oben erwähnten Adressbuch von 1930 war die Eigentümerin des Hauses Schillerstraße 10 Erna John, eine Hebamme, die in den Jahren 1932–1939 in Gerswalde wohnte und dort eine Entbindungspraxis betrieb. In der Schillerstraße 10 wohnten (in Klammern die Jahre): August John, Schlosser (1928); Ernst John, Schlosser (1928–1930); Berta Kirst, ohne Be-ruf (1928–1939); Frieda Kirst, o. B. (1928–1932); Fritz Kirst (1928–1939), Praktikant 1928–1930, Helfer des Kassiers 1932 und Vorstandsassistent 1935–1939 sowie Wally Kirst, Arzthelferin (1935–1939).

Im Lichte der obigen Ausführungen wissen wir heute nicht, wo in Os-terode die nächste Familie des Schriftstellers wohnte, und in der Schiller-straße Nr. 10 könnte er eventuell bei seinen entfernten Verwandten gewe-sen sein, so nämlich bezeichnete er Fritz Kirst in einem seiner Briefe, um den es im Weiteren gehen wird.

Schule

In Biographien, Lebensläufen und anderen Quellen trifft man oft die In-formation, dass Kirst Schüler des Osteroder Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums war oder diese Schule besucht hat (u. a. W. Eckstein 1970; W. Westphal, 2001), und sogar, dass er es abgeschlossen hat (polnischsprachiges Wikipe-dia), seltener wird darüber informiert, dass er in Osterode die einjährige Handelsschule beendet hat. An dieser Stelle muss man deutlich betonen, dass der Name Kirst nicht im Verzeichnis der Absolventen des Gymna-siums in Osterode vor dem Krieg figuriert (Klaus Bürger, Abiturienten und Lehrer des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode Ostpreußen).

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Der Schriftsteller selbst dagegen schrieb in einem der Briefe an Wolfgang Kowalski, datiert vom 11. Dezember 1968: „In einem Punkt möchte ich Sie jedoch verbessern. Ich war leider nicht Ihr Schüler im Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Osterode – das war, wie ich glaube, mein entfernter Ver-wandter Fritz Kirst, bekannt als Luftikus. Ihr wirklicher Schüler, Herr Dr. Kowalski, wurde ich erst in der Nachkriegszeit durch die ,Osteroder Zeitung‘.“ Es lässt sich überlegen, was der Schriftsteller sagen wollte: dass er nicht der Schüler Kowalskis war, oder dass er überhaupt nicht Schüler des Gymnasiums war?

Walther Westphal (1913–2010), Schulkamerad von Hans Hellmut Kirst (sie beendeten gemeinsam 1932 die Osteroder Höhere Handelsschule) teilt über Kirst mit: „In Gesprächen äußerte er, dass er noch bis zur ,Sexta‘ das Gymnasium besucht habe“, also bis zur ersten Klasse Gymnasium, der niedrigsten, in der die Schüler etwa zwölf Jahre alt waren (Brief vom 31. Januar 2003 an R. Kowalski). Selbst falls man annimmt, dass es hier um das Gymnasium in Osterode geht und nicht um die Oberschule in Gilgen-burg, war der Aufenthalt des zukünftigen Schriftstellers in der Osteroder Schule gerade einmal eine kurze Episode. In demselben Brief schreibt Westphal: „Soweit mir bekannt ist, besuchte Hans Hellmut die Schule in Gilgenburg und verließ sie mit der Mittleren Reife. Danach ging er 1931 für ein Jahr in die Höhere Handelsschule, die er mit dem Abitur beendete. Klassenlehrer war damals der Diplom-Handelslehrer Alfons Wedig und Direktor Alfred Chaborski.“

Nach der Erinnerung Walther Westphals „hob sich Kirst in nichts Be-sonderem“ in der Klasse, die 28–30 Schüler zählte, hervor. Er hielt sich eher beiseite, so ein Außenseiter. Er ging seine eigenen Wege. Nach dem Krieg korrespondierte Westphal mit dem bereits bekannten Schriftstel-ler, aber dieser „schrieb zum Thema seines eigenen Lebens nichts“ und schickte trotz Bitte kein Bild zum Archiv der Landsmannschaft („Gazeta Olsztynska“ vom 13. bis 15. September 1996).

Aus der Verpflichtung des Chronisten fügen wir hinzu, dass der Sitz der oben erwähnten Höheren Handelsschule sich vor dem Krieg im Ge-bäude der Fach- und Berufsschulen befand, also des heutigen Berufsschul-verbandes in der ulica Kardynała Stefana Wyszynskiego.

Resümierend lassen sich viele Rätsel im Leben von Kirst nicht lösen ohne Zugang zu neuen Quellen, darunter zu amtlichen Dokumenten oder Adressbüchern aus den Jahren 1914–1928.

Ryszard Kowalski

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Nach dem Krieg hatte die Pädagogik-Hochschule/Präparandenanstalt ihren Sitz im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium. Das Foto stammt aus den 50er Jahren des XX. Jahrhunderts.

Das Foto entstand 1962 mit Schülern und der Abschlussklasse. Rechts außen, mit Blumen und Buch in den Händen, der fast 14-jährige ausge-zeichnete für sehr gute schulische Leistungen, Ryszard Kowalski.

Ryszard Kowalski vor derGedenktafel.

Text der Gedenktafel am Haus Schillerstr./ul. Sienkiewicza 10W tym domu mieszkał wybitny pisarz / Hans Hellmut Kirst / urodzony dnia 05.12.1914 roku w Ostródzie.In diesem Haus wohnte der berühmte Schriftsteller / Hans Hellmut Kirst / gebo-ren am 05.12.1914 in Osterode.

In Folge 122, S. 95, unter „Erinne-rungsfoto“ setzte der Schriftleiter in die Lücke ein Bild, das wohl über Lübeck zu ihm gelangte, mit der Frage: Wohin gehört dieses Konfi rmationsfoto?

Die Antwort kam prompt aus Ostróda:

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Aus unserem Heimatkreis damals:Erinnerungen und Erlebnisse

Vater – Mutter – KindDie Welt verwandelt sich. Die Kinderspiele verändern sich. Sie hängen

vom Zeitgeist und der Umwelt ab.Wir Kinder spielten damals unbeschadet vom Lauf der Welt unsere

Kinderspiele in dieser besonderen Landschaft in Ostpreußen mit ihren Seen und ihrem Sand, ihren Bäumen und Pflanzen, ihren Wegen und Bür-gersteigen. So eine wie die Osteroder Gegend gibt es nirgends sonst auf der Welt – klar! Aber natürlich gibt es überall andere Paradiese für die Kinder dieser Welt – eben nur anders.

Ich habe schon oft erzählt, dass unsere Familie in einem der drei neuen Gagfah-Häuser (Baujahr 1929/30) ihr Heim hatte. Dort wohnten natürlich viele junge Familien. So spielten „auf dem Hof“ viele Kinder, große und kleine. Spielgefährten gab es genug. Zwischen den drei Wohnhäusern waren große Rasenflächen angelegt. Sie boten für uns Kinder viel Bewegungsfrei-heit und schufen Unternehmungslust. Außerdem legten viele Hausfrauen ihre Wäsche „auf die Bleiche“, auf den Rasen. Das konnten sie beruhigt tun, denn hier in der Stadt gab es keine Gänse, die darauf herumwackeln konnten.

Mitten im Gelände war natürlich ein großer Sandkasten. Er brauchte nicht mit schönem, hellen Sand angefüllt zu werden. Der war schon von Natur aus drin. Man konnte ganz tiefe „Kaulen“ darin graben, so dass man selber hineinpasste und man war immer noch in der manchmal fast gelben Sandschicht. Oft fand man „Feuerkeile“. Das müssen versteinerte Körperteile von Urtierchen gewesen sein.

Zu bestimmen über alles hatte der „Daniel“, eine nicht sehr geliebte Respektperson, der für die Gagfah alles in Ordnung und sauber halten sollte. Aber immer trampelten wir Kinder auf dem schönen Rasen herum. In meinem Ohren höre ich noch unseren Warnruf: „Der Daniel kommt!“

Oft sprangen wir über die kurzen Weißbuchenhecken, so dass diese immer etwas „zerfressen“ aussahen. Später kam der Daniel sogar auf den Gedanken, in die am meisten übersprungenen Stellen Stacheldraht einzu-ziehen. Eine alte Narbe davon habe ich noch lange Zeit an meinem rechten Schienbein gesehen.

Wenn es im Sommer schön warm war und die Sonne schien, holten wir Decken raus und legten diese auf den Rasen. Wir machten darauf Kunststü-

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cke oder spielten mit unseren Spielsachen. Manchmal spielten wir auch das schöne Spiel „Vater – Mutter – Kind“. Jede Familie hatte ein festes Terrain auf ihrer Decke. Das gehörte ihr. Uns leitete vielleicht die alte Sehnsucht – wie unsere Vorfahren – nach Heim – Wohnung – sesshaft werden, die die Germa-nen durch Europa trieb und die Juden nach Kanaan. Die Rollen waren schnell verteilt. Du bist der Vater, du bist die Mutter, du bist das Kind – oder umge-kehrt. Mein „Mann“ war der Gerd Falkowski. Er war ein bisschen jünger als ich. Wir taten wie die Großen und ahmten das tägliche Leben in der Familie nach und redeten auch so – einschließlich der bekannten Streitgespräche.

Vieles davon habe ich vergessen. Aber ich erinnere mich noch ganz ge-nau daran, wie der Gerd vor seinen „Kollegen“ die Qualität seiner Frau (also meine) herausstellen wollte und stolz sagte: „Meine Frau raucht am Tag zehn Schachteln Salem.“

Was hatten die anderen schon dagegenzusetzen? Ich wurde dann in der Authentizität noch eine Stufe deutlicher. Ich steckte mir ein Kissen vor den Bauch unter das Kleid und stolzierte dann herum. Klar, was das be-deuten sollte! Irgendwie hatte ich aber dabei ein bisschen das Gefühl, dass das nicht so ganz angebracht war. Aber Familie ist Familie! Und richtig, ich lag nicht falsch mit meinen Bedenken!

Neben unserem Gagfah-Wohnhaus stand ein Einfamilienhaus. Die Be-sitzerin desselben muss wohl durch den Maschendrahtzaun unseren Spie-len zugeschaut haben. Besonders meine Darstellung wird ihr aufgefallen sein. Sie erzählte brühwarm meiner Mutter, wie die Ilse sich da aufgeführt hatte. Mutti wird wohl entsetzt gewesen sein über mein unmoralisches Verhalten und sah mich schon in den Sumpf abgleiten.

Vor Sorge erzählte sie am Abend alles meinem Vater. Ja, und der muss sich seiner Verpflichtung entsonnen haben, über meine Tugend wachen zu müssen, und tat das, was zu der Zeit fast alle Väter in problematischen Fäl-len taten, englische und preußische Königshäuser nicht ausgenommen …

So hat der „Alte Fritz“ als junger Fritz die Handschrift seines Vaters oft zu spüren bekommen. Auch las ich zu meiner größten Überraschung von dem Ehemann der Königin Victoria dem Deutschen Albert – dass er sein Tun hatte, seine vielen Kinder auf diese Weise auf den rechten Weg zu bringen.

Mit anderen Worten: Mein Vater verprügelte mich unwahrscheinlich hart. Das heißt, er versohlte mir den Hintern nach Strich und Faden, bis meine Mutter dazwischen ging.

Es muss etwas genutzt haben …Ilse Winter, geb. Reinhardt-Bitschkowski

Dabringhauser Straße 146, 51069 Köln, Tel. 02 21/68 64 42

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Ein Osteroder OriginalWer erinnert sich noch an den Pumelmann?

Er gehörte zum Osteroder Straßenbild der frühen dreißiger Jahre. Bei uns Kindern, vorzugsweise den Jungen, war er wenig angesehen und wurde verspottet und „ausgeschrien“. Meine Eltern verwiesen uns das; denn er hatte eine durchaus wichtige Funktion auf den Straßen: er feg-te die Pumelhaufen weg, d. h. die Hinterlassenschaften der Pferde. Vor der Inbesitznahme der Straßen durch die Autos wurde der Großteil des Straßenverkehrs durch Pferdewagen bestritten. Meist waren es die der-ben Ermländer-Gespanne, von denen die schweren Brauereiwagen und Meiereifahrzeuge mit ihren Fässern und Milchkannen gezogen wurden. Diese dicken großen Pferde hoben von Zeit zu Zeit ihre kurzgestutzten Schwänze und ließen es purzeln, und das lag dann da auf der Straße und wurde plattgefahren. Wenn da nicht der Pumelmann mit Schaufel und Besen gekommen wäre und flugs den Pumelhaufen in seinem zweirädri-gen Zinkkarren mit dem Schiebedeckel hätte verschwinden lassen. Meine Mutter kaufte den Pferdemist für den Garten lieber vom Pumelmann als vom Bauern. Denn der war „kurz“, d. h. ohne Stroh – für die Erdbeeren das Beste.

In den frühen Dreißigern gab es in Osterode nur ein Auto, und das gehörte meinem Onkel, dem Zahnarzt Dr. Walter Schmidt. Die Hupe die-ses weinroten Cabriolets belebte die stillen Straßen mit unüberhörbarem „Gerirre, Gerirre“.

Die Straßenjungen riefen dem Pumelmann Spottverse nach, z. B. „Hat sich Antek Floh am Bein, kauft sich gleich ‘n Waffenschein!“ oder (we-nig hoffähig): „Hat sich Antek Loch im Hintern, wo sich Flöhe überwin-tern!“ Oder „Uschek, Antek, Jannek, Frantek, kommt Sallad essen! Vater brauch Schissel zum Fießewaschen!“ Der Pumelmann hieß Uschek (oder wurde zum mindesten so gerufen), wodurch ihm masurische Herkunft beigelegt wurde. Die Unterschicht in Osterode sprach „masurisch“, d. h. einen „wasserpolnischen“ Dialekt.

Ilse Conrad-KowalskiRademacherstraße 11, 23556 Lübeck, Tel. 04 51/89 18 18

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Gebürtiger Ermländer undWahl-Osteroder

Johann Hoch wurde am 22. September 1871 in Wuttrienen/Butryny im südlichen Ermland geboren; Familie eines Dorfschmiedes bei Schönwal-de/Szczesne.

Er war von Beruf Schlosser, gesellschaftlich sehr aktiv, liebte die Ermlän-disch-Masurische Folklore, war ein großartiger Sänger und Erzähler. Seinen Beruf erlernte er in der väterlichen Schmiede, danach ging er für drei Jahre nach Deutschland, um seine Fähigkeiten zu perfektionieren. 1895 hat er sich in Osterode niedergelassen und fing als Schlosser in den Eisenbahnwerk-stätten an. Während seiner Tätigkeit wurde er ein aktives Gewerkschafts-mitglied und später sogar Vorsitzender der Gewerkschaft der Eisenbahner, bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1937 durch die Nationalsozialisten. Johann Hoch war auch ein sehr engagierter Katholik, war Mitglied im Kirchenrat, kümmerte sich um die Anlage des kath. Friedhofes, war einer der Erbauer des Kirchenturmes der kath. Kirche in Osterode, die 1913 zur Nutzung frei-gegeben wurde. Als überzeugter Antifaschist hatte er behördliche Probleme und wurde durch die Gestapo oftmals überprüft, jedoch gelang es ihm einer Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. Im Jahr 1945 rettete er die Kam-merschleusen in Klein Reussen, Osterode, Liebemühl und Grünwalde vor der Zerstörung, in dem er seinen Sohn Robert aufforderte, der im letzten Kriegsjahr mobilisiert wurde, den Befehl zu unterlassen. Nach dem Krieg kehrte er zurück zu den Eisenbahnwerkstätten und versuchte die Demon-tage zu verhindern. Anschließend betätigte er sich beim Wiederaufbau. Er half bei der Ansiedlung von Zuwanderern und schützte die örtliche Bevöl-kerung vor der Verfolgung sowohl von der Nachkriegsregierung als auch der Neusiedler. Er tat viel, um ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Masuren und Polen zu gewährleisten. Trotz schwerer Lebenserfahrun-gen blieb er weiterhin ein positiv denkender Mensch.

Johann Hoch bekam u. a. das Goldene Verdienstkreuz. Er verstarb am 14. Mai 1956 und wurde auf den kath. Friedhof in Osterode neben seiner Ehefrau Ottilie (gest. am 13. Januar 1952) in der Nähe des großen Kreuzes, das er noch zu seinen Lebzeiten aufgestellt hat, beigesetzt. Den gekreuzigten Christus hat sein Vater – der Schmied aus Schönwalde/Szczesne – angefertigt.

Fragment aus dem Buch „ Nicht nur die Stadt… Osterode und ihre Ju-biläen im Jahr 2014“/ „Nie tylko miasto… Ostróda i jej jubileusze 2014”

Autor des Fragments: Ryszard KowalskiFreie Übersetzung: Gisela Schweda

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Johann Hoch Anfang der 50er Jahrean der Quelle in Dietrichswalde/Gierzwałd.

Goldene Hochzeit 1950:Johann mit Frau Otylia, geb. Tyzah, in Osterode/Ostróda

Familie Johann Hoch 1909 in Osterode. Der Kleinste vorne rechts Robert Hoch, Vater von Henryk Hoch und Ingrid Lipka, geb. Hoch.Foto von Hugo Carstensen,Osterode

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Das Hohensteiner Rathausim Wandel der Zeit

Hohensteiner Rathaus nach der Zerstörung im Ersten Weltkrieg 1915.

Hohensteiner Rathaus vor dem Zweiten Weltkrieg. Fotos: Archiv

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Von Bienau nach HoffeldEine besondere Fluchtgeschichte

nach Erzählungen und Tagebuchaufzeichnungeneines damals 16-jährigen Jugendlichen

2. Fortsetzung und Schluss

12. März 1945der damals 16-jährige Rudi erinnert sich:

Heute sind wir seit 51 Tagen auf der Flucht und erleben den Bomben-angriff auf Swinemünde! 500 Meter vor unseren Treckwagen wurde die Landschaft samt der Barackenlager für ausländische Arbeiter eine Trich-terlandschaft. Kein Durchkommen. Wir warten auf der Straße bis zur Weiterfahrt. Unsere Mütter suchten auf den Wagen zwischen den toten Menschen und Pferden nach Brauchbarem, zum Beispiel nach Salz und Pferdegeschirr.

Warum dieser Angriff auf Swinemünde? (Auszug aus einem Tatsachen-bericht)

Für die Kriegsführung der Kriegsmarine war Swinemünde von zen-traler Bedeutung. Es wurde neben Kiel als der einzige Kriegshafen an der Ostsee bezeichnet. Der Hafen von Swinemünde war wichtig für die Versorgungstransporte in der Ostsee und für die Ausbildung. Bei Aus-fall würde die Bekämpfung der Russen wesentlich beeinträchtigt wer-den. Das wussten auch die Gegner. Die Russen baten die Amerikaner dringend um Hilfe, weil sie selbst nicht weiterkamen. Der Angriff der Amerikaner begann mittags um 12 Uhr und dauerte etwa eine Stunde. Es sollten keine Tiefangriffe geflogen werden, weil man ja auch die ver-bündeten Russen hätte treffen können. Das wäre peinlich gewesen; aber ausschließen konnte man nicht, dass auch Angriffe im Tiefflug geflogen wurden.

Swinemünde war ein Nadelöhr für Flüchtlinge, die vor der Roten Ar-mee flohen. Hier quälten sich die Trecks mit Pferdegespannen, um die Oder zu überqueren. Viele Bomben gingen in die Swine und verfehlten ihre Ziele. Der Angriff soll das Ziel, Swinemünde auszuschalten, nicht er-reicht haben.

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Inge:Swinemünde – mit diesem Namen verbinde ich furchtbare Angst, auch

heute noch. Ich schrie – schrie – schrie bei diesem Angriff, wie ich noch nie in meinem fünfjährigen Leben geschrieen habe und Gott sei Dank nie wieder musste. Ja, ich schrie, es war kein Weinen, kein Jammern aus all-gemeiner Angst. Nein, es war entsetzliche Angst um meine Mutter, von der ich getrennt wurde. Sie musste auf der Straße beim Pferd am Wagen bleiben, während meine Oma mit mir in einen kleinen Wald flüchtete (es soll der Kurpark gewesen sein), um etwas Schutz zu suchen. Ich hatte sol-che Angst, meine Mutter nie wieder zu sehen. Auf unserem Fluchtweg hatte ich schon viele tote Menschen gesehen; in meinen Gedanken sah ich jetzt meine Mutter schon so. Es war eine Urangst – eine furchtbare Ver-lustangst. Mit meiner Mutter wollte ich jede Situation durchstehen. Lieber wäre ich bei ihr am Pferd geblieben und eventuell umgekommen, als von ihr getrennt zu sein und nicht zu wissen, ob ich sie je wieder sehen würde. Da half auch Omas Mantel, unter dem sie mich versteckte, nicht viel. Er sollte mich vor dem Anblick der vielen Toten und Verletzten schützen, wohl aber auch vor den fliegenden Bombenteilen, dem entsetzlichen Ge-töse des Angriffs und dem Anblick des brennenden Swinemünde nur 500 Meter entfernt.

Neben uns warf sich ein Soldat in einen Graben, der mit Wasser gefüllt war. Ich dachte nur: der wird ja nass! Was war schon nass gegenüber tot? Er hatte es so gelernt, wo kam er eigentlich her?

Mutti – Mutti – wo bist du? Der Horizont ist rot, ich habe solche Angst!Meine Mutter erzählte später, dass sie sich zum Schutz einen Zinkeimer

über den Kopf stülpte, auch wenn er nicht viel gegen die Bombensplitter geholfen hätte. Die Pferde mussten festgehalten werden, sie wären in Pa-nik durchgegangen. Es war wichtig, dass ein Mensch in ihrer Nähe war, der sie beruhigte.

Alle Menschen, alle Pferde, alle Fuhrwerke aus unserem Treck sind un-beschädigt aus diesem Inferno herausgekommen. Hier sollen wir etwa eine Woche geblieben sein. Aus Erzählungen weiß ich, dass es nach dem An-griff grauenhaft aussah. Überall Tote, Körperteile von Phosphorbomben zerfetzt. Das alles habe ich mit Sicherheit auch gesehen. Die vielen Toten sind jedoch gnädig in mein Unterbewusstsein verdrängt worden; ich hät-te diesen Anblick wahrscheinlich nicht verkraftet. Dieses unverarbeitete Erlebnis ist tief in mir verschüttet. Träume lassen jetzt Situationen wieder und wieder hochkommen. Die Angst, immer wieder die Angst, weglau-

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fen, dunkle Gestalten, die sich mir drohend in den Weg stellen. Ja, der Aufbruch zur Flucht und dieser Angriff hinterließen die tiefsten Wunden in mir. Diese Ereignisse kommen immer wieder in meinen Träumen hoch. Ich werde dort zum Beispiel beim Packen von Koffern nie fertig. Wenn alle Leute schon weg sind, bin ich noch am Sortieren und habe Angst, den Anschluss zu verpassen und allein zu bleiben.

Wenn heute viele Freunde nach Usedom in Urlaub fahren, begeistert wiederkommen und meinen, dass wir dort auch unbedingt einmal hinfah-ren müssten, dann sage ich: „Nein, ich muss nicht.“ Es schüttelt mich bei dem Gedanken, dort Urlaub zu machen, wo ich einmal so viel Angst aus-gestanden habe. Vielleicht einmal nur zum Anschauen, als Aufarbeitung!? Vielleicht …

Gerda:

Erinnere mich sehr intensiv an den Bombenangriff auf Swinemünde. Bevor er losging, hatte ich mich etwas vom Treck entfernt und hielt mich auf einer Wiese auf, als ein Tiefflieger, keine zehn Meter von mir, ein Paket mit Propaganda-Material abwarf. Die Bevölkerung wurde darin von den Amerikanern zum Aufgeben aufgefordert, weil die Lage hoffnungslos sei. Den Piloten sehe ich noch vor mir. Ich hob einen Zettel auf, las ihn, um ihn schnell wieder fallen zu lassen, weil mir unsere Parolen in den Sinn kamen, die zum Durchhalten aufriefen und auf die Wunderwaffe V2 hinwiesen, die bald eingesetzt würde.

Mutter suchte mich schon ganz aufgeregt; danach ging der Angriff los. Das Inferno begann; überall große Angst der Menschen. Man hörte ihr Schreien und das ängstliche Schnaufen der Pferde. Phosphorbomben fie-len und zerplatzten in der Luft. Sie glühten und glühten. Wenn sie zum Beispiel auf einen Metallzaun fielen, glühte dieser noch sehr lange nach. In der Nähe lag eine Frau, deren Kopf und Arme abgetrennt waren. Ganz furchtbar und nicht zu vergessen. Tote Menschen überall. Bei einer toten Frau fanden wir ein Säckchen Salz, bespritzt mit Blut. Salz wurde drin-gend gebraucht, aber von einer Toten? Wir überwanden diese Scheu, wir wollten doch den Fisch essen, den ein Fischer nachts gefischt und uns ge-schenkt hatte. Es fällt auf, wie wichtig doch Salz in dieser Zeit war. Hatte man beim Aufbruch nicht daran gedacht? Wäre nur zu verständlich. Jetzt wurde es als Kostbarkeit gehandelt, und man nahm es den Toten ab.

Nach dem Angriff baute das deutsche Militär für die Flüchtlinge eine provisorische Brücke/Ponton über die Swine. Die Pferde wurden mit den

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Treckwagen rübergepeitscht, um so viele Menschen wie möglich zu ret-ten. Wir erreichten die letzte Fähre, die versteckt lag und nicht entdeckt worden war und konnten weiter fahren. Die Brücke wurde bald darauf gesprengt. Ich weiß, dass wir immer wieder aufgefordert wurden, Usedom schnellstens zu durchqueren, überall jedoch war wegen der V2-Schmiede Sperrgebiet, welches wir umfahren mussten. Es gab kein Durchkommen. In Durchhalteparolen wurde immer wieder auf die V2 hingewiesen, die das Kriegsgeschehen noch wenden könnte. Nachts sind wir dann weiter gefahren, es hatte erneut geschneit.

14. März 1945Rudi:

Es ging weiter über die Swine quer durch das Trümmerfeld, vorbei an freien Plätzen, wo hunderte von toten Menschen aufgereiht waren – wei-ter über die hastig aufgebaute Ponton-Brücke. Das Pferd Lilli verpasste die Bahnschwellen und geriet zwischen die Schienen. Nun auch das noch, aber alles ging gut aus.

14.–22. März 1945Rudi:

Bis in den Wald hinter Karow/Mecklenburg gekommen. Dort wurde bei schönem Wetter am Lagerfeuer Wäsche gewaschen und Erbsensuppe mit Fleisch und Wasser aus einem sauberen Bach gekocht.

… 790 Kilometer hatten wir bereits geschafft.

Wir sind in MecklenburgGerda:

Ab Mecklenburg verlief unser Leben schon etwas geordneter. Es wur-de gemäßigter, und es wurde besser gekocht, was wir freudig begrüßten. Teilweise versorgte uns jetzt die Bevölkerung, denn die Menschen, die hier wohnten, mussten nicht fliehen. Die Russen waren noch nicht bis zu ih-nen vorgestoßen. Es gab zwar immer wieder Kartoffelsuppe, aber schon mit Fleischeinlage – von den toten Pferden. Uns war es egal, Hauptsa-che das Essen war heiß. Es wurde auch hin und wieder Milch gereicht, wenn auch tüchtig mit Wasser verdünnt. Für uns war es Luxus. Einmal gab es Milchsuppe für die Kinder. Rudi und ich wurden mit Kannen los-geschickt. Wir waren keine Kinder mehr, hatten also keinen Anspruch auf

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die Milchsuppe, aber großen Hunger und Appetit. Wir aßen die Portionen mit sehr schlechtem Gewissen selbst auf und stellten uns noch einmal an. Wir hatten Glück und kamen mit den Rationen für die Kleinen bei unse-ren Wagen an.

Ich erinnere mich an eine besondere Einquartierung in Mecklenburg: Eine sehr freundliche Frau nahm uns auf. Wir durften uns nach langer Zeit wieder einmal waschen. Nach all den Entbehrungen endlich Wäsche für uns selbst und für unser Zeug, das wir täglich trugen. Wunderbar! Zum Entsetzen entdeckten wir Läuse an uns. Fruchtbar peinlich! Wir legten uns nicht auf die angebotenen Schlafstätten, sondern schliefen deshalb auf dem Fußboden.

Irgendwann wurden wir hier in Mecklenburg vor die Entscheidung gestellt, in welche Richtung wir fahren wollten: Schleswig-Holstein oder Lüneburger Heide. Mit unserer Wahl war unsere Zukunft entschieden: die zweite Heimat wurde Schleswig-Holstein.

Wäsche/Hygiene

Aus Erzählungen weiß ich, dass das Wort „Hygiene“ ganz klein ge-schrieben werden musste; es war halt keine Gelegenheit und keine Zeit dafür. Es gab Wichtigeres, lieber dreckig als tot. Läuse hatte jeder einmal, glaube ich. Trotzdem bot sich manchmal die Möglichkeit zur Wäsche, ent-weder bei längeren Aufenthalten abseits im Wald, als es schon etwas wär-mer wurde, oder später in Mecklenburg, als alles etwas geordneter zuging, und wir privat untergebracht wurden. Diese Gelegenheiten nutzte man dann natürlich gern, sowohl für die Kleinwäsche als auch für die Körper-wäsche. Ich sehe auch Fuhrwerke vor mir, wo die sogenannte Kleinwäsche an gespannten Leinen wie Flaggen flatterte. Als Kleinwäsche bezeichnete man Wäschestücke, die schnell mal mit der Hand durchgewaschen wur-den, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Man versuchte, auch in solchen Notsituationen, so gut es ging, Mensch zu bleiben und eine Spur von Kul-tur zu bewahren.

Krank, was nun?

Das tägliche Leben auf der Straße war unvorstellbar hart und funktio-nierte nur, wenn alle zusammenhielten; das muss ich immer wieder beto-nen.

… einer für alle, alle für einen …

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Aber was geschah, wenn einer krank wurde, ernsthaft krank?

Gerda erzählte, dass ihre Mutter dieses Schicksal (Krankheit) in Meck-lenburg ereilte, und was nun? Zum Glück waren wir privat untergebracht, aber wir mussten mit den anderen Treckwagen weiter. Sie selbst schlug vor, allein zurückzubleiben, sich praktisch zu opfern, und wir sollten ohne sie weiterfahren. Wir furchtbar für Gerda, sich von der Mutter trennen zu müssen. Das kam für uns natürlich nicht in Frage. Frau Menzel hatte stärkere Medikamente in ihren Reserven. Die halfen Tante Bastian so weit auf die Beine, dass wir mit ihr am nächsten Tag weiterziehen konnten. Familie Morgenstern nahm sie vorübergehend auf ihren Wagen auf. Dass wir alle nicht ernsthafter krank wurden, ist ein weiteres Wunder. Bald-riantropfen waren immer da und wurden universell eingesetzt. Manche Medizin konnte auch von den entgegenkommenden deutschen Soldaten besorgt werden.

23. März 1945Rudi:

Es ging jeden Tag weiter. Am Übernachtungsort gab es von den Ein-wohnern nun schon ein warmes Essen. Leider immer … Kartoffelsuppe. Man hatte halt nichts anderes in diesen Mengen, und so war es ja auch in Ordnung für uns. Außer Herrn Morgenstern ist sie allen bekommen, er hatte Probleme.

Hunger?

Nein, ich meine hungern mussten wir nicht, nicht so, wie wir es von anderen hörten. Wir hatten Vorräte mit, die die Landwirtschaft hergab: Eingemachtes, Brot (noch eilends gebacken), Schmalz, Honig, Schinken. Man versorgte sich auch aus zurückgelassenen Haushalten (was vor uns Treckende nachgelassen hatten). Nennt man das plündern? Wenn wir es jedoch nicht nahmen, bekamen es andere. Jeder war sich der Nächs-te. Unterwegs wurde, wenn irgendwie möglich, etwas auf die Feuerstelle gebracht. Es sollen meistens Kartoffeln gewesen sein, die wir irgendwo fanden, meint Gerda. Das Essen war sehr eintönig – aber immerhin. Weil Gerda und ihre Eltern keine Transportmöglichkeit hatten und fast ohne Vorräte auf die Flucht mussten, erinnert sie sich schon an Hunger. Meine Mutter soll jedoch immer abgegeben haben.

… einer für alle, alle für einen …

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Sie weiß auch, wie deutsche Soldaten einmal nachts Maisbrot backten, von dem wir etwas abbekamen. Es schmeckte zwar überhaupt nicht, war steinhart, so dass es mit dem Gewehrkolben zerteilt werden musste, aber es war warm – und wir freuten uns.

Gerda, Else und meine Oma gehörten zum Versorgungstrupp und waren oft für den Essensnachschub aus den sogenannten Kartoffelkü-chen zuständig. Sobald irgendwo gehalten wurde, machten sie sich mit Henkelkannen auf den Weg, um etwas Warmes zu essen und zu trinken zu besorgen. Das alles war aber schon viel später, als die große Angst vor den Russen nicht mehr gegeben war und unser Leben etwas ruhiger verlief. Gretel, als 12-Jährige, gehörte wie wir Kleinen nicht zum Versor-gungstrupp. Sie erzählt, dass die Suppen bereits kalt waren, wenn sie die Wagen erreichten und sich ihre Begeisterung deshalb in Grenzen hielt, was dann natürlich sehr undankbar wirkte. Sie sieht sich auf dem Wa-gen sitzen und mit einem Taschenmesser, einem Geschenk vom Vater und deshalb besonders wertvoll, Schinkenspeck abschneiden. Arno war erst sechs Jahre alt und wie ich meistens auf dem Wagen, um nicht verloren zu gehen. Er sagt, dass immer etwas zu essen da war. Für uns Kleine, denke ich, wurde auch vorrangig gesorgt. Wie die aufgespießten Kartoffeln am Lagerfeuer gegart und gegessen wurden, hat er besonders in Erinnerung. Für den 6-Jährigen war diese Lagerfeuerstimmung etwas Großes. Krieg hin – Krieg her.

An diesem Lagerfeuer, das gleichzeitig Wärmequelle war, hat sich Ger-das Vater die Schuhsohlen versengt. Kann schnell passieren, jedoch waren es leider seine einzigen Schuhe; andere hatte er nicht.

Wenn unser Essen auch sehr einfach und eintönig war und meist aus Kartoffeln bestand, mussten wir doch nie hungern. Dafür sind wir sehr dankbar.

27. März 1945Rudi:

Vor Ratzeburg wieder im Wald übernachtet. Landschaft sehr hügelig. Wege gingen steil bergab. Es musste an den Speichen der Wagenräder ge-bremst; dann bergauf tüchtig geschoben werden. Es ging nur mühsam vo-ran und jeder war gefordert. Alle mussten mithelfen.

… 880 Kilometer schon!

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Frühling in Schleswig-Holstein

Je weiter wir uns Schleswig-Holstein näherten, desto sicherer konnten wir uns fühlen. Natürlich war der Krieg noch nicht zu Ende, und wir wurden immer wieder von Tieffliegern angegriffen, jedoch der größte Teil der Odyssee war geschafft. Mit dem Ziel vor Augen kam auch der Früh-ling – als wollte uns die Natur willkommen heißen! Ich freute mich über die Blumen im Wald zwischen den toten Pferden, über die wir sprangen. Blumen – wo gab es denn Blumen die ganze Zeit, sie waren fast aus einer anderen Zeit. Die toten Tiere – die blühenden Blumen – welch ein Kon-trast! Ich wollte sie pflücken, jedoch wohin mit ihnen? Ich pflückte nur eine, um sie meiner Mutter zu zeigen. Heute weiß ich, dass es Lungen-kraut war – blau – rosa, ich liebe es heute noch. Es ist für mich die liebste Frühlingsblume in der freien Natur.

31. März 1945Rudi:

In Bad Segeberg einen Tag Rast. Wir näherten uns dem Ziel, das uns aber noch nicht bekannt war. An unserem Wagen hatten sich in der Felge und auch in der Box Speichen gelöst. In der Stadt Stellmacherei gefunden, bekamen unser Vorderrad ausgewechselt, passte nicht ganz in der Box, konnte aber drauf bleiben.

… 940 Kilometer und wir näherten uns unserem Ziel.

Ostern in Bad Segeberg

Es war schon warm, Ostern in Bad Segeberg, von meiner Mutter oft erzählt: Es gab ein Ei und heiße Milch für jedes Flüchtlingskind; es war etwas ganz Besonderes! Eine schöne Willkommensgeste, doch ich kann mich gar nicht daran erinnern. Warum eigentlich nicht? Es war doch so etwas Schönes. Vielleicht, weil ich bisher den Hunger nicht so zu spüren bekam? Aber ich erinnere mich doch an den Finger im Schmalztopf!! Ich finde mich im Nachhinein undankbar, dass mir dieses Ei nicht in Erinne-rung blieb.

1. April 1945Rudi:

Bis Groß Kummerfeld, kurz vor Neumünster, wieder ein Tag Rast. Hatte einen Tag vorher Bombenangriff auf Neumünster gegeben. Wir

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wollten nicht mehr weiter, wollten endlich Dauerquartier beziehen. Beka-men jedoch die Anweisung, zur Verteilerstelle für Flüchtlinge nach Nortorf zu fahren.

… 960 Kilometer!

3. April 1945Rudi:

Unser nächstes Ziel war Nortorf. Wir mussten durch Neumünster, auf den Straßen, z. B. dem Großflecken, noch überall Mauersteine vom Bombenangriff. Dann weiter bis Nortorf. Am nördlichen Ausgang der Stadt war die Flüchtlingsverteilerstelle. Dort bekamen wir unser Endziel genannt. Sehr genau zu welcher Familie auf welchen Bauernhof. Fuhren nun Richtung Süden und kamen bis Dätgen. Kurz vor unserem Ziel von feindlichen Tieffliegern von hinten beschossen. Die Geschosse schlugen auf das Pflaster der Straße ein. Fuhren jedoch weit rechts und blieben deswegen unverletzt (wieder nur Glück?). Wurden dann auf verschiede-ne Bauernhöfe im Ort verteilt. Wir kamen in das Haus der Meiereibe-sitzerin. Die Meierei mit dem hohen Fabrikschornstein steht heute noch.

… 990 Kilometer, es ist nicht mehr weit, bald sind wir da.

Dätgen

An unsere letzte Einquartierung erinnere ich mich ziemlich genau; nicht an die äußeren Umstände, sondern an die herzliche Art, wie wir auf-genommen wurden. Für die Dauereinquartierung wäre dem kinderlieben Bauernehepaar, das selbst keine Kinder hatte, eine Familie mit einem klei-nen Mädchen schon sehr lieb gewesen. Wir waren jedoch Hoffeld zugeteilt worden. Später wohnten wir hier einige Jahre beim Bruder des Eheman-nes, zwar sehr einfach, sehr ärmlich, aber man behandelte uns menschlich. Später waren meine Eltern mit ihnen befreundet.

Auch Arno prägte sich unsere letzte Etappe, die Einquartierung in Dätgen, sehr genau ein. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen, sagte er auch. Muss schon außergewöhnlich gewesen sein, wenn sich ein Kind daran erinnert. Mir ging es ja ebenso.

Als die Wagen kurz vor Hoffeld, dem Endziel, die Bordesholmer Kirchhofsallee entlang fuhren, hatten wir sehr schlechtes Wetter. Es reg-nete sehr, erinnert sich Arno. Die Natur empfing uns nicht freundlich; oder waren es Freudentränen? Auf dem Bauernhof Bracker wurden sie,

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wie auch Familie Morgenstern, vorwiegend freundlich aufgenommen. Besonders Anne, die Bauerntochter, so alt wie wir, die Jüngsten, freute sich, Spielkameraden zu bekommen. Aber Arno hat auch unfreundliche Begegnungen in Erinnerung. Wie bei allen Dingen gibt es immer zwei Sei-ten. Besonders die ältere Generation machte ihnen das Leben nicht immer leicht. Die Familien sind übrigens heute noch in Verbindung.

4. April 1945Rudi:

Letzte Strecke bis Hoffeld. Wurden auf die einzelnen Bauernhöfe ein-gewiesen und erreichten bei Regenwetter unser Ziel.

… 1000 Kilometer lagen hinter uns.

Hoffeld – wir sind am Ziel!

Am 4. April 1945 endete der weite beschwerliche Fluchtweg hier in Hoffeld, dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf, 13 Kilometer von Neumünster entfernt. Es war damals so organisiert, dass Flüchtlinge mit Fuhrwerken den Bauern aufs Land zugeordnet wurde, Flüchtlinge ohne Pferd und Wagen wurden auf Städte und Orte verteilt.

Unsere drei Wagen kamen zu Bauern nach Hoffeld. Und wieder blie-ben alle beisammen. Wir waren weiterhin eine Einheit:

… einer für alle, alle für einen …

Niemand von uns hatte beim Aufbruch am 21. Januar 1945 daran ge-dacht, dass unsere Fluchtstrecke so lang und so beschwerlich und teilweise so grausam werden würde.

Verfasserin und Einsenderin: Ingrid Simonsen, geb. GoritzaHelmoldstraße 25, 24539 Neumünster, Tel. 0 43 21/8 14 77

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung:

15. September 2015

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Das ehemalige Pfarrhaus in Manchengut – ab 1948 Waisenhaus.

Das Waisenhaus in Manchengutnach Kriegsende (1948–1950)

Das ehemalige Pfarrhaus in Manchengut (siehe Foto) wurde nach Kriegsende ab 1.1.1948 mit großzügiger Unterstützung aus der Schweiz als Waisenhaus genutzt. Überwiegend waren es Waisenkinder deutscher Abstammung aus den umliegenden Ortschaften, für die hier während der entbehrungsreichen Nachkriegszeit eine Heimstatt mit Versorgung und guter Betreuung zur Verfügung stand.

Für die Leitung des Waisenhauses in der Zeit vom 01.01.1948 bis 30.06.1950 war die Schweizerin, Frau Elisabeth Frauenfelder, zuständig. Diese freundliche und hilfsbereite Leiterin war täglich im Waisenhaus an-wesend und kümmerte sich um sämtliche Angelegenheiten, die den plan-mäßigen und geordneten Betriebsablauf dieser Einrichtung sicherstellten.

Im Waisenhaus waren bis zu 30 elternlose Kinder untergebracht. Die Betreuung und alle anfallenden Arbeiten wurden von jungen, überwie-gend deutschstämmigen Mädchen bzw. jungen Frauen durchgeführt. Sie

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stammten aus dem Dorf Manchengut und aus Nachbardörfern. Im einzel-nen waren hier beschäftigt: Traute Gunia (Manchengut), Frieda Kutscho-ra (Gusenofen), Christel Steinert (Meitzen), Elli Wischnewski (Sabangen), Elli Böhnke (Sabangen), Stach Kubicki als Chauffeur und Wanda (eine polnische Erzieherin). Für alle Arbeiten im Waisenhaus wurden die Be-treuerinnen jeweils abwechselnd eingeteilt. In der Küche waren immer gleichzeitig zwei Mädchen tätig. Für die Wäsche waren zuständig: Ottilie Pokojewski und Frau Tausendfreund und für die Näharbeiten Fräulein Rikowski aus Manchengut.

Waisenhauskindergruppe vor dem ehemaligen Pfarrhaus/Waisenhaus in Man-chengut.Hierzu bekannte Namen einiger Kinder: Ulli Böhnke (Sabangen), Jürgen Son-topski (Locken) mit Bruder Willi und Schwester Agate, Dieter aus Dietrichswal-de, Rudolf Biernatzki (Plauzig), Geschwister Karlowski (Hedwig, Herta, Edith und Dieter aus Warglitten).In der oberen Reihe Betreuungspersonal – von rechts nach links: Traute Gunia, Elisabeth Frauenfelder (Leiterin aus der Schweiz), Wanda (polnische Erzieherin), Frieda Kutschora, Christel Steiner, Stach Kubicki (Chauffeur). Weitere Waisen-kinder (nicht auf dem Foto): Edith und Erwin Schwesig (Thomascheinen), Inge und Helgard Jakowski (Gusenofen).

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Bei den überwiegend deutschen Dorfbewohnern von Manchengut und den Nachbardörfern hatte das Waisenhaus ein sehr hohes Ansehen. Im Rahmen der damals sehr beschränkten Möglichkeiten unterstützten die Dorfbewohner diese Einrichtung. Man half so gut man konnte. Eine sehr hilfreiche Unterstützung leistete Frau Weiß (Manchengut). Sie übernahm in ihrem Hause das Brotbacken und sorgte dafür, dass die vielen frischen Brote in einem Handwagen zum Waisenhaus gelangten. Zwischendurch, und insbesondere zu den Festtagen, hat die gute Frau Weiß dann auch den wohlschmeckenden Mohnkuchen nach ostpreußischer Art für die Wai-senhauskinder gebacken.

Die Lebensmittelversorgung für das Waisenhaus erfolgte direkt aus der Schweiz. Die Waren wurden per Bahn nach Biessellen angeliefert. Wer von den Manchengutern damals schon ein Pferd besaß, stellte ein Pferde-fuhrwerk zur Verfügung und holte die Lebensmittel vom 8 km entfern-ten Bahnhof Biessellen ab und brachte diese zum Waisenhaus. Es wurden herrliche und sehr hochwertige Lebensmittel und Versorgungsgüter ge-liefert. Man staunte z. B. über den Schweizer Käse in Form von riesigen

Waisenkindergruppe in Manchengut. Wer erkennt sich und andere Kinder auf beiden Fotos und könnte weitere Namen angeben?

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runden Käse-Laiben. So etwas kannte man bisher nicht. Pferdefuhrwerke wurden auch zum Heranfahren von Brennholz zur Verfügung gestellt. Man erzählt, dass z. B. der damals noch jugendliche Otto Spiewack aus Manchengut Holz gehackt hat, um den Küchenherd und die Öfen im Waisenhaus mit Brennholz zu versorgen. Viele andere Hilfsangebote der Dorfbewohner ließen erkennen, dass die Dorfgemeinschaft auch in dieser entbehrungsreichen Nachkriegszeit gut funktionierte.

Die Waisenkin-der Edith und

Erwin Schwesig (Thomascheinen)

mit derBetreuerin Elli

Wischnewski.

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Frau Frauenfelder leitete das Waisenhaus vom ersten bis zum letzten Tag (01.01.1948–30.06.1950) und war in dieser Zeit hier ständig anwesend. Sie war außerordentlich beliebt, herzlich, fürsorglich und zu jedermann nett und freundlich. Am 30.06.1950 musste sie zurück in die Schweiz, weil sie angeblich kein Visum mehr bekam. Die Manchenguter waren sehr traurig. Danach wurde das Waisenhaus noch eine Zeit lang unter polni-scher Leitung weitergeführt; bald aber kam es zur Auflösung dieser se-gensreichen Einrichtung.

Am 18.05.1950 Einsegnung/Kon-fi rmation von Edith Schwesig als Waisen-hauskind in der Manchenguter Kirche.Das Kleid (ein weißes Nacht-hemd) und der Armreif sind Ge-schenke von der Leiterin des Wai-senhauses, Frau Elisabeth Frau-enfelder. Nach der kirchlichen Einsegnung fand eine bescheidene Einsegnungsfeier im Waisenhaus statt.

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Die Leiterin des Waisenhauses, Frau Elisabeth

Frauenfelder aus der Schweiz.

Nach und nach fanden einige Geschwisterkinder Aufnahme in einem Hohensteiner Heim. Die Geschwister Sontopski wurden von Biessellen per Bahn nach Bischofsburg gebracht und kamen dort in ein polnisch ge-führtes Waisenhaus, wo überwiegend polnische Kinder untergebracht wa-ren. Nach kurzer Zeit wurden diese Kinder von ihren älteren Geschwis-tern aus dem Bischofsburger Waisenhaus abgeholt und lebten danach ge-meinsam auf dem elterlichen Besitz in Locken.

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Die beiden Waisenkinder Edith und Erwin Schwesig kamen zurück auf ihren elterlichen Hof in Thomascheinen. Herr Wischnewski aus Sabangen hatte den Hof inzwischen gepachtet und war mit seiner Familie dort einge-zogen. Zu seiner Familie gehörten neun Kinder. Die beiden Waisenkinder Edith und Erwin wurden hier freundlich aufgenommen und wie eigene Kin-der behandelt und fühlten sich in dieser Großfamilie behütet und geborgen.

Auch nach der Schließung des Waisenhauses blieb ein langjähriger und herzlicher Kontakt aus der Schweiz zu den ehemaligen Manchenguter Wai-senkindern bestehen. Die ehemalige Leiterin, Frau Frauenfelder, besorgte für jedes ehemalige Waisenkind eine Schweizer Patenschaft. Daraus erga-ben sich rege Patenschaftsbeziehungen. Regelmäßig in zeitlichen Abstän-den erhielten die Waisenkinder von ihren Schweizer Paten Geschenkpäck-chen. Die Freude und Dankbarkeit bei den Empfängern war riesengroß.

Redaktionelle Bearbeitung: Günther Behrendtnach Angaben und Fotos von Edith Weichenthal, geb. Schwesig (Thomascheinen)

Ludwig-Richter-Weg 4, 40724 Hilden, Tel. 0 21 03/6 66 14

Die Großfamilie Wischnewski mit den beiden Waisenkindern Edith und Erwin Schwesig.Obere Reihe v. links: Edith Schwesig, Fritz W., Horst W., Otto W., Adolf W.Untere Reihe v. links: Heinz W., Erwin Schwesig, Walter W., Eltern Emma und Otto W., Werner W., Günther W. (Tochter Elli W. nicht auf dem Foto).

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Erinnerungsfoto

Kirchenchor Kirchspiel Manchengut (1954).Oben links: Pfarrer Busse, in der Mitte: Pfarrer Gollub. Mädchen in der unteren Reihe v. li.: Edith Lucka (Witulten), Edith Schwesig (Thomascheinen), Edelgard Gringel (Langstein), Chorleiterin Lotte Schröder (Manchengut), Gerda Spiewak (Manchengut), Edelgard Gottschalk (Makrauten), Ingrid Rikowski (Makrau-ten). – Weitere Namen auf dem Foto: Erwin Wojna (Sabangen), Ruth Wojtkow-ski (Heinrichsdorf), Eva Pokojewski (Meitzen), Sieglinde Gottschalk (Makrau-ten). – Wer kennt weitere Namen?

Einsenderin: Edith Weichenthal, geb. Schwesig (Thomascheinen)Ludwig-Richter-Weg 4, 40724 Hilden, Tel. 0 21 03/6 66 14

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Erinnerungsfoto

Nach dem Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Gollub/Manchengut 1957.Obere Reihe ganz links: Pfarrer Gollub, weitere Namen von Jungen aus der Gemeinde: Werner Wohlfeld (Mittelgut), Zeratzki (Mittelgut), Heinz Wojna (Sabangen), Ulli Gottschalk (Makrauten), Herbert Gringel (Langstein), Heinz Gralka (Gusenofen).Untere Reihe Mädchen von links: Edith Schwesig (Thomascheinen), Irene Zeratzki (Mittelgut), Edelgard Gringel (Langstein), Helga Schulz (Makrauten), Lieselotte Gollub, Lehrerin Jabski, Gerda Spiewak (Manchengut), Edelgard Gottschalk (Makrauten), Sieglinde Gottschalk (Makrauten), Eva Pokojewski (Meitzen). – Wer kennt weitere Namen von Jungen (obere Reihe)?

Einsenderin: Edith Weichenthal, geb. Schwesig (Thomascheinen)Ludwig-Richter-Weg 4, 40724 Hilden, Tel. 0 21 03/6 66 14

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ErinnerungsfotoVolksschule

Königsgut(ca. 1974).

Einsenderin:Hildegard

Smentek

Einschulung 1940,Volksschule Königsgut.Links außen (schwarzes Kleid): Leh-rerin Fräulein Kretschmann. Einige Namen von Schü-lern: Vordere Reihe dritte von rechts mit Tüte:

Hildegard Mühlberg, daneben ihr kleiner Bruder Walter Mühlberg, darüber (in weißer Bluse) die Mutter Frau Milewski/Mühlberg. Weitere Kinder: Inge Gunte, Helga Schwarz, Helga Schwark, Helga Grote, Adolf Duscha, Ulla Ulonska, Hildegard Bischoff, Adolf Bischoff. Einige weitere Namen von Müttern: Frau Schmals, Frau Gunte, Frau Schwarz.Wer erkennt weitere Personen und kann die Namen angeben?

Einsenderin des Fotos mit Namensangaben: Hildegard Smentek, geb. MühlbergWirknerstraße 49, 45891 Gelsenkirchen, Tel. 02 09/7 21 85

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Aus unserem Heimatkreis heute:Informationen und Impressionen

Der neue Bahnhof in Osterode/Ostróda In den letzten Jahren hat das Bahnhofsgebäude in Ostróda/Ostero-

de eher abschreckend als anziehend auf die Reisenden und die Touristen gewirkt. Vernachlässigte, geschlossene Räume der ehemaligen Imbissbar und des Wartesaals, keine Toilettenanlage, Türen, die nicht mehr zuzu-schließen waren, der um die Ecken fegende Wind. Ein ganz abstoßender Bahnhof, der sowohl den Fahrgästen der Eisenbahn als auch des Busver-kehrs diente.

Aber nicht immer war sein Antlitz so unangenehm. Errichtet in den Jahren 1871–72 für eine der ersten Bahnlinien Berlin–Insterburg gehörte das Bahnhofsgebäude in Ostróda/Osterode zu den schönsten in Ostpreu-ßen.

Als der erste Zug eingelaufen war, war ein Restaurant schon in Betrieb.

In den nächsten Jahren wurde Ostróda/Osterode zum Knotenpunkt. Allmählich konnte man über immer mehr Strecken reisen: Ostróda/Osterode–Olsztyn/Allenstein, Elblag/Elbing–Ostróda/Osterode–Olsz tynek/Hohenstein, Ostróda/Osterode–Samborowo/Bergfriede–Dabrówno/Gilgenburg–Działdowo/Soldau oder in Richtung Morag/Mohrungen.

Im Jahre 1945 wurde der größte Teil der Bahnlinien auf Befehl der rus-sischen Besatzungsmacht demontiert. Die Bahnlinie nach Morag/Moh-rungen demontierte man 1992 und die nach Milomłyn/Liebemühl einige Jahre später.

Daran erinnern nur noch die Reste von Bahndämmen, die heutzutage als Radwege dienen, Eisenbahnbrücken und verlassene Gebäude der ehe-maligen Bahnhöfe.

Ostróda/Osterode wurde nun zum Haltepunkt an der Bahnstrecke Iława/Deutsch Eylau–Olsztyn/Allenstein. Es mangelt aber an Fahrgästen nicht. Pendler, Touristen, die für die Bahn in Polen nicht zu viel zahlen müssen. Die Reise nach Olsztyn/Allenstein kostet heute nur 10,– PLN (umgerechnet 2,50 ¤). Der günstige Preis konnte jedoch den unangenehmen Eindruck von dem schlechten technischen Zustand des Bahnhofsgebäudes

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nicht verwischen. Die polnische Bahn hatte keine finanziellen Mittel für die Sanierung. Erst nachdem die Stadt es in ihr Eigentum übernommen hatte, konnte man mit der Renovierung beginnen. Dank der Unionsmittel und des Eigenanteils der Stadt in der Gesamthöhe von 5,5 Millionen PLN wurde die ehemalige Schönheit des Gebäudes und seine Funktionalität wieder hergestellt. Das gesamte Ambiente des Bahnhofs wurde dadurch erheblich aufgewertet. Die Bahnhofshalle ist geräumig, die Toilettenanlage schreckt nicht mehr ab, man kann sogar in der Bar auf dem 1. Bahnsteig Kaffee trinken und etwas Warmes zu essen bekommen. Auf dem Bahnhof gibt es Räume der Gemeinnützigkeit, in denen Workshops für Behinderte, für Künstler, verschiedene kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Zur Verfügung stehen noch einige ungenutzte Räume. Der erste Stock wird bewohnt. Auf eine Renovierung warten noch die Bahnsteige. Sie sind das Eigentum der polnischen Bahn, die leider keine Fördermittel dafür hat. Hoffentlich kommt Zeit, kommt Rat.

Henryk Hoch

Renovierter Bahnhof Ostróda/Osterode. Foto: Uwe Schweda

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Der renovierteOsteroderBahnhof.

Gepfl egte Innenräume.

Einansehnliches Fluidum.

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Einladende Bahnhofs-

halle.

Moderne Züge.

Fotos:Henryk

Hoch

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Bahnhof Osterode 1972.

Bahnhof Liebemühl

1972.

Bahnhof Liebemühl 2002.

Fotos zuge-sandt von Inge Koeppen aus Wüster-mark.Ihre Bilder von Oster-wein rechts.

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Innenstadt von

Liebemühl (Marktplatz)

1972, von der Schranke aus

gesehen.

Schule in Osterwein 1972.

Fotos: Inge Koeppen

Teil der Dorfstraße

in Osterwein zwischen

Schule und Gutshaus.

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Hohensteiner Rathaus nach der Restaurierung im Jahre 2014.(Foto: Ansichtskarte – eingesandt von Eckhard Werner,

Hohenstein/Olsztynek)

Heimatfreund Otto Brandt schickte ein Foto seines Ölbildes von der Höllenschlucht zwischen Mühlen und Hohenstein, das der Kunstmaler Seidel nach seinem Foto von 1957 ausgestaltet hat. Es war Brandts letzter Tag vor der Aussiedlung. Hier wütete 1914 die Schlacht um Tannenberg.

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Die KabelrolleIch war ein Kind von sieben Jahren, als wir drei Geschwister mit mei-

ner Mutter am 19. Januar 1945 von Gilgenburg aus auf die Flucht gingen.

Mein Vater wurde an diesem Tag zum Volkssturm befohlen und hat diesem Befehl pflichtbewusst Folge geleistet. Wir haben nie wieder von ihm ein Lebenszeichen erhalten.

Die völlig sorglose Kindheit in Gilgenburg war und ist bis heute bei mir lebendig geblieben. Die Jahre, als das soziale Umfeld mit Onkeln, Tanten, Vettern, Cousinen und Freunden noch in Takt war.

Mehr als 40 Jahre später, im August 1989, entschlossen sich mein Mann und ich, zusammen mit unserem Sohn, der gerade Semesterferien hatte, nach Ostpreußen bzw. Gilgenburg zu reisen. Unser mit uns befreundetes Zahnarztehepaar war spontan von der Idee begeistert und wollte sich ger-ne anschließen, zumal er als ganz junger Soldat dieses wunderschöne Land – zwar unter grausamen Umständen – bewundern und schätzen gelernt hatte und sich nun freute, diese Landschaft noch einmal wieder zu sehen.

Bei Fahrten ins kommunistische Polen bzw. Ostpreußen empfahl es sich, vor allem als Individualtourist unabhängig von Tisch und Bett zu reisen. So starteten wir mit zwei Wohnwagengespannen versorgt mit den wichtigsten Lebensmitteln, einem sauberen Bett, Musik und Kerzen, ein-fach mit all den Dingen, die der Mensch für Leib und Seele braucht. Wir gingen davon aus, dass es abenteuerlich werden würde, was sich auch des öfteren bewahrheiten sollte.

Es ging zunächst über Dresden nach Schlesien, wo wir in Großmerz-dorf bei Schweidnitz einen Stopp auf dem großelterlichen Gut meines Mannes einlegten. Die Weiterfahrt nach Gilgenburg gestaltete sich auf-regend und abenteuerlich. Da die Brücke über den Bug repariert wurde, ergaben sich die ersten Schwierigkeiten.

Nach Bewältigung aller Hindernisse erreichten wir schließlich Gilgen-burg. Wir wussten, dass es dort einen Campingplatz gibt. Zunächst ver-fehlten wir die korrekte Zufahrt zu diesem Platz. Das Finden des richtigen Weges gestaltete sich noch weitaus schwieriger als wir dachten und ver-langte uns allen viel Zeit und Geduld ab, denn die Wagen gerieten immer wieder bedenklich in Schieflage.

Der erste Gang durch Gilgenburg bedrückte uns alle sehr. Der Markt-platz bot ein trostloses Bild. Mein Vater hatte dort in einem Quergebäude

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seine Geschäftsräume, die nun zum Teil als Kino dienten. Der evangeli-sche Friedhof war völlig verwüstet. Unser ehemaliges Haus und Grund-stück lag etwas außerhalb der Stadt in der Nähe des Bahnhofs. Angren-zend an unser Grundstück lag und liegt wohl heute noch der katholische Friedhof. Auch dieser war in einem bedauernswerten Zustand, selbst die neu angelegten Gräber.

Nach diesem bedrückenden Rundgang richteten wir uns in unserem rollenden Zuhause gemütlich ein. Als ordentlicher Wohnwagenbewohner zieht man seine Schuhe vor dem Wagen aus und lässt sie auf den Stufen stehen, was wir auch taten. Ich muss dazusagen, es war die Zeit, in der bei Turnschuhen die Klettverschlüsse aufkamen, eine revolutionäre Neu-erung. Leider fand diese Neuheit nach kurzer Zeit Liebhaber. Entsetzt stellten wir auch den Verlust unseres Mercedessternes fest. So kamen wir langsam ins Grübeln.

Für den Wohnwagen benötigt man eine große Kabelrolle, mit Hilfe der man sich an die meist in großer Entfernung zum eigenen Stellplatz vorhandene Strombox anschließen kann, um Kühlschrank, Heizung usw. betreiben zu können. Um diese Kabelrolle, die immer im Freien stehen muss, bangten wir nun. Ohne Strom ist der Camper im wahrsten Sinne des Wortes kaltgestellt. Und so beschlossen unsere Männer während der Nacht abwechselnd das Gelände zu beobachten. Wir beschlossen auch, den Aufenthalt in Gilgenburg abzukürzen und packten anderntags unsere sieben Sachen, d.h. wir machten unsere Fahrzeuge startklar und fuhren ab in Richtung Allenstein.

Ein deutschsprechender Pole, den wir auf unsere unerfreulichen Erleb-nisse hin angesprochen hatten, meinte: „Ihr seid doch die reichen Deut-schen, ihr könnt euch das ja wieder kaufen.“

Der Wertbegriff von Mein und Dein hatte hier keine Bedeutung mehr. In meinem Tagebuch steht der traurige Eintrag – so war uns halt damals zu Mute:

„In Gilgenburg zum zweiten Mal auf der Flucht!“

Inzwischen sind 25 Jahre vergangen, die politischen und wirtschaftli-chen Verhältnisse haben sich gebessert und auch die zwischenmenschli-chen Beziehungen sind gewachsen. Heute ist eine Reise nach Ostpreußen bzw. Polen zum Glück kein Abenteuer mehr.

Ute von Lindeiner

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„Eröffnung der Museumsstube“Am 23. November 2014 wurde in Marienfelde/Glaznoty in der Evan-

gelischen Kirche aus dem XV. Jahrhundert offiziell das Museum eröffnet. Dank der Bemühungen von Pastor Zbigniew Reichelt, Pfarrer der Pfarrei zu Kraplau/Kraplewo, der Landgemeinde Osterode/Ostróda sowie des Fördervereins der Freunde der Kernsdorfer Höhe, können wir die bemer-kenswerten historischen Exponate bewundern. Die Eröffnung wurde von der Konferenz „Marienfelde – neues Leben im Grieselbachtal“/„Glaznoty – nowe zycie w dolinie Gizeli“ begleitet.

Die Eröffnung des Museums und die Konferenz sind Teil des Projekts „Die Renovierung der Steinmauer der aus dem XV. Jahrhundert stam-menden Evangelisch-Methodistischen-Kirche in Marienfelde/Glaznoty.“ Finanziert von der Europäischen Union, im Rahmen des Regionalpro-gramms für ländliche Entwicklung für den Zeitraum 2007–2013.

Quelle: Gmina OstródaFrei übersetzt: Gisela Schweda

In der Kirche in Marienfelde.Fotos: Uwe Schweda

Im Versammlungsraum mit Dr. Skro-bot.

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Marienfelder Kirche mit Gedenktafel. Der Grießler Bach (poln. Gizela) bei Haasenberg. Foto: Uwe Schweda

Die evangelische Kirche von Marienfelde in ihrer Landschaft.

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Und noch einmal Worleinen,weil es so schön ankommt!

Durchblick zum Hotel Masuria.

Die Ulmen- oder Eichenallee.

Der Eißingsee.

Der Seeund das Dorf.

Fotos: Uwe Schweda

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Hasenberg, Kernsdorf. Alte Friedhöfe gerettet

Modellbeispiele auf der Höhe Dank des Engagements der Ein-

wohner, Familien, und sogar der Hotelgäste wurden zwei alte Fried-höfe vor dem Vergessen gerettet.

November ist ein trauriger Mo-nat nicht nur wegen des Wetters. Es ist die Zeit der Nachdenklichkeit. Wir ehren das Andenken an die To-ten, wir bringen die Gräber unserer Nächsten, die Kriegsfriedhöfe und die alten Friedhöfe aus deutscher Zeit in Ordnung, die in vielen Fällen ungepflegt sind. Die Pflege der alten Friedhöfe gehört zu den Aufgaben unserer Gesellschaften, aber es gibt zu viele, als dass wir uns um alle küm-mern könnten. Ihr Zustand hängt also in großem Maße von der örtlichen Bevölkerung und der Unterstützung der Verwaltung, hauptsächlich der Gemeinden, ab, auf deren Gebiet sie liegen.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Osterode befinden sich zwei, geradezu Modellbeispiele für den guten Erhalt alter Friedhöfe – in Hasenberg und Kernsdorf.

Der Friedhof in Hasenberg ist wohl der am besten erhaltene Waldfried-hof in der Region. Das ist so dank der Familie von Gertruda Reszotanska sowie der Familie Kramer aus Deutschland. Auf diesem Friedhof sind die Vorfahren beider Familien beerdigt, darunter Willi Kramer, vor dem Krieg der Landrat von Osterode.

Der Friedhof in Kerns-dorf ist wahrscheinlich der am höchsten gelegene Friedhof in der ganzen Region – 280 m über dem Meeresspiegel. Er befindet sich in der Nähe der Kernsdor-fer Höhe – der höchsten Erhe-bung Nordostpolens. Am 25. Oktober 2014 fand eine Säube-rungsaktion dieser Nekropole

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statt. Sie organisierte Jacek Tracz – der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Kernsdorfer Höhe. An ihr nahmen über 100 Personen teil, darunter Bogdan Fijas – der Gemeindevorsteher von Osterode und Jan Antochowski – sein Vorgänger, und auch Henryk Hoch – der Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit in Osterode und des Verban-des der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Den Friedhof säuberte auch die bekannte polnische Schauspielerin Agnieszka Dygant. Henryk Orfinger, der Miteigentümer des nahe gelegenen Hotels SPA Dr. Irena Eris spendierte einen Imbiss für die Menschen, die den Friedhof säuberten. Höhepunkt dieser Aktion war die Enthüllung eines 2,5 Me-ter hohen Steins mit einer polnisch- und deutschsprachigen Tafel, die an die Einwohner von Kernsdorf erinnert, die auf diesem Friedhof begraben sind.

hh

Klonau/Klonowo – das bereits im 14. Jh. urkundlich erwähnte Dorf liegt am Naturpark Kernsdorfer Höhe/Wzgórza Dylewskie. Das 1873 durch die Familie von Negenborn gebaute Gutshaus besitzt einen Aus-sichtsturm und beherbergt heute eine Pension "Pałac Klonowo". In der Nähe Naturschutzgebiet "Uroczysko Klonowo" mit Ahorn- und Lin-denbestand, mit einer Beimischung von Bergahorn, Bergulme, Gemeiner Esche und Hainbuche.

gemalt von Wiesław Reginis

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Gemälde von LiebemühlHarry Zillgith sendete weitere Fotos von Gemälden, die Inge Steinmeyer, geb. Mierau, in der Nähe von Liebemühl gemalt hat. Dazu Material und die Mitteilung, dass im August 2015 die 680-Jahr-Feier stattfi ndet, zu der er eingeladen ist. Inte-ressierte Liebemühler können Ende Juni den Termin erfahren (Tel. 02 31/ 46 08 32).

Sonnenhof-Brücke,

Abzweig Deutsch-Eylau–

Elbing.Hier fand 1844 der Spatenstich

statt!

Liebe-Anfangmit Eiskeller Mierau.

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Buchwalde/KajkowoWährend der Straßensanierungsarbeiten von Osterode/Ostróda nach

Buchwalde/Kajkowo wurde auf der Kreuzung in Richtung Henrietten-hof/Francziszkowo, Lichteinen/Lichtajny und Großem Zehmenseee/ Jezioro Sajmino, ein Schatz von großem historischen und sentimentalem Wert gefunden. In unmittelbarer Nähe der Kapelle, der Mutter Gottes, stand bis 1945 ein Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges. Jahr-zehntelang wusste man von diesem Denkmal, leider nicht den genauen Standort, so der passionierte Heimatkundler Grzegorz Szymanski. So-wohl das Denkmal als auch die jetzige Kapelle stehen in der Nähe des Elternhauses von Herrn Szymanski, in dem auch zuvor das Elternhaus von Herrn Werner Gertz war. Die beiden Herren haben sich 2004 kennen-gelernt und Informationen wegen des Standortes ausgetauscht.

Am 23. Juni 2014 begannen einige Bewohner mit einer emsigen Arbeit und es kamen nach und nach das gu-terhaltene Fundament des Denkmals, zwei Fahrräder, Panzerfaust, beschä-digter preußischer Adler, Panzerkette, Maschinengewehr MG 42, zwei zer-brochene Gedenktafeln mit 38 Namen der Gefallenen zu Tage. Die gefunde-nen Sachen wurden von der Polizei, wegen einer Zuständigkeitsprüfung

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des Denkmals, mitgenommen. Die Bewohner des Dorfgemeinde wollen das Denkmal wieder an seinem Platz aufgestellt haben – neben der Statue Mutter Gottes. Denn die Namen der Gefallenen auf den Gedenktafeln sind Namen der Bewohner der Umgebung und unseres Dorfes und Ge-schichte dieses Ortes – sagt Herr Grzegorz Szymanski.

Quelle: Gazeta Ostródzka und Nasz Głos – www.ostroda.wm.pl – www.nasz-glos.com

Übersandt: Klaus SilzFrei übersetzt: Gisela Schweda

Multimediales Museum des Kriegsgefangenenlagers Stalag IB und die Geschichte Hohensteins. Die Modernisierungs- und Umbauarbeiten des Rathauses sind fast abgeschlossen. Im Dachgeschoss wird ein Multimedi-ales Museum eingerichtet, das in der ersten Hälfte des Jahres 2015 eröff-net wird. Das Museum ist in zwei Räume unterteilt. Der erste wird der Geschichte und dem Tourismus der Stadt und Gemeinde Hohenstein ge-widmet sein. Der zweite wird die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag IB und der Stadtgeschichte nach der Auflösung des Lagers bis heute beherbergen. Das Museum kann man mit dem Aufzug erreichen.

Quelle: www.olsztynek.plFrei übersetzt: Gisela Schweda

Hohenstein/Olsztynek

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Familiennachrichten

Wieland Mücke 60 Jahre

Am 17. Februar 2015 vollendete das Mitglied des Vorstandes der Kreis-gemeinschaft, Wieland Mücke, geboren in Kerzdorf, Kreis Lauban (Schle-sien) das 60. Lebensjahr. Seit 1957 lebt er in Osterode am Harz, wo er nach der Schulausbildung 1973 bei der Stadt die Verwaltungslehre begann, die er 1975 als Verwaltungsfachangestellter abschloss. Seither ist er unun-terbrochen in der Verwaltung der Stadt beschäftigt, davon seit 1991 als Amtsleiter/Fachbereichsleiter und aktuell als Stadtoberamtsrat/Fachbe-reichsleiter: Soziales, Jugend, Schule.

Aus seiner Zuständigkeit für die Ehrenpatenschaft der Stadt Osterode am Harz zur Kreisgemeinschaft sowie für die Städtepartnerschaften mit Armentières und Ostróda von 1991 bis 2011 und den damit verbundenen vielfältigen Kontakten und gemeinsam zu lösenden Aufgaben entwickel-ten sich zunehmend starke persönliche Bindungen und freundschaftli-che Beziehungen zu unserem Vorstand, wurde Wieland Mücke zu einem wichtigen und unersetzlichen Partner, Ratgeber und Helfer bei der Vorbe-reitung, Planung und Organisation unserer Vorhaben vor allem in der Pa-tenstadt. So war es für die Kreisgemeinschaft mehr als ein Glücksumstand, als sich Wieland Mücke in schwieriger personeller Situation 2008 bereit erklärte, im Vorstand der Kreisgemeinschaft mitzuarbeiten. Seither ist die Erfüllung der Aufgaben der Kreisgemeinschaft ohne sein aktives Mitwir-ken im Vorstand und die verlässliche Wahrnehmung der ihm übertrage-nen Verantwortung undenkbar. Für seine bisherigen Leistungen wurde er 2003 mit dem Verdienstabzeichen in Gold und 2011 mit dem Wappenbe-cher der Kreisgemeinschaft geehrt.

Wieland Mücke ist seit 1975 verheiratet, hat zwei erwachsene Töch-ter und ist (worauf er besonders hinzuweisen bat) seit drei Jahren stolzer Großvater eines Enkelsohnes.

Der Vorstand dankt Wieland Mücke für sein langjähriges verdienst-volles Wirken für die Kreisgemeinschaft und unmittelbar in unserer Mitte und wünscht ihm weiterhin Gesundheit, Wohlergehen, Glück und Erfolg in allen Lebensbelangen. Wir brauchen ihn und freuen uns auf die kom-mende gemeinsame Arbeit.

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Geburtstage

Herzlichen Glückwunsch zum

70. GeburtstagKlare, Christel geb. Gollan (Kernsdorf), Göthepromenade 5, 39397 Grö-ningen, am 22.02.2015Komogowski, Waltraud geb. Walesch (Kernsdorf), Reihschofstr. 114, 58239 Schwerte, am 17.10.2014

75. GeburtstagBardtke, Gudrun geb. Jorschkewitz (Ketzwalde), Le-Lavandou-Str. 15, 61476 Kronberg im Taunus, am 18.02.2015Brolewski, Heinz (Mühlen), D.-Bohnhoeffer-Str. 5. 17192 Waren/Müritz, am 05.02.2015Danlowski, Helmut (Frögenau), Berliner Ring 19, 49565 Bramsche, am 03.03.2015Glietz, Norbert (Frögenau), John F. Kennedey-Allee 59, 38444 Wolfs-burg, am 04.03.2015Hoch, Günter (Osterode), Drosselweg 5, 16348 Wandlitz, am 26.12.2014Pappei, Martin (Kernsdorf), Schladeberg 28, 37133 Friedland, am 24.02.2015Petelkau, Inge geb. Nickel (Osterwein), Halfmannswiese 11, 44879 Bo-chum, am 08.02.2015Podsiadłowska, Erika geb. Lindenau (Mörken), Mierki 57, Olsztynek, am 29.05.2015Thiede, Ingrid geb. Neumann (Worleinen), Zur Altmühl 1, 91735 Muhr am See, am 21.05.2015Wattenberg, Christel geb. Deike (Marienfelde), Marderweg 1, 33818 Leo-poldshöhe, am 14.03.2015

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80. Geburtstag

Dongowski, Käthe geb. Weiß (Gilgenburg), Wilhelm-Gericke-Str. 4b, 13437 Berlin, am 25.04.2015

Falkowski, Hubert (Biessellen), Josefstr. 36, 46045 Oberhausen, am 01.05.2015

Holzer, Meta geb. Deike (Marienfelde), Placken Ellern 25, 49191 Belm, am 02.03.1935

Kok, Hildegard, geb. Falk (Frögenau), Buchenweg 3, 58119 Hagen, am 15.03.2015

Kühnapfel, Rudolf (Locken), Florastr. 38, 15370 Petershagen, am 19.01.2015

Kwiatkowski, Ulrich (Heeselicht), Ul. Zakole 10, Ostróda, am 07.05.2015

Micklisch, Martha, geb. Rogalla (Frögenau), Bernhardstr. 56, 09126 Chemnitz, am 21.06.2015

Opalka, Lothar (Osterode), Gertrudisplatz 34, 40229 Düsseldorf, am 22.01.2015

Pfeffer, Lene geb. Teyke (Geierswalde), Weilroder Weg 8, 37431 Bad Lau-terberg, am 23.11.2014

Poganiatz, Kurt (Frögenau), Raserstr. 30, 41747 Viersen, am 29.03.2015

Quaschnowitz, Heinz (Lutthen), Kirchensteig 22, 25335 Raa-Besenbek, am 28.05.2015

von Saltzwedel, Ingrid (Bergfriede), Moorlandstr. 43, 49088 Osnabrück, am 06.01.2015

Schmidt, Inge geb. Moritz (Frögenau), Gremminer Str. 14, 06733 Jüden-berg, am 07.05.2015

Thomas, Heinz (Geierswalde-Döhlau), Schulstr. 13, 37444 St. Andreas-berg, am 13.03.2015

Trampnau, Horst (Osterode), Rabensteig 16, 19322 Wittenberge, am 14.04.2015

Turrek, Brigitte (Schwedrich), Ammannstr. 64, 88316 Isny, am 11.04.2015

Witt, Ursel geb. Tybussek (Kernsdorf), Dullrodt 18, 58640 Iserlohn, am 20.01.2015

Wroblewski, Edith geb. Dombrowski (Peterswalde), Lauschützer Chaus-see 2, 03172 Schenkendöbern, am 21.02.2015

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81. GeburtstagFabian, Ursel geb. Schulz (Kernsdorf), Schönebergerstr. 11, 30982 Patten-sen, am 15.04.2015Hinze, Elisabeth geb. Zander (Frögenau), Barlachstr. 10, 39108 Magde-burg, am 21.03.2015Jacek, Robert (Vierzighufen), Ahornweg 2A, 19067 Rampe, am 06.02.2015Dr. Schröter, Willi (Taberbrück), 1. Parkc de I`Abbaye, F-91330 Yerres, Frankreich, am 15.02.2015

82. GeburtstagBehr, Dietlinde, geb. Braun (Frögenau), Birkenweg 28, 21445 Wentorf, am 22.03.2014Behrendt, Günther (Sabangen), Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge., am 05.05.2015Glüer, Ilse geb. Strauß (Röschken), Kampsiedlung 9, 32052 Herford, am 16.09.2014Poreski, Ernst (Frögenau), Hohenzollernstr. 29, 53721 Siegburg, am 25.05.2015Schulz, Helga geb. Zdunek (Ketzwalde), Am Fließ 16, 15306 Vierlinden, OT Görlsdorf, am 16.04.2015

83. GeburtstagBode, Frieda, geb. Schwiderski (Frögenau), Winterbergstr. 12. 27711 Osterholz-Scharmbeck, am 21.05.2015Dambon, Waltraud geb. Born (Kernsdorf), Bäkegrund 6, 14513 Teltow, am 10.05.2015Klimmek, Rudolf (Frödau), Borgmannstr. 19a, 44894 Bochum, am 29.01.2015Leitsch, Grete, geb. Ruth (Frögenau), Schöne Aussicht 9, 55546 Fürfelde, am 06.02.2015Milinski, Gertraut geb. Wlotzka (Ketzwalde), Am Engelbach 22, 29699 Bomlitz, am 8.02.2015Pottek, Horst (Marienfelde), Blossiner Str. 12, 12589 Berlin, am 15.06.2015Richter, Käthe geb. Schulz (Osterode), Bahnstr. 65, 19322 Wittenberge, am 29.09.2015

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Täger, Else, geb. Pelka (Frögenau), Friedensstr. 26, 39446 Löderburg, am 18.02.2015Ullmer, Karl geb. Ulinski (Nadrau), Joliot-Curie Str. 2, 17036 Neubran-denburg, am 07.03.2015

84. GeburtstagBieber, Bruno (Barwiese), Drögekamp 1, 27386 Hemsbünde, am 17.01.2015Friedrich, Margarete geb. Brosowski (Paulsgut), Schützenstr. 74, 45964 Gladbeck, am 27.05.2015Götsche, Lieselotte, geb. Schwiderski (Frögenau), Breslauer Str. 164, 27729 Wallhöfen, am 06.03.2015Renn, Horst (Gilgenburg), Stauffenbergstr. 37, 27755 Delmenhorst, am 29.03.2015Striewski, Käthe geb. Kalkstein (Kernsdorf), Dorfstr. 7a, 23992 Perniek, am 21.04.2015Wolter, Irmtraut geb. Pottek (Marienfelde), Mühlenberg 6 D, 23948 Klütz, am 28.03.2015

85. GeburtstagDworak, Willi (Warglitten bei Hohenstein), Fischelner-Weg 15, 41366 Schwalmtal, am 23.01.2015Gronowski, Adele, geb. Marquardt (Frögenau), Hirschgraben 25, 44892 Bochum, am 01.05.2016 Matthias, Heinrich (Johannisberg), Freiheiterweg 8, 51545 Waldbröl, am 01.08.2015Olschewski, Herbert (Frögenau), Liststr. 32, 78056 Villingen-Schwennin-gen, am 28.05.2015Pajonzek, Hildegard geb. Gonstala (Schildeck), Jägerstr. 140b, 45699 Her-ten, am 09.09.2014Range, Elli geb. Ritter (Kernsdorf), Ützer Weg 1A, 14669 Ketzin, am 19.01.2015Skrzypinska, Marga-Hilde geb. Wazinski (Buchwalde), Kajkowo ul. Je-ziorna 18A, 14-100 Ostróda, PL, am 26.03.2015Trzaska, Rosemarie geb. Saborrosch (Hohenstein), Bergstr. 50, 59069 Hamm, am 05.05.2015

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OSTERODER ZEITUNG120

Zimmermann, Bruno (Kernsdorf) Lauschützer Chaussee 41, 03172 Schenkendöbern, am 15.05.2015

86. Geburtstag Goldmann, Irmgard geb Goralski (Frögenau), Neue Str. 10, 06712 Zeitz, am 21.02.2015Kempa, Ernst (Ketzwalde), Bützower Str. 9, 18276 Groß Schwiesow, am 19.04.2015Schnaible, Käthe, geb. Pelka (Frögenau), Im Schlenk 33, 47055 Duisburg, am 26.05.2015Schulz, Inge geb. Pfl aum (Moldsen/Osterode), Müdener Str. 18, 28329 Bremen,am 01.05.2015 Schwiderski, Horst (Frögenau), Bergstr. 43, 27729 Vollersode-Wallhöfen, am 08.06.2015

87. GeburtstagDombrowski, Günther (Frögenau-Kaulbruch), Stellingstr. 5, 19249 Lübthen, am 15.05.2015Glüer, Rudolf (Sophiental), Kampsiedlung 9, 32052 Herford, am 22.04.2015Gohlke, Horst (Frögenau), Spielplatzweg 5, 04860 Torgau, am 23.04.2015Hielscher, Charlotte geb. Roßmann (Gr. Nappern), Südsteig 23, 32052 Herford, am 26.10.2014Schröter, Fritz (Taberbrück), Kursana Villa, Eschersheimer Landstr. 125, 60322 Frankfurt, am 27.12.2014

88. GeburtstagHangebrock, Frieda geb. Libuda (Osterode-Lindenau), Bärenmühlweg 42, 82362 Weilheim/Obb., am 28.07.2015Pajonzek, Gerhard (Schildeck), Jägerstr. 140b, 45699 Herten, am 20.12.2014Rieger, Gertrud geb. Baum (Frögenau-Kaulbruch) Schmalestr. 18, 48429 Rheine, am 19.01.2015Theil, Gertrud geb. Ganady (Ketzwalde), Meydenbauerweg 24, 13593 Berlin, am 15.04.2015Warschewski, Edith (Frögenau), Nordstr. 40, 04746 Hartha, am 27.05.2015

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121OSTERODER ZEITUNG

89. GeburtstagGrabowski, Ilse geb. Fromberg (Rauden), Veilchenweg 7, 21360 Vögel-sen, am 19.09.2014Studensky, Horst Combold St. Chilliwack, Canada, am 15.05.2015Warnke, Herbert (Ketzwalde), Koppelstr. 30, 47551 Bedburg-Hau, am 01.03.2015

90. GeburtstagAmenda, Alfred (Peterswalde), Rosenweg 2, 58234 Ennepetal, am 13.07.2014Blaffert, Ursel geb. Panke (Brückendorf), Hochbergstr. 13, 72519 Verin-genstadt, am 11.05.2015Gottschling, Else, geb. Gießmann (Hohenstein), Langenfelde 78, 24159 Kiel, am 05.01.2015 in Nortorf gefeiertGuhling, Irmgard geb. Groß (Frögenau), Goethering 11, 49196 Bad Laer, am 06.02.2015Mruck, Armin Prof. em. Dr. (Osterode) Towson University, Towson, MD 21252 USA, am 06.06.2015Piotrowski, Josef (Schildeck), Im Hundel 29, 45721 Haltern am See, am 08.03.2015Sippel, Martha, geb. Rettkowski (Faulen), Gerresheimer Str. 96, 40233 Düsseldorf, am 15.08.2015Strauß, Margarete geb. Meyke (Arnau), Osterreihe 10, 24852 Eggebek, am 14.12.2014

91. GeburtstagBrill, Margarete, geb. Rominski (Frögenau), Bardenfl eet 1, 28295 Bremen, am 21.03.2015Wagler, Charlotte geb. Rogalla (Frögenau-Kaulbruch), Oberhaidstr. 143, 45475 Mühlheim, am 04.04.2015

92. GeburtstagFromberg, Erna (Rauden), Veilchenweg 7, 21360 Lüneburg-Vögelsen, am 01.04.2015

94. GeburtstagBurbaß, Käthe geb. Kosalski (Thierberg), Schenkendorf-Straße 17, 46047 Oberhausen, am 28.04.2015

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OSTERODER ZEITUNG122

Ehejubiläen

Wir gratulieren zur

Grabowski, Otto (Poburzen), Veilchenweg 7, 21360 Vögelsen, am 12.01.2015Walesch, Herta geb. Kupisch (Kernsdorf), Altenheim Postfach 1549, 58089 Hagen, am 26.01.2015

95. GeburtstagGburek, Martha geb. Pappai (Grieben), Joh.-Hinz-Fehrs-Str. 11, 25746 Heide, am 23.12.2014Ohmke, Ursula geb. Rohde (Bieberswalde), Seniorenzentrum Birken-waldstr. 19, 70191 Stuttgart, am 23.07.2015Romeike, Helene geb. Truschinski (Seythen), Innsbrucker Str. 12, 10825 Berlin, am 27.01.2015

96. GeburtstagMeyel, Benno (Osterode), Netzestr. 1, 22547 Hamburg, am 15.06.2015Korzen, Olga geb. Ostrzinski (Ludwigsdorf, Berling), Seestr. 14, 50374 Erftstadt, am 21.06.2015

Goldenen HochzeitBroermann, Albert und Ehefrau Elli geb. Schusdziarra (Rein), Wihostr. 4, 49134 Wallenhorst, am 06.11.2014Dombrowski, Günther und Ehefrau Christel, geb. Jörg (Frögenau-Kaul-bruch) Stelling-Str. 5, 19249 Lübtheen, am 30.10.2014Podsiadłowski, Gerhard und Erika geb. Lindenau, Mierki 57, Olsztynek, im Mai 2015

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123OSTERODER ZEITUNG

Diamantenen HochzeitJacek, Robert und Ehefrau Alma geb. Greschkowitz (Vierzighufen), Ahornweg 2a, 19067 Rampe, am 23.10.2014Schusdziarra, Gerhard und Ehefrau Waltraut (Döhringen), Am Hütten-krug 14, 31535 Neustadt, am 13.11.2014

Eisernen HochzeitGuhling, Karl und Ehefrau Irmgard geb. Gross (Frögenau), Goethering 11, 49196 Bad Laer, am 08.04.2015Kerski, Alfred und Ehefrau Janina geb. Horoszko (Seebude), Cleverstr. 6, 33790 Halle-Hesseln, am 11.04.2015Pajonzek, Gerhard und Ehefrau Hildegard geb. Gonstala (Schildeck), Jä-gerstr. 140b, 45699 Herten, am 25.06.2015

Albert, Irmgard geb. Tybussek (Mörken), am 31.01.2015 im Alter von 100 Jahren (Ingrid Marx Richard-Königs Str. 4, 42899 Remscheid)von Beek, Ingelore geb. Keßler (Hohenstein), am 18.03.2013 im Alter von 86 Jahren (Angelika Buch, Pirolweg 3, 44388 Dortmund)Berger, Else geb. Gellert (geb.Grzella), (Hirschberg), am 17.03.2014 im Alter von 92 Jahren (Ralf Berger, Am kalten Bach 73, 46286 Dorsten)Bewersdorf, Hildegard geb. Kersch (Seemen), am 05.02.2013 im Alter von 85 Jahren (Sohn Wolfgang Kersch, Grüner Winkel 3, 59823 Arnsberg)Biendarra, Heinz (Lautens), am 22.12.2014 im Alter von fast 87 Jahren, (Bruder Hugo Biendarra, Herderstr. 51, 40882 Ratingen)Buntkowski, Hans (Osterode), am 30.01.2015 (Sohn Gerhard Buntkow-ski, Zur Heide 10b, 31535 Neustadt a. Rübenberge)

Todesfälle

Ehrend gedenken wir der Verstorbenen

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OSTERODER ZEITUNG124

Danlowski, Gerhard (Frögenau) am 30.10.2014 im Alter von 82 Jahren (Ehefrau Lieselotte Danlowski, Roggenkampstr. 1, 49565 Bramsche)Diatzki, Jutta-Maria geb. Leder (Bednarken), am 18.11.2014 im Alter von 89 Jahren (Ehemann Eberhard Diatzki, Seestr. 25, 14467 Potsdam)Fischer, Anna geb. Noering (Osterode, Försterei Figehnen), am 08.10.2014 im Alter von 93 Jahren (Kai Noering, Im Kalten Tale 13, 38304 Wolfen-büttel)Gerke, Willi (Moldsen), am 07.12.2014 im Alter von 88 Jahren (Annema-rie Gerke, Heidenheimer Str. 33a, 13467 Berlin)Hangebrock, Heinr (Weilheim/Obb), am 17.11.2014 im Alter von 88 Jah-ren (Frieda Hangebrock geb. Libuda, Bärenmühlweg 42, 82362 Weilheim/Obb.)Klein, Christel geb. Schlifsky (Osterode), am 14.04.2015 im Alter von 93 Jahren (Sohn Andreas Klein, Auf der Lette 8, 35085 Ebsdorfergrund)Koepke, Gerd (Hohenstein), am 10.03.2015 im Alter von 86 Jahren (Isolde Koepke, Goethestr. 13, 04442 Zwenkau)Maurer, Ida geb. Brandt (Mühlen/Osterode), am 07.12.2014 im Alter von 89 Jahren (Gisela Jekubzig, Straße der Völkerfreundschaft, 06886 Luther-stadt Wittenberg)Mecklenburg, Kurt Eduart (Liebemühl, Buchwalde), am 11.10.2014 im Alter von 89 Jahren (Swen Mecklenburg, Heidkoppel 3b, 21224 Rosen-garten)Michalski, Leo (Gillau Kr. Allenstein), am 15.12.2013 im Alter von 84 Jah-ren (Michalski, Schnittenbuscher Str. 19, 42899 Remscheid)Panke, Erwin (Brückendorf), am 08.01.2015 im Alter von 82 Jahren (Irene Müller, Hochbergstr. 13, 72519 Veringenstadt)Patro, Erich (Sabangen), am 29.12.2014 im Alter von 77 Jahren (Ehefrau Vera Patro, Heibauerweg 9, 45327 Essen; mitgeteilt von Günther Beh-rendt, Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge.)Piotrowski, Irmgard geb. Behr (Schildeck), am 21.01.2015 im Alter von 85 Jahren (Josef Piotrowski, Im Hundel 29, 45721 Haltern am See)Philipp, Ordaly geb. Schott (Osterode), am 13.03.2015 im Alter von 93 Jahren (Sybille Wodtke, Kielerstr. 25B, 24223 Schwentinental)Pruschitzki, Anna geb. Załoga (Plonchau), am 01.04.2015 im Alter von 89 Jahren (mitgeteilt von Jennifer Schulz, Auf dem Kampe 14, 45529 Hattin-gen)Quass, Werner (Buchwalde), am 26.06.2014 im Alter von 77 Jahren (Ehe-frau Sabine Quass, Ihlestr. 21, 28719 Bremen)

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125OSTERODER ZEITUNG

Reschke, Herbert (Osterwein), am 04.12.2014 im Alter von 87 Jahren (Ehefrau Hedwig Reschke, Im Hoppenbruch 10, 45699 Herten)Rimek, Hans-Joachim, Dr. (Preuß Görlitz), am 19.02.2015 im Alter von 83 Jahren (Schwester Hannelore Darge, Rodomstorstr. 72, 24306 Plön)Salden, Horst (Osterode), am 13.01.2012 im Alter von 83 Jahren (Erika Salden, Francoper Str. 17c, 21149 Hamburg)Schittko, Annemarie (Osterode), am 19.11.2014 im Alter von fast 86 Jah-ren (Margot Schittko, Adelheidstr. 93, 65185 Wiesbaden)Sonntag, Horst (Haasenberg), am 08.11.2014 im Alter von 88 Jahren (Neffe Bertold Libuda, Niemannstr. 19, 21073 Hamburg)Thomas, Günther (Frögenau), am 07.03.2015 im Alter von 87 Jahren, (Tochter Karin Bruder, Katharinenstr. 13, 07546 Gera)Viktor, Hetta geb. Penza (Grünfelde), am 02.02.2015 im Alter von 97 Jah-ren (Jürgen Viktor, 1621 Donalor Dr. Escondido CA 92027 Californien, USA)Weiß, Gerhard (Gilgenburg), am 06.02.2015 im Alter von 86 Jahren (be-nachrichtigt von Förster - Dongowski, Wilhelm-Gericke-Str. 4B,13437 Berlin)Windt, Klaus (Geierswalde) am 01.11.2014 im Alter von 73 Jahren (Ehe-frau Karin Windt, Am Thie 1, 39397 Schwanebeck)Zebrowski, Willi (Ganshorn), am 29.03.2015 im Alter von 81 Jahren (Ehe-frau Erika Zebrowski, Siedlung 8, 06369 Frenz)Zimmermann, Gerda geb. Liedtke (Liebemühl), am 19.06.2014 im Alter von 88 Jahren (Ingeborg Zimmermann, Freiburger-Str. 6, 69126 Heidel-berg)

Berichtigung aus Folge 122

Seite 122: Voigt, Helene geb. Klaing (Frögenau), nicht 87. Geburtstag, sondern verstorben am 29.09.2013 (berichtet bereits in der Ausgabe 120)Seite 125: Hohenstein, Friedrich (Fritz) (Gilgenburg), nicht Goldene Hochzeit; sondern 88. Geburtstag am 18.09.2014 Seite 128 Todesfall nicht Rauch, Christel geb. Priebe (Gilgenburg), son-dern Rauh, Christel geb. Priebe am 03.04.2014

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OSTERODER ZEITUNG126

Mitteilungen für die Folge 124 der Osteroder ZeitungIn der Folge 124/Dezember 2015 der Osteroder Zeitung können die folgenden Familienereignisse veröffentlicht werden: - 70., 75., 80. und alle weiteren Geburtstage sowie- Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeiten, soweit sie in der Zeit bis zum 31. Dezember 2015 begangen werden,- Todesfälle, die in der Zeit bis zum 1. November 2015 eintreten.Einsendeschluss: 1. November 2015Wir bitten, für die Mitteilungen die folgenden Muster zu verwenden:

Geburtstag/Ehejubiläum

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Geburtsdatum:

Tag der Goldenen/Diamantenen/Eisernen Hochzeit:

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Jetzige Anschrift:

Todesfall

Name:

Geburtsname:

Vorname:

Verstorben am: im Alter von Jahren

Letzter Wohnort im Heimatkreis:

Anschrift der Hinterbliebenen:

Wir bitten, die Mitteilungen schriftlich (mit Brief oder Postkarte) der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Fax: 05522/919870 e-mail: [email protected], mitzuteilen.

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127OSTERODER ZEITUNG

Mitteilungen

Rentenzahlung nur in PolenPetitionsausschuss bekräftigt Verzicht auf

Entschädigung DeutscherSeit vielen Jahren gehört die finanzielle Entschädigung deutscher

Zwangsarbeiter zu den politischen Forderungen der Landsmannschaft Ostpreußen. Die Bundesregierung vertritt bis heute die Auffassung, dass diese für Drittstaaten geleistete Zwangsarbeit Deutscher grundsätzlich nicht als ausgleichspflichtiges Unrecht, sondern als allgemeines, entschä-digungslos hinzunehmendes Kriegsfolgeschicksal anzusehen sei.

Dass die deutsche Politik nicht bereit ist, das Sonderopfer der ehe-maligen, überwiegend nach Kriegsende in Ostdeutschland aufgegriffe-nen Zwangsarbeiter zu würdigen und auf diplomatischem Wege dessen finanzielle Anerkennung zu erwirken, geht in bemerkenswerter Klarheit aus einer Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages an das Parlament hervor. Zuvor hatten sich einzelne Funkti-onsträger der Landsmannschaft Ostpreußen an das Eingabegremium ge-wandt, um eine Intervention der Bundesregierung namentlich bei den Re-gierungen Polens, Tschechiens und Russlands zu erreichen. Ohne die sonst in der Politikersprache üblichen Allgemeinplätze und Verklausulierungen heißt es in der Bundestagsdrucksache unmissverständlich: „Mit Blick auf die Verantwortung Deutschlands für den Zweiten Weltkrieg, der letztlich Auslöser auch für die Vertreibung deutscher Staatsangehöriger war, hat die Bundesregierung wiederholt erklärt, dass sie weder heute noch in Zu-kunft Fragen im Zusammenhang mit Vertreibung und entschädigungslo-ser Enteignung deutschen Vermögens aufwerfen wird.“ Die Bundesregie-rung habe bereits 1955 „in versöhnender Absicht“ mit dem Abschluss des Überleitungsvertrages „auf sämtliche Forderungen aus Krieg und Besat-zung“ gegenüber den westlichen Siegermächten verzichtet. Für die ehema-lige Sowjetunion gelte der Schriftwechsel zum Einigungsvertrag aus dem Jahre 1990, wonach die Rechtmäßigkeit der Besatzungsfragen nicht mehr in Frage gestellt werden dürfe. Gegenüber Polen und Tschechien habe die Bundesregierung 2004 eine völkerrechtlich bindende Verzichtserklärung abgeben. Mit anderen Worten heißt das, die ehemaligen Zwangsarbeiter sollen, ohne eine individuelle Schuld daran zu tragen, für die Verfehlun-

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OSTERODER ZEITUNG128

gen früherer deutscher Politik büßen und ihr Anliegen sei daher politisch nicht zu unterstützen.

Ungeachtet der beharrlichen Weigerung der Bundesregierung, bei den Regierungen der ehemaligen Feindmächte zu intervenieren, hat Polen im September 1999 von sich aus ein Gesetz zur Entschädigung von Zwangs-arbeitern erlassen, das nicht nur polnische, sondern auch deutsche Staats-bürger einschließt. Allerdings ist der Bezug der Entschädigungszahlungen mit Hindernissen verbunden. Während deutsche Wiedergutmachungs- und Rentenleistungen selbstverständlich auch in Ausland überwiesen werden, leistet Polen die Zwangsarbeiterentschädigung in Höhe von rund 1000 Euro nur auf polnische Banknoten. Überweisungen auf deutsche Konten werden nur dann vorgenommen, wenn der Empfänger gleichzei-tig eine Rente aus Polen erhält. Alle anderen, die von Deutschland aus die ihnen zustehende Entschädigungsleistung erhalten wollen, sind also ge-zwungen, bei einer polnischen Bank ein Konto zu eröffnen. Allerdings ha-ben sie die Möglichkeit, ein Geldinstitut zu wählen, das eine Partnerbank in Deutschland hat, bei der man sich das Geld kostenlos auszahlen lassen kann. Das ist zwar aufwändig, aber kein unüberwindbares Hindernis.

(Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 48 – 29. November 2014)J. H.

Neuntägige Reise vom 02.07. bis 10.07.2016Zehntägig ab 01.07.2016 und 28.06. bis 07.07.2015 (OZ 122, S. 132)

Sa., 02.07.16, 1. Tag

Abfahrten mit dem Fernreisebus ab Herten – Gelsenkirchen ZOB – Herne Hbf. - Dortmund ZOB – Hamm Rhynern Raststätte – Herford Ost, Raststätte – Hannover Hbf. ZOB – Zweidorfer Holz Rasthof – Helmstedt Raststätte – Börde Rasthof – Michendorf Rasthof, weiter fahrt zum Grenzübergang Frankfurt/Oder zum Hotel in Posen.

Zimmereinteilung, Abendessen und Übernachtung im Hotel in Posen/Pozan.

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129OSTERODER ZEITUNG

So., 03.07.16, 2. Tag

Nach dem Frühstück: Stadtrundfahrt durch die ausgesprochen attrak-tive Stadt Posen, Weiterfahrt in Richtung Osterode/Ostroda.

Zimmereinteilung, Abendessen und Übernachtung im Hotel in Os-terode/Ostroda.

Mo., 04.07.16, 3. Tag

Nach dem Frühstück: Hier ist eine Fahrt mit dem Schiff auf der Kanal und über die „Rollberge“

Vorgesehen, einer Erfindung genialer preußischer Ingenieure.Nachmittag frei.Abendessen und Übernachtung im Hotel in Osterode/Ostroda

Di., 05.07.16, 4. Tag

Frühstück, danach Tag zur freien Verfügung: Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche die Orte ihrer Herkunft oder die ihrer Vorfahren be-suchen wollen, stehen wir gerne mit Fahrgelegenheiten und Dolmetschern hilfreich zur Seite.

Abendessen u. Übernachtung im Hotel in Osterode/Ostroda.

Mi., 06.07.16, 5. Tag

Nach dem Frühstück Fahrt nach Danzig. Unter fachlicher Führung lernen Sie die historische alte Hansestadt Danzig kennen, die Königin des Basilikums. Sie sehen das berühmte Kantor an der Mottlau, die Frauen-gasse den Lange Markt mit dem Neptunbrunnen, die Marienkirche mit Platz für 25 000 Menschen. Im Anschluss an die Führung können Sie die Altstadt mit Ihrer einzigartigen Atmosphäre individuell erkunden.

Abendessen u. Übernachtung im Hotel Osterode/Ostroda.

Do., 07.07.16, 6. Tag

FrühstückBei der heutigen Masurenrundfahrt fahren Sie zur barocken Wall-

fahrtskirche Heilige Linde (Sw. Lipka) bei Rössel. Im Inneren der drei-schiffigen Basilika steht die gewaltige Orgel mit über 4.000 Pfeifen. Und den 12 Figuren, die sich beim Orgelspiel drehen. Weiterfahrt nach Niko-leiken. Dort erleben Sie eine Schifffahrt auf dem Spirdingsee, den größten

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OSTERODER ZEITUNG130

der masurischen Seen, auch „Masurisches Meer“ genannt. In Nikolaiken, einem Zentrum des Bernsteinschmucks, werden Sie Möglichkeiten zum Einkauf haben.

Abendessen u. Übernachtung im Hotel Osterode/Ostroda.

Fr., 08.07.16, 7. Tag

Frühstück.Bei der heutigen Exkursion fahren Sie zur ermländisch-masurischen

Hauptstadt Allenstein.In Allenstein besichtigen Sie mit einem Stadtfürhrer die Sehenswürdig-

keiten der Altstadt.Im Anschluss haben Sie Gelegenheit zu einem Stadtbummel. Nachmit-

tags erwartet Sie ein Folkloristisches Programm auf dem Reiterhof „Ma-rengo“ bei Allenstein. Nach dem Mittagessen Reitereskortierte Kutsch-fahrt durch Wald und Wiesen, danach Besichtigung der Stallungen.

Kaffee und Kuchen Rahmen musikalischer Unterhaltung durch eine Gesanges,- und Trachtentanzgruppe.

Abendessen u. Übernachtung im Hotel Osterode/Ostroda.

Sa., 09.07.16, 8. Tag

Nach dem Frühstück nehmen Sie Abschied von Ostpreußen und fah-ren über Osterode, Straßburg (Brodnica) nach Thorn (Torun), der Ge-burtsstadt des Nikolaus Kopernikus. Bei einem Aufenthalt lernen Sie die an der Weichsel gelegene gotische Altstadt näher kennen.

Weiterfahrt über Gnesen (Gniezno) zur Zwischenübernachtung im Hotel in Swiebodzin (Schwiebus) ca. 80 km vor der Grenze Frankfurt/Oder.

Zimmereinteilung, Abendessen und Übernachtung im Hotel in Swie-bodzin.

So., 10.07.16, 9. Tag

Frühstück und Abreise zur Heimatfahrt.Fahrtstrecke Grenzübergang Swiecko/Frankfurt/Oder.Auf der Rückfahrt werden die Haltepunkte der Hinfahrt angefahren.Ankunft im Ruhrgebiet: etwa 20:00 Uhr.

Reiseveranstalter Alicja Nischik, Ewaldstr. 131 45699 HertenTel. 0 23 66/93 69 16 Mobil: 01 70/2 00 98 06

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131OSTERODER ZEITUNG

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Im Rahmen einer Familienforschung suche ich Informationen zu ei-nem Kinderheim in Osterode Ostpreußen, in welchem meine inzwischen verstorbene Mutter in ihrer Kindheit vor der Flucht 1945 untergebracht war. Man nannte dieses Kinderheim auch „Krüppelheim“. Meine Mutter hieß damals Evelyn Kniott; geboren am 09.06.1928 in Osterode. Sie war linksseitig etwas gelähmt. Deshalb mochte sie wohl zu ihrem Aufenthalt in diesem Kinderheim nie etwas erzählen.

Wer kann nähere Angaben machen? Wo in Osterode befand sich dieses Kinderheim (Krüppelheim)? Gibt es jemanden, der evtl. gleichzeitig mit meiner Mutter in diesem Kinderheim untergebracht war und sich an sie erinnern kann?

Mitteilungen erbeten an Regina Bellmann Sportlerweg 1, 01587 RiesaTel. 0 35 25/7 76 34 05, Mail: [email protected]

Für eine Buchausgabe über ostpreußische Ritterkreuzträger suche ich Informationen über folgende R.K.T.-Verwandtschaft:

Sawatzki, Karlgeb. 09.01.1917 Thomascheinengest. 30.05.1986 Schönebeck/Magdeburg

Tulodetzky, Herbertgeb. 21.10.1920 Osterschaugest. 15.04.1986 Braunschweig

Loden, Emilgeb. 11.02.1916 Moschnitzgest. 07.03.1949 Hamburg

Ralf Meyer, Historiker, An der Mühle 17, 09456 Annaberg-BuchholzTel. 0 37 33/41 94 35, E-Mail: [email protected]

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OSTERODER ZEITUNG132

Geehrte Damen und Herren,

da der Geburtsort meines Schwiegervaters Franz Preuhs Buchwalde ist, würde ich Sie bitten, mir mitzuteilen, ob Ihnen die Familie meines Schwiegervaters Franz Preuß, geb. am 25.01.1924 in Buchwalde, bekannt ist. Sein Vater hieß ebenfalls Franz Preuß, geboren in Krastuden/West-preußen 23.12.1892, gestorben Rollesbroich 23.10.1968, verheiratet mit Berg, Maria. Die Geschwister meines Schwiegervaters heißen Agnes, Mar-garethe, Bruno, Helene, geb. 23.07.1937, allerdings schon in Elbing. Hier haben sie im Amselweg 12 gewohnt.

Der Name Preuhs wurde erst später zugelegt. Dies war der Geburts-name der Großmutter meines Schwiegervaters. Mein Schwiegervater ist noch unter dme Nachnamen Sgrzebski in Buchwalde geboren. Ich habe in seinen Unterlagen auch noch Klassenfotos von vor dem Krieg gefunden. Ich weiß allerdings nicht, wo diese aufgenommen wurden. Vielleicht sind diese für Sie interessant oder Sie können mir jemanden nennen, der diese zuordnen kann.

Mit freundlichen Grüßen Matthias Steffens, [email protected]

Auf dem Klassenbild ist Franz Preuß oben rechts zu sehen. Das Foto müsste um 1934 entstanden sein.

Geschwister Grete und Agnes Preuß.

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133OSTERODER ZEITUNG

Links Helene Preuß mit Eltern.Wer sind die Personen oben?

Ilse Conrad-Kowalski (mit

Haarkranz) fragt nach den

Namen der üb-rigen Kinder.

Bekannt sind: Felicitas Go-

dau, Gisela und Sigrid Münter und Anneliese

Libuda.Kindergeburtstag, wahrscheinlich in Münters großem Garten Ecke Schillerstraße/Hindenburgstraße in Osterode.

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OSTERODER ZEITUNG134

20. Landestreffen der OstpreußenMecklenburg-Vorpommern

Sonnabend, den 26. September 2015

von 10 bis 17 Uhr

Kongresshalle in Schwerin

Reservierte Tische für alle 40 ostpreußischen Heimatkreise.

Für das leibliche Wohl und genügend Parkplätze ist gesorgt.

Bitte Verwandte und Freunde informieren und mitbringen.

Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe MVManfred F. Schukat, Hirtenstr. 7a, 17389 Anklam

Tel. 03971 - 245 688

Veranstaltungshinweise

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135OSTERODER ZEITUNG

Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburgim Umbau

Malworkshop in Greifswald(18. - 22.05.),Leserreise mit Arno Surminski(01. - 10.06.),Sommerakademien (27. - 31.07.), Rund ums Getreide (03. - 07.08.), Gesichter der Stadt Riga(17. - 25.08.)

18.04.2015 - 07.06.2015 Das Gold des Baltikums Bernsteinschätze und aktueller Bernsteinschmuck 17.05.2015 Internationaler Museumstag13.06.2015 - 13.09.2015 Fortschritt! Frisch gepresst In Zusammenarbeit mit dem Gutenberg-Museum, Mainz 19.09.2015 - 21.02.2016 Die Reichskanzler der Weimarer Republik Ausstellung der Stiftung Reichspräsident- Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg 21./22.11.2015 20. Bunter Herbstmarkt

KabinettausstellungenJanuar - Mai 2015 Die Mauer - Eine Grenze durch DeutschlandJuni - August 2015 Backsteinarchitektur im OstseeraumSeptember - Dezember 2015 Ermland und Masuren - Historische Stadtansichten

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OSTERODER ZEITUNG136

Aus der Kunstszene

Anna Rutkiewicz wohnt seit ihrer Geburt 1955 in Osterode/Ostróda. Studierte Maschinenbautechnik und russische Philologie. Sie ist sehr aktiv und kennt keine Langeweile, ist Stadträtin, singt, malt, schreibt, segelt, leitet Mal- und Russischkurse. Schätzt die Schönheit, Harmonie und Frieden. Ihr

Favorit ist die Natur, die sie in Öl, Acryl ,Aquarell malt. Sie ist seit 2008 Mitglied im Verein der Hobby Maler und hat einige Treffen „Ma-len im Freien „ organisiert. War an mehreren lokalen sowie 4 mal in Russland und 2013 in der Tschechischen Republik beim „Malen im Freien“ dabei.

Angelnder Junge am Drewenzsee.

Bozena Szpaczynska schuf das Titelbild von Gilgenburg. Text und Bilder bereits in Folge 120, S. 117.

Vielleicht kommt das nächste von dieser Künstlerin?

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137OSTERODER ZEITUNG

Wiesław Reginis ist seit über 30 Jahren im Klub der Hobbykünstler - 10 Jahre im Vorstand. Er malt in Öl ; seine Lieblingsthemen sind Pferde, Portraits und Landschaften. Seine Arbeiten waren in individuellen und kollektiven Ausstellun-gen in Hamburg, Danzig/Gdansk, Bromberg/Bydgoszcz, Sensburg/Mragowo, Mohrungen/Morag, Angerburg/Wegorzewo, Allenstein/Olsztyn Locken/Łukta und Los Angeles zu sehen. Er hat an zahlreichen Open-air im Landkreis Ostero-de/Ostróda teilgenommen. Allerdings die Inspiration für die Malerei schöpft er von den Reisen um die Welt. Für seine Werke wurde er vom Kulturministerium mit einem Abzeichen geehrt.

Oder von diesem Künstler, von dem ein Meisterfoto vom Oberlän-dischen Kanal vorliegt (Sein Ge-mälde von Klonau im Heft)?

Oder von Uwe Schweda, dessen Fotos in Osterode/Ostróda ausgestellt und prämiert wurden?

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OSTERODER ZEITUNG138

Die Kirche von Arnau, gemalt von Wiesław Reginis, ein Titelbild wert? An seine Taufe dortselbst Ostern 1938 kann sich der Schriftleiter nicht erinnern. Dagegen erinnert ihn der von Gisela Schweda aufgetriebene „Gruß aus Arnau“ mit dem Geschäftshaus Lischewski, an seinen ersten gewonnenen Wettlauf. Mutter fuhr mit dem Fahrrad die ca. 1500 m vom Abbau ins Dorf zum Einkaufen, Opa sollte das Kind hüten. Das lief der Mutter hinterher, nahm die Abkürzung durchs Kornfeld, Opa den Fahrweg zum Dorf. Mutter sah aus dem Laden von der einen Seite ihren Sohn heranstürmen, von der anderen Seite abgeschlagen ihren

Schwiegerva-ter, der sich als zweiter Sieger fühlte und entsprechend fl uchte.

Foto:Else Masuhr,

geb. Preuß

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139OSTERODER ZEITUNG

Neue Bücher

Heinz Timmreck: Flucht mit der Bahn 1944/45. Erlebnisberichte aus Ostpreußen, Westpreußen und PommernBooks on Demand, Norderstedt, 288 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Fest einband, ISBN 978-3-734739-92-7

Die große Resonanz auf seine 2011 im gleichen Verlag erschienene Publikation „Letzte Flüchtlingszüge aus Ostpreußen“ hat den Autor be-wogen, dieses Ergänzungsbuch zu schreiben. Wiederum stehen im Mit-telpunkt Augenzeugen- und Erleb-nisberichte der Flucht mit der Bahn 1944/45 aus Ostpreußen, Westpreu-ßen und Pommern. Sie werden er-gänzt durch weitere Berichte und In-formationen zu den Themen „Chaos auf dem Bahnhof Allenstein“, „Kö-nigsberg – Knotenpunkt von Flücht-lingszügen“, „Ergänzende Berichte zu <Letzte Flüchtlingszügen aus Ostpreußen>“, „Das Zugunglück

bei Grünhagen im Kreis Preußisch Holland“, „Nach der Flucht“ mit Er-lebnisberichten über die Rückführung von Flüchtlingen unmittelbar nach Kriegsende in ihre Heimatorte, „Heinz Schön – Chronist der Flucht über die Ostsee“ (der im Text leider ein falsches Todesdatum enthält) und „Die Entwicklung der Eisenbahnen in Preußen“ (im Anhang). Heinz Timmreck schreibt in der Einführung: „Als ich im Sommer 2000 in den Ruhestand trat, hatte ich mir vorgenommen, nicht nur den großen Garten zu bearbei-ten und vor dem Fernseher zu sitzen, sondern ich wollte etwas Sinnvol-les tun.“ Das ist ihm mit diesem Ergänzungsband zweifelsfrei gelungen; möge ihm der gleiche Erfolg beschieden sein, wie den voran gegangenen Publikationen, denn es sind Dokumentationen gegen das Vergessen.

Der Vorstand

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OSTERODER ZEITUNG140

Brigitte Jäger-Dabek: Als die Kosaken kamen

Die Kosaken kommen! Dieser Ruf schallte im August 1914 durch Ost-preußen. Rasch drangen zwei russische Armeen viel schneller aus erwartet im Norden und Süden nach Ostpreußen ein. Die Bevölkerung flüchtete. Zwar war der Schlieffen-Plan darauf ausge-legt, einen Einmarsch nach Ostpreu-ßen und sogar den zeitweisen Verlust der Provinz in Kauf zu nehmen, für eine Evakuierung der Zivilbevölkerung hatten die Behörden allerdings nicht gesorgt. Es ist fast völlig in Vergessen-heit geraten, aber in Ostpreußen fand der Erste Weltkrieg auf deutschem Ter-ritorium statt, monatelang waren zwei Drittel der Provinz russisch besetzt. Das E-Book berichtet über die Gründe des leichten Eidnringens der rus-sischen Truppen und die Rolle von Hindenburg und Ludendorff. Breiten Raum nehmen die Kriegsentwicklung und die Schlachten von Tannenberg und an den masurischen Seen 1914 sowie die Masurische Winterschlacht im Februar 1915 und die russische Besetzung ein. Ferner werden die Fol-gen dargestellt, von den Kriegsschäden und dem Wiederaufbau über die Ereignisse der Novemberrevolution von 1920 und deren Ausgang.

Redaktionelle MitteilungUm den Umfang dieses Heftes in Grenzen zu halten, mussten folgende,

schon drucktechnisch ausgearbeitete Beiträge auf die nächste Folge ver-schoben werden: Der „Buddhist“ Paul Dahlke, Osterode und seine jüdi-schen Mitbürger, Zwischen Ural und Eismeer (Dorothea Stein v. Kamien-ski) und Von Ostpreußen nach Mecklenburg (Manfred Poschmann).

Der Schriftleiter

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141OSTERODER ZEITUNG

Organisation der Kreisgemeinschaft

Vorstand der Kreisgemeinschaft –Namen und Anschriften der Mitglieder

1. Prof. Dr. med. Edgar Steiner Vorsitzender und Kreisvertreter Friedrich-Hegel-Str. 18, 15230 Frankfurt (Oder), Telefon: (0335) 539096

2. Burghard Gieseler Stellvertretender Vorsitzender Elritzenweg 35, 26127 Oldenburg, Telefon: (0441) 6001736

3. Waldemar Czichon Schatzmeister Schillerstr. 11, 33803 Steinhagen/Westf., Telefon: (05204) 7478

4. Klaus Masuhr Im Anger 3, 56154 Boppard, Telefon: (06742) 4451

5. Hans-Jürgen Falke Im Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829

6. Wieland Mücke Ackerbreite 12, 37520 Osterode am Harz, Telefon: (05522) 318331

Redaktion der Osteroder Zeitung –Namen und Anschriften der Mitarbeiter

1. Klaus Masuhr, Schriftleiter (Adresse wie oben)

2. Günther Behrendt Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge., Tel.: 05032/61614

3. Alfred Knafla Kapellenbrink 10 A, 30880 Laatzen

4. Joanna Krzysteczko (siehe Geschäftstelle und Heimatstube der Kreisgemeinschaft)

5. Wieland Mücke (Adresse wie oben)

6. Gisela Schweda Winkelmannshof 26, 45891 Gelsenkirchen

7. Prof. Dr. Edgar Steiner (Adresse wie oben)

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OSTERODER ZEITUNG142

Geschäftsstelle und Heimatstubeder Kreisgemeinschaft

Anschrift: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. Abgunst 1, 37520 Osterode am Harz Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/919870 E-Mail: [email protected]

Leiterin: Joanna Krzysteczko

Geschäftszeiten: Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr

Beauftragter für die Heimatstube: Hans-Jürgen FalkeIm Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829

Die Ausstellungsräume der Heimatstube können jederzeit während dero. a. Geschäftszeiten der Geschäftsstelle besichtigt werden.

Neue Kontonummer der Kreisgemeinschaft: Sparkasse Osterode am HarzKonto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15Für Überweisungen aus dem Ausland:Sparkasse Osterode am HarzIBAN: DE78 2635 1015 0215 1261 86BIC: NOLADE21HZB

Präsentation im Internet:www.kreisgemeinschaft-osterode-ostpreussen.de

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143OSTERODER ZEITUNG

Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft

Bücher1. Chronik der Stadt Liebemühl 1800-1922, 156 Seiten, 1,– Euro2. Bildband III – Osterode Ostpr. in alten Ansichten – Format A5, 186

Seiten, 170 Wiedergaben alter Aufnahmen, davon 45 farbig, 10,– Euro3. Bildband IV – In alten Ansichten – Gilgenburg, Hohenstein, Liebemühl

im Kreis Osterode Ostpr., Format A5, 175 Seiten, 170 Reproduktionen, davon 32 farbig, 10,– Euro

4. Geschichte des Amtes und der Stadt Hohenstein, Nachdruck von 1859, Format A5, 132 Seiten, 7,50 Euro

5. Sonderschrift „Städtepartnerschaft Hohenstein-Leipzig. 1915“, Format A5, 90 Seiten, 1,– Euro

Kreiskarte und Stadt-/Ortsplänea) Kreiskarte Osterode Ostpr. im Maßstab 1:100000, 9,– Eurob) Stadtplan Osterode Ostpr., 4,– Euro c) Stadtplan Hohenstein, 2,50 Eurod) Stadtplan Liebemühl, 2,50 Euroe) Stadtplan Gilgenburg, 2,50 Eurof) Ortspläne von allen Dörfern in der Größe DIN A4, 3,50 Euro g) CD mit allen Ortsplänen der Gemeinden im ehem. Kreis Osterode Ost-

pr. einschl. Einwohnerverzeichnissen und Kirchspielen (Stand. 1945), 20,– Euro

Bestellungenausschließlich bei der Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon und Fax: 05522/919870.Die oben angegebenen Preise zuzüglich Versandkosten von 2,50 Euro bei Büchern bzw. 1,50 Euro bei Kreiskarten und Plänen sind im Voraus auf das Konto der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.: Sparkasse Osterode am Harz, Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15, zu überweisen.

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OSTERODER ZEITUNG144

ImpressumHerausgeber: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

Kreisvertreter: Prof. Dr. med. Edgar Steiner

Redaktion:

Klaus Masuhr, Schriftleiter: Koordinierung, Gestaltung und inhaltliche Gliederung, Zusammenstellung des Manuskripts; Heimatkunde – Geschichte – Kultur

Günther Behrendt: In unserem Heimatkreis damals (Erinnerungen – Erlebnisse – Berichte), Ortstref-fen und Schülertreffen, Mitteilungen und Suchanzeigen, Ortspläne

Alfred Knafla:Dokumentationen und Verschiedenes

Joana Krzysteczko:Familiennachrichten, Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft, Versand der Zeitung

Wieland Mücke: Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz

Gisela Schweda: Aus unserem Heimatkreis heute (Informationen – Impressionen)

Prof. Dr. med. Edgar Steiner: Berichte über aktuelle Vorgänge in der Kreisgemeinschaft, Heimattreffen, Orga-nisation der Kreisgemeinschaft, Ehrungen, Gedenken, Buchbesprechungen

Bitte senden Sie Ihre Beiträge unmittelbar an die zuständigen Mitarbeiter!

Bestellungen, Abbestellungen, Adressenänderungen: Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V., Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Telefon und Fax: (05522) 919870

Druck: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, 26789 Leer/Ostfriesland

Auflage: 4.000 Exemplare

Erscheinungsweise: Zwei Folgen jährlich, im Mai und im Dezember.

Einsendeschluss: 1. Februar und 1. September

Jeder Verfasser ist für seinen Beitrag verantwortlich. Namentlich gekennzeichne-te Beiträge geben nicht in jedem Fall die Auffassung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich bei allen eingesandten Manuskrip-ten das Recht vor, Kürzungen und sinnvolle Änderungen ohne Rückfrage vorzu-nehmen sowie den zeitlichen Abdruck der Beiträge zu bestimmen.

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Kreisvertreters.

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Gilgenburg, ev. Kirche, Deckengemälde.

Empore.Fotos: Uwe Schweda

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Der kleine Damerau-See bei Gilgenburg.Fotos: Uwe Schweda