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Naturschutz – Partner zum Leben Heft 3 • 2003 ©Salzburger Naturschutzabteilung, download unter www.biologiezentrum.at

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Naturschutz –Partner zum Leben

Heft 3 • 2003

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Vorwort LH Dr. Schausberger ............................. 3Vorwort LR Sepp Eisl ......................................... 4

Aktuelles22. Mai: Tag der Artenvielfalt ........................... 5Graureiher-Horstzählung im Frühjahr 2003 ..... 7Grenzüberschreitender Artenschutz ................ 8Igelschutz ......................................................... 9Runder Tisch für den Biber ............................... 9Naturschutzbeauftragte für Salzburg ............ 10Arboretum am Wolfgangsee .......................... 11Klare Regelungen für Schwammerlsucher ..... 12Salzburg ein „Land der Seilbahnen“ ............... 12Naturpark Riedingtal eröffnet ........................ 13Neuer Bärenanwalt für West-Österreich ...... 13Bäumen der Landeshauptstadt geht es besser 1451,6 km neue Hecken in nur vier Jahren ......... 14Naturschutz-Dienstbesprechung 2003 ........... 15Tätigkeitsbericht der Tierschutzorgane 2002 . 16Naturschutzprädikat Hochmoor Dientner Sattel 17Windwurf weitgehend aufgearbeitet ............. 18Umweltfreundliche Tagungs- und Seminarhotels 19Neue Bundesforste-Standorte fixiert ............. 20Naturdenkmal für die Zukunft gepflanzt ........ 20Jagdzentrum Stegenwald ............................... 21Flurbereinigung für mehr Lebensqualität ....... 23Brandgefahr in Mooren bei Trockenheit ......... 23Besichtigung der Sturmschäden ..................... 24Mindeststandards bei Tierhaltung .................. 25

FachbeiträgeBiodiversitätsdaten. ........................................ 26Global denken – lokal handeln ........................ 28Natura 2000-Gebiet „Entrische Kirche“ ......... 30Fragmentation als ökologischer Faktor? ......... 32Träumer im Rebenreich .................................. 33Der Webersbergerwald .................................. 34Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen 38GLT Kopfweiden am Almkanal ....................... 39

Naturschutz international4 Prozent der Fläche Bayerns sind Biotope ..... 43Das Europäische Naturschutzdiplom – Teil V . 44Naturschutzdiplom für Nationalpark Thayatal .. 46Aktuelles vom Life-Projekt Weidmoos ........... 47Life-Projekt Wenger Moor auf der Zielgeraden 48

NationalparkTAU – ein neues Abenteuerspiel auf CD-Rom 50Sponsoring im Naturschutz ............................ 51Österreichs Nationalparke wachsen .............. 52Coca Cola Junior Ranger im Nationalpark ..... 53Erfolgreiche Bilanz der Ferienregion NP ........ 53

UmweltseiteAltlasten-Sanierungen in der Urstein-Au ........ 54Nuklearsicherheit auf Europaebene ............... 54Land sorgt für ökologischere Energienutzung . 55Vorsicht mit gefährlichen Chemikalien! ......... 55Ökologische Betriebsberatung ....................... 57

TagungsberichteDie Sieger stehen fest! ................................... 584. Paneuropäische Forstministerkonferenz ..... 59„Altes Wissen“ für nachhaltige Zukunft ......... 63

Recht und PraxisSchäden durch naturschutzrechtlichgeschützte Bäume ......................................... 64

Berg- und NaturwachtLandesseminar 2003 im Oberpinzgau ............ 65Bezirkstreffen Tennengau .............................. 67Amphibienschutz beim Seetaler See .............. 68Waldsäuberungsaktion 2003 ........................... 68Wasser auf Mühlen der Berg- und Naturwacht 69Ehrung für ABNÖ-Geschäftsführer ............... 69Breites Einsatzspektrum im Pinzgau .............. 70Salzburger BNW über e-mail erreichbar ........ 70Südalpenexkursion 2003 ................................. 71Natura 2000-Gebiet Tauglgries ....................... 71Bundesheerstandorte unverzichtbar ............... 72BL Mag. Gerhard Ortner 60 Jahre ................. 72Großgmain: Ordnungsdienst bei Musikjubiläum 72Lehrwanderung Amertal ................................. 73

Seite der VereineDieselabgase giftiger als von Benzinmotoren 74„Wasser-Manifest“ ........................................ 74Koordinationsstelle für Fledermausschutzund -forschung in Österreich ......................... 76CIPRA fordert Protokoll „Wasser“ derAlpenkonvention ............................................. 74

Titelbild: Naturdenkmal „Triafen“, Maria Alm(Bild: Hermann Hinterstoisser)

Inhalt

Die Vielfalt des Lebensmuss erhalten bleiben

Die biologische Vielfalt unse-rer Erde umfasst alle vonein-ander unterscheidbaren Tier-

und Pflanzenarten sowie Lebens-räume. Bezogen auf ein bestimmtesgeografisches Gebiet kann die Bio-diversität, also die Vielfalt desLebens, hoch oder niedrig, repräsen-tativ oder beeinträchtigt sein. Dashängt ganz davon ab, welche natur-räumlichen Faktoren, wie Klima,Boden und Wasserhaushalt, dortwirksam sind, und inwieweit derMensch die natürlichen Ausgangs-bedingungen nachhaltig beeinflusst.

Einzigartiger LebensraumNationalpark Hohe

Tauern

Mit dem Nationalpark Hohe Tauernhaben wir für das Land Salzburg aberauch darüber hinaus einen unschätz-baren Wert für die Arten- undLebensraumvielfalt unserer Heimaterhalten. Was macht diese als Na-tionalpark und NATURA 2000 Gebiet

über rund 1.800 km² ausgewieseneHochgebirgsregion in unseren Zen-tralalpen eigentlich so bedeutsam?

Im Unterschied zu anderen Regionenim Alpenraum ist es mit dem Schutzder Hohen Tauern gelungen, in einemnoch großflächig zusammenhängen-den Verbund, voll funktionsfähige undungestörte Ökosysteme zu erhalten.Alle für die Ostalpen charakteristi-schen Arten kommen hier in stabilenPopulationen vor. Die letzten unver-bauten Gletscherbäche rauschen nurnoch hier ungehemmt zu Tal. Einst-mals vom Menschen ausgerotteteTierarten konnten in dieser vielfach fürgroßtechnische Erschließungen unzu-gänglichen Topografie wieder hei-misch werden. Mit Hilfe des großflä-chigen Schutzes werden sie hier auchin Zukunft überleben können. Dasgrößte zusammenhängende Glet-schergebiet der Ostalpen mit seinemdynamischen Vorfeld ist ausschließlichnatürlichen Umweltbedingungen un-terworfen. Damit kann sich die Hoch-gebirgsregion frei entwickeln.

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Der Nationalpark Hohe Tauern leistetso ohne Zweifel für den gesamteneuropäischen Raum einen essenziel-len Beitrag zur Erhaltung der biologi-schen und ökosystemaren Variations-breite, von der letztlich auch dasÜberleben des Menschen als Teil desGanzen abhängt.

Erhalt der Vielfalt durcheinzigartige Projekte

Im Rahmen seiner großen Verant-wortung für den nachhaltigen Schutznoch intakter Lebensräume undLebensgemeinschaften setzt derNationalpark Hohe Tauern immerwieder beachtenswerte Initiativen:Das heute alpenweit sehr erfolgreichdurchgeführte Wiederansiedlungspro-

jekt des Bartgeiers wurde in der Na-tionalparkgemeinde Rauris gestartet.Der Abschluss von Verträgen mitGrundeigentümern stellt den Schutzvon besonders störungsempfindlichenFeuchtflächen sicher. Die SalzburgerJägerschaft wird bei der Wiederan-siedlung des Steinwildes in den Ost-alpen unterstützt und auch die Erhal-tung der traditionellen Almlandschaftmit ihren vielfältigen Lebens-raumstrukturen und der boden-ständigen Haustierrassen wird mit ge-zielten Förderprogrammen gewähr-leistet. Darüber hinaus hat der Na-tionalpark Hohe Tauern auch außer-halb des Schutzgebietes zahlreicheAktionen zur Erhaltung der letztenFeuchtflächen im Nationalpark-Vor-feld sowie alter Obst- und Getreides-orten gesetzt.

Unsere Bemühungen beschränkensich aber nicht nur auf ein gezieltesNaturraummangement. Mit erfolgrei-chen, international anerkannten Pro-jekten im Forschungs- und Bildungs-bereich garantiert der NationalparkHohe Tauern, dass das Wissen umunsere natürlichen Ressourcen be-darfsgerecht erweitert und besondersan die nächsten Generationen wei-tergegeben wird, denn auch das istein unverzichtbarer Beitrag zum Er-halt der Vielfalt des Lebens.

LandeshauptmannDr. Franz Schausberger

Biodiversität –die breite Angebotspalette

der NaturLiebe Freunde von Natur und Land Salzburg!

Vielfalt statt Einfalt und Ein-tönigkeit, das ist es, was wirin unserem Leben suchen,

überall und zu jeder Zeit. Eine breiteProduktpalette ist gefordert, wenn esum das Angebot beim täglichen Ein-kauf geht, aber auch bei der Aus-wahl größerer Anschaffungen, imUrlaub wünschen wir uns ein breitesAngebot an Erlebnis- und Sportmög-lichkeiten, das kulturelle Angebotkann gar nicht vielfältig genug sein.Ähnlich sieht es in der Mode aus. Inunserer Umgebung wünschen wir unseine abwechslungsreiche Landschaft.Ja sogar am Arbeitsplatz wird immermehr der „Allrounder“ gesucht, viel-seitige Ausbildung und vielfältigeBerufserfahrung ist gefragt.

Es müsste daher auf großes Verständ-nis stoßen, wenn auch in der Naturletztlich nur eine Vielfalt an Tier- undPflanzenarten, sowie an Lebensräu-

men dem Wunschbild des Ökologenund Naturschützers entspricht. ImGegensatz zu den Modeerscheinun-gen und dem immer umfangreiche-ren Anspruchsdenken unserer Wohl-standsgesellschaft, hat die Vielfalt inder Natur essenziell mit deren Über-lebensfähigkeit und dem innerenSystemgleichgewicht zu tun – unddas über Jahrtausende und Jahrmil-lionen. Vielfalt ist der Motor für Evo-lution und Entwicklung.

Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenar-ten und Lebensräume unseres Lan-des ist ein ebenso wertvolles wiegefährdetes Naturerbe, die Vielfalt anunterschiedlichsten Landschafts-typen, von den Gletschern des Hoch-gebirges bis zur Heckenlandschaft desFlachgaus sind Grundvoraussetzungfür das Überleben einer größtmög-lichen Artenvielfalt. Die klein struk-turierte, von Bauernhand gestaltete

Kulturlandschaft ist dafür ebensowertvoll, wie unbeeinflusste Natur-und Urlandschaft.

In Salzburg gelten heute ein Drittelder heimischen Pflanzen als gefähr-det, ähnlich die Situation bei denGroßschmetterlingen und noch dra-matischer bei den Kriechtieren, wo80 % der Reptilien- und Amphibien-arten als „gefährdet“ eingestuft wer-den. Deshalb müssen Initiativen ge-setzt werden, um das Überleben be-drohter Tier- und Pflanzenarten zugewährleisten. Der in Salzburg be-

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reits seit 1992 etablierte Vertrags-naturschutz stellt für mich das idealeSteuerungsinstrument dar. Mit denGrundeigentümern werden dabeiVerträge zur Pflege und Erhaltung vonStreuwiesen, Trocken- und Mager-standorten, heimischen Obstsorten,sowie von Biotopholz im Wald aufprivatrechtlicher Basis abgeschlossen.

Um die Vielfalt an Tier- und Pflan-zenarten, sowie Lebensräumen aberprofessionell zu „managen“, genügtes nicht, Einzelprojekte und Förder-programme umzusetzen. Es ist zu-nächst erforderlich über die Situationim Land Bescheid zu wissen, diesezu beobachten und danach dieSteuerungsinstrumente zu wählen.Die bereits ein Jahrzehnt laufendeSalzburger Biotopkartierung stellteine der fachlichen Grundlagen dar.Gemeinsam mit dem Haus der Naturhabe ich darüber hinaus vor zwei Jah-

ren das Projekt „Biodiversitätsdaten-bank“ gestartet, das uns ein wissen-schaftlich fundiertes Monitoring imBereich der Tierartenbestände unse-res Landes ermöglicht.

Mit diesen Grundlagen und den dar-auf abgestimmten Naturschutzmaß-nahmen erfüllt Salzburg gleichzeitigwichtige internationale Verpflichtun-gen. Es kann somit die Berichtspflich-ten nach den EU-Naturschutzricht-linien (Vogelschutzrichtlinie und Fau-na-Flora-Habitatschutzrichtlinie) effi-zient und fundiert nachgekommenwerden. Es wird damit aber auch denAnsprüchen der Biodiversitätskon-vention entsprochen. Dieses Über-einkommen über die biologische Viel-falt wurde anlässlich der UN Konfe-renz für Umwelt und Entwicklung inRio de Janeiro im Jahr 1992 unter-zeichnet und von Österreich im Jahr1994 ratifiziert. Auch die Europäische

Union ist seit 1993 zur Umsetzung derBiodiversitätskonvention völkerrecht-lich verpflichtet.

Bei allen internationalen Verpflichtun-gen und Vereinbarungen meine ich,muss es aber ganz besonders in un-serem eigenen Interesse liegen, dieSalzburger Kultur- und Naturland-schaft in ihrer Vielfalt zu erhalten.Und da nimmt die Diversität an Pflan-zen, Tieren und Lebensräumen einenentscheidenden Platz ein. In allenLebensbereichen leisten wir uns Viel-falt und Abwechslungsreichtum. Tunwir das auch dort, wo es für das Über-leben wirklich notwendig ist, in un-serer Kultur- und Naturlandschaft!

Landesrat Sepp Eisl

A K T U E L L E S

Richtigstellung

In der Ausgabe 2/03 ist uns lei-der ein Fehler unterlaufen. AufSeite 34, das Bild der Bekassi-ne wurde nicht von der „Na-turschutzabteilung“ aufgenom-men, sondern stammt vonHerrn Josef Limberger.

Red.

22. Mai: Tag der Artenvielfalt

Der 22. Mai war der Interna-tionale Tag der Artenvielfalt.Artenvielfalt (Biodiversität)

umfasst die Vielfalt und Vielzahl anTier- und Pflanzenarten (einschließ-lich Pilze und Mikroorganismen) undihrer Lebensräume sowie die geneti-sche Vielfalt. Diese Vielfalt beziehtsich also auch beispielsweise auf Kul-turpflanzen/Haustiere und die Viel-zahl an Sorten bzw. Rassen. DieNaturschutzabteilung des LandesSalzburg, die Österreichische Bundes-forste AG, die Salzburger Berg- undNaturwacht, die Bezirkshauptmann-schaften, der Naturschutzbund Salz-burg, BirdLife, Landesfischereiver-band und das Museum AgriCulturhaben ein vielfältiges Programm an-lässlich dieses Tages zusammenge-stellt. Die Salzburgerinnen und Salz-burger waren herzlich eingeladen, an

den Exkursionen und Wanderungenteilzunehmen oder die Ausstellungenin den Bezirkshauptmannschaften zubesuchen.

Besonders große Vielfaltan Lebensräumen und

Arten in Salzburg

„Das Land Salzburg hat auf Grundseiner geografischen Lage vom Vor-alpenraum im Flachgau bis über dieSüdabdachung der Zentralalpen imLungau eine besonders große Viel-falt an Lebensräumen und dort be-heimateten Arten aufzuweisen. Wirmöchten den Salzburgerinnen undSalzburgern diesen „Reichtum“ näherbringen und exemplarisch bei Wan-derungen und Exkursionen auch zei-gen“, so Eisl. Rund 2.000 Farn- und

Blütenpflanzen, 1.400 Flechtenarten,etwa 1.100 Großschmetterlingsartenkommen in unserem Land vor. Trotzdes Artenreichtums in Salzburg geltees, aktiv vor allem jene Arten, derenVorkommen auf spezielle Lebensräu-me beschränkt ist, zu schützen, umdiesen Reichtum zu erhalten, so Eisl.

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Immerhin ist rund ein Drittel der hei-mischen Farn- und Blütenpflanzengefährdet, ebenso ist ein Drittel derheimischen Großschmetterlinge, alleAmphibienarten und rund die Hälfteder Totholz bewohnenden Käferartenvom Aussterben bedroht.

Schutz durch gesetzlicheGrundlagen

1992 wurde das Naturschutzgesetzgrundlegend novelliert. Der landes-weite Schutz bestimmter Lebens-raumtypen, etwa Moore, Sümpfe,Fließgewässer und ihre Uferzonen,alpines Urland, Bruch- und Galerie-wälder und das verstärkte Wirksam-werden des Vertragsnaturschutzes,beispielsweise zur Aufrechterhaltungextensiver Wirtschaftsweisen wieregelmäßige Streuwiesenmahd, ha-ben sehr positive Effekte gezeigt.

„Der Vertragsnaturschutz ist ein wich-tiges Instrument zur Sicherung derLebensräume und Artenvielfalt, diesehr gute Zusammenarbeit mit denGrundeigentümern ist dabei beson-ders wichtig. Nur durch das gemein-same Vorgehen konnten und könnenwir viel erreichen“, so Eisl.

Wichtige Impulse erfolgten auchdurch den EU-Beitritt und die im Ein-vernehmen mit den Grundeigen-tümern erfolgte Ausweisung vonNatura-2000 Gebieten. Seit längererZeit sichert das Land Salzburg auchdas größte alpine Brutgebiet des über-aus seltenen Rotsternigen Blaukehl-chens am Obertauern (Naturschutz-gebiet Hundsfeldmoor) - hier wird dasSchutzgebiet während der sensiblenBrutzeit permanent von der Salzbur-ger Berg- und Naturwacht überwacht,um Störungen des Brutgeschehens zuverhindern.

Neben den landesweit geschütztenLebensräumen ist auch die Salzbur-ger Tier- und Pflanzenartenschutz-Verordnung sowie die kürzlich novel-lierte Salzburger Pilzeschutzverord-nung eine wichtige Grundlage derBiodiversitätserhaltung. Seit jeher tra-gen natürlich auch die Schutzgebie-

te (rund ein Drittel der Landesfläche)zur Biodiversitätserhaltung maßgeb-lich bei. So haben naturkundlicheForschungsarbeiten in den vomNaturschutz betreuten SalzburgerNaturwaldreservaten ergeben, dasseine Reihe europaweit seltener undbedrohter Pilz- und Flechtenarten nurin diesen Schutzgebieten, die übri-gens auch wichtige Refugien für rareVogelarten wie den Weißrücken-specht sind, vorkommen.

Frühlingsstimmen imAuwald

Diese vogelstimmen- und waldkund-liche Wanderung im Natura 2000-Gebiet „Salzachauen“ bei Oberndorf,fand am Donnerstag, 22. Mai, statt.Geleitet wurde die Wanderung vonDr. Susanne Stadler von der Natur-schutzabteilung des Landes Salzburg,Dipl.-Ing. Heinz Wallentin und Ing.Harry Haberzettl von der ÖBf AG.

Gerade jetzt im Frühling ist die Welterfüllt von Vogelstimmen und fri-schem Grün. Besonders turbulentgeht es dabei in den Auwäldern zu.

Wer schon immer einmal wissenwollte, was das Typische an solchenWäldern ist, welche Gehölze hierwachsen, welche Vögel sich hier tum-meln und wer sich hinter welchemGezwitscher verbirgt, konnte sich beidieser Wanderung unter fachlicherFührung informieren.

Welt der Salzachauen

Zum Internationalen Tag der Arten-vielfalt am 22. Mai gab die Natur-schutzabteilung der Salzburger Lan-desregierung und der ForstbetriebMattighofen der ÖsterreichischenBundesforste AG einen kleinen Ein-blick in die üppige Welt der Salzach-auen.

Jeder war willkommen, Vorkennt-nisse wurden nicht vorausgesetzt. Umauch Berufstätigen eine Teilnahme zuermöglichen, fand die Exkursion amspäten Nachmittag statt.

Bedrohte Jäger der Nacht

Treffpunkt für die Fledermaus-Exkur-sion in Anthering war um 20.30 Uhrbei der Kirche in Anthering. Die Fle-dermaus-Expertin des Landes, FrauMag. Maria Jerabek von der Natur-schutzabteilung des Landes leitetediese Veranstaltung.

Ist da nicht gerade was vorbei-gehuscht? Selten bemerkt man vonunseren heimischen Fledermäusenmehr als ein schemenhaftes kurzesAuftauchen, im nächsten Momentsind sie bereits wieder verschwunden.Wer mehr über unsere heimischenFledermausarten erfahren wollte,konnte an der abendlichen Exkursion,bei der man sich mit Ultraschall-detektoren auf die Spuren der Fle-dermäuse begab, teilnehmen. Aufbesonderes Interesse stieß das Nacht-sichtgerät, welches Einblicke in fürunsere Augen verbogene Sphärengewährte.

Naturschutz in denBezirkshauptmannschaften

Naturschutz-Ausstellungen an denBezirkshauptmannschaften fandenvon 22. bis 31. Mai statt:

Bezirkshauptmannschaft Tamsweg– Natura 2000: Kapuzinerplatz 1,5580 Tamsweg,Bezirkshauptmannschaft Hallein –Geschützte Lebensräume: Schärf-platz 2, 5400 Hallein,Bezirkshauptmannschaft St. Jo-hann – Biotopkartierung: Haupt-straße 1, 5600 St. Johann i. Pon-gau sowieBezirkshauptmannschaft SalzburgUmgebung – Auwälder: Karl-Wurmb-Straße 17, 5010 Salzburg

Ganz besonderer Dank gilt den Her-ren Bezirkshauptmännern, welche dieFojers ihrer Ämter in den Dienst desArtenschutzes gestellt haben.

Auf den Gerzkopf

Die Berg- und Naturwacht führte eineExkursion auf den Gerzkopf, ein Na-

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Graureiherhorstzahlen im Land Salzburg 1976 - 2003

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1984 1986 1988 1990 1993 1995 1998 2003

Hor

ste

tura 2000-Gebiet im Pongau, unterder fachkundigen Führung von Ein-satzgruppenleiter Karl-Heinz Mandlerdurch.

Halbpreis in Schleedorf

„Schleedorfer Museumsreisen zuhalben Preisen“ hieß ein Ausflug un-ter fachkundiger Führung in die bun-te und spannende Welt der Arten-vielfalt im Schleedorfer „Haus derNaturgeschichten“ am Internationa-len Tag der Artenvielfalt. An diesemTag wurde für die Eintritte zu denAusstellungen im Museum „AgriCultur“ nur der halbe Preis verrech-net.

Artenvielfalt inStadtnähe

Der Vielfalt der Pflanzenwelt im Hell-brunner Park von Flechten, Moosenbis zu höheren Pflanzen war eineweitere Veranstaltung gewidmet. DerNaturschutzbund Salzburg lud dieSalzburgerinnen und Salzburger amMittwoch, 21. Mai, zu einer natur-kundlich-botanischen Exkursion vorden Toren der Stadt ein. Die Leitunghatte Univ.Prof. Dr. Roman Türk,Vorsitzender des Naturschutzbundesin Salzburg.

Auch in Stadtnähe kann die Arten-vielfalt hoch sein – wenn die Öko-systeme eine entsprechende Struk-tur aufweisen. Der hohe Anteil an Alt-bäumen im Park des Schlosses Hell-brunn, das Relief des HellbrunnerBerges sowie anstehendes Gesteinbieten einer Vielfalt von OrganismenLebens- und Überlebensmöglichkei-ten in Stadtnähe. Warum die Arten-vielfalt für viele Ökosysteme wich-tig ist, wird anhand einiger Beispieleaufgezeigt.

Dokumentation derbiologischen Vielfalt im

Land

Großes Interesse fanden die Aktivi-täten in den Bezirken. Beispielsweise

wurde in der BezirkshauptmannschaftTamsweg die Ausstellung „Natura2000“ präsentiert. In dieser Natur-schutz-Ausstellung wurde die Bedeu-

tung der biologischen Vielfalt im LandSalzburg dargestellt, erläuterte Be-zirkshauptmann Hofrat Dr. Robert Kis-sela. Red.

Von der Ornithologischen Arbeits-gemeinschaft am Haus der Na-

tur wurde in der Brutsaison 2003 einelandesweite Graureiher-Horstzählungdurchgeführt.

In den einzelnen Bezirken wurden2003 folgende Zahlen besetzter Grau-reiher-Horste erhoben:

Brutpaare/ Zahl derBezirk besetzten Horste

Stadt Salzburg 12(-15)

Flachgau 3

Tennengau 5

Pongau 0

Pinzgau 7

Lungau 0

Gesamt 27(-30)

Gegenüber dem Jahr 1995 hat damitder Graureiher-Brutbestand drama-

Graureiher-Horstzählung imFrühjahr 2003

tisch von 46 - 52 Brutpaaren um min-destens 40% auf 27 (- 30) Brutpaareabgenommen.

Das Jahr 2003 ist gekennzeichnetdurch den gänzlichen Zusammen-bruch der Kolonie am AbtenauerEgelsee (nach massiver Störung imJahr 2002 und nach Sturmschäden)und durch eine starke Abnahme derlandesweit einzigen größeren Kolo-nie in Hellbrunn um fast 50%.

Die folgende Abbildung gibt einenÜberblick über die Bestandsentwick-lung der Brutpaare in den vergange-nen 27 Jahren. Ihren Höhepunkt er-reichte die Population 1995. Seit fünfJahren, werden die Graureiher mitvon Jahr zu Jahr zunehmender Inten-sität bejagt. Der drastische Rückgangspiegelt sich deutlich in der Abbildungwider.

Mag. Christine Medicus

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Die Arbeit im Fledermaus-schutz in Salzburg, Kärntenund Tirol in den vergangenen

Jahren war neben dem Aufbau einesFledermausquartier-Betreuer-Netzesauch gekennzeichnet durch zahlrei-che Kontakte und Kooperationen mitausländischen Fachkollegen. Um dasgroße Potenzial grenzüberschreiten-der Zusammenarbeit effektiver nut-zen zu können, wurde von der ArgeNaturschutz mit finanzieller Unterstüt-zung der Länder Salzburg, Tirol undKärnten sowie des Bundesministe-riums für Land- und Forstwirtschaft,Umwelt und Wasserwirtschaft, einInterreg III A-Projekt im Rahmen desEU-Programms Österreich-Italieneingereicht.

Interreg III A-Projekt von2003 bis 2006

Das Projekt wurde von der Europäi-schen Union und den Ländern imFrühjahr 2003 genehmigt. Entschei-dend dafür war das große Interesseund auch die Bereitschaft unsererPartner in Südtirol, ein „Spiegelpro-jekt“ einzureichen. Aufbauend aufden Ergebnissen der Artenschutzpro-jekte der Jahre 1999 bis 2002 bestehtdie Zielsetzung im umfassendenSchutz der EU-weit geschützten Fle-dermausarten:

Erhaltung/Sicherung von Quartie-ren und Jagdlebensräumen gefähr-deter Fledermausarten.Bestandeskontrolle der jeweiligenFledermauskolonien.Ausarbeitung und Umsetzung ei-nes standardisierten Monitoring-Programmes (Datengrundlage fürBerichtspflicht gemäß FFH-Richt-linie).Erweiterung der Kenntnisse zurHabitatnutzung als Voraussetzungfür grenzübergreifende langfristigeSchutzkonzepte.Umsetzung von konkreten Schutz-maßnahmen (Quartierangebot,Habitatverbesserung).

Hilfestellung bei akuten Einsätzen(Renovierungsarbeiten, Tierschutzetc.).Aufklärung und Information zurVerbesserung der Akzeptanz vonFledermäusen in der Öffentlich-keit.

Zusammenarbeit alswichtige Voraussetzung

Wir stehen nun am Beginn des staa-tenübergreifenden Projektes „Fleder-mausschutz im Alpen- und Adria-Raum“, an dem neben den österrei-chischen Bundesländern Salzburg,Kärnten und Tirol die italienische Re-gion Südtirol beteiligt ist. WeiterePartner in Österreich sind das Lan-desmuseum für Kärnten/AbteilungZoologie, die Universität Salzburg/

Grenzüberschreitender ArtenschutzFledermausschutz im Alpen- und Adria-Raum

Wochenstube von Kleinen Hufeisennasen (Bild: G. Reiter)

Institut für Zoologie und der Alpen-zoo Innsbruck. In Italien sind unserePartner das Naturmuseum Südtirol,der Parco Naturale delle PrealpiGiulie, Resia (Udine) und das Riser-va Naturale Orientata es Museo na-turalistico di Onferno, Gemmano(RN). Ein weiteres Interreg III A-Pro-jekt mit gleicher Zielsetzung wird inKärnten und Slowenien umgesetzt.

Entscheidend für den Erfolg wird dieenge Zusammenarbeit aller am Pro-jekt beteiligten Personen und Insti-tutionen sein. So sollen die beidenInterreg-Projekte Österreich-Italienund Österreich-Slowenien dazu bei-tragen, die Fledermäuse im Alpen-Adriaraum langfristig erhalten zu kön-nen.

Mag. Klaus KrainerMag. Maria Jerabek

Das Projekt wird unterstützt von

Europäische UnionInterreg III A-

Programm

Amt der KärntnerLandesregierung

Abt. 20Uabt. NaturschutzNaturschutz

Amt der TirolerLandesregierung

Umweltschutz

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Igelschutz

Wer kennt und liebt sienicht, die kleinen stache-ligen Gesellen, die in der

Nacht laut schnüffelnd in den Haus-gärten auf Futtersuche gehen! Re-genwürmer, Schnecken und allerleiInsekten und Spinnen stehen aufdem Speiseplan der Igel, die als Be-wohner halboffener Lebensräumeauch gerne durchgrünte Siedlungs-bereiche bewohnen.

Das Wildtier Igel hat sich recht gutan das Umfeld des Menschen ange-passt. In ausgeräumten Landschaf-ten und „zu Tode“ gepflegten Gär-ten finden Igel allerdings keinen Platzmehr.

Für eine Optimierung des Lebensrau-mes können wir Menschen jedochleicht sorgen: durch igelgerechteLandschafts- und Gartengestaltungmit „wilden Ecken“, naturnahenLaubhecken, blumenreichen Wiesenund das (zumindest) nächtliche Ab-decken von Wasserbecken undSchächten.

Unbedingt verzichten sollte man imGarten auf den Einsatz von Pestizi-den. Vergiftete Beutetiere könnenauch Igel qualvoll ums Leben brin-gen. Ganz wichtig ist die Schaffungfrostsicherer Überwinterungsquartie-re wie Reisig- und Laubhaufen, dieauch im Sommer als Versteck die-nen. Natürlich dürfen solche Haufenauch nicht abgebrannt werden!

Eine Reduktion der Populationendurch strenge Winter oder Verkehrs-verluste wird – wenn der Lebensraumintakt ist - üblicherweise durch diehohe Vermehrungsrate des Igels gutausgeglichen. Aus Natur- und Arten-schutzgründen besteht deshalb kei-ne Notwendigkeit, Igel zu überwin-tern. Für den Fortbestand der Art isteine natürliche Auslese sogar biolo-gisch sinnvoll.

Igel sind Wildtiere und bedürfennormalerweise nicht der mensch-

lichen Hilfe, um den Winter zu über-stehen!

Aus Tierschutzgründen kann in Aus-nahmefällen jedoch menschliche Hil-fe für den Igel angebracht sein, näm-lich:

bei kranken und verletzten Igeln,z.B. bei Verbrennungen (Abbren-nen von Reisighaufen und Alt-gras) oder Schnittwunden (Rasen-mäher)

bei verwaisten Igeljungen: wennsich auch nach längerer Zeit vor-sichtiger (!) Beobachtung keinMuttertier zeigt

bei Jungigeln, die ab 1. Novem-ber noch deutlich unter 500 g wie-gen. Untergewichtige Igel im Ok-tober sollten mit Katzenfutter ausder Dose versorgt werden, sie neh-men rasch an Gewicht zu und kön-nen dann noch natürlich überwin-tern.

Keinesfalls dürfen beliebig Igel ein-gefangen werden, um sie daheim„über den Winter“ zu bringen. Nichtfachgerecht gepflegte oder überwin-terte Igel gehen der Population ver-loren! Sie zeigen nach der Ausset-zung im Frühjahr ungünstige Ge-

wichtsentwicklung, abweichendeReviergrößen, gestörtes Sexualver-halten und geringen Fortpflanzungs-erfolg.

Nur professionell in speziellen Igel-häusern gepflegte Igel haben guteÜberlebenschancen, hier muss aucheine entsprechende tiermedizinischeBetreuung nach den Richtlinien desTierarzneimittelkontrollgesetzes I 28/2002 sichergestellt sein.

Die Organisation zum Schutze derIgel (Sonnenweg 5, A-5300 Hall-wang; Ansprechpartner: Herr Kotu-lan, Tel 0662-663125) sucht für dieEinrichtung einer Igelstation imGroßraum Salzburg dringend ein Ge-bäude, das vom Verein günstig an-gemietet werden kann!

Ideal wäre ein eingeschossigesWohnhaus mit ca. 100 m² Nutzflä-che und entsprechendem Wiesen-grund, um allen Anforderungen zuentsprechen. Das Haus kann auchsanierungsbedürftig sein, Reparatur-arbeiten können von den „Igelfreun-den Österreichs“ getätigt werden.Bisher wurden die Igelpfleglinge, dieaus ganz Österreich stammen, pri-vat untergebracht. Dies ist jedoch ausPlatzgründen nicht mehr möglich.

Dr. Susanne Stadler

Runder Tisch für den Biber

Zwischen den Vertretern der Lan-desumweltanwaltschaft, des Na-

turschutzbundes und dem Grund-eigentümer Max Mayr-Melnhofherrschte bei einem in Anthering ein-berufenen Runden Tisch Einigkeitdarüber, dass dem Biber in der An-theringer Au weiterhin sein Lebens-raum gesichert werden soll. MaxMayr-Melnhof legte besonderenWert auf die Feststellung, dass sei-tens seines Betriebes der Biber seit1985 in seinem Bestand gefördertwurde. Die Landesumweltanwalt-

schaft bedauerte es zutiefst, dass aufGrund mangelnder Recherche in derÖffentlichkeit der Eindruck entstan-den ist, Herr Max Mayr-Melnhof hät-te dem Biber und seinem Lebens-raum Schaden zugefügt.

Beim gemeinsamen Augenschein inder Antheringer Au konnten im Bei-sein der Behördenvertreter sämtlicheAnschuldigungen widerlegt werden.Dieser Feststellung schließt sich auchder Naturschutzbund ausdrücklich an.

Red.

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Naturschutzbeauftragte für Salzburg

Eine seit einem Vierteljahrhundertsehr bewährte Einrichtung istjene der „Naturschutzbeauftrag-

ten“. Die Landesregierung hat aufGrund der naturschutzrechtlichen Be-stimmungen für alle Bezirke des Lan-des fachlich qualifizierte Personen alsNaturschutzbeauftragte zu bestellen.Die Funktionsperiode der Natur-schutzbeauftragten und ihrer Stellver-treter richtet sich nach der Amtsdauerdes Naturschutzbeirates, welcher am1.7.2003 turnusmäßig neu konstitu-iert wurde. Folgerichtig waren auchdie Naturschutzbeauftragten neubzw. wieder zu bestellen.

Auf Grund des Übertrittes von HerrnDr. Wolfgang Schütz in den wohlver-dienten Ruhestand wurden einigepersonelle Änderungen vorgenom-men. Diese sind aus der nachstehen-den Tabelle der Einteilung der Na-turschutzbeauftragten für das Bun-desland Salzburg ersichtlich. Wäh-rend im Pinzgau, Pongau, Lungauund Flachgau keine personellen Än-derungen eingetreten sind, hat FrauDr. Gertrude Friese die bisher von Dr.Schütz wahrgenommene Funktioneines Naturschutzbeauftragten für dieStadt Salzburg mit übernommen. Neubestellt wurde Herr Mag. GüntherNowotny als Naturschutzbeauftrag-ter für den, bisher ebenfalls vonDr. Schütz betreuten, Tennengau.

Für das Gebiet der Bezirkshauptmann-schaft Salzburg-Umgebung umfasstder Bereich 2 die Salzach Anrainer-gemeinden Anthering, Nußdorf,Oberndorf und St. Georgen; der Be-reich 1 umfasst den übrigen Flachgau.

Dem Naturschutzbeauftragen obliegtals Organ der Landesregierung inseinem örtlichen Wirkungsbereich dieWahrnehmung der Interessen desNaturschutzes. Naturschutzbeauf-tragte haben, worauf Landesrat SeppEisl in seiner Ansprache im Natur-schutzbeirat besonders hinwies, auchdie Aufgabe, die Bevölkerung überdie Ziele und Grundsätze des Natur-schutzes und der Naturpflege zu in-formieren und in konkreten Anliegenzu beraten. Die Landesregierung hatdie Tätigkeit der Naturschutzbeauf-tragten zu beaufsichtigen und fürderen Fortbildung in Fragen des Na-turschutzes sowie für eine Vereinheit-lichung der Anschauungen in fach-lichen Fragen zu sorgen. Als qualifi-zierte Sachverständige gehören dieNaturschutzbeauftragten dem Natur-schutz-Fachdienst des Amtes derLandesregierung an.

Die Arbeit der Naturschutzbeauftrag-ten erfolgt in einem gerade in unse-ren Tagen immer härter werdendenSpannungsfeld zwischen wirtschaft-lichen Einzelinteressen und Erforder-nissen der Naturerhaltung oder Be-wahrung landschaftlicher Schönheitund Identität.

Die Bezirksverwaltungsbehördenmüssen dem Naturschutzbeauftrag-ten vor der Erlassung von Beschei-den nach dem Naturschutzgesetz(ausgenommen in Verwaltungsstraf-verfahren) Gelegenheit zur Stellung-nahme geben. Sie kann den Natur-schutzbeauftragten zur Erstattung vonGutachten in naturschutzbehörd-lichen Verfahren heranziehen. In Ver-

fahren, in denen der Naturschutz-beauftragte nicht zur Erstattung ei-nes Gutachtens herangezogen wor-den ist, kann er entsprechend seinerStellungnahme Berufung gegen denBescheid erheben, sofern nicht dieLandesumweltanwaltschaft Partei imVerfahren ist. Zum Naturschutzbeauf-tragten oder Stellvertreter könnennur Personen bestellt werden, dieüber eine einschlägige akademischeAusbildung (z.B. Studium der Biolo-gie, Ökologie, Land- oder Forstwirt-schaft, Landschaftspflege) und be-sondere Fachkenntnisse auf demGebiet des Naturschutzes verfügen.Dem/der Naturschutzbeauftragtensind alle Bescheide zuzustellen, vorderen Erlassung ein Anhörungsrechtbesteht.

Auf Grund einer vom SalzburgerLandtag beschlossenen Verfassungs-bestimmungen ist der Naturschutz-beauftragte in der Ausübung desRechtes auf Abgabe einer Stellung-nahme, auf Erhebung der Berufung,auf Abgabe einer Erklärung undBeantragung eines Feststellungs-bescheides keinen Weisungen unter-worfen.

Dank der überall sehr guten Zusam-menarbeit mit den Bezirksverwal-tungsbehörden ist die bewährte In-stitution der Naturschutzbeauftragtenheute ein wesentliches Element effi-zienter Naturschutzarbeit im LandSalzburg. Die Neu- bzw. Wieder-bestellung für die laufende Funktions-periode bietet Gewähr für Kontinui-tät und verantwortungsbewussteArbeit. H. Hinterstoisser

Mag. Josef Fischer-Colbrie

Dr. Gertrude Friese

Dr. Wilhelm Günther

Mag. Günther Nowotny

DI August Wessely

Naturschutzbeauftragte: Stand 1.7.2003

Salzburg-UmgebungBereich 1 Bereich 2

Name Stadt Salzburg Hallein St. Johann Tamsweg Zell am See

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Arboretum am WolfgangseeEinzigartige Wald-Erfahrungswelt der Bundesforste eröffnet

Mit einer Gesamtschau sämt-licher Waldgesellschaftendes Salzkammerguts haben

die Österreichischen Bundesforste(ÖBf) eine einmalige Naturattraktionam Wolfgangsee geschaffen. Dergesamte Reichtum des heimischenWaldes wird im Arboretum am Wolf-gangsee – vom Edellaub-Mischwaldüber Moorwälder bis zum subalpinenMischwald – anschaulich gemacht.Die Übergabe an die Öffentlichkeiterfolgte am 20. Mai durch ÖBf-Vor-stand Georg Erlacher und LandesratSepp Eisl. Zur Eröffnung werden eineWoche lang kostenlose Führungenvon ÖBf-Waldpädagogen angebo-ten.

Nach zweijähriger Bau- und Gestal-tungszeit öffnete das Arboretum amWolfgangsee am 30. Mai 2003 sei-ne Tore. Mit dieser einzigartigenWald-Erfahrungswelt bieten die Bun-desforste die Möglichkeit, die wich-tigsten Waldgesellschaften des Salz-kammerguts und den Lebenskreislaufder Natur kennen zu lernen.

Lebendes Museum

„Das Arboretum ist ein lebendes Frei-licht-Museum, in dem die Besucherden Variantenreichtum der Naturhautnah erleben können. Darin se-hen wir die eindrucksvollste undnachhaltigste Form der Naturbil-dung“, so ÖBf-Vorstand für Forstwirt-schaft und Naturschutz Georg Erla-cher anlässlich der Eröffnung derWalderfahrungswelt. Für die Bundes-forste ist das Arboretum ein wichti-ger Beitrag zum Ausgleich zwischenMensch und Natur, denn: „Nur werunsere Wälder und ihre Bedeutungkennt, kann auch Verantwortung fürsie übernehmen und sorgsam mitihnen umgehen“. Ähnlich sieht auchLandesrat Sepp Eisl den Stellenwertdes Arboretums: „Dieser Natur-Mi-krokosmos ist eine große Bereiche-rung für die Region Salzkammergut.

Er ist eine neue Ausflugsattraktionund gleichzeitig ein wichtiger Beitrag,um das Bewusstsein für Natur undNaturschutz in der Bevölkerung zustärken“, so Sepp Eisl.

66 Baumarten auf 1.800 „Botanik-Höhenmetern“. Auf einem Rundgangdurch das Arboretum können dieBesucher bei einem gemütlichen Spa-ziergang an die 1.800 „Botanik-Hö-henmeter“ zurückzulegen. Der Rund-weg ist nach den unterschiedlichenHöhen- und Waldstufen angeordnetund führt von den Eichen-Mischwäl-dern der Niederungen über Edellaub-Mischwälder bis hin zu den subalpi-nen Bergwäldern. In den zehn Wald-gesellschaften werden über 66 Baum-arten vorgestellt. Eiche, Ahorn, Ulme,Birke, Buche und Tanne sind unteranderem in ihren unterschiedlichenAusprägungen und nach Höhenstu-fen geordnet zu finden. Schautafelnbieten nicht nur umfassende Infor-mationen über die unterschiedlichenBaumspezien, sondern auch überjene Pflanzen- und Tierarten, die inden gleichen ökologischen Lebens-räumen vorkommen. Stege und eineAussichtsplattform ermöglichen einenhaut- und wassernahen Kontakt zuden am Mühlbach gelegenen Bach-Auwäldern, der Hochsteg in sechsMeter Höhe bietet einen einmaligen

Einblick in das Blätterdach des Grau-erlenwaldes.

Zusätzlich erfahren die Gäste bei ih-rem Spaziergang auch Wissenswer-tes über die Pflege und nachhaltigeBewirtschaftung der heimischen Wäl-der durch die Bundesforste.

Nachhaltigkeit – auch beider Planung

Seinen Ausgang nahm das Arbore-tum mit einem landschaftsplaneri-schen Ideenwettbewerb anlässlichdes 75-jährigen Bestehens der Bun-desforste im Jahr 2000. Als Sieger desWettbewerbs ging das „Büro fürÖkologie und Landschaftsplanung“hervor, das mit der Planung und Ent-wicklung des Arboretums beauftragtwurde. Grundlage für den gesamtenPlanungsprozess war, die bestehen-den Standortverhältnisse zu nützenund ein harmonisches Landschafts-bild zu entwickeln. So wurden zumBeispiel bestehende Bäume belassenund in das Gesamtkonzept eingefügt.

Insgesamt investierten die Österrei-chischen Bundesforste 200.000 EURin die Gestaltung des Arboretums.

Mag. Bernhard SchraglPressesprecher der ÖBF AG

Landesrat Sepp Eisl und ÖBF-Vorstand Dipl.-Ing. Dr. Georg Erlacher.

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Klare Regelungen für Schwammerlsucher

Fast ist der Durchbruch geschafft ... (Bild: H. Hinterstoisser).

Das Schwammerlsuchen ge-hört mit zu den beliebtestenFreizeitbeschäftigungen im

Sommer – bei Einheimischen wie beiGästen. Allerdings liest man alle Jahrewieder Berichte über rekordverdäch-tige Mengen, die (organisierte)Schwammerlsucher in SalzburgsWäldern „ernten“. In Salzburg gibt esklare Regelungen für das Sammelnvon Pilzen: Privatpersonen können biszu zwei Kilogramm pro Person undTag sammeln. Für das gewerblichePilze sammeln für den Verkauf sindeine naturschutzbehördliche Bewilli-gung der Bezirksverwaltungsbehördeund die Zustimmung des Grundeigen-tümers erforderlich, informierte Natur-schutzreferent Landesrat Sepp Eisl.

Sinn dieser Regelungen sei, organi-sierte Pilzsammel-Veranstaltungen –also das großflächige Abernten vonWaldgebieten – und die mutwilligeBeschädigung oder Zerstörung vonPilzen zu verhindern. Das Schwam-merlsuchen für Privatpersonen und alsFreizeitbeschäftigung für Familien solldadurch keinesfalls eingeschränktwerden, erläutert der Naturschutzre-ferent.

Pilze schmecken nicht nur den Men-schen, sie sind auch wichtige Nah-rungsgrundlage für die heimische

Tierwelt. Und was das Geschäftlicheangeht: Sie gehören eigentlich demjeweiligen Grundbesitzer, das heißt,diese können auch Hinweistafelnaufstellen, auf denen sie das Pilzesammeln untersagen.

Schwammerl suchen nach19.00 Uhr verboten

Gesondert wird darauf verwiesen,dass das Pilze sammeln in den Som-mermonaten nur zwischen 7.00 Frühund 19.00 Uhr am Abend erlaubt ist.Ab 1. Oktober ist die Sammelzeit auf7.00 bis 17.00 Uhr eingeschränkt.Diese zeitlichen Beschränkungenwurden eingeführt, um die Tiere imWald, die gerade in der Morgen- undAbenddämmerung mit der Nahrungs-aufnahme beschäftigt sind, nicht zustören. In einzelnen naturschutz-rechtlich geschützten Gebieten wie

etwa Naturwaldreservaten oder Son-derschutzgebieten im NationalparkHohe Tauern ist das Schwammerlsuchen überhaupt nicht gestattet.

Wer gegen die Salzburger Regelun-gen verstößt, muss damit rechnen,dass die gesammelten Schwammerlbeschlagnahmt werden. Das Natur-schutzrecht sieht darüber hinausGeldstrafen bis zu 14.600 Euro vor.Kontrolliert wird die Einhaltung derVorschriften durch Mitarbeiter/innender Salzburger Berg- und Naturwachtsowie von Jagd- und Forstschutz-organen.

Bereits ein Drittel allerPilzarten gefährdet

All diese Einschränkungen seien not-wendig geworden, weil bereits einDrittel aller Pilzarten in Mitteleuropagefährdet ist und weil es in früherenJahren förmlich „Raubzüge professio-neller Schwammerlsucher“ in denSalzburger Wäldern gab, führte Lan-desrat Eisl aus. Von etwa 4.000 inEuropa bekannten Pilzen sind rund100 für die Zubereitung vonschmackhaften Gerichten geeignet.Nur rund ein Dutzend Pilzarten sindfür Menschen tödlich. Daher auchder Appell des Naturschutzreferenten:„Sammeln Sie nur Pilze, die sie ge-nau kennen und verwenden wollenund beschädigen und vernichten Sienicht mutwillig Pilze oder das Pilz-myzel. Verwenden Sie beim Sam-meln einen luftdurchlässigen Behäl-ter und ausschließlich ein Messer zumAbschneiden und Ausputzen derPilze.“ LK

Salzburg ein „Land derSeilbahnen“

Landesrat Walter Blachfellner wiesanlässlich der Seilbahntagung

2003 darauf hin, dass Salzburg ein„Land der Seilbahnen“ ist. Laut amt-licher Statistik bestehen in Salzburg

296 Haupt- und Kleinseilbahnen miteiner Gesamtlänge von rund 205.000Kilometer und 388 Schlepplifte miteiner Gesamtlänge von rund 240.000Meter. LK

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Naturpark Riedingtal eröffnet

Bereits vor viereinhalb Jahrenwurde in Zederhaus (Lungau)die Idee geboren, den Reich-

tum des Riedingtales einer breitenÖffentlichkeit als Erlebnis zugänglichzu machen. „Mit Reichtum ist in die-sem Zusammenhang nicht jener anBodenschätzen, sondern der Schatzeiner naturnahen Kulturlandschaft ge-meint“, so Landesrat Sepp Eisl beider Eröffnung des Naturparks Rieding-tal, „eine großartige Naturkulissesteht im Riedingtal harmonisch mitkultivierten und naturnah genutztenBereichen im Einklang.“

Das Riedingtal war auch bisher Be-sucherinnen und Besuchern zugäng-lich, Intention des Vereines „Natur-park Riedingtal“ war und ist es aber,den Menschen das Erlebnis Naturwieder bewusster zu machen, ihnen„die Augen zu öffnen“ für die Schön-heiten der Natur und der Landschaft.„Die Menschen haben das Staunenverlernt – und genau das hat sich dieInitiative in Zederhaus als Ziel gesetzt:Den Menschen die Augen für dieSchönheiten unserer Heimat zu öff-nen“, so Eisl weiter.

Chronologie „NaturparkRiedingtal“

Am 1. Dezember 1998 wurde derVerein „Naturpark Riedingtal“ ge-gründet. Es folgten ausgiebige Infor-mationen an Grundeigentümer, Erar-beitung von Plänen und Konzepten,Sicherstellung der Finanzierung undvieles mehr an Vorbereitungsarbei-ten. Im November 2002 konnteschließlich ein Gebiet von 3.600Hektar mit Verordnung der Landes-regierung zum Naturpark gemäß demSalzburger Naturschutzgesetz erklärtwerden. Der Naturpark Riedingtal istneben dem Naturpark Untersberg derzweite im Bundesland Salzburg. ImVergleich zu Natur- und Landschafts-schutzgebieten steht in einem Natur-park die Vermittlung von ökologi-schen und landschaftsökologischenThemen im Vordergrund.

Feierliche Eröffnung des Naturparks am 6. 6. 2003 durch Landesrat Sepp Eisl.

Neuer Bärenanwalt fürWest-Österreich

Der WWF stellte kürzlich HerrnWalter Wagner als neuen Bären-

anwalt für West-Österreich vor. Wal-ter Wagner ist seit 1. Juli als Bären-anwalt im Amt. Er ist Angestellter derÖsterreichischen Bundesforste imNationalpark Kalkalpen und wird zu-künftig 50% seiner Arbeitszeit denBraunbären widmen. Mit dieser Ko-operation zwischen WWF und ÖBfhoffen wir einen weiteren wichtigenInteressensvertreter für den Schutz

der Braunbären gewonnen zu haben.Zu Ihrer Information die Kontakt-adresse von Herrn Wagner, zustän-dig für Oberösterreich, Salzburg undTirol: Walter Wagner, Nationalpark-Forstverwaltung der ÖBF AG, 4462Reichraming 25; Tel: 07255/8117/14, Handy: 0664/9894857, E-Mail:[email protected] Österreich, Projektassistenz

LIFE-Projekt BraunbärBeate Striebel

Eisl dazu: „Natur und Landschaftkönnen nachhaltig nur durch dasVerständnis der Menschen im Um-gang mit der Natur geschützt wer-den, Verbote oder Gebote alleinekönnen dies nicht erreichen. Nur weretwas schätzt, der ist auch bereit, eszu schützen.“

Schönheiten inunmittelbarer Umgebung

Charakteristisch für die Schätze derheimischen Natur- und Kulturland-

schaft ist, dass sie in harmonischemEinklang mit einer traditionell undbehutsam gewachsenen, nachhalti-gen Nutzung und Bewirtschaftungstehen. Ein Naturpark mitteleuropäi-scher beziehungsweise alpiner Prä-gung hat deshalb ganz besonders dieAufgabe, auch diese Kohärenz zwi-schen Natur und Landnutzung – obLand- und Forstwirtschaft oder auchdie Jagdwirtschaft – darzustellen.Diese Darstellung ist in den Themen-wegen des Naturparks Riedingtal be-stens gelungen.

LK

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Den Bäumen der Landeshauptstadtgeht es besser

Die Bäume in der Stadt Salz-burg werden gesünder. Daszeigte eine aktuelle Unter-

suchung von Mag. Günther Nowot-ny im Auftrag des Landes. „Das isteine gute Nachricht, aber kein Grundzur Überheblichkeit. Wir haben nurwieder die Qualität von Mitte der80er Jahre erreicht“, sagte Umwelt-referent Landesrat Dr. Othmar Rausam 15. Juli. Die Erholung fand beimGroßteil der Baumarten statt, ein do-minierender Einfluss der Entwicklungbei einzelnen häufigen Baumartenwar nicht gegeben. Die Situationnäherte sich den Verhältnissen Mitteder 80er Jahre des 20. Jahrhundertsan.

Die Qualität der Bäume wird in vierKategorien unterteilt. In die Katego-rie des Top-Zustandes können 46 Pro-zent der Bäume eingeteilt werden.32 Prozent entfallen auf die Katego-rie zwei, 18 Prozent auf Kategoriedrei und vier Prozent auf die schlech-teste Kategorie. Vor allem der Anteilder Bäume im Top-Zustand nimmt zu.1994 war er auf 30 Prozent gesun-ken, 2002 erreichte er wieder diehohen Werte von Mitte der 80er Jah-re. Der Anteil der Bäume im schlech-testen Zustand ging von bis zu 8,9Prozent (1990) wieder deutlich zu-rück.

Positive Auswirkungen gingen vonder in den vergangenen Jahren ein-geleiteten Verjüngung des Baum-bestandes aus, wozu auch Neube-gründungen von Baumreihen in eini-gen innerstädtischen Straßenzügenbeitrugen. Hohe Qualität des Pflanz-materials, Auswahl geeigneter Baum-arten, Schaffung günstiger Wuchs-bedingungen sowie gute Anwuchs-erfolge und die bereits vielfacheÜberwindung des Pflanzungsschocksführten zu einem bereits relativ gro-ßen Bestand an vitalen Jungbäumenmit guten Bewertungen. Bei älterenBäumen brachten vom Magistrat ge-setzte Maßnahmen zur Sanierung

51,6 km neue Hecken in nurvier Jahren

Als Landschaftselement, als Le-bens-, Nahrungs- und Deckungs-

raum für eine Vielzahl von Tieren, alsBiotopverbund und damit als grüneLebensadern in der Landschaft ha-ben Hecken eine vielfältige Bedeu-tung. In Salzburg wurden allein von1999 bis Frühjahr 2003 51,6 Kilo-meter Hecken neu angelegt

Ermöglicht wurde dieser große Erfolgeinerseits durch die Unterstützung desLandes, das die Kosten der Pflanzenund seit dem Jahr 1999 auch den Er-tragsentgang durch Grundinanspruch-nahme und vermehrten Schatten för-dert. „Vor allem ist diese Entwick-lung aber auch dem großen Engage-ment aus den betroffenen Gemein-den zu verdanken. Ohne den Ein-

Heckenrose im bunten Herbstkleid(Bild: H. Hinterstoisser).

von Bäumen und Standorten Erfol-ge. Zur Abnahme des Anteils derKategorie vier auf den bisherigenTiefstwert in der Untersuchungsreihetrugen besonders auch Fällungenschwerst geschädigter Exemplare bei.Da die Stadtverwaltung aktuell gro-ßes Augenmerk auf Gefahrenbäumelegt, die die Sicherheit der Stadtbe-wohner potenziell gefährden, ist eineFortsetzung dieses Trends zu erwar-ten. Begünstigend für die Baumvita-lität wirkten höchstwahrscheinlichauch die Witterungsverhältnisse derJahre 2001 und 2002 mit ausreichen-den Niederschlägen.

Hinsichtlich negativer Faktoren wur-de im Sommer 2002 generell eineVerringerung des Parasitenbefalls imVergleich zu vorangegangenen Un-tersuchungsjahren registriert. Diehauptsächlich betroffene BaumartRosskastanie wies zwar wieder einenBefall mit den Blattparasiten Came-raria ohridella und Guignardia aes-culi auf, dieser war aber insgesamt

nicht so stark wie in den Vorjahren.Lokal ergaben sich Unterschiede jenach der Intensität der Falllaub-beseitigung, die für die Populations-stärke der ersten Generation der Mi-niermotte von Bedeutung ist, gene-rell kommt es zunehmend zu einerRegulierung durch natürliche Gegen-spieler und Fressfeinde. Auch ande-re Blattkrankheiten bei verschiede-nen Baumarten spielten eine gerin-gere Rolle. Ein wachsendes Problemstellt die „Renaissance“ des Schad-stoffes Streusalz dar, da die Streu-mengen in den Wintern 1998/99,1999/2000 und 2001/2002 über1.000 Tonnen lagen und für den Win-ter 2002/2003 auch mit einem sehrhohen Wert zu rechnen ist. Die cha-rakteristischen Schadbilder traten je-denfalls wieder an mehreren Straßen-zügen auf. Lokal wirkten sich auchRückschritte bei der Baumpflege - vorallem nicht fachgerechte Kronen-rückschnitte - im privaten und halb-öffentlichen Bereich nachteilig aus.

St. Wally

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Naturschutz-Dienstbesprechung 2003in Bruck

Die jährliche Dienstbespre-chung von der Naturschutz-abteilung des Amtes der Salz-

burger Landesregierung und den fürNaturschutz zuständigen Sachbear-beitern der Bezirkshauptmannschaf-ten fand heuer turnusmäßig im Pinz-gau statt.

Die Konferenz dient der Erörterungund landesweiten Abstimmung recht-licher und fachlicher Fragen, vor al-lem in Zusammenhang mit der Voll-ziehung des Salzburger Naturschutz-gesetzes und der hiezu erlassenenVerordnungen.

Tagesordnungspunkte waren u. a. dieBehandlung von Lärmschutzwändenan Straßen und Eisenbahnen, dieFarbgebung von Lift- und Seilbahn-stützen, die Vorgangsweise bei Fang-bzw. Sammelbewilligungen nach derTier- und Pflanzenartenschutzverord-nung in Verbindung mit der im Auf-bau befindlichen Salzburger Biodiver-sitätsdatenbank und die Novelle derPilzeschutzverordnung.

Ebenso zur Sprache kam das Natur-schutzprotokoll der Alpenkonventionund neueste Judikatur des Verwal-tungsgerichtshofes.

Herrn Dr. Wolfgang Schütz, der letzt-malig in seiner Funktion als Natur-schutzbeauftragter an dieser Bespre-chung teilnahm, wurde von den vonihm betreuten Bezirksverwaltungs-behörden, dem Magistrat der StadtSalzburg und der BH Hallein, Dankund Anerkennung für seine langjäh-rige Tätigkeit und Einbringung seinesfundierten Fachwissens ausgespro-chen.

Das Ramsar- und Natura-2000-Gebiet Rotmoos wird von NBA Mag. JosefFischer-Colbrie vorgestellt. Mit im Bild (von links): Fö. Ing. Alois Hetz (BHZell am See), Fr. Mag. Barbara Schnitzhofer-Stegmayer (BH Hallein), NBAMag. Josef Fischer-Colbrie, Fö. Ing. Rupert Höller (BH Salzburg-Umgebung)(Bilder: H. Hinterstoisser).

Das Hochwasser 2002 führte auch zu Erosion und Umlagerungen an derFuscher Ache im Naturschutz- und Europaschutzgebiet Rotmoos.

satz und die Überzeugung der Grund-besitzer würden Naturschutz und allemit ihm verbundenen Aktivitätenkeinen Sinn machen“, betonte Lan-desrat Sepp Eisl den partnerschaft-lichen Ansatz des Salzburger Natur-

schutzes. Besonders bedankte sichLandesrat Eisl bei den jeweiligenGrundeigentümern und den örtlichenJägern. Mit Landesgeldern geförder-te Neupflanzungen von Hecken undWaldrändern erfolgten im Frühjahr

2003 in Straßwalchen (1.290 m),Seekirchen (280 m), Lamprechtshau-sen (895 m), St. Georgen (874 m),Anthering (225 m) und Michaelbeu-ern (1.176 m).

LK

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Verabschiedung des Naturschutzbeauftragten Dr. Wolfgang Schütz (3. vonrechts) durch MitarbeiterInnen des Magistrats Salzburg und den Bürgermeistervon Hallein.

Nach § 23 des Salzburger Tier-schutzgesetzes 1999 – TSchGkönnen zur Überwachung

der Einhaltung der Bestimmungen die-ses Gesetzes bzw. entsprechenderVerordnungen und Bescheide ehren-amtliche Tierschutzorgane bestelltwerden. Derzeit sind für das Bundes-land Salzburg 18 Tierschutzorgane be-

Flachgau Stadt Tennen- Pongau Pinzgau Lungau nicht GesamtSalzburg gau zuweisbar

An- Stun- An- Stun- An- Stun- An- Stun- An- Stun- An- Stun- An- Stun- An- Stun-zahl den zahl den zahl den zahl den zahl den zahl den zahl den zahl den

Überprüfungen nach dem 29 100 6 20 5 6 11 40 3 10 6 20 9 15 69 211Tierschutzgesetz

Anzeigen an die Behörde 1 3 4

Abnahmen 3 3

Abmahnungen 1 14 15

Aufklärende Gespräche 60 4 126 190

Flachgau telefonische und persönliche Beratungen (auch vom Tierheim aus) Aufklärungsarbeit bei Kindern

Stadt Salzburg Tätigkeiten für den Katzen-Sitter-Club

Bundesland umfassend Mitwirkung im Salzburger Tierschutzverein beratende Tätigkeit Kontrollbesuche Fang von Katzen zum Zweck der Kastrierung

Tätigkeitsbericht der Tierschutzorganefür 2002

stellt, von denen zwei Organe auchim Bereich der landwirtschaftlichenTierhaltung nach dem Nutztierschutz-gesetz eingesetzt sind. Tierschutz-organe sind bei dringendem Verdachtoder Vorliegen einer Verwaltungs-übertretung berechtigt, fremde Lie-genschaften und Anlagen zu betre-ten oder Personen anzuhalten, auf

ihre Identität zu überprüfen und zumSachverhalt zu befragen. Sie könnenauch von der Landesregierung er-mächtigt werden, die Abnahme vonTieren durchzuführen. Die im Jahr2002 geleistete Arbeit der Tierschutz-organe ergibt sich aus dem anschlie-ßenden zusammengefassten Tätig-keitsbericht. R. Valtiner

Sonstige Tätigkeiten

Die Besprechung wurde mit einerhalbtägigen Fachexkursion in dasRamsar- und Natura 2000-Gebiet„Rotmoos“ im Fuschertal abge-schlossen.

Unter der fachkundigen Leitung vonHerrn Univ.Prof. Dr. Robert Krisai undNBA Mag. Josef Fischer-Colbrie wur-den Aspekte des Moorschutzes dar-gelegt. Es bestand dabei auch dieMöglichkeit, mit dem Grundeigen-tümer, Herrn Dick, über Probleme derLandschaftserhaltung in der sensiblenZone zu diskutieren.

Großes Interesse fanden auch die ve-getationskundlich-floristischen Erläu-terungen durch Herrn Mag. GüntherNowotny. H. Hinterstoisser

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Naturschutzprädikat für Hochmoor amDientner Sattel

Der außerordentlich hohe Wertdes „Hochmoores am Dient-ner Sattel“ in ökologischer

und landschaftsästhetischer Hinsichtsowie für den Artenschutz mit derRarität Zwergbirke voran ist Grundgenug, dass das Moor nicht nur zum„Geschützten Landschaftsteil“, son-dern auch zum „Europäischen Bio-genetischen Reservat“ erklärt wur-de. Um der Aufnahme in das euro-päische Netzwerk BiogenetischerReservate des Europarates auch einäußeres Zeichen zu setzen, über-reichte Naturschutzreferent Landes-rat Sepp Eisl bei einer Exkursion indas Hochmoor Dr. Georg Erlacher,Vorstandsmitglied der Österreichi-schen Bundesforste AG und dem ört-lich zuständigen Forstmeister, DI Chri-stoph Pollet, eine entsprechendeKennzeichnungstafel.

Ziel der biogenetischen Reservate istder Schutz von einzelnen Habitatenoder ganzen Ökosystemen, um zurErhaltung des ökologischen Gleich-gewichtes und zur Bewahrung reprä-sentativer Beispielsflächen der Naturbeizutragen. Der Europarat in Straß-burg hat die gestrige Auszeichnungin einer Depesche an Landesrat Eisl

Biogenetisches Reservat GLT „Hochmoor am Dientener Sattel“: Die Wie-dervernässungsmaßnahmen sollen ein weiteres Zuwachsen der Moorflächenverhindern (Bilder: H. Hinterstoisser).

Lärchen-Spundwand zur Wasserretention fördert die Wiedervernässung ehe-dem drainagierter Moorflächen.

entsprechend gewürdigt. Um auchkünftig seinen großen Wert zu be-wahren, entschloss sich die ÖBf AGals Grundeigentümerin vor zwei Jah-ren zu behutsamen Aufstaumaßnah-men für das den Moorboden durch-strömende Grund- und einsickerndeOberflächenwasser. So wird ein dro-hendes Zuwachsen mit Büschen ver-hindert, die vor allem die Zwergbir-

kenstandorte gefährdet hätten. Un-ter der fachkundigen Leitung vonUniv.-Prof. Dr. Gert-Michael Steinervom Institut für Vegetationsökologiean der Universität Wien und Dipl.-Ing. Gerald Plattner von den Öster-reichischen Bundesforsten wurde dasProjekt vorbildlich geplant und er-folgreich umgesetzt.

Eiszeitrelikt Zwergbirke

Das Eiszeitrelikt Zwergbirke ist einhervorragendes Aushängeschild fürdas noch relativ naturnahe „Hoch-moor am Dientner Sattel“, das ineiner sanften Geländemulde, die vonEiszeitgletschern überformt wurde,liegt. Ein zentraler Hochmoorbereichmit dem Zwergbirkenvorkommenliegt geschützt innerhalb eines Rin-ges aus Niedermoor- und Waldmoor-flächen. „Das Moor ist reich an un-terschiedlichen Teillebensräumen unddamit auch an vielen verschiedenenPflanzen- und Tierarten, etliche da-von geschützt und selten“, so Lan-desrat Sepp Eisl. Neben der Zwerg-birke findet man z.B. Rosmarinheide,Fleischfarbenes, Geflecktes undBreitblättriges Knabenkraut, Rund-

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Nach der Überreichung der Auszeichnungsplakette des Europarates für Euro-päische Biogenetische Reservate (von links): Hr. Andexer, ÖBF-AG, LR SeppEisl, ÖBF-Vorstand DI Dr. Erlacher, Forstmeister DI Pollet, DI Gerald Platt-ner (ÖBF-AG, vorne), Univ.-Prof. Dr. Steiner (letzte Reihe), Revierleiter OFöPeter Eder, Bgm. Johann Koblinger.

Windwurf weitgehend aufgearbeitet

Das Sturmereignis im Novem-ber 2002 war in seiner Di-mension und seinen Folgen

außergewöhnlich, eine Holzmengevon zwei Millionen Festmeter wurdeim Bundesland Salzburg geworfen.Das entspricht dem zweifachen Jah-reseinschlag, regional betrachtet, wiezum Beispiel im Lungau, war derSchaden oft bedeutend höher – dassagte Agrarreferent Landesrat SeppEisl bei einer gemeinsamen Informa-tionsfahrt mit der ÖsterreichischenBundesforste AG.

Am 15. und 16. November 2002 rich-tete ein Föhnsturm mit Spitzen-geschwindigkeiten von mehr als 200km/h (von einem Orkan spricht manab 120 km/h) schwere Schäden vorallem in den Gebirgsgauen an. ImLungau bedeutet rund eine MillionFestmeter Schadholz gut das Sieben-fache des durchschnittlichen Ein-schlags und in stark betroffenen Tal-schaften, etwa in Zederhaus, erreichtdas Schadausmaß das 20-fache undmehr. Entstanden sind nicht nur sehr

blättriger Sonnentau, Echte Sumpf-wurz und Großes Zweiblatt, die un-ter strengem Naturschutz stehen, wieder Moorexperte der Universität Salz-burg, Univ.Prof. Dr. Robert Krisai,betonte. Gemeines Fettkraut, Fieber-klee, Simsenlilie, Studentenröschen,Alpen-Haarbinse und BreitblättrigesWollgras sind ebenfalls klingendeNamen in der Liste der Pflanzen die-ses auch landschaftsästhetisch beson-ders reizvollen Moores am Fuße derMandlwand und des Hochkönigs.

Amphibien und Reptilien

Auch die Tierwelt kann sich sehenlassen, denn mit dem rabenschwar-zen Alpensalamander, dem Berg-molch, dem Grasfrosch, der Kreuz-otter und der Bergeidechse habeneinige wichtige und ebenfalls unterNaturschutz stehende Vertreter derAmphibien und Reptilien hier ihreHeimat. Red.

große Kahlflächen, die besonders inSteillagen des Gebirges den Verlustder Funktionsfähigkeit des Schutz-waldes bedeuten, sondern es sind dieWaldbestände in den Gebirgsbezir-ken großflächig von Einzel- undStreuwürfen durchzogen. Nach jüng-sten Auswertungen von Satellitenauf-nahmen sind im Pinzgau und imLungau jeweils rund 2.500 Hektarund im Pongau rund 1.200 Hektar angrößeren Kahlflächen entstanden.Von Einzel- und Streuwürfen sindmehrere 10.000 Hektar Wald betrof-fen.

Hohe Verletzungsgefahrbei Aufräumungsarbeiten

„Trotz umfangreicher Vorsichtsmaß-nahmen, Schulungen durch Expertenund der Ortskenntnis der Betroffenenkam und kommt es immer wieder zuschweren Unfällen. So wichtig einrasches Aufarbeiten ist – die Sicher-heit derjenigen, die im Forst arbei-ten, muss an oberster Stelle stehen“,

ergänzte Eisl. Schnelles Reagierenund ein – durch das günstige Wetterzwischen November und Februarunterstütztes – ebenso schnelles Vor-anschreiten der Aufräumungsarbeitenwaren Voraussetzung dafür, denSchaden zu begrenzen. So ging esetwa darum, einen drohenden Kä-ferbefall abzuwehren.

Bundesforsteüberdurchschnittlich

betroffen

Mehr als ein Drittel der in ganz Öster-reich durch den Windwurf verursach-ten Holzmenge liegt auf Flächen derÖsterreichischen Bundesforste. Ange-sichts des österreichweiten Wald-anteils von 15 Prozent hat der Wind-wurf die Österreichischen Bundesfor-ste also überdurchschnittlich betrof-fen. Neben Gebieten in Tirol sowiein Oberösterreich lag der Schwer-punkt im Bundesland Salzburg, woinsgesamt rund eine Million Fest-meter in den Bundesforsten vom

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Modernste Forsttechnik kam bei der Aufarbeitung der Windwürfe – hier inFusch – zum Einsatz (Bild: Werner Hinterstoisser).

UmweltfreundlicheTagungs- und Seminarhotels

Das Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft hat eine Broschüreüber jene Hotels in Österreich her-ausgegeben, die als „umweltfreund-liche Tagungs- und Seminarhotels“gelten. Rund 200 Tourismusbetriebesind derzeit Träger des österreichi-schen Umweltzeichens für Tourismus-betriebe, das die Umweltleistungeneines Unternehmens dokumentiertund garantiert. In dem neuen Kata-log „Umweltfreundliche Tagungs-und Seminarhotels“ wurden 60 die-

ser ausgezeichneten Betriebe zusam-mengefasst, die ihre Räumlichkeitenim Speziellen für Veranstaltungenanbieten. Für Salzburg sind dies dasHotel im Wald „Hammerschmiede“in Anthering, der „Europäische HofBadgastein“ in Badgastein, das Na-tur-Vitalhotel „Sommerau“ in St.Koloman, das „Brunauer Zentrum“der AK Salzburg in der Landeshaupt-stadt, das „Hotel Orgler“ in Kaprunsowie das „Jugend- und Familien-gästehaus Salzburg“ in der StadtSalzburg. Red.

Windwurf betroffen sind; die Gesamt-menge in Österreich beträgt rund 1,5Millionen Festmeter, informierte Dr.Georg Erlacher, der Bundesforste-Vorstand für Forstwirtschaft und Na-turschutz.

Die Aufarbeitungsarbeiten schreitenzügig voran: Bereits heute sind485.000 fm aufgearbeitet, davon35.000 fm Laubholz und 450.000 fmNadelholz. Die Bundesforste gehendavon aus, dass der Großteil der Auf-arbeitung 2003 abgeschlossen wer-den kann. „Nur einzelne verstreuteWindwurflagen bzw. bestimmteschwierige Bringungslagen könntensich in das nächste Jahr verschieben“,vermutet Erlacher.

Auf rund 3.000 Hektar Kahlflächen,die durch den Windwurf entstandensind, soll es zu Aufforstungen kom-men. Zum Teil handelt es sich aberum Ergänzungen der vorhandenenNaturverjüngung. Derzeit laufen Er-hebungen wie groß die tatsächlichnotwendige Pflanzenmenge seinwird, um hochwertiges Pflanzmate-rial bereits jetzt zu ordern und sicher-zustellen. In den meisten Fällen wirddie Wiederaufforstung schon ausforsthygienischen Gründen (Rüssel-käfergefahr) in etwa drei Jahren be-ginnen, teilweise jedoch schon frü-her.

„Wir haben dem großen Schadens-ausmaß ein noch größeres Engage-ment zur Aufarbeitung gegenüber-gestellt. Die Bundesforste sind aufNaturkatastrophen vorbereitet –deswegen werden wir auch die-sen Windwurf bewältigen“, so Erla-cher.

Auswirkungen aufHolzmarkt und

Schutzwaldbereich

Insgesamt sind in Österreich bei demFöhnsturm etwa vier Millionen fmSchadholz angefallen, das ist etwasmehr als ein Viertel eines durch-schnittlichen Jahreseinschlags. DieSchadholzmenge führt daher ins-gesamt nicht zu einer wesentlichen

Belastung des Holzmarktes. „Zurzeitsind allerdings die örtlichen Holz-abnehmer versorgt. Nicht vom Wind-wurf betroffene Waldbesitzer sollenjetzt keine Normalnutzungen vorneh-men“, appellierte Landesforstdirek-tor Hofrat Dipl.-Ing. Franz Zaunbauer.Durch den Windwurf wurden zahl-reiche Objekt-Schutzwälder kahlgelegt. Die Kosten der möglichstkurzfristigen Wiederherstellung desSchutzes gegen Lawinen, Stein-schlag, Muren und andere Gefahren

des Gebirges durch technische Ver-bauungen werden nach ersten Schät-zungen 20 Millionen Euro betragen.Experten der Wildbach- und Lawi-nenverbauung, des Landesforstdien-stes und private Planungsbüros sindderzeit dabei, die Detailprojekte fürdie Wiederherstellung des Schutzesauszuarbeiten. Schwerpunkte betrof-fener Objekt-Schutzwälder findensich beispielsweise in Kaprun, Fusch,Rauris, Mauterndorf, Zederhaus.

LK

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Neue Bundesforste-Standorte fixiert

Das im Juni dieses Jahres unterdem Titel „ÖBf-Horizont2010“ beschlossene Weiter-

entwicklungs-Konzept der Österreichi-schen Bundesforste findet bereits sei-ne erste Konkretisierung. In enger Zu-sammenarbeit zwischen Vorstand undBetrieben wurden, wie es in einerAussendung der ÖBF-Zentrale heißt,die neuen Forstbetriebe, Betriebslei-ter und Betriebsbezeichnungen fixiert.

Mit den ab 1.1.2004 in Kraft treten-den Strukturerneuerungen sollenAbläufe vereinfacht und klare An-sprechpartner definiert werden. Zu-gleich glaubt man, die Präsenz derBundesforste auf den Naturflächendurch die erstmalige Einrichtung von„Naturraum-Managern“ verbessernzu können. Mit dieser neuen Posi-tion wird es eigene Ansprechpartnerfür NGOs, Gemeinden und Touris-musregionen geben – diese logierenbloß immer weiter weg vom tatsäch-lichen Geschehen.

Erstmals werden mehr als die Hälfteder Bundesforste-Betriebe mit ihrerFläche die Bundesländergrenzenüberschreiten. Ziel dieser Neugestal-tung ist es laut ÖBF-AG, bei der Be-treuung der Flächen noch mehrRücksicht auf die „Natur als Maß-stab“ zu nehmen. Zugleich wird esebenfalls erstmals Bundesland-An-sprechpartner geben, um so auch aufdie landespolitischen Bedürfnisse ein-zugehen. Ein weiteres Novum ist dieBenennung der Forstbetriebe nichtmehr wie bisher nach dem Standort,sondern nach der berührten Region.

Für SalzburgverbleibendeForstbetriebe

Forstbetrieb Traun-Innviertel (OÖ,Sbg.): Standort: Gmunden, Leiter:DI Josef Kerschbaummayr

Forstbetrieb Flachgau-Tennengau(Sbg., OÖ): Standort: Abtenau,Leiter: DI Friedrich Hochrainer

Landesrat Eisl, Familie Embacher und der Naturschutzbeauftragte Mag. Fischer-Colbrie bei der Übergabe des Baumes.

Naturdenkmal für die Zukunftgepflanzt

Im Jahr 1974 wurde eine ca. 250Jahre alte Zirbe beim Embachbauer

in Fusch – damals noch vom Amt derLandesregierung - zu einem Natur-denkmal erklärt. Knapp 30 Jahre spä-ter wurde dieser mächtige Baum an-lässlich des verheerenden Föhnsturmsim November 2002 so schwer beschä-digt, dass er gänzlich entfernt werdenmusste. Die BezirkshauptmannschaftZell am See hat daraufhin die Natur-denkmal-Erklärung aus dem Jahr1974 mit Bescheid vom 13.3.2003widerrufen. Am 9.5.2003 hat Landes-

rat Eisl an Familie Embacher einenjungen Zirben-Baum übergeben, dervom Landesforstgarten in Mittersillkostenlos zur Verfügung gestellt wur-de. Familie Embacher hat diesenBaum mittlerweile an der Stelle desehemaligen geschützten Baumes ein-gepflanzt und damit den Grundsteinfür ein künftiges Naturdenkmal ge-legt. Landesrat Eisl bedankte sichanlässlich der Übergabe des Baumesbei Familie Embacher für die aktiveZusammenarbeit mit dem Natur-schutz. Mag. Josef Fischer-Colbrie

Forstbetrieb Pongau (Sbg.): Stand-ort: St. Johann/Pongau, Leiter DIHannes Üblagger

Forstbetrieb Pinzgau (Sbg.): Stand-ort: Mittersill, Leiter DI JohannHirschbichler

Für den Lungau wird künftig derForstbetrieb Millstatt (Kärnten) zu-ständig sein. Leiter ist Herr DI Gün-ther Tragatschnig. Es bleibt abzuwar-

ten, wie sich die weitere Vergröße-rung der Einheiten – ob Försterbezirkoder Forstverwaltungsbereich, auf diepraktische Arbeit auswirken wird. Derpersönliche Kontakt wird durch dieoft weitab erfolgte Dislozierung derForstbetriebe jedenfalls nicht erleich-tert.

Bundesländer-Ansprechpartner fürSalzburg: DI Hannes Üblagger.

H.H.

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Jagdzentrum Stegenwald

Am Samstag, 2. August 2003,wurde das moderne „Jagd-zentrum Stegenwald“, eröff-

net. Mit dem Jagdzentrum Stegen-wald hat die Salzburger Jägerschaftsich ein neues Verwaltungs-, Fortbil-dungs- und Schießausbildungszen-trum geschaffen.

Landesjägermeister KommerzialratSepp Eder konnte eine große Anzahlvon Fest- und Ehrengästen mit HerrnLandeshauptmann Univ.Doz. Dr.Franz Schausberger, Landeshaupt-mann-Stv. Wolfgang Eisl, LandesratSepp Eisl und Landesrat Walter Blach-fellner sowie dem Präsidenten derDeutschen Landesjagdverbände Ba-ron von Heeremann an der Spitzebegrüßen. Ebenso waren Vertreterder Landesjägerschaften der österrei-chischen Bundesländer, der Landes-und Bezirksbehörden und der Öster-reichischen Bundesgendarmerie mitLandesgendarmeriekommandantGeneral Kröll an der Spitze erschie-nen. Die Fachwissenschaft war durchem.Prof. Dr. Onderscheka und demLeiter des Hauses der Natur HofratProf. Dr. Eberhard Stüber repräsen-tiert. Den Begrüßungs-Salut schossdie Schützenkompanie Werfen.

Vor dem neuen Ausbildungs- undVerwaltungszentrum der SalzburgerJägerschaft (von links): LR Sepp Eisl,LH Dr. Franz Schausberger, LJM KRSepp Eder (Bilder: H. Hinterstoisser).

Ehrengäste bei der Eröffnung des Jagdzentrums Stegenwald (von links): LJM-Stv. Präs. Dr. Grafinger, LJM KR Sepp Eder, LHStv. Wolfgang Eisl, LR SeppEisl, LR Blachfellner (verdeckt), LH Dr. Franz Schausberger, Bgm. Franz Meißl.

Landesjägermeister KR Sepp Eder gabin seinen Begrüßungsworten einenkurzen Baubericht. Erste Überlegun-gen für ein Zentrum der Jägerschaftgab es schon vor 12 Jahren, zumalder steigende Bedarf an Fortbildungund Schießausbildung zu einer umfas-senden Lösung zwang. Im Zuge derJagdgesetznovelle 2002 erfolgte dieÜbernahme von Behördenagendendurch die Salzburger Jägerschaft, wes-halb neben der Gewährleistung einerAus- und Fortbildung im sicherenUmgang mit den Jagdwaffen auch einentsprechendes Verwaltungszentrumnotwendig wurde. Auch die Jung-jäger-, Aufsichtsjäger- und Berufs-jägerprüfungen werden künftig in Ste-genwald stattfinden.

Baubericht

Besonders dankte der Landesjäger-meister seinem vor kurzen in denRuhestand getretenen Sekretär KRHermann Kristan, welcher einer derIdeengeber des Jagdzentrums gewe-sen war. Die Verkehrsanbindung mitder A-10 Auffahrt war mit entschei-dend für die Standortwahl. Im Zugeder Errichtung des Jagdzentrums wur-de auch der historische Gasthof Ste-

genwald, das Geburtshaus des Salz-burger Freiheitskämpfers von 1809,Josef Struber, renoviert. Das Gasthausist nun verpachtet und wird mitbodenständiger Küche und seinermalerischen Lage im Salzachdurch-bruch zwischen Tennen- und Hagen-gebirge sicherlich auch viele Gästeaußerhalb der Jägerschaft anziehen.

Neben dem historischen Gasthof wur-de ein unterirdischer Schießstand mitvier 100 m Bahnen und sechs 200 mGroßkaliberschießbahnen sowie fünfPistolenständen errichtet. Ebenso wur-de eine Schießanlage mit zwei Stän-den für den „laufenden Keiler“ gebaut.

Am 28.4.2001 war der Antrag aufErrichtung des Jagdzentrums nachPlänen von Architekt DI Unterbergervom Vorstand der Jägerschaft ange-nommen worden. Am 18. Septem-ber 2001 wurde die Bauplatzerklä-rung durchgeführt, am 27. Juni 2002mit dem Bau begonnen. Die nunmehrfertig gestellten Anlagen, die auchSchulungsräume umfassen, stellendas modernste Jagdzentrum der öster-reichischen Bundesländer dar.

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Zur Eröffnung des Jagdzentrums Stegenwald spielten Jagdhornbläser auf.

Grußworte derEhrengäste

Bürgermeister Franz Meißl, Werfen,der zugleich auch Landesschützen-obrist ist, zeigte die Verbindung vonStegenwald als dem Heimatort vonJosef Struber, zum Schützenwesenauf. Die Initiative der Salzburger Jä-gerschaft, so der Bürgermeister, habeauch Arbeitsplätze nach Werfen ge-bracht. Landesrat Walter Blachfellnerwies in seinen Grußworten darauf hin,dass das Land durch die Straßenver-legung bei Stegenwald die Errichtungdes Jagdzentrums tatkräftig unterstützthabe. Er unterstrich den Wunsch andie Bundesgendarmerie, das Angebot,die modernen Schießbahnen in Ste-genwald auch für die Gendarmerie-ausbildung zu nutzen, zu folgen.

Der Vorsitzende der ÖsterreichischenLandesjägermeister, DI Gorton (Kärn-ten), gratulierte der Salzburger Jäger-schaft zu ihrem neuen Jagdzentrum.

Festansprache des HerrnLandeshauptmannes

Die Festansprache hielt Landeshaupt-mann Univ.Doz. Dr. Franz Schausber-ger, der selbst für das Jagdwesen imLand Salzburg ressortzuständig ist. Erführte aus, dass mit dem JagdzentrumStegenwald auch in Zukunft die In-teressen der Salzburger Jägerschaftgewahrt und das Jagdwesen gefördertwerden sollen. Damit könne die Jagdals altes Kulturgut unserer Gesellschaftweiter aufrecht erhalten werden, be-tonte der Landeshauptmann.

Die Jägerschaft ist wichtig für Erhalt,Gestaltung und Bewahrung der Salz-burger Landeskultur und hauptver-antwortlich für den Schutz und dieHege von bedrohten Wildarten, soSchausberger weiter. Neben der her-ausragenden wirtschaftlichen Bedeu-tung als einer der wichtigsten Erhal-ter des heimischen Wildbestandes, seidie Jägerschaft bemüht, ständig eineVerbesserung der Lebensräume desWildes zu erreichen. Im neuen Jagd-zentrum stehen den Salzburger Jä-gerinnen und Jägern nun wesentlicherweiterte Serviceeinrichtungen zur

Verfügung. Beispiele aus anderenösterreichischen Bundesländern zei-gen, dass eine gute Erreichbarkeitauch die Kundenfrequenz steigert.

Das neue Jagdzentrum Stegenwaldstelle für die etwa 8.200 Jägerinnenund Jäger im Land Salzburg ein wich-tiges Servicezentrum dar, führteSchausberger weiter aus. Geradejetzt, wo die Salzburger Jägerschaftzahlreiche Verwaltungsaufgaben neuübernommen habe, seien die bis-herigen Einrichtungen nicht mehrzweckentsprechend und ausreichendausgestaltet gewesen. Mit dem neuenJagdzentrum können die neuen Auf-gaben noch besser bewältigt werden.

Die Jägerschaft so der Landeshaupt-mann, habe seit 1946 bereits mehr-fach ihre Büroräumlichkeiten wech-seln müssen, um nun in Stegenwaldeinen definitiven Ansitz zu finden. Erdankte Landesjägermeister KR SeppEder und den Funktionären der Salz-burger Jägerschaft für die Bemühun-gen um den Bau dieses Jagdzentrumsund die Bereitschaft, das historischeGasthofgebäude Stegenwald, wel-ches einen besonderen Platz in derSalzburger Geschichte habe, zu er-halten. Das neue Jagdzentrum ver-fügt über einen direkten Autobahn-anschluss und ist daher für alle Jäge-rinnen und Jäger im Bundesland Salz-burg und für Gäste aus dem Auslandgut zu erreichen. Ausreichende Park-

möglichkeiten stehen zur Verfügung.Das Jagdzentrum verfügt über mo-derne Büro- und Kommunikationsein-richtungen. Daneben ist aber auch einentsprechender Schulungsraum vor-handen, um die Jägerinnen und Jä-ger für die Herausforderungen rüstenzu können. Um die Jagdbewirtschaf-tung in Salzburg weiter zu verbes-sern, sei es wichtig, neue Erkennt-nisse an die Jagdausübenden weiterzu geben. Dazu leiste dieses Jagd-zentrum einen wichtigen Beitrag, soSchausberger.

Vor der Segnung des Gebäudes undEinweihung der Anlagen bedeutetedie Uraufführung des von Mag. Al-fred Pfeifenberger komponierten„Salzburger Jägermarsches“ einenHöhepunkt der vom 1. SalzburgerJägerchor und zahlreichen Jagdhorn-bläsergruppen sowie der Trachten-musikkapelle Tenneck umrahmtenVeranstaltung. Der Salzburger Jäger-marsch wurde von 50 Jagdhornblä-sern aus dem ganzen Bundesland in-toniert. Den Abschluss der Feierlich-keiten zur Eröffnung des Jagdzen-trums Stegenwald bildete ein Tag deroffenen Tür sowie am 3. August 2003ein Frühschoppen mit Philipp Meikl.Im Rahmenprogramm wurden eineFalknervorführung, die Besichtigungder Schießanlage, Darbietungen derJagdhornbläser sowie eine Jagd-gebrauchshundeausstellung geboten.

DI Hinterstoisser

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Flurbereinigung als Chance für mehrLebensqualität

Am Beispiel der Grundzusam-menlegungen Nußdorf undThalhausen kann eindrucks-

voll gezeigt werden, welche multi-funktionale Rolle diesem Instrumentin der Weiterentwicklung des länd-lichen Raumes zukommen kann –das erklärte Agrarreferent LandesratSepp Eisl bei einem Informations-gespräch. Stand noch vor rund 20Jahren die Verbesserung der Land-bewirtschaftung durch Zusammen-legung von Streulagen und bessereErschließung im Vordergrund, so wer-den von der Agrarbehörde heute beiFlurbereinigungen und Grundzusam-menlegungen stets auch ökologischeGesichtspunkte mit berücksichtigt.Damit wird dem Anliegen des Na-turschutzes und der Erhaltung bzw.Wiederherstellung des Landschafts-bildes Rechnung getragen: Es wirdversucht, durch landschaftspflegeri-sche Begleitplanung, Renaturierungvon Bächen, Ausscheidung vonÖkoflächen etc. einen Ausgleichzwischen Ökologie und Ökonomie zufinden. Die Rückführung der Oich-ten in die natürlich mäandrierendeForm wäre ohne der Grundzusam-menlegung nicht möglich gewesen.Am Beispiel Nußdorf wird deutlich,welch zentrale Aufgaben neben denVerbesserungen für die Landwirt-schaft durch ein Zusammenlegungs-verfahren erfüllt werden können.Natur und Ökologie: Im Gebiet wur-den Hecken, Feuchtbiotope, Bach-läufe und Biotopentwicklungsflächenneu angelegt. „Damit konnte einewesentliche Verbesserung in der Bio-topausstattung und dem Biotopver-bund erreicht werden“, so Eisl.

Die Gemeinde Nußdorf wurde bei derLösung ihrer Raumordnungsproblemehinsichtlich Baulandausweisung un-terstützt. Es wurde eine innerörtlicheUmfahrung des Gemeindezentrumsgeschaffen, um Veranstaltungen imOrtskern in Zukunft zu ermöglichen(Begräbnisse, Umzüge und sonstigeFeierlichkeiten). Durch die direkte

Trockenheit führt auch inMooren zu erhöhter Brandgefahr

Die anhaltende Trockenheit führtenicht nur in den heimischen Wäl-

dern, sondern auch in den Moorgebie-ten des Landes zu einer erhöhtenBrandgefahr. Durch unbedachtes Han-tieren mit Feuer, aber auch durch weg-geworfene Zigaretten oder Glasscher-ben kann die dürre Vegetation und dertrockene Torf leicht entzündet werden.Darauf machte der Leiter des Natur-

schutzfachdienstes des Landes, DIHermann Hinterstoisser, aufmerksam.Wer Glasflaschen achtlos wegwirft, ver-stößt nicht nur gegen das SalzburgerNaturschutzgesetz, nach dem das Ab-lagern oder Wegwerfen von Abfällenin der freien Landschaft verboten ist,sondern gefährdet auch spielende Kin-der und Wildtiere, die sich an denScherben verletzen können. LK

Hochmoorvegetation mit Sonnentau (rechts vorne), Wollgras (Mitte) undErika (links hinten) (Bild: H. Hinterstoisser).

Verbindung der Haunsbergstraße mitder Landesstraße entstand eine Um-fahrung des Ortskerns. Dadurchkommt es zu einer Verkehrsverrin-gerung in der Ortsmitte. Unterstütztwurde die Gemeinde auch bei derRadwegerrichtung. Darüber hinauswurde für einen Wanderweg eineBrücke errichtet. Für Landesrat Eislist wichtig, dass die heutige Form derFlurbereinigung und der Grundzu-sammenlegung ein Zusammenführender Interessen der Landwirtschaft, desNaturschutzes sowie der Gemeindean Grund und Boden etwa bei Ver-kehrswegen oder bei Bauland ist.

„Nur durch dieses Instrument könnenGrundstücksgrenzen aufgehobenwerden und eine Neueinteilung er-folgen. Das Instrument der Grund-zusammenlegung ist damit neben derVerbesserung für die Landwirtschafteine Basis für die Wasserwirtschaft imSchutzwasserbau, für den Natur-schutz bei der Renaturierung undbeim Biotopverbund, für die Raum-ordnung zur besseren Abgrenzungder Siedlungsräume, für die Infra-struktur besonders bei Neubautenvon Straßen und Wegen und nochvieles mehr“, betonte der Agrar-referent. LK

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Besichtigung der Sturmschäden imLungauer Nationalpark-Anteil

Im Bezirk Lungau wurden durchden Sturm von 14. bis 16. Novem-ber vergangenen Jahres mehr als

eine Million Festmeter Holz vomWind „geworfen“. Davon allein imhintersten Murtal im Vorfeld des Na-tionalparks Hohe Tauern mehr als2.000 Festmeter, was in etwa einerMenge von 160 Sattelzügen anSchadholz entspricht. Davon warenacht Grundeigentümer betroffen, dieauch alle um Unterstützung aus demKatastrophenhilfsfonds angesuchthaben. Um den Folgeschäden durchden Borkenkäfer und dem Befall dernoch gesunden Bäume entgegenzu-wirken, wurde bereits im Vorjahr mitder Schadholzaufarbeitung begon-nen, zeitweise den Winter überdurchgearbeitet, und die Arbeitensollten heuer abgeschlossen werden.Dies betonte am 24. Juni der Leiterdes Umwelt- und Forstamtes der Be-zirkshauptmannschaft Tamsweg,Dipl.-Ing. Johann Bonimaier, beieinem Informationsgespräch in Muhrim Lungau.

Das hat die NationalparkverwaltungHohe Tauern – Salzburg veranlasst,in der Nationalparkgemeinde Muhrim hintersten Murtal die Aufräumungdieser Schäden mit einem Sponsor-projekt zu unterstützen, erklärte derLeiter der Salzburger Nationalparkver-waltung, Hofrat Dipl.-Ing. HaraldKremser. Kraft Foods, der weltweitzweitgrößte Lebensmittelhersteller mitbekannten Marken wie Milka, Jacobs,Mirabell und Philadelphia, war bereitsim Vorjahr Partner des NationalparksHohe Tauern bei einem Aufforstungs-projekt in Hollersbach. Im Sinne einernachhaltigen Partnerschaft hat KraftFoods für die Beseitigung der Sturm-schäden im Lungau eine finanzielleUnterstützung in der Höhe von 21.500Euro für die betroffenen Grundeigen-tümer in der NationalparkgemeindeMuhr zugesagt.

Als weltweit agierendes Unterneh-men trägt Kraft Foods Verantwortung

in den Gesellschaften, in denen esseine Produkte produziert und ver-marktet. Seit mehr als 15 Jahren un-terstützt das Lebensmittelunteneh-men Projekte über den Hilfsfonds„Kraft Cares“. Hauptanliegen ist, einebessere und höhere Lebensqualität zuerreichen. So unterstützte „Kraft Ca-res“ im Jahre 2002 unterschiedlicheHilfsprojekte – als Nahrungsmittelpro-duzent vor allem in der Hunger-bekämpfung –, aber auch im Natur-schutz in der Höhe von mehr als 35Millionen US-Dollar. Ein integralerBestandteil dieser Bemühungen ist dieKooperation zwischen Kraft Foodsund der Naturschutzdachorganisation„Alp Action“ mit Sitz in Genf.

„Alp Action“ wurde 1990 beim Welt-wirtschaftsforum in Davos von PrinzSadruddin Aga Khan gegründet. DieMission von „Alp Action“ ist derSchutz eines der größten, natürlichenÖkosysteme in Europa bei gleichzei-tiger Beibehaltung der wirtschaft-lichen Lebensfähigkeit, einer kultu-rellen Eigenständigkeit und der Erho-lungsmöglichkeiten. Dabei bringt„Alp Action“ – ein internationalerCorporate Umweltfonds – Partner an

einen Tisch und initiiert Kooperatio-nen zwischen privatem und öffent-lichem Sektor, den Medien, Gemein-den und Umweltorganisationen. Dasvon Kraft Foods gemeinsam mit „AlpAction“ ins Leben gerufene Projekt„Green Roof for Europe“ ist eine deram längsten laufenden Kampagnenund beinhaltet einerseits ein bedeu-tendes Baumpflanz-Programm, an-dererseits wissenschaftliche Studienund Bildungsprojekte sowie ein kul-turelles Engagement. Dieser Funkedes Engagements für den Naturschutzsoll vom kürzlich verstorbenen Grün-der der „Alp Action – Bellerive Foun-dation“, Prinz Sadruddin Aga Khan,über die politischen Vertreter und dieSportler auf die Bevölkerung über-springen.

Auf Grund eines großen Erfolges imVorjahr – im Hollersbachtal wurdenauf der Achselalm bei einem Sturmim September 1997 nahezu 20 haWald „geworfen“ und mit Hilfe einesSponsorprojektes 30.930 Fichten und5.265 Lärchen eingepflanzt – gibt esdieses Jahr ein Folgeprojekt, das dazubeitragen soll, die Sturmschäden desvergangenen Novembers im Lungau

Flächenhafte Waldschäden waren eine Auswirkung des Föhnsturms vomNovember 2002 (Bild: B. Hinterstoisser).

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Mindeststandards bei Haltung vonHaustieren, Exoten und Wildtieren

Zur Sicherstellung einer artge-rechten Tierhaltung im Bundes-land Salzburg will Tierschutz-

referentin Landesrätin Dr. Maria Hai-dinger Haltungsvorschriften für alleTierarten erlassen, die Mindeststan-dards hinsichtlich Bewegungsmöglich-keiten, Sozialkontakten, Ausstat-tung, Umweltklima und Betreuungs-intensität setzen.

Ergänzend zu diesen allgemeinenBestimmungen soll die neue Tier-schutzverordnung besondere Hal-tungsvorschriften für Hunde, Katzenund Zirkustiere enthalten.

„Im Bereich des Nutztierschutzes hatSalzburg bereits einen Vorzeige-Stan-dard im internationalen Vergleich. Esist daher nur konsequent, dass wirauch im Bereich der Haustiere, derExoten und Wildtiere darauf schau-en, dass die Tiere artgerecht gehal-ten werden und dass es ihnen gutgeht“, so Landesrätin Haidinger.

Halteverbote undAnzeigepflicht

Eine ganze Reihe von Tieren wie etwaRaubkatzen, bestimmte Vogelartenoder bestimmte Schildkrötenartendarf nur in ganz bestimmten und kon-trollierten Einrichtungen (in bestimm-ten Zoos, Universitäten, im Haus derNatur etc.) gehalten werden.

Eine zweite Liste beinhaltet Tierar-ten, deren Haltung anzeigepflichtigist: Spezielle hunde- und katzenarti-ge Raubtiere, bestimmte Vogelarten

zu beseitigen. An der Aktion beteili-gen sich auch die von Kraft Foods ge-sponserte Schirennläuferin Sonja Nef,der aus dem Lungau stammende Spit-zenfußballer Heimo Pfeifenberger so-wie der Para-Olympics-TeilnehmerReini Sampl aus Muhr.

NationalparkkuratoriumsvorsitzenderLandeshauptmann Dr. Franz Schaus-berger begrüßt die Initiative der Na-tionalparkverwaltung und dankt denam Projekt beteiligten Vertretern derBezirkshauptmannschaft Tamsweg,der Gemeinde und dem Fremdenver-

und Reptilien, Vogelspinnen undSkorpione, bestimmte Fischarten undanderes mehr darf nur bei entspre-chender fachlicher Qualifikation derBetreuer und gewissen Mindeststan-dards bei der Unterbringung gehal-ten werden.

„Durch die Halteverbote und durchdie Anzeigepflicht werden Tiere ge-schützt, die ganz spezielle Ansprü-che an Haltung und Pflege stellen“,erläutert Haidinger.

Spezielle Standards beider Tierhaltung

Neben diesen Verboten und Ver-pflichtungen enthält die neue Tier-schutzverordnung detaillierte Bestim-mungen über tiergerechte Haltung,die jeder Tierhalter im Bundeslandbeachten muss: „Es geht hier umStandards hinsichtlich Bewegungs-möglichkeit, Sozialkontakten, Aus-stattung der Unterkünfte und Witte-rungsschutz, Umweltklima und Be-treuungsintensität“, schildert Hai-dinger die Zielrichtung der Bestim-mungen.

Ergänzend zu diesen allgemeinenBestimmungen werden spezielle Nor-men für die Haltung von Hunden,Katzen und Wildtieren erlassen: Hierist ganz genau festgelegt, wie vielFläche je Tier einer bestimmten Artvorhanden sein muss, wie Jungtierezu behandeln sind, wann Zwingerund Anbindehaltung verboten sind,wie die Betreuung zu erfolgen hatund vieles andere mehr.

Spezielle Vorschriften fürdie Haltung von

Wildtieren

Ein besonderes Kapitel widmet sichden Säugetieren unter den Wild-tieren: Es müssen bedarfgerechte In-nen- und Außenanlagen zur Ver-fügung stehen, in Zirkussen müssendie Tiere mindestens sechs Stundenpro Tag in Außenanlagen gehaltenwerden. Es ist Rücksicht auf die So-zialkontakte der Tiere zu legen,Raubtiere und potenzielle Beutetieredürfen nicht nebeneinander gehaltenwerden und auch nicht in gemein-samen Vorstellungen auftreten.Ebenso verboten sind Zirkusnum-mern, bei denen Tiere neben offe-nem Feuer auftreten müssen. Bei derDressur dürfen nur solche Handlun-gen abverlangt werden, die sich mitden arttypischen Möglichkeiten ver-einbaren lassen.

Auch für Unterkunft und Betreuungsollen künftig spezielle Maßstäbegelten: Lichtverhältnisse und Raum-klima müssen stimmen und es müs-sen optische Rückzugsmöglichkeitensowie Platz zum artgemäßen liegen,stehen, trinken, strecken, aufrichten,urinieren etc. vorhanden sein. Auchfür entsprechende Beschäftigungs-möglichkeiten und für Streu ist zusorgen, ebenso für klar festgelegteStandards bei Reinigung und Betreu-ung. Der Großteil der Wildtierartendarf künftig von privaten Haltern, vonkleinen Tierparks und Zirkussen nichtmehr gehalten werden, da die Tiereunter die Halteverbote der Verord-nung fallen. LK

kehrsverein Muhr sowie in erster Li-nie dem Sponsor Kraft Foods, prä-sentiert durch „Milka“, für die Um-setzung dieser Veranstaltung und fürden zur Verfügung gestellten Spon-sorbetrag.

LK

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F A C H B E I T R Ä G E

BiodiversitätsdatenErfassen – Vernetzen – Darstellen

Biologische Verbreitungsdatensind eine der wichtigsten Voraussetzungen für aktive Natur-

schutzarbeit. Sie geben Aufschlussüber den Wert bestimmter Natur-räume, dokumentieren Veränderun-gen im Naturhaushalt und lassenRückschlüsse auf die aktuelle Gefähr-dung bestimmter Arten zu.

Obwohl in Fachkreisen dieser Gedan-ke unbestritten ist, wird der Verfüg-barmachung und der effizienten Nut-zung solcher Daten oft nur geringeAufmerksamkeit zuteil. ZahlreicheForscher an Universitäten, natur-kundlichen Museen und eine großeZahl professioneller Amateure erhe-ben Verbreitungsdaten und schaffendamit einen umfassenden Wissens-schatz. Damit der volle Wert dieserDaten aber ausgeschöpft werdenkann, müssen sie standardisiert undverfügbar gemacht werden. Ein we-sentlicher Schritt hierfür ist die Digi-talisierung der Daten, aufbauend aufeinem gemeinsamen, standardisier-ten Datenmodell. Gerade hier gibt esin der Praxis jedoch noch großenNachholbedarf. Verbreitungsdatenliegen in einer Vielzahl unterschied-licher Formate vor. Die Lösungen rei-chen von Zettelkarteien über einfacheExcel-Tabellen bis hin zu komplexenrelationalen Datenbanken. Eine Zu-sammenschau der Daten oder Grup-pen übergreifende Analysen sinddaher mit einem erheblichen Auf-wand und damit auch mit erheblichenKosten verbunden. So hat zum Bei-spiel ein Bericht der Koordinations-kommission für Verbreitungsdaten inGroßbritannien im Jahr 1995 erge-ben, dass 90% der jemals erhobe-nen Daten nie für Analysen verwen-det wurden, die über den ursprüng-lichen Zweck der Aufsammlungen

hinausgehen. Der Wert der Datenwurde also nur in einem sehr gerin-gen Maß genutzt, weder im wissen-schaftlichen noch im naturschutz-fachlichen Zusammenhang.

Diese Problematik wird von Politi-kern, aber auch von anderen Nicht-biologen gerne als rein akademischesProblem ohne Auswirkung auf dieÖffentlichkeit abgetan. Eine Sicht-weise, die, wenn man den tatsäch-lichen Nutzwert dieser Daten und da-mit auch die Synergien bei ihrer Ver-wendung betrachtet, sicher nichtstimmt. Die folgende Liste ist nur eineerste Gedankensammlung über dieEinsatzgebiete und den Nutzwert bio-logischer Verbreitungsdaten. Sie sind:

Grundlagendaten für ein effizien-tes Umweltmonitoring (Stichwor-te: Klimawandel, Neobiota, Arten-sterben, ...)Ausgangsmaterial für die Umwelt-bildung - eine öffentlichkeitswirk-same Darstellung des Themas Bio-diversität ist nur möglich, wennentsprechenden Daten nicht nureingeweihten Fachleuten zur Ver-fügung stehenGrundlagendaten für eGovern-ment-Lösungen im Bereich Natur-schutz– Schaffung von Rechtssicherheit

für Unternehmen bei Umwelt-verfahren durch öffentliche Ver-fügbarmachung von Grundla-gendaten

– Erfüllung der Umweltinformati-onspflichten gegenüber der Öf-fentlichkeit

– Clearinghouse-Mechanismenunentbehrliches Ausgangsmateri-al für die Erfüllung von Berichts-pflichten im Rahmen EuropäischerNaturschutzrichtlinien– FFH Richtlinie - Natura 2000

– Alpenkonvention– EU-WasserrahmenrichtlinieVoraussetzung für die Teilnahmean internationalen wissenschaft-lichen und naturschutz-fachlichenProgrammen und Projekten– BioCASE

(http://www.biocase.org)– ENBI (http://www.enbi.info)– Global Taxonomic Initiative

(http://www.biodiv.org)– Fauna Europaea

(http://www.faunaeur.org)– Species 2000

(http://sp2000europa.org)Voraussetzung für die Erfüllung vonPflichten im Rahmen der Mitglied-schaft in internationalen Organi-sationen und Abkommen– GBIF (http://www.gbif.org)– Convention on Biological Diversity

(http://www.biodiv.org)– Berner Konvention– RAMSAR Convention

(http://www.ramsar.org)

Nicht zuletzt wegen des unbestreit-baren Nutzwertes derartiger Datenhaben sich auch in Österreich eineReihe an Projekten etabliert, die sichmit der Erfassung und Darstellung derArtenvielfalt auseinander setzen. InSalzburg ist unter der Schirmherr-schaft der Naturschutzabteilung derSalzburger Landesregierung derzeitdas so genannte Salzburger Biodiver-sitätsarchiv im Entstehen. Hier sollenvorhandene Daten über das Vorkom-men von Tier- und Pflanzenarten inSalzburg verfügbar gemacht werden.Das Projekt ist eine Kooperation zwi-schen der Naturschutzabteilung, demBotanischen Institut der UniversitätSalzburg und dem Haus der Natur.

Ein zentraler Angelpunkt derartigerProjekte sind natürlich die verwen-

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BioOffice wird an Museen in Österreich, der Schweiz und in Deutschlandfür die Erfassung von Biodiversitätsdaten eingesetzt. Im Bild die Verbrei-tungsdaten von Adscita geryon geryon wie sie am Tiroler LandesmuseumFerdinandeum (G. Tarman) erfasst wurden.

deten Werkzeuge, konkret die ver-wendeten Datenbanksysteme. Fürdie Erfassung der Sammlungsdatendes Hauses der Natur kommt BioOf-fice (http://www.biooffice.at), einSoftwareprodukt der Firma BIOGISConsulting zum Einsatz. BioOffice isteine speziell für die Erfassung vonbiologischen Objekten mit räum-lichem Bezug entwickelte Software-lösung. BioOffice kann sowohl für dieRegistrierung und Dokumentationbiologischer Sammlungsobjekte alsauch zur Archivierung und Auswer-tung Projekt bezogener Daten (z.B.Beobachtungsdaten) verwendet wer-den. Die Verbindung einer Daten-bank (MS-SQL) mit einem Geogra-phischen Informationssystem bietetmaximalen Komfort bei der Daten-eingabe und bei der differenziertenAuswertung. Die Schlüsselfunktionenvon BioOffice sind:

Einfache und rasche Datenerfas-sung durch eine ergonomischeBenutzeroberflächeVerbindung räumlicher Informatio-nen mit biologischer Fachinforma-tion durch die Einbindung einesGIS, dadurch werden räumlicheAbfrage und Bericht ermöglichtMöglichkeiten der Eingabe vonFundorten als Punkte, Linien, Flä-chen unter Berücksichtigung unter-schiedlicher von kartographischerProjektionenEinfache Erstellung von Verbrei-tungskarten auf Mausklick (Punkt-rasterkarten, Frequenzrasterkar-ten)Übernahme von Attributwerten ausräumlichen Datenschichten in dieDatenbankMöglichkeit der Übernahme vonDaten aus GPS-Geräten

Die Einbindung externer Daten undder Austausch mit anderen Organi-sationen ist in BioOffice sehr einfachmöglich, und stellt eine Grundvoraus-setzung für die effiziente Nutzung derDaten dar. Da auch die Naturkunde-museen Vorarlbergs, Tirols, eine Ab-teilung des Naturhistorischen Muse-ums in Wien sowie einige Universi-tätsinstitute mit Systemen von Biogisarbeiten, ist durch den Einsatz vonBioOffice auch ein erster Schritt in

Richtung Standardisierung, Vernet-zung und Austausch getan.

Vor kurzem wurde eine Studie über diein Österreich vorhandenen Sammlun-gen und Datenbanken zur Artenviel-falt fertig gestellt (die Studie ist unterwww.biodiv.at/gbif abrufbar). Darinwird die Bedeutung der in Österreichvorhandenen Sammlungen im natio-nalen, aber auch im internationalenKontext herausgestrichen und gleich-zeitig der Handlungsbedarf hinsichtlichder Erhaltung der Sammlungen, derVerbesserung der Dokumentation undder Digitalisierung der Daten erarbei-tet. Die Studie listet klar auf, dass hiervielfältiger Handlungsbedarf gegebenist, von der Verbesserung der Ausbil-dung im Bereich Taxonomie bis hin zurSicherstellung der Erhaltung von Be-legsammlungen durch die Schaffungneuer Kuratorenstellen an den Muse-en. Wesentliches Augenmerk wurdeaber auch auf die digitale Dokumen-tation und damit auf die Verfügbarma-chung der Daten gelegt und auch hierder Handlungsbedarf aufgezeigt.

Ein konkreter Schritt in Richtung derflächendeckenden Verfügbarkeit vonVerbreitungsdaten wäre die Schaf-

fung einer österreichweiten Koordi-nationsstelle. Eine Idee, die in dereinen oder anderen Form schon seitlangem diskutiert wird, deren Umset-zung bis jetzt aber an fehlendenfinanziellen Mitteln und mangelnderKooperation gescheitert ist. Wie ziel-führend derartige Koordinationsstel-len sein können, zeigen erfolgreicheKonzepte anderer Länder. In Groß-britannien wurde zum Beispiel alsFolge der bereits anfangs erwähntenStudie das National Biodiversity Net-work (http://www.nbn.org.uk)gegründet, das Schweizer CentreSuisse de Cartographie de la Faune(http://www.cscf.ch) ist ein anderessehr erfolgreich agierendes Beispieldafür, wie Verbreitungsdaten standar-disiert dokumentiert werden können,sodass sie für weiterführende Analy-sen und für die Naturschutzarbeitnutzbar sind.

Verfasser

Mag. Dr. Robert Lindner, BIOGISConsulting, Dr.-Hans-Lechner-Straße6, 5071 Wals-Siezenheim; Tel (0662)452216, www.biogis.at, [email protected]

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Global denken – lokal handeln!

Der 22. Mai wurde anlässlichdes Übereinkommens überdie biologische Vielfalt von

den Vereinten Nationen als der inter-nationale Tag der biologischen Viel-falt ausgerufen.

Die Konvention

Das Übereinkommen über die biolo-gische Vielfalt (Convention on biolo-gical diversity, CBD) wurde am 5. Juni1992 im Rahmen der UN-Konferenzüber Umwelt und Entwicklung(UNCED) in Rio de Janeiro zur Un-terzeichnung aufgelegt. Es ist daserste völkerrechtlich verbindliche in-ternationale Abkommen, das denSchutz und die nachhaltige Nutzungder Biodiversität global und umfas-send behandelt und geht daher überandere bestehende internationale In-strumente zum Artenschutz weit hin-aus. Das Übereinkommen ist nichtgebietsbezogen oder artenspezifischangelegt und schützt die biologischeVielfalt im Ganzen und als Ganzes.Darin wurde auch erstmalig derSchutzansatz mit dem Gedanken dernachhaltigen Entwicklung verbun-den.

Die Ziele

Erhaltung der biologischen Vielfaltnachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfaltausgewogene und gerechte Auf-teilung der sich aus der Nutzungder genetischen Ressourcen erge-benden Vorteile.

Biodiversität

Diversität ist die Eigenschaft vonein-ander verschieden zu sein. Es stellteine wesentliche Eigenschaft jedesbiologischen Systems dar. Biodiver-sität/biologische Vielfalt, bezeichnetganz allgemein die Vielfalt des Le-bens und ist eine Funktion von Raum

und Zeit. Da das Leben in verschie-denen hierarchischen Ebenen orga-nisiert ist, zeigt sich die Biodiversitätauch auf allen diesen Ebenen. Diesesind ineinander verzahnt, sodass eszum Austausch von Stoffen (z. B.Nährstoffe) und Informationen (z. B.die Signalwirkung von Blütenfarbenauf Insekten) kommen kann. Folgen-de drei Ebenen werden unterschie-den: Die genetische Vielfalt (z. B. dieunterschiedliche Erbinformation beiIndividuen einer Art, das ist essen-tiell bei der Anpassungsmöglichkeiteiner Art auf geänderte Lebensbe-dingungen, wie sie etwa durch denKlimawandel hervorgerufen werdenkönnen), die Artenvielfalt (z. B. dieMannigfaltigkeit der Arten in einemdefinierten Lebensraum) und dieLebensraumvielfalt (z. B. die Anzahlund Verschiedenartigkeit von Lebens-räumen). Neben diesen drei “klassi-schen Hierarchieebenen“ werdenabhängig von der Betrachtungswei-se zusätzlich die Ebene der Organis-men (Individuen) und die Ebene derPopulation unterschieden: Vielfalt derIndividuen (z. B. unterscheiden sichPflanzen oder Tiere einer Art in Grö-ße, Verhalten, Aussehen, auf Grundihres Alters, ihrer individuellen Erfah-rungen, Prägungen etc., bei Pflanzeninsbesondere hinsichtlich ihres ganzspeziellen Standortes).

Vielfalt der Populationen (z.B. Anpas-sung von Rotwildpopulationen anunterschiedliche Verbreitungsgebie-te).

Nachhaltigkeit

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ verän-derte sich und umfasst heute ökolo-gische, ökonomische und sozio-kul-turelle Aspekte. Diese werden auchals die drei Säulen der Nachhaltig-keit bezeichnet. Somit ist die in demÜbereinkommen über die biologischeVielfalt geforderte nachhaltige Nut-zung nicht nur im ökologischen Sinn,sondern auch im ökonomischen und

sozio-kulturellen Zusammenhang zubetrachten.

Österreichische Strategie

Die nationale Strategie zum Schutzund der nachhaltigen Nutzung derbiologischen Vielfalt hat folgende Zie-le: Die Stärkung des Bewusstseins so-wie die Vertiefung des Wissens überNotwendigkeit, Vorteile und Leistun-gen der biologischen Vielfalt. Die In-ventarisierung der biologischen Viel-falt Österreichs auf allen Ebenen.Damit sollen Maßnahmen auf Grundvon objektiv festgelegten Prioritätengesetzt werden.

Im Sinne des Vorsorgeprinzips mussjedoch bereits vor dem Vorliegen end-gültiger und vollständiger Datensätzemit entsprechenden Maßnahmen zumSchutz und zur nachhaltigen Nutzungder biologischen Vielfalt begonnenwerden.

Ein weiteres Ziel ist daher eine stär-ker koordinierte Vorgangsweise imNatur- und Artenschutz, auch in Ab-stimmung mit den Nachbarstaaten.Die drei Ziele der Biodiversitätskonven-tion sowie eine koordinierte Raumpla-nung und wissenschaftliche/technolo-gische Innovationen dienen dabei alsOrientierung.

Die erste Evaluierung der österreichi-schen Strategie befindet sich derzeitin Ausarbeitung.

Strategie zurnachhaltigen Entwicklung

Eine Initiative der Bundesregierunghat unter anderem zum Ziel bis zumJahr 2010 flächendeckend regionaldifferenzierte Biodiversitäts-Leitbilderund Gebietsmanagementkonzepteauszuarbeiten und umzusetzen.

Dieser Zeithorizont deckt sich mitdem Beschluss der letzten Vertrags-

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staatenkonferenz: bis 2010 muss einebedeutende Reduktion des Biodiver-sitätsverlustes erfolgen.

Vielfalt in Österreich(am Beispiel der

Artenvielfalt)

Artenvielfalt ist ein wichtiger Be-standteil der biologischen Vielfalt.Österreich ist in Mitteleuropa einesder artenreichsten Länder. Die Be-standsaufnahme der heimischen Fau-na und Flora ist derzeit noch im Gan-ge und bedarf überdies einer laufen-den Aktualisierung.

Wirbeltiere Artenzahl

Säuger 82

Vögel 239

Fische und Neunaugen 59

Reptilien 14Amphibien 20

Wirbellose Tiere Artenzahl

Insekten ca. 25.000

Pflanzen Artenzahl

Farne und Blüten-pflanzen ca. 2.950

Laubmoose 758

Leber- und Hornmoose ca. 260Flechten ca. 2.100

Pilze Artenzahl

Ständerpilze ca. 5.000

Im großräumigen Maßstab bedingendrei Faktoren die Artenvielfalt: die Flä-che (große Gebiete sind vielfältiger alskleine), die Umweltheterogenität (jemehr verschiedene Lebensraumtypen,desto höher die Artenzahl) und dieEnergie (je höher das Energieangebot- z. B. Nahrung - desto mehr Artenkönnen auf derselben Fläche erhaltenwerden). Die vergleichsweise hoheArtenvielfalt in Österreich beruhthauptsächlich auf der Umwelthetero-genität. Dabei bedingt die Vielfalt derLebensräume vom Hochgebirge bis zurpannonischen Steppe einen größerenArtenreichtum auf engerem Raum alsim restlichen Europa.

Gefährdung derBiodiversität

Die Auswirkungen der verschiedenenLandnutzungsformen, wie Land- undForstwirtschaft, Verkehr, touristischeErschließungen, Jagd etc. bedingenvielfach die Gefährdung der biologi-schen Vielfalt. Trotz zahlreicherSchutzbemühungen nehmen die Be-stände vieler Arten und das Vorkom-men wertvoller Lebensräume weiter-hin ab. Heute sind laut Roten Listendie Hälfte unserer Säugetierarten undein Drittel der Kriechtiere, Vogel- undFischarten gefährdet sowie mehr alsdie Hälfte der Waldbiotoptypen.

Ursachen für dieGefährdung

Zerstörung, Veränderung bzw. Zer-schneidung von Lebensräumen(z. B. Art/Änderung der Flächen-bewirtschaftung wie Flurbereini-gungen, Regulierung von Fließ-gewässern, Entwässerungen, Ge-wässerverbauungen, Siedlungen,Straßen etc.).Stoffliche Belastungen (Eutrophie-rung, Schadstoffimmissionen undPestizide).Negative Auswirkungen der Tech-nisierung (Maschineneinsatz,Stromleitungen, Lichtimmissionenetc.).Direkte Verfolgung (z. B. Jagd, Fi-scherei) von Arten oder indirekteStörung durch den Menschen(Jagd, Fischerei und Freizeitaktivi-täten).Klimawandel.

Schutz und nachhaltigeNutzung

Zahlreiche Bestrebungen für denSchutz und die nachhaltige Nutzungder biologischen Vielfalt sind natio-nal wie auch international im Gan-ge. In Österreich setzen auf Grundder Kompetenzverteilung vor allemdie Bundesländer Maßnahmen wiez.B. Ausweisung von Schutzgebieten.Ein weiteres wichtiges Instrument istder Vertragsnaturschutz im Rahmen

des Programms zur ländlichen Ent-wicklung.

Der Schutz der biologischen Vielfaltmuss als Prinzip in alle Politikberei-che einfließen und flächendeckendangewendet werden. Für eine um-fassende Sicherung der biologischenVielfalt sind folgende Maßnahmensinnvoll, wobei immer auf die Betei-ligung der betroffenen Personen zuachten ist, um eine Akzeptanz undUnterstützung zu erreichen.

Weiterentwicklung der nachhalti-gen Nutzung im Bereich der Land-und Forstwirtschaft.Forcierung von Arten- und Biotop-schutzprojekten. Zur biologischenVielfalt tragen alle Arten bei, abernicht alle sind gleich stark bedroht.Rote Listen lenken die Aufmerk-samkeit auf Arten und Biotope, diebesonders selten vorkommen.Bereicherung der Kulturlandschaftdurch Trittsteinbiotope und Aus-breitungskorridore. Die ausge-räumte Kulturlandschaft bietet nurmehr für sehr wenige Arten Le-bensmöglichkeiten, meist könnennur ungefährdete Kulturfolger exi-stieren. Die biologische Vielfaltkann erhalten und bereichert wer-den, wenn nur wenige Prozenteder landwirtschaft-lichen Nutzflä-che z.B. für Ökowertstreifen, Feld-hecken oder Brachestreifen außerIntensivnutzung gestellt werden.Trockenrasen, Sumpfstellen, Wäld-chen oder Feldgehölze, die als In-seln in der Kulturlandschaft einge-bettet liegen, sind meist zu klein,um Tier- und Pflanzengesellschaf-ten auf die Dauer die Existenz zuermöglichen. Sie fungieren aberals so genannte Trittstein-Biotopeund ermöglichen diesen Arten einleichteres Wandern.Auf den Schutzzweck abgestimm-tes Management von Schutzgebie-ten.Verhinderung bzw. Reduzierungder weiteren Zerschneidung undVersiegelung von Lebensräumenmittels verbesserter Instrumenteder Raumplanung. Besonderswichtig ist hierbei die „StrategischeUmweltprüfung“. Darunter ist die

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Prüfung von projektübergreifen-den Plänen und Programmen imweitesten Sinne zu verstehen. Infrühen Stadien der Planung kanndamit geprüft werden, ob bei-spielsweise eine geplante Ver-kehrsader Wanderkorridore unter-bricht.

Was haben wir Menschenvon der Biodiversität?

Wir ziehen direkten Nutzen aus derbiologischen Vielfalt - vom Nahrungs-mittel bis zum Medikament, von sau-berer Luft und Wasservorräten überdie Fruchtbarkeit der Felder bis hinzum Schutz vor Überschwemmungenund Lawinen. Die Natur liefert unsaber auch innovative Ideen für indu-strielle Produkte und technische Pro-blemlösungen, wie die Übertragungder Selbstreinigungskraft der Lotus-blüten auf Lacke. Vielfalt, wie siez.B. eine abwechslungsreiche Land-schaft und unterschiedlich schmek-kende Apfelsorten bieten, bedeutetauch Lebensqualität. Durch die Er-haltung und nachhaltige Nutzung der

biologischen Vielfalt schützt derMensch gleichzeitig seine eigenenLebensgrundlagen.

Welchen Beitrag leistetÖsterreich zur Erhaltungder biologischen Vielfalt?

Maßnahmen zur Erhaltung der bio-logischen Vielfalt sind z.B. die Erhal-tung ausgewählter Lebensräumedurch Schutzgebiete und der Ver-tragsnaturschutz im Rahmen des Pro-gramms zur ländlichen Entwicklung.Für eine koordinierte Vorgangsweisewurde 1998 eine österreichweiteStrategie zur Umsetzung des inter-nationalen Übereinkommens über diebiologische Vielfalt erarbeitet. Ziel istdie Stärkung des Bewusstseins undeine Vertiefung des Wissens überNotwendigkeit und Vorteile der bio-logischen Vielfalt. Das Umweltbun-desamt koordinierte die Evaluierungdieser Strategie und sammelte Infor-mationen über all jene Aktivitäten,die ihrer Umsetzung dienen. Für einenachhaltige Sicherung der biologi-schen Vielfalt ist die verstärkte Um-

setzung der Maßnahmen und ihrerWeiterentwicklung sowie die ver-mehrte Zusammenarbeit aller Ak-teure erforderlich.

Was kann jede/eEinzelne/r tun?

Rücksichtsvolles Verhalten in derNatur und im Umgang mit der Natursind die wichtigsten Schritte. Als Gar-tenbesitzerIn können Sie die biologi-sche Vielfalt gezielt fördern. Einebunte Blumenwiese bietet Lebens-raum für viele Pflanzen, Schmetter-linge, Heuschrecken und Igel. Auchder Kauf ökologisch produzierterLebensmittel und Güter ist ein wich-tiger Beitrag.

Links im Internet

www.biodiv.at, www.biodiv.orgwww.naturschutz.atwww.lebensministerium.atwww.ubavie.at

Dipl.-Ing. Maria TiefenbachUmweltbundesamt Wien

Neues aus dem Natura 2000-Gebiet„Entrische Kirche“

Fledermaus-Winterzählung 2003

Die diesjährige Winterzählungvon Fledermäusen in der Ent-rischen Kirche wurde von

Richard Erlmoser und Elisabeth Frankam 23.01.2003 in der „1. Etage“ undam 24.01.2003 im „Erdgeschoss“ derHöhle durchgeführt. Wie immer wur-de von den beiden Höhlenforscherndarauf geachtet, keines der Tiere imWinterschlaf zu stören. Denn schließ-lich wurde die Naturhöhle EntrischeKirche ja wegen ihrer großen Bedeu-tung als Fledermaus-Winterquartierals Natura 2000 Gebiet der EU nomi-niert.

In diesem Jahr konnten bei den bei-den Zählungen insgesamt 135 Fle-

dermäuse gezählt werden, die sichauf fünf Arten aufteilten. Somit wa-ren es um acht Individuen mehr alsbei der Zählung im Jänner 2002.

102 Mopsfledermäuse (Barbastellabarbastellus) waren im Erdgeschoss,nur eine in der 1. Etage anzutreffen.Auf Grund des anhaltenden Frostesaußerhalb der Höhle wurden relativviele Mopsfledermäuse in Spaltengefunden, mehrere Individuen wa-ren in je einer Spalte zusammen-gedrängt. Auch drei Pärchen konn-ten beobachtet werden. Die Nordfle-dermaus (Eptesicus nilssonii) wurdean ihrem angestammten Hangplatzangetroffen. Trotz anhaltender Kälte

war an den Tropfstellen im Erd-geschoss nur eine geringe Eisbildungzu beobachten.

In der 1. Etage war die Anzahl anKleinen Hufeisennasen (Rhinolophushipposideros) mit 24 Individuen undGroßen Mausohren (Myotis myotis)mit sechs Tieren gleich hoch wie imJahr 2002. Die Kleinen Hufeisen wa-ren jedoch dieses Jahr ziemlich wach,zwei Tiere wurden sogar fliegendangetroffen ebenso wie ein GroßesMausohr. Der beliebteste Winter-schlafplatz der Kleinen Hufeisennasenwar wieder der rechte Schlot. In der1. Etage wurde heuer eine weitereFledermausart nachgewiesen: eine

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Wasserfledermaus (Myotis dauben-tonii).

In diesem Jahr wurde keine beringteFledermaus gesichtet.

Führungen

Die Schauhöhle ist von Palmsonntagbis Oktober geöffnet, wobei in derVor- und Nachsaison täglich außerMontag von 11.00 bis 15.00 Uhr, Juliund August täglich von 10.00 bis17.00 Uhr, Höhlenführungen durch-geführt werden. Führungen findenbei Lösung von mindestens drei Ein-trittskarten für Erwachsene statt. DieFührungsdauer beträgt ca. 50 min beieiner Höhlentemperatur von zirka6 °C.

Eli FrankRichard Erlmoser

Häufigste Fledermausart in der Entrischen Kirche – die Mopsfledermaus (Bild:W. Forstmeier)

Fledermausbeobachtungen in der Entrischen Kirche im Jahr 2002

20.03.02 1. Etage: 7 Kleine Hufeisennasen und 1 Rauhautfledermaus

05.04.02 Erdgeschoss, Vorhalle: 2 Große Mausohren zusammen in einem Loch

07.04.02 Erdgeschoss, Anfang Erosionsgang: 1 Mopsfledermaus

09.04.02 Erdgeschoss, Vorhalle: 2 Große Mausohren, 1 Mopsfledermaus; Erosionsgang: 1 Mopsfledermaus

17.04.02 1. Etage, vor S-Kurve: 1 Kleine Hufeisennase

19.04.02 Etage, rechter Schlot: 3 Kleine HufeisennasenErlmoser-Halle: 2 Kleine HufeisennasenS-Kurve: 1 Kleine Hufeisennase

28.04.02 Erdgeschoss, Vorhalle: 1 Großes Mausohr30-er Schacht: 1 Großes Mausohr fliegend

30.04.02 Erdgeschoss, Vorhalle: 1 Großes Mausohr

01.05.02 Erdgeschoss, Vorhalle: 1 Großes Mausohr

05.05.02 Erdgeschoss, Lehmgang/Trümmerhalle: 1 Großes Mausohr fliegend

07.05.02 Erdgeschoss, Trümmerhalle/ Nähe Felsnase: 1 Großes Mausohr bis 10.05.02 täglich angetroffen

19.05.02 Erdgeschoss: 1 Zwergfledermaus, war über den Winter in Pflege, in Erosionsgang ausgelassen

22.05.02 Erdgeschoss, Gruberhalle, Erosionsgang und Vorhalle: Zwergfledermaus fliegend,vermutlich handelte es sich um den freigelassenen Pflegling

02.11.02 Erdgeschoss, Erosionsgang: 1 Mopsfledermaus

06.11.02 Erdgeschoss, von Vorhalle bis Felsnase: 6 Mopsfledermäuse

08.11.02 Erdgeschoss: 9 MopsfledermäuseErdgeschoss, Bärengang: 1 Nordfledermaus (an ihrem Hangplatz)

17.11.02 Erdgeschoss: 27 Mopsfledermäuse, davon 4 in einer Spalte, 1 Nordfledermaus

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Fragmentation als ökologischer Faktor?

Haben Sie schon einmal darangedacht, welchen EinflussBarrieren auf die Ausbrei-

tungsmöglichkeit unserer heimischenTiere haben? Die mit der Zerschnei-dung von Lebensräumen zusammen-hängende Problematik wird leiderviel zu wenig wahrgenommen. Dochneben der flächigen Zerstörung vonHabitaten wird vor allem durch dieHindernis- und Barrierewirkung bei-spielsweise von Verkehrswegen einfür das Überleben fundamentalesMerkmal tierischen Lebens beein-trächtigt: die freie Beweglichkeit vonTieren in ihren Lebensräumen oderzwischen den im Raum verteiltenVorkommen einer Art. So wird diesfür das Überleben vieler Tierarten inunseren bereits stark fragmentierten1)

Landschaften immer mehr zu einemSchlüsselproblem.

Verkehrswege, insbesondere Straßen,stellen für langsame Arten – auchohne weitere technische Einrichtun-gen - allein auf Grund des Verkehrs-aufkommens Barrieren dar: Allge-mein bekannt ist die Problematik derAmphibienwanderungen im Frühjahr,wo Straßen uralte Wanderwege zuden Laichgewässern unterbrechenund es nur mit menschlicher Hilfemöglich ist, die Populationen zu er-halten (Amphibienzäune, an denenein arbeitsintensives Hinübertragender in Kübeln an den Zäunen gesam-melten Tiere durchgeführt wird; Am-phibien- bzw. Kleintiertunnel). Einweiteres Beispiel für Barrieren sindZäunungen, aber auch Lärmschutz-wände an Autobahnen und Eisen-bahnstrecken. Gerade Lärmschutz-wände führen zu einer praktisch her-metischen Abriegelung ganzer Land-striche.

Die Barrierewirkung von gezäuntenAutobahnen und Schnellstraßen inÖsterreich (rund 2000 km) auf Groß-wildarten wie z.B. Bär, Luchs undRothirsch wurde bereits untersucht(u. a. Völk & Glitzner 2000). Es istzwar wichtig, dass große Säugetiere

aus Verkehrssicherheitsgründen nichtauf Hauptverkehrsstraßen gelangen,doch stellen Einzäunungen oderLärmschutzwände Barrieren auf oftalten, tradierten Wechseln dar. Ab-hilfe kann zumindest teilweise durchim Bereich der Wanderrouten gele-gene Brücken, Grünbrücken oderUntertunnelungen geschaffen wer-den.

Über die Situation der Barrierewirkungvon Lärmschutzwänden auf wenigermobile Wildtiere mit einem eher klei-neren Aktionsradius, wie beispiels-weise kleine Säugetiere, vor allemaber auch bodenbewohnende Insek-ten und andere Wirbellose gibt eshingegen kaum Literatur aus Öster-reich. Einige erste Untersuchungenzeigen jedoch, dass sich zum BeispielKleinsäuger dies- und jenseits vonStraßen teilweise bereits genetischunterscheiden.

Doch was macht diese genetischenUnterschiede problematisch? Kleine,isolierte Populationen von Tieren oderPflanzen sind oft gefährdet, auszu-sterben: auf Grund von Inzuchteffek-ten und genetischer Drift und der

damit verbundenen geringeren ge-netischen Variabilität kann die Fort-pflanzung beeinträchtigt, die Sterb-lichkeit größer, die Anpassungsfähig-keit reduziert sein.

Aber nicht nur genetische Unterschie-de, sondern auch natürliche Popula-tionsschwankungen sowie viele wei-tere Einflüsse können kleinen isolier-ten „Insel“-Populationen stärkerzusetzen als großen. So stellen Ka-tastrophen wie Dürre oder Über-schwemmungen für kleine isoliertePopulationen ein größeres Problemdar und können im Extremfall zumAussterben einer ganzen Art führen.Mit dem Verlust und der zunehmen-den Verinselung von Restflächenwerden zunehmend selbst die An-sprüche von kleinen Tierarten unter-schritten, die erfüllt sein müssen, da-mit deren Populationen langfristigeine ausreichende Überlebenschan-ce besitzen.

Lärmschutzwände an der Autobahn (Bild: W. Schütz).

1) Unter Fragmentierung versteht man dieZerstückelung von Lebensräumen in klei-ne, oftmals voneinander isolierte Flä-chen durch jedwede (auch natürliche)Grenzlinien.

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Bestehen jedoch „Verbindungen“ zuanderen Populationen der gleichenArt, können diese die negativen Aus-wirkungen der Isolation teilweiseminimieren - wie beispielsweisedurch die Möglichkeit der Wieder-besiedelung, aber auch durch Er-höhung der genetischen Variabilität.

Die Form, Größe und Ausgestaltungdieser „Verbindungen“, die nötig

sind, um eine entsprechende Bar-rierewirkung zu minimieren und daslangfristige Überleben einer Art zugewährleisten, hängt naturgemäßvon den betroffenen Tier- und Pflan-zenarten ab.

Keine Frage, Lärmschutzwände brau-chen wir, um die Auswirkungen desVerkehrs auf die Bevölkerung zuminimieren. Doch ist zu überlegen,

ob nicht – zum Beispiel im Bereichvon Eisenbahnlinien, die von kleinenTieren wesentlich gefahrloser gequertwerden können als Straßen - auchLösungsansätze denkbar wären, diedie Barrierewirkung dieser Bauwer-ke auf unsere Tierwelt minimierenkönnten, ohne gleichzeitig die schall-dämpfende Wirkung der Lärm-schutzwände zu reduzieren.

Mag. Maria Jerabek

Träumer im Rebenreich„Agri-Cultur“ würdigt 2003 den Weinpfarrer Josef Kostenzer

Auf Grund der steigendenDurchschnittstemperaturenwerden künftig die klimatisch

geeigneten Gebiete für Weinbau inEuropa noch größer werden, stelltekürzlich der bekannte Meteorologeund Klimaexperte Dieter Hoppmannaus Geisenheim am Rhein fest. Inseiner Publikation „Neue Möglichkei-ten: Klima heizt Weinen ein“ gehter dabei soweit, von „Schaumweinaus England“ und „Riesling aus Lett-land“ als mögliche realistische Per-spektiven zu sprechen.

Auch im Bundesland Salzburg hatsich im Rahmen der Dorf- und Stadt-erneuerung in den letzten Jahren dasBestreben verstärkt, die ästhetischenund gesundheitlichen Vorteile derWeinkulturen besser zu nützen. Miteinem „Fest zum Träumen“ wird imHerbst 2003 erstmalig in der Landes-geschichte im Schaudorf Schleedorfauf die vielfältigen Gestaltungs- undNutzungsformen der Weintrauben-kultur aufmerksam gemacht. Im Mit-telpunkt der großen Kampagne 2003,die vom Schleedorfer Museumsver-

ein, Raiffeisen, Volkskultur, Marken-baumschule Johann Gottfried undNaturschutzabteilung des Landesgetragen wird, steht auch die Präsen-tation des ersten Salzburger Weinesdurch Salzburgs einzige Weinbäue-rin Ing. Marianne Witzko, die 1996nach der Übernahme des elterlichenHofes „Reiterhaindl“ in Großgmainmit der Anlage eines Weingartensbegonnen und inzwischen bereitsüber 4000 Reben ausgepflanzt hat.

Einen weiteren Höhepunkt des viel-fältigen Veranstaltungsreigens wirdauch die Schaukonzeption „Träumer

Kustos DDr. Bernhard Iglhauser, Künstler Otto Beck, Fachmann Ing. Hell-muth Dreiseitl, Museumsobmann Stefan Wimmer, Weinbäuerin MarianneWitzko, Gemeindebundpräsident Hellmut Mödlhammer (von links) verwirk-lichen mit Sponsoren und dem Museumsverein sowie LR Sepp Eisl (rechts)mit dem Fest „Träumer im Rebenreich“ einen Höhepunkt der europäischenWeinbaugeschichte (Bild: F. Neumayr).

Josef Kostenzer - Domprediger, Schüt-zenkaplan und Rebenpfarrer.

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im Rebenreich“ über das Leben desNeumarkter Rebenpfarrers JosefKostenzer bilden. Bereits aus dem12. Jahrhundert sind Nachrichten vonRebenpflanzungen an den Südhän-gen der Salzburger Stadtberge be-kannt. Aber auch aus verschiedenenLandgemeinden wie Werfen oderBergheim sind zahlreiche Versucheder Weinkultivierung überliefert. Vorallem in der Flachgauer GemeindeNeumarkt beschäftigte sich der 1847in Landl/Tirol geborene Pfarrer undwortgewaltige Domprediger JosefKostenzer leidenschaftlich mit derAufzucht von Reben. Der leutselige,seit 1883 in Neumarkt tätige Pfarrer,war ein leidenschaftlicher Fördererdes Volksgesanges und erfreute sich

beim einfachen Volk ob seiner ker-nigen Reden größter Beliebtheit. AlsLandesschützenkaplan in allen Ge-meinden und Schauplätzen derMonarchie unterwegs, brachte JosefKostenzer viele Rebpflanzen von sei-nen Reisen mit und kultivierte sie amPfarrhof. 1890 wurde er Dechant vonSaalfelden, wo er 1915 verstarb.

Die Liebe zum Weinbau und der Spa-lierbaumkunst teilte er zeitlebens mitseinem priesterlichen Bruder Franz inSt. Gilgen. Neben der biografischenAufbereitung des Kostenzer-Lebens-bildes wird vor allem aber die Prä-sentation der Sammlung „Vinariummundi“ internationales Aufsehen er-regen und Besucher aus ganz Euro-

pa anlocken. In Zusammenarbeit mitder deutschen Sammlerin Gundi Keserwerden dabei im Museum „Agri-Cultur“ erstmalig in der europäischenAusstellungsgeschichte die bedeu-tendsten Kunstwerke und Kupfer-stiche der wichtigsten Rebensortender Welt seit dem 15. Jahrhundert aus-gestellt.

Das große „Schleedorfer Käse-Wein-fest“ wurde mit einem Festvortragvon Ing. Marianne Witzko am Sams-tag, 20. September 2003/10.00 Uhrim Festssaal der Gemeinde Schlee-dorf eröffnet und stellte die kulinari-schen und geselligen Aspekte diesesumfangreichen Bauernherbstprojek-tes 2003 vor. B.I.

Der Webersbergerwald –ein Naturwaldreservat der Zukunft

Durch die enge Bindung vielerPilzarten an bestimmte Pflan-zengesellschaften ist für die

Erhaltung der forstgenetischen Res-sourcen in Waldökosystemen daslangfristige und dauerhafte Über-leben von Pilzen essenziell. Maßnah-men, die den Rückgang von bedroh-ten Pilzsippen aufhalten, tragen da-mit auch zur Stabilisierung dieserLebensräume bei. Im Hinblick aufdiese Schutzbestrebungen ist die Ein-richtung von Waldstandorten, in de-nen keine forstliche Nutzung mehrerfolgt (also „Naturwaldreservate“),die definitionsgemäß der natürlichenEntwicklung des Ökosystems Waldund der Erhaltung der biologischenVielfalt und somit auch der Erhaltungder forstgenetischen Ressourcen die-nen (HINTERSTOISSER 1994; 1996;1997; KOST 1989), sinnvoll. Im Bun-desland Salzburg wurden durch in-tensive Bemühungen schon seit fast20 Jahren zahlreiche Flächen unter-schiedlicher Waldökosysteme alsNaturwaldzellen oder Naturwaldre-servate ausgewiesen und unter ent-sprechenden Schutz gestellt. Im Zu-sammenhang mit der naturschutz-behördlichen Bewilligung für einen

Steinbruchbetrieb (Tagbau) wurdevon Seiten des Betreibers angeboten,eine im Eigentum befindliche Wald-fläche gänzlich außer Nutzung zustellen und letztendlich dem LandSalzburg zur Verfügung zu stellen.Die engere Auswahl dieses als Na-turwaldreservat „Webersberger“ vor-gesehenen Areals in der Größe vonca. 20 ha basiert auf den Ergebnis-sen zahlreicher wissenschaftlicherUntersuchungen, die im Auftrag derNaturschutzabteilung des LandesSalzburg durchgeführt wurden. Alseine wichtige Grundlage für diese Ge-bietsabgrenzung dient die auf fünfJahre (1998 - 2002) angesetzte pilz-kundliche Studie.

Das Untersuchungsgebiet liegt imSalzburger Flachgau zwischen Fuschlund St. Gilgen. Es umfasst den Wald-bereich auf der Südseite der Drachen-wand, wobei die Fläche talwärts vonder Forststraße bzw. vom Eibensee-bach begrenzt wird. Die prägendeWaldformation des Untersuchungs-gebietes stellt der Buchen-Tannen-mischwald dar, in den vereinzeltauch Bergahorn, Gemeine Esche, Bir-ke, Kiefer, Lärche und Fichte unter-

mischt sind. In zwei Bereichen wer-den die älteren Waldbestände vonFichtenreinkulturen unterbrochen, dienur teilweise in die Untersuchung ein-bezogen wurden.

Im Naturwaldreservat Webersbergerwurden bisher insgesamt 294 Pilz-arten festgestellt. Aus dem Bundes-land Salzburg sind unter Berücksich-tigung der in dieser Arbeit behandel-ten systematischen Gruppen (die Rin-denpilze wurden seitens des Auftrag-gebers explizit ausgeklammert) zumVergleich über 2000 Arten bekannt,d. h. der Anteil der landesweiten Pilz-flora im NWR Webersberger beträgtca. 15%. Pilze sind als heterotropheOrganismen auf organisches Mate-rial als Substrat angewiesen. Groß-pilze können als Symbionten mit vie-len Waldbäumen Mykorrhizen bil-den, als Parasiten lebende Pflanzen(Tiere) befallen oder als Saprophy-ten von toter organischer Substanz(Streu, Totholz, Humus, Dung etc.)leben. Alle Arten sind mehr oderweniger eng auf bestimmte Substra-te spezialisiert. Im Webersberger-wald wird das Pilzartenspektrum vontypischen Arten des Buchen-Tannen-

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Ramaria rubripermanens (Bild: Th. Rücker).

mischwaldes geprägt, lokale Unter-schiede ergeben sich durch die Ein-mischung von zusätzlichen Baum-arten.

In der Gruppe der Mykorrhizapilzeprägen Begleitarten von Rotbucheund Weißtanne das Artenspektrum– Cortinarius anserinus, C. cliduchus,C. praestans, C. spilomeus, C. splen-dens ssp. splendens, Hebeloma si-napizans, Lactarius acris, L. blenni-us, L. pallidus, Russula mairei undR. raoultii sind stete Ektomykorrhiza-Symbionten von Fagus sylvatica;Cortinarius atrovirens, C. evernius,C. nanciensis, C. odorifer, C. splen-dens ssp. meinhardii, Hygrophoruscapreolarius, H. pudornius, Lactari-us salmonicolor und Tricholoma ful-vum s.l. sind eng an Abies alba ge-bunden. Weitere hochstet an be-stimmte Gehölze gebundene Artensind Leccinum scabrum – an Birke –und Boletinus cavipes, Suillus gre-villei sowie S. laricinus – an Lärche.Die übrigen Mykorrhizapilzarten sindnicht so spezifisch an bestimmteBaumarten gebunden, d. h. diesePilzarten besitzen die Fähigkeit, mitunterschiedlichen Baumarten eineSymbiose einzugehen.

Unter den Streu- und Humussapro-phyten – eine scharfe Zuordnung istteilweise nicht möglich – treten ne-ben zahlreichen Substratspezialistenauch viele Arten mit einer weiterenökologischen Amplitude, wie Colly-bia confluens, Clitopilus prunulus,Lycoperdon perlatum, Mycena ga-lopus und M. pura auf. TypischeStreusaprophyten im tiefen Buchen-laub sind u. a. Clitocybe strigosa,Collybia hariolorum, C. peronata,Marasmius wynnei, Mycena flave-scens und Rhodocybe nitellina. Alssaprobe Arten unter Abies alba sindim Webersbergerwald Entoloma ni-dorosum, E. nitidum und Leotia lub-rica zu nennen.

Der im Zusammenhang mit Naturwäl-dern prägende Faktor ist neben ei-nem hohen Bestandesalter auch derin Wäldern ohne menschlichen Ein-griff vorhandene Totholzanteil. Bisherhaben nur wenige die Bedeutung des

Totholzes für ein funktionsfähigesÖkosystem „Wald“ erkannt. Leiderhält sich darum noch immer die An-sicht, dass ein Wald nur dann seineFunktionen erfüllen kann, wenn er„aufgeräumt“ sei. Die komplexenWechselbeziehungen zwischen denverschiedenen Organismengruppenund Organismen sind hingegen an diepermanente Dynamik des Werdensund Vergehens in diesem Ökosystemangepasst und versagen, wenn durchdie Entfernung kranker und toter Bäu-me massiv in diesen Kreislauf einge-griffen wird. Ein so gestörtes Systemkann sich nicht mehr eigenständigregulieren. Totholz entsteht durch denAlterstod von Bäumen, durch Stür-me (Windbruch), Schneelast, Blitzund Feuer. Nach HEIß (1991) ist Tot-holz das für die Arterhaltung im Le-bensraum Wald sicherlich wichtigsteStrukturelement in Naturwäldern inallen Graden des Zersetzungsprozes-ses. Der altersabhängige Stamm-durchmesser der Baumstämme ist einentscheidender Faktor für die Arten-vielfalt, denn je mächtiger - und da-mit älter - ein Baumstamm ist, destogrößer ist die Anzahl von verschie-densten Mikrobiotopen an und in ihmund desto größer ist auch die Vielfaltder Arten, welche diese Mikrobioto-pe besiedeln. Dies gilt neben einerVielzahl von Pilzarten und bestimm-

ter Flechten- und Moosarten auch fürKäfer, Ameisen, bestimmte Vögelund nicht zuletzt für viele heimischeFledermausarten (vgl. u. a. RAUH1993).

Im Hinblick auf die Totholzanalyseund auf das vorhandene Artenspek-trum an Holzpilzen wird deutlich, dassdie Bestände erst ganz am Anfangder Entwicklung zu einem echtenNaturwald stehen, da der Totholz-anteil weitgehend durch die als Fol-ge einer forstlichen Nutzung vorhan-denen Stubben und wenige liegen-de Totholzstämme sowie am Bodenliegende Äste bzw. Reisig bestimmtwird. Das Pilzartenspektrum wirddurch das vorhandene Substratspek-trum dementsprechend limitiert. DasArtenspektrum der Holzbesiedler wirddurch Arten bestimmt, die eine mehroder weniger starke Bindung an dievorherrschenden Substrate - Buchen-,Tannen-, Fichtenholz - aufweisen. Sosind in der Initialphase des Ab-baues von Buchenholz (Zweig, Ast,Stamm) Arten wie Bjerkandera adu-sta, Daedaleopsis confragosa, Dia-trype disciformis, Hypoxylon fragi-forme, Inonotus nodulosus, Meru-liopsis corium und Nectria cinnaba-rina vorhanden, die in weiterer Fol-ge des Holzabbaues von Arten derOptimalphase wie Fomes fomenta-

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rius, Neobulgaria pura, Phellinus fer-ruginosus, Pleurotus pulmonarius,Polyporus melanopus und Trametesgibbosa abgelöst werden. Die wei-tere Sukzession wird schließlich vonArten bestimmt, die auf sehr starkmorschem Holz die Finalphase prä-gen wie z. B. Chlorociboria aerugi-nascens, Crepidotus applanatus,Hohenbuehelia auriscalpium, Plu-teus plautus, Resupinatus applicatusund Xylaria polymorpha. An licht-offenen Standorten wie z. B. Schlag-flächen, Waldrändern etc. stellt sichauf Buchenästen, -stämmen und -stubben eine besondere Gesellschaftein, neben Fomitopsis pinicola, Len-zites betulina, Schizophyllum com-mune und ist hier v. a. die Zinnober-rote Tramete - Pycnoporus cinnaba-rinus - auffällig. Diese Pilzarten stel-len Kenn- bzw. Charakterarten der„Gesellschaft der Striegeligen Trame-te (Trametes hirsuta)“, die auf nochfestem, dem Licht und damit derWärme ausgesetztem Laubholzfruchtet, dar (vgl. JAHN 1979; FOR-STINGER 1990).

Eine Erhöhung der Substratvielfalt insich selbst überlassenen Waldbestän-den bewirkt, dass neben einem brei-teren Totholzangebot auch die Zahlder Porlingsfruchtkörper wie Zunder-schwamm, Flacher Lackporling etc.zunimmt und dass auch von diesenPilzarten unterschiedliche Stadien(frisch bis zerfallen) vorliegen. An undin diesen Porlingsfruchtkörpern lebenneben hoch spezialisierten Pilzarten(vgl. HELFER 1991) viele Kleinsttier-arten (vgl. NUSS 1975), d. h. diesePilzfruchtkörper bereichern den Waldum eigenständige Kleinstbiotope.Gerade durch die direkte Abhängig-keit zwischen der Artenvielfalt derGroßpilze und ihrem Naturschutzwerteinerseits und der Breite des Totholz-spektrums andererseits sind aus dergutachterlichen Bearbeitung der Pilz-flora eines Gebietes naturschutzfach-liche Rückschlüsse auf die generelleökologische Qualität eines Arealsmöglich (NUSS 1999; RÜCKER 1998).

Unter Analyse der phytopathogenenSituation im Untersuchungsgebiet istfestzuhalten, dass zwar mit Armilla-

ria mellea s. l., Fomes fomentarius,Fomitopsis pinicola, Ganodermaapplanatum und Heterobasidion an-nosum einige (sapro)parasitische Pilz-arten - so auch die mitteleuropaweitwohl bedeutsamsten Forstparasitenund Wundparasiten - der Wurzel-schwamm und Hallimasch - nachge-wiesen werden konnten, diese aller-dings im Hinblick auf ihre Fruchtkör-per nur geringe Abundanzen zeigen.Nach der Beurteilung der phytopa-thogenen Situation besteht aus Sichtdes Verfassers nicht die Gefahr, dasssich diese Arten bei einem Sich-Selbst-Überlassen des Waldbestan-des im Zuge einer Entwicklung in einNaturwaldreservat epidemisch aus-breiten und nachhaltige Schädenhervorrufen. Aus vergleichbaren Un-tersuchungen geht eindeutig hervor,dass große Schäden am Wald erstdort entstehen, wo den Selbstregu-lierungskräften des Ökosystems dieExistenzgrundlagen fehlen. Bei einerVielzahl von Untersuchungen konn-te festgestellt werden, dass geradein Naturschutzgebieten sehr vielegesunde Bäume sehr alt werden kön-nen, obwohl eine Vielzahl vonFruchtkörpern zahlreicher parasiti-scher Pilzarten und Wundparasitenfestgestellt wurde (vgl. NUSS 1999).Im Zusammenhang mit der Unter-suchung von Windwurfflächen, diezehn Jahre lang von forstlichen Ein-griffen verschont wurden, hat BIBL-RIETHER (1983) gezeigt, dass diesesÖkosystem umso stabiler und weni-ger anfällig gegen Sturm, Borken-käfer-, Wurzelschwamm-, Halli-maschepidemien oder andere Schä-den ist, je größer die Vielfalt des Ge-samtartenbestandes in einem Waldist.

In einem Tannen-Buchen-Mischwaldim hinteren Bayerischen Wald, derals einer der wenigen größeren Ur-waldreste in Mitteleuropa vorhandenist, hat NUSS (1999) das Ausbrei-tungsverhalten des Wurzelschwamms- Heterobasidion annosum - über ei-nen Gesamtzeitraum von 18 Jahrenbeobachtet. In dieser Untersuchungwurde festgestellt, dass trotz einesüberreichen Angebotes an anfälligenWirten keinerlei Ausbreitungstendenz

dieses Pilzes, der in Fichtenmonokul-turen große Schäden anrichtet, fest-zustellen ist, wobei das Vorkommendieses parasitischen Holzpilzes aufwenige Fruchtkörper im gesamtenGebiet beschränkt blieb. In dieserUntersuchung wird dies darauf zu-rückgeführt, dass sich der Wurzel-schwamm gegen die reichlich vor-handene Konkurrenz in einem sovielfältig strukturierten Ökosystemnicht durchsetzen kann.

Nach Auswertung der Roten Listenfür Österreich, Deutschland und Bay-ern ergibt sich, dass insgesamt 57Arten als gefährdet eingestuft wer-den, das entspricht einem Anteil vonfast 20% am Gesamtartenspektrum.Die überwiegende Zahl der Rote-Li-ste-Arten sind typische Buchen-Tan-nenmischwaldarten, wobei mit Aus-nahme von Boletus pseudoregiusund Ramaria flavescens alle ande-ren Pilzarten in der höchsten Gefähr-dungsstufe und darüber hinaus nochEntoloma nitidum, Ganoderma car-nosum, Lactarius salmonicolor undRussula amethystina eng an Abiesalba, als obligate Begleitbaumartoder als Substrat gebunden sind. Be-merkenswert ist die Tatsache, dassnachstehende Arten nur an thermischbegünstigten Standorten vorkom-men, wie Boletus pseudoregius, Ra-maria rubripermanens und R. spinu-losa und die österreichweit sehr sel-tene Trametes cervina. Dieser Um-stand, dass durch die Lage des Un-tersuchungsgebietes Standorte mitbesonderen (klein)klimatischen Ver-hältnissen vorhanden sind, unter-streicht die Bedeutung des geplan-ten Naturwaldreservates.

Neben einer Auswertung nach denangeführten aktuellen Roten Listenerscheint auch eine Beurteilung nachden bisher vorliegenden mykoflori-stischen Daten aus dem BundeslandSalzburg sinnvoll (weitgehend unver-öffentlichte Daten des Verfassers).Demnach stellen 52 Pilzarten salz-burgweit Raritäten bzw. Erstfunde fürSalzburg dar. Neufunde für Österreichsind nach der dem Verfasser vorlie-genden Literatur Coprinus spelaio-philus, Hohenbuehelia pinacearum

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und Ramaria rubripermanens. Insge-samt 15 Arten - Boletus pseudoregi-us, Clitocybe strigosa, Cortinariusatrovirens, Cortinarius cinnabarinus,Cortinarius vulpinus ssp. vulpinus,Hebeloma sordescens, Hygrophoruscapreolarius, Inocybe pelargonium,Psathyrella aberans, Psathyrella cer-nua, Ramaria spinulosa, Rhizodisci-na lignyota, Skeletocutis carneogri-sea, Tomentella crinalis und Trame-tes cervina - wurden bisher nicht ausSalzburg beschrieben.

In den letzten Jahren sind zusätzlicheFaktoren in Erscheinung getreten,welche die Zusammensetzung derPilzvegetation verändern. Schad-stoffeinträge haben die Wälder unddie Artenzusammensetzung nachhal-tig verändert, wobei insbesondereMykorrhiza-Pilzarten stark betroffensind (ARNOLDS 1989; GULDEN &HOILAND 1985; RUNGE 1989). Esist bekannt, dass Pilzarten, die vor20 bis 30 Jahren durchaus als ver-breitet galten, heute teilweise zu gro-ßen Raritäten geworden sind (vgl. u.a. ARNOLDS 1988; SENN-IRELT2000). In diesem Zusammenhangkonnte auch durch einige Untersu-chungen im Bundesland Salzburg die-ser Umstand bestätigt werden (RÜC-KER & PEER 1988; RÜCKER 1990).Auf Grund des Fehlens von histori-schen Daten aus dem Untersuchungs-gebiet sind diesbezügliche Vergleicheschwierig. Durch die vorliegende Be-standeserhebung der Makromyzetenerscheint es sinnvoll, im Rahmeneiner Nachfolgeuntersuchung aufdiesbezügliche Zusammenhänge zuachten und hier mögliche Verände-rungen aufzuzeigen.

Aus den Ergebnissen der mykologi-schen Untersuchungen werden fol-gende Maßnahmen empfohlen:

Abgrenzung des Naturwaldreser-vates unter Berücksichtigung dermykologisch höchstwertigen Flä-chen sowie Förderung der natür-lichen Waldentwicklung.Für die Erhaltung einer sehr arten-reichen Pilzflora ist der Förderungder Naturverjüngung ein hoherStellenwert beizumessen. Inwie-

weit hier zusätzliche Maßnahmengegen den Wildverbiss des Jung-wuchses notwendig sind, kannzum gegenwärtigen Zeitpunktschwer beurteilt werden. Hier wirdangeregt, entsprechende Kontroll-begehungen durchzuführen undgegebenenfalls geeignete Maß-nahmen zu setzen.

Erhöhung des Totholzanteiles.Aus den bisher vorliegenden Er-gebnissen hat sich gezeigt, dass beiden holzbesiedelnden Pilzarten einerheblicher Mangel besteht. Fürdie Artenvielfalt Holz besiedelnderPilzarten ist neben einem vielfälti-gen Baumartenspektrum auch einegroße Menge an liegendem undstehendem Totholz, welches sichin verschiedenen Stadien des mi-krobiellen Abbaues befindet, ent-scheidend. In diesem Zusammen-hang ist es daher unbedingt erfor-derlich, dass keinerlei Entfernungvon Alt- und Totholz aus dem Un-tersuchungsgebiet erfolgt.

Umforstung der Fichtenmonokul-turen.Entsprechend den Auflagen desnaturschutzbehördlichen Beschei-des wurden in den Fichtenreinkul-turen Maßnahmen zur Mischungs-regulierung bzw. zur Umwandlungin Laub-Nadelmischbestände vor-geschrieben. Diese Maßnahmensind aus mykologischer Sicht injedem Fall zu begrüßen, inwieweitsich hier allerdings in „relativ kur-zer Zeit“ eine artenreiche Pilzflorader Laubmischwälder etabliert,bleibt abzuwarten und ist im Rah-men der sukzessiven Bestandser-hebungen zu überprüfen.

Literatur

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Anschrift des Autors: Dr. ThomasRücker, Institut für Ökologie, Johann-Herbst-Strasse 23, 5061 Elsbethen/Salzburg.

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Die Wiederansiedelung des Bartgeiersin den Alpen

Ein engagiertes Artenschutzprogramm

Ausrottung

Vor gut 100 Jahren wird derBartgeier in den Alpen ausge-rottet. Rückläufige Wild- und

Nutztierbestände führten im 19. Jahr-hundert zum starken Rückgang derPopulation. Direkte Verfolgung aufGrund von Vorurteilen wie Kinder-und Lämmerraub (daher auch derName „Lämmergeier“) bringt denBestand schließlich zum Erlöschen.1913 wird der letzte Bartgeier imAostatal (I) erlegt.

Wiederansiedelung

Seit 1986 werden alljährlich jungeBartgeier an vier verschiedenen Frei-lassungsplätzen in Frankreich, Italien,Österreich und der Schweiz ausge-setzt. Die anfangs noch flugunfähi-gen Jungvögel müssen in den erstenMonaten mit Futter versorgt werden.Doch bald unternehmen sie kleinereund größere Ausflüge in die Umge-bung. Auf ihren Wanderungen durch-queren sie oft mehrfach den ganzen

Alpenbogen auf der Suche nach ge-eigneten Lebensräumen. Im Altervon vier bis fünf Jahren lässt sich derGroßteil der Vögel in einem oft meh-rere hundert Quadratkilometer gro-ßen Gebiet nieder. Auch die Paarbil-dung erfolgt meist in diesem Lebens-abschnitt. 1997 gelang die erste Frei-landbrut in den Alpen seit mehr als100 Jahren.

Aktuelle Situation

Seit Beginn des Wiederansiedlungs-projekts - vor 17 Jahren im RauriserKrumltal - wurden 121 Bartgeier imAlpenraum in die Freiheit entlassen.Erholte Wildbestände und die regel-mäßige Bestoßung der Almen (v. a.mit Schafen) sorgen für eine ausrei-chende Nahrungsgrundlage. Durchgezielte Information der Bevölkerungkonnten alte Vorurteile ausgeräumtwerden. Heute ist allgemein be-kannt, dass sich der Bartgeier aus-schließlich von Aas ernährt. Knochenmachen dabei rund 80% seiner Nah-rung aus.

Artenschutzprogramm

Durch die langjährige Unterstützungvon Nationalpark Hohe Tauern, WWFÖsterreich und BMLFUW ist es ge-lungen, eine bereits ausgestorbeneArt wieder in ihren ursprünglichenLebensraum zurückzubringen. Vor-aussetzung dafür war neben demkonsequenten Schutz der Hoch-gebirgsregion die Sicherung der Nah-rungsgrundlage für den spezialisier-ten Aasfresser. Insbesondere imBartgeier (Gypaetus barbatus) (Bilder: Schwarzenberger).

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Nationalpark Hohe Tauern werdenveterinärmedizinisch unbedenklicheKadaver von verendetem Weideviehauf den Almen belassen. Neben demBartgeier profitieren auch andereAasfresser wie Fuchs, Kolkrabe undGänsegeier von dem neu gewonne-nen Nahrungsangebot. So ermöglichtder Bartgeier als so genannte Flagship species („Flaggschiffart“) denSchutz der Artengemeinschaften desHochgebirges.

Das Konzept der „Flag ship species“basiert darauf, eine auffällige, meistgrößere Art von öffentlichem Inter-esse gezielt für den Schutz einer gan-zen Artengemeinschaft einzusetzen.Durch ihren hohen Raumanspruchund sensible Lebensraumansprüchekönnen die Lebensbedingungen vie-ler, oft unscheinbarer Arten mit sehrunterschiedlichen Ansprüchen erhal-ten werden. Kann eine lebensfähigeund stabile Bartgeierpopulation auf-recht erhalten werden, so wird auchdie Voraussetzung für eine funktio-nierende Artengemeinschaft desHochgebirges vorhanden sein.

Beobachtung

Den Bemühungen des Wiederansie-delungsprojekts ist es zu verdanken,dass heute in vielen Gegenden derAlpen wieder Bartgeier beobachtetwerden können. Theoretisch kannüberall im Hochgebirge mit dem Auf-tauchen eines dieser großen Greif-vögel gerechnet werden. Insbeson-dere Jungvögel unternehmen in denersten Lebensjahren weite Wande-rungen, die sie in verschiedene Ge-biete der Alpen führen. Um Wander-routen und Bestandessituation über-blicken zu können, wurde ein inter-nationales Beobachternetzwerk insLeben gerufen. Durch die Meldungvon Bartgeier-Beobachtungen kannsich jeder an diesem Projekt beteili-gen. Die Melder werden im Folgen-den regelmäßig über den weiterenProjektverlauf informiert.

Kennzeichen

Der Bartgeier ist mit 2,8 Metern Flü-gelspannweite deutlich größer als der

Steinadler. Er besitzt spitze Flügel undeinen langen, keilförmigen Schwanz.Der elegante und oft sehr langsameFlug macht den Bartgeier unver-wechselbar.

Junge Bartgeier sind in den erstenJahren durch individuelle Farbmar-kierungen in Flügeln und Schwanzleicht erkennbar. Kopf und Bauchsei-te sind in dieser Zeit dunkel gefärbt.Mit drei Jahren verliert der Vogel seineMarkierungen, die Unterseite, spä-ter auch der Kopf werden dann zu-nehmend heller. Den erwachsenenVogel kennzeichnet die helle, meiströtliche Färbung von Kopf und Bauch-seite. Sobald die Markierungen ver-schwunden sind, kann der Vogel nurmehr anhand seiner Farbringe anbeiden Beinen genau identifiziertwerden. Mauserlücken können dieUnterscheidung einzelner Individuenerleichtern.

Kontakt: Mag. Andreas Schwarzen-berger, Österreichisches BartgeierMonitoring, Tel. 0664 820 30 55,Email: [email protected]

Der Geschützte LandschaftsteilKopfweiden am Almkanal

Die Kopfweiden am rechtenAlmkanalufer zwischen Thum-eggerstraße im Norden und

Praxmayer-Mühle im Süden wur-den mit Verordnung vom 16.2.1995,veröffentlicht im Amtsblatt vom31.4.1995 als Geschützter Land-schaftsteil unter Schutz gestellt. Nun-mehr ist die Erweiterung des Schutz-gebietes unter Einbeziehung alleralten Kopfweiden vorgesehen.Schutzzweck ist der Erhalt der altenKopfweiden als bedeutendes Refu-gialbiotop für die Totholz bewohnen-de Käferwelt.

Der Almkanal und seineGeschichte

Der Almkanal wurde in den Jahren1136 bis 1143 im Auftrag von Dom-

kapitel und Stift St. Peter angelegtzum Feuerlöschen, zum Mühlen-betrieb, um für Gewerbe und Land-wirtschaft ausreichend Wasser zu er-halten und um Abwasser zu entsor-gen. Anlass hiezu war der großeStadtbrand von 1127. Zuerst bezogder Almkanal das Wasser aus demRosittenbach, im Jahr 1286 erfolgtezur besseren Wasserversorgung derDurchstich bis zur Königseeache. DieKönigseeache hieß damals Alm oderAlbe (von albus, die Weiße), derKanal der Alm hieß daher Almkanal.Nachdem sich der Begriff Königsee-ache statt Alm eingebürgert hat, wirdnun der Almkanal seit langem oftschlicht Alm genannt. Schon im Jahr1581 nennt etwa Franz Hogenbergden Almkanal in der Legende zumBild „Salzburg vom Kapuzinerberg“Almfluss.

Der älteste Teil des Almkanalsystemin der Stadt, der heutige Stiftskanalspaltete sich knapp östlich des Stifts-armstollens durch den Mönchsberg inzwei Arme, die nach ihren Eigentü-mern Domkapitel-Arm und St. PeterArm genannt werden. Bis zum Endedes Fürsterzbistums blieb der Alm-kanal übrigens im Besitz dieser bei-den Eigentümer. Das Überwasser derAlbe wurde bald im Müllner Armnach Mülln geleitet, um die dortigenMühlen besser betreiben zu können.1338 errichteten die Bürger der Stadtden Städtischen Arm (Neutorarm)durch den Mönchsberg zum Bürger-spital. Bald darauf wurde der St. Pe-ter-Arm in Hofstallarm (für den Hof-stall) und Gamperarm (Getreidegas-senarm) aufgeteilt. Vom Kapitelarmwurde der Höllbräuarm (für die Malz-brechmühle des Höllbräus) abge-

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zweigt, vom Stiftsarm zur Wasser-versorgung des Nonntales 1664 derNonntaler Arm angelegt.

Seit dem Jahr 1335 wurde Almwas-ser in hölzernen Rohren als Frisch-wasserzufuhr zur Residenz geleitet,um 1450 war bereits ein Netz von80 Rohrleitungen aus Tannenholz zurVersorgung von Klöstern, Spitälernund Bürgerhäusern mit Almwasservorhanden. Im Altstadtbereich ist derAlmkanal heute als Kulturdenkmalgeschützt.

KulturgeschichtlicheBedeutung der

Kopfweiden

Der Name Weide leitet sich von ahd.„wida“, „biegsam“ bzw. „winden“her. Seit der Bronzezeit ist belegt, dassWeidenzweige zum Flechten vonKörben, Zäunen, Weidenhäusern,und deren Wänden (das Wort„Wand“ leitet sich auch von „win-den“ her, und bedeutet etwa „dieGewundene“), von Ufersicherungenund zum Schneiteln, d.h. zum Ver-füttern von Laubheu verwendet wur-den.

In späterer Zeit wurden Weidenzwei-ge auch zum Binden von Weinrebenund bei mehrjährigem Schnittzyklusals begehrtes Krüppelbrennholz fürKleinbauern verwendet. Selbst zumFüllen der „Gefache“ d. h. der Flä-chen zwischen dem Eichenbalken-holz der Fachwerkhäuser fanden vorallem Weidenzweige Verwendung.Noch Ende des 15. Jahrhundertswaren in der Stadt Salzburg Bürger-häuser aus Stein selten, sie waren inder Regel Fachwerkhäuser, der Be-darf an Weidenruten für den Bau derHäuser war hoch. Erst in spätere Zeitwurden die Fachwerkhäuser immerweiter von stabileren Steinhäusernverdrängt.

Weidenzweige dienten vielerortsauch zur Herstellung von Schaufel-stielen oder ähnlichem Arbeitsgerät,und seltener auch zur Herstellung vonHolzschuhen und Flöten. Währenddie Kulturform anderer Kopfbäume

seit mehr als 2000 Jahren bekanntist, sind Kopfweiden im Alpenraumseit etwa 700 Jahren belegt, die kul-turelle Tradition dürfte aber auch hierviel älter sein. Heute dienen Kopf-weidenruten neben der Nutzung fürWasserbau und Hangsicherung vorallem als beliebtes Material zumBauen von Weidenhäuschen in Kin-dergärten und auf Kinderspielplätzen.

Den Kelten war die Weide Frucht-barkeitssymbol und Zeugnis der Wie-dergeburt der Natur im Frühling. DenRömern waren Weiden Glück verhei-ßende göttliche Bäume. Zu Ehren derGötter wurden heilige Weidenhainegepflanzt. Den Griechen war dieWeide Baum der Keuschheit undUnfruchtbarkeit (so galten Samenund später auch Blätter der Weidehierzulande Jahrhunderte lang alsAntiaphrodisiakum und Unfruchtbar-keitsmittel). Bei den Germanen warder Baum dem Todesgott Vidherr zu-geeignet, die Weide galt hier alsBaum des Todes, der Trauer und un-erfüllten Sehnsucht (vergl. „Trauer-weide“). Man glaubte auch, dass siepotentielle Selbstmörder zum Was-ser zog. Er galt als Baum der Gespen-ster und für Hexen als zauberkräftig.Jahrhunderte lang war die Weide soein unheimlicher, ein gemiedenerund minderwertiger Baum. Seit denAltgriechen (Hippokarates u.a.) ist diefiebersenkende (Salicin und deren

Derivate) sowie schmerzlinderndeund entzündungshemmende (Gerb-stoffe) Wirkung von Weidenrindegeschätzt.

Kopfweidenbestände sind heute nachAuflassung ihrer ursprünglichen Nut-zung in Mitteleuropa selten gewor-den. Nur in den Niederlanden und imNorden und äußersten WestenDeutschlands (Brandenburg und Thü-ringen bzw. Gebiete entlang desRheins) stocken noch bedeutendereKopfweidenbestände. Sie wurden inDeutschland deshalb auf die RoteListe gefährdeter Biotoptypen gesetzt(Riecken, 1994). Seit etwa 1975 setz-te vielerorts eine Wiederbelebungalter Kopfweidenkulturen ein, Schutzund Pflege der Kopfweiden habenheute auch in Deutschland hohenStellenwert.

In Österreich sind wertvolle Kopfwei-denbestände neben den Weiden ander Alm vor allem aus der Steiermark(Geschützter Landschaftsteil am Keh-rerbach, Gemeinde Eisbach) und ausVorarlberg (Naturschutzgebiet Lau-teracher Ried) bekannt, größere Be-stände stocken vereinzelt auch in Nie-derösterreich (Gaibitzfeld in der Ge-meinde Tulln und March-Thaya-Auen v. a. in der Gemeinde Drösing)und in Wien (Kopfweiden in Manns-wörth). Im Land Salzburg sind Wei-denbestände, die mit jenen der Alm

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annähernd vergleichbar wären, nichtvorhanden; ein kleinerer Kopfwei-denbestand ist an einem Moorteichin Bürmoos bekannt. Am Almkanalbesitzt der Schnitt von Kopfweiden,früher auch Stockweiden, Kuppelfel-ber oder Köppelwied genannt, einelange Tradition, die Weiden an derAlm wurden dabei vielfältig genutzt,nicht zuletzt auch als Brennholz.

Seit wann genau Kopfweiden amAlmkanal stocken, bleibt ungeklärt.Auf alten Plänen sind Bäume im Nah-bereich der Stadt meist nur schema-tisch dargestellt. Die Bäume am Müll-ner Arm, am Städtischen Arm in Rie-denburg auf dem Kupferstich des Jah-res 1643 von Philipp Harpff dürftenaber vermutlich Kopfweiden sein. DieKupferstich-Radierung von MatthäusMerian von 1644 zeigt ein ähnlichesBild. Eine Graphik von Joseph Sig-mund (1711, Eigentum St. Peter)zeigt am Weiher von Schloss Golden-stein bei Salzburg Kopfweiden undbelegt die alte Tradition der Kopfwei-den im Raum Salzburg. Das ältestebekannte Bild von Kopfweiden an derAlm findet in einem Ölbild des Jah-res 1768 von Frantz Xaver König (derAiglhof mit dem Müllner Arm derAlm). Das gleichzeitig entstandeneBild desselben Malers vom SchlossPetersbrunn zeigt am HellbrunnerBach übrigens ebenfalls Kopfweiden.Auf dem „Plan de la ville de Salz-bourg“ (Wien, Kriegsarchiv) von1809/10 und auf dem „Grenierplan“von 1816 („Mappe über die Brun-nen und Canal-Leitungen zu und inder Stadt Salzburg von Ludwig Ge-nier“) sind an der Alm ebenfalls Bäu-me, wohl Kopfweiden erkennbar. EinÖlgemälde von Johann Fischbach„Almkanal mit Reindlmühle bei Salz-burg“, gemalt um 1850, zeigt wie-derum deutlich Kopfweiden.

Weidenarten und Alterder Weiden imGeschützten

Landschaftsteil

Folgende Weiden finden sich heuteim Geschützten Landschaftsteil (ein-schließlich der beabsichtigter Er-

weiterungsfläche): 79 Weißweiden,34 Purpurweiden, 12 Korbweiden,1 Salweide, 70 weitere Weißweidenwerden im Herbst 2003 gepflanztwerden. Insgesamt 54 über fünfzig-jährige, alte Kopfweiden stockennoch am Almkanal. Der Erhalt die-ser alten Weiden ist vorrangiges An-liegen des Naturschutzes. Die Alters-struktur in der folgenden Grafik be-legt, dass der Kopfweidenbestandkeineswegs überaltert ist, vielmehrüberwiegt die Zahl der jungen Bäu-me deutlich. Vor 1975 sind Jahrzehn-te lang keine Nachpflanzungen vonKopfweiden vorgenommen worden.Diese Pflanzungen werden nun ver-spätet nachgeholt, der Altersaufbaubleibt dadurch zwangsläufig auf lan-ge Zeit unregelmäßig. Auch aus die-ser Sicht ist jedenfalls eine sog. „Er-neuerung“ von Bäumen, d.h. dieFällung von Altbäumen nicht sinn-voll.

Zoologische Bedeutung

Die gute Besonnung der Kopfweiden-stämme und der durch den regel-mäßigen Schnitt verursachte hoheTotholz- und Moderholzanteil sorgenfür ein Mikroklima, das gemeinsammit der alten Biotoptradition das Über-leben vieler anspruchsvoller ArtenHolz bewohnender Käfer ermöglicht.In den Bäumen am Almkanal lebenheute nach Erhebungen von R. Gei-ser elf Arten der Roten Listen gefähr-deter Käfer Deutschlands (Geiser1984), zum Teil unmittelbar vomAussterben bedroht bzw. zumindestvier Käferarten der Roten Liste Öster-reichs. In der Roten Liste Österreichssind weniger Käferfamilien bearbei-tet als in jener Deutschlands und nachAngaben von Geiser ist diese RoteListe Österreichs auf Grund der Vor-gaben primär für die UmgebungWiens repräsentativ, aber weniger fürandere Regionen. Die Rote ListeDeutschlands ist deshalb für Salzburgviel aussagekräftiger.

Sieben Käferarten haben in den Alm-weiden hier ihr einziges bekanntesVorkommen im Land Salzburg. Auchfinden sich hier viele weitere im Land

Salzburg seltene Käferarten. Hierleben zudem folgende landesweit sel-tene Käferarten (bis fünf Vorkommenim Land Salzburg):

Paromalus flavicornis (nur ein wei-terer Fundort im Land Salzburg)Ptinus sexpunctatus (nur ein wei-terer Fundort im Land Salzburg)Eledona agaricola (nur ein weite-rer Fundort im Land Salzburg)Sulcacis fronticornis (nur zwei wei-tere Fundorte im Land Salzburg)Enneathron cornutum (nur zweiweitere Fundorte im Land Salz-burg)Batrisodes adnexus (nur zwei wei-tere Fundorte im Land Salzburg)Stenichnus pusillus (nur drei wei-tere Fundorte im Land Salzburg)Quedius scitus (nur drei weitereFundorte im Land Salzburg)Batriscus formicarius (nur vier wei-tere Fundorte im Land Salzburg)Dasytes flavipes (nur vier weitereFundorte im Land Salzburg)Ptinus pectinicornis (nur vier wei-tere Fundorte im Land Salzburg)Anaspis thoracica (nur vier weite-re Fundorte im Land Salzburg)

Kopfweide als Lebensraum (gezeich-net im Jahr 1577 von H. Bock inStraßburg).

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Besonders erwähnenswert ist der Ere-mit, Osmoderma eremita, der zu dengrößten heimischen Käfern im LandSalzburg zählt. Der Eremit ist auchEU-rechtlich als Anhang IV Art mitprioritärer Bedeutung gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonders zuschützen. Die Art bewohnt als Larvealte, sonnenexponierte Kopfweiden,Eichen und Linden mit großen Mulm-hohlräumen. Mag. Dr. Patrick Gros(mündlich) stellt klar, dass Osmoder-ma eremita im Bundesland Salzburgunmittelbar vom Aussterben bedrohtist. Bei Fällung eines größeren Teilesder alten Kopfweiden am Almkanalwäre das Aussterben des Eremitenund mehrer anderer gefährdetenKäferarten (siehe oben) im Land Salz-burg zu befürchten.

Bemerkenswert ist die vielfältigeNahrung der Käferwelt der Alm-kanalweiden, die im Diagramm dar-gestellt ist.

Remigius Geiser führt zu den Kopf-weiden an der Alm aus, dass „dieserBiotop aufgrund einer linearen Aus-legung eine hervorragende Vernet-zungsstruktur in der Landschaft dar-stellt. Da die anspruchsvollen Holz-käfer oftmals wenig migrativ sind,stellen ihre heutigen Bestände zuallermeist nur noch Isolate dar, dieuntereinander praktisch keinen Kon-takt mehr haben. Diesem ganz er-heblichen Missstand könnte durchBiotope, wie den hier beschriebenen,auf vorbildliche Weise abgeholfenwerden.“

Die Höhlen von Kopfweiden sind auchfür Kleinvögel und Spechte bedeut-sam. Auf den Kopfweiden brüten nichtselten Stockenten, deren Name sichübrigens von den Neststandorten aufsolchen „Stockweiden“ herleitet. DieAlmkanalweiden stellen insgesamteine der bedeutendsten Refugialstand-orte seltener Holz bewohnenderKäferarten im Bundesland Salzburgdar. Das Vorkommen von Urwaldre-liktarten der Käferfauna belegt mit dashohe Alter des Biotoptyps Kopfwei-den am Almkanal. Die Kopfweidenam Almkanal besitzen österreichweitBedeutung.

Bedeutung für dasLandschaftsbild

Der landesweit in dieser Länge, Ge-schlossenheit und Zahl einzigartigeBestand besitzt nicht zuletzt auchdurch die Eigenart und Seltenheit derKopfweiden einen hohen landschaft-lichen und ästhetischen Wert. DieStämme sind darüber hinaus beson-ders knorrig und oftmals gedreht.Durch den verdickten Kopf ähnelt derBaum entfernt einem Menschen, dieWeidenzweige werden so zu strup-pigen Haaren.

Jeder alte Baum besitzt in hohemMaß seine Eigenart und Charakte-ristik, die Bäume sind gleichsameigene Persönlichkeiten.

Es ist so - trotz des früher vielfachgeringen Ansehens der Weide alsKulturbaum - nicht verwunderlich,dass Kopfweiden auf Gemälden oft-mals abgebildet wurden, von PieterBreughel mit seinen dörflichen Bildernbis zu Wilhelm Busch und Vinzentvan Gogh. Bekannt ist besonders dasSpätwerk des Letztgenannten „Wei-den bei Sonnenuntergang“.

Johann Fischbach, 1850: Kopfweiden am Almkanal (Ausschnitt aus demBild „Die Reindlmühle am Almkanal bei Salzburg“).

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Pflegekonzept für dieKopfweiden

Nach einer langen Diskussionsphase,die der Klärung diente, ob der Erhaltder alten Bäume gemäß Schutzzweckoder aber die Fällung derselben ohneBerücksichtung der rechtlichen undfachlichen Erfordernisse für den Kä-ferschutz zu bevorzugen sei, wurdenun die Sicherung der Kronen eini-ger alter, möglicherweise gefährlicherKopfweiden mittels verankerter un-auffällig gestrichener Eisenrohre undSicherungsseilen veranlasst. DerGrünstreifen soll regelmäßig gemähtwerden, die Kopfweiden alle zweibis maximal drei Jahre geschnittenwerden. An den allmählichen Ersatzwenig standortgerechter Bäume imGeschützten Landschaftsteil wie Bir-ken und Kastanien ist gedacht. Die-ser Ersatz dient der Wiederherstellungdes kulturgeschichtlichen Erbes derStadt Salzburg und der langfristigenVerbesserung des LebensraumesHolz bewohnender Tiere. Heuer sol-len noch zumindest 70 bis 90 jungeKopfweiden nachgepflanzt werden.Weitere Pflanzungen sind bei schritt-weisem Ersatz etwa der kranken

Rosskastanien an der Alm in denkommenden Jahren vorgesehen, so-dass schrittweise ein Bestand vonetwa 250 Kopfweiden aufgebautwerden kann.

Literatur

AMTSBLATT DER LANDESHAUPTSTADTSALZBURG vom 31.4.1995: Kopfweidenam Almkanal; Erklärung zum GeschütztenLandschaftsteil vom 16.2.1995, Salzburg,1995BAUMKATASTER DER STADT SALZBURG,unveröffentlichte Erhebungsblätter derStadt Salzburg, 1985 ff.BRAUN Bettina und Werner KONOLD:Kopfweiden; Kulturgeschichte und Bedeu-tung der Kopfweiden in Südwestdeutsch-land; Verlag Regionalkultur, Karlsruhe, 1998Geiser Elisabeth: Die Käfer des Landes Salz-burgs – Faunistische Bestandserfassung undtiergeographische Interpretation, heraus-gegeben von der zoologisch-botanischenGesellschaft, Wien, 2001GEISER Remigius: Gutachten zur Unter-schutzstellung der Kopfweiden am Alm-kanal, unveröffentlichtes Gutachten, Salz-burg, 1995GEISER Remigius: Biotopkartierung derStadt Salzburg, Teil xylobionte Käfer, un-veröffentlichtes Gutachten, Salzburg, 1996Geiser Remigius: Rote Listen der Käfer derBundesrepublik Deutschlands, in Blab et al.Rote Liste der gefährdeten Tiere und Pflan-

zen in der Bundesrepublik Deutschland,Greven, 1984GEPP Johann (Herausg.): Rote Listen ge-fährdeter Tiere Österreichs: darin: xylobi-onte Käfer bearbeitet von Geiser Remigi-us, herausgegeben vom BM für Gesund-heit und Umweltschutz, Wien, 1994JEDICKE Eckhard: Biotopverbund - Grund-lagen und Maßnahmen einer neuen Na-turschutzstrategie, Ulmer Verlag, Stuttgart,1994KAULE Giselher: Arten- und Biotopschutz,Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1986Klackl Heinz: Der Almkanal - Seine Nut-zung einst und jetzt, Eigenverlag Salzburg,2002NOWOTNY Günther: Der Zustand der Salz-burger Stadtbäume, Erhebung 2002, un-veröffentlichtes Gutachten für die Stadt-gemeinde Salzburg, 2003RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEIN-SCHAFTEN: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie,Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaf-ten Nr. 206/7 vom 22.7.1992, Straßbourg,1992RICKEN U., U. RIESS und A. SÜSSMANN:Rote Liste gefährdeter Biotoptypen in derBundesrepublik Deutschland, in: Land-schaftspflege und Naturschutz, Band 412,Greven, 1994SALZBURGER NATURSCHUTZGESETZ1999, NSchG in der Fassung der Novelle2001, Amt der Salzburger Landsregierung,Salzburg, 2002

Dr. Reinhard MedicusMagistrat der Stadt Salzburg

N A T U R S C H U T Z I N T E R N A T I O N A L

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-bläuling (Maculinea nausithous),eine europaweit gefährdete Schmet-terlingsart (Bild: Gros).

4 Prozent der Fläche Bayernssind Biotope

Von der gesamten Fläche Bayernsohne Alpen und kreisfreieStädte sind 4% als Biotopflä-

che kartiert. Dies ergab eine aktuelleAbschätzung des Bayerischen Landes-amts für Umweltschutz. Auf insgesamtrund 257.400 Hektar sind naturschutz-fachlich wertvolle Lebensräume zu fin-den. Der Biotopanteil hat somit bay-ernweit in den letzten sechs Jahrengeringfügig zugenommen. Diese Flä-chenbilanz beruht auf den aktuellenErgebnissen der abgeschlossenen Bio-topkartierung in sieben Landkreisen.

Schwerpunkt der Aktualisierung wardie Kartierung früher nicht erfassterBiotoptypen wie des Extensivgrün-landes, das große Bedeutung für denArtenschutz hat und Lebensraum fürHeuschrecken und Schmetterlingebietet. Heller und Dunkler Ameisen-bläuling sind beispielsweise in ihremLebenszyklus auf den GroßenWiesenknopf angewiesen, eine typi-sche Pflanzenart des Extensivgrün-lands.

Bayerisches Landesamt fürUmweltschutz, Augsburg

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Das Europäische NaturschutzdiplomTeil V

Am 20. und 21. Mai 2003 fandeine Exkursion von einigenMitarbeitern des Naturschutz-

Fachdienstes in das Wurzacher Riedin Deutschland statt. Nach einer ein-führenden Darstellung des Gebietesdurch die Gebietsexperten Dipl-Agr.Biol. Weisser (Leiter des Naturschutz-zentrums Bad Wurzach), Dr. Schall(Bezirksstelle für Naturschutz undLandschaftspflege Tübingen) undBürgermeister Bürkle (Bad Wurzach)konnten sich die Exkursionsteilneh-mer in zwei halbtägigen Exkursionenein Bild vom Schutzgebiet machen.

Hochmoor miteuropäischer Bedeutung

Beim Wurzacher Ried handelt es sichum den größten intakten Hochmoor-komplex im mitteleuropäischenRaum. Bereits 1959 wurde ein Teilzum Naturschutzgebiet erklärt undkonnte so fast unberührt erhalten blei-ben. 1989 wurde das Wurzacher Riedmit dem Europadiplom ausgezeich-net und Anfang der 90-iger Jahre alsNatura 2000 Gebiet nominiert.

Das Wurzacher Ried liegt nördlich desBodensees im Landkreis Ravensburgauf ca. 650 Seehöhe in einer vonMoränenhügeln eingeschlossenenMulde, dem Wurzacher Becken. Dasgesamte Schutzgebiet ist ca. 1800 hagroß und umfasst zwei nahezu unge-störte Hochmoorbereiche, die vonÜbergangsmooren und ausgedehntenNiedermooren verschiedener Ausprä-gung sowie Torfstichgebieten umge-ben sind. Auf Grund der Spannweitean Standortfaktoren und der darausresultierenden Strukturvielfalt, derWeitläufigkeit, des hohen Natürlich-keitsgrades und der klimatischen Ver-hältnisse beherbergt das WurzacherRied eine artenreiche Tier- und Pflan-zenwelt mit einem hohen Anteil anseltenen und gefährdeten, insbeson-dere arktischen, nordischen, prä- unddealpinen Pflanzen- und Tierarten.

Problemfall Straße

Bei der Betrachtung des Gebietes ausder Vogelperspektive fällt der größteProblembereich sofort auf: Die Bun-desstraße 465 durchquert das Natur-schutzgebiet und trennt die intakte-sten Bereiche des Hochmoorschildesin einen West- und Ostteil. Die Straßebesitzt jedoch als überregionale Ver-kehrsachse eine besondere regional-politische Funktion: Sie verbindet denAllgäu mit dem Großraum Stuttgart/Ulm. Laut Aussagen von Dr. Schallund Bürgermeister Bürkle ist eineVerlegung der Straße trotz der gro-ßen Beeinträchtigung für das Natur-schutzgebiet derzeit nicht realisierbar.Äußerst wichtig wäre jedoch zumin-dest ein Verbot von Gefahrengut-transporten auf der Strecke. Dies wirdauch bei der Begutachtung der der-zeit anstehenden Verlängerung desEuropadiploms ein wesentlicher Kri-tik- und Diskussionspunkt sein. Daserforderliche Expertengutachten zurVerlängerung des Europadiploms von2004-2009 wird von Dr. John Has-

lett, Universität Salzburg, erstelltwerden.

GemeinsameSchutzbemühungen

Zur langfristigen Erhaltung des Na-turerbes Wurzacher Ried wurde vor18 Jahren eine Stiftung gegründet, dievon der Stadt Bad Wurzach, demLandkreis Ravensburg und dem LandBaden-Württemberg getragen wird.Der Aufgabenbereich des von derStiftung getragenen Naturschutzzen-trums in Bad Wurzach umfasst Öf-fentlichkeitsarbeit und Gebietsbetreu-ung, wobei letztere auf einem „Tabu-Zonen-Konzept“ aufbaut: So werdenzur Sicherstellung des Prozess-Schut-zes im Kernbereich Untersuchungennur zum Zweck des Monitoringsdurchgeführt.

Der Bürgermeister weist auf die wirt-schaftliche sowie politisch-kommu-nale Bedeutung des Schutzgebieteshin. So wirbt der Kurort Wurzach zum

Moorlandschaft im Wurzacher Ried (Bilder: J. Fischer-Colbrie).

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Einen mit seinen naturräumlichenBesonderheiten. Um Nutzungskon-flikten begegnen zu können, die sichaus der Nahelage der Stadt zumSchutzgebiet ergeben (hoher Sied-lungs- und Erholungsdruck), ist es fürdie Stadt zum Anderen sehr hilfreich,auf die europäische Bedeutung desGebietes verweisen zu können (Eu-ropadiplom, Natura 2000 Gebiet).

Naturschutz-Großprojekt1987-1997

Die langjährige Nutzung des Mooresdurch bäuerlichen und später auchindustriellen Torfabbau, die Jahrhun-derte langen umfangreichen Entwäs-serungen haben weite Teile derMoorlandschaft stark anthropogenüberformt sowie die ökologischeFunktionsfähigkeit stark einge-schränkt. Von 1987 bis 1997 wurdendaher zur langfristigen Sicherung desMoorkomplexes und zur Verbesse-rung und Wiederherstellung von Teil-bereichen umfangreiche Maßnah-men im Rahmen eines vom Bun-desministeriums für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit geför-derten Programms umgesetzt. Basisdes Projektes war ein wissenschaftli-ches Entwicklungskonzept, nach des-

sen Vorgaben die Maßnahmen um-gesetzt wurden.

Die drei Säulen des Konzeptes wa-ren:1. Wiederherstellung der hydrologi-

schen Verhältnisse und anschlie-ßende Prozess-Schutz im Kern-bereich des Hochmoores,

2. Extensivierung in der Randzone,3. Schutzmaßnahmen im Wasserein-

zugsgebiet.

Voraussetzung für die Umsetzung derMaßnahmen war jedoch der Ankaufvon Flächen. So wurden im Verlaufdes Projektes 600 ha angekauft! Einwesentlicher Aspekt dabei war diegroße politische Einflussnahme, dieder Bevölkerung die überregionaleBedeutung des Wurzacher Riedesverdeutlichte. Nunmehr befindet sichbis auf 30 ha nahezu die gesamteSchutzgebietsfläche im Besitz deröffentlichen Hand – ein absoluterSonderfall!

Monitoring undPflegemaßnahmen

Am Ende dieses Großprojektes wur-de der gesamte Projektsbereich zumNaturschutzgebiet erklärt und als

Natura 2000 Gebiet nominiert. DieFortsetzung des Projektes erfolgt nunin Form eines langfristigen Monito-rings, dessen Ergebnisse laufend indie Pflegepläne einfließen und um-gesetzt werden.

Pflegemaßnahmen konzentrierensich auf den Bereich der Randzonen.Ziel dieser Maßnahmen ist die Re-duktion von Stoffeinträgen, die Re-generation von artenreichen Blumen-wiesen sowie von Feucht- und Streu-wiesen. Abgewickelt wird der Ver-tragsnaturschutz über das Landes-pflegeprogramm, das - analog zumSalzburger Modell - EU-kofinanziertwird. Das Land Baden-Württemberghat sich zudem verpflichtet, die in derExtensivierungszone langfristig anfal-lenden Pflegekosten zu tragen, wo-bei ca. 50 örtliche Landwirte in diePflege der Flächen eingebunden sind.Dem Naturschutzzentrum obliegt diefachliche Abwicklung der Natur-schutzförderungsverträge.

Die Pflanzenwelt desRiedes

Das Wurzacher Ried beinhaltet dieklassischen Pflanzengesellschafteneines Hochmoores samt randlichenÜbergangs- und Flachmoorgesell-schaften. Die intakten Hochmoorbe-reiche sind geprägt von einem Bul-ten-Schlenken-System, mit Torfmoo-sen (Sphagnum sp.), Scheiden-Woll-gras (Eriophorum vaginatum), Rund-blättrigem Sonnentau (Drosera rotun-difolia), Rosmarinheide (Andromedapolifolia) oder Moorbeere (Vaccini-um uliginosum). Auf den durch Torf-abbau und Entwässerung verheide-ten Moorflächen dominieren Zwerg-sträucher wie Besenheide (Callunavulgaris) und Vaccinien, in Schlen-ken, Gräben oder Verlandungszonenvon ehemaligen Torfstichen bzw. Ein-staubereichen die Schnabelsegge(Carex rostrata). CharakteristischeGehölze des Hochmoores und desMoorrandwaldes sind Latsche (Pinusmugo), Rotkiefer (Pinus sylvestris),Moor- und Hänge-Birke (Betula pu-bescens, B. pendula), Fichte (Piceaabies), Grau-Weide (Salix cinerea),Augenschein durch die Fachdelegation.

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Faulbaum (Frangula alnus) oder Eber-esche (Sorbus aucuparia). Beein-druckend sind die eingestauten unddaher abgestorbenen Waldbereiche,die eine besondere Stimmung vermit-teln. In den Übergangs- und Flach-mooren bzw. auch Streuwiesen, fin-den sich vor allem verschiedeneKleinseggen und Binsen, aber auch flo-ristische Besonderheiten wie Orchi-deenarten oder Fieberklee (Meny-anthes trifoliata). Unbedingt erwäh-nenswert sind auch die Quellaustritteam südwestlichen Rand, wo Mehlpri-mel-Kopfbinsen-Ried (Primulo-Scho-enetum) mit den namensgebendenArten Mehlprimel (Primula farinosa)und Rostrote Kopfbinse (Schoenus fer-rugineus) und Schneidebinsen-Riedmit der markanten Schneidebinse(Cladium mariscus) nahezu lehrbuch-artig ausgebildet sind und auch Suk-zessionsübergänge zwischen beidenGesellschaften bestehen.

Die Tierwelt des Riedes

Bei einigen Vogelarten ist der Bestandin den letzten Jahrzehnten wie inweiten Bereichen Mitteleuropas starkzurückgegangen, wie beispielsweisebei Kiebitz, Braunkehlchen undBaumpieper. Die Bekassine hat hin-gegen von der Wiedervernässung im

Gebiet profitiert. Ein Auswilderungs-projekt für Birkwild wurde nach 13Jahren mangels Erfolg eingestellt.Wie auch bei manchen Pflanzenar-ten wirkt sich der Prozess-Schutz nichtfür alle Tierarten des Gebietes posi-tiv aus. So waren und sind aus Ar-tenschutzgründen in Teilbereichenkleinflächige Managementmaßnah-men notwendig. Sondermaßnahmensind beispielsweise für Libellen undAmphibien vorgesehen.

Bis auf Teile der Randzone wurde imgesamten Gebiet die Jagd sowie dieWildfütterung eingestellt. Durch dieZunahme des Schwarzwildes stiegenin den letzten Jahren jedoch die Wild-schäden. Es wurden daher rund um dasGebiet elf Kirrstellen angelegt, an de-nen Schwarzwild gezielt bejagt wird.

Besucherlenkung

Im Rahmen des 10-jährigen Projek-tes wurde ein Besucherlenkungskon-zept erstellt, wobei einige konflikt-trächtige Wander- und Radwege imSchutzgebiet aufgelassen bzw. ver-legt wurden. Diese Maßnahmen stie-ßen naturgemäß auf heftige Gegen-reaktionen. Durch die Schaffungneuer Touristenattraktionen, die denMoorbereich „erlebbar“ machen,sowie die Anlage alternativer Rou-ten trat jedoch eine gewisse Akzep-tanz ein.

So gestalteten die Stadt, das Natur-schutzzentrum und der sehr aktiveTorfverein beispielsweise einen Torf-Lehrweg.

Geplant ist auch, ein stadtnah gele-genes Torfmuseum einzurichten, umauf die überregionale historische Be-deutung des Torfabbaues hinzuwei-sen. Auch die alte Torfbahn wurdewieder aktiviert, wobei eine Ausdeh-nung der Fahrstrecke um 400 m ge-plant ist, um den Besuchern einenEinblick in die mit dem Torfabbauverbundenen Problembereiche zugeben.

Zusammenfassend kann festgestelltwerden, dass es sich beim Wur-zacher Ried um ein (allein auf Grundder Dimension) äußerst beein-druckendes Moorschutzgebiet han-delt – all unsere Salzburger Moor-gebiete gemeinsam erreichen nichtdie Größe dieses Schutzgebietes!Unterstrichen wurde auch die Bedeu-tung der Zusammenarbeit aller Be-teiligten, wobei das Naturschutz-Zen-trum von zentraler Bedeutung für dasGebietsmanagement ist. Zerstört istein Moorgebiet relativ schnell, dieRenaturierung benötigt jedoch – fallses überhaupt gelingt – Jahrhunderte!Gerade auf diesen Punkt sollte beider Öffentlichkeitsarbeit und Besu-cherlenkung in Moorgebieten größ-tes Augenmerk gelegt werden.

Mag. Josef Fischer-Colbrie

EuropäischesNaturschutzdiplom fürNationalpark Thayatal

Das Generalsekretariat des Euro-parates hat mit Schreiben vom

18. Juni 2003 mitgeteilt, dass demNationalpark Thayatal in Nieder-österreich das Europäische Natur-schutzdiplom verliehen wurde. Da-mit wurden bisher drei österreichischeSchutzgebiete mit diesem hochran-gigen Prädikat ausgezeichnet. Nachden Krimmler Wasserfällen (1967)und der Wachau ist nun dem jüng-sten österreichischen Nationalpark die

gesamteuropäische Bedeutung atte-stiert worden. Der hohe naturkund-liche Wert der Landschaft im Thaya-tal, seine besonders reichhaltigeArtenvielfalt und die modellhafteKooperation mit dem benachbartentschechischen Nationalpark Podyji,welchem das Europäische Natur-schutzdiplom bereits verliehen wor-den ist, haben zu dieser Auszeich-nung geführt.

Red.

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Aktuelles vom Life-Projekt Weidmoos

Seit April läuft im Natura 2000-Gebiet „Weidmoos“ Salzburgszweites Life-Projekt. Projekt-

partner sind das Land Salzburg –Naturschutzabteilung, die Gemein-den Lamprechtshausen und St. Ge-orgen sowie der Torferneuerungsver-ein Weidmoos. Zentrales Ziel des Pro-jekts ist es, die Bedeutung des Weid-mooses als Vogellebensraum aufDauer zu sichern. Hierzu muss vorallem dem drohenden Zuwachsen derOffenlandschaft im Weidmoos ent-gegengewirkt werden, zum einendurch großflächige Vernässungsmaß-nahmen, zum anderen durch geziel-te Landschaftspflegemaßnahmen(Streumahd etc.). Auch sollen Ein-richtungen für die Besucher geschaf-fen werden.

Was ist bishergeschehen?

Projektstruktur

Zuerst wurde eine geeignete Projekt-struktur geschaffen. Hierzu wurde einProjektteam aus Vertretern der Pro-jektpartner sowie aus Fachexpertenzusammengestellt. Das Team, das fürdie Projektabwicklung zuständig ist,setzt sich wie folgt zusammen: Kern-team: Bernhard Riehl (Projektleitung);Bürgermeister Ing. Johann Grießner– Lamprechtshausen; BürgermeisterFritz Amerhauser – St. Georgen;Amtsleiter Manfred Weiß, Lam-prechtshausen; Ing. Alexander Leit-ner (Finanzen); Erweitertes Team:Mag. Ulrike Seidel (Recht); DI Gun-ter Jentsch (Wegebau); Bauamtslei-ter Ing. Michael Walder, Lamprechts-hausen (Infostelle, Aussichtsturm);Walter Wendtner, Landeslabor (Ge-wässeranalyse); DI Josef Eggertsber-ger (Wasserbau); Dr. Susanne Stad-ler (Ornithologie); Isolde Althaler(EDV); Christine Strobl (Finanzen).Gemeinsam wurde ein so genannterProjektstrukturplan aufgestellt, indem den einzelnen TeammitgliedernArbeitspakete zugeteilt werden.

Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger (Bildmitte) beim Sonntagsspa-ziergang im Weidmoos.

Erwerb von Flächen undNutzungsrechten

Der geplante Erwerb von 22 HektarMoorflächen sowie der Erwerb desNutzungsrechts für weitere 16 Hekt-ar konnte weitgehend abgeschlossenwerden. Somit stehen zusammen mitden bereits in Gemeindebesitz befind-lichen 80 Hektar knapp 120 Hektarfür das Projekt zur Verfügung!

Detailplanung

Die Detail- und Einreichplanung derAnstaumaßnahmen und Gelände-modellierungen wird durch die Büro-gemeinschaft Gostner (Wasserbau)und Revital (Landschaftsplanung) er-stellt. Die Planung soll im Oktobervorliegen, im November soll das was-

serrechtliche Verfahren durchgeführtwerden und für kommenden Winterist der Baubeginn geplant.

Geländevermessungenund Baugrund-untersuchungen

Im Bereich der geplanten Staudäm-me werden durch die Büros Natur-plan (Moorökologie) und Geosolu-tions (Geologie) ergänzende Gelän-devermessungen und Baugrundunter-suchungen durchgeführt, die wichtigeDaten für die Detailplanung liefern.

Infostelle undThemenweg

Ing. Michael Walder hat erste Ent-würfe für die Life-Infostelle, in derdie Besucher eine Grundinformationzum Gebiet und zum Projekt erhal-ten sollen, erstellt. Für den Themen-weg (Rundweg) liegt ein Konzept vonDI Gunter Jentsch vor. Entlang desThemenwegs soll den Besuchern dasVogelschutzgebiet mit seinen beson-deren Lebensräumen und Arten prä-sentiert werden. Die Planung für die

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Besuch der beiden Gemeindevertretungen im Weidmoos im Juni 2003; ganzlinks im Bild Bürgermeister Ing. Johann Grießner, ganz rechts BürgermeisterFritz Amerhauser (Bilder: F. Mayer).

Life-Projekt Wenger Moorauf der Zielgeraden

Hochmoorvernässung

Das Moor wird nässer und näs-ser und das selbst bei einemJahrhundertsommer wie die-

sem. Nach den umfangreichen Vor-arbeiten wie Holzschlägerungen undVerbringung der Stämme in die ehe-maligen Torfgräben mittels Bagger(Bericht siehe Heft 1/2003) ging esim Juni nach Pfingsten mit den ei-gentlichen Anstaumaßnahmen los:die Errichtung von weiteren 18 Quer-werken (in Fortsetzung des Pilotpro-jekts im Nordteil) aus Holzspundwän-den für die Verschließung von zwölfehemaligen Torfgräben im Mittel-und Südteil des Wengermoors. Be-günstigt durch die trockenen Wetter-verhältnisse – die allerdings den Bag-gerfahrer samt den Helfern bei denArbeiten ordentlich ins Schwitzenbrachten – gingen die Arbeiten äu-ßerst zügig voran, da der Bagger inweiten Bereiche eingesetzt werden

Besucheinrichtungen wird in dennächsten Monaten voran getrieben,um im Winter 2003/2004 mit derRealisierung beginnen zu können.

Exkursionen

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeitwurden bereits mehrere Exkursionendurchgeführt. Im Mai führte eineExkursion der Akademie für Natur-schutz und Landschaftspflege (ANL,Laufen) ins Weidmoos. Im Juni be-suchten Mitglieder der beiden Ge-meindevertretungen das Weidmoos.Der Naturschutzbeirat des Landkrei-ses Berchtesgadener Land kam im Juliins Gebiet und holte sich Anregun-gen für die Renaturierung des Ain-ringer Mooses. Im gleichen Monatführte Bürgermeister Grießner zweiSchulklassen der Hauptschule Lam-prechtshausen durch das Gebiet. Am17. August kam schließlich Landes-

hauptmann Franz Schausberger zueinem seiner „Sonntagsspaziergän-ge“ ins Weidmoos und zeigte sich

vom Gebiet und den bisher realisier-ten Anstaumaßnahmen sehr angetan.

DI B. Riehl

konnte, wo schon an Handarbeit ge-dacht wurde.

Die bis zu 8 m langen Holzbohlenwurden Stück für Stück mittels Bag-ger in Präzisionsarbeit eingebaut –insgesamt ca. 2.800 Stück, Gesamt-fläche ca. 1.700 m². Die ausreichen-de Einbindung der Querwerke in denUntergrund, aber auch die seitlicheEinbindung war wesentlich, damiteine Umströmung bzw. Unterströ-mung vermieden wird. Trotz der bis-herigen äußerst geringen Nieder-schlagsmengen ist eine Vernässungbereits erkennbar – die Nut-Feder-Bohlen sind offensichtlich dicht. Umeine möglichst lange Haltbarkeit zugarantieren, werden die Sperrwerkemit Torfmaterial und Vegetation über-deckt und damit luftdicht abgeschlos-sen.

Bis Ende August werden nun die Rich-tung Wallerbach am äußersten Rand

des Hochmoors verlaufenden Gräbenmittels Holzsperren und Erdabdek-kungen abgedichtet und damit dasgrößte Hochmoorregenerationspro-jekt im Land Salzburg zum Abschlussgebracht.

Life-Plattform inSalzburg

Im Juni des heurigen Jahres fand dievom Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Umwelt undWasserwirtschaft initiierte alljährlicheund österreichweite Life-Plattform inSeekirchen, Schloss Seeburg statt.Gastgeber war diesmal Salzburg mitdem Life-Projekt Wengermoor. Beidiesem zweitägigen Forum trafen sichalle Projektverantwortlichen von Life-Projekten in ganz Österreich zu ei-nem Informations- und Meinungs-austausch. Besonders erfreulich war,dass hochrangige Vertreter von der

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Präzisionarbeit mit dem Bagger (alle Fotos: BernhardRiehl).

Tannenholzspundwand im Detail: 50 bis 80 mm starkeNut-Feder-Bohlen mit verschraubten Zangenhölzern.

Längstes Querwerk mit 100 m, Arbeitsplattform aus ge-schlägerten Fichtenstämmen mit Stützfunktion.

Fertiggestelltes Querwerk mit Überdeckung aus Torf undHochmoorvegetation.

Europäischen Kommission an derVeranstaltung teilnahmen, die mit ca.40 Personen gut besucht war. Amzweiten Tag fand eine Exkursion mitBesichtigung der Anstaumaßnahmenstatt, die auf großes Interesse stie-ßen. Derzeit laufen aktuell 27 Life-Projekte in ganz Österreich.

Projektsabschluss

Das Life-Projekt befindet sich nun-mehr in der Zielgeraden – offiziell istdas Projekt im Jänner 2004 zu Ende,alle Maßnahmen müssen bis dahinfertig gestellt sein.

Neben der Fertigstellung der Anstau-maßnahmen im Wengermoor sindnoch die Fräsarbeiten auf den Flä-chen, die zu Streuwiesen umgewan-delt werden, zu Ende zu bringen.

Als Teil der Erfolgskontrolle und Pro-jektdokumentation wird im Herbst2003 noch eine Befliegung des Ge-biets stattfinden.

Im Rahmen des Projekts erfolgt nochein Monitoring betreffend Besucher-lenkung, nach Abschluss des Projek-tes ist in den Folgejahren eine Vo-gel-, Schmetterlings- und Libellen-kartierung, eine Untersuchung des

Fischbestandes sowie eine Vegeta-tionskartierung zur Überprüfung derWirksamkeit der einzelnen Maßnah-men geplant.

Für die Europäische Kommission istein Abschlussbericht zu erstellen, derin einer verkürzten Fassung auch In-teressierten zur Verfügung stehenwird (sog. Laienbericht).

Im Dezember 2003 wird es noch einegroße Abschlussveranstaltung mitPräsentation des Berichtes und einesVideos geben.Mag. Ulrike Seidel, Projektleiterin

DI Bernhard Riehl

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

N A T I O N A L P A R K

TAU – ein neues Abenteuerspielauf CD-Rom

Im Rahmen einer Kooperation zwi-schen dem Nationalpark HoheTauern und der Firma Neue

Medien Interaktiv wurde eine span-nende Idee Wirklichkeit: Anlässlichdes Jahres des Süßwassers 2003 wur-de ein interaktives Computer-Aben-teuerspiel für Kinder ab sieben Jah-ren entwickelt. Thema ist die Suchenach dem verschwundenen Wasser.

TAU: eine bezauberndeMärchengeschichte

Nur der kleine Junge Martin weiß,was zu tun ist: Als der Bach im Dorfversiegt, macht er sich auf in die Ber-ge, um nach dem Ursprung des Was-sers zu suchen. Sein Weg ist lang;und zahlreiche Abenteuer sind zubestehen. Zum Glück ist er nichtallein. Gefährten aus dem Tierreichkönnen ihm helfen: Marder Manni,Frosch Fred, Fledermaus Emilia, Li-belle Sybille, Gämse Walli und derWasserläufer Lao Tsek.

Verpackt in eine bezaubernde Mär-chengeschichte mit realem Natur-bezug lernt Martin verschiedeneWasser- und Lebewelten der alpinenBergregion kennen. Er begegnet zumBeispiel der Klamm, der Feuchtwiese,dem Moor und dem Wald. Über dieAlm wandert er ins Hochgebirge undgelangt schließlich über den Karseezum Gletscher. Dort findet er – wennalles gut verläuft – das Geheimnis desversiegten Gletscherbaches.

Ein interessantesSpielkonzept

Liebevoll gezeichnete und charakte-risierte Spielfiguren bewegen sichdurch eine weiträumige, fast natura-

listische Hochgebirgslandschaft undlösen Aufgaben, die sowohl Ge-schicklichkeit als auch Wissen undLernfähigkeit erfordern. Jeder dar-gestellte Lebensraum ist durch eineanimierte Allegorie personifiziert, dieMartin Auskunft über das Wasser gibt– allerdings immer nur aus ihrer je-weils begrenzten Perspektive.

Auf seinem Weg trifft Martin verschie-dene Tiere, die er bitten kann, ihn zubegleiten. Diese Tiere haben beson-dere Fähigkeiten, die sich währenddes Spiels als hilfreich erweisen wer-den. Lässt Martin eines der Tiere zu-rück, oder stirbt es, weil er sich nichtgenug um dessen Bedürfnisse küm-mert, kann er möglicherweise einigeder ihm gestellten Aufgaben nicht lö-sen. Nur als Gruppe wird es gelingen,alle Hindernisse zu überwinden ...

Damit übt TAU soziales Handeln,lenkt den Blick auf versteckte Details

in der Natur und macht auf die Ver-netzung von Ökosystemen aufmerk-sam. TAU wird ab September imFachhandel und online unter http://shop.hohetauern.at erhältlich sein.

Kurzinfos

Erhältlich ab September 2003Wo?Fachhandel oder Sylvia Kaserer,Nationalparkverwaltung Salzburg:06565-6558-0. Internet: http://shop.hohetauern.atHerausgeber:Salzburger Nationalparkfonds,5741 Neukirchen. Neue MedienInteraktiv, 5020 SalzburgDetailinformationen.Kristina Bauch, Nationalparkverwal-tung Salzburg: 06542-55281-14;Daniela Ellmauer, Neue MedienInteraktiv: 0662-451908

Mag. Kristina Bauch

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Sponsoring im Naturschutz gewinnt auchin Österreich immer größere Bedeutung

Kraft Foods und Milka sponsert Sturmschadenaufarbeitung in derNationalparkgemeinde Muhr

Im Bezirk Lungau wurden durchden Sturm von 14. bis 16. Novem-ber letzten Jahres über 1 Million

Festmeter Holz vom Wind „gewor-fen“. Um den Folgeschäden durchden Borkenkäfer und dem Befall dernoch gesunden Bäume entgegenzu-wirken wurde bereits im Vorjahr mitder Schadholzaufarbeitung begon-nen. Das hat die Nationalparkverwal-tung Hohe Tauern – Salzburg veran-lasst, in der NationalparkgemeindeMuhr im hintersten Murtal die Auf-räumung dieser Schäden mit einemSponsorprojekt zu unterstützen. KraftFoods, der weltweit zweitgrößte Le-bensmittelhersteller mit bekanntenMarken wie Milka, Jacobs, Mirabellund Philadelphia war bereits im Vor-jahr Partner des Nationalparks HoheTauern bei einem Aufforstungsprojektin Hollersbach. Im Sinne einer nach-haltigen Partnerschaft hat Kraft Foodseine finanzielle Unterstützung der be-troffenen Grundeigentümer im Natio-nalpark zugesagt.

Als weltweit agierendes Unterneh-men trägt Kraft Foods Verantwortungin den Gesellschaften, in denen esseine Produkte produziert und ver-marktet. Seit über 15 Jahren unter-stützt das LebensmittelunternehmenProjekte im Rahmen eines Hilfsfondsnamens „Kraft Cares“. Dessen An-liegen ist es, eine bessere und höhe-re Lebensqualität in unserer Gesell-schaft zu erreichen. So unterstützte„Kraft Cares“ im Jahre 2002 unter-schiedliche Hilfsprojekte – als Nah-rungsmittelproduzent vor allem in derHungerbekämpfung – aber auch imNaturschutz in der Höhe von über35 Millionen U$. Ein integraler Be-standteil dieser Bemühungen ist dieKooperation zwischen Kraft Foodsund der Naturschutzdachorganisation„Alp Action“ mit Sitz in Genf. Unterdem Namen „Green Roof for Euro-

pe“ werden Langzeitprojekte unter-stützt, um der Zerstörung der Wäl-der entgegenzuwirken und das öko-logische Gleichgewicht in den Alpennachhaltig in Stand zu halten.

Die Nationalparkverwaltung HoheTauern konnte bereits im Vorjahr einsehr erfolgreiches Wiederauffor-stungsprojekt mit den oben genann-ten Partnern abwickeln. Auf einerWindwurffläche im Hollersbachtal imBereich der Achselalm wurden beieinem Windsturm im September 1997nahezu 20 ha Wald „geworfen“. ImRahmen dieses Projektes wurden30.930 Fichtentopfpflanzen und5.265 Lärchentopfpflanzen von Mit-arbeitern der ÖBf AG im Sommervorigen Jahres eingepflanzt und dasSponsoring bei einem Presseeventam 26. August 2002 abgeschlossen.Dazu waren Vertreter aus Politik undSport vertreten. Der deutsche Welt-klasse-Skispringer Martin Schmitt unddie schweizer Riesentorlaufköniginund Wahlsalzburgerin Sonja Nef wa-

ren die sportlichen Aushängeschilderdieser Aktion, stellten sich in denDienst des Naturschutzes und erfüll-ten die zahlreichen Autogrammwün-sche.

Auf Grund des großartigen Erfolgesund der guten Zusammenarbeit imVorjahr gab es dieses Jahr ein Folge-projekt, das die Sturmschäden desvergangenen Novembers im Lungauzum Thema hatte. Am 24. Juni fanddazu in Muhr eine Sponsorveranstal-tung statt, zu der sich Persönlichkei-ten aus der Politik, der Wirtschaft undSportstars einfanden. Von den Sport-lern waren Sonja Nef, Heimo Pfei-fenberger und der Paraolympics-Teil-nehmer aus Muhr, Reini Sampl da-bei, die auch für die zahlreichen Auto-grammwünsche zur Verfügung stan-den. Die Lehrer der dritten und vier-ten Klassen der Volkschule Muhr bau-ten während des Sommersemestersden Nationalpark, den Wald, denSchaden durch den Borkenkäfer undverwandte Themen in den Unterricht

(Bild: Nationalparkverwaltung)

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

ein. So konnte das dermaßen theo-retisch Erlernte während der Exkur-sion im Rahmen der Veranstaltungbeispielhaft in der Natur vorgeführtwerden. Die Aufsätze und Zeichnun-gen der Schüler und Schülerinnen

zum Thema werden in der weltweiterscheinenden Naturschutzzeitung„Earth Focus – One Planet, one Com-munity“ (Verteiler: über 10.000Schulen weltweit) veröffentlicht wer-den.

Mehr Infos unter:www.hohetauern.atwww.kraftfoods.atwww.cyberalps.com/alpaction/www.bellerive.org

Mag. Gabriel Seitlinger

Österreichs Nationalparkewachsen

Der 1. Mai war ein historischerTag für den NationalparkOberösterreichische Kalkal-

pen: im Rahmen des Nationalpark-Erweiterungsfestes in Molln brachtendie Bundesforste 2.383 ha Fläche inden Nationalpark ein. Auch der Na-tionalpark Hohe Tauern wuchs dankder Bundesforste.

Im Nationalpark OberösterreichischeKalkalpen bringen die Bundesforsteeine Fläche von fast 2.400 ha ein,was eine Vergrößerung um 13% be-deutet. Mit den neuen Bundesforste-Flächen wird der Nationalpark umwichtige Biotoptypen wie den mon-tanen Fichten-Tannen-Buchen-Waldergänzt. Zusätzlich werden nun gan-ze Täler, so beispielsweise der WildeGraben, als in sich geschlossene Le-bensräume einbezogen.

Zum Schutz gefährdeter Tierarten wieetwa des Auerwilds ist diese umfas-sende Lösung optimal. In den Ober-österreichischen Kalkalpen sind dieBundesforste nicht nur als Eigentümervon 84 % der Flächen präsent, son-dern sorgen durch das Know-howihrer Mitarbeiter für nachhaltige Na-turraumbetreuung, Schutz von Wild-tieren, laufende Verbesserung derInfrastruktur und reibungslos funktio-nierendes Besuchermanagement.

Nationalpark HoheTauern

Beträchtlich gewachsen ist auch derNationalpark Hohe Tauern. Allein imSalzburger Anteil des Nationalparkswurden durch die Bundesforste fast21.000 ha bewirtschaftbare Flächen

außer Nutzung gestellt und in denNationalpark eingegliedert. Auch imKärntner Teil kamen zusätzlich 500ha dazu. Die Einbringung in denNationalpark garantiert, dass auf die-sen Flächen kein Eingriff in die Naturvorgenommen wird. Jagd ist in die-sem Bereich verboten, und forstwirt-schaftliche Arbeiten dienen nur öko-logischen Schutz- und Erhaltungs-zwecken.

Damit steigen die Chancen für dieinternationale Anerkennung des Na-tionalparks Hohe Tauern durch dieIUCN, die Internationale Union zumSchutz der Natur und der NatürlichenRessourcen, erheblich. Der National-park bemüht sich schon seit zwei Jah-ren um diese Anerkennung. Die Jagdwar dafür bisher das größte Hinder-nis, das nun durch eine Einigung mitder Jägerschaft überwunden werdenkonnte.

Auch eine Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe wurde eingereicht.Bereits jetzt besteht der flächenmäßiggrößte Vertragsnaturschutz in Öster-reich zwischen dem NationalparkHohe Tauern und den Bundesforsten.

Nationalpark Donauauen

Auch im Nationalpark Donau-Auensind die Bundesforste aktiv. Über dieForstverwaltung Eckartsau beteiligensie sich am Management des Natio-nalparks und erbringen dort Leistun-gen in Sachen Wald- und Wildtier-management, Naturschutz sowieUmwelt- und Naturbildung. Mit4.200 ha betreuen sie rund 45% derGesamtfläche. Besonders hervorzu-

heben ist dabei die Verantwortungder Forstverwaltung in SchlossEckartsau für die Betreuung und In-formation der Nationalpark-Besucher.Das kontinuierlich ausgebaute Infor-mationsangebot stößt auf reges In-teresse, gerade bei Kindern. Mit einGrund, warum im vergangenen Jahrdas Jugendcamp Meierhof nebendem Schloss in Betrieb genommenwurde. Schul- und Jugendgruppenkönnen dort bei mehrtägigen Aufent-halten den Nationalpark und seinetierischen Bewohner genau kennenlernen und Natur pur erleben. Für2003 ist dazu noch der Ausbau derInfostelle geplant.

Diese vielfältigen Leistungen lassenBundesforste-Vorstand Georg Erla-cher zufrieden Bilanz ziehen: „Wirhaben uns in den letzten Jahren be-sonders stark und immer professio-neller für die Erhaltung und Auswei-tung der Nationalparke eingesetzt.Dabei kümmern wir uns nicht nur umdie Ökologie, sondern ganz im Sin-ne der Nachhaltigkeit auch immerum die Menschen.“ So werden jähr-lich hohe Beträge in den Auf- undAusbau von ökologisch verträglichenRoutennetzen für Wandern, Reitenoder Mountainbiking investiert undfür Schulen geführte Wildbeobach-tungen, Bootstouren oder Projekt-wochen organisiert. „Die Besucher-zahlen und das große Interesse anunseren Angeboten bestätigen denWeg der Bundesforste im Natur-schutz. Allein den Nationalpark Do-nauauen nutzen jährlich über eineMillion Menschen für ihre Freizeit-gestaltung“, so Erlacher abschlie-ßend.

ÖBF AG

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Coca Cola Junior Rangerim Nationalpark Hohe Tauern

Am 14. Juli 2003 trafen sich13 Jugendliche aus Kärnten,Tirol und Salzburg sowie drei

weitere aus anderen Bundesländernfür ein zweiwöchiges Ausbildungs-camp zum Coca Cola Junior Ranger.Dieses in Österreich einzigartige Pro-jekt wird von Coca Cola finanziellunterstützt und soll Jugendliche an-sprechen, sich für den Natur- undUmweltschutz zu engagieren.

Die attraktive Kleidung und die All-tagsausrüstung, die die Jugendlichenam ersten Tag überreicht bekamen,waren eine große Motivation für dieAusbildungstage. Herbert Schmuckund Hannes Muhr, beide seit 1987als Nationalpark-Ranger tätig, konn-ten mit ihrem Wissen und Erfahrun-gen das Thema „Natur“ spannendvermitteln. Die einzigartigen Modu-le mit der NP-Werkstatt Klausnerhauszu den unterschiedlichsten Themenlockerte den Unterrichtsstoff etwasauf. Natürlich reicht eine WocheAusbildung bei weitem nicht aus, umden komplexen Aufgabenbereicheines Nationalpark-Rangers abzu-decken. Trotzdem starteten die 16 Ju-gendlichen voll motiviert in die zweiteWoche. Aufgeteilt auf die National-parkregionen Kärnten, Tirol und Salz-burg bekam jeder Jugendliche einen„Vaterranger“ zugeteilt. Nun konn-ten die Junior Ranger den Alltag einesNationalpark-Betreuers kennen ler-nen und natürlich ihr in der erstenWoche erworbenes Wissen teilweiseanwenden. Die Besichtigung vonnaturkundlichen Besonderheiten undder Besuch einer Schutzhütte runde-ten das Programm für die zweiteWoche ab.

Die Abschlussveranstaltung im Fel-bertal, bei der sich alle „Vaterran-ger“ mit ihren Schützlingen noch ein-mal trafen, war für 29.07.2003 an-gesetzt. Bei einem spannendenNaturquiz und einigen Geschicklich-keitsspielen konnten die Jugend-

lichen ihr erworbenes Wissen unterBeweis stellen. Für den kulinarischenHöhepunkt sorgten „Fritz“, der Wirtvom Tauernhaus Spital, und seinTeam.

Ein Zertifikat, welches vom General-direktor der Firma Coca Cola undvom Chef des Salzburger National-parks überreicht wurde, bildete denAbschluss. Die Absolventen dieserzwei Wochen haben die Möglichkeit,in den nächsten Jahren im National-park Hohe Tauern gegen eine kleinefinanzielle Entschädigung mitzuarbei-ten.

Ferdinand Rieder

Erfolgreiche Bilanzder Ferienregion Nationalpark

Hohe Tauern

Die überaus erfreuliche Bilanz desGeschäftsjahres 2002 – das er-

folgreichste Tourismusjahr der Regionseit sieben Jahren – ist ein weitererBeweis dafür, dass es eine richtige Ent-scheidung war, die Ferienregion Na-tionalpark Hohe Tauern zu gründen.Insgesamt bestätigt es unseren Weg,getreu dem Motto „Schützen undNützen“ auch die Säule des Nützensgezielt zu stärken – so kommentier-te Landeshauptmann Dr. FranzSchausberger das Ergebnis der Jah-resbilanz 2002 der FerienregionNationalpark Hohe Tauern.

Die 19 Orte der Ferienregion Natio-nalpark Hohe Tauern erzielten rund4,76 Millionen Nächtigungen. Dasergibt einen Nächtigungszuwachs imVergleich zum Vorjahreszeitraum von4,7 Prozent. Um diese Ergebnissehalten zu können und die Stärken derFerienregion Nationalpark Hohe Tau-ern weiter auszubauen, wurden be-sonders Kooperationen auf betrieb-licher und überbetrieblicher Ebene for-

ciert und neue Angebotsprogrammeentwickelt. Neben der im Aufbaubefindlichen Implementierung deselektronischen Buchungssystems Fe-ratel/Deskline wurde auch der Inter-netauftritt der Ferienregion National-park Hohe Tauern GmbH als eigen-ständiges Portal www.nationalpark.atneu gestaltet.

„Die Kooperation zwischen Touris-mus und Kultur soll in den kommen-den Jahren intensiviert werden“, er-läuterte Geschäftsführer DirektorMag. Christian Wörister eines seinerZiele. Aus diesem Grund unterstütztdie Ferienregion Nationalpark HoheTauern GmbH im Sommer 2003 dasTauriska Musik Festival, das ganzdem Thema „Wasser“ gewidmet ist.Mehr als 100 Konzerte in der Ferien-region Nationalpark Hohe Tauernsowie zahlreiche Aktivitäten im be-nachbarten In- und Ausland sollen fürEinheimische und Gäste gleicher-maßen attraktive Angebote liefern.

LK

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

U M W E L T S E I T E

Altlasten-Sanierungen in der Urstein-Au

In der Urstein-Au werden gleich-zeitig zwei Altlasten saniert, dieaus den 70er und 80er Jahren

stammen. Dabei werden insgesamtmehr als 500.000 Tonnen Müll undSchlamm ausgehoben und abtrans-portiert, teilte Umweltreferent Lan-desrat Dr. Othmar Raus bei seinemBesuch dieser vorbildlichen Umwelt-Großbaustelle mit.

Die Kosten für die Sanierung der ehe-maligen Hausmüll-Deponie belaufensich auf zirka 22 Millionen Euro, da-von werden 14,6 Millionen Euro ausAltlasten-Fördergeldern aufgebracht.Für die MEKA-Schlamm-Deponiewurden Kosten von zirka 31 Millio-nen Euro veranschlagt, von denenwiederum 8,7 Millionen Euro aus derAltlastensanierungs-Förderung desBundes kommen werden. Die Gewer-bepark Urstein GmbH führt die Sa-nierungen im Auftrag für die Gemein-de Puch (Hausmülldeponie) bzw. dieSupersberger Immobilientreuhand &Bauträger GmbH (Klärschlammdepo-nie) durch.

Die Verbringung der ausgehobenenAbfälle erfolgt auf österreichischeDeponien, wobei pro Tag 1.000Tonnen über die Schiene verladenwerden können. Der Abtransport undder Verbleib der Abfälle wird überein ausgeklügeltes Aufzeichnungs-system, das die Kennzeichen derTransportfahrzeuge, die Tonnage undden Bestimmungsort festhält, kontrol-liert.

Die Räumung erfolgt sektorenweiseauf der Basis von Ergebnissen einergenauen Vorerkundung. Bevor dieoffenen Gruben wieder aufgefülltwerden, erfolgt eine genaue Kontrol-le und Dokumentation des Sanie-rungserfolges durch Proben und Ana-lysen.

Nuklearsicherheit aufEuropaebene

Die Frage der nuklearen Sicher-heit ist ein akzeptiertes Thema

innerhalb der Europäischen Union ge-worden. Mit unserer Arbeitsgruppe imEuropäischen Parlament haben wirdie notwendige Basis dafür geschaf-fen – das sagte die österreichische Eu-ropaabgeordnete Dr. Marilies Flem-ming in der ersten parteiübergreifen-den Sitzung der Arbeitsgruppe „Nu-kleare Sicherheit“, die sich mit Sicher-heitsfragen der Kernenergie innerhalbund außerhalb der EU beschäftigt.

Bei einer Podiumsdiskussion im Eu-ropäischen Parlament in Straßburgzum Thema „Atom und Konvent“nahmen auch der steirische ÖVP-Eu-ropaabgeordnete Univ. Prof. Dr.Reinhard Rack sowie Dr. Maria Ber-ger und Prof. Sir Neil MacCormickals EU-Konventsmitglieder teil.

Die Sitzung der Arbeitsgruppe wardem Status des Euratom-Vertrages inder zukünftigen EU-Verfassung ge-widmet. Die österreichischen EU-Abgeordneten im Konvent, Rack undBerger setzten sich dafür ein, zu einerNeuformulierung des aus dem Jahr1957 stammenden Euratom-Vertra-ges zu kommen.

„Es soll Schluss sein mit der Aufgaben-stellung der Förderung neuer Atom-anlagen. Wir brauchen auch klare For-mulierungen bezüglich gemeinsamerSicherheitsnormen von Atomanlagenund einer Forschung zu einem siche-ren Umgang mit den schon vorhande-nen hochgefährlichen atomaren Abfäl-len“, informiert Flemming.

Mag. Andrea StrasserStrasbourg Office

Homepage: www.mep.at

Die heurige sehr trockene Witterungmacht einen sehr raschen Fortschrittder Arbeiten möglich. Im Gegensatzzum Vorjahr, wo weite Teile des Ge-ländes unter Wasser standen, konnteheuer weitgehend im Trockenen ohneWasserhaltung gebaggert werden.

Die Sanierungen wurden heuer imFrühjahr begonnen und es ist geplant,sie im Dezember des heurigen Jah-res abzuschließen.

Während der Sanierungsarbeitenmüssen verschiedene Umweltschutz-Maßnahmen gesetzt werden, ummögliche Belastungen durch Stauboder Geruch, insbesondere aus deralten Hausmülldeponie, zu verhin-dern. Die Hausmülldeponie wird dazuabschnittsweise mit einem speziellen

Verfahren vorbelüftet, sodass ge-ruchsintensive Stoffe abgebaut wer-den. So wird zumindest für die Dauerdes Aushubes und des Transporteseine weitere Zersetzung des Abfallsund die Freisetzung von Deponiegasverhindert. Der Müll wird in abge-deckten Containern transportiert. Dietrockene Witterung macht auch einedauernde Berieselung zur Staubbin-dung auf allen Fahrflächen und denZwischenlagern für Verfüllmaterialnotwendig. Die zentrale Baustraßewurde zudem asphaltiert.

Es wurde eine eigene Gewässer-schutzanlage errichtet, mit welcherbei den Baumaßnahmen anfallendes,möglicherweise schadstoffbelastetesWasser behandelt werden kann.

LK

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Land sorgt für ökologischereEnergienutzung

Fernwärme wird in der Stadt Salz-burg aber auch in anderenRegionen des Landes angebo-

ten. Zumeist wird dabei die Energie-gewinnung auch mit Abwärmenut-zung verbunden. Dies ist ökologi-scher als fast alle Einzelheizungsan-lagen. Deswegen hat Salzburgs Um-welt-Landesrat Dr. Othmar Raus nunzwei Maßnahmen gesetzt. Die An-bindung an die Fernwärme wird inder Wohnbauförderung besondersgefördert. Und: Für die Umstellungvon einer Einzelanlage auf eine Fern-wärmeanlage gibt es Zuschüsse.

Bisher waren beispielsweise Biomas-se-Heizungen bei den Ökopunktender Wohnbauförderung besser be-wertet als das Anschließen an einBiomasse-Fernwärmenetz oder auchFernwärme mit Abwärmenutzung. Sokam es zu Fällen, wo das bestehen-de Fernwärmenetz bis zu den Ein-heiten reichte, trotzdem aber Indivi-dualheizungen eingebaut wurden.Raus hat nun die Ökopunkte neugeregelt, sodass die Fernwärme mitKraft-Wärme-Kopplung höher einge-stuft ist. „Damit werden wir sicher-stellen, dass ökonomischer und öko-logischer Unsinn verhindert wird unddass an das Fernwärmenetz ange-schlossen wird, wo dies möglich ist,“so Raus.

Die zweite Maßnahme betrifft dieFörderung des Wechsels von einerEinzelheizungsanlage zur Fernwär-me. Ein Viertel der Umstellungs-

Heizkraftwerk Salzburg-Mitte: optisch missratener Koloss im Stadtgebiet(Bild: H. Hinterstoisser).

kosten sollen hier vom Land geför-dert werden. Die Förderung wirdauch vom Energielieferanten unter-stützt, der die restlichen 75 Prozentder Finanzierung übernimmt.200.000 Euro hat Umwelt-LandesratDr. Othmar Raus für die Förderungvon Umstellungen reserviert. Vor al-lem die Heizungen von größerenWohnblocks sollen umgestellt wer-den, da hier der ökologische Effektbesonders wirkungsvoll wäre.

„Die Salzburg AG stellt in den näch-sten Jahren ca. 600.000,- Euro Fi-nanzmittel bereit, die sich aus derReduktion des Netzbereitstellungs-entgelts bei Umstellungen von Öl auf

Fernwärme ergeben“, betont Dr.Arno Gasteiger, Vorstandssprecherder Salzburg AG. „Mit diesen Maß-nahmen leisten wir einen wichtigenBeitrag dazu, die Luftqualität in Salz-burg zu verbessern. Auch vor demHintergrund des Klimaschutzes sinddiese Maßnahmen wichtig,“ sagtLandesrat Raus. „Als regionaler Ener-giedienstleister bekennt sich die Salz-burg AG grundsätzlich zum Bau derWärmeschiene Hallein-Salzburg. Inder ersten Ausbaustufe soll die Wär-meschiene bis Ursteinau errichtetwerden. Dieses Projekt entsprichtganz dem Energieleitbild des LandesSalzburg“, ergänzt Gasteiger.

Stefan Wally

Vorsicht mit gefährlichen Chemikalien!

Ein insgesamt gutes Zeugnis stel-len Salzburgs Chemikalien-inspektorInnen den heimischen

Betrieben und Importeuren aus. Diebei uns in Umlauf gebrachten Pro-dukte, die bedenkliche Chemikalienbeinhalten, sind in aller Regel richtig

gekennzeichnet. Trotzdem gab esauch heuer wieder etliche Fälle, woauf gefährliche Inhaltsstoffe nicht ge-nügend hingewiesen oder andereMängel gefunden wurden: Bei Insek-tenvernichtungs- und Desinfektions-mitteln fehlten Kennzeichnungen,

bei Kälteanlagen wurden Leckagenfestgestellt.

Drastische Zahlen von Unfällen zei-gen, wie wichtig ein sicherer Umgangmit Chemikalien ist. Bei der gesamt-österreichischen Vergiftungsinforma-

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

tionszentrale gehen jährlich ca. 6000Anrufe ein, bei denen die Vergif-tungsursache chemische Stoffe sind.Die meistens Betroffenen sind Kinderbis zum 5. Lebensjahr.

Im Jahr 2002 wurden in 67 Betrieben150 Produkte geprüft. Dabei werdenjedes Jahr in Abstimmung mit demBund sowie den Ländern Schwer-punkte gesetzt. Heuer waren diesInsektenvernichtungs- und Desinfek-tionsmittel, Lampenöle sowie Kälte-anlagen. Nach den gesetzlichen Be-stimmungen müssen bei bestimmtenInhaltsstoffen diese Produkte genaugekennzeichnet sein. Diese Kenn-zeichnung ist wichtig, damit der Kon-sument weiß, wie er mit dem Pro-dukt umzugehen hat.

Insgesamt stellten Salzburgs Chemi-kalieninspektoren fest, dass das Be-wusstsein bei Herstellern und Impor-teuren immer besser wird. Trotzdemgab es auch wieder Fälle, wo die In-spektoren zu drastischen Maßnah-men greifen mussten. Auf Verstößegegen das Chemikaliengesetz stehenStrafen von mindestens 360 bis zu29.100 Euro im Wiederholungsfall.

UngekennzeichnetesInsektizid

Im vergangenen Jahr wurde schwer-punktmäßig die Gruppe der Des-infektionsmittel und der Insektizidekontrolliert. Hierbei wurden Überprü-fungen bei Herstellern, Importeuren,Vertreibern und auch im Handeldurchgeführt. Es wurden Verstößegegen die Einstufungs-, Kennzeich-nungsbestimmungen sowie gegen dieWerbebestimmungen festgestellt.

Die meisten Verstöße wurden hin-sichtlich der seit kurzem verpflichten-den Einstufung und Kennzeichnungals umweltgefährlich (oranges Gefah-rensymbol mit einem toten Fisch undeinem abgestorbenen Baum) festge-stellt. Die oben angeführte Werbe-bestimmung besagt, dass biozide Pro-dukte nur dann beworben werdendürfen, wenn der Satz „Biozide si-cher verwenden. Vor Gebrauch stets

Kennzeichnung und Produktinforma-tion lesen“, angeführt wird. Es wur-den deswegen auch Werbeprospek-te, die an Haushalte versendet wur-den, beanstandet. Holzschutzmittelwerden ohne den entsprechendenWarnhinweis beworben.

Leckagen in Kälteanlagengefunden

Fluorchlorkohlenwasserstoffe schädi-gen die Ozonschicht und wurdendeshalb durch eine Verordnung ver-boten bzw. die Verwendung einge-schränkt. Diesbezüglich wurde imJahr 2002 europaweit ein Überprü-fungsschwerpunkt durchgeführt. Inallen Mitgliedsstaaten wurden Kälte-anlagen in Betrieben überprüft. InÖsterreich wurden vor allem Service-firmen für Kälteanlagen, industrielleKälteanlagenbetreiber und Super-marktketten überprüft.

Ergebnis der Überprüfung war, dasszwar keine verbotenen Kältemittelmehr in Neuanlagen eingesetzt wer-den, jedoch aufgrund von Leckagenbei alten Anlagen bis zu einem Drit-tel des Kältemittels (kann bei größe-ren Anlagen einige hundert Kilo aus-machen) entweicht. Da das Nachfül-len mit HFCKW in alte Anlagen nochbis 2014 erlaubt ist, können hier nochgrößere Mengen an HFCKW in dieAtmosphäre gelangen. Hier ist ausSicht des Umweltschutzes unbedingtein früherer Ausstiegstermin zu for-dern.

Lampenöle verpackt wieOlivenöl

Auch im letzten Jahr wurden wieder,wie in den Jahren zuvor, in der Vor-weihnachtszeit Lampenöle kontrol-liert. Lampenöle stellen nämlich einehäufige Ursache von Vergiftungendar. Laut Giftinformationszentralewaren in den vergangenen Jahrenbesonders Kleinkinder betroffen. Seit1994 wurden in Österreich der Gift-informationszentrale 32 Fälle gemel-det, bei denen Lampenöl die Vergif-tungsursache darstellte. Von diesen

32 Fällen betreffen 30 die Alters-gruppe 0 bis 7, einer die Altersgrup-pe 7 bis 14 und nur einer die Gruppeder Erwachsenen. In Deutschlandwurden von 1990 bis 1997 insgesamt162 Vergiftungsfälle bekannt, davon3 Todesfälle, 24 schwere Kompli-kationen mit sechs Spätschäden und72 chemische Pneumonien (Lungen-entzündungen).

Bei diesen Lampenölen handelt essich zumeist um dünnflüssige, hoch-gereinigte Petroleumfraktionen, diezusätzlich mit Duft- oder Farbstoffenversetzt sein können. Im Gegensatzzum normalen Petroleum fehlt derunangenehme Geruch und Ge-schmack, eine abschreckende Wir-kung ist somit nicht gegeben. DieDuft- bzw. Farbstoffe haben aufKleinkinder eine eher anziehendeWirkung. Meist sind diese Öllampenfür Kleinkinder leicht zugänglich, dasie sich zum Zwecke der Dekorationin Wohnräumen befinden. Die unbe-absichtigte Einnahme von Duftpetro-leum stellt vor allem bei Kleinkinderneine zunehmende Gefahr dar. Bereitsgeringe Mengen und sogar das Sau-gen am Docht können zu schwerengesundheitlichen Schäden führen, esist sogar mit Spätfolgen zu rechnen.Um die Gefahr der Vergiftungen hint-anzuhalten, dürfen gesundheits-schädliche Lampenöle nur mehr ohneFarbstoffe und nur ohne Duftstoffe inVerkehr gesetzt werden. Weitersmüssen gemäß Chemikalienverord-nung die Verkaufsverpackungen miteinem kindersicheren Verschluss ver-sehen sein.

Brennpasten

In einem weiteren Fall wurdenBrennpasten, die mehr als 90% Me-thanol enthielten, entdeckt. Metha-nol ist giftig, verursacht Gehirnschä-den, Erblindung und durch die oraleAufnahme einer bloß geringen Men-ge kann eine tödliche Wirkung aus-gelöst werden. Daher wurde eineumfangreiche Rückholaktion gestar-tet. Von der betroffenen Firma wur-de der Beweis geführt, dass alle Rest-bestände aus den Regalen der Ver-

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kaufsmärkte genommen wurden.Insgesamt wurden 4780 Dosen á220 g und 1351 Kübel á 4 kg vomMarkt zurückgeholt. Die Gebindewurden gemeinsam mit den nochauf Lager befindlichen Gebinden, ins-gesamt eine Menge von 9,40 t Ma-terial, entsorgt.

Restriktive Handhabungvon Giftbezug

Gifte nur dort, wo es unbedingt not-wendig ist und nur in fachkundigeHände. Bei Anträgen für eine Gift-bezugsbewilligung wird von denChemikalieninspektorInnen in Zu-sammenarbeit mit der zuständigenBezirksverwaltungbehörde geprüft,ob die Gifte für den angegebenenVerwendungszweck unbedingt erfor-derlich sind und ob es nicht z.B. un-giftige Alternativen gibt.

Es wird daher bereits im Vorfeld dafürgesorgt, dass nicht unnötig Gifte inUmlauf gebracht werden. Personen,die eine Giftbezugsbewilligung bean-tragen, müssen fachkundig sein, dassheißt sie müssen eine entsprechende

Ausbildung z.B. ein Chemiestudiumoder einen Sachkundekurs nachwei-sen. Weiters ist die Absolvierung einesErsten-Hilfe-Kurses Pflicht.

Biozid-Produkte

Seit Oktober 2000 ist das Biozid-Pro-dukte-Gesetz in Kraft. Biozidproduk-te sind chemische oder biologischeWirkstoffe oder Produkte zur Ab-schreckung oder Zerstörung schäd-licher Organismen, wie zum BeispielInsektenvernichtungsmittel, Holz-schutzmittel, Rattenvernichtungsmit-tel, Schimmelentferner sowie des-infizierende Reiniger. Ziel des Geset-zes ist es ein Zulassungs- und Regi-strierungsverfahren sowie ein Melde-verfahren für Biozid-Produkte ähnlichdem System der Pflanzenschutzmit-tel zu etablieren. Es sollen zukünftigalle Biozidprodukte mit einer eindeu-tigen Registrierungsnummer ver-sehen werden. Es dürfen sich nur ge-prüfte und registrierte Produkte amMarkt befinden. Das Gesetz beinhal-tet neben dem Meldeverfahren auchspezielle Kennzeichnungsbestimmun-gen, Bestimmungen für Verpackun-

gen, für Sicherheitsdatenblätter undauch für die Werbung. Teilweisewerden die Bestimmungen erst 2004rechtskräftig.

Durch eine umfassende Kennzeich-nung der Produkte sollte der Konsu-ment erkennen können, welcheWirkstoffe in welchen Konzentratio-nen enthalten sind und welche Ge-fahren davon ausgehen. In den mei-sten Insektenvernichtungsmittelnsind sehr wohl giftige Wirkstoffe wiezum Beispiel die Gruppe der so ge-nannten Pyrethroide enthalten.

Diese Nervengifte sind grundsätzlichin konzentrierter Form auch für denMenschen giftig. Insektenvernich-tungsmittel beinhalten Pyrethroidejedoch nur in sehr geringen Konzen-trationen, sodass die Produkte beirichtiger und kurzfristiger Anwendungfür den Menschen nicht gesundheits-schädigend sind. Gerade aus diesemGrund aber ist es wichtig, dass derKonsument mit Hilfe der entsprechen-den Kennzeichnung die Produkterichtig an- und verwenden kann.

Ing. M. ParhammerAbt. 16

Ökologische Betriebsberatung wirdweitergeführt

Nach einer kurzen Übergangs-zeit wird die ÖkologischeBetriebsberatung am 1. Ok-

tober 2003 ihre Arbeit wieder auf-nehmen. Die Vereinbarung zwischenLand und Wirtschaftskammer überdie Weiterführung wurde am 21. Juli2003 von Umweltlandesrat Dr. Oth-mar Raus, WK-Vizepräsident Komm.-Rat Julius Schmalz und WK-DirektorDr. Wolfgang Gmachl unterzeichnet.

Die Ökologische Betriebsberatungwar am 1. Jänner 1992 durch einegemeinsame Initiative von Land undWirtschaftskammer Salzburg alsUmweltberatungsstelle für SalzburgerBetriebe ins Leben gerufen worden.Bis Ende 2002 wurden pro Jahr mehr

als 400 Unternehmen unter anderemzu Luftreinhaltung, Abfallwirtschaft,Verpackungsverordnung, Umgangmit Chemikalien oder Wasserreinhal-tung beraten. Neben verbessertemUmweltschutz wurden in vielen Fäl-len als Folge der Beratungen - vorallem im Energie- und im Abfall-bereich - auch deutliche Kosten-reduktionen erzielt.

Im Herbst vergangenen Jahres be-schloss der Salzburger Landtag ein-stimmig, diese erfolgreiche Einrich-tung weiterzuführen. „Wir freuenuns, dass damit den Betrieben wie-der eine fundierte Beratungsmöglich-keit für die vielfältigen Umweltthe-men zur Verfügung steht“, stellten

Landesrat Raus und WK-Vizepräsi-dent Schmalz anlässlich der Verein-barungsunterzeichnung fest. „Diegroße Zahl an Beratungen - insge-samt bisher mehr als 4.000 - belegteindrucksvoll, dass Salzburgs Unter-nehmer ihre Verantwortung gegen-über der Umwelt sehr ernst neh-men“, ist WK-Direktor WolfgangGmachl überzeugt. „Und die hoheUmweltqualität in Salzburg ist einStandortvorteil, der künftig immerwichtiger werden wird.“

Das Büro der Ökologischen Betriebs-beratung wird im „Informationszen-trum der Wirtschaft“ in der Salzbur-ger Faberstraße 18 untergebracht.

Martin Beck

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T A G U N G S B E R I C H T E

Die Sieger stehen fest!

Hochrangige Vertreter aus Po-litik, Wirtschaft und Naturschutz feierten beim Was-

serleben.fest die besten Aktionenzum Schutz von Österreichs Wasser-lebensräumen.

„Das Ergebnis des Wasserleben-Wettbewerbs übertraf alle Erwartun-gen,“ freut sich Bundesminister JosefPröll über die rege Beteiligung amSchutz der Feuchtgebiete.

Naturschutzbund-Präsident Prof.Eberhard Stüber sieht das ähnlich:„Feuchtgebietsschutz liegt den Men-schen einfach am Herzen - genaudeswegen war der Wasserleben-Wettbewerb so ein großer Erfolg.“Auch die ÖBf haben einen wesent-lichen Beitrag zum Wettbewerbgeleistet. Vorstandsdirektor Georg Er-lacher freut sich über „25 Wasser-leben-Schutzprojekte, die von denBundesforsten beim Wettbewerb ein-gebracht wurden.“

Die Sieger

Zwei Kategorien wurden ausge-schrieben - letztlich 15 Sieger gekürt.Preise erhalten jeweils die besten Pro-jekte in der Kategorie A: Angewand-ter Arten- und Biotopschutz sowie B:Kreativität und Bewusstseinsbildung.

Und das sind die Sieger:die Hauptschule Uttendorf und dieVolksschule Gallizien als besteSchulendie önj Haslach und die Naturefactory gemeinsam mit dem Na-turschutzbund Oberösterreich alsbeste Organisationender ÖBf Forstbetrieb Gusswerk unddas Naturhistorische MuseumWien als Sieger der Kategorie„Sonstige Einreicher“

und der Wasserverband Wallerseeals Gewinner des Preises für dasbeste Kooperationsprojekt

Außerdem wird in jedem Bundeslandeine Wasserleben-Gemeinde gekürt:

in Vorarlberg die Stadt Feldkirch(Wasserleben-Gemeinde Öster-reichs)im Burgenland die Marktgemein-de Horitschonin Kärnten die Stadt Villachin Niederösterreich die Marktge-meinde Stetteldorfin Oberösterreich die GemeindeKirchheim im Innkreisin Salzburg die Stadt Saalfeldenin der Steiermark die Marktge-meinde Langenwangund in Tirol die Stadt Landeck

Das Event

Dank großzügiger Unterstützungdurch Politik und Wirtschaft kann derNaturschutzbund die Gewinner mitlukrativen Preisen auszeichnen. DieSalzburger Sparkasse, Stiegl, Gastei-ner, Sommerauer & Lindner, die

Großglockner Hochalpenstraßen AGsowie BWT haben jeweils 1000 Euroan Preisgeld zur Verfügung gestellt.Die Schecks werden beim Wasser-leben.fest von hochrangigen Vertre-tern der Sponsoren überreicht.

Für die beiden erfolgreichen Schulenhat das BMLFUW Gutscheine fürNationalparktage gespendet. Mini-ster Pröll wird den Siegern persönlichDank und Anerkennung für ihre Be-mühungen im Feuchtgebietsschutzaussprechen.

Sie alle - Preisträger, Sponsoren, Politi-ker, Vertreter aus der Wirtschaft undden Bundesländern - machten dasWasserleben.fest zu einem einzigar-tigen Event. „Fast 300 Gäste, Men-schen mit unterschiedlichstem Zugangzum Feuchtgebietsschutz! Ein sensa-tioneller Besuch - wie ich ihn bei ver-gleichbaren Veranstaltungen noch niegesehen habe,“ schwärmt Natur-schutzbund-Geschäftsführerin BirgitMair-Markart vom Wasserleben.fest.

Dominik BittendorferPressereferent Naturschutzbund

Österreich

Gruppenbild der Sieger mit LR Sepp Eisl (links außen) (Bild: ÖNB).

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4. PaneuropäischeForstministerkonferenz „Living Forest

Summit“

Nach Straßburg (1990), Helsinki(1993) und Lissabon (1998)fand die nunmehr 4. Pan-

europäische Forstministerkonferenzvom 27. bis 30. April 2003 in Wienstatt.

Repräsentanten aus 44 europäischenStaaten, darunter 30 Minister sowieVertreter der Europäischen Union mitEU-Agrarkommissär DI Dr. FranzFischler an der Spitze und Vertretervon NGOs sowie internationalen Or-ganisationen berieten in eingehen-den Diskussionen über die von denvorangegangenen Expert Levels vor-bereiteten Beschlusspapiere zur Wie-ner Konferenz.

Mit der am 29. April in den Redou-tensälen der Wiener Hofburg unter-zeichneten Wiener Deklaration ver-pflichten sich die Staaten zu einernachhaltigen Waldbewirtschaftungunter Beachtung ökonomischer wieökologischer Ansprüche, wobei sichder Schutz der Wälder und der siebestimmenden Biodiversität sowieEigentumsansprüche und Wirtschaft-lichkeit nicht widersprechen, sondernergänzen sollten. Als dritte Säule derNachhaltigkeit wird die soziokultu-relle Dimension verankert, welcheunter anderem der Wahrung lokalerund regionaler Wertigkeiten und tra-dierter Kenntnisse dienen soll. Waldwird als landschaftsbestimmenderFaktor anerkannt, ebenso die bedeu-tende Funktion von Holz zur CO2-Bindung im Sinne des Klimaschutzes.

Die Konferenz stand unter alternie-render Leitung des österreichischenBundesministers für Land- und Forst-wirtschaft, DI Josef Pröll und des pol-nischen Umwelt- und ForstministersCzeslaw Sleziak. Die hervorragendeOrganisation der Tagung wurde inbewährter Weise von der Liaison UnitWien unter der Leitung von DI Dr.Peter Mayer abgewickelt.

Agrarkommissar Franz Fischler beider Auftaktveranstaltung zur 4. Pan-europäischen Forstministerkonferenzim Wiener Museumsquartier (Bild:H. Hinterstoisser).

Bedeutung des Waldesfür biologische und

Artenvielfalt

26,7% Europas sind von Wald be-deckt. Die Bandbreite reicht dabeivon knapp 1% in Malta oder Islandbis 66% in Finnland. Österreich liegtmit rund 47% deutlich über dem eu-ropäischen Schnitt. 78 Holzgewäch-se fallen in Österreich in die Katego-

rie seltener Baumarten, 3% des hei-mischen Waldes gelten nach Grab-herrs Hemerobiestudie als natürlich,22% als naturnah – immerhin 7% als„künstlich“ und 27% als stark ver-ändert. Rund 50% der Fläche öster-reichischer „Natura 2000“-Gebietewird von Wald bedeckt. 17 EU-Le-bensraumtypen gehören der Gruppeder Wälder an.

Auftaktveranstaltungim Wiener

Museumsquartier

Agrarkommissar Dr. Franz Fischlerunterstrich in seinen Grußworten dieBedeutung des Waldes in der Euro-päischen Union. Wald sei sowohl einentscheidender Wirtschaftsfaktor alsauch von essenzieller Bedeutung zurErhaltung der Biodiversität.

Auf die Multifunktionalität des Wal-des wies Bundesminister DI Josef Pröllin seinen Eröffnungsworten hin. DieFunktion als Lebens- und Wirtschafts-raum, der Schutz vor Naturgefahrenund die Sicherung von Wasserressour-cen gehören zu den unverzichtbarenLeistungen des Waldes.

Im Anschluss an die Eröffnungs-ansprachen wurde jeder nationalenDelegation und dem EU-Kommissarsymbolisch ein lebender Baum über-geben. Diese Bäume werden in wei-terer Folge in einer Wohnhausanla-ge in Wien als „Europawald“ ge-pflanzt werden.

Im Vorfeld der Tagung fand eine Pro-testkundgebung von Greenpeaceinternational statt, welche auf dienach ihrer Ansicht ungenügendenVereinbarungen zum Schutz vonWäldern hinwiesen. Insbesonderswurde kritisiert, dass die letzten nochvorhandenen größeren Urwaldkom-plexe Europas in Skandinavien und

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Unterzeichnung der Wiener Deklaration (von rechts): Polens Forst- undUmweltminister Sleziak, Österreichs Bundesminister Dipl.-Ing. Josef Pröll,Dipl.-Ing. Dr. Peter Maier (Liaison Unit), Mag. Stephan Pernkopf (Bild: H.Hinterstoisser).

Russland zunehmend durch Nut-zungseingriffe zerstört würden.

Ministerkonferenz;Redoutensäle der Wiener

Hofburg

Nach informellen Vorgesprächen aufBeamtenebene am 27. 4. fand dieeigentliche Forstministerkonferenz ab28.4.2003 in den Redoutensälen derWiener Hofburg statt. Hiebei hattenin den Forstministerprozess einge-bundene NGOs sowie jeder beteilig-te Nationalstaat die Gelegenheit zueinem Statement. Der Beitrag desWaldes zur Existenzsicherung imländlichen Bereich ist unbestritten.Weniger im Bewusstsein verankertist seine Bedeutung für die Arbeits-plätze in der breit gefächerten Holzverarbeitenden und Papierindustrie.Die gerne kolportierte Ansicht,„nachhaltige“ Waldbewirtschaftungsei alleine ausreichend für alle Wald-funktionen, ist jedoch ein fataler Irr-tum. Urwälder und Naturwaldreser-vate vertragen keine Bewirtschaf-tung, auch keine vorgeblich „nach-haltige“. Andererseits ist bloße„Außernutzungstellung“ nicht immerdas adäquate Mittel, Biodiversitätdauerhaft zu sichern – eine differen-

zierte Betrachtungsweise ist hier mehrals nötig und das gezielte waldbau-liche Handeln best qualifizierten Forst-personals gefordert.

Zusammengefasst ergibt sich folgen-des Ergebnis:

Unbestritten istdie Bedeutung der

Wälder für

die Biodiversität (Lebensraum fürseltene, oftmals bedrohte Pflanzenund Tiere)die Forst- und Holzwirtschaft: etwa9 Millionen Menschen in Europafinden Arbeit in der Waldbewirt-schaftung, der Säge-, Holz- undPapierindustrie sowie angeschlos-senen Branchendie sozioökonomische Funktion zurErhaltung des ländlichen Raumes(wirtschaftliche Absicherung beruf-licher Existenz, Aufrechterhaltungvon Infrastrukturen, Bewahrunghistorischen Wissens und traditio-neller Fertigkeiten)die Wasservorsorge (Wasserspei-cher und Wasserfilter)den Schutz von Boden, Siedlungenund Infrastrukturen gegen Erosionund Naturgefahren

die Erholung und den Fremdenver-kehr (Schönheit der Landschaftwird vom Wald wesentlich mit-bestimmt, Wälder sind wichtige Er-holungsgebiete für Freizeit, Sportund psychische Entspannung)die Qualität und Ästhetik derLandschaft: Wald verleiht Regio-nen charakteristisches Gepräge, erschafft Heimatgefühl und regio-nale Identität

Probleme in einzelnenRegionen (geographisch)bzw. Bereichen (sachlich)

Mangelnde Waldausstattung (z.B.in Island, Irland, verschiedenemediterrane Regionen)Waldverluste durch Ausbreitungvon Wüsten (Spanien)Voranschreiten von Waldschädeninfolge von Schadstoffeinträgen(z.B. nukleare Verseuchung inWeißrussland als Spätfolge desReaktorunfalles von Tschernobyl,Ozon-Problematik in Mitteleuropa)

· Unklare Besitzstruktur und man-gelnde Verantwortung für denWald (vor allem frühere kommu-nistische Länder)Probleme unsachgerechter Wald-bewirtschaftung nach Restitution(rund drei Millionen „neue“ Wald-besitzer in Osteuropa; offenbar teilserhebliche Qualifikationsmängel)Exploitative Übernutzung und ille-gale Schlägerungen (vor allem ost-europäische Staaten und einigeBalkanländer)Waldbrände und Bodenspekula-tion (Mittelmeerländer)Biodiversitätsverluste in Folge reinökonomisch orientierter Waldnut-zung und Wiederaufforstung (lt.IUCN sind nur 3,7% der europäi-schen Länder ausreichend ge-schützt; insbesonders sind einzel-ne Waldtypen vom Verschwindenbedroht)Verschwinden von Urwaldresten(Nordeuropa) durch großflächigeNutzungenBewirtschaftungsaufgabe in Folgemangelnder Ertragslage und nach-folgende Entvölkerung (z.B. Teiledes Südalpenraumes)

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Auenlandschaft im Nationalpark Donau-Auen südlich von Wien, Exkursi-onsziel der Forstministerkonferenz (Bild: H. Hinterstoisser).

Erhöhter Siedlungs- und Erschlie-ßungsdruck, beispielsweise für tou-ristische Infrastrukturen (Teile desNord- und Ostalpenraumes)

Problemeinstrumenteller Art

Einheitliche Walddefinition (Schwie-rigkeiten bei der europaweiten Ver-gleichbarkeit von statistischen Aus-sagen ...)Vergleichbarkeit von Erhebungenund Inventuren (unterschiedlichewissenschaftliche Methodik ...)Unterschiedliche und unübersicht-liche ZertifizierungssystemeFehlen einheitlicher und fundier-ter Schwellenwerte für den Bedro-hungsgrad von Organismen bzw.WaldhabitatenUnterschiedliche Rechtssystemeund OrganisationsstrukturTeilweise mangelhafte Effizienzvon ordnungspolitischen Maßnah-menHäufig mangelhafte Kommunika-tion zwischen Waldakteuren

Lösungsansätze

Europaweit gemeinsame Anstren-gungen für akkordierte Vorgangs-weise in verschiedensten Berei-chen, Verstärkung der Zusammen-arbeit zwischen MCPFE undPEBLDS (Umweltministerprozessfür Europa)Europaweit abgestimmte Indikato-ren für nachhaltige Waldbewirt-schaftungVerstärkte Beachtung des Waldesals klimarelevanter Kohlenstoff-speicherWeiterentwicklung des Waldes alsArbeitsplatz und Einkommens-quelle sowie zur Sicherung länd-licher Gebiete; Achtung des Eigen-tums am WaldAdaptive Schutzbestimmungen zurIntegration von Naturschutzzielenin die Waldbewirtschaftung im Sin-ne ökologischer NachhaltigkeitAusweisung einer ausreichendenZahl und Größe von strikten Wald-schutzgebieten (hiezu wurde ein

europaweites “Klassifizierungs-schema für Waldschutzgebietegemäß MCPFE“ erarbeitet).Verhinderung des Handels mit ille-gal erworbenen WaldproduktenGrundsätzlicher Einsatz von best-qualifiziertem Personal bei der Be-urteilung, Verwaltung und Bewirt-schaftung von Wäldern; Begrün-dung einer effizienten Forstorga-nisation in allen europäischenStaatenSektorübergreifende Lösungsan-sätze unter Einbindung aller Inter-essensgruppen, z.B. in ökonomi-schem, ökologischem und gesell-schaftlichem KontextWaldbewirtschaftung im Sinneeines Ökosystem-Managementsauf wissenschaftlich fundierterGrundlageBewusstseinsbildung in der Er-kenntnis, dass eine vernünftigeNutzung von Holz als Beitrag zurWalderhaltung, aber auch zur Be-wältigung von Klimaproblemen(vgl.: Kyoto-Ziele) angesehen wer-den kannBeachtung ökologischer Kriterienbei Aufforstungsprogrammen ausGründen des Schutzes der Bio-diversität wie auch der Minderungdes ProduktionsrisikosFörderung der Wissenschaft zurOptimierung von Schutzmechanis-men für die Biodiversität, Verbes-

serung der technischen Vorausset-zungen für eine naturschonendeWaldnutzung, der Logistik undwaldbezogenen Öffentlichkeits-arbeitEuropaweit, tunlichst weltweit,Verankerung des Prinzips einerumfassenden Nachhaltigkeit in derForstwirtschaft, wobei es durchausdivergierende Ansichten darübergibt, inwieweit nachhaltige Wald-wirtschaft allein schon ausreichendist, einen möglichst weit reichen-den Biodiversitätsschutz sicherzu-stellenEntwicklung nationaler Waldpro-gramme auf Basis eines breitengesellschaftlichen Konsenses.

Abschlussder Konferenz

Nach Unterzeichnung der Dokumen-te durch die anwesenden Forstmini-ster bzw. die hiezu autorisierten Dele-gationsleiter rief der polnische Forst-minister Sleziak in seinen Schlusswor-ten dazu auf, Waldbewirtschaftungnicht nur im Zeichen der Förderungdes ländlichen Raumes und der wirt-schaftlichen Existenzsicherung zusehen, sondern als Managementkomplexer Lebensräume. Forstwirt-schaft ist eine Investition in die Zu-kunft, die nicht große Gewinne, son-

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Birkenwald am Rand ausgedehnter Niedermoore im bayerischen Alpenvor-land (Bild: K. Zwittlinger).

dern die Erhöhung der Lebensquali-tät für künftige Generationen sicher-stellen müsse. Der Holzmarkt alleinsei dafür nicht die einzige Betrach-tungsebene, es könne dies nur durcheine intersektorale Zusammenarbeitgelingen.

Herr Bundesminister DI Pröll wiesabschließend auf die vielfältigen Auf-gaben des Waldes hin, die mit Hilfetragfähiger Partnerschaften aufrechterhalten werden müssten. Den An-forderungen der Zeit entsprechend,müsse im europäischen Gleichklangdie Nachhaltigkeit der Waldbewirt-schaftung sichergestellt werden. Dieengen Beziehungen von Forst- undUmweltpolitik seien verstärkt zu be-achten. Ein breiter gesellschaftlicherKonsens, wie er auf den Vorgabender Forstministerkonferenz basierendbeispielsweise mit dem Österreichi-schen Walddialog und der Entwick-lung eines Österreichischen Waldpro-grammes eingeleitet worden ist, seianzustreben.

Bei Betrachtung der Wiener Dekla-ration und ihrer Begleitpapiere kannfestgestellt werden, dass trotz einerzunehmenden Betonung wirtschaft-licher und sozialer Aspekte wesentli-che Anliegen der Biodiversitäts- undLandschaftserhaltung Eingang in dieTexte gefunden haben. Ein integra-

tiver Ansatz zur Problembewältigungmit Sektor übergreifender Koopera-tion erscheint auch in Zeiten zuneh-mender Vernetzung und Globalisie-rung durchaus zielführend, um allseitsakzeptierte Ergebnisse zu erarbeiten.

Für die Ermöglichung, wichtige Län-deranliegen des Natur- und Land-schaftsschutzes stets in die Beratun-gen einbringen zu können, ist derForstsektion des BMLFUW zu dan-ken.

Die sechs in Wien unterzeichnetenDokumente sind richtungsweisend fürdie künftige Waldpolitik und damitauch für den Naturschutz in hohemMaße relevant, sind doch beispiels-weise 50 % der Fläche von Natura2000-Gebieten in Österreich Wald.

Zusammenfassung der„Wiener Deklaration“

Die Wiener Deklaration „Europäi-scher Wald – gemeinsamer Nutzen,geteilte Verantwortung“ betont dieNotwendigkeit partnerschaftlicherKooperation zwischen dem Forstsek-tor und anderen Sektoren, um denvielfältigen Nutzen des Waldes für dieGesellschaft zu gewährleisten. Gleich-zeitig wird hervorgehoben, dass dereuropäische Forstministerprozess als

europäischer Beitrag zur Lösung glo-baler Probleme im Sinne nachhalti-ger Entwicklung anzusehen ist.

Ergänzend zur „Wiener Deklaration“sind die fünf ebenfalls beschlossenen„Wiener Resolutionen“ zu sehen. DieWiener Resolution 1 befasst sich mitder Verbesserung von Synergien beider nachhaltigen Forstbewirtschaf-tung in Europa durch Sektor übergrei-fende Zusammenarbeit und die Ent-wicklung nationaler Forstprogrammeunter Beteiligung der breiten Öffent-lichkeit.

Die Wiener Resolution 2 ist der Ver-besserung der ökonomischen Bedin-gungen für nachhaltige Forstwirt-schaft in Europa gewidmet. Hier wer-den beispielsweise auch Verpflichtun-gen zur Einführung und Einhaltungforstrechtlicher Regelwerke und zurUnterbindung illegale Schlägerungensowie eine verbesserte Förderung derwissenschaftlichen Forschung festge-legt. Die Wiener Resolution 3 befasstsich mit der Erhaltung und Verbesse-rung sozialer und kultureller Dimen-sionen einer nachhaltigen Forstwirt-schaft in Europa.

Die Wiener Resolution 4 hat die Er-haltung und Verbesserung der Bio-diversität in den Wäldern Europas zumInhalt. Hier sind u. a. auch expliziteBezüge zur Konvention über die bio-logische Vielfalt (CBD) eingearbeitet.Als eigener Annex sind hier auch dieDefinitionen für geschützte Waldge-biete, wie sie im Rahmen der ExpertLevel Meetings ausgearbeitet wurdenund dem vom Umweltbundesamt inKooperation mit den Bundesländerndurchgeführten Pilotprojekt „Wälderin geschützten Gebieten“ zu Grundeliegen, eingearbeitet.

Die Wiener Resolution 5 befasst sichmit den Zusammenhängen zwischenKlimawandel und nachhaltiger Forst-wirtschaft. Sie enthält demgemäßumweltrelevante Aspekte und unter-streicht die Querbeziehungen zur in-ternationalen KlimaschutzkonventionUNFCCC.

DI Hermann Hinterstoisser(Gemeinsamer Ländervertreter)

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„Altes Wissen“ für nachhaltige Zukunft

Das „Know-how“ für die Zu-kunft hat Wurzeln und werzukunftsweisend sein und

eine kreative Handlungsanleitung fürdas 21. Jahrhundert (Agenda 21) ha-ben will, der sollte das ungeschrie-bene Erfahrungswissen einer Regionvorurteilsfrei überprüfen und das Be-ste davon in seine Überlegungen ein-beziehen. Informationsquellen dieserArt können nicht nur erstaunlicheKenntnisse bringen, sondern förderngenerationsübergreifende Wertschät-zung und helfen aus passiv Betroffe-nen aktiv Handelnde zu machen.Dies war das Ergebnis einer inter-nationalen Fachtagung, die dieOberösterreichische Akademie fürUmwelt und Natur (Linz) und dieBayerische Akademie für Naturschutzund Landschaftspflege (Laufen) in Zella. d. Pram veranstaltete.

Die Lösungen von gestern seien oftdie Probleme von heute, meinte Dipl.Ing. Günther Humer bei seinem Vor-trag über „Nachhaltigkeit – „altesWissen“ mit neuer Bedeutung“. Umvon einer „zufälligen“ zu einer be-wusst „nachhaltigen“ Entwicklung zukommen, müsse vom Signal, das vonoben kommt, der Aufbruch von un-ten kommen. Neue Ganzheitlichkeitist gefragt, die statt der Maximierungz.B. des ökonomischen Faktors auchdie ökologisch und sozial-kulturellenAspekte des „Fortschritt-Dreitakt-Motors“ mit einbeziehe. Als Antwortauf eine unkontrollierte Globalisierungsei die Wiederbesinnung auf die Re-gion und deren angestammte Wis-sensquellen voll im Gange. Wenn dieRegion nur wüsste was sie weiß! Werfündig für die Zukunft werden will,verlasse seinen „elfenbeinernen Turmder Wissenschaft und schürfe im,Goldbergbau’ des alten Volkswis-sens“.

Nach den Worten von Dipl. Ing. Her-mann Haslauer, der zum Thema:„Bringt uns die Weiterentwicklungalter Technologien weiter?“ sprach,gibt es zur Nachhaltigkeit in der Wirt-schaft keine Alternativen. Entschei-

dend für das Einbringen bewährter„alter“ Kenntnisse sei das Selbst-wertgefühl von Regionsbewohnern.Nur wer weiß – „dass er weiß“ ge-traue sich mit seinem Erfahrungswis-sen an die Öffentlichkeit und berei-chere die Wissensgesellschaft. Lei-stung in der Wirtschaft brauche nichtnur Ideen, sondern auch Wohlfühl-Komponenten. Wer gefragt wird – ist„gefragt“ und fühlt sich dabei gut undaufgewertet. Als Referenz an be-währtes Handwerkswissen und anden Werkstoff Holz – sagte der Pro-kurist einer weltweit operierendenFirma – habe er maßgeblich die Er-richtung des Holz- und Werkzeugmu-seum „Lignorama“ in Riedau betrie-ben. „Anstand“ habe etwas zu tunmit dem was „ansteht“.

Mit der „Essbaren Landschaft – In-wertsetzung alten Wissens überPflanzen und Landschaft“ befasstesich Dr. Michael Machatschek vonder Forschungsstelle für Landschafts-und Vegetationskunde aus Wien. Erriet dringend dazu, das alte Motto neuzu beherzigen: Nur neugierige Leutewerden gescheit! In vielen Pflanzen-namen verdichte sich jahrtausende-alte Gebrauchsgeschichte, so z.B. inLabkraut, Engelsüß oder Bär(Gebähr)-wurz. Alte Leute und ihr Wissen sei-en oftmals so wertvoll wie eine alteBibliothek, meinte der Redner wört-lich und sprach sich dafür aus, die-sen Wissens-Fundus neu zu wertenund möglichst vieles zu erfragen undzu dokumentieren, ehe die Alten –weil „ungefragt“ ihr Wissen mit insGrab nähmen. Auf dem Gesundheits-, Nahrungsmittel- und Gastronomie-Sektor sei bereits jetzt die „Wert-schöpfung“ aus dem Schatz altenVolkwissens beträchtlich und nochlange nicht erschöpft.

Über „Kirch- und Pilgerwege alsNetzwerk für die Zukunft“ referierteDr. Ing. Günther Aulig von der Ab-teilung „Ländliche Entwicklung –zentrale Dienste“ beim BayerischenLandwirtschaftsministerium. DieUNESCO habe 1994 mit der Kate-

gorie 3 des Weltkulturerbes derwachsenden Wertschätzung der hi-storischen Kulturlandschaften Rech-nung getragen. Wer Landschaft undDörfer entwickeln und bei den Be-wohnern derselben nicht „ausrut-schen“ wolle, tue gut daran, die Ge-schichtlichkeit der Wege und Pfade,der Flurnamen und -grenzen, derBildstöcke und Sakralorte verstärkt zuberücksichtigen. Wie die Renais-sance vieler Wallfahrten belege,suchten viele im Zeitalter der Bin-dungslosigkeit wieder „Rückbin-dung“ in der Kultur-Landschaft alsidentitätsstiftendem Kontinuum vonRaum und Zeit. So könnten alte Pil-gerwege zu „Archivbändern histori-schen Gedächtnisses“ und „Liniender Er-Innerung“ werden – im „Staustehende“ Menschen suchten Be-Wegung im Weg, auch im agrotou-ristisch interessanten „Barfußweg-auf-Kies“ – so wie es eine Bäuerinausdrückte: „Landschafts-Elementehama koine, aber guate Plätz undWeg, die gsund mache“. Die Direk-tionen für Ländliche Entwicklung inBayern erkennen neben dem Biotop-wert der Landschaft auch zunehmendderen Psychotop-Qualität an undhelfen das zu sichern, was in der Tie-fen-Dimension „Nachhaltigkeit durchPartizipation“ begünstigt.

Altabt Emmanuel Jungclaussen OSBvom Benediktinerkloster Niederaltaichstellte „Altes Segens- und Weihe-wissen als geistige Basis des Fort-schrittes“ in den Mittelpunkt seinesReferates. „Segnen“ bedeute sowohlim lateinischen wie griechischenWortinhalt „gutheißen – loben“ imSinne von „Leben erhalten – weiter-führen“. Am Beispiel der Donau, dernach Südosten führenden „Schlag-ader“ Bayerns, gelte es das Verbin-dende, Fließende, Mystische desnoch frei fließenden Stromes ohneAggression in seiner tiefen Wertig-keit zu erkennen und für eine gedeih-liche Zukunft „in fluss“ zu halten.Weihe-Rituale am gleichen Ort, zurgleichen Zeit in rhythmischer Wieder-kehr seien die beste Form „vertrau-

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ensbildender“ Maßnahmen für densuchenden Menschen, die das „Un-heimliche“ an der Gegenwart in derZukunft vorwegnehmend „heimisch“machen würden. Der Mensch sei zum„Künstlerdienst“ an der Schöpfungberufen, ihm diesen Dienst zuzumu-ten, zuzutrauen sei priesterlich-wei-hender Dienst – in Verbindung mitder Kraft des Schöpfers – Antizipa-tion gelingenden Fortschrittes.

Wenn es darum gehe, „alte Holz-regeln“ neu zu interpretieren, dannsei die beste Lösung weniger eine Fra-ge des exakten Zeitpunktes – etwaeines Holzeinschlages – als vielmehreine Angelegenheit der sachgemä-ßen Lagerung und Weiterbehandlungdes Werkstoffes, meinte Dr. JosefFellner von der Versuchsanstalt fürHolzindustrie an der HTBLuVa ausMödling. Selbstverständlich hättendie alten Regeln – Holz in der Vege-tationsruhe zu fällen – nach wie vorBerechtigung, doch habe sich, was

die so genannten „Lostage“ in Ver-bindung mit dem Heiligenkalender –in Verbindung mit besonderen Holz-Eigenschaften – vieles angesammelt,was weniger als bewährtes Wissens-gut denn als Aberglauben geltenkann. Es gebe auch Anzeichen da-für, dass mit Leichtgläubigkeit „leich-tes“ Geld zu verdienen sei.

Nach den Worten von Univ. Prof.Arch. Peter Kugelstätter von der Uni-versität für künstlerische und indu-strielle Gestaltung Linz, fehlt es derzeitgenössischen Architektur vielfachan der Kraft des Sich-Einfügen-Kön-nens in Landschafts-, Siedlungs-, so-wie Kultur-Sozial-Belange. WennBauen – von alten Bauprinzipien ler-nend – als „ganzheitliche Kunst“betrieben werden soll, müsse sich diearchitektonische Gesinnung ändern.Statt aufdringlich-überspitzter Selbst-darstellung von Baumeister und Bau-herrn zu demonstrieren, gelte esraum-, ressourcen- und landschafts-

sparendes Bauen zu entwickeln, dasidentitäts-stiftend „auf dem Boden“bleibe, den Garten mehr „im“ Haus,denn „um“ das Haus suche und neueFormen „eigenartiger Be-Heima-tung“ erlaube. Der Fundus der Naturund des bautechnischen Mensch-heitserbes müsse stärker für die Ent-wicklung gelungener Zukunfts-Archi-tektur eingesetzt werden.

Die Moderatoren der Tagung Dr.Oskar Schachtner und Dr. Josef He-ringer waren sich einig darüber:„Alles Leben steht unter dem Para-dox, dass, wenn es beim Alten blei-ben soll, es nicht beim Alten bleibendarf“ (von Baader).

Die Kunst gelingender Agenda-21bestehe darin, die Wurzelkraft derHerkunft mit dem Wachstumstrieb derZukunft zu verbinden und möglichstviele Menschen mit ihrer Wissens- undSchaffenskunst daran zu beteiligen.

Dr. J. Heringer, ANL Laufen

R E C H T U N D P R A X I S

Schäden durch naturschutzrechtlichgeschützte Bäume

1. Allgemein gültigeGrundsätze

1.1. Allgemeine Haftung desEigentümers

Der Eigentümer (oder sonst Verfü-gungsberechtigte wie z.B. Pächter)kann unter gewissen Voraussetzun-gen für Schäden, die von seinen Bäu-men ausgehen, haftbar gemachtwerden. Eigentümer eines Baumes istderjenige, auf dessen Grund sich derStamm des Baumes befindet. Verläuftdie Grundgrenze mitten durch denStammfuß des Baumes, steht derBaum im Miteigentum sämtlicherGrundeigentümer. Eine Haftung des

Eigentümers eines Baumes kanndann entstehen, wenn sich in seinemGefährdungsbereich öffentliche Ver-kehrsflächen (Strassen, markierteWege) oder sonstige durch dieÖffentlichkeit regelmäßig begange-ne Flächen befinden, aber auchdann, wenn der Baum eine Gefähr-dung von Vermögenswerten auf an-grenzenden Nachbargrundstückenbewirkt.

1.2. Verpflichtung des Eigentümers

Der Eigentümer des Baumes kann beiZutreffen der Voraussetzungen desPunktes 1.1 für Sach- oder Personen-schäden nur dann zivilrechtlich haft-

bar bzw. strafrechtlich zur Verantwor-tung gezogen werden, wenn ihn amEintritt des Schadensereignisses einVerschulden trifft. Ein solches Ver-schulden des Eigentümers wird ineiner Vernachlässigung der Verpflich-tung bestehen, den Erhaltungs-zustand des Baumes dahingehendperiodisch zu überprüfen oder über-prüfen zu lassen, ob dieser eine Ge-fahr für vorbeiführende öffentlicheVerkehrsflächen oder benachbarteVermögenswerte darstellen kann.Zutreffendenfalls hat er die entspre-chenden Veranlassungen zu treffen(Entfernung morscher Äste, Beseiti-gung des ganzen Baumes). Wird derSchaden durch ein nicht vorherseh-

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bares Naturereignis (Sturm, Blitz-schlag) verursacht, ist dies als höhe-re Gewalt zu beurteilen und begrün-det somit kein Verschulden und kei-ne Haftung des Eigentümers, es seidenn, der Zustand des Baumes warderart mangelhaft, dass der Schadenauch bei normalen Verhältnissen ein-getreten wäre.

2. Spezielle Regelungenfür naturschutzrechtlich

geschützte Bäume

2.1. Folgen der naturschutz-rechtlichen Unterschutzstellungvon Bäumen

Werden Bäume naturschutzrechtlichunter Schutz gestellt (Einzelbäume zuNaturdenkmälern, Baumgruppen oderAlleen zu geschützten Landschaftstei-len) ändert sich an den Eigentumsver-hältnissen der Bäume und an denVerpflichtungen des Grundeigentü-mers nichts, d.h. dieser ist weiterhinEigentümer der Bäume mit den ihntreffenden Verpflichtungen. Aller-dings darf der Eigentümer infolge dernaturschutzrechtlichen Unterschutz-stellung der Bäume keine Maßnah-men setzen, die den Erhaltungs-zustand oder das Erscheinungsbildder Bäume beeinträchtigen können.Die Beseitigung einzelner morscherÄste oder besondere Maßnahmen zurAbwehr unmittelbar drohender Ge-fahren sind jedoch ohne weiteres

zulässig. Darüber hinaus gehendeMaßnahmen bedürfen einer Bewilli-gung der Naturschutzbehörde.

Das Land Salzburg unterstützt jedochden Eigentümer von naturschutz-rechtlich geschützten Bäumen folgen-dermaßen:

Naturschutzrechtlich geschützteEinzelbäume und Alleen werdeneinmal jährlich von der SalzburgerBerg- und Naturwacht kontrolliert,ob von ihnen eine Gefahr für dieAllgemeinheit oder für benachbar-te Anlagen ausgehen könnten.Werden derartige Gefährdungenvom Eigentümer der Bäume odervon Organen der Berg- und Na-turwacht festgestellt und dem Amtder Salzburger Landesregierung(Naturschutzabteilung) gemeldet,erfolgt eine Überprüfung der Situa-tion durch Sachverständige. So-dann werden die notwendigenMaßnahmen auf Kosten des Lan-des veranlasst. In der Stadt Salz-burg werden derartige Maßnah-men von der Stadtgemeinde selbstveranlasst, da dort fast alle natur-schutzrechtlich geschützten Bäumeauf öffentlichem Gemeindegrundstehen.Sollte gegenüber dem Eigentümerdes Baumes von einem Geschä-digten ein berechtigter Schaden-ersatzanspruch geltend gemachtwerden und wird dieser nicht durcheine aufrechte Versicherung desGeschädigten oder des Baumei-

gentümers befriedigt, übernimmtdie Versicherung des Landes Salz-burg gegenüber dem Grundeigen-tümer eine zivilrechtliche Ausfalls-haftung.

2.2. Wie ist im Falle des Eintritteseines Schadens vorzugehen

2.2.1. Sollte der Schaden durch einenSturm an benachbarten Vermögens-werten entstanden sein, wird dieserbei einer aufrechten Gebäude- bzw.Haushaltsversicherung des Geschä-digten durch diese gedeckt sein.

2.2.2. In sonstigen Fällen hat sich derGeschädigte bezüglich seiner Forde-rungen grundsätzlich an den Eigen-tümer des Baumes zu wenden. Ge-rechtfertigte Ansprüche werden durcheine Versicherung des Eigentümersdes Baumes (Grundstückshaftpflicht-versicherung im Rahmen einer Haus-halts- oder Gebäudeversicherung,Betriebshaftpflichtversicherung fürlandwirtschaftliche Betriebe) gedecktsein.

2.2.3 Nur wenn die unter den Punk-ten 2.2.1 und 2.2.2 genannten Mög-lichkeiten nicht ausgeschöpft werdenkönnen, kann sich der Geschädigtean das Land Salzburg wenden. DieVersicherung des Landes Salzburgwird dann die Ansprüche prüfen und,sollten sie gerechtfertigt sein, befrie-digen.

Dr. Erik Loos

B E R G - U N D N A T U R W A C H T

Landesseminar 2003 im Oberpinzgau

In Königsleiten, Gemeinde Wald imPinzgau, fand das diesjährige Lan-desseminar der Salzburger Berg-

und Naturwacht vom 27. bis 29. Juni2003 statt. Landesleiter Ing. Alexan-der Leitner konnte zahlreiche Teilneh-mer aus allen Bezirksgruppen desLandes begrüßen, die in ihrer Frei-

zeit zur Schulung angereist waren.Der erste Seminartag stand im Zei-chen rechtlicher Neuerungen. ORRDr. Loos erläuterte die neue Pilz-schutzverordnung und beantworteteallgemeine rechtliche Fragen. Ein in-teressanter Farblichtbilder Vortragvon Herrn Obermoser und die Besich-

tigung der Sternwarte in Königslei-ten mit fundierten astronomischen Er-läuterungen rundeten das Programmdes ersten Veranstaltungstages ab.

Am Samstag stand eine Besichtigungdes Naturschutz- und Europaschutz-gebietes „Sieben-Möser“ auf der

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Gerlosplatte unter Führung von NBAMag. Josef Fischer-Colbrie am Pro-gramm. Eine Besichtigung der Krimm-ler Wasserfälle mit Aufstieg zurSchönangerlalm und ein Besuch beider Wasserwunderwelt in Krimmlwurden dem heurigen Schwerpunkt-thema „Jahr des Wassers“ gerecht.

Am 3. Seminartag gestaltete OFR DIHinterstoisser ein Referat zu fach-lichen Aspekten der Überwachungvon Schutzgebieten, in welchem erinsbesonders zur verstärkten Präsenzder Berg- und Naturwacht in Schutz-gebieten und gezielten Überwachungauch entlegenerer Schutzgebieteaufrief. Am Nachmittag wurde unterfachkundiger Führung und Betreuungdurch Christian Vötter die äußerst

informative Sonderausstellung überdie Salzach im Kammerlanderstall,Neukirchen/Großvenediger, besucht.Ausgehend von den durch DirektorRobl zusammengestellten histori-schen Karten, welche in früherer Zeitden Salzachursprung im KrimmlerAchental dokumentierten, wurde derLauf der Salzach in geographischerund historischer Hinsicht beschrieben.Eine ergänzende Ausstellung derAbteilung Wasserbau des Amtes derSalzburger Landesregierung über

Hochwasserschutzmaßnahmen zeigteinteressante Einblicke in den Schutz-wasserbau. Ergänzt wurde das Pro-gramm durch Erläuterungen über denVerein Tauriska, welcher seine umfas-sende kulturelle Tätigkeit im Vorfelddes Nationalparks Hohe Tauern entfal-tet und den Besuch einer Ausstellungüber die bewundernswerte Tätigkeitder Biotopschutzgruppe Pinzgau. Die-se widmet sich vor allem der Erhaltungvon gefährdeten Lebensräumen wieKleingewässer, Schilfwiesen und

Hecken, hat große Verdienste um denAmphibienschutz und bemüht sich umErhaltungsprogramme für Singvögel.Insgesamt konnte so ein anschaulichesBild des breiten Spektrums der Natur-schutzarbeit, von rechtlichen Grund-lagen über organisatorische Aspektebis hin zu praktischen Maßnahmendargeboten werden. Die fundierte Aus-und Weiterbildung der Naturschutz-wacheorgane ist ein besonderes An-liegen der Landesleitung.

LLStv. H. Hinterstoisser

Christian Vötter erläutert die Kultur-geschichte des Salzachtales.

Teilnehmer des Bergwacht-Landesseminars 2003 vor dem Nationalpark-Zen-trum in Neukirchen (Bilder: H. Hinterstoisser).

Präsentation der Salzach-Ausstellung im Kammerlanderstall in Neukirchenam Großvenediger.

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Bezirkstreffen Tennengau

Im Gasthof „Pointwirt“ in Scheffaufand das diesjährige Bezirkstreffender Berg- und Naturwacht Tennen-

gau statt. Bezirksleiter Peter Gagglkonnte zahlreiche Ehrengäste ausPolitik und Verwaltung begrüßen undlegte einen eindrucksvollen Tätig-keitsbericht über das vergangeneJahr. Die Überwachung von Schutz-gebieten, die traditionelle Bergmes-se am Seewaldsee und die Fach-exkursion in den niederösterreichi-schen Nationalpark Thayatal sowiedie Beteiligung an der TennengauerMesse stellten herausragende Akti-vitäten der insgesamt sechs beste-henden Einsatzgruppen dar. Lichtbil-dervorträge, Lehrwanderungen, dieGestellung von Fahnenabordnungenund Naturdenkmal Überprüfungenwaren weitere Aktivitäten.

Nach 12 Jahren aktiver Dienstzeit alsBezirksleiter kündigte BL Gaggl fürEnde dieses Jahres seinen Rückzugaus dieser Führungsfunktion an.

Landesleiter Ing. Alexander Leitnerüberbrachte die Grüße von LandesratSepp Eisl. Er erläuterte die innovati-ven Tätigkeiten des Landes, u. a. An-schaffung von Digitalkameras für dieEinsatzgruppen, Computerausstattungfür alle Bezirksleitungen, Einrichtungneuer Homepages, Schulung für dieGIS-Nutzung in Kooperation mit derAbteilung 7 und Salzburger Verwal-tungsakademie sowie Einführung neuerSchutzgebietskennzeichnungstafeln.

Besonders wies er auf die erfreulichepersonelle Entwicklung der Tennen-gauer Bergwacht hin, wofür Bezirks-leiter Gaggl besonderer Dank ge-bührt. Von allen Bezirksgruppen hatder Tennengau das niedrigste Durch-schnittsalter.

Bezirkshauptmann Hofrat Dr. KlausAigner dankte den Wacheorganenfür die reibungslose Zusammenarbeitmit den Behörden sowie dem Amtder Landesregierung für die stets kon-struktive und freundschaftliche Ko-operation. Naturschutz ist keine

Ansprache von BL Peter Gaggl; mitim Bild (von links): Alt-LandesleiterReg.-Rat Horst Parzer, Bezirksjäger-meister Josef Aschauer, BBK-Ob-mann Pankraz Seiwald.

Bezirkstreffen 2003 der BNW Tennengau (von links): Bez.Gend.Kdt. Obstlt.Paul Pirchner, Bezirkshauptmann HR Dr. Klaus Aigner, LAbg. Helmut Lin-denthaler, LL Ing. Alexander Leitner (Bilder: H. Hinterstoisser).

Selbstverständlichkeit - der NaturRuhe zur Entwicklung zu schaffen, isteine der verdienstvollen Aufgabender Berg- und Naturwacht. Er beton-te, dass Vorbeugung am Besten, aberdass Strafen fallweise auch erforder-lich ist.

Landtagsabgeordneter Helmut Lin-denthaler unterstrich die Ehrenamt-lichkeit der Tätigkeit der Berg- undNaturwacht. Während andere eben-so ehrenamtlich tätige Organisatio-nen wie Bergrettung, Feuerwehrenoder kulturelle Einrichtungen ein po-sitives Image in der Öffentlichkeithaben, das für sich schon Anspornzum Mitmachen sei, habe die Berg-und Naturwacht durch ihren notwen-diger Weise ermahnenden, aufklä-renden und überwachenden Dienstein oft unbedanktes Dasein, ja bis-weilen seien die Organe auch An-griffen ausgesetzt. Gerade aus tou-rismuspolitischer Sicht ist die Tätig-keit der Berg- und Naturwacht je-doch ungemein wichtig, die hohelandschaftliche Qualität des Landeszu erhalten hilft entscheidend mit, dieGrundlagen guter wirtschaftlicherEntwicklung zu bewahren. Eine Ver-besserung der rechtlichen Gegeben-heiten zur Vermeidung von Konflik-ten beispielsweise mit Mountain-bikern wurde angeregt.

BezirksgendarmeriekommandantOberstleutnant Pirchner sprach denBerg- und Naturwacht Organen sei-ne besondere Anerkennung für ihre

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Mit großem Eifer beteiligten sichdie Kinder der einklassigen

Volksschule Seetal an einer Exkur-sion zum Amphibienzaun entlang desSeetaler Sees, zu der sie Hans Rei-fenstein von der Berg- und Natur-wacht eingeladen hatte. Zunächsterfuhren die Schüler Wissenswertes

Amphibienschutz beimSeetaler See

über das Leben der vor allem durchden Straßenverkehr gefährdeten Frö-sche und Molche. Dann durften siebeim Einsammeln der Tiere und beimTransport zum neuen Lebensraummithelfen.

Hans ReifensteinBerg- und Naturwacht Lungau

Waldsäuberungsaktion 2003Kurzbericht

Schönwetter war angesagt, am 25. April 2003 und die Aktion

„Sauberer Wanderweg in Seekir-chen“ wurde mit 80 Schülern derHauptschule Seekirchen durchge-führt. Organisatorisch wurde sie vonVizebürgermeister Naderer und derBerg- und Naturwacht EinsatzgruppeSeekirchen geleitet.

Eine Ansammlung von ca. 60 Müll-säcken wurde zusammen getragenund durch die Firma Zagler entsorgt.

Die Wegstrecke führte vom Ruperti-weg (Anfang Raika) bis in das Wen-ger Moor, Radweg bis GemeindeNeumarkt Sammlung (zirka zehnSäcke!!), Bereich Fußweg Weinberg-

siedlung und der Bereich WaldstückRecyclinghof, Angerpoint und Schrei-berg. Die anschließende Jause beimSeewalchnerwirt und Gasthof Bräuwurde von allen dankend angenom-men. Ein großer Dank gilt auch demLehrpersonal der Hauptschule See-kirchen, besonders Herrn FachlehrerFranz Weitgasser für die Zusammen-arbeit aller Beteiligten.

Zum Schluss möchte ich mich als Ein-satzleiter bei allen wie Gemeinde,Umweltausschuss, den Kameradender Berg- und Naturwacht, der Fir-ma Zagler und Busfahrer Otto Hecht-berger bedanken.

Walter OchmannBezirksleiter Flachgau

freiwillige Wachetätigkeit aus. Selbstdas belehrende oder ermahnendeGespräch sei heute oft schon schwie-rig, dafür gebühre der Berg- undNaturwacht umso mehr Respekt fürihren entschlossenen Einsatz zumSchutz von Natur und Umwelt.

OFR DI Hinterstoisser dankte denBerg- und Naturwacht Organen so-wie der Bezirksverwaltungsbehördefür die sehr gute Zusammenarbeit,besonders den Einsatzgruppen imTennengau für die vielen für NaturLand Salzburg zur Verfügung gestell-ten Berichte, durch die es möglichwerde, ein lebendiges Bild des prak-tischen Geschehens in den einzelnenEinsatzgruppen einem breiten Leser-und Interessentenkreis zu vermitteln.

Er informierte weiters über die beab-sichtigten Kundmachungen der Bio-topkartierung im Bezirk Hallein unddie daraus resultierenden Über-wachungserfordernisse. Als gemein-samer Ländervertreter wies er dar-auf hin, dass der im Vorjahr von derBezirksgruppe Tennengau besuchteNationalpark Thayatal heuer dasEuropäische Naturschutzdiplom er-halten habe. Weitere Ausführungengalten der Alpenkonvention undihrem Naturschutzprotokoll. Die Ver-ankerung von Naturschutzzielen undkonkreten Maßnahmen für denNatur- und Landschaftsschutz in inter-nationalen Vertragswerken wie derAlpenkonvention oder der Biodiver-sitätskonvention zeige den hohenStellenwert des Natur- und Umwelt-schutzes auf überregionaler Basis undkönne als Zeichen der Ermunterungfür die ehrenamtliche Tätigkeit imNaturschutz angesehen werden.

Eine hervorragende Diapräsentationvon HOL Josef Schreder mit dem Titel„unbekannte Heimat Tennengau“rundete das Programm des Bezirks-treffens 2003 harmonisch ab. In ein-drucksvollen Farblichtbildern wurdedie besondere landschaftliche Schön-heit und der naturschutzfachlicheWert vieler, zu Unrecht oft wenigbekannter Teile des Tennengaus do-kumentiert.

LLStv. H. Hinterstoisser

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Wasser auf Mühlen der Berg- undNaturwacht

Bericht über eintägiges Fortbildungsseminar der Bezirksgruppe Pongauam 10. 5. 2003 im Dorfhotel Werfenweng

Ausgehend vom globalen Was-serhaushalt erhielten die Mit-arbeiterInnen der Bezirksgrup-

pe Pongau der Salzburger Berg- undNaturwacht Pongau Informationenüber Bestrebungen der Welthandels-organisation mittels GATS, die Ver-sorgung der Menschen mit Wasser(und anderen öffentlichen Dienstlei-stungen) zu kommerzialisieren. An-schließend wurde der Blick auf dieösterreichische und speziell die salz-burgische Wassersituation gelenkt.Dabei splittete die Bezirksleiterinihren durch lebhafte Diskussion auf-gelockerten Vortrag auf in einen Teil,der die Augen öffnen sollte für denWert ausreichenden und sauberenWassers für das Leben aller Men-schen und in einen Teil, der dasselbeals Lebensgrundlage für die Naturbeschrieb.

Nach Darlegung der Möglichkeiten,die das Salzburger Naturschutzgesetzzur Bewahrung und Pflege an Was-ser gebundener Lebensräume bietetund in welcher Weise die SalzburgerBerg- und Naturwacht darin ihrenPlatz und ihre Aufgaben hat, kam eszu einer zusammenführenden Dis-kussion aller Sichtweisen dahin, dassalles Leben auf unserem Planeten aufWasser in einem Maße angewiesenist, dass ohne es kein Leben möglichist, selbst nicht in unserer hoch tech-nisierten Zivilisation. Das eng ge-knüpfte weltweite Netz des Lebensentlässt kein Lebewesen ungestraftaus seinem Gewebe. Wesen desLebens ist unvermeidbare gegen-seitige Abhängigkeit aller Lebewe-sen von einander. Der verantwort-liche, weil mit hoch entwickeltem Be-wusstsein ausgestattete Mensch trägtdie Bürde der Verpflichtung zur Nach-haltigkeit, weil er dies verstanden hatbzw. endlich verstanden habensollte.

Algenleben in Schlenke im GLT Mandlinger Moor (Bild: G. Friese).

Ehrung für ABNÖ-Bundesgeschäftsführer

Als ehrende Auszeichnung für sei-ne Verdienste um die Zusam-

menarbeit mit dem ÖsterreichischenBundesheer verlieh der Militärkom-mandant von Salzburg, General-major Kritsch, dem Bundesgeschäfts-führer der ABNÖ, Hofrat DI NikolausHinterstoisser, Ende Juni das „Militär-kommando-Abzeichen“ in Gold. Inseinen verschiedenen Funktionen hatHofrat Hinterstoisser jahrzehntelang

die Kooperation mit dem Österrei-chischen Bundesheer gepflegt. DieTeilnahme von Abordnungen derBerg- und Naturwacht bei militäri-schen Feiern, Kooperationen bei derBeschaffung von Dienstkleidung undInformationsveranstaltungen im Rah-men der Offiziersgesellschaft seienhier erwähnt. Wir gratulieren zurAuszeichnung!

Red.

Viel Zeit war der Diskussion und Fra-gebeantwortung gewidmet. Darauserwuchs auch eine Fülle neuer Ge-danken und guter Ideen für Wegezur Information der Bevölkerung überden Wasser(lebensraum)schutz als

Menschen- und Heimatschutz. Dertraditionelle Praxisteil des diesjähri-gen Seminars war der Übung the-mabezogener Wahrnahme und An-zeige von Eingriffen gewidmet.

Gertrude Friese, BL Pongau

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Fahnenabordnung der BNW Pinzgauund Obst. Dr. Guido Spada, CFS, inZell am See am 17. 8. 2003 (vonlinks: A. Schernthaner, Obst. Dr. Spa-da, EGL M. Kainhofer, BLStv. a.D.G. Hochstaffl) (Bild: H. Hinterstois-ser).

Breites Einsatzspektrum im Pinzgau

Abgesehen von der routine-mäßigen Überwachungstätig-keit nahm die Berg- und

Naturwacht auch heuer wieder eineReihe besonderer Termine wahr. Aus-und Weiterbildung, öffentliche Reprä-sentation und die Mitwirkung bei Ver-anstaltungen im Bezirk standen da-bei im Mittelpunkt.

Sonntag, 27.4.03Teilnahme an der Georgi-Feier, an-lässlich der Eröffnung der Eremitageauf dem Palfen in Saalfelden. BruderFranz freute sich über die Anwesen-heit der drei Saalfeldner OrganeMahringer Hans, Mitterhauser Karlund Rossmeisl Udo.

Samstag, 14.6.03Über Einladung des Saalfeldner Obst-bauvereines führte die Berg- undNaturwacht mit den bewährten „Bo-tanikern“ Premstaller, Mitterhauserund Mahringer in das NaturparadiesLeogang-Spielbergalmen. Die Exkur-sion war wie in den Vorjahren einvoller Erfolg.

Samstag, 21.6.03Auf Einladung der GROHAG betei-ligten wir uns an der Eröffnungsfeierder Ausstellung „Wasserleben“ aufder Franz-Josefs-Höhe/Großglockner.

Sonntag, 22.6.03Teilnahme an der Wanderung desHerrn Landeshauptmannes zum„Schwarzkarl-See“ mit zwei Orga-nen.

Freitag, 27.6. bis Sonntag, 29.6.03Entsendung von sieben Teilnehmernzum Landesseminar in Wald/Königs-leiten. Thema: Fortbildung in Theo-rie und Praxis der Berg- und Natur-wacht-Führungsorgane.

Samstag, 5.7.03Das diesjährige Bezirkstreffen derBerg- und Naturwacht – Pinzgau fandim Gasthof Schörhof in Saalfeldenstatt. Die Teilnahme ist für alle Mit-glieder verpflichtend (siehe separa-ten Bericht). Am selben Tag beteilig-

ten sich weitere Berg- und Natur-wacht–Mitglieder an der Feier „75Jahre Stadt Zell/See“ mit einer Fah-nenabordnung und als Ordnungs-kräfte bei der Glockner-Wallfahrt inRauris-Seidelwinkeltal.

Sonntag, 27.7.03Aus Anlass des Pinzgauer Großereig-nisses „Jakobi-Ranggeln“ erstiegensieben Bergwachtorgane (BL Mahrin-ger, Mitterhauser, Premstaller,Rossmeisl, Hinterseer, Filzmoser und

Dürrnberger) aus verschiedenenRichtungen den Hundstein. Heuerfand das Ranggeln auf einer neu ein-geebneten Mulde direkt unterhalbdes Statzer-Hauses statt. Eine großeZuschauerkulisse verfolgte die span-nenden Kämpfe in verschiedenenKlassen.

Sonntag, 3.8.03Die 2. Nationalparkwanderung unse-res Landeshauptmannes führte zumRotmoos im Fuschertal. Die Wande-rung in das Europaschutzgebiet be-gann beim Gasthof Tauernhaus inFerleiten und führte in den Ahornbo-den im Talschluss. Prof. Dr. EberhardStüber übernahm sachkundig dieFührung mit vielen Details aus demNaturschutzbereich. 13 Bergwacht-organe und mehrere Nationalpark-betreuer sorgten für einen reibungs-losen Ablauf. Den musikalischen Rah-men bot die TrachtenmusikkapelleFusch. Am selben Tag stellte die BNWPinzgau auch eine Fahnenabordnungfür die traditionelle Gedenkmesse amMonte Grappa.

Sonntag, 9.8.03Anlässlich der „Wiederbelebung“ derWeißseebahn im Stubachtal führteder heurige Bezirkseinsatz zur Ru-dolfshütte. Die 13 Teilnehmer ausverschiedenen Einsatzgruppen durch-streiften in drei Gruppen das Fürlegg-Gebiet, den Medelzkopf beim Kal-ser-Törl und den Ödenwinklkees. AmEnzingerboden fand die gelungeneGebietsbegehung einen unterhalt-samen Abschluss.

BL Hans Mahringer

Seit kurzer Zeit ist die Bezirks-gruppe Salzburg-Stadt der Berg-

und Naturwacht nun auch über

Neu: Erreichbarkeit derSalzburger Berg- und

Naturwacht über e-maile-mail unter folgender Adresse er-reichbar: [email protected]. Red.

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Südalpenexkursion 2003

Nach dem Überqueren bzw.Durchfahren des Felbertau-ern – erreichten wir bei be-

stem Wetter Lienz in Osttirol mit denbeherrschenden „Lienzer Dolomi-ten“. Ab Innichen fuhren wir an denNordabhängen des Naturparks „Sex-tener Dolomiten“ entlang. Hier wa-ren vor allem die geschlossenenWaldbestände (Fichte, Kiefer) auffal-lend.

Vor allem auf den Schotterhalden imGebiet der „Dreischuster Spitzen“und der „Drei Zinnen“ sind geschlos-sene Kiefernwälder zu sehen, die zurZeit wegen der großen Trockenheiteiner besonderen Waldbrandgefahrunterliegen. Die italienische Forst-wache, mit welcher wir bei unsererReise zusammen kamen, hat uns aufdie enorme Gefährdung der Wälderdurch Waldbrand aufmerksam ge-macht.

Von Toblach aus ging es dann weiterüber Schluderbach in den „ParcoNaturale delle Dolomiti d’Ampezzo“.Vor Schluderbach konnten wir nochden „Dürrensee“ besichtigen, einenSee mit klarem Kalkwasser, der biszum Herbst fast vollkommen aus-trocknet. Nach Cortina d’Ampezzoführte uns die kurvenreiche, steileStrasse unter den imposanten, starkgegliederten Felswänden der Tofa-nen zum Passo Falzarego (2105 M ).

Nach einer nicht weniger steilen Ab-fahrt erreichten wir den „Lagod´Alleghe“ mit dem unmittelbar anden Berghang angebauten Ort Alleg-he, wo wir eine kurze Mittagspauseeinlegen konnten. Durch das Agor-dino (Canale di Agordo) konnten wirdie mit starkem Staudenwuchs be-waldeten Felshänge des „Parco Na-zionale delle Dolomiti Bellunesi“ be-sichtigen. Diese steilen Hänge sindfast ausschließlich mit Laubhölzernbewachsen und bilden einen wichti-gen Rückhalt für die Wasserversor-gung der Ebenen. Auch hier ist dasHauptaugenmerk der den Natur-schutz betreuenden Forstwache auf

BNW-Fahnengruppe (im Bild von links EGL Mair, EGL Kainhofer) im An-stieg zum Monte Grappa (Bild: A. Hinterstoisser).

Natura 2000-Gebiet TauglgriesPolizistinnen fassten Unhold

An der Taugl: Pensionist entblößte sich vor Kindern

Ausgerechnet an zwei Polizistin-nen geriet ein Pensionist (61), der

nach Angaben der Gendarmerie seitzwei Jahren als Exhibitionist sein Un-wesen im Badegebiet des Natura 2000-Gebietes Tauglgries treibt. Er soll dort

häufig badenden Mädchen aufgelau-ert haben. Die Salzburger Polizistinnen,die am Wochenende an der Taugl ba-deten, beendeten nun den Spuk. DerMann wurde festgenommen.

Aus: Kronenzeitung v. 28.7.2003

die Sicherung dieser „Staudenwäl-der“ gerichtet.

Am späten Nachmittag erreichten wirunseren Quartierort „Crespano delGrappa“, wo wir vom Chef der Forst-wache (Treviso–Venetien), Oberst Dr.Guido Spada, erwartet wurden. NachÜbernachtung in einer Klosterschulewurden wir zu einer eindruckvollenBergmesse mit Heldenehrung am Ita-lienischen und ÖsterreichischenDenkmal am Monte Grappa einge-laden.

Am Nachmittag traten wir die Rück-reise über Belluno durch das Piavetalan. Wir konnten dabei in der Nähe von

Pieve di Cadore einen Waldbrand vonca. 100 Hektar beobachten, wobeisehr auffallend der starke Sturm war,der durch das Tal aufwärts zum Feuerging. Auch Löschflugzeuge konnten wirbeim Einsatz beobachten.

Über Misurinasee – Toblach – Lienz– kamen wir wieder gut nach Zell amSee zurück.

Teilnehmer: LL a.D. Reg.Rat HorstParzer, LL Ing. Alexander Leitner,ABNÖ Geschäftsführer HR Dipl.Ing.Nikolaus Hinterstoisser, EGL MatthäusKainhofer, EGL Franz Mayr, MartinaMayr.

HR DI N. Hinterstoisser

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Heft 3 • 2003 NaturLand Salzburg

Bundesheerstandorte fürKatastrophenschutz unverzichtbar

Wann immer es in den ver-gangenen zehn Jahren zuReformen im Österreichi-

schen Bundesheer kam, war Salzburgmit der Auflösung von Truppen kon-frontiert – auf diesen Umstand wiesLandeshauptmann Dr. Franz Schaus-berger bei der Angelobung von rund700 Rekruten des ÖsterreichischenBundesheeres in Seeham hin.

Bei der Heeresgliederung neu Anfangder 90er Jahre wurden die Landwehr-stammregimenter 81 und 83 aufge-löst. In der zweiten Hälfte der 90erJahre erwischte es das Jägerregiment8 in der Rainerkaserne.

Selbst bei der Neustrukturierung derobersten und oberen Führung desÖsterreichischen Bundesheeres, beider vergangenes Jahr aus dem Kom-mando II. Korps das KommandoLandstreitkräfte gebildet wurde, wur-den in Salzburg nahezu unbemerktdas Kommando Fernmeldebataillon2 und das Versorgungsregiment 2aufgelöst.

In jedem Bundesland einMilitärkommando

Für LH Schausberger ist wichtig, dasses auch künftig in jedem Bundeslandein Militärkommando gibt.

Gerade beim Katastropheneinsatz inKaprun, aber auch bei den Hoch-wasserkatastrophen im vergangenenJahr sowie bei den Sturmkatastrophenim Pinzgau und Lungau, wo die Auf-räumungsarbeiten durch die Pionie-re des Bundesheeres jetzt noch lau-fen, habe sich gezeigt, dass eine in-tensive Zusammenarbeit zwischendem Land Salzburg und dem Öster-reichischen Bundesheer notwendigund richtig ist; eine Zusammenarbeit,die für ein Bundesland nur über dasterritorial zuständige Militärkomman-do erfolgen könne, so der Landes-hauptmann.

KasernenstandorteInnergebirg wichtig für

Katastrophenschutz

Zum anderen geht es Schausbergerum den Erhalt der Salzburger Kaser-nenstandorte Innergebirg, und hiervor allem um die Struckerkaserne inTamsweg. Diese Standorte seien fürdas Land Salzburg vor allem für denKatastrophenschutz in den Salzbur-ger Bezirken unverzichtbar. Dazukommt, dass das Land Salzburg inden vergangenen 20 Jahren um rund

3,7 Millionen Euro in den Kasernen-standorten Wals-Siezenheim, St. Jo-hann, Tamsweg und Saalfelden Ka-tastrophenschutzlager eingerichtethat (Errichtung der Lagergebäudeund Ausstattung mit Gerät), damit dieSalzburger Soldaten im Katastro-phenfall über ausreichendes Katastro-phengerät verfügen. Außerdem gebedas Land Salzburg dem Militärkom-mando derzeit jährlich rund 11.000Euro für die Beschaffung von Kata-strophengerät.

LK

BL Mag. Gerhard Ortner60 Jahre

Bezirksleiter Mag. Gerhard Ortnerfeierte im Frühjahr in Tamsweg

seinen sechzigsten Geburtstag. 1976hat Mag. Gerhard Ortner die Bezirks-gruppe Lungau als Bezirksleiter über-nommen. Unter seiner Führung stell-te sich die Bezirksgruppe Lungau denHerausforderungen des 21. Jahrhun-derts. Die Verjüngung der Bezirksgrup-pe sowie die intensivierte Überwa-chung der Bestimmungen des Pilz-schutzes zählen zu seinen Verdiensten.Weiters ist Mag. Ortner als engagier-ter Delegierter für die ABNÖ über die

Grenzen Salzburgs hinaus tätig.Neben regelmäßigen Besprechungenhat sich Mag. Ortner besonders derhervorragenden Organisation vonSchulungsveranstaltungen und Fortbil-dungsfahrten angenommen.

Wir wünschen Bezirksleiter Mag.Gerhard Ortner alles Gute zu seinemrunden Geburtstag, vor allem weiter-hin viel Gesundheit und Energie zurErfüllung seiner verantwortungsvol-len Aufgabe.

LL Ing. Alexander Leitner

Großgmain: Ordnungsdienst beiMusikjubiläum

Die Trachtenmusikkapelle Groß-gmain feierte von 13. bis 15. Juni

2003 ihr 125-Jahr Jubiläum. Die Ver-anstaltung geriet zu einem sehr ge-lungenen Fest. Dass wirklich dannbeim Totengedenken, beim Festgot-tesdienst und beim Festzug sowie beiden Parkplätzen alles so einwandfreiablief, war ein großes Verdienst derMänner der Salzburger Berg- undNaturwacht unter Führung von Be-zirkseinsatzleiter Wilfried Walk.

Unter der umsichtigen und ganzoffensichtlichen „militärischen“ Füh-rung unseres Ortseinsatzleiters Han-nes Schwarzenberger gab es einenperfekten Ablauf der Veranstaltung.Pünktlichkeit und Verlässlichkeit der12 anwesenden Naturschutzwache-organe gewährleistete einen rei-bungslosen Ablauf.

Der Obmann der Trachtenmusik-kapelle Großgmain, Wolfgang Joiser,

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dankte in einem Schreiben der Salz-burger Berg- und Naturwacht unddem ressortzuständigen Regierungs-mitglied Landesrat Sepp Eisl für die

kameradschaftliche und unentgelt-liche Hilfe durch die Salzburger Berg-und Naturwacht. Er schloss mit denWorten „mit solchen Leuten und

einem solchen Einsatz wird es wohl –neben sonst noch vielen für unser Landso wichtigen Einsätzen – noch vielegelungene Feste geben!“ H. H.

Lehrwanderung Amertal

Am 26. Juni 2003 wurde eineLehrwanderung durch dasJagdrevier „Amertal“ in Mitter-

sill für die 4. Klasse der Volksschule Mit-tersill durchgeführt. Die Jagd und derenUmfeld den Schülern näher zu bringen,war das Ziel dieser Lehrwanderung,welche wiederum bei schönem Wetterstattfand. Diese für die Öffentlichkeits-arbeit so wichtige Aufgabe übernahmenneben mir als Organisatoren:

Berufsjäger Wildmeister Fritz Reis(Naturschutzwacheorgan)Helmut Tranninger, angehenderBerufsjägerDipl.-Ing. Hans Hirschbichler, Lei-ter des Forstbetriebes Mittersill derÖBf AG

Die Wanderung führte vom Nordpor-tal des Felbertauerntunnels durch dasJagdrevier bis zur Taimeralm. DenSchülern konnten dabei durch dasbegleitende jagdliche und forstlicheFachpersonal die Zusammenhängeinnerhalb dieses Lebensraumes unddie darin lebenden Wildarten profes-sionell näher gebracht werden. DerLebensraum des Wildes wurde er-klärt – beginnend von den Hochge-birgsrasenfluren über den Latschen-gürtel und den Lärchen- sowie Zir-benbeständen bis hin zum Fichten-wald in den unteren Tallagen. Dievorhandenen Feuchtbiotope, ein be-fahrener Murmelbau mit äußerst „ge-schäftigen“ Bewohnern, eine Rehfüt-terung und ein Hochstand waren da-bei die Fixpunkte, um welche dieInformationsinhalte aufgebaut wor-den sind. Auch die Notwendigkeit desSchutzes der jungen Bäumchen ge-gen Wildverbiss mit Schafwolle wur-de erläutert. Den Abschluss bildeteeine Jause für alle Kinder bei derJagdhütte, wobei auch noch die Aus-rüstung eines Jägers und einige in-teressante Trophäen gezeigt wurden.

Silvia Maurer

Begleiterteam: FM Dipl.-Ing. Hans Hirschbichler (Forstmeister ÖBF), Wild-meister Fritz Reis (Berufsjäger), Helmut Tranninger (angehender Berufsjäger),Silvia Maurer (Jagdaufsichtsorgan) (Bilder: S. Maurer).

FM Dipl.-Ing. Hans Hirschbichler erläutert Verbissschutzmaßnahmen.

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S E I T E D E R V E R E I N E

Dieselabgase sind deutlich giftiger als dieAbgase von Benzinmotoren

VCÖ fordert verpflichtenden Einbau von Rußpartikelfilter undstrengere Grenzwerte

Österreich ist bei den Diesel-Pkw Europameister. DerAnteil der Diesel-Pkw an

der Fahrzeugflotte ist mehr als dop-pelt so hoch wie im EU-Durchschnitt.Das zeigt die aktuelle VCÖ-Studie.

Der Dieselboom verursacht jedocheine ernsthafte Gesundheitsgefahr.Laut WHO sind allein die Rußparti-kel der Dieselabgase für mehr als2.400 Todesfälle im Jahr verantwort-lich. Der VCÖ fordert strengereGrenzwerte für Dieselabgase, denverpflichtenden Einbau von Rußpar-tikelfilter und gleich hohe Steuernvon Diesel und Benzin.

In Österreich gibt es bereits 1,7 Mil-lionen Diesel-Pkw. Im Jahr 1990waren es noch 409.000. „Diesel-motoren sind sparsamer und Diesel-treibstoff ist wegen der steuerlichenBegünstigung deutlich günstiger alsBenzin“, erläutet DI Wolfgang Rauhvom VCÖ-Forschungsinstitut dieGründe für den heimischen Diesel-

boom. Die steuerliche Differenz be-trägt 36 Prozent.

So sehr Diesel die Geldbörsen schont,so sehr belasten Dieselabgase unsereGesundheit. Vor allem der hohe Anteilvon Rußpartikel sowie die erhöhtenStickoxidwerte sind sehr problematisch.Insgesamt sind Dieselabgase zehnmalgiftiger als die Abgase von Benzin-motoren“, betont VCÖ-Experte Rauh.Die Dimension des Gesundheitspro-blems ist enorm: Eine Untersuchung derWeltgesundheitsorganisation WHOergab, dass allein in Österreich rund2.400 Menschen pro Jahr wegen derRußpartikel des Autoverkehrs umsLeben kommen! Mehr als 55.000Asthmaanfälle sind in Österreich aufdie Rußpartikel zurückzuführen!

Der VCÖ kritisiert, dass die Grenz-werte für Diesel-Fahrzeuge zu nied-rig sind. „Würde die vorhandeneTechnik genutzt, dann könnten dieDieselmotoren sogar sauberer ein, alsdie Benziner. Mit Rußpartikelfilter,

wie sie derzeit nur wenige Markenanbieten, können 99,9 Prozent derKrebs erregenden Partikel gefiltertwerden. Es ist ein Skandal, dass dieMenschen noch immer mit giftigenSchadstoffen belastet werden, ob-wohl diese leicht zu vermeiden wä-ren“, ist VCÖ-Experte Rauh empört.Besonders für Kinder und für ältereLeute stellen die Rußpartikel eineernste Gesundheitsgefahr dar.

Der VCÖ fordert strengere Abgas-grenzwerte für Dieselfahrzeuge, denverpflichtenden Einbau von Rußpar-tikelfilter und die gleich hohe Be-steuerung von Dieseltreibstoff wieBenzin. „Der Politik darf die Gesund-heit der Bevölkerung nicht den In-teressen der Frächterlobby opfern“,hofft VCÖ-Experte Rauh auf ein ra-sches Ende der steuerlichen Bevor-zugung von Dieseltreibstoff.

Rückfragen: VCÖ-Kommunikation,Christian Gratzer, (01) 8932697,(0699) 118932695.

„Wasser-Manifest“

Der Umweltdachverband undseine Mitgliedsorganisationenwollen im UNO-Jahr des Süß-

wassers 2003 eine neue Weichenstel-lung für den Schutz der Lebensressour-ce Wasser in Österreich vornehmen.Das Ziel ist die Sicherung der Souve-ränität über die Wasserreserven fürkommende Generationen.

„Mit GATS sind wir am besten Weg,das in der Verfassung verankerte Bür-gerrecht auf demokratische Mitbe-

stimmung am Marktplatz der Globa-lisierung zu opfern“, zeigt sich Dr.Gerhard Heilingbrunner, Präsident desUmweltdachverbandes, besorgt überden wachsenden Druck multinationa-ler Konzerne auch sensible Lebens-bereiche, wie jene der Wasserversor-gung, zu liberalisieren. „Mit demWasser-Manifest wollen wir diesenBegehrlichkeiten ein deutliches Zei-chen entgegensetzen und eine klareForderung an die politisch Verantwort-lichen in unserem Land aussprechen.

Denn diese haben es in der Hand,dem drohenden Ausverkauf unsererWasserressourcen an einige wenigeWassermonopolisten einen Riegelvorzuschieben“, so Heilingbrunner.

Verfassungsschutz fürunser Wasser!

Die EU fordert von 72(!!) Mitglieds-ländern der WTO im Rahmen vonGATS die Liberalisierung der Wasser-

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Wasser ist Leben – Leben braucht Wasser: Erpel im GLT Bluntautal (Bild:H. Hinterstoisser).

ver- und Abwasserentsorgung. Die-se Forderung steht in krassem Wider-spruch zu den volkswirtschaftlichen,sozialen und auch ökologischen In-teressen Österreichs.

Deshalb fordert der Umweltdachver-band:

Ein klares Nein zu den bisher vor-liegenden GATS-Verhandlungs-ergebnissen. Ökologische und so-ziale Standards müssen bei dernächsten WTO-Konferenz in Can-cun verankert und die öffentlichenDienstleistungen aus dem GATS-Vertrag herausgenommen wer-den.Sicherung der Wasser-Verfügungs-rechte durch verfassungsmäßigenSchutz von Mehrheitsanteilen deröffentlichen Hand im Bereich derWasser- und Energieversorgung,bei allen Landes- und Staatsunter-nehmen (Verbundgesellschaft).Stärkung der Gemeinden, damitdie Verantwortung für die Wasser-ver- und Abwasserentsorgungauch in Zukunft unter demokrati-scher Kontrolle und der lokale Res-sourcenschutz gewährleistet bleibt.

EU-Wasser-Rahmenrichtlinieerfordert klare

Weichenstellungen

„Für die Umsetzung der EU-Wasser-rahmenrichtlinie braucht es klare Leit-linien für die Zukunft des Wasser-schutzes in Österreich. Mit demWasser-Manifest liegen unsere For-derungen für einen sorgsamen Um-gang mit der Lebensressource Was-ser auf dem Tisch. Noch heuer sollendie notwendigen Weichen für ein,Nationales Gewässerschutzpro-gramm‘ gestellt werden“, fordertHeilingbrunner.

Wesentliche Eckpunkte des zukünf-tigen Wasserschutzes:

Strenger Schutz der noch unberühr-ten Bach- und Flussläufe, Seen,Feuchtgebiete, Moore und Glet-scher sowie deren Vorfelder.Mehr Mitsprache der Bevölkerungbeim Hochwasserschutz und Bau-

stopp in unmittelbaren Hochwas-serabflussgebieten und klare Be-vorzugung eines ökologisch ver-träglichen Hochwasserschutzes.Österreichweite Feuchtgebiets-und Ufergestaltungsoffensive.Flächendeckender Schutz allerTrinkwasserreserven und möglichstrasche Wiederherstellung des gu-ten Zustandes in verschmutztenQuell- und Grundwassergebieten.Absoluter Bau- und Planungsstoppfür Wasserkraftwerke an natür-lichen und naturnahen Flussläufenund Ökologisierung der bestehen-den Kraftwerke (Fischaufstiege,Restwasser etc.).Kein Ausbau der Donau als Was-serstraße für große Lastkähne.Start eines offenen Wasser-Dialogszur Einbindung aller interessiertenGruppen in die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Auch der Naturschutzbund setzt imRahmen seiner Kampagne Wasser-leben voll auf Bewusstseinsbildung,um die Bevölkerung für den Wert derRessource Wasser noch stärker zusensibilisieren. Informations- undÖffentlichkeitsarbeit stehen auch imzweiten Jahr des österreichweitenProjekts im Mittelpunkt seiner Bemü-hungen.

Keine Abkehr vomflächendeckenden

Grundwasserschutz

Österreich ist im Vergleich zum Groß-teil der anderen EU-Staaten in derglücklichen Lage seinen Trinkwasser-bedarf zu 99% aus nicht aufbereite-ten Grund- und Quellwässern dek-ken zu können. Doch diese heimi-sche Errungenschaft droht bald derVergangenheit anzugehören. Durchdie Übernahme der in der EU-Was-serrahmenrichtlinie vorgesehenenAusnahmen und langen Sanierungs-zeiträumen ins österreichische Was-serrechtsgesetz ist zu befürchten,dass für den Trinkwasserschutz not-wendige Maßnahmen in Grundwas-sersanierungsgebieten nur schlep-pend umgesetzt werden. Der von derWasserrahmenrichtlinie vorgeschrie-bene „gute Zustand“ könnte so inSanierungsgebieten bis zum Jahr2027! - also Jahrzehnte - auf sichwarten lassen. Das bedeutet eineunakzeptable Abkehr vom Grundsatzdes flächendeckenden Grundwasser-schutzes in Österreich. „Diese Novel-lierung ist ein Freibrief für die anhal-tende Verschmutzung ganzer Grund-wassergebiete, befürchtet DI MarkusEhrenpaar vom Naturschutzbund undfordert den flächendeckenden Grund-

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wasserschutz und die Sanierung fürTrinkwasserzwecke als öffentlichesInteresse verbindlich zu machen!

Flächendeckender Schutzauch für die ökologischsensiblen Karstquellen

Österreich ist stolz auf den hohenAnteil frischen Quellwassers an derTrinkwasserversorgung. Bei den ge-nutzten und in Zukunft nutzbarenQuellen handelt es sich fast aus-schließlich um Karstquellen in denökologisch sensiblen Einzugsgebietender alpinen Kalk- und Dolomitgebir-ge. Neben der BundeshauptstadtWien, die ihr Wasser nahezu zurGänze aus Karstquellen am Hoch-schwab und der Rax bezieht, wer-den auch andere große Städte wieInnsbruck, Salzburg, Graz oder Vil-lach ganz oder in großem Ausmaßmit Trinkwasser aus Karstquellen ver-sorgt. „Die ökologisch sensiblenKarstquellen können in ihrer Quali-tät nur erhalten bleiben, wenn wir

endlich den flächendeckendenSchutz dieser Einzugsgebiete vor in-tensiver Nutzung und Erschließungumsetzen. Die positiven Beispiele ineinigen Gebirgsgruppen wie Schnee-berg und Rax, Schneealpe und Hoch-schwab bzw. Teilen des Toten Gebir-ges und des Dachsteins sollten dieMesslatte für zukünftige Unterschutz-stellungen sein“, sagt Univ. Prof. Dr.Hubert Trimmel vom Verein Öster-reichischer Höhlenforscher.

DringendeÖkologisierung der

Fließgewässer

Bis zum Jahr 2015 müssen laut EU-Wasserrahmenrichtlinie alle heimi-schen Gewässer in einen „guten öko-logischen Zustand“ gebracht werden.Derzeit sind das maximal ein Viertelunserer größeren Fließgewässer. „Dievon der EU geforderte Ökologisierungder heimischen Fließgewässer ist einegroße Herausforderung für alle Betei-ligten. Ein wesentliches Ziel dabei

muss sein, die Durchgängigkeit derFließgewässer für alle Organismenwieder bestmöglich herzustellen. Be-sonders betroffen davon sind die be-stehenden Wasserkraftwerke, spezielldie Laufkraftwerke, die hauptverant-wortlich für die derzeit wenig erfreu-liche Situation sind: denn 71% der hei-mischen Fischarten stehen bereits aufder Roten Liste, einige - wie etwa derStör - sind aufgrund der unüberwind-baren Kraftwerksbauten bereits aus-gestorben. Abgesehen davon sterbenrund 10% des Fischbestandes in denTurbinen“, verweist Mag. Robert Heu-berger vom Verband der österreichi-schen Arbeiter - Fischerei - Vereine(VÖAFV) auf dringende Ökologisie-rungsmaßnahmen im Rahmen derEU-Wasserrahmenrichtlinie.

Kontakt

Umweltdachverband - Dr. GerhardHeilingbrunner, Tel. 0664/38 18 462.Homepage:http://www.umweltdachverband.at

Koordinationsstelle fürFledermausschutz und -forschung in

ÖsterreichNicht mehr Arbeitsgemeinschaft, sondern Verein...

Das „Artenschutzprojekt Fle-dermäuse“ wurde bislang inSalzburg, Kärnten und Tirol

von einer Anzahl gleichgesinnter Per-sonen im Rahmen einer Arbeits-gemeinschaft durchgeführt.

Nach langen und intensiven Überle-gungen wurde nun beschlossen, denFledermausschutz auf eine neue Ba-sis zu stellen. So wurde mit der kon-stituierenden Sitzung am 8. März2003 in St. Veit im Pongau formellein Verein gegründet.

Das übergeordnete Vereinsziel ist dieDurchführung und Förderung des Fle-dermausschutzes und -forschung in

Österreich. Im Detail sind folgendeSchwerpunkte definiert:

Die Durchführung von Maßnah-men zur Aufklärung, Ausbildungund Fortbildung von privaten undöffentlichen Stellen sowie Privat-personen.Die Durchführung von wissen-schaftlichen Forschungs- und Lehr-projekten.Die Durchführung von Maßnah-men zum Schutz der Fledermäuseund ihrer Lebensräume.Die Sicherung von gefährdetenQuartieren und Jagdgebietendurch Ankauf, Pacht oder sonsti-ge Maßnahmen.Die Förderung von naturwissen-

Logo der Koordinationsstelle für Fle-dermausschutz und -forschung

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schaftlichen Forschungs- und Na-turschutzprojekten.Der Informationsaustausch mitgleichgesinnten Institutionen undPersonen sowie Vereinen im In-und Ausland.

Da die Ziele des Vereins mit jenenanderer Koordinationsstellen für Fle-dermausschutz in Mitteleuropa über-einstimmen, wurde als Vereinsname„Koordinationsstelle für Fledermaus-schutz und –forschung in Österreich“gewählt (KFFÖ).

Perspektiven

Mittelfristig soll sich dieser Verein ineine Richtung entwickeln wie sie

beispielsweise durch die Schweizeroder auch die Bayerischen Koordina-tionsstellen für Fledermausschutz sehrerfolgreich vorgegeben wird.

Wir wollen und können aber keineKopie der erwähnten Stellen sein,dazu ist die Situation in Österreichzu unterschiedlich. Österreich hat füreinige Fledermausarten in Mitteleu-ropa eine international bedeutsameVerantwortung zu tragen. Mit Hilfeder „Koordinationsstelle für Fleder-mausschutz und –forschung in Öster-reich (KFFÖ)“ sollte es leichter sein,in Zukunft dieser Verantwortung ge-recht zu werden.

Der Erfolg des Vereins und damit imFledermausschutz wird in Zukunft

auch wesentlich vom Engagementder Mitarbeiter – nunmehr Mitglie-der - abhängen.

So wird die Umsetzung der Vereins-ziele mit jedem weiteren Vereinsmit-glied bzw. der aktiven Mitarbeit imFledermausschutz erleichtert.

Kontaktadresseund weitere

Informationen

Koordinationsstelle für Fledermaus-schutz und -forschung in Österreich,Mühlbachstraße 10, A-4073 Wilhe-ring, Tel./Fax: 0043 (0)7226 20633,Email: [email protected],www.fledermausschutz.at

CIPRA fordert Protokoll „Wasser“ derAlpenkonvention

D ie Internationale Alpen-schutzkommission CIPRAfordert seit vielen Jahren,

dass die Alpenstaaten ein Protokoll„Wasser“ der Alpenkonvention aus-arbeiten. Anlässlich des UNO-Jahresdes Süsswassers 2003 hat die CIPRAheute in Innsbruck nun selber einenausformulierten Vorschlag für ein sol-ches Protokoll in den vier Alpenkon-ventions-Sprachen vorgelegt.

Die Alpenstaaten und die Europäi-sche Union haben am 1991 in Salz-burg die Alpenkonvention unter-zeichnet. Danach haben alle Ver-tragspartner dieses internationaleVertragswerk zum Schutz und zurnachhaltigen Entwicklung des Alpen-raums ratifiziert, sodass es in den Al-pen geltendes Recht ist.

Die Alpenkonvention sieht die Kon-kretisierung ihrer Bestimmungen in sogenannten Durchführungsprotokollenvor. Solche Protokolle wurden fürneun Bereiche bereits ausgearbeitet,zum Beispiel zu den Themen „Na-turschutz und Landschaftspflege“,„Energie“, „Verkehr“ oder „Touris-mus“.

Wasser kein wichtigesThema für die Alpen?

Die Alpenkonvention sieht für denThemenbereich „Wasserhaushalt“ein Durchführungsprotokoll zur Kon-kretisierung der allgemeinen Bestim-mungen der Konvention vor. Diesessoll beispielsweise sicherstellen, dassgesunde Wassersysteme erhaltenoder wiederhergestellt werden.

Ein entsprechendes Protokoll wurdeaber nie erarbeitet, trotz wiederhol-ter Forderungen der InternationalenAlpenschutzkommission CIPRA, wel-che die Alpenkonvention seinerzeitangeregt hatte und offizielle Beob-achterin bei der Alpenkonvention ist.

Als nichtstaatliche Dachorganisationvertritt die CIPRA über 100 Mitglieds-organisationen im gesamten Alpen-raum und setzt sich für eine nach-haltige Entwicklung in den Alpen ein.Die CIPRA erwartet von den Ver-tragsparteien der Alpenkonvention,dass sie im von der UNO ausgerufe-nen Internationalen Jahr des Wassers2003 mit der Ausarbeitung eines sol-chen Protokolls beginnen.

Peter Haßlacher, Vorstandsmitgliedvon CIPRA-Österreich, forderte imZusammenhang mit der Unterzeich-nung der Wassercharta am vergan-genen Wochenende im Innergschlößdie Inangriffnahme des ProtokollsWasser. Dabei befand er sich in gu-ter Gesellschaft mit UmweltministerJosef Pröll, der dieses Ansinnen sei-tens der Republik Österreich bereitsmehrfach formuliert hat. Peter Haß-lacher ist daher zuversichtlich, dassdie Vertragsparteien der Alpenkon-vention offene Ohren für dieses An-liegen haben werden.

Die Alpen sind Lebens- und Wirt-schaftsraum für die ansässige Bevöl-kerung und haben als WasserschlossEuropas größte Bedeutung für dieaußeralpinen Gebiete. Wasser seikeine übliche Handelsware, sondernein ererbtes Gut, das geschützt, ver-teidigt und entsprechend behandeltwerden müsse, betonte CIPRA-Prä-sident Andreas Weissen. Die Alpen-staaten hätten eine große Verant-wortung, im Interesse der Allgemein-heit die Wasservorkommen und dieökologische Funktionsfähigkeit derGewässer zu erhalten und wo erfor-

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derlich, zu verbessern. Die Einzugs-gebiete vieler Fliessgewässer desAlpenraums erstrecken sich übermehrere Staaten, weshalb bestimm-te Probleme nur grenzübergreifendgelöst werden können und gemein-same Maßnahmen der Alpenstaatenerforderlich machen. Nicht zuletzt istauch die Prävention von Hochwas-sern eine wichtige Aufgabe, die dieAlpenstaaten gemeinsam angehenmüssen.

Wichtige Lücke schließen

Da die Vertragspartner der Alpen-konvention bisher nicht auf die For-derungen der CIPRA zur Erarbeitungeines Wasserprotokolls reagiert ha-ben, hat die CIPRA nun beschlossen,im Sinne eines konstruktiven Vor-schlags zur Weiterentwicklung derAlpenkonvention selber einen Proto-kollvorschlag auszuarbeiten. Dieserliegt in allen vier Sprachen der Al-penkonvention vor, also in Deutsch,Französisch, Italienisch und Slowe-nisch. Ein Wasserprotokoll biete nichtnur wichtige Grundlagen für den öko-nomischen Umgang mit Wasser, son-dern schließe auch eine wichtigeLücke im Alpenschutz, erklärteCIPRA-International-GeschäftsführerAndreas Götz. Nur mit einem solchenProtokoll könne beispielsweise ein

einheitlicher Standard für einen zeit-gemäßen Schutz der Gletscher be-wirkt werden. In einigen Staaten istein sehr bedenklicher Trend zu neuenGletschererschließungen zu beobach-ten. Weitere Erschließungen vonGletschern mit Infrastrukturen zu tou-ristischen Zwecken sollen aber gemäßden Forderungen der CIPRA verbo-ten werden.

Jürgen Trittin:Hochwasserschutz als

prioritäres Ziel

Wasser hat allerdings für den Men-schen nicht nur positive Seiten, son-dern kann als Hochwasser auch zurBedrohung werden. Selbstverständ-lich spielt dieser Aspekt im Vorschlagder CIPRA für ein Wasserprotokolleine bedeutende Rolle. Die Hoch-wasser der letzten Jahre haben ge-zeigt, dass es für die Zukunft eineweitsichtige Präventionspolitikbraucht. Der deutsche Umweltmini-ster Jürgen Trittin hat in seiner An-trittsrede als Vorsitzender der Alpen-konferenz – der Konferenz derUmweltminister aller Alpenländer –betont, dass dieser Aspekt einer derSchwerpunkte des deutschen Vorsit-zes bei der Alpenkonvention sein soll.Diesen Vorsitz hat Deutschland imlaufenden und im nächsten Jahr inne.

Dafür ist es unerlässlich, dass dieVertragsparteien der Alpenkonven-tion zusammenarbeiten. Dies betrifftgemeinsame Forschungs-, Bildungs-und Informationsmaßnahmen eben-so wie die grenzüberschreitende Zu-sammenarbeit und die gemeinsameDurchführung von Projekten zumschonenden Umgang mit dem Trink-wasser und den Gewässern sowie dienotwendige Prävention von Scha-denereignissen. Ein Protokoll „Was-ser“ der Alpenkonvention bietet einehervorragende Grundlage für einesolche Zusammenarbeit.

Mehrwert gegenüberder EU-Wasser-rahmenrichtlinie

Die EU verfügt mit ihrer Wasserrah-menrichtlinie über ein nützliches In-strument für den Gewässerschutz.Zum heutigen Zeitpunkt sind aller-dings erst die Hälfte der Vertragsstaa-ten der Alpenkonvention Mitglied derEU. Für die Schweiz, Liechtensteinund Monaco sowie noch für kurzeZeit für Slowenien hat diese EU-Richt-linie keine Gültigkeit. Abgesehendavon geht die EU-Richtlinie nicht aufdie Besonderheiten in den Alpen ein.Demgegenüber berücksichtigt derCIPRA-Vorschlag für ein Wasserpro-tokoll die besonderen ökologischenund sozioökonomischen Gegebenhei-ten der Alpen und die Bedürfnisse derAlpenbevölkerung, stellte JochenSohnle, Dozent für Wasserrecht ander Universität Chambéry, Frank-reich, fest.

Auch Probleme der künstlichen Be-schneiung wie beispielsweise Auswir-kungen von chemischen Beschnei-ungszusätzen auf die Wasserqualitätoder die Entnahme von Wasser zuBeschneiungszwecken in Zeiten vonWassermangel werden im Protokoll-vorschlag alpenspezifisch geregeltund kommen in der Richtlinie der EUnicht vor. Gleiches gilt für besonderedurch Wasser verursachte Ereignissewie Treibeis und Lawinen.

Informationen unter www.cipra.org.CIPRA

Wasser ist auch ein bestimmender Landschaftsfaktor, hier im Natura 2000-Gebiet und künftigen Nationalpark Lechtal in Tirol (Bild: H. Hinterstoisser).

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