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Schweizer Garten 2/2011
Die Ausstrahlung der Parklandschaft
war es, die Christoph und Angelika
Mijnssen vor 16 Jahren so beein-
druckte. Der Entschluss, das
über 450 Jahre alte Schloss
Wartegg mit dem verwil-
derten Park zu erwerben,
fi el nicht schwer. Alle Ge-
bäude sowie ein Grossteil des
13 Hektar umfassenden Parks wur-
den sanft restauriert und somit die
Idee eines öffentlichen Ortes ideal
umgesetzt: Schloss und Umschwung
Gärten historischer Hotels
P I T TORESKER LAN DDer Park von Schloss Wartegg in Rorschacherberg ist einer
der wenigen Englischen Landschaftsparks der Schweiz.
Ehrwürdige Baumriesen, solitär, in Alleen oder als Wald,
machen den Park oberhalb des Bodensees zu einem Juwel.
Die nächste Folge:
Villa Carona: Wohlfühl-
insel im Künstlerdorf
von Pro-Specie-Rara-Sorten und die
Bewirtschaftung nach biodynamischen
Richtlinien gehören zum Konzept.
RETTUNG DER EINHEITDie spätklassizistische Anlage wurde
im Jahr 1860 errichtet. Auftraggebe-
rin war die Herzogin Louise-Marie
Thérèse von Bourbon-Parma, Gross-
mutter von Zita, der letzten österrei-
chischen Kaiserin, die Schloss Wartegg
später als Exilsitz erweiterte. Die alten
Bäume könnten aus der wechselvollen
Geschichte einiges erzählen. Zuletzt
war der Westteil des Parks von gros-
sen Überbauungen bedroht. Seit 2009
geniesst die Grünfl äche als eine der
wenigen Englischen Landschaftsparks
der Schweiz Schutz als «Kulturgut von
nationaler Bedeutung».
Der schönste Zugang zum Schloss er-
folgt von Westen her entlang einer Al-
lee mit stolzen Linden. Im Norden er-
dienen als Hotel-, Seminar- und Kul-
turhaus, der Aussenraum ist öffent-
lich zugänglich.
Für die Wiederinstandstellung des his-
torischen Naturparks im engli schen
Stil beauftragten die neuen Besitzer
die Schweizer Gartenarchitektin Jane
Bihr-de Salis. Die Schloss umgebung
erhielt eine neue Gestalt, die Wege
wurden wieder begehbar gemacht. Im
2500 m2 grossen Nutz- und Ziergarten
gedeihen nun seltene Gemüse, Kräuter,
Beeren und Blumen. Das Kultivieren
Alte Bäume erzäh-
len Geschichten.
Schloss Wartegg
mit Englischem
Landschaftspark.
Schweizer Garten 2/2011
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N DSCHAFTSPARK
blickt man durch das Grün der Blätter
den Bodensee. Aus südlicher Richtung
kommt der Besucher an einer Kapelle
sowie am Nutz- und Ziergarten mit
dem Wirtschaftsgebäude aus Holz vor-
bei. Beeindruckend sind die Baumrie-
sen aus der Entstehungszeit: die Lin-
denalleen im Westen oder hinter dem
Schloss und die grossen Platanen am
Westrand des Parks. Mammutbäume
und Kanadische Pappeln bereichern
die nähere Schlossumgebung.
Der Wechsel von Wald und Wiesen
macht den Reiz des Warteggparks aus
und lässt stets neue Szenarien entste-
hen. Auf geschwungenen Kieswegen
kann man wie einst lustwandeln. «Wir
nehmen bewusst wenig Eingriffe vor.
So durfte sich eine Salweide an der
Ostseite des Schlosses frei entfalten»,
sagt Christoph Mijnssen. Nur wenige
Schritte davon entfernt zeugt ein rie-
siger Baumstumpf vom verheerenden
Wirken des Ulmenkäfers, dem fast
alle Ulmen im Park zum Opfer gefal-
len sind.
Kontakt und Infos
Schloss Wartegg, 9404 Rorschacherberg, ganzjährig geöffnet (Hotel, Seminarhaus, Restaurant, historisches «türkises» Bad), Telefon 041 858 62 62, www.wartegg.ch und www.swiss-historic-hotels.ch
INFO
Lauschige Sitzbank
lädt zum Verweilen
ein.
Im Wald murmelt
der Bach.
Im Nutzgarten
gedeiht Kardy
(Cynara carduncu-
lus, unten).
Für den Entwurf und Betrieb des
Nutz- und Ziergartens ist der Gärt-
ner Matthias Thalmann zuständig. Im
konzentrisch angelegten «Paradiesgar-
ten» wachsen unter anderem diverse
Basilikum- oder Minzesorten, rare
Gemüse, etwa Kardy oder Federkohl,
sowie eine Auswahl an Blumen mit
Wildcharakter wie die Wiesenraute.
Lioba Schneemann (Text und Bilder)