gewicht und volumen von kieferorthopädischen apparaturen

12
Gewicht und Volumen von kieferorthopiidischen Appara- turen Von Walter Weise und Brigitte Brinkmann-Genenger, Diisseldorf Aus der Kieferorthop~idischenAbteilung der Poliklinik und Klinik ffir Zahn-, Mund- und Kieferkrank- heiten (Direktor: Prof. Dr. W. Weise) der Universit~itD/isseldorf Mit 3 Abbildungen A. Einleitung und Problemstellung In der Literatur wirdlmmer wieder die Forderung erhoben, die kieferorthop~idi- schen Ger~ite in Form, Gr613e und Ausdehnung so zu gestalten und insbesondere zu verkleinern, daB sie den Patienten beim Sprechen, Essen und Atmen m6glichst we- nig st/Sren und dab sie auch das Aussehen des Patienten sowie seine Mundhygiene wenig oder nicht beeintr~ichtigefi. Um diese Forderung m6glichst weitgehend zu er- fallen, zumal hieraus zugleich eine Verl/ingerung der t/iglichen Tragezeit der kieferorthop/idischen Gerfite und damit in der Regel auch eine Verkiirzung der Dauer der kieferorthop/idischen Behandlungen resultieren wtirde, wurde sogar eine ganze Reihe yon kieferorthopgdischen Apparaturen eigens zu diesem Zweck modi- fiziert oder speziell konstruiert. In diesem Zusammenhang sind das Gewicht und das Volumen kieferorthop/idi- scher Ger/ite yon besonderer Wichtigkeit. Es ist daher fiberraschend, dab die bishe- rigen einschl~igigen Ver6ffentlichungen insofern ltickenhaft sin& als sie Angaben tiber Durchschnittswerte far das Gewicht und das Volumen der verschiedenen kieferorthopgdischen Apparate nicht enthalten, wenn man yon drei Mitteilungen absieht, die entweder auf einer kleinen Zahl yon Ger/iten beruhen (IV. Weise [90]) und dabei das Gewicht der Apparate auger acht lassen (V. Lapter [49]) oder nur zwei Ger/ite-Typen betreffen und dabei das Gewicht dieser Apparaturen nicht bertick- sichtigen (G. Miiller [53]). Diesem Mangel soll die vorliegende Arbeit abhelfen; sie soll unter Verwendung exakter Methodik an einer grogen Zahl verschiedenster kie- ferorthop/i0ischer Ger~ite deren Gewicht, Volumen und spezifisches Gewicht unter- suchen sowie zugeh6rige Durchschnittswerte ermitteln. B. Bisherige einschlfigige Angaben in der Literatur Kieferorthopiidische Behandlungen sind im allgemeinen an die Verwendung von kieferorthop/idischen Ger/iten gebunden, wobei sich diese Apparaturen in der Regel innerhalb des Mundes befinden. Diese Ger~ite sollen m6glichst ununterbrochen, zumindest h~iufig und regelm~gig getragen werden, um einen ziigigen Behandlungs- ablauf zu erzielen. Bekanntlich verlaufen die kieferorthop/idischen Behandlungen im allgemeinen um so rascher, je h/iufiger und regelm/il3iger die kieferorthopfidi- schen Ger/ite getragen werden, was sowohl auf der l~ingeren Einwirkungsdauer der kieferorthop/idischen Apparatur als auch auf der Verminderung des t/iglichen, d.h. w/ihrend des Nichttragens des kieferorthop/idischen Ger~ites eintretenden Rezidivs Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3) 347

Upload: walter-weise

Post on 19-Aug-2016

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen von kieferorthopiidischen Appara- turen Von Walter Weise und Brigitte Brinkmann-Genenger, Diisseldorf

Aus der Kieferorthop~idischen Abteilung der Poliklinik und Klinik ffir Zahn-, Mund- und Kieferkrank- heiten (Direktor: Prof. Dr. W. Weise) der Universit~it D/isseldorf

Mit 3 Abbildungen

A. Einleitung und Problemstellung

In der Literatur wirdlmmer wieder die Forderung erhoben, die kieferorthop~idi- schen Ger~ite in Form, Gr613e und Ausdehnung so zu gestalten und insbesondere zu verkleinern, daB sie den Patienten beim Sprechen, Essen und Atmen m6glichst we- nig st/Sren und dab sie auch das Aussehen des Patienten sowie seine Mundhygiene wenig oder nicht beeintr~ichtigefi. Um diese Forderung m6glichst weitgehend zu er- fallen, zumal hieraus zugleich eine Verl/ingerung der t/iglichen Tragezeit der kieferorthop/idischen Gerfite und damit in der Regel auch eine Verkiirzung der Dauer der kieferorthop/idischen Behandlungen resultieren wtirde, wurde sogar eine ganze Reihe yon kieferorthopgdischen Apparaturen eigens zu diesem Zweck modi- fiziert oder speziell konstruiert.

In diesem Zusammenhang sind das Gewicht und das Volumen kieferorthop/idi- scher Ger/ite yon besonderer Wichtigkeit. Es ist daher fiberraschend, dab die bishe- rigen einschl~igigen Ver6ffentlichungen insofern ltickenhaft sin& als sie Angaben tiber Durchschnittswerte far das Gewicht und das Volumen der verschiedenen kieferorthopgdischen Apparate nicht enthalten, wenn man yon drei Mitteilungen absieht, die entweder auf einer kleinen Zahl yon Ger/iten beruhen (IV. Weise [90]) und dabei das Gewicht der Apparate auger acht lassen (V. Lapter [49]) oder nur zwei Ger/ite-Typen betreffen und dabei das Gewicht dieser Apparaturen nicht bertick- sichtigen (G. Miiller [53]). Diesem Mangel soll die vorliegende Arbeit abhelfen; sie soll unter Verwendung exakter Methodik an einer grogen Zahl verschiedenster kie- ferorthop/i0ischer Ger~ite deren Gewicht, Volumen und spezifisches Gewicht unter- suchen sowie zugeh6rige Durchschnittswerte ermitteln.

B. Bisherige einschlfigige Angaben in der Literatur

Kieferorthopiidische Behandlungen sind im allgemeinen an die Verwendung von kieferorthop/idischen Ger/iten gebunden, wobei sich diese Apparaturen in der Regel innerhalb des Mundes befinden. Diese Ger~ite sollen m6glichst ununterbrochen, zumindest h~iufig und regelm~gig getragen werden, um einen ziigigen Behandlungs- ablauf zu erzielen. Bekanntlich verlaufen die kieferorthop/idischen Behandlungen im allgemeinen um so rascher, je h/iufiger und regelm/il3iger die kieferorthopfidi- schen Ger/ite getragen werden, was sowohl auf der l~ingeren Einwirkungsdauer der kieferorthop/idischen Apparatur als auch auf der Verminderung des t/iglichen, d.h. w/ihrend des Nichttragens des kieferorthop/idischen Ger~ites eintretenden Rezidivs

Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3) 347

Page 2: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

IV.-Weise, B. Brinkmann- Genenger

(K. Reitan [63]) beruht. Allerdings k6nnen aus der ununterbrochenen Einwirkung kieferorthopiidischer Geriite gelegentfich gewebephysiologische Nachteile resultie- ren (A. M. Schwarz [74]).

Wichtigste Voraussetzung fiir ein hiiufiges und regelm/iBiges Tragen des kieferor- thop~idischen Gerfites ist eine entsprechende Bereitschaft des Patienten, die insbe- sondere von semer Einstellung zur Notwendigkeit der kieferorthopgdischen Be- handlung sowie vom AusmaB seiner Beeintr/ichtigung durch die kieferorthopiidi- sehe Apparatur abh/ingig ist. Es mug also das Bestreben des Behandlers bei jeder kieferorthop/idischen Therapie sein, nicht nut das Verstfindnis des Patienten fiir die Notwendigkeit der kieferorthop/idischen Behandlung zu wecken und zu heben, son- dern auch die Beeintriiehtigung des Patienten durch die kieferorthop~idische Appa- ratur m6glichst gering zu halten, um dabei insbesondere die t/igliche Tragezeit des Ger/ites zu erh6hen und um damit letztlich die Dauer der Behandlung zu verktirzen. In diesem Zusammenhang ist die Erfahrung yon Wichtigkeit, dab die Einstellung bzw. das Interesse des Patienten zur kieferorthop~idischen Behandlung mit zuneh- mender Liinge dieser Behandlung nachl/iBt und dab im iibrigen das Interesse an der kieferorthop/idischen Behandlung bei M~idchen grOBer ist als bei Jungen (D. Dausch-Neumann [17],R. W. Broekmann [13], H. Graf-U. Ehmer [25], P. Herren [31]). Im g!eichen Zusammenhang wird auf die MBglichkeit hingewiesen, durch eine besondere Farbgebung der ldeferorthopiidischen Ger/ite das Interesse bzw. die Mit- arbeit der Patiemen zu verbessern (Ch. Herrmann [33]).

Die Beeintrfichtigung des Patienten dutch die kieferorthopiidische Apparatur be- trifft vor allem die Lautbildtmg, die Nahrungszerkleinerung und unter gewissen Um- st~inden auch die Atmung, ferner das Aussehen des Patienten sowie seine Mundhy- giene. Solche Beeintr/ichtigung resultiert vor allem aus der Form, GrBBe und Aus- dehnung der kieferorthop~idischen Apparaturen, aus der KonstruktionsbiBlage bei den bimaxilliiren Geriiten (F. Ascher [4], R. Friinkel [21, 22, 23], G. Klammt [43], B. Scheffler [67], E. Witt [19]), aus tier Verwendung yon Schnellpolymerisaten bei kieferorthop/idischen Apparaturen (R. Hotz [36], W. Weise [89]) sowie schlieBlich ans der verst/irkten Retention yon Speiseresten bzw. der verringerten Selbstreini- gung und der daraus Iolgenden Kariesbegiinstigung bei kieferorthopiidischen Ger/i- ten, insbesondere festsitzenden Apparaturen (J. Canut [15], P. Herren [32], G. Korkhaus [471, C. M. SeipeI [781, A. M. Schwarz [761 u.a.).

Die Beeintriiehtigung des Patienten durch das kieferorthop~idische Ger/it kann weiterhin in einem unangenehmen Druckgeftihl oder gar in Entziindungserschei- nungen und Schmerzen im Bereich des Gebisses liegen. Solche StBrungen werden vor allem durch unsachgem~ige Handhabung kieferorthop~idischer Apparate verur- sacht. Dabei kann es zu ausgepr~igten Gewebeschfiden im Bereich der Mmld- schleimhaut und des Parodontiums kommen, insbesondere zu Resorptionen, was vor allem fiir festsitzende Ger/ite gdt (J. Canut [15], K. Hiiupl [26], M. Heideborn [27, 28], P. Herren [30, 32]; IV. Meyer [51], W. Weise [91] u.a.).

Aus solchen Griinden ist es verstiindlich, dal3 die kieferorthopiidischen Ger~ite un- ter dem Gesichtspunkt der m6glichst geringen Beeintr/ichtigung des Patienten im- mer wieder in den Publikationen betrachtet werden. Dabei spielen die aus der Form.

348 Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3)

Page 3: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen

Gr6Be und Ausdehnung der verschiedenen kieferorthop~dischen Ger~te resultie- renden Beeintr/ichtigungen des Patienten eine besondere Rolle; neue oder modifi- zierte kieferorthop/idische Ger~ite werden vielfach mit dem Ziel einer geringeren Beeintr/ichtigung des Patienten entwickelt und mit zweckm/igigerer Form, Gr6Be und Ausdehnung konstruiert . Diese Gesichtspunkte h~ngen mit dem hier zur De- batte s tehenden Gewicht und Volumen kieferorthop/idischer Appara t e direkt zu- sammen: Wegen der groBen Zahl dieser Publikationen, deren Angaben sich zudem nicht selten wiederholen, kann in der vorl iegenden Arbeit jedoch lediglich eine Zu- sammenfassung der wichtigsten einschl~igigen Ver6ffentl ichungen im Literaturver-

zeichnis gegeben werden.

C. Eigene Untersuchungen

L Untersuchungsmaterial

Ftir die Untersuchungen standen insgesamt 1 662 kieferorthop/idische Appara te verschiedenster Typen zur Verfiigung. Es handelte sich um Aktivatoren, aktive Plat- ten, Bionatoren, Funktionsregler, GebiBformer, Kinetoren sowie Multibandger/ite.

Tab. I. Untersuchte kieferorthopgdische Apparate, aufgeteilt nach verschiedenen Ger/ite-Typen und je- weiligem Behandler. *) = Modifizierte Funktionsregler.

Gerfite Zahl Behar/dler

Aktivatoren 36 Prof. Dr. K. H/iupl 117 Dr. W. Jezewsky 109 KFO-Abteilung 45 Prof. Dr. W. Weise

Aktive Oberkieferplatten

Aktive Unterkieferplatten

115 Dr. H. Hoffmeister 170 KFO-Abteilung 131 Prof. Dr. W. Weise

130 Dr. W. Jezewsky 105 KFO-Abteilung 46 Prof. Dr. W. Weise

Bionatoren 117 Dr. H. Hoffmeister 202 Dr. f. Schiffler

Funktionsregler 107 Dr. H. Hoffmeister 62*) Dr. H. Hoffmeister 8 Dr. H. J. Kaufmann

Gebigformer 95 Dr. H. P. Bimler

Kinetoren 59 Dr. H. Stockfisch

Multibandger~ite 8 KFO-Abteilung fiir einen Zahnbogen

Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3) 349

Page 4: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

W. Weise, B. Brinkmann-Genenger

Diese Gerfite entstammten der kieferorthop/idischen Abteilung der Westdeutschen Kieferklinik in Diisseldorf, sowie den kieferorthop/idischen Fachpraxen Dr. H. P. Bimler in Wiesbaden, Dr. 14. Hoffmeister in Stuttgart, Dr. W. Jezewsky in Krefeld, Dr. H: J. Kaufrnann in Ludwigshafen, Dr. I. Schiffler in Saarbrticken sowie Dr. H. Stockfisch in Stuttgart. AuBerdem wurden Aktivatoren in die Untersuchung einbe- zogen, die aus der Privatordination yon Prof. Dr. K. Hdupl stammten und in den 30er Jahren verwendet wurden.

Die einzelnen kieferorthop/idischen Get/ire wurden nach ihrem Typ und ihrem Behandler in verschiedene Gruppen eingeteilt (Tab.I).

II. Untersuchungsmethodik

1, Gewicht

Das Gewicht der untersuchten kieferorthop/idischen Apparaturen wurde auf ei- ner elektrischen Sartorius-Waage (Abb. 1) ermittelt. Diese Waage erlaubt eine Ge- nauigkeit von 1/100 g.

2. ,Volumen

Das Volumen der untersuchten kieferorthop/idischen Apparaturen wurde mlt m- hem selbstkonstruierten Megger/it (Abb. 2, 3) bestimmt, wobei die Volumen-Be-

350

Abb. 1,

Fortschr. Kieferorthop, 37 (1976) 347-358 (Nr. 3)

Page 5: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen

stimmung der kieferorthop/idischen Apparaturen mit Hilfe ihrer Wasserverdr~in- gung erfolgte. Dieses Mel3ger/it erlaubte eine Genauigkeit yon 1/10 ccm.

Bei der Bestimmung des Volumens der kieferorthop/idischen Apparaturen erga- ben sich zunachst betr~chtliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Form des Mel3ger~i- tes. Die Grtinde fiir diese Schwierigkeiten lagen in der Formenvielfalt und in den un- terschiedlichen Ausmagen der einzelnen kieferorthop/idischen Apparaturen sowie in der fiir die vorliegenden Untersuchungen erforderliclien Meg-Genauigkeit von mindestens 1/10 ccm. Um diese Schwierigkeiten auszuschalten, mul3te ein spezieller Mel3zylinder konstruiert werden. Dieser Megzylinder bestand aus zwei Anteilen und war oben und unten durch je einen eingeschliffenen Glasstopfen verschlossen. Der untere, weite Anteil des Megzylinders war zur Aufnahme des kieferorthop/idischen Ger/ites bestimmt, hatte einen Durchmesser von 6 cm und ging in einer H6he yon 8 cm in den oberen engen Anteil des Megzylinders fiber. Der obere, enge Anteil des Mel3zylinders diente der eigentlichen Messung, hatte einen Durchmesser von 1 cm und besal3 eine Mel3-Skala mit einer Einteilung yon 1 bis 15 ccm bei einer Gradu- ierung yon jeweils 1/10 ccm.

Zur Volumenbestimmung wurde zun/ichst der weite Anteil des Mel3zylinders mit dem Glasstopfen verschlossen. Dann wurde der Megzylinder bis zum unteren Ende der Skala mit Wasser jeweils gleicher Temperatur gefiillt, der enge Anteil des Meg- zylinders ebenfalls mit dem Olasstopfen verschlossen und hiernach die H6he des Wasserspiegels abgelesen. Hiernach wurde der Mel3zylinder umgedreht, der Glas- stopfen seines weiten Anteils entfernt und das zu messende kieferorthop~idische Ge- riit eingelegt. Danach wurde der weite Afiteil des MeBzylinders erneut mit dem Glas- stopfen verschlossen und der Mel3zylinder wieder in die ursprtingliche Stellung zu-

Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3)

Abb. 2. Abb. 3.

351

Page 6: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

:W:: : Weis~i 'B::: B r i n ~ : n - G e n e n g e r

riickgedreht;iSeh/ieB!ich wurde aufder Meg-Skala des: engen Anteils des Me,B~lin, de rs der ~ s t i e g des ~asserspiegels: abgeleseni welcher das Volumen :des kieferorthop~dischen Ger~tes wiedergibti Dabei war besonders darauf Zu achten; d ~ auf den emgetauehtenApparaten keine Ltfftblasen Verblieben. Aus GNnden der MeB.Genauigkeit~wurde die VolUmenbeStimmung jedes kieferorthop/idischen Ger/ites ~ e i m a l durchgefiihrt.

Die: ffir GeMcht und Votumen m de r beschriebenen Weise ermittelten Werte wurden auf Lochkarten i ibertragen ~nd nach dem Programmsystem SPSS:(Statisti~ cal Packagefor the Social Sciences)vonA. Brunn und G.'Lapp [14] auf der Sie- mens-RechenaNage 4004/45 ausgewertet Diese statistische Auswertung undBeur~ teitung exfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut fiir mediziniSche Statistik und Biomathematik (Direkt0r: Prof.: Dr, H, L Jesdinsky) und dem Rechenzentrum der Universitfit Diisseldorf (Leiter: Akademischer Direktor Dr. J. Knop).

IIL Untersuchungspunkte

.... i Entsprechend der Pr0blemstellung der Arbeit wurden das Gewicht und das Vo= lumen v0n 1662 kieferorthop/idischen Apparaten verschiedenster Typen gemessen. Diese Apparaturen waren Sowohl nach dem jeweiligen Ger~ite,Typ als auch nach dem jeweitlge'n: Behandler aUfgeteilt. Im einzelnenwmden folgende Punkte unter, sucht:

von Gewicht, Volumen und spezifi- nicht getrennt nach dem jeweiligen

Behandtef? Zi Mittelwerte ~ d Standardabweichungen ~von Ge~cht, Volumen und spezifi,

schemGewicht der elnzeinen Gerate,Typen, getrennt nach dem jeweiligen Behand= Ier.

3 Spannweite yon Gewicht und Volumen der einzelnen Geriite-Typen, getrennt naeh de~ jewe~gen Behandler,

IV. Untersuchungsergebnisse

D i e UntersUclmngen ~hrten entsprechend den Untersuchungspunkten 1-3 zu deft in den TabeUerl IIbis IV zusammengestellten Ergebnissen.. : I n der Tabelie Hsind die Mittelwerte und Standardabweichungen yon Gewicht,

Volumen und spezifischem Gewicht der untersuchten Apparate ~sammengestellt, aufgeteilt nach den yerschiedenenGer~ite-Typen, jedoch nicht getrennt nach dem jeweiligen Behandler.

352 Fortsehr. Kieferorthop. 37 (t976) 347-358 (Nr: '3)

Page 7: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen

Tab. II. Gewicht, Volumen und spezifisches Gewicht von 1662 kieferorthop~idischen Apparaten, aufge- teilt nach verschiedenen Ger/ite-Typen.

Ger/ite Zahl Gewicht Volumen Spez. Gewicht Mittel- Standard- Mittel- Standard- Mittel- Standard- wert abweichung wert abweichung wert abweichung

Aktivatoren 307 10,056 2,444 7,006 ],907 1,455 0,192

Aktive Oberkieferplatten 416 4,289 1,182 2,354 0,881 1,927 0,401

Aktive Unterkieferplatten 281 4,352 0,825 2,238 0,462 1,967 0,253

Bionatoren 319, 7,105 1,243 4,507 0,863 1,585 0,114

Funktionsregler 177 10,510 1,807 6,409 1,255 1,650 0,088

GebiBformer 95 5,881 1,117 2,581 0,738 2,341 0,289

Kinetoren 59 13,666 1,207 8,844 0,858 1,548 0,075

Multibandger~ite fiireinenZahnbogen 8 1,986 0,134 0,162 0,035 12,694 2,606

Tab. IlL Gewicht, Volumen und spezifisches Gewicht yon 1662 kieferorthopfidischen Apparaten, aufge- teilt nach verschiedenen Gerfite-Typen und jeweiligem Behandler.

Geriite Zaht Behandler Gewicht Volumen Spez. Gewicht Mittel- Standard- Mittel- Standard- Mittel- Standard- wert abweich, wert abweich, wert abweich.

Aktivatoren 36 Prof. Dr. K. H~iupl 9,023 1 ,605 6,185 1 ,479 1 ,493 0,248 117 Dr. W. Jezewsky 11,093 3,204 7,563 2,521 1,502 0,262 109 KFO-Abteilung 9,892 1 ,533 71053 :1,299 1 ,411 0,066 45 ProLDr. W. Weise 8,582 0,809 6,102 .0 ,669 1,409 0,047

Aktive 115 Dr. H. Hoffmeister 3,014 0,648 1 ,410 0,494 2,275 0,558 Oberkieferplatten 170 KFO-Abteilung 5,242 0,926 3 ,061 0,681 1 ,736 0,179

131 Prof. Dr. W. Weise 4,173 0,582 2,266 0,459 1,870 0,203

Aktive Unterkiefer- platten

Bionatoren

Funktionsregler

Gebil3former

Kinetoren

Multibandgergte fiireinen-Zahnbogen 8 KFO~Abteitung

130 Dr. W. Jezewsky 4,729 0,839 2,272 0,494 2,108 0,224 105 KFO-Abteilung 4,185 0,691 2,274 0,462 1 ,867 0,226 46 Pof. Dr. W. Weise 3,668 0,402 2,062 0,306 1,794 0,157

117 Dr. H. Hoffmeister 8,109 1 ,211 5,018 0,916 1 ,628 0,105 202 Dr. I.. Schiffier 6,523 0,821 4,211 0,673 1 ,561 0,111

107 Dr. H. Hoffmeister 10,714 1,708 6,542 1,i39 i,644 0,082 62 Dr. H. Hoffmeister 10,401 1 ,801 6,352 1 ,312 1 ,651 0,095 8 Dr. H. J. Kaufmann 8,612 2,194 5,087 1 ,641 1,716 0,098

95 Dr. H. P. Bimler 5,881 1,1i7 2,581 0,738 2,341 0,289

59 Dr. H: Stockfisch 13,666 1 ,207 8,844 0,858 1 ,548 0,075

t-,986 0,134 0,162 0,035 12,69A 2,606

Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3) 353

Page 8: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Tab::tN~, Spannweite vo~ Geveicht mad N0tumen ~ yon 1662 kieferorthop~dischen Apparaten, aufgeteilt nach VerscNedenen Ger~it~,Typen und ie~eiligem Beh~dierl . . . . . . . . . .

Get/ite ZaM Beh'andl~t Gewicht Volumen Mira 'Max; , Spannw.: Min. M a x . ~ Spannw.

Al~tiVatoren ~6"Pr6f. Drl K. H~iUpl 6,590 i31130 6,540 4;00 10;50 6,50 117 Dr: W~Jezewsky 6,880 23,710 16~83( 3,90 16,55 12,65 109 KFO-Abteilung,- 6,850 14,840 7 ,990 4,40 tl,30 6,90 45 Prof. Dr. WI Weise 6,460 10,430 3,970 4,75 7,40 2,65

Aktive 1 t5 :Dr~ H. Ho~eister 1,820 4 ,990 3,170 0,50 2,85 ;2,35 Oberkieferplattenl ~!70 ~OrAbteilung . 3 ,260 8,220 4,960 1,70 5,90 4,20

1'31: Prof. Dr.W. Weise 2,940 6 ,300 3,360 1,40 3,90 2,50 i

Aktive ~30 Dr. W. Jezewsky :2,770 6,950 4;180 t,25 3;90 2,65 Unterkieferplatten 105: KFO-Abteilung 2,100 6 ,000 3,900 0,95 3,25 2,30

' 46 Prof. D~! W[ WeiSe 3,i00 4 ,620 1,520 1;60 2,70 i,10

Bionatoren 117 Dr Hi Hoffmeister 5,700 11,370 5,670 3,10 7,55 4,45 202 Dr. I. Schiffier 4,480 9 ,740 5,260 2,30 5,70 3,40

Funktionsregler 107 Dr. H. Hoffmeister 5,520 15,310 9,790 3,00 9,75 6,75 62 Drl I-I. Hoffmeister 6,180 14,700 8,520 3,80 9,75 5,915 8.Dr.H.L~I<aug, mann 6~260 13,420 74160 3,65 8,80 5,15

GebiBformer 95 Dr; H. P. Bimler

Kiiaetoren . 59 Dr: H. Stockfisch Multibandgeriite fiit ei~6n Zahnb0gen 8 KFO-Abteilung

1.4,480 9 ,500 5,020 1,55 5,00 3,45

11,020 16,610 5,590 6;85 11,05 4,20

1;780 2 ,140 0,360 0,10 0;20 0,10 �9

Aus der Tabelle HI gehen die Mittelwerte Und Standardabweichungen von Ge- wicht, Volumen und:speZifischem Gewicht der tmtersuchten Apparate hervor, auf- geteilt nach den-verschiedenen Gertite-Typen und dem jeweiligen Behandler.

Die Tabelte IV zeigt die Spannweite yon Gewicht und Votumen der untersuchten Apparate, aufgeteilt Iiachden einzelnen Gertite-Typen und dem jeweiligen Behand- let,

Die Auswertung der Ergebnisse ergibt zun~ichst, dab zwischen den einzelnen Ge- rf i te-Typen starke Unterschiede hinsichtlich der Mittelwerte yon Gewicht und Vo- lumen bestehen (Tab. II) . De r eine Ger/ i te-Typ ist also ungleich schwerer und gr6Ber als der andere. Nach zunehmendem Mittelwert vom Gewicht geordnet , ergibt sich nachstehende Reihenfolge: Multibandger/ite, Oberkiefer-Plat ten, Unterkiefer- Platten, Gebigformer , Bionatoren, Aktivatoren, Funktionsregler sowie Kinetoren. Nach zunehmendem Mittelwert vom Volumen geordnet, ergibt sich nachstehende Reihenfolge: Multibandgerfite, Unterkiefer-Plat ten, Oberkiefer-Plat ten, Gebig- former, Bionatoren, Funktionsregler, Akt iva toren sowie Kinetoren. Nach dem Ge- sichtspunkt eines m6glichst kleinen Gewichtes und Volumens liegen die Multiband- ger~ite am, giinstigsten und die Kinetoren .am ungiinstigsten. Die GebiBformer geh6- ren mit e inem Mittelwert fiir Gewicht yon 5,881 g und e inem Mittelwert fiir Volu-

354 Fortsdar. Kieferorthop. 37 (!976) 347-358 (Nr: 3)

Page 9: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen

men von 2,581 ccm zu den grazilsten bimaxill/iren kieferorthopfidischen Apparaten. Die Multibandger~ite haben das weitaus geringste Gewicht und Volumen; sie behin- dern die Gebil3funktion meist nur wenig, Essen und Sprechen bereiten fast keine Schwierigkeiten, allerdings fiihlen sich viele Patienten im Aussehen sehr benachtei- ligt, was aber oftmals in den Hintergrund tritt, sobald deutlich sichtbare Behand- lungserfolge zu erkennen sind.

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt insbesondere, dab auch innerhalb der ein- zelnen Ger/ite-Typen je nach Behandler starke Unterschiede hinsichtlich der Mit- telwerte yon Gewicht und Volumen vorliegen (Tab. III). Der eine Behandler ver- wendet also ungleich gr6Bere und schwerere Gergte gleichen Typs als der andere Behandler. Hier werden gute M6glichkeiten zu einer Verminderung yon Gewicht und Volumen einzelner kieferorthopiidischer Geriite sichtbar.

Bei den Aktivatoren liegen je nach Behandler die Mittelwerte vom Gewicht zwi- schen 8,582 g und i l , 093 g sowie vom Volumen zwischen 6,102 ccm und 7,563 ccm.

Bei den Oberkiefer-Platten liegen je nach Behandler die Mittelwerte vom Ge- wicht zwischen 3,014 g und 5,242 g sowie vom Volumen zwischen 1,410 ccm und 3,061 ccm.

Bei den Unterkiefer-Platten liegen je nach Behandler die Mittelwerte vom Ge- wicht zwischen 3,668 g und 4,729 g sowie vom Volumen zwischen 2,062 ccm und 2,274 ccm.

Bei den Bionatoren liegen je nach Behandler die Mittelwerte vom Gewicht zwi- schen 6,523 g und 8,109 g sowie vom Volumen zwischen 4,211 ccm und 5,018 ccm.

Bei den Funktionsreglern liegen je nach Behandler die Mittelwerte vom Gewicht zwischen 8,612 g und 10.,714 g sowie vom Volumen zwischen 5,087 ccm und 6,542 ccm.

Die Auswertung der Ergebnisse ergibt weiterhin, dab zwischen den einzelnen Ge- r/ite-Typen starke Unterschiede hinsichtlich der Mittelwerte vom spezifischen Ge- wicht bestehen (Tab. II und III). Solche Unterschiede liegen auch innerhalb der ein- zelnen Gerfite-Typen je nach Behandler vor (Tab. III). Die erstgenannten Unter- schiede riihren vor allem aus dem unterschiedlichen Metall-Anteil der verschiede- nen Ger/ite-Typen. So rtihrt beispielsweise das hohe spezifische Gewicht der festsit- zenden Multibandgerfite aus dem fast 100 %igen Metall-Anteil dieser Ger/ite. Die zweitgenannten Unterschiede resultieren aus der unterschiedlichen Neigung des je- weiligen Behandlers zur ersatzweisen (an Stelte yon Kunststoff) oder zus~itzlichen Verwendung yon Metall-Elementen wie Biigel, Federn und Schrauben in abnehm- baren Ger/iten. So resultiert beispielsweise das relativ hohe spezifische Gewicht der Oberkiefer-Platten yon H. Hoffmeister, der Unterkiefer-Platten von W. Jezewsky und insbesondere der Gebil3former von H. P. Bimler aus einem verh/iltnism/iBig ho- hen Metall-Anteil.

D. Diskussion

Die vorliegenden Ergebnisse unterscheiden sich nur geringfiigig von den von V. Lapter [49] ftir das Volumen von Aktivatoren, Funktionsreglern, Bionatoren, Ge-

Fortschr. Kieferorthop. 37 (t976) 347-358 (Nr. 3) 355

Page 10: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

W. Weise, B. Brinkmann-Genenger

bigformern und Dehnungsvorbil3platten gefundenen Werten, liegen deutlich unter den von G. Mi~ller [53] ffir das Volumen yon Aktivatoren, Oberkiefer- sowie Unter- kiefer-Platten ermittelten Werten und bestiitigen weitgehend die von W. Weise [90] ffir das Gewicht und das Volumen von aktiven Platten, Aktivatoren, Bionatoren, Funktionsreglern und Kinetoren ver6ffentlichten Werte.

Bei der Bewertung der Ergebnisse mfissen allerdings einige einschr/inkende Ge- sichtspunkte berficksichtigt werden. Man kann n/imlich nicht ohnr weiteres von den Mittelwerten yon Gewicht und Volumen der verschiedenen Gerfite-Typen auf eine mehr oder weniger groge Beeintrfichtigung des Patienten durch den jeweiligen Ge- rfite-Typ schlieBen.

Bei den einschr/inkenden Gesichtspunkten handelt es sich im wesentlichen um folgende Gegebenheiten:

Zun/ichst ist einschrgnkend zu berficksichtigen, dab im allgemeinen nicht so sehr das Gewicht des kieferorthop/idischen Apparates dafiir ausschlaggebend ist, wie der Patient dieses Gergt toleriert; viel mehr entscheidend sind die Ausdehnung und das Volumen des Apparates, welche bei manchen Gergten mit dicken Kunststoff-Antei- len zuweilen betr/ichtlich sind. Diese unterschiedliche Wertigkeit yon Ausdehnung, Volumen und Gewicht kieferorthop/idischer Gergte wird besonders am Aktivator deutlich: Dieser Ger~ite-Typ weist Mittelwerte von Gewicht und Volumen auf, die - verglichen mit anderen Gerfiten - relativ gering sind und keineswegs aus dem Rah- men fallen. Trotzdem wird yon mehreren Autoren gleichermagen die Sprachbehin- derung durch den Aktivator hervorgehoben. Diese Beeintriichtigung lfiBt sich durch eine Vor allem die Ausdehnung dieses Ger~ites palatinal der oberen Frontz~ihne be-

.... treƒ176 aufheben, Wie sie yon K. Metzelder vorge- schlagen wurde, und die sich seit Jahren bestens bew~ihrt hat. Diese Erfahrung spricht fiir eine m6glichst weitgehende Skelettierung der kieferorthopfidischen Ap- parate. Dabei sollten die Kunststoff-Anteile m6glichst wenig ausgedehnt gestaltet, m6glichst dfinn ausgearbeitet und m6glichst weitgehend durch Metall-Elemente er- setzt werden. Dementsprechend weisen die skelettierten kieferorthop~dischen Ge- riite, wie die Gebigformer nach H. P. Bimler und die Oberldefef-Platten nach H. Hoffmeister, die mit vielen Draht- und wenigen Kunststoff-Elementen versehen sind, zwar ein relativ hohes spezifische s Gewicht aber ein relativ kleines Volumen auf. Allerdings darf durch die Skelettierung weder das Wesen noch die Funktionsfii- higkeit des kieferorthop/idischen Ger/ites beeintr~ichtigt werden. Aus diesem Grund k6nnen die vorwiegend aus Kunststoff bestehenden Apparate nicht fiber ein gewis- ses Mab hinaus skelettiert werden, da sich sonst das Wesen sowie die Stabilit~it und die Bruchfestigkeit der Apparate nachteilig ver~indern k6nnen. Gerade die Bruchfe- stigkeit daft insbesondere bei Kindern nicht auBer acht gelassen werden. Im fibrigen bringt der weitgehende Austausch von Kunststoff-Anteilen gegen Metall-Elemente mit sich, dab Konstruktion, Herstellung, Handhabung und insbesondere eventuell anfallende Reparaturen dann schwieriger werden und gr6Bere Fertigkeiten verlan- gen. An dieser Stelle sei darauf aufmerksam gemacht, dab bereits die in den 30er Jahren vonK. Hiiupl verwendeten Aktivatoren sich durch geringes Gewicht und Vo- lumen auszeichnen. Diese Gegebenheit geriet abet in den folgenden Jahrzehnten of-

356 Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3)

Page 11: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

Gewicht und Volumen

fenbar in Vergessenheit, denn die heute landl~ufig verwendeten Aktivatoren, soweit sie nicht modifiziert sind, zeigen meist erheblich gr6Bere Abmessungen.

Weiterhin ist einschr~inkend zu bedenken, in welchem Teilbereich der Mundh6hle die verschiedenen kieferorthop~idischen Apparate ihren Platz haben - ein Umstand, welcher besonders wichtig ist ffir St6rungen beim Sprechen, Essen und Atmen sowie ffir Beeintr~chtigungen der Mundhygiene, des Aussehens und des Wohlbefindens des Patienten, und der damit auch ausschlaggebend ist fiir die Lange der t/iglichen Tragezeit.

In ~ihnlicher Weise ist auch die Lagever~inderung des Unterkiefers im sogenannten Konstruktionsbi/3 (insbesondere hinsichtlich seiner Bil3h6he) einschr~inkend zu be- riicksichtigen, der bei den intermaxill/iren Gerfiten wie Aktivatoren, Bionatoren, Funktionsreglern, GebiBformern und Kinetoren verwendet wird.

Als weiterer Gesichtspunkt ist der Unterschied zwischen einem starren und einem elastischen Ger/it zu bedenken; elastische Ger~ite wie der Gebil3former nach H. P. Bimler oder der Kinetor nach H. StockFisch werden nicht selten vom Patienten eher akzeptiert als starre Ger/ite.

SchlieBlich ist zu bedenken, dab das spezifische Gewicht der in den verschiedenen Ger~ite-Typen verwendeten Materialien unterschiedlich ist. Die untersuchten Plat- tenger~te waren s/imtlich aus rosa-farbenen oder giasklaren Kunststoffen auf Me- thacryls~iure-Basis hergestellt. Zum Teil wurden sie im Langzeitverfahren, zum Tell im Kurzzeitverfahren unter Druck polymerisiert. Das spezifische Gewicht dieser Kunststoffe schwankt zwischen 1,1 und 1,35 (P. Weikart [88]). Entsprechendes gilt auch fiir die bimaxill~iren Apparate wie Aktivatoren, Bionatoren, Funktionsregler, GebiBformer und Kinetoren, aUerdings mit Ausnahme der Aktivatoren aus der Pra- xisK. Hiiupl, die s/imtlich aus den 30er Jahren stammen und der damaligen Zeit ent- sprechend auf Kautschuk-Basis hergestellt sind, wobei nicht selten Gold,Kautschuk oder , ,Golddust" verwendet wurde. Diese Kautschuksorte enth/ilt feinverteiltes Aluminium, was den Apparaten nach dem Vulkanisieren ein ,,besseres Aussehen" verleihen sollte (K. Falck [20]). Das spezifische Gewicht von Kautschuk liegt nach demVulkanisieren bei 1,2 - 2,5 je nach Sorte (K. Falck [20]). Die untersuchten Mul- t ibandapparate bestehen grol3enteils aus einer mundbestfindigen Chrom-Kobald- Molybd~in-Verbindung (M. Heideborn [27]); das yon uns gemessene spezifische Gewicht liegt bei 12,6.

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurden 1662 kieferorthop/idische Apparate verschiedenster Typen und Herkunft auf Gewicht, Volumen und spezifisches Gewicht untersucht. Die statistische Auswertung der Ergebnisse ergab insbesondere:

1. Zwischen den einzelnen Ger~ite-Typen bestehen starke Unterschiede hinsichtlich der Mittelwerte von Gewicht und Volumen. Der eine Ger/ite-Typ ist also ungleich schwerer und gr6Ber als der andere. Nach zunehmendem Mittelwert vom Gewieht geordnet, ergibt sich die Reihenfolge: Multibandgerhte, Oberkiefer-Platten, Unterkiefer-Platten, Gebil3former, Bionatoren, Aktivatoren, Funktionsregler sowie Kinetoren. Nach zunehmendem Mittelwert yore Volumen geordnet, ergibt sich die Reihenfolge: Multi- bandgefiite, Unterkiefer-Platten, Oberkiefer-Platten, GebiBformer, Bionatoren, Funkfionsregler, Akti- vatoren sowie Kinetoren. Nach dem Gesichtspunkt eines m6glichst kleinen Gewichtes und Volumens lie-

Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3) 357

Page 12: Gewicht und Volumen von kieferorthopädischen Apparaturen

W. Weise, B. Br inkrnann-Genenger

gen die Multibandger/ite am giinstigsten und die Kinetoren am ungtinstigsten. Der Gebigformer geh6rt mit einem Mittelwert fiir Gewicht von 5,881 g und f~r Volumen yon 2,581 ccm zu den grazilsten bimaxil- lgren kieferorthop~discheu Apparaten.

2. Auch innerhalb der einzelnen Geriite-Typen liegen je nach Behandler starke Unterschiede hinsicht- lich der Mittelwerte yon Gewicht und Volumen vor. Der eine Behandler verwendet also ungleich gr6gere und schwerere Gerfite gleichen Typs als der andere Behandler. Hier werden gute M6glichkeiten zu einer Verminderung yon Gewicht und Volurnen einzelner kieferorthop/idischer Gergte sichtbar.

3. Zwischen den einzelnen Ger~te-Typen bestehen starke Unterschiede hinsichtlich der Mittelwerte vom spezifischen Gewicht. Solche Unterschiede liegen auch innerhalb der einzelnen Ger/ite-Typen je nach Behandler vor. Die erstgenannten Unterschiede riihren vor allem aus dem unterschiedlichen Me- tall-Anteil der verschiedenen Gerfite-Typen. So riihrt beispielsweise das hohe spezifische Gewicht der festsitzenden Multibandger~ite aus dem fast 100 %igen Metall-Anteil dieser Ger~ite. Die zweitgenannten UntersChiede resultieren aus der unterschiedlichen Neigung des jeweiligen Behandlers zur ersatzweisen (an Stelle yon Kunststoff) oder zus~tzlichen Verwendung yon Metall-Elementen wie Btigel, Federn und Schrauben in abnehmbaren Ger/iten. So resultiert beispielsweise das relativ hohe spezifische Gewicht der Oberkiefer-Platten yon H. Hoffmeister, der Unterkiefer-Platten yon W. Jezewsky und insbesondere der GebiBformer von H. P. Bimler aus einem verh~iltnism~igig hohen Metall-Anteil.

Die vorgelegten Untersuchnngen zeigen, dab die herausnehmbaren kieferorthop/idischen Ger~ite hin- sichtlich Gewicht und Volumen durch Skelettierung auf minimale Werte reduziert werden k6nnen, iudem die Kunststoff-Anteile m6glichst wenig ausgedehnt gestaltet, mBglichst diinn ausgearbeitet sowie m6g- lichst weitgehend durch Metall-Elemente ersetzt werden. Bei der Verkleinerung kieferorthop/idischer Ger~ite ist der palatinal der oberen Frontz/ihne gelegene Bereich von besonderer Bedeutung, weil die Aussprache, vor allem die der S-Laute, erheblich gest6rt werden kann durch Apparatanteile, die in dieser Gegend zu dick gearbeitet und oft sogar tiberfliissigerweise angebracht sind.

Summary

The weight, volume and specific gravity of 1662 orthodontic appliances of different type and origin have been Studied. The results - statistically covered - show that the weight and volume of removable applian- ces can be reduced by using a skeleton base of metal and acrylic.. In reducing the size of orthodontic app- liances, the portion behind the upper front teeth is of special importance because pronunciation, especially of the S-sounds, can be considerably influenced by parts of the appliances being too thick or perhaPs even unnecessary.

R~sum6

Dans ce travail, on a examin6 le volume et le poids sp6cifique de 1662 appareils d'orthop6die dento-fa- ciale de diff6rents types et provenances. Les r6sultats statistiques montrent qu'on peut r6duire leur valeur minimum le poids et le volume des appareils amovibles en les squelettant, en 6paississant tr~s peu les par- ties en r6sine o u en les rempla?ant ou les allongeant par des parties m6talliqnes plus minces. La r6duction des appareils orthop6diques est tr6s importante dans la zone r6troincisive sup6rieure car l'61ocution et la prononciation des ,,S" peuvent atre perturb6es par l'appareillage qui est con,struit trop 6pals dans cette zone ou qui ,n' est trop souvent pas necessaire.

Schrifttum

49. Lapter, V.: Der totale und orale Rauminhalt von kieferorthop~idischen Gergten. Fortschr. Kieferor- thop. 29 (1968), 279.

53. Mi~ller, G.: Funktion und Volumen. Fortschr. Kieferorthop. 24 (1963), 276. 90. Weise, W.: Die Behandlung. In (Hrsg.): D. Haunfelder, L. Hupfauf, W. KetterI, G. Schmuth, Praxis

der Zahnheilkunde Bd. 4. Urban & Schwarzenberg, Miinchen-Berlin-Wien 1969.

Ausftihrliches Literaturverzeichnis auf Anfrage.

Anschr. d. Verf.: Prof. Dr. Walter Weise, Dr. Brigitte Brinkmann-Genenger, Moorenstrage 5, 4 Diisseldorf.

358 Fortschr. Kieferorthop. 37 (1976) 347-358 (Nr. 3)