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Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien 59 Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien Josef Wehner, Jan-Hendrik Passoth, Tilmann Sutter 1 Einleitung Der vorliegende Beitrag versteht sich als Plädoyer für eine thematische und per- spektivische Erweiterung der Debatte zur Mediatisierung der Gesellschaft (vgl. Krotz 2007). Es geht um die nicht zu übersehende Einmischung der elektroni- schen Medien in die immer tiefer reichenden wie auch stetig expandierenden Begriff sind zunächst einmal vergleichsweise unspektakuläre Beobachtungen verbunden: Ob nun die Laborbefunde einer medizinischen Untersuchung über die gesundheitliche Verfassung von Personen, Bilanzen und Börsenwerte über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, oder Umfrageergebnisse über die Stim- menanteile der politischen Parteien informieren sollen – wir haben uns längst daran gewöhnt, in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens über relevante Ereignisse und Entwicklungen mit Hilfe zahlenförmiger Darstellungen informiert zu werden. Soziologisch interessant daran ist, dass sich solche Zahlensysteme – da es sich um die Ergebnisse von Messverfahren handelt – nicht auf ein einzel- nes Objekt beschränken, sondern immer mehrere Objekte berücksichtigen, die mit Hilfe jeweils ausgewählter Indikatoren in einen Vergleich gebracht werden. Messungen informieren deshalb nicht nur über besondere numerisch darstellbare Verhältnisse in der Welt, sondern regen auch zu wechselseitigen Beobachtungen und Beziehungsaufnahmen an. Umfragen zum politischen Meinungsklima etwa nicht nur Auskunft über die Beliebtheitswerte einer einzelnen Partei oder eines Spitzenfunktionärs, sondern über die Werte des gesamten Parteienspektrums bzw. wichtiger Vertreter aller Parteien. Im Spiegel solcher Informationen können dann die jeweils gemessenen Akteure ihre eigenen und fremde Chancen am Wähler- markt bewerten und überlegen, mit Hilfe welcher Maßnahmen sie ihre gegen- wärtigen Positionen im Verhältnis zu den anderen verbessern könnten. Verfahren

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Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien 59

Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien

Josef Wehner, Jan-Hendrik Passoth, Tilmann Sutter

1 Einleitung

Der vorliegende Beitrag versteht sich als Plädoyer für eine thematische und per-spektivische Erweiterung der Debatte zur Mediatisierung der Gesellschaft (vgl. Krotz 2007). Es geht um die nicht zu übersehende Einmischung der elektroni-schen Medien in die immer tiefer reichenden wie auch stetig expandierenden !"#$%%$& '()& *+!',+'!$(& $-($!& ./'0(+-1#-$!'(2& )$!&3$%$44%5607+89&:-+& )-$%$;&Begriff sind zunächst einmal vergleichsweise unspektakuläre Beobachtungen verbunden: Ob nun die Laborbefunde einer medizinischen Untersuchung über die gesundheitliche Verfassung von Personen, Bilanzen und Börsenwerte über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, oder Umfrageergebnisse über die Stim-menanteile der politischen Parteien informieren sollen – wir haben uns längst daran gewöhnt, in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens über relevante Ereignisse und Entwicklungen mit Hilfe zahlenförmiger Darstellungen informiert zu werden. Soziologisch interessant daran ist, dass sich solche Zahlensysteme – da es sich um die Ergebnisse von Messverfahren handelt – nicht auf ein einzel-nes Objekt beschränken, sondern immer mehrere Objekte berücksichtigen, die mit Hilfe jeweils ausgewählter Indikatoren in einen Vergleich gebracht werden. Messungen informieren deshalb nicht nur über besondere numerisch darstellbare Verhältnisse in der Welt, sondern regen auch zu wechselseitigen Beobachtungen und Beziehungsaufnahmen an. Umfragen zum politischen Meinungsklima etwa <.=$456$& 0!+$-&>?!)$(&*-$&>@64$(A&>$((&6$'+$&B'()$%+02%>064&>@!$C8D&2$E$(&nicht nur Auskunft über die Beliebtheitswerte einer einzelnen Partei oder eines Spitzenfunktionärs, sondern über die Werte des gesamten Parteienspektrums bzw. wichtiger Vertreter aller Parteien. Im Spiegel solcher Informationen können dann die jeweils gemessenen Akteure ihre eigenen und fremde Chancen am Wähler-markt bewerten und überlegen, mit Hilfe welcher Maßnahmen sie ihre gegen-wärtigen Positionen im Verhältnis zu den anderen verbessern könnten. Verfahren

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)$!&/'0(+-1#-$!'(2& 7F!)$!(& %"& 2$%$6$(&>$++E$>$!E%7F!;-2$&B$#-$6'(2$(A& )-$&dazu auffordern, sich mit relevanten anderen zu ,messen‘ und die eigene Situation zu verbessern; gleichzeitig verlangen sie nach entsprechenden Einstellungen und Kompetenzen, um diese Aufforderung erfolgreich anzunehmen (vgl. Espeland/Stevens 2008).

Die Medienrelevanz solcher Entwicklungen kann zunächst einmal darin gesehen werden, dass vergleichende Zahlenwerke in vielen Fällen allgemein bekannt sind, ja sogar eigens für die Öffentlichkeit initiiert werden. Ob Fern-sehen, Zeitungen oder Radio – sie alle greifen gern Zahlenwerke wie Ratings, Umfrageergebnisse, Bilanzen und andere statistische Erzeugnisse auf, um diese in besondere, bereits erklärende und kommentierende Darstellungsformate zu übersetzen und für ein Massenpublikum zugänglich zu machen. Mit solchen Ver-öffentlichungs- und Deutungsleistungen schaffen die Massenmedien überhaupt erst die Grundlage für die Bildung von Beobachtungsräumen, in denen die je-weils verdateten und statistisch analysierten Einheiten – unübersehbar im Fal-4$& G"(& 0!+$-$(A&H(+$!($6;$(& ")$!&I"56%56'4$(& J&3$4$2$(6$-+$(& 1()$(A& %-56&im Lichte der jeweiligen (aktuellen) Zahlensysteme (z. B. Umfragewerte oder Rankings) und den darin für sie enthaltenen Informationen wechselseitig wahr-zunehmen und zu bewerten. So gesehen geraten Prozesse der Vermessung und die daran gebundenen Möglichkeiten der Information und Kommunikation in Abhängigkeit von der Art und Weise, wie in den Massenmedien Zahlensysteme aufgegriffen, verarbeitet und verbreitet werden (Kapitel 2). Medien unterstützen jedoch nicht nur andere gesellschaftliche Teilbereiche in Zusammenhängen zah-lenbasierter Selbst- und Fremdbeobachtung. Auch ihre eigenen Arbeitsweisen, ebenso ihre internen Innovations- und Differenzierungsdynamiken sind längst '(+$!&)$(&K-(L'%%&G"(&:$%%G$!706!$(&'()&M064$(%N%+$;$(&2$!0+$(9&*"&-(7"!;-$-ren Zuschauerquoten die Sender u. a. darüber, welche Medieninhalte wie gut bei welchen Publikumsgruppen ankommen. Umgekehrt tragen Zuschauer-, Hörer '()&O$%$!%+0+-%+-,$(&#'!& !"14E-4)'(2&)$!&:$)-$(&E$-&'()&;056$(&%"&)0%&:$)-$(-geschehen für das Publikum sichtbar und verständlicher. Schließlich informieren Publikumsvermessungen auch über Mitwettbewerber. Sie machen die Sender zu Konkurrenten um die Gunst des Publikums und bieten Möglichkeiten des wech-selseitigen Vergleichens und Bewertens, die wiederum Folgen für die Bildung und den Wandel des Mediensystems haben (Kapitel 3). Die neuen Medien radi-,04-%-$!$(&)-$%$(& !"#$%%&$-($!&;$)-0+-%-$!+$(&/'0(+-1#-$!'(2&)$!&3$%$44%5607+9&So werden durch die erweiterten Eingriffs- und Mitwirkungsmöglichkeiten des Internets („Web 2.08D&#'%@+#4-56$&:F24-56,$-+$(&)$!&P$!)0+'(2&'()&P$!;$%%'(2&des Mediengeschehens gewonnen, die weit über die Standards der konventionel-len, an den Massenmedien ausgerichteten Publikumsvermessung hinausreichen.

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Auch werden nun für die Teilnehmer selbst Möglichkeiten der Beobachtung des Mediengeschehens wie auch des wechselseitigen Vergleichens und Evaluierens gewonnen, die von denen der massenmedial bereitgestellten Angebote abweichen (Kapitel 4). Folgt man diesen Überlegungen, lässt sich die (medien-)soziologi-sche These aufstellen, dass die Analysen der gesellschaftlichen Relevanz quanti-1#-$!$()$!&P$!706!$(&'()&-6!$!&K!2$E(-%%$&0(&P$!%+$6$(%+-$7$&'()&Q'%%02$,!07+&gewinnen, wenn sie deren Mediatisierung, das heißt die Mitwirkung der alten und neuen Medien, am Zustandekommen der aus zahlenförmigen Vergleichen hervorgehenden Kommunikationszusammenhänge berücksichtigen (Kapitel 5).

2 Gesellschaft als statistisches Ereignis

Statistische Methoden und Modelle, damit verbundene Zahlensysteme und die durch sie begründeten Erwartungen und Zwecksetzungen wurden in der Sozio-logie lange Zeit eher als ein Randphänomen behandelt. Dort blieben sie über viele Jahrzehnte Thema kleiner Forscherzirkel und nischenartiger Debatten (vgl. Miller 2007). Allerdings gab es immer wieder Versuche, dieser Randständigkeit und der damit unterstellten soziologischen Bedeutungslosigkeit entgegenzuwir-ken, indem darauf hingewiesen wurde, in welch engem Verhältnis Verfahren )$!&/'0(+-1#-$!'(2&'()& !"#$%%$&)$!&2$%$44%5607+4-56$(&:")$!(-%-$!'(2&%+$6$(&(Mennicken/Vollmer 2007; Vollmer 2004; Wagner 1995). In einer solchen all-2$;$-(%"#-"4"2-%56$(& $!%R$,+-G$&%-()&P$!706!$(&)$%&S'0(+-1#-$!$()$(&P$!24$--chens und Bewertens grundlegend in die Entstehung und den Wandel moderner (welt-)gesellschaftlicher Informations- und Kommunikationsverhältnisse und in die damit verbundenen Prozesse wie der (globalen) Verbreitung von technischen oder sozialen Innovationen und (globalen) Angleichung gesellschaftlicher Teil-systeme eingebunden (vgl. Heintz 2010). Welche Aufgaben die modernen (Mas-sen-)Medien in solchen Zusammenhängen übernehmen, wird dagegen eher selten untersucht. Dass sie von Bedeutung sind, zeigen Studien wie die von Werron (2007), der den modernen (Welt-)Sport mit Möglichkeiten des globalen statisti-schen Vergleichs von Wettkämpfen in Verbindung bringt und nach der Rolle der publizistischen Medien in diesem Zusammenhang fragt. Offenbar gehen aus zah-lenbasierten Vergleichen Beobachtungsverhältnisse hervor, deren Besonderheit darin zu liegen scheint, dass sie immer auch die Beobachtungen eines unbeteilig-ten Beteiligten, eines Publikums, voraussetzen.

Diese Überlegung soll im Folgenden in drei Schritten näher begründet wer-den: Zunächst einmal wollen wir zeigen, wie die Massenmedien durch die Ver-öffentlichung von Zahlen, die beispielsweise über politische oder ökonomische

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Ereignisse und Entwicklungen informieren, in die Gestaltung der Publikumsbe-ziehungen gesellschaftlicher Teilbereiche eingebunden sind (2.1). Massenmedi-en geben Zahlen nicht einfach weiter, sondern ,verpacken‘ diese in speziellen, die Rezeption unterstützenden Darstellungsformaten und nehmen damit auch K-(L'%%&0'7&)$(&H;20(2&;-+&M064$(9&*-$&G$!6$47$(&)0;-+&#064$(7F!;-2$(&P$!-gleichssystemen nicht nur zu einer gesellschaftsweiten Aufmerksamkeit, son-dern tragen nachhaltig auch zur Einübung des Publikums in den ,statistischen Blick‘ auf gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen bei (2.2). Indem die Medien Zahlensysteme veröffentlichen, informieren sie nicht nur, sondern eröff-nen zusätzlich Möglichkeiten des wechselseitigen Vergleichens und Bewertens. Das zeigt sich beispielsweise dort, wo Wählerumfragen die politischen Partei-en oder Börsenwerte die Unternehmen einer Branche in einen Verweisungs- und Vergleichszusammenhang bringen. Medien, so die abschließende Überlegung, begründen mit Hilfe zahlenförmiger Darstellungen Kommunikationsräume, in denen die Beteiligten unter den Augen eines Publikums sich wechselseitig beob-achten und zu Maßnahmen auffordern, ihre Positionen zu verbessern (2.3).

2.1 Zahlen und ihr Publikum

Massenmedien weisen bekanntermaßen eine starke Präferenz für solche Ereig-(-%%$&'()&K(+>-5,4'(2$(&0'7A&)-$&%-56&S'0(+-1#-$!$(&40%%$(&<G249&O'6;0((&TUUVW&53ff.). Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer sind daran gewöhnt, Ereignisse und Entwicklungen in Bereichen wie der Politik, der Wirtschaft oder dem Sport als ein zu großen Teilen zahlenförmig aufbereitetes Geschehen dargeboten zu be-,";;$(9&*"&)?!7+$&%-56&,0';&$-(&X056!-56+$(7"!;0+&-(&)$(&:$)-$(&1()$(A&-(&dem nicht aktuelle Trends aus Wirtschaft, Politik oder Sport mit Hilfe von Zahlen '()&$(+%R!$56$()$(&2!01%56$(&Y0!%+$44'(2%;-++$4(&>-$&Z'!G$(A&B04,$()-02!0;-men oder Listen einem großen Publikum zugänglich gemacht werden. Mitverant-wortlich für diese Besonderheit dürfte sein, dass sich Zahlen hervorragend dafür eignen, in der Berichterstattung gängige Nachrichtenwertselektoren zu bedienen.1

Im Medium der Quantität lassen sich Neuheiten ebenso wie Themenvarianzen überzeugend kommunizieren, ebenso Vergangenheitsbezüge und zukunftsbezo-gene Erwartungshaltungen (steigende Exportzahlen, steigendes Bruttosozialpro-)',+A&%-(,$()$&Q!E$-+%4"%$(#064$(D&6$!%+$44$(9&Y-$%&S'04-1#-$!+&M064$(%N%+$;$&#'&einem wichtigen Rohstoff massenmedialer Informationsverarbeitung und -ver-breitung und lässt die Medien dazu tendieren, nicht nur selber Zahlen zu pro-duzieren, sondern auch fremdproduziertes Zahlenmaterial aufzugreifen und in -6!$&B$!-56+$!%+0++'(2&$-(#'RL$2$(9&3$4-$7$!+&>-!)&)-$%$%&G"(&)$(&E$+!$77$()$(&

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Einrichtungen (Unternehmen, Parteien) selbst oder aber von Dritten (z. B. Um-frageinstitute, Werbeunternehmen, Wirtschaftsinstitute etc.), die es zunächst ih-ren Auftraggebern (z. B. Parteien) verfügbar machen, damit diese es noch einmal sichten und bearbeiten können, bevor es an die Medien weitergereicht wird.

=0%& /'0(+-1#-$!'(2$(& -(& E$%"()$!$!& =$-%$& 7?!& )-$& :$)-$(& -(+$!$%%0(+&macht, ist die mit ihnen verbundene Möglichkeit, ähnliche Ereignisse und Ent-wicklungen innerhalb eines Themenkomplexes in Beziehung setzen und mitein-ander vergleichen zu können (vgl. Siemes 2009). Hierbei lassen sich Veränderun-gen eines Objekts oder Sachverhalts feststellen, ebenso Unterschiede zwischen mehreren, vergleichbaren Objekten bzw. Sachverhalten – und dies immer über längere Zeiträume hinweg (vgl. Espeland/Stevens 2008). So etwa, wenn Bilanzen von Unternehmen oder staatliche Verschuldungsquoten oder Arbeitslosenstatis-tiken in die Berichte über wirtschaftliche Themen und Entwicklungen eingehen oder wenn die Ergebnisse aktueller Pisastudien oder Hochschulrankings benutzt werden, um über aktuelle Entwicklungen im Bildungssystem zu informieren. Sol-che Statistiken informieren nie allein über aktuelle Zustände und Unterschiede, sondern immer auch über Veränderungen der jeweils beobachteten Einheiten und damit verbundene Auf- und Abschwünge.

In den Medien veröffentlichte Umsatzzahlen von Unternehmen, Stimmenan-teile der Parteien bei Umfragen oder Rankings von Bildungs- und Forschungsein-richtungen tragen auf diese Weise nicht nur dazu bei, komplexe wirtschaftliche, politische oder bildungsrelevante Sachverhalte und Entwicklungen in eine Dar-stellungsform zu bringen, die den Informationsbedürfnissen und dem Verständ-nishorizont eines Massenpublikums entgegenkommen. Hinzu kommt, dass durch die Veröffentlichung dieser Berichte auch die Beziehungen zwischen den Vertre-tern derjenigen gesellschaftlichen Teilbereiche, über die zahlenbasierte Berich-te veröffentlicht werden, und ihren jeweiligen Publika thematisiert werden (vgl. dazu auch Burzan et al. 2008). So etwa, wenn im Anschluss an die Veröffentli-chung von Umfragewerten für die politischen Vertreter wie auch für die Bürger Möglichkeiten eröffnet werden, sich wechselseitig im Spiegel der veröffentlich-ten Zahlen zu beobachten und zu bewerten. Während die Parteien sich über Mei-nungsverhältnisse und Erwartungshaltungen ihrer Wähler informieren können, sehen diese, welchen Platz die Parteien in der Wählergunst einnehmen, ob sie sich verbessern konnten oder verschlechtert haben und wo sie sich mit ihren eigenen Präferenzen im politischen Meinungsspektrum bewegen. Hier werden also durch die Verbreitung von Zahlensystemen Möglichkeiten des wechselseitigen Beob-achtens und Bewertens eröffnet, von denen angenommen werden kann, dass sie zu folgenreichen Anschlusskommunikationen auf Seiten aller Beteiligten führen.

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2.2 „Codieren“ – „Decodieren“

Verfahren des Rechnens und Vermessens kennen keine Grenzen. Sie scheinen die Einschränkungen aller besonderen, an qualitativen Kriterien orientierten Spe-zialsprachen und Vergleichsmethoden in Richtung einer universellen Beobach-tungs- und Vergleichstechnik zu überwinden (vgl. Heintz 2010; Manhart 2008). Eine solche ,Universalsprache‘ verspricht, Schritt zu halten mit der immer weiter voranschreitenden Binnendifferenzierung und Komplexitätssteigerung gesell-schaftlicher Kommunikationsverhältnisse, ja, diese geradezu zu fördern, insofern als sie Aussagen zu jedem gesellschaftlichen Teilbereich erlaubt, die nicht nur in diesem Teilbereich, sondern auch außerhalb ohne ein tieferreichendes vorausset-zungsvolles Hintergrundwissen verstanden werden können.2 Zahlensysteme ver-setzen offenbar in die Lage, hochkomplexe Sachverhalte beobachten, bewerten und sich darüber mit anderen austauschen zu können, ohne gleichzeitig Beteilig-ter oder Betroffener sein zu müssen (vgl. Porter 1995). Das gelingt jedoch nur, weil der messende Blick ein auf nur wenige Kriterien fokussierender ist, das Ver-fahren insgesamt als unpersönlich, objektiv und daher vertrauenswürdig gilt und die Ergebnisse als in der Sache begründet verstanden werden – und nicht etwa im Verfahren selbst oder gar in den partikularen Interessen und Fähigkeiten der be-teiligten Einrichtungen (ausführlich dazu: Desrosières 2001). Nur unter solchen Voraussetzungen darf offenbar mit der Bereitschaft vieler gerechnet werden, sich auf zahlenförmige Lesarten einzulassen.3

Eine weitere Motivation, zahlenbasierte Beschreibungen anzunehmen, hat möglicherweise damit zu tun, dass diese in den Medien auf eine die Annahme-bereitschaft zusätzlich fördernde Weise aufbereitet und veröffentlicht werden. Messergebnisse kommen offensichtlich nicht ohne interpretative Leistungen aus: .[M064$(\&G$!;-++$4(&-!2$()>-$&)$(&K-()!'5,&G"(&$+>0%&P"!4@'12]K()2?4+-2$;9&Sie bieten eine Basis für Anschlussoperationen. […] Leider haben Zahlen aber auch nur die beiden Möglichkeiten: zuzunehmen oder abzunehmen. Alles ande-!$&-%+&M'+0+A&-%+&^(+$!R!$+0+-"(8&<O'6;0((&TU_TW&`abD9&B-40(#$(A&c0(,-(2%A&/'"-ten verkörpern, soweit sie in den Medien veröffentlicht werden, immer schon in spezielle publikumstaugliche Darstellungsformate übersetzte Messergebnisse (vgl. Schulte-Holtey 2007).4 Solche Formate enthalten vorzugsweise narrative c06;'(2$(&'()&-(7"2!01%56$&K4$;$(+$A&)-$&)-$&$(+%R!$56$()$(&S'0(+-1#-$!+$(&Ereignisse oder zahlenförmig dargestellten trendartigen Entwicklungen (wie z. B. sinkende Geburtenzahlen, steigende Arbeitslosenzahlen) für ein Publikum – S'0%-&-;&*-(($&$-($!&.P"!#'2%4$%0!+8&<G249&I044&TUUUD&J&,";;'(-,0+-G&0(%564'%%-7@6-2&;056$(9&d6-$4$&<aeebW&`eVD&%R!-56+&6-$!&J&;-+&B4-5,&0'7&)-$&.f$!(%$6S'"-+$(8&J&0'56&G"(&$-($!&.Y-%,'!%-G-$!'(2&'()&P-%'04-%-$!'(28&)$!&K!2$E(-%%$&)$!&

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Publikumsmessung, während Espeland /Stevens (2008: 422) den Begriff der .g%+6$+-%-$!'(28&)$!&:$%%$!2$E(-%%$&E$('+#$(9& h$)$%&:04&2$6+& $%&)0!';A&)0%%&Zahlenwerke – unabhängig davon, ob sie sich auf wirtschaftliche, politische oder medienbezogene Sachverhalte beziehen – stets auf vorgängige (journalistische) Codierungsarbeiten angewiesen sind, um die ihnen zugeschriebene Aufmerksam-keits- und Annahmebereitschaft motivieren zu können.

Massenmedien leisten so gesehen eine wichtige Übersetzungs- und Reprä-sentationsfunktion. Ohne ihre Codierung in publikumswirksame Darstellungs-formate blieben viele Statistiken – soweit sie nicht bereits von ihren Urhebern in visuelle Formate (Diagramme, Graphen, Kurven etc.) übersetzt wurden – zu komplex, unverständlich, kommunikativ nicht anschlussfähig. Zahlenbasierte Vergleichskommunikationen mögen Publikumsbeziehungen, ebenso Anschluss-kommunikationen unterstützen, so etwa, wenn die wenn die Hochschulen sich mit Hilfe von Rankings vergleichbar machen. Solche Statistiken erzeugen je-doch immer auch einen Bedarf nach Deutungs- und Übersetzungsleistungen (vgl. Vormbusch 2007). Diesen Bedarfen kommen rezeptionsorientierte Aufbereitun-gen entgegen, durch die Zahlenwerke sich leichter aneignen und auf ganz unter-schiedliche soziokulturelle Kontexte übersetzen lassen (vgl. Cleveland 1994).5

Medien tragen so gesehen nicht nur zur Verbreitung und Veröffentlichung von Zahlensystemen bei, sondern unterstützen durch die Verbreitung korrespondie-render Deutungs- und Auslegeschemata auch deren Rezeption und Annahme-wahrscheinlichkeit.

2.3 Numerische Vergleiche und Konkurrenzbeziehungen

Leistungsvergleiche wie Umfragewerte, Wirtschaftsbilanzen oder Dax-Notierun-gen informieren nicht nur über Erfolge und Misserfolge am politischen Stim-menmarkt oder auf den wirtschaftlichen Absatzmärkten, sondern bieten den je-weiligen Beteiligten die Gelegenheit, im Lichte der Messergebnisse und darin enthaltenen Unterscheidungsmöglichkeiten relevante andere Teilnehmer bzw. :-+,"(,'!!$(+$(& #'& -)$(+-1#-$!$(& '()& #'& E$>$!+$(9&P"!& 044$;& -(& )$(&:$)-$(&veröffentlichte Zahlenwerke motivieren, sich im Verhältnis zu anderen Teilneh-mern wahrzunehmen und auf die zugeschriebene Position zu reagieren, da genau dies vom stets zugeschalteten Publikum in der Regel auch erwartet wird (vgl. Espeland/Sauder 2007). Mitunter sehr komplexe, unübersichtliche Verhältnis-se (wie etwa die gegenwärtige Finanzkrise in Europa) werden (u. a.) mit Hilfe von Statistiken und entsprechenden Erläuterungen in ein Geschehen übersetzt, in dem die beteiligten Einheiten (im Falle der Finanzkrise wären dies vor allem die

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c$2-$!'(2$(& )$!& E$+!"77$($(& *+00+$(& '()& )-$& 1(0(#>-!+%5607+4-56$(&i!20(-%0-tionen) unter den Augen der Öffentlichkeit sich aufgefordert sehen, sich ihrer Mitverantwortlichkeit für bestimmte Ereignisse und Entwicklungen zu stellen, ihre Rolle und Chancen im Verhältnis zu mitbeteiligten anderen auszuloten und Maßnahmen zu ergreifen, um die eigene Situation zu verbessern: „Measures are !$05+-G$j&+6$N&50'%$&R$"R4$&+"&+6-(,&0()&05+&)-77$!$(+4N8&<K%R$40()k*+$G$(%&aee_W&412). In den Medien veröffentlichte Qualitäts- und Leistungsvergleiche begrün-den also oftmals konkurrenzgeprägte Beziehungssysteme, informieren jeden Be-teiligten über jeweils eingenommene Positionen und stoßen Prozesse der Selb-stoptimierung, der konkurrenzstimulierten Abweichung und Angleichung und damit des Wandels an – und zwar ohne die Notwendigkeit direkter Begegnungen und Verhandlungen (vgl. Cohen 1982; Heintz 2010).

So gesehen vermitteln die Massenmedien im immer breiter werdenden Fahr->0%%$!&$-($!&/'0(+-1#-$!'(2&)$!&3$%$44%5607+&G$!%56-$)$($&+!$()0!+-2$&K(+>-5,-lungen: Sie schaffen öffentliche Räume, in denen Messverfahren und Messergeb-nisse ihre Wirkung entfalten, nämlich komplexe, unübersichtliche Sachverhalte in beobachtbare Sachverhalte zu übersetzen, die die involvierten Teilnehmer dazu 0(604+$(A&%-56&J&'(+$!&)$(&Q'2$(&$-($%& 'E4-,';%&J&0'7&;$+!-%56&)$1(-$!+$&QE-stände, Unter- und Überordnungen, Erfolge und Misserfolge hin zu beobachten, um daraus Impulse für interne Weiterentwicklungen zu gewinnen. All dies ge-schieht mit dem zusätzlichen Effekt, dass die Beteiligten – das Medienpublikum eingeschlossen – in den ,statistischen Blick‘ auf die Gesellschaft eingeübt wer-den. Insofern als durch die medialen Codierungen und Veröffentlichungen von Zahlensystemen Strukturen und Prozesse überhaupt erst ermöglicht werden, die angeblich doch nur in distanzierter Einstellung beschrieben werden, insbeson-dere Publikumsbezüge hergestellt werden, die dazu auffordern, sich auf nume-risch vermittelte Konkurrenzverhältnisse sowie auf daraus hervorgehende Selb-stoptimierungsanforderungen einzulassen, ließe sich auch von einer nachhaltigen Mediatisierung moderner Kommunikationsverhältnisse und darin eingeschlosse-ner Identitätsbildungen sprechen.

3 Vermessung der Medien

Massenmedien greifen Zahlenwerke nicht nur auf, um sie in ihre tagtäglichen Be-!-56+$!%+0++'(2$(&$-(L-$l$(&#'&40%%$(9&*-$&60E$(&%-56&4@(2%+&)0!0(&2$>F6(+A&-6!$&eigenen Strukturen und Aktivitäten als ein Geschehen zu behandeln, das durch Verfahren der numerischen Verdatung und Vermessung besser zu verstehen und zu steuern ist. Der (Medien-)Soziologie ist dies nicht verborgen geblieben. Sie hat

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sich jedoch darauf beschränkt, in den entsprechenden Verfahren Belege für eine ,!-+-,>?!)-2$& !0m-%&)$!&*-;R4-1#-$!'(2&'()&,";;$!#-$44$(&M'!-56+'(2&)$!&:$-dienrezeption zu sehen. Demgegenüber stehen Überlegungen, in denen die Pub-likumsvermessungen als grundlegende Bedingungen für die Funktionsweise und den Wandel des modernen Mediensystems behandelt werden. Die Kernthese ist hier, dass ohne die Apparaturen und Verfahren des Messens die Differenziertheit, Geschwindigkeit und Reichweite der modernen Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, gar nicht vorstellbar wären. Begründet wird diese These in einem ers-ten Schritt damit, dass vor allem die audiovisuellen Massenmedien sich in ihren Planungs- und Entscheidungsstrukturen darauf eingestellt haben, das Problem, nicht zu wissen, ob ihre Angebote angenommen werden, vorrangig mit Hilfe von Vermessungsverfahren zu lösen (3.1). Methoden und Ergebnisse der Publikums-vermessung sind, so das anschließende Argument, mit der Entwicklungsdynamik der Massenmedien eng verbunden. Vor allem aus dem Quotensystem sind wettbe-werbsförmige Beziehungen hervorgegangen, die eine wichtige Antriebskraft für die Verbreitung von erfolgreichen Medienangeboten und -organisationsformen darstellen (3.2). Schließlich spricht einiges dafür, dass unter den Bedingungen eines immer komplexer werdenden globalen Mediensystems Messungen wie die Zuschauerzahlen nicht nur den Blick der Sender auf das Publikum, sondern auch die Sicht des Publikums auf die Sender prägen (3.3)

3.1 Publikum als numerisches Konstrukt

Die Frage, warum Massenmedien ihr Publikum als statistische Größe behandeln, lenkt die Aufmerksamkeit auf ein Problem, das von Anfang an die Entwicklung des modernen Mediensystems begleitet hat: Massenmedien müssen fortlaufend Medieninhalte produzieren, von denen sie nicht wissen können, wie sie beim Empfänger ankommen, weil dieser für sie, durch die Struktur der Massenkommu-nikation bedingt, immer anonym bleiben wird (vgl. McQuail 1997: 109ff.; Luh-;0((&TUUVD9V Vor allem das Fernsehen hat sich darauf eingestellt, dieses Problem der Unbekanntheit des Publikums – wenn auch nicht ausschließlich, dann doch vorrangig – mit Hilfe eines ständig verfeinerten Systems der statistischen Analyse zu lösen, das sich an wenigen ausgewählten Nutzungsparametern (z. B. Alter, Ge-schlecht, Verweildauer vor dem Fernseher, Programmwahl etc.) orientiert. Pro-;"+"!A&>$((&0'56&(-56+&K!1()$!&)-$%$!&OF%'(2%-)$$&-%+&)0%&f$!(%$6$(A&)0%&%$-(&Publikum bzw. seine Zielgruppen primär als statistische Aggregate in Gestalt der berühmt-berüchtigten Quoten&>06!(-;;+9&P"!%+$44'(2$(&G"(&)$(&.M'%560'$!(8&")$!&)$;&. 'E4-,';8&"!-$(+-$!$(&%-56&)$%604E&-;;$!&0'56&0(&)$(&:F24-56,$-+$(A&

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Mediennutzung in Bezug auf den statistischen Zugriff auf Fernseh-, aber auch, mit Blick auf die Printmedien oder das Radio, auf Lese- und Hörgewohnheiten beobachtbar und verstehbar zu machen (vgl. Meyen 2004: 53-104; vgl. die Bei-träge in Schorr 2000; Schrage 2001, 2005).

*"&>-$&%+0+-%+-%56$&:$+6")$(&'()&Q(04N%$(&2$($!$44A&%"&1()$(&0'56&P$!706-ren der Publikumsvermessung in den Medienunternehmen eine so hohe Akzep-+0(#A&>$-4&%-$&J& -;&3$2$(%0+#&#';&.-(7"!;$44$(&=-%%$(&'()&#'!& ^(+'-+-"(8&)$!&Medienverantwortlichen – als die wesentlich exaktere, weil objektive, gleichsam alternativlose Form der Beobachtung des Mediengeschehens verstanden werden (vgl. Ang 2001).7 Die Unterschiede in den soziokulturellen Kontexten der Me-dienrezeption werden jetzt zu einer vernachlässigbaren Größe. Aus der Vielfalt fernsehender, Radio hörender oder Zeitung lesender Individuen wird eine homo-gene Masse von messbaren Objekten, die sich nach zuvor festgelegten Kriterien unterscheiden lassen. Erst so kann sich ein Publikum bilden. Unvergleichliche, unverbundene und unzugängliche Einstellungen und Gewohnheiten mit entspre-chenden partikularen soziokulturellen Hintergründen werden in beobachtbare '()&0)!$%%-$!E0!$&M-$42!'RR$(&;-+&,40%%-1#-$!E0!$(&*$62$>"6(6$-+$(&'()& !"-grammvorlieben transformiert, deren statistische Bearbeitungen in die Planungs- '()&K(+%56$-)'(2%,04,?4$&)$!&:$)-$(G$!0(+>"!+4-56$(&$-(L-$l$(9

Längst hat diese Form der Publikumsbeobachtung alle vergleichsweise stär-ker kontextgebundenen, informellen Vergleichstechniken marginalisieren kön-nen. Zu stark wirkt das Motiv, mit Hilfe eines stetig optimierbaren statistischen Monitorings ein Publikum im Auge behalten zu können, dessen Informations- '()&Z";;'(-,0+-"(%2$>"6(6$-+$(&J&(-56+#'4$+#+&'(+$!&)$;&K-(L'%%&)$!&($'$(&)-2-+04$(&:$)-$(&J&-;;$!&L?56+-2$!&'()&'(E$!$56$(E0!$!&>$!)$(9&h$($%&-(7"!-melle, stärker personen- bzw. kontextgebundene Wissen über das Publikum, das -;;$!&0'56&-(&)-$& !"2!0;;$(+%56$-)'(2$(&)$%&:$)-$(;0(02$;$(+%&$-(L-$l+&und in den weniger vermessungsfähigen Medien wie dem Radio eine noch grö-ßere strategische Relevanz für die Programmentscheidungen haben dürfte, wird dadurch jedoch nicht funktionslos. Es verliert zwar vor allem im Fernsehen an Bedeutung, bleibt aber auch dort für die Interpretation und Übersetzung von Mes-sergebnissen auf die jeweils konkreten Verhältnisse der Sender und damit auch für die Adressierung der Medieninhalte unersetzbar (vgl. Ang 2001).

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Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien 69

3.2 Medienkonkurrenz und Medienwandel

Publikumsstatistiken informieren – in relativ kurzen Zeitintervallen – darüber, welche Inhalte bei welchen (Teil-)Publika in welchen Zeitfenstern Akzeptanz 1()$(A& >$456$& P$!4@'7$& )-$& /'"+$(& $-(#$4($!& *$()'(2$(A& f"!;0+$& ")$!& !"-grammteile nehmen. Damit lassen sie auch erkennen, welche Sender/Anbieter mit welchen Programmen/Angeboten/Formaten erfolgreich sind. Publikumsver-messungen bieten also immer auch die Option, die Angebote bzw. Sender nach vorgegebenen Kriterien auf ihre Zuschauerwirksamkeit zu vergleichen und zu bewerten. Möglicherweise liegt darin sogar ihre primäre Funktion: „Für die Mit-teilenden ist das Publikum eine dunkle und unzugängliche Entität, die sich in den mehrdeutigen und sehr geheimnisvollen Begriff von ,audience‘ umgewan-delt hat. [...] Die Messungen der ,audience‘ scheinen nicht dazu zu dienen, die Welt der Zuschauer kennenzulernen, sondern eher dazu, selbstreferentiell den Produzenten eine Orientierung anzubieten – vor allem was die Werbung und ihre Z"%+$(& E$+!-77+8& <K%R"%-+"& TUUUW& U_79D9& 'E4-,';%G$!;$%%'(2$(& $!40'E$(& 04%"&eine Blickverschiebung. Sie unterstützen die Beobachtung der Informations- und Kommunikationsgewohnheiten der Zuschauer, eröffnen aber auch eine Perspek-tive auf die Konkurrenz und deren Umgang mit der prinzipiellen Unbekanntheit des Publikums. Wer wissen will, wie erfolgreich die anderen Anbieter im relevan-+$(&f$4)&%-()A&;'%%&%-56&('!&)$!$(&/'"+$(A&P$!,0'7%#064$(&")$!&Q'L02$(6F6$(&ansehen. Sie informieren immer auch darüber, wie andere im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der jeweiligen Adressaten abschneiden. Publikumsmessun-gen lassen sich deshalb auch als eine Art Zweitcodierung der Medienprogramme bzw. gesendeten Inhalte verstehen, die es auch cineastisch unbedarften Medien-managern verschiedener Sender erlauben würde, sich darüber zu verständigen, "E&E#>9&>$456$&f-4;$&G"(&c$2-%%$'!$(&)$%&%"2$(0((+$(&Q'+"!$(14;%&-(&>$456$&Programmblöcke welcher Sender passen und zu welchen Zeiten gesendet werden sollten.

So gesehen vermitteln Publikumsmessungen zwischen den Medienanbie-tern wettbewerbsförmige Verhältnisse, indem sie diese in Gestalt ihrer jeweils für den Tag ermittelten und öffentlich sichtbaren Leistungen (Zuschaueranteile) in einen fortlaufenden statistischen Vergleich eintreten lassen.8 Jeder involvierte Sender wird dabei über eigene und fremde Leistungsstärken informiert und zu Selbstoptimierungen im Sinne der Übernahme erfolgreicher Produktionsstruktu-ren und Sendeformate aufgefordert, was nicht selten zur (mitunter weltweiten) Verbreitung erfolgreicher innovativer Sendeformate und Inhalte aber auch Pro-duktionsstrukturen innerhalb eines Anbieterfeldes führen kann. Publikumsmes-sungen begründen auf diese Weise ein dynamisches, weil immer wieder durch

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($'$&^)$$(A&f"!;0+$A&*+!',+'!$(&-!!-+-$!E0!$%&B$#-$6'(2%2$L$56+A&-(&)$;&)-$& "-sitionen nicht ein für alle Mal vergeben, sondern immer wieder neu zu festigen sind. All dies funktioniert, ohne dass zwischen den Beteiligten direkte Austausch- oder Kooperationsbeziehungen bestehen müssen. Man muss keine geschäftlichen oder sonstigen Beziehungen unterhalten, um doch den Eindruck zu haben, über die Konkurrenz informiert zu sein und zu wissen, wie man sich ihr gegenüber zu verhalten hat (Hasse/Wehner 2005).

Ein solchermaßen erzeugter Konkurrenz- und Selbstoptimierungsdruck führt nicht zu völligen Angleichungen in einem Anbieterfeld. Denn wer ein er-folgreiches Format übernehmen will, ist nicht davon befreit, dieses an die eigenen Programmstrukturen, Produktionsverhältnisse, Publikumsbeziehungen und ver-fügbaren Budgets anzupassen. So wie die Publikumsmessungen entsprechende Deutungen und Übersetzungen verlangen, so müssen auch die als besonders pub-likumswirksam und nachahmenswert gewerteten Medieninhalte an die besonde-ren Verhältnisse eines Senders angepasst werden. Dies lässt verständlicher wer-den, warum es einerseits immer wieder starke Angleichungen zwischen Anbietern gibt (z. B. die Reality-TV-Formate oder ,Daily Soaps‘ in den Nachmittags- und Vorabendprogrammen vieler Fernsehsender), gleichzeitig jedoch immer auch fei-ne Unterschiede feststellbar sind, die allerdings für die Anbieter deutlicher er-kennbar und aussagekräftiger sein dürften als für das Publikum.9

3.3 Sender-Publikum-Beziehungen im Zahlenspiegel

Publikumsmessungen sollen vor allem den Sendern Einblicke in die Gewohnhei-ten und Vorlieben ihrer Adressaten gewähren. Tatsächlich vermitteln sie jedoch auch dem Publikum Möglichkeiten der Einsichtnahme in das mediale Gesche-hen. So helfen beispielsweise Programmbewertungen oder Tagestipps, die auf dem Quotensystem bzw. dem messtechnisch ermittelten Publikumsgeschmack aufbauen, dabei, sich in der Angebotsfülle der Programmanbieter besser zurecht-#'1()$(9& 'E4-,';%G$!;$%%'(2$(&'(+$!%+?+#$(&%"&)0%&P$!%+@()(-%&0,+'$44$!&K!-eignisse und Entwicklungen des Mediensystems. Sie fördern beim Publikum die Ausbildung von medienbezogenen Unterscheidungs- und Bewertungspraktiken, die sich wiederum durch die jeweilige Einschaltbereitschaft als Erwartungshal-tung gegenüber den verschiedenen Sendern zu erkennen geben kann (vgl. Thiele aeeVW&`TbD9

Darüber hinaus wirken Publikumsmessungen und ihre publikumsorien-tierten Codierungen auch in die Beziehungen der Publikumsteilnehmer hinein. Ähnlich wie beispielsweise Umfragen nicht nur über Publikumsbeziehungen der

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Parteien informieren, sondern den Bürgern zusätzlich die Möglichkeit geben, ihre politischen Meinungen im Spiegel der Ergebnisse zu vergleichen, so bie-ten auch Quoten und deren Aufbereitungen jedem Medienteilnehmer die Chan-ce, seine Mediengewohnheiten im Lichte der Nutzerstatistiken zu bewerten. Mit Blick auf die Quotenrankings des Fernsehens oder andere medienrelevante nu-merische Darstellungsformen wie etwa die Musikcharts der Radiosender oder die Bestsellerlisten der Verlage kann jeder sich für oder gegen aktuelle Trends der Mediennutzung bzw. für oder gegen als ,normal‘ geltende, im Sinne von Durch-schnittswerten errechnete Mediengewohnheiten entscheiden und seine persönli-56$(&;$)-04$(&P"!4-$E$(&2$2$(&)-$&)$!&0()$!$(&R!"14-$!$(&J&0'56&>$((&#'2$-gebenermaßen die Spielräume dafür unter den Bedingungen der Massenmedien relativ eng sind (vgl. Link 1997).

Fasst man diese Beobachtungen zusammen, so lässt sich argumentieren, dass vor allem beim Fernsehen Publikumsvermessungen wechselseitige Beobachtun-gen und darauf aufbauende Adressiermöglichkeiten eröffnen (Stauff/Thiele 2007: aVnD9&Y-$&:$)-$(&E$"E056+$(A&>$456$& 'E4-,';%2!'RR$(&#'&>$456$(&M$-+$(&>$4-che Medienkonsumgewohnheiten aufweisen, und gewinnen so eine Vorstellung über ihre möglichen Adressaten und deren Gewohnheiten und damit auch An-haltspunkte für zukünftige produkt- und werberelevante Entscheidungen. Um-gekehrt wird für die Rezipientenseite verständlicher, welche Ansprüche die Sen-der verfolgen, in welchen (Konkurrenz-)Beziehungen diese stehen und welche !")',+S'04-+@+$(&04%&R!"14E-4)$()&7?!&$-($(&*$()$!&2$4+$(&<G249&=$E%+$!k 604$(kLichty 2000). Was also als ,Publikum‘ wahrgenommen wird, wie in die Rolle als Zuschauer, Radiohörer oder Zeitungsleser hineingefunden wird und wie schließ-lich die Beteiligten des Mediensystems als solche füreinander unterscheidbar und ansprechbar werden – all dies hängt offenbar auch von Prozessen der Vermessung der Mediennutzer bzw. des Publikums und der darauf bezogenen Deutungsarbeit aller Beteiligten ab (vgl. dazu Schneider/Otto 2007; Wehner 2010). So verstanden prägen Publikumsvermessungen die Sender-Empfänger-Beziehungen und tragen maßgeblich bei zur (Binnen-)Differenzierung und Verselbständigung des moder-nen Mediensystems.

n& .=$E&`9e8&]&:$%%G$!706!$(&-;&^(+$!($+

Vor dem Hintergrund der bisherigen Überlegungen stellt sich die Frage, welche neuen Akzente der Entwicklung, Verbreitung und Rezeption zahlenbasierter Ver-gleichskommunikation durch die neuen digitalen Medien gesetzt werden. Diese Frage ging im Hype um die Web-2.0-Wende des Internets zunächst völlig unter.

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So war man in der Soziologie – wie anderswo auch – primär mit den Folgen der neuen Eingriffs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Politik, Wirtschaft und ande-re gesellschaftliche Bereiche beschäftigt (vgl. Jäckel/Mai 2005; Stegbauer/Jäckel 2008; Sutter 2010; Thiedeke 2003). Welche neuen Vermessungsmöglichkeiten sich im Internet erschließen und welche Folgen diese für die Informations- und Kommunikationsverhältnisse im Internet haben, interessierte lange Zeit, wenn überhaupt, dann eher Fachleute für Marketing und Public Relations (Hass/Walsh/ Kilian 2008). Soziologische Aussagen dazu bewegen sich deshalb auf noch weit-gehend unbeforschtem Terrain. Wir wollen dennoch im Folgenden drei Annah-men zur Vermessung im Internet vorstellen, von denen wir meinen, dass sie für weitere Forschungen zu diesem Thema instruktiv sein könnten.10

Zunächst einmal ist festzustellen, dass mit dem erweiterten Eingriffs- und Mitwirkungspotential des Internets („Web 2.08D&24$-56#$-+-2&0'56&($'$&P"!0'%-%$+#'(2$(& )$!& /'0(+-1#-$!'(2& )$%& :$)-$(2$%56$6$(%& 2$>"(($(& >$!)$(A& )-$&weit über die Möglichkeiten der konventionellen Publikumsvermessung hinaus-reichen. So geraten jetzt für die Anbieterseite auch stärker persönliche Informa-tions- und Kommunikationsgewohnheiten der Medienteilnehmer in den Blick und können Medieninhalte an partikulare Teilnehmerinteressen angepasst wer-den (4.1). Umgekehrt erschließen sich für die Teilnehmer persönliche Zugänge zum Mediengeschehen und Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Teilnehmern, die unter Bedingungen der Massenmedien unbekannt waren (4.2). Werden diese Entwicklungen berücksichtigt, dann sollte der mit dem Internet in Verbindung ge-brachte Medienwandel nicht nur mit neuen kommunikativen Freiheiten, sondern auch mit darauf gerichteten Mess- und Analysesystemen in Verbindung gebracht werden (4.3).

4.1 Vom Publikum zum Cluster

Das Internet hat in den letzten Jahren Eingang in alle relevanten gesellschaft-lichen Funktionsbereiche gefunden. Wer will, kann im Netz einkaufen, andere Teilnehmer kennenlernen, mit anderen gemeinsam lernen oder sich politisch en-gagieren (vgl. Buzzard 2003). Gleichzeitig werden die entsprechenden kommu-nikativen Aktivitäten von räumlichen und zeitlichen Vorgaben, so wie sie noch von den Programmmedien her bekannt sind, weitgehend entlastet. Waren unter Bedingungen der Massenmedien die Medieninhalte und ihre Rezeption fest ge-koppelt und war die Mediennutzung noch eine überwiegend quasi stationäre, um nicht zu sagen: häusliche Angelegenheit, so stoßen nun neue Medientechno-logien wie die sogenannten Smartphones, Netbooks und andere multimedialen

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Trägertechnologien Prozesse der Mobilisierung und Flexibilisierung der Medien-nutzung an. Sie lassen es unwichtiger werden, von welchem Punkt der Erde aus und zu welcher Zeit gewünschte Medieninhalte bezogen werden. Indem jedoch !$40+-G&'(L$m-E4$&c$#$R+-"(%%-+'0+-"($(&044;@64-56&0(&B$)$'+'(2&G$!4-$!$(A&0'7&die herkömmliche Verfahren der Publikumsmessung jedoch angewiesen waren, stellt sich die Frage, ob bzw. welche publikumsbezogenen Messverfahren mit dieser Entwicklung Schritt halten.

Eine Antwort darauf geben Studien, die auf die grundsätzliche Messbarkeit jeglicher Netzaktivitäten aufmerksam machen (vgl. Röhle 2010). Wer sich in den neuen digitalen Kommunikationsräumen bewegt, hinterlässt unweigerlich (Da-ten-)Spuren, die numerisch codierbar, messbar und analysierbar sind. Jeder Be-such einer Plattform, jeder Download, jeder Suchmaschineneintrag, jeder Kaufakt ,0((&2$('+#+&>$!)$(A&';&Q,+-G-+@+%;'%+$!&'()&^(,4'%-"(%R!"14$&G"(&^(+$!($+('+-zern zu erstellen und diese miteinander zu vergleichen (vgl. Bermejo 2007, 2009). Computerbasierte Protokollier- und Analyseverfahren werten beispielsweise aus, >-$&6@'12&Y",';$(+$&0(2$,4-5,+&>'!)$(A&>-$&%+0!,&%-$&G$!4-(,+&%-()A&>-$&6@'12&sie in welcher Weise bewertet wurden, um daran anschließend Aussagen zu ihrer Relevanz zu machen. Das Internet bietet sich offenbar an, Teilnehmeraktivitäten -;&2!"l$(&*+-4&#'&$!70%%$(A&(056&G$!%56-$)$($(&<#9&B9&#$-+4-56$(&")$!&2$"2!01-schen) Kriterien zu vergleichen und zu entsprechenden (Mobilitäts-, Konsum-, ^(+$!$%%$(%]& $+59D !"14$(& '()& ]:'%+$!(& #'& G$!)-56+$(9& *"456$& Q'%>$!+'(2$(&erlauben dann Aussagen über Gewohnheiten und Vorlieben von Teilnehmern oder Relevanzen von Objekten für Adressatengruppen. Damit wird jener unter massenmedialen Bedingungen feststellbare Trend, in den Publikumsmessungen von kontextuellen bzw. nichtvergleichbaren qualitativen Faktoren zugunsten ho-mogenisierter Messeinheiten (Zuschauer) zu abstrahieren und sich auf wenige G$!24$-56E0!$&S'0(+-1#-$!E0!$&Z!-+$!-$(&<P$!>$-4)0'$!&G"!&)$;&f$!(%$6$!A&Q4+$!A&Programmwahl etc.) zu beschränken, tendenziell umgedreht. Denn jetzt lassen sich immer tiefer in die Informations- und Kommunikationsgewohnheiten der Netzteilnehmer hineinreichende Vermessungssonden nutzen, um immer komple-m$!$&d$-4($6;$!R!"14$&'()&]G$!24$-56$&#'&$!%+$44$(9&*$4E%+&#>-%56$(&%"456$(&#$-+-lich, räumlich und sachlich unterscheidbaren Aktivitäten, die sich bislang nicht, bzw. nur mit großen Aufwendungen, verdaten und messen ließen (z. B. das mobi-4$&P$!604+$(A&)-$&=06!($6;'(2&G"(&=$!E$L@56$(&'()&%R@+$!$&Z0'7$(+%56$-)'(-gen), lassen sich jetzt Beziehungen herstellen.11

Q()$!%& 04%& E$-& )$(& ;0%%$(;$)-04$(& !"#$%%$(& )$!& d6$;$(14+$!'(2& '()&-aufbereitung weiß man jedoch vergleichsweise wenig darüber, wie solche Mess-verfahren bzw. die darin wirksamen Algorithmen funktionieren, nach welchen Kriterien sie Beiträge der Netzteilnehmer erfassen, vergleichen und auswerten.

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So bilden Suchmaschinen wie Google, die ein weitgehend automatisiertes Mo-nitoren, Analysieren und Ranken von Beiträgen ermöglichen, für Außenstehende eine Blackbox. Konnte sich unter massenmedialen Bedingungen bei allen Betei-ligten noch ein geteiltes Wissen um die wesentlichen Ein- und Ausschlusskriteri-en der Themenselektion herausbilden, so wird dies nun im Fall der Algorithmen 5";R'+$!-%-$!+$!&P$!706!$(&'(24$-56&%56>-$!-2$!9&K-($&K+6("2!01$&)$%&^(+$!($+%&könnte hier ein erster Schritt zur Abhilfe sein. Sie könnte sich orientieren an Un-+$!%'56'(2$(A&>-$&%-$&E$-%R-$4%>$-%$&-;&B$!$-56&)$!&.*"5-04&*+')-$%&"7&f-(0(5$8&<o044"(&TU__j&o044"(k:'(-$%0&aeepj&:05Z$(#-$&aeeVj&:05Z$(#-$&$+&049&aeebD&durchgeführt wurden. Ähnlich wie dort in die Tiefen der Konstruktionsarbeiten an modernen Finanzinstrumenten vorgedrungen wurde, um kulturell gängige Z40%%-1,0+-"($(A&Q)]6"5]Q'%60()4'(2$(&'()&M'7044%$(+%56$-)'(2$(& 0'7#'%R?-ren, ginge es in unserem Fall um ein Beobachten der Entwicklungsarbeiten an )$(&:$%%G$!706!$(A&';&)-$&)0!-(&$-(L-$l$()$(&P"!%+$44'(2$(&'()&:")$44$&?E$!&die Nutzer (etwa: Vorstellungen über den Internetradiohörer), um daraus hervor-gehende methodische Entscheidungen und erste Verfahrensrealisierungen.

4.2 Kalkulierte Vermittlungen

Auch im Internet dienen die Berechnungen von Teilnehmeraktivitäten der Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden (vgl. die Beiträge in Alpar/Blaschke 2008). Suchmaschinen oder elektronischen Assistenzsystemen geht es also nur vordergründig darum, aus dem Medienverhalten des Einzelnen (z. B. Suchanfra-gen bei GoogleA&K]:0-4%A&B4"5,]&'()&f"!$(E$-+!@2$(A& !"14$(&-(&X$+#>$!,$(&>-$&Facebook, Xing oder StudiVZ) Schlüsse auf persönliche Interessen und Vorlieben zu ziehen. Tatsächlich geht der Erstellung persönlicher Angebote im Netz immer die Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Informations- und Kom-munikationsverhalten möglichst vieler Teilnehmer voraus: „Warum ist Google %"&2'+&)0!-(A&2$(0'&)0%&#'&1()$(A&>0%&$-(&E$%+-;;+$!&X'+#$!&1()$(&>-44C&Y-$&Q(+>"!+& -%+A&)0%%&3""24$&>$-lA&>0%&)-$&;$-%+$(&X'+#$!&1()$(&>"44$(A&'()&)-$&;$-%+$(&:$(%56$(&>"44$(A&>0%&)-$&;$-%+$(&:$(%56$(&>"44$(8&<*'(%+$-(&aeeUW&35). Überspitzt formuliert: Was der Einzelne (nicht) zu sehen und zu hören be-kommt, sehen und hören auch andere (nicht). Je mehr Daten der Einzelne über sich erzeugt – wissentlich und unbemerkt – desto präziser kann ein solches auf Vergleichen aufbauendes Clustern der Internetteilnehmer erfolgen. Dem kommt entgegen, dass Mediennutzung und Medien(ver-)messung jetzt nahezu zusam-menfallen, keine distinkten Phasen mehr bilden, wie noch unter Bedingungen

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der Massenmedien. Die zuvor umständliche, nur durch zusätzliche Apparaturen, Mess- und Auswertungspraktiken ermöglichte und immer nur auf eine relativ kleine ausgewählte Gruppe von Mediennutzern anwendbare Umwandlung von Medienverhalten in Messdaten und entsprechende Nutzungsstatistiken wird hier ?E$!L?%%-29&Q'56&)-$&Q(04N%$(&)$!&d$-4($6;$!0,+-G-+@+$(&%-()&q$+#+&(-56+&4@(2$!&dem eigentlichen Mediengeschehen nachgelagert und dienen nicht länger der nachträglichen Abstimmung von Angebot und Publikumsvorlieben. Stattdessen können nun aus der Analyse der Teilnehmeraktivitäten auf Online-Plattformen Hinweise darauf gewonnen werden, welche Funktionalitäten und welche Inhalte welchen zuvor messtechnisch ermittelten (,konstruierten‘) Nutzergruppen bzw. X'+#$!R!"14$(&;$6!&$(+%R!$56$(&04%&0()$!$9&Q(+>"!+$(&)$!&X'+#$!&0'7&%"456$&Q(-passungen können wiederum erfasst, analysiert und für die Erstellung weiterer, möglicherweise akzeptablere Angebote genutzt werden. Indem Messverfahren zunächst noch unzusammenhängende Aktivitäten vergleichen und eingruppieren, >$!)$(&%"#'%02$(&A'(+$!&)$!&I0'E$r&)$!&6?E%56$(&=$E]iE$!L@56$(&P"!0'%%$+-zungen geschaffen für fortlaufend sich korrigierende wechselseitige Adressie-rungen zwischen den Beteiligten. Automatisch operierende Programme scheinen sich hier als Mittler anzubieten, deren Arbeitsweise sich beständig verändern, jedoch nicht be- oder hinterfragt werden kann: Dass Google heute andere Ergeb-nisse zeigt als gestern, ist weniger problematisch als vielmehr erwartbar (Passoth 2011).

Von solchen Versuchen einer für die Teilnehmer unsichtbar bleibenden Vermittlung zwischen Angeboten und errechneten Gewohnheiten und Präferen-zen sind Vorgänge zu unterscheiden, in denen spezielle Ansichten und Überbli-cke Hinweise auf Zwischenstände des jeweiligen medialen Geschehens geben. Charts, Zugriffsstatistiken oder Rankings etwa informieren darüber, wie oft wel-che Videos angesehen oder welche Musiktitel auf einer Plattform gehört oder >-$&6@'12&E$%+-;;+$&P"!%564@2$&0'7&$-($!& 40++7"!;&E$>$!+$+&>'!)$(9&Q()$!$&Übersichtsfunktionen halten fest, wer sich mit wie vielen Beiträgen in welchem Zeitraum in einer online geführten Debatte zu Wort gemeldet hat. Mit Hilfe sol-cher mehr oder weniger dynamisch sich anpassenden zahlenbasierten Darstel-lungsformen können Teilnehmer über (Zwischen-)Resultate der vergleichenden Auswertung ihrer bisherigen Aktivitäten informiert werden und ihre persönlichen P"!4-$E$(&'()&^(+$!$%%$(&>-$&-(&$-($;&*R-$2$4&!$L$,+-$!$(A&G$!%+@!,$(&")$!&G0-riieren (vgl. die Beiträge in Hass/Walsh/Kilian 2008). Es scheint so zu sein, als ob im Internet grundlegender als unter massenmedialen Bedingungen Möglich-keiten der Selbst- und Fremdverortung, aber auch der wechselseitigen Relatio-nierung und darin eingeschlossenen Ansprechbarkeit in ganz unterschiedlichen Anwendungsumgebungen von Prozessen der Vermessung und den visuellen

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Möglichkeiten der Repräsentation (Charts, Interpretenlisten etc.) abhängig wer-)$(&<G249&Q)$4;0((&aeeVD912

Während sich über Übersichtsdarstellungen der Medienaktivitäten Bezie-hungen herstellen können, die nicht verlangen, dass die Beteiligten sich kennen-lernen oder miteinander kooperieren, werden auf immer mehr Seiten im Internet 0'7&)$!&B0%-%&G"(& !"14$!%+$44'(2$(&'()&]G$!24$-56$(&d$-4($6;$!&0'56&;-+$-(0(-der bekannt gemacht. So etwa, wenn auf Online-Musikplattformen Teilnehmer aufgefordert werden, zu anderen Hörern Kontakt aufzunehmen, weil sie offenbar mit diesen Teilnehmern der Plattform musikalische Vorlieben teilen. Auch hier übernehmen statistische Protokolle und Analyse die Suche nach Gemeinsamkei-ten und Unterschieden in den Hörgewohnheiten, aus denen anschließend Vor-gaben gewonnen werden für das Anbieten von Kontaktaufnahmemöglichkeiten. P$!706!$(&)$!&5";R'+$!E0%-$!+$(&/'0(+-1#-$!'(2&'()&%+0+-%+-%56$(&Q(04N%$&>-!-,$(&6-$!&>-$&$-($&.^!!-+0+-"(%S'$44$8&-;&*-(($&G"(&K%R"%-+"&<aeeTDA&)-$&7"!+40'-fend auf der Basis zuvor erfasster und verglichener Internetaktivitäten zu kommu-nikativen Beziehungsaufnahmen im Sinne einer Vorauswahl in Frage kommender Ansprechpartner auffordern.

Auch an dieser Stelle ist einzuräumen, dass wir noch zu wenig wissen über die Bedeutung solcher Monitoring- und Analysesysteme für das Zustandekommen von Beziehungen innerhalb und außerhalb des Internets. So wäre beispielsweise zu prüfen, inwieweit statistikbasierte Analyseverfahren sich als Ausdruck norma-tiver Modelle verstehen lassen, in denen Teilnehmer bzw. Teilnehmeraktivitäten zu messbaren Objekten werden, die nicht nur auf Ähnlichkeiten und Unterschiede hin beobachtet werden, sondern auch in Hinblick auf mögliche Zugehörigkeiten. Im Anschluss daran wäre zu fragen, ob bzw. welche Effekte einer Assoziierung von Teilnehmern mit vergleichbaren Konsuminteressen und -gewohnheiten, die nicht unbedingt voneinander wissen müssen, sich daraus ergeben können. Er-gänzend dazu wäre zu untersuchen, ob sich über Kontaktieraufforderungen tat-sächlich Beziehungen zwischen Teilnehmern einer Online-Plattform herstellen können und welche kommunikative Qualität diese aufweisen.

4.3 Numerische Inklusion

Das Internet wurde von Anfang an als Chance auf ein kommunikatives Utopia beschrieben, indem nicht nur aus vormals zur Passivität verurteilten Rezipien-ten nun souveräne Gestalter des Mediengeschehens werden, sondern auch solche Perspektiven, Interessenlagen, Themen und Problemlagen eine Berücksichtigung erfahren, die bislang durch die Gatekeeperrolle der Massenmedien marginalisiert

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wurden, und schließlich egalitäre Kommunikationsgemeinschaften angestoßen werden, die durch die bisherigen Asymmetrien der Massenmedien verhindert wurden. Vor dem Hintergrund der bisherigen Beobachtungen ist diese Lesart, die sich vor allem unter dem Eindruck der großen sozialen Netzwerke wie Facebook oder etwa Xing bestätigt sieht, dahingehend zu relativieren, dass gerade dort, wo der Eindruck entstehen muss, die Teilnehmer würden weitgehend selbstbestimmt in das mediale Geschehen eingreifen, Verfahren der Vermessung und Analyse der Internetaktivitäten dieses Geschehen auf eine Weise vermitteln, auf die die d$-4($6;$!&,$-($(&K-(L'%%&60E$(W&i6($&)-$&0(&Q42"!-+6;$(&'()&%+0+-%+-%56$& !"-gramme delegierten Vermessungen und Evaluierungen von Aktivitäten würden die hier angesprochenen Referier- und Adressierzusammenhänge nicht zustan-de kommen (siehe auch Passoth 2010; Wehner 2008). Wenn Zugriffs- und Be-wertungsstatistiken beispielsweise Hörervergleiche vornehmen, auf deren Basis wiederum Eingruppierungen vorgenommen werden, oder Vorschläge generiert werden für wechselseitige Kontaktaufnahmen, dann deutet sich bereits hier an, wie computerbasierte Mess- und Analyseverfahren sich zwischen die Beteilig-ten schieben, diese also zunächst in einem radikale Sinne entzweien, nur um sie 0(%564-$l$()&0'7&)$!&B0%-%&G$!24-56$($!&Y0+$(&'()& !"14<G$!24$-56$D&>-$)$!&#'-sammenzubringen. Aus einem prinzipiell offenen Möglichkeitsraum werden Op-+-"($(&6$!0'%2$14+$!+A&)-$&%-56A&';&E$-;&B$-%R-$4&)$%&:'%-,6F!$(%&#'&E4$-E$(A&0'7&einer Online-Musikplattform darin zu erkennen geben, dass Teilnehmern neue, bislang unbekannte Songs vorgeschlagen oder andere Hörer genannt werden, mit denen man Kontakt aufnehmen sollte, weil sie einen vergleichbaren Musikge-schmack haben.

Vor allem wirtschaftswissenschaftliche Betrachtungsweisen machen darauf aufmerksam, dass im Internet sich stetig differenzierende Angebote mit einer sich immer stärker unterscheidenden Nachfrage treffen. Das hat offenbar nicht nur, wie die Debatte zum sogenannten „Long Tail8&#$-2+&<G249&:5Y"(04)&aee_DA&$+-was damit zu tun, dass im Internet vergleichsweise kostengünstig Produkte und Dienstleistungen gerade für Nischenmärkte vorgehalten werden können, sondern auch damit, dass hier mit Hilfe der neuen Vermessungsapparaturen problem-los ungleich feinere Abstufungen und Differenzierungen in den Teilnehmerak-tivitäten erfasst und abgebildet werden können. Dabei dient die vergleichende Auswertung von Internetaktivitäten nicht der Ermittlung des Durchschnittlichen bzw. der Vermittlung von massentauglichen Produkten, sondern der Erfassung des Besonderen und der Relationierung von sehr speziellen, massenuntauglichen Produkten. So beispielsweise, wenn auf Online-Musikplattformen kleine, für die etablierte Musikindustrie (noch) unwichtige Fangemeinden ihre Künstler hören

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können, die für die auf ein breites Publikum ausgerichteten Sensoren der Massen-medien unsichtbar bleiben müssen (vgl. Adelmann 2011).

Man darf vermuten, dass solche Prozesse der auf kalkulativen Verfahren be-ruhenden Teilnehmerinklusion zukünftig immer stärker vermitteln werden zwi-schen einer sich stark aufspreizenden, rasch verändernden und kurzzeitigen Welt der Informations- und Kommunikationsgewohnheiten, der Konsum- und Unter-haltungsbedürfnisse oder politischen Ansprechbarkeiten und einer sich darauf einstellenden Vielfalt der (bislang tendenziell unbeachtet gebliebenen) Themen, Produkte, Ereignisse, Anbieter (vgl. Livingstone 2003). Immer vielfältiger und mikroskopischer verfahrende Vermessungen verschaffen Einblicke in die Welt der Konsuminteressen und -gewohnheiten vor allem jüngerer Käuferschichten oder in die Teilöffentlichkeiten politisch interessierter, jedoch parteilich unge-bundener Wähler, die sich von den Massenmedien immer weniger angesprochen fühlen, und verhelfen diesen zu einer vergleichsweise differenzierteren Sichtbar-keit, so wie umgekehrt, da nun auch solche Angebote bzw. Akteure immer bes-ser erfassbar werden, die aufgrund ihrer Nischenexistenz lange Zeit ,unsichtbar‘ bleiben mussten, sich eine entschieden größere Vielfalt der Konsum-, Artikulier- und Informationsangebote entwickeln kann. Ob diese Annahmen zutreffen, muss durch weitere Untersuchungen geklärt werden.13

5 Ausblick

Verfahren der Publikumsvermessung, zumal der kommerziell ausgerichteten Ein-richtungen wie der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK), wurden innerhalb )$!&:$)-$(%"#-"4"2-$&40(2$&M$-+&04%&'(#'4@(24-56$A&>$-4&#'&%-;R4-1#-$!$()$&f"!-men der Beschreibung medialen Geschehens kritisiert. Mittlerweile wird erkenn-bar, dass Messverfahren, gerade weil sie einen auf wenige Kriterien fokussie-renden Beobachtungsmodus darstellen, den Aufbau und die weitere Entwicklung komplexer Kommunikationsverhältnisse unterstützen können. Massenmedien verbreiten Zahlenwerke wie Bilanzen oder politische Umfrageergebnisse und tra-gen so zur Entstehung von Beobachtungs- und Kommunikationsräumen bei, in denen zum einen die Vertreter verschiedener Teilbereiche der Gesellschaft (also Parteien, Unternehmen, Hochschulen) Beziehungen zu ihren jeweiligen Publika aufnehmen, zum anderen auch untereinander zu wechselseitigen Beobachtungen und Vergleichen angeregt werden und – da all dies unter den Augen der Medien und des Publikums geschieht – zu Maßnahmen sich aufgefordert sehen, die im Zahlensystem zugewiesen Positionen zu halten oder zu verbessern. In diesem Zusammenhang übernehmen die Massenmedien die zusätzliche Aufgabe einer

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Gesellschaft im Spiegel der Zahlen – Die Rolle der Medien 79

Aufbereitung der Verbreitungsformate für zahlenförmige Darstellungen. Denn Zahlensysteme wie Umfragen oder Rankings erreichen weder die betroffenen gemessenen Einheiten noch das interessierte Publikum nie ohne eine zuvor vor-genommene (journalistische) Aufbereitung, durch sie in („Vorzugs-„)Lesarten umgewandelt und für die Anschlusskommunikationen anschlussfähig gemacht werden. Zu berücksichtigen ist, dass Massenmedien nicht nur andere Teilbereiche der Gesellschaft, sondern auch sich selbst mit einem immer feineren System der Vermessung formaler Aspekte des Informations- und Kommunikationsgewohn-heiten überziehen. Vor allem das Fernsehen gewinnt so nicht nur eine Vorstellung von seinem Publikum; auch dem Publikum eröffnen sich Zugänge zum Medien-geschehen. Darüber hinaus motivieren Messergebnisse wie die Quoten Prozesse der Innovation und des Medienwandels, weil sich Möglichkeiten des von Kriteri-en des Erfolgs gesteuerten wechselseitigen Vergleichens und Bewertens zwischen den Anbietern eröffnen.

Noch weitgehend ungeklärt ist, wie die neuen digitalen Medien sich in die-se Entwicklungen einordnen lassen. Im vorliegenden Beitrag wurden einige the-senartige Überlegungen skizziert, die sich von den vorgängigen referierten For-schungen zur Funktion der Publikumsmessung orientieren ließen. Demnach kann angenommen werden, dass sich mit dem Internet neue Voraussetzungen für die Vermessung eröffnen, die stärker das individuelle Medienverhalten berücksichti-gen. Ergebnisse solcher Berechnungen sind offenbar nicht länger eine Diskussi-"(%2!'()402$&;$+0,";;'(-,0+-G$!& !"#$%%$&)$!&K(+%56$-)'(2%1()'(2&7?!&")$!&gegen Senderangebote, sondern gehen direkt in die Erstellung von Angeboten ein und bieten darüber hinaus, soweit sie veröffentlicht werden, Spiegelfunktionen für die Teilnehmer. Schließlich scheinen Messverfahren im Internet den Auftrag zu haben, anders als die auf Durchschnitt und Massengeschmack ausgerichteten Verfahren der Publikumsvermessung in den Massenmedien, zwischen einer sich stetig erweiternden Anbieter- und Produktvielfalt und einer sich differenzieren-den Vielfalt von Teilnehmerinteressen zu vermitteln.

=$(-2$!&#>$-7$4607+&)02$2$(&)?!7+$&%$-(A&)0%%&P$!706!$(&)$!&/'0(+-1#-$!'(2&ihre kommunikationsbegründende Rolle nur im engen Zusammenspiel mit den alten und neuen Medien spielen können. In diesem Sinne ließe sich auch von ei-ner Mediatisierung der Gesellschaft sprechen. Sie kommt hier einerseits als Logik des Mediensystems und als Medienwandel in den Blick, und in diesem Rahmen wiederum vor allem in Form von Leistungsbeziehungen des Mediensystems zu anderen gesellschaftlichen Teilbereichen. Es wurde gezeigt, in welcher Weise :$)-$(&0()$!$&2$%$44%5607+4-56$&d$-4E$!$-56$&-(&M'%0;;$(6@(2$(&S'0(+-1#-$!+$!&Selbst- und Fremdbeobachtungen unterstützen. Solche Beobachtungen geraten '(+$!&#'($6;$()$(&K-(L'%%&)$!&O"2-,&)$!&:$)-$(A&'()&#>0!&%">"64&)$!&O"2-,&

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der Massenmedien als auch der gewandelten Formen neuer Medien. In diesem Sinne lässt sich Mediatisierung als Prozess der Systemintegration durch Medien G$!%+$6$(&<G249&*'++$!&aeeaDA&)0%&6$-l+A&04%&c$%'4+0+&%R$#-1%56$!&O$-%+'(2%E$#-$-hungen zwischen dem Mediensystem und anderen gesellschaftlichen Teilberei-56$(&<G249&O'6;0((&TUUVD9&=-$&G-$47056&2$#$-2+&>'!)$A&%-()&-(&)$!&;")$!($(&3$-sellschaft Tendenzen der Verrechtlichung, der Politisierung, der Mediatisierung, )$!&P$!>-%%$(%5607+4-56'(2&'%>9&G"(& +$-4%N%+$;%R$#-1%56$(&Z";;'(-,0+-"($(&zu beobachten. Man kann, mit anderen Worten, wechselseitige Leistungsbezie-hungen zwischen gesellschaftlichen Teilsystemen prinzipiell von jedem Teilsys-tem aus beschreiben (eben als Verrechtlichung, Politisierung usw. aus der Sicht des Rechts, der Politik usw.). Vom Mediensystem aus betrachtet können diese Leistungsbeziehungen als Mediatisierung analysiert werden, wobei die (Darstel-4'(2$(&G"(D&/'0(+-1#-$!'(2$(&$-($&#'($6;$()&>-56+-2$&c"44$&-(&)$!&,";R4$m$(A&7'(,+-"(04& )-77$!$(#-$!+$(&3$%$44%5607+& %R-$4$(9&Y-$%& -%+& )-$& %R$#-1%56$&B$)$'-+'(2&'(%$!$!&d6$%$A&)0%%& !"#$%%$&)$!&/'0(+-1#-$!'(2&0'56&04%&Q'%)!'5,&$-($!&Mediatisierung der Gesellschaft zu verstehen sind. Eine zusätzliche Pointe liegt )0((& -(& )$!& .:$)-0+-%-$!'(2&)$!&:$)-$(8W&:$)-$(&E$"E056+$(& %-56& %$4E%+& '()&ihre Konkurrenz nicht nur im Spiegel von Messergebnissen (Publikumsvermes-sung). Auch sie tun dies öffentlich, unter den Augen des Publikums. Im Internet können aufgrund gewandelter, rückkopplungsreicher Formen der Medienkom-munikation Prozesse der Mediennutzung differenzierter erfasst werden. Damit werden wesentlich verfeinerte Möglichkeiten der Adressierung von Personen und der Anpassung von Medienangeboten an Publikumsbedürfnisse etabliert. Der ge-genwärtig beobachtbare Wandel des Mediensystems bedingt so gesehen einen Wandel der Inklusionsformen der Medienteilnehmer, der eng mit dem Wandel der im Mediensystem eingesetzten messtechnischen Verfahren und Praktiken ver-bunden ist.

Anmerkungen

T& =$!&)-$&Q'7;$!,%0;,$-+&)$!&:0%%$(;$)-$(&1()$(&>-44A&;'%%&)$%604E&0'56&E$!$-+&%$-(A&%-56&E#>9&sein Anliegen zahlenförmig darzustellen – so wenn beispielsweise die Organisatoren öffentlicher Veranstaltungen (Demonstrationen, Musikkonzerte) die von ihnen gemessene oder geschätzte Zahl der Teilnehmer den Medien mitteilen.

a& Y0%&)?!7+$&#064$(7F!;-2&0'7E$!$-+$+$&B$!-56+$& -(&E$%"()$!$!&=$-%$&S'04-1#-$!$(A& q$($%&;0%%$(-;$)-04&$!#$'2+$&I-(+$!2!'()>-%%$(&E$!$-+#'%+$44$(A&G"(&)$;&O'6;0((&<TUUVD&%02+A&$%&$!;F24-56$&jene Art von gesellschaftsweiter Vorverständigung über relevante Ereignisse und Entwicklungen, auf die auch eine hochkomplexe Gesellschaft nicht verzichten könne.

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3 Heintz (2010) sieht deshalb in den zahlenförmigen Vergleichssystemen ein „symbolisch genera-4-%-$!+$%&Z";;'(-,0+-"(%;$)-';8A&%02+&0E$!&#'24$-56&0'56A&)0%%&)-$%$!&*+0+'%&%-56&E$-&(@6$!$;&Hinsehen als fragwürdig erweise. Demnach dürfen Messobjekte nicht unabhängig von den je-weils eingesetzten Messverfahren und -apparaturen gesehen werden, da sie von diesen überhaupt erst hervorgebracht werden (vgl. dazu auch Desrosières 2002). Prozesse der Verrechnung lassen sich nicht auf die Erzeugung von Zahlenmaterial reduzieren, sondern setzen das Herauslösen und Aussortieren bestimmter Ereignisse oder Einheiten aus ihren jeweiligen Kontexten und das Zu-sammenfügen der so möglichen Beobachtungen zu neuen Zusammenhängen voraus (vgl Heintz 2007). Bereits die Messmethoden selbst gehen aus mehr oder weniger aufwendigen Entwicklungs-arbeiten hervor, deren Verläufe immer auch anders hätten ausfallen können. In die Erzeugung sol-cher Verfahren, das haben Callon/Law (2005) im Anschluss an die konsumethnographischen Un-tersuchungen von Cochoy (2002, 2008) gezeigt, gehen immer eine Unmenge von Entscheidungen und Interpretationen dessen ein, was für zählenswert gehalten wird und warum das so sein soll. o044"(kO0>&%R!$56$(&6-$!&0'56&G"(&./'04,'40+-"(8&'()&;$-($(&)0;-+A&)0%%&$%&$-($!&S'04-+0+-G$(&Auswahl der relevanten Daten bedarf, die überhaupt gemessen werden sollen.

4 Auf diese Repräsentations- und damit verbundene Orientierungsfunktion hat vor allem Link (1997) hingewiesen. Demnach werden in der heutigen Gesellschaft Orientierungen in allen wichti-gen Lebensfragen zu einer Funktion des medial vermittelten statistischen Monitorings. Die Ergeb-nisse statistischer Verfahren werden durch ihre massenwirksame Einbettung in sogenannte „kol-4$,+-G%N;E"4-%56$8&Y0!%+$44'(2%7"!;0+$&>-$&$+>0&O-%+$(A&<f-$E$!]DZ'!G$(&'()&0()$!$&2!01%56$&Darstellungsformate für eine größere Öffentlichkeit verfügbar und anschlussfähig gemacht.

p& *"456$&.P-%'04&Y-%R40N%8&<d'7+$&aeeTD&%564-$l$(&)-$&f"!)$!'(2&(056&$(+%R!$56$()$(&P$!%+$6$(%-kompetenzen auf Seiten aller Beteiligten ein (vgl. Vormbusch 2007). Journalisten müssen lernen, Zahlenwerke in entsprechende narrative und visuelle Darstellungsformate zu übersetzen. Diejeni-gen, deren Produkte und Leistungen gemessen werden, müssen in der Lage sein, die Messergeb-(-%%$&#'&$(+%564?%%$4(&'()&)0!0'%&)-$&.!-56+-2$(8&*564?%%$&#'&$(+#-$6$(9&*-$&;?%%$(&7$!($!&E$!$-+&sein, mit diesen Erkenntnissen etwas anzufangen, beispielsweise Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um die eigenen Entwicklungschancen zu verbessern. Schließlich muss das Publikum ebenfalls Lese- und Deutungskompetenzen entwickeln, um Formate der Zahlenpräsentation ver-stehen und auf die eigene Lebenswirklichkeit übersetzen zu können (vgl. Cleveland 1994).

V& ^;&3!'()$&60+&;0(&$%&6-$!&;-+&$-($!&;$6!7056$(&P$!'(%-56$!'(2&#'&+'(A&0'7&)-$&)0((&(056+!@24-56&mit Strategien der Unsicherheitsbewältigung reagiert wird: Die Medienunternehmen wissen zu-nächst einmal nicht, wer ihre Produkte warum konsumiert. Die Rezipienten haben ebenfalls – über die Kreise der Verwandten, Freunde und Bekannten hinaus – keine Kenntnis voneinander. Und 0'56&)-$&*$()$!&;-+&-6!$(&-;;$!&L?56+-2$!$(A&,";R4$m$!$(& !")',+-"(%G$!6@4+(-%%$(&E4$-E$(&7?!&das Publikum weitgehend intransparent.

7 Dies bedeutet nicht, dass die Messverfahren der Medien nicht für verbesserungswürdig gehalten werden. Im Gegenteil, Verfahren der Publikumsvermessung unterliegen einer fortlaufenden kri-tischen Beobachtung und Problematisierung. Sie werden immer wieder – auch von den Medien-'(+$!($6;$(&%$4E%+&J&-(&I-(E4-5,&0'7&*56>056%+$44$(&)-%,'+-$!+&'()&)0((&0'56&;")-1#-$!+&<G249&Meyen 2004). Das darf schon deshalb nicht überraschen, weil publikumsbezogene Messverfahren J&%"&>-$&0()$!$&,04,'40+"!-%56$&E#>9&S'0(+-1#-$!$()$&P$!706!$(&0'56&<$+>0&)-$&)$%&c0+-(2%A&)$!&Umfragen, des Ranking) – auf partikularen Erwartungen und Zuschreibungen (etwa hinsichtlich des Publikums) sowie Entscheidungen (etwa hinsichtlich der Messindikatoren) beruhen, die im-mer auch anders hätten ausfallen können, so kann dies nicht überraschen.

8 Diese Leistungsvergleiche werden nicht nur diskret in den Etagen des Medienmanage-ments durchgeführt, sondern immer auch in der medialen Öffentlichkeit. Die Aufwärts- und

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Abwärtsentwicklungen der Anbieter in der Gunst des Publikums werden von den Medien selbst ("56&$-(;04&7?!&)0%& 'E4-,';&0'7E$!$-+$+&<G249&d6-$4$&aeeVD9&Y0%&2$%56-$6+&(-56+&('!A&';&Q'l$(-stehenden das Mediengeschehen verständlicher zu machen. Mehr noch als die entsprechenden journalistischen Darstellungen, Kommentierungen und Analysen lassen die wiederum öffentli-chen Stellungnahmen, Begründungen, Erklärungen zum Quotengeschehen durch die Sender und ihrer Vertreter erkennen, dass der Umgang mit den Ergebnissen der Publikumsmessungen Teil des Wettbewerbs um die Aufmerksamkeit und Zustimmung des Publikums ist.

9 Möglichweise gibt es einen Zusammenhang zwischen der weiter oben beschriebenen Rolle der Medien für die Verbreitung zahlenförmiger Vergleichsräume, in denen sich Dritte positionieren können, und der medieneigenen Präferenz für zahlenförmige Selbstbeobachtungen. Offenbar wer-den für die Veröffentlichung fremder Zahlenwerke wie etwa Umfragergebnisse vor allem solche 2!01%56$(&'()&+$m+'$44$(&Y0!%+$44'(2%7"!;0+$&E$('+#+A&)-$&%-56&04%&E$%"()$!%&R'E4-,';%>-!,%0;&erwiesen haben. Anzunehmen ist deshalb auch, dass Diffusions- bzw. Angleichungsprozesse, wie sie auf der Basis von Zahlensystemen beispielsweise zwischen Parteien, Unternehmen oder Hoch-schulen zu beobachten sind, auf vorgängige Angleichungen zwischen den (Massen-)Medien ver-weisen.

10 Vgl. dazu auch unser DFG-Projekt „Numerische Inklusion – Medien, Messungen und gesell-%5607+4-56$!&=0()$48A&)0%&-;&c06;$(&)$%&Yf3&*56>$!R'(,+R!"2!0;;%&.:$)-0+-%-$!+$&=$4+$(8&gefördert wird (http://www.mediatisiertewelten.de).

11 Damit ist nicht gemeint, dass in absehbarer Zeit computerbasierte Statistikverfahren unsere per-sönlichen Neigungen, Interessen etc. immer genauer erforschen und voraussehen könnten. Eher ist daran zu denken, dass überall dort, wo sich Informations- und Kommunikationsgewohnheiten stärker ins Netz verlagern, sich Interessen und Neigungen in Auseinandersetzung mit entsprechen-den Angeboten entwickeln werden. Es geht daher mehr um die Frage, welche neuen Wege der Bildung und Weiterentwicklung persönlicher Informations- und Kommunikationsgewohnheiten durch die Vermittlungsleistungen solcher lernfähiger Systeme eingeschlagen werden. Siehe dazu 0'56&)-$&sE$!4$2'(2$(&G"(&Z("!!]o$+-(0&<aeebD&#'&%"2$(0((+$(&.R"%+%"#-04$(&B$#-$6'(2$(89

12 Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass auch diese Darstellungen entsprechende Lese- bzw. Deu-tungskompetenz bei den Beteiligten voraussetzen. So wie bereits (Fernseh-)Quoten und andere zahlenbasierte Darstellungen des (massen-)medialen Geschehens gedeutet und auf die eigenen Verhältnisse übersetzt werden müssen, so ist noch mehr für Darstellungsformen wie Charts, Ran-kings und ähnlichem im Internet anzunehmen, dass ihre interpretative Aneignung die Einübung in entsprechende Komplementärfähigkeiten verlangt.

T`& ^;&>$-+$!&"E$(&E$!$-+%&$!>@6(+$(&Yf3] !"q$,+&.X';$!-%56$&^(,4'%-"(8&>$!)$(&)0#'&G$!%56-$-dene Online-Musikplattformen genauer untersucht. Hierbei geht es zum einen darum herauszu-1()$(A& >$456$&P$!706!$(& $(+>-5,$4+& '()& 2$('+#+& >$!)$(A& ';&IF!$!0,+-G-+@+$(& G$!;$%%$(& '()&bewerten zu können. Zum anderen sollen aber auch Einblicke gewonnen werden in das Zustande-kommen messtechnisch vermittelter Beziehungen zwischen Online-Hörern und Musikanbietern.

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