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JAHRE 1894 – 2019 Meine Meierei! 125 Jahre Meierei Viöl 1894 – 2019 „DAMALS & HEUTE“

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Page 1: 1894 – 2019 - meierei-vioel.de · EIN STARKES TEAM Belegschaft der MGV, Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung 07 ZAHLEN im Spiegel der Zeit 08 DIE GRÜNDUNGSJAHRE 10 STATIONEN

JAHRE

1894 – 2019

Meine Meierei!

125 Jahre Meierei Viöl 1894 – 2019

„DAMALS & HEUTE“

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03

Meine Meierei!

Meine Meierei!

Die MGV ist eine der letzten unabhängi-

gen und zugleich größten Meiereien an

der Westküste. Tätig in der Region für

die Region. In unserem Erfolg spiegelt

sich seit 125 Jahren wider, wie Selbst-

verantwortlichkeit und Selbstständig-

keit des Einzelnen durch das organi-

sierte Zusammenwirken von Bauern,

Partnern und den geschäftsführenden

Gremien gestärkt werden können. Wir

halten uns konsequent an die Philoso-

phie der genossenschaftlichen Prinzi-

pien der Selbsthilfe, der Selbstver-

antwortung und der Selbstverwaltung.

Heute gilt dies fast noch mehr als

früher, da die externen Einflüsse aus

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

stetig zugenommen haben und sich

die Märkte für Milchprodukte in einem

ständigen und rasanter werdenden

Wandel befinden. Wer es heute nicht

versteht, die eigenen Kräfte und die

der Menschen zu mobilisieren und zu

nutzen wird seine Ziele nicht erreichen.

Als erfolgreiches, genossenschaft-

lich geführtes Unternehmen haben

wir ambitionierte Wachstumsziele, die

unsere Eigenständigkeit als regionale

Meierei auch in ferner Zukunft sichern

werden. Ein wichtiger Meilenstein in

diesem Zusammenhang ist sicher die

Inbetriebnahme unserer neuen Meierei

im Sommer 2017.

In Zeiten der Globalisierung und

Konzentrationen ist die Arbeit unserer

Genossenschaft gerichtet zum Wohle

unserer Mitglieder und unserer Kunden.

Gemeinsam mit einem starken Partner

an unserer Seite haben wir uns schon

frühzeitig auf die preisbestimmenden

Turbulenzen auf den internationalen

Märkten vorbereitet. Unsere Mitglieder

stehen keiner anonymen Großorganisa-

tion gegenüber, sondern arbeiten mit ei-

ner Meierei zusammen, die ihre Belange

versteht, fest mit der Region verwurzelt

ist und die Dienstleistungen eines mo-

dernen Unternehmens bietet. Eine sich

weiter entwickelnde und wachsende

Genossenschaft mit der Entscheidungs-

kompetenz vor Ort. Mit der bisherigen

Kontinuität und Ihrer Unterstützung

wollen wir unser gemeinsames Unter-

nehmen auch weiterhin erneuern, viel

versprechende Perspektiven aufgreifen

und in eine sichere Zukunft führen.

Seit 125 Jahren.Die Meiereigenossenschaft eG Viöl steht für das genossenschaftliche Prinzip.

»

Vorwort

Ulrich Lemcke

- Geschäftsführer -

Hans August Carstensen

- Aufsichtsratsvorsitzender -

Hans-Thomas Jessen

- Vorstandsvorsitzender -

03 VORWORT Ulrich Lembcke Geschäftsführer

Hans August Carstensen Aufsichtsratsvorsitzender

Hans-Thomas Jessen Vorstand-Vorsitzender

04 GRUSSWORTE

Dr. H.-W. Kortmann Vorstand DHV

Astrid Busch Vorstand DHV

05 130 JAHRE GENOSSENSCHAFTSGESETZ

06 EIN DANKESCHÖN An unsere Partner, Mitglieder,

den Gremien und unserem

Mitarbeiterteam

EIN STARKES TEAM

Belegschaft der MGV, Vorstand,

Aufsichtsrat und Geschäftsführung

07 ZAHLEN im Spiegel der Zeit

08 DIE GRÜNDUNGSJAHRE

10 STATIONEN Von 1909 bis 2019

12 GUTE ALTE ZEIT 75 Jahre Meierei Viöl von 1969

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05

Meine Meierei!

Was haben wir mit unserer gefühlt „uralten“ Vergangenheit

zu tun – außer dass Sie uns den Anlass gibt, unser Jubiläum

zu feiern? sie lehrt uns, in großen, sonst schwer vorstellbaren

Zeiträumen zu denken, Verbindungen zwischen Zeitgeschichte

und unserer eigenen Identität herzustellen und einfach besser

zu verstehen, dass wir heute mit den 125 Jahren des Bestehens der Meierei Viöl letztlich nur eine – wenn-

gleich beachtliche – Wegmarke auf der Reise in die Zukunft erreicht haben.

Die Gründung der Meierei Viöl im Jahr 1894 fiel in eine Zeit, in der sich das mit 23 Jahren gerade „volljähri-

ge“ Deutsche Reich (Gründung 1871) mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896) und dem Genossenschafts-

gesetz (1889) zum europäischen Vorreiter moderner Gesetzgebung machte; beides Gesetze, die so lebens-

nah waren, dass sie noch heute unseren Alltag bestens zu regeln in der Lage sind. Man sieht – etwas 125

Jahre Altes kann noch heute hoch aktuell sein.

Die Väter des Genossenschaftsgesetzes haben den Deutschen vor 130 Jahren mit dem Genossenschafts-

gesetz einen ganz wichtigen Impuls und zugleich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für ein erfolg-

reiches gemeinschaftliches Wirtschaften gegeben. Es ist kein Zufall, dass in diesen Jahren im ganzen Land

zahlreiche Genossenschaften gegründet wurden. Dadurch entstanden im ländlichen Raum wie auch in der

Wohnungs- und Kreditwirtschaft bis heute vitale und starke Wirtschaftsstrukturen, die viele zwischenzeit-

liche – vermeintlich modernere – Organisationsformen überlebt haben und gerade in einer zunehmend

unsicheren, globalisierten Welt auch weiterhin überleben werden. So ist es mit unserer Meiereigenossen-

schaft in Viöl.

Aber Erfolg, nachhaltiger Erfolg, kommt nicht von alleine. Ohne das ehrliche und tatkräftige Wirken ver-

antwortungsbewusster Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte, Mitglieder und Mitarbeitende hätte

die Meiereigenossenschaft eG Viöl nicht die heutige Kraft, weitgehend aus eigenen Mitteln modernste

Verarbeitungs-

kapazitäten zu errichten und somit aufnahmefähig für Milchmengen in ganz Nordfriesland zu sein. Zusam-

men mit den jeweiligen Meierei-Geschäftsführern waren es in den letzten 30 Jahren insbesondere Hans

August Carstensen und Hans Thomas Jessen, die durch ihre kontinuierliche, weitsichtige Amtsausübung im

Aufsichtsrat und Vorstand die Weiterentwicklung der Genossenschaft maßgeblich vorangetrieben haben

und im historischen Gesamtbild besondere Erwähnung verdienen.

Im Namen des DHV Genossenschaftlicher Prüfungsverband für Dienstleistung, Immobilien und Handel e.V.

gratulieren wir allen Genossenschaftsmitgliedern zu ihrer Meiereigenossenschaft eG Viöl und wünschen

den Gremien weiterhin eine glückliche Hand im Sinne einer erfolgreichen Weiterentwicklung der Genos-

senschaft.

Grußwort anlässlich des125-jährigen Bestehensder Meierei Viöl

»

Dr. H.-W. Kortmann

- Vorstand -

Astrid Busch

- Vorstand -

125 + 5 = Alt aber noch lange nicht abgenutzt…

130 Jahre GenossenschaftsgesetzAm 1. Mai 1889 wurde das noch wesentlich durch Hermann Schulze-

Delitzsch vorangebrachte „Reichsgesetz, betreffend die Erwerbs- und

Wirtschaftsgenossenschaften“ im Reichsgesetzblatt verkündet. Es ist

am 1. Oktober 1889 in Kraft getreten. Die Entwicklung des deut-

schen Genossenschaftsgesetzes lässt sich aber noch deutlich weiter

zurückverfolgen. Erstmalig gesetzlich geregelt wurde das deutsche

Genossenschaftswesen bereits im März 1867 mit dem preußischen

„Gesetz betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und

Wirtschaftsgenossenschaften“, also etwa 20 Jahre nachdem die

ersten Genossenschaften gegründet wurden. Auf Antrag Schulze-

Delitzschs wurde dieses Gesetz (mit einigen Änderungen) dann im

Juli 1868 im Norddeutschen Bund verkündet und nach der Reichs-

gründung 1871 schließlich in allen deutschen Ländern gültig.

Das Genossenschaftsgesetz wurde seither mehrfach novelliert, aber

die grundlegenden Prinzipien wie etwa die Förderzweckbeziehung

zwischen der Genossenschaft und ihren Mitgliedern gelten noch in

unserer heutigen Zeit. So wurde bereits im Jahr 1889 die beschränkte

Haftpflicht festgelegt, die gesetzliche Revision eingeführt und die

Bildung von Zentralgenossenschaften zugelassen. Das Gesetz gilt

zudem schon immer für alle Arten von Genossenschaften. Es schränkt

die Aktivitäten nicht auf bestimmte Branchen ein, wie es die Gesetz-

gebung in anderen Ländern oft vorsieht. Zudem bietet das Genossen-

schaftsgesetz viele individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten in der

Satzung. Das Gesetz bewahrt insoweit altbewährte Prinzipien und ist

zugleich offen für neue kooperative Entwicklungen, die der Gesetz-

geber vor 130 Jahren noch nicht kannte.

„Mehrere kleine Kräfte vereint bilden eine große.“ Das mag ein schlichter

Satz, eine einfache Wahrheit sein; und doch liegt genau darin der Anfang

einer großartigen Bewegung begründet. Denn es waren Worte von Her-

mann Schulze-Delitzsch, einem der Stammväter der Genossenschaften

in Deutschland. Wie auch sein Mitstreiter Friedrich Wilhelm Raiffeisen

ließ er sich von dem zentralen Gedanken leiten: „Was man nicht allein

durchsetzen kann, dazu soll man sich mit anderen verbinden.“ Auch eine

elementare und ganz offensichtlich keine falsche Erkenntnis.

125

Hermann Schulze-Delitzsch

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

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Meine Meierei!

Zur Gründungszeit und weit in das neue Jahrhundert

hinein gab es viele weitere kleine Meiereien in der Region.

Das und vieles mehr hat sich in den vergangenen 125

Jahren verändert. Eines hat sich aber nicht verändert:

Unsere Aufgabe, die angelieferte Milch unserer Mitglieder

auf höchstem Qualitätsniveau zu verarbeiten und die

beste Verwertung zu erzielen. So sind wir glücklich und

zuversichtlich, unseren Beitrag zum Erfolg der Genossen-

schaft auch zukünftig leisten zu können.

Dafür möchten wir danke sagen: Unseren Partnern,

Mitglieder, den geschäftsführenden Gremien und ganz

besonders unserem schlagkräftigen und erfahrenen Mit-

arbeiterteam. Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Ihr Zutun

und Ihre Mitarbeit, Ihren Weitblick und Ihr betriebswirt-

schaftliches Handeln – ohne Sie, ohne Ihr Zutrauen in

unsere Genossenschaft, wäre die MGV heute nicht das

erfolgreiche Unternehmen das es ist.

Die Meierei Viöl wurde 1894 gegründet und am 1. Oktober 1897

zur Meiereigenossenschaft eG Viöl. Am ersten Betriebstag der Ge-

nossenschaft wurden von 33 Lieferanten 980 Liter Milch geliefert.

Die Gesamtlieferung im Gründungsjahr hat circa 1,10 Mio. Liter

betragen. Die Bezahlung erfolgte zu dieser Zeit noch nach Litern

und später erst nach Kilogramm. Erst im Jahre 1931 wurde auch der

Fettgehalt berücksichtigt.

Zeit für ein Dankeschön.

EIN STARKES TEAM

Die Belegschaft der MGV (v.l.n.r.): Jan Carstensen, Ralf Hansen,

Walter Lüdrichsen, Michael Jensen, Astrid Lembcke, Maik Carstensen,

Ulf Knutz, Horst Wotschke, Christian Jensen, Bernd Schilling,

Bernhard Thurow, Ralf Friedrichsen, Ulrich Lembcke (nicht auf dem

Bild: Knut Schüler, Horst Rogalla, Gerd Rabe, Rainer Ries)

Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Meiereigenossen-

schaft eG. Viöl (v.l.n.r.): Andreas Petersen, Oke Thomsen, Hans

Thomas Jessen, Claus-Heinrich Petersen (bis 2018), Hans-August

Carstensen, Dirk Hansen, Ulrich Lembcke, Heino Petersen, Peer

Wietzke, Jürgen Albertsen, Peter-Heinrich Paulsen (nicht auf dem

Bild: Peer David Petersen)

Im Jahr 2006 erwirtschaftete die MGV einen Umsatz von rund 14,6 Mio. Euro. Der bislang höchste Umsatz wurde im Jahre 2013

mit 41,2 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Umsatz im Jahr 2018 betrug rund 39,4 Mio. Euro. Das ausgezeichnete Verhältnis vom

Eigenkapital zum Anlagevermögen ist trotz der großen Investitionen in den vergangenen Jahren ein wichtiger Indikator für die

ausgezeichnete Bonität der MGV. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.meierei-vioel.de.

Entwicklung in den letzten 65 Jahren. Ältere Zahlen sind nicht oder nicht vollständig erhalten.

Zahlen im Spiegel der Zeit.

1954 4 Mio. kg unbekannt unbekannt

1966 9 Mio. kg 186 48.387 kg

1976 17 Mio. kg 152 111.842 kg

1986 24 Mio. kg unbekannt unbekannt

1990 39 Mio. kg 242 161.157 kg

1993 45 Mio. kg 200 225.000 kg

2004 54 Mio. kg 148 365.000 kg

2009 104 Mio. kg 196 530.000 kg

2018 110 Mio. kg 131 840.000 kg

Jahr Anliefermenge Rohmilch p.a.

Anzahl Lieferanten

Ø Rohmilch je Betrieb p.a.

Danke.

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Meine Meierei!

1894 – wie sah es zu dieser Zeit im Landesteil Schleswig

aus? Die Landwirtschaft hatte durch die neuen Entde-

ckungen auf dem Gebiet der Chemie und Agrarwirtschaft

einen bedeutenden Aufschwung genommen. Man hatte

die Vorteile der Fruchtwechselwirtschaft kennengelernt,

die Anwendung des künstlichen Düngers erprobt und

man lernte jetzt die Vorteile einer neuzeitlichen Tier-

haltung kennen. Durch die intensivere Bodennutzung und

rationellere Viehhaltung wurde besonders der Anfall an

Milch gesteigert, so dass die anfallenden Milchmengen

im landwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr durch die

Bäuerinnen durch Satten und Stoßbutterfass bewältigt

werden konnten. Im Lande Schleswig bestanden damals

schon zahlreiche Meiereien und es begannen sich gewis-

se Schwierigkeiten im Absatz zu zeigen, da die Meierei-

butter wegen ihrer besseren Qualität lieber gekauft

wurde als die Bauernbutter. So reifte auch in Viöl der

Plan zur Schaffung einer eigenen Meierei.

In der Flensburger Meierei war damals August Burmeister,

ein gebürtiger Dithmarscher tätig, der wahrscheinlich

auf dem Flensburger Markt beobachtet hatte, wie die

Viöler Bauern ihre Butter dort verhökerten. Wir haben

uns erzählen lassen, dass die Bauern früher mit Schub-

karren ihre Ware an den Markt zu Flensburg oder Husum

brachten.

Burmeister nahm Fühlung mit den maßgeblichen und

fortschrittlichen Bauern in Viöl auf. Aber vorsichtig, wie

Schleswiger Bauern sind, überließen sie die Schaffung

der Meierei dem Meieristen Burmeister, beteiligten sich

aber an der Gründung, indem zahlreiche Bauern eine

Bürgschaft für die Maschinenanschaffungen übernahmen.

Gleichzeitig verpflichtete sich der Meier, den Betrieb nach

vierjähriger Anlaufzeit den Bauern zum Kauf anzubieten.

Für den Bau übernahm Burmeisters Schwiegervater, der

Dithmarscher Bauer Julius Hagge aus Wittenwurth die

Bürgschaft bei der Heider Volksbank, die den Bau finan-

zierte.

Leider sind die damaligen Baukosten nicht aufgezeichnet

worden. Eins steht aber fest, dass die damaligen Verant-

wortlichen schon sehr vorausschauend geplant haben,

denn bis in das Jahr 1954 wurde an dem damals errichte-

ten Gebäude keine bauliche Veränderung vorgenommen.

Der Baugrund wurde von dem Bauern und Gastwirt

J. Jensen-Fiekens erworben. Mit dem Kauf war eine

Bedingung verbunden, dass die Auszahlung des Milch-

geldes und alle Meiereiversammlungen nur in dem Krug

von Jensen-Fieckens abzuhalten sind. Die Barauszahlung

gab es übrigens bis zum Jahre 1941.

Die ersten Milchfuhrleute für Burmeister waren Kerns

Lorenz von Sollwitt und Malles Thomas von Boxlund, die

die nahestehenden Dörfer über die Sandwege mit Pferd

und Wagen anfuhren, die Milchkannen holten und

„Blaumilch“ zurücklieferten.

Nach Ablauf der vierjährigen Bewährungszeit übernah-

men die Bauern am 1. Oktober 1897 den Betrieb und

gründeten die Meiereigenossenschaft Viöl. Der erste

Vorstandsvorsitzende wurde Lehrer Jepsen. Ihm folgte

im Jahr 1898 Hans Carstensen (Hannschens), Bauer und

Gastwirt, der die Geschicke der Genossenschaft bis zum

Jahr 1918 leitete.

Bei der Übernahme der Genossenschaft hatte man dem

Gründer August Burmeister die Stellung als Betriebsleiter

angetragen, die dieser ablehnte, da er seine Selbststän-

digkeit bewahren wollte. Er blieb aber im Ort und gründe-

te die noch heute tätige Schlachterei Burmeister.

Die Gründungsjahre

Gründerehepaar Amanda und August Burmeister

Meierei Gründerzeit vor 1900

Milchanlieferung 50er Jahre

Buttermaschine Anfang 50er Jahre

Butterberg Anfang 60er Jahre

Belegschaft von 1969

Fuhrpark von 1969

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Meine Meierei!

Seit dem Jahre 1909 wurde regelmäßig ein Teil der Produktion an die inzwischen gegrün-

dete Butter-Auktion geliefert. Hier wurde auch die Qualität berücksichtigt und es entstand

dadurch ein Maßstab in preislicher Hinsicht. Im Gründungsjahr betrug der Butterpreis 1,82

Reichsmark je Kilogramm. Es wurden zirka 6 Pfennig pro Liter Rohmilch ausgezahlt.

Laut Protokoll vom 5. März 1929 wurde die Genossenschaft bis ins Jahr 1941 als „Freie

Meierei-Vereinigung“ betrieben. Welche Gründe seinerzeit für die Umwandlung maß-

gebend waren, ist heute nicht mehr festzustellen. Ebenfalls 1941 hat sich die Meierei

Immenstedt den Viölern angeschlossen.

1954 wurde die Meierei abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

1957 betrug die angelieferte Milchmenge 5,4 Mio. kg. Aufgrund einer besseren Verwer-

tung wurde von Fassbutter auf geformte Butter umgestellt. Die Anschaffungskosten für

eine entsprechende Maschine betrugen 16.000 DM.

In den 50er und 60er Jahren wurde auch Käse in Viöl produziert. Die Produktion wurde

wegen unbefriedigender Erlöse eingestellt.

1961 – Die angelieferte Milchmenge stieg auf 6,8 Mio. kg. Die Verarbeitungskapazität

wurde erhöht indem ein größerer Kessel mit „neuzeitlicher“ Ölbefeuerung eingebaut

wurde. Der freiwerdende Steinkohlenbunker wird zu sanitären Anlagen umgebaut.

1963 bis 1970 – Die angelieferte Milchmenge stieg auf über 10,0 Mio. kg. Diverse Inves-

titionen, zum Beispiel in größere Rahmreifer und eine kontinuierlich arbeitende Butte-

rungsmaschine (Butterkanone). 1966 wurden die ersten Milchsammelwagen angeschafft

und schon bald war diese neue Form der Milchabholung nicht mehr anders denkbar.

1989 bis 1991 stieg die angelieferte Milchmenge von 22,0 Mio. kg (1988) auf 45,0 Mio. kg.

Es schlossen sich ein Teil der Meierei Löwenstedt (1989) und die Meiereien Behrendorf

und Drelsdorf (1990) den Viölern an. Im Jahr 1989 – vor rund 30 Jahren, nahmen Hans

August Carstensen und Hans Thomas Jessen ihr Ehrenamt bei der MGV auf. Eine tolle

Leistung. Herzlichen Dank für den unermüdlichen Einsatz.

STATIONEN

Die Jahre 2004 bis 2007 stehen für die Neuaufstellung und Erweiterung der Meierei Viöl.

Investiert wurde in allen technischen Bereichen und ein hoher Automatisierungsgrad er-

reicht. Alle Investitonen trafen ihre Ziele, nämlich die MGV für die Zukunft zu stärken und

die Betriebskosten weiter zu minimieren, wie die kommenden Jahre bewiesen haben.

2007 / 2008 stieg die angelieferte Milchmenge auf rund 94,0 Mio. kg von 153

Betrieben. Im Vergleich dazu betrug die Milchmenge im Jahr 2004 54,0 Mio. kg von

148 Betrieben.

2009: Das schlechteste Jahr aller Zeiten für die gesamte Milchbranche. Die Auszah-

lungspreise an die Bauern sanken zum Teil auf unter 20 Cent je kg. Auch die Meierei

Viöl konnte in diesem besonders schweren Jahr im Durchschnitt nur cirka 22 Cent je kg

an ihre Lieferanten auszahlen.

Im Jahr 2010 ist die MGV eine weiterführende Kooperation mit dem weltweit operie-

renden Produktions- und Handelsunternehmen, Fude + Serrahn Milchprodukte GmbH

& Co. KG mit Sitz in Hamburg, eingegangen. Diese starke Partnerschaft macht sich

bezahlt, denn so wurde der Handlungsspielraum der MGV nochmals erweitert und

gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, die zum Teil extremen Marktpreisschwankun-

gen besser auszugleichen.

2013: Beflügelte Märkte, gute Entscheidungen und wirtschaftliches Geschick sorgen für

die bisher höchsten Auszahlungspreise in der Geschichte der Meierei Viöl. Mit einem

Auszahlungspreis von durchschnittlich 38,50 Cent je kg ist die Meierei Viöl absolute

Spitze im bundesdeutschen Vergleich. Auch in den anderen Jahren seit 2006 (uns seit-

dem bekannte und zugängliche Vergleichszahlen), gehört die MGV immer der Spitzen-

gruppe im Vergleich Schleswig-Holstein an.

Auf der Generalversammlung der Meiereigenossenschaft eG Viöl im März 2014, wurde

mit überwältigender Mehrheit der Bau einer neuen Meierei entschieden. Ein geeig-

netes Grundstück am Ortsrand von Viöl wurde gefunden und gekauft und der weitere

Planungs- und Realisationsprozess zügig abgearbeitet. Im Sommer 2017 erfolgte dann

die Inbetriebnahme.

125 Jahre Meiereigenossenschaft eG Viöl. Een gude Grund to Fiern.

Die Zahl der Lieferanten stieg schon in den ersten Jahren auf 121 an und umfasste die Dörfer Viöl, Ackebroe, Sollwitt, Norstedt, Haselund, Kollund, Brook, Pobüll, Behrendorf, Hoxtrup, Boxlund, Kragelund, Spinkebüll, Eckstock und Bondelum. Wenige Jahre später wurde das Einzugsgebiet wieder kleiner, da in Behrendorf und Haselund Meiereien gegründet wurden.

1909

1929

1963

2004

2014

2009

2010

2019

2013

2007

1989

1957

1961

1954

-1941

-1970

-2007

-2017

-2008

-1991

Meine Meierei! 125

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Meine Meierei!

Man kann dat allerwegen hörn

dat ole Tieden beter weern.

Doch mit so‘n Schnack dor gah mi af,

wat rackerten de Lüd sick af.

Besunners mit de Melkerie,

wat weer en‘n Aggewars dorbi.

De Fruunslüd deen je veel to veel

an de Melkkeu emme Achterdeel,

worut de Melk keem,

un denn Sett an Sett,

hoch anne Böhn up‘t Balkenbrett.

Dor sett sick Stoff un Fleeg an Fleeg,

doch nehm keen Minsch dat wieder neeg.

Dor stunn eers twee Dage lang,

denn keem de Fruuns

mit de Sleef dormang.

Nenn se gehörig afrohmt harn,

denn rin mit de Kram in de Bodderkarn

un denn man feste up un dal,

Kinnerslüd - wat‘n Qual!

Dat weer een reine Hunnenlebn,

wull dat mol gor keen Bodder gebn.

Dor güng dör‘t Land de grote Schrie

„Lüd - gründet doch een Meierie!“

Hier heel man lang de Ohrn stief,

se weern so banni konservativ.

Wüll eener awer vulle Lohn,

mutt he wat vör de Fortschritt doon.

Un so keem‘t hier ock ligg torecht,

dat Burmeister de Meierie verköfft

an‘n GmbH, de gründet wor,

so steiht dat ock vundag noch dor.

Un disse Bookstabn: mutt man weeten,

möt‘n säker:

„G.ründung m.it b.annigem H.aarbüdel“

heeten,

denn meistens, ehr sowat richtig to gang,

gifft dat so mennige Busemann.

De eerste Dag keem menni een

un wull sick de Bedriev ansehn.

Hier güng dat ohne Rast un Ruh

toeerst de Melk inne Zentrifug.

De brummt so glupsch un trennt so nett,

de Magermelk vunt Bodderfett.

Un denn kunn bitt om annern Morgn

de Meier för de Bodder sorgn.

Denn brukt man blos een Zeddel schrievn

un kunn de feinste Bodder kriegn.

Un ock to Vesper - sürli frisch

dagdägli Boddermelk upe Disch.

De Kälwer weern eers nich tofredn

wiel se so asig speuten dän.

Doch kreeg man bald de Pfiff herut

un nu dietn ock de Kälwer gut.

De Fruuns kreegn dat nu groff bequem

dat weer se richti antosehn.

Dat paßte se so gräsig gut

gingn flieti mol to Kaffee ut

un weer noch nich Genosse weer,

kreeg för sien Fruu keen Freden mehr.

Un na un na träd jedermann

persönli bi de Vörstand an

un schreev sien Naarn up‘n grode Blatt

„Bietrittserklärung“ nennt man dat.

Mit weni Keu un ock mit veel

wurrn Mitglied inne Meierie Viöl.

Un wo du keemst, int Dörp, opt Feld,

wor seggt: „Dat gifft mehr Geld!“

Un jeder hier intwischen weet

wie möt doch mit de Tied afstedt

de löst so mennige Probleem

ock wenn et flietig unbequem.

So keem de Tied denn ock all bald

wo man betalt na Fettgehalt.

Na weni Johrn is jedereen

ganz säker in‘n Kontrollvereen.

Doch eers is Jubiläumsfest!

Un sünd wie mank dat Eeten west,

denn gifft dat flotte Dansmusik,

so weert ock inne „ole Tied“.

Un Morgen fröh, denn seggn wie all:

„Wo schön is doch so‘n Bodderball!“

Gute alte ZeitEin Reim aus der Festschrift „75 Jahre Meierei Viöl von 1969“.Natürlich op plattdütsch:

1894 1954 2017

Meine Meierei! 125