geld ist da um ideen

8
SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG I www.taz.de | [email protected] Bankenkrise, Eurokrise, Wirtschafts- krise – das Jahr 2012 scheint aus dieser Perspektive unter keinem guten Vor- zeichen zu stehen. Doch es kommt eben auf die Perspektive an: Das Jahr 2012 ist auch ein Jahr des Umdenkens. Wenn es so offensichtlich nicht geht, wie geht es dann besser? Welchen Bei- trag können Bürgerinnen und Bürger leisten? Und vor allem: Wie können sie die Welt, in der sie leben möchten, auch selbst gestalten? Unter dieser Fragestellung passt es gut, dass das Jahr 2012 nicht nur das Jahr der Krisen, sondern auch das In- ternationale Jahr der Genossenschaf- ten ist. Es gibt längst Alternativen, je- der kennt den genossenschaftlich or- ganisierten Wohnungsbau und auch das Prinzip der Genossenschaftsbank (sic!). Doch in den letzten Jahren sind unzählige kleine Genossenschaften dazugekommen, die aus der Mitte der Gesellschaft selbst entspringen. Vom Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpom- mern über Käsereien, Weingüter, Kurzfilm-Kinos und Schokoladen-Ma- nufakturen; die ganze Bandbreite des öffentlichen und privaten Lebens wird mittlerweile von Genossenschaften mitbestimmt. Die taz, selbst eine Genossenschaft, wäre ohne die Unterstützung ihrer Ge- nossinnen und Genossen schon lange nicht mehr denkbar. Im Jahr der Ge- nossenschaften möchte die taz nun die Kraft, die ihr von ihren Unterstüt- zerInnen verliehen wurde, nutzen, an- deren Genossenschaften Auftrieb zu geben. Mit dem ihr zur Verfügung ste- henden Mittel, nämlich der Möglich- keit, Öffentlichkeit herzustellen. Diese achtseitige Sonderausgabe soll ein möglichst breites Spektrum dessen aufzeigen, was Genossenschaften in der Lage sind zu leisten – und andere ermutigen, es ihnen gleichzutun. Zu- gleich ermöglicht die taz in dieser Aus- gabe bestehenden Genossenschaften, für ihre Projekte zu werben und/oder weitere Mitglieder zu gewinnen. Das Jahr 2012 wird am Ende so sein, wie wir es gestalten. Machen Sie mit? MARTIN REICHERT .................................................. .................................................. Das Titelbild gestaltete Martin Knupfer von der Kreativgenossenschaft „the Seed e.G.“ für die taz. Die 15 Genossinnen und Ge- nossen arbeiten mit mehreren hundert assoziierten FreiberuflerInnen aus den Bereichen Grafikdesign, Multimedia und Kommunikation zusammen. Das Netzwerk gründete sich 2006 als Genos- senschaft und hat seine Basis in Weil am Rhein. (www.theseed.de) Editorial ANZEIGE

Upload: toni-dingl

Post on 14-Mar-2016

215 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

TAZ und Genossenschaften

TRANSCRIPT

Page 1: Geld ist da um Ideen

SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG Iwww.taz.de | [email protected]

Bankenkrise, Eurokrise, Wirtschafts-krise – das Jahr 2012 scheint aus dieserPerspektive unter keinem guten Vor-zeichen zu stehen. Doch es kommteben auf die Perspektive an: Das Jahr2012 ist auch ein Jahr des Umdenkens.Wenn es so offensichtlich nicht geht,wie geht es dann besser? Welchen Bei-trag können Bürgerinnen und Bürgerleisten?Undvor allem:Wiekönnen siedie Welt, in der sie leben möchten,auch selbst gestalten?

Unter dieser Fragestellung passt esgut, dass das Jahr 2012 nicht nur dasJahr der Krisen, sondern auch das In-ternationale Jahr der Genossenschaf-ten ist. Es gibt längst Alternativen, je-der kennt den genossenschaftlich or-ganisierten Wohnungsbau und auchdas Prinzip der Genossenschaftsbank(sic!). Doch in den letzten Jahren sindunzählige kleine Genossenschaftendazugekommen, die aus der Mitte derGesellschaft selbst entspringen. VomFerienhaus in Mecklenburg-Vorpom-mern über Käsereien, Weingüter,Kurzfilm-Kinos und Schokoladen-Ma-nufakturen; die ganze Bandbreite desöffentlichenundprivatenLebenswirdmittlerweile von Genossenschaftenmitbestimmt.

Die taz, selbst eine Genossenschaft,wäreohnedieUnterstützung ihrerGe-nossinnen und Genossen schon langenicht mehr denkbar. Im Jahr der Ge-nossenschaften möchte die taz nundie Kraft, die ihr von ihren Unterstüt-zerInnen verliehenwurde, nutzen, an-deren Genossenschaften Auftrieb zugeben. Mit dem ihr zur Verfügung ste-henden Mittel, nämlich der Möglich-keit, Öffentlichkeit herzustellen.Dieseachtseitige Sonderausgabe soll einmöglichst breites Spektrum dessenaufzeigen, was Genossenschaften inder Lage sind zu leisten – und andereermutigen, es ihnen gleichzutun. Zu-gleichermöglichtdie taz indieserAus-gabe bestehenden Genossenschaften,für ihre Projekte zu werben und/oderweitere Mitglieder zu gewinnen.

Das Jahr 2012 wird am Ende so sein,wie wir es gestalten. Machen Siemit?

MARTIN REICHERT

........................................................................................................................................................................................................

........................................................................................................................................................................................................

Das Titelbild

■ gestaltete Martin Knupfer von derKreativgenossenschaft „the Seed e.G.“für die taz. Die 15 Genossinnen und Ge-nossen arbeiten mit mehreren hundertassoziierten FreiberuflerInnen aus denBereichen Grafikdesign, Multimediaund Kommunikation zusammen. DasNetzwerk gründete sich 2006 als Genos-senschaft und hat seine Basis in Weil amRhein. (www.theseed.de)

Editorial

ANZEIGE

Page 2: Geld ist da um Ideen

II SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG www.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Kein Wunder also, dass Volks-und Raiffeisenbanken nach demFinanzcrash vor vier Jahren ei-nen deutlichen Kunden- undMitgliederzuwachs erlebten.Zwar haben damals auch einpaar Genossenschaftsgeldhäu-ser einige Kratzer abbekommen.Doch anders als viele große Ban-ken mit Investmentabteilungenbrauchten sie keinerlei Unter-stützung vom Staat.

Besonders gut steht die GLS-Bank da: Sie hat in der Finanz-krise keinen einzigen Cent ver-loren, denn sie investiert aus-schließlich in realwirtschaftli-che Projekte und Firmen. „Wirbringen das Geld, das Leute zeit-weise übrig haben, irgendwohin,wo es gebraucht wird, um damitetwas Sinnvolles zu gestalten“,beschreibt GLS-Bank-Chef Tho-mas Jorberg das Geschäftskon-zept. Jeder kann im Internet ge-nau nachvollziehen, wohin dieEuros rollen: Kredite gehen bei-spielsweise an Ökobauernhöfe,Wohnprojekte, freie Kitas, Solar-anlagenbetreiber und Behinder-teneinrichtungen. Die Zahl derGenossenschaftsmitglieder undBeschäftigten der GLS-Bankwächst ebenso rasant wie die

umgewälzte Geldmenge – alleinim Jahr 2011 lag das Plus bei je-weils etwa 25 Prozent. „Ich hattevon der ‚Abzocke‘ der Großbankdie Nase voll, weil ich finde, Geldist Mittel zum Zweck und nichtder Zweck selbst“, sagt die Neu-kundin Andrea Schaeffer und istdamit repräsentativ für die Un-terstützer der GLS-Bank. Schonzum dritten Mal in Folge hat dasGeldhaus ausBochumbei „Börseonline“ den ersten Preis bei derWahl der beliebtesten Bank ge-wonnen.

Hürden überwinden

Immer noch nicht auf demdeut-schen Markt angekommen istdagegen die Kreditunion. Diesesin vielen anderen Ländern sehrerfolgreiche Genossenschafts-modell will Privatleuten, kleinenFirmen und insbesondere Mig-ranten besseren Zugang zu ele-mentaren Finanzdienstleistun-gen und Minidarlehen verschaf-fen. „Weltweit haben Kredit-unionen fast 200 Millionen Mit-glieder in 100 Ländern, aber dieDeutsche Bundesbank hat nochnie etwas davon gehört“, berich-tet Christophe Guene, der sichseit vier Jahren um die Grün-

dung einer entsprechenden Ge-nossenschaft in Deutschland be-mühtundhofft, indenkommen-den Wochen endlich die letztenbürokratischen Hürden zu über-winden.

Das Prinzip einer Kredituni-on: Die Mitglieder von Nachbar-schaften, Familien und andereSolidargruppen sparen kleineBeträge,mit denendanndieKre-dite insbesondere aus der eige-nenGruppe abgesichert werden.Weil Nichtbanken in Deutsch-land – anders als beispielsweisein Belgien – keine Kredite verge-bendürfen,wirddie inBerlin an-sässige Kreditunionmit der GLS-Bank zusammenarbeiten.Guenesieht einen immensen Bedarfund rechnet allein in Berlin mitzehntausenden vonMitgliedern.Dass das nicht unrealistisch seinmuss, belegen Zahlen aus Polen,wo in den letzten Jahren etwazwei Millionen Menschen einerKreditunion beigetreten sind.

„Genossenschaften sindstrukturelle Antworten aufstrukturelle Probleme“, sagt An-dreasWieg, Leiter des DeutschenGenossenschaftsverbands. Einsolch strukturelles Problem istauch die Finanzknappheit derKommunen, die vielerorts dazugeführt hat, dass Freizeiteinrich-tungen geschlossen werdenmussten. Genau dieses Schicksaldrohte auch dem Hallenbad imniedersächsischen Nörten-Har-denberg. Doch Bürger, Vereine,und Kleinunternehmer gründe-ten vor ein paar Jahren eine Ge-nossenschaft und so können dieKinder in dem 8.000-Einwoh-ner-Ort weiter vor Ort schwim-men lernen und die Erwachse-nen in der Sauna schwitzen.

Gefragt sind auch Baugenos-senschaften, die auf den demo-grafischen Wandel reagieren.Während in den großen StädtengenerationenübergreifendeHausprojekte, Demenz-Wohnge-meinschaften und andere Alter-nativen zum Alleinwohnen imAlter längst gedeihen, gab es soetwas in ländlichen Räumen bis-her nicht. Das will die Genossen-schaft Maro in Bayern nun än-dern, die vor wenigen Tagen ge-gründet wurde. Manchmal sindesaberauchganzortsspezifischeAnliegen, die Menschen zur kol-lektiven Selbsthilfe treiben: etwader Wunsch nach Breitband-kabelanschlüssen.

Der Aufschwung der Genos-senschaften, er speist sich ausvielen Quellen.

Solide,solidarisch,sexyZEITGEIST Genossenschaften liegen imTrend – Energiewende, Finanzkrise undGeldmangel der Kommunen lassenkollektive Selbsthilfefirmen gedeihen

VON ANNETTE JENSEN

enossenschaften sind imAufwind. „Von einemBoom zu sprechen istzwar etwas übertrieben“,

sagt Burghard Flieger, Geburts-helfer zahlreicher Genossen-schaften und Kenner der Szene.Doch die Zahl der Gemein-schaftsunternehmen ist in letz-ter Zeit ständig gewachsen. Al-lein im vergangenen Jahr sind272 neue Genossenschaften ent-standen – zwei Drittel davon imEnergiebereich.

Im ganzen Land schließensich Bürger zusammen und fi-nanzieren gemeinsam Solar-anlagen, die auf Schuldächern,Turnhallen oder Privathäusernerrichtetwerden.AuchkollektiveWindräder oder Wärmeversor-gungsnetze liegen im Trend.„VieleMenschenwollenwichtigeDinge wieder selbst in die Handnehmen und Einfluss zurückge-winnen“, analysiert die Volks-wirtschaftsprofessorin TheresiaTheurl, die das Institut für dasGenossenschaftswesen an derUni Münster leitet. Doch auchfürkühlKalkulierendelohntsichdie Investition dank der günsti-gen Rahmenbedingungen durchdas Erneuerbare-Energien-Ge-setz. Zwar gibt es in der Regel inden ersten beiden Jahren nachdem Bau noch keine Dividende,und viele Genossenschaften in-vestieren die Überschüsse auchdanach erst einmal in die Errich-tung weiterer Anlagen, berichtetFlieger. Doch längerfristig könn-ten die Mitglieder mit drei bisvier Prozent Ertrag im Jahr rech-nen – deutlich mehr, als sie zur-zeit auf den Finanzmärkten be-kommen.

Etwa zwei Drittel der deut-schen Bevölkerung halten Ge-nossenschaften für vertrauens-würdige, zuverlässige und stabi-le Unternehmen, wie eine reprä-sentative Umfrage aus dem ver-gangenen Jahr ergab. Recht ha-ben sie: Dank ihrer demokrati-schen Struktur können die Fir-men nicht von Großinvestorengekapert oder ausgeschlachtetwerden. Außerdem sorgen Ge-nossenschaftsverbände durchihre Aufsicht für ein hohes Maßan Sicherheit. Durchschnittlichgehen in Deutschland wenigerals zehn Genossenschaften proJahr pleite – ein hervorragendesErgebnis bei einer Gesamtzahlvon etwa 7.600 Betrieben dieserGesellschaftsform.

G

........................................................................................................................................................................................................

........................................................................................................................................................................................................

Genossenschaften

■ Allgemein: In Deutschland gibtes rund 7.600 mit insgesamt mehrals 20 Millionen Mitgliedern.■ Landwirtschaft: In rund 2.500Genossenschaften haben sich gut560.000 Agrarproduzenten zu-sammengeschlossen.■ Gewerbe: mehr als 3.000 Ge-nossenschaften, darunter die Ein-zelhandelsriesen Edeka und Rewe.

■ Wohnungsbau: Etwa zehn Pro-zent aller Mietwohnungen inDeutschland sind genossenschaft-lich. 2,2 Millionen Wohnungen für2,8 Millionen Mitglieder.■ Neu: allein in den vergangenendrei Jahren 600 neue Kooperatio-nen – Windparks, Solaranlagen,Dorfläden, IT-Dienstleister, Ärzte-häuser.

Alles Gute kommt von oben? Im energieautarken Dorf Feldheim (Brandenburg) hat man die Dinge selbst in die Hand genommen Foto: Paul Langrock/Zenit

Page 3: Geld ist da um Ideen

SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG IIIwww.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Aber wenn sich ein Unterneh-mer nicht kontrollieren lässt,müsste er für den Schaden auchaufkommenund kann sich nichthinter dem Staat verstecken.Weshalb ist es jetzt sinnvoll, die

Gründung der Genossenschaf-

ten zu unterstützen?

Mir wäre eine Auffangregelunglieber gewesen. Dazu ist es janicht gekommen.PolitikerderUnionundder FDP

in Bund und Ländern hatten

sich dagegen entschieden, die

arbeitssuchenden Schlecker-

Angestellten finanziell zu un-

terstützen.

Die FDP hat keine Seele. Aberwenn ichmir nun das Genossen-schaftsmodell ansehe, bin ichauch vorsichtig.Haben Sie wirtschaftliche Be-

denken bei den selbstverwalte-

ten Drogerien?

DieFrauenwerden jetztGeldein-bringenundgeheneindoppeltesRisiko ein. Und wenn das schief

Schlecker bin ich skeptisch.Also setzen Sie sich für eine Sa-

che ein, von der Sie selbst gar

nicht überzeugt sind. Geht es

Ihnen nur um das Kämpfen?

Nein. IchbineinMensch,derdenMund aufmacht. So wie im Kin-derheim. Dort habe ich michauch eingesetzt, wenn etwas un-gerecht war. Etwa wenn wir Kin-der keine Wurst bekommen ha-ben, anders als die Erzieher. Mirwurde die Wurst zwar nachge-worfen und ich wurde bestraft,aber ich habe sie gegessen.Sie sind seit 30 Jahren SPD-Mit-

gliedundhabengerade IhreAu-

tobiografie veröffentlicht. Bis

zur Bundestagswahl 2013 wol-

len Sie sich in die Politik einmi-

schen, schreiben Sie darin.

Ich will mich nicht in ein Amtdrängen. Politiker sind sehrempfindlich, die Stühle sind be-setzt. IchhabenochgenugArbeitbei Porsche, aber einmischenkannman sich auch ohne Amt.Ihr Buch liest sich wie eine Be-

werbung. Sie haben eine Rede

von SPD-Chef Sigmar Gabriel

abgedruckt, in der er fragt:

Hück als Politiker – warum

nicht?

Ich habe mein Leben aufge-schriebenundauf Problemehin-gewiesen. Damit will ich Men-schen Mut machen, die keineChance für sich selbst sehen.

Kann ein Unternehmen wie

Porsche von einem demokrati-

schen, genossenschaftlichen

Modell noch etwas lernen?

Nein. Bei uns ist die Mitbestim-mungbereits intergalaktisch. Ichhalte nichts von Selbstverwal-tung. Wenn Sie betriebswirt-schaftlich denken, können SienichtgleichzeitigArbeitnehmer-rechte vertreten. Das sind zweiPaar Schuhe.Dass sich Porsche nun in Leip-

zig um rund 44Millionen staat-

licher Gelder bemüht, obwohl

IhrUnternehmenGewinne ein-

fährt, haben Sie allerdings

nicht verhindern können.

Das ist richtig. Die Konzernfüh-rung hat das entschieden undwir haben darüber unterschied-liche Auffassungen. Ich finde, essollte das Prinzip gelten:Wer hat,der gibt. Und nicht: Wer hat, dernimmt.Auchwennichverstehenkann, dass Länder Arbeitsplätzeschaffenwollen, indemsie großeFirmen subventionieren.Sie geben also der sächsischen

Landesregierung die Schuld?

Das System, nach dem Subventi-onen vergeben werden, hatSchuld. Porsche hat eine unter-nehmerische Entscheidung ge-troffen. Ich werde mich dafüreinsetzen, dass das Geld gespen-detwird.DochderStaat solltegarkeine Unternehmen finanzie-ren. Das verzerrt den Wettbe-werb.NocheinepolitischeForderung.

Herr Hück, denken Sie, dass Sie

mit Ihrem Ruf nach Unterstüt-

zung für Genossenschaften in

der Öffentlichkeit punkten

können?

Nein. Darum geht es nicht. DieSchlecker-Angestellten wollensich nun selbst helfen, weil derStaat vorher nicht dazu bereitwar. Ich finde es schade, wieleichtsinnig man hier mit Ar-beitsplätzen umgegangen ist.

„Da wird nicht mitWattebällchen geschmissen“

SCHLECKER Porsche-Betriebsratschef UweHückhatdiePolitikaufgefordert, ehemaligeSchlecker-AngestelltebeiderGründungvonGenossenschaften zu unterstützen

„Bei Porsche ist dieMitbestimmung be-reits intergalaktisch“UWE HÜCK, PORSCHE-BETRIEBSRATSCHEF

INTERVIEW KRISTIANA LUDWIG

taz: Herr Hück, ehemalige

Schlecker-Angestellte wollen

einige der geschlossenen Filia-

len nun in Eigenregie weiter-

führen.Warumsolltensiedafür

Geld vom Staat bekommen?

UweHück:WeildieSubventions-vergabe inDeutschlandmehr alsungerecht ist. Alles, was unge-recht ist, machtmich wütend.Sie haben die baden-württem-

bergische Landesregierung öf-

fentlich aufgefordert, den

Schlecker-Verkäuferinnen bei

der Gründung von Genossen-

schaften zu helfen.

Ja, die hatten mich angerufenund gefragt, ob ich sie unterstüt-ze. Ich finde, dass sich jeder Ge-werkschafter für Arbeitnehmereinsetzen sollte, auch wenn sienicht in seine Branche gehören.Es ist gut, dass diese Frauen denMut haben, zu sagen: Wir wollennicht in die Arbeitslosigkeit. Wirwollen nicht, dass die Gesell-schaft für uns bezahlt.Damit greifen Sie wieder die

Streitfrage auf, ob der Staat für

das Versagen eines Unterneh-

mens aufkommen sollte oder

nicht.

Es ist erschreckend, was beiSchlecker passiert ist. Da hat eineinziger Mensch entschieden,was mit 20.000 Arbeitnehmernpassiert – ohne sich dabei in dieBücherschauenzu lassen.Dagabes keinen Aufsichtsrat. So etwasdarf man in Deutschland nichtmehr zulassen. Hier hat die Poli-tik nicht aufgepasst. Jetzt kannundmuss sie helfen.Die Ursache für die Schlecker-

Pleite lag in IhrenAugen also in

der Politik?

Ja, unter anderem.Die Politikhatweggeschaut. Bei Schlecker gabes keinerlei Mitbestimmungoder Kontrolle. Ich habe nichtsdagegen, wenn einer reich wird.

........................................................................................................................................................................................................

........................................................................................................................................................................................................

Uwe Hück

■ Leben: 50 Jahre alt, Konzernbe-triebsratschef bei Porsche. Erwuchs als Heimkind auf und be-gann seine Karriere bei dem Auto-bauer als Lackierer. Heute ist erdort auch stellvertretender Auf-sichtsratvorsitzender.■ Buch: Uwe Hück. „Volle Dreh-zahl. Mit Haltung an die Spitze“.Campus Verlag, 2012, 214 Seiten,19,99 Euro

geht? Schließlich müssen Kun-den kommen und die Lieferan-tenmüssenbereit sein, zukoope-rieren. Ich komme aus der Wirt-schaft. Da wird nicht mit Watte-bällchengeschmissen.Hiermüs-sen alle mitmachen.Sind Sie grundsätzlich skep-

tisch gegenüber Genossen-

schaften?

Ich bin dagegen, zu pauschalisie-ren. Durch diese Wirtschaftsfor-men überleben Betriebe den all-gemeinen Wettbewerb. So magdieses Konzept für Biobauernfunktionieren. Doch im Fall von

Uwe Hück im Rückspiegel eines Porsche 911 Foto: Daniel Maurer/dapd

Page 4: Geld ist da um Ideen

IV SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG www.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Sardiniens mit dem offenenMeer verbindet.

„Wie ein Freilichtmuseum istdas hier hergerichtet“, meintdraußen einer derer, die keinenPlatz bekommen haben. Die al-ten restaurierten Mauern derHäuser rund um die Be-cken, das akkurat ge-steckte Schilf, die wack-ligenHolzstege – das al-les wirkt tatsächlich, als sei hierein sardisches Heimatmuseumzu Hause. Doch der Kanal unddas Restaurant sind alles anderealseinMuseum.Füretwa100Ge-nossen des Konsortiums Pontisdienen sie als Ar-beitsplatz.

Davon kann mansich amnächsten Tag über-zeugen, im Morgengrauen. 15Männer steigen ins hüfttiefeWasser, komplett inÖlzeuggekleidet, sie stellen sich

im Kreis auf, an Stangen haltensie ein großes Netz hoch, kom-

men einander immer näher. Inden Maschen fangen sich Dut-zende Meeräschen. Die größe-ren, manchmal fast einen MeterlangenFische,die sichmiteinemSprung aus dem Netz zu rettensuchen,werdenmitderHandge-fangen. „Bei uns geht es zu wievor Hunderten von Jahren“,meint Francesco Meli, Präsidentdes Konsortiums, „wir fischenentweder hier in den BeckenodermitunserenkleinenBootendraußen in der Lagune.“

Einen entscheidenden Unter-schied zu früher allerdingsnennt Meli auch. Damals waren„die Barone“ die Eigner der Lagu-ne. Sie kontrollierten den Fisch-fang. „Die Fischer mussten für

sie arbeiten, als Beschäftigteoder auf Prozentbasis.“ Seit nun-mehr 30 Jahren sind die Fischerihre eigenen Herren – ein Motiv,das in dem mit insgesamt70.000 Genossenschaften aufdiesem Feld führenden Italientraditionell eine zentrale Rollespielt.

Egal ob die Genossenschaftenunter sozialistischer oder kom-munistischer Führung oder imchristdemokratischen Milieuentstanden: Oft genug wolltendie Menschen nicht mehr sottopadrone – unter dem Chef – ar-beiten. Oft sahen sie sich auch indem Land, das über Jahrzehnteeine hohe strukturelle Arbeitslo-sigkeit aufwies, gezwungen, die

Guter Fisch

braucht

keinen ChefSARDINIEN „Sotto padrone“ – untermBoss –wollenviele Italienernicht arbeiten.Auchdie Fischer der Pontis-Genossenschafthaben sich ihrer Herren entledigt

AUS CABRAS MICHAEL BRAUN

s ist noch nicht einmal einUhr mittags, eigentlichnoch keine Tischzeit aufSardinien. Doch am Ein-

gang des Restaurants drängelnsich schon die Leute. Geduldigstellt der junge Mann an der Türdie immer gleiche Frage: „HabenSie reserviert?Nein? Ich kannSieauf die Warteliste nehmen, indrei Tagen ist wieder was frei.“

So geht es Tag für Tag im SaPischera e Mar e Pontis. An denlangen Tischen in dem großenhistorischen Gebäude ist keinPlatz frei, mittags wie abendskommen Hunderte Gäste, ange-lockt vondenmoderatenPreisenund einem Fischmenü, dessenwichtigste Ingredienzien ausden Becken hinter dem Restau-rant stammen: aus natürlichenBecken, mit hohen Schilfzäunenabgesteckt, in demKanal, der dieLagune von Cabras im Westen

E

Arbeit selbst zu beschaffen. DasResultat:Ob imEinzelhandel, aufdem Bau – dort gehören Genos-senschaften zu den Größten derBranche – oder unter Winzern,Genossenschaften sind fast flä-chendeckend vertreten. Der ita-lienische Staat tat das Seine, mitVorteilen vor allem bei der Un-ternehmensbesteuerung.

Das „Gold von Cabras“

Im Konsortium Pontis heißt daswichtigste Produkt „Gold vonCa-bras“: die von italienischen Fein-schmeckern hoch geschätzteBottarga. Sie ist der den weibli-chen Tieren entnommene Ro-gen, der gesalzenundgetrocknetwird. Früher erfolgte die Trock-

nung inder Sonne, heute kommtHeißluft in der Halle zum Ein-satz. Verspeist wird die Bottargapur, in feine Scheiben geschnit-ten oder geraspelt auf einemTel-ler Pasta. Seit etwa 500 Jahren,schätztMeli, wird die Bottarga inCabras gewonnen, „heute aller-dings verdienen wir Genossenalle in gleichen Teilen daran“.

Das Prinzip sei einfach: In re-gelmäßigem Abstand werdendie Einkünfte aus dem Restau-rant und aus dem Verkauf derBottarga oder auch der geräu-cherten Meeräschenfilets abge-rechnet.DieAufwendungenwer-den abgezogen – „und die ver-bleibende Summe wird unterden Genossen aufgeteilt“.

2. Kaufmännische Grundlagen:Mit der Genossenschaft wird einUnternehmen gegründet, dassich wirtschaftlich rechnenmuss. Die kann nur mit fundier-ter und sorgfältiger Planung desunternehmerischen Konzeptsgelingen. Die Erarbeitung einesBusinessplans gehört deshalb zuden wichtigsten Vorbereitungs-arbeiten. Das wirtschaftlicheKonzept ist auch eine wichtigeGrundlage für das Gründungs-gutachten durch den Genossen-schaftsverband, für Gesprächemit Banken und Geschäftspart-nern sowie für das zukünftigeControlling der Genossenschaft.

3. Rechtlicher Rahmen: Die Sat-zung ist die Verfassung der Ge-nossenschaft und regelt insbe-sondere die rechtlichen Bezie-

Grübeln?

Gründen!BEDIENUNGSANLEITUNG

In fünf Schritten zurGenossenschaft –eine Handreichungdes DeutschenGenossenschafts- undRaiffeisenverbands(DRGV)

1. Partner finden: Am Anfangsteht die Idee. Gemeinsam mitBürgern, Kommune oder Unter-nehmen soll eine Genossen-schaft auf denWeg gebrachtwer-den. Für die Gründung brauchtman mindestens drei Personenoder Unternehmen. Wichtig ist,dass die Initiatoren die gleichenZiele und Interessen verfolgenund alle in Frage kommendenKooperationspartner möglichstfrühzeitig eingebunden werden.Aber auch die potenziellen Mit-glieder sollten zum Beispiel inBürgerversammlungen recht-zeitig über die geplanten Vorha-ben informiert werden. Die Aus-wahl der richtigen Partner istebenso Grundvoraussetzung fürden erfolgreichen Start einer Ge-nossenschaft wie eine ausrei-chende Zahl anMitstreitern.

hungen zwischen den Mitglie-dern und der Genossenschaft.Neben einigen zwingend not-wendigenSatzungsinhaltenkön-nen zahlreiche individuelle Re-gelungen getroffen werden, umdie Satzung individuell auf dasGründungsvorhaben abzustim-men. Beispielsweise können dieHöhe und die Anzahl der zuzeichnenden Geschäftsanteileselbst von den Mitgliedern ge-meinsam in der Satzung festge-legt werden.

4. Gründungsversammlung:Die Gründungsversammlung istdie erste offizielle Versammlungder (potenziellen) Mitglieder.Den versammelten Personenwerden das wirtschaftliche Kon-zept und die rechtlichen Rah-menbedingungen des Vorha-

bensumfassenderläutert.Durchdie Verabschiedung der Satzung,die Wahl der Aufsichtsratsmit-glieder und die Bestellung derVorstandsmitglieder wird dieGenossenschaft in Gründung(eG i.G.) offiziell ins Leben geru-fen.EinNotarmussbeiderGrün-dungsversammlung nicht anwe-sendsein,UnterschriftderGrün-dungsmitglieder unter die Sat-zung genügt.

5. Gründungsgutachten:DieGe-nossenschaft stellt einen Antragauf Mitgliedschaft bei einem ge-nossenschaftlichen Prüfungs-verband. Nach den Vorschriftendes Genossenschaftsgesetzesüberprüft der Verband im Inter-esse der Mitglieder und Gläubi-ger die neu gegründete Genos-senschaft. Schwerpunkte des

Gründungsgutachtens sind diewirtschaftliche Tragfähigkeit,die wirtschaftlichen und per-sönlichen Verhältnisse der Ge-nossenschaft, die rechtlichenGrundlagen(Satzung)unddieEf-fektivität der Mitgliederförde-rung. Nach der erfolgreichenGründungsprüfung wird dieGenossenschaft schliesslich undendlich in das Genossenschafts-register eingetragen.Dieoffiziel-le Anmeldung erfolgt durch denVorstand der Genossenschaft.

■ Beratung: Persönliche Ansprech-partner der genossenschaftlichenPrüfungsverbände finden sich aufwww.neuegenossenschaften.de.Dort ist auch die CD-ROM „Genos-senschaften gründen“ mit vielenGründungsbeispielen und hilfrei-chen Tipps erhältlich.

Aus dem Wasser auf den Tisch – die Genossen fangen den Fisch in den Becken hinter ihrem Restaurant Foto: Frank Linke/Alimdi

Page 5: Geld ist da um Ideen

SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG Vwww.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Betriebssystemen anerkannt. ImGegensatz zu herkömmlichenGenossenschaften, bei denendieProdukte oft nur für Mitgliederzur Verfügung stehen, sind beidigitalen Zusammenschlüssendie Ergebnisse auch für nichtbe-teiligte Personen zugänglich.DieBeteiligung ist keine Bedingungfür dieNutzung. Interesse an derArbeit und derWunsch, etwas zuschaffen, was für alle einsehbarund nutzbar ist, treibt die Mit-glieder an.

Die Beweggründe, sich an derErstellung solcherKollektivgüterzu beteiligen, sind verschieden.Eine zentrale Motivation für die-jenigen, die sich außerhalb vonAngestelltenverhältnissen betei-ligen, ist Anerkennung.VieleUn-ternehmen lassen sich die Pro-gramme anpassen und stellendiese dannweiterhin demMarktzur Verfügung. Daher ist es not-wendig, dieArbeit andenProjek-ten transparent zu machen, so-dass klar nachzuvollziehen ist,wer welchen Beitrag geleistet

Endlich ohne EigentumINTERNET Die Open-Source-Bewegung beweist: Genossenschaftensind auch im digitalen Zeitalter kein überholtes Konzept. ImGegenteil: Neue Technologien eröffnen neue Möglichkeiten

Für die Mitarbeit angroßen Projekten gibtes Reputation in derCommunity

VON ALINE LÜLLMANN

ür Genossenschaften ha-ben sich im Internetzeital-ter die Spielregeln verän-dert. Aber auch neue Mög-

lichkeiten haben sich aufgetan.Oft werden digitale Zusammen-schlüsse von den eigenen Mit-gliedern zwar nicht als Genos-senschaftenaufgefasst.Dennochberuhen diese solidarischen Ge-meinschaften imInternetaufge-nossenschaftlichen Prinzipien.

Die festen Strukturen klassi-scher Genossenschaften werdenjedoch in internetbasierten Ge-meinschaften aufgebrochen.Partizipation beruht hier ge-meinhin auf Freiwilligkeit, dieEntlohnung ist häufig immate-riell oder zumindest indirekt.Gleichzeitig werden durch dasInternet räumliche Entfernun-gen aufgehoben. Auch Ausgren-zungsmechanismen aufgrundvon (sozialer) Herkunft, sexuel-ler Orientierung,Hautfarbe oderGeschlecht greifen nichtmehr.

F

hat. Für die Mitarbeit an großenProjekten gibt es Reputation inder Community und bei denNutzer_innen. Außerdem be-stimmen die Erfahrungen undBeiträge der Teilnehmer_innendie Führungsstrukturen. Wie beiden traditionellen Genossen-schaften verlangen die Grund-sätzederBewegung,dass sichdieEinzelnen der gemeinsamen Sa-che unterordnen, umeine besse-re Qualität zu erreichen, von derdann alle profitieren.

Die Frage nach dem geistigenEigentum wird bei der Open-Source-Bewegung nicht nurnicht im kapitalistischen Sinnebeantwortet, sie scheint über-holt. Die Ablehnung des kapita-listischen Besitzanspruchs istebenso Thema wie bei den Ge-nossenschaften: Bei den einendürfen die Produktionsmittel,bei den anderen die Informatio-nen niemandem gehören oderallein dienen. Sie müssen – umUngleichverteilung zu verhin-dern – allen zugänglich gemachtwerden. Es geht um die Auflö-sung des Konzepts von (geisti-gem) Eigentum, das als öffentli-ches Gut nicht besessen werdenkann.Ganzdemgenossenschaft-lichen Gedanken folgend, kannman es nur organisieren undverwalten – zumNutzen und zurFörderung aller.

Eine neueArt des Zusammen-schlusses ist die Open-Source-Bewegung. Hinter dem Begriffkönnen sich Projekte, Verteilsys-teme oder Plattformen verber-gen. Open Source bedeutet„quelloffen“: Der Code einerSoftware kannvonallen eingese-hen und verändert werden. Diebekanntesten Beispiele sind Li-nux, Firefox undWikipedia.

Solange das Ergebnis der All-gemeinheit zugänglich gemachtwird und keine kommerziellenZwecke verfolgt werden, könnendie Quelltexte frei verändertwerden. Die Wissensproduktiondurch kollektive Kooperationenentstand als Antwort auf die Pa-tentpolitik großer Computerfir-men wie IBM oder Microsoft,welche Lizenzen für ihre Produk-tenurkäuflich zugänglichmach-ten, dies bis heute tununddamitden Markt und die Weiterent-wicklungunterKontrollehalten.

BeiLinuxkameserst2004mitder Veröffentlichung derBenutzer_innenoberflächeUbuntu zu einer erhöhtenNutzer_innenfreundlichkeit so-wie zur Kompatibilitätmit ande-ren Programmen und einer Ab-kehr vom Euro- und US-Zentris-mus. Open-Source-Programmewurden damit für die Massenutzbar. Endgültig wurden siealsAlternativezukommerziellen

Die Frage nach demgeistigen Eigentumscheint überholtzu sein

Illu

str

ati

on

:E

léo

no

reR

oe

de

l

Page 6: Geld ist da um Ideen

VI SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG www.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Bienen kann

man wirklich

streichelnHONIG Die Stadtimkerin AnnetteMueller steigt demnächst der taz aufden Berliner Dachgarten: Sie willdort zwei Bienenvölker ansiedeln.Und als Nächstes plant sie dieGründung einer Genossenschaft

„Der FrühjahreshonigvomWalter schmecktanders als die Spätlesevon der Melanie“ANNETTE MUELLER, IMKERIN

VON ALEM GRABOVAC

nnette Mueller, 35 Jahrealt, steht mit Schutz-schleier und einerRauchmaschine zwi-

schen ihren summenden Bie-nen. Der Bienenstock liegt etwasversteckt im hinteren Außenbe-reich eines Berliner Kindergar-tens. „Nein“, sagt AnnetteMüller,„die Kinder brauchen keineAngst vor den Bienen zu haben.Bislang wurde noch kein einzi-ges Kind gestochen.“

Die Wespen seien das Pro-blem, erzählt sie weiter. Die Bie-nen interessieren sich weder fürFrühstücksmarmeladen nochfür Menschen. Die Bienen seieneigentlich immer nur am Arbei-ten: „Täglich“, sagt sie, „bestäubteine Biene bis zu 1.000 Blüten.Für ein kleines Glas Honig müs-sensie300.000Blütenanfliegenund 16.800 Kilometer zurück-legen.“

Annette Mueller ist Groß-stadtimkerin und Unternehme-rin. Vor zwei Jahren hat sie dieBerliner BärengoldGmbH gegründet.Ungefähr 30 Imkeraus Berlin und Bran-denburg vertreibenihren Honig über dasUnternehmen. „UnserZiel war und ist es,wieder mehr Bienennach Berlin zubringen. Lokale Pro-dukte belasten dieUmwelt nicht durchlange Transportwegeund sind zudem auchnoch frischer undschmackhafter als diemeisten ausländischen Honig-erzeugnisse.“

Inzwischen sind wir vom Bie-nenstock im Kindergarten zur

A

nahe gelegenen Produktions-und Geschäftsstelle am Platz derVereinten Nationen gelaufen.Hierher wird der Honig von denImkern in Fässern geliefert undinkleineetikettierteGläserabge-füllt. Der Honig wird dann überdas Internet, aufMärktenoder inFeinkostläden verkauft. Zu denprominentesten Kunden gehö-rendasHotelAdlonunddasBun-despräsidialamt.

Wenn es um die Biene geht,redet Annette Mueller ohnePunkt und Komma: Die Imker inder Stadt, erzählt sie, müssenihre Bienenstöcke auf Haus-dächern oder an nicht einsehba-ren Stellen platzieren, da sie an-sonsten Opfer von Vandalismusoder Diebstahl werden könnten.Gerade im Frühjahr, sagt sie,komme es schon einmal vor,dass fremde Imker anderen Im-kern ganze Bienenvölker klauenund ihnen somit die Lebens-grundlage entziehen.

Aber ansonsten sei Berlin fürdie ImkerundBienennahezueinParadies. Den Landbienen gehe

es wegen der Monokul-turen (zum BeispielRaps) und dem Ein-satz vonPestizidenoftsehr schlecht. In Berlinfinden die Bienen da-gegen eine große Blü-tenvielfalt. Als Nah-rungsquelle dienen ih-nen vor allem Frühjah-resblüher, Obstbaum-blüten (Kirsche, Apfelund Birne), Rosskasta-nien, Ahorn, Robinienund Linden. Nahezuein Fünftel von Berlin

besteht aus Wäldern, Parksund Gärten – es gibt 416.000Bäume, davon sind 80.000 Lin-den. In der Sommerzeit, sagtMueller, kämen Imker aus ganz

Ein ganzes Volk in der Kiste

Und wehe, wenn sie losgelassen: Dann schwirren die Bienen – nicht um Unheil anzurichten, sondern um Nektar zu sammeln

Page 7: Geld ist da um Ideen

SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG VIIwww.taz.de/genossenschaft

........................................................................................................................................................................................................

........................................................................................................................................................................................................

Summ, summ, summ

ANZEIGEN

Deutschland wegen der vielenLinden nach Berlin – denn dieErnte sei sicher und der Linden-honig schmecke einfach grandi-os. Und die Autoabgase in Berlinseien auch kein Problem, da dieBienen die Schadstoffe aus ih-remHonig selbst herausfiltern.

Viele würden gar nicht wis-sen, erzählt sie, wasmanmit Ho-nig so alles machen könne. DerLindenhonig passe gut zu Käse.Am besten schmecke er aber aufüberbackenem Ziegenkäse. Ho-nig passe auch ins Salatdressingundman kann sogar einen Scho-koladenkuchen mit Honig an-statt mit Zucker backen. EinenRezeptvorschlag hat sie auchnoch: „Die Obstbaumblüte har-moniert gut mit Räucherlachs:Man nehme zum Beispiel eineviertel Avocado, ein bisschenRäucherlachs, lege beides aufeine Brotscheibe und garniere esmit frischem Pfeffer und einemTeelöffel Obstbaumblütenhonig.Das schmeckt richtig lecker“, ver-sichert Annette Mueller mitstrahlenden Augen.

„Jeder Honig hat seinenCharme“, erklärt sie weiter. DerRobinienhonig schmecke sehrmildundbleibe flüssig, die Lindeist dagegen ein bisschen herber,spritziger, zitroniger. Die Bienenhaben jeweils eine Primärtracht,einen Favoriten, den sie zur Zeitder Blüte anfliegen. Anhand derFarbe des Honigs, des Standortsder Bienen, des Geruchs, des Ge-schmacks und des Schleuder-datums könne man jeden Honigcharakterisieren. Je später dasJahr, desto intensiver und kräfti-ger wird der Honig. Der Super-markthonig kreiere dagegen dieIdee oder Illusion eines standar-disiertenGeschmackes,denes sogarnicht gibt. Den typischenHo-niggeschmackkönneesgarnicht

geben, da jedes Bienenvolk zuunterschiedlichen Zeiten ein an-deren Honig erzeuge. „Bei uns“,sagt Annette Mueller, „schmecktjeder Honig anders. Wir kennenalle unsere Imker persönlich,und der Frühjahreshonig vomWalter schmeckt eben ganz an-ders als die Spätlese von der Me-lanie.“

Darüber hinaus sei der Super-markthonig aufgrund der Im-portschwemme aus Südamerika

undAsienauchviel zubillig.Undin den vergangenen zehn Jahrenseien die Bienenbestände auf-grund von Monokulturen,Krankheiten, alternden Imkernund der Konkurrenz aus demAusland um 30 Prozent ge-schrumpft. „Um diesem Bienen-sterben entgegenzuwirken, kau-fen wir den Honig von den Im-kernvorOrt zueinemsehr fairenPreis. Wir wollen, dass die Imkerwieder von ihrem Honig lebenkönnen.“

ImMoment arbeiten fünf An-gestellte und 30 Imker für dieBerliner Bärengold GmbH. Umdie Basis zu verbreitern, möchteAnnetteMueller in dennächstenzwei Jahren eine Vertriebs- undKonsumgenossenschaft für Ber-liner Honigliebhaber und Imkeraufbauen. Sie sei sich noch un-klardarüber,wiegenaudieseGe-nossenschaft funktionierenkön-ne. Vorstellbar sei, dass Honig-liebhaber Genossenschafts-anteile erwerben und dafür inForm von Honig etwas bekom-men. Aber noch seien viele Fra-gen offen – deswegen gehe siezumBeispiel auchaufdie taz-Ge-nossenschaftsversammlung,umdort Ideen zu generieren.

Apropos taz: Auf der Dach-terrasse der taz möchte AnnetteMueller demnächst zwei Bienen-völker ansiedeln. Der Honig derBienen könnte dann möglicher-weise schonnächstes Jahrals taz-Honig verkauft werden. „Unddann können die Redakteure“,sagt Annette Mueller mit einemspitzbübischen lächeln, „in ih-ren Arbeitspausen Bienen strei-cheln.MankannBienenwirklichstreicheln, sie haben auf demRücken ein flauschiges Fell. Nurden Po sollten die Redakteure inRuhe lassen, denn da sitzt derStachel.“

ANZEIGE

■ Bienen: Weltweit wird die Zahlder Bienenarten auf rund 20.000geschätzt. Davon sind in Europaetwa 700 Arten heimisch, 500 da-von in Deutschland. In Berlin leben3.000 Bienenvölker, sie werdenvon 500 Imkern betreut.■ Honig: Honig besteht aus etwa200 verschiedenen Inhaltsstoffen.Die mengenmäßig wichtigsten In-haltsstoffe sind Fruchtzucker (27bis 44 Prozent), Traubenzucker (22bis 41 Prozent) und Wasser (ca. 18Prozent).■ Kontakt: Berliner BärengoldGmbH, www.berlinerhonig.de,Tel. (030) 50 34 44 44

Annette Müller, Stadtimkerin, hat keine Angst vor Stichen

Ist der Honig einmal ins Glas gefüllt, kann sowieso nichts mehr passieren Fotos: Wolfgang Borrs

Page 8: Geld ist da um Ideen

VIII SONNABEND/SONNTAG, 22./23. SEPTEMBER 2012 TAZ.DIE TAGESZEITUNG www.taz.de/genossenschaft

ANZEIGEN

Delitzsch eine Einkaufsgenos-senschaft für Schuhmacherbe-triebe ins Leben gerufen. Balddarauf entwickelte er die erstenVorschuss- und Kreditvereine,um Kapital für Investitionen zubeschaffen. Als Abgeordneterschaffte er 1867 eine gesetzlicheBasis für Genossenschaften.

Anders als RaiffeisensModell,das an der Landbevölkerung aus-gerichtetwar, richtetesichSchul-ze-Delitzsch an kleine und mitt-lere Gewerbetreibende, derenExistenz durch die beginnendeindustrielle Massenproduktionbedrohtwar. Er appellierteweni-ger an Nächstenliebe, sondernanEigennutzundSelbsthilfe.Mitseiner strikten Ablehnung staat-licher Einmischung und Wohltä-tigkeitvertraternichtnureinan-deres Wertekonzept als Raiffei-sen, sondern stand auch in Op-position zu Genossenschaftsthe-oretikernwieFerdinandLassalle.

Das Gebot der Staatsferne

Genossenschaftsgründungen„von oben“ widersprachen fürSchulze-Delitzsch dem Selbsthil-fe- und Selbstverantwortungsge-danken und damit dem Grund-prinzip der Genossenschaften.Der Staat hatte in seinerVorstel-lung nur die gesetzlichen Rah-menbedingungen zu schaffen.Die „Gleichschaltung“ der Ge-nossenschaften durch die Nazisund die Zwangskollektivierun-gen in sozialistischen Ländernhaben die Richtigkeit des Gebotsder Staatsferne später herausge-stellt. Dafürmusste sich Schulze-Delitzsch von Lassalle, seinemGegner im „Systemstreit“ umdas Genossenschaftswesen, je-doch als „Manchester-Mann“ be-schimpfen lassen, obwohl erkein Vertreter des Raubtierkapi-talismus war.

Der Streit ist heute weitge-hend nivelliert. Der von Raiffei-sen geprägte Begriff „Hilfe zurSelbsthilfe“ ist ebenso selbstver-ständlich wie die von Schulze-Delitzsch erfundenen Mikro-kredite an Gewerbetreibende.

MATHIAS BRÖCKERS

Einer für alle und zurNot alle für einenGESCHICHTE Wie zwei Pioniere im 19. Jahrhundertzeitgleich das Genossenschaftsprinzip erfanden

„Man nennt die Vereine nachmeinemNamen. Ichhabediesel-ben indes nicht erfunden. Dererste Verein war ein Kind unse-rer Zeit, aus der Not geboren“,hatte Friedrich Wilhelm Raiffei-sen (1818–1888) einst festgehal-ten,ganz inderpflichtbewusstenBescheidenheit eines preußi-schen Beamten und Christen-menschen.

Doch seine 1866 erschieneneSchrift zu den „Darlehnskassen-Vereinen“ war die Initialzün-dung für mittlerweile mehr als330.000 Genossenschaftsban-ken in aller Welt – und machteRaiffeisen zu demheute interna-tional bekanntesten Pionier desGenossenschaftswesens.

Als Kommunalbeamter in ei-ner verarmten Landregion desWesterwalds gründete er 1847 ei-nen „Brotverein“ zur Bekämp-fung der Hungersnot und einen„Hilfsverein zur Unterstützungunbemittelter Landwirte“, umdie Bauern unabhängig von Kre-diten zumachen. Sie sparten ihrGeldgemeinsamundkonntenessich im Bedarfsfall zu günstigenKonditionen ausleihen. Raiffei-sens Projekte waren zu Beginnüber Spenden finanziert, aus sei-nem christlichen Menschenbildheraus appellierte er an dieNächstenliebe vor allem derReichen.

Das Wirtschaftsprinzip derGenossenschaften hatte zeit-gleich einen weiteren Entdecker,der ohne direkten Kontakt mitRaiffeisen aktiv wurde: Her-mann Schulze-Delitzsch. AlsRichter hatte er die Not der klei-nenHandwerksbetriebekennen-gelernt und 1849 im sächsischen

Impressum:

Idee und Konzept: Martin

Reichert, Jannis Hagmann,

Konny Gellenbeck

Redaktion: Martin Reichert,

Jannis Hagmann

Anzeigen:Thorsten Beck

Layout: Nadine Fischer

Fotos: Petra Schrott

Gasheizung nach. Andere setz-ten auf Ölfeuerung. Und Genos-sen wollten die meisten erstrecht nicht werden – die Regiongilt als CDU-Hochburg.

Rosenbauer, Reinhold und ih-re Mitstreiter warben dagegenfür die kostengünstige Verle-gung eines holzbefeuertenNahwärmenetzes – schließlichwaren die Baugruben schon da.„Das war Thekengespräch Num-mer eins“, erinnert sich die Wir-tin. „Einige haben das total belä-chelt.“ Doch die künftigen Ge-nossInnen hatten die besserenArgumente: Die ans Holzheiz-kraftwerk angeschlossenen An-lagen arbeiten beinahe war-tungsfrei,KostenfürdenSchorn-steinfeger oder die Überprüfungaußen gelegener Öltanks fallennichtmehran. „UndderUmwelt-gedanke war auch da“, sagt Rein-hold. „Schließlich heizenwirmitnachwachsenden Rohstoffen.“

Denn in Lieberhausen wirdMaterial aus der Region verfeu-ert. „DasHolz stammtzumGroß-teil von Baumteilen, die bishernicht verwertet wurden, etwaausderKrone“, erklärtRosenbau-er. Zu Hackschnitzeln zerklei-nert, trocknet der Naturstoff in

einer eigens gebautenHalle. „Wirnutzen aber auch Holz, das anStraßen zurückgeschnitten wur-de und sonst sinnlos verrottet.“Pro Jahr wird so der Brennwertvon rund 390.000 Tonnen Heiz-öl ersetzt und der Ausstoß von1.200 Tonnen klimaschädlichenKohlendioxids vermieden. Denndie Bäume haben bei ihremWachstum genau die Menge CO2

wasserversorgung: „Früher hat-ten wir immer Probleme, wennmorgens alle Gäste gleichzeitigduschen wollten“, sagt Wirt UweReinhold. „Das ist jetzt vorbei.“

Rosenbauer denkt schon wei-ter, schließlich wird die 1,6 Mil-lionen Euro teure Anlage, derenBau vom Land NRW und der EUmit500.000Eurogefördertwur-de, 2019 abbezahlt sein. Die Ge-nossenschaft wolle künftig auchStrom erzeugen, sagt er – mit ei-nem Blockheizkraftwerk. Es sollmit Methangas arbeiten, das ausverschweltem Holz gewonnenwird. Brennstoff sei genug vor-handen, versichert der Förster:„DerzeitwächstmehrHolzzu,alsverbraucht werden kann.“

Bis zu 25 Prozent des ländli-chenRaumskönnten somitWär-me versorgt werden, glaubt Ro-senbauer. „Wichtig istmir aber inerster Linie nicht die Technik,sondern die Genossenschaft“,sagt er. Für sinnvolle Projekteegal welcher Form seien Genos-senschaften noch immer dasbeste Modell: „Allein hätte nie-mandvonunsdasHeizkraftwerkbauen können – und wer immernur auf die große Politik schielt,kann lange warten.“

Energiewende selbst gemachtNAHWÄRME Erst belächelt, jetzt geliebt: Die Energiegenossenschaft Lieberhausenverzichtet auf Öl und Gas und beheizt trotzdem ein ganzes Dorf – mit Holz

„Das Holz stammtzum Großteil vonBaumteilen, die nichtverwertet wurden“FÖRSTER BERND ROSENBAUER

AUS LIEBERHAUSEN

ANDREAS WYPUTTA

ernd Rosenbauers Stolzauf die Energiegenossen-schaft Lieberhausen istsofort zu spüren. Daten

wie den 7. Dezember 1997 hat ernoch imKopf: AndiesemTagvorfast 15 Jahren hat Rosenbauerzum ersten Mal für die Genos-senschaft geworben. Der 52-Jäh-rige ist Förster im waldreichenBergischen Land in derNähe vonKöln – und die Genossenschaftheute Besitzer einesmitHolz be-feuerten Heizkraftwerks, das ak-tuell 88 der 104 Häuser des 340Einwohner zählenden Dorfesmit Wärme versorgt.

„Die Idee für das Kraftwerkhatte Bernd“, erzählt ChristinaReinhold, Wirtin des einzigenGasthofs in Lieberhausen. Ro-senbauer gibt das Lob sofort zu-rück: „Wahnsinnig wichtig“ seidie Überzeugungsarbeit gewe-sen, die Reinhold im Kommuni-kationszentrum des Dorfes ge-leistet habe. Denn als Ende derNeunzigerjahre fast alle Straßenim Dorf für eine neue Kanalisa-tion aufgerissen wurden, dach-ten viele über den Einbau einer

B

aufgenommen, die bei ihrer Ver-brennung freigesetzt wird.

Doch angesichts immer wei-ter steigender Öl- und Gaspreiseist das Heizkraftwerk nicht nurfürdieUmwelt einGewinn, rech-net Rosenbauer vor: Im eigenenHausspartderverheirateteVaterzweier Söhne rund 1.600 Eurojährlich. Im Gasthof der Rein-holds beträgt die Einsparung so-gar 8.000 Euro. Praktisch istauch die angeschlossene Warm-

Bernd Rosenbauer, Vorsitzender der Energiegenossenschaft Lieberhausen Foto: Volker Wiciok