franz ferdinand kaern - franz kaern · franz ferdinand kaern gott hört mich geistliche kantate...
TRANSCRIPT
Franz Ferdinand Kaern
Gott hört mich
Geistliche Kantate nach Gedichten von
Thomas Bernhard
Für Sopran solo, gemischten Chor,
Streichquartett und Orgel-Positiv
(2007)
Andreas Reuter und dem Ensemble Consart gewidmet
Partitur
Inhalt:
I. Wo bist du Herr (Chor, Streichquartett, Orgel) S.1
II. Was ich tue, ist schlecht getan (Chor, Streichquartett) S.10
III. Gott hört mich (Sopran solo, Viola solo, Orgel) S.17
IV. Am Rand der Erde (Sopran solo, Chor, Streichquartett, Orgel) S.19
V. Ich fürchte mich nicht mehr (Chor, Streichquartett, Orgel) S.25
Aufführungsdauer: ca. 28 Minuten
I. Wo bist du HerrZögernd, tastend, stockend
Zögernd, tastend, stockend
. =40
. =40
Franz F. Kaern, 2007
Go� hört mich
Andreas Reuter und dem Ensemble Consart gewidmet
Geistliche Kantate nach Gedichten von Thomas Bernhard
für Sopran solo, Chor, Streichquarte� und Orgel-Posi.v
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Orgel
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
poco rit.
poco rit.
8 tempo primo
tempo primo
poco rit.
poco rit.
tempo primo
tempo primo
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
98
98
98
98
98
98
98
98
98
98
pizz.
mp mf
sempre sul g
mp
4
pizz.
mp p cresc.
sempre sul c vibr.
p cresc.mp
vibr. 4
NB: Es ist besonders darauf zu achten, wo sich einzelne Pizz.-Töne verschiedener Spieler unisono treffen oder wo zwei Instrumente gemeinsam
eine übergeordnete melodische Linie bilden. Insgesamt sollte diese Pizzicato-Einleitung nicht verhetzt sondern eher verhalten, gebremst wirken.
Besonders Quartolen-Mo.ve sind dazu geeignet, eine gewisse Nachdrücklichkeit zu bewirken.
pizz.
mp
(übergeordnete Dynamik)
sempre sul G
p cresc.
vibr.
p cresc.
vibr.
mp4
pizz.
mf
sempre sul g
vibr.
f
vibr. vibr.
sf p f
vibr. vibr.vibr.
4 4
vibr.
f pp cresc.
vibr.
mf
vibr. vibr.
f
vibr.
sf ppf
vibr.4 4 2
mp p cresc.
vibr. vibr.
ff
vibr.4
mp cresc.
vibr.
f f
vibr.
4 4
14 poco rit.
poco rit.
tempo primo
tempo primo
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
20
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
p
8' + 4'
f
vibr. vibr. vibr.
p
vibr.
mf f poco f mf
4 44 4 4 4
vibr. vibr. vibr. vibr. vibr. vibr.
mf f mf f
4
vibr. vibr. vibr.vibr. vibr.
mff mf4 4
vibr. vibr. vibr.vibr. vibr.
mf mfmf4 4
5 4 1 3 1 2 3 4 5 4 1 3 1 2 3 5 4 1 3 1
2 5 4 1 3 1 5 4 3 2 5 4
4
4
3 3 3
3
vibr. (deutlich im Metrum)
f
4 4
vibr.
mf
(deutlich im Metrum)
f
4
arco
2
23
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
27
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
nicht zu stark, aber klangvoll!
Womp
bist Du Herr
Wo
mpbist Du Herr
1 4 2 3 pp
nicht zu stark, aber klangvoll!
(mit Orgel zusammen)
arco
p
3 3 3 3 3 3
p
3 3 3 3 3
3
3
3
3
3
3
Wo
mp
Womp
wo bist Du Herr und
mfwo mein Glück? Mein
wo bist Du Herr und
mfwo mein Glück?
p
arco 3
p
arco3 3
3 3 3 3 3 3 4
3
3
3
3
3 3 4
3
31
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
35
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
bist Du Herr wo bist Du Herr und wo
bist Du Herr wo bist Du Herr und wo
Trost
molto legato
ist hin und mei ner Au gen Zahl mein
Mein Trost
molto legato
ist hin und mei ner Au gen Zahl
3 3 3 3
3
3 3 3 3 3
3 3 3 3 4 3 3 3
pizz.
pizz.
mein Glück? Mein Trost
molto legato
mein Glück? mein Glück? Mein
Trost ist hin
mein Trost ist hin
pp
s. tasto
(deutliche aber nicht zu starke Akzente)
sim.
3 3 3 4
3 3 3 3 3
pp
s. tasto (deutliche aber nicht zu starke Akzente)
sim.
3 3 3 3
4
3 3
3 3 3
4
4 4
4
39
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
43
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
ist hin und mei ner Au gen Zahl
Trost
molto legato
ist hin und mei ner Au gen Zahl
poco a poco al ord. s. pont.
poco a poco al ord. s. pont.
24 2
24 2 2
Meinp
zart
Go� der Mor gen kam und ging
Meinp
zart
Go� der Mor gen kam und gingmp
mit
ppp
4' Oktave
mp
ord. n. vibr.
schwer
3 4
mp
ord. n. vibr.
schwer
3 4
8 8arco s. tasto flautando poco portamento
arcopoco portamento
ossia:
2
arco s. tasto flautando poco portamento
2
arco
IV
poco portamento
5
47
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
50
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
mpmit
schwer
Müh sal
mfmit Müh sal
Müh
schwer
salmf
mit Müh sal
8 8
mf
n. vibr.
4
8
mp
n. vibr.
schwer
8 8ossia:
mf
n. vibr.
schwer mf
mf
n. vibr.
schwer mf
8 8
wo
mfist was ich nicht mehr bin
wo
mfist was ich nicht mehr bin
mf
vibr. vibr.
cresc.8 8 8 8
mf
vibr. vibr.
cresc.8 8
8 8
mf
vibr.
cresc.vibr. vibr.
cresc.
6
53
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
58
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
und
mfwo der Schlaf und
gelöst, trancegleich in Erinnerung eintauchend, intensiv
molto legatomf
sü ßer DuI der
und
mfwo der Schlaf und
molto legatomf
sü ßer DuI
und
mfwo der Schlaf und wo der Schlaf und
molto legatomf
sü ßer DuI
und
mfwo der Schlaf und wo der Schlaf und
molto legato
mf
sü ßer DuI der Glie
f mf
espressivo!
f mf mf
espressivo!
fmp dim. p mf
espressivo!4
f mp dim. p mf
espressivo!4
Glie der Ho
fnig Laub
fund Wind
der Glie der Ho
fnig Laub
fund Wind Laub und
der Glie der Hof
nig Laub
fund Wind
der Ho
fnig Laub
fund Wind
7
63
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
68
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
vom Öl berg Herr
f
Windvom Öl berg Herr
f
Wind vom Öl berg Herr
f
vom Öl berg Herr
f
f
+ 2'
8' + 4'
p f4
3 3
p f
3
mf f
p f
4
mein Go�
nicht nachlassen!
mein Go�
mein Go�
mein Go�
p
s. tasto flautando
p
s. tasto flautando
p
s. tasto flautando pizz.
p
p
s. tasto flautando verklingend
8
75
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
80
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
pppder
verschwörerisch
mir den Mond be schreibt um Mit ter nacht.
verklingen
pppder mir den Mond be schreibt um Mit ter nacht.
verklingen
pppder mir den Mond be schreibt um Mit ter nacht.
verklingen
pppder mir den Mond be schreibt um Mit ter nacht.
verklingen
s. tasto
ppp pp ppp
s. tasto
ppp
pp
arco
ppp
s. tastopizz.
p
verklingen
ppp
s. pont. poco a poco al tasto verklingen
vibr.
pp
pizz.
p
vibr.
pp
4
9
=60
Langsam, spannungsvoll II. Was ich tue, ist schlecht getan
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
9
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
16
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
c
c
c
c
c
c
c
c
Den Schlusston des ersten Satzes wieder aufgreifen
pp
pp Mm
unmerklich einsetzen, chorisch atmen
ww a s ich tu e, ist
pp Mm
unmerklich einsetzen, chorisch atmen
ww a s ich tu e, ist
Mmpp
chorisch atmen
ww a s ich tu e, ist
pp
ppp pp
ppIV.
pizz.
sfz pp
(aber deutlich)
arco
pp
schlecht
molto cresc.
ff ge tan, mf ist
molto cresc.
schlecht ge sun gen, ff
schlechtff
ge tan, ist
mpschlecht ge
fsun gen,
schlechtff
ge tan, istp
schlecht ge
fsun gen,
schlechtff ge tan,
mpwas ich sin ge, ist
pschlecht ge
fsun gen,
fff
pp
sfz f
ff fpp
ffpp
sehr dicht und legato
p da rum hast du ein Recht f auf mei ne
p da rum hast du ein Rechtf auf mei ne
p da rum hast du ein Recht
p da rum hast du ein Recht
ff
sfz
f
ff
ff ppp
pizz.
sfz3
10
22
Wie ein Marsch "in modo Realismo socialis�co"
(Hommage à Hanns Eisler)
=56
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
28
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
33
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
C
C
C
C
C
C
C
C
Hän de
Hän de
und auf mei ne S,m me.
und auf mei ne S,m me. Ichmp
poco marcato
wer de ar
legato
bei ten nach mei nen
pizz.
sfz
f
pizz.
sfz
arco
p sf pp p sf pp p sf pp p sf
Ichmp
poco marcato
Ichmp
poco marcato
wer de ar
legato
bei ten nach mei nen Kräf ten.
Kräf ten. Ich ver spre che dir die Ern te, die Ern te.
arco
p sf
p sf pp p sf pp p sf pp p sf pp mp
3
pp mp mpsf
3 3 3 3 3 3 3
3
Ichmf
poco marcato
wer de
wer de ar
legato
bei ten nach mei nen Kräf ten. Ich ver spre che
Ich ver spre che dir die Ern te, die Ern te.
arco
p sf pp p sf
pp p sf pp p sf pp p sf pp mp mp
3 3
mpsf
sf
3 3 3 3 3 33
3
sf pcresc.
pizz.
p p3 3 3 3 3
11
38
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
42
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
46
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
ar
legato
bei ten nach mei nen Kräf ten. Ich ver spre che dir die
dir die Ern te, die Ern te, ich ver spre che dir die
pp p sf pp p sf pp mp mp
3 3
sf sf
3 3 3 3 3 3 3
pcresc.
pizz.
p p3 3 3 3
p mp mf f
arco
p sf pp p sf
Ern te, die Ern te.
Ern te, die Ern te.
Ichmf
wer de sin gen den Ge
sf sf
3 3 3 3 3
3 3
p
pizz.
p p
3
3
3
3
p mp mf f
arco
p(weicher als zu Beginn)
pp p
pp p sf pp p sf pp
Ich
mfwer de
sin gen den Ge sang der
sang der un ter ge gan ge nen Völ ker. Ich wer de mein Volk
3
dim.
pizz.
p p p3 3 3 3
p mf mp p
arco
pp p pp p pp
ppp
s. tasto (nur ein Gemurmel)
12
51
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
55
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
60
ein wenig abbremsen a tempo
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
un ter ge gan ge nen Völ ker.Ich wer de mein Volk
3
Ichmp
wer de sinmf
gen den Ge sang der
sin gen, sin gen.
mp ppp
arco
p
p
sin gen, sin gen, ichf
wer de mein Volk sin gen.
un ter ge gan ge nen Völ ker. Ichf
wer de mein Volk sin gen, sin3
3
cresc.
pp
mf
3
f Ich wer de lie ben, lie ben.3
f Ich wer de, wer de lie ben,wer de lie ben, lie ben.
gen. f Ich wer de lie ben, lie ben. Auchmf
die Ver bre
3
Ich
fwer de lie ben.
s. pont.
mf
3 3
3
p sf pp p sf
13
66
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
70
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
74
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
Auchmp
die Ver bre
3
O5eat leicht, federnd
cher!
fast geflüstert Solo:
Auchp
die Ver bre cher!
3
s. pont.
mf
3 3 3
p
ord.
sf pp p sf
33 3
3 3
3
pp p sf pp p sf pp
O5eat leicht, federnd
cher!
Auch die Ver bre cher!
3
fast geflüstert
Auchp
Solo:
die Ver bre cher! Auch die Ver bre cher! Ver bre cher!
3 3
s. pont.
mf 3 3 3
p
ord.
sf pp p sf
3 3 3 3 3 3
3
pp p sf pp p sf pp
3
spitz, gespannt, rhythmisch
p Mit den Ver bre chern
Mit
pden Ver bre chern und mit den
3
p Mit
Tu;
den Ver bre chern
p Mit
Tu;
den Ver bre chern und mit den
3
p pp3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
ppp sf pp p sf pp p pp3
3
pizz.
mf
mp sf mp sf
14
78
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
82 rit.
rit.
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
Wie zu Beginn88
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
c
und mit den Un be schütz ten wer de
3
ich ei ne
3
neu e Hei mat
Un be schütz ten wer de
3
ich ei ne
3
neu e Hei
und mit den Un be schütz ten wer de
3
ich ei ne
3
neu e Hei mat
Un be schütz ten wer de
3
ich ei ne
3
neu e Hei
p pp mp3 3 3 3 3
3
p pp mp
3 3 3
mp sf mp sf mp sf mp sf
grün denppp
mat grün denppp
grün denppp
mat grün den
ppp
mpord.
mp sf mp sf
mfdim. pp
sf sf
pp
molto cresc.
schlechtff
ge tan,
pp schlechtff
ge tan,
f ...was ich tu e schlechtfpp ff
ge tan,
f Trotz dem ist, was ich tu e, schlecht
fpp ffge tan, was
mpich sin ge,
pp ff
pp sfzarco
pp ff
pp ff
15
95
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
99
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
104
S.
A.
T.
B.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
schlecht
molto cresc.
mfge sun gen.
ff
schlechtmp
ge
f
sun gen.
schlechtp
ge
fsun gen.
schlechtp
gef
sun gen.
f pp ff
f pp sfz
fpp ff
ppff
ppp
sehr dicht und legato
da
prum hast du ein Recht auf
fmei ne
da
prum hast du ein Recht auf
fmei ne
dap
rum hast du ein Recht
dap
rum hast du ein Recht
f
pizz.
sfz3
Hän de...
Hän de...
f und auf mei ne S,m me.
f und auf mei ne S,m me.pizz.
sfz
f
pizz.
ppp
s. tasto al ord.molto cresc.
f sfz
molto dim.
a>acca Nr. III
16
III. Go� hört michSehr langsam und frei, mit Ruhe. Sich gegensei�g zuhörend.
Sopran solo
Viola
S.
Vla.
S.
Vla.
S.
Vla.
S.
Vla.
Ein wenig unruhiger und bewegter, allmählich schneller werdend
S.
Vla.
Org.
p pp cresc.
(Das Accelerando führt in die anschließenden 32-tel)
3 33 3
Meinmp
Ge bet hört Go� auch am Morp
gen immf
Korn feld
3
f p 3 3mp mf pp
3
wop
der Wind
3
cresc. f mfmp p pp
3 3 3 3 3
diemp
Kin der des Mit tags
3
sam melt und
cresc.
die Ent schla fe nen von
fih ren Ge hir nen aus ru hen
3 3
cresc. f
3
3
anmf
der Mau er.
poco a poco dim. p (leise, aber intensiv) sf sfz
pizz.arco
p
pizz.
sf
arco
p
pizz.
mf mp
arco
pp
pizz.
p
Go�
geheimnisvoll
phört mich in der Fin ster nis des Re gens
p cresc.
33
p
8'
17
S.
Vla.
Org.
molto accel. e cresc.
S.
Vla.
Org.
Wie zu Beginn, sehr langsam und frei.
S.
Vla.
sehr warm und innig
S.
Vla.
S.
Vla.
Org.
und auf den We gen bi� rer Grä ser und blan ker
3
Stei ne ü ber den To ten
3
3
3
3 3 3 3 3 3
3 3
schä deln der Nacht die in mei nen Träu men zer schel
flen aus Furcht.
3
f sfz sf
arco
3 3 3 3 3
pp mf f mp
3 portamento
f dim. p
33 3
Go�mp
hört mich Go�mp
cresc. f p mf
hört mich in
mfje dem Win kel der
3
Welt.
mf
portamento
p
pp
a�acca Nr. IV
18
IV. Am Rand der ErdePassacaglia. Sehr ruhig. Mys�sch und Sphärisch. =73
Sopran solo
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Orgel
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
9
64
64
64
64
64
64
64
64
64
64
64
pp
8' (wo möglich bis T. 36 Register dazuschalten)
c. sord.s. tasto
p pp p
c. sord.
pp
3
c. sord.
pp 3
c. sord. s. tasto
p pp p
NB: Der ganze Chor sollte sehr kopfig und ätherisch singen. Ein stets sehr dichtes Legato
kann fast die Wirkung ständiger Portamen3 erlangen. In diesem Sinne ist bei den Vokalisenauch das [j] zu verstehen: Es zeigt ein dichtes Ineinandergleiten der Vokale an.
(mehr gesprochen als gesungen)
Ichmp
npp
i i
sempre molto legato
ni [j]e emp
3
n
3
npp
n n e
sempre molto legato
[j]i i [j]e e
npp
n i i e
sempre molto legato
i e
n
ppi e
nsempre molto legato
i [j]e n
pp poco cresc.
p p poco cresc.
pizz. (klangvoll)
mp
p ppoco cresc. mf 3 3 5
pp poco cresc.
19
15
20
wer de an
3
den Rand ge hen, an
mp
den Rand der Er de
3
npp
e [j]a ap
e amp
e [j]apoco cresc.
a
3
n npp
e [j]a a n amp
a
n napp
a e nap
nap
e [j]a ap
mp pp poco cresc.
4
arco
mf pp poco cresc.mp
3 3 3
pizz. (klangvoll)
mp
arco
pppoco cresc. mf
5 6
mp poco cresc.
und
mit mehr Gesangss3mme
mf
die E wig keit schme cken.
ganz gesungen
Ich
mf
n e
3
[j]a n anmp
den Rand
na emp
[j]a
3
n a e [j]a a e [j]a
e [j]a ne [j]a n nep
[j]a mp an den Rand
e [j]a amp
e [j]a na
4
mf mp
Streicher: Dämpfer ab!
mf
senza sord.
mp cresc.
4 4
mp
senza sord.
cresc.
mp mp
senza sord.
cresc.
mf mp
senza sord.
mf mp cresc.
4 4
20
26
31
wer de die
3
Hän de an fül
3
len mit Er
f
de und
mf
mei
3
ne Wör ter
3
an den Rand, anmf
den Randf
dermp
n Er de na
div.
mf fdermp
a n
mfna e [j]a
f mfder
an den Rand, a n na
mf
e
div.
[j]a
f
der
mpden Rand der
mff f p
3
33 3 3 3 3 3 3 3
fp
3 3 3
mf
mf
f p3 3 3
3
3 3 3
mf f f p3 3
3
3 3 3 3 3 3 3
spre
f
chen, die
f
Wör ter, die zu
Erf
de, Wörf
ter zu
Erf
de, Wörf
ter zu
Erf
de,
div.
Wörf
ter zu
Erf
de, Wör
f
ter zu
ff
f f
ff
3 3 3 3 3 3
f f3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
21
34
38
Stein wer
TUTTI CRESCENDO!
den auf mei ner Zun
ff
ge,
Stein auf mei ner Zunff
ge,
Stein auf mei ner Zunff
ge,
Stein auf mei ner Zunff
ge,
Stein auf mei ner Zunff
ge,
ff
33
3
ff
3 3
ff
3 3 3 3 3 3
ff3 3 3 3 3 3 3
mäch3g
um GoC wie der auf zu bau
um GoC wie der auf zudim.
bau
um GoC wie derauf zu
dim.bau
um GoC wie der auf zudim.
bau
um GoC wie der auf zudim.
bau
molto marcato
dim.
3
3 66 6 6
6 6 6 6
6
6
molto marcato
dim.
53 6 6 6 6 6
6 6 66
6
sf sf sf
molto marcato
dim.
3 6
6 6
6
6
6 6 6 6
6
sf sf sf
molto marcato
dim.
3 6
6
6 6
6
6 6 6 3 3
6
22
40
42
en,
mf
den Va
en,mf
den grodim.
en,mf
den gro
f
dim.
en,mf
den gro
f
dim.
en,
mfden gro
f
f dim.
f
8' + 4' + 2'
mf f dim.
6 6 6
66
6
6
6
mf f dim.
6 6 6 6 6 6 6 6
mf f dim.
6 6 6 6 6
6
6
6
6
6
6
mf f dim.
6 6
6
6
6 6
6
6
f dim.
ter mei ner Kin
ßen GoC,mp
den al leimf dim.
ni gen GoC,
ßen GoC,mp
den al leimf
dim. ni gen GoC,
ßen GoC,mp
den al leimf dim.
ni gen GoC,
ßen GoC,mp den al lei
mf dim.
ni gen GoC,
mf
8' + 4'
mp mf dim.6
6
6
6
6 66 6
6 6 6 3
mp mfdim.
66
66
6 6 6 6 6 6 3 3
mp mf dim.
6 6 6 6 6 6 6 6
6 6
6 6 6 3 3
mp mf dim.
6 6 6 6 3
6 6
6 6 3 3
23
45
50
der,
Sopran und Bass ein wenig markiert.
denp
ur al ten Va ter, am
Alt und Tenor ein wenig markiert.
pp
Alle sehr kopfig singen.
Rand der Er
am
p
Rand der Er de,impp
Na men mei ner Kin
amp
Rand der Er de, impp
Na men mei ner
denp
ur al ten Va ter, ampp
Rand der Er
ppp
3 3 3
p pp
p pp3
p pp
tonlos geflüstert, sehr geräuschhaI
...ampppp
Rand der Er de...
3 3
de,ppp
tonlos geflüstert, sehr geräuschhaI
Gopppp
C...
3
Va ter...
3
der.ppp
gropppp
ßer Go C...
Kin der.ppp
Vapppp
ter...
de,ppp
gropppp
ßer Go C...
pppp
ppppp
33 3
hinterm Steg,
flüsterndppp 3
33
3
3
pp ppp3
3 3
24
Gelassen, zurückgelehnt
=75
V. Ich fürchte mich nicht mehr
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Orgel
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
12
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
716
716
716
716
716
716
716
716
716
716
(2+2+3 )
Ich
ffürch temich nicht mehr, ich fürch te mich nicht mehr.
Ich
f
fürch te nicht mehr, was
Ich
ffürch temich nicht mehr, ich fürch temich nichtmehr.
Ich
ffürch te nicht mehr, was kom men wird.
8' + 4' + 2'
f
f
NB: Der ganze Satz spielt sich bis auf wenige gesondert bezeichnete Stellen in einem gesunden, frei strömenden, nicht forcierenden Forte ab.
f
arco
mein
kom men wird. mei ne Qual ist aus ge trun ken,
mein
Mein Hun ger ist aus ge löscht,
f
f
25
23
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
34
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
Ster ben macht mich glück lich.
Ster ben macht mich glück lich,
...auf den Berg. In den
Ich tra ge mei ne Fi sche auf den Berg.
Ich tra ge mei ne Fi sche auf den Berg.
(sul D)
26
45
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
55
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
Fi schen ist al les, was ich zu rück las se.
In den Fi schen ist mei ne Trau rig keit,
Und meinSchei ternist in den Fi schen.
Ich wer de sa gen,
Ich wer de sa gen,
Ich wer de sa gen,
Ich wer de sa gen,
27
66
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
79
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
nicht nachlassen!
wie herr
sehr breit strömend
lich, wie herr lich die Er
TUTTI DIMINUENDO
de ist, die Er
wie herr lich, wie herrlich die Er de ist die Er
wie herr lich, wie herr lich die Er de ist, die
wie herr lich, wie herr lich die Er de, die Er
pizz.
f f mf
pizz.
f f mf
pizz.
f f mf
pizz.
f f f f mf mf
de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich, wie herr lich,
de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich, wie herr lich, wieherr
Er de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich die Er de ist, wie herr lich,wie herr lich,
de, die Er de ist, wie herr lich, wie herr lich,
mf mp mp
mf mp
mf mp mpp
arco
mf mf mp mp mp p p
arco
28
89
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
97
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
wennp
ich an kom me, wie
dolce
herr lich die Er
lich, wennp
ich an kom me, wie
dolce
herr lich die Er
wennp
ich an kom me, wie
dolce
herr lich die Er
wennp
ich an kom me, wie
dolce
herr lich die Er
pp
8' + 4'
p
arco
ppdolce
legato !
arco
p dolce
legato !
dolce
legato !
de ist... oh
gänzlich entspannt
ne mich fürch ten zu müs sen...
de ist... oh
gänzlich entspannt
ne mich fürch ten zu müs sen...
de ist... oh
gänzlich entspannt
ne mich
de ist... oh
gänzlich entspannt
ne mich fürch ten zu müs sen...
pp dolce
legato !
29
106
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
116
S.
A.
T.
B.
Org.
Vl. I
Vl. II
Vla.
Vc.
Ich er war te, daß mich der Herr er war tet.
Ich er war te, daß mich der Herr er war tet.
fürch ten zu müs sen... Ich er war te, daß mich der Herr er war tet.
Ich er war te, daß mich der Herr er war tet.
p
8'
al pont. (ganz in Geräusch übergehen) pizz.
pp
Leipzig, 28.7.2007
ppp
30
Franz Kaern: Gott hört mich Einführung zur geistlichen Kantate nach Gedichten von Thomas Bernhard für Sopran solo, Chor, Streichquartett und Orgelpositiv Nachdem ich für die evangelische Kantorei Walldorf die Kantate „Weil Gott die Liebe ist“ komponiert hatte, wuchs in mir der Gedanke, im Laufe der Zeit einen ganzen Zyklus geistlicher Kantaten zu schreiben, bei dem verschiedene Aspekte des Glau-bens in heutiger Zeit mit heutigen Texten musikalisch befragt und ausgedeutet wer-den sollen. Ausgehend von meinen eigenen Versuchen, mir Religiosität zu erschließen, ausgehend von den Zweifeln und Diskus-sionen, die in einer säkularisierten, entzau-berten Welt einen naiven Umgang mit Re-ligion erschweren oder gar unmöglich ma-chen, ist es mir wichtig, Texte zu finden, die die Erfahrungen unseres jetzigen Le-bens mit all seinen Widersprüchen mit einbeziehen in die ewigen Fragen, welche Religionen seit jeher beantworten wollten. Leichte Antworten kann es meines Erach-tens nicht mehr geben; und vieles, was in der christlichen Liturgie verkündet wird, erschien mir seit langem phrasenhaft, hohl. Mir sagt ein ewiges Wiederholen von Sät-zen wie „Jesus ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben“ nichts. Leider, möchte man vielleicht sagen. Ich warte immer da-rauf, dass mir ein Pfarrer wirklich zeigen kann, warum ein solcher Satz für mich auch heute noch oder wieder Bedeutung haben kann oder weshalb er gerade nicht bedeutend sein sollte. Solche Pfarrer gibt es immer wieder. Und besonders freut es mich, wenn ich auf Texte oder Gedichte stoße, die Schriftsteller, Dichter oder Geistliche heute verfasst haben, in denen sie von ihren eigenen Mühen berichten, die ihnen der Kampf mit dem Glauben bereitet. Es gibt genügend Gründe, heute nichts mehr mit Religion zu tun haben zu wollen. Der Wunsch, trotz allem praktizierten Glauben ins eigene Leben zu integrieren, erfordert oft Arbeit und ständiges Fragen nach dem Warum und Wie.
Diese Auseinandersetzung finde ich in den Gedichten des österreichischen Schriftstel-lers Thomas Bernhard, dem man weiß Gott nicht Naivität vorwerfen kann. Im Gegen-teil, sein prosaisches oder dramatisches Werk erscheint oft völlig desillusioniert. Seine Gedichte weisen aber einen erstaun-lich hohen Grat an Religiosität auf. Sehr oft wird Gott wie in einem Gebet ange-sprochen. Einige Gedichte heißen gar „Psalmen“. Bernhard scheint mit Gott zu ringen, scheint dafür zu kämpfen, dass ihm sein Glaube nicht aus den Händen gleitet, findet aber auch immer wieder Momente des Trostes. Nachdem ich bereits 2001 einen Orchester-liederzyklus nach Gedichten von Thomas Bernhard schrieb („Winter…“ Reise einer kranken Seele), fiel mir der Band mit sei-nem lyrischen Gesamtwerk wieder in die Hände, als ich einen Kompositionsauftrag erhielt, für die Thüringen-Fahrt des Leipziger Kammerchors Consart eine Kan-tate beizusteuern, die sich mit Fragen der Sehnsucht und der Ewigkeit auseinander-setzt. Die fünf Gedichte, die ich dafür zusam-menstellte, thematisieren die Suche nach Gott (Wo bist du Herr und wo mein Glück?), blicken zurück auf scheinbar si-chere Zeiten voll Schönheit und Labsal (wo der Schlaf und süßer Duft der Glieder Honig Laub und Wind vom Ölberg), ver-zweifeln an der eigenen Unzulänglichkeit (Was ich tue ist schlecht getan, was ich singe ist schlecht gesungen), geraten dar-über in einen – wie mir scheint – zweifel-haften, da nicht zu verwirklichenden Akti-onismus (Ich werde arbeiten nach meinen Kräften. Ich verspreche dir die Ernte… Ich werde lieben. Auch die Verbrecher! Mit den Verbrechern und mit den Unbeschütz-ten werde ich eine neue Heimat gründen.), versuchen sich daran festzuhalten, dass Gott Gebete erhört (Gott hört mich in je-dem Winkel der Welt), kommen aber auch zu dem Schluss, dass Gott wieder neue errichtet werden muss, dass man ihm in unserer Welt vielleicht nicht mehr begeg-nen kann, dass man dafür an den Rand der Ewigkeit gehen muss (Ich werde an den
Rand gehen, an den Rand der Erde und die Ewigkeit schmecken). Wir haben Gott selbst aus unserem Leben verbannt, haben ihn zerstört (man denke an Nietzsches Wort „Gott ist tot“), wir müssen ihn für uns selbst wieder aufbauen. Das letzte Gedicht scheint Trost und Zu-versicht auszudrücken (Ich fürchte mich nicht mehr. Ich fürchte nicht mehr, was kommen wird.). Allerdings liegt dieser Trost hier wohl nicht mehr in diesem irdi-schen Leben, sondern in der Gewissheit, nach ihm und seinem Kampf Ruhe zu fin-den. Es ist ein Gedicht der Erlösung, bei welchem ich unwillkürlich das alte Kir-chenlied „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ nach dem Lobgesang des Simeon assoziierte, welches dann auch der musika-lische Grundbaustein des fünften Satzes wurde, indem es in verschiedenen Tonar-ten und Temporelationen mit sich selbst kontrapunktisch vernetzt wird. Weitere Ideen, bei denen sich textliche Anregungen in der Musik niederschlugen, waren das suchende, scheinbar haltlose Tasten der Pizzicato-Streicher zu Beginn des ersten Satzes. Hier manifestiert sich das Gefühl der Leere, der Sinnlosigkeit, des Nicht-Gebirgen-Seins ohne Gott. Des-halb weist der erste Satz in seinem weite-ren Verlauf ab Einsatz des Chores quasi als ein „De profundis clamavi“, ein „Aus der Tiefe rufe ich, Herr; zu dir“. Ferner führte mich die – nach meinem Empfinden – hohle Geschäftigkeit des zweiten Gedichtes zu einer in gewissem Sinne kuriosen Fuge über ein Marschthema mit der Vortragsbezeichnung „in modo Realismo sozialistico (Hommage à Hanns Eisler)“. Ich musste beim wiederholten Lesen des Gedichtes unweigerlich an das Pathos sozialistischer Arbeiterchöre den-ken. Mag sein, dass man die aus dieser Assoziation resultierende Musik in einem geistlichen Werk als deplaziert empfinden mag. Für mich spiegelt dies aber durchaus wider, dass mir der Sozialismus im 20. Jahrhundert als eine andere Art der Ausei-nandersetzung mit menschlichen Lebens-bedingungen erscheint, die im Glauben an
die Unbedingtheit des eigenen Wahrheits-anspruch durchaus quasi religiöse Züge angenommen hatte. Ich möchte allerdings betonen, dass ich die Geschichte des Sozialismus mit dieser Fu-ge nicht als ganze verunglimpfen will. Aber auch solche Arbeiterchöre in der Art von Hanns Eisler verhinderten nicht das Scheitern der Idee und bergen heute in der Rückschau schon das Scheitern in sich, worin sie für eine allgemeine Lebenserfah-rung unserer Zeit zum Symbol werden können. Man arbeitet – und es führt zu nichts! Die Sopran-Arie des dritten Satzes ver-sucht, den Musikern (Sopran und Bratsche solo, im Mittelteil mit Orgel) die Erfahrung des Textes (Gott hört mich) nahe zu brin-gen, indem die Linien sich ohne verbin-dendes Taktgefüge miteinander verweben, so dass in höherem Maße das aufeinander Hören und Reagieren zum Musizieren notwendig wird. Darin erschließt sich eine Form der Freiheit, die eine utopische Qua-lität beinhalten kann, auch wenn das Ge-dicht als ganzes sich noch nicht in ruhiger Gewissheit wiegen kann. Der vierte Satz gewinnt seine Form aus den zentralen Begriffen des Gedichtes: „Am Rand der Erde“ – ein Passacaglia-thema, welches überzeitlich in der Orgel lebt, entwicklungslos, die Ränder des Klangraumes markierend. „Ich werde die Hände anfüllen mit Erde“ – der Chor wächst aus der Mitte des Klang-raumes zu den Rändern der Orgel, die Streicher wachsen von den Rändern hinein in die Mitte, alle zusammen füllen den Klangraum immer mehr an, um die „Wör-ter [zu] sprechen, die Wörter, die zu Stein werden auf meiner Zunge, um Gott wieder aufzubauen“. Dieses Bemühen scheint ernsthaft und führt vielleicht dazu, auch in der heutigen Zeit ein stabiles Fundament mit dem Glau-ben an Gott bauen zu können! Die Texte der Kantate (siehe nächste Seite):
I. (Chor, Streichquartett, Orgel) Wo bist Du Herr und wo mein Glück? Mein Trost ist hin und meiner Augen Zahl mein Gott der Morgen kam und ging in Mühsal wo ist was ich nicht mehr bin und wo der Schlaf und süßer Duft der Glieder Honig Laub und Wind vom Ölberg Herr mein Gott der mir den Mond beschreibt um Mitternacht. II. (Chor, Streichquartett) Was ich tue, ist schlecht getan, was ich singe, ist schlecht gesungen, darum hast Du ein Recht auf meine Hände und auf meine Stimme. Ich werde arbeiten nach meinen Kräften. Ich verspreche Dir die Ernte. Ich werde singen den Gesang der untergegangenen Völker. Ich werde mein Volk singen. Ich werde lieben. Auch die Verbrecher! Mit den Verbrechern und mit den Unbeschützten werde ich eine neue Heimat gründen – Trotzdem ist, was ich tue, schlecht getan, was ich singe, schlecht gesungen. Darum hast Du ein Recht auf meine Hände und auf meine Stimme. III. (Sopran solo, Viola solo, Orgel) Mein Gebet hört Gott auch am Morgen im Kornfeld wo der Wind die Kinder des Mittags sammelt und die Entschlafenen von ihren Gehirnen ausruhen an der Mauer. Gott hört mich in der Finsternis des Regens und auf den Wegen bittrer Gräser und blanker Steine über den Totenschädeln der Nacht die in meinen Träumen zerschellen aus Furcht. Gott hört mich in jedem Winkel der Welt.
IV. (Sopran solo, Chor, Streichquartett, Orgel) Ich werde an den Rand gehen, an den Rand der Erde und die Ewigkeit schmecken. Ich werde die Hände anfüllen mit Erde und meine Wörter sprechen, die Wörter, die zu Stein werden auf meiner Zunge, um Gott wieder aufzubauen, den großen Gott, den alleinigen Gott, den Vater meiner Kinder, am Rand der Erde, den uralten Vater, am Rand der Erde, im Namen meiner Kinder. V. (Chor, Streichquartett, Orgel) Ich fürchte mich nicht mehr. Ich fürchte nicht mehr, was kommen wird. Mein Hunger ist ausgelöscht, meine Qual ist ausgetrunken, mein Sterben macht mich glücklich. Ich trage meine Fische auf den Berg. In den Fischen ist alles, was ich zurücklasse. In den Fischen ist meine Traurigkeit, - Und mein Scheitern ist in den Fischen. Ich werde sagen, wie herrlich die Erde ist, wenn ich ankomme, wie herrlich die Erde ist… Ohne mich fürchten zu müssen… Ich erwarte, daß mich der Herr erwartet.