für eine ausreichende und bessere ernährung – eine welt ohne hunger ist … · 2020-08-01 ·...

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Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich BMZ PAPIER 04 | 2019 POSITION

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  • Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

    BMZ PAPIER 04 | 2019POSITION

    http://www.bmz.de

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    BMZ Position 04 | 2019Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

     

     

    Inhalt

    AKTUELLE HER AUSFORDERUNGEN 5

    1. Wachsende Weltbevölkerung: 5

    2. Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion: 5

    3. Anpassungen an den Klimawandel: 6

    4. Ungesicherte Landrechte/Landlosigkeit: 7

    5. Digitalisierung in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung 7

    WAS W IR TUN 8

    1. Unser Ansatz: Nachhaltige und widerstandsfähige Ernährungssysteme 8

    2. Grüne Innovationszentren 8

    3. Bodenschutz 10

    4. Digitalisierung in der Landwirtschaft 10

    5. Landrechte 11

    6. Bereich: Innovationsforschung 13

    7. Bereich: G20-Initiative Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum 13

    8. Ausblick/Nächste Schritte 14

    9. Politische Forderungen 14 Verantwortungsvolle Privatinvestitionen, öffentliche Vorleistungen und internationale Unterstützung 14 Gute Regierungsführung für den ländlichen Raum 14 Globale Rahmenbedingungen 15 Nachhaltige Produktions- und Konsummuster 15

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    BMZ Position 04 | 2019Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

    „Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit

    und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige

    Landwirtschaft fördern.“ Ziel 2, Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

    Kein Menschenrecht wird so häufig verletzt, wie das Recht auf Nahrung.

    → Derzeit leiden welt weit ca. 821 Mio. Menschen a n Hunger. Das ist jeder neunte Mensch auf der Erde.

    → 2 Milliarden Menschen bekommen nicht alle lebenswichtigen Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe („versteckter Hunger“). Das ist fast ein Viertel aller Menschen welt weit.

    → In Subsahara-Afrika ist nahezu jeder vierte Mensch unternährt.

    → Täglich sterben 8.500 K inder an den Folgen von Hunger und Mangelernährung. Das ist fast jeder zweite Sterbefall von K indern welt weit.

    → 151 Millionen K inder – nahezu ein Viertel aller Kinder weltweit – sind chronisch mangelernährt und leiden unter Wachstumsverzögerungen.

    Hunger und Mangelernährung sind nicht nur die größten Gesundheitsrisiken, sondern zählen zu den größten Hindernissen für die menschliche Entwicklung. Sie tragen zu Flucht und Vertreibung bei und fördern Perspektivlosigkeit und soziale Spannungen. Wo Hunger herrscht, sinken Produktivität und Wirtschaftskraft.

    → Mangelernährte und hungernde K inder haben keine Möglichkeit, ihr volles geistiges und körperliches Potenzial zu ent wickeln. Das führt zu geringerem Wachstum, einem schwachen Immunsystem und oft auch zu chronische Krankheiten – ein Rückstand, den die meisten nie aufholen können.

    → Die Folgen: Sie haben ein niedrigeres Bildungsniveau, schlechtere Jobs und weniger Wohlstand.

    → Schätzungen der Weltbank zufolge führt ein Prozent fehlende Körpergröße aufgrund von Mangelernähr ung zu 1,4 Prozent verlorener Produktivität im Er wachsenenalter.

    → In Asien und Afrika gehen jedes Jahr

    11 Prozent des BIP infolge von Mangelernährung verloren.

    → Das heißt aber auch: Investitionen in die Verbesser ung der Ernährungssituation sind besonders wirksam. Jeder Dollar, der in diesem Bereich investiert wird, generiert einen Nutzen von 16 US-Dollar Gegenwert.

    Hunger hat in der Regel strukturelle Ursachen. 70 Prozent aller Hungernden leben auf dem Land, obwohl dort der Großteil der Lebensmittel produziert wird. Oft sind es Armut, Ungleichheit, schlechte Regierungsführung oder mangelnde Infrastr uktur. K riege und Konflikte spielen ebenso wie die Folgen des K limawandels (vor allem Dürren) als Hungerursachen eine wachsende Rolle.

    Die Welternährung ist eine der Zukunftsfragen der Menschheit. Die internationale Gemeinschaft hat sich daher im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung das Ziel gesetzt, Hunger und Mangelernährung bis 2030 zu über winden. Die G7-Staaten streben an, bis zum Jahr 2030 500 Millionen Menschen aus Hunger und Mangelernährung zu befreien. Während die finanziellen Mittel, die die G7 einsetzen, steigen und damit mehr Menschen erreicht werden, nimmt aufgrund von Konflikten und K limawandel die Zahl der Hungernden zu. Das BMZ hat in der G7 die Initiative zur Durchführung einer Studie ergriffen, die die bisherige Umsetzung überprüft und eine gemeinsame Agenda bis 2030 ent w ickelt.

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    AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN 1. WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG:

    Im Jahr 2050 werden voraussichtlich knapp 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die meisten davon leben in Entwicklungs- und Schwellenländern, rund ein Viertel in A frika. A ll diese Menschen brauchen gesunde, nachhaltig produzierte Nahrung.

    2. STEIGERUNG DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN PRODUKTION:

    Um die zunehmende Weltbevölkerung versorgen zu können, muss die landw irtschaftliche Produktion deutlich unter Beachtung der planetaren Belastungsgrenzen gesteigert werden. Zur Verhinderung des weiteren Flächenverbrauchs (z. B. Ent waldung) muss die Flächenproduktivität gesteigert werden. Dazu müssen der Einsatz von Energie und Düngemitteln wie Phosphor optimiert, die Bodengesundheit erhalten und gleichzeitig Nahrungsmittelverluste deutlich vermindert werden. Wenn beispielsweise in Nigeria Mais zu Mehl verarbeitet wird, gehen mehr als 40 Prozent verloren. Dies liegt vor allem an unsachgemäßer Handhabung während und nach der Ernte,

    BEISPIEL SAMBIA: In Sambia wird gezielt der Anbau von Soja und Erdnuss gefördert, da sie sich ideal zur Fruchtfolge mit Mais eignen und zur Verbesserung der Bodenqualität beitragen. Auch die Produktion von Milch kann den Bäuerinnen und Bauern ein weitgehend saisonal unabhängiges und konstantes Einkommen verschaffen. Für eine ausgewogene Ernährung ist dabei vor allem der Proteingehalt von Hülsenfrüchten und Milch wichtig.

    ungeeigneten Transportmitteln und schlechten Lagerungsbedingungen. So werden nicht nur wertvolle Ressourcen verschwendet, sondern ein enormer jährlicher volkswirtschaftlicher Schaden verursacht, der auf mehr als 500 Mio. Euro beziffert wird.

    Dabei ist zu beachten, dass hungernde und mangelernährte Menschen nicht nur schlicht mehr Nahrung benötigen. Mangelernährten Menschen steht derzeit noch Nahrung in ausreichender Quantität zu Verfügung – sie werden satt. Aber ihre Ernährung besteht oftmals fast ausschließlich aus Reis, Mais und

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    Weizen. Damit fehlen ihnen essentielle Nährstoffe wie Eisen, Jod und Vitamin A . Sie brauchen deshalb auch Nahrung in besserer Qualität und höherer Ausgewogenheit. Es geht also nicht nur um Steigerung der Produktivität sondern auch um eine größere Vielfalt in Pflanzenbau und Tierhaltung durch eine agrarökologische Ausrichtung der Landwirtschaftssysteme.

    3. ANPASSUNGEN AN DEN KLIMAWANDEL:

    In der Land- und Ernährungswirtschaft hat der K limawandel gravierende Folgen. Dürren und Überschwemmungen vernichten Ernten und Nutzviehbestände. Voranschreitende Desertifi kation, Bodendegradierung und knappe Wasserressourcen gefährden die landwirtschaftliche Produktion. Daher bedarf es einer an den Klimawandel angepassten Agrar- und Ernährungswirtschaft, die produktiv genug ist, um alle Menschen zu ernähren. Zudem müssen die Eigenständigkeit der Menschen und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Krisen gestärkt werden (Resilienz).

    BEISPIEL BURKINA FASO: Frauen werden zum Anbau von nährstoffreichen Nahrungsmittelpflanzen wie der orangen Süßkartoffel, reich an Provitamin A, oder Moringa, einem Blattgemüse mit außergewöhnlich hohem Gehalt an ausgewogenen Nährstoffen, geschult. Hierdurch verbessern sich die Ernährung der Frauen und ihrer Familien sowie das Angebot von Lebensmitteln auf dem lokalen Markt.

    BODENDEGRADIERUNG Wesentliche Ursachen für Bodendegradierung liegen in Überweidung, Entwaldung und nicht nachhaltiger landwirtschaftlicher Nutzung der Böden.

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    4. UNGESICHERTE LANDRECHTE/ LANDLOSIGKEIT:

    Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern fehlt oft der Zugang zu produktivem Land. In vielen Ent wicklungsländern gibt es keinen Zugang zu formalen, dokumentierten und staatlich anerkannten Landregistrierungssystemen. Menschen ohne Landrechte sind von den Möglichkeiten der Investition in einkommenssteigernde Effekte zu investieren, ausgeschlossen.

    BEISPIEL UGANDA: In Uganda weisen von Landkonflikten betroffene Flächen eine um 22–45 Prozent geringere Produktivität als konfliktfreie Flächen auf.

    BEISPIEL ÄTHIOPIEN: In Äthiopien stiegen die Erträge auf registriertem Land um bis zu 35 Prozent im Vergleich zu nicht registrierten Haushalten.

    BEISPIEL RUANDA: In Ruanda ist die Wahrscheinlichkeit, dass registrierte Haushalte in Bewässerungsinfrastruktur investieren, doppelt so hoch wie bei nicht  registrierten Haushalten.

    BEISPIEL BENIN: In Benin konnte nachgewiesen werden, dass Bauern deren Landrechte formalisiert wurden, eine 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, in mehrjährige Nutzpflanzen und Bäume zu investieren, als Bauern deren Landrechte nicht formalisiert wurden.

    Zwar sind etwa die Hälfte der in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte Frauen, allerdings besitzen Frauen weniger als 20 Prozent Landrechte. Dies liegt u. a. an traditionellen Rechtssystemen, die Frauen vom Zugang zu Land ausschließt oder Witwen und weibliche Waisen haben keinen Anspruch auf ein gleichberechtigtes Erbrecht.

    5. DIGITALISIERUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNGSSICHERUNG

    2017 besaß gut die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung ein Mobiltelefon. Schätzungen zufolge werden 2025 zwei Drittel aller Handybesitzer in der Subsahara Region per Handy das Internet nutzen können. Das birgt große Chancen für den Landwirtschaftssektor – von Apps für mehr Effizienz und Produktivität, die zum Beispiel den optimalen Aussaat- und Erntetermin bestimmen oder Pflanzenkrankheiten bestimmen und so Ernteausfällen vorbeugen.

    Im Bereich Ernährung und Ernährungssicherung werden innovative digitale Instrumente vor allem für  folgende Zwecke eingesetzt:

    → Informations- und Wissensvermittlung zu Gesundheits- und Ernährungsthemen,

    → Sensibilisierungskampagnen für Verhaltensänderungen zu gesunder Ernährung,

    → Fürsorge- und Hygienepraktiken und

    → Datenerhebung und -verarbeitung.

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    WAS WIR TUN Auch wenn wir aktuell weit davon entfernt sind – und die Zahl der Hungernden in den letzten drei Jahren wieder gestiegen ist – eine Welt ohne Hunger ist möglich! Um die Ernährung der wachsenden Weltbevölker ung zu sichern, müssen wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern in nachhaltige Landwirtschaft und in die ländlichen Regionen der Entwicklungs- und Schwellenländer investieren:

    1. UNSER ANSATZ: NACHHALTIGE UND WIDERSTANDSFÄHIGE ERNÄHRUNGSSYSTEME

    Das BMZ hat im Jahr 2014 die Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger (SEWOH) geschaffen. Ziel der Sonderinitiative ist es, zusammen mit Partnern aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und K irchen Hunger und Mangelernährung zu überwinden. Dazu werden derzeit weltweit mehr als 200 Maßnahmen umgesetzt, zumeist in Ländern, die überdurchschnittlich stark von Hunger und Mangelernährung betroffen sind. Das BMZ investiert jährlich rund 1,5 Mrd. Euro in die Schwerpunkte Ernährung und ländliche Entwicklung.

    Eine langfristige Wirkung von Maßnahmen gegen Hunger und Mangelernährung lässt sich nur mit nachhaltigen und widerstandsfähigen Ernährungssystemen erreichen. Die Arbeit von SEWOH setzt deshalb an den strukturellen Ursachen von Hunger und Mangelernährung an. Beispielsweise führen Ausbildungsmaßnahmen und die Förderung von Wertschöpfungsketten steigenden Einkommen und neuen Jobs innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft.

    → Bis 2022 soll durch die SEWOH die Ernährung von 18 Millionen Menschen gesichert werden.

    → Für 8,6 Millionen Menschen (v.a. Frauen im gebärfähigen Alter, Kleinkinder, Schwangere) soll

    mit gezielten Maßnahmen gegen Mangelernährung die Ernährungsqualität verbessert werden.

    → Bis 2021 sollen 400.000 Kleinbäuerinnen und -bauern der Zugang zu Agrarfinanzierung ermöglicht werden.

    BEISPIEL INDIEN: In Indien haben durch das Programm Ernährungssicherung und Resilienzstärkung der SEWOH bisher über 130.000 Frauen im reproduktiven Alter in Trainings Wissen zu ausgewogener Ernährung und verbesserter Hygiene aufgebaut. Mehr als 3.000 Beraterinnen auf Dorfebene erhielten digitale Fortbildung – insgesamt sollen 70.000 fortgebildet werden.

    BEISPIEL BURKINA FASO: Es wurden schon 18.000 Frauen mit einem Projekt zur Beseitigung von Mangele rnährung erreicht. Neben Schulungen rund um das Thema Ernährung und Hygiene wird der Anbau gesunder Lebensmittel wie Amarant und beta-c arotin-haltiger Süßkartoffel gefördert. Das Programm verbessert bis 2023 nachweislich die Ernährung von 178.000 Frauen und deren Familien in Indien, Kambodscha und 10 afrikanischen Ländern.

    2. GRÜNE INNOVATIONSZENTREN

    Wichtig ist, dass arme Haushalte ihre A rmut überwinden und sich auch in Zeiten von Dürre oder Starkregen ausreichend und gesund ernähren können. Dafür brauchen sie insbesondere Wissen, Bildung und Austausch, beispielsweise im Hinblick auf die Erreichung einer höheren Produktion durch die Verwendung von lokalen Sorten.

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    Mit den insgesamt 15 Grünen Innovationszentren in Afrika und Indien fördert das BMZ – gemeinsam mit lokalen, deutschen und internationalen Partnern – die Vermittlung von Wissen zu nachhaltigen A nbaumethoden und die Einführung und Verbreitung von Innovationen entlang der Wertschöpfungsketten.

    Bis 2023 sollen in den Grünen Innovationszentren 2,6 Mio. Menschen in guter landwirtschaftlicher Praxis geschult und fortgebildet werden. So sollten Lebensbedingungen von 12,6 Millionen Menschen verbessert und das Einkommen von 1,7 Millionen kleinbäuerlichen Betrieben gesteigert werden.

    Die Grünen Innovationszentren werden hierbei zu Zentren der ländlichen Entwicklung. Lokale Innovationssysteme (1) bilden den Nährboden für die Identifikation von Innovationen. Dazu wird die internationale Agrarforschung zukünftig systematisch miteingebunden. Die Vermittlung von Innovationen (2) ist das Herzstück der Zentren. Kompetenzentwicklung findet hierbei auch in physischen Zentren, den so genannten Grünen Fachschulen statt. Nachhaltiges Agribusiness (3) markiert den Schritt, in denen vermittelte Innovationen von der Zielgruppe selbstständig angewendet und in die Breite getragen werden. Die Landwirtschaft als erfolgreiches Business wird hierbei zum Antriebsmotor für eine nachhaltige ländliche Wirtschaftsentwicklung.

    Mehrere Querschnittsthemen rücken in den Fokus aller Zentren: Mehr Jugendbeschäftigung steigert die Attraktivität ländlicher Räume. Eine Modernisierung der Landwirtschaft durch Mechanisierung beinhaltet u. a. eine noch größere Verant wortung seitens der Privatwirtschaft. Der Einsatz digitaler Lösungen erhöht den w irtschaftlichen Spielraum von Kleinbauern. Für die notwendige Klimaanpassung fördert das Projekt etwa die Ent wicklung dürreresistenten Saatgutes. Der politische Rahmen für eine zukunftsträchtige Landwirtschaft muss stimmen – sektorpolitische Beratung ist deshalb von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus spezialisieren sich die einzelnen Zentren gemäß individueller Stärken und Bedürfnisse auf einzelne Themen: Hierbei handelt es sich um Ernährungssicherung, Schutz natürlicher Ressourcen (Boden, Wasser, Wald), Erneuerbare Energien, Tierhaltung, Agrarfinanzierung, Ökolandbau und Landrechte.

    BEISPIEL MALI: Das Grüne Innovationszentrum berät Bäuerinnen und Bauern bei der Anwendung von Innovationen im Bewässerungsfeldbau. Dadurch stieg der Reis-Ertrag um knapp 50 Prozent (auf 2,8 t/ha gegenüber 1,9 t/ha im konventionellen Anbau). Rund 7.500 Bäuerinnen und Bauern wurden bereits in der ressourcenschonenden System of Rice Intensificat ion-Methode fortgebildet: Hierbei wird der Saatguteinsatz um bis zu 80 Prozent, und der Wasserverbrauch um bis zu 35 Prozent im V ergleich zu traditionellen Anbaumethoden reduziert.

    BEISPIEL BENIN: In Benin sorgt das Grüne Innovationszentrum für Coachings in Betrieben. Bereits über 1.500 Menschen haben den SME-Business-Loop durchlaufen – dieser beinhaltet eine Beratung in Unternehmensführung, Buchhaltung, Aufstellung von Geschäftsplänen, Entwicklung von Zukunftsvisionen und Kontaktaufbau zu Banken. Insgesamt entstanden dadurch bereits 850 neue Arbeitsplätze, die Unternehmen konnten ihren Umsatz teilweise verdoppeln.

    Es wurden schon 18.000 Frauen mit einem Projekt zur Beseitigung von Mangelernährung erreicht. Neben Schulungen rund um das Thema Ernährung und Hygiene wird der Anbau gesunder Lebensmittel wie Amarant und beta-carotin-haltiger Süßkartoffel gefördert. Das Programm verbessert bis 2023 nachweislich die Ernährung von 178.000 Frauen und deren Familien in Indien, Kambodscha und 10 afrikanischen Ländern.

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    BEISPIEL TUNESIEN: In der Farmer Business School (FBS) stärkt das Grüne Innovationszentrum die unternehmerischen Fähigkeiten von über 2.100 Kleinbäuerinnen und -bauern in der Milcherzeugung. Obendrein erlernen sie alles rund um nachhaltige Tierhaltung: Automatische Tränken, ausgewogenes Futter und mehr Freilauf sorgen für eine b essere Entwicklung der Tiere. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Um ein Viertel konnten die Bauern ihre Erträge erhöhen – bei steigender Milchqualität. Hiervon profitiert auch die Großmolkerei Délice. Im Rahmen eines Public Private Partnerships mit dem Grünen Innovationszentrum führt die Molkerei die FBS-Schulungen durch und kauft die Milch der  Kleinbauern auf.

    3. BODENSCHUTZ

    Der Erhalt und die Verbesserung der Fruchtbarkeit von Böden sind wichtige Faktoren für die Steigerung der Produktion in der Landwirtschaft. Durch Bodenschutz und -rehabilitierungsmaßnahmen können höhere Ernten erzielt, eine stabilere Nahrungsversorgung und höhere Einkommen erreicht sowie ein Beitrag zum K limaschutz und schlussendlich auch zu Fluchtursachenbekämpfung geleistet werden. Konkrete Maßnahmen sind hier beispielsweise Erosionsschutz, verbesserte Fruchtfolgen, Kompostanwendung Agroforstanbau und Verbesserung der Bodeninformationen. Deutschland spielt hier eine wichtige Rolle als größter Geber im Bereich Bodenschutz und Bodenrehabilitierung. Derzeit werden hier rund 800 Projekte gefördert.

    → Bis 2022 sollen in diesem Bereich Flächen von ca. 28 Millionen Hektar unter nachhaltigere Landnutzung gebracht werden.

    → Im Bereich der SEWOH wird im gleichen Zeitraum die Fruchtbarkeit von 340.000 Hektar degradierten Böden wiederhergestellt

    → Dies hat konkrete Vorteile für die Ernährungssicherheit der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen:

    → Über 1,8 Millionen Kleinbäuerinnen und -bauern profitieren von verbesserten und diversifizierteren Ernteerträgen

    → Auf den geschützten/rehabilitierten Flächen werden durchschnittliche Ertragssteigerungen von 36 Prozent erzielt

    → Aktuell w urden bereits 17.000 Frauen über spezifische Begleitmaßnahmen erreicht, die u. a. ihren Zugang zu Land und agrarischen Inputs verbessern

    4. DIGITALISIERUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT

    Im Bereich der SEWOH, sowie im Bereich von Vorhaben im Bereich von bilateralen oder regionalen Wertschöpfungsketten werden bereits Anwendungen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) genutzt. Digitale Technologien und Anwendungen bieten die Chance, ländliche Bevölkerung an globale Märkte und Dienstleister oder globales Wissen anzubinden. Dadurch kann die Wirksamkeit entwicklungspolitischer Maßnahmen deutlich erhöht werden. In der Landwirtschaft werden Informations- und Kommunikationstechnologien beispielsweise für das Management von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, zur Vermarktung oder in der Agrarfinanzierung und Versicherung genutzt.

    Das BMZ will die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Landwirtschaft durch die Ent wicklungszusammenarbeit weiter systematisch voranbringen, beispielsweise durch

    → den Ausbau der Grünen Innovationszentren zu Hubs der digitalen Wissensvermittlung,

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    → den Ausbau der Beratungskapazitäten für das Thema IKT in der Landwirtschaft als Querschnittsthema,

    → die Setzung des Einsatzes von digitalen Anwendungen in allen SEWOH-, bilateralen und regionalen Vorhaben der ländlichen Entwicklung als Standard (digital by default).

    → die Weiterentwicklung von digitalen Anwendungen über die Partner der SEWOH-Vorhaben und die Anwendung von Technologien wie Blockchain in nachhaltigen und fairen Lieferketten,

    → die Förderung junger Start-ups im Agrarbereich über Neuvorhaben.

    Die nachfolgenden Beispiele bieten einen interessanten Einblick in die vielfältigen Anwendungsszenarien von digitaler Technologie in der Landwirtschaft:

    BEISPIEL PLANTIX, TUNESIEN: Die Smartphone-App Plantix hilft in Tunesien bei der Erkennung von Pflanzenkrankheiten in kleinbäuerlichen Betrieben und bietet passende Hilfestellungen zum Pflanzenschutz an. Junge Agrarabsolventinnen – „Women Plant Doctors“ – erhalten Smartphones und lernen den Umgang mit der App. Die App wurde seit 2017 bereits über 8.000 Mal vor ihrem offiziellen Launch heruntergeladen.

    BEISPIEL WETTERINFORMATIONEN, KENIA: Der kenianische Wetterdienst („Kenya Meteoro-logical Department“) sendet Wettervorhersagen und Anbautipps per SMS an 1.000 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Westkenia, die zum Umgang mit Wetterdaten weitergebildet wurden und die I nformationen anschließend an die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in ihren Dörfern weitertragen.

    BEISPIEL TRACK RECORD UND BANKABILITY, UGANDA: Ziel in Uganda ist die Entwicklung einer Anwendung zum Management von Wertschöpfungsketten in Kooperativen. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erhalten einen „Track Record“ über ihre Kaffeelieferungen und ihr Einkommen und werden damit „bankable“. Die Nutzung dieser Transaktionsdaten macht Prozesse effizienter und transparenter. Von 2014 bis 2016 wurden 24.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern digital registriert. 19.500 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erhielten Trainings in finanzieller Grundbildung und 800 Kredite wurden ausgezahlt.

    5. LANDRECHTE

    Das BMZ hat durch die SEWOH sein Engagement für die Sicherung und Stärkung von Landrechten seit 2014 deutlich erweitert. Unter anderem werden in ausgewählten Ländern (Benin, Per u, Uganda, Laos, Madagaskar, Äthiopien und Paraguay) durch sichere und faire Landnutzungs- und Landbesitzrechte und durch verant wortungsvolle Landnutzung die Voraussetzungen für eine nachhaltige Ernährungssicherung und damit auch Entwicklung geschaffen. So w urden in Peru im Rahmen des Globalvorhabens „Verantwortungsvolle Landpolitik“ bis Ende 2018 die Landrechte von rund 31 indigenen Gemeinschaften und damit 271.100 Hektar Land und Regenwald gesichert.

    Auf regionaler Ebene werden in Afrika – in Zusammenarbeit mit der Weltbank – personelle und institutionelle Kompetenzen, Ressourcen und die Leistungsfähigkeit zur Umsetzung einer nachhaltigen, entwicklungsorientierten Landpolitik gestärkt.

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    BMZ Position 04 | 2019Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

    Darüber hinaus fördert das BMZ in mehreren Ländern bilaterale Projekte im Bereich Landrechte. So werden beispielsweise in Brasilien 47.800 Hektar indigenen und traditionellen Bevölkerungsgruppen zugewiesen und knapp 19.000 individuelle Landtitel ausgestellt. In Laos wird ein A nsatz für systematische Landregistrierung entwickelt.

    BEISPIEL UGANDA: Landkonflikte verhindern Investitionen in verbessertes Saatgut, Bodenschutzmaßnahmen und verbesserte Ernten. Kommt es zu Streitigkeiten um Land zwischen Nachbarn oder Familienmitgliedern, bleibt die umstrittene Parzelle oftmals brachliegen solange der Konflikt anhält. Das betroffene Land wird dann nicht für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt. Aus diesem Grund unterstützt das BMZ die Lösung von Landkonflikten in Uganda. Bisher konnten bereits 264 solcher Konflikte gelöst werden. Der Mediationsprozess wird von traditionellen Autoritäten und speziell geschulten Mediationsteams begleitet, die zusammen mit den Betroffenen Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. In einer Projektregion konnten somit bereits über 80 Prozent der Landkonflikte gelöst werden.

    BEISPIEL NELGA: Mit dem „Network of Exellence on Land Governance in Afrika“ (NELGA) wird ein Exzellenznetzwerk zu Landpolitik – derzeit bestehend aus über 70 afrikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen – aufgebaut. Bisher wurden an 15 Institutionen Studiengänge im Bereich Landpolitik erarbeitet und verbessert. Gleichzeitig werden in allen afrikanischen Regionen grenzüberschreitende Forschungsarbeiten durchgeführt, um gute Praktiken und regionale Lösungsansätze zu identifizieren.

    BEISPIEL ÄTHIOPIEN: Großflächige Verpachtungen von Land insbesondere an ausländische Investoren, in der Öffentlichkeit oft als land grabbing bezeichnet, haben in Äthiopien in der Vergangenheit immer wieder zu zahlreichen Konflikten mit lokalen Landnutzern geführt und stellen somit ein Hindernis für eine nachhaltige Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung dar. Um diesen Herausforderungen zu begegnen fördert das BMZ zusammen mit der EU die verantwortungsvolle Ausgestaltung von Landinvestitionen. Das Projekt hat erfolgreich zu Änderungen der Landvergabepolitik Äthiopiens beigetragen. So konnte beispielsweise die Obergrenze von kommerziellen Landinvestitionen von maximal 1.000.000 Hektar auf 1.000 Hektar für nationale und 3.000 Hektar für internationale Investoren reduziert werden.

    Ein limitierender Faktor der nachhaltigen Ernährungssicherung in Äthiopien ist zudem eine oft unzureichende Entwicklung und Nutzung der an Investoren übertragenen Flächen. Deshalb hat das Vorhaben gemeinsam mit den äthiopischen Partnern ein satellitengestütztes Monitoringsystem und ein digitales Kataster eingeführt, das Landinvestitionen regelmäßig und intensiv überwacht. Bisher wurden so in zwei Regionen Äthiopiens 60–70 Prozent aller Investitionen auf ökonomische, ökologische und soziale Faktoren evaluiert und in der Folge mehr als 100 Verträge annulliert.

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    6. BEREICH: INNOVATIONSFORSCHUNG

    Agrarforschung ist eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung einer Landwirtschaft, die sich fortwährend an geänderte Umweltbedingungen anpassen und wachsende Erträge für eine wachsende Bevölkerung erbringen muss. Dabei steigt die Bedeutung dieser Forschung ständig. Wachsende Produktion in der Landwirtschaft war noch vor einem halben Jahrhundert vor allem eine Sache des Einsatzes von mehr Fläche, mehr Wasser und mehr Dünger. Dies hat sich in vielen Teilen der Welt fast vollständig geändert. Heute werden höhere Produktion und höhere Erträge vor allem durch besseres Wissen und den intelligenteren Einsatz von Ressourcen erzielt. Auch im globalen Süden findet dieser Wandel hin zu einer wissensbasierten Landwirtschaft statt. Es besteht allerdings Nachholbedarf, vor allem in Afrika. Nur wenn dieser Weg in allen Teilen der Welt konsequent weiter gegangen wird, kann Landwirtschaft zu wirklich nachhaltiger Landwirtschaft werden, die mehr und qualitativ bessere Nahrungsmittel bei deutlich geringerem Ressourceneinsatz und Naturverzehr bereitstellt.

    Fünfzehn internationale Agrarforschungsinstitute sind im Dachverband der Consultative Group on International Agricultural Research (CGI AR) zusammengefasst. Sie bilden welt weit das Rückgrat für eine entwicklungsorientierte Agrarforschung. Das BMZ gehört zu den Gründungsmitgliedern. Einzelne Institute w urden bereits in den 1960er Jahren gegründet, darunter z. B. das CIMMY T in Mexiko (Weizen und Mais) und das IR R I auf den Philippinen (Reis). Heute arbeiten in der CGIAR ca. 10.000 Mitarbeiter in über 90 Ländern mit einem Jahresbudget von ca. 850 Millionen US-Dollar.

    Die CGIAR kann beachtliche Erfolge auf weisen, vor allem bei der Entwicklung neuer Pflanzensorten, die besser an aktuelle Herausforderungen (z. B. Trockenheit, Salinität) angepasst sind und gleichzeitig höhere Erträge erzielen. Heute wachsen auf über 60 Prozent der Fläche, die welt weit mit verbesserten Sorten bepflanzt wird, Sorten aus CGI AR-Instituten. A lle Produkte der internationalen Agrarforschung sind globale öffentliche Güter und somit frei verfügbar, sie sind nicht durch Patente geschützt und können weltweit genutzt werden.

    7. BEREICH: G20INITIATIVE JUGENDBESCHÄFTIGUNG IM LÄNDLICHEN RAUM

    Das BMZ hat das Thema ländliche Jugendbeschäftigung im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 erfolgreich auf die internationale Agenda gesetzt: Beim G20-Gipfel in Hamburg wurde die „G20-Initiative für Jugendbeschäftigung im ländlichen Raum“ verabschiedet. Im Zuge der Initiative sollen unter anderem bis zum Jahr 2022 5 Millionen Jugendliche von Ausbildungsprogrammen profitieren und 1 Million Arbeitsplätze für junge Menschen entstehen. Die Chancen sind enorm: Ca. zwei Drittel aller Beschäftigten in (West-)Afrika ist im Agrar- und Ernährungssektor tätig, der ein besonders hohes Potenzial für Wachstum und Beschäftigung hat. Im Rahmen der SEWOH hat das BMZ das Thema ländliche Jugendbeschäftigung als neuen Schwerpunkt aufgenommen. Viele der geförderten Landwirtschafts-Projekte haben schon jetzt positive Wirkungen auf die Beschäftigungssituation. Die Förderung von ( Jugend-)Beschäftigung wird nun verstärkt als explizites Ziel berücksichtigt und Wirkungen werden systematisch erfasst, u. a. in den Grünen Innovationszentren.

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    8. AUSBLICK/NÄCHSTE SCHRIT TE

    Studien belegen, dass es möglich ist, 10 Milliarden Menschen auf der Welt zu ernähren. Dafür müssen wir mit unseren Partnern in In- und Ausland an einem Strang ziehen. Das BMZ plant daher u. a.:

    → Die „SEWOH 2.0“: Ausbau der SEWOH bis 2021 zu einer breiten ganzheitlichen Initiative für ländliche Entwicklung. Neue Themen sind u. a. ökologische und klimagerechte Landwirtschaft, Erneuerbare Energien, Tierhaltung und Tiergesundheit, Aufbau lokaler Verarbeitungsindustrie und deren Schutz durch handelspolitische Maßnahmen, Fischerei und Jugendbeschäftigung sow ie Agroforst und Wiederbewaldung.

    → Den Aufbau einer internationalen A llianz zur Ü ber windung von Hunger und Mangelernährung (SDG 2).

    → Den Aufbau einer strategischen Partnerschaft mit EU Kommission „K nowledge for Nutrition“.

    → Die Verankerung des Themas Ernährungssicherung als ein Schwerpunktthema des G7-Entwicklungsministertreffens unter französischer Präsidentschaft am 4. Juli 2019.

    → Die Mobilisierung von Investitionen für die SEWOH im Rahmen effektiver multilateraler Ansätze.

    → Die „Europäisierung“ der SEWOH.

    → Die Unterstützung des Aufbaus einer afrikanischen „Führungsakademie für ländliche Ent w ick lung“.

    → Die ernährungssensitive Ausgestaltung der Grünen Innovationszentren.

    9. POLITISCHE FORDERUNGEN

    Verantwortungsvolle Privatinvestitionen, öffentliche Vorleistungen und internationale Unterstützung Die Realisier ung eines welt weit leistungsfähigen, nachhaltigen und gerechten Agrar- und Ernährungssystems erfordert mehr Investitionen und klügere Investitionen als in der Vergangenheit. Für die Entwicklung im globalen Süden bedeutet dies:

    → Verant wor t ungsvolle Privatinvestitionen in eine eigenständige Agrar- und Ernährungswirtschaft, die Einkommen und Beschäftigung schafft.

    → Öffentliche Investitionen unserer Partnerländer zum Beispiel in ländliche Infrastruktur, Gesundheitswesen, A llgemeinbildung und berufl iche Bildung; beschäftigungswirksame soziale Sicher ung; landwirtschaftliche Beratungsdienste und ländliches Ressourcenmanagement.

    → Entwicklungszusammenarbeit und internationale Kooperation zur katalytischen Unterstützung der Anstrengungen der einzelnen – vor allem der am wenigsten entwickelten – Länder.

    Gute Regierungsführung für den ländlichen Raum Der ländliche Raum genießt in vielen Ländern eine viel zu geringe politische Aufmerksamkeit. Die Probleme des ländlichen Raumes werden zu wenig beachtet. Gleichzeitig werden auch Chancen für Einkommen, Beschäftigung und Gesamtent wicklung vertan. Hier sind politischer Wille und politische Verantwortung gefordert. Reformen sind vor allem in folgenden vier Bereichen notwendig:

    → Politische, fiskalische und administrative Dezentralisierung: Abgabe von Macht, Finanzmitteln und Umsetzungsbefugnissen von der Hauptstadt in die Provinzen, Landstädte und Dör fer.

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    BMZ Position 04 | 2019Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

    → Komplementär zur Abschichtung staatlichen Wirkens von oben nach unten ist die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen – Selbstorganisation und Selbstbestimmung der Bevölkerung, demokratische Kontrolle staatlichen Handelns – gerade auf lokaler Ebene wichtig.

    → Notwendig ist eine umfassende Raumordnung für den ländlichen Raum, die die zahlreichen Nutzungsansprüche ausgleicht. Durch die Ausweisung von Vorranggebieten – etwa für Siedlungstätigkeit, landwirtschaftliche Nutzung und Biodiversitätsschutz – muss ein wichtiger Rahmen für nachhaltige Entwicklung geschaffen werden.

    → Verantwortungsvolle Regulierung von Eigentums-, Besitz- und Nutzungsrechten an Grund und Boden, aber auch an Fischgründen, Wäldern und Wasserressourcen.

    Globale Rahmenbedingungen → Investitionen können nur dann ihre Wirkung

    voll entfalten und auf einen zukunftsfähigen Weg verpflichtet werden, wenn internationale Rahmenbedingungen und Spielregeln greifen.

    → So müssen beispielsweise tarifäre und nicht-tarifäre Handelsbeschränkungen und Handelsverzerrungen auf den globalen Agrarmärkten korrigiert und verhindert werden.

    → Gleiches gilt auch für solche Fischereisubventionen, die zu Ü berkapazitäten und Ü berfischung beitragen oder zu illegaler, ungemeldeter und unregulierter Fischerei beitragen.

    → Ferner müssen Maßnahmen zur Gewährleistung des reibungslosen Funktionierens der Märkte für Nahrungsmittelrohstoffe ergriffen und rascher Zugang zu Marktinformationen über Nahrungsmittelreserven erleichtert werden, um zur Begrenzung extremer Schwankungen der Nahrungsmittelpreise beizutragen.

    Nachhaltige Produktions und Konsummuster Die Art, wie Agrarprodukte hergestellt und konsumiert werden, hat erheblichen Einfluss auf ökologische und soziale Verhältnisse und die welt weite Ernährungssicherheit.

    → In diesem Zusammenhang gehört auch die welt weite Na hr ungsmittelverschwendung im Rahmen von Produktion, Handel und Konsum auf die internationale Agenda. Aus entwicklungspolitischer Sicht müssen insbesondere die teilweise gravierenden Nachernteverluste in den Blick genommen werden.

    → Für einen Wandel im Bewusstsein und im Handeln braucht es u. a. glaubw ürdige Produktinformationen, um die not wendige Transparenz und Orientierung zu schaffen.

    → Unternehmen, insbesondere große und transnationale Unternehmen, sind gefordert, nachhaltige Verfahren einzuführen und in ihre Berichterstattung Nachhaltigkeitsinformationen aufzunehmen.

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    BMZ Position 04 | 2019Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglich

    HERAUSGEBER Referat 120 - Ernährungssicherung, Grundlagen der Welternährung, Fischerei

    GESTALTUNG Atelier Hauer + Dörfler GmbH

    STAND April 2019

    DIENSTSITZE → BMZ Bonn Dahlmannstraße 4 53113 Bonn, Deutschland Tel. +49 (0) 228 99 535-0 Fax +49 (0) 228 99 535-3500 → BMZ Berlin Stresemannstraße 94 10963 Berlin, Deutschland Tel. +49 (0) 30 18 535-0 Fax +49 (0) 30 18 535-2501

    KONTAKT [email protected] w w w.bmz.de

    http:w.bmz.demailto:[email protected]

  • Für eine ausreichende und bessere Ernährung – eine Welt ohne Hunger ist möglichInhalt Aktuelle Herausforderungen1. Wachsende Weltbevölkerung2. Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion3. Anpassung an den Klimawandel4. Ungesicherte Landrechte/Landlosigkeit5. Digitalisierung in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung

    Was wir tun1. Unser Ansatz: Nachhaltige und widerstandsfähige Ernährungssysteme2. Grüne Innovationszentren3. Bodenschutz4. Digitalisierung in der Landwirtschaft5. Landrechte6. Bereich: Innovationsforschung7. Bereich: G20-Initiative Jugendbeschäftigung um ländlichen Raum8. Ausblick/Nächste Schritte9. Politische Forderungen

    Impressum