foto: gerhard schäfer

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Liebe Leserin, lieber Leser! Mit unserer ersten »Nachtaus- gabe« laden wir Sie ein, der Faszination der Nacht nachzu- spüren. Ist doch die Nacht ambivalent wie unser ganzes Leben: Bedrohlich und ungast- lich, ihr Dunkel verursacht Furcht und Angst. Zugleich ist sie faszinierend und lädt ein zu Fest und Feier, Geborgenheit und Liebe. Beides zugleich ist die Nacht, faszinie- rend und beängstigend. Als »fascinosum et tremen- dum« – faszinierend und beängstigend zugleich – hat die religionsgeschichtliche For- schung schon immer die Begeg- nung des Menschen mit dem Göttlichen charakterisiert. Und darin begegnen sich Nacht und Gottheit: Ihr Geheimnis macht froh und erschreckt, wird gesucht und gewünscht und doch zugleich gefürchtet. Die Christnacht wie die Oster- nacht stehen darum nicht zu- fällig im Zentrum des christli- chen Glaubens. Die Begegnung zwischen Gott und Mensch bedarf dieses Raumes und der Zeit zwischen Arbeit und Ruhe, zwischen Tun und Lassen, zwi- schen Wachheit und Schlaf. Unsere »Nachtausgabe« lädt Sie ein, über die verschieden- sten Facetten der Nacht nach- zudenken und dabei offen zu werden für die Begegnung mit dem in der Nacht geborenen und in der Nacht auferstande- nen Gott, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist. Gesegnete Weih-NACHTs-Zeit! Ihr Dr. Eberhard Kenntner Superintendent Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel Gute-Nacht-Geschichten: Wenn sich die Seele öffnet 3 Nachtblicke in die Sterne: Weihnachtshimmel im Visier 4 Aufruf zur Weihnachtszeit: Unterstützer für Robin Good 5 Pilgerweg ganz nah: Mit Jörg Bertram durch die Voreifel 8 Unsere Themen AUSGABE 34 · WEIHNACHTEN 2008 · BONN und die REGION Evangelische Einblicke PRO TESTANT Hoffnung und Enttäuschungen Weihnachtsträume zur Heiligen Nacht Weihnachtsimpression: von der Geburt Jesu bis zur Auferstehung, das Leben Jesu in eindrucks- vollen Bildern im Chor- fenster der Bonner Kreuzkirche am Kaiser- platz. Die größte evan- gelische Kirche im Rhein- land ist dienstags bis samstags geöffnet von 9 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 15 Uhr. Von Max Koranyi W eihnachten kann zum Albtraum werden. Das geschieht vor allem dann, wenn wir meinen, Weihnachts- wunschträume selber erfinden zu müs- sen. Und verlernt haben, auf die himm- lischen Nachtgesichter zu achten. Nehmen Sie nur Vater Joseph. Des- sen Lebenstraum war klar. Eine gute Frau suchen und dann auch finden. Kinder kriegen. Sie in die Schreinerei einbinden. Joseph und Söhne. Unsere Weihnachtswünsche gleichen dem oft aufs Haar. Das Familienfest schlecht- hin muss traumhaft werden. Der Vater bestimmt den Baum. Die Mutter den Braten. Die Kinder befinden sich glücklich und still zwischen Braten und Baum. Aber das funktioniert so einfach gestrickt noch in den seltens- ten Fällen. Baum und Braten können nämlich brennen. Und die Kinder ver- duften im Rauch still zwischendurch. Dabei hatte alles so nett begonnen. Und Träume wurden Wirklichkeit. Vater Joseph hatte eine gute Frau ge- funden. Nur danach kam alles ins Stolpern. Ein Kind kündigte sich an, da war von Hochzeit noch keine Rede gewesen. Aus der Traum. Nun tendie- ren wir enttäuschten Träumer dann schnell dazu, alles hinzuschmeißen und loszulaufen. Heimlich packt der getäuschte Joseph ein. Und schmeißt mitten in der Nacht seinen Lebens- plan hin. Fast hin. Denn bevor er sich verziehen kann, fällt ein Traum vom Himmel auf ihn. Der klingt anders als sein selbstgemachter Weihnachts- wunsch. Und gibt sich redlich Mühe in christlicher Traumdeutung. Zunächst einmal: Keine Angst, keine Furcht, wenn unsere Weih- nachtswünsche danebengehen. Das muss gar nicht zu unserem Schlech- testen sein. Es stimmt: Der Sohn stammt nicht von ihm. Er ist ein Hei- lig-Geist-Kind. Aber gerade darum benötigt er doppelt unsere Achtung, Begleitung und Schutz. Und die gan- ze fremdartige Familie unser treues Dabeibleiben. Joseph glaubt diesem himmlischen Traum und packt wie- der aus. Manchmal möchten wir vor dem Fest auch liebend gern die Kof- fer packen. Weil alles anders wird, als wir es uns erträumt haben. Da wird die Schwiegermutter am Heiligen Abend krank. Und die Scheidungsra- te klettert zwischen den Jahren. Und der Gottesdienst enttäuscht. Baum und Braten Da gibt’s dann wirklich nur eines: Sich hinlegen und einschlafen und auf himmlische Träume warten. Die kom- men, wenn wir unsere Albträume und eingeschränkten Weihnachtskennzei- chen losgelassen haben. Heut’ Nacht, wird uns gesagt, sollst Du das Kind Je- sus nennen, denn – das bedeutet schließlich sein Name – er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Und noch ein Markenname: Sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Gottes Traum nämlich wird zu Weihnachten Wirklichkeit: Er ist und geht und bleibt mit uns. Mit allen. Gerade auch mit denen, denen Baum und Braten angebrannt sind. Nicht fortlaufen. Deshalb: Still abwarten, auf welche Art Gott dieses Jahr zum Fest mit uns sein wird. Das kann dann wohl auch dazu führen, dass wir einen anderen Weg weitergehen, als wir auf die Feier- tage zugegangen sind. Nehmen Sie nur die Heiligen Drei Könige. Die hatten auch zunächst ihren Traum von dem Fixstern über einem Gotteskind. Das konnte von ihrem Vorverständnis her nur im Palast das Licht der Welt erbli- cken. Auf mühsamem Weg erkennen sie schließlich: Es ist dann doch die Provinz, wohin sie reisen sollen. Und als sie dann endlich vor dem Mensch gewordenen Himmelstraum stehen, fallen sie vor Glück und Müdigkeit in tiefen Schlaf. Und träumen von einem Lebensrückweg, der den bösen König, den Feind des Kindes, meiden möge. Aus einer anderen Lebensrichtung kommen sie zu Hause an, als sie ur- sprünglich losgezogen sind. Wir haben unsere Weihnachts- sternenträume auch: Glanz, Geld und auch ein bisschen Völlerei. Was aber, wenn das Kind nicht auf SAT1 zu empfangen ist, sondern beim Weih- nachtsfest der »Tafel Bonn«? Nicht in überfüllten Christmetten, sondern in stiller Versenkung vor dem Choral »Ich steh an Deiner Krippen hier?« Nicht im übersättigten Genuss, son- dern beim Essen mit Freunden wie Dir und mir? Ob wir nach solcherlei traumhaften Erfahrungen nicht auch angerührt und ein wenig beschämt und ganz verändert einen neuen, de- mütigeren Rückweg ins ganz normale nachfestliche Leben gehen? Schließlich nehmen Sie ein letztes Mal Vater Joseph. Der ist inzwischen selbst in den tiefsten Nächten hell- wach. Nicht etwa, weil er vor Enttäu- schung über seine geplatzten Weih- nachtsträume keine Ruhe findet. Nein, er hört in den Sternenhimmel hinein, was von dort her noch alles an Bildern über ihn kommen wird. Zuletzt ist es Foto: Gerhard Schäfer ein Fluchtgebot: Aufstehen! Kind und Frau mitnehmen! Jetzt wirklich den Esel packen. Aber gemeinsam! Nicht mehr heimlich und allein! Und dann ins Ausland, nach Ägypten fliehen! Denn dort allein ist Rettung für’s Kind. Gott begegnen Und wie retten Sie das Kind nach dem Fest? Wenn der böse König der Welt seine Hand nach ihm ausstrecken und es mundtot machen will? Packen Sie es nachts gut ein! Nehmen Sie es mit ins unbekannte, fremde Neue Jahr! Lassen Sie sich Gottes Weihnachtsträume von niemandem stehlen und von nieman- dem madig machen! Dann wird es ganz leicht sein, die eigenen Albträume abzulegen. Und in Schlaf und Traum Gott selber zu begegnen. Der Autor ist Pfarrer in Königswinter- Stieldorf, Sprecher der Morgenandachten im WDR (nächstes Mal 20. - 25. April) und von Andachten in der Deutschen Wel- le (16. und 21. Januar) sowie Kolumnist des PROtestant.

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Liebe Leserin, lieber Leser!Mit unserer ersten »Nachtaus-gabe« laden wir Sie ein, derFaszination der Nacht nachzu-spüren. Ist doch die Nachtambivalent wie unser ganzesLeben: Bedrohlich und ungast-lich, ihr Dunkel verursachtFurcht und Angst.

Zugleich ist sie faszinierendund lädt ein zu Fest und Feier,Geborgenheit und Liebe. Beideszugleich ist die Nacht, faszinie-rend und beängstigend.

Als »fascinosum et tremen-dum« – faszinierend undbeängstigend zugleich – hat diereligionsgeschichtliche For-schung schon immer die Begeg-nung des Menschen mit demGöttlichen charakterisiert.

Und darin begegnen sich Nachtund Gottheit: Ihr Geheimnismacht froh und erschreckt,wird gesucht und gewünschtund doch zugleich gefürchtet.

Die Christnacht wie die Oster-nacht stehen darum nicht zu-fällig im Zentrum des christli-chen Glaubens. Die Begegnungzwischen Gott und Menschbedarf dieses Raumes und derZeit zwischen Arbeit und Ruhe,zwischen Tun und Lassen, zwi-schen Wachheit und Schlaf.

Unsere »Nachtausgabe« lädtSie ein, über die verschieden-sten Facetten der Nacht nach-zudenken und dabei offen zuwerden für die Begegnung mitdem in der Nacht geborenenund in der Nacht auferstande-nen Gott, der in Jesus Christusunser Bruder geworden ist.

Gesegnete Weih-NACHTs-Zeit!

Ihr

Dr. Eberhard KenntnerSuperintendent

Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel

Gute-Nacht-Geschichten:Wenn sich die Seele öffnet 3

Nachtblicke in die Sterne:Weihnachtshimmel im Visier 4

Aufruf zur Weihnachtszeit:Unterstützer für Robin Good 5

Pilgerweg ganz nah:Mit Jörg Bertram durch die Voreifel 8

Unsere Themen

AUSGABE 34 · WEIHNACHTEN 2008 · BONN und die REGION Evangelische Einblicke

PPRROO TTEESSTTAANNTT

Hoffnung und EnttäuschungenWeihnachtsträume zur Heiligen Nacht

Weihnachtsimpression:von der Geburt Jesu biszur Auferstehung, dasLeben Jesu in eindrucks-vollen Bildern im Chor-fenster der BonnerKreuzkirche am Kaiser-platz. Die größte evan-gelische Kirche im Rhein-land ist dienstags bissamstags geöffnet von 9 bis 17 Uhr, sonntagsvon 10 bis 15 Uhr.

Von Max Koranyi

Weihnachten kann zum Albtraumwerden. Das geschieht vor allem

dann, wenn wir meinen, Weihnachts-wunschträume selber erfinden zu müs-sen.Und verlernt haben,auf die himm-lischen Nachtgesichter zu achten.

Nehmen Sie nur Vater Joseph. Des-sen Lebenstraum war klar. Eine guteFrau suchen und dann auch finden.Kinder kriegen. Sie in die Schreinereieinbinden. Joseph und Söhne. UnsereWeihnachtswünsche gleichen dem oftaufs Haar. Das Familienfest schlecht-hin muss traumhaft werden. Der Vaterbestimmt den Baum. Die Mutter denBraten. Die Kinder befinden sichglücklich und still zwischen Bratenund Baum. Aber das funktioniert soeinfach gestrickt noch in den seltens-ten Fällen. Baum und Braten könnennämlich brennen. Und die Kinder ver-duften im Rauch still zwischendurch.Dabei hatte alles so nett begonnen.

Und Träume wurden Wirklichkeit.Vater Joseph hatte eine gute Frau ge-funden. Nur danach kam alles insStolpern. Ein Kind kündigte sich an,da war von Hochzeit noch keine Redegewesen. Aus der Traum. Nun tendie-ren wir enttäuschten Träumer dannschnell dazu, alles hinzuschmeißenund loszulaufen. Heimlich packt dergetäuschte Joseph ein. Und schmeißtmitten in der Nacht seinen Lebens-plan hin. Fast hin. Denn bevor er sichverziehen kann, fällt ein Traum vomHimmel auf ihn. Der klingt anders alssein selbstgemachter Weihnachts-wunsch. Und gibt sich redlich Mühein christlicher Traumdeutung.

Zunächst einmal: Keine Angst,keine Furcht, wenn unsere Weih-

nachtswünsche danebengehen. Dasmuss gar nicht zu unserem Schlech-testen sein. Es stimmt: Der Sohnstammt nicht von ihm. Er ist ein Hei-lig-Geist-Kind. Aber gerade darumbenötigt er doppelt unsere Achtung,Begleitung und Schutz. Und die gan-ze fremdartige Familie unser treuesDabeibleiben. Joseph glaubt diesemhimmlischen Traum und packt wie-der aus. Manchmal möchten wir vordem Fest auch liebend gern die Kof-fer packen. Weil alles anders wird, alswir es uns erträumt haben. Da wirddie Schwiegermutter am HeiligenAbend krank. Und die Scheidungsra-te klettert zwischen den Jahren. Undder Gottesdienst enttäuscht.

Baum und Braten

Da gibt’s dann wirklich nur eines: Sichhinlegen und einschlafen und aufhimmlische Träume warten. Die kom-men, wenn wir unsere Albträume undeingeschränkten Weihnachtskennzei-chen losgelassen haben. Heut’ Nacht,wird uns gesagt, sollst Du das Kind Je-sus nennen, denn – das bedeutetschließlich sein Name – er wird seinVolk retten von ihren Sünden. Undnoch ein Markenname: Sie werdenihm den Namen Immanuel geben, dasheißt übersetzt: Gott mit uns. GottesTraum nämlich wird zu WeihnachtenWirklichkeit: Er ist und geht undbleibt mit uns. Mit allen. Gerade auchmit denen, denen Baum und Bratenangebrannt sind. Nicht fortlaufen.

Deshalb: Still abwarten, auf welcheArt Gott dieses Jahr zum Fest mit unssein wird. Das kann dann wohl auchdazu führen, dass wir einen anderenWeg weitergehen, als wir auf die Feier-

tage zugegangen sind. Nehmen Sie nurdie Heiligen Drei Könige. Die hattenauch zunächst ihren Traum von demFixstern über einem Gotteskind. Daskonnte von ihrem Vorverständnis hernur im Palast das Licht der Welt erbli-cken. Auf mühsamem Weg erkennensie schließlich: Es ist dann doch dieProvinz, wohin sie reisen sollen. Undals sie dann endlich vor dem Menschgewordenen Himmelstraum stehen,fallen sie vor Glück und Müdigkeit intiefen Schlaf. Und träumen von einemLebensrückweg, der den bösen König,den Feind des Kindes, meiden möge.Aus einer anderen Lebensrichtungkommen sie zu Hause an, als sie ur-sprünglich losgezogen sind.

Wir haben unsere Weihnachts-sternenträume auch: Glanz, Geld undauch ein bisschen Völlerei. Was aber,wenn das Kind nicht auf SAT1 zuempfangen ist, sondern beim Weih-nachtsfest der »Tafel Bonn«? Nicht inüberfüllten Christmetten, sondern instiller Versenkung vor dem Choral»Ich steh an Deiner Krippen hier?«Nicht im übersättigten Genuss, son-dern beim Essen mit Freunden wie Dirund mir? Ob wir nach solcherleitraumhaften Erfahrungen nicht auchangerührt und ein wenig beschämtund ganz verändert einen neuen, de-mütigeren Rückweg ins ganz normalenachfestliche Leben gehen?

Schließlich nehmen Sie ein letztesMal Vater Joseph. Der ist inzwischenselbst in den tiefsten Nächten hell-wach. Nicht etwa, weil er vor Enttäu-schung über seine geplatzten Weih-nachtsträume keine Ruhe findet. Nein,er hört in den Sternenhimmel hinein,was von dort her noch alles an Bildernüber ihn kommen wird. Zuletzt ist es

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ein Fluchtgebot: Aufstehen! Kind undFrau mitnehmen! Jetzt wirklich denEsel packen. Aber gemeinsam! Nichtmehr heimlich und allein! Und dannins Ausland, nach Ägypten fliehen!Denn dort allein ist Rettung für’s Kind.

Gott begegnen

Und wie retten Sie das Kind nach demFest? Wenn der böse König der Weltseine Hand nach ihm ausstrecken undes mundtot machen will? Packen Sie esnachts gut ein! Nehmen Sie es mit insunbekannte, fremde Neue Jahr! LassenSie sich Gottes Weihnachtsträume vonniemandem stehlen und von nieman-dem madig machen! Dann wird esganz leicht sein, die eigenen Albträumeabzulegen. Und in Schlaf und TraumGott selber zu begegnen.

� Der Autor ist Pfarrer in Königswinter-

Stieldorf, Sprecher der Morgenandachten

im WDR (nächstes Mal 20. - 25. April)

und von Andachten in der Deutschen Wel-

le (16. und 21. Januar) sowie Kolumnist

des PROtestant.

In darkness let me dwell von John DowlandSting/Edin Karamasov oder Dorothee Mields/Hille Perl

See, even Night herself is here! von Henry Purcellaus »The Fairy Queen«, 1692London Classical Players, Roger Norrington

Mondnacht von Robert Schumann/Joseph von EichendorffFischer-Dieskau/Gerald Moore, Mozarteum Salzburg, 1959

Nocturne Es-Dur op. 55, 2 von Frederic ChopinVladimir Horowitz, The Last Recording, New York, 1989

O sink hernieder, Nacht der Liebe aus Richard Wagner:»Tristan und Isolde«Peter Hofmann, Hildegard Behrens, Leonard Bernstein,Symphonie-Orchester des Bayrischen Rundfunks, 1981

Clair de lune von Claude DebussyTamás Vásáry

Die Nacht von Richard Strauss/Hermann von GilmJessye Norman/Geoffrey Parsons, 1985

Round midnight von Thelonius MonkMiles Davis, 1956 oder Bud Powell, 1961

Night and the city Charlie Haden/Kenny Barron, 1996

One Quiet night Pat Metheny, Solo Baritone Guitar, 2003

Seite 2 Dezember 2008PPRROOTTEESSTTAANNTT

Musik in dunklen StundenKreuzkirchenorganist Stefan Horz: Von der Kleinen Nachtmusik bis »Round midnigt«

Von Stefan Horz

Dieser Moment, wenn die Empo-rentür klickt, Schritte verhallen

und schließlich die schwere Kirchentürins Schloss fällt, ist für jeden Organis-ten etwas ganz Besonderes. Allein zusein mit einem Instrument, dessen Be-kanntschaft er gerade macht, allein mitder Dunkelheit, aufmerksam und neu-gierig auf den ersten Ton. Nachtstun-den in fremden Kirchen, auch der ei-genen, sind aufregend. Warum? Worinliegt die Besonderheit einer nächt-lichen Musik? Wirkt die Nacht beruhi-gend auf uns, die Konzentration aufdas Wesentliche wohltuend – oder istuns die Dunkelheit vielleicht manch-mal unheimlich?

Nachtmusiken sind bis heute sehrbeliebt, wie die Vielzahl der Nightmu-sic-CDs auf dem Markt belegen. Die

Gattung des Nocturne führt die Nachtim Namen: lat. nocturnus: nächtlich.Im 18. Jahrhundert bezeichnete man sounterhaltsame Kompositionen,die ger-ne bei Nacht unter freiem Himmel auf-geführt wurden. Als Huldigung oderStändchen in Parks oder Innenhöfenvor allem in Böhmen und Südeuropa.

»Ich habe geschwind ein NachtMusique machen müssen«, schreibtMozart 1782 entschuldigend an denVater, der längst auf andere Partiturengewartet hatte. Die »Kleine Nachtmu-sik« ist heute eines der beliebtestenMusikwerke überhaupt, wenn sie unsauch nicht sehr nächtlich anmutet,sondern vielmehr – unterhaltsam.

Mögen uns Huldigungsmusikenunter freiem Himmel tatsächlich etwas»böhmisch« vorkommen, so steht unsdie Nachtsymbolik der Romantikschon näher. »Die Nacht weckt eigen-

»Ich würde gerne öfter nachts arbei-ten«, sagt Christa Skomorowsky. DieStreetworkerin der Aids-InitiativeBonn ist nachts auf dem BonnerStraßenstrich unterwegs. Durch-schnittlich zwei Mal im Monat steu-ert sie mit einem Campingbus desGesundheitsamtes das Gelände an.Oft wird es hektisch, wenn die Pros-tituierten zu ihr und einer Kolleginkommen. »Wir sind dann schnellhoffnungslos überfüllt.«

Pro Nacht kommen bis zu 30 Frauen,trinken einen Kaffee, essen eine Suppeoder kaufen Kondome zum Selbstkos-tenpreis. Die »Community der Frau-

Foto

:Arc

hiv

en« sei eine kleine Welt für sich, be-richtet Christa Skomorowsky. Undsehr vielfältig: ganz junge Frauen undauch solche in den Sechzigern, aus ver-schiedenen Ländern, Studentinnenund Hausfrauen. Harte Konkurrenz,bei Wind und Wetter das Warten unterfreiem Himmel und bisweilen gewalt-tätige Freier prägen ihren Arbeitsalltag.

Erst kürzlich wurde eine von ihnenvergewaltigt. »Ich finde viele Frauensehr bewundernswert, weil sie diesenharten Job durchziehen«, sagt die Be-raterin. Sie möchte ihnen »ein bisschenMenschenwürde vermitteln, denn anRespekt und Akzeptanz fehlt es in derGesellschaft«. Christa Skomorowsky,

thümliche Gefühle und gibt Allem ei-nen sentimentalen Ton, indem dieAußenwelt, im Dunkel geborgen odervom Dämmerlicht erhellt, die Phanta-sie nicht unmittelbar in Anspruchnimmt, sondern das Gemüth vorwal-ten lässt, und so sich alle Bethätigungder Seele nach Innen wendet«, lesen wirin einer »Aesthetik der Tonkunst« ausdem Jahr 1841.

Auch der Jazz kennt diese eigenar-tige Stimmung Round midnight, wennalle Gigs zu Ende gespielt sind und derRauch zwischen hochgestellten Stüh-len steht. Hinter der abgeklärten Me-lancholie dieses Standards von Thelo-nius Monk versteckt sich das alte Fee-ling des Blues: Die Angst jedes Men-schen vor Einsamkeit und Verlassen-heit: »Memories always start ‘roundmidnight«. In den Wochen vor Weih-nachten mit ihren länger werdendenNächten sind Einsamkeit undschmerzliche Erinnerungen für vieleMenschen traurige Realität.

Aber auch die Weihnachtsnacht istvoller Musik und die wunderbaren Lie-der in unserem Gesangbuch variierendas Thema dieser »Nachtmusik« aufzuversichtliche und tröstliche Weise:»Die Nacht ist vorgedrungen, der Tagist nicht mehr fern«, singen wir im Ad-vent. Ob es schließlich das Leuchtenum die Hirten ist, die hellen Lieder derEngel, die Todesnacht, die von Chris-tus, der Sonne überwunden wird, dasschöne Morgenlicht, dessen Anbruchso herbeigesehnt wird – kaum einWeihnachtslied, das nicht vom Sieg desLichts über die Finsternis kündet:

Das Blümelein so kleine,das duftet uns so süß;

mit seinem hellen Scheinevertreibts die Finsternis.

� Der Autor ist Organist an der Kreuz-

kirche am Kaiserplatz, der großen evan-

gelischen Innenstadtkirche in Bonn.

die auch Mitglied in der NRW-Lan-deskommission Aids ist, hilft bei derWohnungssuche, unterstützt Frauen,wenn sie jemanden anzeigen wollen,und berät über Ausstiegsmöglichkei-ten. Über HIV und Aids wissen dieProstituierten im Verhältnis zu ande-ren Frauen relativ gut Bescheid. »Siesind über jede Art der Verhütung in-formiert, ihr Körper ist ihr Kapital.«Und die Prostituierten schätzen ihreArbeit. »Du stehst wirklich hinter uns«,lobt eine. Über diese Anerkennungfreut sich die Streetworkerin.

»Auch für mich war das zunächsteine fremde Welt.« Und wenn sie sichdann vom Arbeitstag schon müde zumStraßenstrich aufmacht,wird sie immerwacher und aufgekratzter. »Wenn’sdunkel wird,kommt bei mir die Power.«

Uta Garbisch

A pro posAnlaufstelle StraßenstrichDie 2002 gegründete Aids-Initiative

Bonn arbeitet gemeinsam mit anderen

freien Trägern im Projekt »Mobile An-

laufstelle Straßenstrich« des Gesund-

heitsamtes der Stadt Bonn. Sie fordert ein

Sicherheitskonzept für die Frauen und

Mindeststandards im hygienischen Be-

reich. Es fehlen Toiletten, Dusche und

Ruheräume. Zum Vorstand der Aids-Ini-

tiative Bonn gehören auch drei evangeli-

sche Pfarrer. gar

� Kontakt: AIDS-Initiative Bonn e.V., Bertha-

von-Suttner Platz 1-7, 53111 Bonn, Tel. 02 28 /

4 22 8 20, www.aids-initiative-bonn.de

Foto

:PRO

Klinik-seelsorgerGunnarHorn

Wenn’s dunkel wirdStreetworkerin im Bonner Straßenstrich

Nachts auf Bonner Straßen unterwegs: Christa Skomorowsky.

Etwas unsanft weckt mich der Klingel-ton meines Handys. Es ist kurz vordrei Uhr in der Nacht.Die Intensivsta-tion unseres Krankenhauses meldetsich. »Tut mir leid, dass wir Sie in derNacht wecken,aber wir brauchen Sie.«Es folgt die Erklärung,dass Frau S.,diewir schon so lange betreut haben, nundoch gestorben ist. Die Angehörigen,Ehemann und Tochter, sind da undwären dankbar, wenn ich komme.

Auf der Intensivstation empfängt michein befreundeter Krankenpfleger. »Un-sere Ärztin, Frau Dr. H. ist auch geradebei den Angehörigen, du weißt ja vondeinen Besuchen, in welchem ZimmerFrau S. liegt. Ich komme auch mal mit.«Frau S. liegt aufgebahrt im Zimmer,Tochter und Ehemann sind dabei,dazuFrau Dr. H. Alles wirkt friedlich: Dervertraute Gesichtsausdruck der Ver-storbenen,die Atmosphäre im Zimmer.Trotz aller Apparate, trotz aller Technikist es den Pflegekräften gelungen, einenwürdigen Rahmen zu schaffen.Wir las-sen uns Zeit. Irgendwann schlage ichvor, eine kleine Andacht zu halten mitBibellese und Gebet. Ich habe denPsalm 90 schon aufgeschlagen, da sagtFrau Dr. H: »Ach lassen Sie mich dochlesen. Das ist mir wichtig. Wir allemochten Frau S., und wir hätten ihr sogerne geholfen.« Der Krankenpflegerhat inzwischen die kleine Osterkerzeentzündet. Später erzählen mir die An-gehörigen aus dem Leben von Mutter

und Ehefrau.Frau Dr.H.und der Kran-kenpfleger sind inzwischen gegangen.

Auch ich verabschiede mich undwerfe noch einen Blick in die Sta-tionsküche. Frau Dr. H. sitzt dort ganzentspannt bei einer Tasse Kaffee. »Wasin der Nacht doch manchmal allesmöglich ist. Ich meine, mit so vielZeit und so viel Ruhe, und dass wiralle dabei sein konnten bei der Verab-schiedung.« Ich setze mich dazu.Doch schon nach den ersten Wortengeht ihr Funk. »Tut mir leid, ich mussin den OP, aber manchmal ist nachtsdoch wirklich eine Menge möglich.«

Auf meinem Nachhauseweg wirdes schon langsam hell. Es wird einschöner Sommertag werden. »FrauDr. H. hat recht«, denke ich, »schonschade, dass Manches am Tag so vielschwieriger ist.« Gunnar Horn

� Der Autor ist Pfarrer an den Evangeli-

sche Kliniken Bonn, dem Waldkranken-

haus in Bad Godesberg.

Orgel in der Nacht: »wie ein schweigendes Tier«.

Nachts: AndachtSeelsorger auf der Intensivstation

Musik zur Nacht: Eine Auswahl hat derKammerchor der Bonner Kreuzkirche»Vox Bona« unter Leitung von KarinFreist-Wissing stimmungsvoll auf CDeingesungen. »Mond, Nacht, Traum«

heißt die ambitionierte, auch technischhervorragende Aufnahme. Der Span-nungsbogen reicht von eher düsterenStücken wie »Darthulas Grabesgesang«von Johannes Brahms über das an-spruchsvolle »Este« des ungarischenChorvaters Zoltán Kodály bis zu MaxRegers wunderbar bekanntem Choral-satz auf Matthias Claudius Text »DerMond ist aufgegangen«. Sinnliche Mu-sik durch die Nacht hindurch in einenguten Morgen. Joachim Gerhardt

� Moon, Night, Dream – Choral Music of

the 19th & 20th Centuries, Vox Bona/K.

Freist-Wissing (Ltg.), audite 97.483; Be-

stellung bei der Kirchenmusik der Kreuz-

kirche oder www.audite.de. 15 Euro.

Eine Top -Ten-Liste nach Stefan Horz. Die Reihenfolge ist chronologisch.

Die 10 schönsten NachDie 10 schönsten Nachtmusiktmusikenen11

22

33

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55

66

77

88

99

1010

Dezember 2008 Seite 3PPRROOTTEESSTTAANNTT

Wenn sich die Seele öffnetPastorin Karla Domning über die Nacht als Ort besonderer GotteserfahrungPRO: Nachtveranstaltungen werdenauch bei Kirchens immer beliebter. Al-lein in unserer Region haben in den letz-ten Monaten die Nacht der Kirchen inBonn, die ökumenische Nacht am Re-formationstag in Niederkassel oder dieNacht der Lichter in Bad Honnef statt-gefunden. Was ist das Besondere an die-ser Tageszeit?

Domning: Die Nacht hat eine andereQualität als der Tag. Während unserTagesbewusstsein sich mit der Realität,mit Freuden und Mühen des Alltagsbeschäftigt, stellen wir uns in der NachtFragen nach dem Sinn für das, was wirtun. Die Nacht öffnet die eigene Seele.Sie lässt uns reflektieren, sie bietetRaum für Träume, Wünsche, Fragenund Probleme. Insofern suchen dieMenschen bei AbendveranstaltungenBesinnung und nach Antworten aufihre Lebensfragen.

PRO: Welche Bedeutung hat die Nachtfür die Psyche des Menschen?

Domning: Als Seelsorgerin spreche ichlieber von der Seele. Die Seele ist fürmich mit dem Göttlichen verbundenund die Psyche ein Teil der Seele. Esgeht um die Öffnung für das Göttlichein uns selbst, um den Weg durch unse-re Dunkelheiten, hin zum Licht. Durcheigene Schatten und Ängste hindurchbegeben wir uns auf die Suche nachGottes Liebe. Unsere Seele sucht dieseLiebe und will mit ihr eins werden.

PRO: Was können Menschen durchdas Eintauchen in die Dunkelheit derNacht erfahren?

Domning: Im Rhythmus von Tag undNacht gibt es immer wieder die Mög-

lichkeit zu Neugeburt und Wandlung.In früheren Zeiten, ohne elektrischesLicht, war dieser Prozess viel stärker alsheute an jedem Morgen für uns Men-schen erfahrbar. Die aufgehende Son-ne symbolisiert die Wiedergeburt desTages und die Wandlung der Nachtzum Tag. Unsere Welt hat sich sehr ver-ändert, wir machen die Nacht zumTag: rund um die Uhr Beleuchtungund Arbeit, statt auszuruhen und dieNacht zu erleben. Die meisten Men-schen leben heute ständig im Tagesbe-wusstsein und verdrängen mit derNacht verbundene Gefühle wie Angstund Schmerz. Aber zum Menschseingehören unsere Gefühle dazu. Wennwir bereit sind, alle unsere Gefühle zuleben, kann sich Verzweiflung in größ-te Freude verwandeln. Wenn wir uns

diesen inneren Prozessen stellen, er-fahren wir immer wieder Wandlungund Neugeburt.

PRO: Welche Bedeutung hat die Nachtim Christentum?

Domning: Die wichtigsten EreignisseChristi, wo er mit Gott ganz verbundenwar, geschahen in der Nacht: sowohlChristi Geburt als auch die Gescheh-nisse in der Osternacht. In der HeiligenNacht leben uns die Hirten auf demFelde vor, ganz offen zu sein für GottesBotschaft. Diese Öffnung für das Un-erwartete, es wahrzunehmen und da-nach zu handeln, ist ganz zentral: DieHirten sehen das Licht, verstehen esmit ihrem Herzen und machen sichauf, das Kind zu suchen.Auch auf dem

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Karla Domning istPastorin undDiplom-Psycho-login. Die 51-Jährige arbeitet alsSeelsorgerin ander Rhein-Klinik inBad Honnef. Siekann in der Regionzu besinnlichenund spirituellenAbenden eingela-den werden, andenen sie zumBeispiel Märchenerzählt, deutetund dazu keltischeHarfe spielt. Siespricht ebenfallszu spirituellenThemen derGegenwart undder christlichenMystik.

Kreuzigungsweg hat uns Christus vor-gemacht, wie wir Gott näher kommenkönnen: durch die Bereitschaft, großeÄngste, Verzweiflung und auch Gott-verlassenheit zu durchleben und aus-zuhalten. Trotz schrecklicher Erfah-rungen vertrauen, sich hingeben undoffen sein – dann zeigt sich am Endewieder das Licht.

PRO: Welche Funktion hat das Betenzur Nacht?

Domning: Das Abendgebet hilft, denTag zu verabschieden. Wir bedenkenden Tag, was geglückt ist, was Sorgenbereitet und wofür wir danken. So wirdunser Leben bewusster und reicher.Gleichzeitig macht beten frei und un-besorgt, denn wir legen jeden Tag inGottes Hand.

PRO: Brauchen Menschen Gute-Nacht-Geschichten?

Domning: Kinder brauchen auf jedenFall Gute-Nacht-Geschichten, dennviele haben Angst vor der Dunkelheit.Die Geschichten geben ihnen Ruhe undlassen sie leichter einschlafen. In den Er-zählungen wird schon etwas von derTraumwelt der Nacht vorweggenom-men, sie sind daher eine gute Brückevom Tag zur Nacht. Früher haben sichauch erwachsene Menschen abendsGeschichten und Märchen erzählt. Sowurde der Alltag besser bewältigt undverstanden.Viele Erwachsene lesen vordem Einschlafen und erzählen sich so-mit selbst Gute-Nacht-Geschichten.Aber vielleicht versuchen Sie mal in ih-rer Familie oder mit Freunden amAbend etwas vorzulesen oder zu erzäh-len, die Adventszeit eignet sich be-sonders gut dafür. Jutta Huberti-Post

pro GRAMMBesondere Gottesdienstezur Heiligen Nacht

Die Gottesdienste zur Heiligen Nacht,

vielerorts auch Christmette genannt, er-

freuen sich großer Beliebtheit. Viel-

leicht, weil sich in der oft besungenen

»stillen Nacht« die Heiligkeit des Au-

genblicks erst wirklich zeigt. Ruhe und

Besinnung auf das, was Weihnachten

ausmacht, die vertrauten Lieder, die

Texte, und sich selbst und die Welt in ei-

nem neuen Licht zu sehen, manchmal

auch ganz persönlich mit einer Kerze in

der Hand – dazu laden die Gottesdiens-

te in nahezu allen evangelischen Ge-

meinden unserer Region ein. Hier eine

kleine Übersicht:

Um 24.00 Uhr in der Kreuzkirche amKaiserplatz (Bonn-Innenstadt) steht

der Gottesdienst zur Heiligen Nacht un-

ter dem Motto »Unter einem guten

Stern«. Die Mitternachtsmette mit Pfar-

rer Rüdiger Petrat ist geprägt von fest-

licher Chormusik von Josef Gabriel

Rheinberger und dessen Werk »Stern

über Bethlehem«; Mitwirkende: Solis-

ten, Kantorei & Orchester der Kreuzkir-

che unter Leitung von Karin Freist-Wis-

sing.

Einen ganz anderen, nämlich jazzigen

Akzent setzt die »Silent Night« um

23.00 Uhr in der Lutherkirche in

Bonn-Poppelsdorf/Südstadt (Reuter-

straße 11). Der stimmungsvolle, etwas

andere Gottesdienst hat bereits Tradi-

tion und spricht auch viele Alleinste-

hende und Jüngere an. Kantor Berthold

Wicke und Pfarrer Joachim Gerhardt

haben eine Form entwickelt, die Jazz-

musik und klassische Weihnachtslieder,

neue und alte Texten miteinander ver-

bindet. Die Kirche ist anschließend bei

Brot, Wein und Käse so lange geöffnet,

bis der Letzte gegangen ist.

Meditative Christnächte bei Kerzenlicht

werden um 23.00 Uhr u.a. auch gefeiert

in der Friesdorfer Pauluskirche (In der

Maar / Bad Godesberg). Pfarrer Siegfried

Eckert feiert eine lyrische Liturgie unter

dem Motto »Bist du der eigenen Rätsel

müd?«, für die Musik sorgen Volker

Kriegsmann (Englisches Horn/Beetho-

venorchester) und Julia Kriegsmann (Sa-

xophon), sowie in der Zülpicher Chris-tuskirche (Frankengraben), Bernd Keh-

ren und Team gestalten eine meditative

Dialogpredigt. Bekannte und neuere

Weihnachtslieder werden schlicht mit

einer Konzertgitarre begleitet.

»O du fröhliche«, ein Klassiker am Heili-

gen Abend, steht um 23.00 Uhr im Mit-

telpunkt in der Jesus-Christus-Kirche in

Alfter-Witterschlick. Jugendliche führen

im Rahmen der Christmette ein von Pfar-

rer Andreas Schneider verfasstes Anspiel

über die Entstehung des Liedes auf. Lei-

tung der Theater-Gruppe: Sonja Koller.

Schon die Premiere war verheißungsvoll.

Traditionell ein Höhepunkt ist auch die

Christmette in der Troisdorfer Stadt-kirche, der Johanneskirche (Viktoria-

str. 1). Um 23.00 Uhr feiert Pfarrer Diet-

mar Pistorius unter dem Motto »Als die

Zeit erfüllt war…« Die Kantorei unter

Leitung von Brigitte Rauscher singt

Werke von Johann Sebastian Bach sowie

neuen Meistern.

Einen außergewöhnlichen Akzent er-

wartet Besucher auch im Meckenhei-mer Gemeindezentrum »Die Arche«(Akazienstraße) um 22.30 Uhr. Pfarre-

rin Angelika Zädow singt im Wechsel

mit der Gemeinde den altchristlichen

Lobgesang »Exultet«. In dem meditati-

ven Gottesdienst geben Pfadfinder das

Friedenslicht aus Bethlehem weiter, das

sie Tage zuvor von dort geholt haben.Nacht-Rettungsfahrer Sven Gnädig:»Der Stress des Tages fehlt.«

Für viele Menschen ist die Nachtnicht der Augenblick der Erholung.Nachts gehen sie ihrer Arbeit nach inFabriken. In der Bäckerei stehen dieGesellen ab zwei Uhr in der Backstu-be. Und über Funk höre ich, wie dieKollegen arbeiten. In Altenheimenund im Krankenhaus sind die Flurebeleuchtet und belebt.

Trotzdem nehme ich Gott in der Nachtstärker wahr als am Tage. Denn derStress des Tages fehlt, in der Nachtbleibt einfach mehr Raum, seineGegenwart zu spüren. Es ist ein span-nender Kontrast, wenn ich die Ret-

tungseinsätze fahre. Geburt und Todliegen in der Nacht dichter beisammen.Die Besinnung auf das, was passiert, isteinfach stärker: Das Dunkel der Nacht– der Tod. Aber wir arbeiten dem Tagentgegen, der Geburt. Das ist dannauch das Schönste an der Nacht: wennich mitbekomme, wie die Sonne an ei-nem neuen Tag wieder aufgeht. DieserKontrast macht die Vergänglichkeitschon sehr bewusst. Aber eben auchdas Geschenk und den Wert von Got-tes Schöpfung. Sven Gnädig

� Der Autor ist Rettungsassistent bei der

Rettungswache Euskirchen

RettungsfahrerGeburt und Tod liegen dicht beieinander

Pfarrer Albrecht Roebke im Einsatz: »DieNacht hat Vorteile.«

Als Notfallseelsorger kommt mir dieNacht bei meiner »Arbeit« sehr ent-gegen. Dies liegt an mehren Um-ständen: Zunächst einmal hat manin der Nacht mehr Zeit für den Ein-satz. Man kommt schneller zumZiel, die Straßen sind leer. An denUnfallstellen gibt es weniger Schau-lustige. Auf den Polizeiwachen ha-ben die Beamten nachts mehr Zeit,sodass man sich in Ruhe absprechenkann, wenn es zum Beispiel heißt,eine Todesnachricht zu überbrin-gen. Diese Ruhe ist mir wichtig, auchum mich selbst auf den Einsatz»mental« vorzubereiten.

Nacht das erste einfallende Licht desTages, das Morgenrot am Ende derNacht, eine ganz zarte Knospe derHoffnung geben kann, dass das Lebentrotz aller Dunkelheit weitergeht,weitergehen muss … und weitergehenkann, wie es auch immer sein wird …

Und zu guter Letzt mag ich ganzpersönlich die Nacht; denn meine Kin-der sind zuhause. Wenn ich nach demEinsatz nach Hause komme, dannschleiche ich mich an die Betten meinerKinder und höre auf ihren ruhigenAtem,spüre ihre Wärme.Und dann be-greife ich, welch große Gnade Gott mirschenkt, dass meine Kinder leben undatmen, und dass dies keine Selbstver-ständlichkeit ist, sondern ein Wunder,an dem wir Mensch mitten in dieserWelt teilhaben dürfen. Und das ist derMoment in der Nacht, in dem ich de-mütig,dankbar und glücklich bin.Undmich der kommende Tag,mit all seinenSorgen, allem Streit, all dem Stress, dender Alttag mit sich bringt, nicht mehrängstigt. Albrecht Roebke

� Der Autor ist Pfarrer an einem Bonner

Berufskolleg und nebenamtlich evangeli-

scher Koordinator der ökumenischen Not-

fallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg.

Nachtdienst: NotfallseelsorgeWenn das Leben aufhört,sich zu drehen …

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Wir als Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger begleiten die Menschen inExtremsituationen: Wenn der geliebteMensch tödlich verunfallt ist, wenn derMann sich das Leben genommen hat,dann bleibt für die meisten Menschenerst einmal die Welt stehen. Wie Hohnwirkt es für die Betroffenen, wenn di-rekt neben ihnen das »normale« Lebenweitergeht, Menschen Brötchen kau-fen, Nachbarn sich streiten, ein Kindkeine Hausaufgaben machen will.

In der Nacht gibt es wenig »norma-les« Leben, alles ist ruhiger – und da istes etwas leichter zu ertragen, wenn dieWelt plötzlich aufhört sich zu drehen.

Und auch hier hat die Nacht ganzpraktische Vorteile für die Betroffenen:zum Beispiel sind die Kinder im Bett,man kann sich selber erst einmal sam-meln und überlegen, wann und wieman die schreckliche Nachricht denKindern überbringt. Alle Menschen,die man erreichen möchte, sind meis-tens zuhause, und es ist auch ohneWorte klar, dass etwas Schrecklichespassiert sein muss, wenn jemand mit-ten in der Nacht anruft …

»Wenn die Nacht am tiefsten ist, istder Tag am nächsten« heißt es in einemLied aus den 70ern. Auch das habe icherlebt, dass nach dem Schock der

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Seite 4 Dezember 2008PPRROOTTEESSTTAANNTT

Von Dr. Hartmut Riepken

Wieder wird es Weihnachten. Es istnun abends sehr früh dunkel,

und oftmals funkeln die Sterne, wennich von der Arbeit nach Hause komme.Und ich kann nicht anders: Ich bleibestehen und blicke nach oben, oder gehegar in den dunklen Garten, um dieSternenpracht anzusehen.

Ich bin Astronom, genauer: einAstrophysiker. Daher sind es keine Ge-heimnisse, keine Wunder, die ich mitdem Anblick der Sterne verbinde. Unddoch überkommt mich ein Gefühl derAndacht, des Wunderns über diesenHimmel, dieses Universum. Ich denke,dass ich Gott selten so nah empfindewie bei der staunenden Betrachtungder Tausenden von Sternen.

Vor einiger Zeit sah ich ein Bild desWeltraumteleskops Hubble. Auf demBild waren Tausende von Sternsyste-men, Galaxien, also Milchstraßen wieunsere eigene zu sehen. Ganz tief insWeltall konnte man sehen, und ganzweit zurück in die Vergangenheit: über13 Milliarden Jahre,nur eine kurze Zeitnach der Entstehung des Universums,nach dem »Urknall«. Ich konnte fast bis

Wenn Anne Schmitz (Name geän-dert) gegen Mitternacht mit derBahn zum Einsatz fährt, betrachtetsie oft die Fenster der vorbeiziehen-den Häuser. Manche sind dunkel,andere erleuchtet. »Was geschiehtdahinter? Wer wird heute Nacht an-rufen?«

Acht Stunden, bis halb acht morgens,dauert ihre Schicht. Für die ehren-amtliche Mitarbeiterin der Telefon-seelsorge hat die Nacht etwas Ge-heimnisvolles. »Wie in der Kindheitist ein gewisser Zauber immer nochda.« Als die 64-Jährige mit ihrem En-

eine plausible Deutung gibt, die mitdem Bibeltext, den historischen Datenund mit astronomischen Ereignissenganz gut übereinstimmt. Und so kön-nen wir vermuten – oder glauben –,dass Christi Geburt Mitte Novemberdes Jahres Sieben vor unserer Zeit-rechnung stattfand, also vor nunmehr2014 Jahren, unter den dicht zu-sammenstehenden Planeten Jupiterund Saturn.

� Der Autor ist Astrophysiker, Koordina-

tor für die Nutzung der Internationalen

Raumstation beim Deutschen Zentrum

für Luft- und Raumfahrt (DLR) und ak-

tiv in der Kirchengemeinde Königswin-

ter-Stieldorf.

gagement begann, waren ihr durch-wachte Nächte unbekannt, aber siehat sich daran gewöhnt. Über eineBekannte hatte sie die Telefonseelsor-ge kennengelernt. Heute sagt sie: »DieArbeit entspricht meinem Naturell.«Schließlich erfahre sie spannendeDinge, erzählt sie mit Augenzwin-kern. Es gebe sehr nette Gespräche,ein Geben und Nehmen.

Am Telefonhörer, im ganzen Ge-bäude ist sie nachts völlig allein. »Dasmacht das Flair aus. Alle Geräuschesind runtergeschraubt.« Sie trinkt vielKräutertee, isst ein wenig Obst. DasTelefon klingelt fast pausenlos. Man-

zur Schöpfung »zurückblicken«! Warhier das Weltall so zu sehen, wie derüber Allem, in Allem schwebendeSchöpfer es wohl sehen mochte? Ich sahdas Bild und meinte mit einem Er-schauern, ganz nah bei Gott zu sein.Was ich in diesem Augenblick emp-fand, war ein wirkliches Beten zu mei-nem Schöpfer.

»Heimat« in Sicht

Da war keine Angst vor der Unend-lichkeit, keine Furcht vor den unglaub-lichen Zeitspannen. Nein, es war – undist – für mich ein Blick in eine Art»Heimat«, in die Domäne Gottes, denOrt, an den jeder von uns einmal gehenwird. Wenn ich den Sternenhimmelbetrachte, gerade in der Weihnachts-zeit, frage ich mich aber auch, was man

Die Pracht der SterneEin Blick in den Weihnachtshimmel

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:DLR

Dr. HartmutRiepken

Das Hubble Ultra Deep Field. Fast alle Ob-jekte auf diesem Bild sind ferne Galaxien,die ältesten mehr als 13 Milliarden Lichtjahreentfernt (Bild oben). Der Stern von Bethle-hem in der Vorstellung von Albrecht Dürerin einem Holzschnitt aus dem Jahr 1511.

Die TelefonseelsorgeBonn/Rhein-Sieg

sucht dringendehrenamtliche

Helferinnen undHelfer im Alter

zwischen 25 und 65Jahren zur Mitarbeit

(Tel. 0228 / 65 33 44).

Es ist 21.30 Uhr: Der Stadtrat hat nachlanger Debatte den Beschluss für dasHaus der Bildung gefasst. Es soll indas alte Stadthaus einziehen. Ich sitzeauf heißen Kohlen. Um 23 Uhr istRedaktionschluss. Ich muss noch ak-tuell berichten.

Mit den Ratsunterlagen unterm Armstehe ich an der Tür, OB Bärbel Dieck-mann verkündet das Abstimmungser-gebnis. Ich rase zur Tiefgarage desStadthauses. Im Foyer sitzt ein Feuer-wehrmann. Er hält dort abends Wache.Wir grüßen uns kurz, dann stehe ichschon auf der Rolltreppe.Die Garage istgut beleuchtet.Angst habe ich nicht,derParkwächter sitzt wie gewohnt in sei-nem Häuschen. Er kennt mich seit Jah-ren,winkt mir freundlich zu.Ab geht esnach Dransdorf in das Verlagsgebäudean der Justus-von-Liebig-Straße. DieStraßen sind wie leergefegt. Mit demFahrrad würde ich diese Strecke nachtsnicht gerne fahren. Um diese Zeit sinddie meisten zu Hause, denke ich kurz.Nachmittags noch, auf dem Weg zumRat, habe ich auf der Bornheimer Stra-ße im Stau gestanden. In der ersten undzweiten Etage des GA brennt Licht.

Arbeiten gegen die UhrSpätdienst: Journalistin

Lisa Inhoffen spät abends in der Redaktion: Die Zeit drängt.

wohl in der Nacht von Christi Geburtam Himmel sehen konnte. War da einneuer Stern? Gab es wirklich einen»Stern von Bethlehem«? Die Bibelspricht im Matthäus-Evangelium vonden »Weisen aus dem Morgenland«,die einen »Stern« gesehen und darauf-hin ihre lange und beschwerliche Rei-se nach Bethlehem angetreten hätten.Die Frage nach diesem Ereignis bewegtdie Menschen seit langem; viele Deu-tungsversuche wurden vorgebracht.

Heute wissen wir, dass der Sternvon Bethlehem kein Komet und auchkein explodierender Stern, eine Novaoder Supernova, gewesen sein kann.Vielmehr kann er eine scheinbare Be-gegnung von zwei Planeten, eine Kon-junktion von Jupiter und Saturn imSternbild der Fische gewesen sein. Ba-bylonische Priesterastronomen, Stern-deuter, »Weise«, haben das beobachtetund uns sogar auf einer Keilschrifttafelüberlassen. Sie deuteten diese ganz be-sondere Konjunktion wohl als Zeichenfür die Geburt eines Königs der Judenund haben sie zum Anlass für ihre lan-ge Reise nach Palästina genommen.Am meisten beeindruckt mich an die-sen Überlegungen, dass es tatsächlich

Dankbare AugenAbenddienst: PflegerDer Abenddienst in der Ambulan-ten Pflege ist erst einmal geprägtdurch Autofahrten zu den Patien-ten, durch verstopfte Straßen imFeierabendverkehr und durch diegemeinsame Parkplatzsuche mitdenen, die noch schnell ihr Abend-essen nach Dienstschluss einkau-fen wollen.

Die häufigste Tätigkeit ist dann Be-handlungspflege wie Medikamen-tengabe, Blutzuckerspiegel messenund Insulin spritzen oder Kompres-sionsstrümpfe ausziehen. Dafürkommt der Pfleger ins Haus, weilsonst niemand da ist, erst Rechtnicht für ein Gespräch.

Je später dann der Abend wird,umso ungeduldiger werden die Pa-tienten und auch müder und schwä-cher. Sie möchten das Abendessenbereitet haben, auf die Toilette, um-gezogen werden und schnell insBett. Richtig ruhig wird man alsPfleger aber erst, wenn die Anrufeausbleiben, dass zum Beispiel dieInfusion der Flüssignahrung insStocken geraten ist oder ähnlicheHilferufe. Erleichtert ist man, wenn

der als schwierig angekündigte Pa-tient zufrieden ist, weil seine Unsi-cherheit erkannt wurde und seineÄngste ernst genommen werden.Und dann sind da die dankbarenAugen fürs Zuhören trotz Zeit-drucks, für das Trösten, Streicheln,in den Arm nehmen und dann diebehutsame Frage bei den Einsamen– Bis morgen? Tiefe Eindrücke, diemich dann nach Hause durch dieNacht begleiten; zu meiner Lebens-gefährtin, die mit dem warmen Es-sen schon länger wartet, es ist dochwieder später geworden.

Detlev Bartlick

� Der Autor ist Pfleger der Diakonie

Bonn und Bad Godesberg-Voreifel.

Dort sind die Redaktionen unterge-bracht. Auch unser Haus wird Tag undNacht bewacht. Der Pförtner sagt hal-lo, er weiß, ich habe keine Zeit für einSchwätzchen und drückt auf den Tür-öffner. Ich nehme immer zwei Stufenauf einmal. Die Zeit drängt. Ein Kolle-ge wartet schon auf mich, er hat Spät-dienst und muss bis Redaktionsschlussbleiben. So bin ich nicht mutterseelen-allein an diesem Abend. Kurz vor 22.30Uhr. Der Text ist fertig. Während der

Kollege ihn redigiert, rufe ich Polizei,Feuerwehr und Autobahnpolizei an.Gott sei Dank, kein Überfall, keinBrand, kein Unfall. Die Seiten könnenweg zur Druckerei. Mein Kollege undich atmen auf.Hat mal wieder geklappt.Es ist 23.20 Uhr. Ich bin zu Hause. Lei-se schließe ich die Tür auf. EndlichFeierabend. Lisa Inhoffen

� Die Autorin ist Redakteurin beim Bon-

ner General-Aneziger

ansehe, denke ich an Sie.« Sie ver-spricht, am nächsten Tag für die An-ruferin zu beten. Das sagt AnneSchmitz nicht so oft, sagt sie fast ent-

schuldigend. Die Frau am anderenEnde beruhigt sich und atmet tiefdurch: »Da bin ich jetzt richtig er-leichtert.« Uta Garbisch

DetlevBartlick fürdie Diakonieim Einsatz.

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che rufen mehrmals an. Nur zwischenzwei und vier ist es ein wenig ruhiger.Die einen schlafen schon, Frühaufste-her sind noch nicht wach.

Sich selbst erlebt Anne Schmitz ineinem »kleinen permanenten« An-spannungsmodus. Das erhöht ihreAufmerksamkeit. Ähnliches gilt auchfür die Anrufer: »In der Nacht gewin-nen Probleme an Klarheit und Schär-fe.« Beispielsweise die schwere Ope-ration, die einer Anruferin am nächs-ten Tag bevorsteht. Anne Schmitzzündet eine Kerze an und sagt: »DasLicht dringt von meinem Fenster biszu Ihrem, leuchtet und wenn ich es

Zwischen zwei und vier wird’s ruhigerNachtdienst unter 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222

Dezember 2008 Seite 5PPRROOTTEESSTTAANNTT

Zu den längsten und finstersten Näch-ten,die ich erlebt habe,gehört die Nacht,in der ich am Sterbebett meines Vaterswachte. Je länger die Nacht in der be-drückenden Gewissheit des nahen Todeswurde, umso stärker konzentrierte sichalles Hoffen und Sehnenauf das frühe Licht desneuen Tages. Wenn dieNacht erst schwindet,dann wird alles gut.Völligirrational und doch von soelementarer Kraft war dieses Empfinden,dass es als ein tragender Trost auch denTod des Vaters überdauerte.

Die Metapher vom Licht, das dieDunkelheit vertreibt, durchzieht dieHoffnungstexte der Bibel und prägt vie-le unserer Advents- und Weih-nachtslieder. Diese Texte und Liedernehmen die Schattenseiten unserer Exi-stenz in ihrer Brutalität und Absurditätwahr – sie sind gesprochen / gesungenzu denen, »die da wohnen im Schattendes Todes« – und formulieren gerade indiese Finsternis hinein Hoffnung. AlsCrosby, Stills, Nash & Young 1969 auf

»Alle Jahre wieder kommt das Chris-tuskind«,summt die fünfjährige Lena,während sie ihren Wunschzettelschreibt. Und alle Jahre wiederwünscht sie sich eine Baby Born-Pup-pe. Damit auch ja die richtige Puppegeschenkt wird, schneidet sie ein Bildaus einem der Prospekte aus, die indiesen Tagen so zahlreich ins Hausflattern.Alle Jahre wieder heißt es aberauch für Lenas Eltern zu überlegen,wie man die Kinder von dem wenigenGeld beschenken soll, welches schonzu normalen Zeiten kaum ausreicht.

Dass es zahlreichen Familien seit Jahrenso ergeht, zeigen die E-Mails, die dieKirchen immer wieder erreichen. Oftmelden sich verzagte Eltern, die fragen,ob ein Weihnachtsgeschenk finanziertwerden kann. Viele möchten das Geldnur geliehen haben, um es in wirt-schaftlich besseren Zeiten zurückzu-zahlen. Doch kommen die besserenZeiten?

Diakonie und Caritas wollten nichtdarauf warten und gründeten im Früh-jahr 2007 den Familienfonds »RobinGood«. Ziel war es, schnell und unbü-rokratisch benachteiligten Kindern inBonn und der Region zu helfen. Ver-

mehrt berichten Mitarbeitende aus denBeratungsstellen, dass Kinder hungrigin den Kindergarten oder zur Schulegehen und das Nötigste an Schul-utensilien nicht dabei haben, und dasnicht nur von Familien, die Arbeitslo-sengeld II beziehen und damit reinrechnerisch vom Staat nur 1,63 Europro Monat für Schulmaterial zugebilligtbekommen.

Die kirchlichen Wohlfahrtsverbän-de und der Verein Sterntaler e.V. habenin diesem Jahr schon über 15.000 Eurofür Schulmaterial zur Verfügung ge-stellt. Und selbst dieses Geld reichtnicht aus. Denn mittlerweile trifft esauch Familien, bei denen beide Eltern-teile arbeiten. Doch der Verdienst ist sogering, dass bei steigenden Lebens-haltungskosten irgendwo gespart wer-den muss. Und oft ist das nur nochbeim Essen möglich.

»Doch Geld allein ist nicht alles«,betont der Geschäftsführer des Diako-nischen Werkes, Ulrich Hamacher. »Esgeht auch darum, die Menschen in un-serer Region zu sensibilisieren, dass esArmut gibt, auch wenn diese für vielenicht sichtbar wird.« SozialarbeiterinTina Laux vom Stadtteilbüro Tannen-busch stellt regelmäßig Anträge an Ro-

Die I-Dötzchen freuen sich über die ersten eigenen Bücher.

flusst,stehen die Betonung der Heiligkeitund Souveränität Gottes, sein Heilshan-deln am Menschen und die deutlicheBetonung eines christlichen Lebens-wandels (Heiligung), der dem entspre-chen soll, was im Evangelium aufleuch-tet.Für seine Lehre beruft sich Calvin al-lein auf die Heilige Schrift, deren Mittefür ihn die Offenbarung Gottes in JesusChristus ist. Seinem theologischenHauptwerk gibt er den Titel »Christia-nae Religionis Institutio«, Unterricht inder christlichen Religion.

Von großer Bedeutung ist CalvinsEinfluss auf die Gestaltung und denAufbau von Kirche und Gemeinden. Erlegte dem Genfer Rat eine Kirchenord-nung vor, in der vier Ämter vorgesehensind: die Pastoren, die Lehrer, die Ältes-ten und die Diakone. Damit fällt den»Laien« eine aktive und verantwortlicheRolle bei der Leitung der Gemeinde zu.Die Ältesten (Presbyter) bilden gemein-

Von Karlheinz Potthoff

Wetten,dass… Ihnen beim Stichwort»Reformation«, zunächst der NameMartin Luther einfällt? Er ist die be-kannteste Gestalt aus der Zeit des gro-ßen Umbruchs im 16. Jahrhundert.Dahinter treten – zu Unrecht! – ande-re Persönlichkeiten zurück, die dieReformation und die Entwicklungder dann folgenden Jahrhunderte bisheute entscheidend prägten.

Neben dem Schweizer HuldreychZwingli, der in Zürich wirkte, ist hierals dritter dieser »Großen« JohannesCalvin zu nennen, dessen Geburtstag(10.7.1509) sich 2009 zum 500. Maljährt. Geboren in Frankreich, studier-ter Jurist, verbrachte er von 1541 an sei-ne wichtigsten Jahre als Pfarrer in Genf,wo er am 27.5.1564 stirbt. Er wird aufdem allgemeinen Friedhof beerdigt.Ein Grabstein wird – so hatte er es an-geordnet – nicht gesetzt. Seine letzteRuhestätte bleibt somit unbekannt.

Calvin ist Martin Luther nie persön-lich begegnet, verstand sich aber als seinSchüler, kannte viele seiner Schriftenund wurde ein Freund Melanchthons,dem engsten Mitarbeiter Luthers. ImMittelpunkt seines theologischen Den-kens, das die später so genannte »Refor-mierte Theologie« grundlegend beein-

Von der Heiligkeit Gottes Anregungen zum Calvinjahr 2009

DerReformatorJohannesCalvin: eineuropä-ischerProtestant.

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sam mit den Pastoren ein Konsistorium(Presbyterium),das die Gemeinde leitet,für die Aufrechterhaltung der kirch-lichen Ordnung zuständig ist und Un-ordentliche zur Ordnung rufen soll(Kirchenzucht). In der Kirchenordnungunserer evangelischen Kirche im Rhein-land, zu der lutherisch und reformiertgeprägte Gemeinden gehören, findensich viele Elemente dieses reformiertenKirchentypus wieder.

Um Calvin etwas näher kennen zulernen – Stichworte: Kirchenordnungund Gemeindeaufbau, Abendmahls-verständnis, Lehre von den Ämtern inder Kirche, Kirchenzucht, Haltung zuTodesstrafe, Calvins Einfluss auf denKapitalismus – empfehle ich als Ein-stieg das Internet: www.calvin09.orgund www.reformierter-bund.de. Hierfinden sie entsprechende Querver-weise, Literaturempfehlungen, Infor-mationen über Reformierte Kirchenheute und einen Überblick über Ver-anstaltungen im Calvinjahr 09.

Ein Fazit: Mit dem Calvinjahr ver-binde ich die Hoffnung, dass sich dasBild des großen Reformators aufhellt.Für viele ist er eher der freudlose, stren-ge und asketisch geprägte Typ einesProtestanten. Die wenigen Bilder, die esvon ihm gibt, scheinen das zu bestäti-gen. Vor allem aber seine rigorose Ein-forderung von Kirchenzucht, seine Mit-arbeit bei der Identifizierung und Über-führung seines theologischen Gegners

Michael Servet,der dann unter Zustim-mung Calvins zum Tode verurteilt wur-de, verdunkeln den Blick auf andereSeiten dieses »Großen«. Aber diese an-deren Seiten gibt es und sind es wert,ge-sehen und ans Licht geholt zu werden.Als kleines Beispiel für die schönenÜberraschungen,die man dabei erlebenkann, mag dieser Satz aus der »Institu-tio« stehen: »Es ist nirgendwo untersagt,

bin Good und Sterntaler,um Schulma-terial zu finanzieren. »Man kann sichgar nicht vorstellen, wie groß die Freu-de der Kinder über die einfachsten Din-ge ist. Neue Stifte oder einen unbe-nutzten Klebestift nehmen sie wie einenSchatz mit nach Hause«, erzählt Laux.

Mit mannigfaltigen Aktionenmacht Robin Good deshalb darauf auf-merksam, dass mehr getan werdenmuss – und stößt auf offene Ohren undweite Herzen.So organisierte die Buch-handlung Bouvier gemeinsam mit dem

Robin Good-Team zum diesjährigenSchulstart eine Spendenaktion »Lesenfördern – Zukunft schenken«, bei derdie Bürger aufgerufen wurden, Bücherfür Leseanfänger zu spenden. AndereUnternehmen verzichteten auf Jahres-gaben für ihre Kunden und Mitarbeiter,um dieses Geld dem Fonds zu spenden

Einen Teil der Not konnte RobinGood lindern. Doch jetzt werden dieGrenzen des Fonds spürbar: die Not istgrößer als die Höhe der Spendenein-gänge. So sucht der Fonds weiter nach

PRO: Warum ROBIN GOOD?

Ulrich Hamacher: In den Sozialbera-tungsstellen von Caritas und Diakoniebegegnen uns immer wieder Men-schen, die auch materiell Hilfe brau-chen. Vor allem Familien mit Kindernwollen wir rasch helfen können: demKind, das ein Kinderbett braucht, derallein erziehenden Mutter,die am Endedes Monats nicht mehr weiß,wovon sieLebensmittel kaufen soll, oder Eltern,die ihrem Kind gerne einen Wunsch zuWeihnachten erfüllen wollen.

Diakonie-chef UlrichHamacher

A pro posROBIN GOOD

In Bonn leben rund 10.000 Kinder in

Familien, die auf Hartz IV angewiesen

sind. Diese Not zu lindern ist Aufgabe

des Familienfonds ROBIN GOOD von

Caritas und Diakonie. Er gewährt

schnell und unbürokratisch Unterstüt-

zung, wenn finanzielle Engpässe auftre-

ten. Bonns OB Bärbel Dieckmann hat

die Schirmherrschaft. Mittlerweile ha-

ben sich prominente Bürgerinnen und

Bürger bereit erklärt, eine Patenschaft

für den Fonds zu übernehmen. Die

Paten werden im kommenden Jahr vor-

gestellt.

Bisher wurden 70.000 Euro gespendet.

Zehn Prozent der Einnahmen werden für

Maßnahmen verwendet, den Fonds be-

kannt zu machen. Aus dem Fonds werden

keine Personalkosten für die Verwaltung

und die weitere Öffentlichkeitsarbeit fi-

nanziert. Diesen Teil übernehmen Caritas

und Diakonie zu gleichen Teilen. Da das

gespendete Geld direkt an bedürftige Fa-

milien ausgezahlt wird, sind zurzeit alle

verfügbaren Spendenmittel vergeben. gh

� Spendenkonto: Sparkasse KölnBonn,

BLZ: 370 501 98, Kontonr.: 48 603,

Stichwort: Robin Good. Kontakt im Dia-

konischen Werk: Gisela Hein/ Birgit Do-

nath, Tel.: 0228/22 80 8-20 und -53

www.familienfonds-robin-good.de

dem legendären Woodstockfestival »thedarkest hour is just before dawn« san-gen, fasste das die Hoffnung einer gan-zen Generation in Worte.

Das die Nacht vertreibende Lichtdes neuen Tages setzt allem, was Angst

macht, eine Grenze.Die »Schatten des To-des« werden nicht ge-leugnet oder ver-brämt, aber ihre End-gültigkeit wird be-

stritten. So leuchtet in jeder Advents-kerze auch das Licht des Ostermorgens:»Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo istdein Sieg?« »Noch manche Nacht wirdfallen auf Menschenleid und -schuld«,heißt es in Jochen Kleppers Adventslied,»doch wandert nun mit allen der Sternder Gotteshuld. Beglänzt von seinemLichte hält euch kein Dunkel mehr, vonGottes Angesichte kam uns die Rettungher«. Axel von Dobbeler

�Der Autor ist Pfarrer und leitet das »Evan-

gelische Forum Bonn«, das Bildungswerk

des Evangelischen Kirchenkreises Bonn.

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kleinen und großen Unterstützern. Diekleine Lena trägt mittlerweile die dritteStrophe ihres Lieblingsliedes vor: »Istauch mir zur Seite, still und unerkannt,dass es treu mich leite an der liebenHand.« Auch Robin Good wird weiter-hin an der Seite derjenigen stehen, diebesondere Zuwendung und Unterstüt-zung benötigen: für die Kinder in Bonnund der Region. Und damit es wenigs-tens in diesem Jahr – auch für Lena –heißt, alle Jahre wieder kommt ein we-nig Freude auf. Gisela Hein

geht immer eine qualifizierte Bera-tung voraus, um Hilfemöglichkeitenetwa der öffentlichen Hand zu klären.Und es ist inzwischen bekannt, dassdie Not oft groß ist.

PRO: Welche Ziele für den Fonds pla-nen Sie für das kommende Jahr?

Hamacher: Wir suchen weitere Paten,Ehrenamtliche und Unternehmen, diedem Fonds unterstützend zur Seite ste-hen. Ziel ist, ein kleines finanziellesPolster zu schaffen, auf das man beiunvorhergesehenen Notlagen zurück-greifen kann. gh

»Wir helfen direkt«Nachgefragt bei Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher

zu lachen oder sich zu sättigen oderneue Besitztümer mit den alten, ererb-ten zu verbinden oder zum Klang derMusik sich zu erfreuen oder Wein zutrinken.«

� Pfarrer Karlheinz Potthoff, ein Experte

für die reformierte Kirche, wohnt in Bonn-

Endenich und war langjähriger Superin-

tendent im Kirchenkreis Lennep.

AngedachtDie Nacht ist vorgedrungen,

der Tag ist nicht mehr fern …

PRO: Der Spendenfonds scheint inder Bevölkerung gut anzukommen …

Hamacher: Wir helfen unmittelbarund unbürokratisch. Aber wir vertei-len nicht einfach Geld, sondern es

Hilfe für Familien»Robin Good« sucht Unterstützer

ausforderung gestellt: Den 300 Jahre al-ten Texten treu bleiben, sie aber so klin-gen lassen, wie wir heute Musik ausdem Radio gewöhnt sind. Trompete,Keyboard und Drums begleiten ein jaz-zig angehauchtes »Lobe den Herren«.Rockiger wird’s beim »König der Eh-ren«. Sehnsuchtsvoll singt SilkeSchmiemann »Lass dich finden«. Undden »Wunderbaren König« präsentiertsie mit Heiko Albrecht gleich zweimal:als eingängige Radio-Pop-Fassung undhymnisch als »Enya Mix«. Sven Waske

� CD:

»Lobe den

Herren –

Joachim

Neander

Remixed«,

Düsseldorf 2008, 15 Euro (9,90 Euro bei

iTunes). Bestellhotline 0211 / 43 690 420.

www.joachim-neander.de

Seite 6 Dezember 2008PPRROOTTEESSTTAANNTT

Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher ++ Bücher

Mitsingen

Freut euch

Christen singen gerne und viel. Vorallem für den Protestantismus ist Kir-chenmusik dank Martin Luther, Jo-hann Sebastian Bach, Paul Gerhardt,Joachim Neander und vielen anderenzu einem Markenzeichen geworden.

Der evangelische Rundfunkpfar-rer Gerd Höft hat jetzt in zwei Bän-den jeweils zehn Choräle zusam-mengestellt und von Theologinnenund Theologen auslegen lassen.Herausgekommen sind zehn sehrpersönliche Impulse, kunst- wie an-spruchsvoll und verständlich for-muliert. Man merkt, dass sie für Ra-dioandachten auf WDR 3 entworfenworden sind. Jedes Buch enthältzwei CDs der interpretierten Cho-ralklassiker wie »Großer Gott wirloben dich«, »Geh aus mein Herzuns suche Freud« und »Von gutenMächten wunderbar geborgen«.

So sind zwei Geschenkbücherentstanden, die auf dem Bücher-markt derzeit ihres Gleichen suchenund die man sich mit Genuss undGewinn auch selbst schenken sollte.Mein Tipp: Lesen, hören, mitsingen.

Joachim Gerhardt

� Gerd Höft (Hg.): Du meine Seele

singe / Mit Harfen und mit Zimbeln,

Zehn bewegende Choräle – Zehn berüh-

rende Impulse, Aussaat-Verlag 2008,

jeweils 12.90 Euro (Jedes Buch inkl.

2 CDs).

ein kabarettistisches Florilegium vonkirchlicher Anti-Literatur, die so ziem-lich alles auseinandernimmt, was angegenwärtiger Durchschnittspredigtauf die Kanzeln kommt. »Das KleineKabarettistische Kirchenjahr« ist aus-gestaltet mit Karikaturen mit Schmun-zeleffekt. Kennen Sie zum Beispiel dasVerkehrsschild mit dem Elch und derUnterschrift: »O Herr, lass diesen Elchan mir vorübergehen?« (Ikea 3,17)

Jürgen Faber

� Harald Schroeder-Wittke/Günter

Ruddat (Hg.): Kleines Kabarettistisches

Kirchenjahr, CMZ-Verlag /Rheinbach

2008, 290 S.; 15 Euro.

Für den unkirchlichen Protestantengibt es etwas nachzuholen, was er imKonfi-Unterricht nicht mitbekam oderschon vergessen hat: Wie sieht ein »Kir-chenjahr« aus? Er kann auch die Er-kenntnis gewinnen, dass es für die gan-zen Sonntage des Kirchenjahres be-sondere Bibelsprüche gibt, die soge-nannten »Wochensprüche«.

Die Theologen Harald Schroeter-Wittke und Günter Ruddat meintenallerdings, es müsse schon einen inten-siven Anreiz geben, sich mit derleikirchlichem Insiderwissen abzugeben.Und so haben sie die »Wochensprü-che« von Leuten so stachelig ausdeutenlassen, dass dem frommen Zeitgenos-sen sich die Nackenhaare sträubenkönnten. Und hinzugefügt haben sie

Da steht das 50. Jubiläum der Kirchen-gemeinde in wenigen Tagen auf demProgramm, und nichts davon ist bisherin den Zeitungen erschienen. Dabeihat der Pfarrer der Lokalredaktionschon vor Wochen ein siebenseitigesManuskript geschickt mit historischenDaten, Namen und Anekdoten. Beige-fügt hat er einen ganzen Karton an Bil-dern, damit die Redakteure Materialfür die Vorankündigung haben.

Hätte er vorher das neue Buch vonBonns Pressepfarrer Joachim Ger-hardt und dem Königswinterer Theo-logen Karsten Matthis gelesen, er hät-te sich diesen Aufwand gespart. In derKürze liegt die Würze, heißt es dort.Und dass für eine Vorankündigungvor allem die Daten und Fakten wich-tig sind. Was findet wie, wann, wo und

Gehör finden

Eine spannende Neuinterpretation derKirchenlieder Joachim Neanders hatKomponist und Produzent Heiko Al-brecht mit Sängerin Silke Schmiemannvorgestellt. Bereits zum zweiten Malvertonte Albrecht kirchliche Texte imAuftrag des Medienverbands der Evan-gelischen Kirche im Rheinland. Erfolg-reich haben sich die Künstler der Her-

Neander Remixed

Dass zu einer echten Bescherung dieÜberraschung gehört,wissen wir.Ichbezweifle aber, dass die Hirten auchnur von Ferne ahnten, was vor ihnenausgepackt werden würde. Es warkein böses Erwachen, ganz und garnicht. Aber vorhersehbar doch nichtminder. Auf alle Fälle aber nicht soabschreckend, dass niemand mehrden Hirten zur Stalltür hinein gefolgtwäre. Sonst hätte es Martin Lutherkaum verantworten können, uns al-lesamt 1535 den staunenden Gesich-tern hinterherzuschicken: »Des lasstuns alle fröhlich sein/ und mit denHirten gehn hinein, / zu sehn, wasGott uns hat beschert, / mit seinemlieben Sohn verehrt.«

Wahre Bescherung also hat zunächsteinmal nichts zu befürchten. Da wirdim Weihnachtszimmer nicht abge-rechnet, was wir über das Jahr hin inden anderen Zimmern angestellt ha-ben. Denn Grund zum Fürchten vordem, was sich hinter der Tür auftut,hätten sie schon gehabt, die Hirten.Und so braucht es zur Bescherungs-motivation schon Engel, die die läh-mende Furcht vor dem, was man even-tuell alles zu sehen bekommt, ver-scheuchen. Und stattdessen Freude,gar große Freude für alles Volk ver-sprechen. Was nicht heißt, dass dannauch Gottes Bescherung maßvoll, ver-ständlich und überschaubar ausfallen

de, überwältigender Schönheit undhimmlischer Unaussprechlichkeit er-fasst, dann stimmt mit der Besche-

Schönste BescherungGedanken übers Schenken und Beschenktwerden

rung irgendetwas nicht. Aber Besche-rung kann man sich – selbst von einemEngel – nicht beschreiben lassen, diemuss man erleben.

Selber dabei sein ist hier wirklich al-les. Persönliches Entgegennehmenganz entscheidend. Gott beschert janicht ins Blaue hinein, sondern nuneben gerade für uns einmalige Men-schen; vor allem aber für die, denenbisher niemand etwas eingepackt hat.Wir würden uns jetzt alles, aber auchwirklich alles nehmen, wenn wir denFußspuren der Hirten nicht folgenwürden. Und zwar angstfrei, mit neu-gieriger Fröhlichkeit im Gemüt.

Ochs und Esel zu Hause

Sollte es dazu nicht äußerst motivie-rend für uns sein, dass die Hirten ja ge-rade nicht mit enttäuschtem, gar ent-setztem Blick wieder zur Tür herausfliehen, sondern sich scheinbar garnicht mehr vom Innersten losreißenkönnen? Dabei behaupte ich nicht,dass die Weihnachtsbescherung Gottesein harmloses Kinderspiel wäre. Kindschon, aber Spiel? Um »zu sehn, wasGott uns hat beschert«, muss manschon einem Engel weiter zuhören, derbereit ist, alles zu klären. Sonst machtsich vielleicht dann doch noch Enttäu-schung breit, weil man Ochs und Eselselber zu Hause hat und arme KinderTag für Tag auf Stroh gebettet werden.Es ist aber nicht nur irgendein armesKind, das den Hirten entgegenge-strahlt. Gottes Bescherung nämlich –ist er selbst.

Das macht auf den ersten Blicknichts her. Statt »Krippe, Windelein

so schlecht« hat sich ein Hirte aufEindrücklicheres eingestellt. Und wirtendieren ja zum Christfest nicht we-niger zu dem, was sogleich mächtig indie Augen springt. Aber so ist dasnun einmal mit Gottes Bescherung:Die Fülle seiner Weihnachtsliebe ruhttatsächlich als ein Kind auf Stroh.Das kann man bezweifeln, natürlich.Um sich dann doch lieber woandersbescheren zu lassen. Man kann aberauch inmitten allen sonstigen Glanzeseines Weihnachtszimmers seinenBlick zunächst auf die aufgebauteKrippe heften; sich – von welchemEngel auch immer – noch einmalüber den Heiland dort auf Stroh auf-klären und zu ihm einladen lassen;den Hirten neugierig hinterher ge-hen; mit eigenen Augen dann auchtatsächlich »sehn, was Gott uns hatbeschert«. Und dann? Nun, dann soreich beschenkt wie noch nie zusam-men mit den Menschen vom Feldumzukehren und Gott zu loben undzu preisen für eine Bescherung, dieman wahrhaftig jetzt selber gehörtund gesehen hat. Um dieses schönstealler Weihnachtsgeschenke nun vor-sichtig in den eigenen Händen hin-aus, in die Welt, ins Neue Jahr hineinzu tragen. Max Koranyi

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»Mein Kind laß dich warnen, … desvielen Büchermachens ist kein Endeund viel Studieren ermüdet den Leib.«(Prediger 12,12) Diese Warnung der bi-blischen Weisheit gilt für viele Veröf-fentlichungen über Globalisierung unddie Zukunft der Kirche. Osterhage undZademach ist hingegen eine lesenwer-te Aufsatzsammlung geglückt. AchtBeiträge verklammern beide komple-xen Themenfelder aus unterschied-lichen Blickwinkeln höchst aufschluss-reich miteinander. Schade, dass nurHerren der Schöpfung zu Wort kom-men. Auf jeden Fall bleibt zu loben,dass sich ein Unternehmer und einTheologe auf eine Publikation verstän-digt haben, nach deren Lektüre ich mitden Worten eines bekannten Kritikersgern bekenne: »Ich habe mich nicht ge-langweilt.« Peter Mörbel

� Der Autor ist Studienleiter der Evange-

lischen Akademie im Rheinland.

Werkbuch ist eine Handreichung fürprofessionelle und glaubwürdige Me-dienarbeit. Die Autoren zeigen an-hand vieler Praxisbeispiele, »wie er-folgreich und einfach die Instrumen-te zu spielen sind und wie viel schönersie im Zusammenspiel klingen«.

»Stellt Euer Licht nicht unter denScheffel«, hat Jesus gepredigt. Tut Gu-tes und redet darüber, übersetzen Ger-hardt und Matthis, für die Presse- undÖffentlichkeitsarbeit Teil hat am Ver-kündigungsauftrag der Kirche (Matt-häus 28,18-20). Lisa Inhoffen

�Die Autorin ist Redakteurin des Bonner

General-Anzeigers.

� Joachim Gerhardt / Karsten Matthis:

Öffentlichkeitsarbeit praktisch in Kirche

und Gemeinde, Verlag Vandenhoeck &

Ruprecht 2008, 175 S., 19,80 Euro.

Zukunft Kirche

� Wolfgang Osterhage / Wieland Zade-

mach: Kirche der Zukunft – Kirche in der

globalen Welt, Frankfurt /Main (Lembeck)

2008, 242 S., 18 Euro.

wird. Wenn der erste Blick in unserWeihnachtszimmer nicht zumindesteinen Funken von unglaublicher Freu-

warum statt, lautet eine der Faustfor-meln für die Pressearbeit, von denAutoren in »18 Grundregeln für einegute Pressemitteilung« zusammenge-fasst. Auch für Gemeindebrief,Schaukasten und Homepage sindStandards entwickelt worden, die sichjede Gemeinde zu eigen machen soll-te, will sie über ihre Kirchentür hinausGehör finden. Gerhardts und Matthis

Pfarrer Max Koranyi

Anzeige

Johann Sebastian Bach - Weihnachtsora-

torium für Kinder; Alt: Ingeborg Danz,

Tenor: Thomas Klose, Bass: Thomas Las-

ke; Kantorei und Orchester der Kreuzkir-

che - Leitung: Karin Freist-Wissing; Er-

zähler: Christoph Amrhein – Eintritt frei;

Platzreservierungen für Schulklassen ist

möglich

Dienstag/Mittw.,16./17.12.2008,20.00 UhrKreuzkirche, Am Kaiserplatz, Bonn-City:

Johann Sebastian Bach - Weihnachts-

oratorium Teile 1-3 und 6, Oratorium

für Chor, Solisten und Orchester; So-

pran: Dorothea Craxton, Alt: Ingeborg

Danz, Tenor: Thomas Klose, Bass: Tho-

mas Laske; Kantorei und Orchester der

Kreuzkirche Bonn; Leitung: Karin Freist-

Wissing. Eintritt: 8 bis 20 Euro / Abend-

kasse ab 18 Uhr, Einlass um 19.30 Uhr

Sonntag, 14.12.2008, 17.00 UhrSchlosskirche, Universität Bonn, Bonn-City:

J.S. Bach: Weihnachtsoratorium, Kantaten 1

bis 4, Barbara Hebborn, Sopran; Irmtraut

Griebler, Alt; Francois Soons, Tenor; Hart-

mut Nasdala, Baß; Chor der Apostelkir-

chengemeinde, Kantorei und Orchester der

Schlosskirche; Leitung: Miguel Prestia; Ein-

tritt: 17 Euro (erm. 11 Euro)

Sonntag, 14.12.2008, 20.00 UhrEvang. Jugendbildungsstätte Merzbach:

Musik in Merzbach »Licht auf dem Weg« –

unplugged Songs von Achim Böttcher (Pi-

ano) und Martin Kaminski (Gesang)

Dienstag, 16.12.2008, 15.30 UhrKreuzkirche, Am Kaiserplatz, Bonn-City:

Dezember 2008 Seite 7

Bekannte Per-sönlichkeit, zu-meist Protes-

tanten und aus unse-rer Region, haben sichunserem PROtes-tant-Fragebogen be-reits gestellt. In dieserAusgabe machen wireine Ausnahme. Wirpräsentieren den, dervielen in diesen Tagenso nah ist und dochauf rätselhafte Weiseirgendwie fremd: derWeihnachtsmann.Vieles kann man ihm nachsagen, aber nicht, dass er die Kirchen scheut, wie hierauf dem Bild, Seite an Seite mit Stadtdechant Schumacher und SuperintendentWüster zur Unterschriftenaktion »Öffnung des Weihnachtsmarktes erst im Ad-vent«. So hat sich der Weihnachtsmann unseren Fragen gestellt und Erstaunli-ches zum Besten gegeben. Nicht ganz ernst gemeint – oder am Ende doch?

? Ihre Lieblingsgeschichte in derBibel?Na klar, die Weihnachtsgeschichte,was denken Sie denn! Nur schade,dass ich da nicht vorkomme.

? Was bedeutet für Sie »Sünde«?Wenn Eltern ihren Kindern etwas ver-sprechen, was sie nicht halten können.

?Welche Zukunft hat die evangeli-sche Kirche?Den Protestanten fehlt ein Maskott-chen wie mich. Warum gibt es EuerChristkind (Martin Luther!) immernoch nicht in Nougat?

? Welche Bedeutung hat das Gebetfür Ihren Alltag?Vor jedem Abflug bete ich: Rudolph,zieh die Hörner ein, wir kommen wie-der am Handy-Mast vorbei.

? Was würde Jesus von Nazarethheute predigen?»Warum schaut ihr manchmal soscheel drein, wenn ich auch für eureNachbarn großzügig bin?«, steht beiMatthäus (Kapitel 20, Vers 15).

? Kennen Sie Ihren Taufspruch?Ich bin nicht sicher, ob ich überhauptgetauft wurde, und kann auch nie-mand danach fragen. Aber mein Lieb-lingsspruch in der Bibel ist: »Einer tra-ge des anderen Last« (Pakete, Päck-chen, Expressgut) – Galaterbrief 6,2.

?Sind Sie schon mal während einerPredigt eingenickt?Da ich sowieso immer freundlich nicke(Hohoho!), fällt es im Gottesdienst garnicht auf, wenn ich’s dort auch tue.

? Was ärgert Sie besonders amChristentum?Ich kann mich doch wirklich nichtüber meinen Arbeitgeber beschweren.Ohne ihn hätte ich keinen roten Man-tel, keinen Bart und keine Rentiereund säße fest im ewigen Eis, obwohlsich das inzwischen auch auflöst.

? Was freut Sie am Christentum?Wenn ich ehrlich sein darf: Dass soviele Menschen unverdrossen an dieGeburt Christi glauben. Dass Men-schen nämlich an mich glauben könn-ten, ist mir doch irgendwie unheimlich.

?Was bedeutet für Sie Auferstehung?Wenn mein Schlitten keinen TÜVmehr braucht.

? Welches Kirchenlied kennen Sieauswendig?Mehr Lieder als Sie denken. Denn dieLeute, die ich besuche, singen sie mir oftvor. »Ihr Kinderlein, kommet« und »Odu fröhliche« liebe ich besonders. Sehrschade, dass meine Eltern mir das alsKind nicht beigebracht haben.

? Ihre Lieblingsgestalt aus der Kir-chengeschichte?Die Langobarden (die hatten wie ichauch soooooooo nen Bart). Oder viel-leicht doch Sankt Nikolaus.

? Spielt es für Sie eine Rolle, obIhre Freunde und Bekannten in derKirche oder ausgetreten sind?Ausgetretene kriegen ein Bildchen vonmir mit meiner Kontonummer. Istdoch auch für ´nen guten Zweck –nämlich für mich (Hohoho) oder fürFutter für die Rentiere.

? Die Rolle Ihrer Heimatgemeindein Ihrem Leben?In habe leider keine Heimat. Die einensagen, ich käme aus Atlanta, USA(Coca-Cola-Weltzentrale), da viel-leicht irgendwo im »church-basement«zuständig für die Soft Drinks. Anderebehaupten, ich stamme aus demGrenzgebiet zwischen Schweden, Nor-wegen und Finnland. Leider kann ichkeine klare Antwort geben – und das istschon bitter für die eigene Existenz.

? Freuen Sie sich auf die Ewigkeit?Mich beschleicht die leise Ahnung,dass es dort keinen Weihnachtsmannmehr gibt. Aber vielleicht ist das aucheine Erlösung für mich …

? Evangelisch – katholisch, mussdas noch sein?Da ich inzwischen selbst in Hinterin-dien akzeptiert bin, kann ich mich umden deutschen Konfessionskleinkramnun wirklich nicht mehr kümmern.

? Was denken Sie über »Mission«?Böse Menschen sagen, ich hätte garkeine Mission. Das stimmt so nicht.»Mission Possible« bedeutet für mich,selbst auf Spitzdächern noch genügendLandeplatz für meine geliebten Ren-tiere zu finden.

? Und der Teufel?Sie meinen meinen Unterabteilungs-leiter, Ruprecht Krampus? Der darfimmer nur so weit drohen, wie ich daszulasse. Und wie Sie wissen, nicke icheigentlich immer nur freundlich (sieheAntwort zum Einschlafen im Gottes-dienst) und dann zieht der schon auto-matisch seinen Schwanz ein.

? Sie haben drei Wünsche an IhreKirche frei. Wie lauten Sie?1. Bitte die Kirchenweihnachtsbäumeso entsorgen, dass das CO2 im hohenNorden nicht weiter die Gletscher ab-schmelzt.2. Einmal Weihnachten im Juli feiern.Dann komm ich auch mal im Sommerhier oben weg.3. Eine-Welt-Waren, gut und schön:Aber ab und an auch mal ́ ne Coke, gell?

� Aufgezeichnet von Joachim Gerhardt, MaxKoranyi und Harald Uhl.

Der Weihnachtsmann

DEZEMBER

Redaktion: Joachim Gerhardt (verantw.),Angela Beckmann, Dr. Uta Garbisch

Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Axel vonDobbeler, Jürgen Faber, Gisela Fröbisch, GiselaHein, Jutta Huberti-Post, Lisa Inhoffen, MaxKoranyi, Susanne Ruge, Brigitte Uhl, Sven Waske

Redaktionsanschrift: Evangelischer Kirchenkreis Bonn, Adenauerallee 37, 53113 Bonn,Tel.:02 28 / 68 80 - 3 00 Fax:02 28 / 68 80 3 04

E-Mail:[email protected] www.protestant-bonn.de

Konto zur freundlichen Unterstützung:Ev. Kirchenkreis Bonn, Stichwort »Protestant«,Konto 59014, Sparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)

Druck: druckhaus bonn. kon-stahl-stiftung kg,Postfach 12 45, 53334 Meckenheim – Auflage:6.500 Exemplare (3 mal jährlich)

PROtestant – Evangelische EinblickeZeitung für Multiplikatoren aus Gesellschaftund Kultur, Politik und Wirtschaft in Bonn undder Region

Herausgeber: Die Superintendenten EckartWüster, Dr. Eberhard Kenntner und HansJoachim Corts, Kirchenkreise Bonn, BadGodesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein

Impressum

Donnerstag, 18.12.2008, 20.00 UhrSchlosskirche, Universität Bonn, Bonn-

City: Weihnachtskonzert des Collegium

musicum – Harfenkonzert von G.F. Hän-

del, Deutsche Messe von Schubert u.a.

Sonntag, 21.12.2008, 16.30 UhrAuferstehungskirche, Haager Weg 71,

Bonn-Venusberg: Weihnachtskonzert mit

Musik von Bach (Konzert d-moll für zwei

Violinen und Orchester) bis Gospel; Kan-

torei, Gospelchor »S(w)inging Chariot«

und Kammerorchester der Auferste-

hungskirche, Ltg.: Kreiskantor Stephan

Pridik

Montag, 29.12.2008, 20.00 UhrSchlosskirche, Universität Bonn, Bonn-

City: Konzert des Kölner Barock-Ensem-

bles mit Werken von: A. Vivaldi, J.S. Bach,

G.Ph. Telemann, G.F. Händel, F. Devien-

ne, Leitung: Kurt Schlarbaum

Mittwoch, 31.12.2008, 22.30 – 23.59 UhrLutherkirche, Bonn-Poppelsdorf: Silve-

sterkonzert – Klavierkonzerte von J.S.Bach,

J. Haydn und W.A. Mozart, Orchester der

Lutherkirche; Berthold Wicke – Klavier –

Eintritt 15 Euro (inkl. ein Glas Sekt)

Donnerstag 01.01.2009, 11.00 UhrKreuzkiche, Am Kaiserplatz, Bonn-City:

Festliche Neujahrsmatinee – Werke von G.

Muffat, J. Haydn, C.P.E. Bach, J. S. Bach

und F. Mendelssohn-Bartholdy; Stefan

Horz, Orgel; Eintritt frei

Mittwoch 07.01.2009, 19.00 UhrKrypta der Kreuzkirche, Am Kaiserplatz,

Bonn-City: »Am 7. um 7« – »L’ Art de

toucher« – Cembaloabend Stefan Horz;

Werke von J. J. Froberger, D. Scarlatti, L.

Couperin und J. S. Bach; Eintritt 10 Euro,

erm. 7 Euro

Samstag, 24.01.2009, 19.30 UhrSchlosskirche, Universität Bonn, Bonn-

City: Streichquartettabend mit Werken

von J. Haydn, F. Mendelssohn u.a. Decan-

to-Quartett; Birgitta Winnen und Elisa-

beth Natzel, Violine; Siegbert Bodniok,

Viola; Esther Linwel, Violoncello; Eintritt:

10 Euro (erm. 6 Euro)

� Redaktion: Susanne Ruge (info@bonn-

evangelisch.de)

Himmlische HeerscharenEin Weihnachtsrätsel nach dem Lukas-Evangelium, Kapitel 2

Die Hirten hüteten des Nachts ihre

Der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch , ich verkündige euch große Freude.

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein

Und die Hirten kamen eilend und beide.

Die Hirten priesen und Gott um alles, was sie gesehen hatten.

Das Lösungswort:

Einsendeschluss ist 29. Januar 2009, Geburtstagvon Katharina von Bora(1499), Frau Martin Luthers.An: Redaktion PROtestant,Evangelischer KirchenkreisBonn, Adenauerallee 37,53113 Bonn [email protected] es zu gewinnen gibt?Eine hochklassige CD einesKirchenmusikers aus Bonnund der Region.Das Lösungswort imPROtestant Nr. 33 lauteteEin Gott. Dank allen Teil-nehmer/innen. Die Gewin-nerin ist Susanne Groß-Schmidt aus 53757 SanktAugustin-Meindorf.Herzlichen Glückwunsch!

© abe

»Jauchzet, frohlocket!«Kirchenmusikalische Highlights aus Bonn und der Region

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Musikalischer Hochgenuss: Weihnachtsoratorium in der Bonner Kreuzkirche mit KantorinKarin Freist-Wissing, auch in diesem Jahr am 16. und 17. Dezember.

PPRROOTTEESSTTAANNTT

JANUAR

Nach Friedrich Bleek, von 1946 bis 1977 evangelischer Pfarrer in Mehlem undWachtberg, wurde die Stichstraße vom Langenbergsweg in Bonn-Mehlem be-nannt. Mit der Ehrung des kirchlichen und sozialen Pioniers im Bonner Süden

mehren die Stadt Bonn und der Stadt-bezirk Bad Godesberg die Zahl der»evangelischen« Straßennamen – einAnliegen, das die Zeitung PROtestantbereits im Jahr 2006 formuliert hatte.Friedrich Hermann Albert Bleek (1912-2001) war Kurier der Bekennenden Kir-che im Hunsrück und studierte bei Die-trich Bonhoeffer in Berlin und Karl

Barth in Bonn bevor diese als Gegner der NS-Diktatur Lehrverbot erhielten. NachKriegsdienst und Gefangenschaft begann Bleek eine intensive kirchliche Aufbau-arbeit. In diese Zeit fallen die Gründung der Heiland-Kirchengemeinde, des evan-gelischen Kindergartens und der Bau der Heilandkirche. Er setzte sich auch für dieErrichtung des Evangelischen Waldkrankenhauses ein. Uta Garbisch

Ehrung mit Straßennamen

hat die Eifel für jeden gestressten Ma-nager einen großen Vorteil: es gibt jedeMenge Funklöcher. Bis zu sechs Stun-den war ich einmal ohne jeden Han-dyempfang.

Gleich am ersten Tag habe ich miran beiden Füßen dermaßen fette Blasengeholt, dass ich dachte, damit kommstdu niemals ans Ziel. Ein Apotheker inRheinbach riet mir gar, damit auf kei-nen Fall weiterzugehen. Drei Tage lang

war jeder Schritt eine Qual, danachwurde es besser. Aber auch dieses Leidwar im Nachhinein wichtig für das Er-leben dieses Weges. Die körperlicheHerausforderung von manchmal sie-ben Stunden ununterbrochenen Ge-hens, schmerzende Füße und die Ein-samkeit lassen Geist und Seele schwe-ben und zu ganz anderen Erkenntnis-sen und zu einem ganz anderen Erlebenkommen, als dies sonst möglich ist.Nur ein Beispiel: Sie kennen sicher dieVolksweisheit »Der Weg ist das Ziel«.Darüber habe ich einige Zeit nachge-dacht und wurde mir ziemlich schnellbewusst,wie unsinnig dieser Spruch ist.

Schnickschnack, ohne Gruppenthera-pie, ohne Esoterik auf einfachste Weisezu erlangen,das erreicht die Menschen.

Es soll schon Reisebüros geben, dieden Camino im Programm haben, in-klusive Gepäcktransport von Hotel zuHotel. Meine Meinung dazu ist klar:Lassen Sie es sein! Zum Pilgern gehörtdie Bescheidenheit und auch das Lei-den. Außerdem gehört dazu die Ein-samkeit,ab und zu unterbrochen durchBegegnungen mit anderen Pilgern.Sichselber ein bisschen besser kennenzuler-nen funktioniert in der Gruppe nicht.

Der Landschaftsverband Rheinlandhat die Jakobsweg-Euphorie schnell er-kannt und einen rheinischen Jakobs-weg rekonstruiert und mit Jakobsmu-scheln gekennzeichnet. Es muss alsonicht der Camino in Spanien sein, derJakobsweg ist direkt hier vor der Haus-tür.Er führt ab Köln oder dem Münsterin Bonn durch die Eifel bis nach Trierund dann weiter bis nach Santiago deCompostela.Für uns hier im Rheinlandalso optimal und bequem zu erreichen.Eine gute Ausrüstung mit guten Schu-hen, schnell trocknender Kleidung undeinem nicht zu kleinen Rucksack, dazudas Jakobswegbuch mit den Karten undschon kann es losgehen. Zwei Wochensollte man schon einplanen, bei zehnTagen reiner Wanderung.

Für mich war die Einsamkeit leidernicht so groß, da ich mit allerlei tech-nischem Gerät versorgt war. Zwischen-durch mussten Interviews gegeben, Fo-tos gemacht und Eindrücke ins Auf-nahmegerät gesprochen werden.Abends im Quartier standen schonzwei Laptops bereit, um Beiträge zuschneiden und diese mit den Fotos perInternet zu verschicken. Gleichwohl

Seite 8 Dezember 2008PPRROOTTEESSTTAANNTT

Und das war ja auch eines meinerZiele, den Menschen im – wie wir

es nennen – Radio Bonn/ Rhein-Sieg-Land zu zeigen, dass man nicht weitreisen muss, um kleine Abenteuer zuerleben. Direkt hier vor der Haustürhaben wir die schönste Natur, in derwir sogar Einsamkeit erleben können.

Natürlich sind es keine 40 Tage inder Wüste, aber wer die Eifel kennt,weiß, hier begegnet einem manchmalstundenlang kein Mensch. Zeit gibt esdort für den Stadtmenschen in Hülleund Fülle. Zeit, sich einmal in Ruhe mitsich selbst zu beschäftigen.

Die allererste Frage von evangeli-schen Mitbürgern lautet, warum aus-gerechnet der Jakobsweg, du bist dochevangelisch? Die katholischen Bekann-ten und Kollegen witzeln meist ein we-nig herum, nach dem Motto, jetzt mer-ken die auch, was denen fehlt. Ehrlichgesagt, habe ich auch keine schlüssigeAntwort parat. Mir persönlich warenimmer sämtliche Glaubensdogmenfremd, nach mehreren Besuchen in Is-rael bin ich sogar für einige Zeit ganzaus der Kirche ausgetreten, vor rundzehn Jahren dann wieder eingetreten.Glaube ist für mich eine ganz persön-liche Sache, das halte ich so, wie es mirpasst. Und der Jakobsweg übt eine ganzbesondere Faszination auf mich aus. Esist nicht der Weg zum Grab vonirgendeinem Heiligen, es ist der Wegzum Grab des Apostels Jakobus. Damitkann jeder Protestant auch ohne Wei-teres leben.Wenn es nur um eine Wan-derung ginge, dann hätte es ja auch derRheinsteig sein können. Dieser Jakobs-weg ist ein Weg, auf dem viele Jahr-hunderte suchende Menschen gegan-gen sind. Nicht unbedingt genau aufdiesem Weg, denn jeder Weg, der nachSantiago de Compostela führt, ist im

Prinzip ein Jakobsweg. Aber es habensich in der Geschichte Routen gebildet,die einfach zweckmäßig waren.

Hape Kerkeling hat mit seinemBuch »Ich bin dann mal weg« einenVolltreffer gelandet. Es ist ein Werk, dasunter literarischen Gesichtspunkten so-fort durchfallen würde. Im Grunde istes nur ein Tagebuch. Ein Tagebuch, dasmich aber in anderer Form ähnlich fes-selt wie das der Anne Frank. KerkelingsSchilderung seiner Wanderung aufdem Jakobsweg bietet Einblicke in diePsyche eines Pilgers, keines gottes-fürchtigen Pilgers, sondern eines Men-schen wie Du und ich. Vielleicht ist esgerade der Punkt, an dem Kerkeling alssäkularer Mensch dann doch eine Be-gegnung mit Gott gehabt hat. Im Kernsuchen wir doch alle danach, auchwenn die meisten Menschen vergessenhaben, wo sie die Bibel abgelegt undeine Kirche seit langem nicht mehr voninnen gesehen haben. Ich denke, diesespirituelle Erleuchtung, ohne jeden

Wir brauchen ständig Ziele, Ziele sindVollendung, sind Wegmarken. Sonstwürden wir sinnlos in den Tag hineinleben. Leider verlieren wir die kleinenZiele im Alltag oft aus den Augen. KeinWunder,dass viele sich auf nichts mehrfreuen können. Und noch eins ist mirbewusst geworden. Gott wollte, dassich diesen Weg schaffe, trotz Megabla-sen bekam ich doch keine Entzündungund obwohl ich mich sehr oft tief im

Wald verlaufen habe, hat er mir wiederden Weg gewiesen. Jetzt lachen Sienicht, wenn ich sage, dass ich ab dem 6.Tag dann doch zusätzlich ein GPS-Ge-rät genutzt habe. Aber das bekommtseine Signale ja auch von oben.

Die Quartiere auf dem rheinischenJakobsweg sind alle auf Pilger einge-richtet. Gleichwohl ist eine kurze An-meldung sinnvoll. Während meinerTour waren nur wenige Pilger unter-wegs.Nur einmal bin ich ein paar Stun-den gemeinsam mit einem Paar aus Pa-derborn gegangen. Umso mehr freuensich die Wirte auf willkommene Ein-nahmen. Da macht es auch nichts,

wenn Schuhe und Kleidung schmutzigsind. Für unterwegs muss man sichVerpflegung mitnehmen, denn zwi-schen Etappe zwei und sieben gibt eskeinerlei Möglichkeiten, an Getränkeoder etwas Essbares zu kommen. Diewenigen Eifeldörfer, die man quert,wirken wie ausgestorben und Lädengibt es dort schon lange nicht mehr.

Auf die Frage, »Würdest Du dasnoch einmal machen?« antworte ichuneingeschränkt mit Ja. Dann aberohne Handy und Laptop, ganz fürmich allein. Und ich rate jedem, es zuversuchen. Die Erlösung ist so nah, di-rekt vor unserer Haustür. Zwei Wo-chen, die Sie verändern werden.

� Der Autor ist Chefredakteur

von Radio Bonn/Rhein-Sieg

Tolle Fernsichten, Sonne, Wind und Regen. In zehn Tagen erlebt man das volle Wetterprogramm.

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Im Münsterladen am Bonner Münstergibt es den obligatorischen Pilgerpass.

Nur einmal ist Jörg Bertram Jakobspilgern begegnet, einer Lehrerin ausPaderborn und einem Pensionär aus Berlin. Der Berliner wollte den gesamtenWeg von Berlin bis Santiago de Compostela gehen.

Etappenziele sind wunder-schöne alte Eifelorte.Hier erreicht Jörg Bertramnach einer Wanderung bei 30Grad im SchattenBlankenheim.

Das macht den Pilger stolz. Nach 235Kilometern ist das Ziel, die Porta Nigra inTrier, erreicht.

A pro posRheinischer JakobswegDer Jakobsweg von Bonn nach Trier bie-tet eine landschaftlich schöne undabwechslungsreiche Strecke von 235Kilometern und umfasst zehn Tages-Etappen. Bei Meckenheim streift derPilger die Obstplantagen, in der Eifelwarten tiefe Wälder und Höhen mit fan-tastischen Fernsichten, als Kontrast dazuwirkt das Bitburger Gutland mitKornfeldern so weit das Auge reicht.Gute Infos über die Strecken:� www.jakobspilger.lvr.de� Buch »Jakobswege – Wege der Jakobs-

pilger im Rheinland, Band 2«(Bachem Verlag) mit ausführlichenHinweisen zu allen Teiletappen sowieguten Karten.

� Heft »Wege der Jakobspilger imRheinland – Übernachtungsverzeich-nis« (erhältlich: www.fernwege.de)mit mehr oder weniger aktuellenPreisen der Pensionen sowie derenAdressen und Telefonnummern.

Die Strecken sind nichts für ungeübteWanderer. Gute, eingelaufene Schuhesowie atmungsaktive Wanderkleidungsind ein Muss. Die Beladung des nichtzu kleinen Rucksacks sollte sorgfältiggeplant sein. Dazu gehört auch einekleine Reiseapotheke mit Blasenpflas-tern, Salben und Insektenschutz. Un-terwegs kann nämlich nicht immeralles nachgekauft werden. Ein, zweiTage Probewandern bieten sich an.

Auf geht’sJörg Bertram auf dem rheinischen Jakobsweg durch die Voreifel bis Trier

Ein bisschen stolz bin ich schon, die Strecke von 235 Kilometern geschafftzu haben. Vor allem wundert es mich, wie viele Menschen meine Wan-derung am Radio verfolgt haben. Noch heute werde ich danach gefragt.Nun sind derartige Wanderungen für passionierte Wanderer sicher nichtsBesonderes, aber der Normalo geht eben niemals so weit.

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