fit für die zukunft

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JOT 1 | 2005 12 Nun sind aber im letzten Jahr die Rohstoffpreise für Stahl und Alumini- um dramatisch angestiegen, weil die Nachfrage aus Asien, speziell aus Chi- na, sehr groß war, und mit Verzögerung steigen jetzt auch die Preise für die Lackrohstoffe. „Berücksichtigt man alle diese Faktoren“, so Jandel, „for- dert dies zwangsläufig neue Konzepte für Prozess und Produkte heraus.“ „Insbesondere werden Kratzfestig- keit, Reinigungsfreundlichkeit, gerin- ge Schmutzaufnahme, hohe Korrosi- onsfestigkeit, antimikrobielle Ober- flächen nachgefragt“, so Ibrahim Kutlu von der Salzgitter Mannesmann Forschung auf der ECCA-Tagung. Optimierungsproblem: Härte und Flexibilität So sind beispielweise bei den Pro- dukten für den Baubereich wartungs- freie Oberflächen Ziel der Entwick- lungen: Oberflächen, die durch den Regen abgewaschen werden oder die von Natur aus schmutzabweisend sind. Einige Eigenschaften lassen sich, wie seit einiger Zeit bekannt, mit Hilfe von Nanopartikeln erzeugen. So wer- den heute kratzfeste Oberflächen durch eine zusätzlich aufgebrachte Schicht erzeugt, die harte anorganische Partikel enthält. Der Einsatz von organisch sub- stituierten Siloxanen führt zu hydropho- I n Osteuropa, Asien und Afrika wächst der Markt für bandbeschich- tetes Material derzeit sehr stark, wobei nicht nur der Verbrauch ansteigt, son- dern auch zunehmend neue Produkti- onsanlagen installiert werden. Die neu geschaffenen Beschichtungskapazitä- ten, die insbesondere in China und Osteuropa entstehen, können nicht nur die lokale Nachfrage befriedigen; die Unternehmen drängen mit ihren Produkten auf den Weltmarkt. Im Jahr 2003 nahm, nach Angaben der Europe- an Coil Coating Association (ECCA), die Nachfrage nach bandbeschichte- tem Stahl weltweit um 11,4 Prozent zu. 43 Prozent der Weltproduktion von 15,7 Millionen Tonnen wurden in Asi- en, Afrika und Australien umgesetzt, ein Drittel in Europa und rund 25 Pro- zent in Nordamerika. Auch beim Verbrauch an bandbe- schichtetem Aluminium ist ein starker Verbrauchsanstieg in Asien zu ver- zeichnen. Allerdings ist hier Nordame- rika noch immer führend, wo 55 Pro- zent der weltweit produzierten Menge verarbeitet werden. Insgesamt ist der Markt für bandbeschichtetes Alumini- um im Jahr 2003 weltweit um 9,5 Pro- zent auf 1,05 Millionen Tonnen gewachsen. Internationaler Wettbewerb fordert neue Produkte Um im Wettbewerb bestehen zu können, wird es für die etablierten Bandbeschichter immer wichtiger, Produkte auf den Markt zu bringen, die die gestiegenen Anforderungen der etablierten Märkte im Baubereich, in der Hausgeräteindustrie und insbe- sondere im Automobilbau erfüllen. „Hier muss die Effektivität des Coil- Coating-Prozesses neu bewertet wer- den“, führte Lothar Jandel, Leiter Entwicklung und Technischer Service Coil Coatings Europa bei BASF Coatings in Münster, auf der ECCA- Herbsttagung am 22. November in Brüssel aus. Die Systeme sind opti- miert worden, die Beschichtungslinien laufen schneller, die Lacke sind effizi- enter geworden. Die Preise für vorbe- schichtetes Blech sind in den letzten 10 Jahren drastisch gefallen. Fit für die Zukunft Die Coil-Coating-Branche präsentiert sich mit sehr guten Wachstumszahlen Zurzeit boomt der Markt für bandbeschichtetes Blech. Um im Wett- bewerb bestehen zu können, muss die Branche neue Entwicklungen vorantreiben, wie auf der Herbsttagung der European Coil Coating Association (ECCA) im November in Brüssel zu hören war. MARKT & KONJUNKTUR

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Page 1: Fit für die Zukunft

JOT 1|200512

Nun sind aber im letzten Jahr dieRohstoffpreise für Stahl und Alumini-um dramatisch angestiegen, weil dieNachfrage aus Asien, speziell aus Chi-na, sehr groß war, und mit Verzögerungsteigen jetzt auch die Preise für dieLackrohstoffe. „Berücksichtigt manalle diese Faktoren“, so Jandel, „for-dert dies zwangsläufig neue Konzeptefür Prozess und Produkte heraus.“

„Insbesondere werden Kratzfestig-keit, Reinigungsfreundlichkeit, gerin-ge Schmutzaufnahme, hohe Korrosi-onsfestigkeit, antimikrobielle Ober-flächen nachgefragt“, so Ibrahim Kutluvon der Salzgitter Mannesmann Forschung auf der ECCA-Tagung.

Optimierungsproblem: Härte und Flexibilität

So sind beispielweise bei den Pro-dukten für den Baubereich wartungs-freie Oberflächen Ziel der Entwick-lungen: Oberflächen, die durch denRegen abgewaschen werden oder dievon Natur aus schmutzabweisend sind.

Einige Eigenschaften lassen sich,wie seit einiger Zeit bekannt, mit Hilfevon Nanopartikeln erzeugen. So wer-den heute kratzfeste Oberflächen durcheine zusätzlich aufgebrachte Schichterzeugt, die harte anorganische Partikelenthält. Der Einsatz von organisch sub-stituierten Siloxanen führt zu hydropho-

In Osteuropa, Asien und Afrikawächst der Markt für bandbeschich-

tetes Material derzeit sehr stark, wobeinicht nur der Verbrauch ansteigt, son-dern auch zunehmend neue Produkti-onsanlagen installiert werden. Die neugeschaffenen Beschichtungskapazitä-ten, die insbesondere in China undOsteuropa entstehen, können nichtnur die lokale Nachfrage befriedigen;die Unternehmen drängen mit ihrenProdukten auf den Weltmarkt. Im Jahr2003 nahm, nach Angaben der Europe-an Coil Coating Association (ECCA),die Nachfrage nach bandbeschichte-tem Stahl weltweit um 11,4 Prozent zu.43 Prozent der Weltproduktion von15,7 Millionen Tonnen wurden in Asi-en, Afrika und Australien umgesetzt,ein Drittel in Europa und rund 25 Pro-zent in Nordamerika.

Auch beim Verbrauch an bandbe-schichtetem Aluminium ist ein starkerVerbrauchsanstieg in Asien zu ver-zeichnen. Allerdings ist hier Nordame-rika noch immer führend, wo 55 Pro-zent der weltweit produzierten Mengeverarbeitet werden. Insgesamt ist derMarkt für bandbeschichtetes Alumini-

um im Jahr 2003 weltweit um 9,5 Pro-zent auf 1,05 Millionen Tonnengewachsen.

Internationaler Wettbewerbfordert neue Produkte

Um im Wettbewerb bestehen zukönnen, wird es für die etabliertenBandbeschichter immer wichtiger,Produkte auf den Markt zu bringen,die die gestiegenen Anforderungender etablierten Märkte im Baubereich,in der Hausgeräteindustrie und insbe-sondere im Automobilbau erfüllen.„Hier muss die Effektivität des Coil-Coating-Prozesses neu bewertet wer-den“, führte Lothar Jandel, LeiterEntwicklung und Technischer ServiceCoil Coatings Europa bei BASF Coatings in Münster, auf der ECCA-Herbsttagung am 22. November inBrüssel aus. Die Systeme sind opti-miert worden, die Beschichtungslinienlaufen schneller, die Lacke sind effizi-enter geworden. Die Preise für vorbe-schichtetes Blech sind in den letzten10 Jahren drastisch gefallen.

Fit für die Zukunft

Die Coil-Coating-Branche präsentiert sich mit sehr guten Wachstumszahlen

Zurzeit boomt der Markt für bandbeschichtetes Blech. Um im Wett-bewerb bestehen zu können, muss die Branche neue Entwicklungenvorantreiben, wie auf der Herbsttagung der European Coil CoatingAssociation (ECCA) im November in Brüssel zu hören war.

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ben Oberflächen, die als wasserabwei-sendes oder gar als Anti-Graffiti-Systemgenutzt werden können. Diese Systemekönnen aber zurzeit noch nicht in Coil-Coating-Anlagen verarbeitet werden, dasie zu temperaturempfindlich sind.„Hier sind noch viele Entwicklungs-schritte notwendig, um entweder dieEigenschaften der Nanokomponentenoder die Applikationstechnik zu ändernund vor allem, um die Produktionsko-sten für diese Oberflächen zu senken“,legte Kutlu den derzeitigen Stand derEntwicklungen dar.

Bei der Suche nach harten, aber flexiblen Beschichtungen möchte Jor-gen Rassing, Mitarbeiter bei AkzoNobel Nippon Paint in Schweden, miteiner neuen Formulierung zugleichauch die Phthalate eliminieren. Phtha-late in den Polyesterlacken, die derBeschichtung Härte und Beständigkeitverleihen, aber die Flexibilität reduzie-ren, sollen durch lineare Moleküle

limitiert wird“, erläutert Kutlu, warumdiese Beschichtungen noch nicht aufden Markt gebracht wurden.

Trocknungsprozesse verkürzt

Ein Verfahrensschritt im Coil-Coa-ting-Prozess, der zurzeit in verschiede-nen Richtungen bearbeitet wird, ist derTrocknungsprozess. Die konventionel-le Konvektionstrocknung benötigt vielRaum, da der Wärmeübergang rechtlangsam ist. Die Öfen müssen deshalbentsprechend lang sein. Hier bietet der Einsatz von Infrarot (IR)- oderUltraviolett (UV)-Strahlung einige Vor-teile. So liegen die Trocknungszeitenbei wenigen Sekunden, Konvekti-onstrockner benötigen 25 bis 30Sekunden. Daraus resultiert, dass auchdie Baulänge der IR- und UV-Systemeentsprechend kürzer ist.

„So kann man einen 20 m langenKonvektionsofen durch eine 2 m langeNIR(kurzwellige Infrarot)-Trockenzo-ne ersetzen, wobei die NIR-Trocknereine hohe Strahlungsleistung habenund eine Wasserkühlung benötigen.Oder er wird durch eine 4 m langekurz- oder mittelwellige IR-Trocken-zone ersetzt, die mit einer Leistungvon 150 W/m2 nur luftgekühlt werdenmuss“, erläuterte Rudolf Lembke vonHereaus Noblelight.

Der Einsatz der Infrarot-Technolo-gie erfordert Änderungen der Formu-lierung für die Beschichtungsstoffe, dadie Aushärtung in sehr kurzer Zeiterfolgen muss. Auch das Lösemittel

ersetzt werden, beispielsweise durchepoxidierte Fettsäuren, die aus nach-wachsenden Rohstoffen gewonnenwerden. Diese linearen Elemente tra-gen nicht zur Härte, sondern nur zurFlexibilität bei. Die Härte könntejedoch durch Nanopartikel erzeugtwerden. Zurzeit liegt, erklärte Rassing,hier der Knackpunkt bei der Entwick-lung; bisher hat er noch keine geeigne-ten Nanopartikel gefunden.

Eine Anforderung, die besondersaus der Lebensmittelindustrie nachge-fragt wird, ist die antibakterielle Ober-fläche. Eine Möglichkeit, diese zuerzielen, ist die Einbindung von Silber-Ionen in die Oberfläche. Hier gab eserfolgreiche Beschichtungen bei derSalzgitter Mannesmann Forschung.„Aber bisher leidet die Technologiedarunter, dass die Zeolithmatrix mitden Silber-Ionen sehr teuer ist unddass die antibakterielle Aktivität durchden Silber-Ionen-Gehalt in der Matrix

Der Regen wäscht den Schmutz von einer hydrophilenOberfläche ab (Bild: BASF Coatings)

Mit Hilfe der Infrarot-Trocknung

lässt sich dieTrocknungsstrecke

verkürzen

(Bild: Heraeus

Noblelight)

Beim Einsatz von Primern, die mit UV-Strahlen gehärtetwerden, können zwei Schritte der Vorbehandlung entfallen (Bild: BASF Coatings)

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muss innerhalb von 2 Sekunden aus der Schicht ent-weichen.

UV-Härtung – eine völlig andere Technologie

Beschichtungssysteme für das Coil Coating, diemit Hilfe von UV-Strahlen gehärtet werden, befindensich noch vielfach im Entwicklungsstadium. Es zeich-nen sich aber schon einschneidende Veränderungenab. So können UV-Primer direkt auf das gereinigteBlech aufgebracht werden und die beiden SchritteVorbehandlung und Nachspülen können entfallen.Einziges Lösemittel ist Wasser, das nur zur Verdün-nung eingesetzt wird, damit der Primer mit der kon-ventionellen Walzeapplikation verarbeitet werdenkann.

Die Trocknungszeit des Systems wird erheblichkürzer. Es muss kein Lösemittel nachverbrannt wer-den. Eine solche Beschichtung lässt sich leicht in eineVerzinkungslinie integrieren, die häufig schon eineauf Wasserbasis arbeitende Nachbehandlung hat.„Mit solchen Installationen bekommt die organischeBeschichtung ein völlig neues Potenzial“, erklärteJandel. Der mit Primer vorbeschichtete Stahl könnteals Standardprodukt direkt von der Verzinkungslinieverkauft werden. Der Decklack könnte dann in einersehr kurzen Beschichtungslinie mit nur einer kleinenReinigungszone appliziert werden. Allerdingsbenötigt man bei den wasserbasierten UV-Lackeneine IR-Trockung, da vor der UV-Vernetzung dasWasser entfernt werden muss.

Die Anforderungen an das UV-Lampensystemerläuterte Michael Cook, General Manager Europebei Fusion UV-Systems in Großbritannien, auf der ECCA-Tagung. Die Lichtleistung muss über lan-ge Zeit konstant sein; Birne und Reflektor müssensauber gehalten werden. Dafür wird ein Filter vor demLufteinlass integriert. Es muss zudem eine schnelleAnpassung an die Coil-Breite gewährleistet sein.

Die Branche boomt. Die neuen Entwicklungenstoßen auf großes Interesse. Der Markt hat sich imJahr 2004 nicht nur in Asien, sondern auch in Europaerfreulich entwickelt. Die Produktion stieg im erstenHalbjahr 2004 (im Vergleich zum 1. Halbjahr 2003)nach Angaben der ECCA, die die Daten erhob, beibeschichtetem Stahl um 10,4 Prozent auf 2,7 Millio-nen Tonnen und bei Aluminium um 7,8 Prozent auf203000 Tonnen. In den Ländern Osteuropas stieg derAbsatz besonders an: um 20 Prozent bei bandbe-schichtetem Stahl und um 135 Prozent bei Alumini-um. 97 Prozent der Produktion verblieben in Europa.Die Ausfuhr von bandbeschichtetem Stahl in nichteuropäische Staaten sank um 17 Prozent. Dies dürfteauf die Knappheit bei Stahl auf dem Weltmarktzurückzuführen sein. (AJA)

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