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Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 1
Ein Projekt von
Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
Folienpräsentation zu den Informations- und Schulungsunterlagen (Version 1.2) des Projektbüros Ein-STEP c/o IGES GmbH Berlin
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Agenda 1
Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer
Einführung in die Thematik
Thema 1
Einführung in die vier Elemente des Strukturmodells
Thema 2 Teil 1 und 2 Einführung in das Konzept der Strukturierten Informationssammlung (SIS)
Thema 2 Teil 3 Praktische Anwendung der Strukturierten Informationssammlung
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 3
Agenda 2
Thema 3:
Struktur und Anwendung der Maßnahmenplanung und Verfahren der Evaluation
Thema 4:
Funktion und Anwendung Berichteblatt
Thema 5:
Aspekte zur rechtlichen Einord- nung des Strukturmodells, Handlungserfordernisse des Pflege- und Qualitätsmanagements
Thema 6:
Vorbereitung der Einführung des Strukturmodells
Thema 7:
Management des Einführungsprozesses
Thema 8:
Organisation und Kommunikationsstrukturen in der Implementierungsstrategie,
System der Multiplikatoren
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Entstehungsgeschichte
Historie
Überbordendes Ausmaß der Pflegedokumentation
Vorschlag der damaligen Ombudsfrau zur Entbürokratisierung der Pflege für ein Strukturmodell zur Pflegedokumentation in der Langzeitpflege
Auftrag BMG Juli 2012/2013
Praxistest „Praktische Anwendung des Strukturmodells“
Sept. 2013 – Jan. 2014
Teilnehmer: 31 ambulante Pflegedienste, 26 stationäre Pflegeeinrichtungen
Gemeinsame Erklärung der Vertragspartner nach § 113 SBG XI (04.07.2014) zur bundesweiten Implementierungsstrategie (IMPS)
Pflegebevollmächtigter
Initiative des Pflegebevollmächtigten
Einrichtung Projektbüro zur Koordination und Steuerung der IMPS am 01.01.2015
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Paradigmenwechsel
Im Mittelpunkt der Entbürokratisierung stehen:
Der personenzentrierte Ansatz
Das Vertrauen in die Fachlichkeit der Pflegenden
Die schnelle Orientierung, bessere Übersichtlichkeit und Zeitersparnis
Dies ist verbunden mit:
Dem neuen Konzept zum Einstieg in den Pflegeprozess (SIS)
Der konsequenten Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der pflegebedürftigen Person
Der gezielten und frühzeitigen Erkennung sich abzeichnender Veränderungen der Situation
Der Beibehaltung von Qualitäts- standards
Der Schaffung von Freiraum für fachliche Entscheidungen sowie Übung und Reflexion
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Ziele der Neuausrichtung der Pflegedokumentation
„Reset“ Pflegedokumentation
steht für einen Paradigmenwechsel in der Pflegedokumentationsstruktur, der
ohne Schulung und Übung nicht umsetzbar ist.
Aufhebung des Eindrucks, nur für Prüfinstanzen zu dokumentieren
Beendigung der Situation einer „angstgetriebenen“ Pflegedokumentation
Vermittlung von Rationalität im Umgang mit der Risikoeinschätzung
Stärkung der fachlichen Kompetenz von Pflegefachkräften (Rückbesinnung)
Rückgewinnung des Stellenwertes der Pflegedokumentation für den beruflichen Alltag („Reset“)
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Entbürokratisierung und Dimensionen der Pflegedokumentation
Die pflegebedürftige Person nimmt im Strukturmodell bewusst eine aktive Rolle wahr (Selbstbestimmung Anforderungen SGB XI), soweit es ihr aufgrund kognitiver oder körperlicher Einschränkungen möglich ist.
Bisherige Dokumentationspraxis:
• (Eigen)Wahrnehmung der pflegebedürftigen Person ist oft in der Vielfalt sonstiger interner und externer Anforderungen untergegangen
• Überblick ging verloren, zu wenig Orientierung für individuelle Prozesssteuerung
Dokumentation nach dem Strukturmodell:
• Sichtweise der Pflegebedürftigen wird übersichtlich abgebildet
• Verständigung über den Pflegeprozess wird stimuliert
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Implementierungsstrategie - Organisationsstruktur
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Thema 1:
Einführung in die vier Elemente des Strukturmodells (ambulant/stationär) als Grundlage zur Neuausrichtung der Pflegedokumentation
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Grundprinzipien des Strukturmodells
Stärkung der fachlichen Kompetenz der Pflegefachkräfte
Pflegewissenschaftliche Fundament eines personenzentrierten Ansatzes
Erfassung pflege- und betreuungsrelevanter biografischer Aspekte im Rahmen der Themenfelder der SIS
Einschätzung pflegerischer Risiken und Phänomene in einer eigens hierfür entwickelten Matrix als Bestandteil der SIS
Beschränkung im Berichteblatt auf Abweichungen von regelmäßig wiederkehrenden Maßnahmen der Grundpflege und Betreuung und/oder Dokumentation tagesaktueller Ereignisse
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Vier Elemente des Strukturmodells
1. Strukturierte Informationssammlung (SIS) als Einstieg in den Pflegeprozess (Element 1)
2. Individuelle Maßnahmenplanung mit den Erkenntnissen aus der SIS (Element 2)
3. Berichteblatt mit der Fokussierung auf Abweichungen aus der Maßnahmenplanung und der SIS (Element 3)
4. Festlegung von Evaluationsdaten aus Erkenntnissen der SIS, der Maßnahmenplanung und des Berichteblatts (Element 4)
Element 1
Strukturierte Informations-
sammlung
Element 2
individuelle Maßnahmen-
planung
Element 3
Berichteblatt mit Fokus auf
Abweichungen
Element 4
Evaluation
(individuell )
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Varianten des Pflegeprozesses
4-phasiger Pflegeprozess
6-phasiger Pflegeprozess
Element 1
Strukturierte Informations-
sammlung
Element 2
Individuelle Maßnahmen-
planung
Element 3
Berichteblatt mit Fokus auf Abweichungen
Element 4
Evaluation
(individuell)
1.
Informations-sammlung
2.
Erkennen von Problemen
und Ressourcen
3. Festlegung
der Pflegeziele
4.
Planung der Pflegemaß-
nahmen
5. Durch-führung der
Pflege
6.
Beurteilung der Wirkung
der Pflege auf den Patienten
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Funktion des Strukturmodells stationär
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Funktion des Strukturmodells ambulant
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Elemente der neuen Pflegedokumentation
Die Neuorientierung der Pflegedokumentation entlang des Strukturmodells basiert auf vier Elementen:
Element 1 Element 2 Element 3 Element 4
SIS mit den Kernelementen:
•Eigeneinschätzung der pflegebedürf-tigen Person
•Sechs Themen-felder zur fachli-chen Einschätzung
•Matrix für pflege-sensitive Risiken und Phänomene
Individuelle Maßnahmen-planung auf Grundlage der Erkenntnisse aus der SIS
Berichteblatt mit Fokussierung auf:
•Abweichungen von der Maßnah-menplanung
•aktuelle Ereignisse
•weitere Beteiligte
Evaluation:
Festlegung von Evaluationsdaten oder Zeiträumen aus Erkenntnissen
•der SIS
•der Maßnahmen-planung
•des Berichteblatts
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Grundstruktur zur Neuausrichtung der Pflegedokumentation
Stat. keine Einzelleistungs- nachweise für Grundpflege (Verfahrensanleitungen hierfür im QM-Handbuch hinterlegt; Mitarbeiter haben Kenntnis)
Strukturierte Informationssammlung
6 Themenfelder [Perspektive Pflegebedürftiger, biografische Erkenntnisse, fachliche Setzung Pflegefachkraft und Risikoeinschätzung]
Individuelle Maßnahmenplanung
(Grundpflegerische Versorgung
und Betreuung)
Berichteblatt beschreibt Abweichung und
ggf. Evaluation
Zusatzdokumente im Rahmen des
Risikomanagements (Trink-, Ernährungsprotokoll,
Scalen/Assessments etc.)
Behandlungspflege separate Dokumentation
Stammdatenblatt
Entscheidung durch PFK: •nicht regelhaft/schematisch •Evaluationsdaten individuell •zeitliche Befristung •Eintragung/Abzeichnung nach Durchführung
Obligate Einzelleistungsnachweise nach Durchführung
Erkenntnisse aus Fallbesprechungen / Übergaben etc. fließen bei Bedarf mit ein
Pflegeprozess 4-phasig
Evaluation individuelle Evaluation + im Rahmen der Qualitätssicherung
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Thema 2/Teil 1 und 2:
Einführung in das Konzept der Strukturierten Informationssammlung (SIS ambulant/stationär)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 20
Die SIS ist kein Formular sondern ein wissenschaftsbasiertes KONZEPT zum Einstieg in den Pflegeprozess
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Strukturmodell stationär/ambulant mit Verortung der SIS
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 22
Strukturierte Informationssammlung SIS (stationär/ambulant)
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Feld zur Erfassung des Namens der pflegebedürftigen Person
Feld zur Erfassung des Datums wann das Gespräch durchgeführt wurde
Feld zur Erfassung des Handzeichens der verantwortlichen Pflegefachkraft
Feld zur Unterschrift durch die pflegebedürftige Person und/oder seiner Angehörigen/Betreuer (optionales Feld)
Es bleibt der Einrichtung freigestellt, ob eine Bestätigung durch die pflege-bedürftige Person/Angehörigen /Betreuer erfolgt.
Eine Kopie des Bogens kann auch der pflegebedürftigen Person/ Angehörigen ausgehändigt, oder in der Pflegedokumentation vor Ort hinterlegt werden.
Feld A
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Prinzipien der Strukturierten Informationssammlung (SIS)
Sichtweise der pflegebedürftigen Person,
ggf. der Angehörigen
Fachliche Einschätzung
Verständigung pflegebedürftige Person und
Pflegefachkraft
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Sichtweise der pflegebedürftigen Person
Erfassung von Angaben der pflegebedürftigen Person zu ihren Gewohnheiten und Wünschen sowie der Eigenwahrnehmung ihres individuellen Unterstützungsbedarfes erfolgt im Originalton.
Das Gespräch dient dazu, die pflegebedürftige Person - soweit sie es gestattet - mit ihren Bedürfnissen, Werten und Gewohnheiten kennenzulernen und den Unterstützungsbedarf aus ihrer Sicht zu erfassen.
Die Hinzuziehung der Erfahrungen und Einschätzungen von Angehörigen und ggf. von Betreuern ist eine wichtige Option, falls die pflegebedürftige Person aufgrund ihrer körperlichen oder kognitiven Situation keine Aussagen mehr treffen kann.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 26
Dimensionen der fachlichen Situationseinschätzung
pflegefachliche Sicht und Eigenwahrnehmung der pflege- und hilfebedürftigen Person zur
Verständigung über die Situation und Versorgung
Qualifikation und berufliche Erfahrungen
Risikoanalyse anhand evidenz-
orientiertem und evidenzbasiertem
Fachwissen
Wahrnehmung/ Beobachtung der
individuellen Situation und des
Umfeldes
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Feld B
Durch diese Fragestellungen kann das Gespräch sowohl eröffnet als auch geschlossen werden. Bei stark kognitiv beeinträchtigten Personen kann dieses Gespräch auch stellvertretend mit den Angehörigen und/oder mit dem Betreuer/der Betreuerin geführt werden. Dies wird entsprechend vermerkt.
Entscheidend ist, dass hier tatsächlich der wörtliche Originalton ungefiltert wiedergegeben wird, den die pflegebedürftige Person zur eigenen Einschätzung der Situation äußert.
Positive Effekte: sowohl bei der pflegebedürftigen Person/Angehörigen, als auch bei der PFK im Hinblick auf individuelle Wünsche, die gegenseitige Wahrnehmung zur Situation und zur Gestaltung der Pflege und Betreuung als Ausdruck der Selbstbestimmung. Direkte Zitate und wortgetreue Informationen von dem Pflegebedürftigen werden hier
dokumentiert. Die Angaben der pflegebedürftigen Person zu ihren Hauptproblemen und Wünschen. Unterstützungsbedarf aus Sicht der pflegebedürftigen Person:
• Kennt oder sieht die pflegebedürftige Person Risiken bei sich selbst? • Ergänzend können in diesem Bereich Informationen von Angehörigen und Betreuern erfasst
werden.
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Themenfelder in Anlehnung an die Module des NBA
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Mobilität und Beweglichkeit
Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen
Selbstversorgung
Leben in sozialen Beziehungen
Haushaltsführung (ambulant)
Wohnen/Häuslichkeit (stationär)
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Prinzipien der Themenfelder
Alle Felder sind aktiv zu nutzen und mit Einschätzungen durch die Pflegefachkraft zu versehen. (Achtung: Änderung der Vorgaben aus der Handlungsanleitung)
Die Reihenfolge der sechs Themen kann im Gesprächsverlauf flexibel gehandhabt werden, aufgrund starker Wechselwirkung empfiehlt es sich aber die Reihung einzuhalten.
Verknüpfung der Themenfelder mit pflegesensitiven Risiken und Phänomenen.
Unterschiedliche Einschätzung zwischen PFK und pflegebedürftiger Person z.B. zu Vorschlägen der Risikobegrenzung werden in der SIS festgehalten. Es hat ggf. eine Bedeutung in der Maßnahmenplanung für ein eng gesetztes Evaluationsdatum.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 30
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person in der Lage ist, sich zeitlich, persönlich und örtlich zu orientieren, zu interagieren sowie Risiken und Gefahren zu erkennen. Hier ist auch das Auftreten von herausfordernden Verhaltensweisen wie z.B. nächtlicher Unruhe, Umherwandern (Weglaufen) oder aggressiv-abwehrendes Verhalten zu beschreiben. Die Pflegefachkraft ist aufgefordert möglichst prägnant diesbezüglich die pflegerische Situation mit Handlungs- und Gestaltungsräumen der pflegebedürftigen Person, ihren Kompetenzen, Gewohnheiten, Risiken und fachlichen Erfordernissen festzuhalten.
Themenfeld 1: kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Leitfrage:
Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich zeitlich, persönlich und örtlich zu orientieren und zu interagieren sowie Risiken und Gefahren, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu erkennen?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 31
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person in der Lage ist, sich frei und selbstständig innerhalb und außerhalb der Wohnung bzw. des Wohnbereichs zu bewegen. Wichtig ist dabei, die fachliche Einschätzung/Beschreibung der Möglichkeiten der pflegebedürftigen Person, sich durch Bewegung in angemessenem Umfang Anregung verschaffen zu können, sowie an der Alltagswelt teilzuhaben und teilzunehmen. Der Aspekt des herausfordernden Verhaltens muss dabei berücksichtigt werden.
Themenfeld 2: Mobilität und Beweglichkeit
Leitfrage:
Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich frei und selbständig innerhalb und außerhalb der Wohnung, bzw. des Wohnbereichs, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu bewegen?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 32
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person durch ihre gesundheitliche Situation/ihre Einschränkungen und Belastungen und deren Folgen, einen pflegerisch fachlichen Unterstützungsbedarf benötig Insbesondere sind die individuellen Belastungsfaktoren, die therapeutischen Settings, die Compliance oder der Handlungsbedarf und die eventuellen Unterstützungsbedarfe bei der Bewältigung von Risiken und Phänomenen z. B. Schmerz, Inkontinenz oder deren Kompensation zu beschreiben und hinsichtlich ihrer krankheits- und therapiebedingten Anforderungen einzuschätzen. Es geht nicht um die ausschließliche Aufzählung von Diagnosen und ärztlichen Therapien/Medikamente, die bereits in anderer Weise erfasst und dokumentiert sind.
Themenfeld 3: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen
Leitfrage:
Inwieweit liegen krankheits- und therapiebedingte sowie für Pflege- und Betreuung relevante Einschränkungen bei der pflegebedürftigen Person vor?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 33
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person in der Lage ist, z. B. Körperpflege, Ankleiden, Ausscheidung, Essen und Trinken etc. selbstständig/mit Unterstützung zu realisieren. Ziel ist die Unterstützung größtmöglicher Autonomie, Selbstverwirklichung und Kompetenz. Eventuelle (fachliche und ethische) Konflikte zwischen den obengenannten Werten und die Verständigungsprozesse sind nachvollziehbar zu beschreiben.
Themenfeld 4: Selbstversorgung
Leitfrage:
Inwieweit ist die pflegebedürftigen Person in der Lage, sich selbstständig bzw. mit Unterstützung zu pflegen, zu kleiden, auszuscheiden und sich zu ernähren?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 34
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person Aktivitäten und Beziehungen im näheren (häuslichen) Umfeld und im außerhäuslichen Bereich selbstständig/mit Unterstützung gestalten kann und wer sie ggf. dabei unterstützt (privates Umfeld).
Themenfeld 5: Leben in sozialen Beziehungen
Leitfrage:
Inwieweit kann die pflegebedürftige Person Aktivitäten und Beziehungen im näheren Umfeld und im außerhäuslichen Bereich selbst gestalten?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 35
Themenfeld 6 (ambulant): Haushaltsführung
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person ihren eigenen Haushalt noch selbst oder mit Unterstützung organisieren und bewältigen kann.
Es erfolgen Hinweise zur Abstimmung mit den Angehörigen über ein arbeitsteiliges oder aufgabenorientiertes Vorgehen in der Versorgung der pflegebedürftigen Person.
Hierbei geht es auch um die nachvollziehbare Beschreibung von Konflikt-, Risiko- und Aushandlungssituationen, die sich z. B. infolge psychischer und sozialer Pflege-, Wohn und Lebenssituationen ergeben.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 36
Themenfeld 6 (stationär): Wohnen/Häuslichkeit
Leitgedanken:
In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person ihre Bedürfnisse und Bedarfe in Hinblick auf Wohnen, und Häuslichkeit in der stationären Einrichtung umsetzen kann. Sie sind wichtig für die Erhaltung von Gesundheit, Kompetenz und Wohlbefinden und die Möglichkeit, sich zu orientieren sowie Sicherheit durch Vertrautes zu erlangen – insbesondere in der unmittelbaren Lebensumwelt (eigenes Apartment, im Doppelzimmer, Küchenzeile für bestehende Selbstversorgungs-potenziale, weitere persönliche, biografisch bedeutsame Dinge- insbesondere bei Menschen mit Demenz).
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 37
Risikomatrix in der Strukturierten Informationssammlung (SIS)
ambulant
stationär
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 38
Aus pflegewissenschaftlicher/pflegefachlicher Sicht ist folgendes Vorgehen verbindlich:
Pflegefachliche Einschätzung zu den individuellen pflegesensitiven Risiken und Phänomenen (ja/nein) aus den Erkenntnissen der Situationseinschätzung in den Themenfeldern (Initialassessment).
Wird die Kategorie „ja“ angekreuzt, muss die Pflegefachkraft zusätzlich eine Entscheidung zu der Kategorie „weitere Einschätzung notwendig“ (ja/nein) treffen, um festzulegen, ob hierzu aus fachlicher Sicht die Notwendigkeit für ein Differentialassessment besteht.
Das Feld „Sonstiges“ dient der Erfassung weiterer Risiken oder Phänomenen im Einzelfall
Ist eine Beratung erfolgt, kann sie hier erfasst werden.
Abschließende Überprüfung der fachlichen Entscheidungen in der Risikomatrix, inwieweit diese durch Informationen in den Themenfeldern gestützt sind (Plausibilitätscheck).
Feld C2 ambulant- Risikomatrix im Kontext der Themenfelder
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 39
Feld C2 stationär- Risikomatrix im Kontext der Themenfelder
Aus pflegewissenschaftlicher/pflegefachlicher Sicht ist folgendes Vorgehen verbindlich:
Pflegefachliche Einschätzung zu den individuellen pflegesensitiven Risiken und Phänomenen (ja/nein) aus den Erkenntnissen der Situationseinschätzung in den Themenfeldern (Initialassessment).
Wird die Kategorie „ja“ angekreuzt, muss die Pflegefachkraft zusätzlich eine Entscheidung zu der Kategorie „weitere Einschätzung notwendig“ (ja/nein) treffen, um festzulegen, ob hierzu aus fachlicher Sicht die Notwendigkeit für ein Differentialassessment besteht.
Das Feld „Sonstiges“ dient der Erfassung weiterer Risiken oder Phänomenen im Einzelfall.
Abschließende Überprüfung der fachlichen Entscheidungen in der Risikomatrix, inwieweit diese durch Informationen in den Themenfeldern gestützt sind (Plausibilitätscheck).
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 40
Kompensiertes Risiko
Ein Risiko kann nur als kompensiert gelten, wenn in den Themenfeldern ersichtlich ist, wodurch das Risiko ausgeglichen ist.
(siehe hierzu auch Erläuterungen auf der Homepage von Ein-STEP unter der Rubrik ‚Häufige Fragen‘)
z.B. Schmerzfreiheit bei einer stabilen Schmerzsituation durch Medikation oder Sturzgefährdung durch die Nutzung eines Rollators etc.
Anlässlich einer akuten Veränderung der Situation, im Rahmen der Verlaufsbeobachtung oder durch ein gesetztes Evaluationsdatum kann das als ‚kompensiert‘ dokumentierte Risiko einer erneuten fachlichen Einschätzung unterzogen werden.
Veränderungen werden schnell über das Berichteblatt erkannt.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 41
Thema 2/Teil 3:
Praktische Anwendung des Konzeptes der Strukturierten Informationssammlung anhand von Rollenspielen (individuelle Gestaltung)
Situationsbeschreibungen Anhang 4-7 zu den Informations- und Schulungsunterlagen
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 42
Thema 3:
Prinzipien und Anwendung der Maßnahmenplanung im Zusammenhang mit dem Verfahren der Evaluation im Strukturmodell
Dokumentation der Behandlungspflege
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 43
Prinzipien der Maßnahmenplanung
Erkenntnisse aus der SIS :
Individuelle Wünsche und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person,
Einschätzung zu Ressourcen und pflegerelevanten Handlungsbedarfen,
Verständigung mit der pflegebedürftigen Person,
fachliche Entscheidungen in der Risikomatrix und
Informationen Dritter (Angehöriger/Betreuer)
bilden die Grundlage für die individuelle Maßnahmen-planung.
Die Maßnahmenplanung erfolgt handlungsleitend; Ziele sind immanent enthalten.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 44
Einflüsse auf die Maßnahmenplanung
Je nach Einzelfall bezieht sich dies auf:
individuelle Wünsche und Vorlieben, individuelle Zeiten und Rituale etc.
regelmäßig wiederkehrende Maßnahmen der Grundpflege / Betreuung/ Hauswirtschaft
Maßnahmen des Risikomanagements oder zeitlich befristete Beobachtungen
zusätzliche Betreuungsleistungen
Maßnahmen der Behandlungspflege
Hinweise zur Pflegeorganisation oder vereinbarte individuelle Unterstützung für definierte Situationen
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 45
Strukturierung der Maßnahmenplanung (Vorschlag)
Grundbotschaft der pflegebedürftigen Person
Erstellungsdatum
Zeitraum/ Zeitpunkt innerhalb der Tagesstruktur
Maßnahmenbeschreibung (handlungsleitend)
Grad/ Art des Hilfe-/ Unterstützungsbedarfes
Hilfsmittel
Verweis auf die zugrunde gelegte Verfahrensanleitung (Standard/ Leitlinie)
Nummer des zugehörigen Themenfeldes
Nummer des zugehörigen Leistungskomplexes (ambulant)
Evaluationsdatum
Handzeichen der Pflegefachkraft
…
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 46
Varianten zur Strukturierung der Maßnahmenplanung
ambulant stationär
Pflegeorganisation in
Kombination mit Leistungskomplexen
Leistungskomplexe in
Kombination mit Themenfeldern
Themenfelder kompakt
Tagesstruktur kompakt
Tagesstruktur rational
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 47
Prinzipien der Evaluation
Die Evaluation gewinnt im Strukturmodell an Dynamik:
durch den Fokus auf „Abweichungen im Pflegebericht“
bei kurzfristig festzusetzenden Evaluationsdaten im Zusammenhang mit der Risikoeinschätzung
zur Beobachtung von Phänomenen bei unklaren Ausgangslagen
im Rahmen der Verständigung mit der pflegedürftigen Person zu individuellen Einschätzungen
anlassbezogen bei akuten Situationen oder besonderen Ereignissen
Hinweis: Keine schematischen Routinen im Umgang mit Differential-assessments oder zusätzlichen Erfassungsbögen
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 48
Evaluation
Evaluationsdaten können sich im Einzelfall beziehen auf:
festgelegte Maßnahmen im Kontext der Risikoeinschätzung
Aspekte einer zeitlich eng befristeten Beobachtung bei unklaren Ausgangslagen („ja“ oder „nein“/Risikomatrix) zu Beginn der Pflege und Betreuung
anlassbezogene Evaluation in akuten Situationen mit möglichen Auswirkungen auf die Themenfelder
Festlegung von Evaluationsdaten bei stabilen Pflegesituationen mit längeren Zeiträumen ohne Eintragungen im Berichteblatt
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 49
Verantwortlichkeiten Evaluation
Pflegefachkraft
Individuell terminierte Evaluationszeiten
Evaluation bei pflegerelevanten Veränderungen
Evaluation im Rahmen der Einschätzung von Risiken und Phänomenen
Pflege-/Qualitätsmanagement
Pflegevisiten
Fallbesprechungen
Interne Qualitätskontrollen
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 50
Thema 4:
Funktion und Anwendung des Berichteblatts im Kontext des Strukturmodells
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 51
Prinzipien des Berichteblatts
Nutzung von allen an der Pflege, Betreuung und Therapie Beteiligten
Dokumentation von:
• Abweichungen von den geplanten wiederkehrenden Maßnahmen der grundpflegerischen Versorgung und Betreuung
• gezielten/ geplanten und zeitlich befristeten Beobachtung auf Grundlage der Erkenntnisse der SIS und der Risikomatrix
• tagesaktuellen Ereignissen und ggf. Reaktionen
Fokus: schnelle Erfassung von Veränderungsprozessen
Übersichtlichkeit
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 52
Veränderung bei Einzelleistungsnachweisen
Einzelleistungsnachweise für Grundpflege:
…entfallen für die immer wiederkehrenden Maßnahmen der pflegerischen Versorgung und Betreuung
im stationären Bereich
…dienen weiterhin als Abrechnungsgrundlage
im ambulanten Bereich
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 53
Durchführungsnachweise
ambulant
Vereinbarte Leistungen der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung laut Leistungskomplexen
Behandlungspflege
Lagerungs- und Bewegungsprotokolle bei Dekubitusrisiko
Ggf. bei individuell festgelegten Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements
Leistung § 45 b SGB XI
stationär
Behandlungspflege
Lagerungs- und Bewegungsprotokolle bei Dekubitusrisiko
Ggf. bei individuell festgelegten Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 54
Thema 5:
Aspekte zur rechtlichen Einordnung der neuen Dokumentationspraxis
Handlungserfordernis für das Pflege- und Qualitätsmanagement
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 55
Rechtliche Einordnung des Strukturmodells und der Pflegedokumentationspraxis (Januar 2014)
Die Quintessenz der juristischen Beratung wurde 2014 in der sogenannten „Kasseler Erklärung“ formuliert. Sie schafft Klarheit zu haftungs- und sozialrechtlichen Aspekten für die Pflegedokumentation bei der Umsetzung des Strukturmodells.
Mit den Empfehlungen bestätigen die juristischen Experten erneut den eigentlichen Zweck der Pflegedokumentation:
Erfüllung von fachlichen Anforderungen
Instrument zur Kommunikation und Steuerung
Dokument für interne und externe Anforderungen zur Qualitätsdarlegung
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 56
Sozialrechtlicher Rahmen
Gemäß Maßstäben und Grundsätzen (MuG) sind
„Anforderungen zu regeln an 1. eine praxistaugliche, den Pflegeprozess unterstützende und die Pflegequalität fördernde Pflegedokumentation, die über ein für die Pflegeeinrichtungen vertretbares und wirtschaftliches Maß nicht hinaus gehen dürfen.“ (§113 Abs. 1 SGB XI)
Durchführung der Qualitätsprüfungen:
„Bei der Beurteilung der Pflegequalität sind die Pflegedokumentation, die Inaugenscheinnahme der Pflegebedürftigen und Befragungen der Beschäftigten (…) sowie der Pflegebedürftigen (…) angemessen zu berücksichtigen.“ (§ 114a Abs.3 SGB XI)
Beschluss im Rahmen der Verabschiedung des 2. Pflegestärkungsgesetztes – PSG II:
…zeitliche Einsparungen, die das Ergebnis der Weiterentwicklung der Pflegedokumentation sind …, führen nicht zur Absenkung der Pflegevergütung sondern wirken der Arbeitsverdichtung entgegen…”. (§113 Abs. 1 Satz 3 SGB XI)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 57
Beschlussfassung Vertragsparteien
Pressemitteilung der Vertragspartner nach § 113 SBG XI
(04.07.2014 Beschlussfassung):
Die Pflegedokumentation auf der Grundlage des Strukturmodells, ist mit den derzeit geltenden Maßstäben und Grundsätzen sowie der QPR vereinbar.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 58
Zweite Kasseler Erklärung (November 2015)
Hintergrund
Verzicht auf Einzelleistungsnachweise im Bereich der Grundpflege in stationären Einrichtungen
Muss trotzdem noch konkret erkennbar sein, wer die jeweilige Routinemaßnahme im Bereich der Grundpflege erbracht hat?
Stellungnahme
Aus haftungsrechtlicher Sicht nicht erforderlich.
Aus sozialversicherungsrechtlicher Sicht ebenfalls nicht erforderlich
(Ergebnis der Prüfung der Ausfüllanleitung der Transparenzkriterien nach Anlage 3 der Pflege-Transparenzvereinbarung stationär)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 59
Grund- und Behandlungspflege - stationär
Stationäre Pflege:
Einzelleistungsnachweise der Grundpflege entfallen, wenn konkrete einmalige Beschreibungen der immer wiederkehrenden Abläufe der pflegerischen Maßnahmen (Verfahrensanleitungen) vorliegen.
Ausnahme: Dokumentation von Positionswechseln/Lagerung im Rahmen der Dekubitusprophylaxe
Durchführungsnachweise der Behandlungspflege sind weiterhin erforderlich, da die Tätigkeit lt. Verordnung des Arztes an die Pflegefachkräfte delegiert wird.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 60
Grund- und Behandlungspflege - ambulant
Ambulante Pflege:
Die Dokumentation dient als Grundlage für die Abrechnung. Durchführungsnachweise für vereinbarte Leistungen der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung laut Leistungskomplexen sind weiterhin erforderlich.
Durchführungsnachweise der Behandlungspflege sind weiterhin erforderlich, da die Tätigkeit lt. Verordnung des Arztes an die Pflegefachkräfte delegiert wird.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 61
Organisationsverantwortung
Die Verschlankung der Pflegedokumentation ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Diese beziehen sich auf die Überprüfung und ggf. Anpassungen:
Von Verfahrensanleitungen, die die grundpflegerische Versorgung und Betreuung beschreiben
Eine Neubestimmung von Evaluationszeiträumen des internen Qualitätsmanagements
Von Instrumenten zur internen Qualitätssicherung, z.B. Pflegevisiten
Eine Anpassung des Einarbeitungskonzept von neuen Mitarbeitern
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 62
Voraussetzungen zum „Immer-so-Beweis“
Verfahrensanleitungen beschreiben nachvollziehbar das übliche Vorgehen bei der grundpflegerischen Versorgung und müssen den Mitarbeitern zugänglich gemacht werden.
Diese Verfahrensanleitungen zu den grundpflegerischen Leistungen und die aktuelle Pflegedokumentation mit der Maßnahmenplanung bilden das Fundament als erste Voraussetzung für den sogenannten „Immer-so-Beweis“.
„Immer-so-Beweis“
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 63
Voraussetzungen zum „Immer-so-Beweis“
Die zweite Voraussetzung ist die einheitliche Regelung durch das Qualitätsmanagement, wie die Verfahrensanleitungen den Mitar-beitern bekannt gemacht werden.
Neben der Berücksichtigung im Einarbeitungs-konzept für neue Mitarbeiter ist ein schriftlicher Nachweis zu führen
Das Vorhandensein aktueller Verfahrensanleitungen und die protokollierte Kenntnisnahme der Verfahrensanleitungen sind die zweite Säulen in der Führung des sog. „Immer-so Beweises“.
„Immer-so-Beweis“
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 64
Voraussetzungen zum „Immer-so-Beweis“
Die dritte grundlegende Voraussetzung ist eine aktuelle individuelle Pflegedokumentation mit den Bestandteilen:
Strukturierte Informationssammlung,
individuelle Maßnahmenplanung,
Berichteblatt,
Evaluation.
„Immer-so-Beweis“
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 65
Handlungserfordernis für das Pflege- und Qualitätsmanagement
Mit der Einführung des Strukturmodells wird durch das Pflege- und Qualitätsmanagement systematisch ein veränderter Schwerpunkt in der Prozessteuerung und der Pflegedokumentation gesetzt:
die wichtige Rolle der Selbstbestimmung und der Verständigung mit der pflegebedürftigen Person
und
die Förderung der Fachlichkeit der Pflegenden (Entscheidungs-spielraum) und Einbindung aller an der Pflege Beteiligten
Dies setzt die Bereitschaft der Leitungsebene voraus, bestehende Verfahrensanweisungen (Leitlinien, Standards, etc.), Einarbeitungs- und Schulungskonzepte sowie Anforderungen an das bisherige Dokumentationssystem kritisch zu überprüfen.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 66
Thema 6:
Vorbereitung zur
Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
(Ein-STEP)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 67
Entscheidungsfindung
Entscheidungsfindung der Leitung unter Einbeziehung des mittleren Managements
Klärung der Zielsetzung
Prüfung der Rahmenbedingungen, z.B. keine anderen Projekte parallel
Sichtung des aktuellen Dokumentationssystems
Berücksichtigung weiterer Vorgaben im Qualitätsmanagementhandbuch
(QM-Handbuch)
Prüfung der zur Verfügung stehenden Ressourcen (personell, zeitlich, sächlich, finanziell)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 68
Innerbetriebliche Ressourcen
Organi-satorische
• Welche Vorgaben des QM-Handbuch werden bei der Einführung oder im laufenden Prozess überprüft?
• Inwieweit müssen Betriebsrat/Mitarbeitervertretung/Heimbeirat informiert werden?
• Wie gelingt eine gute Kooperation mit den Prüfinstanzen?
personelle
• Welche Mitarbeiter können die Einführung begleiten? • Welche zeitlichen Ressourcen sollten zur Verfügung stehen?
• Welche Vorteile hat die Einrichtung von der Einführung des Strukturmodells?
sächliche
• Wie sieht das zukünftige Pflegedokumentationssystem aus?
• Sollte der Dokumentationsanbieter einbezogen werden? • Welche weiteren sächlichen Ressourcen sind zu bedenken?
finanzielle
• Hat die Einführung des Strukturmodells Auswirkung auf den Fortbildungsplan?
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 69
Innerbetriebliche Ressourcen
Organi-satorische
• Fokussierung auf die Implementierung (z.B. keine anderen Projekte oder Umstrukturierungen parallel dazu)
• Räumlichkeiten für Schulungen, Einführungs-, Reflexionsgespräche
personelle
• Benennen einer projektverantwortlichen Person • Einberufen einer einrichtungsinternen Steuerungs-/ Projektgruppe
• Kapazitäten von Mitarbeitern
sächliche
• Investition in vorhandenes Dokumentationssystem oder ggf. Neuanschaffung • Sachmittel
finanzielle
• Interne Ausrichtung des Fort- und Weiterbildungsplans
• Kosten Schulungsmaßnahmen
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 70
Thema 7:
Management des Prozesses zur Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 71
Grundlage des Projektes
Bejahende Positionierung des Trägers
Konsequente Unterstützung des Pflege- und Qualitätsmanagements
Einführung des Strukturmodells bedeutet:
Neuer Umgang mit der Pflegedokumentation für alle Beteiligten
Veränderungen der bisherigen Abläufe einplanen
Jahrelange Routinen in der Dokumentationspraxis verabschieden
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 72
Betriebliche Ebenen
Die Einführung in den Pflegeeinrichtungen erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen:
Organisationsebene bezüglich der Neuordnung des Dokumentationssystems und der zu verwendenden Formulare
Personale Ebene bezüglich der Schulung und Fortbildung der Pflegefachkräfte
Mitarbeiterebene bezüglich der Unterstützung zur Anwendung der SIS und Risikomatrix und der neuen Dokumentationspraxis im Berichteblatt
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 73
Exemplarische Projektplanung
Steuerungs-/Projektgruppe einsetzen
Mitarbeiterebene
Vorabinformation
Organisatorische Vorbereitung
Vorgaben des Pflege.- und Qualitätsmanagements
Umsetzung des Strukturmodells
Schulung
Umstellung der Pflegedokumentation
Begleitung der Einführung und Reflektion
Projektbegleitende Kommunikation
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 74
Organisation/ Strategische Entscheidung zur Einführung
stationär ambulant
Jede neue Heimaufnahme Jede Neuaufnahme
In einem Wohnbereich / auf einer Station
Pro Tour
Ganze Einrichtung Alle Touren
Pflegebedürftige Menschen mit stabiler Pflegesituation
Pflegebedürftige Menschen mit stabiler Pflegesituation
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 75
Finanzielle Ressourcen
Kosten durch Umstellung des Dokumentationssystems
Schulungskosten zur Einführung des Strukturmodells
Priorisierung des verpflichtenden Fort- und Weiterbildungsplans zum Ausbau von Fachlichkeit
…
Investitionen in die Neuordnung der Dokumentation amortisieren sich mittel- bis langfristig über höhere Mitarbeitermotivation und –zufriedenheit.
Die Zeitersparnis kommt den pflegebedürftigen Personen zugute.
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 76
Dokumentation
Pflegefachlichkeit entscheidet über die zukünftige Struktur der Pflegedokumentation
Pflege- und Qualitätsmanagement sichten gemeinsam die Dokumentation und QM-Unterlagen unter den Aspekten:
SOLL-IST Abgleich zur Funktionalität und Zweckbestimmung einzelner Bestandteile der Dokumentation und ihrer derzeitigen Praxis
Anlage einer Tabelle zum Dokumentencheck
Überprüfung und Neuordnung weiterer QM-Dokumente hinsichtlich fachlicher/ betrieblicher Vorgaben
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 77
Kommunikation
Interne:
Allgemeine Information an alle Mitarbeiter
Andere therapeutische Fachberufe
Angehörige/ Betreuer
Bewohner/ Klienten/ Kunden
Ehrenamtliche
Externe:
Niedergelassene Ärzte/ Institutsambulanzen
Aus- Fort- und Weiterbildungsträger
Dokumentationsanbieter
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 78
Entschei-dung
Träger > GF > EL > PDL > QB
Ressource: organi-
satorisch, personell, sächlich, finanziell
Dokum.: Soll / Ist- Abgleich
Strategie / Konzept
der Implemen-
tierung
Info an Interessen-vertretung
Pflege-bedürftigen
+ Mitarbeiter
Kick- off Umsetzung
/ Einführung
Reflexion / Evaluation
Exemplarische Darstellung des Projektverlaufes zur Einführung des Strukturmodells
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 79
Thema 8:
Organisation und Kommunikationsstrukturen in der Implementierungsstrategie (Gremien, Website Ein-STEP)
System der Multiplikatoren und entwickelte Instrumente
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 80
Implementierungsstrategie: Organisations- und Kommunikationsstruktur
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 81
Implementierungsstrategie: Organisationsstruktur und Aufgaben
Lenkungsgremium auf Bundesebene
Beratung des Pflegebevollmächtigten
Koordination der Zusammenarbeit mit den Ländern
Kooperation mit Gremien der Selbstverwaltung
Veranlassung gutachterlicher Stellungnahmen
Öffentlichkeitsarbeit
Konsolidierung von Erkenntnissen im Hinblick auf mögliche Gesetzesänderungen
Kooperationsgremien auf Landesebene
Umsetzung auf Landesebene
Berücksichtigung landesspezifischer Vorgaben
Identifikation von landeseitigem Handlungsbedarf auf gesetzlicher oder untergesetzlicher Ebene
Förderung des Dialogs mit den Prüfinstanzen (MDK, Heimaufsicht, Prüfdienst der Privaten)
Umsetzung mit Bildungsträgern
Rückmeldung an Lenkungsgremium
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 82
Implementierungsstrategie: Aufgaben des Projektbüros
Zentrale Steuerung
Entwicklung der Schulungs- und Informationsmaterialien
Mitwirkung an den Schulungen für Prüfinstanzen
Kontinuierliche Aufarbeitung fachlicher, juristischer und organisatorischer Fragen
Berichtswesen zur Steuerung der Implementierung (Pflegebevollmächtigter, Lenkungsgremium)
Informationsveranstaltungen
Kommunikation (Website)
Konzeptionelle Weiterentwicklung des Strukturmodells für Tages- und Kurzzeitpflege
Regionale Steuerung
Durchführung der Schulungen für die Multiplikatoren der Trägerverbände
Kontinuierliche Unterstützung und Monitoring der Arbeit der Multiplikatoren
Vierteljährliche Reflexionstreffen für Multiplikatoren
Teilnahme an Schulungen der Prüfinstanzen in der Fläche
Bündelung von Fragestellungen aus den Regionen zur Aufbereitung durch das Projektbüro
Teilnahme an Sitzungen der Kooperationsgremien auf Landesebene
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 83
Rolle der Multiplikatoren der Verbände
Primäre Ansprechpartner für die Pflegeeinrichtungen zur Unterstützung der Implementierung
Organisation und/oder Durchführung von Schulungen für Pflegeeinrichtungen des Verbandes
Zusammenarbeit mit Bildungsträgern
Organisation von regionalen Reflexionstreffen für Pflegeeinrichtungen
Bündelung von Fragen und Klärungsbedarfen aus der Implementierung, kontinuierliche Rückmeldung an Regionalkoordinatoren bzw. Projektbüro
Teilnahme an Reflexionstreffen der Regionalkoordinatoren
Mitarbeit in verbandlichen Gremien auf Landesebene
Multiplikatoren der Verbände
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 84
Implementierungsstrategie: Multiplikatorensystem 2015/2016
Aufbau von Expertise in der Fläche durch Schulung der relevanten Gruppen, die als Multiplikatoren wirken:
Projektbüro
EinSTEP
Einheitliche Schulungs-materialien
Multiplikatoren der Verbände
Organisation in Kooperation mit der BAGFW und dem bpa
Multiplikatoren der Prüfinstanzen in Kooperation mit dem MDS und den Ländern
(Aus-)Bildungsträger in Zusammenarbeit mit den
Kooperationsgremien
Anbieter von Dokumentationssystemen in
Kooperation mit FINSOZ und DVMD
Regional-koordinatoren
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 85
Informations- und Schulungsunterlagen
Festlegung des Lenkungsgremiums, dass die Schulungen der Multiplikatoren ausschließlich mit den zentral bereit gestellten Schulungsunterlagen geschult werden
Die Multiplikatoren haben eine entsprechende Verpflichtung bei den Verbänden hinterlegt, ausschließlich diese zu nutzen
Die Prüfinstanzen: MDK Gemeinschaft, PKV und Heimaufsicht werden ebenfalls mit diesen Schulungsmaterialien geschult
Die Schulungsmaterialien werden den teilnehmenden Einrichtungen zur Verfügung gestellt
Die Schulungsmaterialien stehen nach Registrierung den Bildungsträgern und Fort.- und Weiterbildungseinrichtungen zur Verfügung
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 86
Initiative und Kooperation mit den Medizinischen Diensten der Krankenkassen
„Ergänzende Erläuterungen“ (Version 3) auf den Webseiten von MDS und
Projektbüro
Grundlage Schulungen MDS/MDK in Abstimmung mit dem Projektbüro
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 87
Initiative und Arbeitsgruppe mit den Verbänden der Anbieter von Dokumentationssystemen
Die Arbeitsgruppe hat im Juli 2015 ihre Arbeit erfolgreich abgeschlossen:
Zentrales Ergebnis ist das „Anforderungsprofil für die Abbildung des Strukturmodells in Dokumentationssystemen“ (Version 1.2)
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 88
Kommunikationsplattform: www.ein-step.de
Januar 2016 Einführung Strukturmodell der Pflegedokumentation Seite 89
Benefit für Pflegeeinrichtungen
Die Erprobung des Strukturmodells hat gezeigt, dass die Entbürokratisie-rung der Pflegedokumentation einen Beitrag zu wichtigen betrieblichen Zielen leisten kann:
Entlastung und Motivation der Mitarbeiter durch die Umstellung auf eine schlanke Pflegedokumentation, die fachlichen Kriterien stand hält und gleichzeitig übersichtlich, praxistauglich und zeitschonend ist.
Mehr Zeit für die direkte Pflege und Betreuung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen.
Beitrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung:
• die Pflegedokumentation stellt keinen zusätzlichen Belastungsfaktor im beruflichen Alltag mehr dar
und
• die fachliche Kompetenz der Pflegefachkräfte wird gestärkt.