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Dieses Buch wurde mit fachlicher Unterstiitzung der Werth Messtechnik GmbH erarbeitet.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. rer. biol. hum. habil. Marc KachelrieB, Erlangen, fiir die fachliche Beratung.

© 2011 Alle Rechte bei Stiddeutscher Verlag onpact GmbH, 81677 Mlinchen www.sv-onpact.de Abbildungen: Werth Messtechnik GmbH, GieBen Satz: HJR, Landsberg am Lech Druck und Bindung: Sellier Druck GmbH, 85354 Freising Printed in Germany 236009 ISBN 978-3-86236-009-3

lnhalt

Vom klinischen CT zum industriellen Messgerat

Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Grundprinzip der Rontgentomografie (6) - Yorn Durchstrahlungsbild

zum MaB (8) - Rastertomografie (15)

Geratetechnik und Bauformen

Rontgenstrahlungsquelle (19) - Drehachse (24) - Rontgensensor (25)

Linearachsen (29) - StrahlenschutzmaBnahmen (34)

4

6

19

Tomografieren in der industriellen Anwendung 35

Einstellen und Tomografieren (36) - Ermitteln von MaBen (42)

3D-Soll-lst-Vergleich ( 4 7) - Messen und Vergleichen in Schnitten ( 51)

Multisensormessungen (54) - Autokorrektur (57) - Priifen der

Materialstruktur (61)

Physikalische Besonderheiten 64

Strahlaufhartung (64) - Streustrahlung (67) - Kegelstrahlgeometrie (69)

Auflosung (71) - Rauschen (73) - Einfliisse der Geratekomponenten

auf das Messergebnis (75)

Spezielle Messmethoden

Ausschnittstomografie (78) - Mehrenergietomografie (79)

Helix-Tomografie (81)

Spezifikation und Messunsicherheit

Spezifikation und Annahmepriifung (83) - Einfluss von Material

und Werksttickgeometrie (89) - Messunsicherheit (90)

Ausblick

Literatur

Der Partner dieses Buches

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83

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1970er-Jahre: erste CT-Gerate fiir die Medizin

1990er-Jahre: Inspizieren mit Rontgen­tomografie

Vom klinischen CT zum industriellen Messgerat

Die auch als Computertomografie (CT) be­zeichnete Rontgentomografie ermoglicht es, raumlich ausgedehnte Objekte einschlieBlich ihrer innen liegenden Strukturen messtech­nisch vollstandig zu erfassen. Die mathemati­schen Grundlagen dieses Verfahrens legte der osterreichische Mathematiker Johann Radon (1887-1956) bereits Anfang des 20. Jahrhun­derts mit der nach ihm benannten Radontrans­formation. Die Nutzung der Rontgentechnik in Form von Filmaufnahmen der zweidimensio­nalen Durchstrahlungsbilder hat sich in der Medizin schon lange bewahrt. Wesentliche Beitrage zur Entwicklung von 3D-Tomografie­geraten fiir die Medizin leisteten die Nobel­preistrager Allan McLeod Cormac und New­bold Hounsfield. Erste kommerzielle Gerate wurden schon in den 1970er-Jahren angebo­ten. Diese Technik ist heute in der medizini­schen Praxis unverzichtbar [ 1]. Mit Beginn der 1990er-Jahre wurde die Ront­gentomografie zunehmend auch zum Inspizie­ren technischer Objekte eingesetzt. So wurden z. B. Werksti.icke auf Lunker, andere Ein­schli.isse und fehlende Merkmale gepriift. Erst­malig war es moglich, innere Strukturen der Werksti.icke zerstorungsfrei zu untersuchen. Im Lauf der Zeit wurden fi.ir diese neuen An­wendungen spezielle Gerate entwickelt. Mit derartigen Geraten wurden auch erste Versu­che unternommen, Werksti.ickmaBe mit Ront­gentomografie zu ermitteln. Die erzielbare Ge­nauigkeit im Bereich einiger Hundertstelmilli­meter war allerdings noch recht gering, sodass

Vom klinischen CT zum industriellen Messgerat 5

eine breite Anwendung fiir messtechnische Zwecke nicht moglich war. Insbesondere war die Abweichung der ermittelten MaBe zum richtigen Wert noch recht groB. Das Problem der Genauigkeit wurde erst <lurch einen grundsatzlich neuen Ansatz und die Verwendung von Technologien aus der Koordinatenmesstechnik i.iberwunden. So konnte im Fri.ihjahr 2005 erstmals ein Ront­gentomografiegerat fiir industrielle Anwen­dungen mit ausreichender Genauigkeit der Of­fentlichkeit vorgestellt werden (Abb. 1). Diese neue Klasse von Koordinatenmessgeraten er­moglicht es, auch komplexe Bauteile mit meh­reren Hundert MaBen und innen liegenden Strukturen in relativ kurzer Zeit von unter 20 Minuten komplett zu messen. Die erzielbaren Genauigkeiten liegen zwischen einigen Mikro­metern fiir Standardanwendungen und Bruch­teilen eines Mikrometers fiir Prazisionsmes­sungen. Der Einsatz solcher Messgerate fi.ihrt zu einer erheblichen Beschleunigung von Pro­zessketten und zur Erhohung der Wirtschaft­lichkeit beim Anwender.

Abb.1:

Werth TomoScope® 200: das erste Koor­dinatenmessgeriit mit Rontgentomografie -optional mit Multi­sensorik

2005: erstes Koordinaten­messgerat mit Rontgentomo­grafie

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Das Werkstiick wird gedreht

Abschwachung des Rontgen­strahls reprasen­tiert die durch­strahlte Werk­stiicktange

Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate Die Anwendung der Rontgentomografie in der industriellen Messtechnik unterscheidet sich grundlegend von der medizinischen CT. Um aus verschiedenen Richtungen Durchstrah­lungsbilder aufnehmen zu konnen, wird bei �i­nem medizinischen CT-Gerat die Rontgenem­heit (Strahlungsquelle und Sensor) um den ru­henden Patienten gedreht. In der industriellen Rontgentomografie hingegen ist in der Regel die Rontgeneinheit stationar und im Strahlen­gang wird das Werkstiick gedreht. Die in;i in­dustriellen Bereich zu untersuchenden Objekte konnen Materialbestandteile aufweisen, die von der medizinischen Anwendung abwei­chende Strahlungsparameter erfordem. Auch unterscheiden sich die Anforderungen an die Auflosung und Genauigkeit. In der Regel stellt die Strahlenbelastung des Untersuchungsob­jekts in der industriellen Anwendung kein P�o­blem dar. So kann mit hoheren Strahlungsm­tensitaten gearbeitet werden als in der Medizin.

Grundprinzip der Rontgen­tomografie

Fur die Rontgentomografie wird die Fahigkeit der Rontgenstrahlung genutzt, Objekte

.zu

durchdringen. Mit einer Rontgenrohre wird eine nahezu punktformige Strahlungsquelle re­alisiert. Die Rontgenstrahlung gelangt durch das Messobjekt auf den Rontgensensor. Auf dem Weg durch das Objekt wird ein Teil der Strahlung absorbiert. Je Ianger der Durchst�ah­lungsbereich im Objekt ist, desto wemger

Grundprinzip der Rontgentomografie 7

Strahlung tritt hinter dem Objekt wieder aus. Dariiber hinaus hangt die Absorption auch von der Materialart ab. Dieser Vorgang ahnelt der Erzeugung des Schattenbildes eines teilweis

.e

transparenten Objekts durch Beleuc�tung 1?-it einer punktformigen Lichtquelle. Die Helhg­keitswerte des Bildes entsprechen der Trans­parenz der durchstrahlten Bereiche und han-gen somit von deren optischer Dichte ab. . Durch den kegelformigen ( oder altematlv pyramidenformigen) Rontgenstrahl �ntstehen zweidimensionale Durchstrahlungsb1lder des Objekts. Der Rontgentomografiesenso� erfas�t diese Bilder analog dem Bildsensor emer Di­gitalkamera und stellt sie in digitaler Form fiir die weitere Auswertung zur Verfiigung. Um ein Objekt zu tomografieren, werden schritt­weise nacheinander einige Hundert bis wenige Tausend solcher zweidimensionalen Durch­strahlungsbilder in verschiedenen Drehlagen des Messobjekts aufgenommen (Abb. 2). In der so erzeugten digitalen Bildfolge ist die dreidimensionale Information iiber das Mess­objekt enthalten. Mit geeigneten mathemati­schen Verfahren Iasst sich daraus ein Volu­menmodell berechnen, das die Geometrie des Werkstiicks vollstandig beschreibt. Aufgrund der Strahlform wird dieses Verfahren als Kegelstrahltomografie bezeichnet.

Kegelstrahl­tomografie erfasst Objekte dreidimensional

Abb. 2:

Prinzip der Rontgen­tomografie

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8 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Abb. 3: Einstellung der Vergroj3erung durch Abstandsiinderung zwischen Objekt und Rontgenkompo­nenten: a) niedrige Vergroj3e­

rung b) hohe Vergroj3e­

rung

VergroBerung und Auflosung werden an die Messaufgabe angepasst

a)

b)

Durch Verschieben der Drehachse bzw. des Messobjekts relativ zur Rontgeneinheit (Quelle und Sensor) kann die VergroBerung bei der Er­fassung eines Messobjekts eingestellt werden (Abb. 3). Auf diesem Wege konnen kleine Ob­jekte oder Objektausschnitte mit hoher Vergro­Berung gemessen und groBere Objekte voll­standig erfasst werden. Die Wahl der VergroBe­rung wirkt sich insbesondere auch auf die er­zielte Auflosung beim Erfassen des Werk­stticks aus. Zunachst drtickt sich diese in der GroBe der erzielten Bildpunkte in Objektkoor­dinaten (PixelgroBe) aus. Zusatzlich wird die Auflosung <lurch die GroBe des Brennflecks (Unscharfe), die Qualitat der Drehachse und andere Eigenschaften der Geratekomponenten beeinflusst (s. S. 75 ff.). Die geometrischen Pa­rameter der jeweiligen VergroBerung wie die Anordnung von Rontgenquelle, Sensor und Drehachse werden <lurch geeignete Einmess­verfahren bestimmt und dann bei der weiteren Auswertung berticksichtigt.

Vom Durchstrahlungsbild zum MaB

Aus den zweidimensionalen Durchstrahlungs­bildern lassen sich Volumendaten berechnen. Analog zu den Pixeln (Picture Element: Bild-

Vom Durchstrahlungsbild zum MaB 9

punkt), die bei 2D-Bildverarbeitungssensoren die lokale Lichtintensitat des Bildes in einem aquidistanten Raster in der Ebene darstellen, werden beim Rontgentomografen die Voxel (Volumetric Pixel: Volumenbildpunkt) zur Be­schreibung der lokalen Strahlungsabsorptionen in einem aquidistanten Raster im Raum ge­nutzt. Dunkle Voxel reprasentieren Bereiche mit niedriger Absorption (z. B. Luft), helle Voxel Bereiche mit hoher Absorption (z. B. Metall). Analog zur Negativdarstellung der Lichtintensitat in der Schwarz-WeiB-Fotogra­fie erscheinen die Absorptionswerte Schicht ftir Schicht »umgekehrt«. Die Voxeldaten werden meist nach dem Ver­fahren der gefilterten Rtickprojektion aus den 2D-Durchstrahl ungs bildem (Proj ektionsdaten) berechnet (Abb. 4). Die Bildrekonstruktion er­folgt im Wesentlichen in drei Schritten:

• Datenvorverarbeitung • Filterung • Rtickprojektion.

Die Vorverarbeitung beinhaltet eine Normie­rung der Projektionsbilder, gefolgt von einer Logarithmierung und somit Linearisierung der Kennlinie. Hierdurch wird das exponentielle Abschwachungsverhalten der Strahlung bei der Materialdurchdringung (in jedem Volumenele­ment wird die ankommende, bereits <lurch vor-

a) b)

Aus 2D wird 3D: vom Pixel zum Voxel

Datenvor­verarbeitung

Abb. 4: Vom Pixel zum Voxel: Aus dem 2D-Bilder­stapel (a) entsteht die dreidimensionale Darstellung des Volu­mens durch Voxel (b ).

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10 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Filterung

Abb. 5: Die Durchstrah­lungsbilder (a) wer­den durch Normie­ren, Logarithmieren und Linearisieren in das Bild der Schwd­chungskoeffizienten (b) umgewandelt und anschliej3end zur Kantenanhebung gefiltert ( c ).

a)

herige Volumenelemente geschwachte Strah­lung emeut abgeschwacht) <lurch ein lineares Modell ersetzt. Die Grauwerte in den Projekti­onsbildem entsprechen nicht mehr den gemes­senen Intensitaten, sondem der Summe der Schwachungs- oder Dichtewerte des Objekts entlang des jeweiligen Rontgenstrahls. Man spricht bei dieser Summe auch vom so genann­ten Linienintegral. Praktisch bedeutet dies, <lass jeder Pixelwert im Rontgensensor nun ge­nau die Summe der Voxelwerte entlang des Strahls <lurch das (noch zu berechnende) Volu­men darstellt. Um aus diesen vorverarbeiteten Projektionsdaten das Volumen zu errechnen, wird die Bildung dieser Summenwerte mathe­matisch umgekehrt. Dazu ist eine Filterung der Projektionsdaten erforderlich. Die Filterung wird als Faltung jeder Sensor­zeile mit einer die Intensitat der Kanten anhe­benden Filterfunktion realisiert. Man kann sich dies so vorstellen wie die Scharfung eines Digitalfotos mit einer Bildbearbeitungssoft­ware. Im Gegensatz zur Fotografie, bei der eine solche Scharfung aus rein asthetischen Grunden vorgenommen wird, ist der Faltungs­schritt bei der Tomografie mathematisch not­wendig. Abbildung 5 veranschaulicht die zwei Schritte Vorverarbeitung und Filterung. N ach der Filterung werden die nun vorhande­nen Projektionsbilder rtickprojiziert. Anschau­lich kann man sich die Rtickprojektion der 2D-

b) c)

Vom Durchstrahlungsbild zum Ma6 11

Durchstrahlungsbilder so vorstellen, <lass der Vorgang der Erzeugung der Projektionsbilder mit dem Messgerat <lurch die Software rechne­risch umgekehrt wird. Die Rtickprojektion er­folgt ftir alle entstandenen Durchstrahlungsbil­der in Richtung des Orts des Brennflecks unter Berticksichtigung der geometrischen Anord­nung der relevanten Geratekomponenten und der jeweiligen Drehstellung. Durch Uberlage­rung entsteht so ein virtuelles Messobjektvolu­men. Hierzu wird jeder Projektionswert aus den verschiedenen Drehstellungen auf die entlang des Strahls liegenden Voxel aufaddiert. Dies er­folgt in der gleichen Richtung und damit ent­lang der gleichen Linien, wie sie ursprtinglich gemessen wurden. Die Bildrekonstruktion ist abgeschlossen, wenn alle gemessenen Projek­tionsbilder rtickprojiziert sind (Abb. 6).

a) b) � �)

Riickprojektion

Abb. 6: Berechnung von Volumendaten durch Ruckprojektion von gefilterten Durch­strahlungsbildern: a) Objekt b) Rontgenstrahlen­

gang in der Schnittebene

c) Prinzip der schrittweisen Ruckprojektion und Uberlagerung

d) Rekonstruktions­ergebnis bei einer unterschiedlichen Anzahl von Ruck­projektionen am realen Werkstuck

00 +goo 0° + goo + mo0 0° + goo + mo0 + 240°

d)

1 Projektion 2 Projektionen 4 Projektionen 8 Projektionen alle Projektionen

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12 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Exaktes Bestim­men der Mate­rialiibergange ...

... durch Subvoxeling

Abb. 7: Grundprinzip der Ermittlung von Oberfliichenkoordi­naten aus der Ampli­tudeninformation der Voxel durch lineare Interpolation: Der exakte Kantenort 0 wird am Schnittpunkt des lokalen Schwell­werts S (bezogen auf Amax und Am;n) bestimmt.

Die so ermittelten Volumeninformationen kon­nen bereits zur visuellen Inspektion z. B. auf Lunker, Einschltisse oder andere Eigenschaf­ten innen liegender Geometrien herangezogen werden. Um aus diesen Daten MaBe zu ermit­teln, ist es erforderlich, die exakte Lage von Materialtibergangen (z. B. von Metall zu Luft) zu bestimmen. Hierzu werden an jedem inter­essierenden Ubergangspunkt aus den in der Umgebung befindlichen Amplituden der Voxel die Raumkoordinaten eines Oberflachenpunkts berechnet. Durch die Einbeziehung der Ampli­tudeninformation wird die erreichbare Auf­lbsung der Kantenortsbestimmung deutlich hoher, als sie <lurch den Mittenabstand des Voxelrasters gegeben ist. Dieses Vorgehen wird in Anlehnung an das Subpixeling bei der 2D-Bildverarbeitung [2] als Subvoxeling be­zeichnet. Das Subvoxeling kann nach ver­schiedenen Methoden erfolgen. Beispielsweise werden <lurch lineare Interpolation der Voxel­amplituden und Anwendung eines lokal be­stimmten Schwellwerts die Kantenorte berech­net (Abb. 7). Altemativ konnen die Kantenorte iiber das lokale Maximum am diff erenzierten Volumen oder mit integralen Verfahren ermit-

j Voxelamplitude

0 Ort --+

Vom Durchstrahlungsbild zum Ma6 13

telt werden. Diese Methoden haben wesentli­chen Einfluss auf die Genauigkeit des Gesamt­systems. Es bietet sich an, diese Berechnungsvorgange fiir jedes vorhandene Volumenelement an den Materialgrenzen durchzufiihren. Dadurch er­geben sich so viele Messpunkte, wie Voxel im Ubergangsbereich existieren. So wird das ge­samte gemessene Objekt mit der maximal ver­fiigbaren Punktdichte erfasst. Um die weitere Verarbeitung dieser Punkte zu erleichtem, wird die Oberflache des Objekts im STL-For­mat, d. h. <lurch Dreiecksfacetten beschrieben (Abb. 8).

Benotigt man bei einer spateren weiteren Aus­wertung die N achbam zu einem Messpunkt, sind diese <lurch die Dreieckszuordnung direkt bekannt und miissen nicht erst mit zeitaufwen­digen Algorithmen gesucht werden. Wenn nicht die gesamte Objektinformation interes­siert, kann man sich auch auf die Auswertung einzelner Oberflachenpunkte beschranken und so z. B. die Funktion eines taktilen Koordina­tenmessgerats simulieren. Dabei gehen aller­dings viele Informationen iiber das Werkstiick verloren.

Objektbeschrei­bung im STL­Format

Abb. 8: Mit Rontgentomo­grafie gemessenes Werkstiick - Mess­punkte im STL-For­mat dargestellt: a) Ubersicht b) Ausschnitt mit

erkennbaren Drei­ecksf acetten

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14 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Von den Mess­punkten zum MaB

Abb. 9:

Maj3bestimmung - die Messpunktewolke und das transparent dar­gestellte CAD-Modell sind uberlagert:

a) Vier Patches wer­den selektiert.

b) Eine erste Ebene wird berechnet.

c) Vier weitere Pat­ches werden selek­tiert.

d) Eine zweite Ebene wird berechnet, die Ebenen wer­den zu einer Dis­tanz verknupft.

Um aus den so erzeugten Messpunkten MaBe bestimmen zu konnen, werden - wie in der Koordinatenmesstechnik i.iblich - Punktegrup­pen zu Geometrieelementen wie Geraden, Kreisen, Zylindem oder Ebenen zusammen­gefasst. Um die Punkte zu selektieren, wird das gemessene Objekt zunachst mit dem zu­gehorigen CAD-Modell zur Uberdeckung ge­bracht. Dies erfolgt in der Regel automatisch

<lurch geeignete Algorithmen. Danach werden die interessierenden Bereiche <lurch Ankli­cken der zugehorigen CAD-Patches ausge­wahlt. Die Messpunktauswahl geschieht dann <lurch die Software automatisch. Aus den so ermittelten Geometrieelementen werden die IstmaBe <lurch Verkni.ipfung berechnet (z. B. der Abstand zweier Ebenen oder Kreismittel­punkte) und mit den Sollwerten verglichen (Abb. 9).

Rastertomografie 15

Rastertomografie

Die oben beschriebene Vorgehensweise, bei der das gesamte Messobjekt in einem Bild er­fasst wird, kann in Anlehnung an die Bildver­arbeitung [2] auch als Tomografie »im Bild« bezeichnet werden. Kann hingegen nicht das gesamte Messobjekt in einem Bild erfasst wer­den, weil das Sehfeld des Rontgensensors in der Objektebene aufgrund der gewahlten Ver­groBerung stets oder in bestimmten Drehlagen kleiner ist als das Messobjekt, kann die Ras­tertomografie eingesetzt werden. Diese Vorge­hensweise kann als Tomografie »am Bild« be­zeichnet werden. Bei der Rastertomografie werden nacheinander mehrere Abschnitte des Messobjekts erfasst und die zugehorigen Bil­derstapel gespeichert. Bei der Auswertung werden die entsprechenden Pixel- bzw. Voxel­informationen fi.ir das gesamte Objekt zusam­mengefi.igt (Abb. 10).

� 0 0

I 0 0

0 0

0 a)

t 0

0

b) c)

Standardverfah­ren: Tomografie »im Bild«

Rastertomo­grafie: Tomo­grafie »am Bild«

Abb. 10:

Rastertomografie zur Erweiterung des Messbereichs: a) Das Werkstuck

reicht uber die Flache des Rant-gensensors hinaus.

b) Durch Verschieben des Werkstucks relativ zum Sensor werden nachein-ander verschie-dene Bereiche des Werkstiicks erfasst.

c) Die so entstande-nen Teilbilder wer-den prdzise zum Gesamtbild zu-sammengefugt.

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16 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Erweiterung des Messbereichs durch Rastern

Steigerung der Auflosung durch Ras tern

Abb. 11: Binning: Zusammen­fassung mehrerer Pixel zur Daten­reduktion

Das Erfassen mehrerer Teilbilder des Mess­objekts kann geratetechnisch <lurch Verschie­ben der Rontgeneinheit oder <lurch Verschie­ben des Messtisches mit der Drehachse und dem Messobjekt realisiert werden. Beim Mes­sen von Objekten, die ausgedehnter sind als die Sensorflache, ist es notwendig, <lass das Mess­gerat iiber Verfahrachsen mit entsprechend lan­gen Positionierwegen verfiigt. Auf diese Weise kann der Gesamtmessbereich auf ein Mehrfa­ches der Sensorflache vergroBert werden. Durch das Aufnehmen mehrerer Teilbilder wird die Auflosung des Gesamtbildes entspre­chend erhOht. Dies kann zu einer erheblichen VergroBerung der anfallenden Datenmenge fiihren. Wenn die Rastertomografie nur zur Messbereichserweiterung fiir das Messen gro­Ber Teile eingesetzt wird, ist diese hohe Auf­lOsung nicht immer erforderlich. In diesem Fall kann <lurch Binning eine Datenreduzierung herbeigefiihrt werden. Hierzu werden mehrere Pixel jeweils zu einem virtuellen Pixel mit einem groBeren Mittenabstand bzw. einer gro­Beren Flache zusammengefasst (Abb. 11). Eine weitere Anwendungsmoglichkeit des Rastems besteht, wenn die Auflosung des Sensors nicht ausreicht, um kleine Details gro­Berer Werkstiicke bei der Messung in einem Schritt ausreichend gut messen zu konnen

2-fac h Binning

• -D 4-fac h Binning

Rastertomografie 17

(Abb. 12). Zur Steigerung der Auflosung in diesen Fallen wird die VergroBerung auf das fiir eine ausreichende Auflosung notwendige MaB erhoht und das gewiinschte Messvolumen <lurch Rastem erfasst. Abbildung 13 zeigt ein

I

c:;

b) d)

Abb. 12: Beispiel eines Mess­ergebnisses mit guter (a) und unzureichen­der Auflosung (b)

Abb. 13: Rastertomografie zur ErhOhung der Auf­ZOsung: a) Das Werkstiick

nimmt die gesamte Flache des Ront­gensensors ein.

b) Die erzielte Auf­ZOsung geniigt nicht, um Details zu messen.

c) Durch schrittwei­ses Verschieben des Werkstiicks entlang der Dreh­achse (Pfeil) bei hoher eingestellter VergrojJerung er­folgt eine Auftei­lung in Teilbilder. Diese werden spa­ter wieder zusam­mengefiigt.

d) Die Teilbilder und damit auch das zusammengefiigte Volumen sind ent­sprechend der hoheren VergrojJe­rung aufgelOst.

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18 Rontgentomografie fiir industrielle Messgerate

Messbarkeit kleiner Struk­turen durch Ras tern

Abb. 14: Rastertomografie senkrecht zur Dreh­achse

Beispiel fiir das Rastern entlang der Dreh­achse, das allerdings nur zur Messung von re­lativ schlanken Objekten wie Steckerleisten einsetzbar ist. Ohne Rastertomografie wird z. B. mit 800 Voxeln pro 200 mm Bauteillange eine VoxelgroBe von 0,25 mm erreicht. Zur Berechnung eines Merkmals (z. B. eines Ra­dius) benotigt man generell mehrere Mess­punkte und somit mehrere Voxel. Fur das ge­wahlte Beispiel ergeben sich kleinste sinnvoll messbare Strukturen von ea. 1 mm bis 3 mm GroBe. Mit z. B. fiinffaehem Rastern werden ea. 4800 Voxel pro 200 mm Bauteillange und eine VoxelgroBe von 0,04 mm erreicht. So konnen kleinste Strukturen von ea. 0,15 mm bis 0,5 mm GroBe gemessen werden.

Sind die Messobjekte hingegen beispielsweise scheibenformig, muss senkrecht zur Dreh­achse gerastert werden (Abb. 14). Bei kom­pakten Messobjekten kann das Verfahren auch kombiniert in beiden Richtungen angewendet werden.

Geratetechnik und

Bauformen

Bei der teehnischen Realisierung von Koordi­natenmessgeraten mit Rontgentomografie sind die konkreten Anforderungen der Messauf­gabe zu berucksichtigen. Eine wiehtige Rolle spielen die maximale MessobjektgroBe und die erforderliche Genauigkeit. Abhangig von Material und GroBe des Messobjekts sind die geeignete Rontgentechnik und Geratemecha­nik auszuwahlen. AuBerdem muss entschieden werden, ob das Messgerat als Einzweckgerat fiir eine Teilegruppe oder als flexibles Mess­gerat fiir vielfaltigste Messauf gaben einge­setzt werden soll. In diesem Zusammenhang stellt sieh auch die Frage, oh eine Ausstattung mit Multisensorik sinnvoll erscheint oder nicht.

Rontgenstrahlungsquelle

Die zur Erzeugung der Rontgenstrahlung ein­gesetzten Rontgenrohren stellen eine Kern­komponente von Rontgentomografiegeraten dar (Abb. 15). Sie arbeiten nach dem Prinzip der Elektronenstrahlrohren: In einem Vakuum werden durch Gluhemission freie Elektronen generiert und dureh eine elektrisehe Spannung zwischen zwei Elektroden aus Metall be­sehleunigt, sodass sich ein Elektronenstrahl bildet. In der Rontgenrohre trifft dieser Elek­tronenstrahl auf ein Target aus Metall. Bei aus­reichend hoher Beschleunigungsspannung und damit ausreichender kinetischer Energie der Elektronen entsteht Rontgenstrahlung, d. h. hochfrequente elektromagnetische Strahlung. Das Frequenzspektrum der erzeugten Ront­genstrahlung hangt von der Spannung zwi-

Geratekon­figuration der Messaufgabe angepasst

19

Funktionsweise einer Rontgen­rohre

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I

l '-

20 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 15: Die Kernkomponen­ten fiir die Tomo­grafie: a) 225-kV-Mikro­

fokus-Rontgenrohre b) hochgenauer, luft­

gelagerter Dreh­tisch

c) Rontgensensor mit 2000 x 2000 Bild­punkten

Die Kathoden­spannung beein­flusst das Strah­lungsspektrum

schen der Kathode und Anode der Rontgen­rohre (Kathodenspannung) und vom Target­material ab. Die Strahlung einer Rontgenrohre kann man als einen Strom von Photonen unterschiedli­cher Frequenzen betrachten. Weil die Energie eines Photons proportional zu seiner Frequenz ist, wird i.iber die Wahl der elektrischen Span­nung an der Rontgenrohre mit der Frequenz auch die Energie der Photonen beeinflusst. Dies ist wichtig fi.ir die Auswahl der Rontgen­rohre, denn bestimmte Materialien lassen sich nur mit relativ geringen Strahlungsenergien optimal messen. Andere Werkstoffe konnen hingegen nur von energiereicherer Strahlung und somit hoherer Kathodenspannung durch­drungen werden. In der Praxis liegt die Span­nung je nach Rohrentyp zwischen 90 kV und 450 kV. Um i.ibliche Kunststoffteile zu mes­sen, geni.igen Spannungen von 90 kV bis 130 kV. Soll en auch Teile gemessen werden,

Rontgenstrahlungsquelle 21

die Metall enthalten, sind hohere Spannungen sinnvoll. Energiereichere Rontgenstrahlung als mit Rontgenrohren kann mit Synchrotron­strahlern erzeugt werden. Diese werden auf­grund der hohen Kosten zurzeit nur im wissen­schaftlichen Bereich eingesetzt. Mit hochfre­quenter Synchrotronstrahlung konnen auch sehr groBe Objekte aus Metall, wie z. B. kom­plette MotorblOcke, durchstrahlt und tomogra­fiert werden. Grundsatzlich werden die Targets von Ront­genrohren in Reflexionstargets und Transmis­sionstargets unterschieden (Abb. 16). Der Un­terschied beim Einsatz von Reflexions- oder Transmissionstargets zeigt sich in der verfi.ig­baren Strahlungsleistung und damit Messzeit und der erreichbaren minimalen Brennfleck­groBe.

Kath ode

+

Anode

Beim Reflexionstarget (haufig Direktstrahler genannt) wird die Rontgenstrahlung vom Tar­get reflektiert. Durch diesen Aufbau konnen groBere W armemengen abgefi.ihrt werden; dies Hisst eine hOhere Leistung und damit ki.ir-

Das Target bestimmt das Einsatzspektrum

Abb. 16: Prinzip der Rontgen­strahlerzeugung: Die Gliihkathode emit­tiert Elektronen im Vakuum. Diese wer­den durch das elek­trische Feld zwischen Kathode und Anode beschleunigt. Beim Aufschlagen auf das Target erfolgt eine Umwandlung der Elektronenstrahlung in Rontgenstrahlung. a) Reflexionstarget b) Transmissions­

target

Reflexions­targets fiir kurze Messzeiten

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22 Geratetechnik und Bauformen

Transmissions­targets fur hohe Auflosung

Offene und geschlossene Rohrenbauweise

zere Messzeiten zu. Durch eine vorzugsweise rechteckformige Blende wird der erzeugte Rontgenstrahlkegel pyramidenformig begrenzt und der GroBe des Sensors angepasst. Die bei Rontgenrohren mit Reflexionstarget erreich­baren minimalen BrennfleckgroBen betragen wenige Mikrometer. Dies reicht fiir iibliche Messaufgaben vollkommen aus, da eine Auf­lOsung von Strukturen unter 5 µm eher selten gefordert wird. Durch Subvoxeling lassen sich trotzdem Messabweichungen von nur einigen Zehntelmikrometem realisieren. Transmissionstargets werden von der Ront­genstrahlung durchstrahlt und sind deshalb dunner als Reflexionstargets; die Rontgen­strahlung breitet sich in Richtung des Elektro­nenstrahls aus. Rontgenrohren mit Transmis­sionstarget haben den Vorteil, dass aufgrund des diinnen Targets ein kleinerer Strahldurch­messer (Brennfleck) und damit eine hohere Auflosung erzielt werden kann. Die minimale GroBe des Brennflecks nimmt wie beim Refle­xionstarget allerdings auch hier direkt mit der eingestellten Leistung zu. Ein kleiner Brenn­fleck kann nur bei geringen Leistungen er­reicht werden. Dies schrankt den praktischen Einsatz stark ein. Sinnvoll ist er nur bei Mikro­messobjekten mit sehr hohen Anforderungen an die Auflosung. Sind die Messobjekte in Strahlrichtung groBer als einige wenige Milli­meter, ist entweder eine sehr lange Messzeit in Kauf zu nehmen, oder die Rontgenrohre muss mit hOherer Leistung betrieben werden. In letzterem Fall wird der Brennfleck physika­lisch bedingt groBer. AuBerdem wird bei hohe­ren Leistungen bewusst defokussiert, um die Leistungsdichte auf dem Target zu begrenzen und dessen ZerstOrung zu vermeiden. Rontgenrohren gibt es sowohl in offener als auch in geschlossener Bauweise. Bei einer ge­schlossenen Rontgenrohre wird das Vakuum

Rontgenstrahlungsquelle 23

einmalig beim Hersteller erzeugt und durch hermetisches VerschlieBen des Vakuumbehal­ters iiber einen sehr langen Zeitraum aufrecht­erhalten. Der Einsatz geschlossener Rontgen­rohren ist bei Spannungen bis ea. 150 kV sinn­voll. In diesem Fall konnen die Rohren ohne Wartung iiber eine Lebensdauer von mehreren J ahren genutzt werden. N ach Ablauf der Le­bensdauer ist ein Austausch der kompletten Rontgenrohre erforderlich. Rontgenrohren mit BrennfleckgroBen im Mikrometerbereich, die mit Spannungen iiber 150 kV betrieben wer­den, sind iiblicherweise als offene Systeme ausgefiihrt, weil der VerschleiB an den Elek­troden hOher und deshalb eine regelmaBige Wartung notwendig ist. Bei einer offenen Rontgenrohre wird das Vakuum im Betrieb durch eine separate Vakuumpumpe erzeugt. Dadurch ist es moglich, die Rontgenrohre im Servicefall zu offnen und zu warten und da­nach das Vakuum emeut durch den dauerhaf­ten Betrieb einer Vakuumpumpe herzustellen. Unter Beriicksichtigung der Wartungskosten offener Systeme und der Austauschkosten ge­schlossener Systeme sind die Kosten fiir den Betrieb beider Bauweisen ahnlich. Im Detail ist der Aufbau einer Rontgenrohre sehr komplex. Neben den genannten Elektro­den und dem Target verfiigt sie auch iiber zahlreiche Komponenten zur Strahlfokussie­rung, Elektrodenheizung und fiir weitere Funktionen (Abb. 17). Wegen der erforderlichen Messgenauigkeit spielt die Temperatur beim Einsatz von Ront­genrohren in Koordinatenmessgeraten eine he­rausragende Rolle [3]. Da Rontgenrohren im Allgemeinen einen geringen Wirkungsgrad aufweisen, entsteht eine relativ groBe Verlust­leistung. Diese wird iiber geeignete Fliissig­keitskiihlsysteme mit W armetauschem aus dem Messgerat herausgefiihrt.

Wartungvon Rontgenrohren

Die Warme wird abgefiihrt

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I

I:

24 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 17: Prinzipielle Darstel-lung einer 225-kV-Mikrofokus-Rontgen-rohre in ojfener Bau-weise: a) Reflexionstarget b) Wasserkuhlung c) Zentrierblende d) Shuttertarget e) Anode f) Gitter g) Isolator h) Nutzstrahlkegel i) Fokusspule

j) Zentrier- und Ablenkspulen

k) Filament (Kathode)

l) Vakuumpumpe m) Hochspannungs-

kabelbuchse (Quelle: ViscomAG, Hannover)

Das Messobjekt wird gedreht

a) h)

b)

c)

i)

d)

f)

g) I)

Drehachse

Prinzipiell macht es keinen Unterschied, ob die Rontgenquelle mit dem Sensor um das Messobjekt oder das Messobjekt im Strahlen­gang gedreht wird. Fur die Anwendung in der Messtechnik wird jedoch die Geratebauweise mit unbewegter Rontgeneinheit und einer Drehachse fiir das Werkstiick bevorzugt, weil derartige Gerate auch bei hoher Prazision mit

vertretbarem Aufwand hergestellt werden kon­nen. AuBerdem sind in dieser Bauweise be­wahrte Komponenten aus der Koordinaten­messtechnik einsetzbar. Die Eigenschaften der Drehachse hinsichtlich Rundlauf, Planlauf und Teilungsgenauigkeit wirken sich direkt auf das Messergebnis aus. So fiihrt z. B. eine Winkelmessabweichung von einer Bogensekunde auf einem Radius von 200 mm zu einer tangentialen Messabwei­chung von ea. 1 µm. Hieraus ist nicht direkt auf die erzielbare Messunsicherheit beim To­mografieren zu schlieBen, denn es kommen noch weitere Einflussfaktoren, wie die Radial­abweichung, die Axialabweichung und das Taumeln der Drehachse, sowie die Auswirkun­gen der anderen Geratekomponenten hinzu. Das bedeutet, dass insbesondere bei Messgera­ten mit groBem Durchmesser des Messbe­reichs sehr genaue Drehachsen eingesetzt wer­den miissen. Bei kleineren Durchmessern sind die Anforderungen etwas geringer. Die Dreh­achse muss auch geeignet sein, die geforderte Genauigkeit bei Belastung mit dem Gewicht von Werkstiick und Aufnahmevorrichtung zu gewahrleisten.

Rontgensensor

Rontgensensoren sind sowohl als Zeilensenso­

ren als auch als Flachensensoren verfiigbar (Abb. 18). Unter rein geometrischen Gesichts­punkten ware die Verwendung von Zeilensen­soren am giinstigsten. Durch synchrones Ver­stellen von Strahlungsquelle und Zeilensensor relativ zum Messobjekt in Richtung der Dreh­achse kann erreicht werden, class die jeweils erfasste Schnittebene durch das Objekt stets senkrecht zur Drehachse steht. Der N achteil besteht darin, dass jede Schnittebene in allen Drehstellungen einzeln aufgenommen werden

Rontgensensor 25

Grofier Einfluss der Drehachse auf die Genauig­keit

Flachensensoren sind besser geeignet

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26 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 18: Tomografie mit Zeilensensor (a) und Fldchensensor(b)

Kleiner Kegel­winkel reduziert die Messabwei­chungen

muss. Im Vergleich zu einem Flachensensor mit z. B. I OOO Zeilen erfordert dies bei sonst gleichen Betriebsparametern die 1000-fache Messzeit. Die Energie der Rontgenquelle wird zudem erheblich schlechter ausgenutzt, da im­mer nur ein zeilenformiger Ausschnitt des Strahlkegels verwendet wird. Aus diesem Grund werden iiblicherweise Fla­chensensoren eingesetzt, die entsprechend der Zeilenanzahl des Sensors gleichzeitig mehrere Schnittebenen des Messobjekts erfassen. Der Nachteil dieser Kegelstrahltomografie mit kreisformiger Bewegung besteht allerdings da­rin, dass die erfassten Schnittebenen des Ob­jekts bis auf die mittlere nicht senkrecht zur Drehachse liegen. Dies fiihrt bei der mathema­tischen Rekonstruktion der Volumendaten aus den 2D-Durchstrahlungsbildern zu prinzip­bedingten Messabweichungen, die je nach Ge­nauigkeitsanforderungen zu korrigieren sind. Je kleiner der Kegelwinkel, desto geringer sind diese Messabweichungen. Deshalb ist es sinn­voll, hochgenaue Gerate mit einem groBen Abstand zwischen Rontgenquelle und Sensor

auszustatten. Dies verringert allerdings den Wirkungsgrad der Rontgenrohre, da der Nutz­strahlkegel kleiner wird. Abhangig von der an­zustrebenden Genauigkeit muss der Gerateher­steller den optimalen Kompromiss finden (Abb. 19).

In industriellen Rontgentomografiegeraten werden iiblicherweise Flachensensoren mit ei­nem Szintillator eingesetzt (Abb. 20). Der Szintillator hat die Auf gabe, die auf den Sen­sor auftreffende Rontgenstrahlung in Licht umzuwandeln. Dies geschieht dadurch, dass energiereiche Photonen der Rontgenstrahlung beim Durchdringen des Szintillators Teilchen des Szintillatormaterials anregen, die im sicht­baren Frequenzbereich strahlen. Es ist so mog­lich, fiir die eigentliche Bildaufnahme iibliche fotoempfindliche Elemente auf der Basis von Silizium zu verwenden. Die Empfindlichkeit der einzelnen Pixel eines Flachensensors ist nicht vollig gleich. Dieser Unterschied wird in der Praxis <lurch Einmes­sen des Sensors im Hellen und Dunklen und

Rontgensensor 27

Abb. 19: Werth TomoScope HV 500: Koordina­tenmessgerdt mit Rontgentomografie far hOchste Anforde­rungen durch kleinen Kegelstrahlwinkel

(Distanz Brennfleck zu Sensor ea. 2,5 m); Messbereich: Ldnge bis 800 mm, Durch­messer bis 700 mm; Ldngenmessabwei­chung MP EE: (4,5 + UlOO) µm, L in mm

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28 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 20: Matrixformiger Rontgensensor mit Szintillator: Das Rontgenbild wird vom Szintillator (a) in ein Bild im sicht­baren Spektrum um­gewandelt. Durch das Fotoempfiinger­array (b) eifolgt die Umwandlung in elek­trische Signale.

PixelgroBe und AbbildungsmaB­stab beeinflussen die Auflosung ·

anschlieBende automatische Softwarekorrektur eliminiert. Ubliche Flachensensoren (s. Abb. 15, S. 20) verfiigen iiber 1000 X 1000 bis 2000 X 2000 Bildpunkte. Die Abmessungen der einzelnen Pixel liegen zwischen 50 µm und 400 µm. Die GroBe.des Sensors bestimmt das groBtmogliche Objekt, das in einer niedri­gen VergroBerung im Bild, d. h. ohne Raster­tomografie, gemessen werden kann. Bei glei­chem Kegelwinkel erfordert ein groBer Fla­chensensor eine groBere BaugroBe des Mess­gerats als ein kleiner. GroBe Sensoren sind deshalb nur dann sinnvoll, wenn ein groBer Messbereich gewiinscht ist. Der AbbildungsmaBstab zwischen der Sensor­und der Objektebene (nicht ganz zutreffend auch als VergroBerung bezeichnet) ist bei gro­Ben Sensoren mit groBen Pixeln prinzipiell groBer, da bei gleichem Kegelwinkel ein gro­Berer Abstand zur Abbildung des Objekts be­notigt wird. Dies ist jedoch nur ein scheinba­rer Vorteil. Der AbbildungsmaBstab ist immer im Zusammenhang mit der PixelgroBe des Sensors zu betrachten. Entscheidend for die Auflosung und die Messunsicherheit ist die GroBe der Voxel in der Objektebene. Bei glei­cher Pixelzahl kann mit einem kleinen Sensor auf geringerem Bauraum die gleiche Auflo-

sung in der Objektebene erzielt werden wie bei einem groBen Sensor mit groBerem Bau­raum (Abb. 2 1). Die Auflosung Hisst sich z. B. durch mehr Pixel im Sensor oder durch Ras­tem steigem.

Linearachsen

Wenn Messgerate nicht speziell fiir ein Werk­stiick hergestellt werden, sondem eine gewisse Flexibilitat aufweisen sollen, sind zusatzlich zur Drehachse Linearachsen erforderlich. Diese dienen unter anderem zum Einstellen des AbbildungsmaBstabs, zur Werkstiickposi­tionierung und zum Rastem. Im einfachsten Fall ist nur eine Linearachse zum Verschieben der Drehachse entlang des Rontgenstrahlengangs vorhanden. Hierdurch konnen der AbbildungsmaBstab und somit die VergroBerung beim Messen eingestellt werden (Abb. 22a). Mit dieser Anordnung kann nur »im Bild« tomografiert werden, d. h., die GroBe der zu messenden Bauteile ist direkt <lurch die SensorgroBe begrenzt. Auch ist es nicht moglich, in hoherer Auflosung Detailbe­reiche mit vertretbarem Aufwand zu messen. Um dem Anwender die Moglichkeit zu ge­ben, das Werkstiick optimal im Rontgenstrah-

Linearachsen 29

Abb. 21: Vergroj3erung und Messbereich bei unterschiedlichen Sensorgroj3en - die Auflosung ist hiervon unabhiingig: a) groj3er Sensor b) kleiner Sensor

Flexibel durch Verstellmoglich­keiten

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I 11

I

I

I

I

30 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 22: Linearachsen in Rontgenmessgeraten: a) Vergroj3erung ein­

stellen durch Ver­stellen der z-Posi­tion der Drehachse

b) Werkstuck positio­nieren und raster­tomografieren durch Verstellen der Rontgenquelle und des Sensors in x-Richtung undl oder Verstellen der Drehachse in y-Richtung

c) Abstand zwischen Rontgenquelle und Rontgensensor in z-Richtung verstel­len zur Einstellung des Kegelwinkels

d) Multisensor­integration

a)

b)

c)

d)

lengang zu positionieren, ist eine Verstell­moglichkeit zwischen Drehachse und Ront­geneinheit in Drehachsenrichtung notwendig. Diese kann durch Verstellen von Quelle und Sensor oder auch durch Verstellen der Dreh­achse realisiert (Abb. 22b) und in dafiir geeig­neten Geraten auch fiir die Rastertomografie und die Helix-Tomografie (s. S. 81 f.) genutzt werden. Weil die Qualitat der Linearachsen bei diesen Messverfahren direkt in das Mess­ergebnis eingeht, verfiigen sie tiber die hohe Genauigkeit von Koordinatenmessgera­teachsen. Durch eine zusatzliche Verstellmoglichkeit des Sensors oder der Quelle in Richtung des Strahlengangs ist es moglich, den Abstand der Quelle zum Sensor zu verandem (Abb. 22c). Bei ktirzerem Abstand ist der Kegelwinkel groBer. Weil ein groBerer Teil der von der Rontgenrohre erzeugten Strahlungsleistung zum Tomografieren genutzt werden kann, sind die Messzeiten bei gleicher Bildhelligkeit ktir­zer. Eine Verktirzung des Abstands zwischen Quelle und Sensor um den Faktor zwei be­wirkt z. B. eine Verktirzung der Messzeit um den Faktor vier. Dies ist beim Messen von Werkstticken aus dichten Materialien wie Me­tallen hilfreich. Um die VergroBerung beim Andem des Ab­stands zwischen Quelle und Sensor konstant zu halten, muss die Drehachse in Richtung des Flachensensors entsprechend nachgestellt wer­den. Durch den vergroBerten Kegelwinkel konnen groBere Messabweichungen im oberen und unteren Bereich des Werkstticks entste­hen. Dies lasst sich durch spezielle Tomogra­fietechniken wie die Helix-Tomografie (s. S. 81 f.) vermeiden. Abbildung 23 zeigt eine al­ternative Geratebauweise, mit der die be­schriebenen Funktionen ebenfalls realisiert werden konnen.

Linearachsen 31

Verkiirzung der Messzeit

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32 Geratetechnik und Bauformen

Abb. 23:

Gerateprinzip in ei­ner alternativen Bau­weise mit in x-Rich­tung verstellbarer Drehachse: a) taktiler oder opti-

scher Sensor b) Rontgensensor c) Rontgenquelle d) Drehachse

Abb. 24:

Koordinatenmess­geriit mit Rontgen­sensor und separater Messachse mit Dreh-/Schwenkkopf zur Aufnahme ver­schiedener optischer und taktiler Sensoren - dargestellt ist die Messung einer Die­sel-Einspritzduse mit einem Werth Faser­taster.

Fiir die Integration der Multisensorik lassen sich weitere Sensoren an der Linearachse fiir die Rontgensensorik anbringen. Fiir den An­wender ist es jedoch von Vorteil, wenn die zu­satzlichen Sensoren eines Multisensorgerats an unabhangigen Achsen montiert sind. Hier­durch lassen sie sich auf3erhalb des Arbeitsbe­reichs positionieren, wenn tomografiert wer­den soll, und die Bedienung wird wesentlich erleichtert (Abb. 22d). Es ist sinnvoll, die Multisensorachse mit einem Schwenkgelenk

oder einem Drehschwenkgelenk mit Sensor­wechselschnittstelle auszustatten. An dieser Schnittstelle konnen dann verschiedene Senso­ren aus der Palette von Multisensor-Koordina­tenmessgeraten eingesetzt werden. Abbildung 24 zeigt ein solches Schwenkgelenk mit einem Bildverarbeitungsmesskopf. Dieser Messkopf kann iiber eine weitere Schnittstelle wahlweise mit einem Werth Fasertaster oder verschiede­nen Beleuchtungseinheiten bestiickt werden. Das Messgerat kann dann zur Autokorrektur (s. S. 57 ff.) oder auch wie ein herkommliches Koordinatenmessgerat mit Drehachse einge­setzt werden. Bei Messgeraten mit einer Genauigkeit von einigen wenigen Mikrometem konnen die Li­nearachsen mit mechanischen Lagem ausge­fiihrt werden (Abb. 25). Fiir hohere Genauig­keitsanforderungen im unteren Mikrometer­und Submikrometerbereich wird Luftlager­technik eingesetzt. Wie in der Koordinaten­messtechnik iiblich, werden Linearachsen bei Bedarf <lurch entsprechende Geometriekor-

Linearachsen 33

Unabhangige Achsen fiir die Multisensorik

Abb. 25:

TomoScope 200:

M ultisenso r-Ront­gentomo g rafiemess­geriit mit vertikal verstellbarer Dreh­achse; Rohrenspan­nung: 90 kV bis 190 kV,· Messbereich: Lange bis 200 mm, Durchmesser bis JOO mm

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I ' • I !

34 Geratetechnik und Bauformen

Bauart Voll­schutzgerat nach Rontgen­verordnung

Schutzraume fiir Gerate mit barter Rontgen­strahlung

rektur in allen Freiheitsgraden korrigiert. Hierdurch lassen sich erheblich hohere Ge­nauigkeiten erzielen, insbesondere beim Ein­satz von Multisensorik.

Strahlenschutzmafinahmen

Beim Messen mit Rontgenstrahlung ist die ge­sundheitsschadliche Wirkung dieser Strahlung zu beachten. Koordinatenmessgerate mit Ront­gentomografie, deren Bauart den Vorgaben fiir Vollschutzgerate nach Rontgenverordnung ent­spricht, verfiigen iiber eine Bleiabschirmung in der Verkleidung des Gerats. Die Abbildung auf Seite 1 zeigt ein derart verkleidetes Gerat, das mit 225 kV Kathodenspannung betrieben wird (Werth TomoScope HV Compact). Die Abschirmung der Rontgenstrahlung erfolgt <lurch in die Verkleidungsplatten integrierte Bleischichten, das Beobachtungsglas ist <lurch Bleieinlagerungen ebenfalls strahlungssicher (s. a. Abb. 19, S. 27 und Abb. 25, S. 33). Hier­durch wird erreicht, <lass nur geringste Men­gen der Rontgenstrahlung das Gerat verlassen konnen. Die Strahlenbelastung fiir den Bedie­ner liegt in der GroBenordnung der natiirlichen Strahlenbelastung auf oder nahe Meereshohe. Um diesel be Strahlungsdosis aufzunehmen wie ein Passagier auf einem Langstreckenflug, miisste der Bediener monatelang mit dem Ge­rat arbeiten. MaBnahmen, die ein unbeabsich­tigtes Offnen des Gerats bei eingeschalteter Rontgenquelle verhindem, und andere Sicher­heitsschaltungen sorgen zusatzlich fiir einen sicheren Betrieb. Die beschriebene Bauweise hat sich fiir Messgerate bis 225 kV Rohren­spannung bewahrt. Mit hoherer Spannung be­triebene Gerate, die sehr energiereiche Strah­lung erzeugen, werden meist in speziellen Schutzraumen auf gestellt.

Tomografieren in der industriellen Anwendung

Die Anwender von Messgeraten mit Rontgen­tomografie erwarten die Losung verschiedens­ter Aufgabenstellungen. Von der einfachen Be­trachtung innen liegender Strukturen von Werkstiicken bis hin zur vollautomatischen Messung samtlicher MaBe. Eine wichtige Forderung ist das schnelle Mes­sen der Werkstiicke mit ausreichend geringer Messunsicherheit. Die Riickfiihrbarkeit der Messergebnisse ist hierbei von grundlegender Bedeutung. Das Programmieren der Priifab­Iaufe soll moglichst einfach sein, ob mit oder ohne Unterstiitzung <lurch CAD-Daten. Zu den Priifablaufen zahlen auch Moglichkeiten, die Messergebnisse mit CAD-Daten der Werkstii­cke oder mit Meisterteilen zu vergleichen. Fiir eine effektive Korrektur von SpritzgieBwerk­zeugen ist der Vergleich mit den CAD-Daten unabdingbar. Ein besonderer Vorteil der Ront­gentomografie liegt auch darin, <lass selbst in­nen liegende oder schwer zugangliche Geome­trien zerstOrungsfrei und hochgenau gemessen werden konnen. Die Anwender von Koordinatenmessgeraten mit Rontgentomografie erwarten auch, dass die an Rontgentomografie-Inspektionsgerate gestellten klassischen Priifauf gaben ebenfalls gelOst werden konnen. Hierzu gehOrt das Prii­fen der Materialstruktur, z. B. hinsichtlich Fa­sern und ungewollten Einschliissen wie Lun­kern oder Blasen. Weitere Aufgaben bestehen in der Priifung und Messung von montierten Baugruppen und Verbundbauteilen ohne vor­herige Demontage oder ZerstOrung.

Schnell und hochgenau messen

Material­inspektion

35

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36 Tomografieren in der industriellen Anwendung

VergroBerung einstellen und einmessen

Anforderungen an die Werk­stiickaufnahme

Einstellen und Tomografieren

Vor dem Tomografieren eines Werkstiicks ist am Messgerat der geeignete AbbildungsmaB­stab (VergroBerung) zu wahlen. Dabei ist die angestrebte Detailauflosung zu beachten. Auch muss gewahrleistet sein, dass der ge­wunschte Bereich des Werkstiicks oder das ge­samte Messobjekt vollstandig erfasst wird. Unter Umstanden ist die Rastertomografie ein­zusetzen. Haufig zu verwendende VergroBerungen sind werkseitig am Messgerat eingestellt und ein­gemessen. Dariiber hinaus kann der Anwen­der auf die spezielle Auf gabenstellung zuge­schnittene VergroBerungen zusatzlich einmes­sen. Dazu sind die mechanischen Achsen des Koordinatenmessgerats mit dem Joystick so einzurichten, dass der gewiinschte Bildaus­schnitt am Messobjekt erfasst wird. Anschlie­Bend ist die VergroBerung unter Verwendung eines hierfiir vorgesehenen Normals mit ei­nem automatisch arbeitenden Programm ein­zumessen. Dies kann durch Messung kalib­rierter Geometriemerkmale des Normals selbst oder durch lineares Verschieben des Normals erfolgen, indem die Verschiebung ei­nes Geometriemerkmals am Normal gemes­sen wird. Nach erfolgreichem Einmessen sollte die Qualitat des Einmesszustands durch Uberpriifung der Antastabweichung sicher­gestellt werden (s. Spezifikation und Mess­unsicherheit, S. 83 ff.). Zurn Tomografieren muss das Werkstiick in geeigneter Weise auf der Drehachse des Messtischs angeordnet werden. Die Werk­stiickaufnahme sollte das Messergebnis mog­lichst wenig beeinflussen. Fur Messobjekte aus schweren Materialien wie Aluminium und Stahl eignen sich Werkstuckaufnahmen aus Kunststoff. Dieser ist fiir die Rontgenstrah-

Einstellen und Tomografieren 37

lung wesentlich transparenter als das zu mes­sende Metall und deshalb in den Durchstrah­lungsbildern kaum noch sichtbar. Besteht die Messauf gabe im Messen von Kunststoffteilen, insbesondere aus Kunststoffen mit wenigen Zuschlagstoff en, muss durch Einsatz geeigne­ter dunner Schaumstoffplatten ein ausreichen­der Abstand zwischen den zu tomografieren­den Bereichen des Werkstiicks und der Werk­stuckaufnahme geschaffen werden (Abb. 26). Die Lage des Werkstiicks relativ zur Dreh­achse darf sich wahrend des Tomografierens nicht verandern, da dies zu erheblichen Mess­abweichungen fiihren konnte. Die eher provi­sorische Aufnahme des Werkstiicks in Schaumstoff sollte deshalb moglichst vermie-

Eine stabile Werkstiick­aufnahme ist wichtig

Abb. 26:

Aufnahmevorrich­tung fur ein Werk­stuck mit Kunststoff­trage r und Schaum­stoffzwischenplatte

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38 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Artefaktkorrek­tur erfordert gleiche Werk­stiicklage

Abb. 27: Zusammenhang zwi­schen Rohrenspan­nung, Werkstiick­grofie und Werk­stiickmaterial: Die maximal mogliche Durchstrahlungs­ldnge hdngt van der Materialzusammen­setzung und der Geo­metrie des Objekts ab - die Angaben konnen nur als grobe Richtwerte dienen.

den werden. Dies gilt vor allem dann, wenn die angestrebte Messunsicherheit im Bereich weniger Mikrometer liegt. Um die verbleiben­den Messabweichungen bei der Anwendung von Artefaktkorrekturverfahren zu minimie­ren, ist es oft notwendig, das Werkstiick stets in der gleichen Relativlage zum Rontgenstrah­lengang wie bei der Korrekturermittlung an­zuordnen. Nach der Positionierung des Werkstiicks sind am Messgerat einige Parameter fiir die durch­zufiihrende Messung einzustellen. Mit der Wahl von Spannung und Strom der Rontgen­rohre kann die Bildhelligkeit beeinflusst wer­den. Die Spannung verandert zugleich das Fre­quenzspektrum der Strahlung und ist deshalb abhangig vom Material des Messobjekts opti­mal einzustellen. Fi.ir verschiedene Materialien und Spannungswerte . ergeben sich unter­schiedliche maximale Durchstrahlungslangen. Diese sind beim Einstellen der Parameter zu beri.icksichtigen (Abb. 27).

Rontgenspannung 130 kV 150 kV 190 kV 225 kV 450 kV

Stahl/Keramik bis 5 mm bis 8 mm bis 25 mm bis 40 mm bis 70 mm

Aluminium

Kunststoff

bis 30 mm bis 50 mm bis 90 mm bis 150 mm bis 250 mm

bis 90 mm bis 130 mm bis 200 mm bis 250 mm bis 450 mm

l I l l i Kunststoffstecker

Handyabdeckungen Kleine Zahn­

implantate

Autokolben Elektromotoren Einspritzdusen

Motorblocke Armaturenbretter

Turbinenschaufeln

I BestUckte Stecker 11 Winkelschleifer I Pumpengehause Hohlbohrer T itanimplantate Zirkonoxidimplantate

��������

Einstellen und Tomografieren 39

lntensitat

100%

80%

60%

40%

20%

0%

I � /Filter 0,4 mm A�

I �

) 0 20 40 60 80 100

Das Strahlungsspektrum lasst sich auch durch den Einsatz von Filtem, z. B. aus Aluminium, Zinn oder Gold, am Austrittsfenster der Ront­genrohre optimieren (Abb. 28). Die Verwen­dung solcher Filter fiihrt jedoch zu geringeren Strahlungsintensitaten, die durch langere Messzeiten ausgeglichen werden mi.issen. Da die Messergebnisse durch die Filterung beein­flusst werden (z. B. unterschiedliche Artefakt­auspragung - s. Physikalische Besonderheiten, S. 64 ff.), sollte die Filterauswahl programm­gesteuert erfolgen. Das Durchstrahlungsbild ist moglichst hell einzustellen, um in schwer zu durchstrahlen­den Bereichen des Werkstiicks ein giinstiges Signal-Rausch-Verhaltnis zu erzielen. Ein Uberstrahlen des Bildes, auch in Teilberei­chen, muss jedoch unbedingt vermieden wer­den. Eine Ausnahme stellt die Mehrenergie­tomografie (s. S. 79 f.) dar. Bei der Wahl von Strom und Spannung ist auch darauf zu ach­ten, dass die Leistung der Rontgenrohre nicht zu hoch wird, um entsprechend der eingestell­ten VergroBerung und damit der VoxelgroBe

Energie in keV

Abb. 28: Rontgenspektren bei Anwendung verschie­dener Filter (Rohren­spannung JOO kV): Durch die Filterung werden niedeifre­quente Anteile redu­ziert, die Gesamt­intensitdt sinkt. (Quelle: Viscom AG, Hannover)

Helle Bilder fiir geringes Rausch en

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40 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Wahl des Kegelwinkels

Einstellen der Bildpunkt­anzahl ...

... und der Dreh­schrittanzahl

einen ausreichend kleinen Brennfleck zu er­zielen. Bei Messgeraten, die die Moglichkeit bieten, den Kegelwinkel zu verstellen, kann der An­wender den Kegelwinkel optimal an die Mess­aufgabe anpassen. Fur hochgenaue Anwen­dungen ist ein kleiner Kegelwinkel mit ent­sprechend geringen Kegelstrahlartefakten (s. S. 69 ff.) sinnvoll. Hinge gen ist fiir schnelles Messen auf Kosten der Messunsicherheit ein geringerer Abstand zwischen Rontgenquelle und Sensor und somit ein groBer Kegelwinkel zu bevorzugen. Die Bildpunktanzahl des Rontgensensors ist durch Einstellung des Binning-Modus so ab­zustimmen, dass beim Messen des Objekts die angestrebte Auflosung erreicht wird. Die Sen­sorauflosung betragt typischerweise zwischen 500 X 500 und 2000 X.2000 Pixeln. Entspre­chend hoch ist die Drehschrittanzahl zu wah­len, um die resultierende Auflosung nicht hierdurch zu begrenzen (s. a. Abb. 6, S. 11) . Die Drehschrittanzahl sollte zwischen 400 und 1600 pro 360° -U mdrehung lie gen. Uber eine Funktion zur Bildmittelung konnen pro Drehlage mehrere Messungen uberlagert und gemittelt werden. So kann das Rauschen auf Kosten der Messzeit reduziert und die Wie­derholbarkeit der Messergebnisse verbessert werden. Die VergroBerung fiir das Tomogra­fieren ist entsprechend der angestrebten Auf­lOsung und Messunsicherheit zu wahlen. Bei Bedarf kann die Rastertomografie eingesetzt werden. Wie oben beschrieben werden die Durchstrah­lungsbilder wahrend des Tomografierens ge­speichert. Parallel dazu erfolgt schrittweise die Rekonstruktion der 3D-Volumendaten. Nach Abschluss der Messung wird als Nachs­tes die Messpunktewolke berechnet und im STL-Format bereitgestellt. Sowohl die rekon-

Einstellen und Tomografieren 41

struierten Volumendaten als auch die Mess­punktewolke konnen dann zur weiteren Aus­wertung herangezogen oder fiir spatere Aus­wertungen archiviert werden. Letzteres ist ins­besondere im Hinblick auf Forderungen im Rahmen der Produkthaftung von Interesse, da auch nachtraglich noch beliebige Auswertun­gen an den erfassten Daten vorgenommen werden konnen. Die Auswertung der tomografierten Mess­ergebnisse beginnt meist mit einem Abgleich der CAD-Daten mit der Werkstiicklage (Werk­stuckkoordinatensystem). Hierfur stehen ver­schiedene Verfahren zur Verfiigung. Eine Me­thode besteht darin, sowohl an den Messpunk­ten als auch am CAD-Modell in geeigneter Weise durch Anwahlen bzw. Messen von Geo-

metrieelementen wie Punkten, Geraden, Zylin­dern oder Ebenen jeweils ein Koordinatensys­tem aufzubauen und diese beiden Koordina­tensysteme aufeinander abzugleichen. Im Er­gebnis zeigt die Software die Uberlagerung der Messpunktewolke und des CAD-Modells. Als alternative Methode steht eine automati­sche Einpassfunktion zur Verfogung, die die Punktewolke nach der Methode der kleinsten Abweichungsquadrate in das CAD-Modell einpasst. AnschlieBend erfolgt auch bier ein Abgleich der Messpunktewolke mit dem CAD-Modell fiir die weitere Messdatenaus­wertung (Abb. 29).

Messpunkte und CAD-Daten werden iiber­lagert

Abb. 29: Abgleich zwischen Messpunktewolke und CAD-Modell: a) CAD-Modell b) Messpunktewolke c) Ergebnis des

Abgleichs

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42 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Messzeit ...

... unabhangig von Anzahl der Merkmale

Ermitteln von Ma6en

Fur verschiedene Anwendungen ist die kom­plette maBliche Auswertung der Werksti.ick­geometrie erforderlich. Um z. B. die Qualitat eines Werkzeugs fi.ir Kunststoffspritzgussteile zu dokumentieren, muss ein Musterteil voll­standig gemessen werden (Erstbemusterung). Insbesondere bei Anwendungen in der Medi­zintechnik ist eine Revalidierung (Bestati­gungspri.ifung) aller MaBe des Bauteils in be­stimmten zeitlichen Abstanden oder z. B. bei Wechsel der Werkstoffcharge vorgeschrieben. Ahnliche Prozesse finden auch bei Leicht­metallgussverfahren und vielen anderen Ferti­gungsverfahren statt. Die Lo sung dies er Auf gaben mit klassischen taktilen oder Multisensorkoordinatenmess­geraten ist mit erhebli�hem Zeitaufwand ver­bunden. Bei derartigen Geraten hangt die Messzeit direkt von der Anzahl der Merkmale ab und wird dementsprechend bei groBer An­zahl von Merkmalen extrem lang. So ist es mit schnellen Koordinatenmessgeraten mit Bild­verarbeitungssensorik beispielsweise moglich, einige zehn MaBe pro Sekunde zu messen; bei taktilen Geraten werden hingegen nur wenige MaBe pro Minute erreicht. Mit Multisensor­koordinatenmessgeraten ergeben sich auf­grund des gemischten Einsatzes verschiedener Sensoren dazwischen liegende Werte. Bei Koordinatenmessgeraten mit Rontgen­tomogra:fie ist die Messzeit im Wesentlichen unabhiingig yon der Anzahl der ausgewerteten Merkmale. Mit typischen Messzeiten im Be­reich von 10 bis 60 Minuten bei der Tomogra­fie »im Bild« liegen die wirtschaftlichen Vor­teile dieser Gerate somit besonders beim Mes­sen vieler MaBe (Abb. 30). Bei klassischen Koordinatenmessgeraten mi.is­sen alle ftir das Auswerten der gewi.inschten

Ermitteln von Ma6en 43

I Messzeit a)

�:: � d)

Anzahl Merkmale----+

Merkmale notwendigen Messpunkte vor oder spatestens wiihrend der Messung exakt de­finiert werden. Dies ist beim Tomografieren nicht notwendig. Weil bier grundsatzlich das gesamte Werksti.ick erfasst wird, konnen an­hand der gespeicherten Daten sogar noch zu einem beliebigen spateren Zeitpunkt zusatz­lich benotigte MaBe ermittelt werden. Bei Ver­wendung eines klassischen Koordinatenmess­gerats mi.isste zu diesem Zweck das physikali­sche Werksti.ick eingelagert und neu gemessen werden. Risiken liegen hier unter anderem in der Langzeitstabilitat des Werksti.icks. Im Allgemeinen wird beim Messen mit klassi­schen Koordinatenmessgeraten eine deutlich geringere Messpunkteanzahl auf genommen als bei der Rontgentomogra:fie. Dies fi.ihrt zu einer schlechteren Beschreibung der Form der Geo­metrieelemente. So konnen insbesondere bei groBen Formabweichungen Messabweichun­gen bei der MaBbestimmung entstehen. Die Grundlage fi.ir das Bestimmen von MaBen mit der Rontgentomografie bildet immer das im vorherigen Unterkapitel beschriebene To­mogra:fieren des Werksti.icks, mit dem auto­matisch alle das Werkstiick beschreibenden Messpunkte berechnet werden. Um MaBe zu

Abb. 30: Messzeit in Abhan­gigkeit van der Merkmalanzahl­prinzipielle Darstel­lung fur unterschied­liche Arten von Sen­soren: a) Taster (3D) b) Multisensorik

(3D) c) Rontgentomo­

grafie (3D) d) Bildverarbeitung

(2D)

N achtragliches Messen mit gespeicherten Daten

Tomografie erfasst mehr Messpunkte

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: I i

44 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Messen ohne CAD-Daten

Abb. 31:

Messen von innen liegenden MajJen durch virtuelles Auf­schneiden des CAD­Modells: a) innen liegender

Zylindermantel verdeckt

b) innen Zieg ender Zylindermantel und zugehOrige Punktewolke der CT-Messung durch Entfernung der verdeckenden Ele­mente sichtbar

bestimmen, muss der Anwender lediglich die gewlinschten Messpunkte auswahlen und zu MaBen verkniipfen. Zurn Messen von schwer zuganglichen, verdeckten oder innen liegenden MaBen kann der Anwender das CAD-Modell inklusive der Messpunktewolke <lurch entsprechende Softwarewerkzeuge vir­tuell aufschneiden. Die sonst nicht sichtbaren Bereiche werden dadurch frei zuganglich und konnen in gleicher Weise wie oben beschrie­ben gemessen werden (Abb. 31). Liegen keine CAD-Daten vor, kann die Aus­wahl der Messpunkte <lurch den Bediener in-

Ermitteln von Mallen 45

teraktiv erfolgen. Moglich ist sowohl das di­rekte Anwahlen mit der Maus als auch das au­tomatische Zusammenfassen von Punktegrup­pen, z. B. mit Hilfe einer automatischen Zerle­gung in Regelgeometrieelemente. Dazu wer­den z. B. ausgehend von einem Startpunkt so lange automatisch weitere Punkte rundum hin­zugenommen bis sich die Formabweichung des gewahlten Elements (z. B. Zylinder) merk­lich vergroBert. Dies signalisiert, dass die Grenzen des Elements erreicht sind, und der Vorgang wird abgeschlossen. In ahnlicher Weise kann auch die ganze Punktewolke in be­kannte Regelgeometrieelemente wie Ebenen und Zylinder zerlegt werden. Die so ermittel­ten Elemente konnen dann, wie in der Koordi­natenmesstechnik allgemein iiblich, zu weite­ren MaBen verkniipft werden. Effektiver ist es, die Messabfaufe unter Hin­zuziehung von 3D-CAD-Daten festzulegen. Durch einfaches Anwahlen von CAD-Elemen­ten erfolgt automatisch die Auswahl der not­wendigen Messpunkte. Hierbei ist grundsatz­lich zwischen zwei Verfahren zu unterschei­den. Beim ersten Verfahren werden ausgehend von der Anwahl von CAD-Patches unter Be­riicksichtigung von vorgegebenen Randabstan­den und AusschlieBungszonen (Zaune) alle Messpunkte des gemessenen Objekts selek­tiert, die diesem Patch geometrisch zuzuord­nen sind. Dadurch erfolgt eine komplette Er­fassung der Form des entsprechenden Ele­ments mit der maximalen Punkteanzahl. Alter­nativ zur Selektion von CAD-Patches kann in Anlehnung an die Vorgehensweise beim takti­len Messen auch eine vorgegebene Punktever­teilung auf dem angewahlten CAD-Patch er­folgen. Es werden dann nur an diesen definier­ten Orten Messpunkte generiert und hieraus die Geometrieelemente berechnet. Der Vorteil dieser Methode liegt in der direkten Vergleich-

Messen mit CAD-Daten

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'I

.1

46 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 32: Vollstdndiges Messen versus punktweises Messen: a) Patchselektions­

methode b) M esspunkteselek­

tion nach Punkte­verteilung s­methode - Fehl­messung durch Unterabtastung

Auswertung online oder offline

a)

b)

barkeit der Ergebnisse zum punktweisen takti­len Messen. Man nimmt allerdings die Nach­teile der geringen Punkteanzahl in Kauf. Die­ses zweite Verfahren ist deshalb nur fiir Werk­stticke mit geringer Formabweichung geeignet (Abb. 32). Die so erstellten Messablaufe kon­nen bei der wiederholten Messung gleicher Bauteile automatisch abgearbeitet werden. Ein Vorteil der Rontgentomografie besteht da­rin, dass das Auswerten der Messergebnisse zeitlich unabhiingig vom Messen des Werk­stticks erfolgen kann - entweder am Messge­riitecomputer oder offline an einem separaten Arbeitsplatz. In letzterem Fall kann das Mess­geriit wiihrend der Auswertung zum Messen des niichsten Werkstticks eingesetzt werden. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Rechenzeiten fiir die Auswertung das Mess­geriit unzumutbar lange blockieren wtirden. Durch eine Offline-Auswertung kann somit die Gesamtmesszeit reduziert werden. Zur weiteren Optimierung der Gesamtmesszeit konnen die Messabliiufe iihnlich wie bei klas-

3D-Soll-Ist-Vergleich 47

sischen Koordinatenmessgeriiten zuvor offline erstellt werden. Hierzu werden die CAD-Da­ten herangezogen. Die tomografierten Mess­punkte werden anhand des Modells <lurch ma­thematisch berechnete Messpunkte ersetzt. Die Programmierung kann dann in der gleichen Weise erfolgen wie an wirklich gemessenen Daten. Als Nebeneffekt kann die maBliche Richtigkeit des CAD-Modells geprtift werden. Insbesondere bei komplexen Messabliiufen mit sehr vielen MaBen ermoglicht es diese Vor­gehensweise, die Messabliiufe schon vor dem Fertigstellen des Werkstticks zu erstellen. Die Erstbemusterung ist dann in sehr kurzer Zeit moglich. So sinkt z. B. der Zeitaufwand fiir die Erstbemusterung eines Mehrfachwerkzeugs zum SpritzgieBen selbst bei vielen Kavitiiten (Formnestern) von bisher mehreren Tagen bis Wochen auf wenige Stunden.

3D-Soll-Ist-Vergleich

Ein direkter Vergleich der Werksttick-Istgeo­metrie mit Sollgeometrien wie z. B. CAD-Da­ten oder zuvor gemessenen Meisterteilen hat besondere Bedeutung beim Messen von Frei­formfliichen. Aber auch Formabweichungen an Regelgeometrieelementen oder Paarungs­geometrien wie Lochbilder und formschltis­sige Verbindungen konnen so effektiv erfasst und analysiert werden. Auch die Korrektur von SpritzgieBwerkzeugen oder beim Metall­gieBen ist auf der Grundlage von Soll-Ist­Vergleichen moglich. Sinnvollerweise werden fiir den Soll-Ist-Ver­gleich alle beim Tomografieren gewonnenen Messpunkte verwendet. In einem ersten Schritt ist es notwendig, die Orientierungen der ge­messenen Punktewolke und der CAD-Daten aufeinander abzugleichen bzw. auszurichten. AnschlieBend berechnet die Software die Ab-

MessabHiuf e vorab offline erstellen

Ergebnis auf einen Blick

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48 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 33: Farbcodierte Abwei­chung sdarstellung: Kunststoffteil im Vergleich zu 3D­CAD-Daten

Abweichung und Toleranz� einhaltung far big

stande der einzelnen Messpunkte zur CAD­Oberflache. Diese Abstande werden dann mit den Toleranzen fiir den jeweiligen Bereich des Werkstiicks verglichen. Abhangig von der GroBe der Abweichung, dem Vorzeichen und einer Klassifizierung nach Toleranziiberschrei­tung bzw. Toleranzeinhaltung werden den ein­zelnen Messpunkten verschiedene Farben zu­geordnet. Diese grafische Darstellung wird als farbcodierte Abweichungsdarstellung bezeich­net (Abb. 33). Der allgemeine Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass die Abweichungen der Istgeometrie von der Sollgeometrie auf ei­nen Blick erkennbar sind. Die fiir die Auswertung herangezogenen Tole­ranzen konnen entweder global dem gesamten Bauteil oder einzelnen Geometrieelementen bzw. CAD-Patches zugeordnet und unter­schiedlich definiert werden. Zusatzlich konnen die Toleranzzonen selbst zur Lageoptimierung

3D-Soll-Ist-Vergleich 49

herangezogen werden. Altemativ passt eine » ToleranzFit«-Funktion die Messpunktewolke so in die Toleranzzonen ein, class moglichst wenige Toleranziiberschreitungen vorliegen. Dieses Vorgehen entspricht der fiir einfache Geometrien iiblichen Anwendung von mecha­nischen Lehren und ist mit dieser Soft­warefunktion auch fiir komplexe Werkstiick­geometrien anwendbar. Die Abweichungsdar­stellung erfolgt wie oben beschrieben. In manchen Fallen liegt der fiir den Soll-Ist­Vergleich notwendige CAD-Datensatz nicht vor, so z. B. beim Messen von Designvorlagen oder mechanisch optimierten Funktionsmus­tem. Statt des CAD-Modells werden dann Meisterteile verwendet. Diese werden hierzu vorab tomografiert und die Messpunkte dann als Solldatensatz zum Vergleich mit den Daten der zu priifenden Teile verwendet. Die Aus­wertung und Ergebnisanzeige geschieht auch in diesem Fall wie oben beschrieben. Der Vergleich der gemessenen Punktewolke mit CAD- oder Meisterteildaten kann auch di­rekt zur Korrektur beispielsweise von Spritz­gieBwerkzeugen herangezogen werden. Hierzu wird in einem ersten Schritt die Berechnung der Soll-Ist-Abweichungen durchgefiihrt. An­schlieBend werden die Abweichungsdaten um den Solldatensatz gespiegelt (dies entspricht einem Vorzeichenwechsel der Abweichun­gen). Der so generierte Datensatz kann einer Korrektur oder auch Neuerstellung des Werk­zeugs zugrunde liegen. Die Vorgehensweise ist in Abbildung 34 detailliert dargestellt. Den Ausgangspunkt bildet der 3D-CAD-Datensatz des herzustellenden Werkstiicks. Durch ein ge­eignetes Programmiersystem wird unter Be­riicksichtigung von Technologieparametem des SpritzgieBprozesses, wie z. B. der Materi­alschrumpfung, ein Datensatz fiir das Spritz­gieBwerkzeug erstellt. Dieser kann sowohl in

Soll-Ist-Ver­gleich mit Meisterteilen

Korrektur von Spritzgie6werk­zeugen

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50 Tomografieren in der industriellen Anwendung

CAD WerkstOck z. B. STEP

Programmiersystem Tebis, Delcam o. a.

STL Werkzeug

Korr. CAD

Korr. STL

WerkstOckkorrektur Position, Form

Postprozessor Siemens, Fanuc o. a.

G-Code

Werkzeugmaschine Frasen

Werkzeug­maschine Erodieren

SpritzgieBwerkzeug

Spritzen

l· Fertiges Teil

Abb. 34: Prinzipielle Schritte zur Werkzeug­korrektur

1-----------<••• Musterteil

CAD-Formaten als auch als triangulierte Dar­stellung (STL-Format) ausgegeben und ge­speichert werden. AnschlieBend wird aus die­sen Geometriedaten iiber einen Postprozessor ein lauffahiges CNC-Programm fiir eine Werkzeugmaschine erstellt, die dann direkt das SpritzgieBwerkzeug foist. Ein anderes Ver-

Messen und Vergleichen in Schnitten 51

fahren besteht im Frasen einer Erodierelek­trode, mit der anschlieBend das eigentliche Werkzeug in einem Senkerodierverfahren her­gestellt wird. Nach Fertigstellung des Werk­zeugs wird zu <lessen Uberpriifung und Kor­rektur ein erstes Musterteil im Spritzgussver­fahren hergestellt. Dieses wird mit Hilfe der Rontgentomografie gemessen. Aus dem Ver­gleich mit den CAD-Daten wird ein Abwei­chungsdatensatz erzeugt. Mit diesen Daten konnen entweder das Werkstiick-CAD-Modell geandert oder die Geometriedaten des Werk­zeugs geeignet modifiziert werden. Letzteres kann z. B. direkt im STL-Format geschehen. In der Praxis erfolgen diese Prozesse nur fiir die Werkzeugteile, die aufgrund von Toleranz­uberschreitungen wirklich korrigiert werden miissen. Mit den korrigierten Werkzeugdaten wird das Werkzeug anschlieBend entweder nachgearbeitet oder, im ungunstigsten Fall, neu erstellt. Die anschlieBend hergestellten Werk­stiicke sind um die im beschriebenen Prozess erfassten Abweichungen korrigiert. In Ausnah­mefallen kann eine zweite Korrekturschleife zur Steigerung der Genauigkeit notwendig sein. Wichtig fiir das oben beschriebene Vorge­hen ist, dass alle anderen Technologieparame­ter wie Temperatur, Kunststoffmaterial und an­dere EinflussgroBen konstant gehalten werden.

Messen und Vergleichen in Schnitten

In der Praxis ist es ublich, ZeichnungsmaBe in 2D-Ansichten und Schnitten zu definieren. Diesem Sachverhalt muss auch bei der Aus­wertung von tomografisch erzeugten Messda­ten Rechnung getragen werden. Hierfiir mus­sen die zur Auswertung vorgesehenen Daten in einem ersten Schritt aus den 3D-Datensat­zen extrahiert werden. Dies wird dadurch rea-

Werkstiick­abweichungen fiihren zur Korrektur des Werkzeugs

Erstellen von Schnittkonturen

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52 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 35: Erzeugung von Soll­und Ist-Schnitten mit dem Win Werth-3D­Modul

Messen an Schnittkonturen

Soll-Ist­Vergleich an Schnittkonturen

lisiert, dass z. B. Ebenen im Werkstiickkoordi­natensystem definiert und sowohl mit den CAD-Solldaten als auch mit der Istpunkte­wolke geschnitten werden. Die Software extra­hiert automatisch Konturen, die die Solldaten und die Istkonturen reprasentieren. Diese wer­den nun in einer 2D-Ansicht dargestellt und konnen fiir die weitere Auswertung herange­zogen werden (Abb. 35). Zurn Auswerten der 2D-MaBe in derart erstell­ten Schnittkonturen (Abb. 36a) werden die gleichen Softwarefunktionen herangezogen, die auch zum Auswerten von mit einer Bild­verarbeitung oder einem Taster gescannten Konturen verfiigbar sind. Einzelne Konturab­schnitte konnen tiber das Setzen von Fenstem selektiert werden. Aus ihnen lassen sich Regelgeometrieelemente wie Geraden oder Kreise berechnen. Durch Verkntipfung werden anschlieBend die MaBe bestimmt. In Abbildung 36b bis d sind die Ergebnisse von Soll-Ist-Vergleichen an einem Schnitt darge­stellt. Wie beim 3D-Verfahren wird die Abwei­chung zwischen Istpunkten und Sollkonturen

Messen und Vergleichen in Schnitten 53

ermittelt und farblich - hier in »Stacheldarstel­lung« - angezeigt. Je nach Einpassverfahren sind unterschiedliche Auswertungen moglich. Altemativ zu den oben beschriebenen Vorge­hensweisen konnen bei bestimmten Werkstti­cken 2D-Messungen direkt im Rontgendurch­strahlungsbild durchgefiihrt werden. Hierfiir ist es notwendig, die lokale VergroBerung im Rontgenstrahlengang moglichst genau zu be­stimmen. Geometrieelemente sind so mit den

7.956

0.527

0=[] � �

(")

cx;1 0.561

a) ci

Abb. 36: 2D-Auswerten mit Win Werth-Software: a) Messen von Maj3en im 2D-Schnitt

Messen am 2D-Durchstrah­lungsbild

b) 3D-Einpassung der gesamten Punktewolke auf das CAD-Model! c) 2D-Einpassung des Messobjekts in einer Schnittebene nach Gauj3-Verfahren

(Minimierung Soll-Ist-Abweichung) d) 2D-Einpassung nach Toleranzfitverfahren (2D-Einpassung optimiert nach ge­

ringster Toleranzuberschreitung bzw. -ausnutzung): die Bereiche mit engeren Toleranzzonen werden besser eingepasst, das Bauteil ist in Toleranz.

b )-d) Soll-Ist-Vergleich im 2D-Schnitt; bei b) und c) treten Toleranzuberschrei­tungen in enger tolerierten Zonen auf, da die Toleranzen beim Einpassen nicht berucksichtigt werden [2].

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I , I

I I

54 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 37: Direkte Messung im 2D-Durchstrahlung s­bild nach Einmessen des Bezugssystems

Vielfiiltige Anwendungen

klassischen Verfahren der Werth Bildverarbei­tung messbar und hinsichtlich der Toleranz klassifizierbar (Abb. 37).

Multisensormessungen

Durch die Kombination der Rontgensensorik mit taktilen oder optischen Sensoren in einem Koordinatenmessgerat ergeben sich neue An­wendungsmoglichkeiten. Fiir verschiedene Messaufgaben konnen neben dem Rontgen­sensor auch andere Sensoren in den Messab­lauf integriert werden. Dafiir kommen Bildver­arbeitungs-, Laserabstands- oder auch taktile Sensoren infrage. Es ergeben sich verschie­dene Anwendungsmoglichkeiten:

• Werkstiickkoordinatensysteme schnell ein­messen einzelne FunktionsmaBe zusatzlich zu einer Ubersichtstomografie hochgenau messen

• Teilbereiche des Werkstiicks taktil oder op­tisch und andere tomografisch messen

• systematische Messabweichungen beim To­mografieren durch Vergleichsmessungen er­mitteln

• Autokorrektur durchfiihren (s. S. 57 ff.) • das Koordinatenmessgerat ohne Tomografie

wie ein >>normales« Multisensor-Koordina­tenmessgerat einsetzen.

Multisensormessungen 55

Der letzte Punkt ist insbesondere fiir kleinere Untemehmen von Vorteil, die sich nicht einen umfangreichen Geratepark anschaffen wollen. Die Verfahren zum kombinierten Messen wer­den hier etwas naher erlautert: In einem ersten Schritt werden die Bezugselemente mit einem taktilen oder optischen Sensor bestimmt. In ei­nem nachsten Schritt konnen mit der Rontgen­sensorik eine oder mehrere interessierende Zo­nen am Werkstiick tomografiert werden. Die tomografierten Ergebnisse liegen dann in ei­nem Werksti.ickkoordinatensystem vor und es konnen Merkmale aus beiden Messungen kom­biniert ermittelt werden. Weil nicht das kom­plette Bauteil tomografiert werden m11:ss, nur um wenige Ausrichtelemente zu bestlmmen, kann erheblich Zeit gespart werden (Abb. 38). Eine ahnliche Vorgehensweise kann altemativ zur spater beschriebenen Mehrenergietomogra­fie (s. S. 79 ff.) zum Messen in Kunststoff ein­gebetteter Metallteile wirtschaftlich eingesetzt werden. Mit der Rontgensensorik werden in diesem Fall nur die innen liegenden Metallkom­ponenten mit energiereicher Rontgenstrahlung gemessen. Da ein gleichzeitiges Messen des Kunststoffmantels nur unter Verwendung sehr starker Filterung und damit !anger Messzeiten

Kombiniert messen

Messen von in Kunststoff einge betteten Metallteilen

Abb. 38: Beispiel einer kom­binierten taktilen und tomografischen Messung

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I

56 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 39: Kunststoffummantel­tes Metallteil am Beispiel eines Steck­verbinders: a) Ergebnisse der

optischen Messung der Kunststoff­ummante lung (gelb)

b) Messergebnisse der innen liegen­den Metallteile

c) Messaujbau mit Rontgensensor, Laserliniensensor (LLP) und Werk­stiick

·

Abb. 40: Werth Multisensor­Einmesskugel: Ein­messnormal fiir die Sensorposition von Rontgensensorik, optischer Sensorik und taktiler Sensorik

moglich ware, erfolgt die Messung der Kunst­stoffhiille z. B. optisch oder taktil (Abb. 39). Vor dem Messen mit :i;nehreren Sensoren an einem Koordinatenmessgerat erfolgt das Ein­messen. Dabei wird ein Einmessnormal mit al-

len in Betracht kommenden Sensoren gemes­sen. Das Material dieses Normals muss opti­sche Strahlung reflektieren, die_ Transmission von Rontgenstrahlung zulasser; und ohne Be­schadigung mit mechanischen Tastsystemen angetastet werden konnen. Hierfiir gut geeig­net ist die in Abbildung 40 gezeigte Einmess­kugel, deren Mittelpunkt beim Einmessen mit jedem der for den Einsatz vorgesehenen Sen­soren bestimmt wird, um die Lage der Senso­ren im Koordinatensystem des Koordinaten­messgerats zu ermitteln. Die unterschiedlichen Positionen werden dann durch die Software automatisch beriicksichtigt. Im Ergebnis lie­gen alle gemessenen Merkmale in einem ein­heitlichen Koordinatensystem. Die IstmaBe des Einmessnormals mi.issen prinzipiell nicht bekannt sein, jedoch muss <lessen Form ausrei­chende Qualitat aufweisen, um die Abhangig­keit des eingemessenen Kugelmittelpunkts von den gewahlten Messpunkten zu minimieren.

Autokorrektur

Bei Objekten aus relativ leicht zu tomogra­fierenden Materialien, nicht zu groBen Abma­Ben und mittleren Genauigkeitsanforderungen werden mit der Rontgentomografie Messergeb­nisse mit ausreichender Genauigkeit erzielt. Ein zusatzlicher Einsatz von Korrekturverfahren auf Basis der Multisensorik ist in diesen Fallen nicht erforderlich. Fiir spezielle Auf gaben wie z.B. die Messung von Bauteilen mit engen To­leranzen im unteren Mikrometerbereich oder re­lativ groBen Durchstrahlungslangen bei schwe­reren Metallen gilt dies jedoch nicht. Wie in Physikalische Besonderheiten, S. 64 ff., naher erlautert wird, fiihrt die Durchdringung des Messobjekts durch die Rontgenstrahlung zu systematischen Messabweichungen, die sich als Artefakte bemerkbar machen. Hierfiir ist

Autokorrektur 57

Ein Einmess­normal fiir alle Sensoren

Alie Sensoren messen im gleichen Koordi­natensystem

Artefakte sind systematische Messabwei­chungen

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58 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Multisensorik: Korrektur syste­matischer Mess­abweichungen

Abb. 41: Autokorrektur: a) Musterteil b) tomografiertes

Messergebnis mit M essabweichung (Artefakt) - Dar­stellung stark uberhOht

c) taktile oder opti­sche Messung des Musterteils

d) Berechnung des. Abweichungsfelds (Darstellung nur in einer Ebene)

e) Korrektuifeld zur Verwendung far weitere Messungen

f) weitere Messung g) tomografiertes

Messergebnis mit Messabweichung und Korrektuifeld

h) korrigiertes Mess­ergebnis

eine Reihe von physikalischen Effekten verant­wortlich. Die GroBe dieser Messabweichungen hangt stark von der Materialzusammensetzung und der Geometrie des zu messenden Werk­stiicks ab. Da diese nicht genau bekannt sind, konnen die daraus resultierenden Abweichun­gen <lurch analytische Verfahren nur teilweise korrigiert werden. Es verbleiben somit syste­matische Abweichungen, die die Messbarkeit von Merkmalen mit Toleranzen im unteren Mikrometerbereich einschranken. Der Einsatz von Multisensorik ermoglicht es, diese systematischen Restabweichungen <lurch zusatzliche Messungen am Werkstiick deutlich zu reduzieren. Hierzu werden die genau zu messenden Merkmale an einem Exemplar des Werkstiicks mit einem hochgenauen optischen oder taktilen Sensor gemessen. AnschlieBend werden die Abweichungen zu den tomogra­fierten Ergebnissen ermittelt und ein Korrek­turfeld berechnet. Dieses Korrekturfeld kann

d) n

<::= * tt + l + + l l ++ .. ++ ++ //

e)

c::::::>

g) h)

dann beim Messen weiterer Exemplare wieder verwendet werden, da die systematischen Ab­weichungsanteile in etwa gleich bleiben. Diese Korrektur wird als Autokorrektur bezeichnet (Abb. 41). Beim Messen von Einspritzkomponenten fiir Dieselmotoren (s. Abb. 24, S. 32) werden z. B. Durchmessertoleranzen von weniger als 5 µm gefordert. Um diese Toleranzen ausreichend sicher zu messen (Messprozesseignung), ist es erforderlich, Messabweichungen von maximal 0,5 µm zu gewahrleisten. Eine Voraussetzung fiir das Erreichen dieses Ziels liegt in einer ausreichend guten Reproduzierbarkeit der Messergebnisse. Bin Beispiel hierfiir ist der Verlauf der Durch­messerabweichung (Nominalwert ea. 180 µm)

Autokorrektur 59

Sichere Messung durch gute Reproduzier­barkeit

Abb. 42: Dieseleinspritzduse: a)farbcodierte Dar-

stellung der Form­abweichung der Spritz/Ocher

b) Schnitte zur Durch­messermessung eines Spritzlochs

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60 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Abb. 43: Dieseleinspritzduse: Durchmessermessung an Schnitten in meh­reren Positionen: a) Reproduzierbar­

keit der Mess­ergebnisse van fanf Messungen

b) Messabweichung zwischen tomogra­fiertem Mess­ergebnis (rot) und Kalibriermessung mit Werth Faser­taster (braun) sowie korrigiertes Tomografieergeb­nis (grun)

c) verbleibende Abweichung nach Anwendung der Autokorrektur auj die fanf Wieder­holung smessungen

Kalibrierung mit Fasertaster

a) E 184

::i. 183-r----------------;

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177 ..-,-..,�-,--.-,�..-.--.�..-.--.-.-.-m-.-.-m-.-.-m-,-f 0 100 200 300 400 500 600

Position in µm

b) E 184 .---------------__,

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.� 182 +-----.,-=----------"---'=l Q; 00 181-r------r------�---T-----i 00 E 180

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100 200 300 400 500 600

Position in µm

c) 1,0 ,-------------�

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100 200 300 400 500 600

Position in µm

eines Einspritzdiisenlochs (Abb. 42). Abbil­dung 43a zeigt die Reproduzierbarkeit des ge­messenen Durchmesserverlaufs eines solchen Diisenlochs an Schnitten mit Abstanden von ea. 20 µm - fiinfmal gemessen. Die Ergeb­nisse der Reproduzierbarkeiten sind besser als 1 µm. Vergleicht man diese Messergebnisse mit Kalibriermessungen (Abb. 43b ), zeigen sich systematische Abweichungen. Die Kalib­rierung des Werkstiicks kann z. B. mit einem geeigneten Mikrotaster wie dem Werth Faser­taster [2] durchgefiihrt werden. Die Kalibrier-

Prtif en der Materialstruktur 61

unsicherheit liegt im Bereich von 0,5 µm. Die aus dem Vergleich der Messergebnisse ge­wonnenen systematischen Abweichungsver­Hiufe konnen im Anschluss bei Wiederhol­messungen zur Korrektur der Messergebnisse nach dem Autokorrekturverfahren herangezo­gen werden. Abbildung 43c zeigt das Ergeb­nis einer solchen Messung. Die Messabwei­chungen sind nun geringer als 1 µm. Um die tomografische Messung auf den interessieren­den Bereich der Einspritzdiisen zu beschran­ken, ist es zweckmaBig, die Bestimmung des Bezugs schnell mit taktilen Messpunkten durchzufiihren.

Priif en der Materialstruktur Um Anwendern von Koordinatenmessgeraten mit Rontgentomografie die Moglichkeit der Materialinspektion zu bieten, wie von friiheren Tomografie-Messgeraten bekannt, wird auch eine entsprechende Auswahl an Softwarewerk­zeugen zur Materialanalyse zur Verfiigung ge­stellt. Basis ist die direkte Auswertung der Vo­lumendaten. Ein Umrechnen der Messergeb­nisse in Messpunkte ist fiir die Materialana­lyse nicht notwendig. Diese Daten konnen al-

Messabweichun­gen kleiner ein Mikrometer

Betrachten der Volumendaten

Abb. 44: Darstellung van Volumendaten: a) 3D-Darstellung

aufgeschnitten b )-d) Schnitte in ver­

schiedenen Ebenen und Ansichten

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62 Tomografieren in der industriellen Anwendung

Materialdichte wird sichtbar

Abb. 45:

Lunkerdarstellung -LufteinschUisse wer­den automatisch ge­funden und nach Groj3e farbcodiert dargestellt.

lerdings ni.itzlich sein, denn auf ihrer Grund­lage kann eine Ausrichtung des Volumenmo­dells anhand von geometrischen Merkmalen des Messobjekts vorgenommen werden. Dies wiederum erleichtert es z. B., das Volumen in Schnitten zu betrachten. Die Volumendaten werden in Form von Grau­werten visualisiert, die die Dichte des Materi­als reprasentieren. Im Allgemeinen wird das Volumen mit zunehmender Dichte heller dar­gestellt (Abb. 44). Das Betrachten des Mess­objekts ist in verschiedenen Ansichten gleich­zeitig moglich. Mit Hilfe entsprechender Soft­warewerkzeuge ist es auch moglich, das ge­samte Volumen eines Messobjekts zu »durch­fliegen«, um so einen Gesamteindruck der Struktur des Messobjekts zu erhalten. Solche Bildfolgen konnen zu Dokumentationszwe­cken auch als Film . abgespeichert werden (s. www.werth.de/CT-Film). Spezielle Softwarewerkzeuge dienen der auto­matischen Identifikation von Lunkern oder Einschliissen im Messobjekt. Diese konnen er­kannt, nach der GroBe klassifiziert und ent­sprechend ihrer Klassenzuordnung gezahlt werden. So kann eine vollautomatische Aus­wertung mit Tolerierung durchgefiihrt werden. Auch konnen die identifizierten Storungen -

Priif en der Materialstruktur 63

entsprechend ihrer GroBe farbcodiert - gra­fisch dargestellt werden (Abb. 45). Ahnliche Softwarewerkzeuge existieren z. B. auch fiir die Risspriifung. Auch MaterialunregelmaBig­keiten durch Fasern konnen visuell iiberpriift werden (Abb. 46). Mit der gleichen Software, die fiir die Materi­alanalyse eingesetzt wird, konnen auch mon­tierte Baugruppen betrachtet werden. So sind z. B. Montagefehler erkennbar oder die mon­tierte Baugruppe ist in verschiedenen Funkti­onszustanden darstellbar. Es ist ebenfalls mog­lich, die montierte Baugruppe virtuell zu de­montieren und die Einzelkomponenten, bei­spielsweise im Hinblick auf VerschleiB zu un­tersuchen, ohne die Baugruppe selbst real de­montieren zu miissen (Abb. 47).

b)

Abb. 46:

Visualisierung der Verteilung und Anord­nung van Glasfasern im Kunststaff: Um das Fliej3verhalten van Glasfasern analysie­ren zu konnen, bedaif es einer sehr hahen Auflosung.

Analyse montier­ter Baugruppen

Abb. 47:

Virtuelle Demantage van Baugruppen: a) mantierte Bau­

gruppe b) demantierte Kam­

panenten

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64

Physikalische Eff ekte erzeugen Messabwei­chungen

Durchdringung des Werk­stiicks ...

... »hartere« Strahlung

Physikalische Besonderheiten

Auf das Tomografieergebnis wirken sich di­verse physikalische Effekte aus, deren Ver­standnis fiir den Experten von Nutzen sein kann. Daher werden nachfolgend die wichtigs­ten Einfliisse auf das Messergebnis ausfiihr­licher beschrieben.

Strahlaufhartung

Die in einer Rontgenrohre entstehende Strah­lung ist nicht monochromatisch. Ahnlich wie beim sichtbaren weiBen Licht einer Gliihlampe handelt es sich um ein kontinuierliches Strah­lungsspektrum mit einer bestimmten Band­breite (Bremsstrahlung), das je nach Rohren­spannung und Targetmaterial von einem Li­nienspektrum ( charakteristische Rontgenstrah­lung) iiberlagert werden kann. Die maximale Energie und damit auch die Frequenzen die­ses Spektrums sind proportional zur Rohren­spannung. Bei der Durchdringung des zu messenden Werkstiicks wird die Rontgenstrahlung <lurch Interaktion mit den Atomen des Werkstiicks teilweise absorbiert. Bei dem fiir kommerzi­elle Rontgentomografie-Messgerate iiblichen Frequenzbereich erfolgt die Abschwachung im Wesentlichen <lurch den fotoelektrischen Ef­fekt und die Comptonstreuung. Diese Absorp­tionsprozesse fiihren dazu, dass den Photonen der Rontgenstrahlung <lurch Kollisionen mit Elektronen Energie vollstandig oder teilweise entzogen wird. Die Anteile des Strahlungsspektrums mit ge­ringerer Energie (niederfrequente Strahlung) werden starker absorbiert als die energierei-

Strahlaufhartung 65

Detektor WerkstUck Rontgenquelle

, ........................... . a)

_____ ._ ............. c)

b)

. ......................... .___I ______ ---.

_____ ._ ..... 1 ........ c)

chere hochfrequente Strahlung. Dies fiihrt dazu, dass sich das Frequenzspektrum wah­rend der Durchstrahlung in Richtung hOherer Frequenzen und somit hoheren Energien ver­schiebt (Abb. 48). Umgangssprachlich sagt man dazu, dass die Strahlung »harter« wird. Daher wird dieser Effekt auch als Strahlauf­hartung bezeichnet. Die Strahlaufhartung wird bei dem mathema­tischen Prinzip der Rontgentomografie nicht beriicksichtigt. Dadurch entstehende Mess­abweichungen werden als Strahlaufhartungs­artefakte bezeichnet. Ihre GroBe hangt prin­zipbedingt vom Werkstoff des Messobjekts und von <lessen Geometrie ab. Im Extremfall kann die Strahlaufhartung dazu fiihren, dass das Messobjekt kaum noch gemessen werden kann, weil sich die Ubergangspunkte zwi­schen Luft und Werkstoff nicht richtig be­stimmen lassen. Bei geringerer Auspriigung treten zumindest Messabweichungen auf. Ab­bildung 49a zeigt die Auswirkungen der Strahlaufhartung bei der Messung eines Leichtmetallgussteils.

Abb. 48: Strahlaufhii.rtung: a) Spektrum der

Rontgenstrahlung b) Im mittleren Be­

reich des Werk­stucks wird das ge­samte Spektrum annahernd anteilig absorbiert; es wird »richtig« tomogra­fiert.

c) In den dickeren Bereichen des Werkstucks werden niedeifrequente (weiche) Anteile nahezu vollstandig absorbiert, die hochfrequenten (harten) werden normal ge­schwacht. Das Messobjekt er­scheint dicker (ver­einfachend ist die Schwachung linear statt exponentiell dargestellt ).

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I I

66 Physikalische Besonderheiten

Abb. 49:

Strahlaufhiirtung und ihre mathematische Korrektur: a) unkorrigiertes

Messergebnis mit Strahlaufhiirtungs­artefakten

b) korrigiertes Mess­ergebnis

Ermittlung einer Korrekturkenn­linie ...

Durch Filterung der Rontgenstrahlung nach dem Austreten aus der Rontgenrohre kann das Strahlungsspektrum veriindert werden. Ab­hiingig vom eingesetzten Filtermaterial und von der Filterdicke wird der niederfrequente Anteil der Strahlung abgeschwiicht. Diese »Hochpassfilterung« wird ebenfalls als Strahl­aufhiirtung bezeichnet. Die verbleibende hochfrequente und somit energiereichere Strahlung wird beim Durchdringen des Ob­jekts nur noch relativ gering »aufgehiirtet« und die resultierenden Artefakte priigen sich geringer aus. Erganzend oder alternativ kann die Strahlauf­hartung auch fiir das zu messende Material be­stimmt und nach erfolgter Messung rechne­risch korrigiert werden. Dazu wird die physi­kalische Durchstrahlungsliinge an einer kalib­rierten Materialprobe oder am Werkstiick selbst mit dem durch das Experiment ermittel­ten Abschwachungswert in Zusammenhang gebracht. Dies wird fiir verschiedene Durch­strahlungsliingen wiederholt. So liisst sich eine Kennlinie berechnen, die die Abhangigkeit des Schwachungskoeffizienten von der Durch­strahlungsliinge fiir das zu messende Material

beschreibt. Diese Kennlinie wird bei der nach­folgenden Messung zur Korrektur verwendet (Abb. 49b). Zu beachten ist, dass die auf diese Weise er­mittelte Korrekturkennlinie nur fiir das zum Test eingesetzte Material gilt. Sie wird auBer­dem durch die Rohrenspannung und damit auch durch das Frequenzspektrum der Ront­genstrahlung und auch von eventuell eingesetz­ten Strahlaufhartungsfiltem beeinflusst. In mo­demen Koordinatenmessgeriiten mit Rontgen­tomografie wird diese Korrektur durch eine einfache zusatzliche Messung realisiert, durch die die Korrekturkennlinie automatisch ermit­telt wird. Der Anwender muss sich nicht mit den Hintergriinden ftir dieses Vorgehen befas­sen. Um die Genauigkeit beim Messen mit die­ser Vorgehensweise zu optimieren, ist es not­wendig, das Werkstiick beim Messen immer in der gleichen Werkstiicklage zu positionieren. Hierdurch werden auch Abweichungen durch andere physikalische Effekte (Streustrahlungs­und Kegelstrahlartefakte, s. unten) bei der Kor­rektur teilweise mit erfasst. Um hochste Ge­nauigkeiten zu erzielen, empfiehlt sich der Ein­satz der Autokorrektur (s. S. 57 ff.).

Streustrahlung

Bei der ftir die Abschwachung der Rontgen­strahlung in Materie mit ursiichlichen Comp­tonstreuung werden einfallende Rontgenpho­tonen durch Elektronen des durchstrahlten Werkstoffs von ihrer urspriinglichen Bewe­gungsrichtung abgelenkt (gestreut) und unter­liegen dabei einem Energieverlust (Compton­effekt, Abb. 50). Aufgrund der Comptonstreuung breitet sich die Rontgenstrahlung in verschiedene Rich­tungen aus. Neben dem gewollten Effekt der Abschwiichung der Strahlung in Messrich-

Streustrahlung 67

... durch ein­fache zusatzliche Messung

Folgen der Compton­streuung

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i I I

68 Physikalische Besonderheiten

Abb. 50: Comptonstreuung und Comptoneffekt

Korrektur nur werkstiick­bezogen moglich

Herausgeschlagenes Elektron

E= me v2 2

_____ ,,,,.

• e"

\

tung erfolgt eine Aufhellung in anderen Be­reichen des Werkstiicks. Durch Mehrfach­streuung innerhalb eines Werkstiicks kann eine Art Hintergrundstrahlung auftreten, die sich als Offset bei den Nutzstrahlungsintensi­taten auswirkt und so zu Messabweichungen fiihren kann, den so genannten Streustrah­lungsartefakten. Da die GroBe und Verteilung der Streustrah­lung direkt vom Werkstoff und von der Geo­metrie des Werkstiicks abhangen, ist nur eine werkstiickbezogene Korrektur moglich. Teil­weise erfolgt diese implizit bei der Strahlauf­hartungskorrektur. Altemativ sind Methoden denkbar, die Streustrahlung durch Simulation am CAD-Modell numerisch zu ermitteln. Der­artige Verfahren sind jedoch noch nicht ausge­reift und benotigen beim gegenwartigen Stand der Technik unzumutbar lange Rechenzeiten im Bereich sehr vieler Stunden. Eine Minimie­rung des Streustrahlungseffekts ist auch durch

Kegelstrahlgeometrie 69

sachgerechtes Einstellen der Rohrenspannung und die Auswahl von Strahlaufhartungsfiltem moglich. Der derzeit sicherste Weg, die Streu­strahlung im Messergebnis zu korrigieren, liegt in der Verwendung der Autokorrektur. In vielen Fallen sind jedoch die streustrahlungs­bedingten Messabweichungen vemachlassig­bar klein, sodass auf eine Korrektur verzichtet werden kann.

Kegelstrahlgeometrie

Mit der Kegelstrahltomografie wird von der idealen Strahlgeometrie (Facherstrahl) abge­wichen, um eine hohere Energieeffizienz und kiirzeste Messzeiten zu erzielen. Die ideale Strahlgeometrie liegt nur in der so genannten Mittenebene vor. Darunter versteht man die Ebene, die senkrecht auf der Drehachsenrich­tung steht und in der der Rontgenfokus liegt. In allen anderen parallel zur Mittenebene lie­genden Schichten des Objekts weicht die Strahlgeometrie mit zunehmendem Abstand

Ideale Strahl­geometrie nur in der Mittenebene

Abb. 51: Entstehung van Kegelstrahlarte­fakten: Mit zuneh­mendem Kegelwinkel sind die Artef akte starker ausgepriigt.

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70 Physikalische Besonderheiten

Messabweichun­gen durch Kegel­strahlartefakte

Abb. 52:

Auswirkung des Kegelstrahleffekts bei der Messung: Die nahezu ideale Kugel wird mit einigen Mikrometern Abwei­chung (roter Bereich) gemessen.

zur Mittenebene zunehmend stark von der idealen Geometrie ab (Abb. 51). Diese Ab­weichung fiihrt dazu, <lass bei der Berech­nung der Volumendaten nur naherungsweise vorgegangen werden kann. Die Messdaten der Objekte zeigen daher unter gewissen Um­standen Kegelstrahlartefakte (Abb. 52). Dabei handelt es sich um Messabweichungen, die mit zunehmendem Kegelwinkel starker wer­den. Es gibt Ansatze, solche Kegelstrahlartefakte <lurch Anwendung iterativer Rekonstruktions­algorithmen zu reduzieren. Diese sind aller­dings sehr rechenintensiv und daher im prakti­schen Einsatz nur selten anwendbar. AuBer­dem konnen solche Verfahren bei einer Tomo­grafie mit Kreisbewegung aus mathematischen Grunden nur eine begrenzte Reduktion der Ke­gelstrahlartefakte bewirk.en. Eine vollstandige Vermeidung von Kegelstrahl­artefakten ist <lurch den Einsatz der Helix­Tomografie (s. S. 81 f.) moglich. Bei diesem speziellen Verfahren wird gleichzeitig mit der

0.00270

0.00220

0.00170

0.00120

0.00070

0.00020

-0.00030

-0 00080

-0.00130

-0.00180

-0.00230

-0.00280

-0.00330

-0.00380

-0.00430

-0.00480

-0.00530

-0.00580

-0.00630

-0.00680

Drehbewegung des Objekts eine Translations­bewegung in Richtung der Drehachse durchge­ftihrt. Messabweichungen, die <lurch Kegelstrahlarte­fakte bedingt sind, konnen auch mit Hilfe der Autokorrektur behoben werden.

Auflosung

Bei der Betrachtung der Auflosung ist im Be­reich der Koordinatenmesstechnik zwischen zwei Eigenschaften grundsatzlich zu unter­scheiden: der Strukturauflosung und der Orts­auflosung oder auch metrologischen Auflo­sung. Es sei darauf hingewiesen, <lass diese Begriffe in Teilen der Fachliteratur aus dem Bereich der klassischen Rontgentechnik an­ders verwendet werden. Dort wird nicht ganz treffend auch die Strukturauflosung - wie die metrologische Auflosung in der Koordinaten­messtechnik - als Ortsauflosung bezeichnet, obwohl nicht die Auflosung des Ortes der Struktur, sondern der GroBe der Struktur ge­meint ist. Die Strukturauflosung definiert, wie klein Strukturen am Messobjekt sein dtir­fen, um noch erkannt werden zu konnen. Sie wird wesentlich <lurch die GroBe des Brenn­flecks (Unscharfe) der Rontgenrohre be­stimmt. Fur das Erreichen einer hohen Auflo­sung sind entsprechend niedrige Werte fiir die elektrische Leistung (Produkt aus Strom und Spannung an der Rohre) zu wahlen. Abwei­chungen der Drehachse vom idealen Rund­laufverhalten fiihren ebenfalls zu Unscharfen im rekonstruierten Volumen. Gleiches gilt fiir Abweichungen der Position der Drehachsen­mitte vom Sollwert (meist auf der Linie zwi­schen Brennfleck und Sensormitte). Selbst­verstandlich begrenzt die GroBe der Bild­punkte (Pixel) des Rontgensensors direkt die Strukturauflosung. Einfluss darauf haben ein

Auflosung 71

Verbesserung durch Auto­korrektur

Struktur- und Ortsauflosung

Strukturauf­IOsung: Erken­nung kleinster Strukturen

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1 1

I

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72 Physikalische Besonderheiten

Abb. 53: Einflussgroj3en auf die Strukturauflosung bei der Entstehung des Durchstrahlungs­bildes: a) Der Brennfleck

bestimmt die Auf­lOsung.

b) Die Drehachse bestimmt die Auf­lOsung.

c) Die Komponenten sind optimal abge­stimmt.

eventuell eingesetztes Binning und auch die Verwaschung <lurch den Szintillator. Diese Auflosung des Rontgensensors wird proporti­onal zur genutzten VergroBerung in der Ob­jektebene wirksam. Bei der nachfolgenden Datenverarbeitung, wie z. B. bei der Riickpro­jektion zum Rekonstruieren, erfolgt eine digi­tale Filterung. Durch Faltung der Auflosungs­funktionen der einzelnen Komponenten ergibt sich die wirksame Auflosung des Systems (Abb. 53). In der Praxis kann die Strukturauf­lOsung am einfachsten <lurch Uberpriifung der Messbarkeit von kleinen Teststrukturen wie Kugeln, Zylindem oder Bohrungen festge­stellt werden. Die Ortsauflosung definiert hingegen, in wel­cher Schrittweite die Lage einer Struktur ge­messen werden kann ( deshalb auch metrolo­gische Auflosung). Dies entspricht beim To­mografieren der Schrittweite bei der Bestim-

a) b) c)

Brennfleckgr6Be

� 4 * der Rontgenrohre

* 7 2

Mechanische

# � * Qualitat Drehachse/KMG 3 8 2

Projektionsbild � � # (in Objektebene) 10 9 4 *

4 4 # # Pixel/Sensor

5 5 2,5 2,5 VergroBerung/BildfeldgroBe 10x/5 mm 10x/5 mm 20x/2,5 mm 20x/2,5 mm

Digitales Bild

I 15 µm 14 11,5 6,5

mung der Lage eines Ubergangspunkts zwi­schen zwei Materialien bzw. zwischen dem Material und der umgebenden Luft. Grund­lage hierfiir bildet die Strukturauflosung. Beim Berechnen der Messpunkte aus dem Volumen erfolgt jedoch die Lagebestimmung dieser Punkte mit einer hoheren Auflosung, als sie <lurch die VoxelgroBe gegeben ist. Dies ist dadurch moglich, dass die Grauwert­information der Voxel (s. Abb. 7, S. 12) hin­zugezogen wird (Subvoxeling). Durch Nut­zung der Rastertomografie im Zusammen­spiel mit geeigneten VergroBerungen kann eine weitere Steigerung der metrologischen Auflosung erfolgen. In diesem Fall wirken sich zusiitzlich die Reproduzierbarkeit der mechanischen Achsen und die Auflosung der Liingenmesssysteme aus. Durch die metrolo­gische Auflosung wird die Reproduzierbar­keit beim Messen von Geometriemerkmalen bestimmt. Hinzu kommen systematische Messabweichungen.

Rausch en

Grundlage fiir das Wirkprinzip der Rontgen­sensoren ist die Umwandlung von Lichtener­gie in elektrische Ladung. Diese Umwand­lung erfolgt auf der Grundlage des fotoelek­trischen Effekts. Weil es sich dabei um einen statistischen Vorgang handelt, wird nicht je­des Photon in ein freies Elektron im Halblei­tersubstrat umgewandelt. Dies fiihrt zu einem Rauschen der fotoelektrischen Signale, das beim wiederholten Messen von Werkstiickab­messungen eine Streuung der Messergebnisse verursacht. Das absolute Rauschen ist umso starker, je starker das Signal ist. Weil das Rauschen aber nur mit der Wurzel der Signalstiirke zunimmt, wird das Signal-Rausch-Verhiiltnis mit zuneh-

Rauschen 73

Ortsauflosung: Lagebestim­mung des Mate­rialiibergangs mit Subvoxeling

Rauschen durch fotoelektrischen Effekt

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I

!

I

74 Physikalische Besonderheiten

Gute Auflosung oder wenig Rausch en

Abb. 54:

Abhiingigkeit des Messergebnisses van Messzeit und Kegel­winkel: a) geringes Rauschen

durch Langzeit­messung mit klei­nem Kegelwinkel oder Schnellmes­sung mit grofiem Kegelwinkel

b) starkes Rauschen durch Schnellmes­sung mit kleinem Kegelwinkel

mender Signalintensitat giinstiger. Ein ahnli­ches Verhalten ist auch aus der Fotografie be­kannt. Eine gute Signalintensitat Iasst sich durch hohe Strom- und Spannungswerte der Rontgenquelle erreichen. Beim Betrieb der Rontgenquelle mit hohen elektrischen Leistun­gen wird jedoch auch der Brennfleck groBer. Dies fiihrt wiederum dazu, dass die Auflosung beim Messen abnimmt. Der Anwender muss also je nach Aufgabenstellung die optimalen Betriebsparameter wahlen. Ein weiterer Weg, das Signal-Rausch-Verhalt­nis zu verbessem, liegt in der Mittelung einer entsprechenden Anzahl von Bildem in jeder Durchstrahlungsposition (Drehposition). Diese Mittelung wird von der Geratesoftware auto­matisch sichergestellt. Sie fiihrt zwar zu einer Verlangerung der Messzeit, aber auch dazu, dass die Streuung der Messergebnisse ab­nimmt. In der praktischen Anwendung hat der Nutzer des Messgerats die Wahl zwischen bes­serer Reproduzierbarkeit und kiirzerer Mess­zeit. Mit einem groBeren Kegelwinkel Iasst sich eine kiirzere Messzeit <lurch hohere Sig­nalintensitat erzielen (Abb. 54). Um das Rauschen und hierdurch bedingte Streuungen der Messergebnisse zu reduzieren, eignet sich auch das Aufnehmen mehrerer Fol-

Einfliisse der Geratekomponenten auf das Messergebnis 75

gen von Durchstrahlungsbildem mit unter­schiedlichen Energien (z. B. mehr oder weni­ger Rohrenstrom) und deren gemeinsame Aus­wertung (s. Mehrenergietomografie, S. 79 ff.).

Einfliisse der Geratekomponenten auf das Messergebnis

Die nach dem Justieren der verschiedenen Ge­ratekomponenten verbleibenden Abweichun­gen und die beim Positionieren wirksamen Fiihrungs- und MaBstabsabweichungen wirken sich, ahnlich wie bei jedem anderen Koordina­tenmessgerat auf die Messabweichung beim Tomografieren aus. Diese Abweichungen wer­den deshalb eingemessen und eine Geometrie­korrektur wird durchgefiihrt. Diese Korrektur Iauft fiir den Anwender unmerklich im Hinter­grund ab und fiihrt zu einer Genauigkeits­verbesserung. Besondere Auswirkungen haben derartige MaBnahmen bei der Rastertomogra­fie, der Helix-Tomografie oder beim Einsatz von Multisensorik (s. S. 54 ff.), da in diesen Fallen mehrere Achsen des Gerats in den Messprozess einbezogen sind. Eine Besonderheit bei Rontgentomografiege­raten liegt in der Auswirkung von Abwei­chungen beim Justieren des Sensors. Diese wirken sich nicht nur als Kosinusfehler <lurch eine Verzerrung des Bildes aus, sondem auch iiber die kegelstrahlbedingte Anderung der VergroBerung. Dadurch entstehen Messabwei­chungen erster Ordnung. Ein genaues Justie­ren und zusatzliche Softwarekorrektur sind deshalb Standard. Auch die Eigenschaften des Sensors gehen in das Messergebnis ein. Emp­findlichkeitsunterschiede der Einzelpixel, Li­nearitatsabweichungen der Verstarkerkenn­linie sowie einzelne defekte Pixel sind selbst bei hochwertigen Rontgentomografiesensoren

Geometrie­korrektur wie bei Koordinaten­messgeraten

Der Sensor wird justiert und korrigiert

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76 Physikalische Besonderheiten

Temperatur­verhalten beriicksichtigen

Drift von Drehachse und Brennfleck korrigieren

vorhanden. Diese Abweichungen werden durch Einmessen und Korrektur weitgehend behoben. N eben diesen Einzelkorrekturen ist es auch moglich, das Messvolumen - ahnlich der » Vollfehlerkorrektur« bei taktilen oder op­tischen Koordinatenmessgeraten - als Ganzes geometrisch zu erfassen und eine entspre­chende Korrektur durchzufiihren. Wie bei jedem Koordinatenmessgerat spielt der Einfluss der Temperatur auf das Messer­gebnis eine nicht zu vernachliissigende Rolle [3]. Grundsatzlich werden in der Rontgen­tomografie dieselben Technologien zur Tem­peraturkompensation eingesetzt wie in klassi­schen Koordinatenmessgeraten. Die Tempera­turkompensation basiert auf mehreren im Ge­rat verteilten Fiihlern zur Messung der Tempe­ratur der Geratekomponenten und einer Mes­sung der Werkstiicktemperatur oder auch der Lufttemperatur im Messvolumen. Die bei ho­her Rohrenleistung durch die Strahlungs­absorption verursachte Erwarmung des Werk­stiicks fallt wegen des geringen Wirkungs­grads der Rontgenrohre nicht ins Gewicht. Al­lerdings kann die Temperatur im Messvolu­men durch von der Rohre iibertragene W arme steigen. Die Auswirkungen von Wiirmequellen im Messgerat, wie z. B. der Rontgenrohre, las­sen sich jedoch durch den Einsatz von Kiihl­mechanismen wie einer Fliissigkeitskiihlung minimieren. Wie bei allen Koordinatenmessgeraten mit in­tegrierter Drehachse spielt die Drift der Dreh­achse relativ zu den kartesischen Achsen eine wichtige Rolle, da das Koordinatensystem iiberbestimmt ist. Die unvermeidbare Drift des Brennflecks der Rontgenrohre um wenige Mi­krometer wirkt sich ahnlich aus. Eine Korrek­tur dieser Effekte ist z. B. dadurch moglich, dass beim Tomografieren eine Referenzmarke, die an der Drehachse fest angebracht ist, mit

Einfliisse der Geratekomponenten auf das Messergebnis 77

gemessen wird und auf Grundlage der gemes­senen Lageveranderungen eine Korrektur statt­findet. Alternativ kann auch eine »Schnell­tomografie« des Werkstiicks durchgefiihrt werden, bei der nur die Durchstrahlungsbilder weniger Drehschrittpositionen auf genommen werden. Beim spateren Tomografieren wird dann die Lage der Durchstrahlungsbilder und somit die Lage von Drehachse und Brennfleck iiber eine Korrelationsanalyse stiitzstellen­basiert korrigiert. Die Auswirkungen der oben beschriebenen Einfliisse sind in hoch entwickelten Koor­dinatenmessgeraten mit Rontgentomografie durch geeignete GegenmaBnahmen sehr stark minimiert. Dadurch wird insbesondere sicher­gestellt, dass die Herstellerspezifikation der Messgerate unter allen angegebenen Betriebs­bedingungen eingehalten wird. Auch bei der Messung realer Werkstiicke werden sehr geringe Messunsicherheiten erreicht. Restab­weichungen sind jedoch nicht vollig zu ver­meiden und konnen bei hochgenauen Mess­auf gaben insbesondere durch die Autokorrek­tur weiter reduziert werden.

Herstellerspezi­fikation wird eingehalten

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78

Erweitern des Einsatzbereichs

Ausschnitte hoch auf gelost tomografieren

Spezielle Messmethoden Die bisher dargestellten Zusammenhange be­ziehen sich groBtenteils auf die Kegelstrahl­tomografie. Bei diesem bisher tiblichen Tomo­grafieverfahren wird das Werksttick wiihrend einer vollen (kreisformigen) Umdrehung im Durchstrahlungsbereich des Strahlkegels ein­mal komplett gemessen. Nachfolgend werden alternative Verfahren vorgestellt, die hinsicht­lich der Messunsicherheit, Auflosung und Messzeit fiir manche Anwendungen Vorteile bieten.

Ausschnittstomografie

Sollen nur Teilbereiche des Messobjekts in einer hoheren Auflosung gemessen werden, konnen Ausschnitte tomografiert werden. Dies ist dadurch moglich, dass das gesamte Mess­objekt zuniichst in einer niedrigen VergroBe­rung und somit niedriger Auflosung erfasst wird. In einem groben Voxelraster liegen so­mit fiir alle Objektbereiche Volumeninforma­tionen vor. AnschlieBend wird der interessie­rende Ausschnitt in einer hoheren VergroBe­rung und Auflosung tomografiert. Bei der Re­konstruktion des hoch auf gelOsten Bereiches werden die fehlenden Voxelinformationen aus den in niedriger Auflosung tomografierten Bildem berechnet und bei der Riickprojektion berticksichtigt [7] (Abb. 55). Dieses ausschnittsweise hochauflosende Mes­sen interessierender Zonen wird als lokale Tomografie oder auch als ROI-Tomografie (Region of Interest) bezeichnet und ist vom abschnittsweisen Tomografieren schlanker Bauteile <lurch Rastertomografie zu unter-

Mehrenergietomografie 79

b)

c) d)

scheiden. Auch Zonen innerhalb des Messob­jektvolumens konnen so mit hoher Auflosung gemessen werden, ohne das gesamte Mess­objekt z. B. mit Rastertomografie vollstiindig hochauflosend und damit zeitaufwendig zu er­fassen.

Mehrenergietomografie

Besteht die Messaufgabe z. B. im Tomografie­ren eines kunststoffumspritzten Metallteils, ist es notwendig, die Rontgenquelle auf hohe Durchstrahlungsleistung einzustellen, damit auch das Metall durchstrahlt werden kann. Dies fiihrt unter Umstiinden zum Uberstrahlen

Abb. 55:

Schnelles, hochauf­lOsendes Messen van Teilbereichen des Messobjekts: a) Erfassung des

gesamten Objekts b) Erfassung eines

Ausschnitts c) Messergebnis

gesamtes Objekt d) Messergebnis mit

hoch aufgeldstem Bereich

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80 Spezielle Messmethoden

Tomografie mit hoher und nied­riger Energie

Abb. 56: M ehrenergietomo­grafie: a) Testobjekt

des Bildes im Bereich Luft und in den Rand­zonen des Metalls. Der Kunststoffbereich des Bauteils ist unter Umstanden ebenfalls iiber­strahlt und somit nicht mehr messbar. Mog­licherweise kann eine Messung noch erfolgen, wenn die Leistung reduziert, eine sehr lange Messzeit gewahlt wird und viele Bilder auf­integriert werden. Ahnliche Probleme treten auf, wenn z. B. dtinne Metallteile mit hohem Aspektverhaltnis (Verhaltnis von Materialdicke zu Bauteilbreite bzw. -lange) gemessen werden. Ahnlich der Erstellung von High-Dynamic-Range-Images (HDRI) in der Fotografie wird je ein Tomogra­fielauf mit hoher und niedriger Energie durch­gefiihrt. Bei der Rontgentomografie wird aller­dings im Gegensatz zur Fotografie nicht die Belichtungszeit, sondern die Strahlungsleis­tung variiert. Um d<:ts frequenzabhangige Durchstrahlungsverhalten nicht zu beeinflus-

b) Ho he Intensitat erfasst die stark a) abschwachenden Bereiche: Uber-strahlung im Hellen.

c) Geringe Intensitdt erfasst den vorher uberstrahlten Be­reich: zu dunkel im unteren Bereich.

d) Beide gemessenen Bereiche werden zum Messergebnis c) zusammengesetzt.

Helix-Tomografie 81

sen, sollte die Leistung jedoch nur durch Ver­andern des Rohrenstroms eingestellt werden. AnschlieBend werden beide Bildfolgen so zu­sammengeftigt, dass jeweils die Amplituden Verwendung finden, die eine optimale Signal­qualitat aufweisen. Hierzu werden die Ampli­tuden der jeweiligen Bilder aufeinander nor­miert. Die Rekonstruktion erfolgt dann aus dieser fusionierten Bildfolge (Abb. 56). Fur manche Messobjekte wird hierdurch die Mes­sung iiberhaupt erst moglich, fiir andere ver­kiirzt sich die Messzeit.

Helix-Tomografie

Mit der nicht ganz treffend auch als »Spiral­CT « bezeichneten Helix-Tomografie [8] lassen sich die bei der klassischen Kegelstrahltomo­grafie auftretenden Kegelstrahlartefakte ver­meiden, indem das Messobjekt wahrend seiner Drehung zusatzlich entlang der Drehachse, also schraubenartig, bewegt wird (Abb. 57). Bei der Helix-Tomografie wird jede Schicht des Objekts mit mindestens einem Durch­strahlungsbild in der Hauptebene des Kegel­strahls erfasst (Ebene senkrecht zur Dreh-

Fusionierung der Mess­ergebnisse

Vermeiden von Kegelstrahl­artefakten ...

Abb. 57: Helix-Tomografie

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82 Spezielle Messmethoden

... durch exakte Rekonstruktion

achse ). Durch entsprechende mathematische Rekonstruktionsverfahren, die auch als exakte Rekonstruktion bezeichnet werden, erfolgt eine deutlich bessere Berechnung des Volu­mens. Im Prinzip ahneln solche exakten Re­konstruktionsalgorithmen der oben beschrie­benen gefilterten Rlickprojektion beim klassi­schen kreisformigen Tomografieren. Ein we­sentlicher Unterschied liegt in einem zusatz­lichen Vorverarbeitungsschritt, der entweder in einer Differenzbildung zweier aufeinander folgender Projektionsbilder besteht oder die Strahlen in eine Art Kegelstrahl-Parallelgeo­metrie umsortiert. Ein zweiter Unterschied liegt in einer komplizierteren Rlickprojektion der vorverarbeiteten und gefilterten Daten. Diese Riickprojektion muss im Unterschied zum kreisformigen Tomografieren beriick­sichtigen, dass bei der Helix-Tomografie jedes Voxel von unterschiedlich vielen Strahlen ge­troffen wird und daher unterschiedlich nor­miert werden muss. Fiir die Helix-Tomografie konnen Linearach­sen eingesetzt werden, wie sie auch fiir die Rastertomografie in Richtung der Drehachse Verwendung finden.

Spezifikation und Messunsicherheit Fiir die Bewertung der Genauigkeit von Koor­dinatenmessgeraten sind verschiedene Krite­rien von Bedeutung [2], die sich folgenden Kategorien zuordnen lassen:

• Spezifikation • Messunsicherheit.

Die Spezifikation dient der prinzipiellen Ver­gleichbarkeit der Geratetechnik und der Ver­tragsgestaltung zwischen Kunden und Liefe­ranten. Auch kann hiermit die Uberwachung des Koordinatenmessgerats vorgenommen werden. Die Ermittlung der spezifizierten KenngroBen erfolgt mit kalibrierten Normalen. Fiir die Bestimmung der Messunsicherheit bei der Messung realer Werkstiicke sind weitere Einflussfaktoren auf das Gesamtmessergebnis einzubeziehen. Die Messunsicherheit ist auch unter Beriicksichtigung der Werkstiickeigen­schaften wie Material und Geometrie abzu­schatzen. Sie dient vor allem zur Beurteilung der Eignung des Messprozesses fiir die Uber­wachung vorgegebener Toleranzen mit ausrei­chender Genauigkeit. Nachfolgend werden die Bewertungskriterien beider Kategorien mit Augenmerk auf die Be­sonderheiten der Koordinatenmesstechnik mit Rontgentomografie beschrieben.

Spezifikation und Annahme­priifung

Ausgehend von der international giiltigen Nor­menreihe DIN EN ISO 10360 wurde vom Ver­ein Deutscher Ingenieure (VDI) eine Richt­linie fiir die Annahmepriifung von Koordina-

83

Vergleichen und Uberpriif en von Messgeraten

Messprozess­eignung

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84 Spezifikation und Messunsicherheit

Antastabwei­chung: Verhal­ten in kleinem Messvolumen priifen

Materialangabe ist wichtig ·

tenmessgeraten mit Rontgentomografie entwi­ckelt [4]. Diese wurde sowohl in die Richt­linienreihe VDI/VDE 2617, die sich allgemein mit Koordinatenmesstechnik beschaftigt, als auch in die Richtlinienreihe VDI/VDE 2630 integriert, die speziell die Rontgentomografie als Schwerpunkt beinhaltet. In Anlehnung an die existierenden Normen fiir taktile und opti­sche Koordinatenmessgerate werden dort die KenngroBen Antastabweichung und Langen­messabweichung definiert. Die Antastabweichung quantifiziert das dreidi­mensionale Abweichungsverhalten des Koordi­natenmessgerats im Zusammenspiel mit dem Rontgentomografiesensor in einem kleinen Teil des Messvolumens. Sie wird dadurch ermittelt, dass ein kalibriertes Kugelnormal in mindestens zwei ausreichend voneinander abweichenden VergroBerungseinstellungen des Messgerats gemessen und jeweils aus 25 Mess­punkten eine Ausgleichskugel berechnet wird. Es wird zwischen der MaBabweichung PS und der Formabweichung PF unterschieden. Der ermittelte Kugeldurchmesser dient zum Uber­priifen des Kennwerts der Geratespezifikation MPE (maximum permissible error) fiir PS, seine Streuung zur Uberprtifung des Kenn­werts MPE fiir PF (Spanne der radialen Ab­weichungen, Abb. 58).

Um die Vergleichbarkeit zu gewahrleisten, muss das Material und die Dimension der ver­wendeten Kugel als Nebenbedingung zur Spe­zifikation angegeben werden. Dies gilt auch fiir die VergroBerung, das zugehOrige Mess­volumen und fiir die zulassigen Umgebungs­bedingungen wie Temperatur und Temperatur­gradient. Ebenfalls anzugeben sind die ftir den Bediener im normalen Messbetrieb einstellba­ren Parameter, wie z. B. die Rontgenspannung und die Messzeit, die Verwendung physikali­scher oder mathematischer Filter, Artefaktkor-

Spezifikation und Annahmepriifung 85

PS

PF

rekturverfahren sowie der Einsatz zusatzlicher Sensoren fiir die Artefaktkorrektur. Wichtig ist, dass die verwendeten Betriebsparameter denen entsprechen, die auch im normalen Be­trieb des Koordinatenmessgerats zur Anwen­dung kommen. Nimmt der Hersteller bei sei­ner Spezifikation hier keine Einschrankungen vor, steht es dem Anwender frei, diese Para­meter frei zu wahlen. Dies stellt sicher, dass der Hersteller gezwungen wird, Einschrankun­gen jeglicher Art auch in seinen Produkt­beschreibungen anzugeben. Die Spezifikation und Uberpriifung der An­tastabweichung kann fiir verschiedene Be­triebsarten wie Messen »im Bild«, Messen »am Bild« (Rastertomografie) oder Helix­Tomografie unterschiedlich erfolgen. Da ma­thematische Filtermethoden die Ergebnisse fiir die Bestimmung der Antastabweichung ver­bessem konnen, zugleich aber die Auflosung reduzieren, soll zusatzlich die Strukturauflo­sung spezifiziert und das Testverfahren hierfiir angegeben werden. Dadurch ist der Anwender in der Lage zu tiberpriifen, ob er seine Mess­objekte mit entsprechend kleinen Merkmalen

MPE

01)()4&)

000411}

000360

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-000490

-0.00540

3µm

3µm

Abb. 58:

p

-0,7 µm

2,8 µm

Bestimmung der An­tastabweichung (P) eines Tomografie­Koordinatenmess­gerats durch Kugel­messung: Die ange­gebenen Zahlenwerte beziehen sich auf die ISO-konforme Aus­wertung mit 25 An­tastpunkten. In der Grafik ist zusatzlich die Auswertung fiir ea. 20 OOO Mess­punkte veranschau­licht.

Filter miissen beachtet werden

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86 Spezifikation und Messunsicherheit

Langenmess­abweichung: Verhalten im gesamten Mess­volumen priifen

Abb. 59 ( gegeniiber ): Bestimmung der Uin­genmessabweichung: a) mit einem Kugel­

kalottenwiiifel zur Messung der Kugelabstiinde

b) mit einer Kugel zur Messung der Zwei­punktdurchmesser

c) Auswertung durch Addition fiir sieben unterschiedliche Lagen (verein­fachte Darstellung ohne Kalibrier­unsicherheit ): Die Messergebnisse liegen deutlich innerhalb der durch die roten Linien dargestell­ten Grenzen.

messen kann und das Gerat die spezifizierte Antastabweichung unter gleichen Betriebs­bedingungen aufweist. Durch Messung geeigneter Testobjekte kann die Strukturauflosung i.iberpri.ift werden, die im Wesentlichen durch die physikalischen Eigenschaften der Rontgensensorik (Brenn­fleckdurchmesser, Drehachsenverhalten, Pixel­groBe) und die Auswertesoftware bestimmt wird. Beispielsweise kann eine kleine Kugel gemessen werden, die einen solchen Durch­messer aufweist, dass die Messbarkeit gerade noch gegeben ist. Durch die Langenmessabweichung E und ih­ren Kennwert MPE E wird das dreidimensio­nale Abweichungsverhalten des Koordinaten­messgerats im gesamten Messvolumen be­schrieben. Neben einem groBeren Einfluss der mechanischen Komponenten des Koordinaten­messgerats tritt hier insbesondere die Tempe­ratur bzw. die Qualitat der Temperaturkom­pensation als Einflussfaktor auf [3]. Grund­satzlich kann die Langenmessabweichung von Koordinatenmessgeraten mit Rontgentomogra­fie durch eine Messung von EndmaBen i.iber­priift werden, wie es der klassischen Vorge­hensweise bei taktilen Geraten entspricht. Bei der Auswahl der Priifkorper ist allerdings zu beachten, dass die maximal mogliche Durch­strahlungslange der verwendeten Werkstoffe nicht i.iberschritten wird. Dies ist bei der Ver­wendung von Endma.Ben unter U ms tan den nicht moglich (Material: Stahl oder Keramik). Altemativ hierzu wird deshalb in [ 4] vorge­schlagen, Pri.ifkorper mit LangenmaBverkorpe­rungen in Form von Kugelstaben aus zwei oder mehreren Kugeln, Kugelleisten oder Ahn­liches zu verwenden. Besonders effizient ist der Einsatz mehrdimen­sionaler MaBverkorperungen wie raumliche Anordnungen von Kugeln auf Stiften oder

Spezifikation und Annahmepriifung 87

Wi.irfel mit Kugelkalotten (Abb. 59a). Mit der­artigen Pri.ifkorpem konnen viele oder sogar alle fiir die spezifikationsgerechte Uberpri.ifung des Koordinatenmessgerats notwendigen Lan­gen mit einer Tomografie gemessen werden. Bei der Verwendung von Kugelabstandsnorma­len zur Uberpriifung der Langenmessabwei­chung ist es notwendig, eine Korrektur des Er­gebnisses vorzunehmen, da die Bestimmung von Kugelmittelpunktsabweichungen mit deut-

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Lange in mm

Mehrdimen­sionale Normale: Uberpriifung in kurzer Zeit

8 9 10

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88 Spezifikation und Messunsicherheit

Kugelabstands­messung: Mess­ergebnis wie beimEndma6

Test der Multisensorik

lich geringeren Messabweichungen als die Messung von EndmaBliingen moglich ist. Die Durchmesserabweichung der Kugel geht nicht in das Ergebnis ein. Es erfolgt eine Mittelung tiber relativ viele Messpunkte pro gemessenem Element. Diese Effekte werden durch die nach­folgenden Methoden separat erfasst und im Gesamtergebnis berticksichtigt:

• Fur jede gemessene Messliinge wird zusiitz­lich eine kurze Messliinge bidirektional ge­messen und deren Messabweichung zur Kugelmittelpunktsabweichung vorzeichen­richtig addiert. Dies geschieht z. B. durch zusiitzliche Messung eines kurzen Endma­Bes oder Messung eines Zweipunktdurch­messers in entsprechender Orientierung an einer Kugel (Abb. 59b ). Das Gesamtergeb­nis entspricht so sehr gut der Messung eines EndmaBes.

• Die Liingenmessabweichung wird niihe­rungsweise <lurch Addition der Kugelmittel­punktsabweichung und der Antastabwei­chungen PS und PF ermittelt. Hierdurch er­folgt eine grobe und tendenziell zu groBe Abschiitzung der Liingenmessabweichung.

Auch ftir die Liingenmessabweichung sind die Betriebsparameter exakt zu spezifizieren. Die KenngroBen werden ebenfalls ftir die Betriebs­arten »Messen im Bild« und »Messen am Bild« (z. B. Rastertomografie) spezifiziert und geprtift. Bei Koordinatenmessgeraten, in denen neben dem Rontgensensor noch weitere Sensoren in­tegriert sind, ist es zusiitzlich von Interesse, die Qualitiit des Koordinatenmessgeriits mit kombinierter Sensorik zu bewerten. In der VDI-Richtlinie 2617 Blatt 6.3 wird hierzu ein Testverfahren vorgeschlagen. Dieses Verfahren sieht vor, iihnlich wie bei der Antastabwei­chung eine Kugel einzusetzen (Abb. 60).

Einfluss von Material und Werkstiickgeometrie 89

Diese Kugel wird mit den ftir die Spezifikation herangezogenen Sensoren gemessen, dann wird aus allen Messpunkten eine »gemein­same« Antastabweichung berechnet. Diese kann ftir verschiedene Sensorkombinationen <lurch den Hersteller mit einer KenngroBe aus­gestattet werden und ist dann <lurch entspre­chende Messungen zu tiberprtifen.

Einfluss von Material und Werk­stiickgeometrie

Geometrie und Werkstoff des Werkstticks ha­ben bei der Rontgentomografie einen stiirkeren Einfluss auf das Messergebnis als bei klassi­schen Messverfahren. Abweichend vom Vorge­hen bei klassischen Koordinatenmessgeriiten ist es deshalb sinnvoll, diese Einflussfaktoren auch bei der Annahmeprtifung der Gerate zu berticksichtigen. Die sicherste Methode ist die Messung typischer kalibrierter Werkstticke. Die ermittelten Messergebnisse werden dann mit den taktil oder optisch kalibrierten MaBen verglichen. Dies kann z. B. als Bestandteil ei­ner Untersuchung der Messprozesseignung durchgeftihrt werden und bietet die Moglich-

Abb. 60: Bestimmung der Multisensor-Antast­abweichung durch kombiniertes Messen einer kalibrierten Kugel

Priifung durch Messung kalibrierter Werkstiicke

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90 Spezifikation und Messunsicherheit

Ersatzweise: Messung eines Stufenzylinders

Einfliisse durch Material und Werkstiick­geometrie

keit, das Gerat unter Bedingungen zu testen, die der Anwendung nahe kommen. Grenzwerte fiir die Messabweichungen konnen zwischen Hersteller und Anwender vereinbart werden. Ein ersatzweises Vorgehen wird in [ 4] be­schrieben. Darin wird vorgeschlagen, einen Stufenzylinder zu messen, der mit einer innen liegenden Bohrung versehen ist. Es werden die auBeren und inneren Durchmesser des Zylin­ders ausgewertet und mit den kalibrierten Wer­ten verglichen. Um den Einsatz von leicht zu messenden Vorzugslagen zu vermeiden, wird gefordert, den Stufenzylinder in deutlich ver­schiedenen Orientierungen und Positionen im Messvolumen anzuordnen. Wichtig ist, dass die GroBe und das Material des verwendeten Stufenzylinders dem spater zu messenden Werkstiick entsprechen. Die Uberpriifung der Messunsicherheit an n�alitatsnahen Geomet­rien ist allerdings auch <lurch diese Vorgehens­weise nicht vollstandig zu ersetzen.

Messunsicherheit

Die normgerechte Uberpriifung der Mess­unsicherheit kann prinzipiell mit verschiedenen Verfahren durchgefiihrt werden, die in der ISO-Reihe 15530 beschrieben sind [5]. Die dort beschriebenen allgemeinen Zusammen­hange, wie die Abhangigkeit der Mess­unsicherheit von den zu messenden Geometrie­merkmalen (kleine und groBe Radienab­schnitte, Winkel aus kurzen und langen Schen­keln) [I], gelten selbstverstandlich auch in der Tomografie. Weniger empfindlich ist die tomo­grafische Messung z. B. bei einer Verschmut­zung des Messobjekts. Aufgrund der besonders ausgepragten Interaktion zwischen Messgerat und Werkstiick beim Messen mit Rontgento­mografie ist der Einfluss des Werkstiicks selbst besonders wichtig fiir die Abschatzung der

Messunsicherheit 91

Messunsicherheit. Dies ist auch der Grund, weshalb die in der ISO 15530 beschriebenen mathematischen Verfahren und Simulations­verfahren nur sehr eingeschrankt oder gar nicht einsetzbar sind. Auch eine Abschatzung an­hand der Langenmess- und Antastabweichung ist nur beschrankt moglich, da die dabei ver­wendeten Normale so ausgewahlt werden kon­nen, <lass sie sich gut tomografieren lassen. Das am besten geeignete Verfahren ist das Messen kalibrierter Werkstiicke in Anlehnung an DIN ISO/TS 15530-3 [6]. Um den Einfluss sich andemder Werkstiickeigenschaften, z. B. auf grund von wechselnden Materialchargen, mitzuerfassen, ist es sinnvoll, mehrere ver­gleichbar kalibrierte Werkstiicke einzusetzen und die Messunsicherheiten <lurch Mehrfach­messung abzuschatzen. Neben der Reprodu­zierbarkeit der Messungen wird dabei die Ab­weichung vom kalibrierten Wert erfasst und somit die Riickfiihrbarkeit der Messergebnisse auch fiir die zu messenden Werkstiicke sicher­gestellt. Auch Bedienereinfliisse <lurch das Ein- und Ausspannen der Teile zwischen den Messungen sind zu beriicksichtigen. Zusatz­lich sind eventuelle langfristig wirkende Ein­fliisse wie z. B. Temperaturschwankungen ab­zuschatzen [3]. Die Kalibrierung dieser Testwerkstiicke kann bei Koordinatenmessgeraten mit Rontgento­mografiesensor und Multisensorik <lurch die im Gerat ohnehin vorhandene Multisensorik erfolgen. Gleichfalls ist es dann moglich, diese Daten zur Korrektur der Messergebnisse her­anzuziehen (Autokorrektur) und so die Mess­unsicherheit zu reduzieren. Die Ergebnisse einer Messunsicherheitsunter­suchung werden mit den zu messenden Teile­toleranzen verglichen und so Schlussfolgerun­gen fiir die Eignung des Messprozesses gezo­gen [2].

Praktische Messungen sind erforderlich

Messunsicher­heit bestimmt Messprozess­eignung

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Verbesserung der Riickfiihr­barkeit

Eignung auch fiir grofiere Werkstiicke

Ausblick

Die Rontgentomografie ist im Vergleich zur klassischen taktilen und optischen Koordina­tenmesstechnik noch wenig verbreitet. Ent­sprechend wichtig ist die Vermittlung der fachlichen Grundlagen, um Verstandnis und damit Vertrauen in diese noch junge Technik zu schaff en. Die Einfiihrung einer einheitlichen Gerate­spezifikation ist notwendig, um den Vergleich verschiedener Koordinatenmessgerate mit Rontgentomografie zu ermoglichen. Die hierzu neu entstandenen V DI-Richtlinien miissen zu international en ISO-N ormen weiterentwickelt werden. Die derzeitigen Entwicklungsschwerpunkte liegen in der Verbesserung der Riickfiihrbar­keit von Messergebnissen. Ein wichtiges Ziel ist es, zunehmend genauere Messergebnisse auch ohne Verwendung der Autokorrektur mit zusatzlichen Sensoren zu ermoglichen und so das Arbeiten zu vereinfachen. Die Einfiihrung neuer Artefaktkorrekturverfahren sowie alter­native Betriebsarten wie die Helix-Tomografie gestatten von vornherein genaueres Messen. Durch die Rastertomografie und die Aus­schnittstomografie (ROI) lasst sich die Auflo­sung verbessern. Auf dieser Basis sind dann mit Hilfe der Autokorrektur auch submikro­metergenaue Messungen moglich. Der jetzige Einsatzschwerpunkt der Rontgen­tomografie in der Koordinatenmesstechnik liegt bei relativ leicht zu durchstrahlenden Werkstiicken aus z. B. Kunststoff oder Alumi­nium. Durch preisgtinstigere Herstellung von Rontgenquellen mit Spannungen von ea. ei­nem Megavolt konnten wirtschaftliche Gerate auch fiir groBere und schwerere Teile realisiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Integra­tion der Rontgentomografie in Fertigungs- und Qualitatssicherungsprozesse. Softwarewerk­zeuge zum einfachen und CAD-gestiitzten Messen oder die Automatisierung der Werk­zeugkorrektur im Spritzgusswerkzeugbau sind hierfiir Beispiele. Die Rontgentomografie wird in den nachsten Jahren einen festen Platz in der Koordinaten­messtechnik erobern, ohne jedoch die klassi­schen Techniken zu ersetzen.

Ausblick 93

Integration in Fertigungs- und Qualitatssiche­rungsprozesse

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Literatur

[l] Kalender, Willi A.: Computertomographie. 2. Aufl. Erlangen: Publicis Corporate Publishing, 2006.

[2] Christoph, Ralf; Neumann, Hans Joachim: Multisensor-Koor­dinatenmesstechnik. 3. Aufl. Munchen: sv corporate media, 2006 (Die Bibliothek der Technik, Band 248).

[3] Neumann, Hans Joachim: Messen mit geringem Temperatur­einfluss. In: Qualitat und Zuverliissigkeit (01/2008), S. 30-33.

[4] VDI/VDE 2617 Blatt 13: Genauigkeit von Koordinatenmess­geraten - KenngroBen und deren Prufung; Leitfaden zur Anwen­dung von DIN EN ISO 10360 for Koordinatenmessgerate mit CT­Sensoren.

VDl/VDE 2630 Blatt 1.3: Computertomografie in der dimensionel­len Messtechnik; Leitfaden zur Anwendung von DIN EN ISO 10360 for Koordinatenmessgerate mit CT-Sensoren.

[5] DIN ISO/TS 15530: Geometrische Produktspezifikation ( GPS) - Verfahren zur Ermittlung der Messunsicherheit von Koordinaten­messgeraten (KMG).

[6] DIN ISO/TS 15530-3: Geometrische Produktspezifikation ( GPS) - Verfahren zur Ermittlung der Messunsicherheit von Koor­dinatenmessgeraten (KMG) - Teil 3: Anwendung von kalibrierten Werkstticken oder Normalen ( ISO/TS 15530-3:2004); Deutsche Fassung CEN ISO/TS 15530-3:2007.

[7] MaaB, C.; Knaup, M.; Sawall, S.; KachelrieB, M.: ROI-Tomo­grafie (Lokale Tomografie). In: Kastner, J. (Hrsg.): Proceedings Industrielle Computertomografie (27.-29.09.2010, Wels, 6sterreich). Aachen: Shaker, 2010. S. 251-259. - ISBN 978-3-8322-9418-2.

[8] Steckmann, S.; Knaup, M.; KachelrieB, M.: High performance cone-beam spiral backprojection with voxel-specific weighting. In: Phys. Med. Biol. 54 (2009) 12. S. 3691-3708.

Der Partner dieses Buches

Werth Messtechnik GmbH SiemensstraBe 19 35394 GieBen Internet: www.werth.de E-Mail: [email protected]

Qualitat und Prazision in Verbindung mit Innovationen bilden die Grundlage fiir die bisherige, ea. 60-jahrige erfolgreiche Untemeh­mensentwicklung der Werth Messtechnik GmbH. Der erste Profil­projektor in Pultbauweise setzte 1955 hinsichtlich Ergonomie MaBstabe. In den 1960er- bis 1980er-Jahren wurden Messprojek­toren durch die Werth Messtechnik mit dem Werth Tastauge und digitalen Wegmesssystemen zu optischen CNC-Koordinatenmess­geraten weiter entwickelt. 1987 folgte ein erstes Multisensor­Koordinatenmessgerat mit integrierter Bildverarbeitung und Laser­Abstandssensor unter dem Namen Inspector®. Mit der Einfiihrung der Produktlinie VideoCheck® wurde 1992 der Grundstein fiir weiteres Untemehmenswachstum gelegt. Die frtihzeitige Integra­tion der PC-Technik und ein streng modulares Konzept erlaubten hochste Leistungen zu akzeptablen Preisen. Werth Messtechnik entwickelte sich zum mit Abstand groBten europaischen Anbieter von optischen und Multisensor-Koordinatenmessgeraten. Die Inte­gration der Linearantriebstechnik in Koordinatenmessgerate sowie Sensorentwicklungen wie der Werth Fasertaster und der Werth Zoom bestatigen den Anspruch der Werth Messtechnik GmbH auf weltweite Technologiefiihrerschaft in diesem Marktsegment. Mit dem TomoScope® wurde 2005 <lurch Werth das erste speziell fiir die Koordinatenmesstechnik entwickelte Gerat mit Rontgentomo­grafie vorgestellt. Innovative Losungen verbesserten die Genauig­keit dieses Messprinzips auf das Niveau der Koordinatenmesstech­nik. Die vollstandige Integration aller fiir das Messen mit Tomo­grafie notwendigen Funktionen in die Software Win Werth® fiihrt zu einer einfachen, zeitsparenden und sicheren Bedienung. Jahrliche zweistellige Zuwachsraten tiber fast zwei Jahrzehnte ermoglichten den Aufbau eines hoch motivierten Teams. 200 Mit­arbeiter in Deutschland sowie Vertriebs- und Servicesttitzpunkte in allen wichtigen lndustrieHindem gewahrleisten, dass Werth Mess­technik auch in Zukunft modemste Koordinatenmesstechnik mit optischen Sensoren, Multisensorik und Rontgentomografie in bes­ter Qualitat und mit ausgezeichnetem Service bereitstellen kann.