IRBA-Modelle in der Kritik: Wie vergleichbar sind interne Ratingmodelle?
Dr. Uwe Gaumert
Bundesverband deutscher Banken e.V.
Rating-Symposium, Köln
09. Januar 2013
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Agenda
1 Einleitung - Ausgangsbasis der kritischen Diskussion
2 Eine erste Antwort
3 EBF-Studie Wohnimmobilien
4 Fazit
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Einleitung Basis der Kritik: Beobachtung, dass das Verhältnis der risikogewichteten Positionen zu
den nicht risikogewichteten Positionen (sog. „risk density“) in Europa signifikant niedriger sei als z. B. in den USA
Behauptete Ursache: Aggressive Modellierungstechniken i. V. m. einer laxen aufsichtlichen Überprüfung
EBF-Studie: Bereits innerhalb der EU erhebliche Unterschiede aber: Aussagekraft? Erklärbarkeit? Handlungsbedarf?
BCBS (SIG-BB)-Beschluss Herbst 2011: Überprüfung der Angemessenheit der RWA-Ermittlung auf Modellbasis (IRBA-Modelle); ebenfalls für das Handelsbuch: SIG-TB
Quelle: EBF-Studie Wohnimmobilien
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Quelle: Barclays Research
Vertrauen in die internen Modelle bei Investoren?
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Eine erste Antwort gegenüber den USA: Netting rules in accounting standards
Quelle: Ernst & Young
Bilanzsumme nach US-GAAP deutlich geringer: Risk density
schon deshalb nicht vergleichbar. Weitere Ursachen
machen Vergleich komplett unsinnig.
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Eine erste Antwort II – Vorgaben nationaler Aufseher
Quelle: Barclays Research
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Qualitative Analyse der Bedeutung einzelner Faktoren auf RWA-Unterschiede in der EU
Quelle: EBF-Studie Wohnimmobilien
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Basis: Ausführlicher Fragebogen der EBA: Teilnehmer 42 Großbanken in der EU und 14
nationale Bankenverbände inkl. BdB (insb. für Erhebung der Marktcharakteristika)
Durchführung der Umfrage und Erstellung der Studie im ersten Halbjahr 2012, Vorstellung der Studie bei der EBA, Übersendung an BCBS und nationale Aufseher
Beschränkung auf das Portfolio Wohnimmobilien
Wesentliche Determinanten für die Erklärung von RWA-Unterschieden: Geschäftsmodelle Portfolio- und Risikostrukturen Makroökonomische Faktoren Ausfalldefinition PD-Schätzung LGD-Schätzung Behandlung ausgefallener Forderungen Nationale Spezifika
EBF-Studie Wohnimmobilien - Überblick
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Geschäftsmodelle, Portfolio- und Risikostrukturen RWA-Unterschiede können zu einem guten Teil mit den verschiedenen
Geschäftsmodellen erklärt werden. So wird angenommen, dass das in Europa vorherrschende „Originate-to-hold“-Modell im Durchschnitt zu niedrigeren Risikogewichten führt als etwa das „Originate-to-distribute“-Modell.
Aber auch unterschiedliche Portfolio- und Risikostrukturen innerhalb Europas (auch innerhalb eines Landes) erklären die Unterschiede in den RWA zu einem guten Teil. Risk appetite, Kreditvergabepolitik Qualität der Risikomanagement-Verfahren (z. B. bei der Kreditvergabe, der Früherkennung von Kreditrisiken, des ungesicherten Exposure-Managements, der Sicherheitenverwertung)
Nach den Pillar-3-Zahlen für Wohnimmobilien hat diese Assetklasse in Europa nur geringe Risikogewichte. Das günstige Risikoprofil kann gut über eine Reihe weiterer spezifischer Determinanten erklärt werden:
- Strenge rechtliche Rahmenbedingungen z. B. Pfandbriefgesetz - Etablierte Zwangsversteigerungsmechanismen - Staatliche und private Versicherungs- und Garantieprodukte in diesem Sektor (nicht in D).
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Makroökonomische Faktoren
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Ausfalldefinition Alle EU-Länder wenden CRD-Ausfalldefinition an. Großes Maß an Einheit-
lichkeit und Konsistenz, aber Interpretations- und Anwendungsunterschiede Unterschiede bei der Ermittlung der „days past due“
- F, I, UK 180 Tage, sonst 90 Tage ggf. in CRR nur noch für Übergangsperiode - Behandlung immaterieller Positionen unterschiedlich (Nicht-Beachtung auf unterschiedlichen Levels, z. B. in D „Bagatellkurve“: Mind. 100 € und mehr als 2,5% des Gesamtrahmens) RTS-Ermächtigung in CRR
Unterschiede bei der Kapitalunterlegung ausgefallener Forderungen: Handhabung des WB-Vergleich
Unterschiede bei der internen Definition von „cure periods“ (Zeit bis zur Reklassifizierung als „performing“) (und Unterschiede in PD-Zuordnung nach Reklassifizierung):
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PD-Schätzung
Unterschiedliche Kalibrierungsverfahren: Transformation: ODF („long term“) PD darunter: Cyclical Adjustments
(beide, Richtungen, z. B. bei kurzer Historie)
darunter: Säule-I-Add-ons für Modellrisiken (z. B. low ODF) unterschiedlich gehandhabt darunter: Länge (und Gewichtung) der Datenhistorie: Unterschiede aufgrund
unterschiedlicher Aufsehervorgaben: „Zwei Rezessionen“ (gold plating der CRDIII-Vorgaben von 5 Jahren):
ODF – Observed Default Frequencies
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LGD-Schätzung Wichtige Ursachen für LGD-Variabilität: Länge der Verwertungsperioden, Diskontierung Ebene der Anwendung des LGD-Floors Generell: Umfang der Vorgaben der Aufseher Unterschiedliche Säule-I-Add-ons für Modellrisiken
bei Datenknappheit (Benchmarking keine Lösung) Vorgaben zur Einhaltung der Downturn-Eigenschaft Länge (und Gewichtung) der Datenhistorie (wie
PD):
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Fazit zur EBF-Studie
Beobachtete Unterschiede lassen sich ökonomisch und modellierungstechnisch gut
erklären. Große Bedeutung der unterschiedlichen Immobilien-Marktcharakteristika Ebenso große Bedeutung: Unterschiede bei Geschäftsmodellen, Portfolio- und damit Risikostrukturen Durchaus unterschiedliche Modellierungspraktiken unter Einhaltung der CRD-
Mindestanforderungen möglich und auch zu beobachten Anhaltspunkte für laxe Prüfungen durch die Aufsicht gibt es nicht. Unterschiedliche Vorgaben der Aufseher haben aber einen signifikanten Einfluss auf die
RWA-Ergebnisse und verursachen deutliche RWA-Unterschiede z. B. PD- und LGD-Schätzung
Adressierung einzelner Unterschiede mit europäischer Vereinheitlichung sinnvoll, bei anderen „droht“ u. U. die europäische Übernahme der schärfsten Vorgaben.
Konsistentere Anwendung der Vorgaben sinnvoll z. B.: - Vorgehensweise der Aufseher bei Add-ons - Vereinheitlichung der Ausfalldefinition - LGD-Floor-Anwendung Gefährlich z. B.:
- bei den Datenhistorien (aber: sehr lange Historien in D häufig nicht verfügbar)
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt:
Dr. Uwe Gaumert
Direktor
Bundesverband deutscher Banken e. V.
Bankenaufsicht, Risikomanagement
Markt- und Kreditrisiken
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