Interprofessionelles Arbeiten:
Die Rolle der Pflegeexpertin APN
44th Annual Meeting Swiss Society of Nephrology
Pflege in der Nephrologie, 05.12.2012
G. Schmid-Mohler a, b, Prof. Dr. R. Spirig b, c a Klinik für Nephrologie, UniversitätsSpital Zürich b Zentrum Klinische Pflegewissenschaft, UniversitätsSpital Zürich c Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel
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Inhalte
Einführung in Advanced Nursing Practice
- Was ist Advanced Nursing Practice?
- Wirksamkeit von Advanced Nursing Practice (international)
- Advanced Nursing Practice in der Schweiz
- Advanced Nursing Practice im UniversitätsSpital Zürich
Advanced Nursing Practice bei Patientinnen und Patienten
nach Nierentransplantation - mit Fokus auf
interprofessionelles Zusammenarbeit
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= eine erweiterte, vertiefte Pflegepraxis,
die sich an Individuen, Familien und Gruppen richtet
in der nach neuesten Erkenntnissen betreut wird
in der Forschungsergebnisse umgesetzt und pflegerische Angebote
systematisch entwickelt und evaluiert werden
Advanced Nursing Practice (ANP)
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Wirksamkeit von Advanced Nursing Practice (ANP)
Auswirkung auf
Physischer Allgemeinzustand ↑
(Bredin et al., 1999)
Symptomstress ↓ (Bredin et al., 1999)
Lebensqualität ↑ (Ritz et al., 2000; Kutzleb & Reiner, 2006)
Patientenzufriedenheit ↑
(Naylor & Kurtzman, 2010)
Kosten ↓ (Dierick-van Daele et al., 2010; Naylor et al., 1999; Brooten et al., 2002, Newhouse et al., 2011)
Die Wirksamkeit von ANP Dienstleistungen ist auf nationaler Ebene
noch sehr wenig erforscht.
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Advanced Nursing Practice (ANP) als Schirmkonzept
ANP ist ein Schirmkonzept und vereint verschiedene Expertenrollen:
Clinical Nurse Specialist
Nurse Practitioner
Advanced Practice Nurse
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Charakteristika einer Advanced Practice Nurse (APN)
Spezialisierung
in einem Fachgebiet, z.B. Herzinsuffizienz oder Delirium
mit vertieftem Wissen und Können
Erweiterung
der Grenzen der professionellen Pflege und der Kompetenzen, z.B.
spezifische Assessments oder bedürfnisorientierte Beratung
Fortschritt
der Praxis mit Fokus auf verbesserten Patientenergebnissen
wird durch Evaluation / Forschung aufgezeigt
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ANP in der Schweiz: Ausbildung
Seit 2000 wird ANP an den Hochschulen in der Schweiz auf
Masterebene unterrichtet.
Pionierrolle: Institut für Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät,
Universität Basel, 2000
Voraussetzungen für das Masterstudium: Bachelor, Grundausbildung
Pflege (AKP, DN II, HF, FH) oder Hebamme
Ausbildungsschwerpunkte des Masterstudiums (MSN) mit Fokus ANP:
- Fachliche Spezialisierung
- Klinisches Assessment
- Forschung
- Fachlich-klinisches Leadership
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ANP in der Schweiz
Reglementierung in der Schweiz
Kein geschützter Titel. Reglementierung auf Gesetzeseben fehlt
noch.
Versuch einer Reglementierung im neuen Gesundheitsberufegesetz
(2013) durch das erarbeitete Eckpunktepapier in Zusammenarbeit
SBK – IG SwissANP – VfP Schweizerischer Verein für
Pflegewissenschaft – IUFRS Institut universitaire de formation et de
recherche en soins (10/2012)
Finanzierung
Keine eigenständige Abrechnung von Leistungen für Pflegeexperte
APNs möglich.
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ANP im UniversitätsSpital Zürich
USZ 2010 Karrieremodell, mit dem die Einführung von
Pflegeexperten APNs offiziell eingerichtet wurde.
Positionspapier USZ in Entwicklung, in dem die Rolle beschrieben ist
→ einheitliches Verständnis ↑
Klärung der Rolle ↑
Klärung des Auftrages ↑
APNs im USZ in den Bereichen
Nierentransplantation, Lebertransplantation (in Entwicklung),
Multiple Sklerose, Dermatologie, Onkologie, Zystische Fibrose
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Warum eine APN für Patienten nach
Nierentransplantation im USZ?
Betroffene haben ein höheres Risiko für
- Infektionen (Salifu et al., 2005)
- kardiovaskuläre Erkrankungen (Ojo, 2006)
- bestimmte Krebsarten (Salifu et al., 2005; Pascual et al., 2002)
Betroffene haben Probleme im Gesundheitsverhalten
Adipositas: 17.5 % sind stark übergewichtig (BMI >30).
Medikamenten-non-adhärenz: 15.8% haben im letzten Monat
mindestens eine Dosis der Immunsuppression weggelassen (Schmid-
Mohler et al., 2010).
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 1
Pflege von transplantierten
Patienten und Familien
Unterstützung in der
Entwicklung und
Aufrechterhaltung von
Gesundheitsverhalten
Tätigkeitsfeld:
- Klinik für Nephrologie
(40%) in klinischer Praxis
- Zentrum Klinische
Pflegewissenschaft (50%)
in Entwicklung & Forschung (Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 2
Fähigkeit zur ethischen
Entscheidungsfindung
Erkennen und thematisieren
von ethischen Konflikten
(Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 3
Coaching und Anleitung von
Patienten und Ihren Familien
Entwicklung und
Implementierung eines
evidenzbasierten
Edukationsprogramms
Beratung und Schulung von
Patienten und Angehörigen mit
erhöhtem Bedarf zur
Sicherstellung des
Selbstmanagements (Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 4
Beratung (Consultation)
Arzt – APN
Pflegefachperson – APN
APN – andere Fachdienste
APN – APN – Konsultation
(Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 5
Forschungsfähigkeit
Interpretation und Gebrauch
von Forschungsresultaten
Planung und Durchführung
von Forschungsprojekten
Veröffentlichung: Publikationen
& Präsentationen
(Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 6
Fachlich - klinisches
Leadership
Projektleitung
interdisziplinärer Projekte
Pflegefachgespräche
Schulung von
Pflegefachpersonen
Netzwerk pflegen (ITNS,
Netzwerk TPL, LBARG, IG
Swiss ANP, STS)
(Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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APN Nierentransplantation: Tätigkeit 7
Zusammenarbeit
mit Pflegefachpersonen im
Team
mit Nephrologen
mit diversen Disziplinen wie
Ernährungsberatung,
psychiatrischer Dienst, etc.
mit Patientenorganisationen
mit Menschen, die mit einer
Nierentransplantation leben
(Hamric, Spross & Hanson, 2004)
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Zusammenarbeit mit ärztlichem Dienst 1
Spezifische Schwerpunkte
Ärzte Diagnose &
Behandlung
APN’s Unterstützung
Patienten-
selbstmanagement
Paradigmawechsel in den Lehrplänen / in der Praxis
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Zusammenarbeit mit ärztlichem Dienst 2
Abgrenzung der Rollen zwischen Arzt und Pflege
– Auftrag der APN
Auftrag: Unterstützung eines sicheren Selbstmanagements des
Patienten und / oder seiner Angehörigen
Assessment
Wissensvermittlung
Förderung von Gesundheitskompetenzen (Problemlösung,
Entscheidungsfindung, Kommunikation mit Arzt, …)
Unterstützung von Verhaltensveränderung
Screening bei Verdacht auf kognitive Einschränkungen (MMS)
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Zusammenarbeit mit ärztlichem Dienst 2
Abgrenzung der Rollen zwischen Arzt und Pflege
– Auftrag der APN
Auftrag: Unterstützung eines sicheren Selbstmanagements des
Patienten und / oder seiner Angehörigen
Assessment
Wissensvermittlung
Förderung von Gesundheitskompetenzen (Problemlösung,
Entscheidungsfindung, Kommunikation mit Arzt, …)
Unterstützung von Verhaltensveränderung
Screening bei Verdacht auf kognitive Einschränkungen (MMS)
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Zusammenarbeit mit ärztlichem Dienst 3
Was ist wichtig in der Zusammenarbeit?
Kenntnis des Auftrages der Pflegeexpertin APN
Transparente Dokumentation des Patientenprozesses
Einheitliche Empfehlungen durch das Betreuungsteam
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Produkt «ANP Pflegeberatungen»
Pflegeberatungen zu
- Medikamenteneinnahme
- Ernährung bei ungünstiger
Gewichtsentwicklung
- Bewegung
- Management von akuten
Symptomen
- Individuelle Themen
Interventionen wurden aufgrund systematischer Literaturrecherche,
Expertenmeinung und Patientenpräferenzen entwickelt
RCT zur Evaluation der Pflegeberatungen hat im Mai 2012 gestartet.
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ANP Nierentransplantation: Ein Ausblick
ANP wird ein fester und definierter Bestandteil des
Betreuungsangebotes und verbessert die Patientenresultate
kontinuierlich.
Die Wirksamkeit des ANP-Programms auf klinische
Patientenresultate ist bestätigt.
Weitere innovative, ressourcenbewusste Versorgungsmodelle
können entwickelt und implementiert werden.
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Referenzen
Schmid-Mohler, G., Albiez, T. (2010). Sicher leben mit einer fremden
Niere. Krankenpflege, 11, S. 22-24.
Schmid-Mohler, G., Pechula Thut, M., Wüthrich, R.P., Denhaerynck,
K., De Geest, S. (2009). Non-adherence to Immunosuppressive
Medication in Renal Transplant Recipients within the Scope of the
Integrative Model of Behavioural Prediction: A Cross-sectional
Study. Clinical Transplantation 2010; 24:213-22.
Schmid-Mohler, G., Albiez, T., Schäfer-Keller, P., Fehr, T., Biotti, B.,
Spirig, R. (2011). Patientenedukation während des stationären
Aufenthalts nach Nierentransplantation. Pflege.
Schmid-Mohler, G., Schäfer-Keller, P., Frei, A., Fehr, T., Spirig. R.
(in preparation). Managing instability: A Content Analysis to Explore
the Self-Management Tasks in the Post-Acute Phase after Renal
Transplantation
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Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!