Editorial 2
News
• CVC: Behandlung der Herzmuskel-
schwäche ohne Operation 1
Akut
Minimalinvasive Chirurgie: Lieber
mit kleinen Schnitten zum Ziel 2
Interview mit Neurochirurg
PD Dr. Ralf Weigel
• „Was tun, wenn der
Schmerz nicht nachlässt?„ 5
Einblick
• Selbsthilfegruppe:
Lebensfroh trotz Diabetes 9
Patienten
• Chirurgie: Mobil sein heißt,
selbstständig sein 10
Qualitätsmanagement
• Starthilfe für die Neuen 11
Geriatrie
• Neues Geriatrie-Team:
Schnittstelle zwischen stationärer
und ambulanter Behandlung 13
Freundeskreis
• Vernissage:
Hineinspazieren in die Bilder 15
Katholische Krankenhaushilfe
• Patientenabend:
Überfließende Freude 16
Kurz gemeldet
• Willkommen im Herz-Team 17
• Darmkrebs:
Vermeiden statt leiden“ 17
• Bedarfsdeckende Sondenernährung 18
• Modernes Vacuumverfahren lässt
Wunden schneller heilen 19
Veranstaltungen 20
Am Pul sAm Pul sNachrichten für Patienten, Mitarbeiter und Freunde
www. sankt-katharinen-ffm.de
Am 08.02.2006 wurde im CardioVascu-
lären Centrum Sankt Katharinen erst-
mals ein neues Verfahren zur Behand-
lung eines Herzkammeraneurysmas an-
gewandt. Dabei wurde mit einer speziell
entwickelten Schirmkonstruktion (Para-
chute) die Aussackung in der Herzkam-
merwand minimal-invasiv und katheter-
gesteuert abgedichtet und damit wir-
kungsvoll von der Blutzirkulation abge-
trennt.
Ein Herzwandaneurysma entsteht häufig
infolge eines Herzinfarktes. Dabei ster-
ben Teile des Herzmuskels ab, die durch
(schwächeres) Bindegewebe ersetzt
werden. Nach einem größeren Herzin-
farkt hält dieses Bindegewebe auf
Dauer dem rhythmischen Druck in der
Herzkammer nicht ausreichend stand.
Es entwickelt sich eine Aussackung
(Aneurysma) an der Herzkammerwand,
das zu Embolien, Herzinsuffizienz oder
Herzrhythmusstörungen führt. Denn ein
Teil des Blutes, das eigentlich von der
Herzkammer in die Körperhauptschlag-
ader gepumpt werden soll, gelangt mit
jedem Herzschlag in dieses Aneurysma.
Es entsteht eine Art Totraumvolumen,
das Herz muss dementsprechend mehr
arbeiten. Diese Überbelastung führt
letztlich zum Herzversagen.
Bisher konnte
ein Herzwand-
aneurysma nur
durch eine rela-
tiv aufwändige
Operation unter Einsatz der Herz-Lun-
gen-Maschine behandelt werden. Mit
dem neuen Verfahren, an dessen Ent-
wicklung Professor Dr. med. Horst Sie-
vert vom CardioVasculären Centrum be-
teiligt war, kann dies jetzt in ausgewähl-
ten Fällen ganz ohne Operation gesche-
hen. Im Rahmen eines Kathetereingriffes
wird hierbei eine schirmähnliche Kon-
struktion durch den wenige Millimeter
dünnen Katheter in die linke Herzkam-
mer eingeführt und so entfaltet, dass sie
das Aneurysma nachhaltig abdichtet.
Das Totraumvolumen wird dadurch von
der Blutzirkulation ausgeschlossen, das
Herz wieder entlastet.
Mit diesem neuen Parachute-Verfahren
konnten im CardioVasculären Centrum
Sankt Katharinen seitdem 3 Patienten
erfolgreich behandelt werden. Allen
geht es gut, es sind keine Komplikatio-
nen aufgetreten.
Herzmuskelschwäche ist eine der be-
deutsamsten und schwerwiegendsten Er-
krankungen des Herz-Kreislauf-Systems,
häufigste Ursache ist die Herzkranzge-
fäß-Erkrankung. Wenn es zur Verstop-
Erstmals in Deutschland am Sankt Katharinen-Krankenhaus
Behandlung der Herzmuskel-schwäche ohne Operation
News
22006
Liebe Patienten, liebe Mitarbeiter, liebe Freunde
des Sankt Katharinen Krankenhauses,
wieder gibt es sensationelle News aus dem CVC: die Herzmuskel-schwäche kann in ausgewählten Fällen ohne Operation behandelt wer-den, mit einem Katheterverfahren, das Prof. Horst Sievert jetzt erstmalig in Deutschland praktiziert.
Wenn es darum geht, große, belastende Operationen zu umgehen, wirddie „Schlüsselloch-Chirurgie“ mehr und mehr zur bevorzugten Alternative,Dr. Heike Raestrup ist darauf spezialisiert. Wir danken ihrem Patienten Hans-Joachim-Ulrich,dass er uns erlaubte, in Akut ab Seite 2 die Geschichte seiner minimal-invasiven Darmoperationzu erzählen, mit der er sehr zufrieden war. Und noch einer außergewöhnlichen Patientin dankenwir: Johanna Loges, die uns allen Mut machen kann, die aber selbst neuen Mut fand nach ihrerHüftoperation im Alter von sage und schreibe 103 Jahren, lesen Sie mehr ab Seite 10.
Wer nicht zum gut besuchten Freundeskreis-Vortrag am 8. Mai kommen konnte, erfährt ab Seite 5im Interview mit Privatdozent Dr. Ralf Weigel, was er tun kann, „wenn der Schmerz nicht nach-lässt!“ Die Rede ist von den quälenden neuropathischen Schmerzsyndromen, für die es – dankSpezialisierung und dynamischer Entwicklung auf diesem Gebiet – Abhilfe gibt. Dass man, wennes denn sein muss, mit seiner Krankheit leben kann, beweisen auch die Damen und Herren derDiabetes-Selbsthilfegruppe, die sich einmal im Monat im Sankt Katharinen-Krankenhaus treffen.Nehmen Sie ab Seite 9 Einblick in den konstruktiven Austausch von „Leidensgenossen“, die ei-gentlich ganz lebensfroh sind.
An dieser Stelle möchten wir ganz herzlich die neuen Kollegen im Sankt Katharinen-Kranken-haus begrüßen: Wir freuen uns über Oberarzt Dr. Mathias Koch, der seit 1. April 2006 die Kardio-logie bereichert, lesen Sie ab Seite 17 mehr über seine Aufgaben und Intensionen.In der Geriatrie haben sich gleich drei neue Ärzte mit Stationsärztin Ina Buchholz zu einem Teamformiert: Dr. Isa Drews, Oberarzt Erhard Omland und Christian Schicktanz. Ab Seite 13 stellen wirsie und ihre Arbeit vor. Wie wir generell im Sankt Katharinen-Krankenhaus neue Mitarbeiterwillkommen heißen und warum auch das zum Qualitätsmanagement gehört, erfahren Sie abSeite 11.
An der Aktion Frankfurt gegen Darmkrebs hat sich auch das Team von Dr. Klaus Strobel beteiligt.Lesen Sie mehr zu seinem Appell „Vermeiden statt leiden“ in Kurz gemeldet ab Seite 17. Im nach-folgenden Beitrag geht es um Sondenernährung und ein Ernährungsteam, das sich derzeit ab-teilungsübergreifend im Sankt Katharinen-Krankenhaus formiert. Und wie ein Schwamm zurWundheilung beitragen kann, erfahren Sie ab Seite 18.
Mit der Vernissage des Freundeskreises (Seite 15) und dem Patientenabend der Katholischen
Krankenhaushilfe (Seite 16) hat ein außergewöhnlich schönes Kulturprogramm den Frühlingeingeläutet. Die spürbare Freude der Patienten war Lohn für die Akteure und deutliche Bestäti-gung dafür, dass Begegnungen mit der Kunst gerade in einem Krankenhaus wohl tun. HerzlichenDank an alle, die dies durch Spenden und Ehrenamt ermöglichen. Übrigens: im Hospiz SanktKatharina werden weitere ehrenamtliche Helfer gesucht. Wer sich angesprochen fühlt, sollteGisela Kuchler, Tel. 069-4603-1187 anrufen.
Ihnen allen eine schöne Sommerzeit und gute Unterhaltung bei der Lektüre, die bestenfalls auchneue Erkenntnisse bringt!
Ihre
Schwester Oberin M. Ludgera StolzeGeschäftsführerin
Editorial
2
fung eines Herzkranzgefäßes kommt,
entsteht ein Herzinfarkt. Nahezu alle
Herzerkrankungen münden unbehandelt
letztlich in den Zustand, in dem sich das
Blut vor dem linken oder rechten Herzen
staut und so zu Luftnot und Wasseran-
sammlungen im Körper führt.
Das CardioVasculäre Centrum am Sankt
Katharinen-Krankenhaus ist speziali-
siert auf minimal-invasive Katheterein-
griffe, die Operationen am offenen Her-
zen und den Blutgefäßen ersetzen kön-
nen. Es erhält Zuweisungen aus dem ge-
samten Bundesgebiet und dem Ausland.
Hans-Joachim Ulrich hatte seit Septem-
ber Schmerzen im linken Unterbauch.
Sie wurden immer stärker, schließlich
fand er Blut im Stuhl und entschloss
sich, zum Hausarzt zu gehen. Der über-
wies ihn zu einer Internistin, die dank
Ultraschall und Computertomografie
schnell die Ursache der Schmerzen
fand: Divertikel am Sigma (Teil des Dick-
darms), die sich entzündet hatten. Sie
verordnete Antibiotika und Schmerzmit-
tel, die jedoch nur vorübergehend hal-
fen. Der Versuch einer Darmspiegelung
musste abgebrochen werden, weil es
nicht möglich war, mit dem Endoskop
durch die entzündeten, verklebten Stel-
len durchzukommen, doch immerhin: es
wurde ein Polyp entfernt und eine Ge-
websprobe entnommen, die sich als gut-
artig erwies. Um dennoch der Ursache
Schlüsselloch-Chirurgie am Darm
Lieber mit kleinenSchnitten zum Ziel
Akut
...Verantwortung für Menschen
3
dieser ständig wiederkehrenden Schmer-
zen auf die Spur zu kommen, sollte eine
Röntgenuntersuchung unter rektaler Kon-
trastmittelgabe für besseren Durchblick sor-
gen. Die Diagnose bestätigte die Befürch-
tung: Das Sigma war mit Divertikeln übersät,
obendrein war alles hochentzündet.
Entzündete Divertikel, verschlungener Darm
Wie kommt man zu derart entzündeten
Divertikeln im Darm? Wenn die ringför-
mig angeordnete Darmmuskulatur Lücken
aufweist kann es passieren, dass sich
die Darmschleimhaut an diesen Stellen
sackartig nach außen stülpt. Dieses
Phänomen nimmt
mit dem Alter zu
und ist in den In-
dustrienationen
weit verbreitet. Es
wird daher in Zu-
sammenhang mit
einer ballaststoff-
armen Ernährung
gestellt. Bei Hans-Joachim Ulrich dia-
gnostizierte man zudem eine starke S-
förmige Verkrümmung des Dickdarmes,
der sich überdies zu einem Konglomerat
„zusammengebacken“ hat. Die Ärzte
sprechen hier von einem „Sigma elonga-
tum“, einem langen Sigma, das sich un-
lösbar verklebt und entzündet hat. Den-
noch hatten sich bei Hans-Joachim Ul-
rich mit dem Abklingen der akuten Ent-
zündung Ende Januar die Beschwerden
gebessert, der richtige Zeitpunkt also für
eine Operation, da entzündetes Gewebe
schlecht heilt. Er folgte dem Rat seines
Arztes und suchte sich dann in Ruhe
„das Krankenhaus mit den besten Chir-
urgen aus“, erzählt er rückblickend. So
kam Hans-Joachim Ulrich ins Sankt Ka-
tharinen-Krankenhaus in die Sprechstun-
de von Oberärztin Dr. Heike Raestrup, die
als Chirurgin auf minimalinvasive Opera-
tionen spezialisiert ist. Im Gespräch wa-
ren sie sich schnell einig. Statt eines
großen Bauchschnittes von mindestens
25 cm sollte das verschlungene Darm-
stück per Schlüsselloch-Chirurgie über
kleine Schnitte entfernt werden. Diese
laparoskopische Sigmaresektion kann
man sich so vorstellen: Ein kleiner
Schnitt dient der Optik, hier wird eine Mi-
nikamera eingebracht, die das Gesche-
hen unter der Bauchdecke sichtbar
macht. Zwei weitere kleine Schnitte sind
nötig, um die „Arbeitswerkzeuge“ wie
Pinzette und Ultraschalldissektor einzu-
bringen, ein vier-
ter für eine Zange
zum inneren „Weg-
halten“ benachbar-
ter Organe. Schließ-
lich ein fünfter, um
das zu entfernen-
de Darmstück zu
bergen.
Minimal-invasive Darmentfernung
Am 14.2. wurde
Hans-Joachim
Ulrich operiert,
etwa 21/2 Stunden
war er unter Voll-
narkose im Ope-
rationssaal. Am Anfang stand die „In-
spektion“ des Bauchraumes. Das kleine
Auge der eingeführten Videokamera
brachte jedes Detail groß auf den Moni-
tor und entdeckte auch das wandver-
dickte Sigma, das in rund verschlunge-
ner Kurve bis in den Mittelbauch reichte.
Dieses problematische Darmstück galt
es nun aus den Verklebungen heraus zu
lösen und zu entfernen, eine nicht einfa-
che Aufgabe, vor allem wegen der kur-
venreichen Verwicklungen im engen
Bauchraum. Allerdings: Durch Einleiten
von Kohlendioxyd hebt man bei diesen
Eingriffen die Bauchdecke von innen an
und erzeugt so eine künstliche Höhle, in
der man operativ tätig werden kann. Alle
Operationsschritte werden genauestens
auf dem Monitor verfolgt. „Unter laparo-
skopischen Bedingungen ist die Sicht im
Bauchraum viel besser“ betont Oberärz-
tin Dr. Heike Raestrup. Wie in solchen
Fällen üblich, wurde der Darm mittels ei-
nes Ultraschallsektionsgerätes durch Hit-
ze aus der Umgebung gelöst. Dann musste
das verschlungene Darmstück heraus-
getrennt werden. Mit einer festfixierten
Sigma-Schlinge wurde der konglomerat-
artige Darmanteil schließlich durch eine
etwa 6 cm große Öffnung am linken Un-
terbauch geborgen, die „verschweißten“
Darmenden wurden mit einem „Kopf“ und
einem „Schaft“ versehen. Das über den
After eingeführte Klammernahtgerät
sorgte dafür, dass die so vorpräparierten
Darm-Enden aufeinander gepresst und
mit Titanklammern zusammen getackert
werden konnten. Von dieser Naht wird
man später nichts mehr spüren. Die klei-
nen Schnitte auf der Bauchdecke wurden
mit selbst auflösenden Fäden vernäht
und mit Pflastern abgedeckt. Am Abend
konnte Hans-Joachim Ulrich schon wie-
der Tee trinken, es ging ihm gut.
4
Kürzere Rekonvaleszenz
Dennoch verbrachte er die ersten 24
Stunden nach der Operation auf der
Überwachungs-Station unter ständiger
Kontrolle. Als man ihn gebeten hat, auf-
zustehen und erste Schritte zu wagen,
glaubte er „im falschen Film zu sein“!
Doch tatsächlich, es klappte, ganz ohne
Beschwerden! Zurück auf der Station
konnte er es kaum erwarten, „die gan-
zen Schläuche loszuwerden“. Einziger
Irritationspunkt war der „Vulkanaus-
bruch“ auf der Toilette, was nach Darm-
operationen typisch ist, wie Dr. Raestrup
beruhigend erläuterte. Ansonsten wur-
de ihm sein gutes Gefühl bestätigt: „Der
Heilungsprozess verläuft spektakulär!“
Hans-Joachim Ulrich war mit seiner Ent-
scheidung sehr zufrieden, 8 Tage später
durfte er wieder nach Hause, ganz ohne
Nachwehen, wenn man von den Be-
drängnissen eines mehr flüssigen Stuhl-
gangs absieht, die rasch besser wurden.
„Aus meiner Sicht war die Operation ein
voller Erfolg.“
Schonender Operieren, schneller mobil
Auf der Suche nach schonenden Opera-
tionsverfahren wurde in den 80-er Jahren
die Schlüsselloch-Chirurgie in Deutsch-
land erfunden. In der Entwicklung her-
ausragend war die Universitätsklinik Tü-
bingen, wo auch Dr. Heike Raestrup sich
spezialisiert hat. Hier gibt es ein Trai-
ningszentrum für minimal-invasive Chir-
urgie, die weltweit erste Ausbildungsstät-
te für Chirurgen, die diese Technik an
speziell gestalteten Phantomen erlernen
wollen. 1980 wurde weltweit erstmalig
die Blinddarmoperation minimal-invasiv
durchgeführt, 1982 erstmalig die Transa-
nale Endoskopische Mikrochirur-
gie TEM, ein Verfahren, bei dem oh-
ne Bauchschnitt über den After
operiert wird. 1987 kam die minimal-
invasive Gallenblasenentfernung
hinzu, die Dickdarmteilentfernung
erfolgte weltweit erstmalig 1991.
Inzwischen ist die Schlüsselloch-
Chirurgie den Kinderschuhen ent-
wachsen und hat sich in vielen
Operationsbereichen durchgesetzt, teil-
weise sogar konventionell-offene Stan-
dardtherapieverfahren abgelöst. Bevor-
zugt eingesetzt wird sie bei funktionellen
und resezierenden Eingriffen. Zu den
funktionellen Eingriffen zählen die Antire-
fluxoperation bei Sodbrennen, der Lei-
stenhernien-Verschluß, der Darmvorfall
(Rectopexie) oder die Beseitigung von
Verwachsungen. Blinddarmoperationen
(Appendektomie), Gallenblasenentfer-
nungen (Cholezystektomie) oder die be-
reits erwähnte Darmteilentfernung (Sig-
maresektionen) bei Divertikulitis sind Bei-
spiele für resezierende Eingriffe, die in-
zwischen zur klinischen Routine gehören.
Bezüglich onkologischer Eingriffe per
Schlüsselloch-Chirurgie gibt es in der
Fachwelt noch Uneinigkeit, kommt es ja
hier besonders darauf an, einen bösarti-
gen Tumor radikal und rückstandsfrei zu
entfernen. Elf randomisierte Studien be-
stätigen insgesamt die klinischen Vorteile
und zumindest die Gleichwertigkeit der
Schlüsselloch-Chirurgie. Bei Sigmadiver-
tikulitis – unserem Beispiel - wird sie ein-
deutig vorteilhafter bewertet, als eine
große Bauch-OP. Es müssen nach der
Operation signifikant weniger Schmerz-
mittel eingesetzt werden, der Kostaufbau
kann früher beginnen, die Phase der Re-
habilitation kann wesentlich verkürzt
werden, so die in Studien ermittelten Ar-
gumente. „Zwar benötigt die Heilung im
Bauchraum dieselbe Zeit, aber das Infek-
tionsrisiko gegenüber dem großen
Bauchschnitt ist geringer, zudem können
keine postoperativen Komplikationen wie
z.B. Narbenbruch oder eine schwer hei-
lende Muskulatur auftreten“ ergänzt Dr.
Heike Raestrup. Hans-Joachim Ulrich
spricht von „einem Kinderspiel“, wenn er
auf seine OP im Sankt Katharinen-Kran-
kenhaus zurückblickt. Er kann es beurtei-
len, denn es war Ironie des Schicksals,
dass er nur zwei Wochen nach seiner
Entlassung wegen eines akuten Dünn-
darm-Verschlusses mit dem Notarztwa-
gen in ein anderes Krankenhaus eingelie-
fert und not-operiert werden musste.
Beim Treffen mit Dr. Heike Raestrup und
Prof. Dr. Ulrich Finke im Sankt Katharinen-
Krankenhaus konnte er zeigen, dass zu
den kleinen Narben auf seinem Bauch
jetzt doch noch eine ziemlich große hin-
zugekommen ist!
Weitere Informationen Dr. med. Heike
Raestrup, Tel. 069-4603-1431 oder 4603-
1002, Sprechstunde Montags 11 bis
14.30 Uhr.
...Verantwortung für Menschen
5
„Oh, Schmerz lass nach“, diesen Hilferuf hat bestimmt jeder schon einmal ausgestoßen.
Dabei ist der akute Schmerz eine Schutzreaktion unseres Körpers, der uns vor
schlimmeren Verletzungen bewahren will. Reflexartig ziehen wir die Hand zurück,
wenn die Nerven dem Gehirn „Herdplatte heiß“ signalisieren. Aber es gibt auch
chronische Schmerzen die dadurch entstehen, dass ein Schmerz lang anhaltend
und wiederkehrend ist. Die Schmerzsignale haben dann ihre Warnfunktion verlo-
ren und können durch ständige Wiederholung die Nervenfasern dauerhaft verän-
dern und sich tief in unser „Schmerzgedächtnis“ eingraben. Der kleinste Auslö-
ser kann dann zu großen Dauerschmerzen führen, ein Teufelskreis, der über-
dies Angst, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und depressive Verstimmun-
gen nach sich zieht. Erkrankungen des Bewegungsapparates wie
Nacken-, Kreuz- und Rückenschmerzen, Gelenk- und Wirbelsäu-
lenerkrankungen sind ebenso prädestiniert für chronische Schmerzen wie Osteoporose, Neuralgien, Tumor- und Phantomschmerzen.
Unabhängig vom Auslöser ist der Schmerz hier selbst zur Krankheit geworden, ein sehr komplexes Thema. Ähnlich verhält es sich mit
dem neuropathischen Schmerz, hier melden die Nerven dem Gehirn ihre eigene Funktionsstörung, die durch Virusinfektionen oder De-
generationen infolge von Stoffwechselerkrankungen, Mangeldurchblutung, chronischen Druck (Engpass-Syndrome), Einnahme gifti-
ger Substanzen, Alkoholmissbrauch usw. entstehen können. „Diese Form des Schmerzes ist erfahrungsgemäß medikamentös sehr
schwer zu therapieren, bei rund einem Drittel der Patienten versagen die Schmerzmittel“ bestätigt PD Dr. Ralf Weigel. Neurochirurgi-
sche Eingriffe, Infusions- und Neurostimulations-Systeme können eine Alternative sein, die Schmerzen zu lindern. Wie funktioniert das,
wann ist welche Behandlungsmethode die Richtige?
Kurz-Vita: Privatdozent Dr. med. Ralf
Weigel ist Neurochirurg und Schmerz-
therapeut. Im August 2005 hat er sich zu-
sammen mit vier Kollegen in der Neuro-
chirurgischen Praxis PD Dr. Fouad Leheta
im Sankt Katharinen-Krankenhaus nieder-
gelassen. Zuvor wirkte er als Oberarzt im
Universitätsklinikum Mannheim, wo er von
1994 bis 2000 auch seine neurochirurgi-
sche Facharztausbildung erhielt. Sein
Spezialgebiet sind stereotaktische und
computergestützte Gehirnoperationen so-
wie stabilisierende Operationen der Wir-
belsäule, Thema seiner Forschung und
Habilitation ist eine spezielle Form der Ge-
hirnblutung. Als Schmerztherapeut verfügt
er zudem über viel Erfahrung in der neuro-
chirurgischen Behandlung von chroni-
schen Schmerzen. Er nimmt teil an eu-
ropäischen Studien, die neue, weiterent-
wickelte Methoden zur Schmerzbehand-
lung wissenschaftlich erforschen. Neben
der stationären Behandlung ist innerhalb
der Praxis auch ambulante Schmerzbe-
handlung möglich.
Herr Dr. Weigel, würden Sie uns zum bes-
seren Verständnis der Schmerzentstehung
zunächst erklären, wie und wodurch wir
sie wahrnehmen bzw. erleiden?
Unter normalen physiologischen Bedin-
gungen setzt die Wahrnehmung eines
Schmerzes einen Reiz voraus, z.B. die
berühmte heiße Herdplatte, und einen
„Empfänger“ (Rezeptor), der den Reiz Hit-
ze in ein Nervensignal umwandelt und
über das Nervensystem bis zum Gehirn
weiterleitet. Dort kommt er schließlich ins
Bewusstsein des Betroffenen. Aber die
schmerzhafte Information passiert auf
ihrem Weg zum Gehirn zahlreiche Schalt-
stellen, die mit ansteigendem Niveau In-
formationen filtern, verändern oder sogar
schon Reaktionen in die Wege leiten. Je-
der kennt das Phänomen, dass die Hand
bereits von der Herdplatte genommen ist,
bevor der Schmerz bewusst wahrgenom-
men wird. Diese schnelle Reaktionsweise
des Organismus hat damit eine schützen-
de Funktion. Wahrscheinlich existieren
verschiedene Schmerzsysteme innerhalb
des Nervensystems, die unterschiedliche
Schmerzinformationen transportieren. So
werden die Stärke und die genaue Lokali-
sation des Schmerzes an anderer Stelle im
Gehirn und viel schneller verarbeitet als
die Eigenschaften, die ihn zu einem unan-
mit PD Dr. med. Ralf Weigel
Was tun, wenn der Schmerz nicht nachlässt?Interview
6
genehmen Erlebnis machen, das es zu
vermeiden gilt. Damit verbunden sind Vor-
gänge, die im weitesten Sinne etwas mit
Lernen und Gedächtnis zu tun haben.
Wie kann man erkennen, ob chronische
Schmerzen aus dem „Schmerzgedächt-
nis“ weitergemeldet werden oder ob es
neuropathische Schmerzen sind, bei de-
nen die Nerven selbst betroffen sind?
Ihre Frage zielt auf die Diagnose von
Schmerzen ab. Man muss klar feststellen,
dass trotz der Vielzahl an apparativen Un-
tersuchungsmethoden eine objektive
Schmerzmessung nach wie vor nicht mög-
lich ist. Letztendlich gilt es festzustellen, ob
es sich um einen nozizeptiven Schmerz
handelt, bei dem Schmerzrezeptoren ge-
reizt werden z.B. durch Druck auf einen
Nerven infolge eines Bandscheibenvorfal-
les, eines Engpass-Syndroms, einer Ste-
nose, einer Tumorerkrankung oder einer
Entzündung. In diesen Fällen wird der
Schmerz über ein funktionierendes Ner-
vensystem an das Gehirn gemeldet. Davon
grundlegend verschieden ist der neuropa-
thische Schmerz, der durch eine Läsion
oder Fehlfunktion des Nervensystems
selbst verursacht wird. Die Störung kann
dabei in jedem der anfänglich genannten
Schaltstellen liegen. Schmerzen entste-
hen dann häufig spontan ohne Anlass
oder eine einfache Berührung wird plötz-
lich als brennender Schmerz empfunden!
Charakteristische Störungen wie diese
helfen bei der Diagnosestellung. Wichtig
ist es deshalb, ursächlich behandelbare
Läsionen durch adäquate diagnostische
Verfahren auszuschließen. Hier können
die neuen bildgebenden Verfahren eine
wichtige Hilfe sein.
Wenn Schmerzen mit Medikamenten
nicht reduziert werden können, gibt es al-
ternative Behandlungsformen wie die in-
trathekale Arzneimittelinfusion oder die
Neurostimulation. Können Sie uns diese
Verfahren erläutern? Wo wirken Sie? Ist
die Implantation mit Risiken verbunden?
Die implantierte
Schmerzpumpe ist
letztendlich eine
Weiterentwicklung
der Therapie mit
Morphiumabkömm-
lingen. Das Medi-
kament wird direkt
in den Rückenmarkskanal verabreicht und
ist damit näher an seinem eigentlichen
Wirkort. Es kann niedriger dosiert werden,
da es nicht über den Darm resorbiert wer-
den muss um in das Blut zu gelangen, das
es zum Nervensystem transportiert. So
kann das Medikament seine Wirkung ge-
zielter entfalten, obendrein sinkt die Wahr-
scheinlichkeit von Nebenwirkungen.
Die Rückenmarks-
stimulation ist eine
Therapiemöglich-
keit für Patienten,
die unter neuropa-
thischen Schmer-
zen leiden. Dabei
wird eine Elektrode
wie bei einer Rückenmarksnarkose durch
die Haut hindurch auf die Rückenmarks-
haut aufgebracht. Die Stimulation über die
Elektrode produziert ein feines Kribbeln im
schmerzhaften Areal, das den Schmerz
unterdrückt. Erfahrungsgemäß profitieren
Patienten mit Nervenschmerzen der unte-
ren Extremitäten besonders gut von dieser
Therapieform. Gute Erfahrungen haben
wir mit Patienten gemacht, die trotz Ope-
ration ihres Bandscheibenvorfalles oder
der Verengung des Spinalkanals eine dau-
erhafte Nervenschädigung davongetra-
gen haben.
Die Implantationen sind vergleichbar mit
dem Risiko einer rückenmarksnahen Nar-
kose bei chirurgischen Eingriffen, in den
meisten Fällen kann diese Therapie ambu-
lant durchgeführt werden. Pumpen wer-
den in regelmäßigen Abständen befüllt,
Schrittmacher werden von außen auf ihre
Funktionsfähigkeit überprüft bzw. den Be-
dürfnissen der Patienten angepasst. Diese
Aufgaben werden mit den behandelnden
Ärzten oder Schmerztherapeuten abge-
stimmt.
Welche Rolle spielt die Psyche bei
Schmerzen? Kann sie bei der Entstehung
beteiligt sein oder kann – im Umkehr-
schluss – eine Heilung über sie erfolgen?
Bei chronischen Schmerzen besteht kein
Zweifel, dass die Psyche eine entschei-
dende Rolle spielt. Aber auch in Fällen, in
denen die Psyche nicht ursächlich ist, ge-
hen dauerhafte Schmerzen nicht spurlos
an den Betroffenen vorüber, sie hinterlas-
sen ihre Spuren in allen Lebensbereichen
und wir sprechen deshalb von einer bio-
psycho-sozialen Erkrankung. Erfolgreiche
Therapiekonzepte müssen dieser Erkennt-
nis Rechnung tragen und medizinische,
psychologische und soziale Betreuung in-
tegrieren.
Sie haben an der Universität Mannheim
ein neurochirurgisches Behandlungskon-
zept entwickelt, das bestimmten Prinzipi-
en folgt. Was können wir uns darunter
vorstellen?
Wir haben einen Algorithmus zur neuro-
chirurgischen Schmerzbehandlung von
Patienten entwickelt, die medikamentös
nicht mehr ausreichend therapiert werden
konnten. Für jeden Patienten wurde aus
der Vielzahl neurochirurgischer Behand-
7
lungsmethoden ein individuelles Behand-
lungskonzept erstellt nach folgenden
Grundprinzipien:
1. Der Ort der Behandlung wird innerhalb
des Nervensystems so weit peripher
wie möglich gewählt
2. Bei gleicher Erfolgsaussicht werden
weniger invasive Verfahren bevorzugt
eingesetzt, z.B. eher die Schmerzpumpe
als die operative Durchtrennung von
Nerven
3. Stimulationsverfahren haben den Vor-
rang vor ablativen Verfahren, d.h. lieber
das Schmerzgebiet wie oben beschrie-
ben stimulieren als die Nervenenden
veröden.
Warum bevorzugen Sie Stimulationsver-
fahren vor Läsionsverfahren?
Läsionsverfahren oder ablative Verfahren
verhindern die Weiterleitung von Schmer-
zen auf ihrem Weg zum Gehirn, indem ein
neurochirurgischer Eingriff die Leitungs-
bahnen gezielt aber unwiederbringlich un-
terbricht. Stimulationsverfahren unterbre-
chen die Weiterleitung der schmerzhaften
Signale durch ein elektrisches Störsignal.
Falls später eine potentere Möglichkeit
der Schmerzbehandlung zur Verfügung
steht, können die Stimulationselektroden
samt programmierbarem Schrittmacher
wieder entfernt werden. Damit tragen wir
den Entwicklungen in der Schmerzfor-
schung Rechnung.
Der neuropathische Schmerz ist ein eige-
nes Krankheitsbild. Geht es in den Behand-
lungen vor allem um die Ausschaltung des
Schmerzes oder kommt man damit auch an
die Auslöser und Ursachen ran?
Bei der Behandlung von Patienten mit
neuropathischen Schmerzen muss über
die Krankengeschichte geprüft werden,
ob ursächlich behandelbare Erkrankun-
gen ausgeschlossen wurden. Immer wie-
der sehen wir Patienten mit chronischen
Nerveninfektionen, Stoffwechselerkran-
kungen oder versteckten Bandscheiben-
vorfällen. Bei der Mehrheit der Patienten
ist die Ursache jedoch eine Nervenschädi-
gung, die nicht mehr reparabel ist. Doch
der chronische Schmerz ist meines Erach-
tens ein Beispiel dafür, dass die Unter-
scheidung in eine ursächliche und eine
symptomatische Behandlung nicht auf-
rechterhalten werden kann. Mit zuneh-
mendem Einblick in die molekularen Vor-
gänge beim Schmerz wird klar, dass
Schmerzen immer auch mit entzündlichen
Reaktionen einhergehen, die wiederum
den Schmerz nähren. Eine Therapie mit
Analgetika kann diesen Teufelskreis unter-
brechen und wirkt dann auch ursächlich.
Heißt das, man muss die Schmerzbehand-
lung ein Leben lang durchführen?
Es gibt Schmerzsyndrome, die sich selbst
limitieren, so dass die Medikamente redu-
ziert oder komplett abgesetzt werden kön-
nen. Grundsätzlich gilt, je kürzer die
Schmerzanamnese, desto besser die Hei-
lungschancen. Deshalb kommt der Pro-
phylaxe z.B. nach operativen Eingriffen ei-
ne wesentliche Bedeutung zu. Die alte
„Zähnezusammenbeißen“ Mentalität ist
out. Heute werden frühzeitig aber zielge-
richtet Schmerzmedikamente nach einem
von der WHO empfohlenen Stufenplan
verabreicht. Ein Konzept, das wir bei unse-
ren stationären Patienten seit langer Zeit
verfolgen. Chronische Schmerzsyndrome
können somit erfolgreich verhindert werden.
In der Behandlung neuropathischer Schmer-
zen geht es darum, den Schmerz zu unterbre-
chen auf seinem Weg von der Peripherie
über das Rückenmark ins Gehirn. Kann man
den Schmerz auch wegoperieren?
Es ist ein verständlicher Wunsch, der ger-
ne von Patienten an uns herangetragen
wird. Patienten mit Bandscheibenvorfäl-
len oder Patienten, die unter einer Trigemi-
nusneuralgie leiden, machen diese Erfah-
rung. Aber bei Patienten mit chronischen
Schmerzen ist es wichtig, keine unrealisti-
schen Therapieziele zu vereinbaren. Der
Schmerz hat kein gegenständliches Korre-
lat, das sich wegschneiden ließe. Den-
noch gibt es heute eine Vielzahl von Be-
handlungsmöglichkeiten, die in einer sinn-
vollen Kombination Schmerzen so weit re-
duzieren können, dass der Schmerz sei-
nen invalidisierenden Charakter verliert.
Zu den Spezialitäten der Neurochirurgie
gehört auch die Trigeminusneuralgie. Es
gibt nur wenige Neurochirurgen, die die-
sen Eingriff durchführen. Wie behandeln
Sie den einschießenden Gesichtsschmerz?
Wenn die medikamentöse Therapie keine
ausreichende Besserung der Schmerzen
mehr garantiert oder Unverträglichkeiten
bestehen, gibt es die Möglichkeit einer so-
genannten mikrovaskulären Dekompres-
sion nach Janetta. Es war eine revolu-
tionäre Entdeckung, die Anfang der 50er
Jahre in der neurochirurgischen Literatur
beschrieben wurde, dass ein kleines,
meist pulsierendes Gefäß den Gesichts-
nerven an seiner Austrittsstelle am Hirn-
stamm komprimiert. Der irritierte Nerv
sendet dadurch wiederholt und unkontrol-
liert Schmerzsignale an das Gehirn, die
sich beim Betroffenen in vernichtenden,
neuralgischen Gesichtsschmerzen äußern.
Indem der Nerv operativ freigelegt und
vom Blutgefäß abgelöst und anschließend
unterpolstert wird, bessert sich die
Schmerzsymptomatik abrupt. Tausende
von Patienten weltweit haben mittlerweile
von dieser Methode profitiert. Die Thera-
pie ist ein gutes Beispiel, wie unter Erhal-
8
tung der anatomischen Strukturen eine
schwerwiegende Schmerzerkrankung ge-
heilt werden kann.
Patienten, die bereits an der Wirbelsäule
operiert wurden, erhalten häufig die Dia-
gnose „Postnukleotomiesyndrom“ oder
„faild back surgery-Syndrom“. Was be-
deutet diese Diagnose und wie ist sie be-
handelbar?
Wenn Patienten nach einem Eingriff an
der Wirbelsäule weiterhin Beschwerden
haben oder neue Beschwerden auftreten,
werden diese Diagnosen gerne gestellt. Es
handelt sich um ungenaue Diagnosen, die
in der Regel eine unspezifische Therapie
zur Folge haben – eine unglückliche Vor-
gehensweise, da hier eine Vielzahl von Pa-
tienten mit den verschiedensten Krank-
heiten oder Störungen zusammengefasst
werden. Bei genauerer Betrachtung ver-
bergen sich dahinter oft Patienten mit ei-
nem neuen Bandscheibenvorfall oder ei-
nem Restvorfall. Patienten mit einer Insta-
bilität sind ebenso darunter wie Patienten
mit degenerativen Veränderungen, Ge-
lenksyndromen oder neuropathischen
Schmerzen, Diagnosen, die gezielt und er-
folgreich behandelt werden können. Es ist
wichtig, diese Patienten einer gewissen-
haften klinischen wie auch bildgebenden
Untersuchung zuzuführen. Dabei ist die In-
terpretation der Bilder von entscheiden-
der Bedeutung und bedarf einer genauen
Kenntnis der anatomischen Verhältnisse
und der zu erwartenden Behandlungser-
gebnisse. Für jeden Eingriff gilt: nicht jeder
beschriebene Bandscheibenvorfall ist für
eine vorliegende Schmerzsymptomatik ver-
antwortlich. Vor allem bei reinen Rücken-
schmerzen ist der Vorfall in den seltensten
Fällen die Ursache. Die Indikation zu einer
Operation muss entsprechend zurückhal-
tend gestellt werden. Weit über 90% der
Patienten kommen ohne einen (weiteren)
neurochirurgischen Eingriff aus.
Sie arbeiten eng zusammen mit der
Schmerzambulanz des Institutes für Anä-
stiologie und können speziellen Frage-
stellungen mit der Abteilung für Schmerz-
forschung klären. Was kann zum Thema
Schmerz und Schmerzbehandlung die Zu-
kunft noch bringen?
Es gibt kaum ein Feld in der medizinischen
Forschung, das so intensiv beforscht wird.
Betrachtet man die Folgen für den Einzel-
nen aber auch für die Gesellschaft, liegen
die Gründe auf der Hand.
Im pharmakologischen Bereich ist mit der
zunehmenden Kenntnis der molekularen
Vorgänge beim Schmerz in den nächsten
Jahren mit Neuerungen zu rechnen. Zahl-
reiche neue Substanzen sind bereits in der
Testung oder haben sogar schon die er-
sten Hürden der medizinischen Zulassung
passiert.
Wünschenswert wäre eine Verbesserung
der Funktionsdiagnostik. Wir bilden derzeit
vor allem statische Zustände ab. D.h. den
liegenden Patienten im Kernspintomogra-
phen oder den stehenden Patienten beim
Röntgen. Viele Patienten haben aber Be-
schwerden beim Laufen oder im Sitzen.
Was passiert mit den Nerven unter der Be-
wegung? Auch die operativen Verfahren
werden immer weiter verbessert, Eingriffe
werden minimalisiert. Mit entsprechenden
Implantaten gelingt es, die natürlichen Ge-
gebenheiten nachzuahmen. Letztendlich
werden Neuroimplantate dahingehend
verbessert, dass der Patient mehr in die
Therapie einbezogen werden kann. Er
übernimmt mehr Verantwortung für die
Therapie und verliert das Gefühl, dem
Schmerz hilflos ausgeliefert zu sein.
Wie sind Sie zu diesem spannenden und
dynamischen Gebiet innerhalb der Neu-
rochirurgie gekommen?
Ich bin über die funktionelle Neurochirur-
gie in diesen Bereich gestoßen.1998 habe
ich einen großen Kongress in Freiburg be-
sucht. Freiburg ist eines der Zentren in
den frühen Jahren der funktionellen Neu-
rochirurgie, wo Patienten mit Bewegungs-
störungen und vor allem auch mit Schmer-
zen behandelt wurden. Auf diesem Kon-
gress sind über Videodokumentationen
zahlreiche Patienten vorgestellt worden
vor und nach der Behandlung. Diese Auf-
nahmen und Patientenbeschreibungen
haben mich damals sehr beeindruckt, so
dass ich mich zunächst mit Bewegungs-
störungen beschäftigt habe, wobei die
Techniken in der Behandlung im Grunde
die gleichen sind wie bei Patienten mit
Schmerzen. Darüber bin ich dann auf die
Behandlung von Patienten mit Schmerzen
gekommen.
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit ge-
nommen haben, uns diese komplizierten
Zusammenhänge verständlich zu machen!
Neuropathische Schmerzsyndrome• Diabetische Polyneuropathie (Erkrankun-
gen des peripheren Nervensystems)• Post-Zoster-Neuralgie (Virusinfektion des
Nervs)• Neuropathische Schmerzen • bei multipler Sklerose• bei Tumor-Erkrankungen• nach Rückenmarksverletzungen• bei HIV• Trigeminusneuralgie (einschießender
Gesichtsschmerz)• Radikulopathie bei chronischen Rücken-
schmerzen• Phantomschmerzen nach Amputation• komplexes regionales Schmerzsyndrom
(CRPS)• Zentrale Schmerzen, Thalamusschmerzen
z.B. nach Schlaganfall
9
Sie treffen sich etwa zehnmal im Jahr,
immer am letzen Mittwoch im Monat.
Viele der rund 15 Teilnehmer sind dabei,
seitdem sich die Gruppe im April 1998 im
Sankt Katharinen-Krankenhaus formiert
hat. Und sie sind mit Freude dabei, es
wird gelacht, gescherzt und manchmal
auch gefeiert. Doch hauptsächlich geht
es in der Selbsthilfegruppe um den Er-
fahrungsaustausch rund um die Beglei-
terkrankungen bei Diabetes: Hoher Blut-
druck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Prob-
leme mit den Augen, den Nerven, den
Gefäßen, den Nieren, der Haut. Diabetes
ist heimtückisch und zeigt sich bei jedem
anders. Was gestern gut war, kann mor-
gen schon ganz anders sein. Einer hat
nur wenige Begleit-Beschwerden, der
andere kämpft an mehreren Fronten
gleichzeitig. „Der Erfahrungsaustausch
von Betroffenen ist sehr inhaltsvoll, kein
Arzt kann so gut über unsere Krankheit
Bescheid wissen, wie wir als Betroffe-
ne!“ erklärt eine Teilnehmerin. Dennoch
sind gelegentlich Fachärzte geladen, die
man detailliert befragen kann. Diabeto-
loge Dr. med. Gerhard Sell hat dieser
Gruppe nicht nur zum Raum im Sankt
Katharinen-Krankenhaus verholfen, er
ist auch gern gesehener Gast. Sein Fach-
wissen, sein Blick auf unterschiedliche
Patienten-Beschwerden im Rahmen ei-
nes Krankenhausalltags, seine Erfah-
rung wird dankbar angenommen.
Profis im Austausch
Darüber hinaus ist die Motivation zur re-
gelmäßigen Teilnahme an der Gruppen-
sitzung so vielfältig wie die
Themen und Fragen, die be-
wegt werden. Welche Maß-
nahmen werden (noch) von
den Krankenkassen übernommen, wie
oft darf man Stechlanzetten oder Pen-
Nadeln benutzen, wo gibt es Medika-
mente und Hilfsmittel wie Teststreifen,
Lanzetten, Pen-Nadeln preisgünstiger?
Kauft man größere Mengen mit Dauerre-
zept günstiger im Diabetes-Fachhandel,
welche Vorteile bieten Versandapothe-
ken? Hier sind Diabetes-Profis mit eige-
nem Fachjargon unter sich, die sich aus-
tauschen und verstehen in ihren Nöten.
Wer hier eine Lotion gegen Hautjucken
empfiehlt, hat das am eigenen Körper
getestet, wer Fragen stellt, bekommt
gleich mehrere qualifizierte Antworten.
„Ich bin jetzt seit zwei Jahren dabei. So
viele Infos, wie ich hier erhalten habe,
finde ich in keinem Fachbuch.“ unter-
streicht ein Gruppenmitglied den Nutzen
der Selbsthilfegruppe. „Wir lernen hier
aus den Erfahrungen anderer. Und nie-
mals hätte ich von der kostenlosen Um-
tauschaktion eines Herstellers von Blut-
zuckermessgeräten erfahren“ – ein ganz
praktischer Tipp, der 150 Euro wert war.
Kein Zucker schlecken
Ernährung ist immer wieder ein großes
Thema, denn Übergewicht ist ein echtes
Handykap bei Diabetes! Der Austausch
entlarvt, dass teure Diabetiker-Produkte
nur den Herstellern dienen. Sie schme-
cken oft künstlich, zu süß und zu pappig.
Hier weiß man längst, dass jeder auf
strikte Diätpläne und Mehrausgaben ver-
zichten kann, der sich vernünftig und aus-
gewogen ernährt. Sogar Schokolade und
Rotwein ist erlaubt, natürlich in Maßen,
denn es gilt schon, Zucker einzusparen.
Spätestens die nächste individuelle Mes-
sung zeigt an, was geht und was nicht.
Und das Messergebnis ist nicht immer
logisch, oft anders als gestern und bei je-
dem Diabetiker verschieden. Dennoch er-
übrigt sich die Frage nach dem „besten
Zucker“. 12 Gramm sind 12 Gramm, auch
wenn es Fruchtzucker, Sirup oder Honig ist.
Engagiert trotz Krankheit
Gruppenleiterin Regina Bußweiler ist
selbst seit 43 Jahren von Diabetes Typ 1
betroffen. Im Hauptberuf ist sie diabeti-
sche Schulungsschwester im Klinikum
Höchst, im Ehrenamt ist sie für den Dia-
betikerbund tätig und ganz nah dran an
allem, was Diabetiker wissen sollten.
Heute geht es um die Ankündigung, dass
„inhalierbares Insulin“, auf den Markt
kommen soll, das für ein Jahr von den
Kassen bezahlt wird. Eine Referentin da-
zu ist für den 28. Juni in die Gruppe ein-
geladen. Regina Bußweiler informiert
über Veranstaltungen des Deutschen
Diabetiker Bundes, Frankfurt und verteilt
Adresslisten von Podologen. Das sind
medizinische Fußpfleger mit einem 2-
jährigen Studium, die auf Rezept eines
Diabetologen fachkundige Diabetiker-
Diabetiker-Selbsthilfegruppe im Sankt Katharinen-Krankenhaus
Lebensfroh trotz Diabetes
Einblick
10
Sie ist eine außergewöhnliche Frau, 103
Jahre alt, geistig topfit und körperlich
äußerst mobil. Ihre Kinder, selbst schon
im Rentenalter, wohnen zwar im selben
Haus, doch Johanna Loges führt ihren
eigenen kleinen Haushalt, versorgt sich
selbst, trifft ihre Entscheidungen, löst
noch immer Kreuzworträtsel und freut
sich an ihren Enkeln. Bis zu dem Tag, als
sie über den Teppich stolpert und sich ei-
nen Oberschenkelhalsbruch zuzieht. Am
Vormittag kommt sie in die Notfallauf-
nahme des Sankt Katharinen-Kranken-
hauses. Da sie ohne Frühstück
noch nüchtern ist und keine Ri-
sikofaktoren entgegenstehen,
kann schon am Nachmittag
operiert werden. Zusammen mit
ihrer Tochter und ihrem
Schwiegersohn entscheidet sie
sich für ein neues Hüftgelenk.
Auf jeden Fall will sie ihre gewohnte Mo-
bilität behalten und weiterhin zuhause
leben. Prof. Dr. med. Ulrich Finke wählt
die bewegliche Duokopf-Prothese und
implantiert den Teil der Prothese, die den
Kugelkopf trägt, in
den Oberschenkel.
Das Gegenstück,
die Pfanne, kann
bleiben. Die Opera-
tion unter Vollnarko-
se hat Johanna Lo-
ges in weniger als
einer Stunde überstanden, sie ist froh
über ihre Entscheidung und fühlt sich
den Umständen entsprechend gut. Nach
nur acht Tagen wird sie in die geriatri-
sche Abteilung verlegt.
Neues Hüftgelenk in hohem Alter
Mobil sein heißt selbstständig sein
Patienten
Fußpflege leisten und direkt mit den Kas-
sen abrechnen können. Zur Vorbeugung
von Diabetes-Folgeerkrankungen hilft ein
„blauer“ Gesundheitspass Diabetes der
Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)
durch den Terminplan-Dschungel not-
wendiger Vorsorgeuntersuchungen. Und
auch Protest ist angesagt: mit einer Un-
terschriftenaktion soll gegen die drohen-
den gesundheitspolitischen Einschrän-
kungen vorgegangen werden. Der DDB
will mit dieser Gemeinschafts-Offensive
um die Lebensqualität der Betroffenen
und Therapiefreiheit der Ärzte kämpfen.
Hilfreiche Fragen
Auch die Frage nach der Unterschei-
dung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 wer-
den in der Gruppe bewegt. Während Typ
1 als virusbedingte Autoimmunerkran-
kung gilt, wird Diabetes Typ 2 häufig ver-
erbt, als Folge falscher Lebensweise an-
gesehen und als „Wohlstands-Krankheit“
oder „Altersdiabetes“ häufig verharmlost.
Doch diese Klassifizierung spielt bei den
Gruppenmitgliedern keine Rolle, eher ob
einer „noch“ mit Tabletten auskommt oder
„schon“ spritzen muss. Diejenigen, die
Tabletten schlucken, sind in den Augen
der anderen gar keine „richtigen Diabe-
tiker“ – dabei kommt eine Teilnehmerin
mit zweifelfreier Diagnose schon seit 18
Jahren mit Tabletten aus. „Kann Diabe-
tes auch durch Schock ausgelöst wer-
den?“ fragt ein Teilnehmer in Sorge um
seine kürzlich erkrankte Nichte. Durch-
aus, denn die Adrenalinausschüttung bei
Stress treibt auch die Zuckerwerte nach
oben! Wieder etwas dazu gelernt!
Gemeinsamkeit stärkt
Weil Ostern vor der Tür steht gibt es zum
Abschluss für jeden ein Schoko-Hä-
schen - ohne den Aufdruck „für Diabeti-
ker geeignet“. Genuss soll Genuss blei-
ben! Seitdem Diabetologe Dr. med. Ger-
hard Sell, Oberarzt im Sankt Katharinen-
Krankenhaus und Kursleiterin Regina
Bußweiler auf dem Frankfurter Diabeti-
kertag 1998 ins Gespräch kamen, gibt es
hier im Osten der Stadt Raum und Zeit für
Hilfe zur Selbsthilfe, in der jeder Teilneh-
mer wissbegieriger Schüler und erfahre-
ner Lehrer zugleich ist. Und Mitglied in
einer illustren Runde von Gleichgesinn-
ten, die sich von ihrer Krankheit weiß
Gott nicht unterkriegen lassen.
Offene Fragen?
Auch neue Teilnehmer sind willkommen,
es kostet nichts, außer Zeit: 15.30 bis
17 Uhr, z.B. am 28. Juni 2006 (Referentin
zum Thema „inhalierbares Insulin“), am
27. Sept, 25. Okt, 29. Nov, 13. Dez 2006
Weitere Informationen: Oberarzt Dr.
med. Gerhard Sell, Tel. 069-4603-1233,
Kursleiterin Regina Bußweiler, Tel. 069-
31062141 oder beim DDB im Internet un-
ter www.diabetikerbund.de, der Deut-
sche Diabetikertag 2006 findet am 23.9. in
der Stadthalle Kassel statt.
...Verantwortung für Menschen
11
Zunächst hat sie Pech: ein Brechdurch-
fall schwächt sie, die Stimmung ist im
Keller. Doch die ganzheitliche geriatri-
sche Behandlung bringt sie wieder gut
„auf die Beine.“ Zudem fördern Ergo-
und Physiotherapie die Motorik, die Mo-
bilität und den Muskelaufbau. Sie hat
keinerlei Schmerzen, ist zuversichtlich,
kann begleitet an den häuslichen Veran-
staltungen teilnehmen und mit Gehhilfe
auch selbstständig gehen. Dennoch
kann sie nach den vier Wochen in der
Geriatrie nicht wieder „auf eigenen Bei-
nen stehen“, wie sie das als Witwe mit
Kind und eigenem Geschäft seit jeher
gewohnt war. Und in den letzten 24 Jah-
ren, die sie „als glücklicher Mensch“
(Zitat) in ihrer Wohnung verbracht hat,
wo sie jetzt so gerne hin zurückkehren
würde. Sie sieht alles differenziert und
klar und weiß, dass sie heute unendlich
deprimiert ist. Ihre Wohnung soll aufge-
löst werden, stattdessen soll sie ein Ein-
zelzimmer in einem Altenpflegeheim be-
wohnen. Ab morgen schon. Das bricht
ihr das Herz. Sie fühlt sich rundum ge-
sund, nur eben noch ein bisschen
wackelig auf den Beinen. Genau das ver-
hindert ihre Rückkehr, die neue Situation
macht ihr Angst, ihr Lebensmut geht da-
hin. Ihr behandelnder Arzt Christian
Schicktanz: „Frau Loges ist ein gutes
Beispiel dafür, dass man bei Operations-
und Behandlungsentscheidungen nicht
auf das Alter, sondern auf den Men-
schen sehen muss. Sie ist medizinisch
gesehen gesund, geistig außergewöhn-
lich differenziert. Sie wird ihr trautes
Heim vermissen – einen alten Baum
kann man nicht verpflanzen.“ Doch ein
zweites Sturzrisiko will keiner tragen.
Als Prof. Dr. Ulrich Finke seine Patientin
wenige Wochen später im Altenpflege-
heim besucht, sieht die Welt schon wie-
der anders aus. Johanna Loges hat sich
gut in die neue Situation eingelebt:
„Man muss das Leben nehmen, wie es
kommt – und dann das Beste daraus ma-
chen“ verrät sie. Sie freut sich, sieht
blendend aus und betont, wie zufrieden
sie mit der Operationsentscheidung ist:
alles ist gut verheilt, sie hat keine
Schmerzen. Zwar immer noch „wacke-
lig“ auf den Beinen, benutzt sie lieber die
Gehhilfe, erkundigt sich beim Professor
aber, ob sie weiterhin fleißig üben soll.
„Worauf soll ich warten, ich freue mich
über jeden Tag, an dem ich die Augen auf
mache“ bestätigt sie ihren wieder gefun-
denen Lebensmut und die Tochter, die
gerade zu Besuch ist, ergänzt „Wir ha-
ben Glück im Unglück gehabt – in jeder
Hinsicht“. Im Juli feiert sie ihren 104. Ge-
burtstag. Nach ihrem Geheimrezept be-
fragt, wie man so alt werden und dabei
so fit bleiben kann, antwortet sie be-
scheiden: „Ich habe ganz normal gelebt
– alles in Maßen.“
Es ist Montag-
morgen, 8 Uhr im
Konferenzraum.
Um den Tisch ha-
ben sich ein Dut-
zend Menschen
versammelt, die
sich nie zuvor gesehen haben. Vor jedem
Platz liegt eine Mappe, im Zentrum des
Tisches stapeln sich Tassen und Gläser,
Gebäck und Getränke stehen bereit. Er-
wartungsfroh schaut jeder in die Runde.
Das also ist der Beginn des ersten Ar-
beitstages im Sankt Katharinen-Kran-
kenhaus. Qualitätsbeauftragte Dr. Ilse
Franz-Mancuso begrüßt die neuen Mit-
arbeiter, stellt sich, das Haus mit rund
350 Betten, über 650 Mitarbeitern und
die Fachabteilungen mit ihren Beson-
derheiten kurz vor. Jetzt geht die Kurz-
Vorstellung in die Runde: für sechs Pfle-
gekräfte und einen Oberarzt ist heute
Neubeginn.
Gebündeltes Wissen
Fortbildungsbeauftragte Petra Klee, die
diese monatlichen Start-Treffen organi-
siert, informiert über den Orden der Katha-
rinenschwestern mit seiner Gründerin
Regina Protmann und verweist auf die
Heilige Katharina, Schutzpatronin und
Namensgeberin des Krankenhauses.
Weitere Themen sind das Trägerleitbild
und das gemeinsam entwickelte Kran-
kenhausleitbild und ihre Bedeutung für
die tägliche Arbeit. Im hauseigenen Or-
ganigramm kann
sich schon jeder
selbst seinen
neuen Platz su-
chen. Petra Klee
versteht es, den
gebündelten Ein-
führungsstoff in-
Mitarbeiter-Einführung im Sankt Katharinen-Krankenhaus
Starthilfe für die Neuen
Qualitätsmanagement
12
teressant und locker zu vermitteln, die
Atmosphäre löst sich zusehends und in
der Mappe findet sich glücklicherweise
vieles zum Nachlesen. Als nächster
übernimmt Per-
sonalleiter und
Datenschutzbe-
auftragter Ger-
hard Schmidt-
Daubertshäuser,
den die meisten
schon vom Einstellungsgespräch her
kennen. Er erläutert die AVR, ein „Irrgar-
ten“ hochkomplexer Richtlinien für Ar-
beitsverträge in den Einrichtungen des
Deutschen Caritasverbandes. Darüber
hinaus geht er auf Dienstanweisungen
und Regelungen ein, trockener Stoff und
nur dadurch verdaulich, weil er in mund-
gerechten Happen und den meisten viel-
leicht nicht zum allerersten Mal „ser-
viert“ wird.
Hilfreiche Patenschaften
Um den Einstieg am neuen Arbeitsplatz
zu meistern, bekommt jeder Neue einen
Paten aus seinem direkten Arbeitsum-
feld zur Seite gestellt. Ein äußerst wichti-
ges Kapitel ist der Datenschutz. Nur be-
rechtigte Mitarbeiter haben Zugang zu
den automatisierten Daten im PC. Auch
auf mögliche Fallen – raffinierte Fragen
am Telefon - werden die Neuen kritisch
„eingestimmt“.
Nach einer kurzen Kaffeepause spricht
Petra Klee Themen an wie Betriebsarzt,
Arbeitsunfälle, Notruf zur Reanimation
von Notfallpatienten, Medizinprodukte-
gesetz, Richtlinien und Standards. Die
Köpfe rauchen vor lauter Informationen,
doch die Stimmung ist gut. „So eine Ein-
führung gibt es nicht überall, es ist sehr
angenehm, dass man nachfragen kann“
meint eine Teilnehmerin. „Manches ist
inhaltlich bekannt, doch vieles muss neu
gelernt werden, allein schon die Medika-
mentenliste,“ meint ein anderer.
Hausführung und Händedruck
Auf einem Rundgang durchs Haus wird
es anschaulich: Hier also gibt es die
Dienstkleidung, hier die unterirdische
Verbindung zu Cafeteria und Infektions-
station. Freundliche Begrüßung und Ein-
blick in die hausinterne Medikamenten-
versorgung gibt Apotheken-Leiterin Elke
Burgdorf. Im Erdgeschoß werden Emp-
fang, Patientenaufnahme, Bücherei und
die Kapelle besichtigt. Krankenhaus-
Seelsorgerin Schwester M. Bernhilde
spricht über ihr Aufgabengebiet, freut
sich auf gute Kooperation und unter-
streicht, auch für die Mitarbeiter da zu
sein. Ganz oben im 8. Stock werden die
Pflegedienstleitung besucht und traum-
hafte Ausblicke auf die Skyline von Frank-
furt präsentiert. Im 7. Stock findet der
Ärztliche Direktor PD Dr. Fouad Leheta
Zeit für persönliche Worte und einen
herzlich begrüßenden Händedruck. Ein
freundliches „Willkommen und einen
guten Start“ hört man auf allen Etagen.
Inzwischen duzen sich schon einige, wie
das in der Pflege üblich ist. Manches ist
schon viel vertrauter. „So erscheint das
große unbekannte Haus nicht mehr so rie-
sig.“ meint eine junge Krankenschwester.
Brücken schlagen
Auf diese Weise gut informiert und
gelockert geht es zurück in den Konfe-
renzraum, auf dem Weg dahin freundlich
begrüßt von Geschäftsführerin Schwe-
ster Oberin M. Ludgera Stolze – eine
außergewöhnliche Situation, denn nor-
malerweise heißt sie die neuen Mitar-
beiter gleich zu Beginn willkommen. Der
MAV-Vorsitzende Hans-Peter Neukir-
chen hat eine herzerfrischende, humor-
volle Art, der Gruppe den Betriebsrat
vorzustellen, der hier Mitarbeitervertre-
tung heißt: Aufgaben, Zuständigkeitsbe-
reiche und die Möglichkeiten zum Mit-
wirken. Selbst ein erfahrener Profi der
Pflege, sind erste Brücken schnell ge-
baut. Ein Blick auf die Uhr bestätigt: der
angekündigte Zeitrahmen ist schon fast
überzogen. Dabei wird es jetzt mit Dr. Ilse
Franz-Mancuso noch einmal richtig span-
nend. Sie erläutert die EDV mit rund 250
angeschlossenen Rechnern für das Kran-
kenhaus-Informationssystem. Und vor
allem das Qualitätsmanagement. Dass
das Sankt Katharinen-Krankenhaus als
zweites in Frankfurt nach KTQ und Pro-
Cum Cert zertifiziert wurde, ist auch für
jeden neuen Mitarbeiter eine Verpflich-
tung, auf die er sich einlassen muss. Im
November 2008 steht die Rezertifizierung
an, neue Maßnahmenpläne sind umzu-
setzen. Vorgestellt wird auch das Ideen-
management, das für die Umsetzung gut-
er Ideen aus den eigenen Reihen sorgt,
und das Beschwerdemanagement für
Verbesserungsvorschläge seitens der
Patienten. Etwa 200 Rückmeldungen be-
kommt die Qualitätsmanagementbeauf-
tragte pro Quartal. Mehr als 80 % enthal-
ten Lob, rund ein Drittel teils zusätzliche
Anregungen oder auch Kritik. „Wir bitten
unsere Patienten ausdrücklich um ihre
Meinung, wir wollen aus Beschwerden
lernen.“ betont Dr. Franz-Mancuso.
Positives Echo
Am Ende werden die Bögen für eine Be-
wertung der Einführungs-Veranstaltung
verteilt - und wieder eingesammelt, ano-
Unter der Leitung von Chefarzt Dr. Kristi-
an Hahn hat sich in der Geriatrie des
Sankt Katharinen-Krankenhauses ein
neues Ärzte-
Team etabliert.
Seit 1.2.2006 ist
Erhard Omland,
Facharzt für In-
nere Medizin,
neuer geriatri-
scher Oberarzt und Chefarzt-Vertreter.
Die zunehmende Spezialisierung in der
Inneren Medizin und die Altersentwick-
lung in der Bevölkerung motivierten ihn
ebenso zu seinem Spezialgebiet Geria-
trie wie der Wunsch nach einer ganz-
heitlichen, umfassend- medizinischen
Betreuung älterer Menschen. Seine Zu-
satzausbildung für Klinische Geriatrie,
die er bereits in der Asklepios Paulinen
Klinik unter Dr. Wolfgang Knauf begon-
nen hat, wird er im Sommer bei Dr. Kristi-
an Hahn abschließen. Schwerpunkt sei-
nes Verantwortungsbereiches im Sankt
Katharinen-Krankenhaus ist neben der
fachlichen und organisatorischen Füh-
rungsaufgabe die gesamte nicht-invasi-
ve Funktionsdiagnostik wie Echokardio-
grafie, Ultraschall-Gefäßdiagnostik, Lang-
zeit-EKG und Langzeit-Blutdruckmessung,
hier obliegt ihm auch die Weiterbildung
seiner Kollegen. Im Rahmen der wö-
chentlichen Oberarzt-Visite und der ge-
riatrischen Therapie-Besprechungen
betreut er verantwortlich alle Patienten.
...Verantwortung für Menschen
13
nym versteht sich. Dass so ein Ein-
führungstag sehr sinnvoll ist, darüber
sind sich alle einig. Wurde der Einstieg
erleichtert? „Ja, auf jeden Fall“, immerhin
„konnte man erste Kontakte knüpfen“,
„einen ersten Eindruck gewinnen und
die wichtigen Abteilungen kennen ler-
nen“. Die „sehr angenehme, offene At-
mosphäre“ hat ebenso gut gefallen wie
die „Möglichkeit, Fragen zu stellen“. Kri-
tik gab es keine, stattdessen ein „weiter
so – gutes Konzept“! Das „Konzept zur
Einführung“ hat sich seit 1998 zuneh-
mend auf alle neuen Mitarbeiter ausge-
weitet und trägt neben all den anderen
positiven Argumenten zweifellos dazu
bei, „dass sich die neuen Mitarbeiter
wohler fühlen, weil sie am ersten Tag un-
ter Gleichgesinnten sind.“ Inzwischen ist
es 13.30 Uhr. Zur Erledigung ihrer Einstel-
lungsformalitäten werden einige noch im
Personalbüro erwartet. Ansonsten ist für
heute Schluss. Nur Oberarzt Dr. Mathias
Koch ist wenig später mit Diensthandy
und weißem Kittel im
Haus unterwegs, als
wäre er immer schon
hier gewesen.
Helfende Kollegen
Sechs Wochen später
haben sich zum Bei-
spiel Susann Zimmer
und Oliver Nitsche auf
der Interdisziplinären
Intensivstation schon
recht gut „eingelebt“. Mithilfe eines Ein-
arbeitungskataloges, der alles Wissens-
werte über Krankheitsbilder, Pflegetech-
niken, medizinische Geräte und vieles
mehr vermittelt, konnten sie Stück für
Stück in die Materie und die kranken-
hausspezifischen Vorgaben eindringen –
übrigens unabhängig voneinander, denn
zusammen hatten sie noch nie Dienst.
Doch die Kollegen standen mit Rat und
Tat zur Seite. „Eigentlich sind wir noch
mittendrin“ meint Susann Zimmer, die bis
hierhin schon viel Neues gelernt hat. Auf
die Frage, was ihnen in den ersten Wo-
chen am besten gefallen hat, sind sie
sich einig: „Es ist die offene Art der Kol-
legen – wie sie auf einen zugehen und
unterstützen und selbst bei größter Ar-
beitsbelastung ein offenes Ohr haben.“
Weitere Informationen zur Einführung
und Innerbetrieblichen Fortbildung:
Petra Klee, Tel. 069-4603-1048
Die Neuen beim Orientierungsgang durchs Haus von links: Oberarzt Dr. MathiasKoch, Pflegekräfte Susann Zimmer, Oliver Nitsche, Stefanie Falck, Karin Schmidt-Völkner, Beata Lamla, Julika Fuchs angeführt von Petra Klee
Neues Ärzte-Team in der Geriatrie
Schnittstelle zwischen stationärer undambulanter Betreuung
Geriatrie
Als Medizinprodukte-Beauftragter ist er
für die Qualitätssicherung verantwort-
lich. Sein größter Wunsch war von jeher
das möglichst enge Zusammenwirken
mit dem Patienten. „Den ganzen Men-
schen zu sehen, körperlich, seelisch und
im Sozialen“ ist sein idealistisches Anlie-
gen, das ihn über einen großen Umweg
vom Maschinenschlosser über Medizin-
studium und Chirurgie bis zur Inneren
Medizin und schließlich in die Geriatrie
geführt hat. So ist auch sein Engagement
für die altersspezifische Diabetologie zu
verstehen und seine Zusatzausbildung
zum verkehrsmedizinischen Gutachter.
Zur Frage des Autofahrens im hohen Al-
ter will er hier aufklärend wirken, mögli-
che Einschränkungen komplexer Krank-
heitsbilder im Alter aufzeigen und klare
Empfehlungen abgegeben, die betroffe-
ne Menschen ermutigen oder auch
schützen sollen.
Am 1.11.2005 hat
Assistenzarzt
Christian
Schicktanz,
Facharzt für All-
gemeinmedizin,
seine Arbeit als
Stationsarzt im Sankt Katharinen-Kran-
kenhaus aufgenommen. Hochmotiviert
wird er hier zudem seine Internistische
Facharztausbildung und seine Zusatz-
ausbildung für klinische Geriatrie absol-
vieren. Er schätzt diese noch relativ jun-
ge Disziplin aufgrund ihrer dynamischen
Entwicklung und der großen Zahl an ge-
riatrischen Patienten, die die Demosko-
pie voraussagt. Christian Schicktanz lei-
tet die Station A 2 und betreut hier medi-
zinisch alle Patienten von der Aufnahme
bis zur Entlassung. Dazu gehören ausführ-
liche Erstgespräche, Untersuchungen,
Diagnosen, Therapiefestlegungen unter
Einbeziehung der geriatrischen Thera-
peuten und selbstverständlich der Kon-
takt zu den Angehörigen. Sein großes In-
teresse gilt zudem der Diabetologie. Er
betreut im Sankt Katharinen-Kranken-
haus eine bundesweit durchgeführte PEG-
Multicenterstudie, die den Nährstoffbe-
darf ernährungsgestörter Menschen in
der Geriatrie ermittelt. Schlaganfälle,
Operationen, schwere Erkrankungen
oder Demenz gehen oft mit Schluckstö-
rungen einher, die dazu führen, dass die
Patienten über natürliche Nahrungsauf-
nahme nicht mehr ausreichend versorgt
sind und zusätzliche Sondenernährung
benötigen. Bislang gibt es keine Studie,
die hier eindeutige und aussagekräftige
Fakten liefert. Christian Schicktanz ist
zudem im Ärztlichen Notdienst der Stadt
Frankfurt noch im Einsatz, aus dieser
Erhard Omland, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzbezeichnung Klinische Geriatrie1968-1971 Ausbildung als Maschinenschlosser1975 Abitur über 2. Bildungsweg1975-1976 Bundeswehr1976-1977 tätig als Maschinenschlosser1977-1984 Medizinstudium an der Universität in
Frankfurt1985-2005 Assistenzarzt in der Asklepios Paulinen
Klinik, Wiesbaden 1985-1989 Weiterbildung Chirurgie1989-2002 Weiterbildung Innere Medizin 2002 Facharzt für Innere Medizin 2002-2004 Funktionsoberarzt Gastroenterologie2004-2006 Funktionsoberarzt der Tagesklinik Geria-
trie, Aufbau der Diabetischen Schulung fürgeriatrische Patienten in der Tagesklinik
seit 2/2006 Oberarzt der Geriatrie im Sankt Kathari-nen-Krankenhaus, Vertreter des Chef-arztes Dr. Kristian Hahn
Erhard Omland verbringt seine Freizeit gerne mit sei-nem Sohn und den 14-jährigen Zwillingsmädchen. Zu-sammen reist die Familie bevorzugt ans Meer oderzum Wandern in die Berge.
Ina Buchholz, Assistenzärztin1985 Abitur in Russland1985-1991 Medizinstudium an der Universität Vla-
diwostok1993-1996 Ankunft in Deutschland, Erlernen der
Sprache, Geburt und Betreuung derTochter
1996-1997 Fortsetzung des Medizinstudiums an derUniversität in Frankfurt
1997 Deutsches Staatexamen1997-1998 AIP im Sankt Katharinen-Krankenhaus1998-2000 Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheimseit 2000 Stationsärztin in der Geriatrie des Sankt
Katharinen-Krankenhauses (Teilzeit)Ina Buchholz verbringt ihre Freizeit gerne mit ihrer13-jährigen Tochter. Ihr Hobby ist Tanzsport, sämtli-che Standardtänze legt sie im Verein gekonnt aufsParkett. Kraft für alles holt sie sich beim Lesen.
Christian Schicktanz, Facharzt für Allgemeinmedizin1989 Abitur in Leonberg1989-1990 Bundeswehr (Sanitätsbereich)1990-1997 Medizinstudium an der Universität in
Frankfurt 1998-2005 Weiterbildung Allgemeinmedizin +
Innere Medizin im Hospital zum HeiligenGeist Ffm (Innere Medizin), Mühlberg-Krankenhaus Ffm (Chirurgie), Bürger-hospital Friedberg (Innere Medizin), Pra-xis Dr. Oldenburg, incl. ein Jahr Eltern-zeit und Ärztlicher Notdienst
Nov. 2005 Facharzt für Allgemeinmedizinseit 11/2005 Stationsarzt in der Geriatrie des Sankt
Katharinen-Krankenhauses, Facharztaus-bildung für Innere Medizin und Erwerb derZusatzbezeichnung „Klinische Geriatrie“bei Chefarzt Dr. med. Kristian Hahn
Christian Schicktanz verbringt die Freizeit gerne mitseinem 7-jährigen Sohn, mit Laufen und Skifahrenhält er sich fit für seinen vollen Berufsalltag.
Dr. Isa Drews, Assistenzärztin1981 Abitur in Dreieich1981-1988 Studium Sportwissenschaften (Sport-
medizin + Psychologie) an der Univer-sität in Frankfurt, Abschluss Magister
1988-1995 Medizinstudium an der Universität inFrankfurt, parallel dazu VHS Übungslei-terin „Gymnastik mit älteren Menschen“
1998 Promotion in der Kardiologischen Abtei-lung der Uniklinik Frankfurt
1995-2005 Klinikum Höchst (Chirurgie), AIP, BeginnAusbildung zur Fachärztin für Allge-meinmedizin, dazwischen Erziehungsur-laub für die 1997 + 2002 geborenen Kinder
seit 11/2005 Stationsärztin in der Geriatrie des SanktKatharinen-Krankenhauses (Teilzeit)
Dr. Isa Drews ist Reitsportlerin und fährt gerne Ski,doch ihr wichtigstes „Hobby“ sind ihre beidenTöchter und ihr Garten. Darüber hinaus ist sie sehrkulturinteressiert, liest viel und gerne.
14
Er steigt tief hinein in Landschaften, Ge-
genstände, Szenen, Gesichter. Was er
mit Acrylfarbe auf Leinwand bringt ist
ganz genau beobachtet, manchmal tupft
er den Pinsel sogar punktgenau in die
Wunde. Bei Umweltsünden zum Beispiel,
bei Charakterportraits oder „Szenen einer
Ehe“, in der die Körpersprache Bände
spricht. Die Vernissage der Bilder von
Harald Schlunke „Landschaft und Mensch“
öffnet den Blick auf viel mehr als nur
Landschaften, Menschen, Gegenständli-
ches. Harald Schlunke nimmt den Be-
trachter mit beim genauen Hinsehen, er
schärft die Augen für das Wesentliche,
für Besonderes, für Details, in denen
sich die liebevolle oder bisweilen auch
kritische Wahrnehmung des Künstlers
spiegelt. „Für ihn wird das Malen der er-
lebten Landschaft eine Kunst, die über
das optische Sehen hinaus greift und
den Gehalt, die Eigenschaft der Dinge er-
reichen will“ unterstreicht auch die
Künstlerin Brigitte Zander in ihrer Ein-
führungsrede, die wie immer einfühlsa-
me Brücken zu den Bildern schlägt.
Kunst der Wahrnehmung
Sich selber zwingen, genauer hinzuse-
hen, das war auch einer seiner Beweg-
gründe, mit dem Malen zu beginnen. Zu-
erst waren es Zeichnungen, später Öl-
gemälde, heute malt er in Acryl, weil er
seinem Temperament entsprechend „ein
begonnenes Bild zügig zu Ende bringen
will.“ Mit Acryl kann er übermalen, ohne
Trocknungsprozesse abzuwarten, also
gleich festhalten, was er heute sieht und
dabei empfindet. Harald Schlunke ent-
deckt seine Motive auf Wanderungen
und Reisen. Die Hunsrücklandschaften
in ihren zarten Farbabstufungen bringt er
beeindruckend sensibel auf die Lein-
wand: Baumreihen, Felder, Alleen, Wäl-
der atmen allesamt Freiheit und Weite.
Sie vermitteln das, was der Künstler
beim Malen in der freien Natur vermut-
lich selbst erlebt: Stille, Ruhe und Frie-
den. Seine Motive sanft hügeliger Land-
schaften findet er in der Eifel und „vor
der Haustür“ im Taunus, wo er seit 30
Jahren lebt. In seinen Bildern „aus dem
Süden“ intensiviert er die Farben und
fängt das besondere Licht ein, das dem
Betrachter bis in die Seele zu strahlen
vermag. Abstrakte Motive wie der gifti-
ge „schräge Vogel“ scheinen expressiv
aus dem Rahmen seiner detailliert beob-
achteten Portraits heraus zu fallen. Oder
(über-)zeichnen sie einfach den wesent-
lichsten Charakterzug, den Harald
Schlunke wahrgenommen hat? Surreali-
stisch und irgendwie doch sehr real ist
seine gesellschaftskritische Huldigung
Vernissage des Künstlers Harald Schlunke am 23.3.2006
Hineinspazieren in die Bilder
Perspektive kennt er das Sankt Kathari-
nen-Krankenhaus schon längere Zeit.
Seit 15.11.2005
leitet Assistenz-
ärztin Dr. Isa
Drews (links) die
Station A 3 zu-
sammen mit As-
sistenzärztin Ina Buchholz (rechts), die
schon viele Jahre im Ärztlichen Team
von Chefarzt Dr. Kristian Hahn tätig ist.
Beide Ärztinnen teilen sich diese Stelle
und den gesamten Aufgabenbereich.
Dabei geht es vor allem um die rehabili-
tierende Betreuung der Patienten, den
Kontakt zu den Angehörigen und die
über allem ste-
hende Frage, wie
es nach der Ent-
lassung weiter
geht. Dr. Isa
Drews setzt hier
ihre Facharzt-
ausbildung zur Allgemeinmedizinerin
fort, durch ihr sportmedizinisches und
psychologisches Wissen hat sie einen
sehr guten Zugang zu den vielseitigen
Therapiemaßnahmen in der Geriatrie.
Ina Buchholz betreut zu ihrer Arbeit die
Medizinstudenten der Universität Frank-
furt, die im Rahmen ihrer Ausbildung in die
Geriatrie „reinschnuppern“ und sogar bei
der großen Visite dabei sind. An ihrer Ar-
beit in der Geriatrie schätzt sie vor allem,
dass sie die Patienten wirklich ganzheitlich
betreuen kann. „Die Komplexität der Er-
krankungen, die Hintergründe, den Kontakt
mit den Angehörigen, das sind Möglichkei-
ten der Behandlung, die man sonst nicht
hat“ betont sie und lobt dabei auch das be-
sonders schöne Arbeitsklima im engen Zu-
sammenwirken des geriatrischen Teams.
...Verantwortung für Menschen
15
Freundeskreis
16
an den Materialismus: das Luxusauto an-
stelle von Göttern und Helden? Wenn-
gleich als Still-Leben angelegt, erzählt
„eine Handvoll Äpfel“ von einem langen,
arbeitsreichen Leben. So findet man bei
Harald Schlunke ganz und gar unter-
schiedliche Bilder, mit seinen Motiven
legt er sich nicht fest. Doch viele er-
zählen Geschichten, wie die vom unüber-
brückbaren Widerspruch faszinierender
Architektur und wohltuender Natur-Idyl-
le. Titel wie „Schöne Landschaftsverpe-
stung“ oder „Bausünden im Taunus“ ver-
letzten durchaus das Auge des Betracht-
ers. Die „Poesie der Ruhe“, die aus den
meisten seiner Bilder strömt, verwandelt
sich in Protest und Empörung, Disharmo-
nie und Missempfinden.
Kunst der Lebenserfüllung
Harald Schlunke ist mitten drin in einem
aktiven Leben als Ingenieur und Manager,
als er 1992 anfängt zu malen. Er nimmt re-
gelmäßig teil an Kursen unterschiedlich-
ster Künstler. Seit seiner Pensionierung
2003 beschäftigt er sich ausschließlich mit
Bildhauerei, Plastizieren, Radieren, Zeich-
nen, Fotografieren aber vor allem mit dem
Malen. Er ist Mitglied in der Ateliergemein-
schaft Römerberg, einer von Prof. Thomas
Duttenhöfer gegründeten Künstlergemein-
schaft. Hier trifft man sich zum kreativen
Tun, tauscht sich aus, regt sich künstle-
risch an durch unterschiedliche Sicht- und
Malweisen. In Rostock, Mainz, Wiesba-
den, Frankfurt und sogar im Rathaus von
St. Jean de Fos, Frankreich finden seine
Bilder seit 2003 in Einzel- und Gruppenaus-
stellungen ihren Weg zum Betrachter.
Die gut besuchte Vernissage, die vom
Freundeskreis-Vorsitzenden Rechtsan-
walt Gottfried Milde eröffnet wurde, stößt
auch hier in Bornheim Türen auf zu einer
anderen, neuen Wahrnehmung dessen,
was der flüchtige Alltags-Blick schlicht
übersieht. Die Bilder im Foyer des Sankt
Katharinen-Krankenhauses können noch
bis zum 26.Juni 2006 betrachtet und auch
erworben werden (zwischen € 250 und €
600). Danach werden in der „Sommerga-
lerie“ Kunstwerke verschiedener Künstler
ausgestellt, gekonnt ausgewählt von Ga-
lerie-Manager und Künstler Andreas Ko-
ridass. Patienten, Freunde, Nachbarn und
Mitarbeiter sind herzlich willkommen.
Wer Fragen zur Freundeskreis Mitglied-
schaft hat, bekommt bei Vorstandsmit-
glied Marianne Behrend-Backhus, Tel.-
Nr. 069-4603-1846, umfassende Aus-
künfte. Der Freundeskreis freut sich
über jedes neue Mitglied, auch und be-
sonders aus dem Kreis der Mitarbeiter.
„Chansons und Lieder zum Frühling“, so der
Titel des 10. Patientenabends im Sankt Ka-
tharinen-Krankenhaus, zu dem die Katholi-
sche Krankenhaushilfe am 3. Mai geladen
hatte. Den Zeitpunkt hätte man nicht besser
treffen können, denn ausgewählte Musik
und aufblühende Natur hatten sich zu ei-
nem zauberhaften Frühlingsabend verabre-
det mit dem festen Vorsatz, die Herzen der
Menschen zu erreichen. Mit einem Lächeln
in der Stimme sang Uta Runne Melodien
von Schubert,
Brahms, Schönberg,
Hill, Fauré, begleitet
von Pianist Friederich Haller, der zusätzli-
che Akzente setzte. Musisch leicht, tempe-
ramentvoll mitreißend, herzlich, intensiv,
humorvoll, zart – der wandelbare Melodie-
bogen von Uta Runne und ihrer vielseitigen
Stimme nahm alle mit. Bei bekannten Lie-
dern wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe
eingestellt“ oder „Kann denn Liebe Sünde
sein“ mischte sich das Zuhören und
Mitsingen, Titel von „Edith Piaf“ er-
innerten daran, wo die „echten“
Chansons zuhause sind. Gäste wa-
ren vor allem Patienten des Hauses,
auch ehemalige Patienten, An-
gehörige, Freunde und Mitarbeiter
waren gekommen. Der Hörsaal war voll von
unterschiedlichen Menschen, die früher
oder später alle lächelten. Patienten, die
nicht gut zu Fuß waren, waren von den Da-
men der Katholischen Krankenhaushilfe im
Rollstuhl gebracht worden, andere konnten
das Konzert live vom Bett aus erleben - der
modernen Videotechnik sei Dank. Beim
10. Patientenabend der Katholischen Krankenhaushilfe
Überfließende Freude
Katharinenschwestern
Mit diesem Fazit schließt Chefarzt Dr.
med. Klaus Strobel seinen Vortrag
„Darmkrebs- Vorbeugung möglich?“, der
im Rahmen der Märzaktion am 8.3.2006
im Sankt Katharinen-Krankenhaus statt-
fand. Die Erkenntnis, dass Polypen als
Krebsvorstufe im Darm sich über 5 bis 10
Jahre hinweg langsam entwickeln, sollte
die Generation 50 Plus motivieren, sich
frühzeitig für eine Darmspiegelung zu
entscheiden. Dank des Endoskops kön-
nen die zu Darmkrebs heranwachsen-
...Verantwortung für Menschen
17
letzten Titel, dem Wiegenlied von Johannes
Brahms, sangen alle mit: „Guten Abend,
gute Nacht…“, eine fast familiäre Stim-
mung! „Wir wollen mit diesen Abenden den
Patienten vor allem Freude bieten, sie sol-
len für eine Stunde vergessen, dass sie im
Krankenhaus sind“ betonte Organisatorin
Veronika Krah. Sie und ihre „Mitstreiterin-
nen“ der Katholischen Krankenhaushilfe
haben alles bis ins Detail organisiert, den
Raum liebevoll geschmückt und für einen
Imbiss am Ende des Musikabends gesorgt
– ehrenamtlich versteht sich. Ihr Dank war
der anhaltende Applaus und überfließende
Freude. Eine Patientin drückt der Sängerin
dankbar die Hand, andere schwärmen an-
geregt von der „wunderbaren Stimme“,
den herrlichen Liedern. „Vielen Dank für die
Einladung“ verabschiedete sich eine Pati-
entin, „ich hatte nicht erwartet, dass der
Abend auf so hohem Niveau stattfindet.“
Weitere Informationen: Veronika Krah, Tel.
069-459544 oder 069-4603-1047 oder die
Künstler www.utarunne.de
Zum ersten Mal: Aktion Frankfurt gegen Darmkrebs
„Vermeiden statt leiden“
Kurz gemeldet
Der neue Oberarzt Dr. med. Mathias
Koch, Facharzt für Innere Medizin, berei-
chert jetzt als Nachfolger von Dr. med.
Albrecht Römer das Ärzte-Team der Kar-
diologie. Zuvor wirkte er 5 Jahre im Klini-
kum Rüsselsheim. Seit 1. April 2006 ist er
zusammen mit seinem Oberarzt-Kollegen
Dr. med. Klaus Lang für die Internistische
Intensivmedizin und die Patienten von
drei Stationen des Sankt Katharinen-
Krankenhauses verantwortlich. Ultra-
schalluntersuchungen des Herzens und
der Gefäße, Herzschrittmachertherapie
und Therapie internistischer und kardio-
logischer Erkrankungen zählen zu seinen
Aufgaben. Darüber hinaus schlägt sein
Herz für die „Kardiologie auf höchstem
Niveau“, wie sie Prof. Dr. med. Horst Sie-
vert im CardioVasculären Centrum Sankt
Katharinen praktiziert, einer der Gründe,
die ihn zweifellos hierher gezogen ha-
ben. Ständiges Lernen gehört zu seinem
Lebensmotto. Doch ebenso gerne gibt er
eigenes Wissen an junge Kolleginnen
und Kollegen weiter. Er ist entschei-
dungsfreudig und übernimmt gerne Ver-
antwortung, möchte aber die Arbeit im
Krankenhaus immer als Teamarbeit ver-
standen wissen. Dass er sich an Spitzen-
leistungen heranwagt beweist schon
seine Doktorarbeit, für die er die Bestno-
te „magna cum laude“ erhielt.
Sein Medizinstudium absolvierte er von
1989 bis 1995 an der Frankfurter Univer-
sität. Studienaufenthalte im Ausland
führten ihn unter anderem nach Israel
und in die Schweiz. Seine Facharztaus-
bildung erhielt er in Bad Nauheim, Frank-
furt und im Klinikum Rüsselsheim, wo er
auch die Weiterbildung zu seiner Spezia-
lisierung Kardiologie erhielt. Neben der
Kardiologie gilt sein besonderes Interes-
se der Intensivmedizin und der Notfall-
medizin. So blickt er auf eine langjährige
Tätigkeit als Notarzt auf dem Rettungs-
hubschrauber und im Notarztwagen
zurück. Fit hält er sich mit regelmäßigem
Laufen und wenn es die Zeit erlaubt,
macht er sehr gerne Musik.
Neuer Oberarzt der Kardiologie im
Sankt Katharinen-Krankenhaus
Willkommen im Team der Med I
Kurz gemeldet
den Übeltäter nicht nur entdeckt, son-
dern auch gleich entfernt werden, so-
weit ihre „Wurzeln“ noch nicht in umge-
bendes Gewebe eingedrungen sind. Be-
schwerdefreiheit allein ist keine Garan-
tie für einen gesunden Darm, und wer
Angehörige mit Darmkrebs hat, sollte
schon vor dem 50. Lebensjahr - bei erb-
lich bedingtem Darmkrebs erheblich
früher - mit Darmspiegelungen begin-
nen. „Durch frühzeitige und regelmäßige
Vorsorgeuntersuchungen kann die
Sterblichkeitsrate an Dickdarmkrebs
deutlich gesenkt werden“ betont Dr.
med. Klaus Strobel. Schamgefühle oder
Angst vor dem 1,2 cm dicken und 150 cm
langen Koloskop sind überwindbar,
wenn man weiß, was passiert: Eine Mini-
kamera kann bis zum Blinddarm vordrin-
gen und macht das Innere des gereinig-
ten Dickdarms sichtbar. Eventuelle Poly-
pen werden mit einer Schlinge eingefan-
gen und mit Strom abgetragen. Breitba-
sig aufsitzende Polypen werden zuvor
unterspritzt, damit sie besser entfernt
werden können. Insgesamt eine kleine
Prozedur, die sich lohnt, wenn es um die
Vermeidung von Darmkrebs geht. Der
anschauliche Vortrag von Oberärztin Dr.
med. Marianne Belletz macht klar, dass
die therapeutischen Möglichkeiten wie
Polypentfernung, Aufdehnung von Eng-
stellen, Blutstillungsverfahren und Biop-
sien die Koloskopie zur unschlagbaren
Alternative in der frühen Darmkrebs-Er-
kennung und Behandlung macht. Auch
vor Schmerzen braucht man sich nicht
zu fürchten, eine Beruhigungsspritze,
falls nötig eine Kurznarkose, versetzt
den Patienten in einen Tiefschlaf, in dem
er gar nichts spürt. Darmspiegelungen
werden in der Regel ambulant durchge-
führt, nur wenn Komplikationen zu er-
warten sind, ist eine stationäre Kranken-
haus-Behandlung erforderlich. Was der
Entstehung von Darmkrebs entgegen-
wirkt, führt Oberärztin Dr. Marita Boden-
sohn aus: ausgewogene Ernährung,
Normalgewicht, körperliche Aktivität
und der weitestgehende Verzicht auf Ge-
nussmittel. Weiterhin wird empfohlen,
den Konsum vor allem von „rotem“
Fleisch zu reduzieren, ebenso den Fett-
konsum. Pflanzliche Fette sind zu bevor-
zugen. Eine ballaststoffreiche Kost und
5 x am Tag frisches Obst und Gemüse hält
den Darm in Bewegung und gesund. Vor-
gestellt wird auch Ernährungsschwester
Ivett, die für individuelle Ernährungstipps
Rede und Antwort steht.
Trotz Schneeregen und überfüllten
Straßen war die Veranstaltung sehr gut
besucht, eine von mehreren, zu denen
sich acht Frankfurter Kliniken und das
Stadtgesundheitsamt im Rahmen der
Märzaktion bereit erklärt haben. Viele
Fragen des Publikums konnten individuell
beantwortet werden, reichlich Informati-
onsmaterial, Bilder und Videos sorgten
für umfassende Aufklärung. Das ist auch
das Anliegen von Oberbürgermeisterin
Petra Roth, die als Schirmherrin der Akti-
on auch eine Enttabuisierung erreichen
und damit die Überlebenschance bei
Darmkrebs erhöhen will. Mit einem Infor-
mationsstand war auch Hans-Jürgen
Pfitzner vertreten, der sich als Betroffe-
ner für die Selbsthilfegruppe „Familiäre
Polyposis coli“ und „HNPCC-Lynch Syn-
drom“ engagiert. (Weitere Informationen
unter www.familienhilfe-polyposis.de und
www.stomaseite.de)
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Darmkrebs vorbeugen• Gesunde Ernährung• Bewegung• Normalgewicht• Rauchen vermeiden• Vorsorge: jährlich Hämoccult-Test• Darmspiegelung ab 50• bei familiär Betroffenen früher (Leitlinien)
Niemals ignorieren• Blut im Stuhl • Veränderte Stuhlgewohnheiten• Leibschmerzen
Alarmsignale
Ernährungsbeauftragte im Sankt Katharinen-Krankenhaus
Bedarfsdeckende Sonden-Ernährung
Am Verdauungsprozess sind zahlreiche
Organe unseres Körpers in natürlichem,
weisheitsvollen Zusammenspiel beteiligt:
Mund, Zähne, Zunge, Kehlkopf, Spei-
seröhre, Speicheldrüsen, Magen, Galle
und als längster Abschnitt der Darm. Aber
auch die Hände und das Bewusstsein zur
selbstständigen und adäquaten Nahrungs-
aufnahme gehören dazu. Was wir essen,
wird erst durch diesen Ernährungs-Pro-
Kurz gemeldet
• Gewichtsabnahme
• akute Darmverstopfung• Blutarmut
zess zum Energielieferanten von Körper
und Geist. Wenn nun die Nahrungsauf-
nahme, ein oder mehrere Verdauungsor-
gane stark beeinträchtigt sind, ist eine
bedarfsdeckende Nahrungszufuhr nicht
möglich. Das kann bei Patienten mit chro-
nisch entzündlichen Darmerkrankungen,
nach Darmkrebs-Operationen sein oder bei
neurologischen Patienten mit Schluckstö-
rungen oder Intensivpatienten. Hier muss
die Nahrungszufuhr über die Sondenkost
erfolgen, die Energielieferanten wie Koh-
lenhydrate, Fette, Eiweiße sowie Mineral-
stoffe und Vitamine enthält. Die Zusam-
mensetzung wird dabei individuell auf den
Bedarf des Patienten und auf seine Er-
krankung abgestimmt. Das Ziel dieser Er-
nährungstherapie ist, den Körper mit allem,
was er braucht, zu versorgen und dabei
die Verdauungsfunktion des Darmes wei-
testgehend aufrecht zu erhalten. Die ente-
rale Ernährung über eine Sonde durch die
Bauchdecke in den Magen (PEG = perku-
tane endoskopische Gastrostomie) oder
die Nase (Transnasale Magensonde) hält
im Gegensatz zur künstlichen Ernährung
über die Vene die natürliche Darmfunktion
aktiv und erleichtert die spätere Rückkehr
zur Normalkost. Alles in allem ein Spezial-
gebiet, für das im Sankt Katharinen-
Krankenhaus seit Oktober 2005 Ernäh-
rungsschwester Ivett Palotai zuständig
ist. Die Krankenschwester absolvierte
2003 ihr Examen an der Regina-Prot-
mann-Schule, war 6 Monate in der
Urologie und seitdem in der Endosko-
pie tätig. Als über das „schwarze
Brett“ eine „Beauftragte für enterale
Ernährung“ gesucht wurde, bewarb
sie sich ihrem Interesse folgend, absol-
vierte eine Fortbildung bei Fresenius-
Kabi, hospitierte im Klinikum Darmstadt
und im Nordwestkrankenhaus. Inzwi-
schen berät sie in enger Zusammenar-
beit mit Ernährungsmedizinerin Dr. med.
Susanne Schröder betroffene Patienten,
Angehörige und das Stationspersonal mit
dem Ziel, den Ernährungszustand der Be-
troffenen zu optimieren. Mangelernäh-
rung führt aber auch bei alten Menschen
zu schweren gesundheitlichen Beein-
trächtigungen. Daher ist dieses Thema
auch Schwerpunkt der Behandlung in der
Geriatrie. Unter den Chefärzten Dr. med.
Kristian Hahn (Geriatrie) und Dr. med.
Klaus Strobel (Innere Medizin II) wird der-
zeit ein Ernährungsteam aufgebaut, zu
dem die Ernährungsschwester, die schon
erwähnte Ernährungsmedizinerin nach
DGEM, eine Diätassistentin, eine Logopä-
din, sowie Mitarbeiter/innen der Küche
und der Apotheke gehören – für eine all-
umfassende, ganzheitliche Ernährungs-
beratung bei krankheitsbedingten Ernäh-
rungsstörungen.
...Verantwortung für Menschen
19
Antwort
An das
Sankt Katharinen-KrankenhausSeckbacher Landstr. 65
60389 Frankfurt/Main
!
Frei-machen,
falls Briefmarkezur Hand
„Was kann der Schwamm in der Wunde?“
Modernes Vakuum-Verfahren lässt Wundenschneller heilenNoch ist es keine anerkannte Therapie,
noch zahlen es die Kassen nicht. Aber
die Ärzte, die damit arbeiten, sind über-
zeugt und schließen sich dem Konsens
deutscher und österreichischer Wund-
gesellschaften an: „Auf Grund der nach-
gewiesenen günstigen Wirkung auf die
Kurz gemeldet
Wundheilung, muss die V.A.C.-Therapie
als fester Bestandteil heutiger Wundhei-
lungskonzepte gesehen werden.“ Von
großer Bedeutung ist dies vor allem bei
schlecht heilenden Wunden, wie sie bei
Druckgeschwüren, beim diabetischen
Fuß, in der Wiederherstellungschirurgie,
bei orthopädischen Problemwunden,
aber auch bei Rauchern und Alkoholi-
kern vorkommen. „Immer mehr Einsatz-
gebiete und Indikationen werden von
Anwendern beschrieben“, heißt es in
der Einladung von Prof. Dr. med. Ulrich
Finke und der KCI Medizinprodukte
GmbH zu einer fachärztlichen Weiterbil-
dung am 16.3.2006 im Saalbau Gutleut.
Die hier dozierenden Fachärzte aus
Frankfurt und Bad Nauheim haben mit
dieser Vakuum-Therapie beste Erfahrun-
gen in unterschiedlichen Anwendungs-
gebieten gesammelt, die sie ihren Kolle-
gen anhand praktischer Beispiele bele-
gen. Der Erfolg der modernen Wundhei-
lungs-Methode klingt simpel: Man legt
einen großporigen Schwamm in die
Wunde, mit dem die Wunde zunächst ge-
säubert und von totem Gewebe befreit
wird. Dann wird dieser Schwamm auf
der Wunde mit einer Folie bedeckt und
die Luft durch Unterdruck entzogen.
Über einen Schlauch kann die Wundflüs-
sigkeit aus der aus der dadurch „vaku-
umverpackten Wunde“ entweichen,
alles in allem ein Vorgehen, das den
Wundheilungsprozess um ein Vielfaches
beschleunigt. Im Sankt Katharinen-
Krankenhaus wird diese Methode schon
seit längerer Zeit praktiziert, sie dient
auch zur Schmerzlinderung.
20
Bleiben Sie „Am Puls“ !Liebe Patienten, liebe Freunde
Wollen Sie Mitglied werden im Freundeskreis des Sankt Katharinen-Krankenhauses und/oder „Am Puls“regelmäßig lesen? Dann senden Sie uns bitte diese Postkarte zurück!
JA, ich möchte Mitglied werden im Freundeskreis des Sankt Katharinen-Krankenhauses, „Am Puls“regelmäßig lesen und zu allen Veranstaltungen eingeladen werden!
NEIN, ich möchte kein Freundeskreis-Mitglied werden, aber gerne regelmäßig „Am Puls“ zugeschickt bekommen.*
AUSSERDEM, interessiere ich mich für Ihre Patientenbroschürefür das stationäre Hospiz Sankt Katharina
* wer schon Am Puls-Leser ist und sein individuelles Exemplar bereits per Post erhält, muß hier natürlich kein Kreuz machen!
Name ..........................................................................................................................................................................
Straße .........................................................................................................................................................................
PLZ, Ort ........................................................................................................Telefon .................................................
Impressum
Herausgeber: Sankt Katharinen-
Krankenhaus GmbH
Seckbacher Landstraße 65
60389 Frankfurt
Tel. 0 69-46 03-0
Fax 0 69-46 03-10 86
www.sankt-katharinen-ffm.de
Redaktion +Texte: Ursula Schaffitzel, Tel. 06103-87877,
Redaktionelle Dr. M. Belletz, R. Bußweiler,
Mitarbeit: Prof. Dr. U. Finke,
Dr. I. Franz-Mancuso, H. Gajewski,
Dr. K. Hahn, Dr. M. Koch, S. Noske,
I. Palotai, Dr. H. Raestrup,
Prof. Dr. H. Sievert, Dr. K. Strobel
Fotos: CVC, A. Genzel, Neurochirurgie
S. Pfeffer, U. Schaffitzel
Gestaltung: Patricia Scheerer
Druck: PCWS, Bad Homburg
Erscheinungsweise: 3 x jährlich
Sommerausgabe Juni
Herbst/Winterausgabe Oktober,
Frühjahrsausgabe Februar
Auflage: 6.000
Spendenkonten:
Freundeskreis e.V. Frankfurter Sparkasse
Kto. 995517, BLZ 500 502 01
Sankt Katharinen- DKM Darlehenskasse Münster eG
Krankenhaus Kto. 17577500, BLZ 400 602 65
!
• Freundeskreis-Sommergalerie
26.06. bis 18.09.2006
• Vernissage Freundeskreis Herbstausstellung 21.09.2006, 17 Uhr
• Freundeskreis-Vortrag „Wie sinnvoll isteine Vorsorgevollmacht/Patientenverfü-gung?“, Rechtsanwalt Frank G. Siebicke
16.10.2006, 18 Uhr
• Forum für pflegende Angehörige mitUlrich Füsser „Häusliche Krankenpflege“Teilnahme kostenlos, Anmeldung erfor-derlich: Tel. 069/4603-1012Krankenpflegeschule, 5 Termine jeweils samstags ab 4.11.2006, 14-17 Uhr
Patientencaféder Katholischen Krankenhaushilfe
dienstags von 14.30 bis 17.00 Uhr im Hörsaal, 5. Stock
Veranstaltungen