sportunterricht im urbanen freiraum unter besonderer beruecksichtigung der friluftsliv perspektive
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Universität Hamburg Bachelorarbeit im Studiengang: Lehramt Gymnasium Eingereicht im Fach: Sport
Sportunterricht im urbanen Freiraum unter besonderer Berücksichtigung
der Friluftsliv-Perspektive
Eingereicht von: Nils-Åke Walter, 5993966 Erstgutachter: Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann Zweitgutachter: Dr. sportwiss. Gunnar Liedtke Datum der Abgabe: 21.02.2013
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis.........................................................................................................................................I
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................. III
1. Einleitung ................................................................................................................................................. 1
2. Friluftsliv .................................................................................................................................................. 5
2.1 Friluftsliv – Was ist das eigentlich? ............................................................................................. 5
2.2 Friluftsliv-Aktivitäten...................................................................................................................... 7
2.3 Gemeinsamer Kern der verschiedenen Ansätze.......................................................................11
2.3.1 Das Erfahren von Ursprünglichkeit .................................................................................11
2.3.2 Verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur .......................................................12
2.3.4 Das Erleben von Natur .......................................................................................................14
2.3.5 Physische Betätigung ..........................................................................................................14
2.3.6 Das Aufzeigen eines alternativen Lebensstils ...............................................................15
2.3.7 Gruppenorganisation, Verantwortungsübernahme und Vegledning.........................16
3. Institutionelle Verankerung von Friluftsliv in Norwegen ............................................................18
3.1 Friluftsliv an norwegischen Schulen ..........................................................................................18
3.2 Friluftsliv an norwegischen Kindergärten.................................................................................20
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg .......................................................................21
4.1 Gemeinsamkeiten der curricularen Anforderungen ................................................................21
4.2 Sek 1 an Gymnasien sowie an den Stadtteilschulen ..............................................................25
4.3 Grundschule....................................................................................................................................26
5. Sportpädagogischer Bezug .................................................................................................................27
5.1 Knut Dietrich und Gerhard Landau melden sich zu Wort .....................................................27
5.2 Jürgen Funke-Wieneke ergänzt ...................................................................................................29
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg...................................................30
6.1 Umgebungsanalyse ........................................................................................................................32
6.2 Mögliche Unterrichtseinheiten / institutionelle Rahmenbedingungen ................................33
7. Fazit .........................................................................................................................................................35
7.1 Sportunterricht draußen im urbanen Freiraum? .......................................................................35
7.2 Raumbezug ......................................................................................................................................36
7.3 Institutionelle Rahmenbedingungen..........................................................................................38
7.4 Chancen durch die Friluftsliv-Perspektive................................................................................39
8. Quellen....................................................................................................................................................43
Anhang 1 .....................................................................................................................................................48
Anhang 2 .....................................................................................................................................................67
Inhaltsverzeichnis II
Eigenständigkeitserklärung .....................................................................................................................70
Tabellenverzeichnis III
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Was ist Friluftsliv heute? (Bittner, S. 22) ....................................................................... 9 Tab. 2 System der Freiraumtypen Hamburgs (Behörde für Bau und Verkehr – Fachamt für
Landschaftsplanung 2003, S.1) ................................................................................... 31
1. Einleitung 1
1. Einleitung
Mangelnde Bewegung ist gesundheitsschädlich, dies ist durch viele Studien hinlänglich
bewiesen worden (Braumann/Reer/Ziegler, S. 134ff).
Unter anderen hat die WHO Ende 2010 eine Empfehlung zur körperlichen Aktivität
herausgebracht. Demnach sollen Kinder im Alter von 5 – 17 Jahren mindestens 60 Minuten
am Tag Sport treiben um eine gesunde Entwicklung garantieren zu können. Physische
Aktivitäten, die über 60 Minuten am Tag hinausgehen, werden als zusätzliches Benefiz für
die körperliche Entwicklung gezählt (vgl. WHO, S. 7). Optimal wird dieser Mindestsoll jeden
Tag eingehalten. Hierunter fallen ebenso Aktivitäten wie Spielen in der Schule oder mit
Freunden, Spazierengehen mit den Eltern oder der einfache Vereins- und Schulsport (ebd., S.
7). Dass letztgenannter den Bewegungsbedarf mit dem bisherigen Zeitpensum nicht allein
abdecken kann, liegt auf der Hand. In der Altersgruppe von 18-68 liegt das Pensum der
physischen Aktivität bei minimal 150 Minuten in der Woche, ab 300 Minuten in der Woche
tut man nachweislich etwas für seine Gesundheit. Hier sind noch nicht das empfohlene
Muskeltraining oder Aktivitäten mit gesteigertem Kraftaufwand zugerechnet (ebd., S. 8). Dies
zeigt auf, dass der empfohlene Bewegungsumfang mit steigendem Alter nicht abnimmt und
der aussetzende Sportunterricht kompensiert werden muss.
Der Sportunterricht soll und kann in seiner Funktion als „Bewegungsanleiter“, den
Schülerinnen und Schülern1 Möglichkeiten aufzeigen, sich auf verschiedene Art und Weise
mit Bewegung und Sport im Allgemeinen zu befassen.
Die Frage ist nun, wie der Unterricht aufgebaut sein müsste, um die Schülerinnen und
Schüler (SuS) auch außerhalb des Unterrichts für Bewegung zu begeistern, damit diese auch
nach der Schule ihre Freizeit aktiv gestalten. Der Fokus soll hier insbesondere auf diejenigen
SuS gerichtet sein, die nicht in Sportvereinen oder „von Haus aus“ in ihrer Zeit neben der
Schule aktiv sind.
Die Gründe für eine eher bewegungsarme Freizeitgestaltung finden verschiedene Ansätze,
die nicht zuletzt in der Modernisierung oder Technisierung der
Freizeitgestaltungsmöglichkeiten begründet sind (vgl. Lagerstöm, S. 129). In der Non-
medialen Freizeitgestaltung rangiert Sporttreiben (72 %) knapp vor dem Nichtstun/Ausruhen
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auch die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher
Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
1. Einleitung 2
(67 %) und hinter dem Treffen mit Freunden (83%). Die Studie des Medienpädagogischen
Forschungsverbund Südwest umfasst das Alter von 12-19 Jahren und begleitet die
Jugendlichen während ihrer Pubertät (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund
Südwest, S. 7). Die Gewichtung der Medien in der Freizeit von Jugendlichen übersteigt dabei
bei weitem die Wertschätzung gegenüber non-medialen/bewegungsintensiven Tätigkeiten
(ebd., S. 17).
Ein Grund für mangelnde Bewegung in der Freizeit oder im Alltag allgemein, liegt
sicherlich auch an der fehlenden Notwendigkeit. Orte wie z.B. die Schule, der Bäcker etc.
müssen nicht mehr zu Fuß oder über eine körperliche aktive Alternative erreicht werden. Da
unser Organismus jedoch auf eine weitaus höhere physische Aktivität eingestellt ist, folgen
aus dem Bewegungsmangel oft Krankheiten (vgl. Braumann/Reer/Ziegler, S. 134 ff).
Bewegung muss eben nicht zwingend im Kontext von sportlicher Aktivität gesehen werden.
Auch das einfache Spazierengehen oder das Fahrradfahren zur Arbeit sind im Prinzip
Bewegungsbereiche, die natürlich gespeicherten „Programme“ eines jeden Menschen
ansprechen und jenes, für das persönliche Wohlergehen ungemein wichtige, Herz-
Kreislaufsystem fördern(vgl. z.B. Lagerstöm, S.131; Braumann/Reer/Ziegler, S. 136 ff).
Das Kredo sollte demnach nicht alleine die sein, die SuS zum aktiven Sporttreiben zu
bringen (die Maxime der sportpädagogischen Zielsetzung), sondern kann auch in dem
einfachen Aufzeigen von Aktivitäten liegen, die ein Mindestmaß an Bewegung beinhalten.
Die Beschäftigung wird nicht vollauf als sportlicher Akt wahrgenommen, hat jedoch einen
ähnlichen, gesundheitsfördernden Effekt.
Im skandinavischen Raum gibt es einen, auf traditionellen Lebensmustern und Philosophien
fußenden Ansatz, der eine aktive Auseinandersetzung mit der Interaktion von Mensch und
Natur thematisiert und der darüber hinaus ebendiese „unterschwellige“ Bewegung als
notwendigen Bestandteil beinhaltet. Dieser tradierte Lebensstil ist in Norwegen zum Beispiel
institutionell im Bildungswesen verankert und wird sowohl im Sportunterricht oder „utedag2“
der Schulen, als Studienfach an den Hochschulen und Universitäten als auch in Kindergärten
und KiTas umgesetzt und vermittelt (u.a. Westersjø, S. 42, 49ff).
2 Utedag bedeutet übersetzt „Draußentag“. Damit ist in diesem Kontext ein Schultag gemeint, an dem der
Utnerricht überwiegend unter freiem Himmel abgehalten wird. Siehe hierzu auch Kapitel 3.1
1. Einleitung 3
Der norwegische Ansatz, der als Bezugspunkt durch diese Arbeit leiten wird, nennt sich
„Friluftsliv“. Frei übersetzt würde er „Freiluftsleben“ bedeuten – ein Leben in der freien Luft,
unter freiem Himmel.
Da dieser Ansatz neben einer sportlichen Perspektive auch eine traditionelle, speziell
norwegische Philosophie vertritt, wird von wortgetreuen Übersetzungen häufig abgesehen.
Einer der Grundsätze von Friluftsliv, ist die Fokussierung des Aktionsfeldes auf das
„Draußen“ – „Draußen“ im Sinne von nicht „Drinnen“, nicht überdacht und nicht durch
künstliche Grenzen beschränkt (s. Kapitel 2),
Fridjof Nansen, Friedensnobelpreisträger, Polarforscher, Humanist und selber überzeugter
Anhänger des Friluftsliv-Ansatzes, beschrieb die Situation in der Stadt Oslo (1921) einmal
wie folgt: Die Stadt ist eine Anordnung von Häusern, die eng beieinander in Reihe stehen,
während fremdartige Kreaturen sich von einem Haus zum nächsten schlagen. Nansen stellt
diesem Bild den „großen Raum“ entgegen, der einem dem Ruf des Unbekannten offen
entgegentreten lässt (vgl. Repp 2001, S. 410).
Wo einer der maßgeblichen Wegbereiter des „Friluftsliv“, Nils Faarlund, die Tradition des
norwegische Friluftsliv als einen Weg sieht, das Verständnis der Natur wiederzuentdecken um
dem Menschen seine wahre Heimat auffinden zu lassen (vgl. Faarlund 1993b, S. 21), möchte
ich diesen Ansatz weiterspinnen und um den Begriff der natürlichen Umgebung erweitern.
Genau genommen entspricht das nicht dem ursprünglichen Ideal des Friluftsliv-Begriffs,
was auch ausdrücklich nicht das Augenmerk dieser Arbeit sein wird. Vielmehr möchte ich
Teilaspekte dieses Ansatzes benutzen um sie auf eine „moderne Ursprünglichkeit“
anzuwenden. Wo eine rurale Bevölkerung noch die Möglichkeit hat, auf zumindest
augenscheinlich unberührte Natur zurückzugreifen die dem Ansatz und Unterricht noch einen
ursprünglichen Rahmen geben kann, haben Menschen in den urbanen Räumen rein
pragmatisch gesehen erschwerte Chancen sich in einem ebensolchem Rahmen bewegen zu
können.
Darüber hinaus stellt die Stadt im 21. Jahrhundert, unter Gesichtspunkten der Tradition und
Beständigkeit, eine ganz eigene, moderne, Ursprünglichkeit dar.
Die Menschen, die in der Stadt leben, tuen das meistens schon über Generationen hinweg
und haben sich in urbanen Gegebenheiten sozialisiert - samt Kultur, Umgebung und
Arbeitsverhältnissen.
Jetzt gilt es den heiklen Spagat zu meistern der dieses Thema zugleich spannend und
zerbrechlich macht:
1. Einleitung 4
Wie schafft man es die SuS (respektive der heranwachsenden Stadtbevölkerung) zu einem
aktiven und bewussten Lebensstil zu führen? Wie kann man hierfür auf der einen Seite den
urbanen Raum als Rahmen stellen? Und wie kann man darüber hinaus auf der anderen Seite
den SuS die Wertigkeit der Natur und das Agieren in ihr vermitteln?
Die Antwort versuche ich in der Bewegung und in dem Sportunterricht draußen zu suchen.
Die SuS sollen auf der einen Seite für ihre Umgebung und die Natur sensibilisiert und auf der
anderen Seite automatisch zu einem aktiven Lebensstil geführt werden. Hier kann die
Friluftsliv-Perspektive ein „Verlangen nach einer ganzheitlichen und vielseitigen Lebensform
ansprechen, da die Aktivitäten in einem ganzheitlichen Zusammenhang gesehen werden.“
(Bittner, S.43).
Wer einmal erkannt hat, dass der Aufenthalt in der Natur und an der freien Luft
existentielle Bedürfnisse in einem anspricht und befriedigt, wird sich in der Zeit außerhalb der
Schule früher oder später darauf besinnen. Und dieser Aufenthalt ist fast immer mit
Bewegung verbunden. So lautet zumindest die Theorie.
Die Herausforderung dieser Arbeit wird es sein, den großen Raum von Nansen in der
engen Stadt zu suchen. Den urbanen Raum nicht zwingend als Bewegungshindernis zu sehen,
sondern Ansätze und Möglichkeiten zu finden, die einem die städtische Umgebung anders
erschließen lassen. Oder frei nach Nansen: Entdecke die Fähigkeit, die einfachen Dinge zu
sehen, neue Wege zu entdecken und dem Unbekannten entgegenzutreten (vgl. Gunnar Repp
2001, S. 410) In der Theorie wie in der Praxis.
Hieraus ergibt sich folgende Fragestellung:
Ist Sportunterricht im urbanen Freiraum möglich? Die Betrachtung erfolgt unter besonderer
Berücksichtigung der Friluftsliv-Perspektive.
Hierfür soll zuerst einmal ein kleiner Exkurs in den norwegischen Friluftsliv-Ansatz
gegeben und die institutionelle Verankerung erläutert werden. Wie konkret wird der
„(Sport)Unterricht draußen“ in Norwegens Bildungseinrichtungen umgesetzt und was wird
sich davon versprochen?
Weiter werde ich die Sportpädagogik nach unterstützenden Theorien durchsuchen und hier
näher sowohl auf Knut Dietrich und Gerhard Landau als auch auf Jürgen Funke-Wienekes
Vermittlungsansatz der „Raum- und Gegenstandsinterpretation“ eingehen. Anschließend
werde ich das Hamburger Schulcurriculum hinsichtlich einer formellen Unterstützung des
Unterrichtstransfers untersuchen.
5
Hier beginnt eine Art Bestandsanalyse. Was wird institutionell vorausgesetzt, was ist
umgebungsgeographisch von Relevanz – mit welchen Angeboten und Gegebenheiten kann
man arbeiten. Wie lässt sich diese Art von Unterrichtstransfer rechtfertigen?
Zu der Frage, wie sich der Unterricht gestalten könnte, werde ich zusammenfassend ein
konkretes Beispiel anführen.
Dieses Beispiel soll weiterführend die Grundlage für eine längere Projektstudie sein, die
den theoretischen Grundbau dieser Arbeit im Feld prüft und ihr eine Wertigkeit geben kann.
Neben einem klaren Bezug auf literarische Quellen schöpfe ich ebenfalls aus eigenen
Erfahrungen eines „Friluftsliv-Studiums“ an der University of Agder in Kristiansand,
Norwegen im Frühjahr 2010, eigenen Freizeitgestaltungen sowie aus meiner Erfahrung als
Klassenfahrtsbegleitung in Schweden und Norwegen mit einem outdoorpädagogischen
Schwerpunkt.
2. Friluftsliv
Im folgenden Kapitel soll zum einen Friluftsliv definiert werden um zum anderen dessen
Bedeutung für den „Sportunterricht im Freien“ herauszustellen.
Dafür wird kurz das Friluftsliv-Phänomen vorgestellt, weiterführend die Tätigkeiten und
Aktivitäten beschrieben, um in der Bestandsanalyse der curricularen Verankerung in den
norwegischen Bildungsinstitutionen abzuschließen.
Um die Bedeutung des eher ruralen Friluftsliv-Ansatzes für den urbanen Raum
herauszufinden, ist es notwendig den Kern des Phänomens/der Bewegung zu definieren um
genau diesen auf dessen Tauglichkeit in einem städtisch geprägten Raum zu überprüfen.
Ich beziehe mich hier ausschließlich auf den norwegischen Ansatz dieser
„Lebensphilosophie“.
2.1 Friluftsliv – Was ist das eigentlich?
Friluftsliv wird in Norwegen, und zunehmend auch im Ausland, von vielen Philosophen,
Pädagogen, Autoren, Sportlern und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Beweggründen
konsultiert und definiert. Dementsprechend wird es u.a. als Lebensstil, Lebensphilosophie,
Freizeitaktivität oder Traditionsbewahren bzw. –leben beschrieben. Eine einheitliche
2. Friluftsliv 6
Definition einer traditionell gewachsenen Bewegung ist schwer zu fassen und wurde in
Norwegen auch erst Ende 1960 zum ersten Mal erstellt. Dies musste im Zuge der Aufnahme
von Friluftsliv-Aktivitäten in den Lehrplan an der Hochschule geschehen (vgl. Faarlund 2007,
S.16).
Oft genannte Punkte in der Literatur sind:
– Freizeitgestaltung in der Natur
– Naturerlebnisse
– Aktive Interaktion mit der Natur
– Erholung in der Natur
– Outdoorsport
– Kein Wettkampf / kein Konkurrenzdenken/-verhalten
Diese Punkte werde ich im Folgenden theoretisch belegen um in Kapitel 2.3 deren
gemeinsame Essenz herauszufiltern.
Die reine Wortzerlegung in die Bestandsteile fri- (frei) lufts- (Luft) und liv (Leben) lassen
orthografisch auf das Leben an der freien Luft schließen. Den Ursprung als abgrenzende
Definition einer Lebensart, wird man folgerichtig in einer Epoche finden, in der die
Industrialisierung schon eingesetzt hat bzw. das Leben des Großteils einer Bevölkerung nicht
im „Freien“ stattfindet (vgl. Faarlund 2007, S. 19).
Der norwegische Staat definiert Friluftsliv in dem Report Nr. 71 (1972-1973) wie folgt:
„Friluftsliv includes both spending time in nature and being physically active outdoors in leisure time, to achieve a change of scenery and experiencing the beauty of nature”3
(Westersjø, 2007 S. 6)
Damit siedelt er die Friluftsliv-Aktivitäten hauptsächlich in dem Bereich der Freizeit an.
Ausdrücklich wird hier neben der sportlichen Betätigung auch das Naturerleben erwähnt.
Wie bei den meisten philosophischen Ansätzen, die sich überwiegend aus Tradition und Geist
einiger Vordenker zusammensetzen, hat auch das Friluftsliv-Phänomen verschiedene
Definitionsgrundlagen. Verfechter einer sehr tradierten und ursprünglichen Form des
Friluftsliv sind unter anderem Nils Faarlund und Fridjof Nansen.
3 Englische Zitate werde ich nicht direkt übersetzen. Zitate in norwegischer Sprache werden in den Fußnoten
üebrsetzt.
2. Friluftsliv 7
Faarlund siedelt die Entstehung des Friluftsliv-Ansatzes epochal in der Europäischen
Romantik an. Er fokussiert die aktive Interaktion zwischen Mensch und Natur in dem er u.a.
auch die Naturwissenschaften als Mechanisierung der Natur diffamiert (vgl. Faarlund 2007,
S.23). Wichtig ist ihm auch die Abgrenzung gegenüber dem „Outdoorsport-Begriff“ der in
seiner ubiquitär-interdisziplinären Anwendbarkeit nicht die Tiefe des traditionell geprägten
und national verankerten Friluftsliv-Ansatzes hat und vor allem in vielen seiner Aktivitäten
die Natur als Wettkampfarena benutzt (vgl. ebd. S.25ff). Nils Faarlund probiert an Stelle einer
Definition, die nur „endlose Grenzgefechte“ und Ausgrenzungen nach sich zieht, das „Kiel
und Ruder“ der Bewegung ausfindig zu machen. Diese findet er in der Wertorientierung der
Romantik, genauer in dem Zusammenspiel von Menschwert und Naturwert (vgl. ebd. 2007,
S.23).
Friluftsliv ist für Faarlund auch keine Wochenendflucht aus der engen Stadt oder vor dem
Stress des Alltags. Viel eher ist für ihn die Chance eine Lebenseinstellung zu gewinnen, die in
Harmonie mit der Natur steht (vgl. Bittner, S.28).
Fridjof Nansen übernimmt hier eine etwas andere Perspektive, indem er die Natur als
vitalisierenden Ort der Stille sieht, der ihm Kraft und Ausgeglichenheit schenkt. Diese stuft er
als wesentlich für seine Arbeit, u.a. auch in der Stadt ein. Er geht sogar noch weiter in dem er
behauptet, dass der Aufenthalt in der Natur das ungesunde Stadtleben ausgleicht und
deswegen essentiell für ein gesundes „Lebensverhältnis“ ist (vgl. ebd. S. 15f). Er „benutzt“
Friluftsliv und die Natur dementsprechend als Raum der Erholung und menschlicher
Bedürfnisse, die im Rahmen des Lebens in der Stadt so nicht vorhanden sind.
Wenn man die Norweger direkt fragen würde, was sie unter Friluftsliv verstehen und
welche Motivationen sie unter dem Begriff einordnen würden, werden neben den klassischen
Outdoorsportarten wie Funsport oder „Trimm-Dich-Aktivitäten“ auch Begriffe wie Erholung,
Mystik der Natur oder die Begegnung mit der Natur und mit Menschen in der Natur genannt.
87% der Norweger und Norwegerinnen benennen zudem die „Stille“ als erste Naturqualität
(vgl. Faarlund 2007, S.14).
2.2 Friluftsliv-Aktivitäten
Für die Umsetzung des Friluftsliv-Ansatzes in den Sportunterricht draußen ist es notwendig
die vorherrschenden Aktivitäten herauszukristallisieren um auch bewegungstheoretisch einen
gemeinsamen Kern zu finden.
2. Friluftsliv 8
Nach Østberg (1980) gibt es vier Teilbereiche der Friluftsliv-Aktivitäten (vgl. Voigt, S.11):
– Bewegungsformen wie das Wandern, Spazierengehen, Klettern, Radfahren, Reiten, Segeln,
Schneeschuhlaufen etc. Im Prinzip eine Aufzählung ursprünglicher Formen der
Fortbewegung.
– Aktivitäten die ursprünglich zum Nahrungserwerb und deren Verarbeitung beigetragen
haben (heute eher Nahrungsergänzung) – Jagd, Angeln, Sammeln von Pilzen, Beeren,
Essen zubereiten, Holz holen und schlagen, Feuer machen. Im Prinzip ursprüngliche
Überlebensstrategien in der freien Natur. Leben von und mit der Natur.
– Spielerische Aktivitäten (Geländespiele, Orientierungslauf und ähnliches) An diesem
Aspekt wird sich ein Großteil der Unterrichtgestaltung orientieren.
– Fähigkeiten die entscheidend und grundlegend für das Leben im Freien sind. Orientierung,
das Bauen von Unterständen und Lagermöglichkeiten, Erste Hilfe, Knotenkunde,
Überlebenshilfen etc. Hier gibt es Gemeinsamkeiten zu dem Aktivitäten des
ursprünglichen Nahrungserwerbs (wie z.B. das Feuer machen) Zum besseren Verständnis
und zur dezidierteren Ausführung im späteren Curriculum und Lehrplan ist diese
Ausführung jedoch sinnvoll.
Grundlegende Rahmenbedingungen des Friluftsliv werden bei Voigt nach Gunnar Breivik
(1979) ganz gut zusammengefasst (vgl. Voigt, S.12). Friluftsliv sollte:
– In der freien Natur stattfinden
– Teilzeitleben in der Natur sein (größere Touren, Ausflüge etc.)
– Nicht motorisiert sein
– Nicht unter Wettkampfbedingungen stattfinden
– Alle Seiten des Menschen ansprechen
– Mit relativ einfacher Ausrüstung betrieben werden
– Ein Ziel in sich selber darstellen.
– Ein Weg der Gesellschaft sein, mit der Natur und nicht gegen sie zu leben
– Am besten in unberührter Natur geschehen
Da es einige, durchaus unterschiedliche, Ansichten und Meinungen hinsichtlich der
Rahmenbedingungen der Friluftsliv-Aktivitäten und auch dieser selbst gibt, liste ich diese
bewusst in einem „Sollte-Kontext“ auf.
2. Friluftsliv 9
Petr Kubala, ein tschechischer Vertreter der Friluftsliv-Forschung, spricht sich z.B. nicht
grundlegend gegen den Einsatz von motorisierten Fortbewegungsmitteln aus. Auch bezieht er
moderne Trendsportarten wie das Snowboardfahren oder Kite-Surfen mit ein (vgl. Kubala
2004, S.44). Des Weiteren behauptet er, dass Friluftsliv als Freizeitbeschäftigung immer mit
einem Lebensstil / einer Freizeitausrichtung in Verbindung gebracht wird. So bewegen sich
z.B. auch Snowboarder, die sich an der freien Luft aufhalten und sich den Werten des
Friluftsliv verschrieben haben auch im Rahmen des Friluftsliv obwohl sie aus ursprünglicher
Perspektive (nach Faarlund) durch das Raster fallen (vgl. ebd. S.44). So habe ich die
Erfahrung gemacht, dass gerade professionelle Ski- und Snowboardfahrer umfangreiches
Wissen über die Umgebung besitzen, in der sie sich bewegen und darüber hinaus alles daran
setzen sie zu erhalten. Oft sind sie es, die in der Natur keinen Müll liegen lassen, sich bei
Aufforstarbeiten beteiligen und das Terrain abseits der Piste mit großer Sorgfalt auswählen.
Die Natur wird zwar als Arena gesehen, als Spielfläche der sich auf der einen Seite
untergeordnet wird, auf der anderen Seite ist jede Sportart die draußen ausgeführt wird, und
auch diesem Grund dort ausgeführt wird, abhängig von der Natur. Die Ausbildung eines
nachhaltigen Bewusstseins sollte Kubalas Meinung nach dem modernen Lebensstil angepasst
werden (vgl. ebd. S.43).
Nach einer statistischen Erhebung von Ivar Mytting und Anette Bischoff 2003 betreibt der
Durchschnittsnorweger ca. 68-mal im Jahr Friluftsliv (vgl. Bischoff, S. 20). Weiter berufen
sie sich auf eine Erhebung, die 1994 in Norwegen durchgeführt wurde. Die am häufigsten von
der Bevölkerung im Zusammenhang mit Friluftsliv genannten und praktizierten Aktivitäten,
sind in Tab 1 aufgeführt.
Tab. 1 Was ist Friluftsliv heute? (Bittner, S. 22)
Aktivität Angaben in %
Touren in Wald und Wiese (unter 10 km) 79 %
Sonnen, Sonnenbad nehmen 77 %
Draußen baden 69 %
Fahrrad fahren auf Wegen und Straßen 60 %
Mit dem Motorboot fahren 59 %
In öffentlichen Parkanlagen spazieren gehen 51 %
Angeln im Meer 45 %
Touren zum Beerenpflücken, Pilze sammeln 45 %
2. Friluftsliv 10
Wanderungen (über 10 km) 42 %
Skitouren (unter 10 km) 42 %
Lauf- und Joggingtouren in der Natur 33 %
Angeln in Süßgewässern (Seen) 27 %
Fahrradtouren in Wald und Wiese 27 %
Skitouren (länger als 10 km) 24 %
Alpinski 21 %
Angeln in Süßgewässern (Flüsse) 20 %
Segeln 11 %
Schlittschuh laufen 10 %
Naturstudium (sich mit der Natur beschäftigen) 9 %
Kajak oder Kanu paddeln 9 %
Kleinwildjagd 6 %
Surfen 5 %
Reiten 4 %
Orientierungslauf 4 %
Großwildjagd 3 %
Tauchen 2 %
Klettern 1 %
Auffällig ist hier, dass fünf der sechs meistgenannten Aktivitäten mit dem traditionellen
Friluftsliv nichts mehr zu tun haben und eher modern ausgelegt sind (das Touren im Wald
und Wiese zähle ich zu den traditionellen Vertretern). Dennoch sollen auch diese ihre
Berücksichtigung finden, da sie in ihrer Wirkung auf die Gesundheit und das körperliche
Wohlbefinden den traditionellen Aktivitäten in nichts nachstehen (vgl. Lagerstrøm 2007, S.
125 f).
Ich möchte im Folgenden auf die oben gelisteten Rahmenbedingungen eingehen. Der Aspekt
der unberührten Natur kann so im urbanen Raum natürlich nicht gewährleistet werden. Hier
soll untersucht werden, ob und wie genau dieser Aspekt durch den „urbanen Raum“
2. Friluftsliv 11
ausgetauscht werden kann. Dafür ist es notwendig, den Ansatz auf gemeinsame
Kernelemente zu untersuchen.
2.3 Gemeinsamer Kern der verschiedenen Ansätze
Friluftsliv ist ein skandinavischer Ansatz und in seiner Fülle nicht zu kopieren bzw. zu
transferieren. Auch gibt es Stimmen die sich gegen den Transfer von Teilaspekten des
Friluftsliv aussprechen. Ich möchte jedoch den Kern des Ansatzes und der verschiedenen
Betrachtungsweisen herausstellen und diese Essenz im deutschen, urbanen Raum anwenden.
Hierbei schließe ich auch pädagogische Arbeitsweisen und Methoden aus der Friluftsliv-
Vermittlung mit ein, da diese in ihrer Auslegung und Ausführung oft mit den Ansätzen
einhergehen. Die einzelnen Kernpunkte werde ich direkt persönlich kommentieren um auf
diese später logisch-argumentativ zurückgreifen zu können.
Folgende Grundelemente konnte ich herausarbeiten.
– Das Erfahren der einer Ursprünglichkeit und das benutzen von einfachen Mitteln zum
Erreichen seines Zieles
– Agieren unter freiem Himmel
– Ein verantwortungsbewusstes Handel gegenüber der Natur
– Das Erleben von Natur
– Die physische Betätigung
– Gruppenorganisation, Verantwortungsübernahme, „Vegledning4“ (als extra Ausführung)
– Die Hinführung zu einem ganzheitlichen / alternativen Lebensstil
2.3.1 Das Erfahren von Ursprünglichkeit
Das Erfahren von Ursprünglichkeit oder das Benutzen von simplen und einfachen Mitteln um
zu seinem Ziel zu kommen, ist besonders in den traditionellen Friluftsliv-Definitionen
Bestanteil der Beschreibungen und Ausführungen. Nicht nur der Traditionalist Faarlund
spricht sich gegen einen Gebrauch von moderner Ausrüstung und motorisierter Fortbewegung
4 Mit „Vegledning“ ist eine bestimmte pädagogische Führungsmethode gemeint, die in Kapitel 2.3.7 noch näher
erläutert wird. Die Schreibweise ist abhängig vom Dialekt und der regionalen Sprachverankerung. So ist das später zitierte „veiledning“ (s. Kapitel 2.3.7) genauso richtig. Direkt übersetzt heißt es „Wegführen/Wegleiten“
2. Friluftsliv 12
aus, auch der norwegische Abenteurer Lars Monsen, in Norwegen als aktive Friluftsliv-
Persönlichkeit geschätzt, stellt sich gegen eine Industrialisierung der Natur. Hier insbesondere
gegen eine Einflussnahme der Lebenswerte aus der Zivilisation.
„Besonders im Zusammenhang mit Statusdenken und ökonomischen Faktoren in Form teurer und modischer Kleidung und Ausrüstung ist das zu spüren. Friluftsliv ist zu einem Freizeitindustriezweig geworden, in dem Kapitalkräfte vieles steuern.“
(Bittner, S. 29 nach Monsen)
Dennoch würde ich die Gemeinsamkeit oder den Kernpunkt des Ganzen auf das Wesentliche
reduzieren. Natürlich ist eine GORETEX®- Jacke nicht unbedingt notwendig aber dennoch
praktisch und bei nassem und windigem Wetter durchaus nützlich. Wie würde es sich in
diesem Kontext z.B. mit Lawinensendern verhalten? Bei der These des „Marken-Wettrüstens“
würde ich Monsen unterstützen und behaupten, das hätte im Friluftsliv nichts zu suchen.
Sobald ein Werkzeug oder ein Kleidungsstück jedoch von realistischem Vorteil für den
Aufenthalt an der frischen Luft zu sein scheint, sollte man diesen oder dieses nicht
verschmähen. Wie Gunnar Liedtke jedoch richtig bemerkte, sei das Leben in der freien Natur
reich an tiefen Erlebnissen gerade weil wenige materielle Dinge, die unsere Gedanken im
Alltäglichen beschäftigt halten würden, die Wahrnehmung von den Besonderheiten der Natur
ablenken (vgl. Liedtke 2007, S. 112).
Wichtig an dieser Stelle ist jedoch die tatsächliche Reduktion auf das Wesentliche. Die
Herausforderung mit wenigen Mitteln viel zu erreichen ist nicht alleine an Skandinavien
gebunden.
2.3.2 Verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur
Das Verhältnis des Menschen zur Natur wird sowohl von Pädagogen, der norwegischen
Regierung (Ministerium für Umweltschutz) als auch von diversen Vertretern der Friluftsliv-
Bewegung als ein wesentlicher Punkt von Friluftsliv beschrieben (z.B. Gabrielsen, S. 60;
Mogensen, S. 88; Næss, S. 17).
Neben dem Erleben von Natur bedarf es zusätzlich eines umfassenden Blickes auf die
Selbige. Und hier speziell auf die Wechselbeziehungen von Mensch und Umwelt (vgl.
Mytting, S. 46).
2. Friluftsliv 13
Anders als in der Erlebnispädagogik ist der nachhaltige Umgang mit der Natur
ausdrücklicher Bestandteil des Friluftsliv-Weges (vgl. ebd. S. 47).
Nils Faarlund hat die, mit dem Fortschritt steigende, Zerstörung der Natur zum Anlass
genommen die „Norges Høyfjellskole“ zu gründen (vgl. Faarlund 2007, S. 15) Die erste
wissenschaftliche Institution, die sich aktiv und fokussiert mit Friluftsliv auseinandersetzt.
Weiterhin meldet das norwegische Umweltministerium zur Begründung der Unterweisung
von Friluftsliv:
„I det globale miljøperspektivet har ei berekraftig utvikling og eit berekraftig forbruk ein sentral plass. Det er både ønskjeleg og naudsynt å endre forbruksvanane i ei retning som gir rom for at også kommande generasjonar får tilfredsstilt sine behov5“
(Miljøverndepartement 2001, Kapitel 3.5.3)
Friluftsliv hat schon bedingt durch den elementaren Stellenwert der Natur und Umwelt immer
die Intention eines nachhaltigen Umgangs mit ihr. Ohne die Natur und ihrer
„Ursprünglichkeit“ würde dem Ansatz auf allen Interpretationsebenen die Grundlage
entzogen.
Dieser Punkt kann gut in den urbanen Raum gebracht und erfahrbar gemacht werden. Wo
kann man den zerstörenden Einfluss des Menschen auf die Natur besser wahrnehmen als an
der „Quelle des Übels“? Weiterhin sind hier auch gute, aufkeimende Ansätze zu einem
verantwortungsvollen nachhaltigen Handeln zu beobachten (Urban Farming6 z.B.). Die größte
Innovation hinsichtlich eines umweltbewussten Lebensstils kann man zwar häufig am besten
in Teilen einer Großstadt beobachten, jedoch fehlt hier der „Gegenbeweis“. Wie sieht
unberührte Natur wirklich aus? Wie fühlt sich die Begegnung mit ihr an?
5 Aus einer globalen Perspektive des Umweltschutzes, haben eine nachhaltige Entwicklung und ein nachhaltiges
Konsumverständnis einen zentralen Platz. Es ist ebenso wünschenswert wie notwendig, die Konsumgewohnheiten in eine Richtung zu leiten, die für die künftigen Generationen deren Bedürfnisse sicherstellt.
6 Unter „Urban Farming“ versteht man ein Konzept zu städtischem Gemüse- und Gartenbau. Auch das Halten von Nutztieren ist hier oft mit inbegriffen.
2. Friluftsliv 14
2.3.4 Das Erleben von Natur
Hier formuliert Ivar Mytting ganz passend:
„What friluftsliv became was a subject organised for the purpose to maintain the traditions of the Norwegian friluftsliv, where relationship with nature, and the playful and joyous experience in nature is a goal in itself.” (Repp, Mytting 1994, S. 45)
Das Naturerlebnis und seine Begleiterscheinungen sind ein fundamentaler Teil des Friluftsliv-
Komplexes. Fast allen Erklärungs-, Definitions-, und Ausführungsansätzen liegt das Erleben
von Natur zu Grunde. Jedoch ist hier fast ausschließlich die vom Menschen unberührte, weite
Naturlandfläche gemeint, die man in urbanen Räumen nicht unbedingt finden kann (vgl.
Faarlund 1993b, S.21). Das Erleben von Natur basiert auf ihren eigenen Gesetzen und der
ursprünglichen Nutzung dieser. Die Kraft und Besonderheit von Friluftsliv liegt gerade in
dem Erleben von Natur, die eben nicht anthropogen beeinflusst ist. Was auf den urbane Raum
so nicht zutrifft. Man muss sich hier also auf das vorhandene „Grün“ beschränken oder
Ausflugstage hinzuziehen.
Wie hiermit im Hinblick auf die Leitfrage der Arbeit umgegangen wird, klärt sich im
späteren Verlauf.
2.3.5 Physische Betätigung
Wie in Kapitel 2.2 schon herausgestellt sind fast alle Friluftsliv-Aktivitäten an physische
Aktivität gekoppelt. Unter Berücksichtigung des „modernen Friluftsliv“ und dessen
immanente Bedeutung für die Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden (vgl. Bittner,
S.22) fallen auch Aktivitäten wie „Sonnenbaden“ oder „Baden“ in den Bereich den ich
berücksichtigen möchte. Wie auch die norwegische Regierung herausstellt, geht es
vorwiegend darum, das Umweltbewusstsein der Menschen zu stärken und die Gesundheit der
Bevölkerung durch sportliche Aktivität an der frischen Luft zu fördern (vgl. ebd. S.23).
Die physische Betätigung muss hierbei, wie unter Kapitel 1 schon erwähnt, nicht zwingend
einem erhöhten Anforderungsniveau entsprechen sondern greift auch bei geruhsameren
Bewegungen nicht motorisierten Ursprungs. Dieser Punkt ist nicht an rurale Gebiete
gebunden und kann mit wenigen Anpassungen in der Stadt problemlos übernommen werden.
2. Friluftsliv 15
2.3.6 Das Aufzeigen eines alternativen Lebensstils
Durch Friluftsliv soll eine Alternative zum urban geprägten Lebensstil aufgezeigt werden.
Das norwegische Umweltministerium geht soweit, Friluftsliv als einen Weg zu höherer
Lebensqualität zu bewerben (vgl. Miljøverndepartement 2001, Kapitel 4.1) Weiter wird
formuliert:
„Friluftsliv representerer på mange vis ei motvekt til det teknologiske, støyande, forureinande samfunnet der tidspress og stress er nøkkelord“7
(ebd. Kapitel, 4.1)
Nils Faarlund spricht von einem „Herausführen“ des Individuums und der Gesellschaft aus
dem modernen Lebensstil und vertritt damit eine eher radikale Einstellung (vgl. Repp, S. 45).
Es ist für ihn das angestrebte Ziel von Friluftsliv, eben eine andere Lebenseinstellung zu
bekommen. Eine Einstellung, die nicht nur an Wochenenden hervorgeholt wird (vgl. Bittner,
S. 28).
Ob dieser Lebensweg mit eben beschriebener Einstellung tatsächlich in den städtischen
Raum übertragbar ist, wage ich zu bezweifeln. In dieser Konsequenz wird man auch in
Norwegen wenige Repräsentanten finden (zumindest im urbanen Raum). Die Westernisierung
greift auch und gerade in Skandinavien um sich. Wer sich in den Fußgängerzonen der
„Metropolstädte“ umguckt, muss das reiche Leben mit simplen Mitteln zwischen
Flaniermeilen, Einkaufstüten, High-Tech-Outdoorbekleidung und großen Autos suchen.
Dennoch ist bei einem Großteil der Bevölkerung der Grundgedanke des traditionellen
Friluftsliv-Weges präsent und abrufbar. Was zum einen als „Nationalpflicht“ ausgelegt
werden kann, führt zum anderen zu einer Naturverbundenheit, die immer noch einen Großteil
der Norweger bei Wind und Wetter vor die Tür schickt. Jedoch eher am Wochenende und in
der Freizeit, als in einem, aus Überzeugung eingeschlagenen, naturverbundenen Lebensstil.
Man kann durch die Berücksichtigung dieses Punktes und durch ein Aufzeigen der
Kernaspekte immerhin einen Samen sähen, der bei einigen zu einem nachhaltigen
Bewusstsein führen könnte.
7 Friluftliv präsentiert in vielerlei Hinsicht ein Gegengewicht zu der technologischen, lauten und
umweltschädlichen Gemeinschaft, in der Zeitdruck und Stress Schlüsselwörter sind.
2. Friluftsliv 16
2.3.7 Gruppenorganisation, Verantwortungsübernahme und Vegledning
Das Vegledning gilt als die grundlegende Methode der Friluftsliv-Pädagogik (vgl. Bittner,
S.83) und ist folgerichtig im Kontext dieser Arbeit von hoher Bedeutung. Aus diesem Grund
soll es auch bei der Frage nach dem relevanten Kern der Ansätze Berücksichtigung finden, da
sie auch in der Anwendung dieser Kernelemente immer ein Bestandteil des Unterrichts sein
sollte.
Bei der Feststellung wie Friluftsliv, Situationen im Friluftsliv und wodurch die
charakteristischen Fertigkeiten vermittelt werden können, bezieht sich auch Nils Faarlund
direkt auf das Vegledning, der dies als eine pädagogische Methode in seine Høgfjellskole8
eingebracht hat (vgl. Gundersen / Østrem, S. 67).
Gundersen und Østrem formulieren den Stellenwert von Vegledning folgendermaßen:
„In Norwegen ist veiledning bereits seit den 1970er Jahren eine etablierte pädagogische Arbeitsweise, in der der Mensch der Natur begegnet, aber auch sich selbst in der Natur aktiv wahrnimmt. Sie baut auf einer pädagogischen Philosophie auf, in der die Natur wertvoll ist und der Mensch schonend mit ihr umgeht“ (Gundersen/Østrem, S.67).
Unter Vegledning versteht Bjørn Torsden z.B. eine prozessorientierte Vermittlungs- und Führungsmethode, die auf eine Arbeitsform in der Gruppe und die Begegnungen in der Natur aufbaut (vgl. Bittner, S.83). Ein Vegleder/Friluftsliv-Leiter ist nicht im direkten Sinne ein Wegführer oder Naturführer. Vielmehr umschreibt es eine Person mit pädagogischen Kenntnissen, die einer Gruppe bei einer Aktivität in der Natur betreut und situationsbedingt adäquate Methoden einzusetzen (vgl. Gundersen/Østrem. S.67).
Der Führungsstil beruft sich hauptsächlich auf drei Führungstraditionen.
– Die Masterlehre / Craft&Trade tradition
– Die Therapiefunktion / Traditional therapy
– In Aktion und Reflektion / Action and reflection tradition
Abhängig von dem persönlichem Stil, der gewählten Form, des Ziels eines Unterfangens, den
Kontextbedingungen, der Beziehung zwischen der Friluftsliv-Leiter und seiner Gruppe und
dem zu vermittelnden Inhalt wird das Vegledning situationsbedingt und individuell definiert
(vgl. ebd. S. 82ff). Der Grundkonsens besteht jedoch:
– In der Vermittlung von realistischen Naturerfahrungen, die zum Lernen anregen
– In der Bekanntmachung von und Hinführung zu verschiedenen Gefahren der Natur
8 Gebirgsschule. Erste akademische Einrichtung, die sich auf die Ausbildung von Friluftsliv spezialisiert hat.
2. Friluftsliv 17
– In der Vermittlung von Respekt und Achtung gegenüber der Natur, ihrer Erhaltung und
einem angemessenen Umgang mit ihr.
– In der situationsgerechten Anwendung verschiedener Rollen wie Freund, Lehrer, Führer,
Psychologe etc. (Antizipationskompetenz)
– In der ehrlichen Wahrung seiner selbst (Selbstbewusstsein)
– In der Fähigkeit sich in andere Teilnehmer hineinzuversetzen um deren Anliegen zu
verstehen (Einfühlungsvermögen)
– In der unvoreingenommenen und respektvollen Konfrontation mit den
SuS/Gruppenmitgliedern (Kommunikationskompetenz)
– In dem Besitz eines umfangreichen Methodenreservoirs (Methodenkompetenz)
– In dem Besitz von umfangreichen didaktischen Fähigkeiten (Didaktische Kompetenz)
– Im Fachwissen (Fachkompetenz)
– Zu großen Teilen in situationsgerechtem Handeln und spontanem Intervenieren
(Management des Ungewissen)
– Ebenso im strukturellen Planen von Ausflügen und Aufgaben (Organisationskompetenz)
(vgl. Gundersen/Østrem, S.79ff)
Ein Friluftsliv-Leiter „sollte sich einerseits zurücknehmen können und andererseits als letzte
Möglichkeit eingreifen, wenn die Gruppe eine falsche, möglicherweise gefährliche
Entscheidung […] getroffen hat.“ (Bittner, S. 68) Weiter ist er aktiver Teil eines
Gruppengeschehens wenn es um die Verteilung von Aufgaben innerhalb eines
Kleingruppengefüges geht. Er sollte es jedoch vermeiden selber Führung zu übernehmen,
sondern eher die Entscheidungsverantwortung weitestgehend seiner Gruppe überlassen (vgl.
ebd. S.68). Nur dann kann sich die erlebte Erfahrung optimal manifestieren. Seine
Entscheidungsautorität darf in wichtigen und brenzligen Situationen nicht zur Diskussion
stehen (vgl. ebd. S.69f).
Aus Mangel an der Quantität und Qualität unberührter Natur im urbanen Raum zeigen sich
einem zwei Möglichkeiten auf, derer man sich unter Berücksichtigung der Kernelemente
bedienen kann.
1. Das Aufsuchen der verbliebenen Natur im städtischen Raum. Ob es hier der nächste Park ist oder Randgebieten mit einer naturreicheren Umgebung, die im Rahmen von Klassenfahrten oder Abschlussausflügen aufgesucht werden können. Als Beispiel siehe auch Kapitel 6.
3. Institutionelle Verankerung von Friluftsliv in Norwegen 18
2. Das Interpretieren der direkten Umgebung als „Umgebungsnatur“. Hier gilt es den urbanen Raum mit seinen „natürlichen“ Gegebenheiten neu zu interpretieren und als Bewegungsfeld zu deuten. Auch und gerade in einem „Gegenbeispiel“ können sich Themen wie Naturschutz, nachhaltige Entwicklung und nachhaltiges Verhalten gut darstellen bzw. behandeln.
Sollte im Verlauf der Arbeit von „Friluftsliv-Elementen“ oder „Kernelementen bzw.
Kernaspekte des Friluftsliv“ die Rede sein, bezieht sich das auf die aufgelisteten Punkte.
3. Institutionelle Verankerung von Friluftsliv in Norwegen
"Friluftsliv is of great educational value, and should be emphasised as a subject in all levels of education. One definitely benefits from the educational advantages outdoor life provides, both in Physical Education and other subjects."
(Stortingsmelding nr. 40, 1986-1987 in: Westersjø 2007, S. 49)
Für einen Transfer einiger Kernaspekte des Friluftsliv-Ansatzes in einen Sportunterricht
draußen, scheint es sinnvoll auf die Verankerung von Friluftsliv in Norwegens
Bildungseinrichtungen zu schauen.
Friluftsliv wird nicht nur in den Schulen als Teil des Sportunterrichtes oder eines Uteskole-
Projekts angeboten. Es findet ebenfalls Berücksichtigung in vielen Kindergärten und der
Universität. Ich werde im Folgenden die Betrachtung der universitären Verankerung außen
vor lassen, da sie wenig relevant für einen Sportunterricht draußen an den deutschen Schulen
sein wird. Natürlich ist sie als Lehr- und Vermittlungsinstrument für angehende Lehrer
ungemein wichtig, findet in der konkreten Betrachtung an dieser Stelle jedoch keine
Berücksichtigung.
3.1 Friluftsliv an norwegischen Schulen
Friluftsliv ist schon seit 1939 in den norwegischen Schulen verankert (vgl. Westersjø 2007,
S.49). Um einen guten Einblick in die Art und Weise zu bekommen wie es an den Schulen
unterwiesen/erfahren wird, werde ich dessen curriculare Präsens kurz zusammenfassen (vgl.
NPESC 2012).
3. Institutionelle Verankerung von Friluftsliv in Norwegen 19
Friluftsliv ist im Curriculum als Teilaspekt des Sportunterrichts angesiedelt. Dort deckt es
1/3 des Lehrplanes.
Die SuS sollen zunächst einmal positive Erfahrungen aus dem Leben an der freien Luft
erhalten. Sie sollen eine Einführung/Einsicht bekommen, wie man die Natur auf eine
umweltbewusste Art zu Sport und Erholung nutzen kann (vgl. NPESC 2012, S.6).
Der Fokus der Friluftsliv-Einheiten in der Schule liegt neben dem sicheren Bewegen in der
Natur sowie dem angemessen Umgang mit dieser, ebenso auf das Berücksichtigen von
Friluftsliv-Traditionen im Bezug auf die lokalen Umweltbegebenheiten.
Neben der Fähigkeit sich in der Nachbarschaft mit Hilfe von Karten zu orientieren, werden
Basiskompetenzen wie das Skifahren, Schwimmen und das Benutzen von einfachen Hilfen
sowie Werkzeugen nach Abschluss der 4. Klassenstufe vorausgesetzt. Ebenso sollten die SuS
in der Lage sein, sich ohne Spuren zu hinterlassen abseits der Wege aufzuhalten und über ein
nachhaltiges Verhalten gegenüber der Natur Bescheid wissen.
Nach der 7. Klassenstufe sollen die SuS sich mit Hilfe eines Kompasses in bekanntem
Terrain orientieren können, sich sicher unter jeglichen Wettereinflüssen bewegen können
sowie sich in erster Hilfe und der Planung eines Übernachtungstrips auskennen. Neben den
Kenntnissen in lokalen Friluftsliv-Traditionen werden auch die Sami-Traditionen9
berücksichtig und besprochen.
In den nächsten drei Jahren werden die Orientierung im Gelände und die Gewichtung der
Übernachtausflüge während der verschiedenen Jahreszeiten zunehmend anspruchsvoller. Die
SuS betreten unbekanntes Terrain in verschiedenen Naturräumen sowie Jahreszeiten, müssen
sich mit Hilfe von Kompass und Karte zurechtfinden sowie die Übernachtungen bzw. Trips
im Allgemeinen planen und durchführen (vgl. NPESC 2012, S. 3ff).
Zusätzlich gibt es einige sog. „Uteskoler10“. Diese Schulen verfolgen ein Konzept, durch
das Teile des Unterrichts unter freiem Himmel / außerhalb der Schule stattfinden. Optimal in
einer Lernumgebung die dem Lernstoff direkt entspricht. Normalerweise wird das Konzept in
Form eines „Utedag“ umgesetzt: An einem Tag in der Woche wird der Unterricht nach
draußen verlagert. (vgl. Bittner, s. 34ff). An Schulen mit einem „Utedag“-Programm sind in
Interviewstudien durchweg positive Rückmeldungen bezüglich des Aktivitäten- und
Bewegungssprektrums der SuS gekommen sowie deren sensomotorischen Fähigkeiten
herausgestellt worden (vgl. Hage, S. 72; Jordet 1999, S. 68f). Arne N. Jordet, einer der
Hauptvertreter des Konzepts „Uteskole“, beschreibt diese als eine Methode, bei der man
9 Die Samis sind ein indigenes Volk aus Skandinavien und heute in der ethnischen Minderheit. 10 Mehrzahl von Uteskole. Direkt übersetzt heißt das „Draußenschule“.
3. Institutionelle Verankerung von Friluftsliv in Norwegen 20
Teile des Schulalltags in eine nähere Umgebung verlegt. Die Arbeitsmethode gibt den SuS die
Gelegenheit alle Sinne derart zu gebrauchen, dass die persönliche und konkrete Erfahrungen
in der Begegnung mit der Wirklichkeit machen. Die Methode gibt Raum für fachliche
Aktivität, spontane Entfaltung, Spiel, neugierige Entdeckungen, Fantasie, Erlebnis und
soziales Beisammensein (vgl. Jordet 1998, S. 22).
Jedoch muss man hierbei ebenfalls erwähnen, dass sich die positiven Beurteilungen
einigen norwegischen Arbeiten, die das Thema Uteskole betrachten, schlussendlich immer
mit der Kompetenz der Lehrkraft erklären oder deren Umgang mit der „neuen“ Situation
herausstellen (Beispiele: Breiskalbakken, S. 82ff; Hage, S. 87f; Jordet 1999, S. 70).
3.2 Friluftsliv an norwegischen Kindergärten
Auch viele Kindergärten bieten einen „Utedag“ an, an dem unabhängig vom Wetter der
gesamte Tag unter freiem Himmel verbracht wird. Oft gibt es hierfür eine Basis samt
Unterstand die regelmäßig konsultiert wird.
Natürlich gibt es in Norwegen auch das Äquivalent zum deutschen Waldkindergarten, wo
sich die Kinder und Erzieher die ganze Woche im Freien aufhalten.
Friluftsliv wird in diesen Formen ganz natürlich als Teil des Unterrichts und auch als
Methode betrieben (vgl. Jordet 1998, S. 37).
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 21
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg
Nach der Betrachtung der institutionellen Verankerung von Friluftsliv und Methoden des
Friluftsliv in Norwegen möchte ich im folgenden Kapitel das Hamburger Schulcurriculum auf
Kompetenzen und Ansätzen untersuchen, die sowohl eine Integration von Friluftsliv-
Elementen abdecken, als auch eine Verlagerung des Sportunterrichts nach draußen
unterstützen würden. Darauf aufbauen kann analysiert werden, ob es Sinn macht, Elemente
des Friluftsliv in den Schulsportunterricht an der freien Luft zu integrieren.
In die Betrachtung fallen hier das Curriculum für die Grundschule (GS) und das der
Sekundarstufe 1 für Gymnasien (SEK1) sowie dem der Stadtteilschulen (STS). Hier unterteile
ich zum einen in gemeinsame Aspekte um danach dezidiert die verbleibenden Unterschiede
und Gegebenheiten der einzelnen Schulformen herauszustellen. Da es sich hierbei um ein
„Projekt“ handeln würde, an das die SuS möglichst früh herangeführt werden sollten um es in
seinem Umfang zu erfahren, wird das Curriculum für die gymnasiale Oberstufe nicht
berücksichtigt.
4.1 Gemeinsamkeiten der curricularen Anforderungen
In diesem Kapitel beziehe ich mich ausschließlich auf die Bildungspläne (Curricula) des
Stadtstaates Hamburg aus dem Jahr 2011 für die Grundschule, Sekundarstufe 1 der
Gymnasien sowie Stadteilschulen. Die Quellenangaben erfolgen in diesem Kapitel nicht über
eine genaue Seitenangabe, sondern über Abschnittbezeichnungen. Da hier drei verschieden
Quellen mit einem identischen thematischen Aufbau unter identischen
Abschnittsbezeichnungen auf Gemeinsamkeiten untersucht werden, scheint mir diese
Darstellung am übersichtlichsten.
Auch hier werde ich die Gemeinsamkeiten direkt kommentieren um einen konkreten
Bezug zu der Fragestellung im unmittelbaren Kontext liefern zu können.
In allen Curricula wird der Abschnitt 1.3 „Gestaltung der Lernprozesse“ mit folgendem
Satz eingeleitet:
„Menschen lernen, indem sie Erfahrungen mit ihrer sozialen und dinglichen Umwelt sowie mit sich selbst machen, diese Erfahrungen verarbeiten und sich selbst verändern. Lernen ist somit ein individueller, eigenständiger Prozess, der von außen nicht direkt gesteuert, wohl aber angeregt, gefördert und organisiert werden kann.“
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 22
Da die dingliche Umwelt in der Freizeit der SuS nicht immer zwingend der Klassenraum ist,
sollte man hier ansetzen und über eine zunehmende Verlegung des Unterrichts nach draußen
nachdenken. Gerade Kinder und Jugendliche haben unter normalen Voraussetzungen einen
erhöhten Bewegungsdrang, den sie im Idealfall in dem größtmöglichen Raum ihrer dinglichen
Umwelt ausleben sollten. Hier würde sich eine Anleitung oder Aufforderung durch einen
Sportunterricht an der freien Luft anbieten. Weiter wird in der Schule auch immer eine
dingliche Umwelt der SuS geschaffen. Warum sollte man an dieser Stelle die Bewegungswelt
der SuS nicht nach draußen verlagern, um ihnen die Bewegungsumwelt in einem Raum zu
präsentieren, der für jedermann frei zugänglich ist?
Die Erwähnung, dass die Kompetenzorientierung der Schulen an die Lebenswelt der SuS
gebunden sind um darüber hinaus theoretisches Lernen anzuregen, unterstützt die These
zusätzlich (vgl. Abschnitt 1.3, Themenpunkt: Kompetenzorientierung). Die Lebenswelt der
SuS findet rein ortsgebunden auch außerhalb der Klassenräume statt.
Auch in Abschnitt 2 der Curricula, in dem u.a. die Aufgaben des Sportunterrichtes
angesprochen werden, gibt es einen Bezug auf die sich zu erschließenden Bewegungsräume:
Der Sportunterricht soll sie SuS dazu anregen, „sich ihre körperliche Leistungsfähigkeit, ihre
Gesundheit und Fitness durch regelmäßiges lebensbegleitendes Sporttreiben zu erhalten und
sich dafür die nötigen Räume und Gelegenheiten in ihrer näheren und weiteren Umgebung
selbstständig suchen zu können.“ Und genau an diesem Punkt bietet sich die Chance, auch
unterstützt durch eine motivierende, konkurrenzlose Komponente des Friluftsliv-Ansatzes, die
SuS zu einem aktiven Lebensstil unter freiem Himmel zu führen.
Die geforderte Orientierung an der sich ständig wandelnden aktuellen Bewegungskultur
spricht ebenfalls für einen Sportunterricht im Freien, da sich moderne Trendsportarten
überwiegend unter offenem Himmel ausführen lassen (le Parcours, Wakeboard, Freerunning,
Slackline, Mountainbike, Skaten, Breakdance…).
Bei der geforderten fächerübergreifenden Vernetzung (vgl. Abschnitt 2) können besonders
die Friluftsliv-Aktivitäten fördernd sein, da man in ihrem Rahmen sehr gut fachfremde
Themen unterbringen kann (Biologie, Erdkunde, Religion, Mathematik, Kunst etc.).
Durch die Möglichkeit der Gestaltung eines schulinternen Curriculums und die Berufung des
Selbigen auf Kompetenzbereichen - anstelle von festgeschriebenen Inhalten - bietet sich
augenscheinlich eine hervorragende Grundlage für eine institutionelle Berechtigung des
Sportunterrichts draußen. Die vier übergeordneten Kompetenzbereiche, die quer zu den
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 23
Kompetenzen der Bewegungsfelder liegen, sind ebenfalls in jeder Schulstufe identisch und
nicht ortsgebunden (Leisten und Üben, Gestalten und Darstellen, Erkunden und Wagen sowie
Wettkämpfen und Kooperieren).
Besonders im Kompetenzbereich Erkunden und Wagen (Abschnitt 2.3) bieten die zu
lehrenden Ziele viele Anknüpfpunkte mit Bereichen aus den Friluftsliv-Aktivitäten. Soll z.B.
die Möglichkeiten und Grenzen des Sporttreibens in der natürlichen Lebensumwelt reflektiert
und der respektvolle Umgang damit thematisiert werden, kann dies passend mit Friluftsliv-
Kompetenzen wie dem „Erleben von Natur“ und dem „Verantwortungsbewussten Umgang
mit der Natur“ behandelt und anschaulich thematisiert werden. Aktivitäten wie Klettern oder
Wassersport macht dies sehr anschaulich und schnell deutlich (das Erlangen von physischen
Grenzen, Abstürzen, Kentern, die Abhängigkeit von Naturgewalten wie Flut, Ebbe und
Strömungen etc.).
Wie in Kapitel 2.2 schon dargestellt, ist das Bewegen im Friluftsliv-Bereich eher Mittel
zum Zweck und die Bewegung läuft unterschwellig ohne sie direkt als diese wahrzunehmen.
In der Einleitung zum Bewegungsfeld „Erkunden und Wagen“ heißt es:
„Schülerinnen und Schüler erwerben die Fähigkeit, entsprechend gestaltete Bewegungsaufgaben als ein Mittel zur Suche nach auf- und anregenden Erlebnissen zu verstehen und einzusetzen.“
(Abschnitt 2.3)
Weiter wird gefordert, dass die SuS sich auf erlebnis- und wagnisorientierte
Bewegungsaufgaben einlassen, entsprechende Bewegungssituationen aufsuchen, sie
herstellen und lösen (Abschnitt 2.3 Kompetenzbereich Erkunden und Wagen). Hier bietet sich
meiner Meinung nach eher ein nicht konstruierter Raum an. Nicht konstruiert im Sinne einer
Sporthalle, deren Raum durch den Schulsport vordefiniert und rein auf diesen ausgelegt ist.
Der Kompetenzbereich „Wettkämpfen und Konkurrieren“ passt per Definition zumindest
nicht in die Grundidee der Friluftsliv-Elemente jedoch könnte und sollte man argumentieren,
dass das Konkurrieren und Wettkämpfen nicht nur im Sport einen wesentlichen Bestandteil
darstellt, sondern auch in sozialen Interaktionen. Auch dürfen die SuS, die gerne wetteifern
und die Herausforderung in dem Konkurrieren mit anderen suchen, in der Konzeption des
Unterrichts nicht vernachlässigt werden.
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 24
Außerdem muss hier die Chance des Sports wahrgenommen werden den angemessene
Umgang mit Sieg und Niederlage zu thematisiert und erfahren (s. auch Abschnitt 2.4
Didaktische Grundsätze).
Generell sind auch in den anderen Kompetenzbereichen keinerlei Punkte aufgeführt, die
gegen einen Unterricht draußen sprechen würden. Weder im „Leisten und Üben“, noch im
Bereich „Gestalten und Darstellen“.
In den didaktischen Grundsätzen wird wiederholt auf den Bezug zur Lebenswelt der SuS
genommen. Der Unterricht soll sich an ebendieser orientieren und mit diesem als
Ausgangslage sportliche Perspektiven aufzeigen. Ebenso wird ganz gezielt auf die sportliche
Betätigung außerhalb normierter Sportstätten hingewiesen. Hier wird auch explizit die
Auseinandersetzung mit der Natur als Ressource und das Bilden einer nachhaltigen
Einstellung der Umwelt gegenüber formuliert:
„Neben der Nutzung der Schülerinnen und Schüler des gewohnten urbanen Lebensraums
als Bewegungsraum besteht in besonderem Maße die Möglichkeit, das Erleben (in) der Natur
zu intensivieren. Unterrichtliche Vorhaben in den Natursportarten bieten geeignete
Möglichkeiten, Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit
den begrenzten und vielfach gefährdeten Umweltressourcen anzuregen.“ (Abschnitt 2.4)
In Abschnitt 3 der Schulcurricula werden die fachlichen Inhalte des Sportunterrichts
aufgezeigt. Hier wird einleitend erwähnt, dass die zu erwerbenden Fähigkeiten in
Bewegungsfelder systematisiert sind, welche zwar herkömmliche Sportarten in einem
schulischen Umfang erfassen, jedoch auch über diese hinaus erworben werden können. Der
Lehrer oder die Lehrerin kann also entweder tradierte Sportarten unterrichten, oder ähnliche
sportliche Anforderungen durch andere Aufgabenstellungen und Unterrichtsinhalte abdecken
(Abschnitt 3).
Die Inhalte der einzelnen Bewegungsfelder sind von der Schulform abhängig und werden
unter 4.2 und 4.3 oberflächlich erläutert. Die Bewegungsfelder selber sind schulübergreifend
identisch (Abweichung beim Feld „Schwimmen, Tauchen, Retten“. Die Kompetenz des
Rettens wird in der Grundschule noch nicht abverlangt).
Zusammenfassend sind auch jene fachlichen Inhalte in eine Umgebung zu transferieren,
die nicht zwingen sportlich konnotiert sind. Ich werde an dieser Stelle nicht jede Kompetenz
einzeln auflisten, da dies den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Einige Beispiele sind im
Anhang 1 sowie im Kapitel 6 zu finden.
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 25
4.2 Sek 1 an Gymnasien sowie an den Stadtteilschulen
Durch die Profilbildung (die jede Schule überwiegend in ihrem Ermessen ausführen kann (s.
Abschnitt 1.1 und 1.2), kann ein naturverbundener Sportunterricht optimal in eine „Umwelt-
Profil“ passen. Die älteren SuS sollen im Bewegungsfeld „Wettkämpfen und Kooperation“
schon gezielt Einblick und Erfahrungen im wettkampfgeprägten Sport bekommen. Wie schon
erwähnt korreliert das nicht unbedingt mit der Friluftsliv-Philosophie oder der Aneignung
eines alternativen Lebensstils.
Im Bewegungsfeld „Laufen, Springen Werfen“ sollen die SuS am Ende der 8. Stufe einen
Orientierungslauf durchgeführt haben (Abschnitt 3).
Das Bewegungsfeld „Schwimmen, Tauchen, Retten“ ist immer sehr ortsgebunden, weil es
Wasser und eine gewisse Wassertiefe bedarf. Weiter werden hier hohe Anforderungen an die
Technik und Abschlussleistungen gestellt, so dass einem hier als Lehrer oder Lehrerin nicht
viel Handlungsspielraum bleibt um Elemente aus dem Friluftsliv z.B. einzuflechten. In
Kombination mit dem Bewegungsfeld „Rollen und Gleiten“ kann hier jedoch bei
entsprechenden Ressourcen, Rudern oder Paddeln einige geforderte Kompetenzen abdecken
(Selbst- und Fremdrettung; Das Bennen von unterschiedlichen Funktionen von
schwimmerischen Bewegungen und das Erkennen deren Nutzens). Auch ist es hilfreich, die
Erfahrung zu machen beim Schwimmen einmal nicht den Boden zu sehen oder auf
Wellengang, Fische und ähnlichem reagieren zu müssen.
Je höher die Jahrgangsstufe, desto höher und konkreter wird das Anforderungsniveau an
die technischen Fertigkeiten der SuS. Das spricht nicht unbedingt gegen einen Sportunterricht
draußen, sind technische Bewegungsfertigkeiten für eine Sportart auch durch viele andere
Übungen und sportartenfremde Hinführungen zu leisten (vgl. Nagel, S. 33ff).
Im Bewegungsfeld 6 „Turnen an und mit Geräten“ sollen die SuS für den Übergang in die
Studienstufe am Ende der Jahrgangsstufe 11 z.B. das turnerische Kombinieren von
verschiedenen Geräten vollziehen können. Man kann das einfach und sehr umfassend mit der
Vermittlung „le Parcours“ ausgleichen und Gegenstände der Umgebung als Gerät
interpretieren. Nur hier muss die Frage nach der Absicherung von SuS kreativ gelöst werden,
da Turnmatten leider noch keinen ubiquitären Status genießen.
Vereinzelt sind die Inhalte auch an ein bestimmtes Gerät, gezielte Techniken und
Sportarten gebunden. Jedoch können die meisten von diesen auch unter freiem Himmel
4. Grundlagen der Schulsportpädagogik in Hamburg 26
absolviert werden. Der Friluftsliv-Ansatz findet in den Bestimmungen auf den ersten Blick in
den höheren Jahrgangsstufen weniger Spielraum als in den Abschnitten 1.3 und 2
„Kompetenzen und ihr Erwerb im Fach Sport“ angedeutet. Auch muss man bei genauer
Befolgung der Regelkunde von einzelnen Sportspielen oder Wettkämpfen dafür sorgen, dass
außerhalb der Schulsporthalle entsprechende Plätze zum Abhalten der Sportarten gegeben
sind (s. Abschnitt 3, Bewegungsfeld 5: „Die SuS wenden spieltechnische Fertigkeiten und
taktische Fähigkeiten individuell und in der Gruppe in Spielsportarten sicher an und variieren
sie situativ und funktional angemessen“; „Die SuS halten kodifiziertes Regelwerk in den
gespielten Spielsportarten ein, legen es reflektiert aus, modifizieren es zielgerichtet und
vermeiden Regelverstöße bewusst“) Weiter heißt es jedoch auch, dass die SuS die Regeln in
Sportspielen verändern sollen, bis diese den räumlichen und individuellen Bedingungen
angepasst sind (s. Abschnitt 3, Bedingungsfeld 5).
4.3 Grundschule
In der Grundschule sind die Bedingungen freier formuliert und weniger einer bestimmten
Sportart zugehörig. Logischerweise wird hier das Erlernen von motorischen Grundfertigkeiten
und konditionellen Fertigkeiten höher gewichtet als eine dezidierte Technikschulung.
Dennoch sind auch hier klare Verbindungen zum Wettkampfsport vorhanden (Die SuS
kennen das Startkommando beim Sprint und Ausdauerlauf – Abschnitt 3, S. 24).
Im Gemeinen kann man herausstellen, dass ein überwiegender Teil der Anforderungen
sehr gut auch draußen abgehalten werden können. Einige sind schon von Grund auf für den
Ablauf an der freien Luft konzipiert (Kanufahren, Ausdauerlauf, Orientierungslauf etc),
andere erfahren in der realen Lebenswelt außerhalb des Schulsportunterrichts eine ganz
andere Bedeutung und können durch den örtlichen Transfer die Kreativität und Flexibilität der
SuS anregen.
In Kapitel 6 werde ich eine Art „Pilotprojekt“ aufzeigen, in dem der Sportunterricht
komplett nach draußen verlegt worden ist und an die äußeren Bedingungen angepasst wurde.
Bei der Beschreibung werden einige, in diesem Kapitel aufgegriffenen Probleme, noch einmal
deutlich und der Umgang mit ihnen transparent.
5. Sportpädagogischer Bezug 27
5. Sportpädagogischer Bezug
In diesem Kapitel möchte ich zusätzlich zum Curriculum einen kleinen Exkurs in Theorien
der Sportpädagogik wagen, um auch hier nach Ansätzen zu suchen die einer Verlagerung des
Sportunterrichts nach draußen zustimmen würden.
Jürgen Funke-Wieneke, emeritierter Professor für Bewegungs- und Sportpädagogik an
dem Fachbereich für Bewegungswissenschaften der Universität Hamburg, hat nicht nur am
Hamburger Curriculum für Sport der Sek. 1 für Hamburg mitgewirkt, er hat nebenbei auch
einige interessante Thesen im Bezug auf die Raumwahrnehmung beim Bewegen dargelegt
und überdies das Bewegen in der Stadt thematisiert. Ein relevanter Ausschnitt seines
theoretischen Schaffens soll bei der Klärung der Fragestellung helfen.
Er hat neben zahlreichen eigenen Publikationen unter anderem den Band Sport- und
Bewegungspädagogik herausgebracht, in dem er in seinen Worten, die sportpädagogischen
Theorien verschiedener Autoren (O. Gruppe, K. Dietrich und G. Landau, S. Größing, A.
Trebels, K. Fischer und A. Hummel) beschreibt, kommentiert und vergleicht. Aus diesem
Fundus bediene ich mich des pädagogischen Ansatzes und der Argumentationen von Dietrich
und Landau, um die Wertigkeit eines Sportunterrichts draußen unter Berücksichtigung der
Kernelemente des Friluftsliv zu unterstreichen.
5.1 Knut Dietrich und Gerhard Landau melden sich zu Wort
Knut Dietrich und Gerhard Landau gehen in ihrer bildungstheoretischen Aussage auf das von
Meinel geprägten und formulierten „Bewegungsproblem“ ein. Jenes umfasst auf der Seite ein
in der Lebenspraxis ungelöstes Problem im praktischen, zweckmäßigen Handeln und das
damit zusammenhängende Finden einer Bewegungslösung, sowie auf der anderen Seite die
noch ungelösten Fragen wissenschaftlicher Bewegungsforschung (vgl. Funke-Wieneke 2010,
S. 95).
Hieran anknüpfend behaupten Dietrich und Landau, dass der Sport im herkömmlichen
Sinne dieses Bewegungsproblem nicht lösen kann, da er eine „zivilisatorische Verzerrung
menschlicher Möglichkeiten und Bestimmung sei“ (ebd., S. 96).
5. Sportpädagogischer Bezug 28
Weiter argumentieren die Autoren, sei eine Abkehr von sportlichen Werten, die anstelle
der natürlichen Nutzbarkeit die Grenzen des eigenen Körpers erfragen, notwendig, um eine
bildungsgerechte Alternative zum Sport zu suchen. Wenn es heißt, „der Sport erhält den Rang
eines wertvollen kulturellen Ausgleichsbereichs in einer technisierten Welt und wird damit
zum selbstverständlichen pädagogischen Programm“ (ebd. S.96 nach Dietrich/Landau)
behaupten Dietrich und Landau, „dass der Sport das Bewegungsproblem einseitig im Sinne
einer affirmativ zur technisch-industriellen Lebensführung sich verhaltenden techno-
motorischen Zurichtung menschlicher Beweglichkeit verschiebe.“ (ebd. S.96). In diesem
Sinne verhält sich der Sport in seiner tradierten Form eher kontraproduktiv zur Rückkehr des
Menschen zur Natur und trägt zu deren Entfremdung bei. Sportliches Sich-Bewegen sei
deswegen ungeeignet das Bewegungsproblem der industriellen Gesellschaften zu beheben
(vgl. ebd. S.96). Hier würde der Friluftsliv-Ansatz mit dem Fokus auf die Zweckmäßigkeit
der Bewegung oder Bewegung im Sinne vorindustrieller Gesellschaften (Wandern, Skifahren,
Rudern etc.) optimal ansetzten können. Diese Bewegungsarten sind jedoch ebenfalls
„versportlicht“ worden, so dass bei einer entsprechenden Methodik kein zu starker Wert auf
einen Wettkampfaspekt bzw. -vergleich gesetzt werden darf. An dieser Stelle ist es ebenso
wichtig, dass die Bewegung zwar zweckgebunden sein kann (und auch muss), der
Bewegungsraum aber vielfältig gestaltet werden sollte. Die Zweckmäßigkeit soll im Sinne
einer umfassenden Umgebungsbewältigung oder –interpretation motorisch anregend und
individuell auslegbar sein. Auf einer Skitour darf es deswegen nicht nur Punkt A und B
geben, dessen Verbindungsdistanz möglichst unproblematisch und schnell überwunden
werden soll (wie beim Skirennen). Vielmehr soll auch der Weg, in diesem Fall die Loipe und
die Umgebung, mit Reizen gefüllt werden und für sich spezielle Bewegungen und Sinne
ansprechen. Hier könnten Ausflüge in den Tiefschnee, Innehalten in einfühlsamen
Naturmomenten oder das Agieren als Gruppe ebensolche sinnlichen Impulse auslösen.
Auf der Grundlage des „Bewegungsproblems“ und der Verfehlung dessen durch den
modernen Sportunterricht, teilen Dietrich und Landau die Auffassung „Bewegung als ein
Medium der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt zu betrachten“ (ebd. S. 96 nach
Diedrich/Landau 1990, S.170).
Um den SuS das Bewegungsproblem näher zu bringen, müssen diese demnach ihre
eigenen Bewegungsabsichten „in einer sinnlich anregungsreichen Umgebung, selbstbestimmt,
unter Führung der Sinnlichkeit des subjektiven Merkens und Bewirkens verfolgen und daraus
nicht nur praktische Bewegungslösungen, sondern auch gedankliche Einsichten […]
gewinnen“ (ebd. S. 96f). Die SuS würden ihre bildungstheoretische Option verfehlen, wenn
5. Sportpädagogischer Bezug 29
sie bestenfalls technisch vorgegebene Bewegungslösungen des Sports mechanisch-gehorsam
nachvollziehen (vgl. ebd. S. 97).
5.2 Jürgen Funke-Wieneke ergänzt
Auch Jürgen Funke-Wieneke beschäftigt sich in einem seiner Aufsätze mit der alltäglichen
Bewegung abseits des bewussten Sporttreibens und mahnt um deren akademische
Nichtbeachtung bzw. deren „defizient erklärten Modus des unsportlichen oder noch nicht
sportlichen Handelns und Verhaltens“ (Funke-Wieneke 2008, S. 78). Ebenso wie Diedrich
und Landau bezieht der die Bewegungsumgebung mit ein. Auch er geht auf die Sinnlichkeit
des Raumes ein und fordert in diesem Sinne die bewegte, sinnliche Auseinandersetzung mit
der Umwelt.
Wenn er beschreibt, und ich ihn richtig verstehe, dass der Raum in dem man sich bewegt,
abhängig von seiner Wirkung eine individuelle Bewegungsperspektive bekommt und jeder
Einzelne dadurch „weltbildend“ im Zuge seiner Interpretation des Raumes agiert (vgl. ebd.
S.82), skizziert er den pädagogischen und didaktischen Anknüpfpunkt zur Annahme des
Bewegungsproblems. Sobald die Umwelt als Bewegungsaufforderung bewusst
wahrgenommen und ausgelotet wird, wenn diese sinnlich den eigenen Bewegungsapparat
anregt und herausfordert, sollte jeder einzelne den persönlichen Zugang zu seinem
individuellen Bewegungsproblem ein bisschen näher gekommen sein und darüber hinaus
seine eigene Umgebung erschaffen. Und das kann meiner Meinung nach ein interaktiver
Sportunterricht unter freiem Himmel erreichen, weil er gerade ebenjenen alltäglichen
Bewegungsraum anders erschließen lässt.
Um dies zu verdeutlichen beschreibt Funke-Wieneke das „Mittetreten“ auf den
Bahnhofsplatten. Bei jedem Schritt probiert er seinen Fuß mittig auf die Fliesen zu setzen
ohne die Fugen zu berühren. Er tut dies, weil er unbeschwert, nach der Arbeit seinen
Bewegungsraum bewusst wahrnehmen kann. Er erschafft sich ihn. Der gleiche Raum acht
Stunden vorher führte ihn lediglich sicher von A nach B damit er rechtzeitig bei der Arbeit
erscheint und wurde aus einer komplett anderen Perspektive betrachtet (vgl. ebd. S.81f). Das
hängt seiner Meinung nach unschwer mit der momentanen Beziehung zu seiner Umwelt
zusammen. Gerade in städtischen Bereich wird der Bewegungsraum zwischen zwei
handlungsrelevanten Orten als Handlungsraum stilisiert. Ein widerstandsloser Raum, der
traumwandlerisch durchlaufen werden kann, weil es auf ihn nicht ankommt sondern auf ein
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg 30
ungestörte Fokussierung des gedanklichen (nicht örtlichen) Horizonts, der nebenbei die
Existenzweise der Städter bestimmt (vgl. ebd. S. 83).
Ob dies ein rein urbanes Phänomen ist, wage ich zu bezweifeln. Kinder und Jugendlich
haben aber eben diesen Handlungshorizont und –raum noch nicht verinnerlicht und können
sich eher auf das räumliche hier und jetzt beziehen. Die Mauer ist nicht zum sicheren Geleit
aufgestellt, sondern zum Erklimmen.
Wenn man als Lehrkraft hier ansetzen möchte, sollte man sich auch in der entsprechenden
Umgebung unterrichten und anregen.
Um dieses Kapitel mit Funke-Wieneckes Worten abzuschließen und einen kleine Ausblick
auf die Gesundheitsorientierung des Friluftsliv-Ansatzes zu geben möchte ich an dieser Stelle
gerne folgendes Zitat vorstellen:
„Sport beginnt dort, wo die Bewegung sich selbst thematisiert und aus der bloßen Funktionsweise des wachen Traumwandelns im Transportgeschehen auftaucht und ihren Handlungssinn als Bewältigung des städtischen Ambiente verliert, um ihn zu tauschen gegen einen sinnlichen Sinn und eine Rationalisierung in Gesundheitssorgen und –vorsorgen.“ (ebd., S. 87).
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule
Hamburg
In den folgenden Ausführungen werden speziell die natürlichen Freiräume in Hamburg
untersucht, in denen der Sportunterricht unter freiem Himmel stattfinden kann.
Der urbane Raum Hamburg kann aufgrund seiner Größe und seinen natürlichen
Gegebenheiten vielseitig genutzt werden. So kann man auf eine hervorragend ausgebaute
Binnenwasserinfrastruktur (Elbe, Alster, Bille) mit vielen ansässigen Segel- und
Rudervereinen zurückgreifen. Mit zahllos ausgewiesenen Parkanlagen und einem
flächendeckenden Freiraumnutzungskonzept kann nahezu jeder Bürger oder jede Bürgerin
Hamburgs eine dieser ausgewiesenen Parkanlage oder Grünfläche in wenigen Minuten
erreichen.
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg 31
Tab. 2 System der Freiraumtypen Hamburgs
Das Hamburger Landschaftsprogramm hat es sich zur Aufgabe gemacht ein „Grünes Netz“
durch Hamburg zu ziehen. Damit soll es möglich sein, sich ungestört vom Straßenverkehr im
Grünen innerhalb der Stadt zu bewegen und so auch das Umland zu erreichen (Behörde für
Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg 2013). Die Durchsetzung des Hamburger
Stadtgebiets mit „grünen Straßen“, fand seinen Anfang in den 1920ern und wurde seit dem in
verschiedenen Phasen verfolgt und umgesetzt (vgl. Kellermann 2003 S. 1ff).
Auf Grundlage dessen lässt sich herausstellen, dass die Möglichkeiten auch im urbanen
Raum Grünflächen zu betreten bzw. zu benutzen nicht selten und frei zugänglich sind (s. Tab.
2). Weiter ist das Hamburger Umland mit dem Fahrrad und über das Wasser optimal zu
erreichen, was für evtl. geplante Tages oder Wochenendausflüge nicht irrelevant ist.
Auch in anderen Städten bieten ähnlichen Konzepten (Grün- und Freiraumplanung) eine
Grundlage für ein Bewegen in „grünen Netwerken“ (vgl. Umwelt- und Naturschutzamt
Charlottenburg-Wilmersdorf, oder Spitthöfer, S.30 ff) bzw. wird sich ähnlichen Projekten
gewidmet (vgl. Nohl, S. 9ff).
Im weiteren Verlauf werde ich spezieller auf die Privatschule „Moderne Schule Hamburg“
eingehen um hier konkrete Vorschläge für eine Verlegung des Sportunterrichts an die freie
Luft zu geben. In dieser Schule wird das Projekt sowohl mit einer ersten, als auch mit einer
fünften Klasse durchgeführt.
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg 32
6.1 Umgebungsanalyse
Die „Moderne Schule Hamburg“ liegt im Stadtteil Groß Borstel, im Brödermannsweg 17. Die
Schule befindet sich in einer alten Frühstücksflockenfabrik, weshalb der Schulhof und die
umliegenden Grundstücke nicht auf die Infrastruktur einer Schule ausgelegt sind. Direkt
gegenüber befindet sich eine große Spielfläche, die als Pausenhof der angrenzenden Carl-
Götze-Schule und der Kita-Brödermannsweg dient. Die SuS der „Modernen Schule
Hamburg“ sollten wenn möglich ihren Unterricht nicht dort abhalten.
Ca. 700 m entfernt liegt das Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor, das man für
Orientierungsläufe oder Lauftouren gut wählen kann. Da man sich innerhalb eines
Naturschutzgebietes nur auf den ausgezeichneten Wegen aufhalten darf, sind die
Nutzungsmöglichkeiten hier jedoch eingeschränkt. Darüber hinaus dürfen sich die SuS nicht
laut verhalten, was während eines bewegten Sportunterrichts schwierig werden dürfte.
Dennoch kann dieses Gebiet bei einer Thematisierung von Nachhaltigkeit und Umweltkunde
ein gutes Anschauungsobjekt abliefern.
Direkt neben der Schule befindet sich ein Sportplatz, den man nach Absprache auch
benutzen kann. Hinter dem Sportplatz verläuft ein Bach (Tarpenbek) zu dem man freien
Zugang hat.
Direkt hinter der Schule in südöstliche Richtung befindet sich eine weitere Grünfläche,
deren Nutzung noch nicht geklärt ist.
Es gibt bereits Kooperationsgespräche mit ansässigen Rudervereinen, so dass man auch die
Nähe zur Alster nutzen kann. Auch der Eppendorfer Mühlenteich (1 km von der Schule
entfernt) bietet nutzbare Wasserfläche. Hier kann man in kalten Wintern Schlittschuhlaufen
oder aber im Sommer baden bzw. die Grünflächen des anliegenden Hayns Parks für andere
Aktivitäten nutzen.
Direkt vor dem Sportplatz befindet sich eine weitere Grünfläche mit vereinzelten Bäumen,
die sich als Spielfläche für kleine Klassengrößen gut eignet und schnell zu erreichen ist.
Der Schulhof ist betoniert.
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg 33
6.2 Mögliche Unterrichtseinheiten / institutionelle Rahmenbedingungen
Für die Konkretisierung des Projekts beziehe ich mich hier auf eine erste Klasse.
Eine Anlaufphase an der Modernen Schule Hamburg hat gezeigt, dass es die SuS der ersten
Klasse (momentan werden ausschließlich SuS der ersten Klasse zusammen unterrichtet –
später sollen immer zwei Klassenstufen zusammengefasst werden) weitaus besser als die
fünfte Klasse mit denen von ihnen geforderten Aufgaben (s. Anhang 1) und der
„Raumverlagerung“ umgehen konnten. Das mag zum einen an denen von mir ausgearbeiteten
Aufgaben liegen, die sich nicht besonders gut für den fünften Jahrgang eignen. Zum anderen
könnte eine höhere Gewöhnungslatenz eine Rolle spielen. Diese Behauptung muss jedoch
noch einmal gesondert überprüft werden.
Um der Integration der Friluftsliv-Perspektive gerecht zu werden und um damit dem
Sportunterricht draußen eine weitere Inhaltsebene zu geben, habe ich, nach norwegischem
Vorbild, Friluftsliv als 9. Bewegungsfeld aufgeführt und curricular integriert. In Absprache
mit der Schulleitung wird das Bewegungsfeld im Kontext eines schulinternen Curriculums
formuliert. Ein Vorschlag ist unter Anhang 2 einsehbar.
Das Projekt lief im Schuljahr 2012 / 2013 an und soll stetig optimiert werden. Die SuS der
ersten Klasse haben in diesem Schuljahr 40 Wochen Unterricht, wobei hier keine
Zeugnisstunden oder Feieranlässe berücksichtigt wurden. Innerhalb eines Schuljahres sollten
die SuS in meiner Betrachtung alle 9 Bewegungsfelder abgedeckt haben. Ich habe mich für
diese Auflistung entschieden um eine mögliche Verteilung der Bewegungsfelder visuell
kompakter darzustellen.
In der Realität kann die Unterweisung der 9 Bewegungsfelder auf die ersten zwei Jahre
verteilt werden. Die Schule bietet momentan 3 Wochenstunden (à 45 Minuten) Sport an.
Die SuS der ersten Klasse belegen im ersten Halbjahr jeweils 2 Wochenstunden
Schwimmen in einer externen Schwimmhalle. Es bleibt für die Belegung des üblichen
Sportunterrichts 1 Schulstunde pro Woche, die draußen abgehalten wird.
Die konkrete Verteilung der Bewegungsfelder auf 120 Unterrichtsstunden kann
folgendermaßen aussehen:
6. „Sportunterricht draußen“ an der Modernen Schule Hamburg 34
Bewegungsfelder 1. Halbjahr (24 Wochen; 3 Stunden die Woche:
4 Stunden Laufen, Springen, Werfen (LSW)
4 Stunden Gleiten, Fahren, Rollen (GFR)
8 Stunden Spielen (S)
8 Stunden Friluftsliv (FL)
48 Stunden Schwimmen (SCH)
Bewegungsfelder 2. Halbjahr (16 Wochen; 3 Stunden die Woche)
9 Stunden Kämpfen und Verteidigen (KV)
9 Stunden Tanzen, Inszenieren und Präsentieren (TIP)
12 Stunden Bewegen an und von Geräten (BG) / Anspannen, Entspannen und Kräftigen
(AEK)
9 Stunden Friluftsliv (FL)
5 Stunden Gleiten, Fahren, Rollen (GFR)
4 Stunden Laufen Springen Werfen (LSW)
Daraus ergibt sich folgendes Stundenpensum:
8 Stunden LSW
9 Stunden GFR
12 Stunden BG und AEK
17 Stunden FL
8 Stunden S
48 Stunden SCH
9 Stunden KV
9 Stunden TIP
Da die Friluftsliv-Einheiten überwiegend Elemente aus LSW und S berücksichtigen, werden
die beiden Bewegungsfelder für sich genommen in der Stundenzahl weniger berücksichtigt.
7. Fazit 35
Im Anhang habe ich für das erste Halbjahr konkrete Unterrichtsstunden konzipiert um eine
Umsetzung ansatzweise zu skizzieren (s. Anhang 1) und auch um aufzuzeigen, wie eine
Integration von Friluftsliv-Elementen aussehen kann.
In der Praxis hat sich herausgestellt, dass die Zeit für einige Einheiten zu knapp bemessen
war, weswegen in der Folgestunde das gleiche Thema nochmal aufgegriffen wurde. Die
Aufführung im Anhang soll zur reinen Orientierung herhalten.
7. Fazit
Kann nun der Sportunterricht der Hamburger Schulen nach draußen verlegt werden?
Ich habe mich in dieser Arbeit überwiegend mit den institutionellen Rahmenbedingungen
befasst und probiert, durch das Friluftsliv eine neue Perspektive für einen Sportunterricht
unter freiem Himmel zu erlangen. Dies sollte nicht zur Rechtfertigung passieren, sondern aus
einer Intention heraus, den SuS in der Stadt die Natur möglichst lebensnah entdecken zu
lassen und ein nachhaltiges Bewusstsein aufzubauen. Die konkrete Umsetzung am Beispiel
der Stadt Hamburg und der „Modernen Schule Hamburg“ sollte versuchen, die Idee des
Transfers zu verdeutlichen und aufzugreifen. Inwiefern das von Erfolg gekrönt sein wird,
kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festgestellt werden. Wie in Kapitel 6 schon
angesprochen begleite ich momentan ein Pilotprojekt an der „Modernen Schule Hamburg“
und werde dieses über die nächsten zwei Jahre fortführen. Die Ergebnisse sollten dann im
Rahmen einer weiterführenden Studie präsentiert werden können. Mehrere Vor- und
Nachteile, sowohl des Transfers vom Sportunterricht nach draußen als auch der Inklusion der
Friluftsliv-Perspektive können auch jetzt schon aufgezählt werden. Einige habe ich, zur
besseren Verständigung und argumentativen Lesbarkeit der Arbeit, in den Kapiteln
aufgelistet.
7.1 Sportunterricht draußen im urbanen Freiraum?
Meines Erachtens ist die Verlegung des Sportunterrichts nach draußen, in den urbanen
Freiraum Hamburgs absolut möglich. Es gibt sowohl genügend Freiräume, als auch
institutionelle Rahmenbedingungen, die ein solches Projekt unterstützen würden. Auch wenn
der urbane Raum nicht durch unzählige Grünflächen und spannende Naturlandschaften
7. Fazit 36
geprägt ist, so sind dennoch Grünflächen und Naturräume vorhanden. Diese müssen nur
aufgesucht werden. Wenn man zusätzlich auch die direkte urbane, vom Menschen
geschaffene Umgebung, in seinen Unterricht mit einbezieht und diesen Raum
bewegungspragmatisch auslegen lassen kann, bieten sich hier sogar Möglichkeiten die sich im
ruralen Raum nicht so einfach erschließen lassen. Warum diese nicht nutzen?
Durch die Verlegung bekannter Sportarten nach draußen wird automatisch die Kreativität
der SuS angesprochen, da sie bekannte Strukturen in einen unbekannten Raum transferieren.
Dies ist zumindest der Fall, wenn der Einstieg des Unterrichts unter freiem Himmel in
höheren Jahrgängen erfolgt oder auch nur jahrgangsspezifisch angeboten wird.
Wie die Verlegung des Sportunterrichts nach draußen in anderen urbanen Räumen
aussehen kann, muss speziell untersucht werden. Der urbane Raum wird außerschulisch z.B.
beim Urban Fitness, Urban Training oder bei diversen City-Bound-Projekten, die Ansätze der
Erlebnispädagogik in die Stadt tragen, schon sportlich oder kommerziell genutzt und als
Bewegungsfeld erschlossen.
7.2 Raumbezug
Vorweg sei gesagt, dass diese Untersuchung lediglich den urbanen Raum Hamburg betrifft.
Die Großstadt Hamburg hat trotz ihrer Urbanität der Bevölkerung (= durch städtische
Lebensweisen geprägte Alltagswelt) und der Verstädterung des Raumes viele Möglichkeiten
„Grünflächen“ zu besuchen und zu nutzen. In anderen Städten muss das nicht zwingend so
sein. Sieht man sich jedoch die Natur- und Freiräume Skandinaviens an, ist es nicht schwer
von der Hand zu weisen, dass diese in diesem Umfang in Deutschland nicht gegeben sind. Ein
Blick auf den „Vorreiter“ Norwegen lässt einen jedoch erkennen, dass dort mit ähnlichen
Problemen (in anderer Relation) umgegangen werden muss.
Auch das skandinavische Westidyll hat seine urbanen Räume mit urbanen
Nutzungskonzepten. Und auch in den Großstädten Norwegens wird dem Konzept der
Uteskole, des Waldkindergartens oder die Berücksichtigung von Friluftsliv im Schulunterricht
nachgegangen.
Nun sind die Städte Norwegens in Relation zu den deutschen nicht so dicht besiedelt
(Vergleich Einwohner pro km² Oslo vs. Hamburg: 1350 vs. 2382 – vgl. Oslo Kommune und
Statistische Ämter des Bundes und der Länder), natürliche Freiräume können so besser
7. Fazit 37
„platziert“ und mit dem Bus, zu Fuß oder mit dem Rad erreicht werden. Auch wird in den
norwegischen Städten sehr darauf geachtet (möglichst) natürliche, grüne Oasen in den
Stadtraum zu integrieren. Ein gutes Beispiel ist der Holmenkollen, der Hausberg der
Einwohner Oslos. Dies ist in Hamburg aber ähnlich (s. Kapitel 6).
Die Kindergärten im Zentrum der Stadt, mit freiluftbezogenem Profil sind oft am Rand
eines Parks positioniert (z.B. der Damvokteren barnehage) und benutzen oft einen eigenen
Bus um mehrmals in der Woche „Außenposten“ anzusteuern. Ähnlich haben auch viele
Schulen ihre „Außenposten“ die immer wieder angesteuert werden oder feste Naturfreiräume
in der Nähe zur Einrichtung. In Kristiansand, der Hauptstadt des norwegischen Sørlandet gibt
es z.B. vier ausgewiesene Naturfreiräume (Baneheia, Jegersberg, Odderøya, Kristiansands
kommuneskog/Bymarka), die direkt an den Stadtkern grenzen. Diese werden überwiegend
von den Bildungsinstitutionen frequentiert.
Die norwegischen Städte sind also raumtechnisch mit ähnlichen Problemen und
Grundvoraussetzungen konfrontiert wie eine deutsche Großstadt, auch wenn die Relation der
Fläche von Stadt und Naturraum eine andere ist. Dennoch muss hier ebenso ein Weg von der
Institution zum Gelände zurückgelegt werden der Zeit kostet. Die Kindergärten haben dafür
häufig, wie schon erwähnt, einen eigenen Bus (dessen Benutzung knapp einer Doppelmoral
gleichkommt). Die Schulen und Universitäten benutzen für den Sportunterricht häufig
Randstunden oder ganze Tage, die sie draußen verbringen und mit anderem Unterricht
verknüpfen oder tauschen.
Teile des Unterrichts können und müssen immer noch in der Halle stattfinden. Viele
Sportarten, die in der Freizeit ausgeführt werden können sind an Sporthallen gebunden
(Geräteturnen, Badminton etc.). Wenn man sich die Hinführung zu einem aktiven Lebensstil
zum Ziel macht, müssen auch Einblicke in verschiedene Sportarten gegeben werden.
Natürlich ist die Verlegung des Unterrichts nach draußen mit viel Aufwand in Eigenregie
verbunden. Es bedarf einer Lehrerin, die sich mit dem Feld identifizieren kann und die
gewillt ist, den organisatorischen Aufwand zu stemmen. Sei es das Verfassen des
schulinternen Curriculums, das Ausarbeiten eines neuen Lehrplanes oder das Organisieren
von Räumen. Idealerweise müssten auch Spinde für Wechselklamotten eingerichtet werden
und evtl. Trockenräume. Darüber hinaus sollte die Lehrperson einigermaßen kompetent mit
Elementen der neuen Umgebung umgehen können und bestenfalls auch die Friluftsliv-
Elemente berücksichtigen (s. Kapitel 2.3.7). Die Schulleitung muss den Transfer unterstützen
7. Fazit 38
und vor den Eltern verantworten, was hier in Deutschland auf Grund einer fehlenden bzw.
vergessenen11 Tradition nicht allzu einfach sein könnte.
7.3 Institutionelle Rahmenbedingungen
Auch wenn man die Friluftsliv-Perspektive nicht direkt übernehmen kann, sollte man darüber
nachdenken einen ähnlichen Fokus in seinen Sportunterricht mit einzubauen. Leitführend
hierfür können die vorgeschlagenen Kernelemente sein. Im Anhang 2 ist eine Inklusion der
Friluftsliv-Perspektive als eigenes Feld curricular formuliert, in Anhang 1 kann man sowohl
Friluftsliv als eigenes Feld sehen, als auch eine thematische Einbindung in andere
Bewegungsfelder. Da mir persönlich (noch) der Blick aus der Praxis fehlt, kann ich keine
endgültige Entscheidung zu Gunsten einer Variante formulieren. An der „Modernen Schule
Hamburg“ möchte ich in der Grundschule eine fließende Durchmischung der neun
Bewegungsfelder (inklusive Friluftsliv) erreichen, wobei allerdings thematische
Schwerpunkte den Stundenplanungen obliegen (s. Anhang 1). Rein formell scheint mir diese
Variante leichter, obwohl sicherlich auch die Möglichkeit besteht, „Umwelterziehung“ als
übergreifendes Fach anzubieten und interdisziplinär zu belegen. Die Abkehr von tradierten
Sportarten stufe ich ähnlich wie Diedrich und Landau als eher unproblematisch ein. Zur
Untermalung eines eher freien und nicht sportartentradierten Unterrichten sagen Diedrich und
Landau: „Keine Gesellschaft auch nicht unserem heute, kann als so ideal gelten, dass sie nicht
auch der Kritik und Weiterentwicklung bedürfe. Daher muss die Bewegungserziehung so
gestaltet werden, dass sie die Weitergabe der Bewegungstradition mit Überschreitung und
Öffnung verbindet.“ (Funke-Wieneke 2010, S. 94).
Hier muss man jedoch ebenso beachten, dass man tradierte Sportarten nicht komplett
außen vor lässt. Und wenn man diese thematisiert können sich einige SuS, die sich extrem mit
der Sportart identifizieren, leicht angegriffen fühlen, sollte man die Regeln verändern oder sie
in ihrem „regelkonformen“ Bewegen kritisieren.
Wie schon erwähnt würden Teile des Friluftsliv streng genommen der Auffassung von
Diedrich und Landau ebenfalls widersprechen, da sie auf traditionell aufgestellte Werte und
11 Die Wandervögel stellten während der Weimarer Republik eine sehr große Freiluftbewegung. Nach der NS-Zeit
konnte diese sich aber nicht wieder etablieren (vgl. Liedtke / Lagerström 2007, S. 8). Sie sind heute in kleinen Gruppen immer noch aktiv.
7. Fazit 39
Bewegungen zurückgreift. Hier sind allerdings auf der einen Seite die Bewegungen nicht
zwingend an sportartenspezifische Bewegungen gebunden bzw. lassen in ihrer Ausführung
häufiger größeren Spielraum, auf der anderen Seite können hier wie in jeder anderen Sportart
auch Bewegungselemente vermittelt werden, die einzeln zusammengefügt ein neues
individuelles Bewegungsgebilde schaffen können.
Es kommt hier nicht so sehr auf den direkten Unterrichtsinhalt an, sondern vielmehr auf
deren strukturierte Vermittlung und eine methodisch/menschlich kompetente Lehrperson bzw.
Vegleder. Eine Studie von John A. C. Hatti kann das bestätigen (s. Höfer, Steffens, S. 3ff).
Ganz wichtig ist hierbei, dass auch das freie Lernen und freie Bewegen angeleitet bzw.
aufmerksam verfolgt werden muss, da außerhalb der Turnhalle viele „Sicherheitslücken“ zum
Missbrauchen einladen.
7.4 Chancen durch die Friluftsliv-Perspektive
Welche Chancen ergeben sich in unserem deutschen, urbanen Freiraum durch die Friluftsliv-
Perspektive? Oder zumindest aus den herausgestellten Kernelementen?
Fakt ist, dass Friluftsliv in seiner skandinavischen Form nicht in den urbanen, deutschen
Raum integriert werden kann.
Die Möglichkeit einer Umwelterziehung durch den direkten Kontakt mit- und das sinnliche
Erfahren in ihr, ist aber dennoch gegeben. Die Aktivitäten, die auch in Kapitel 2.2 aufgelistet
wurden, kann man nicht ausschließlich in den städtischen Raum Hamburgs übertragen. Der
Wassersport kann problemlos ausgeführt werden, ebenso das Wandern und geplante
Übernachtungsausflüge in das Umland Hamburgs. Zum Skifahren muss man schon auf größer
angelegte Ausflüge zurückgreifen, bzw. Kunstrasenplätze aufsuchen können. Diese können
zur Technikschulung schon bei einer Schneedecke von ca. 5 cm befahren werden ohne das
Material allzu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen.
Ähnlich verhält es sich mit einigen Trendsportarten wie Snowboard- und Alpinskifahren,
Kitesurfen, oder Mountainbike. Die Harburger Berge würden sich für letzteres zwar sehr gut
eignen, jedoch eher in Form eines Projekttages. Entgegen der Ausführungen von Nils
Faarlund bin ich der Meinung, dass man gerade beim Einführen neuer Konzepte und Ideen,
die SuS dort abholen sollte, wo sie sich sportartenbezogen befinden. Und wenn es explizit
Trendsportarten sind, die hier gefordert werden, sollten auch diese (pragmatisch) thematisiert
werden. Wenn das ein Weg ist, die Kinder für Sport an der freien Luft zu begeistern, soll
7. Fazit 40
dieser im Rahmen der Möglichkeiten auch wahrgenommen werden. Außerdem wird hier eine
perfekte Grundlage zur Thematisierung von Umweltverträglichkeit von Trendsportarten
gelegt.
Ein anderer Vorteil der Einführung liegt in einem relativ homogenen Vorerfahrungslevel
der SuS und einer nicht allzu starken Leistungsorientierung. Vermeintlich
bewegungsschwache SuS können in einem konkurrenzarmen Milieu Bewegungen auf eine
andere Weise kennenlernen und diese eher aufgrund ihrer Zweckmäßigkeit aus einer anderen
Perspektive betrachten. Das Kanufahren schätzen die wenigsten aufgrund des körperlichen
Einsatzes und der Geschwindigkeit des Gleitens, eher wird es wahrscheinlich im Kontext der
Umgebung bewertet. Schöne Natur, stille Umgebung, alternatives Fortbewegen, Ausflug mit
Freunden oder Mittschülerinnen etc.. Ich könnte mir denken, dass die Bewegungen aus der
Perspektive des Friluftsliv motivierender für bewegungsscheue SuS sind als der
herkömmliche Schulsport. Aber auch diese These muss erst noch belegt werden.
Aktivitäten wie das Angeln oder Übernachten unter freiem Himmel bzw. campieren,
müssten an Aktionstagen thematisiert werden. Da man für das Angeln eine Genehmigung
braucht, müssten entsprechende Kurse auf freiwilliger Basis angeboten werden. Das
Campieren oder das Bauen von provisorischen Unterständen kann man aber auch
stundenbegleitend thematisieren, indem z.B. immer eine Gruppe bei Regen für die Errichtung
eines Unterstandes verantwortlich ist. Der Unterstand kann auch über das Schuljahr bestehen
bleiben und als „Zuflucht“ bzw. „Sammelpunkt“ dienen.
Die in Kapitel 4 angesprochene Problematik bezüglich des Wettkampfes und der
Konkurrenzsituation im Friluftsliv, möchte ich an dieser Stelle abschließend kurz
kommentieren. Grundsätzlich bin ich (wie das Curriculum auch) der Meinung, dass man
Wettkämpfen und das Umgehen mit Konkurrenzsituationen/Konflikten in der Schule
vermitteln muss. Das kann der Sportunterricht aus einer spielerischen Perspektive sehr gut
abdecken und die SuS kontrolliert an etwaige Wettkampfsituationen im Leben außerhalb der
Schule heranführen. Die SuS lernen zu gewinnen und zu verlieren und haben so die
Möglichkeit dieses vernünftig in ihr Alltagsleben zu integrieren. Auch wenn man im
Friluftsliv, speziell durch das Vegledning, eher ein Miteinander als Gegeneinander
thematisiert, sollte man aus eben genannten Gründen auf letzteres im Schulsport nicht
verzichten. Eher sollte man die SuS, auf die der Wettkampf eine eher bewegungshemmende
Wirkung hat, langsam an eine Wettkampfsituation heranführen. Zum Beispiel vom
Wettkampf im Team zum Zweikampf im Judo. Das Vegledning (Kapitel 2.3) hat meines
Erachtens auch schulpädagogisch großes Potential, nur darf man hier ebenfalls nicht den
7. Fazit 41
Aufwand vergessen. Das Konzept erfordert Übung und gegenseitiges Vertrauen, was
besonders gut durch gemeinsame Ausflüge vermittelt werden kann. Dieser Punkt spricht
wiederum für Friluftsliv oder „bewegte Umweltkunde“ als eigenes Bewegungsfeld.
Dieter Lagerstrøm behauptet, dass die Aktivitäten des Friluftsliv notwendige Ergänzungen zu
den hiesigen Fitness und Vereinssportarten sind. Eine generelle Rückbesinnung auf uns durch
von Natur- und Erbanlagen vorgegebenen Bewegungsmustern und –anforderungen soll zur
Bewältigung der entstandenen Bewegungsproblemen führen (vgl. Lagerstrøm 2007, S. 118).
Grund hierfür ist die automatisierte Verankerung in unserem Erbgut und die revolutionäre
Vorbestimmung der Herz-Kreislauffunktion und der damit zusammenhängenden Tätigkeiten
(vgl. ebd., S.117 ff). Gunnar Liedtke (2007) besinnt sich auf die entwicklungsgeschichtliche
Verankerung der normalen/traditionellen Erlebnis- und Erfahrungsräume und stellt deren
starken Aufforderungscharakter für den „zivilisationsgeprägten, urbanisierten Menschen
[dar]“ (ebd., S. 118). Bleibt also zu hoffen, dass durch das Hinzuziehen von Elementen des
Friluftsliv auch die SuS animiert werden, die sich einem sportlichen Treiben eher entziehen.
Die Friluftsliv-Perspektive kann mit ihrem „natürlichen, naturbezogenen Ansatz als ‚Ersatz‘
für den Wegfall verschiedener alltäglicher, natürlicher Reize, wie z.B. verschiedene
Bewegungs-, Klima- und Umweltreizen, mehr als nur eine schlichte Alternative sein.“ (ebd.
S. 118). Ein beiläufiger Punkt könnte auch die Gewöhnung an Regenwetter sein. Wirkt es
weitläufig bei den meisten Menschen eher bewegungshemmend, kann eine richtige
Hinführung inkl. zweckmäßiger Kleidung und Aktivitätsvorschlägen dazu führen, den Regen
nicht als Ausrede zum Aufenthalt im Haus zu konsultieren.
Weiterhin besteht die Chance, den SuS durch einen Einsatz der Friluftsliv-Perspektive, die
Natur und ihr Wirkungsgefüge näher zu bringen. Hierdurch könnten sich
Handlungskompetenzen der Nachhaltigkeit entwickeln.
Fächerübergreifender Unterricht bietet sich aufgrund des Umweltbezugs gerade in der
Grundschule an. Und wenn man sich am norwegischen Konzept des „utedags“ orientieren
möchte, lässt man die SuS am besten direkt am Objekt lernen. Im Fall des Sportunterrichts, in
ihrem natürlichen Bewegungsumfeld.
In diesem Sinne sollte ein Sportunterricht draußen unter Berücksichtigung der Friluftsliv
Perspektive große Chancen auf die Hinführung zu sowohl einem aktiven Lebensstil als auch
einem nachhaltigen Bewusstsein der SuS haben. Bleibt die Frage, ob der erwünschte
Synergieeffekt aus der Sensibilisierungsmaschinerie des Friluftsliv bei den SuS einsetzt,
42
obwohl nur ein Teil des kompletten Ansatzes tatsächlich umgesetzt wird. Das soll und wird
die Praxis zeigen.
8. Quellen 43
8. Quellen
Behörde für Bau und Verkehr – Fachamt für Landschaftsplanung (2003): Systeme der
Freiraumtypen in Hamburg. Hamburg.
http://www.hamburg.de/contentblob/154158/data/system-freiraumtypen.pdf (letzter Zugriff
02.02.2013)
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg: Grünes Netz Hamburg – auf grünen
Wegen durch die Stadt. http://www.hamburg.de/gruenesnetz/ (letzter Zugriff 02.02.2013)
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Anhang 1 48
Anhang 1
- Konzeption verschiedener Unterrichtsstunden für den
Sportunterricht draußen Laufen, Springen, Werfen 1. Miteinander/Gegeneinander Laufen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Schüler malen mit Kreide ein
großes Gitternetz auf den Boden FL
Vertiefen Schüler laufen auf den Linien hin und her und reagieren bei Begegnung miteinander:
- In die Hände klatschen - Unterhaken und drehen - Hinsetzten und
gemeinsam Aufstehen - Übereinander springen
oder krabbeln - Einen Gegenstand
übergeben - Untereinander
durchkriechen - Selbst Befehle
ausdenken lassen
LSW S BG
Abschließen Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser – Die gleichen Linien können benutzt werden
LSW S KuV
2. Bewusst Laufen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Alle laufen durcheinander,
auf Kommando möglichst: - Laut / Leise - Groß / Klein - Schmal / Breit - Schnell / Langsam - Rollend / Springend - Kriechend / Fliegend - …
laufen.
LSW TIP
Vertiefen Partnerlauf mir einem oder mehreren Partnern. Der vordere Läufer macht verschiedene Laufbewegung
TIP LSW
Anhang 1 49
vor, die anderen machen sie nach. Auf Kommando wechselt der vordere Partner
Abschließen Das Zoospiel: Kinder bekommen in Gruppen ein Tier zugewiesen, das sie probieren darzustellen. Erst bewegen sie sich in einem abgegrenzten Feld dem Tier entsprechend, danach auf Zuruf des Wärters: Schnell, Langsam, Seitwärts, Laut, Leise, mit Geräuschen, ohne Geräusche… bewegen. Nach einiger Zeit wechseln die Tiere und Wärter.
LSW TIP
3. Zielwerfen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Die Schülerinnen und
Schüler (SuS) bekommen in Gruppen die Aufgabe auf dem Gelände Zielvorrichtungen für ein bestimmtes Wurfgerät zu bauen. Hierfür haben sie Reifen, Eimer, Kreide, Seile und ihre Kreativität zur Verfügung. Diese werden kurz vorgestellt
LSW FL
Vertiefen Der „Parcours“ wird gruppenweise abgelaufen und absolviert. Finden die SuS heraus, welche Techniken am besten funktionieren?
LSW
Abschließen Begrenztes Feld, 2-4 Jäger, der Rest Hasen. Die Jäger werfen die Hasen mit Schaumstoffbällen ab, die dann mit gegrätschten Beinen auf ihre Ablösung warten. Sie dürfen weitermachen, wenn ihnen jemand durch die Beine gekrochen ist. Wer den Ball neu fängt ist Jäger.
LSW
4. Ausdauernd Laufen
Anhang 1 50
Verlauf Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Puzzlelauf:
- Zwei Mannschaften die jeweils eine Bildvorlage haben. Ein Kasten, der in einiger Entfernung aufgestellt ist und die Puzzleteile beider Bildvorlagen beinhaltet.
- Beide Mannschaften bilden zwei Gruppen
- Die eine Gruppe der Mannschaften startet zum Kasten (Zusammenhalt durch ein Seil) und holt ein Bild, das zur Vorlage zu passen scheint
- Die Gruppe bringt das Bild zurück, die andere Gruppe startet.
- Wenn das falsche Bild geholt worden ist, muss die andere Gruppe es zurückbringen ohne eine neues mitzunehmen
LSW S
Vertiefen und Abschließen Schatzsuche: - Schatzkarte des
Geländes zu Puzzle zerschneiden
- SuS in zwei Gruppen aufteilen. Die wiederum in zwei Teile bringen.
- Jede Gruppe bekommt 6 Hütchen zugewiesen wo unter 4 ein Schatz versteckt ist (Bild des Puzzles).
- Die Hütchen dürfen nur ein einer bestimmten Laufart / auf einem bestimmten Laufweg erreicht werden (Rückwärts, Seitwärts etc.)
LSW S
Anhang 1 51
- Nach Erreichen eines Hütchens mit oder ohne Puzzleteil zurück zu andern Hälfte der Gruppe und diese auf den Weg schicken.
- Wenn das Puzzle fertig ist, Schatz suchen.
Gleiten Fahren Rollen 1. Erfahren der Geräte Aufbau Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Grundlegende Regeln und
Sicherheitshinweise werden erklärt. Helme und Schützer ausgeben.
Hauptphase Verschiedene Bretter und Rollgeräte werden zur Verfügung gestellt und dürfen ausprobiert werden. Wichtig: Abwechseln und Geräte tauschen.
GFR
Abschluss Gemeinsames Aufstellen von Verhaltensregeln. „Was müssen wir tun, um uns so wenig wie möglich zu verletzen?“
2. Ausprobieren der Geräte Aufbau Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung - Verhaltensregeln der
letzten Stunde wiederholen
- Aufbauen eines Parcours (Tunnel, Engpässe, Slalommöglichkeiten, Möglichkeiten zum Hangeln)
GFR
Hauptphase Abfahren des Parcours. Wechseln der Geräte. Wahlweise und je nach Können, dürfen auch Seile zum gegenseitig Ziehen benutzt werden
GFR, AEK
Anhang 1 52
Abschluss Reflektion: Was war womit am leichtesten zu bewältigen und wie?! Kann was für die Pause übernommen werden?
3. Erweiterung der Gerätefunktion Aufbau Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Geräte bekommen
verschiedene Funktionen und Personen zugewiesen (Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen, Eismann)
GFR
Hauptphase Die SuS sollen eine Alltagssituation mit Hilfe der Geräte proben und darstellen. Die Umgebung soll mit einbezogen werden
GFR, TIP, FL
Abschluss Vorstellung der Situation und freies Spielen danach
4. Bauen von Phantasiegeräten Aufbau Inhalt Bewegungsfeld Aufwärmen, Einführung Einweisung und Aufteilung
von Material und Geräten
Hauptphase Die SuS bauen und gestalten Phantasiegeräte (Schiff, Lokomotive), mit denen sie später rollen/fahren können
GFR, TIP, FL
Abschluss Vorstellung der Geräte GFR, TIP
Friluftsliv
1. Baum erkennen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Die Schüler werden auf
die verschiedenen Bäume des Geländes aufmerksam gemacht. Namen dürfen auch genannt werden. Vielleicht sind einige ja schon bekannt?
- Fächerübergreifende Informationen
Hauptphase Zwei Schüler gehen zusammen. Einem werden die Augen verbunden. Dieswer wird zu einem Baum geführt, der erfühlt und kennengelernt wird.
FL - Vertrauen durch Führen des
Partners - Fächerübergreifender
Unterricht - Kennenlernen und Erfühlen
Anhang 1 53
Fragen, die SuS als Orientierung nehmen können:
- Lebt der Baum noch
- Kannst du ihn mit deinen Armen umfassen
- Ist der Baum älter als du
- Wie fühlt sich die Rinde an, ertaste diese auch mit der Wange z.B.
- Fühlst du Tiere, andere Pflanzen etc?
Danach wird getauscht
der direkten Umgebung
Abschluss Die Kinder sollen ihren Baum finden und erhalten evtl. Informationen über diesen. Im Kunstunterricht oder in Biologie können Baum-Steckbriefe erstellt werden. Der Baum kann über das ganze Jahr wieder besucht, gepflegt und beobachtet werden
FL - fächerübergreifender Bezug - lange Bindung zu einem
Objekt und das Übernehmen von Verantwortung diesem gegenüber
2. Riechcocktail/Erfühlen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung SuS werden in zwei
Gruppen geteilt und sammeln Gegenstände im Wald aus der Umgebung. Diese werden in Behälter gefüllt und versteckt gehalten
FL
- Teamarbeit - Erkennen des Terrains in
seinem „Mikrokosmos“
Hauptphase Die Gruppen müssen die Gegenstände der anderen Gruppe erfühlen oder erriechen und probieren diese zu bestimmen
- Vertrauen zu anderen Gruppenmitgliedern und deren Auswahl
- Erkennen der Charakteristika der einzelnen Gegenstände
Abschluss Es wird erzählt, wo die Gegenstände gefunden wurden und welche eventuell ähnlich riechen.
- Reflektion in der Gruppe - Fächerübergreifende
Erfahrungen
Anhang 1 54
Warum ist das so? 3. Parcour im Wald Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Die SuS präparieren in
Gruppen einen Parcour im Wald (Evtl. Materialien wie Seile oder Ringe bereitstellen)
FL - Gestalten von
Bewegungsaufgaben - Die Umgebung
interpretieren - Teamarbeit
Hauptphase Die SuS durchlaufen nacheinander die Strecken der anderen Gruppen. Hierbei darf geklettert und gekrochen werden etc. Werden bekannte Bäume erkannt? Vögel und andere Tiere wahrgenommen? Zusätzlich kann der Parcour mit geschlossenen Augen und unter Führung durchlaufen/gangen werden
FL; LSW
- Empathie für die Umgebung entwickeln
- Anwenden des Gelernten - Bewegen in unbekannten
Terrain
Abschluss Haben die SuS Tiere, Bäume andere, dem Wald zugehörige, Gegenstände entdeckt?
FL - Fächerübergreifende
Thematiken - Reflektionsfähigkeit
4. Schiffchen oder Boote bauen am Wasser Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Die SuS suchen sich in der
nahen Flussumgebung Gegenstände zum Boote bauen. Einweisung zum Verhalten am Wasser. Keine Staudämme bauen und nicht wieder abbauen, aufeinander achten, nicht schupsen etc
FL - Die Umgebung wird
kennengelernt und durchsucht
- Der Bach wird als Spielfläche mit seinen Risiken erfahren
Hauptphase Boote werden gebaut und im Fluss/Bach ausprobiert. Evtl. können hier Hinweise auf die reale Bootsanatomie gegeben werden (Kiel, Mast…)
FL - Verwendung und
Funktionalisierung des Materials der Umgebung
- Erfahren der Fließeigenschaften des Baches
- Erfahren der Schwimmeigenschaften des Materials
Anhang 1 55
Abschluss Die Boote werden gemeinsam fahren gelassen und über die Flusseigenschaften wird reflektiert gesprochen
FL - Präsentation der eigenen Gestaltung
5. Fischen / Keschern Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Evtl. mit Biologielehrer/in
zum Bach gehen und Kescher ausgeben. Eventuell kleine Einführung zu dem Leben im Bach geben. Was assoziiert ihr mit einem Bach?
FL - Kennenlernen des
Lebensraums Bach
Hauptphase Schülerinnen und Schüler keschern zu zweit „Treibgut“, Pflanzen oder kleine Tiere aus dem Wasser, die sie in einem Eimer aufbewahren
FL - direkte Auseinandersetzung mit dem Wasser und dessen Leben
Abschluss Bestimmung der Tiere und Zurücksetzen. Wenn keine Fachkraft vor Ort ist, können auch Fotos/Zeichnungen gemacht werden
FL - fächerübergreifender Bezug - Respektieren der Umwelt
(Zurücksetzten der Fische/Pflanzen – Müll darf behalten werden)
6. Blätter und Baumgut sammeln Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Die Kinder bekommen die
Aufgabe, Gegenstände des Waldes (speziell) des Baumes zu sammeln, die sie später im „Kunstunterricht“ gestalterisch einbringen sollen. Eventuell können die Gegenstände direkt vom individuellen Baum genommen werden (s. FL 1).
FL - Anwendung der Kenntnisse
des Terrains - Fächerübergreifender
Ansatz
Hauptphase Die SuS suchen sich Gegenstände und bewegen sich im Wald. Evtl. können vorher Karten ausgegeben werden, auf denen bestimmte Gegenstände abgebildet
FL; LSW - Zielgerichtetes Bewegen im
Wald, Terrain - Bestimmung von Objekten
Anhang 1 56
sind, die dann gefunden werden müssen.
Abschluss Das Verwerten im Kunst oder Biounterricht. Blätter werden getrocknet und gepresst etc.
FL - fächerübergreifender Bezug
7. Natur-Memory Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Zwei Gruppen sammeln
Gegenstände aus der Umgebung und legen diese nebeneinander unter eine Decke.
FL - Organisation in der Gruppe
(Wer sucht was) - Orientierung in der
Umgebung (Wo liegt was) - Entdecken des Terrains
Hauptphase Die Gruppen dürfen nun jeweils 1-2 Minuten unter die Decke der anderen Gruppe gucken und müssen sich die Gegenstände merken. Nun sollen in der Umgebung möglichst identische Gegenstände gesucht und gefunden werden.
FL - Zielgerichtete Orientierung
in der Umgebung - Kennenlernen von
Umgebungstypischen Gegenständen
Abschluss Inselspiel: - die Decken werden
ausgelegt und stellen Inseln dar. Diese werden von einer Gruppe SuS bevölkert (3-5 Teilnehmer)
- nach und nach reißt das Meer immer mehr Teile der Insel weg – die Decken werden gefaltet
- Wie lange können die Kinder auf der Decke bleiben ohne das sie ins Meer fallen
BG - Teamarbeit - Körperliche Nähe erfahren
8. Den Regen genießen / Regenolympiade Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinführung Die richtige Kleidung muss
gefunden werden. Zur Gewöhnung auf
FL - richtiges Ankleiden bei
bestimmtem Wetter
Anhang 1 57
Wegen abseits der normalen gehen. Immer in Bewegung bleiben. Barfuss oder mit Gummistiefeln bewusst durch Matsch und Pfützen waten. Eine Person geht vor, die anderen müssen ihr folgen.
- Umgebung unter anderen Bedingungen kennenlernen
- Beobachten der Umgebungsveränderung durch Regen
- Den Untergrund kennenlernen
Hauptphase Den Regen einfangen. Mit
Hilfe von Joghurtbechern probieren möglichst viel Regen zu fangen und diesen in einem Eimer zu sammeln. Auch Dachrinnen oder Rinnsäle dürfen benutzt werden. Aus Löwenzahnstängeln können super Wasserleitungen gebaut werden:
- Joghurtbecher anbohren und mit einer Verbindung aus Löwenzahnstängeln abfließen lassen.
- Hier ist ein kleiner Hügel (Sand) schön, wenn der Becher da platziert werden kann und die Leitungen fest liegen können.
Schneckenrennen oder Regenwürmer sammeln. Kann auch gut durch Biologiefachkraft betreut werden.
FL; LSW - Kreativität - Gestaltung - Erkennen von
fächerübergreifenden Thematiken (Warum ist der Stängel einer Löwenzahnpflanze hohl, warum sieht man mehr Regenwürmer und Schnecken bei Regen und nassem Wetter, etc. ?
Abschluss Pfützenspringen: Das Überspringen von Pfützen kann ebenso thematisiert werden wie das bewusste Reinspringen oder das Bauen von Brücken durch die Pfützen
FL; LSW - Gleichgewichtsübungen - Gezieltes Springen
Anhang 1 58
Spielen 1. Bienenkönigin Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Einstieg über Bienen. Die
Funktion der einzelnen Bestandteile eines Staates
FL - Erstes Verständnis vom Schwarmverhalten der Bienen -fächerübergreifende Thematik
Hauptphase Bienenkönigin: - Zwei SuS bilden zusammen ein Bienenpaar. Ein Teilnehmer ist die Bienenkönigin, die nicht sehr gut sehen kann (hat die Augen verbunden, ein anderer die Arbeitsbiene, die die Königin führen muss - Die Bienenpaare laufen in einem abgesteckten Feld durcheinander - Die Königin wird nicht durch einen direkten Kontakt geführt sondern nur durch ein Summen der Arbeitsbiene - Nach einer Eingewöhnungsphase stoßen Wespen in den Schwarm und probieren durch ein Imitieren des Summens die Königin abzuwerben - Folgt die Bienenkönigin der Wespe, wird diese zur Arbeitsbiene und die Arbeitsbeine zur Wespe - Die Königin bleibt, bis in einer Pause getauscht wird - Variationen können durch andere „Lockgeräusche“ provoziert werden
FL; LSW - Vertrauensaufbau - die Orientierung an akustischen Signalen - Übernahme von Verantwortung
Abschluss Fleißige Biene: - Eine Königin befielt den anderen SuS, die in Paaren zusammenstehen, eine Aktion auszuführen (Haltet euch an den Händen, geht
FL; LSW - koordinative Grundbewegungen durch die Befehle - Orientierung im Raum
Anhang 1 59
Rücken an Rücken, dreht euch im Kreis) - Die Königin beendet die Aktionen in dem sie ruft: „Fleißige Bienen“ - Die Bienen (Arbeitsbienen) suchen sich einen neuen Partner - Währenddessen probiert die Königin eine der umherfliegenden Bienen zu ticken. Die erfasste Person wird zur Königin und die Königin zur Arbeitsbiene
2. Rattenschwanz Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Evtl. Einstieg oder
Geschichte über Ratten und Mäuse mit Verweis auf die Kulturfolger des Menschen
FL - erschließen der direkten Umgebung -fächerübergreifende Thematik
Hauptphase „Klau den Rattenschwanz“ ¾ der SuS stecken sich einen Rattenschwanz (Band) hinten in die Hose. Das verbleibende Viertel probiert diesen den Mitschülern zu entreißen um ihn sich selber anzustecken. Die Ratte ohne Schwanz wird zum Fänger. Das Band darf während des Laufens nicht gehalten werden.
FL; LSW - Orientierung im Raum - ausdauernd Laufen sowie kurzzeitiges Sprinten
Abschluss „Mäusekönig“ 4 SuS werden zu Katzen. Der Rest der SuS wird zu Mäusen. Ein SuS übernimmt hierbei (ungesehen von den Katzen) den Posten des Mäusekönigs. Nun müssen die Katzen die Mäuse ticken. Die gefangenen Mäuse stellen sich an einen Baum. Wenn nur noch drei Mäuse übrig
FL; LSW - Wettkampf im Team - Orientierung im Raum
Anhang 1 60
sind (oder nach einer bestimmten Zeit), endet das Spiel. Wenn der Mäusekönig mit am Baum steht, haben die Katzen gewonnen, wurde dieser nicht gefangen geht der Sieg an die Mäuse.
3. Piraten und Wikinger Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Was wissen die SuS über
Piraten und Wikinger? Wie sahen wohl deren Spiele aus? Was hatten die für Materialien? Sucht euch alle einen geeigneten Stock (evtl. schon vorbereiten)
FL -fächerübergreifende Thematik - evtl. im Kunstunterricht Spielmaterialien basteln lassen (Grasbälle, weitere Stockspiele)
Hauptphase Die SuS stehen sich in einem Kreis gegenüber. Jeder hält einen Stock (ca. 1,50 m)in der Hand. Das eine Ende des Stocks berührt den Boden. Bei dem Ruf „Wechsel“ rennt jeder zu dem Stock seines Nachbarn und probiert den Stock zu fassen bevor dieser umfällt. Schafft man es nicht, ist man ausgeschieden.
LSW; S - Geschicklichkeit - Reaktionsschnelligkeit - Reagieren auf akustische Signale
Abschluss Ein quadratisches Spielfeld mit einer Trennlinie in der Mitte wird abgesteckt. 2 Abwerfer mit einem Softball positionieren sich an der Mittellinie während der Rest der SuS an einer Seite des Spielfeldes wartet. Nun müssen diese versuchen an den SuS mit den Softbällen vorbei auf die andere Seite zu gelangen. Die Piraten in der Mitte haben pro Runde einen Schuss und dürfen sich nur entlang der Mittellinie bewegen.
LSW; S - zielgenaues Werfen - Ausweichen von Hindernissen - Gleichgewicht halten
Anhang 1 61
Wurde ein Schüler getroffen, muss er auf der Stelle stehenbleiben. In der nächsten Stunde wird er zur Wasserpflanze und zusätzlichem Hindernis dem die anderen SuS ausweichen müssen. Die Wasserpflanze darf sich nicht bewegen und nur mit den Händen abschlagen. abschlagen. Das Spiel ist zu Ende, wenn nur noch wenige Kinder übrig sind und es kein Durchkommen mehr gibt.
4. Anpirschen Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Thematisierung von
Wildtieren in Hamburg. FL - erschließen der direkten Umgebung -fächerübergreifende Thematik
Hauptphase Die SuS stehen in einem großen Kreis. In der Mitte sitzt das scheue Reh, welches zwar sehr gut hören aber nicht gut sehen kann (dem Kind sind die Augen verbunden). Nun löst sich einer der SuS aus dem Kreis und versucht so leise wie möglich an das Rah heranzuschleichen um es abzuticken. Hört das Reh jedoch den „Luchs“ darf es auf ihn zeigen und der Schüler fliegt rauas/muss wieder zurück. Im sommer kann auch mit einer Wasserpistole oder Flasche bei Verdacht gespritzt werden.
FL - Bedachtes/evtl. rhythmisches Bewegen - Fokussierung auf akustische Signale
Abschluss Hase und Igel Zwei Linien werden sich gegenüber liegend
LSW; S - Wettkampf gegeneinander - Orientierung im Raum
Anhang 1 62
abgesteckt. Alle Teilnehmer stellen sich in einer Reihe auf und laufen auf ein Startzeichen. Wer als erster die Linie erreicht, ruft laut „Igel“ und darf auf der Linie stehen bleiben. Alle anderen Teilnehmer drehen sich sofort um und laufen zur Startlinie zurück. Wer als erster diese Linie erreicht, ruft ebenfalls „Igel“ und es geht wieder in Richtung der anderen Linie. Wer als letzter Mitspieler übrig bleibt ist der Hase.
- reagieren auf akustische Signale
5. Tierpantomime Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Die SuS werden in
Gruppen a 5-6 Personen aufgeteilt und müssen zusammen ein Tier darstellen und sich wie dieses Bewegen.
TIP - Gemeinsames Darstellen/Nachahmen - Teamfähigkeit/Kommunikation
Hauptphase „Nahrungskette“ Die SuS suchen sich ein Tier oder eine Pflanze aus. Danach wird bekannt gegeben, dass sie nun die Nahrungpyramide darstellen sollen. Die Löwen und Haie nach oben, die Pflanzen und kleineren Tiere unten.
FL; TIP - Gemeinsames Darstellen - Teamfähigkeit/Kommunikation
Abschluss Katze-Maus Alle SuS außer 2 stellen sich in Reihen neben und hintereinander so auf, dass sie ein quadratisches Raster ergeben (bei 20 SuS sind das 4 Reihen à 5 Schüler.
S - Wettkampf gegeneinander - Orientierung im Raum - reagieren auf akustische Signale
Anhang 1 63
Die Reihen stehen nebeneinander). Nun halten sich alles SuS an den Händen und zwar mit ihren vertikalpositionierten Nachbarn. Die zwei verbliebenen SuS teilen sich in Katze und Maus auf. Die Katze muss probieren die Maus zu fangen, wobei diese die Möglichkeit hat, dass Raster durch ein Signal in horizontale Richtung zu verändern. Nun dreht sich jeder SuS um 90° und hält die Hand seiner horizontalgestellten Nachbarn. Das Spiel ist vorbei, sobald die Katze die Maus gefangen hat.
6. Ballspiele Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Die SuS stehen mit
gegrätschten Beinen im Kreis wobei die Füße im Kontakt mit denen des Nachbarn stehen. Ziel ist es, den Ball durch die Beine eines Gruppenteilnehmers zu rollen. Abgewehrt werden darf nur mit den Händen. Der Getunnelte steigt bis zum nächsten Treffer aus dem Spiel. Steigerung: mehrere Bälle verschiedener Größe.
S - Ballkoordination - Reaktion - Wettkampf
Hauptphase Tierbrannball Brennball nach gängigen Regeln. Die SuS dürfen sich allerdings nur wie Tiere bewegen.
S; LSW - Darstellen - Werfen und Fangen
Abschluss . Ballwurf-Rally S; LSW
Anhang 1 64
Die SuS bilden zwei gleichgroße Kreise und müssen auf Kommando einen Ball durch ihre Reihen schicken. Bei welcher Gruppe der Ball als erstes durchgekommen ist, hat gewonnen. Steigerung. Sternenförmig werfen
- Wettkampf gegeneinander - Reaktionsvermögen
7. Wasserwacht Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Thema Wasser als
Ressource und als wichtige Unerstützung im Sportunterricht wird thematisiert. Fragestellung: Wofür braucht ihr eigentlich Wasser?
FL - Einführung: Wasser als Ressoruce
Hauptphase In einem Spielfeld werden ca. 10 mit Wasser gefüllte unverschlossene Plastikflaschen aufgestellt. 2-3 Wächter versuchen nun die Plastikflaschen zu bewachen. Die anderen Gruppenmitglieder versuchen mit 1-2 Bällen die Plastikflaschen umzuschießen. Die Wächter versuchen die Flaschen so schnell als möglich wieder aufzustellen, da ansonsten der Wasserverlust zu groß werden würde. Welchen Wächtern gelingt es nach 2 Minuten „Beschuss“ das meiste Wasser noch zu haben?
S; LSW - Werfen und Fangen
Abschluss Wasserschöpfen. Zwei Gruppen, ein Bach zwei Eimer. Die beiden Eimer werden im gleichen Abstand vom Bach aufgestellt. Die beiden Schülergruppen müssen nun probieren den
S; LSW - Wettkampf gegeneinander - Kreativität - Teamfähigkeit - Kommunikation
Anhang 1 65
Eimer so schnell wie möglich zu füllen. Hierzu haben sie alles was sie am Körper tragen, Waschlappen, kleine Behältnisse etc. Alle SuS müssen eingebunden sein. Der Eimer darf nicht bewegt werden.
8. Wasserwacht 2 Verlauf Inhalt Bewegungsfeld/KompetenzerwerbEinstieg, Aufwärmen Ballons werden mit
Wasser gefüllt und probiert zuzubinden.
Hauptphase Mit Wasser gefüllte Luftballons werden in einem Parcours in verschiedener Höhe aufgehängt. Nun müssen die SuS versuchen mit einem Helm incl. „Dornen“ auf dem Kopf die Luftballons zum Platzen zu bringen. Hierfür ist auch die Hilde der anderen möglich.
S; LSW - Teamfähigkeit - Koordination im Parcours
Abschluss Einem Schüler wird eine offene, mit Wasser gefüllte Flasche an das Bein gebunden. Die anderen SuS müssen sich nun überlegen, wie man das Wasser aus der Flasche in einen Eimer bekommt. Kann auch gegeneinander gespielt werden. Kann eigentlich nur in der vierten Klasse gespielt werden.
S - Wettkampf gegeneinander - Kreativität - Teamfähigkeit - Kommunikation
Anhang 1 66
Inspirationen: Viele Anregungen Und speziell: 1. Bienenkönigin: Buschmann, Jürgen & Lagerstrøm, Dieter (1999): Natur als Partner - Bewegung als Lebensprinzip. Erleben, Spielen, Wahrnehmen, Sporttreiben. Ein Projekt des Königlich Norwegisches Außenministeriums für deutsche Schulen. Oslo: Königlich Norwegisches Außenministerium. 2. Rattenschwanz (http://www.lehrerforen.de/thread.php?threadid=9579) 3. Piraten und Wikinger (http://downloads.eo-bamberg.de/3/258/1/36190486110797161481.pdf sowie http://www.lehrerforen.de/thread.php?threadid=9579) 4. Wildtiere in Hamburg (http://downloads.eo-bamberg.de/3/258/1/36190486110797161481.pdf sowie http://www.spielekiste.de/archiv/bewegung/fangen/fangen_025.shtml 5. Tierpantomime (Cornell, J. B. (1979): Mit Kindern die Natur erleben. Ahorn Verlag. Oberbrunn) 6.Ballspiele(http://www.sportfachberatung.de/cms/images/stories/Spiele%20im%20Sportunterricht%20der%20Grundschule.pdf sowie http://www.praxis-jugendarbeit.de/spielesammlung/sp-ball-rasen-spiele.html) 7. Wasserwacht (http://www.praxis-jugendarbeit.de/spielesammlung/sp-ball-rasen-spiele.html) 8. Wasserwacht 2 (http://www.praxis-jugendarbeit.de/spielesammlung/spass-nasse-spiele.html)
Anhang 2 67
Anhang 2
Zusatz zu 2.4 Didaktische Grundsätze: Zum Kompetenzerwerb im Fach Sport Neben den 8 grundlegenden Bewegungsfeldern bietet die „Moderne Schule Hamburg“ noch ein weiteres an. Das Feld „Friluftsliv“ ist an ein skandinavisches Schulkonzept gebunden und thematisiert sowohl den Umgang mit der Natur als auch das bewusste Erleben der Schülerinnen und Schüler ihrer Umwelt. Hier wird neben einer nachhaltigen Umwelterziehung auch besonders auf eine interdisziplinäre Funktion des Bewegungsfeldes gebaut. Dieses soll durch einen möglichst ganzheitlichen Ansatz zusätzlich zum Bewegen motivieren. Der Fokus liegt nicht zwingend in der Bewegung als bewusstes Sporttreiben, sondern orientiert sich vielmehr an der Vision eines aktiven Lebensstils – auf ein „In der direkten Umwelt Bewegen“ ohne dieses als Anstrengung wahrzunehmen. Durch die Aktivitäten in der direkten Umwelt sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, sich in diese einzuordnen und sich eine eigene „Naturwertphilosophie“ anzueignen. Sie sollen mit der Natur und Umwelt interagieren können und diese auch als Interaktionsraum entdecken. Die dingliche Umwelt vor der „Haustür“ soll durch Bewegungsbewältigung bewusst wahrgenommen werden und im Optimalfall die Alltagsbewegung und –gestaltung beeinflussen. Umweltspezifische Probleme werden gezielt erörtert und angegangen um realitätsnah ein nachhaltiges Handeln und dessen Transfer in den Alltag anzuregen. Das Ziel sollte es nach skandinavischem Vorbild sein, dass die Schülerinnen und Schüler sowohl zu körperlichen Bewegung inspiriert, als auch in ihrer Kreativität und unabhängigen Verhalten angeregt werden. Darüber erlangen sie Erfahrung sich effektiv an der frischen Luft zu betätigen und die Natur in einer positiven, nachhaltigen Art und Weise zu behandeln. Durch die Verlagerung des Sportunterrichts nach draußen werden auch die anderen Bewegungsfelder großen Einfluss auf das Feld „Friluftsliv“ haben und sich in den Kompetenzen ergänzen können. Ziel ist es auch, einer aufkommenden digitalen Mediatisierung der Gesellschaft Alternativen aufzuzeigen um ein Teil des Beschäftigungsfeldes der Schülerinnen und Schüler in deren Freizeit von Drinnen nach Draußen zu verlegen. Bezug des Friluftsliv-Bewegungsfeldes zu anderen Fächern: Im Rahmen des Friluftsliv-Bewegungsfeldes, können interdisziplinäre Überschneidungen zu anderen Fächern optimal greifen. Durch ein nicht rein auf Bewegung sondern eher informativ ausgelegten Feld, können Thematiken wie Nachhaltigkeit, Ökologie, Religionen oder Gesellschafts- und Naturkunde sehr anschaulich behandelt werden. Zusatz zu 3.1 Inhalte Darüber hinaus wird das Bewegungsfeld „Friluftsliv“ mit einem eigenen Kontingent an Stunden in den Sportunterricht einfließen. Hier werden viele der Beobachtungskriterien der herkömmlichen acht Bewegungsfelder behandelt, darüber hinaus jedoch auch interdisziplinäre Themen angesprochen und Raum für eine Heranführung zum nachhaltigen Handeln gegeben.
Anhang 2 68
Kurzbeschreibung Bewegungsfeld „Friluftsliv“ unter 3.1 Inhalte und Anforderungen im Fach Sport Friluftsliv Dieses Bewegungsfeld ermöglicht den Schülerinnen und Schülern ihre dingliche und direkte Umwelt bewusst wahrzunehmen. Sie lernen sich in ihr zu bewegen, sich zu orientieren, sie zu interpretieren, Zusammenhänge in ihr zu verstehen und sie nachhaltig zu behandeln. Verkehrstraining gehört ebenso zum Kontingent, wie das Lesen von Stadtkarten, das Bauen von Wegen und Brücken, das Bestimmen von lokalen Pflanzen und Tieren, das bewusste und kooperative Agieren im Team sowie das Erschließen der Natur als Bewegung- und Berührungsfeld. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich selbst in Relation zur Natur und deren Veränderung wahrnehmen und in diesem Verhältnis respektieren sowie Respekt aufbauen. In diesem Bewegungsfeldes liegt der Kompetenzerwerb der Bereiche „Erkunden und Wagen“ sowie „Gestalten und Darstellen“ besonders nahe. Schwerpunkte sind:
- Das sichere Orientieren in seiner dinglichen Umwelt - Das Agieren in einer Gruppe und das Erkennen der Vorteile dessen - Sich der Natur und Umwelt gegenüber verantwortungsbewusst verhalten und diese
respektieren - Die direkte Umgebung nachhaltig mitgestalten und wahrnehmen - Das Interpretieren der Umwelt als Bewegungsraum und Freizeitterrain
Zusatz zu 3.2 Beobachtungskriterien am Ende der Jahrgangsstufe 2 Die Schülerinnen und Schüler können sich sicher in ihrer direkten Umgebung bewegen. Sie können sich interaktiv in einer Gruppe einordnen und im Sinne dieser handeln. Die grundlegenden Regeln des Aufenthalts in der Natur sollten verstanden worden sein. Zusatz zu 3.2 Regelanforderungen am Ende der Jahrgangsstufe 4 Die Schülerinnen und Schüler müssen sich sicher im Straßenverkehr aufhalten können und dessen Regeln einhalten. Dies gilt auch fürs Fahren verschiedener Geräte. Einfache Karten können gelesen und erstellt werden. Um sich in der Natur und direkten Umgebung aufzuhalten und zu entfalten, soll die richtige Kleidung und einfaches Werkzeug eigenständig gewählt und benutzt werden können. Die Konsequenzen des Handelns in der Natur/Umwelt sollten verstanden worden sein.
Anhang 2 69
Zusatz zu 3.2 Bewegungsfeldspezifische Anforderungen Bewegungsfeld 9 – Friluftsliv Beobachtungskriterien am Ende der Jahrgangsstufe 2
Regelanforderungen am Ende der Jahrgangsstufe 4
Kann das Kind
- Sich in der direkten Umgebung orientieren?
- Die grundlegenden Regeln des Aufenthalts in der Natur befolgen?
- Mitschüler um Hilfe und Rat fragen sowie dieses auch anbieten?
- Sich sicher und kreativ in der Natur und lokalen Umwelt bewegen
Schülerinnen und Schüler
- Halten sich sicher im Straßenverkehr auf und orientieren sich zielstrebig in der lokalen Umwelt;
- Können einfache Karten lesen und erstellen;
- Wählen die richtige Kleidung für den Aufenthalt unter freiem Himmel;
- Sind sich ihrer Handlungskonsequenzen in der Natur und Umwelt bewusst
- Gestalten ihre Umwelt nach ihr angemessenen Maßstäben
Eigenständigkeitserklärung 70
Eigenständigkeitserklärung
„Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und unter Benutzung
keiner anderen Quellen als der genannten verfasst habe. Alle aus solchen Quellen wörtlich
oder sinngemäß übernommenen Passagen habe ich im Einzelnen unter genauer Angabe des
Fundortes gekennzeichnet. Quellentexte, die nur in elektronischer Form zugänglich waren,
habe ich in den wesentlichen Auszügen kopiert und der Ausarbeitung angehängt. Die
schriftliche Fassung entspricht derjenigen auf dem elektronischen Speichermedium. Die
vorliegende Arbeit habe ich vorher nicht in einem anderen Prüfungsverfahren eingereicht.“
Datum/ Unterschrift
„Ich erkläre mich einverstanden / nicht einverstanden, dass meine Bachelorarbeit an die
Fachbereichsbibliothek (bitte benennen) ausgeliehen wird.“
Datum/ Unterschrift