inhaltsverzeichnis - klavier spielen lernen
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INHALTsverzeichnis
Einleitung 1
Irrtum Nr.1: Ich bin unmusikalisch 4
Irrtum Nr.2: Ich kann keine Noten lesen 8
Irrtum Nr.3: Ich bin Grobmotoriker 12
Irrtum Nr.4: Ich habe keine Zeit 15
Irrtum Nr.5: Ich habe keinen Platz 19
Irrtum Nr.6: Ich bin zu alt 22
Fazit 25
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- 1 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Ein alter Traum...
Du trägst schon lange den Traum mit dir herum, Klavier zu spielen?
Vielleicht hast du erst nach Jahren bewusst wahrgenommen, dass
dieser Gedanke schon lange in dir schlummert?
Gehörst du auch zu denen, die schon
als Kind die Faszination dieses
Instrumentes gespürt haben, aber
diesem Interesse nicht nachgehen
konnten oder durften? Die Eltern
waren dagegen. Es war kein Geld da.
Oder kein Klavier. Oder jedes Kind
sollte ein anderes Instrument
spielen, und bei dir war eben die
Blockflöte dran.
Es gibt sehr viele Erwachsene, die solche Erfahrungen gemacht
haben. Andere entdecken erst viel später ihre Neugier, Musik mit den
eigenen Händen buchstäblich zu begreifen und ihre Lust, sich auf
diese emotionale und kognitive Entdeckungsreise zu machen.
Und genau an diesem Punkt tauchen bestimmte Mythen oder
genauer gesagt weit verbreitete, aber falsche Annahmen auf. Diese
fühlen sich oft so selbstverständlich an, dass man einfach nicht auf
die Idee kommt, sie in Frage zu stellen!
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- 2 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
In diesem kleinen E-Book möchte ich dir helfen, diese populären
Irrtümer zu erkennen und in Frage zu stellen.
In meiner langjährigen Erfahrung als Kursleiter und Entwickler einer
neuartigen Klavier-Methode für Erwachsene habe ich in den
vergangenen 20 Jahren unzählige Menschen kennengelernt, die mir
von ihren viel zu lange aufrecht erhaltenen falschen Annahmen
erzählt haben, und die in eben diesen Kursen erlebt haben, dass sie
sich und „der Welt“ das Gegenteil beweisen konnten:
Es ist nie zu spät, mit dem Klavierspielen anzufangen!
Es lohnt sich immer - in vielerlei Hinsicht!
Die Zeit am Klavier ist sehr vielen von diesen Menschen eine „heilige“
Zeit geworden, weil es unglaublich gut tut, sich mit etwas zu
beschäftigen, was sowohl emotional als auch kognitiv und motorisch
so vielschichtig und unendlich interessant ist. Und was sich anfühlt
wie eine Insel in Raum und Zeit, wo alles andere, was mich
beschäftigt, stresst, einschränkt, einfach verschwindet...
Dann lass uns diese Irrtümer mal näher Dann lass uns diese Irrtümer mal näher
betrachten...betrachten...
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- 3 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
IRRTUM Nr.1:
Ich bin unmusikalisch
Es gibt viele Menschen, die das ernsthaft glauben! Wenn ich nach der
Ursache dieses Gedankens frage, bekomme ich erschreckend oft zu
hören, dass der- oder diejenige in der Schule von seinem/ihrem
Musiklehrer anhören musste: „Du kannst nicht singen. Stör besser
nicht die anderen. Du bist eben unmusikalisch!“ Und wenn es nicht
der Musiklehrer war, dann vielleicht jemand in der Familie, im
Bekanntenkreis oder im sonstigen sozialen Umfeld.
So etwas sitzt tief! Und prägt oft ein Leben lang ein entsprechendes
Selbstbild. Zum Glück aber gibt es immer wieder auch Menschen, die
irgendwann diese vielleicht unbedacht gemachte Aussage in Frage
stellen.
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- 4 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Allein die Tatsache, dass die meisten Menschen sehr gerne ihre
Freizeit mit Musik HÖREN verbringen, ist schon ein sehr guter Grund,
diese Annahme in Frage zu stellen!
Warum gebe ich Geld aus für CD's, Audiogeräte, Konzerttickets,
Streamingdienste und viele weitere musikbezogene Aktionen, wenn
ich doch „unmusikalisch“ bin? Kann es sein, dass besagter
Musiklehrer (oder wer auch immer) Unrecht hatte? Vielleicht auch
schlechte Laune, Stress zu Hause, oder sonst einen banalen Grund,
einfach mal was Blödes zu sagen?
Wenn du das alles kennst, tatsächlich gerne Musik hörst,
und zudem auch noch den Wunsch hegst,
ein Instrument zu lernen:
dann kannst du dir ganz sicher sein,
dass du NICHT unmusikalisch bist!
Abgesehen davon ist der Begriff „unmusikalisch“ in der
musikpsychologischen Forschung äußerst umstritten. Es ist eher
Konsens, dass es unmusikalische Menschen eigentlich nicht gibt. Wie
in allen Bereichen gibt es natürlich begabtere und weniger Begabte.
Es gibt solche, die sich wahnsinnig für Musik interessieren, und
solche, denen die Musik nicht sonderlich wichtig ist.
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- 5 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Aber einen grundlegenden Sinn für Musik, und damit auch ein
Verständnis, eine klar wahrnehmbare innere Reaktion auf Musik, das
ist etwas, das alle Menschen haben. Und wer einmal gesehen hat, wie
schon Säuglinge und Kleinkinder auf Musik reagieren, wird daran
auch keinen Zweifel mehr haben.
Musik gehört untrennbar zum Menschsein dazu!
Daher gibt es auch keinen Grund, sich selbst
als unmusikalisch anzusehen.
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- 6 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Musik ist eine sehr komplexe Angelegenheit, sowohl aus der
Perspektive der Wahrnehmung betrachtet, als auch aus der des
Selbst-Musizierens. Daher wird es bei jedem Menschen Teilbereiche
dieser Komplexität geben, zu denen man einen leichten Zugang hat,
und andere Bereiche, an denen man sich die Zähne dran ausbeißt. Das
darf man aber nicht als „unmusikalisch“ interpretieren .
Es gibt Untersuchungen, die nahelegen, dass sowohl der Begriff
„unmusikalisch“ als auch die Vorstellung, dass es so etwas überhaupt
gibt, nur in solchen Kulturen existiert, in denen man dazu
übergegangen ist, Musik nicht über Hören und Nachahmung zu
lernen, sondern zuerst über das Lesen!
Womit wir beim zweiten Irrtum wären:Womit wir beim zweiten Irrtum wären:
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- 7 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Irrtum Nr.2:
Ich kann keine Notenlesen
Die Idee, Musik bzw. ein Instrument zu lernen, indem man Noten
lesen lernt und diese dann auf dem Instrument spielt, ist zwar in
unserem Kulturkreis gängig, aber im Grunde genommen sehr neu. Bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts lernte man das Instrumentalspiel
direkt von einem Meister, genau wie im Handwerk! Und genau wie
jenes lernte man das nicht aus Büchern, sondern direkt am „Werkzeug“.
Sowohl den Schlüssel zum eigenen Klavier als auch den zum
Bücherschrank musste man beim Meister abgeben und bekam ihn
erst wieder ausgehändigt, wenn dieser mit dem erreichten
Lernfortschritt zufrieden war und der Meinung, dass man nun in der
Lage ist, eigenständig zu arbeiten.
Von dem kleinen Johann Sebastian
Bach ist die Geschichte überliefert,
dass sein älterer Bruder (bei dem
er aufwuchs und sein „Handwerk“
lernte) eben dieses tat. Der
Notenschrank hatte aber Türen mit
Gitterstäben, durch die der kleine
Johann Sebastian mit seinen
Kinderhänden hindurchgreifen
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- 8 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
konnte. Und da er so wissbegierig war, schlich er sich jede Nacht
ins Musikzimmer, angelte das begehrte Notenbuch aus dem
Schrank und schrieb es im Schein des Mondlichtes Seite für Seite
ab! Leider wurde er kurz vor Fertigstellung dieser erstaunlichen
Fleißarbeit erwischt, und sie wurde ihm abgenommen. Aber
geschadet hat der Notenentzug diesem wohl größten Genie der
Musikgeschichte offensichtlich nicht!
Aus dem Bereich des Sprachelernens wissen wir, dass es immer
besser ist, eine Sprache zunächst auditiv zu lernen. Flüssiges
Sprechen lernt man nicht durch Lesen, sondern durch Sprechen! Im
Unterschied zur Notenschrift sind wir allerdings in der Lage, die
Buchstabenschrift zu lesen. Daher ist es natürlich naheliegend, diese
beim Sprachenlernen auch zu benutzen. Allerdings eher als
Gedächtnisstütze – bis es zum flüssigen Lesen der bisher un-
bekannten Buchstabenkombinationen kommt, vergeht einige Zeit!
Und wenn du russisch oder chinesisch oder burmesisch lernst, wirst
du dich mit zwei völlig unterschiedlichen Lernprozessen konfrontiert
sehen: einerseits ist es die Sprache selbst (hier wirst du sicher
Audioaufnahmen und die aus unserer Schrift abgeleitete Lautschrift
zur Hilfe nehmen) und andererseits sind es die Schriftzeichen (wo du
eine ganz neue Art der visuellen Wahrnehmung lernen musst).
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- 9 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Mit dem Notenlesen verhält es sich ähnlich: es dauert einige Zeit, bis
sich deine Augen an die „Logik“ dieser Zeichensprache (die nicht
immer wirklich logisch ist) gewöhnt haben und diese flüssig
entschlüsseln kann.
Das ist aber überhaupt kein Grund,
nicht Klavier zu spielen!
Denn gerade am Klavier ist es möglich,
wirklich ALLES, was man wissen und können muss,
ohne jede Kenntnis der Notenschrift zu lernen!
Es gibt unzählige herausragende Pianisten, die so gelernt haben -
gerade im Jazz und Pop-Bereich, aber auch in der Klassik. Wobei die
meisten von ihnen sich irgendwann doch entschieden haben, Noten
lesen zu lernen: denn schließlich ist es schon immer von enormem
Vorteil gewesen, zu den „Schriftkundigen“ zu gehören!
Aber es ist definitiv keinen Voraussetzung dafür, Klavier spielen zu
lernen!
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- 10 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Dazu eine schöne Geschichte, die von dem legendären blinden
Jazzpianisten Art Tatum überliefert ist: der ebenfalls legendäre
klassische Pianist Vladimir Horowitz, der für seine überirdisch
brilliante Spieltechnik berühmt war, besuchte ein Konzert von Art
Tatum und fragte ihn später, wie er denn diese phänomenale
Spieltechnik gelernt hatte. Dieser antwortete, dass er als Kind
immer versucht hatte, die Klaviermusik der Grammophonplatten
seiner Eltern nachzuspielen. Da er aber blind war, konnte er nicht
wissen, dass es vierhändige Klaviermusik war, die er nachspielte!
So entwickelte er also ganz erstaunliche motorische Fähigkeiten!
Damit sind wir schon bei dem nächsten
Irrtum:
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- 11 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Irrtum Nr.3:
Ich bin Grobmotoriker
Diese (oft allerdings nicht ganz ernst gemeinte) Aussage höre ich
tatsächlich immer wieder. Dahinter steckt häufig die Erfahrung, dass
man sich bei feinmotorischen Aufgabenstellungen oft unbeholfen
und ungeschickt anstellt.
Wenn du in deinem Alltag nie mit feinmotorischen Anforderungen
konfrontiert bist, dann ist das natürlich ein guter Grund, zu einer
solchen Annahme zu kommen! Denn auch in diesem Bereich sind die
Begabungen unterschiedlich ausgeprägt. Und wer hier nicht mit der
gleichen Leichtigkeit und Geschicklichkeit agiert wie ein anderer, der
(aus welchem Grund auch immer) eleganter klar kommt, wird dies
erstmal als frustrierend erleben.
Besonders, wenn du als Kind solche ärgerlichen Erlebnisse hattest,
vielleicht auch gehört hast „Lass das mal, das kriegst du eh nicht hin,
du bist einfach zu ungeschickt dafür“, dann sitzt das tief. Und dann ist
es kein Wunder, wenn du meinst, dass du zum Klavierspielen zu
ungeschickt, zu „grobmotorisch“ bist!
Meine Erfahrung zeigt: es gibt definitiv große Unterschiede, wie
Klavier-Anfänger (übrigens bei Kindern wie bei Erwachsenen) mit den
feinmotorischen Herausforderungen des Klavierspiels klarkommen.
Erwachsene, besonders wenn sie schon etwas älter sind, neigen dazu,
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- 12 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
diese Schwierigkeiten auf ihr Alter zu schieben (siehe dazu Punkt 6).
Was aber entscheidend ist: es ist definitiv möglich, im motorischen
Bereich all das zu lernen, was man zum Klavier braucht! Jeder, der
oder die Klavier spielen lernt, wird in bestimmten motorischen
Bereichen Nüsse zu knacken haben. Der eine hat gute Kontrolle über
die Finger, zieht aber immer die Schulter hoch. Die andere hat ein
gutes Gefühl für die Armbewegungen, verwechselt aber gerne mal
links und rechts. Und so weiter.
Es gibt auf Youtube einige ganz erstaunliche Videos, in denen
Menschen, die definitiv nicht über die erforderlichen Voraus-
setzungen zum Klavierspielen verfügen, dennoch ihren eigenen
Weg gefunden haben! Leute mit verkümmerten oder
deformierten Händen, oder solche, die mit den Füßen spielen. Und
nicht zuletzt den genialen und leider viel zu früh verstorbenen
Michel Petrucciani, der aufgrund seiner grausamen
Glasknochenkrankheit zeitlebens kleinwüchsig blieb und dessen
Physiognomie eindeutig nicht zum Klavierspielen taugt! Hör dir
mal an, wie unfassbar gut er spielte, sowohl technisch als auch
musikalisch! Das geht so unter die
Haut, dass sich niemand, der das
gesehen und gehört hat, sich
weiterhin als „Grobmotoriker“ und
damit motorisch unfähig zum
Klavierspielen bezeichnen kann...
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- 13 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Es geht beim motorischen Lernen immer darum, einen individuellen
Weg zu finden, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und
gezielt die geeigneten Übungen zu entwickeln. Dies ist dann der
Bereich, in dem rein autodidaktisches Lernen in der Regel an seine
Grenzen stößt! Und es ist wie beim Fahrradfahren, Schwimmen,
Tanzen lernen: ab einem gewissen Punkt hat dein motorischer Sinn,
deine unbewusste Bewegungssteuerung die neuen Muster
verstanden und verinnerlicht. Und plötzlich laufen die Bewegungen,
die sich vor einiger Zeit noch fremd und z.T. fast unmöglich angefühlt
haben, wie von selbst!
Und es gibt keinen schöneren und sinnlicheren Weg, seine
feinmotorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, als das Klavierspiel!
Mit sinnvollem und regelmäßigen Training kann man erstaunlich viel
erreichen!
Womit wir beim Thema „Zeit“ wären:Womit wir beim Thema „Zeit“ wären:
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- 14 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Irrtum Nr.4:
Ich habe keine Zeit
Natürlich wissen wir alle, dass dieser leicht ausgesprochene Satz nie
wahr ist! Und trotzdem hören wir uns ständig diese Floskel
aussprechen. Jemand hat mal gesagt: „Keine Zeit haben ist keine
Tatsache, sondern eine Entscheidung“.
Und wer würde wohl dem griechischen Philosophen Seneca
widersprechen, der schon vor langer Zeit erkannte:
„Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben,
sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen!“
Ich bin mir ziemlich sicher: wenn du entdeckst, wie gut dir das
Klavierspielen tut, wirst du entdecken, dass du dafür Zeit hast!
Ein wichtiger Denkfehler bei vielen Anfängern ist die Annahme, dass
man keine Chance mit dem Klavierspielen hat, wenn man sich nicht
täglich eine Stunde dafür aus den Rippen schneiden kann. Das ist ein
Irrtum!
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- 15 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Viel wichtigerals die tatsächlich investierten Stunden ist die
Regelmäßigkeit. Es ist wichtig, dass du dein individuell passendes
Zeitmodell findest.
Es gibt Menschen, die machen morgens
zwischen Kaffeetrinken und Zähneputzen für
5 Minuten ein paar Übungen, um dann
abends noch ein bisschen zu spielen (also das
ein oder andere Klavierstück durchzuspielen)
und dann noch ein bisschen zu üben. Andere
haben ihre feste halbe Stunde, in der das
Telefon abgestellt und jede Ablenkung vermieden wird. Andere
wieder können flexibel agieren und streuen hier und da im
Tagesablauf ein paar Minuten Klavierüben als mentale
Lockerungsübung ein.
Es ist wichtig, dass du dein Modell findest. Das geht am besten, wenn
du dir ein paar Modelle überlegst, die für deine Zeitstruktur realistisch
sein könnten, und dann jeweils für eine Woche lang konsequent eins
davon ausprobierst. Dann bleibst du bei dem Modell, das sich am
besten angefühlt hat und die besten Ergebnisse gebracht hat.
Das absolut Entscheidende ist die Regelmäßigkeit
und die Qualität des Übens!
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- 16 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Eine kleine Geschichte dazu aus meiner eigenen Erfahrung:
Vor ein paar Jahren hatte ich ein ziemlich anspruchsvolles Konzert
geplant und musste ein paar wirklich schwere Stücke
einstudieren. So eine Vorbereitungsphase plane ich normalerweise
so, dass ich den zu lernenden Notentext sinnvoll einteile, um
sicher sein zu können, dass alles spätestens 2 bis 3 Wochen vor
dem Konzert sitzt.
Aber leider kam es anders
als geplant, und wir hatten
plötzlich eine Großbaustelle
im Haus. Es gab kein
Entrinnen: ich musste mit
anpacken!
Ich änderte meinen Plan
und ging so vor: einmal pro
Stunde verschwand ich von
der Baustelle, klopfte den
Staub von mir ab und setzte mich für 10 Minuten ans Klavier.
Vorher hatte ich mir eingeteilt, was wann geübt werden soll. Und
diese strikte Regelmäßigkeit hatte eine erstaunliche Wirkung: die
Stücke waren nach einigen Tagen schon so in meinen Fingern
verankert, als hätte ich täglich viele Stunden geübt!
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- 17 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Andererseits gibt es aber auch die Möglichkeit, ganz ohne Ehrgeiz
dranzugehen! Also ohne den Anspruch eines merkbaren Fortschritts.
Dann ist es auch ok, nur alle paar Tage ans Klavier zu gehen und es
einfach zum Abschalten zu benutzen, zum Erleben, wie gut die
Klänge tun, die Schwingungen, mit denen das Instrument dich
angenehm umhüllt. Schon ein einzelner Ton kann diese magische
Wirkung haben!
Das ist dann eine Art „Klavier-
Wellness-Zeit“, die du dir
sicherlich gerne nimmst!
Die Musik verändert auf eine
geheimnisvolle Art und Weise
deine Wahrnehmung von Zeit
und Raum!
Womit wir bereits beim Irrtum Nr.5 wären: Womit wir bereits beim Irrtum Nr.5 wären:
kein Platz für ein Klavier:kein Platz für ein Klavier:
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- 18 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Irrtum Nr.5:
Ich habe kein Platzfür ein Klavier
Für Menschen, die nie ein Klavier besessen haben, erscheint so ein
Instrument häufig wie ein riesiger schwarzer Kasten, für den nirgends
in der Wohnung Platz ist! Und oft scheint es ein echtes Dilemma zu
sein: ich würde ja so gerne Klavier spielen lernen, aber ohne eigenes
Klavier geht es nun mal nicht. Aber wohin damit?
Manchmal ist es auch fast ein Beziehungskonflikt: Meine Partnerin/
mein Partner will ein so dominantes Möbelstück einfach nicht haben.
Immerhin kann es ja auch ein sehr lautes Möbelstück sein!
Da muss ich an die Geschichte eines etwa 80jährigen
Kursteilnehmers denken, der sehr bewegt war von dem Erlebnis,
dass Klavierspielen auch in seinem hohen Alter möglich ist und er
über 60 Jahre lang fälschlicherweise gedacht hatte, es sei zu spät.
Der Entschluss, jetzt sofort zu starten und keine Zeit mehr zu
verlieren, war also gefasst. Doch er schilderte mir sein Problem:
„Meine Frau will kein Klavier!“ Ich machte ihm Mut, er werde
bestimmt eine gute Lösung finden. Einige Zeit später erfuhr ich: er
hatte sich einen Flügel gekauft! Vielleicht war es das, was seine
Frau meinte?
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- 19 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
In fast jedem Klavierkurs (den normalerweise Leute buchen, die noch
kein Klavier haben und erstmal ausprobieren wollen, wie sich das
anfühlt) höre ich zu Beginn oft von den Meisten die Aussage, dass
leider kein Platz für ein Klavier sei. Am Ende des Kurses sind die
Unterhaltungen dann geprägt von Wänden, Möbeln, Maßen usw.
Ich bin mir sicher:
mit etwas Fantasie findest auch du einen Platz!
Die Stellfläche für ein akustisches Klavier beträgt ca. 1,50m x 0,60m.
Dazu kommt die Fläche für den Klavierstuhl sowie genug
Rückenfreiheit für dich, wenn du darauf sitzt.
Bücherregale bieten oft die
Möglichkeit, ein paar Elemente
rauszunehmen (und den
30bändigen Brockhaus von
1960 endlich in gute Hände zu
geben) und dann das Klavier in
das Regal zu stellen. So wird
praktisch keine Grundfläche
verbraucht.
Auch die Aufstellung mitten im Raum ist möglich. Hinter dem Sofa,
am Ende eines Tisches - der sowieso immer zu groß war - oder hinter
dem Bett usw.
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- 20 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Falls es wirklich eng zugeht, könntest du an ein Digitalpiano denken.
Das hat zwar fast die gleiche Stellfläche, wirkt aber nicht so
dominant. Und wenn du dich für ein Digitalpiano mit klappbarem
Stativ entscheidest, kannst du es mit wenigen Handgriffen auf- und
abbauen, oder das Teil tatsächlich einfach auf ein herausziehbares
Regalbrett legen (das allerdings die richtige Höhe haben muss).
Falls es in deiner momentanen
Wohnsituation tatsächlich keine
Möglichkeit gibt, könntest du
versuchen, ein Klavier zum Üben
zu benutzen, das irgendwo un-
genutzt herumsteht. In Schulen
am Nachmittag, in kirchlichen
Räumen, in der Musikschule, in
der du Klavierstunden nimmst,
beim nächsten Gesangverein. Oder irgendwo privat: man glaubt gar
nicht, wie viele Klaviere mit trauriger Miene völlig unbenutzt
irgendwo herumstehen und sich darüber freuen würden, endlich von
ihrem hundertjährigen Dornröschenschlaf geweckt zu werden!
À propos hundertjährig - hiermit kommen À propos hundertjährig - hiermit kommen
wir zum sechsten und letzten Irrtum: wir zum sechsten und letzten Irrtum:
„Ich bin zu alt“„Ich bin zu alt“
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- 21 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Irrtum Nr.6:
Ich bin zu altAus unterschiedlichen Gründen ist die Annahme verbreitet, dass man
Klavierspielen nur lernen kann, wenn man jung ist. Das alte
Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
glaubt zwar im Hinblick auf andere Lernthemen wie Sprachen und
Sport niemand mehr. Doch beim Klavierspielen sind sich da viele
Leute nicht so sicher.
Ein wichtiger Grund dafür, dass diese Annahme sich in den Köpfen
festgesetzt hat, ist sicherlich die Tatsache, dass wir als Kinder fast den
ganzen Tag damit beschäftigt sind, zu lernen. Nicht erst in der Schule:
vom ersten Schrei an ist ein Mensch neugierig und unendlich
motiviert, dazuzulernen. Dann kommt die Schulzeit, und sämtliche
Lebensbereiche stehen auf irgend eine Art mit Lernen im
Zusammenhang. Und weiter geht es mit Ausbildung oder Studium.
Ein junger Mensch definiert sich und sein Selbstbild sehr stark über
das Lernen!
Das hört dann irgendwann auf. Man hat „ausgelernt“. Wenn man
dann nach Jahren der Lernpause wieder damit anfängt, muss man
natürlich Gewohnheiten ändern, andere Gehirnprozesse aktivieren,
mit Fehlern und dem Vergessen zurechtkommen. Das fühlt sich oft
erst einmal unangenehm an; daher kommt wohl auch dieser Spruch
vom Hänschen.
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- 22 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Erwachsene aber, die aufgrund ihres Berufes ständig mit Lernen
beschäftigt sind (z.B. Schauspieler), behaupten das glatte Gegenteil:
es wird immer leichter, Neues zu lernen! Und die Lernforschung
bestätigt das: wenn ich den neuen Lernstoff in Beziehung setzen
kann zu dem, was ich schon weiß und kann, dann ist das Lernen
wesentlich leichter als für junge Menschen, die ja noch gar kein so
großes Netz an Wissen und Erfahrungen haben können!
Allerdings ist es wichtig, dass die Methodik auf den
Erfahrungsschatz und die Bedürfnisse eingeht,
die der erwachsene „Schüler“ mitbringt.
Ansonsten wäre der Lernprozess uninteressant, langweilig, irrelevant
und damit kontraproduktiv und frustrierend!
Ich habe in meinen Kursen, aber auch im regelmäßigen „Unterrichts-
betrieb“ Schüler vom Grundschulalter bis ca. Mitte 80 unterrichtet.
Meine Beobachtung ist, dass
es keine prinzipiellen Unter-
schiede bei der Qualität des
Lernens gibt, die sich
eindeutig am Alter
festmachen ließen.
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- 23 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Allerdings gibt es etwas, das mir bei Menschen ab ca. Mitte 60
auffällt: ab diesem Alter neigen viele dazu, alles, was schwieriger
geht als vermutet, auf das Alter zu schieben! Dass sich tatsächlich alle
anderen ebenfalls die Zähne an dem gleichen Problem ausbeißen,
glaubt man mir dann erstmal nicht...
Wenn du also denkst, du bist zu alt, um mit dem Klavierspielen
anzufangen, dann ist meine Antwort ganz klar: bist du NICHT! Und
bedenke, es geht ja nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen (für
„Jugend musiziert“ bist du tatsächlich zu alt!) oder nächstes Jahr die
Carnegie-Hall zu füllen.
Es geht gar nicht so sehr darum, was du mit dem
Klavier machst: es geht vielmehr darum,
was das Klavier mit dir macht!
Dass die Klänge, also Schwingungen, die deinen Körper durchdrin-
gen, sehr gut tun, ist deutlich wahrnehmbar. Und dass die Beschäfti-
gung mit dieser faszinierenden Materie, die sowohl Denken, Motorik
als auch Emotion herausfordert, in vielerlei Hinsicht gesund ist und
unzählige positive Nebeneffekte hat, ist ebenfalls längst erwiesen!
Für mich gibt es daher, nachdem ich diese Für mich gibt es daher, nachdem ich diese
6 populären Irrtümer hoffentlich schlüssig 6 populären Irrtümer hoffentlich schlüssig
und nachvollziehbar widerlegt habe, ein und nachvollziehbar widerlegt habe, ein
eindeutiges Fazit:eindeutiges Fazit:
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- 24 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
Fazit
Natürlich kannst du es weiterhin schade finden, dass du als Kind keine
Gelegenheit hattest, Klavier zu spielen. Aber vielleicht ist auch das ein
Denkfehler: viele Kinder erleben es ja auch so, dass es zu viel wird,
neben der Schule und Sonstigem auch noch Klavier spielen zu
müssen! Und die Gefahr ist sehr real, dass ihnen etwas, das ihnen
eigentlich von der Sache her gut gefallen würde, dadurch vermiest
wird, dass es zum falschen Zeitpunkt oder in ungünstigem Kontext
stattfindet.
Wenn du als Erwachsener auf diese Idee kommst, dann ist das doch
etwas ganz anderes! Klavierspielen ist jetzt etwas, das du dir ganz für
dich gönnst! Ohne Leistungsdruck, sondern getrieben von großer
Neugier und der Lust, die Musik, das Klavierspiel und ein stückweit
auch dich selbst neu zu entdecken!
Ich will dich ganz eindeutig dazu ermutigen! Es gibt wirklich keinen
vernünftigen Grund, nicht Klavier spielen zu lernen, wenn du diesen
Wunsch in dir verspürst.
Denn es gibt nur eine Voraussetzung,
die du brauchst, um Klavier spielen zu lernen:
dass du Lust darauf hast!
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- 25 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben
DER AUTOR
Mein Name ist Jens Schlichting, ich bin Konzertpianist und
Musikpädagoge und habe vor mehr als 20 Jahren damit begonnen,
spezielle Konzepte und Methoden für Erwachsene zu entwickeln.
Meine Unterrichtstätigkeit hat in den
vergangenen Jahrzehnten so ziemlich
alle denkbaren Bereiche abgedeckt:
Privatunterricht, Musikschule,
Gymnasium, Musikhochschule. Seit
vielen Jahren aber liegt mein
Schwerpunkt auf der Durchführung von
Klavierkursen für Erwachsene: mit dem
Kurs „Endlich Klavier Spielen“ haben inzwischen weit über 1000
Menschen die ersten Schritte des Klavierspiels für sich entdeckt.
Zahlreiche Presseartikel spiegeln die Begeisterung und die Freude
über das Entdecken einer neuen Leidenschaft deutlich wider.
Diesen bewährten Kurs habe ich jetzt als
kompletten Online-Kurs neu produziert! Wenn dich
dieses E-Book ermutigt hat, deinen Traum vom
Klavierspielen endlich wahr zu machen, dann klicke
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- 26 -Jens Schlichting | 6 populäre Irrtümer, die dich bisher vom KLAVIER SPIELEN abgehalten haben