die pseudopythagoreische hippodamos-schrift

26
Brüggemann – Meißner – Mileta – Pabst – Schmitt Brüggemann – Meißner – Mileta – Pabst – Schmitt Studia hellenistica et historiographica Studia hellenistica et historiographica

Upload: uni-leipzig

Post on 31-Jan-2023

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Brüggemann – Meißner – Mileta – Pabst – Schmitt Brüggemann – Meißner – Mileta – Pabst – Schmitt

Studia hellenistica et historiographicaStudia hellenistica et historiographica

Joern
Textfeld
Sonderdruck aus:

Computus druck satz & verlagComputus druck satz & verlag20102010

Studia hellenisticaStudia hellenistica

et historiographicaet historiographica

Festschrift für Andreas MehlFestschrift für Andreas Mehl

Thomas BrüggemannThomas Brüggemann

Burkhard MeißnerBurkhard Meißner

Christian MiletaChristian Mileta

Angela PabstAngela Pabst

Oliver SchmittOliver Schmitt

Bibliografi sche Information der Deutschen NationalbibliothekBibliografi sche Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über über http://dnb.d-nb.dehttp://dnb.d-nb.de abrufb ar. abrufb ar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer-Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer-tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht gestattet und strafb ar. Dies betrifft vor allem Vervielfältigungen des Verlages nicht gestattet und strafb ar. Dies betrifft vor allem Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen, die Einspeicherung in elektronische jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen, die Einspeicherung in elektronische Systeme und heute noch unbekannte Arten der elektronischen Datenverarbeitung.Systeme und heute noch unbekannte Arten der elektronischen Datenverarbeitung.

Alle Rechte vorbehalten, Alle Rechte vorbehalten, Computus druck satz & verlag, 2010.Computus druck satz & verlag, 2010.

Satz: Satz: Computus druck satz & verlagComputus druck satz & verlag, Hauptstr. 60, 55595 Gutenberg, Hauptstr. 60, 55595 GutenbergHerstellung: Strauss GmbH, Robert-Bosch-Str. 6-8, 69509 MörlenbachHerstellung: Strauss GmbH, Robert-Bosch-Str. 6-8, 69509 Mörlenbach

Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigem PapierGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier

ISBN: 978-3-940598-09-7ISBN: 978-3-940598-09-7

UmschlaggestaltungUmschlaggestaltung

Kollation aus P. Hal. I 3, dem Münzporträt des vergöttlichten Seleukos I. (Tetradrachme, Kollation aus P. Hal. I 3, dem Münzporträt des vergöttlichten Seleukos I. (Tetradrachme, Pergamon, philetairische Zeit), Umzeichnung nach F. Imhoof-Blumer, Die Münzen Pergamon, philetairische Zeit), Umzeichnung nach F. Imhoof-Blumer, Die Münzen der Dynastie von Pergamon, Berlin 1884 (Abhandlungen der Königlichen Preußischen der Dynastie von Pergamon, Berlin 1884 (Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaft en zu Berlin 1884, Philos.-hist. Klasse, 3), 4 Nr. I 4 und Akademie der Wissenschaft en zu Berlin 1884, Philos.-hist. Klasse, 3), 4 Nr. I 4 und Tafel 1 Nr. 4, und einer Umrisskarte des antiken Zypern.Tafel 1 Nr. 4, und einer Umrisskarte des antiken Zypern.

DesignDesignM. KrasnovskajaM. Krasnovskaja

InhaltInhalt

Zum GeleitZum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1111

Tabula GratulatoriaTabula Gratulatoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1155

A. HellenismusA. Hellenismus

Thomas BrüggemanThomas BrüggemannnVom Machtanspruch zur Herrschaft . Prolegomena zu einer Studie Vom Machtanspruch zur Herrschaft . Prolegomena zu einer Studie über die Organisation königlicher Herrschaft im Seleukidenreichüber die Organisation königlicher Herrschaft im Seleukidenreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1199

Marius GerhardMarius GerhardttBemerkungen zur Rezeption des Aristobulos von Kassandreia.Bemerkungen zur Rezeption des Aristobulos von Kassandreia.Lukian und die Lukian und die Ἀλεξάνδρου ἈνάβασιςἈλεξάνδρου Ἀνάβασις A Arriansrrians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5599

Michael HillgrubeMichael HillgruberrLiebe, Weisheit und Verzicht. Zu Herkunft und Entwicklung Liebe, Weisheit und Verzicht. Zu Herkunft und Entwicklung der Geschichte von Antiochos und Stratonikeder Geschichte von Antiochos und Stratonike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7733

Wolfgang LuppWolfgang LuppeeEin Papyrus über hellenistische Herrscher – P.Oxy. 4809Ein Papyrus über hellenistische Herrscher – P.Oxy. 4809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101033

Christian MiletChristian MiletaaÜberlegungen zur Datierung der Inschrift en des Überlegungen zur Datierung der Inschrift en des Inschrift endossiers I. Pessinous 1–7Inschrift endossiers I. Pessinous 1–7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101077

Angela PabsAngela PabsttIdentitätssuche. Wie römisch sind provinziale Geschichtsschreiber Identitätssuche. Wie römisch sind provinziale Geschichtsschreiber der Kaiserzeit?der Kaiserzeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121211

66 InhaltInhalt

B. HistoriographieB. Historiographie

Eve-Marie BeckeEve-Marie BeckerrReligion and Historiography. Prophets and Prophecy in Josephus’ Religion and Historiography. Prophets and Prophecy in Josephus’ bellum Iudaicumbellum Iudaicum 2,258–263 and the Gospel of Mark 6,14–16; 8,27–30 2,258–263 and the Gospel of Mark 6,14–16; 8,27–30 . . . . . . . . . . . . . . 141433

Andreas E. FurtwängleAndreas E. FurtwänglerrHerodot 3,56: Polykrates als Falschmünzer? Zu neuen Münzfunden Herodot 3,56: Polykrates als Falschmünzer? Zu neuen Münzfunden und Finanzmanipulationen im archaischen Ionienund Finanzmanipulationen im archaischen Ionien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151599

Rainer JakobRainer JakobiiDie Hieronymus-Vita des Marcellinus Comes Die Hieronymus-Vita des Marcellinus Comes (nebst einem Anhang zu den Gennadiana in der Chronik)(nebst einem Anhang zu den Gennadiana in der Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171711

Burkhard MeißneBurkhard MeißnerrΠερὶ ἱστορίαςΠερὶ ἱστορίας:: Über Probleme antiker Geschichtstheorie Über Probleme antiker Geschichtstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171799

Domenico MustDomenico MustiiUn carattere fondamentale della storiografi a polibianaUn carattere fondamentale della storiografi a polibiana:: apodeiktikè historíaapodeiktikè historía . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202033

Eckart OlshauseEckart OlshausennStrabons historischer Romexkurs – eine InterpretationStrabons historischer Romexkurs – eine Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212111

Dieter TimpDieter TimpeeAnnäherungen an SisennaAnnäherungen an Sisenna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232333

C. Regionengeschichte mit Schwerpunkt ZypernC. Regionengeschichte mit Schwerpunkt Zypern

Bert FreybergeBert FreybergerrLokalgeschichtliche Perspektiven modernen Geschichtsunterrichts Lokalgeschichtliche Perspektiven modernen Geschichtsunterrichts im Gymnasium am Beispiel des antiken Augsburgim Gymnasium am Beispiel des antiken Augsburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252511

Fotini Ntantalia DrakoFotini Ntantalia DrakouuDer Apostel Barnabas – seine Mission und sein Kloster auf ZypernDer Apostel Barnabas – seine Mission und sein Kloster auf Zypern . . . . . . . . . . . . . . . . 262655

Manfred OppermanManfred OppermannnDerDer Hermeskult auf dem Territorium Hermeskult auf dem Territorium der römischen Provinz Th raciader römischen Provinz Th racia . . . . . . . . . . . . 282877

77InhaltInhalt

Oliver SchmitOliver SchmitttDie Eroberung Zyperns durch Richard Löwenherz: Resultat von Zufällen Die Eroberung Zyperns durch Richard Löwenherz: Resultat von Zufällen oder Ergebnis einer im Voraus geplanten Strategie?oder Ergebnis einer im Voraus geplanten Strategie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313111

D. Quaestiones Romanae et GraecaeD. Quaestiones Romanae et Graecae

Marcus BecMarcus BeckkCato – schön, reich, königlich?Cato – schön, reich, königlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333311

Clemens KoehClemens KoehnnDie Vorstellung von Restauration und Expansion in der Die Vorstellung von Restauration und Expansion in der auswärtigen Politik Justiniansauswärtigen Politik Justinians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343411

Kurt A. RaaflauKurt A. RaaflaubbProto-Phalanx und Polis: der frühgriechische Massenkampf im Proto-Phalanx und Polis: der frühgriechische Massenkampf im interkulturellen Zusammenhang des östlichen Mittelmeerraumesinterkulturellen Zusammenhang des östlichen Mittelmeerraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353577

Charlotte SchuberCharlotte SchuberttDie pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei bei Stobaios und ihr Verhältnis zur hippodamischen Stobaios und ihr Verhältnis zur hippodamischen πολιτείαπολιτεία bei Aristoteles bei Aristoteles . . . . 373733

E. Wissenschafts- und RezeptionsgeschichteE. Wissenschafts- und Rezeptionsgeschichte

Angela Bittner / Alexei PanteleeAngela Bittner / Alexei PanteleevvCentAnt.pu.ru – ein elektronisches Zentrum der Antiken Welt in Russland: CentAnt.pu.ru – ein elektronisches Zentrum der Antiken Welt in Russland: Zur Entwicklung der wissenschaft lichen Kommunikation in der russischen Zur Entwicklung der wissenschaft lichen Kommunikation in der russischen Altertumswissenschaft Altertumswissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393911

Stephan LehmannStephan Lehmann Mit dem Rücken zur Geschichte? Bemerkungen zum Berliner Kolloquium Mit dem Rücken zur Geschichte? Bemerkungen zum Berliner Kolloquium »Posthumanistische Klassische Archäologie« des Jahres 1999»Posthumanistische Klassische Archäologie« des Jahres 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393977

Isolde StarIsolde StarkkDie mißlungenen Berufungen von Richard Laqueur nach Halle Die mißlungenen Berufungen von Richard Laqueur nach Halle und Berlin zwischen 1946 und 1948und Berlin zwischen 1946 und 1948 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414133

Stefan WeisStefan WeiseeGraeca recentiora – Jan Křesadlos homerische »Ode an Stalin«Graeca recentiora – Jan Křesadlos homerische »Ode an Stalin« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434377

Charlotte Schubert, LeipzigCharlotte Schubert, Leipzig

Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios und ihr Verhältnis bei Stobaios und ihr Verhältnis zur hippodamischen zur hippodamischen πολιτείαπολιτεία bei Aristoteles bei Aristoteles11

Die Originalität des Hippodamos von Milet als eines Stadtplaners ist seit längerem Die Originalität des Hippodamos von Milet als eines Stadtplaners ist seit längerem so gründlich zur Disposition gestellt worden, dass nur noch seine Leistung als Th eo-so gründlich zur Disposition gestellt worden, dass nur noch seine Leistung als Th eo-retiker für die Betrachtung seiner Bedeutung herangezogen wird: »Warum sollen wir retiker für die Betrachtung seiner Bedeutung herangezogen wird: »Warum sollen wir nicht hier – immerhin in Übereinstimmung mit Aristoteles – dem Hippo damos etwas nicht hier – immerhin in Übereinstimmung mit Aristoteles – dem Hippo damos etwas Originalität belassen, wenn wir ihm in der Urbanistik schon so viel nehmen?«Originalität belassen, wenn wir ihm in der Urbanistik schon so viel nehmen?«22 Dabei Dabei wird dem bei Aristoteles im zweiten Buch der Politik erhaltenen Kurzreferat eine zen-wird dem bei Aristoteles im zweiten Buch der Politik erhaltenen Kurzreferat eine zen-trale Stellung zugemessen, jedoch dem wesentlich längeren und detailreicheren Text, trale Stellung zugemessen, jedoch dem wesentlich längeren und detailreicheren Text, der in der Anthologie des Stobaios ebenfalls unter dem Namen des Hippodamos erhal-der in der Anthologie des Stobaios ebenfalls unter dem Namen des Hippodamos erhal-ten ist, bestenfalls eine zeitlich lose,ten ist, bestenfalls eine zeitlich lose,33 jedoch nie originäre Verbindung. jedoch nie originäre Verbindung.44 Im Folgenden Im Folgenden soll das Verhältnis der beiden Texte analysiert und neu bewertet werden mit dem soll das Verhältnis der beiden Texte analysiert und neu bewertet werden mit dem Ziel, ein bisher zu unrecht vernachlässigtes Zeugnis für die Anfänge des griechischen Ziel, ein bisher zu unrecht vernachlässigtes Zeugnis für die Anfänge des griechischen politischen Denkens zu gewinnen.politischen Denkens zu gewinnen.

I Die pseudopythagoreischen Texte: Fälschungen, Originale oder Material-I Die pseudopythagoreischen Texte: Fälschungen, Originale oder Material-sammlungensammlungen

Während für die aristotelische Überlieferung eines hippodamischen Verfassungsent-Während für die aristotelische Überlieferung eines hippodamischen Verfassungsent-wurfes in der Regel eine zuverlässige Beziehung zu einem Original des Hippodamos wurfes in der Regel eine zuverlässige Beziehung zu einem Original des Hippodamos von Milet angenommen wird,von Milet angenommen wird,55 beurteilt man die bei Stobaios überlieferten Textstü- beurteilt man die bei Stobaios überlieferten Textstü-cke einer Schrift cke einer Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας, die nach Stobaios von einem Pythagoreer namens , die nach Stobaios von einem Pythagoreer namens

1 Aristot. pol. 1267b 28ff.; Stob. 4,1,93 p.28 He; 4,1,94 p.29 He; 4,1,95 p.33 He; 4,34,71 p.846ff. He. 1 Aristot. pol. 1267b 28ff.; Stob. 4,1,93 p.28 He; 4,1,94 p.29 He; 4,1,95 p.33 He; 4,34,71 p.846ff. He. Vgl. auch den Text mit krit. App. in Th esleff (1965) 97–102.Vgl. auch den Text mit krit. App. in Th esleff (1965) 97–102.

2 Gehrke (1989) 63. Vgl. Shipley (2005) 362: »Th e notion of a ‹Milesian school› of functionalist 2 Gehrke (1989) 63. Vgl. Shipley (2005) 362: »Th e notion of a ‹Milesian school› of functionalist town planning has also fallen out of favor.«town planning has also fallen out of favor.«

3 Delatte (1922) 158ff.3 Delatte (1922) 158ff.4 So jüngst noch Cursaru (2006) Anm. 7: »Les quatre fragments du 4 So jüngst noch Cursaru (2006) Anm. 7: »Les quatre fragments du Περὶ πολιτείαςΠερὶ πολιτείας transmis transmis

par Stobée ne s’avèrent ni des fragments hippodamiens, ni des résultats précaires d’un travail par Stobée ne s’avèrent ni des fragments hippodamiens, ni des résultats précaires d’un travail de seconde main fondé sur le remaniement des renseignements aristotéliciens …« Vgl. Shipley de seconde main fondé sur le remaniement des renseignements aristotéliciens …« Vgl. Shipley (2005) 366: »Th e second-century A.D. [sic! Ch. Sch.] compilation by Stobaeus preserves what (2005) 366: »Th e second-century A.D. [sic! Ch. Sch.] compilation by Stobaeus preserves what purport to be extracts from a work Peri politeias (‹On the Constitution›) by ‹Hippodamos the purport to be extracts from a work Peri politeias (‹On the Constitution›) by ‹Hippodamos the Pythagorean›. It is doubtful however, that Hippodamos wrote such a work, … and the text that Pythagorean›. It is doubtful however, that Hippodamos wrote such a work, … and the text that Stobaeus quotes was probably fourth-century or Hellenistic.«Stobaeus quotes was probably fourth-century or Hellenistic.«

5 Zuletzt: Gehrke (1989) 58ff.; vgl. auch Schubert (1983/1984) 37–50 und dies. (1996) 21ff.5 Zuletzt: Gehrke (1989) 58ff.; vgl. auch Schubert (1983/1984) 37–50 und dies. (1996) 21ff.

374374 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

Hippo damos stammen, allgemein als apokryph.Hippo damos stammen, allgemein als apokryph.66 Jedoch hat bereits Fabricius darauf Jedoch hat bereits Fabricius darauf hingewiesen, dass durchaus Ähnlichkeiten zwischen beiden Texten zu erkennen sind hingewiesen, dass durchaus Ähnlichkeiten zwischen beiden Texten zu erkennen sind und dass es vorstellbar sei, aus der Tradition, die den Städteplaner Hippodamos als und dass es vorstellbar sei, aus der Tradition, die den Städteplaner Hippodamos als Th urier bezeichnet, einen Anknüpfungspunkt für Verbindungen zu den Pythagoreern Th urier bezeichnet, einen Anknüpfungspunkt für Verbindungen zu den Pythagoreern zu gewinnen.zu gewinnen.77 Er leitet hieraus die Vermutung ab, dass es diese lokalen Verbindungen Er leitet hieraus die Vermutung ab, dass es diese lokalen Verbindungen gewesen sein könnten, die Hippodamos für die Neupythagoreer so interessant mach-gewesen sein könnten, die Hippodamos für die Neupythagoreer so interessant mach-ten, dass sie unter seinem Namen eine Schrift über die Verfassung ausarbeiteten. Fabri-ten, dass sie unter seinem Namen eine Schrift über die Verfassung ausarbeiteten. Fabri-cius hat hier eine direkte Fälschungsabsicht unterstellt, nach der der Autor bewusst cius hat hier eine direkte Fälschungsabsicht unterstellt, nach der der Autor bewusst Elemente aus dem bei Aristoteles überlieferten Verfassungsentwurf in den späteren Elemente aus dem bei Aristoteles überlieferten Verfassungsentwurf in den späteren pythagoreischen Text einbaute, um unter dem autoritätsverleihenden Namen eines pythagoreischen Text einbaute, um unter dem autoritätsverleihenden Namen eines vermeintlichen Alt-Pythagoreers neuere Gedanken zu verbreiten.vermeintlichen Alt-Pythagoreers neuere Gedanken zu verbreiten.

Neben diesen beiden Möglichkeiten, wobei die eine jeden Zusammenhang Neben diesen beiden Möglichkeiten, wobei die eine jeden Zusammenhang ablehnt, während die andere zumindest eine oberflächliche bzw. konstruierte Ver-ablehnt, während die andere zumindest eine oberflächliche bzw. konstruierte Ver-bindung erschließt, ist die dritte Variante, nämlich die Annahme eines gemeinsamen bindung erschließt, ist die dritte Variante, nämlich die Annahme eines gemeinsamen Ursprungstextes, auf den sowohl der aristotelische Bericht als auch das Exzerpt des Ursprungstextes, auf den sowohl der aristotelische Bericht als auch das Exzerpt des Stobaios zurückgehen, bisher nicht erwogen worden. Letzterer stehen einige grund-Stobaios zurückgehen, bisher nicht erwogen worden. Letzterer stehen einige grund-sätzliche Schwierigkeiten entgegen: Zum einen ist der aristotelische Text eine alles sätzliche Schwierigkeiten entgegen: Zum einen ist der aristotelische Text eine alles andere als erschöpfende Zusammenfassung ausgewählter Aspekte der hippodamischen andere als erschöpfende Zusammenfassung ausgewählter Aspekte der hippodamischen πολιτείαπολιτεία, die mit kommentierenden und analysierenden Einschüben des Aristoteles , die mit kommentierenden und analysierenden Einschüben des Aristoteles selbst durchsetzt ist. Der Stobaios-Text ist ein Exzerpt aus einem in seinem Gesamt-selbst durchsetzt ist. Der Stobaios-Text ist ein Exzerpt aus einem in seinem Gesamt-umfang ebenfalls nicht rekonstruierbaren Konvolut. Im Gegensatz zu dem aristote-umfang ebenfalls nicht rekonstruierbaren Konvolut. Im Gegensatz zu dem aristote-lischen Text jedoch sind die einzelnen Teile in sich zusammenhängend und ohne lischen Text jedoch sind die einzelnen Teile in sich zusammenhängend und ohne erkennbare Einschübe. Andererseits zeigt das Stobaios-Exzerpt in seiner sprachlichen erkennbare Einschübe. Andererseits zeigt das Stobaios-Exzerpt in seiner sprachlichen Gestaltung eine eindeutige pythagoreische Prägung.Gestaltung eine eindeutige pythagoreische Prägung.88 So ist seit der Arbeit von Delatte So ist seit der Arbeit von Delatte angenommen worden, dass er in einer sehr viel späteren Epoche als der Lebenszeit des angenommen worden, dass er in einer sehr viel späteren Epoche als der Lebenszeit des Hippodamos abgefasst wurde oder dass er in hellenistischer Zeit in stärkerer Weise Hippodamos abgefasst wurde oder dass er in hellenistischer Zeit in stärkerer Weise zumindest sprachlich umgeformt und überarbeitet wurde.zumindest sprachlich umgeformt und überarbeitet wurde.99 Gibt man sich mit der Fest- Gibt man sich mit der Fest-stellung dieser Unterschiede zufrieden, so ist für eine Vergleichbarkeit beider Texte stellung dieser Unterschiede zufrieden, so ist für eine Vergleichbarkeit beider Texte keine Grundlage gegeben.keine Grundlage gegeben.

Andererseits hat bereits die Untersuchung durch Delatte ergeben, dass ein Vergleich Andererseits hat bereits die Untersuchung durch Delatte ergeben, dass ein Vergleich des Stobaios-Textes mit den Schrift en der politischen Th eorie des 4. Jahrhunderts, im des Stobaios-Textes mit den Schrift en der politischen Th eorie des 4. Jahrhunderts, im speziellen mit Platon, Isokrates, Xenophon und Aristoteles, durchaus weiterführend speziellen mit Platon, Isokrates, Xenophon und Aristoteles, durchaus weiterführend

6 So auch Schütrumpf (1991) 263; Überweg/Flashar (2004) 293ff.; vgl. Gehrke (1989) 63 mit 6 So auch Schütrumpf (1991) 263; Überweg/Flashar (2004) 293ff.; vgl. Gehrke (1989) 63 mit Anm. 31; ausführlich: Delatte (1922) 125ff.; Burkert (1962) 270 mit Anm. 80; Shipley (2005) 366 Anm. 31; ausführlich: Delatte (1922) 125ff.; Burkert (1962) 270 mit Anm. 80; Shipley (2005) 366 und Sonnabend (1999) 513; Greco (1999) 421–423.und Sonnabend (1999) 513; Greco (1999) 421–423.

7 E. Fabricius, s.v. Hippodamos, in: RE 8/2, 1913, 1734: H. als Th urier im Titel von Stob. 4,39,26 7 E. Fabricius, s.v. Hippodamos, in: RE 8/2, 1913, 1734: H. als Th urier im Titel von Stob. 4,39,26 He und schol. Aristoph. equ. 327; Hesych, s.v. He und schol. Aristoph. equ. 327; Hesych, s.v. Ἱπποδάμου νέμησιςἹπποδάμου νέμησις; Photios s.v. ; Photios s.v. Ἱπποδάμου Ἱπποδάμου νέμησιςνέμησις; Suda s.v. ; Suda s.v. ΘεανώΘεανώ..

8 Delatte (1922) 127ff., der in dem Stobaios-Exzerpt eine starke platonische Prägung und wesent-8 Delatte (1922) 127ff., der in dem Stobaios-Exzerpt eine starke platonische Prägung und wesent-liche terminologische Elemente des Peripatos sieht; dagegen Th eiler, Rez. Delatte, Gnomon 2 liche terminologische Elemente des Peripatos sieht; dagegen Th eiler, Rez. Delatte, Gnomon 2 (1926) 147ff., der für eine nachplatonische und nacharistotelische Entstehung plädiert.(1926) 147ff., der für eine nachplatonische und nacharistotelische Entstehung plädiert.

9 Zu den Hyperdorismen grundsätzlich Th esleff (1961) 77ff.9 Zu den Hyperdorismen grundsätzlich Th esleff (1961) 77ff.

375375Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

ist: Gerade die linguistischen Indizien weisen nach Delattes Ansicht daraufh in, dass ist: Gerade die linguistischen Indizien weisen nach Delattes Ansicht daraufh in, dass der Autor des Stobaios-Exzerptes sich bewusst an der politischen Literatur des 5. der Autor des Stobaios-Exzerptes sich bewusst an der politischen Literatur des 5. und 4. Jahrhunderts orientiert hat, dass er den Anschein eines ‹klassischen› Textes und 4. Jahrhunderts orientiert hat, dass er den Anschein eines ‹klassischen› Textes vermitteln will.vermitteln will.1010 Einen absichtlichen Bezug auf die Einen absichtlichen Bezug auf die πολιτείαπολιτεία des Hippodamos, wie des Hippodamos, wie sie bei Aristoteles überliefert ist, will Delatte jedoch ausschließen. Für eine solche sie bei Aristoteles überliefert ist, will Delatte jedoch ausschließen. Für eine solche »Fälschung« wäre der Autor, so meint Delatte, zu ungeschickt vorgegangen: Zum einen »Fälschung« wäre der Autor, so meint Delatte, zu ungeschickt vorgegangen: Zum einen begegnet Hippodamos in dem Katalog der Pythagoreer des Iamblichos überhaupt begegnet Hippodamos in dem Katalog der Pythagoreer des Iamblichos überhaupt nicht,nicht,1111 zum anderen sei es kaum glaubhaft , dass ein Ionier aus Milet im dorischen zum anderen sei es kaum glaubhaft , dass ein Ionier aus Milet im dorischen Dialekt geschrieben habe und schließlich seien auch keinerlei Ähnlichkeiten zwischen Dialekt geschrieben habe und schließlich seien auch keinerlei Ähnlichkeiten zwischen dem aristotelischen Bericht über die dem aristotelischen Bericht über die πολιτείαπολιτεία des Hippodamos und dem Exzerpt aus des Hippodamos und dem Exzerpt aus der Schrift der Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας eines wohl nur zufällig gleichnamigen Hippodamos fest- eines wohl nur zufällig gleichnamigen Hippodamos fest-zustellen.zustellen.1212

Ob man unbedingt das Fälschungsargument benutzen muss, wenn nach dem Ver- Ob man unbedingt das Fälschungsargument benutzen muss, wenn nach dem Ver-hältnis der beiden Texte zueinander gefragt wird, sei vorläufig dahingestellt. Jedoch hältnis der beiden Texte zueinander gefragt wird, sei vorläufig dahingestellt. Jedoch ist die Dialektform an sich nicht aussagefähig im Hinblick auf die Frage nach dem ist die Dialektform an sich nicht aussagefähig im Hinblick auf die Frage nach dem Verhältnis der beiden unter dem Namen des Hippodamos laufenden Schrift en. Die Verhältnis der beiden unter dem Namen des Hippodamos laufenden Schrift en. Die Überlieferungsgeschichte vieler, aber besonders derjenigen Schrift en, die im Umkreis Überlieferungsgeschichte vieler, aber besonders derjenigen Schrift en, die im Umkreis der pseudopythagoreischen Literatur anzusiedeln sind, ist meist zu komplex, um inter-der pseudopythagoreischen Literatur anzusiedeln sind, ist meist zu komplex, um inter-pretatorisch-paraphrasierende Tätigkeit einerseits und reine Übertragungen anderer-pretatorisch-paraphrasierende Tätigkeit einerseits und reine Übertragungen anderer-seits mit dialektologischen Mitteln zu trennen. So gilt beispielsweise die dorische seits mit dialektologischen Mitteln zu trennen. So gilt beispielsweise die dorische Form, in der gerade die »pythagoreischen« Texte bei Stobaios überliefert sind und die Form, in der gerade die »pythagoreischen« Texte bei Stobaios überliefert sind und die sich durch zahlreiche »Hyperdorismen« charakterisieren lässt, als typisch für einen sich durch zahlreiche »Hyperdorismen« charakterisieren lässt, als typisch für einen ›pseudodorischen‹ Dialekt, der in der gelehrten Interpretation altpythagoreisches ›pseudodorischen‹ Dialekt, der in der gelehrten Interpretation altpythagoreisches Gedankengut mit einem höheren Grad an Authentizität ausstatten sollte.Gedankengut mit einem höheren Grad an Authentizität ausstatten sollte.1313 So sind So sind etwa die Dissoi Logoi – ein Text mit philosophischem Anspruch aus einer Zeit, in der etwa die Dissoi Logoi – ein Text mit philosophischem Anspruch aus einer Zeit, in der das Ionische allgemein als Wissenschaft ssprache galt – in dorischem Dialekt erhalten, das Ionische allgemein als Wissenschaft ssprache galt – in dorischem Dialekt erhalten, es lässt sich jedoch durchaus begründen, dass hier eine sehr frühe Umsetzung aus dem es lässt sich jedoch durchaus begründen, dass hier eine sehr frühe Umsetzung aus dem Ionischen vorliegt.Ionischen vorliegt.1414 Umgekehrt ist der Traktat des Ocellus Lucanus, ebenfalls unter Umgekehrt ist der Traktat des Ocellus Lucanus, ebenfalls unter

1010 Delatte (1922) 127ff. und 159. Delatte (1922) 127ff. und 159.1111 Iambl. v. p. 267. Iambl. v. p. 267.1212 Delatte (1922) 159. Delatte (1922) 159.1313 Harder (1922) XVIII; vgl. Burkert (1962) 206ff. Grundsätzlich Th esleff (1961) 82 ff.: Als typische Harder (1922) XVIII; vgl. Burkert (1962) 206ff. Grundsätzlich Th esleff (1961) 82 ff.: Als typische

Merkmale dorischer Texte können hier das nicht kontrahierte Merkmale dorischer Texte können hier das nicht kontrahierte εωεω, –, –ντιντι- in der 3. Pers. Pl. und - in der 3. Pers. Pl. und etwa die Verwendung von fem. Gen. Plur. etwa die Verwendung von fem. Gen. Plur. ταυτᾶνταυτᾶν oder auch – oder auch – ηιοηιο – = – – = – ειοειο – gelten, was sich – gelten, was sich in dem Hippodamos-Exzerpt bei Stobaios ebenso finden lässt wie in anderen Texten dorischer in dem Hippodamos-Exzerpt bei Stobaios ebenso finden lässt wie in anderen Texten dorischer Prosa; vgl. dazu Th esleff (1961) 88. Allerdings sind die Formen nicht immer einheitlich: Prosa; vgl. dazu Th esleff (1961) 88. Allerdings sind die Formen nicht immer einheitlich: πλᾶθοςπλᾶθος erscheint fünfmal, jedoch in der ersten Textpassage (p. 28,19) der Handschrift A als erscheint fünfmal, jedoch in der ersten Textpassage (p. 28,19) der Handschrift A als πλῆθοςπλῆθος, , ebenso in der zweiten Textpassage (30,8/Handschrift S) und 36,12 (alle Handschrift en). Korrekt ebenso in der zweiten Textpassage (30,8/Handschrift S) und 36,12 (alle Handschrift en). Korrekt erhalten ist erhalten ist η η etwa in etwa in ἐκκλησίανἐκκλησίαν (p. 29,20 = Th esleff (1965) 99,4; A hat jedoch (p. 29,20 = Th esleff (1965) 99,4; A hat jedoch ἐκκλασίανἐκκλασίαν!). !). Ob sich hier der Drang zum Hyperdorisieren bei den Abschreibern oder möglicherweise doch Ob sich hier der Drang zum Hyperdorisieren bei den Abschreibern oder möglicherweise doch der Einfluss bestimmter dorischer Dialekte zeigt, ist umstritten: vgl. Delatte (1922) 129f.; anders der Einfluss bestimmter dorischer Dialekte zeigt, ist umstritten: vgl. Delatte (1922) 129f.; anders Th esleff (1961) 91. Zu dem ‹pythagoreischen Dorisch› vgl. Th esleff (1972) 63f.Th esleff (1961) 91. Zu dem ‹pythagoreischen Dorisch› vgl. Th esleff (1972) 63f.

1414 Th esleff (1961) 92ff.; vgl. Burkert (1962) 207 mit Anm. 27. Th esleff (1961) 92ff.; vgl. Burkert (1962) 207 mit Anm. 27.

376376 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

den Pseudopythagorica zu finden, zwar nach den Handschrift en in Koine-Griechisch den Pseudopythagorica zu finden, zwar nach den Handschrift en in Koine-Griechisch überliefert, dagegen in den Zitaten bei Stobaios in dorischem bzw. pseudodorischem überliefert, dagegen in den Zitaten bei Stobaios in dorischem bzw. pseudodorischem Dialekt erhalten.Dialekt erhalten.1515

Eine grundsätzliche Einordnung des Phänomens der dorischen Prosa vor allem Eine grundsätzliche Einordnung des Phänomens der dorischen Prosa vor allem in den Apokryphen hat Th esleff vorgeschlagen.in den Apokryphen hat Th esleff vorgeschlagen.1616 Er teilt die pseudopythagoreischen Er teilt die pseudopythagoreischen Schrift en in 2 Gruppen ein: Zur ersten zählt er Schrift en, die Pythagoras selbst oder Schrift en in 2 Gruppen ein: Zur ersten zählt er Schrift en, die Pythagoras selbst oder Mitgliedern seiner Familie zugeschrieben wurden bzw. Pythagoras oder seine per-Mitgliedern seiner Familie zugeschrieben wurden bzw. Pythagoras oder seine per-sönliche Lehre betrafen, zur zweiten rechnet er alle diejenigen Werke, die anderen sönliche Lehre betrafen, zur zweiten rechnet er alle diejenigen Werke, die anderen Pythagoreern bzw. unbekannten Autoren in diesem Zusammenhang zugeschrieben Pythagoreern bzw. unbekannten Autoren in diesem Zusammenhang zugeschrieben wurden. Sprachlich unterscheiden sich beide vor allem dadurch, dass Erstere haupt-wurden. Sprachlich unterscheiden sich beide vor allem dadurch, dass Erstere haupt-sächlich in attischer oder ionischer Prosa bzw. als Hexameter-Gedichte geschrieben sächlich in attischer oder ionischer Prosa bzw. als Hexameter-Gedichte geschrieben waren, während Letztere meist in dorischer Prosa verfasst waren.waren, während Letztere meist in dorischer Prosa verfasst waren.1717 Nach Alkmaion Nach Alkmaion und Philolaos von Krotonund Philolaos von Kroton1818 verbindet Th esleff besonders mit der Person des Archytas verbindet Th esleff besonders mit der Person des Archytas von Tarent einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des dorischen Dialekts in von Tarent einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des dorischen Dialekts in Prosa-Texten.Prosa-Texten.1919 Tarent konnte im 4. Jahrhundert als wohlhabende, durch und durch Tarent konnte im 4. Jahrhundert als wohlhabende, durch und durch dorische Stadt und ihrer lakonischen Herkunft bewusst, den Einfluss in Süd-Italien dorische Stadt und ihrer lakonischen Herkunft bewusst, den Einfluss in Süd-Italien kontinuierlich steigern. Archytas als Heerführer, Philosoph, Musiker, Mathematiker kontinuierlich steigern. Archytas als Heerführer, Philosoph, Musiker, Mathematiker und Ingenieur mit hohem Ansehen spielte hierin eine nicht unerhebliche Rolle, auch und Ingenieur mit hohem Ansehen spielte hierin eine nicht unerhebliche Rolle, auch außerhalb pythagoreischer Zirkel. Da die ältesten dorischen Texte des 4. Jahrhunderts außerhalb pythagoreischer Zirkel. Da die ältesten dorischen Texte des 4. Jahrhunderts dieselben sprachlichen und stilistischen Eigenheiten zeigen wie die als älteste und dieselben sprachlichen und stilistischen Eigenheiten zeigen wie die als älteste und weitestgehend unverfälscht einzustufenden pythagoreischen Schrift enweitestgehend unverfälscht einzustufenden pythagoreischen Schrift en2020 und weiterhin und weiterhin es deutlich zu sein scheint, dass das Dorische der pythagoreischen Texte nicht einem es deutlich zu sein scheint, dass das Dorische der pythagoreischen Texte nicht einem gesprochenen Dialekt entspricht, sondern mehr als archaistisches Stilbemühen auf gesprochenen Dialekt entspricht, sondern mehr als archaistisches Stilbemühen auf der Basis des Attischen bzw. der Koine bereits im 4. Jahrhundert gelten kann, kommt der Basis des Attischen bzw. der Koine bereits im 4. Jahrhundert gelten kann, kommt

1515 Harder (1922) XVIIIff.: Es ist unklar, welche Form die frühere ist. Harder (1922) XVIIIff.: Es ist unklar, welche Form die frühere ist.1616 Th esleff (1961) 77ff. Vgl. dazu Burkert, Rez. Th esleff , Gnomon 34 (1962) 763ff. Th esleff (1961) 77ff. Vgl. dazu Burkert, Rez. Th esleff , Gnomon 34 (1962) 763ff.1717 Als Ausnahme zur zweiten Gruppe nennt Th esleff (1961) 29 vor allem Archytas ap. Philostr., Als Ausnahme zur zweiten Gruppe nennt Th esleff (1961) 29 vor allem Archytas ap. Philostr.,

Ocellus, ap. Lyd. de mens. (attisch), Periktiones Ocellus, ap. Lyd. de mens. (attisch), Periktiones Π. γυναικὸς ἁρμονίαςΠ. γυναικὸς ἁρμονίας (ionisch, mit dori- (ionisch, mit dori-schen Formen), Philolaos ap. Philon. (attisch).schen Formen), Philolaos ap. Philon. (attisch).

1818 Alkmaion DK 24 B1: Alkmaion DK 24 B1: ἔχοντιἔχοντι gilt als erstes Indiz des Dorischen in der Prosa-Literatur; zu Philo- gilt als erstes Indiz des Dorischen in der Prosa-Literatur; zu Philo-laos im einzelnen: Burkert (1962) 203ff.laos im einzelnen: Burkert (1962) 203ff.

1919 Th esleff (1961) 92ff. Th esleff (1961) 92ff.2020 Th esleff (1961) 85ff. mit einer Übersicht der regelmäßig begegnenden Charakteristika, die Th esleff (1961) 85ff. mit einer Übersicht der regelmäßig begegnenden Charakteristika, die

gleichwohl in keinem größeren Fragment völlig konsistent auft reten. Auch ist die Verteilung gleichwohl in keinem größeren Fragment völlig konsistent auft reten. Auch ist die Verteilung dorischer Formen und entsprechender Koine-Formen in verschiedenen Texten nie identisch, dorischer Formen und entsprechender Koine-Formen in verschiedenen Texten nie identisch, wenn auch Th esleff die Diff erenzen als relativ gering einstuft . Im Hinblick auf die Ausnahmen wenn auch Th esleff die Diff erenzen als relativ gering einstuft . Im Hinblick auf die Ausnahmen (Archytas (Archytas Καθολικοὶ λόγοιΚαθολικοὶ λόγοι, Charondas , Charondas Προοίμια νόμωνΠροοίμια νόμων, Periktiones , Periktiones περὶ σοφίαςπερὶ σοφίας und und Zeleukos’ Zeleukos’ Προοίμια νόμωνΠροοίμια νόμων) gewinnt jedoch der Rest eine gewisse Homogenität, so dass das ) gewinnt jedoch der Rest eine gewisse Homogenität, so dass das Überlieferungsbild der Manuskripte als durchaus nicht unzuverlässig betrachtet werden kann. Überlieferungsbild der Manuskripte als durchaus nicht unzuverlässig betrachtet werden kann. Typisch sind vor allem die sog. Hyperdorismen (hyperdorisches Typisch sind vor allem die sog. Hyperdorismen (hyperdorisches ᾱᾱ, das besonders in Termini , das besonders in Termini aus dem intellektuellen Bereich erscheint, die nicht-dorischen Ursprungs sind: z. B. aus dem intellektuellen Bereich erscheint, die nicht-dorischen Ursprungs sind: z. B. κίνασιςκίνασις, , διακόσμασις, φρονατικόςδιακόσμασις, φρονατικός). Insgesamt sind diese als speziell dorisch bzw. pythagoreisch ). Insgesamt sind diese als speziell dorisch bzw. pythagoreisch einzuordnenden Eigenheiten eher künstlich gestaltet als der lebendigen Sprache entnommen.einzuordnenden Eigenheiten eher künstlich gestaltet als der lebendigen Sprache entnommen.

377377Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

Th esleff zu dem Schluss, dass das pythagoreische Dorisch, von Tarent und dem Werk Th esleff zu dem Schluss, dass das pythagoreische Dorisch, von Tarent und dem Werk des Archytas ausgehend, sich als Wissenschaft ssprache zu einer Art italiotischer Koine des Archytas ausgehend, sich als Wissenschaft ssprache zu einer Art italiotischer Koine entwickelt hat. Als Ursprung der Texte, die Th esleff in der zweiten Gruppe zusammen-entwickelt hat. Als Ursprung der Texte, die Th esleff in der zweiten Gruppe zusammen-fasst und in die er das Hippodamos-Exzerpt des Stobaios einrechnet, sieht er die Werke fasst und in die er das Hippodamos-Exzerpt des Stobaios einrechnet, sieht er die Werke des Archytas, an die sich dann im 3. Jahrhundert ein Corpus Archyteum und später im des Archytas, an die sich dann im 3. Jahrhundert ein Corpus Archyteum und später im Sinne von »textbooks of philosophy« Sammlungen anderer Schrift en angeschlossen Sinne von »textbooks of philosophy« Sammlungen anderer Schrift en angeschlossen haben. Damit fungierten diese Texte, die Pseudepigrapha der zweiten Gruppe, zu der haben. Damit fungierten diese Texte, die Pseudepigrapha der zweiten Gruppe, zu der auch das dem Hippodamos zugeschriebene Exzerpt des Stobaios zu rechnen ist, weder auch das dem Hippodamos zugeschriebene Exzerpt des Stobaios zu rechnen ist, weder als bewusste Fälschungen noch als »echte« frühpythagoreische Werke, sondern eher als bewusste Fälschungen noch als »echte« frühpythagoreische Werke, sondern eher als Materialiensammlungen, die seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. angelegt wurden.als Materialiensammlungen, die seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. angelegt wurden.2121

Es ist daher durchaus legitim, die Frage nach dem Verhältnis der bei Aristoteles Es ist daher durchaus legitim, die Frage nach dem Verhältnis der bei Aristoteles zitierten zitierten πολιτείαπολιτεία des Hippodamos zu dem Stobaios-Zitat neu zu stellen, indem des Hippodamos zu dem Stobaios-Zitat neu zu stellen, indem man unabhängig von der pseudopythagoreischen Tradition die grundsätzlichen ord-man unabhängig von der pseudopythagoreischen Tradition die grundsätzlichen ord-nungstheoretischen Aussagen beider Texte miteinander vergleicht. Vor allem wäre nungstheoretischen Aussagen beider Texte miteinander vergleicht. Vor allem wäre die Annahme einer Fälschung, die doch zuallererst auf einer sehr unterschiedlichen die Annahme einer Fälschung, die doch zuallererst auf einer sehr unterschiedlichen Bewertung der Zuverlässigkeit beider Texte beruht, erst nach einem solchen Vergleich Bewertung der Zuverlässigkeit beider Texte beruht, erst nach einem solchen Vergleich angemessen zu belegen. Gerade die dialektologischen Probleme des Stobaios-Exzerptes angemessen zu belegen. Gerade die dialektologischen Probleme des Stobaios-Exzerptes berechtigen nicht dazu, diesem Text eine mindere Qualität an Zuverlässigkeit im Hin-berechtigen nicht dazu, diesem Text eine mindere Qualität an Zuverlässigkeit im Hin-blick auf ein zu vermutendes hippodamisches Original zu unterstellen, im Gegenteil blick auf ein zu vermutendes hippodamisches Original zu unterstellen, im Gegenteil die kommentierende und wertende Raffung des Inhaltes bei Aristoteles ließe sehr viel die kommentierende und wertende Raffung des Inhaltes bei Aristoteles ließe sehr viel eher als die wörtliche Zitierweise bei Stobaios Verkürzungen und Verzerrungen ver-eher als die wörtliche Zitierweise bei Stobaios Verkürzungen und Verzerrungen ver-muten.muten.

II Die politische Struktur der Verfassung bei Hippodamos (Aristoteles) und II Die politische Struktur der Verfassung bei Hippodamos (Aristoteles) und Pseudo-Hippodamos (Stobaios)Pseudo-Hippodamos (Stobaios)2222

Als das wesentliche Charakteristikum der Tätigkeit des Hippodamos sieht die antike Als das wesentliche Charakteristikum der Tätigkeit des Hippodamos sieht die antike Tradition die Methode der Dihairesis, die heute entsprechend der immer weiter zurück-Tradition die Methode der Dihairesis, die heute entsprechend der immer weiter zurück-tretenden Bewertung des Hippodamos als »Erfinder« einer orthogonalen Stadtanlage tretenden Bewertung des Hippodamos als »Erfinder« einer orthogonalen Stadtanlage zugunsten eines Staatstheoretikers auf das politische Konzept bezogen wird (s. o.). zugunsten eines Staatstheoretikers auf das politische Konzept bezogen wird (s. o.). Es ist nun zu fragen, ob es hierin eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Texten gibt. Es ist nun zu fragen, ob es hierin eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Texten gibt. Eine Sichtung des Kontextes, in dem Stobaios die Exzerpte seines Hippodamos-Textes Eine Sichtung des Kontextes, in dem Stobaios die Exzerpte seines Hippodamos-Textes

2121 Th esleff (1961) 73ff.; Burkert, Rez. Th esleff , Gnomon 34 (1962) 763ff., hält den von Th esleff Th esleff (1961) 73ff.; Burkert, Rez. Th esleff , Gnomon 34 (1962) 763ff., hält den von Th esleff postulierten prägenden Einfluss des Archytas nicht für zwingend und vertritt die Ansicht, postulierten prägenden Einfluss des Archytas nicht für zwingend und vertritt die Ansicht, dass diese ‹textbooks› nicht wegen ihres Inhaltes zusammengestellt wurden, sondern »um dass diese ‹textbooks› nicht wegen ihres Inhaltes zusammengestellt wurden, sondern »um Akademiker und Peripatetiker des Plagiats zu überführen (Porph. v. p. 53) oder um einem Akademiker und Peripatetiker des Plagiats zu überführen (Porph. v. p. 53) oder um einem pythagoreerfreundlichen Publikum zu geben, was es zu nehmen willens war« (a. a. O. 768). pythagoreerfreundlichen Publikum zu geben, was es zu nehmen willens war« (a. a. O. 768). Insgesamt gesteht er Th esleff jedoch gute Argumente für die Abschwächung der bisherigen Insgesamt gesteht er Th esleff jedoch gute Argumente für die Abschwächung der bisherigen Th esen vom alexandrinischen Ursprung und der Spätdatierung der Pseudopythagorica zu.Th esen vom alexandrinischen Ursprung und der Spätdatierung der Pseudopythagorica zu.

2222 Die hier für den Vergleich zugrunde gelegten Textpassagen sind Aristot. pol. 2,8 = 1267 b 22ff. Die hier für den Vergleich zugrunde gelegten Textpassagen sind Aristot. pol. 2,8 = 1267 b 22ff. und Stob. 4,1,93–95 He und 4,34,71 He.und Stob. 4,1,93–95 He und 4,34,71 He.

378378 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

bringt, deutet schon auf den politisch-theoretischen Zusammenhang hin: Stobaios bringt, deutet schon auf den politisch-theoretischen Zusammenhang hin: Stobaios zitiert in dem Abschnitt fast ausschließlich Meinungen, Äußerungen und Zitate aus zitiert in dem Abschnitt fast ausschließlich Meinungen, Äußerungen und Zitate aus den Schrift en vor allem der Autoren und Philosophen des 5. und 4. Jahrhunderts den Schrift en vor allem der Autoren und Philosophen des 5. und 4. Jahrhunderts περὶ περὶ πολιτείαςπολιτείας. So nennt er Herodot, Th ukydides, Sokrates, Xeno phon, Demosthenes, . So nennt er Herodot, Th ukydides, Sokrates, Xeno phon, Demosthenes, Th eophrast, natürlich auch Pythagoras und stellt damit deutlich heraus, dass seiner Th eophrast, natürlich auch Pythagoras und stellt damit deutlich heraus, dass seiner Ansicht nach – oder zumindest nach der seiner Vorlage – dieser Text des Hippodamos Ansicht nach – oder zumindest nach der seiner Vorlage – dieser Text des Hippodamos ebenfalls in diese Zeit gehörte.ebenfalls in diese Zeit gehörte.2323

Die politische Struktur der Politeia des Die politische Struktur der Politeia des Hippodamos bei Stobaios lässt eine klare und Hippodamos bei Stobaios lässt eine klare und bis in die letzten Einzelheiten ausgefeilte Dreiteilung nach unterschiedlichen Funkti-bis in die letzten Einzelheiten ausgefeilte Dreiteilung nach unterschiedlichen Funkti-onen erkennen:onen erkennen:2424 Der erste Teil hat als Aufgabe die Lenkung des Ganzen ( Der erste Teil hat als Aufgabe die Lenkung des Ganzen (κυβερνῶντες κυβερνῶντες τὰ κοινάτὰ κοινά), er wird als das beratende Element der Politeia bezeichnet (), er wird als das beratende Element der Politeia bezeichnet (τὸ βουλευτικόντὸ βουλευτικόν) ) und ist charakterisiert durch und ist charakterisiert durch ἀρετάἀρετά, der zweite Teil ist mit der Kriegsführung betraut, , der zweite Teil ist mit der Kriegsführung betraut, wird demzufolge als das kämpfende Element bezeichnet (wird demzufolge als das kämpfende Element bezeichnet (τὸ ἐπίκουροντὸ ἐπίκουρον) und ist ) und ist charakterisiert durch charakterisiert durch δύναμιςδύναμις, während der dritte Teil, das arbeitende Element (, während der dritte Teil, das arbeitende Element (τὸ τὸ βάναυ σονβάναυ σον), die Funktion hat, alles Notwendige für das Leben bereitzustellen.), die Funktion hat, alles Notwendige für das Leben bereitzustellen.2525 Diese Diese Art der Dreiteilung ist vergleichbar mit derjenigen bei Euripides, der in den Hiketiden Art der Dreiteilung ist vergleichbar mit derjenigen bei Euripides, der in den Hiketiden (238ff.) Th eseus sagen lässt, dass es drei Gruppen von Bürgern gäbe: die Reichen, die (238ff.) Th eseus sagen lässt, dass es drei Gruppen von Bürgern gäbe: die Reichen, die Armen und die Mittleren.Armen und die Mittleren.2626 Diese Dreigliederung, ausgehend von der Vermögens- Diese Dreigliederung, ausgehend von der Vermögens-lage, der Motivation, sich dahingehend für die Gemeinschaft zu engagieren, spiegelt lage, der Motivation, sich dahingehend für die Gemeinschaft zu engagieren, spiegelt ein dreigliedriges Schichtungsmodell wider, das in dieser Zeit – dem letzten Viertel ein dreigliedriges Schichtungsmodell wider, das in dieser Zeit – dem letzten Viertel des 5. Jh. v. Chr. – in Athen viel diskutiert worden sein muss, wie u. a. auch die von des 5. Jh. v. Chr. – in Athen viel diskutiert worden sein muss, wie u. a. auch die von Th ukydides 8,97,2 kommentierte »Verfassung der 5000« belegt.Th ukydides 8,97,2 kommentierte »Verfassung der 5000« belegt.2727

In dem Hippodamos-Text bei Stobaios werden die ersten beiden Schichten als In dem Hippodamos-Text bei Stobaios werden die ersten beiden Schichten als frei dem arbeitenden Dritten gegenübergestellt, da nur dieses Dritte für den Lebens-frei dem arbeitenden Dritten gegenübergestellt, da nur dieses Dritte für den Lebens-unterhalt sorgen muss. An diese grundsätzliche Struktur knüpft die hierarchische unterhalt sorgen muss. An diese grundsätzliche Struktur knüpft die hierarchische Gliederung dieser Verfassung an: Die Teile der Politeia werden hier aber auch als Gliederung dieser Verfassung an: Die Teile der Politeia werden hier aber auch als institutionelle Teile charakterisiert, wobei derjenige Teil, der als der beste (institutionelle Teile charakterisiert, wobei derjenige Teil, der als der beste (ἄριστοςἄριστος) ) bezeichnet wird, nämlich das bezeichnet wird, nämlich das βουλευτικόνβουλευτικόν, als der erste in der Hierarchie geführt wird, , als der erste in der Hierarchie geführt wird, derjenige, der als das Mittlere (derjenige, der als das Mittlere (τὸ μέσοντὸ μέσον) bezeichnet wird, nämlich das ) bezeichnet wird, nämlich das ἐπίκουρονἐπίκουρον, als , als der zweite und schließlich derjenige, der für den Lebensunterhalt arbeiten muss, das der zweite und schließlich derjenige, der für den Lebensunterhalt arbeiten muss, das βάναυσονβάναυσον, als der geringste (, als der geringste (χερήιονχερήιον) eingestuft wird. Ganz parallel dazu ist auch das ) eingestuft wird. Ganz parallel dazu ist auch das Verhältnis der Teile untereinander: Das Verhältnis der Teile untereinander: Das βουλευτικόνβουλευτικόν ist das herrschende Element, ist das herrschende Element, das das βάναυσονβάναυσον ist das beherrschte Element und das ist das beherrschte Element und das ἐπίκουρονἐπίκουρον ist gemäß seiner Mit- ist gemäß seiner Mit-

2323 Zur Methode des Stobaios: Piccione (1994) 281–317; Piccione (1999) 139–175; Piccione (2002) Zur Methode des Stobaios: Piccione (1994) 281–317; Piccione (1999) 139–175; Piccione (2002) 169–197; Piccione (2003) 241–261.169–197; Piccione (2003) 241–261.

2424 Stob. 4.1.94 p. 29 He. Stob. 4.1.94 p. 29 He.2525 Stob. 4,1,93 p.28, 10–15 He. Stob. 4,1,93 p.28, 10–15 He.2626 Vgl. dazu Nippel (1980) 43ff. Vgl. dazu Nippel (1980) 43ff.2727 Nippel (1980) 45f. Schütrumpf (1991) 262f. zu Aristot. pol. II 8 weist darüber hinaus auf den Nippel (1980) 45f. Schütrumpf (1991) 262f. zu Aristot. pol. II 8 weist darüber hinaus auf den

Τριαγ μόςΤριαγ μός des Ion von Chios und Demokrits des Ion von Chios und Demokrits ΤριτογένειαΤριτογένεια hin. Auch Aristoteles selbst hat ein hin. Auch Aristoteles selbst hat ein solches dreigliedriges Modell verwandt: pol. IV 4 und pοl. VII, dazu Schütrumpf (1991) 265 solches dreigliedriges Modell verwandt: pol. IV 4 und pοl. VII, dazu Schütrumpf (1991) 265 und 269.und 269.

379379Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

telstellung sowohl beherrscht, nämlich vom ersten Teil, als auch herrschend, nämlich telstellung sowohl beherrscht, nämlich vom ersten Teil, als auch herrschend, nämlich dem dritten Teil gegenüber.dem dritten Teil gegenüber.

Diese drei Teile untergliedern sich wiederum in jeweils drei Unterabteilungen:Diese drei Teile untergliedern sich wiederum in jeweils drei Unterabteilungen:2828 Das Das βουλευτικόνβουλευτικόν setzt sich zusammen aus dem setzt sich zusammen aus dem πρόεδρονπρόεδρον, dem , dem ἀρχοντικόνἀρχοντικόν und dem und dem κοινοβουλευτικόνκοινοβουλευτικόν. Das . Das πρόεδρονπρόεδρον wird gebildet aus den Vorsitzenden eines Rates, wird gebildet aus den Vorsitzenden eines Rates, in dem die politischen Beschlussfassungen vorberaten werden. Sie berichten der in dem die politischen Beschlussfassungen vorberaten werden. Sie berichten der βουλάβουλά. Das . Das ἀρχοντικόνἀρχοντικόν setzt sich aus den Archonten und den ehemaligen Archonten setzt sich aus den Archonten und den ehemaligen Archonten zusammen.zusammen.29 29 Das Das κοινοβουλευτικόνκοινοβουλευτικόν hat als institutionelle Entsprechung die Ekklesia: hat als institutionelle Entsprechung die Ekklesia: In ihm werden die Vorberatungen (In ihm werden die Vorberatungen (τὰ προσυνηδρευμένατὰ προσυνηδρευμένα), die ihnen zur Abstim-), die ihnen zur Abstim-mung übergeben werden, gebilligt und sie stehen den Archonten in der Beurteilung mung übergeben werden, gebilligt und sie stehen den Archonten in der Beurteilung bei (4,1,94: bei (4,1,94: ὡς δ’ ἁπλῶς εἰπέν, δεῖ τὼς μὲν προέδρως ἐπὶ τὸ κοινο βουλευτικὸν ὡς δ’ ἁπλῶς εἰπέν, δεῖ τὼς μὲν προέδρως ἐπὶ τὸ κοινο βουλευτικὸν ἀναφέρεν, τὸ δὲ κοινοβουλευτικὸν διὰ τῶν στραταγῶν ἐπὶ τὰν ἐκκλησίανἀναφέρεν, τὸ δὲ κοινοβουλευτικὸν διὰ τῶν στραταγῶν ἐπὶ τὰν ἐκκλησίαν).).3030 Die Die so im so im κοινο βουλευτικόνκοινο βουλευτικόν beschlossenen Angelegenheiten werden über die Strategen beschlossenen Angelegenheiten werden über die Strategen der Ekklesia mitgeteilt.der Ekklesia mitgeteilt.

Das Das ἐπίκουρονἐπίκουρον setzt sich zusammen aus ebenfalls einem setzt sich zusammen aus ebenfalls einem ἀρχοντικόνἀρχοντικόν, darüber-, darüber-hinaus aus dem hinaus aus dem προμαχατικόνπρομαχατικόν und dem und dem ἀγελαῖον καὶ στρατιωτικόνἀγελαῖον καὶ στρατιωτικόν. Das . Das ἀρχον−ἀρχον−τικόντικόν sind die Offiziere mit Befehlsgewalt: die Stratopedarchen, Taxiarchen, Lochagoi sind die Offiziere mit Befehlsgewalt: die Stratopedarchen, Taxiarchen, Lochagoi und Promachoi. Das und Promachoi. Das προμαχατικόνπρομαχατικόν wird aus den Elitesoldaten gebildet: wird aus den Elitesoldaten gebildet: τὸ τῶν τὸ τῶν ἀνδρικωτάτων, τὸ τῶν θυμικωτάτων, τὸ τῶν τολματικοτάτωνἀνδρικωτάτων, τὸ τῶν θυμικωτάτων, τὸ τῶν τολματικοτάτων. Der Rest des . Der Rest des Heeres ist dann das Heeres ist dann das ἀγελαῖον καὶ στρατιωτικόνἀγελαῖον καὶ στρατιωτικόν..3131

Auch das Auch das βάναυσονβάναυσον besteht wiederum aus drei Gruppen, nämlich den Bauern ( besteht wiederum aus drei Gruppen, nämlich den Bauern (τὸ τὸ γεωπόνονγεωπόνον), den Handwerkern (), den Handwerkern (τὸ τεχνατικόντὸ τεχνατικόν), die die Werkzeuge und die Dinge ), die die Werkzeuge und die Dinge herstellen, die für das alltägliche Leben notwendig sind, sowie den Tauschhändlern (herstellen, die für das alltägliche Leben notwendig sind, sowie den Tauschhändlern (τὸ τὸ μεταβλατικόν καὶ ἐμπορικόνμεταβλατικόν καὶ ἐμπορικόν).).3232

Auf den ersten Blick ist hierin, abgesehen von der strengen Dihairese nach dem Auf den ersten Blick ist hierin, abgesehen von der strengen Dihairese nach dem Prinzip der Dreiteilung, wenig bzw. kaum etwas an Ähnlichkeit mit dem bei Aristoteles Prinzip der Dreiteilung, wenig bzw. kaum etwas an Ähnlichkeit mit dem bei Aristoteles überlieferten Inhalt der Politeia des Hippodamos von Milet zu erkennen. Aristoteles überlieferten Inhalt der Politeia des Hippodamos von Milet zu erkennen. Aristoteles beschreibt die Dihairesis des Hippodamos als Dreiteilung nach Funktionen (Krieger, beschreibt die Dihairesis des Hippodamos als Dreiteilung nach Funktionen (Krieger,

2828 Stob. 4,1,94 p. 29 He. Stob. 4,1,94 p. 29 He.2929 Konjektur von Orelli: Das zweite Konjektur von Orelli: Das zweite ἀρχοντικόνἀρχοντικόν ist eigentlich sinnlos, es müsste ist eigentlich sinnlos, es müsste ἄρχονἄρχον heißen; heißen;

daher ist hier vielleicht eine Wiederholung von dem davor stehenden daher ist hier vielleicht eine Wiederholung von dem davor stehenden γεγεναμένονγεγεναμένον zu erken- zu erken-nen. Orelli hat deshalb nen. Orelli hat deshalb γεγεναμένονγεγεναμένον (= die, die aus dem Teil des (= die, die aus dem Teil des ἀρχοντικόνἀρχοντικόν entstammen) entstammen) konjiziert. Nach Delatte (1922) 133 Anm. 1, würde dadurch zwar der Hyperdorismus entfallen, konjiziert. Nach Delatte (1922) 133 Anm. 1, würde dadurch zwar der Hyperdorismus entfallen, jedoch eine ganz neue Note entstehen, nämlich der Geburtsadel!jedoch eine ganz neue Note entstehen, nämlich der Geburtsadel!

3030 Anders Delatte (1922) 133: Sie billigen die Vorberatungen, die ihnen zur Abstimmung und Anders Delatte (1922) 133: Sie billigen die Vorberatungen, die ihnen zur Abstimmung und Beurteilung übergeben werden.Beurteilung übergeben werden.

3131 Delatte (1922) 134 mit Anm. 1: Delatte (1922) 134 mit Anm. 1: ἀγελαῖονἀγελαῖον bezeichnet in Kreta die Abteilung der jungen Männer, bezeichnet in Kreta die Abteilung der jungen Männer, die noch nicht das 17. Lebensjahr erreicht haben. Die ganze Einteilung liest sich sehr als an die noch nicht das 17. Lebensjahr erreicht haben. Die ganze Einteilung liest sich sehr als an spartanischen Heereseinteilungen orientiert sowie als Hinweis auf ein Altersklassensystem. spartanischen Heereseinteilungen orientiert sowie als Hinweis auf ein Altersklassensystem. Vgl. dazu Kennell (1995). Die hierin zum Ausdruck kommende kriegerische Tradition ist alt: Vgl. dazu Kennell (1995). Die hierin zum Ausdruck kommende kriegerische Tradition ist alt: vgl. Lavelle (1997) 229–262.vgl. Lavelle (1997) 229–262.

3232 Andere Lesart bei Delatte (1922) 134: Andere Lesart bei Delatte (1922) 134: μεταβατικόνμεταβατικόν..

380380 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

Bauern, Handwerker) sowie nach Besitzformen an Land (öffentlich, privat und heilig).Bauern, Handwerker) sowie nach Besitzformen an Land (öffentlich, privat und heilig).3333 Bei einer Gegenüberstellung dieser Art liegt der Verdacht einer Fälschung oder Ver-Bei einer Gegenüberstellung dieser Art liegt der Verdacht einer Fälschung oder Ver-Fälschung bzw. fiktiven Zuschreibung im Hinblick auf die Autorschaft des Hippodamos Fälschung bzw. fiktiven Zuschreibung im Hinblick auf die Autorschaft des Hippodamos in dem Stobaios-Exzerpt nicht fern. Aber hier ist zu bedenken, dass gerade Aristoteles in dem Stobaios-Exzerpt nicht fern. Aber hier ist zu bedenken, dass gerade Aristoteles kein einziges wörtliches Zitat aus Hippodamos gibt, sondern, wie oben schon betont, kein einziges wörtliches Zitat aus Hippodamos gibt, sondern, wie oben schon betont, eine für seine Zwecke gestaltete Analyse. Berücksichtigt man dies, so ist durchaus auch eine für seine Zwecke gestaltete Analyse. Berücksichtigt man dies, so ist durchaus auch eine andere Art des Vergleichs beider Texte erlaubt, die nach den grundlegenderen eine andere Art des Vergleichs beider Texte erlaubt, die nach den grundlegenderen ordnungstheoretischen Strukturen fragt und dabei ansetzt, dass sowohl in der aris-ordnungstheoretischen Strukturen fragt und dabei ansetzt, dass sowohl in der aris-totelischen Politeia des Hippodamos als auch in dem bei Stobaios erhaltenen Exzerpt totelischen Politeia des Hippodamos als auch in dem bei Stobaios erhaltenen Exzerpt eine institutionell verankerte Dreischichtengliederung beschrieben wird, für die so in eine institutionell verankerte Dreischichtengliederung beschrieben wird, für die so in der Zeit, aus der beide Texte stammen (5./4. Jahrhundert), vor Aristoteles keine echten der Zeit, aus der beide Texte stammen (5./4. Jahrhundert), vor Aristoteles keine echten Parallelen oder Vorläufer in der Th eorie zu finden sind.Parallelen oder Vorläufer in der Th eorie zu finden sind.

Nach Aristoteles hat Hippodamos in seinem theoretischen Werk die Dihairesis der Nach Aristoteles hat Hippodamos in seinem theoretischen Werk die Dihairesis der Polis erfunden:Polis erfunden:3434 Eine Bevölkerung von maximal 10 000 Bürgern will Hippodamos in Eine Bevölkerung von maximal 10 000 Bürgern will Hippodamos in drei Teile gliedern,drei Teile gliedern,3535 nämlich Handwerker, Bauern und einen dritten Teil, der im Besitz nämlich Handwerker, Bauern und einen dritten Teil, der im Besitz der Waffen sein und das Kämpfen besorgen soll (hier sagt Hippodamos offensichtlich der Waffen sein und das Kämpfen besorgen soll (hier sagt Hippodamos offensichtlich nicht einfach, dass es einen dritten Teil, denjenigen der Krieger geben soll, sondern nicht einfach, dass es einen dritten Teil, denjenigen der Krieger geben soll, sondern er differenziert Besitz und Funktion dieses dritten Teiles). Ebenso soll das Land (die er differenziert Besitz und Funktion dieses dritten Teiles). Ebenso soll das Land (die χώραχώρα) dreigeteilt werden in heiliges, öffentliches und privates Land.) dreigeteilt werden in heiliges, öffentliches und privates Land.3636 Das heilige Land Das heilige Land wäre nach Hippodamos zum Unterhalt der Götter und ihres Kultus bestimmt, aus dem wäre nach Hippodamos zum Unterhalt der Götter und ihres Kultus bestimmt, aus dem öffentlichen sollte der Lebensunterhalt des kämpfenden Teiles bestritten werden,öffentlichen sollte der Lebensunterhalt des kämpfenden Teiles bestritten werden,3737 und und das private Land sollte im Besitz der Bauern sein. Auch der Bereich der Gesetze sollte so das private Land sollte im Besitz der Bauern sein. Auch der Bereich der Gesetze sollte so dreigegliedert werden nach Delikten entsprechend dreigegliedert werden nach Delikten entsprechend ὕβριςὕβρις, , βλάβηβλάβη und und θάνατοςθάνατος, womit , womit nach griechischen Vorstellungen schon alles Justifiziable allgemein beschrieben wäre.nach griechischen Vorstellungen schon alles Justifiziable allgemein beschrieben wäre.3838 An Einzelbestimmungen erwähnt Aristoteles hier ein Gesetz über die Versorgung An Einzelbestimmungen erwähnt Aristoteles hier ein Gesetz über die Versorgung der Kriegswaisen auf öffentliche Kosten und ein Gesetz über öffentliche Ehren für der Kriegswaisen auf öffentliche Kosten und ein Gesetz über öffentliche Ehren für diejenigen,diejenigen,3939 die der Polis etwas Nützliches (ein die der Polis etwas Nützliches (ein συμφέρονσυμφέρον) erwiesen hätten.) erwiesen hätten.40 40 Darüber Darüber hinaus hat Hippodamos die Einrichtung einer Appellationsinstanz vorgesehen: Ein hinaus hat Hippodamos die Einrichtung einer Appellationsinstanz vorgesehen: Ein oberstes Gericht aus einzeln ausgewählten Greisen, das die Urteile zu prüfen hätte, die oberstes Gericht aus einzeln ausgewählten Greisen, das die Urteile zu prüfen hätte, die

3333 Aristot. pol. 1267 b 31f. Aristot. pol. 1267 b 31f.3434 Pol. 1267 b 22–23. Pol. 1267 b 22–23.3535 Pol. 1267 b 31ff. Pol. 1267 b 31ff.3636 Pol. 1267 b 33ff. Pol. 1267 b 33ff.3737 Aristoteles verwendet einmal Aristoteles verwendet einmal δημοσίανδημοσίαν, dann , dann κοινήνκοινήν: Das erste betont mehr das öff entliche : Das erste betont mehr das öff entliche

Eigentum, das zweite mehr das kollektive Eigentum im Gegensatz zu dem Individualeigentum Eigentum, das zweite mehr das kollektive Eigentum im Gegensatz zu dem Individualeigentum der Bauern. Zu einem Vergleich mit der platonischen Konzeption: Schubert (1983/1984) 37–50.der Bauern. Zu einem Vergleich mit der platonischen Konzeption: Schubert (1983/1984) 37–50.

3838 Pol. 1267 b 37ff.; dazu Wolf (1952) 363; s. a. G. Th ür in einem Diskussionsbeitrag in: Schul- Pol. 1267 b 37ff.; dazu Wolf (1952) 363; s. a. G. Th ür in einem Diskussionsbeitrag in: Schul-ler / Hoepf ner / Schwandtner (1989) 67.ler / Hoepf ner / Schwandtner (1989) 67.

3939 Pol. 1268 a 8ff.; s. dazu die Diskussion in Schuller / Hoepfner / Schwandtner (1989) 67f., ob sich Pol. 1268 a 8ff.; s. dazu die Diskussion in Schuller / Hoepfner / Schwandtner (1989) 67f., ob sich daraus ein Datierungsanhalt für die hippodamische Konzeption ergeben könnte.daraus ein Datierungsanhalt für die hippodamische Konzeption ergeben könnte.

4040 Pol. 1268 a 6–7. Pol. 1268 a 6–7.

381381Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

nicht nicht καλῶςκαλῶς entschieden worden seien. entschieden worden seien.4141 Die Beamten sollten schließlich alle von der Die Beamten sollten schließlich alle von der gesamten Bürgerschaft gewählt werden. Insgesamt ist diese Konzeption meistens als gesamten Bürgerschaft gewählt werden. Insgesamt ist diese Konzeption meistens als Ausdruck der unter dem Einfluss der attischen Demokratie wachsenden Rationalität Ausdruck der unter dem Einfluss der attischen Demokratie wachsenden Rationalität des 5. Jhs. verstanden worden. Vor allem zwei Elemente gelten als Anhaltspunkte für des 5. Jhs. verstanden worden. Vor allem zwei Elemente gelten als Anhaltspunkte für den Einfluss demokratischen Gedankengutes: Die Stellung der Handwerker, die Bür-den Einfluss demokratischen Gedankengutes: Die Stellung der Handwerker, die Bür-gerrecht und Wahlrecht haben – für die Antike nicht selbstverständlich –,gerrecht und Wahlrecht haben – für die Antike nicht selbstverständlich –,4242 und die und die Interpretation der Dihairesis der Polis als rein funktional.Interpretation der Dihairesis der Polis als rein funktional.4343 Damit verbindet sich dann Damit verbindet sich dann oft auch die Th ese, dass diese Polis des Hippodamos konsequent ohne soziale Hie-oft auch die Th ese, dass diese Polis des Hippodamos konsequent ohne soziale Hie-rarchie gedacht und darüber hinaus von egalitärer Struktur gewesen sei.rarchie gedacht und darüber hinaus von egalitärer Struktur gewesen sei.4444

Andererseits lassen sich einige Elemente dieser Konzeption auch in einem anti-Andererseits lassen sich einige Elemente dieser Konzeption auch in einem anti-demokratischen Kontext einordnen. Dazu zählt zum einen die Bestimmung der demokratischen Kontext einordnen. Dazu zählt zum einen die Bestimmung der Beamten durch Wahl und nicht durch das typisch demokratische Auswahlmittel des Beamten durch Wahl und nicht durch das typisch demokratische Auswahlmittel des Loses und zum anderen die Einrichtung eines höchsten Gerichtshofes (Loses und zum anderen die Einrichtung eines höchsten Gerichtshofes (δικαστήριον δικαστήριον κύριονκύριον),),4545 der Urteile anderer Dikasterien kassieren konnte. Ein solches Gericht, des- der Urteile anderer Dikasterien kassieren konnte. Ein solches Gericht, des-sen Kompetenz über der der anderen Gerichtshöfe stehen müsste, wäre im demokra-sen Kompetenz über der der anderen Gerichtshöfe stehen müsste, wäre im demokra-tischen Athen, in dem jedes Dikasterion den souveränen Demos repräsentierte, nicht tischen Athen, in dem jedes Dikasterion den souveränen Demos repräsentierte, nicht denkbar gewesen.denkbar gewesen.4646 Schließlich widerspricht auch das Gesetz über öffentliche Ehren Schließlich widerspricht auch das Gesetz über öffentliche Ehren der in Athen im 5. Jh. geübten Praxis, offizielle Ehrenbezeugungen für Individuen der in Athen im 5. Jh. geübten Praxis, offizielle Ehrenbezeugungen für Individuen strikt zu vermeiden, da sie einem Einzelnen u. U. zuviel an Gewicht im Raum der strikt zu vermeiden, da sie einem Einzelnen u. U. zuviel an Gewicht im Raum der Öffentlichkeit verliehe.Öffentlichkeit verliehe.4747

Um zu verstehen, auf welchen Kontext Aristoteles dies bezieht, sind zuallererst sein Um zu verstehen, auf welchen Kontext Aristoteles dies bezieht, sind zuallererst sein Kommentar und seine Kritik zu dieser Politeia zu berücksichtigen (pol. 1268 a 16ff.). Kommentar und seine Kritik zu dieser Politeia zu berücksichtigen (pol. 1268 a 16ff.). Als erstes diskutiert Aristoteles die Dihairesis der Bürger, in der er eine Hierarchie Als erstes diskutiert Aristoteles die Dihairesis der Bürger, in der er eine Hierarchie impliziert sieht, die zur herausragenden Stellung der impliziert sieht, die zur herausragenden Stellung der ὅπλα παρεχόμενοιὅπλα παρεχόμενοι führe. Diese führe. Diese seien im Besitz der Waffen und verfügten über ein Einkommen aus dem Land, die seien im Besitz der Waffen und verfügten über ein Einkommen aus dem Land, die Bauern dagegen seien zwar im Besitz von Land, verfügten aber nicht über Waffen, die Bauern dagegen seien zwar im Besitz von Land, verfügten aber nicht über Waffen, die Handwerker dagegen seien ohne Land und ohne Waffen. Hier konstatiert Aristoteles Handwerker dagegen seien ohne Land und ohne Waffen. Hier konstatiert Aristoteles ein Ungleichgewicht in der Verteilung des Besitzes unter den drei Gruppen.ein Ungleichgewicht in der Verteilung des Besitzes unter den drei Gruppen.4848 Die Die

4141 Pol. 1267 b 39ff.; vgl. dazu die Überlegung Th ürs in einem Diskussionsbeitrag in: Schuller / Hoepf- Pol. 1267 b 39ff.; vgl. dazu die Überlegung Th ürs in einem Diskussionsbeitrag in: Schuller / Hoepf-ner/Schwandtner (1989) 67, dass für ner/Schwandtner (1989) 67, dass für τινῶντινῶν ursprünglich vielleicht ursprünglich vielleicht τριῶντριῶν gestanden haben gestanden haben könnte.könnte.

4242 Hier ist sicher zu Recht auf das eigene Selbstverständnis des Hippodamos als Technit hinge- Hier ist sicher zu Recht auf das eigene Selbstverständnis des Hippodamos als Technit hinge-wiesen worden: Muss (1983/1984) 52. wiesen worden: Muss (1983/1984) 52.

4343 So auch noch Gehrke (1989) 60. So auch noch Gehrke (1989) 60.4444 Muss (1983/1984) 52, 55; Bammer (1974) 89f.; Gehrke (1989) 60f.; Hoepfner (1989) 11. Vgl. auch Muss (1983/1984) 52, 55; Bammer (1974) 89f.; Gehrke (1989) 60f.; Hoepfner (1989) 11. Vgl. auch

Raeck (2005) 339–342; Rathmann (2007).Raeck (2005) 339–342; Rathmann (2007).4545 So auch Gehrke (1989) 61 mit Bezug auf Aristot. pol. 1273 a 26f., 1294 b 8f.; dazu sind noch zu So auch Gehrke (1989) 61 mit Bezug auf Aristot. pol. 1273 a 26f., 1294 b 8f.; dazu sind noch zu

ergänzen: Dissoi Logoi DK 90, 7,1f.; Plat. rep. 557 a.ergänzen: Dissoi Logoi DK 90, 7,1f.; Plat. rep. 557 a.4646 Vgl. Gehrke (1989) 61. Darüber hinaus lässt die Zusammensetzung aus gewählten ‹Alten› Vgl. Gehrke (1989) 61. Darüber hinaus lässt die Zusammensetzung aus gewählten ‹Alten›

((τοῦτο δὲ κατεσκεύαζεν ἐκ τινῶν γερόντων αἱρετῶντοῦτο δὲ κατεσκεύαζεν ἐκ τινῶν γερόντων αἱρετῶν) an eine Institution denken, die ) an eine Institution denken, die dem Areopag ähnlich ist, wenn nicht gar an eine dem Areopag ähnlich ist, wenn nicht gar an eine γερουσίαγερουσία..

4747 Vgl. Gauer (1968) 136; Voutiras (1980) 22ff.; Muss/Schubert (1988) 171ff.; von der Hoff (1994). Vgl. Gauer (1968) 136; Voutiras (1980) 22ff.; Muss/Schubert (1988) 171ff.; von der Hoff (1994).4848 Vgl. Schütrumpf (1991) 269f. Vgl. Schütrumpf (1991) 269f.

382382 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

Junktur Junktur τὰ ὅπλα ἔχοντεςτὰ ὅπλα ἔχοντες, von deren genauer Bedeutung die Einordnung dieses Stan-, von deren genauer Bedeutung die Einordnung dieses Stan-des in der aristotelischen Interpretation abhängig zu machen ist, wird von Aristoteles des in der aristotelischen Interpretation abhängig zu machen ist, wird von Aristoteles nicht nur in Verbindung mit der hippodamischen Politieia, sondern auch in anderen nicht nur in Verbindung mit der hippodamischen Politieia, sondern auch in anderen Zusammenhängen seiner Politik verwendet.Zusammenhängen seiner Politik verwendet.4949 Es ist deutlich, dass für Aristoteles mit Es ist deutlich, dass für Aristoteles mit dieser Wendung die Vorstellung verbunden ist, dass nur die Waffenbesitzenden an dieser Wendung die Vorstellung verbunden ist, dass nur die Waffenbesitzenden an der Regierung einer Polis teilhaben.der Regierung einer Polis teilhaben.5050 Historisch entspricht dies seiner Ansicht nach Historisch entspricht dies seiner Ansicht nach einer ursprünglich auch als Demokratie bezeichneten Hoplitenpoliteia.einer ursprünglich auch als Demokratie bezeichneten Hoplitenpoliteia.5151 Th ukydides Th ukydides verwendet verwendet τὰ ὅπλα παρεχόμενοιτὰ ὅπλα παρεχόμενοι im Zusammenhang mit dem Sturz der Oligarchie im Zusammenhang mit dem Sturz der Oligarchie 411,411,5252 womit der Status der 5000 als Hoplitenstand gemeint ist. womit der Status der 5000 als Hoplitenstand gemeint ist.5353 Mindestens seit dieser Mindestens seit dieser Zeit bezieht sich der Gebrauch auf einen politisch bevorzugten Hoplitenstand, nach Zeit bezieht sich der Gebrauch auf einen politisch bevorzugten Hoplitenstand, nach Aristoteles (1297 b 23) gilt dies auch für die archaische Zeit der Hoplitenpoliteia, die Aristoteles (1297 b 23) gilt dies auch für die archaische Zeit der Hoplitenpoliteia, die angeblich ursprüngliche Form der Demokratie.angeblich ursprüngliche Form der Demokratie.5454 Da die Junktur Da die Junktur τὰ ὅπλα ἔχοντεςτὰ ὅπλα ἔχοντες bei bei Aristoteles derart gehäuft jedoch nur in dem Bericht über die hippodamische Politeia Aristoteles derart gehäuft jedoch nur in dem Bericht über die hippodamische Politeia auft ritt, stammt sie entweder direkt aus dem Text des Hippodamos oder der inhaltliche auft ritt, stammt sie entweder direkt aus dem Text des Hippodamos oder der inhaltliche Zusammenhang dieses Hoplitenstandes war so betont, dass Aristoteles sich veranlasst Zusammenhang dieses Hoplitenstandes war so betont, dass Aristoteles sich veranlasst fühlte, das seiner Ansicht nach entsprechende sprachliche Pendant für diesen heraus-fühlte, das seiner Ansicht nach entsprechende sprachliche Pendant für diesen heraus-gehobenen Stand zu verwenden.gehobenen Stand zu verwenden.

Der zweite Kritikpunkt des Aristoteles ist die Besetzung der politischen Ämter (pol. Der zweite Kritikpunkt des Aristoteles ist die Besetzung der politischen Ämter (pol. 1268 a 21ff.). Er meint, dass Strategen, Politophylakes und alle höchsten Ämter aus 1268 a 21ff.). Er meint, dass Strategen, Politophylakes und alle höchsten Ämter aus der Gruppe der Waffenbesitzenden besetzt werden müssten, die demzufolge, um eine der Gruppe der Waffenbesitzenden besetzt werden müssten, die demzufolge, um eine solche Machtposition abzusichern, auch im Zahlenverhältnis doppelt so stark wie die solche Machtposition abzusichern, auch im Zahlenverhältnis doppelt so stark wie die anderen beiden Gruppen sein müssten. Wenn Hippodamos in seinem Werk für dieses anderen beiden Gruppen sein müssten. Wenn Hippodamos in seinem Werk für dieses Verhältnis der drei Gruppen untereinander eine exakte Proportion in Zahlen angege-Verhältnis der drei Gruppen untereinander eine exakte Proportion in Zahlen angege-ben hätte, dann wäre diese Diskussion des Aristoteles überflüssig gewesen. Also kann ben hätte, dann wäre diese Diskussion des Aristoteles überflüssig gewesen. Also kann man hieraus wohl entnehmen, dass ein solches genau ausgedrücktes Verhältnis der man hieraus wohl entnehmen, dass ein solches genau ausgedrücktes Verhältnis der

4949 Pol. 1267 b 30ff.: Pol. 1267 b 30ff.: κατεσκεύαζε δὲ τὴν πόλιν τῷ πλήθει μὲν μυρίανδρον, εἰς τρία δὲ κατεσκεύαζε δὲ τὴν πόλιν τῷ πλήθει μὲν μυρίανδρον, εἰς τρία δὲ μέρη διῃρημένην· ἐποίει γὰρ ἓν μὲν μέρος τεχνίτας, ἓν δὲ γεωργούς, τρίτον δὲ τὸ μέρη διῃρημένην· ἐποίει γὰρ ἓν μὲν μέρος τεχνίτας, ἓν δὲ γεωργούς, τρίτον δὲ τὸ προπολεμοῦν καὶ τὰ ὅπλα ἔχον;προπολεμοῦν καὶ τὰ ὅπλα ἔχον; vgl. 1268 a 17ff.: vgl. 1268 a 17ff.: οἵ τε γὰρ τεχνῖται καὶ οἱ γεωργοὶ καὶ οἵ τε γὰρ τεχνῖται καὶ οἱ γεωργοὶ καὶ οἱ τὰ ὅπλα ἔχοντες κοινωνοῦσι τῆς πολιτείας πάντες, οἱ μὲν γεωργοὶ οὐκ ἔχοντες οἱ τὰ ὅπλα ἔχοντες κοινωνοῦσι τῆς πολιτείας πάντες, οἱ μὲν γεωργοὶ οὐκ ἔχοντες ὅπλα, οἱ δὲ τεχνῖται οὔτε γῆν οὔτε ὅπλα, ὥστε γίνονται σχεδὸν δοῦλοι τῶν τὰ ὅπλα, οἱ δὲ τεχνῖται οὔτε γῆν οὔτε ὅπλα, ὥστε γίνονται σχεδὸν δοῦλοι τῶν τὰ ὅπλα κεκτημένωνὅπλα κεκτημένων. Pol. 1297 b 2: . Pol. 1297 b 2: ἐκ τῶν ὅπλα ἐχόντωνἐκ τῶν ὅπλα ἐχόντων … ansonsten: z. B.: 1279 b 4, 1329 … ansonsten: z. B.: 1279 b 4, 1329 b 36: b 36: τὰ ὅπλα κεκτημένοιτὰ ὅπλα κεκτημένοι; dieser Terminus ist synonym mit dem ; dieser Terminus ist synonym mit dem ὁπλιτικόνὁπλιτικόν: 1329 a 37, wo : 1329 a 37, wo das das ὁπλιτικόνὁπλιτικόν ebenso wie das ebenso wie das βουλευτικόνβουλευτικόν Teile der Politeia sind, hingegen die Teile der Politeia sind, hingegen die γεωργοίγεωργοί, , τεχνῖταιτεχνῖται sowie das sowie das θητικόνθητικόν nicht. nicht.

5050 Pol. 1297 b 2; 1279 b 4; 1329 a 37; als Kritik des Aristoteles incl. eines Vorwurfes der konstituier- Pol. 1297 b 2; 1279 b 4; 1329 a 37; als Kritik des Aristoteles incl. eines Vorwurfes der konstituier-ten Ungleichheit fasst dies auch Schütrumpf (1991) 271f. auf.ten Ungleichheit fasst dies auch Schütrumpf (1991) 271f. auf.

5151 Pol. 1297 b 23. Pol. 1297 b 23.5252 8,97,1. Vgl. dazu oben Anm. 26 mit Text. 8,97,1. Vgl. dazu oben Anm. 26 mit Text.5353 Vgl. Th uk. 8,65,3; 8,92–93; dazu Rhodes (1985) 382f. mit Diskussion der vergleichbaren Stellen Vgl. Th uk. 8,65,3; 8,92–93; dazu Rhodes (1985) 382f. mit Diskussion der vergleichbaren Stellen

aus der ath. pol. (4,2: aus der ath. pol. (4,2: ἀπεδέδοτο μὲν ἡ πολιτεία τοῖς ὅπλα παρεχομένοιςἀπεδέδοτο μὲν ἡ πολιτεία τοῖς ὅπλα παρεχομένοις; 33,1: ; 33,1: τοῖς τοῖς πεντακισχιλίοις τοῖς ἐκ τῶν ὅπλωνπεντακισχιλίοις τοῖς ἐκ τῶν ὅπλων).).

5454 Vgl. ath. pol. 4,2 mit der Verwendung dieses Ausdruckes in Bezug auf die Drakonische Zeit; Vgl. ath. pol. 4,2 mit der Verwendung dieses Ausdruckes in Bezug auf die Drakonische Zeit; dazu Rhodes (1985) 113.dazu Rhodes (1985) 113.

383383Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

drei Gruppen der drei Gruppen der Polis myriandrosPolis myriandros bei Hippodamos nicht formuliert war. Andererseits bei Hippodamos nicht formuliert war. Andererseits wäre aber gerade eine entsprechend ausgewogene bzw. gleichgewichtige Proportion wäre aber gerade eine entsprechend ausgewogene bzw. gleichgewichtige Proportion der drei Teile ein Beleg für die Absicht des Hippodamos gewesen, in seiner besten der drei Teile ein Beleg für die Absicht des Hippodamos gewesen, in seiner besten Politeia eine egalitäre Struktur ohne soziale Hierarchie zu konzipieren.Politeia eine egalitäre Struktur ohne soziale Hierarchie zu konzipieren.

Der dritte Punkt der Kritik ist die Frage, wer welchen Grundbesitz bearbeitet, Der dritte Punkt der Kritik ist die Frage, wer welchen Grundbesitz bearbeitet, vor allem wer den öffentlichen Boden bestellt, aus dem der Lebensunterhalt der vor allem wer den öffentlichen Boden bestellt, aus dem der Lebensunterhalt der Waffenbesitzenden bestritten wird (pol. 1268 a 35ff.). Entweder müsste dazu eine vierte Waffenbesitzenden bestritten wird (pol. 1268 a 35ff.). Entweder müsste dazu eine vierte Gruppe angenommen werden, die dann aber einen den Sklaven vergleichbaren Status Gruppe angenommen werden, die dann aber einen den Sklaven vergleichbaren Status hätte und über die bei Hippodamos nichts gesagt wird oder die Bauern bearbeiten hätte und über die bei Hippodamos nichts gesagt wird oder die Bauern bearbeiten diese Lose ebenfalls. Das wird von Aristoteles aus praktischen Gründen ausgeschlos-diese Lose ebenfalls. Das wird von Aristoteles aus praktischen Gründen ausgeschlos-sen. Wenn aber die Krieger ihren Besitz selbst bestellen, so ist damit die Dihairesis, die sen. Wenn aber die Krieger ihren Besitz selbst bestellen, so ist damit die Dihairesis, die Hippodamos offenbar als grundlegendes Prinzip seiner Politeia gedacht hat, hinfällig. Hippodamos offenbar als grundlegendes Prinzip seiner Politeia gedacht hat, hinfällig. Auch hierüber kann bei Hippodamos nichts Genaues gestanden haben. Deutlich wird Auch hierüber kann bei Hippodamos nichts Genaues gestanden haben. Deutlich wird aber immerhin, dass er eine strenge Trennung der drei Gruppen nach Funktionen und aber immerhin, dass er eine strenge Trennung der drei Gruppen nach Funktionen und eben auch Privilegien beabsichtigt hat.eben auch Privilegien beabsichtigt hat.

Unter Berücksichtigung dieser kritischen Prüfung, der Aristoteles die Konzeption Unter Berücksichtigung dieser kritischen Prüfung, der Aristoteles die Konzeption des Hippodamos unterzogen hat, spricht doch sehr viel dafür, die Dihairesis als Eintei-des Hippodamos unterzogen hat, spricht doch sehr viel dafür, die Dihairesis als Eintei-lung und strenge Trennung der Gruppen zu verstehen. Hieraus und aus der ungleichen lung und strenge Trennung der Gruppen zu verstehen. Hieraus und aus der ungleichen Verteilung des BesitzesVerteilung des Besitzes5555 ergeben sich Anhaltspunkte für eine Hierarchisierung des ergeben sich Anhaltspunkte für eine Hierarchisierung des sozialen Raumes – für eine Hierarchisierung des politisches Raumes spricht auch bei sozialen Raumes – für eine Hierarchisierung des politisches Raumes spricht auch bei vorsichtigster Auswertung der knappen Zusammenfassung, die Aristoteles von der vorsichtigster Auswertung der knappen Zusammenfassung, die Aristoteles von der Konzeption des Hippodamos gibt, das Ältestengericht, das hier ein autoritäres Ele-Konzeption des Hippodamos gibt, das Ältestengericht, das hier ein autoritäres Ele-ment in der Politeia verkörpert.ment in der Politeia verkörpert.

Nun ist gerade die politische Struktur der hippodamischen Politeia bei Aristoteles Nun ist gerade die politische Struktur der hippodamischen Politeia bei Aristoteles keineswegs so klar erkennbar, wie dies oft dargestellt wurde. Die eigentlich politischen keineswegs so klar erkennbar, wie dies oft dargestellt wurde. Die eigentlich politischen Ämter dieser Ämter dieser πολιτείαπολιτεία, die in ihrer Benennung und Hierarchie erst einen detaillierten , die in ihrer Benennung und Hierarchie erst einen detaillierten Aufschluss erlauben würden, erwähnt er nur im Nebensatz: Spricht er zu Beginn seiner Aufschluss erlauben würden, erwähnt er nur im Nebensatz: Spricht er zu Beginn seiner Zusammenfassung der hippodamischen Politeia nur von Zusammenfassung der hippodamischen Politeia nur von τὸ προπολεμοῦν καὶ τὰ τὸ προπολεμοῦν καὶ τὰ ὅπλα ἐχόντωνὅπλα ἐχόντων, so heißt es 1268 a 22ff., dass , so heißt es 1268 a 22ff., dass ἐκ τῶν τὰ ὅπλα ἐχόντωνἐκ τῶν τὰ ὅπλα ἐχόντων Strategen und Strategen und πολιτοφύλακεςπολιτοφύλακες und überhaupt alle und überhaupt alle κυριωτάται ἀρχαίκυριωτάται ἀρχαί genommen werden. genommen werden.

Von der Bedeutung und dem Verständnis der Wächter her sind diese in der Ämter- Von der Bedeutung und dem Verständnis der Wächter her sind diese in der Ämter-hierarchie in jedem Fall noch über den Strategen und anderen militärischen Ämtern hierarchie in jedem Fall noch über den Strategen und anderen militärischen Ämtern anzusiedeln.anzusiedeln.5656 Die einzige weitere aristotelische Erwähnung eines solchen Amtes Die einzige weitere aristotelische Erwähnung eines solchen Amtes bezieht sich auf Larisa. Dort werden die Politophylaken vom Volk gewählt und stellen bezieht sich auf Larisa. Dort werden die Politophylaken vom Volk gewählt und stellen eine Art Führung innerhalb der Oligarchie dar. Aristoteles bezieht sich hierbei auf eine Art Führung innerhalb der Oligarchie dar. Aristoteles bezieht sich hierbei auf eine Gruppe von Oligarchien, in denen die Spitzenpositionen zwar aus der höchsten eine Gruppe von Oligarchien, in denen die Spitzenpositionen zwar aus der höchsten Vermögensklasse rekrutiert werden, jedoch in einem demokratischen Wahlverfahren. Vermögensklasse rekrutiert werden, jedoch in einem demokratischen Wahlverfahren. Weiter stellt er diese oligarchische Leitungsgruppe der großen Menge des Volkes bzw. Weiter stellt er diese oligarchische Leitungsgruppe der großen Menge des Volkes bzw. der Masse der Hopliten gegenüber. Diese Kombination aus demokratischem Wahlver-der Masse der Hopliten gegenüber. Diese Kombination aus demokratischem Wahlver-

5555 Vgl. dazu Hennig (1989) 25–30. Vgl. dazu Hennig (1989) 25–30.5656 Als einzige Bezugspunkte gelten Platons Wächterstaat und Aristot. pol. 1305 b 28ff. Als einzige Bezugspunkte gelten Platons Wächterstaat und Aristot. pol. 1305 b 28ff.

384384 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

fahren, zu dem das gesamte Volk ohne Ansehen von Status und Vermögen zugelassen fahren, zu dem das gesamte Volk ohne Ansehen von Status und Vermögen zugelassen ist, und oligarchischen Elementen zeigt für Aristoteles eine Besonderheit, für die ist, und oligarchischen Elementen zeigt für Aristoteles eine Besonderheit, für die offensichtlich die Politophylaken stehen: nämlich eine Verbindung zwischen der Spitze offensichtlich die Politophylaken stehen: nämlich eine Verbindung zwischen der Spitze und dem Volk durch das Verfahren der Volkswahl, wodurch sich diese Führung vom und dem Volk durch das Verfahren der Volkswahl, wodurch sich diese Führung vom Rest der Oligarchie in gewisser Weise absondert. Ein anderer Hinweis auf eine solche Rest der Oligarchie in gewisser Weise absondert. Ein anderer Hinweis auf eine solche oligarchische Leitungsgruppe ist in der Konstruktion eines obersten Gerichtshofes oligarchische Leitungsgruppe ist in der Konstruktion eines obersten Gerichtshofes zu erkennen:zu erkennen:5757 Dieses Gericht, das in seiner Funktion eine Art Appellationsgericht Dieses Gericht, das in seiner Funktion eine Art Appellationsgericht darstellt, d. h. eine Kontrolle darüber ausüben kann, ob Prozesse richtig oder falsch darstellt, d. h. eine Kontrolle darüber ausüben kann, ob Prozesse richtig oder falsch entschieden worden sind, widerspricht der Vorstellung demokratischer Gerichts-entschieden worden sind, widerspricht der Vorstellung demokratischer Gerichts-formen, wie beispielsweise derjenigen Athens, völlig. Damit üben die Mitglieder dieses formen, wie beispielsweise derjenigen Athens, völlig. Damit üben die Mitglieder dieses Gremiums eine den Politophylaken vergleichbare Wächterfunktion aus.Gremiums eine den Politophylaken vergleichbare Wächterfunktion aus.

Letztlich ergibt sich hier eine Dreiteilung der Verfassung in demokratische, oli-Letztlich ergibt sich hier eine Dreiteilung der Verfassung in demokratische, oli-garchische und mehr oder weniger monarchische Elemente, denen im Einzelnen auch garchische und mehr oder weniger monarchische Elemente, denen im Einzelnen auch bestimmte Funktionen zugeordnet sind. Da offenbar die Bauern und Handwerker in bestimmte Funktionen zugeordnet sind. Da offenbar die Bauern und Handwerker in der hippodamischen Politeia zwar wählen dürfen, jedoch keinen Anteil am passiven der hippodamischen Politeia zwar wählen dürfen, jedoch keinen Anteil am passiven Wahlrecht haben, andererseits innerhalb der Ämterstruktur eine abgehobene Spitze in Wahlrecht haben, andererseits innerhalb der Ämterstruktur eine abgehobene Spitze in den Politophylaken zu erkennen ist, ist unter diesem Aspekt der politischen Struktur den Politophylaken zu erkennen ist, ist unter diesem Aspekt der politischen Struktur die Dreiteilung der hippodamischen Politeia eine andere als dies von der einleitenden die Dreiteilung der hippodamischen Politeia eine andere als dies von der einleitenden Bemerkung des Aristoteles, dass die hippodamische Polis in die drei Teile Krieger, Bemerkung des Aristoteles, dass die hippodamische Polis in die drei Teile Krieger, Bauern und Handwerker eingeteilt sei, vermittelt wird. Das bedeutet für die hippoda-Bauern und Handwerker eingeteilt sei, vermittelt wird. Das bedeutet für die hippoda-mische Politeia, dass in der Ämterstruktur das Prinzip der Dreiteilung in die Gruppe mische Politeia, dass in der Ämterstruktur das Prinzip der Dreiteilung in die Gruppe der Politophylaken als erster Gruppe, den Strategen und Kriegern als zweiter Gruppe der Politophylaken als erster Gruppe, den Strategen und Kriegern als zweiter Gruppe sowie den Bauern und Handwerkern als dritter Gruppe zu sehen ist. Der wesentliche sowie den Bauern und Handwerkern als dritter Gruppe zu sehen ist. Der wesentliche Unterschied zwischen den ersten beiden Gruppen und der dritten ist der Anteil an den Unterschied zwischen den ersten beiden Gruppen und der dritten ist der Anteil an den Ämtern. Dazu kommt die bei Aristoteles deutlich hervorgehobene Differenzierung Ämtern. Dazu kommt die bei Aristoteles deutlich hervorgehobene Differenzierung zwischen denjenigen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten, nämlich Bauern und zwischen denjenigen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten, nämlich Bauern und Handwerker, und denjenigen, die dies nicht tun müssen. Auch dies weist auf eine Gegen-Handwerker, und denjenigen, die dies nicht tun müssen. Auch dies weist auf eine Gegen-überstellung zwischen der dritten Gruppe (Bauern und Handwerker) und den ersten überstellung zwischen der dritten Gruppe (Bauern und Handwerker) und den ersten beiden hin. Wie man sich das Verhältnis unter den ersten beiden Gruppen vorstellen beiden hin. Wie man sich das Verhältnis unter den ersten beiden Gruppen vorstellen kann, lässt sich aus dem Aristoteles-Text nur indirekt unter Verweis auf die Wächter-kann, lässt sich aus dem Aristoteles-Text nur indirekt unter Verweis auf die Wächter-funktion der Politophylaken erschließen: Danach würden die Waffen tragenden so funktion der Politophylaken erschließen: Danach würden die Waffen tragenden so etwas wie eine Mittelstellung einnehmen zwischen den Bauern und Handwerkern, die etwas wie eine Mittelstellung einnehmen zwischen den Bauern und Handwerkern, die keinen Anteil an der Ämterhierarchie haben, und den Politophylaken als alles beherr-keinen Anteil an der Ämterhierarchie haben, und den Politophylaken als alles beherr-schender Spitze. In einer graphischen Darstellung lassen sich beide Texte folgender-schender Spitze. In einer graphischen Darstellung lassen sich beide Texte folgender-maßen einander gegenüberstellen (s. umseitige Abb.).maßen einander gegenüberstellen (s. umseitige Abb.).

Den Parallelen, die sich aus dem Vergleich der politischen Struktur in der Drei-Den Parallelen, die sich aus dem Vergleich der politischen Struktur in der Drei-gliederung der Schichten und ihren institutionellen Zuordnungen ergeben, stehen gliederung der Schichten und ihren institutionellen Zuordnungen ergeben, stehen nun andererseits größere Bereiche gegenüber, in denen sich keine Vergleichsmöglich-nun andererseits größere Bereiche gegenüber, in denen sich keine Vergleichsmöglich-keiten finden lassen: Zum einen fehlen in den Exzerpten bei Stobaios praktisch alle keiten finden lassen: Zum einen fehlen in den Exzerpten bei Stobaios praktisch alle

5757 Aristot. pol. 1267 b 37ff.; auf diesen Punkt hat Th ür in seinem Diskussionsbeitrag zu Gehrke Aristot. pol. 1267 b 37ff.; auf diesen Punkt hat Th ür in seinem Diskussionsbeitrag zu Gehrke (1989) 67 hingewiesen.(1989) 67 hingewiesen.

385385Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

Hippodamos(Stobaios)

Hippodamos(Aristoteles)

I. Politische Struktur

1. Lenkung des Ganzen

bestesherrschend

frei freiberatender Teil 1. Politophylakes

2. Kräftigkeit mittleresbeherrscht/herrschend

kämpfender Teil 2. Waffenbesitzende

3. Bereitstellung des Notwendigen

geringstes/beherrscht

arbeitend arbeitendarbeitender Teil 3. Bauern/Handwerker

Hippodamos(Stobaios)

Hippodamos(Aristoteles)

II. Funktionsuntergliederung

1. Archonten Boule

GerichteAufsichtsfunktionen

Ämter

1. Archonten

oberstes Gericht

2. OffiziereElitesoldaten

Heer

2. Strategen

3. Bauern Handwerker Händler

wahlberechtigtes VolkEkklesia

3. Bauern Handwerker

Angaben über Rechtsprechung und Gesetze, von denen Aristoteles einiges zu berich-Angaben über Rechtsprechung und Gesetze, von denen Aristoteles einiges zu berich-ten und kritisieren weiß. Lediglich ganz allgemein wird davon gesprochen, dass ten und kritisieren weiß. Lediglich ganz allgemein wird davon gesprochen, dass διά διά τε τῶν ἐθέων καὶ τῶν νόμων καὶ τῶ λόγωτε τῶν ἐθέων καὶ τῶν νόμων καὶ τῶ λόγω alle Bereiche der Polis erfasst werden alle Bereiche der Polis erfasst werden

386386 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

(Stob. 4,1,94). Ebenso findet sich bei Stobaios nichts über Besitzverhältnisse bzw. (Stob. 4,1,94). Ebenso findet sich bei Stobaios nichts über Besitzverhältnisse bzw. Eigentum an dem Land der Polis. Umgekehrt ist aus Aristoteles nichts zu entnehmen, Eigentum an dem Land der Polis. Umgekehrt ist aus Aristoteles nichts zu entnehmen, was sich mit den langen Passagen bei Stobaios über Beziehungen zwischen Musik und was sich mit den langen Passagen bei Stobaios über Beziehungen zwischen Musik und politisch-ethischen Strukturen, allgemeinen ethischen Vorstellungen und schließlich politisch-ethischen Strukturen, allgemeinen ethischen Vorstellungen und schließlich dem Kreislauf der menschlichen und politischen Entwicklung vergleichen ließe, die dem Kreislauf der menschlichen und politischen Entwicklung vergleichen ließe, die nach dem Stobaios-Exzerpt wohl auch Teil eines hippodamischen Werkes gewesen nach dem Stobaios-Exzerpt wohl auch Teil eines hippodamischen Werkes gewesen sein müssten.sein müssten.5858

Allenfalls die Konzeption der Mischverfassung, wie sie in dem Stobaios-Exzerpt Allenfalls die Konzeption der Mischverfassung, wie sie in dem Stobaios-Exzerpt formuliert ist,formuliert ist,5959 ließe sich bei dem aristotelischen Hippodamos wiederfinden: Zuerst, ließe sich bei dem aristotelischen Hippodamos wiederfinden: Zuerst, so das Exzerpt, solle die Monarchie eingeführt werden, an zweiter Stelle die Aristo-so das Exzerpt, solle die Monarchie eingeführt werden, an zweiter Stelle die Aristo-kratie, beides jedoch nicht vollständig, sondern entsprechend den Möglichkeiten und kratie, beides jedoch nicht vollständig, sondern entsprechend den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Polis. Man müsse ihr eine Menge von der Aristokratie beifügen, Notwendigkeiten der Polis. Man müsse ihr eine Menge von der Aristokratie beifügen, da in dieser die Archonten zahlreich seien, untereinander wetteiferten und die Ämter da in dieser die Archonten zahlreich seien, untereinander wetteiferten und die Ämter oft gewechselt würden. Was die Demokratie anginge, so sei auch sie in dem Ganzen oft gewechselt würden. Was die Demokratie anginge, so sei auch sie in dem Ganzen notwendig: Denn der Bürger, Teil des Ganzen der Politeia, müsse seinen Anteil (notwendig: Denn der Bürger, Teil des Ganzen der Politeia, müsse seinen Anteil (γέραςγέρας) ) daran haben. Jedoch soll sein Anteil abgeschwächt oder neutralisiert werden, da die daran haben. Jedoch soll sein Anteil abgeschwächt oder neutralisiert werden, da die große Masse (große Masse (τὸ πολὺ πλῆθοςτὸ πολὺ πλῆθος) frech und unbesonnen sei. Auf die politische Struktur ) frech und unbesonnen sei. Auf die politische Struktur übertragen bedeutet dies, dass dem demokratischen Element des übertragen bedeutet dies, dass dem demokratischen Element des πλῆθοςπλῆθος als der Wäh- als der Wäh-lerschaft das aristokratische Element in den Archonten und Beamten sowie das monar-lerschaft das aristokratische Element in den Archonten und Beamten sowie das monar-chische in dem chische in dem βουλευθικόνβουλευθικόν gegenüberstehen. gegenüberstehen.6060 Aus dem aristotelischen Text könnte Aus dem aristotelischen Text könnte man dieser dreiteiligen Mischverfassung als demokratischen Teil das Volk, ebenfalls als man dieser dreiteiligen Mischverfassung als demokratischen Teil das Volk, ebenfalls als Wählerschaft , gegenüberstellen. Dieser Teil setzt sich dann aus den Bauern und Hand-Wählerschaft , gegenüberstellen. Dieser Teil setzt sich dann aus den Bauern und Hand-werkern zusammen. Dem aristokratischen Teil entsprächen diejenigen, die die Waffen werkern zusammen. Dem aristokratischen Teil entsprächen diejenigen, die die Waffen besitzen und die Ämter besetzen, der monarchischen Spitze die Politophylaken.besitzen und die Ämter besetzen, der monarchischen Spitze die Politophylaken.

Strukturell betrachtet ergeben sich die Gemeinsamkeiten beider Konzeptionen aus Strukturell betrachtet ergeben sich die Gemeinsamkeiten beider Konzeptionen aus der strengen Dihairesis nach einem Dreierschema, der Mischverfassung mit einer der strengen Dihairesis nach einem Dreierschema, der Mischverfassung mit einer hierarchischer Gliederung der drei Teile, an deren Spitze eine herrschende Gruppe hierarchischer Gliederung der drei Teile, an deren Spitze eine herrschende Gruppe steht. Der mittleren, waffenbesitzenden Gruppe kommt nicht wie bei Aristoteles eine steht. Der mittleren, waffenbesitzenden Gruppe kommt nicht wie bei Aristoteles eine Ausgleichs- und Stabilisierungsfunktion zu, stattdessen hat sie eine eigentümlich Ausgleichs- und Stabilisierungsfunktion zu, stattdessen hat sie eine eigentümlich dynamische Stellung als gleichzeitig herrschend und beherrscht. Diese funktionale dynamische Stellung als gleichzeitig herrschend und beherrscht. Diese funktionale Gliederung ist in beiden Konzeptionen wiederum kombiniert mit einer Zweiteilung Gliederung ist in beiden Konzeptionen wiederum kombiniert mit einer Zweiteilung der Bevölkerung in freie Lebensformen, die für ihren Lebensunterhalt offensichtlich der Bevölkerung in freie Lebensformen, die für ihren Lebensunterhalt offensichtlich nicht arbeiten, und arbeitende Lebensformen.nicht arbeiten, und arbeitende Lebensformen.

Die in dem Stobaios-Exzerpt für die Konstruktion der Die in dem Stobaios-Exzerpt für die Konstruktion der πολιτείαπολιτεία so deutlich heraus- so deutlich heraus-gestellten Prinzipien von gestellten Prinzipien von ἁρμογή καὶ ἕνωσιςἁρμογή καὶ ἕνωσις, die auf eine musikalisch definierte , die auf eine musikalisch definierte

5858 Vgl. hierzu Schubert (1995) 225–235. Vgl. hierzu Schubert (1995) 225–235.5959 Stob. 4,1,95 p. 33 He. Vgl. zu dem mit der Entwicklung der Verfassungslehre zusammenhän- Stob. 4,1,95 p. 33 He. Vgl. zu dem mit der Entwicklung der Verfassungslehre zusammenhän-

genden Problem der Anakyklosis: Blösel (1998) 31–57.genden Problem der Anakyklosis: Blösel (1998) 31–57.6060 Zu diesen wären dann wohl auch die ebenfalls Stob. 4,1,95 p. 33 He erwähnten Nomotheten und Zu diesen wären dann wohl auch die ebenfalls Stob. 4,1,95 p. 33 He erwähnten Nomotheten und

Agelarchen zu rechnen, die dafür zu sorgen hätten, dass die sittlichen Normen befolgt würden, Agelarchen zu rechnen, die dafür zu sorgen hätten, dass die sittlichen Normen befolgt würden, dass die autochthone und vollbürtige Bevölkerung der Polis rein und unvermischt bliebe.dass die autochthone und vollbürtige Bevölkerung der Polis rein und unvermischt bliebe.

387387Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

Harmonie in pythagoreischem Sinn hinweisen,Harmonie in pythagoreischem Sinn hinweisen,6161 wären von ihrem zeitlichen Ansatz wären von ihrem zeitlichen Ansatz her durchaus auch in dem Umfeld des Hippodamos zu lokalisieren.her durchaus auch in dem Umfeld des Hippodamos zu lokalisieren.6262 Das gleiche gilt Das gleiche gilt für die Vorstellung von dem Kreislauf der menschlichen Entwicklung (Stob. 4,34,71), für die Vorstellung von dem Kreislauf der menschlichen Entwicklung (Stob. 4,34,71), der auf diejenige der Polis übertragen wird.der auf diejenige der Polis übertragen wird.6363 Auch diese Gedanken sind aus der vor- Auch diese Gedanken sind aus der vor-sokratischen Philosophie erwachsen und hätten durchaus einen Platz in dem Werk des sokratischen Philosophie erwachsen und hätten durchaus einen Platz in dem Werk des Hippodamos haben können. Für das in dem Hippodamos haben können. Für das in dem ἀγελαῖονἀγελαῖον und den Agelarchen (Stob. 4,1,95) und den Agelarchen (Stob. 4,1,95) zu erkennende Altersklassensystem,zu erkennende Altersklassensystem,6464 das – wie die ausführliche Beschreibung durch das – wie die ausführliche Beschreibung durch Xenophon in der Lakedaimonion Politeia zeigt – ebenfalls in dieser Zeit gut bekannt Xenophon in der Lakedaimonion Politeia zeigt – ebenfalls in dieser Zeit gut bekannt war, ist anzunehmen, dass dies leicht in den theoretischen Kontext einzubinden war.war, ist anzunehmen, dass dies leicht in den theoretischen Kontext einzubinden war.

Allerdings scheinen gerade die ethischen und die terminologischen Parallelen Allerdings scheinen gerade die ethischen und die terminologischen Parallelen zu Platons Politeia und auch den Nomoi, die besonders in der Benennung und der zu Platons Politeia und auch den Nomoi, die besonders in der Benennung und der Funktion der Funktion der ἐπίκουροιἐπίκουροι und der und der φύλακεςφύλακες zum Ausdruck kommen, einer solchen zum Ausdruck kommen, einer solchen direkten Rückführung des Stobaios-Textes auf einen Hippodamos im pythagoreischen direkten Rückführung des Stobaios-Textes auf einen Hippodamos im pythagoreischen Umfeld entgegenzustehen.Umfeld entgegenzustehen.6565 Nun sind der bzw. die Hippodamos-Texte so eindeutig Nun sind der bzw. die Hippodamos-Texte so eindeutig auf politische Strukturen ausgerichtet, dass bei aller Ähnlichkeit der Terminologie die auf politische Strukturen ausgerichtet, dass bei aller Ähnlichkeit der Terminologie die Unterschiede zu Platon doch sehr deutlich hervortreten: Im zweiten Buch der Politeia Unterschiede zu Platon doch sehr deutlich hervortreten: Im zweiten Buch der Politeia fragen die Gesprächsteilnehmer nach den Qualitäten der fragen die Gesprächsteilnehmer nach den Qualitäten der φύλακεςφύλακες und es zeigt sich hier und es zeigt sich hier deutlich, insbesondere an der Hundeanalogie (375 a 1ff.), die gleichermaßen auch für deutlich, insbesondere an der Hundeanalogie (375 a 1ff.), die gleichermaßen auch für die die ἐπίκουροιἐπίκουροι verwendet (441 a 1ff.) wird, verwendet (441 a 1ff.) wird,6666 dass es Platon um Charaktereigenschaft en dass es Platon um Charaktereigenschaft en geht und die Dreiteilung der Polis und ihrer Funktionsträger vielmehr als Modell für geht und die Dreiteilung der Polis und ihrer Funktionsträger vielmehr als Modell für die Dreiteilung der Seele steht als für eine staatstheoretische Idee, die auf eine funktio-die Dreiteilung der Seele steht als für eine staatstheoretische Idee, die auf eine funktio-nal politische Gliederung hinausliefe. Aufgrund des großen Einflusses Platons ist es nal politische Gliederung hinausliefe. Aufgrund des großen Einflusses Platons ist es nicht unwahrscheinlich, dass im Laufe des langen Überlieferungsweges platonische nicht unwahrscheinlich, dass im Laufe des langen Überlieferungsweges platonische Elemente und Begriffe in den Text eingearbeitet wurden, wie auch die sprachliche Elemente und Begriffe in den Text eingearbeitet wurden, wie auch die sprachliche Umformung auf den langen Weg durch die Jahrhunderte verweist. Aber so wie die Umformung auf den langen Weg durch die Jahrhunderte verweist. Aber so wie die φύλακεςφύλακες bei Hippodamos eben bei Hippodamos eben πολιτοφύλακεςπολιτοφύλακες heißen, so beschreibt er auch das heißen, so beschreibt er auch das

6161 Stob. 4,1,93: Die Systeme der politischen Gemeinschaft sollen entsprechend der Einteilung (= Stob. 4,1,93: Die Systeme der politischen Gemeinschaft sollen entsprechend der Einteilung (= der politischen Struktur, s. o.) und entsprechend ihrer Teile (gleichgesetzt mit Tetrachorden) der politischen Struktur, s. o.) und entsprechend ihrer Teile (gleichgesetzt mit Tetrachorden) zusammengesetzt sein. Die Harmonie und die Einheit (zusammengesetzt sein. Die Harmonie und die Einheit (ἕνωνςἕνωνς) der ganzen politischen Gemein-) der ganzen politischen Gemein-schaft ähneln dem Stimmen einer Lyra, es müssen die Notwendigkeiten der schaft ähneln dem Stimmen einer Lyra, es müssen die Notwendigkeiten der ἐξάρτυσιςἐξάρτυσις (Vor- (Vor-bereitung= Stimmen) beachtet werden sowie die der Harmonie (bereitung= Stimmen) beachtet werden sowie die der Harmonie (συναρμογάσυναρμογά) und der Griff e ) und der Griff e ((ἐπαφαίἐπαφαί) und generell was noch als Bedingungen der Musik betrachtet wird () und generell was noch als Bedingungen der Musik betrachtet wird (πρόσχησις πρόσχησις μωσικάμωσικά). Die politische Struktur der Politeia wird als ). Die politische Struktur der Politeia wird als ἐξάρτυσιςἐξάρτυσις bezeichnet. bezeichnet.

6262 Eine deutliche Parallele bei Philolaos DK 44 B10. Vgl. auch Delatte (1915) 141, der dies als Eine deutliche Parallele bei Philolaos DK 44 B10. Vgl. auch Delatte (1915) 141, der dies als altpythagoreische Gedanken betrachtet, die sich dann später bei Demokrit (DK 55 A 167) altpythagoreische Gedanken betrachtet, die sich dann später bei Demokrit (DK 55 A 167) wiedergefunden hätten; anders Burkert (1962) 351 mit ausführlicher Literatur.wiedergefunden hätten; anders Burkert (1962) 351 mit ausführlicher Literatur.

6363 Vgl. hierzu ausführlich Schubert (1995) 225ff. zu den Kreislaufk onzepten – analog dem Jahres- Vgl. hierzu ausführlich Schubert (1995) 225ff. zu den Kreislaufk onzepten – analog dem Jahres-kreislauf – in der damaligen zeitgenössischen Medizin.kreislauf – in der damaligen zeitgenössischen Medizin.

6464 Vgl. Plut. Lyk. 17,2–4; Xen. lak. pol. 2 und Kommentar von Rebenich (1998), 93ff. Vgl. Plut. Lyk. 17,2–4; Xen. lak. pol. 2 und Kommentar von Rebenich (1998), 93ff.6565 Plat. rep. 414 b 1ff. 415 a 5ff.: Silber. Plat. rep. 414 b 1ff. 415 a 5ff.: Silber.6666 Zu den phylakes und epikouroi: Adam (1902) ad loc. Zur Dreiteilung der Seele vgl. jüngst Zu den phylakes und epikouroi: Adam (1902) ad loc. Zur Dreiteilung der Seele vgl. jüngst

Stalley (2007) 63–89. Zur Funktion der Hundeanalogie in der Beschreibung der Charakter-Stalley (2007) 63–89. Zur Funktion der Hundeanalogie in der Beschreibung der Charakter-merkmale: Sier (2005) 177–188. Zu Polis und Seele: Ferrari (2003).merkmale: Sier (2005) 177–188. Zu Polis und Seele: Ferrari (2003).

388388 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

βουλευτικόνβουλευτικόν und das und das βάναυσονβάναυσον als politische Größen. Ein mögliches Zwischensta- als politische Größen. Ein mögliches Zwischensta-dium dieser Überlieferung zeigt sich bei Maximus von Tyros, der eine vergleichbare, dium dieser Überlieferung zeigt sich bei Maximus von Tyros, der eine vergleichbare, politische Struktur in einer Dreiteilung (politische Struktur in einer Dreiteilung (ἄρχον καὶ προβουλευόμενον ἄρχον καὶ προβουλευόμενον – – βουλευ−βουλευ−τικόντικόν – – βάναυσονβάναυσον), wie sie offenbar in der zweiten Hälft e des 5. Jhs. v. Chr. nicht selten ), wie sie offenbar in der zweiten Hälft e des 5. Jhs. v. Chr. nicht selten formuliert wurde (vgl. oben formuliert wurde (vgl. oben S. 377f.), mitS. 377f.), mit einer Seelendisposition bei Anaxagoras einer Seelendisposition bei Anaxagoras beschreibt, der sich mit einer darauf gründenden Argumentation in Klazomenai vor beschreibt, der sich mit einer darauf gründenden Argumentation in Klazomenai vor seinen Mitbürgern verteidigt habe.seinen Mitbürgern verteidigt habe.6767

Jedenfalls lassen sich die Unterschiede zwischen dem bei Aristoteles referierten Jedenfalls lassen sich die Unterschiede zwischen dem bei Aristoteles referierten Hippodamos-Text und dem bei Stobaios zitierten deutlich auf Bereiche eingrenzen, Hippodamos-Text und dem bei Stobaios zitierten deutlich auf Bereiche eingrenzen, die in dem jeweils anderen Text nicht abgehandelt werden, direkte Gegensätze oder die in dem jeweils anderen Text nicht abgehandelt werden, direkte Gegensätze oder Widersprüche lassen sich dagegen nicht feststellen. Damit spricht für die Annahme, Widersprüche lassen sich dagegen nicht feststellen. Damit spricht für die Annahme, dass sowohl Aristoteles als auch der bei Stobaios exzerpierte Text auf ein gemeinsames dass sowohl Aristoteles als auch der bei Stobaios exzerpierte Text auf ein gemeinsames Original zurückgehen, zumindest folgendes: In gleichen Th emenbereichen lassen sich Original zurückgehen, zumindest folgendes: In gleichen Th emenbereichen lassen sich große strukturelle Ähnlichkeiten erkennen, vor allem in der dreigliedrigen Dihairesis, große strukturelle Ähnlichkeiten erkennen, vor allem in der dreigliedrigen Dihairesis, die mit einer institutionellen Dreigliedrigkeit und der Mischverfassung einerseits, aber die mit einer institutionellen Dreigliedrigkeit und der Mischverfassung einerseits, aber einer Zweiteilung der Lebensformen andererseits verbunden wird. Diese Kombination einer Zweiteilung der Lebensformen andererseits verbunden wird. Diese Kombination ist, wenn vielleicht auch nicht singulär, so aber doch zu selten, als dass hier eine zufäl-ist, wenn vielleicht auch nicht singulär, so aber doch zu selten, als dass hier eine zufäl-lige Entsprechung anzunehmen wäre. Darüber hinaus zitiert Stobaios Passagen, auf lige Entsprechung anzunehmen wäre. Darüber hinaus zitiert Stobaios Passagen, auf die sich Aristoteles in seiner Darstellung der hippodamischen Politeia nicht bezieht die sich Aristoteles in seiner Darstellung der hippodamischen Politeia nicht bezieht und umgekehrt erwähnt Aristoteles Aspekte, die in dem Stobaios-Exzerpt nicht und umgekehrt erwähnt Aristoteles Aspekte, die in dem Stobaios-Exzerpt nicht vorkommen. Damit lässt sich nun nicht hinreichend begründen, dass beide Texte vorkommen. Damit lässt sich nun nicht hinreichend begründen, dass beide Texte auf ein Original zurückgehen, nicht zuletzt aufgrund der völlig unterschiedlichen auf ein Original zurückgehen, nicht zuletzt aufgrund der völlig unterschiedlichen Überlieferungs gattung und Darstellungsabsicht beider Texte. Aber es ergibt sich im Überlieferungs gattung und Darstellungsabsicht beider Texte. Aber es ergibt sich im Hinblick auf die Darstellungsmethode des Aristoteles der dringende Verdacht einer Hinblick auf die Darstellungsmethode des Aristoteles der dringende Verdacht einer sehr stark verzerrten oder zumindest einseitig auf die aristotelische Darstellungsabsicht sehr stark verzerrten oder zumindest einseitig auf die aristotelische Darstellungsabsicht hin verkürzten Wiedergabe des hippodamischen Urtextes. Auch der Stobaios-Text wird hin verkürzten Wiedergabe des hippodamischen Urtextes. Auch der Stobaios-Text wird kaum einen Anspruch auf exakte Wiedergabe bieten können, da man die durch die kaum einen Anspruch auf exakte Wiedergabe bieten können, da man die durch die Übertragung ins Dorische bedingten Veränderungen zu berücksichtigen hat ebenso Übertragung ins Dorische bedingten Veränderungen zu berücksichtigen hat ebenso wie die pythagoreischen und platonischen Einflüsse, die der Zusammenstellung in wie die pythagoreischen und platonischen Einflüsse, die der Zusammenstellung in Materialsammlungen jeweils zugrunde lagen. Als nützlich erweist sich der Vergleich Materialsammlungen jeweils zugrunde lagen. Als nützlich erweist sich der Vergleich aber vor allem dadurch, dass er weitere Argumente dafür liefert, die politische Tendenz aber vor allem dadurch, dass er weitere Argumente dafür liefert, die politische Tendenz des bei Aristoteles dargestellten hippodamischen Entwurfs von der Prägung durch die des bei Aristoteles dargestellten hippodamischen Entwurfs von der Prägung durch die attische Demokratie zu lösen und die politische Struktur dieses Verfassungsentwurfes attische Demokratie zu lösen und die politische Struktur dieses Verfassungsentwurfes klarer als bisher herauszuarbeiten. Vor allem aber ergibt sich aus dem Vergleich, dass klarer als bisher herauszuarbeiten. Vor allem aber ergibt sich aus dem Vergleich, dass dem Exzerpt bei Stobaios ein – wenngleich durch Überarbeitungen vor allem sprach-dem Exzerpt bei Stobaios ein – wenngleich durch Überarbeitungen vor allem sprach-licher Art nicht vollständig als authentisch zu sichernder – höherer Authentizitätswert licher Art nicht vollständig als authentisch zu sichernder – höherer Authentizitätswert zuzubilligen ist und eine der ältesten Stufen in der Entwicklung der politischen Th eorie zuzubilligen ist und eine der ältesten Stufen in der Entwicklung der politischen Th eorie deutlicher als bisher zu erkennen ist.deutlicher als bisher zu erkennen ist.6868

6767 Max. dial. 16,4 (Hobein). Max. dial. 16,4 (Hobein).6868 Hiermit berührt sich das Ergebnis durchaus mit der von Delatte (1915) 90ff. aufgestellten Th ese, Hiermit berührt sich das Ergebnis durchaus mit der von Delatte (1915) 90ff. aufgestellten Th ese,

dass aus den Pseudopythagorica etwa auch der Lysis-Brief einen Authentizitätswert habe.dass aus den Pseudopythagorica etwa auch der Lysis-Brief einen Authentizitätswert habe.

389389Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift Die pseudopythagoreische Hippodamos-Schrift περὶ πολιτείαςπερὶ πολιτείας bei Stobaios bei Stobaios

BibliographieBibliographie

Adam, J. 1902. Th e Republic of Plato, Cambridge. Adam, J. 1902. Th e Republic of Plato, Cambridge. Bammer, A. 1974. Architektur und Gesellschaft , Graz.Bammer, A. 1974. Architektur und Gesellschaft , Graz.Blösel, W. 1998. Anakyklosis-Th eorie und die Verfassung Roms im Spiegel des sechsten Blösel, W. 1998. Anakyklosis-Th eorie und die Verfassung Roms im Spiegel des sechsten

Buches des Polybios und Ciceros De re publica, Buch II, Hermes 126, 31–57.Buches des Polybios und Ciceros De re publica, Buch II, Hermes 126, 31–57.Burkert, W. 1962. Weisheit und Wissenschaft . Studien zu Pythagoras, Philolaos und Burkert, W. 1962. Weisheit und Wissenschaft . Studien zu Pythagoras, Philolaos und

Platon, Nürnberg.Platon, Nürnberg.Cursaru, G. 2006. Hippodamos de Milet: évolution ou révolution des structures spatia-Cursaru, G. 2006. Hippodamos de Milet: évolution ou révolution des structures spatia-

les urbaines, Studia Humaniora Tarttensia Bd. 7/ A.3.1-12: les urbaines, Studia Humaniora Tarttensia Bd. 7/ A.3.1-12: www.ceeol.comwww.ceeol.com..Delatte, A. 1915. Études sur la littérature pythagoricienne, Paris.Delatte, A. 1915. Études sur la littérature pythagoricienne, Paris.— 1922. Essai sur la politique pythagoricienne, Bibliothèque de la faculté de philosophie — 1922. Essai sur la politique pythagoricienne, Bibliothèque de la faculté de philosophie

et lettres de l’ université de Liège, Fasc. XXIX, Lüttich u. a.et lettres de l’ université de Liège, Fasc. XXIX, Lüttich u. a.Ferrari, G.R. 2003. City and soul in Plato’s «Republic», Sankt Augustin.Ferrari, G.R. 2003. City and soul in Plato’s «Republic», Sankt Augustin.Gauer, W. 1968. Die griechischen Bildnisse der klassischen Zeit als politische und per-Gauer, W. 1968. Die griechischen Bildnisse der klassischen Zeit als politische und per-

sönliche Denkmäler, JdI 83, 118–179.sönliche Denkmäler, JdI 83, 118–179.Gehrke, H.-J. 1989. Bemerkungen zu Hippodamos von Milet in: Schuller/Hoepfner/Gehrke, H.-J. 1989. Bemerkungen zu Hippodamos von Milet in: Schuller/Hoepfner/

Schwandtner (1989) 58–63, Diskussion 63–68.Schwandtner (1989) 58–63, Diskussion 63–68.Greco, E. 1999. s.v. Turi, in: Greco, E. (Hg.), La città greca antica: istituzioni, società e Greco, E. 1999. s.v. Turi, in: Greco, E. (Hg.), La città greca antica: istituzioni, società e

forme urbane, Rom, 421–423.forme urbane, Rom, 421–423.Harder, R. 1922. Ocellus Lucanus, Neue Philologische Untersuchungen, Berlin.Harder, R. 1922. Ocellus Lucanus, Neue Philologische Untersuchungen, Berlin.Hennig, D. 1989. Besitzgleichheit und Demokratie, in: Schuller/Hoepfner/Schwandtner Hennig, D. 1989. Besitzgleichheit und Demokratie, in: Schuller/Hoepfner/Schwandtner

(1989) 25–30.(1989) 25–30.Hoepfner, W. 1989. Die frühen Demokratien, in: Schuller/Hoepfner/Schwandtner Hoepfner, W. 1989. Die frühen Demokratien, in: Schuller/Hoepfner/Schwandtner

(1989) 11.(1989) 11.Kennell, N.M. 1995. Th e Gymnasium of Virtue, Chapel Hill NC.Kennell, N.M. 1995. Th e Gymnasium of Virtue, Chapel Hill NC.Lavelle, B.M. 1997. Epikouros and epikouroi in early Greek literature, GRBS 38, 229–262.Lavelle, B.M. 1997. Epikouros and epikouroi in early Greek literature, GRBS 38, 229–262.Muss, U. 1983/1984. Politische Aspekte des hippodamischen Städtebaus, Hephaistos 5/6, Muss, U. 1983/1984. Politische Aspekte des hippodamischen Städtebaus, Hephaistos 5/6,

52.52.— / Schubert, Ch. 1988. Die Akropolis von Athen, Graz.— / Schubert, Ch. 1988. Die Akropolis von Athen, Graz.Nippel, W. 1980. Mischverfassungstheorie und Verfassungsrealität in Antike und früher Nippel, W. 1980. Mischverfassungstheorie und Verfassungsrealität in Antike und früher

Neuzeit, Stuttgart.Neuzeit, Stuttgart.Piccione, R.-M. 1994. Sulle fonti e le metodologie compilative di Stobeo, Eikasmos. Piccione, R.-M. 1994. Sulle fonti e le metodologie compilative di Stobeo, Eikasmos.

Quaderni Bolognesi di fi lologia classica 5, 281–317. Quaderni Bolognesi di fi lologia classica 5, 281–317. — 1999. Caratterizzazione di lemmi nell’ anthologion di Giovanni Stobeo. Questioni di — 1999. Caratterizzazione di lemmi nell’ anthologion di Giovanni Stobeo. Questioni di

metodo, Rivista di fi lologia e di istruzione classica 127, 139–175. metodo, Rivista di fi lologia e di istruzione classica 127, 139–175. — 2002. Encyclopédisme et enkyklios paedeia. A propos de Jean Stobée et de son — 2002. Encyclopédisme et enkyklios paedeia. A propos de Jean Stobée et de son

Anthologion, Philosophie antique: problèmes, renaissances, usages 2, 169–197.Anthologion, Philosophie antique: problèmes, renaissances, usages 2, 169–197.— 2003. Le raccolte di Stobeo e Orione: fonti, modelli, architettura, in: Funghi, M. — 2003. Le raccolte di Stobeo e Orione: fonti, modelli, architettura, in: Funghi, M.

(Hg.), Aspetti di letteratura gnomica nel mondo antico (Accademia toscana di (Hg.), Aspetti di letteratura gnomica nel mondo antico (Accademia toscana di scienze e lettere »La Colombaria« Studi 218), Florenz, 241–261.scienze e lettere »La Colombaria« Studi 218), Florenz, 241–261.

390390 Charlotte SchubertCharlotte Schubert

Raeck, W. 2005. Hippodamos und Pythos. Zum Bild der Stadtplaners in der griechi-Raeck, W. 2005. Hippodamos und Pythos. Zum Bild der Stadtplaners in der griechi-schen Klassik, in: Brandt, B. (Hg.), Synergia, Festschrift für Friedrich Krinzinger, schen Klassik, in: Brandt, B. (Hg.), Synergia, Festschrift für Friedrich Krinzinger, Bd. 2, Wien, 339–342.Bd. 2, Wien, 339–342.

Rathmann, M. (Hg.) 2007. Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in Rathmann, M. (Hg.) 2007. Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, Mainz.der Antike, Mainz.

Rebenich, S. 1998. Xenophon, Die Verfassung der Spartaner, Darmstadt.Rebenich, S. 1998. Xenophon, Die Verfassung der Spartaner, Darmstadt.Rhodes, P. 1985. Commentary on the Aristotelian Athenaion Politeia, Oxford.Rhodes, P. 1985. Commentary on the Aristotelian Athenaion Politeia, Oxford.Schubert, Ch. 1983/1984. (Triebel-Schubert, Ch.) Die Politeia des Hippodamos von Schubert, Ch. 1983/1984. (Triebel-Schubert, Ch.) Die Politeia des Hippodamos von

Milet, Hephaistos 5/6, 37–50.Milet, Hephaistos 5/6, 37–50.— 1995. Mischverfassung und Gleichgewichtssystem. Polybios und seine Vorläufer, — 1995. Mischverfassung und Gleichgewichtssystem. Polybios und seine Vorläufer,

in: dies. / Brodersen, K. (Hgg.), Rom und der griechische Osten.H. H. Schmitt, in: dies. / Brodersen, K. (Hgg.), Rom und der griechische Osten.H. H. Schmitt, Stuttgart, 225–235.Stuttgart, 225–235.

— 1996. Land und Raum in der römischen Republik. Die Kunst des Teilens, Darm-— 1996. Land und Raum in der römischen Republik. Die Kunst des Teilens, Darm-stadt.stadt.

Schuller, W./Hoepfner, W./Schwandtner, E. (Hgg.) 1989. Demokratie und Architektur. Schuller, W./Hoepfner, W./Schwandtner, E. (Hgg.) 1989. Demokratie und Architektur. Der hippodamische Städtebau und die Entstehung der Demokratie. Wohnen in Der hippodamische Städtebau und die Entstehung der Demokratie. Wohnen in der klassischen Polis II, München.der klassischen Polis II, München.

Schütrumpf, E. 1991. Aristoteles. Politik, Buch II, übers. und erl., Berlin.Schütrumpf, E. 1991. Aristoteles. Politik, Buch II, übers. und erl., Berlin.Shipley, G. 2005. Little Boxes on the Hillside: Greek Town Planning, Hippodamos Shipley, G. 2005. Little Boxes on the Hillside: Greek Town Planning, Hippodamos

and Polis Ideology, in: Hansen, M. H. (Hg.), Th e Imaginary Polis, Kopenhagen, and Polis Ideology, in: Hansen, M. H. (Hg.), Th e Imaginary Polis, Kopenhagen, 335–403.335–403.

Sier, K. 2005. Die Problematisierung von ‹fremd› und ‹eigen› in der platonischen Sier, K. 2005. Die Problematisierung von ‹fremd› und ‹eigen› in der platonischen Philosophie, in: Riemer, U. / Riemer, P. (Hgg.), Xenophobie – Philoxenie, Vom Philosophie, in: Riemer, U. / Riemer, P. (Hgg.), Xenophobie – Philoxenie, Vom Umgang mit Fremden in der Antike, Stuttgart, 177–188.Umgang mit Fremden in der Antike, Stuttgart, 177–188.

Sonnabend, H. (Hg.) 1999. Mensch und Landschaft in der Antike, Stuttgart.Sonnabend, H. (Hg.) 1999. Mensch und Landschaft in der Antike, Stuttgart.Stalley, R. F. 2007. Persuasion and the tripartite soul in Plato’s »Republic«, OSAPh 32, Stalley, R. F. 2007. Persuasion and the tripartite soul in Plato’s »Republic«, OSAPh 32,

63–89.63–89.Th esleff , H. 1961. An introduction to the pythagorean writings of the hellenistic period, Th esleff , H. 1961. An introduction to the pythagorean writings of the hellenistic period,

Acta Academiae Aboensis Humaniora XXIV. 3, Abo.Acta Academiae Aboensis Humaniora XXIV. 3, Abo.— 1965. Th e Pythagorean Texts of the Hellenistic Period, Abo.— 1965. Th e Pythagorean Texts of the Hellenistic Period, Abo.— 1972. On the Problem of the Doric Pseudo-Pythagorica. An Alternative Th eory of — 1972. On the Problem of the Doric Pseudo-Pythagorica. An Alternative Th eory of

Date and Purpose, in: Pseudepigraphica I. Entretiens sur l’Antiquité Classique Date and Purpose, in: Pseudepigraphica I. Entretiens sur l’Antiquité Classique XVIII, Genf, 57–87.XVIII, Genf, 57–87.

Überweg, F./Flashar, H. 2004. Die Philosophie der Antike. Bd. 3, ²Basel.Überweg, F./Flashar, H. 2004. Die Philosophie der Antike. Bd. 3, ²Basel.von den Hoff , R. 1994. Von den Philosophenporträts des Früh- und Hochhellenismus, von den Hoff , R. 1994. Von den Philosophenporträts des Früh- und Hochhellenismus,

München.München.Voutiras, E. 1980. Studien zu Interpretation und Stil griechischer Portraits des 5. und Voutiras, E. 1980. Studien zu Interpretation und Stil griechischer Portraits des 5. und

4. Jhs., Diss. Bonn.4. Jhs., Diss. Bonn.Wolf, E. 1952. Griechisches Rechtsdenken II, Frankfurt.Wolf, E. 1952. Griechisches Rechtsdenken II, Frankfurt.