didaktik eng
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Universität PotsdamInstitut für Anglistik/AmerikanistikFremdsprachendidaktikHr. C. MusickWintersemester 2015/ 2016
Bewegtes Lernen im Fremdsprachenunterricht
Eine Vergleichsstudie
Schneider, Tobias721470
[email protected] Cunostraße, 84, 14199, Berlin
MA LA Eng. / Sport
Abgabedatum 03.12.2015
Inhaltsverzeichnis
01 Einleitung S. 01
2 Theoretische Grundlagen S. 01
2.1 Ganzheitliches Lernen und Bewegtes Lernen als Teilkonzept S. 02
3 Eigene Feldstudie S. 03
3.1 Methode und Stichprobe S. 03
3.2 Ergebnisse S. 08
4 Diskussion S. 09
5 Fazit S. 10
5 Literaturverzeichnis S. 11
Anhang S. 12
1 Einleitung
Der Umstellung des Unterrichts von der klassischen 45-Minuten Taktung auf den
sogenannten Blockunterricht mit 90 Minuten liegen viele offensichtliche Vorteile zu Grunde,
wie z.B. weniger Unterrichtsfächer pro Tag, dies führt zu geringeren Anzahl von
verschiedenen Unterrichtsfächern und somit zu weniger Büchern in den Taschen und
Hausaufgaben für den Nachmittag. Corssen und Lenzen (2010) erklären, dass sechs bis
sieben Fächer pro Tag für den Lernerfolg kontraproduktiv sind. Allerdings darf daraus nicht
geschlussfolgert werden, dass Blockunterricht per se ein Garant für hohe Lernerfolge, auf
Seiten der Schüler und Schülerinnen ist. Ich denke, dass die didaktisch-methodische
Ausgestaltung des Blockunterrichts darüber entscheidet, ob der Blockunterricht effektiver als
der 45-minütige traditionelle Unterricht ist. Deshalb habe ich in meinem Praxissemester
untersucht, mit welchen Methoden sich lange Unterrichtsblöcke auflockern lassen und ob die
Vorteile der ausgewählten Methoden auch messbar sind. Um die Frage zu beantworten, wie
die Aufmerksamkeit der Schüler über 90 Minuten aufrechtgehalten werden kann. Um dies zu
erreichen wurden Methoden des Bewegten Lernens im Unterricht eingesetzt. Ziel der
Feldstudie ist der Versuch, durch Leistungsmessung, die höhere Effektivität des Lernerfolgs,
dieser Methoden, sichtbar zu machen. Im Folgenden sollen die dazugehörigen theoretischen
Konzepte genauer erläutert werden, die die Grundlage für die durchgeführte Feldstudie
darstellen.
2 Theoretische Grundlagen
Die Schwäche des Blockunterrichts liegt also in der Gefahr, dass gehäuftes Lernen im
Vordergrund steht. Der Nachteil des gehäuften Lernens, im Gegensatz zum verteilten
Lernen, sind zum einen die Ermüdung und sie sinkende Lernmotivation der Schüler und
Schülerinnen (Rapp, 1970 S. 29). Das bedeutet, dass mit zunehmender Lernzeit die
Aufmerksamkeit abnimmt, da die Ermüdung einsetzt. Demzufolge sind Pausen wichtig, um
nach einer Lernanstrengung wieder leistungsfähig und aufnahmefähig zu sein. Rapp führt
an, dass dazu schon 2-10 Minuten ausreichend sind (33), um die Aktivierung von Schülern
und Schülerinnen hoch zu halten. Im Folgenden soll deshalb der Begriff der
Schüleraktivierung analysiert werden. Die Begriffe der Schüleraktivierung und der
Handlungsorientierung, sowie die kognitiven Aktivierung werden in der Literatur oft unscharf
verwendet. Oft werden Schüleraktivierung und Handlungsorientierung austauschbar
verwendet. Mühlhausen (2008) beschreibt die Schüleraktivierung als einen pädagogischen
Ansatz, der Elemente des kooperativen, des bewegten, des handlungsorientierten und des 1
ganzheitlichen kindgerechten Lernens beinhaltet und dabei das aktive Tun der Schüler und
Schülerinnen fördert (21). Des Weiteren erläutert Mühlhausen, das der Unterricht durch eine
abwechslungsreiche Gestaltung, einen hohen Neugierigkeitsgehalts des Lernstoffes und
einen Wechsel von Sozialformen und Medienvielfalt, Potential für eine hohe
Schüleraktivierung bereithält (22). Schüler und Schülerinnen sollen kognitiv aktiviert werden,
nach Leuders und Holzäpfel (2011, S.213) werden damit Lerngelegenheiten bezeichnet, „die
alle Lernenden zur aktiven Auseinandersetzung mit den Lerninhalten auf einem für sie
optimalen Niveau anregen.“ Denn auch Mühlhausen (22) betont, dass es nicht darum geht
den Lernstoff zu simplifizieren, sondern dass Schüler und Schülerinnen die Schwierigkeit der
Lerninhalte durch ihr eigenes Tun bewältigen.
In diversen Fachbüchern werden viele verschiedene Methoden aufgeführt, die Beispiele
kooperativer, handlungsorientierter und ganzheitlicher Lernformen vorstellen. So werden
unteranderem die Stationsarbeit, das Think-Pair-Share Verfahren, das Vier-Ecken-Gespräch,
das Gruppenpuzzle und Formen des Laufdiktats genannt (vgl. Bonnet, Bucher).
2.1 Ganzheitliches Lernen und Bewegtes Lernen als Teilkonzept
Schon Pestalozzi erkannte die Wichtigkeit der Verbindung von Kopf, Herz und Hand, um
eine multisensorische und körpernahe Komponente in den Unterricht zu integrieren, die dem
Bewegungs- und Erkundungsdrang der Kinder gerecht wird und ihnen so Zugänge zu
Lerninhalten eröffnen kann (Buchner, 6). Allerdings herrscht in deutschen Klassenzimmern
zumeist Frontalunterricht vor, somit sitzen die Schüler und Schülerinnen den überwiegenden
Teil einer Schulstunde still (Betz, 78). Härdt (2000, S. 33) Erläutert, dass ganzheitliches
Lernen ein Lernen mit allen Sinnen ist, das auch mit Bewegung, Entspannung, guter Laune,
einer stressfreien Lernatmosphäre und dem eigenen Tun verbunden ist. Auch neuere
Erkenntnisse der neurophysiologischen Forschung bestätigen diesen Ansatz, Shams und
Seitz (2008) bestätigen den Vorteil eines multisensorischen Ansatzes im Unterricht. Auch die
zentrale Bedeutung von guter Laune und einer stressfreien Lernatmosphäre werden durch
Fietta (2011) bestätigt. Und ebenso wird die Bedeutung der Bewegung durch Butler, James
T. und James K.H. (2011) in ihrer Studie nachgewiesen.
Schon Pestalozzi, Steiner und Montessori machten auch die lernförderliche Bedeutung der
Bewegung aufmerksam du integrierten diese in ihre reformpädagogischen Ansätze (Härdt,
43). Auch Mertens und Wasmund-Bodenstedt (2006) erklären, dass das Bewegte Lernen für
die Schüler eine willkommene Abwechslung in den vom Sitzen dominierten Fachunterricht
bringe, da dieser die Lernfreude erhalte und Ermüdungserscheinungen abbaue, dies
2
wiederum führt zu einer neuen Aufnahmebereitschaft (9). Härdt (2000) erläutert, dass die
Phasenwechsel von Bewegung und Entspannung, sowie geistiger Anstrengung von zentraler
Bedeutung bei der Unterrichtsplanung sind (38). Weitere positive Aspekte von Bewegtem
Lernen sind ein positiver Einfluss auf die immer häufiger auftretenden Haltungsschäden,
aufgrund fehlender Spiel- und Bewegungsräume sowie einseitiger und bewegungsarmer
Freizeitgestaltung (Buchner, 16). Sowie ein Entgegenwirken auf die immer größere nervliche
Anspannung der Schüler und Schülerinnen die in Stress und Überlastung resultieren können
(Mertens & Wasmund-Bodenstedt, 6).
Aus diesem Grund habe ich mich entschieden an einem Gymnasium eine eigene Feldstudie
durchzuführen, um die Effektivität, aber auch Umsetzbarkeit von Bewegtem Lernen zu
untersuchen.
3 Eigene Feldstudie
Das Ziel dieser Studie ist die Umsetzbarkeit von verschiedenen Methoden des bewegten
Lernens zu überprüfen und im Zuge dessen ebenfalls zu überprüfen, ob mit diesen
Methoden bessere Lernergebnisse erzielt werden können, als wenn diese Methoden nicht
eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Studie sollen somit belegen, dass wenn Methoden
des bewegten Lernens mittelfristig bei einer Lerngruppe eingesetzt werden, diese bessere
Lernergebnisse erzielt. Um dies vergleichen zu können wird eine zweite altersidentische
Lerngruppe parallel mit den gleichen Inhalten unterrichtet, um Vergleichswerte zu erhalten.
Dieser Studie liegt nun die Annahme zugrunde, dass die Lerngruppe in der die Methoden
des Bewegte Lernens verwendet werden in der abschießenden Klassenarbeit besser
abschließt als die Vergleichsgruppe.
3.1 Methode und Stichprobe
An einem Gymnasium wurden in zwei 7. Klassen, im Englischunterricht, inhaltlich dieselbe
Unterrichtssequenz unterrichtet. In der Klasse 7g wurden die die verschiedenen Methoden
des Bewegten Lernens unterrichtet, in der Klasse 7 h nicht. Die Klasse 7g bestand aus 18
Mädchen und 8 Jungen im Alter von 13-15 Jahren und die Klasse 7 h bestand aus 17
Mädchen und 10 Jungen im Alter von 13-14 Jahren. Für alle Schüler und Schülerinnen ist
dies das erste Schuljahr am Gymnasium. In Bezug auf die Kontrollgruppe ist zu erwähnen,
dass zwei English Native Speaker die Klasse 7h besuchen. Alle weiteren fachlichen als auch
die sozialen Bedingungen betreffend, gibt es keine besonderen Auffälligkeiten in diesen
3
beiden Klassen. In beiden Klassen konnte in den Hospitationsstunden eine hohe motorische
Aktivität auf Seiten der Schüler beobachtet werden. Beide Klassen sind eher unruhig und
haben Schwierigkeiten sich über einen längeren Zeitraum mit den von der Lehrkraft
benannten Arbeitsaufträgen zu beschäftigen. In Bezug auf die Lehrkräfte ist erwähnenswert,
dass in der Klasse 7 g die Englischlehrerin gleichzeitig die Klassenlehrerin ist. Die
Englischlehrer beider Klassen verfügen über eine ähnlich lange Zeit an Berufserfahrung und
haben beide schon im Ausland unterrichtet. Die Klassenräume beider Klassen sind relativ
klein für die jeweilige Schülerzahl. Der Klassenraum der 7 h verfügt über ein Whiteboard. Die
weitere Vergleichbarkeit dieser beiden Stichproben soll im Diskussionsteil dieser Arbeit
argumentiert werden.
Die Methoden sollen im nachfolgenden eingebettet in die jeweilige Stoffeinheit dargestellt
werden. Da diese Arbeit einen eher geringen Umfang haben soll, werden nur die Methoden
des Bewegten Lernens dargestellt und die Methoden der Vergleichsgruppe nur tabellarisch
gelistet. Die Stoffeinheit Growing up in Canada umfasste in beiden Klassen sieben
Unterrichtsstunden a 90 Minuten. Der Inhalt der vermittelt wurde war inhaltlich gleich und
orientierte sich überwiegend am Lehrwerk English G 21.
U
E
Stoffeinheit Thema der Stunde Eingesetzte Methoden des Bewegten
Lernens
1
Growing up in
Canada
Introduction
Canada
Partner-Laufdiktat
2 Teenager and
Adults
Information Run, Bewegte Vokabelarbeit
3 A fishing trip Vokabelsuche
4 Party presents Laufdiktat-Schulhaus
5 Party time I Laufgespräch, Placemat
6 Party time II Freeze-Frame
7 Party presentation Gallery-Walk
Tab.1: Überblick Stoffeinheit Klasse 7g
Im Nachfolgenden werden die eingesetzten Methoden umrissen, ohne allerdings die
gesamte Stunde inhaltlich zu beschreiben. Zunächst werden die bewegungsintensivsten
Methoden erläutert und die Erfahrungswerte mit diesen Methoden dargestellt. Das Laufdiktat
4
wurde häufig von mir eingesetzt, da die Klasse sichtbar Spaß an dieser Methode hatte. Beim
Partnerlaufdiktat arbeiteten die Schüler und Schülerinnen zusammen, während einer von
beiden zu den im Raum verteilten und Sätzen lief um sich diese zu merken, verblieb der
andere auf dem Platz um das Gemerkte zu notieren. Nach einem memorierten Satz
wechselten die Schüler und Schülerinnen die Aufgaben. Das Laufdiktat im Schulhaus
funktionierte ähnlich, nur dass die zu merkenden Sätze und Informationen im gesamten
Schulgebäude versteckt waren und die Schüler in Paaren unterwegs waren. Die
Informationen konnten an Zwischenstationen aufgeschrieben werden, um die Wege und
Merkzeiten geringer zu halten. Beide Methoden wurden jeweils zum Stundenbeginn
eingesetzt. Durch das Laufdiktat im Klassenraum entstand eine große Unruhe, allerdings
sind die Schüler und Schülerinnen gezwungen wewesen sich zu konzentrieren, um sich die
Sätze zu merken. Die Unruhe könnte demnach auch als produktive Unruhe beschrieben
werden, die durch die vielen verschiedenen Interaktionspunkte entsteht. Entscheidend ist die
Ergebnissicherung und das Überprüfen der Rechtschreibung, um den Schülern die
Möglichkeit zu geben ihre Fehler zu verbessern. Wenn dieses Laufdiktat als Wettkampf
gestaltet wird, müssen im Vorfeld klare Regeln getroffen werden, dass nicht nur der
schnellste, sondern derjenige mit den wenigsten Fehlern Sieger des Wettkampfes wird. Die
von mir festgelegten Regeln besagten, dass pro Fehler jedes Team 10 Sekunden zu der
Abschlusszeit addiert bekommt. Insgesamt entscheidet die Länge und Schwierigkeit des
Diktats über die Dauer der Durchführung. Allerdings sollte die Länge 20 min reine
Bearbeitungszeit nicht überschreiten. Auffällig war, dass die Schüler und Schülerinnen im
Anschluss an diese Methode sehr ruhig und ausgeglichen wirken, sodass ich im Anschluss
Aufgaben zur Grammatik und zum Hörverstehen folgen ließ.
Das Laufgespräch gab den Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit Ideen zu sammeln
und ein Brainstorming zum Thema, im Laufen durchzuführen. Das bedeutet, dass die
Schüler und Schülerinnen in Paaren oder kleine Gruppen durch das Schulgelände gingen,
um im Laufen zu einem zuvor festgelegten Thema Ideen zu sammeln. Die Zeitvorgabe von
15 Minuten wurde von allen Gruppen eingehalten. Trotz anfänglicher Bedenken, dass die
Schüler und Schülerinnen sich ohne Aufsicht nicht den schulrelevanten Themen widmen,
klappte diese Methode durch eine im Vorfeld festgelegte Gruppeneinteilung sehr gut. Das
heißt alle Paare und Gruppen kamen mit interessanten Ergebnissen und Ideen in den
Klassenraum zurück. Das Brainstorming hätte auch im Sitzen stattfinden können, allerdings
zeigte sich auch in dieser Stunde das die Bewegung einen positiven Einfluss ausübte. Die
zuvor dargestellten Methoden wurden von mir zum Stundenbeginn eingesetzt da ich
feststellen konnte, dass die Bewegung die Schüler und Schülerinnen zunächst aktivieren
konnte und sie im Stundenverlauf ruhig und ausgeglichen wirkten. Ähnlich verhielt es sich
mit dem Information-Run einer Methode die ich in Anlehnung an eine Schnitzeljagd 5
aufgebaut habe. Die Schüler und Schülerinnen hatten die Aufgabe Geschichten und
Informationskarten im Schulgebäude zu suchen um ein Arbeitsblatt zu vervollständigen. Das
Arbeitsblatt gab Hinweise wo sich die nächste zu suchende Information befindet. Auch hier
wurde ein Zeitrahmen festgelegt, um die Aufgabe zeitlich zu begrenzen.
Sowohl die Bewegte Vokabelarbeit als auch die Vokabelsuche waren Methoden, die darauf
abzielten das die Schüler und Schülerinnen sich neue Vokabeln erarbeitet und sich diese
einprägen. Bei der Vokabelsuche hatten die Schüler und Schülerinnen alle zwei Karten in
der Hand mit jeweils einer deutschen und einer englischen Vokabel und mussten durch
Fragestellungen bei ihren Mitschülern die jeweilige Übersetzung ihrer Vokabel finden und
sich die Karte geben lassen und im Anschluss zwei kurze Aufgaben, die ebenfalls auf der
Karte vermerkt wurde, lösen. Bei der bewegten Vokabelarbeit waren die Wörterbücher
außerhalb des Klassenraums an vier Punkten im gleichen Stockwerk des Schulgebäudes
aufgebaut und die Schüler und Schülerinnen mussten die Übersetzungen schon auf dem
Weg memorieren. Beide Methoden wurden zum Stundenbeginn eingesetzt. Entscheidend
war dabei, dass es sich um eine Übersetzung vom Englischen ins Deutsche handelte. Diese
Methode verlief sehr schnell und reibungslos und bereitete den Schülern und Schülerinnen
augenscheinlich viel Spaß.
Die Placemat Methode wurde nach dem Laufgespräch eingesetzt, die Schüler und
Schülerinnen sollen so ihre im Gespräch gesammelten Ideen aufschreiben. Die Methode
wurde mit großen Plakaten durchgeführt, so dass die Bereiche in denen geschrieben wurde
an gegenüberliegenden Seiten der Tische befanden, somit mussten die Schüler und
Schülerinnen um die Tische laufen, um die Ideen der anderen zu lesen. Es war ausdrücklich
untersagt sich während dieser Aufgabe hinzusetzten. Es konnte beobachtet werden, dass
sich die gesamte Klasse sehr aktiv mit der Aufgabe beschäftigte und alle Gruppen
versuchten sich auf Ideen zu einigen, die sie im Anschluss für die nächsten Aufgaben
verwenden konnten.
Die Freeze-Frame Methode wurde als Stundeneinstieg für eine Stunde gewählt, in der alle
Tische und Stühle zunächst an die Wand geschoben wurden, die Schüler und Schülerinnen
nahmen auf dem Boden in einem Halbkreis Platz. Nun wurde Ihnen erläutert, dass sie,
aufgeteilt in fünf Gruppen, ein Standbild darstellen sollten, das das Motto Ihrer geplanten
Feier erläutert. Die Schüler und Schülerinnen wählten ihre Gruppen selbst, da dies in der
Klasse kein Problem darstellte. Während der Erarbeitungsphase wurden die Stühle nicht
genutzt, allerdings im Anschluss für die Präsentationsphase genutzt. Die Schüler und
Schülerinnen der einzelnen Gruppen bewegten sich in der Erarbeitungsphase mehr als
zunächst befürchtet, da sie einender die Posen und Haltungen zeigten und viele Dinge
6
ausprobierten. Die Resultate waren sehr witzig und gut ausgearbeitet und die anschließende
Stillarbeitsphase verlief äußerst ruhig und produktiv.
In der letzten Unterrichtsstunde dieser Sequenz wurde die Konzepte der verschiedenen
Partyideen vorgestellt, die Schüler und Schülerinnen mussten Einladungen und
Partyspielchen, Musik und Verpflegungspläne sowie ein Budget aufstellen, alle anderen
hatten die Aufgabe die jeweilige Präsentation und die vorgestellte Idee mit einem fünf Sterne
System zu bewerten. Es gab 6 Stationen an denen jeweils ein Schüler, oder eine Schülerin
der jeweiligen Gruppe das Konzept vorstellte. Die restlichen Schüler und Schülerinnen
verteilten gleichmäßig auf die fünf Stationen, die sie noch nicht kannten. Ein Durchgang des
Gallerywalk begann und endete mit einem Glockenläuten nach 5 Minuten, davon sollte der
Schüler der das Konzept vorstellte ca. 2-3 Minuten sprechen und die restliche Zeit durften
die Zuhörer nun Fragen stellen und dem Redner ein Feedback geben. Wenn die Glocke
erneut läutete dann wechselten die Gruppen Ihren Redner und alle anderen verteilten sich
erneut auf die noch nicht gesehenen Stationen. Im Anschluss dieser Stunde wurden die
Präsentationen bewertet. Es muss erwähnt werden, dass die Redner ihre Vorträge in den
Stunden zuvor einüben konnten. Die Bewertungskriterien wurden ebenfalls in
vorangegangenen Stunden besprochen, die Bewertung der Schüler und Schülerinnen wurde
mit 60 Prozent gewertet, die Meinung der Lehrkraft, die anhand von einem Kriterien Raster
beurteilte, floss zu 40 Prozent in die Gruppennote ein. In dieser Stunde waren alle Schüler
und Schülerinnen äußerst konzentriert bei der Sache und auch wenn am Anfang noch etwas
Unklarheit über den Ablauf herrschte, so funktionierten alle Wechsel im Laufe der Stunde
problemlos. Das Bewegungsausmaß ist in dieser Stunde nicht so hoch wie beispielsweise
bei den Laufdiktaten, dennoch nahmen die Schüler und Schülerinnen diese Methode gut an.
Das Allgemeine Feedback zu den verwendeten Methoden gaben die Schüler und
Schülerinnen der 7g in der Stunde nach der aufgeführten Sequenz in einem
Methodenbarometer ab. Sie wurden gebeten neben einer Skala, die ein Thermometer
darstellte, einen Punkt zu setzten wie sehr Ihnen die Methoden gefallen hatten. Das
Feedback war überwiegend positiv, 18 Schüler und Schülerinnen gaben ihre Stimme im
Bereich Note 1-2 Grad ab und fünf Schüler bzw. Schülerinnen gaben den Notenbereich 3 an
und nur 3 bewerteten die Methoden mit dem Notenbereich 4 (siehe Anhang B).
In der Klasse 7 h wurde auf Methoden des Bewegten Lernens verzichtet, allerdings muss, im
Hinblick auf die Ergebnisse dieser Feldstudie erwähnt werden, dass dort oftmals mit dem
Whiteboard gearbeitet wurde. Die Methoden werden im Anhang tabellarisch kurz dargestellt.
Maßgeblich ist allerdings der Unterschied im Grad der aktiven Bewegung der beiden Klassen
in dieser Sequenz.
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3.2 Ergebnisse
Die Auswertung des Wirkungsgrades der Methoden des Bewegten Lernens wurde mit einer
Leistungsüberprüfung am Ende der Sequenz gemessen, dabei schrieben beide Klassen
exakt die gleiche Klassenarbeit. Als zu vergleichende Werte werden nun die Notenverteilung
und letztlich der Notendurchschnitt der jeweiligen Klassen genutzt. Die Klassenarbeiten
wurden am selben Tag geschrieben, die Möglichkeit, dass die Schüler und Schülerinnen
über die Arbeit sprechen konnten ist nicht auszuschließen, allerdings eher unwahrscheinlich,
da dies in den Jahren zuvor noch nicht praktiziert wurde. An beiden Klassenarbeiten zum
Thema der Unit Growing up in Canada umfassten jeweils drei Kompetenzbereiche. In einem
ersten Teil wurde die Lesekompetenz geprüft, im zweiten das Hörverstehen und im letzten
die Schreibkompetenz. Alle behandelten Bereiche wurden mit Übungen inhaltlich in der
Sequenz behandelt. Als die Leistungserfassung erfolgte waren in beiden Klassen alle
Schüler und Schülerinnen anwesend und konnten teilnehmen. Die Notenverteilung und der
Notendurchschnitt werden in der folgenden Abbildung dargestellt.
Notenverteilung und Notenmittelwert der Klasse 7g
Note 1 Note 2 Note 3 Note 4 Note 5 Note 6
3 8 7 5 3 0
N=26 SUS Notenmittelwert: 2,88
Tab.2: Notenverteilung und Notenmittelwert Klasse 7g
Notenverteilung und Notenmittelwert der Klasse 7h
Note 1 Note 2 Note 3 Note 4 Note 5 Note 6
2 5 10 6 4 0
N=27 SUS Notenmittelwert: 3,2
Tab.3: Notenverteilung und Notenmittelwert Klasse 7h
Die Tabellen zeigen einen signifikanten Unterschied in der Notenverteilung und im Mittelwert
der Noten der jeweiligen Klassen. Während in der Klasse 7g der Mittelwert bei 2,88 liegt, ist
er in der Klasse 7h mit 3,2 signifikant schlechter. Die Bedeutung dieses Unterschieds soll im
nachfolgenden diskutiert werden.8
4 Diskussion
Die Ergebnisse, in Form der Unterschiede des Notenmittelwerts, könnten als Beweis für den
höheren Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen interpretiert werden, die mit den Methoden
des Bewegten Lernens unterrichtet wurden. Allerdings müssen diese Ergebnisse sehr
differenziert betrachtet werden. Denn die Schule als Forschungsfeld ist ein eher schwieriges
Setting, das bessere Abschneiden der Klasse 7g kann nicht eindeutig auf das Treatment, in
Form der verwendeten Unterrichtsmethoden, zurückgeführt werden. Zu viele verschiedene
Faktoren beeinflussen die Performanz der einzelnen Schüler und Schülerinnen in beiden
Klassen. Möglicherweise hatten einige Schüler und Schülerinnen einen besonders guten
bzw. schlechten Tag erwischt, private Umstände aller Art können das Abschneiden in der
Klassenarbeit negativ beeinflusst haben. Außerdem könnten einige Schüler und
Schülerinnen durch einen besonders hohen Lernaufwand eine besonders gute, für sie eher
untypische, Leistung erzielt haben. Allerdings könnte aber auch das Gegenteil der Fall
gewesen sein Schüler und Schülerinnen haben sich wenig vorbereitet und eine schlechte
Note bekommen, obwohl sie eher leistungsstark sind. Vorhergehende Belastungen in
Schulstunden können sich ebenfalls negativ auf die Leistungen ausgewirkt haben. Ebenfalls
nahmen nicht alle Schüler und Schülerinnen durchgehend an allen Englischstunden teil und
waren somit nicht den Methoden ausgesetzt.
Somit erklären die angewandten Methoden nicht zweifelsfrei den Unterschied in den
Leistungen dieser beiden Klassen. Die beiden Klassen unterschieden sich ebenfalls in
mehreren Punkten, die eine Vergleichbarkeit dieser beiden Stichproben erschwert. Während
in der Klasse 7g alle Schüler Englisch als zweite Fremdsprache lernten, gab es in der Klasse
7h zwei Native Speaker, die allerdings überraschend in der Leistungsüberprüfung nicht im
oberen Leistungsbereich abschnitten. Vor der Leistungsüberprüfung wäre die Vermutung
eher gewesen, dass diese beiden Schüler bzw. Schülerinnen den Notenschnitt durch
besonders gute Leistungen positiv beeinflussen, dass dies nicht der Fall ist zeigt auch, dass
Noten nicht unbedingt die Kompetenzen von Schülern und Schülerinnen wiederspiegeln
müssen und somit als Instrument der Vergleichbarkeit fragwürdig erscheinen.
Dennoch lässt sich ein Unterschied in Verbindung mit dem sehr positiven Feedback zu den
Methoden in der Klasse 7g feststellen und gibt einen Hinweis, dass die theoretischen
Postulate zutreffend sein könnten. Ausgehend von einer höheren kognitiven Aktivierung
durch die Methoden des Bewegten Lernens, kann dieser Einfluss zu einer besseren und
vertiefenden Auseinandersetzung mit den jeweiligen Aufgaben im Unterricht geführt haben
und somit zu einem besseren Ergebnis in der Leistungsüberprüfung geführt haben. Das eher
9
aktive eigenständige Lernen, welches einen Großteil der Unterrichtsstunden vorherrschte
kann ebenfalls den beschriebenen positiven Effekt ausgeübt haben. In Gesprächen nach
dem Unterricht mit verschiedenen Schülern und Schülerinnen bestätigte sich mein Eindruck,
dass über die verschiedenen Methoden, die das Sitzen vermeiden, überschüssige Energie
und damit verbundener Unruhe vorgebeugt wurde. Die Schüler hatten in vielen dieser
Methoden, wie z.B. dem Laufdiktat im Schulhaus, sich auch immer wieder kleinere Pausen
zu nehmen. In den nachfolgenden Arbeitsphasen konnte eine sehr ruhige produktive
Arbeitsweise beobachtet werden. Im Vergleich dazu konnte in der Klasse 7h eine höhere
allgemeine Unruhe beobachtet werden.
Allerdings gab es auch hier einen besonderen Anreiz für die Schüler und Schülerinnen, da
der Klassenraum über ein Whiteboard verfügte gab es im Hinblick auf Medienvielfalt
besondere Anreize für die Klasse im Englischunterricht. Allerdings zeigte sich auch in diesen
Stunden, dass die Schüler und Schülerinnen einen hohen Bewegungsdrang hatten und jede
Gelegenheit nutzten, um aufzustehen. Diese allgemeine Unruhe war stets zu beobachten
und wurde als grundsätzliches Problem von beiden Klassenlehrern benannt. Die motorische
Unruhe in der Klasse 7g hingegen wurde spürbar reduziert, so dass die Lehrkraft selbst
zugeben musste, dass die Schüler und Schülerinnen in den meisten Stunden dieser
Sequenz auffallend ruhig waren und gut mitgemacht haben. Diese Beobachtungen deuten
ebenfalls auf die Wirkung der Methoden des Bewegten Lernens hin. Allerdings sind dies
auch nur Beobachtungen und Eindrücke die in der Reflektion dieser Stunden mit der
jeweiligen Lehrkraft zwar vermerkt wurden, jedoch empirisch nicht eindeutig verwertbar sind.
Um dieses Ergebnis eindeutig den verwendeten Methoden zuordnen zu können müssten
eher Laborbedingungen herrschen. Das bedeutet beide Stichproben müssten zuvor auf ihre
Vergleichbarkeit untersucht werden und der Einfluss von den zuvor beschriebenen
Störfaktoren müsste minimiert, bzw. ausgeschlossen werden. Mit zuvor untersuchten
Stichproben und unter Laborbedingungen, könnte man den Effekt dieser Methoden
zielgerichteter bestimmen.
5 Fazit
Ob der signifikante Unterschied im Notenmittelwert der beiden Klassen tatsächlich auf die
Methoden des Bewegten Lernens zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig beweisen.
Allerdings gibt es Hinweise auf dem Level der Beobachtungen und der Rückmeldungen der
Schüler und Schülerinnen, dass einen positiven Effekt dieser Methoden nahe legt. Jeder
Lehrer sollte, um sein Repertoire zu erweitern, diese und weitere Methoden des Bewegten
Lernens testen und sie in einen abwechslungsreichen spannenden Unterricht einbinden.
10
6 Literaturverzeichnis
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11
1. Sequenzplan Klasse 7h
U
E
Stoffeinheit Thema der
Stunde
Allg. Eingesetzte Methoden
1
Growing up in
Canada
Introduction
Canada
Individualarbeit an den PC-Arbeitsplätzen,
Three-step-interview
2 Teenager and
Adults
Listening exercise, Cooperative cooperation
3 A fishing trip IWB-Games, Partner-Arbeitsblätter
4 Party presents Worksheets, Writing exercise
5 Party time I Gruppenvorträge
6 Party time II Writing task, Vorbereitung der
Präsentationen
7 Party
presentation
Präsentationen vor der Klasse
A