auslegung von feinrechen auf kommunalen kläranlagen
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Auslegung von Feinrechen auf kommunalen KläranlagenZusammenfassungDas im Rohabwasser des Kläranlagenzulaufs enthaltene Rechengut verursacht bei unzureichender
Entfernung durch die mechanische Reinigungsstufe eine Vielzahl von Problemen im weiteren
Reinigungsprozess. Als Beispiele seien hier Verzopfungen an Kabeln, Pumpenblockaden u.ä. genannt.
Der Einsatz von Feinrechen auf Kläranlagen ist daher ein fester Bestandteil der Abwasserreinigung,
wobei die derzeit bestehenden Vorgaben zur Auslegung dieser Aggregate in den DIN-Normen zum Teil
nicht zutreffend und gegenüber den DWA-Empfehlungen und dem Stand der Forschung widersprüchlich
oder unvollständig sind. Auf Basis erhobener Daten von bisher 174 Kläranlagen unterschiedlicher
Ausbaugrößen und verschiedener Feinrechentypen in Deutschland, Luxemburg, Österreich, der
Schweiz und Italien wurden daher die maßgebenden Vorgaben der Feinrechenauslegung verglichen und
auf Richtigkeit überprüft.
Schlagworte: Feinrechen, Auslegung, Betriebsergebnisse, Rechengutanfall,
Mindestfließgeschwindigkeit, Belegung, Stauverlust, Störungs- und Wartungszeiten
1 Grundlagen der Auslegung von FeinrechenDie Auslegung von Feinrechen erfolgt nach dem Grundsatz, die Passage einer definierten
Rohabwassermenge mit den enthaltenen Grobstoffen durch ein Stab- oder Lochgitter sicherzustellen.
Hierbei werden mittels Größenausschlussverfahren die Grobstoffe entsprechend der Trenngrenze des
eingesetzten Feinrechens zurückgehalten (mechanisches Stofftrennverfahren [1] bei der Fest-
Flüssigtrennung). Dabei darf weder das das Rechengerinne überstaut noch die Notumgehung an
Anspruch genommen werden. Mag dies noch einfach sein, so stellen die Zusammensetzung des
Rohabwassers oder stoßweises Auftreten von Grobstoffen ein ernstzunehmendes Problem dar, wie die
nachfolgende Abbildung zeigt.
Abb. 1: Folgen des stoßweisen Rechengutanfalls
Nicht nur die Rechenanlage selbst, sondern auch alle Peripherieaggregate (z.B. Förderer,
Rechengutpressen etc.) müssen diese Stoßbelastungen sicher bewältigen können. Es ist auch hier nicht
möglich, alle Eventualitäten zu berücksichtigen oder einen 100 %-ig störungsfreien Betrieb zu
1
gewährleisten. Im Einzelnen sind für die Auslegung der Feinrechen folgende wesentliche
Randbedingungen von Bedeutung:
Abwassermenge je Rechen und Varianz im TagesgangDie genaue Kenntnis der Abwassermengenvarianz ist für die Ermittlung der Fließgeschwindigkeit bei
verschiedenen Betriebszuständen wichtig.
RechengutmengeDie Rechengutmenge beeinflusst neben der Auslegung der peripheren Aggregate auch Belegung und
Stauverlust.
GerinnegestaltungDie Gestaltung des Gerinnes, d.h. dessen Geometrie, Gefälle und Querschnitt, haben erheblichen
Einfluss auf die Fließgeschwindigkeit bei unterschiedlichen Wassermengen.
Art des FeinrechensDie frühzeitig zu treffende Entscheidung für ein bestimmtes Funktionsprinzip des Feinrechens hat auch
wegen der Räumgeschwindigkeit des Aggregates eminenten Einfluss auf den Stauverlust.
Spalt- bzw. LochweiteDie Spalt- oder Lochweite des Feinrechens hat Einfluss auf die zu erwartende Rechengutmenge und
den Stauverlust des Rechens.
Fließgeschwindigkeit im RechengerinneDie Fließgeschwindigkeit im Gerinne hat, wie die weiteren Ausführungen zeigen werden, maßgeblichen
Einfluss auf die Störungshäufigkeit und auch auf die Rechengutelimination.
Stauverlust mit Berücksichtigung der Belegung und evtl. Rückstau im RechenablaufDer Stauverlust unter Einbeziehung der Belegung ist, da die Rechensteuerung in aller Regel über eine
einstellbare Wasserspiegeldifferenzmessung erfolgt, vor allem für die Festlegung der Höhenpunkte und
die Höhenlage von Umgehungsschwellen von Bedeutung.
Wirksame Rechenfläche mit Berücksichtigung der Belegung und evtl. Rückstau im RechenablaufDie wirksame Rechenfläche stellt die Rechenrostfläche dar, die effektiv für die Rechengutelimination zur
Verfügung steht. Es versteht sich von selbst, dass auch hier Belegung und eventuelle hydraulische
Besonderheiten mit einbezogen werden müssen.
Weiterhin sind die jeweiligen Randbedingungen des Einzugsgebietes zu beachten (z.B. Trenn- oder
Mischsystem, direkt vorgeschaltete Stauräume, Wald- oder Parkflächen etc.).
2 Überprüfung der Vorgaben zur RechenauslegungDie maßgebenden Vorgaben zur Auslegung vor Rechenanlagen finden sich in den einschlägigen DIN-
Normen, den DWA-Arbeitsblättern (z.B. A 122) und Fachgruppenberichten (2.11, 3.11.2) sowie den
Erkenntnissen aus Forschung und Lehre. Hierbei fallen zum Teil deutliche Widersprüche in den
Vorgaben auf, wie z.B. bei:
Mindestfließgeschwindigkeit
Ansatz für die Belegung
Stauverlustberechnung
2
Berechnung der wirksamen Rechenfläche
Nachfolgend werden daher einige Vorgaben zur Rechendimensionierung vertieft betrachtet.
2.1 RechengutanfallDie Untersuchungen von SEYFRIED et.al [2] aus dem Jahr 1985, auf die letztendlich alle Angaben zum
Rechengutanfall zurückgehen, wurden auf einigen Kläranlagen mit unterschiedlichen Rechen
wechselnder Lochweiten durchgeführt. Weiterhin wurden bei dieser Untersuchung Minimum und
Maximum des Rechengutanfalls pauschal mit -50% und +100% des ermittelten Wertes angenommen,
was in Ermangelung einer ausreichenden Datenbasis im ersten Schritt nachvollziehbar ist. In anderen
Quellen, z.B. GUJER [3] werden für 3 mm-Lochsiebe Werte von rund 7 Rechengut gepresst
genannt. Natürlich können diese Werte nicht für alle Kläranlagen gelten, weshalb eine Überprüfung
erforderlich wurde.
Abb. 2: Vergleich Literaturwerte [2] und Werte der Datenerhebung von Durchlassweite und
Rechengutanfall von bisher 174 Kläranlagen
Die in Abb. 2 rechts dargestellten Praxis-Rechengutmengen umfassen jeweils das in der
Datenauswertung von bisher 174 Kläranlagen ermittelte Minimum und Maximum sowie den Mittelwert.
Links sind zum Vergleich die Ergebnisse aus der Untersuchung von SEYFRIED et.al [2] dargestellt. Es
zeigt sich, dass der Rechengutanfall neben der Spaltweite sehr stark von der Spaltgeometrie abhängig
ist und in Minimum und Maximum über die Annahmen von SEYFRIED hinaus geht. Auf Basis der Daten
kann ferner abgeleitet werden, dass gem. Abb. 3 – abgesehen von einem Ausreißer - ab einer
Ausbaugröße von rund 15.000 EW Rechengutmengen von 6 gepresst nicht mehr überschritten
werden.
3
Abb. 3: Rechengutmenge in Abhängigkeit von der Ausbaugröße von bisher 174 Kläranlagen
Dies stellt jedoch nur den mittleren jährlichen Anfall des einwohnerspezifischen Rechengutes dar, die oft
sehr erheblichen Stoßbelastungen können hieraus nicht abgeleitet werden. Als Beispiel sei hier auf eine
Anlage mit einer Ausbaugröße von 10.000 EW verwiesen, bei der in 8 Stunden rund 7 m³ gepresstes
Rechengut anfielen. Dies entspricht 0,7 . Bei einem Jahresanfall an gepresstem Rechengut von
rund 4 fielen also in nur 8 Stunden 17,5% der Jahreseinwohnermenge an Rechengut an.
Weiterhin konnte durch die Auswertung der Daten der Jahre 2004 – 2010 im Mischsystem ein
Jahresgang des Rechengutanfalls nachgewiesen werden. So kann der Rechengutanfall im Spätwinter
und im Spätsommer z.B. durch einen Anstieg von Entlastungsraten an Entlastungsbauwerken bei
Tauwetter bzw. im einsetzenden Herbst im Mittel sinken. Im frühen Sommer ist der höchste
Rechengutanfall zu verzeichnen.
2.2 Fließgeschwindigkeit bei FeinrechenDie Vorgaben zur einzuhaltenden Mindestfließgeschwindigkeit variieren je nach Quelle erheblich, wie die
nachfolgende Gegenüberstellung zeigt:
DIN-Normen, z.B. DIN EN 12255-3 [4]: mind. 0,3 m/s im Zulaufgerinne, max. 1,2 m/s zwischen den Rechenstäben
DWA-Regelwerke und Arbeitsberichte, z.B. ATV- Handbuch, Bd. III [5] bzw. DWA-A 110 [6]:
mind. 0,5 – 0,8 m/s bei Trockenwetter, max. 1,2 m/s, Mischwasserabstrom max. 1,5 – 2,0 m/s
Forschung und Lehre, z.B. LÜTZNER [7] oder IMHOFF [8]:
bei Trockenwetterzufluss im Gerinne mind. 0,6 m/s, zwischen den Rechenstäben max. 1,0 m/s
Es ist deshalb zu klären, wie hoch die Mindestgeschwindigkeit nun tatsächlich sein muss, um die besten
Betriebsergebnisse zu erzielen. Die Auswertung der verfügbaren Daten deutet darauf hin, dass bei einer
Fließgeschwindigkeit im Bereich von 0,2 bis 0,8 m/s die besten Eliminationsergebnisse erzielt werden.
Eine gute Eliminationsleistung ist bis zu einer Fließgeschwindigkeit von rund 1,5 m/s zu beobachten.
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Abb. 4: Rechengutelimination in Abhängigkeit von der Fließgeschwindigkeit von bisher 174 Kläranlagen
Ebenso kann man in Abb. 5 erkennen, dass im Geschwindigkeitsbereich von 0,45 bis 0,6 m/s die
Störungshäufigkeit deutlich geringer ist, während bei niedrigeren oder höheren Fließgeschwindigkeiten
die Störungshäufigkeit deutlich steigt. Einige Störungsspitzen einzelner Rechenanlagen wurden aus dem
Datenpool eliminiert.
Abb. 5: Störungszeiten als Funktion der Fließgeschwindigkeit von bisher 174 Kläranlagen
Wie sehr das Betriebsergebnis der Feinrechen bereits durch die Auswahl des Rechentyps bestimmt
wird, zeigt Abb. 6. Die Personalkosten haben einen erheblichen Anteil an den Gesamtbetriebskosten
einer Feinrechenanlage. Am Beispiel der Filterstufenrechen wird aber auch aufgezeigt, wie das
Einhalten einer Fließgeschwindigkeit im Zustrom von 0,4 – 0,6 m/s den Personalaufwand einer
Feinrechenanlage positiv beeinflusst.
Abb. 6: Eingesetzte Feinrechentypen und Personalbindung
Auffällig ist hier das signifikante Absinken der Störungszeiten der Filterstufenrechen bei Einhaltung eines
Geschwindigkeitsbereiches von 0,4 – 0,6 m/s. Eine mögliche Erklärung ergibt sich durch den Vergleich
5
mit der Häufigkeit von Sand- und Steinablagerungen im Rechengerinne. Nach Abb. 7 treten bei einer zu
geringen Fließgeschwindigkeit verstärkt Ablagerungen auf, die bei hydraulischen Maximalbelastungen
massiv in den Rechen eingetragen werden und hier zu Störungen führen, Bei zu hohen
Fließgeschwindigkeiten kann sich kein flächiger Filterteppich ausbilden, Steine gelangen so direkt in den
Rechen.
Abb. 7: Häufigkeit von Sand- und Steinablagerungen im Gerinne als Funktion der Fließgeschwindigkeit
In Würdigung all dieser Fakten bleibt festzuhalten, dass die Mindestfließgeschwindigkeit im Zulauf zum
Rechenrost einen Wert von 0,5 m/s nicht unterschreiten sollte. Die in den DIN-Normen, z.B. DIN EN
12255-3 [4], genannte Mindestfließgeschwindigkeit von 0,3 m/s ist weder durch die
Rechengutelimination noch durch die Störungsvermeidung begründbar.
2.3 Ansatz zur Berücksichtigung der Belegung von FeinrechenAuch für die Belegung des Rechens, also das Maß der Verringerung der hydraulischen Durchgängigkeit
des Rechenrostes durch die Ablagerung von Rechengut gilt, dass sich die Auslegungsvorgaben
unterscheiden bzw. die wirksame Belegung nur schwer zu ermitteln ist.
DIN-Normen [9]: 0,2 – 0,6 für Feinrechen bei Zykluszeit 15 s
DWA-Regelwerke und Arbeitsberichte, z.B. DWA-A 112 [10]: Festlegung nach ErfordernisForschung und Lehre: Festlegung nach Datenauswertung
Die Datenerhebung ergibt für die Rechenbelegung eine enorme Spannweite von 20 % bis 80 %, siehe
Abb. 8, die mittlere Belegung beträgt etwa 52 %. Belegungen von deutlich über 60 % deuten auf
möglicherweise zu gering dimensionierte Rechenanlagen hin.
Abb. 8: Ausbaugröße und Belegung des Rechenrostes
6
Wichtig beim Ansatz der Belegung ist auch die Räumgeschwindigkeit des eingesetzten Rechens (DIN
19569-2 [9]). Die Spanne von 0,2 – 0,6 bei 15 s Räumzyklus ist aber für Mischsysteme zu groß und
widerspricht einem effizienten Kläranlagenbetrieb. Erfolgt die Rechenräumung bei zu geringen
Belegungen, wird Antriebsenergie unnötig aufgewendet und die gewollte Ausbildung eines Filterteppichs
verhindert. Durch die steigende Anzahl von Rechen in Entlastungsbauwerken und den Klimawandel
verstärkte Stoßbelastungen nach längeren Trockenperioden [11] im Mischsystem ist auch eine
Steigerung des Rechengutanfalls auf der Kläranlage zu erwarten. Daher sollte zukünftig bei
Mischsystemen der Ansatz einer mittleren Belegung von 50 % mit hydraulischer Reserve gewählt
werden.
2.4 Stauverlust bei FeinrechenDer Stauverlust spiegelt den hydraulischen Verlust am Rechen wieder und wird neben der
Rechengeometrie u.a. auch von der Rechenbelegung beeinflusst.
DIN-Normen: keine Aussage zum StauverlustDWA-Regelwerke und Arbeitsberichte, z.B. ATV Handbuch, Bd. III [5]: Stauverlust nach Kirschmer [12]Forschung und Lehre, z.B. LÜTZNER [7] oder IMHOFF [8]: Stauverlust nach Kirschmer [12]
7
Stauverlust nach Kirschmer: (1)
β – Formbeiwert Rechenstab
b – Stabweite
s – größte Stabdicke
v – Fließgeschwindigkeit
α – Neigungswinkel des
Rechenrostes
8
Die Berechnung des Stauverlustes ist vor allem für den Nachweis der ausreichenden
Gerinnedimensionierung von Bedeutung. Dazu ist die obenstehende Formel nach Kirschmer
jedoch nicht geeignet, da sie weder die Belegung des Rechens noch die hydraulischen
Verhältnisse im Rechenabstrom berücksichtigt. In einem in Betrieb befindlichen
Rechengerinne (Abb. 9) stellt zum Einen der belegte Rechenrost ein Strömungshindernis
dar, zum Anderen kann z.B. ein Wehr nach dem Rechen (lokaler Rückstau) dessen
hydraulische Kapazität weiter verringern.
Abb. 9: Rechengerinne mit Belegung und Rückstau [Fa.Bilfinger, ergänzt durch Verfasser]
Zur Berücksichtigung der Belegung bei der Stauverlustberechnung wurde die Formel nach
Kirschmer mit verschiedenen Rechenansätzen wie z.B. oder
[Hersteller] ergänzt, die aber verglichen mit den erhobenen
Daten als allgemein gültiger Ansatz ungeeignet erscheinen, da auch die
Fließgeschwindigkeit zu berücksichtigen ist. In Abb. 10 werden Ergebnisse der
Stauverlustberechnungen für einen Stabrechen mit unterschiedlichen Ansätzen zur
Belegung von 50% (Fließgeschwindigkeit 1,5 m/s im freien Gerinne) mit den vergleichbaren
Daten aus der Erhebung für verschiedene Aufstellwinkel gegenübergestellt.
Abb. 10: Vergleich verschiedener Terme zur Berücksichtigung des Belegungseinflusses
Aus dem Vergleich mit den erhobenen Daten ergibt sich für die genannten
Randbedingungen eine gute Übereinstimmung mit:
(2)
fB – Belegungsfaktor
Wie bereits erwähnt ist aber auch der Term nicht allgemein gültig. Zur
Berücksichtigung eines lokal begrenzten Rückstaus nach der Feinrechenanlage gem. Abb. 9
wurde seitens verschiedener Hersteller ein pauschaler Aufschlag von 10 – 15 cm beim
Stauverlust berücksichtigt. Um dies nachzuvollziehen, könnte die Stauverlustberechnung
z.B. mit dem bisher nicht verifizierten Term ergänzt werden.
Die Stauverlustberechnung nach KIRSCHMER gilt jedoch nur für Stabrechen. Lochrechen
erfordern einen anderen Berechnungsgang, der aber auf den empirischen Erkenntnissen der
Rechenhersteller beruht. Bei der Datenauswertung wurde die Hydraulik der entsprechenden
Rechen näherungsweise mit guter Übereinstimmung über die Berechnung des Ausflusses
aus einer seitlichen Blende nach BOLLRICH/PREIßLER [13] nachvollzogen:
(3)
QA – Blendenausfluss
µA – Formbeiwert
r – Blendenradius
hS – Sohlgefälle
Es ist klar, dass jede Belegung des Rechenrostes sich zwangsläufig auf die hydraulische
Leistungsfähigkeit der Sieblöcher (Blenden) des Feinrechens auswirkt. Auf der Basis der
ausgewerteten Daten lässt sich der Einfluss der Belegung auf die hydraulische Durchlässigkeit der
Sieblöcher wie folgt berücksichtigen:
(4)
Aus der Berechnung der belegungsbedingt geringeren hydraulischen Leistungsfähigkeit einer Blende
kann die erforderliche Gesamtzahl der Blenden abgeschätzt werden. Über Geometrie und
Aufstellwinkel des geplanten durchströmten Siebgitters ist der Überschlag des Stauverlustes mit der in
einer Linie vorhandenen Sieblöcher und der Gerinnebreite möglich. Zusätzlich kann noch der Freibord
aufgeschlagen und ein lokaler Rückstau über die Höhe des durchströmten Siebgitters berücksichtigt
werden.
2.5 Wirksame RechenflächeBei der Berechnung der wirksamen Rechenfläche stellt sich zunächst die Frage, welche Fläche im
Rechengerinne hier maßgebend ist. So wird z.B. in DIN 19569-2 [9] die abstromseitige, senkrechte
durchflossene Gerinnefläche angesetzt.
DIN-Normen [9]: Berechnung der wirksamen Rechenfläche mit:
(3)
DWA-Regelwerke und Arbeitsberichte [5]: Wirksame Rechenfläche wie in DINForschung und Lehre [8]: Erweiterung der Gerinnefläche um die Stabfläche des
Rechens und unter Berücksichtigung der BelegungA – Rechenfläche entsprechend der abstromseitigen Wassertiefe
Betrachtet man den Prozess der Rechengutelimination genauer, so wird deutlich, dass die Ablagerung
des Rechengutes im Zustrom zum Rechenrost erfolgt. Daher ist festzuhalten:
1. Die Gerinnefläche A darf zulaufseitig erst ab der Höhe berechnet werden, ab der der
Rechenrost abgereinigt wird, d.h. ohne nicht geräumte Sohlbereiche.
2. Die wirksame Rechenfläche ist die frei durchströmbare Fläche, also muss auch ein
Abstromhindernis wie ein lokaler Rückstau rechnerisch berücksichtigt werden.
3. Zwar erfolgt die Anströmung des Rechenrostes senkrecht zum Gerinnequerschnitt, der
Rechenrost wird jedoch entsprechend seiner Neigung mit Rechengut belegt. Daher ist der
Aufstellwinkel hier rechnerisch zu berücksichtigen.
Die Überprüfung der Berechnung der wirksamen Rechenfläche wird somit Gegenstand weiterer
Untersuchungen sein müssen.
2.6 Einfluss von vorgelagerten Stauräumen auf die Funktion der Rechen
Im Mischsystem sind der Kläranlage direkt vorgelagerte Stauräume ein weiterer Einflussfaktor. Sie
vergleichmäßigen die bei Schmutzstößen zeitgleich am Feinrechen anfallende
Gesamtrechengutmenge, teilen aber die Anlagenbelastung in zwei Spülstöße:
1. beim Einsetzen des Regenereignisses (Spülstoß aus dem Kanalnetz)
2. gegen Ende der Stauraumentleerung (Mobilisierung abgesetzter Feststoffe).
Dementsprechend ergibt die Gegenüberstellung der Störungsminima, -mittelwerte und -maxima im
Mittel auch doppelt so hohe Störungszeiten bei Feinrechen mit vorgeschalteten Stauräumen:
Abb. 11: Vergleich der Störungen mit und ohne vorgelagerte Stauräume von bisher 174 Kläranlagen
2.7 Auswirkung des Grobrecheneinsatzes auf die FeinrechenGrundsätzlich muss jede Entlastung der Feinrechen einen positiven Einfluss auf deren
Betriebssicherheit haben. Dies wird durch den Vergleich von Kläranlagen mit und ohne Grobrechen
bestätigt.
Abb. 12: Feinrechen-Personalbindung als Funktion der Grobrechenspaltweite
Bei einer differenzierteren Betrachtung der Personalbindung nach der Grobrechenspaltweite in Abb. 12
zeigt sich jedoch, dass ein wirklich positiver Einfluss auf die Betriebssicherheit von Feinrechen erst bei
Grobrechenspaltweiten ≤40 mm verzeichnet werden kann.
2.8 Einfluss des Sohlsprungs auf die RechenfunktionDie Auswirkungen des Sohlsprunges werden bei der Planung von Feinrechenanlagen oft nur
unzureichend berücksichtigt. Dabei wirkt sich ein Sohlsprung bei richtiger Anordnung positiv auf die
Rechenfunktion aus, wie Abb. 13 zeigt:
Abb. 13: Personalbindung in Abhängigkeit von der Position des Sohlsprungs
Nach Abb. 13 hat jede Anordnung eines Sohlsprunges - ob vor, am Fußpunkt oder nach dem Rechen -
einen positiven Einfluss auf die Rechenfunktion. Die Anordnung hinter dem Feinrechen bietet die
größten Vorteile. In Abb. 14 ist die Personalbindung an den Feinrechen als Funktion der Position des
Sohlsprungs und der Geschwindigkeitsbereiche dargestellt.
Abb. 14: Personalbindung in Abhängigkeit von Sohlsprungposition und Fließgeschwindigkeit
Auch hier ergibt sich ein Vorteil der Position des Sohlsprungs nach dem Feinrechen und der positive
Einfluss des Fließgeschwindigkeitsbereiches von 0,4 - 0,6 m/s.
3 ZusammenfassungNach den Ergebnissen der Datenerhebung von bisher 174 Kläranlagen können folgende Rückschlüsse
gezogen werden:
1. Die Vorgaben zur Feinrechenauslegung bedürfen einer Überarbeitung und Vereinheitlichung.
2. Insbesondere die in den DIN-Normen genannte Mindestgeschwindigkeit (mind. 0,3 m/s im
Zulaufgerinne) ist unzureichend und beinhaltet Potential für erhebliche betriebliche Probleme.
3. Die Belegungsgrade von Feinrechen im Mischsystem sind enger zu fassen. Zudem muss die
Belegung und die wirksame Rechenfläche berücksichtigt werden.
4. Auch ein lokal begrenzter Rückstau hat einen Einfluss auf Stauverlust und wirksame
Rechenfläche und muss ebenfalls in die Rechenauslegung einfließen.
5. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen bestätigen die bisher gültigen Vorgaben zum
mittleren Rechengutanfall.
6. Der Vergleich der Störungs- und Wartungszeiten offenbart erhebliche Unterschiede zwischen
den untersuchten Rechentypen. Dies ist jedoch nicht nur in Defiziten bestimmter Rechentypen
begründet, vielmehr muss hier die Gesamtsituation aus Planung der Rechenanlage, den
Randbedingungen des Einzugsgebiets, Grobrechen, Gerinnegestaltung und eingesetztem
Aggregat betrachtet werden.
4 AusblickNeben den hier dargelegten Abhängigkeiten gibt es viele weitere Randbedingungen, die für die
Auslegung von Feinrechenanlagen maßgebend sind. Diese Ergebnisse werden Gegenstand weiterer
Untersuchungen sein. Ebenso vielfältig sind auch die Möglichkeiten, auf die Betriebsergebnisse von
Feinrechenanlagen Einfluss zu nehmen. Ziel muss es daher sein, auf der Basis der vorliegenden Daten
eine allgemeinverbindliche Vorgabe zur Feinrechenauslegung abzuleiten.
Literatur[1] Karl Schwister: Taschenbuch der Verfahrenstechnik, 4. Aufl., Fachbuchverlag Leipzig, 2010
[2] C.F. Seyfried, M. Lohse, H. Schüßler, G. Bebendorf:
Vergleich der Reinigungsleistungen von Rechen, Sieben und Siebrechen sowie deren Einfluss
auf die weiteren Reinigungsstufen, Veröffentlichungen d. Inst. für Siedlungswasserwirtschaft und
Abfalltechnik an der Universität Hannover, Heft 58
[3] Willi Gujer: Siedlungswasserwirtschaft, 3. bearbeitete Auflage, Springer Verlag, 2007
[4] DIN EN 12255-3 vom September 2000 + AC 2000 vom Dezember 2000, Beuth Verlag GmbH,
Berlin – Wien – Zürich, Herausgeber: DIN Deutsches Institut für Normung e.V.
[5] ATV-Handbuch, Bd. III, 3. überarb. Auflage, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn Berlin, 1983
[6] DWA-A 110, Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von Abwasserleitungen und
–kanälen, August 2006
[7] Klaus Lützner: Lehrbriefe für das Hochschulstudium, 2. Lehrbrief Einführung in die
Abwasserbehandlung, Mechanische Abwasserreinigung, Min. f. Bildung d. DDR
[8] Imhoff, Imhoff, Jardin, Taschenbuch der Stadtentwässerung, 31. Auflage, Oldenbourg
Industrieverlag München, 2009
[9] DIN 19569-2 vom Dezember 2002, Beuth Verlag GmbH, Berlin – Wien – Zürich, Herausgeber:
Normenausschuss Wasserwesen (NAW) im DIN Deutsches Institut für Normung e.V.
[10] DWA-A 112, Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von Sonderbauwerken und –
kanälen, August 2007
[11] Prof. Dr.-Ing. Theo G. Schmitt: „Risikomanagement statt Sicherheitsversprechen.
Paradigmenwechsel auch im kommunalen Überflutungsschutz.“, Korrespondenz Abwasser, 58.
Jahrgang, Ausgabe1/2011
[12] Dr.-Ing. Otto Kirschmer: „Untersuchungen über den Gefällsverlust an Rechen“, Mitteilungen des
Hydr. Inst. der Techn. Hochschule München, Heft 1, S. 21 – 41, 1926
[13] Gerhard Bollrich, Günter Preißler: Technische Hydromechanik, Teil1, 3. Auflage, Verlag für
Bauwesen GmbH, 1992
AutorenProf. Dr.-Ing. Joachim Hansen
Siedlungswasserwirtschaft und Wasserbau
Universität Luxemburg - Campus Kirchberg
6, rue R. Coudenhove-Kalergi
L – 1359 Luxemburg-Kirchberg
Prof. Dr.-Ing. Manfred Greger
Process Engineering
Universität Luxemburg - Campus Kirchberg
6, rue R. Coudenhove-Kalergi
L – 1359 Luxemburg-Kirchberg
Prof. Dr.-Ing. Klaus Kimmerle
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Institut für Physikalische Prozesstechnik
Goebenstraße 40
D-66117 Saarbrücken
Dipl.-Ing. Thomas Uckschies
Entsorgungsverband Saar
Postfach 10 01 22
D-66001 Saarbrücken