alte hütten, große steine und twitter – rückwege 2009

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Alte Hütten, große Steine und Twitter – Rückwege 2009 Das im Jahr 2007 von der Abteilung Ur- und Frühge- schichte der Universität Zürich mit verschiedenen nationalen und internationalen Partnern initiierte Forschungsprojekt „Rückwege“ wurde auch 2009 sehr erfolgreich fortgeführt. Die bis vor kurzem archäologisch noch völlig unbekannte und gerade auch deswegen für eine breit angelegte Studie aus- gewählte Silvrettagruppe erweist sich dabei immer mehr als höchst aufschlussreiche und bestens geeig- nete Mikroregion, in der aktuelle Fragestellungen zur alpinen Archäologie, insbesondere zur Proble- matik prähistorischer Alpwirtschaft, systematisch, transdisziplinär und paradigmatisch über mehrere Jahre erarbeitet und beantwortet werden sollen. 1 Mit den laufenden Untersuchungen einher geht der bewusst forcierte Nebeneffekt, die Früchte dieser wissenschaftlichen Arbeit auf verschiedene Weise und fortlaufend auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies geschah 2009 erneut durch einen zweimaligen „Tag der offenen Gra- bung“, durch Vorträge in der Silvrettaregion selbst, so etwa in Vandans und Ftan, aber auch in Chur sowie an verschiedenen Tagungen im In- und Aus- land und durch eine starke Präsenz in den Medien (s. unten). Es sei an dieser Stelle aber zunächst allen wohlwollenden Geldgebern und Institutionen sowie den vielen helfenden Händen – insbesondere den Studierenden der Universitäten Zürich und Inns- bruck – für ihre Unterstützung und den großartigen Einsatz aufrichtig gedankt. 2 Vertieft wurde im abge- laufenen Jahr auch die Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste, Studiengang Scientific Visualization 3 – drei Studierende haben darüber hin- aus ein Feldpraktikum in der Silvretta absolviert (s. Abb. 2 und 6). 4 Wieder aufgetaucht – Das „Veltliner Hüsli“ im Silvrettasee Bereits 2007 wurden im Bereich der Bieler Höhe durch umfangreiche Prospektionsarbeiten verschie- dene Fundstellen von der Frühbronzezeit bis in jüngste Epochen entdeckt und teilweise ausgegra- ben, die eine wiederholte Überquerung der umlie- genden, mitunter vergletscherten Pässe und inten- sive Nutzung der ausgedehnten und lange Zeit begehrten Hochweidegebiete aufzeigen. 5 Rasch weckte dabei auch das sog. „Veltliner Hüsli“ Inter- esse, das seit mehreren Jahrzehnten im Silvrettasee versunken, jedoch auf alten Landkarten und frühen Fotografien noch als wichtiger Zeuge des transalpi- nen Handels (ViaValtellina) dokumentiert ist. 6 Nach Hinweisen von verschiedener Seite auf eine anste- hende Sanierung der Stauseemauer durch die Vorarl- berger Illwerke und damit verbundene Pegelabsen- kungen konnte am 2. Juni 2009 im Rahmen eines Lokalaugenscheins Lage und Zustand des Denkmals erstmals erfasst werden. Bereits im Vorfeld war eine relativ präzise Lokalisierung des Gebäudes anhand der erwähnten historischen Quellen aus der Zeit vor der Errichtung des Stausees erfolgt, sodass die defini- tive Auffindung der Ruine im Gelände rasch möglich war. 7 Das Objekt liegt im südöstlichen Randbereich 12 Kulturgeschichte und -landschaft Thomas Reitmaier 1 Siehe zuletzt: T. Reitmaier, Rückwege – Archäologie im Silvret- tagebirge. In: Hebert, B. & Mandl, F., Almen im Visier, 163-172 (Haus i. E 2009). 2 Für die finanzielle und ideelle Unterstützung zu danken ist: den Gemeinden Lavin, Guarda, Ardez, Ftan, Scuol und Sent, auf österreichischer Seite der Gemeinde Galtür, weiters der Familien-Vontobel-Stiftung Zürich, dem Verein für Bündner Kul- turforschung Chur, Herrn Ludwig Hatecke/Scuol, der Vorarlber- ger Illwerke AG, der Willy Muntwyler-Stiftung Pontresina, dem Historisch-Antiquarischen Fond der Familie von Planta/Lau- sanne, der Universität Zürich sowie der ETH Zürich, dem Archäologischen Dienst Graubünden, dem BDA - Landeskon- servatorat Tirol, der Firma Kärcher Schweiz sowie dem 14C- Labor der ETH-Zürich, Herrn Frank Lechner/Zürich und der Familie Huber auf der Heidelberger Hütte. 3 Siehe: http://www.viarch.org.uk/content/research-summaries- detail.asp?ProjectID=27 sowie http://vsv.zhdk.ch/pages/pro- jekte/silvretta.php (Stand 22.2.2010). 4 Ich danke A. Schmocker, E. Schönenberger und D. Schürch für ihren Einsatz und die qualitätvolle Arbeit, ebenso R. Bellettati für die erfolgreiche Zusammenarbeit. 5 S. Reitmaier 2009, Anm. 1. Vgl. auch: G. Groß, Die geschichtli- che Bedeutung der Gebirgspässe zwischen Montafon, Paznaun und Graubünden (Silvretta- und Rätikongruppe). Unveröff. Hausarbeit an der Universität Innsbruck (1975) 55-57. 6 Walther Flaig, Das Silvretta-Buch. Volk und Gebirg über drei Ländern (München 1940) 136. Siehe auch die undatierte Auf- nahme bei N. Huhn, Der Streit um Vermunt, 1594 bis 1600. In: Galtür, Zwischen Romanen, Walsern und Tirolern (Galtür 1999) 134-149, bes. 135. 7 Ich danke den Herren Ing. H. Nenning und Ing. H. Schnetzer von der Vorarlberger Illwerke AG für den unkomplizierten Ablauf und die Begehung vor Ort. Abb. 1: Weitgehend entleerter Silvrettastausee mit dem Veltliner Hüsli am Uferrand (Bildmitte), im Hintergrund der Piz Buin und der Vermuntpass, Mai 2009 (Foto: H. Nenning).

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Alte Hütten, große Steine und Twitter –Rückwege 2009

Das im Jahr 2007 von der Abteilung Ur- und Frühge-schichte der Universität Zürich mit verschiedenennationalen und internationalen Partnern initiierteForschungsprojekt „Rückwege“ wurde auch 2009sehr erfolgreich fortgeführt. Die bis vor kurzemarchäologisch noch völlig unbekannte und geradeauch deswegen für eine breit angelegte Studie aus-gewählte Silvrettagruppe erweist sich dabei immermehr als höchst aufschlussreiche und bestens geeig-nete Mikroregion, in der aktuelle Fragestellungenzur alpinen Archäologie, insbesondere zur Proble-matik prähistorischer Alpwirtschaft, systematisch,transdisziplinär und paradigmatisch über mehrereJahre erarbeitet und beantwortet werden sollen.1 Mitden laufenden Untersuchungen einher geht derbewusst forcierte Nebeneffekt, die Früchte dieserwissenschaftlichen Arbeit auf verschiedene Weiseund fortlaufend auch einer breiteren Öffentlichkeitzugänglich zu machen. Dies geschah 2009 erneutdurch einen zweimaligen „Tag der offenen Gra-bung“, durch Vorträge in der Silvrettaregion selbst,so etwa in Vandans und Ftan, aber auch in Chursowie an verschiedenen Tagungen im In- und Aus-land und durch eine starke Präsenz in den Medien(s. unten). Es sei an dieser Stelle aber zunächst allenwohlwollenden Geldgebern und Institutionen sowieden vielen helfenden Händen – insbesondere denStudierenden der Universitäten Zürich und Inns-bruck – für ihre Unterstützung und den großartigenEinsatz aufrichtig gedankt.2 Vertieft wurde im abge-laufenen Jahr auch die Kooperation mit der ZürcherHochschule der Künste, Studiengang ScientificVisualization3 – drei Studierende haben darüber hin-aus ein Feldpraktikum in der Silvretta absolviert (s.Abb. 2 und 6).4

Wieder aufgetaucht – Das „Veltliner Hüsli“ imSilvrettasee

Bereits 2007 wurden im Bereich der Bieler Höhedurch umfangreiche Prospektionsarbeiten verschie-dene Fundstellen von der Frühbronzezeit bis injüngste Epochen entdeckt und teilweise ausgegra-ben, die eine wiederholte Überquerung der umlie-genden, mitunter vergletscherten Pässe und inten-sive Nutzung der ausgedehnten und lange Zeitbegehrten Hochweidegebiete aufzeigen.5 Raschweckte dabei auch das sog. „Veltliner Hüsli“ Inter-esse, das seit mehreren Jahrzehnten im Silvrettaseeversunken, jedoch auf alten Landkarten und frühenFotografien noch als wichtiger Zeuge des transalpi-nen Handels (ViaValtellina) dokumentiert ist.6 NachHinweisen von verschiedener Seite auf eine anste-hende Sanierung der Stauseemauer durch die Vorarl-berger Illwerke und damit verbundene Pegelabsen-

kungen konnte am 2. Juni 2009 im Rahmen einesLokalaugenscheins Lage und Zustand des Denkmalserstmals erfasst werden. Bereits im Vorfeld war einerelativ präzise Lokalisierung des Gebäudes anhandder erwähnten historischen Quellen aus der Zeit vorder Errichtung des Stausees erfolgt, sodass die defini-tive Auffindung der Ruine im Gelände rasch möglichwar.7 Das Objekt liegt im südöstlichen Randbereich

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Kulturgeschichte und -landschaft Thomas Reitmaier

1 Siehe zuletzt: T. Reitmaier, Rückwege – Archäologie im Silvret-tagebirge. In: Hebert, B. & Mandl, F., Almen im Visier, 163-172(Haus i. E 2009).

2 Für die finanzielle und ideelle Unterstützung zu danken ist:den Gemeinden Lavin, Guarda, Ardez, Ftan, Scuol und Sent,auf österreichischer Seite der Gemeinde Galtür, weiters derFamilien-Vontobel-Stiftung Zürich, dem Verein für Bündner Kul-turforschung Chur, Herrn Ludwig Hatecke/Scuol, der Vorarlber-ger Illwerke AG, der Willy Muntwyler-Stiftung Pontresina, demHistorisch-Antiquarischen Fond der Familie von Planta/Lau-sanne, der Universität Zürich sowie der ETH Zürich, demArchäologischen Dienst Graubünden, dem BDA - Landeskon-servatorat Tirol, der Firma Kärcher Schweiz sowie dem 14C-Labor der ETH-Zürich, Herrn Frank Lechner/Zürich und derFamilie Huber auf der Heidelberger Hütte.

3 Siehe: http://www.viarch.org.uk/content/research-summaries-detail.asp?ProjectID=27 sowie http://vsv.zhdk.ch/pages/pro-jekte/silvretta.php (Stand 22.2.2010).

4 Ich danke A. Schmocker, E. Schönenberger und D. Schürch fürihren Einsatz und die qualitätvolle Arbeit, ebenso R. Bellettatifür die erfolgreiche Zusammenarbeit.

5 S. Reitmaier 2009, Anm. 1. Vgl. auch: G. Groß, Die geschichtli-che Bedeutung der Gebirgspässe zwischen Montafon, Paznaunund Graubünden (Silvretta- und Rätikongruppe). Unveröff.Hausarbeit an der Universität Innsbruck (1975) 55-57.

6 Walther Flaig, Das Silvretta-Buch. Volk und Gebirg über dreiLändern (München 1940) 136. Siehe auch die undatierte Auf-nahme bei N. Huhn, Der Streit um Vermunt, 1594 bis 1600. In:Galtür, Zwischen Romanen, Walsern und Tirolern (Galtür 1999)134-149, bes. 135.

7 Ich danke den Herren Ing. H. Nenning und Ing. H. Schnetzervon der Vorarlberger Illwerke AG für den unkompliziertenAblauf und die Begehung vor Ort.

Abb. 1: Weitgehend entleerter Silvrettastausee mitdem Veltliner Hüsli am Uferrand (Bildmitte), im Hintergrund der Piz Buin und der Vermuntpass, Mai 2009 (Foto: H. Nenning).

des Sees, ca. 50-70 m nördlich der heutigen Schiffs-anlegestelle, Höhenkote ca. 2020 m (Pegelstand am2.6.09 ca. 2006 m), d.h. ca. 10 Höhenmeter unterdem heutigen Wanderweg (max. Normalpegel ca.2030 m). Von letzterem ist das Gebäude am bestensichtbar bzw. überhaupt vom umgebenden Steinma-terial und angeschwemmten Sediment als größere,strukturartige Steinkonzentration unterscheidbar.Ohne genaue Lagekenntnis wäre die Ruine folglichnur schwer auffindbar, da das aufgehende Mauer-werk oberflächlich nicht mehr erkennbar ist und alsweitgehend zerstört angesehen werden muss. Dieverstürzten und teilweise hangabwärts verrutschtenMauern aus plattigen, ausgesuchten Steinen sowiedie freien, mit organischem Sediment und ange-schwemmten Feinsand aufgefüllten Innenflächenlassen allerdings noch ungefähr die Mauerfluchtenund Ecken bzw. die Zweiräumigkeit des ca. 5 x 10 mgroßen Hauses erahnen. In der Umgebung istzudem noch der von W. Flaig beschriebene große,gebänderte Stein vorhanden, nahe dessen derGrenzstein „Steinsberger Grund und Boden“8 sowieweitere Steine mit Inschriften und Wappen vorhan-den waren/noch sind. Ingesamt ist die Ruine zwar ineinem schlechteren Zustand als erhofft, doch ver-langt gerade die beinahe Unkenntlichkeit dieseshistorischen Denkmals eine präzise und sachge-rechte Rettungs-Dokumentation, die im Frühjahr2010 bei erneutem Pegeltiefstand durchgeführt wer-den wird.

Kleine Steine unter großen Blöcken

Obwohl seit Projektstart vor zwei Jahren das ausge-steckte Arbeitsgebiet zwischen dem Garneratal imWesten und dem Fimbertal im Osten intensiv pro-spektiert und dabei eine Vielzahl verschiedenartigerBefunde über den Verlauf von mindestens 9000 Jah-ren entdeckt wurden, wurde die Strategie aus kom-biniertem Survey mit wenigen, zunächst kleinenBodeneingriffen auch 2009 beibehalten. Es zeigtsich, dass trotz fortgeschrittener und gebietsweisebereits flächendeckender Kenntnis des Untersu-chungsraums immer noch neue Fundstellen inventa-risiert werden, was zu einer deutlich besseren räum-lichen und zeitlichen Auflösung der alpinen Nut-zungsgeschichte in der Silvrettagruppe führt. Insge-samt haben 15 Studierende der Universitäten Zürichund Innsbruck an der vierwöchigen Sommerkampa-gne vom 21. Juni bis 19. Juli 2009 teilgenommen,die gleichzeitig auch als Praktikum der akademi-schen Ausbildung durchgeführt wurde. Als bewährteUnterkünfte dienten, wie in den Jahren zuvor, ange-mietete Ferienhäuser im Unterengadin, die Heidel-berger Hütte im Fimbertal sowie das Silvrettahausauf der Bieler Höhe, von wo aus jeweils mit mehre-ren Geländefahrzeugen die Einsatzgebiete für dieArbeit in Kleinteams à 3-5 Personen erreicht werdenkonnten. Bedauerlicherweise waren alle vier

Wochen von mehrheitlich schlechten, nasskaltenWitterungsverhältnissen mit regelhaften Winterein-brüchen geprägt, was der guten Stimmung undMoral im Grabungsteam jedoch doch wenig anha-ben konnte, entschädigten die spannenden archäo-logischen Entdeckungen doch für die meist wenigsommerlichen Temperaturen.

Der Schwerpunkt der Arbeiten lag während derersten beiden Wochen abermals im Val Tasna undseinen Verzweigungen Val Urschai bzw. Val d’Urez-zas, d.h. im Einzugsgebiet der bereits bekanntenprähistorischen Siedlungsstellen von Ardez undFtan. Der bereits 2007 erstmalig entdeckte und 2008durch mehrere Sondagen in Ausdehnung, Bauweiseund Datierung eingehender überprüfte eisenzeitli-che Viehpferch in der Flur Plan d’Agl (2020 m)wurde in einem weiteren Sondierschnitt untersucht.Im Vorjahr hatte sich gezeigt, dass Reste von Feuer-stellen mit zerscherbten Gefässen praktisch aus-schließlich im Umfeld größerer, in die Pferchanlageintegrierter Felsblöcke zu Tage treten, was an Lager-plätze bzw. Aktivitätszonen prähistorischer Hirtendenken ließ, die innerhalb der ca. 250 m2 messen-den Fläche ihr Kleinvieh zum Melken, über Nachtoder bei Schneeflucht einsperren konnten. Derebenfalls an einen großen, in die Westmauer ver-bauten Felsblock angelehnte Grabungsschnitt von

2009 bestätigte diese Annahme, zeigte sich hierdoch eine Art flächiges Steinpflaster – möglicher-weise Reste eines verstürzten Kleinbaus – mit weni-gen, prähistorischen Keramikfragmenten. Die Aus-grabungen an diesem schweizweit bislang singulä-

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Thomas Reitmaier Kulturgeschichte und -landschaft

8 Jetzt ausgestellt im Alpinarium Galtür. Zur Situation und denübrigen Steinen vgl. Montafoner Heimatbuch (Bregenz 1974)591. Eine rasche Absuche hat keine gravierten Steine zu Tagegefördert, lediglich in einer kleinen Sondage im südlichenRaum konnten zwei glasierte Keramikfragmente gefunden wer-den.

Abb. 2: Eisenzeitlicher Viehpferch im Val Tasna, FlurPlan d’Agl. Lebensbild (Illustration: D. Schürch,ZHdK).

ren alpwirtschaftlichen Befund sollen 2010 abge-schlossen werden.

Parallel zu diesen Untersuchungen wurden für zweiWochen das Val d’Urezzas sowie die linke Talseitedes Val Urschai durch Surveys erfasst, erstmalig aberauch im Bereich „Plan da Mattun“ im hinteren ValUrschai auf knapp 2300 m Höhe gearbeitet. Diesesweitläufige, strategisch bestens gelegene und durcheinen Bach zweigeteilte Areal unterhalb des nahenFutschölpasses (ca. 2800 m) mit dem Übergang insJamtal sowie einem weiteren, etwas schwierigergangbaren Wechsel ins Fimba erwies sich dabei wiebereits vermutet als äußerst ergiebig und fundreich.9

Innerhalb eines wohl spätglazial auf einem Glet-scher abgelagerten Bergsturzes bzw. einer zungen-förmigen Moräne – die genauen geologischen, litho-logischen und geomorphologischen Verhältnissesind noch abzuklären10 – liegt eine Vielzahl vonmitunter hausgroßen Felsblöcken, die offensichtlichwiederholt und über viele Jahrtausende bis in jüng-ste Zeit vom Menschen aufgesucht wurden. Es galtzu Beginn, sich einen Überblick zu verschaffen undein standardisiertes Inventar aller anthropogengenutzten Lagerplätze und des Wegenetzes zu

erstellen11, um in einem zweiten Schritt an drei vielversprechenden Stellen kleine Sondierungen vorzu-nehmen. Letztere verdeutlichten dann die enormeBedeutung dieser neuen Fundstelle(n) auf beein-druckende Weise, da alle drei kleinflächigen Gra-bungen prähistorisches Fundmaterial lieferten.Besonders bemerkenswert ist dabei die derzeit min-destens 80 cm mächtige stratigraphische Abfolgeunter dem Felsdach „L1“ mit mehreren übereinan-der liegenden Feuerstellen, einer Unmenge an kalzi-nierten (Tier-?)knochen, Silexgeräten und -abschlä-gen unterschiedlicher Varietäten, prähistorischenKeramikfragmenten und einem Pfriem aus Kupferoder Bronze, wie er in ähnlicher Form auch vonArdez-Suotchastè überliefert ist.12 Ebenso spektaku-lär erscheint die halbhöhlenartige Situation unterdem Felsdach „L2“, wo bereits oberflächlich Dut-zende Silexobjekte (neben einem neuzeitlichenFlintstein und einer modernen Fleischdose) aufge-sammelt werden konnten. Die hier vor einem wohlin originaler (prähistorischer?) Lage befindlichenSitzstein angelegte Sondage zeigte eine gut erhal-tene, in den Boden eingetiefte Feuerstelle mit meh-reren, zeitlich bislang nicht eindeutig zuweisbarenSteingeräten ebenfalls unterschiedlicher Provenienzsowie kalzinierten Tierknochen und einem unver-brannt erhaltenen, pfriemartigen Knochengerät.Auch wenn die absoluten Datierungen ausstehenund die Bearbeitung des erstaunlich reichen undaussagekräftigen Fundmaterials derzeit noch andau-ert13, wird deutlich, dass hier wohl alle wesentlichenEtappen der hochalpinen Nutzung auf engstemGebiet vorliegen und in Zukunft wichtige Fragen zuralpinen Besiedlungsgeschichte konzentriert beant-wortet werden können.14 Vergleichbare, einem weit-

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Kulturgeschichte und -landschaft Thomas Reitmaier

9 Oberflächenfunde von Radiolarit wurden hier bereits währenddes Surveys 2007 gemacht, mehrere Besuche verdeutlichten inweiterer Folge das enorme Potential dieses Gebiets mit mehrals einem Dutzend klassischer Felsdachsituationen.

10 Ich danke M. Ostermann von der Universität Innsbruck für sei-nen Besuch und die Diskussion vor Ort im August 2009,ebenso für eine erste Kartierung der Moränen und Lithologie.Im Herbst 2009 wurden von mehreren Felsblöcken Quarzpro-ben entnommen, die mittels einer an der ETH Zürich durchge-führten Oberflächendatierung mittels kosmischer Nuklide eineabsolutchronologische Einordnung des Ablagerungszeitpunktesder Felsblöcke ermöglichen sollen. Zur Methode: S. Ivy-Ochs/F.Kober, Surface exposure dating with cosmogenic nuclides. Eis-zeitalter und Gegenwart, Quaternary Science Journal 57/1-2,2008, 179-209.

11 Die einzelnen Abris wurden in ihrer Lage erfasst, fortlaufendnummeriert, beschrieben und in Skizzen und Fotografien doku-mentiert. Oberflächenfunde wurden nicht geborgen.

12 B. Caduff, Ardez-Suotchastè. Eine urgeschichtliche Fundstelleim Unterengadin (GR). Unveröff. Lizentiatsarbeit Univ. Zürich(2002) Taf. 22.

13 Das gesamte Aushubmaterial der drei Sondagen – knapp 350kg – wurde von der Fundstelle ins Tal gebracht und im Winter2009/2010 durch D. Möckli, und J. Nyffeler im Archäologi-schen Dienst Graubünden in Chur in Maschenweiten bis min.0,15 mm geschlämmt, wofür ihnen herzlich gedankt sei.

14 Vgl. auch die bereits 2007 entdeckte, nur unweit davon gele-gene kupferzeitliche Feuerstelle oberhalb der Jamtalhütte (ETH-34337, 4470 +- 60 BP, 3360-3000 BC, 2-Sigma-Bereich).

Abb. 3: Plan da Mattun im hinteren Val Urschai, mitFutschölpass bzw. Übergang ins Fimba (Wasserfall amrechten Bildrand). (Foto: Th. Reitmaier, Uni Zürich).

Abb. 4: Detailaufnahme Plan da Mattun, mit hausgro-ßen Felsblöcken im Vordergrund, unter denen imSommer 2009 erste Grabungen durchgeführt wurden(Foto: Th. Reitmaier, Uni Zürich).

gehend ungestörten prähistorischen Tatort nahekommende Situationen sind auch unter weiterenAbris von Plan da Mattun bekannt, weshalb dieUntersuchungen im Verbund mit den Nachbarwis-senschaften Archäozoologie, Archäobotanik, Geolo-gie u.a.m. in den kommenden Jahren intensiviertwerden.

Eine wieder entdeckte Alpsiedlung und Lagerplätze im Jam

In der dritten Woche folgten nordwärts des ebenbeschriebenen Gebiets wiederum systematischeProspektionsarbeiten im Bieltal, auf der Bieler Höheund im Jamtal sowie die Detailuntersuchung zweiermittelalterlicher Fundstellen auf der rechten Seitedes Jamtals gegenüber der modernen Scheibenalpe.Neben dem nur schmal ausgeprägten und bereitsmehrheitlich erfassten Talgebiet beidseits des Jamba-ches wurde 2009 vor allem die „zweite Gelände-stufe“ orographisch rechts (= östliches Jamtal) bis inHöhenbereiche von 2700 m in ihrer gesamtenLängsausdehnung mehr oder minder systematischabgegangen. Abgesehen von verschiedenen jünge-ren Pferchstrukturen ist hier vor allem eine HandvollAbri-Situationen mit wohl vorwiegend subrezentemTrockenmauerwerk erwähnenswert, unter denenmitunter auch tiefer liegende Nutzungshorizonte (inEinzelfällen mit Silexabsplissen) ausgemacht werdenkonnten. Hier bleiben ebenfalls die 14C-Daten füreine genauere zeitliche Einordnung abzuwarten,jedoch ist durchaus auch von prähistorischer Zeit-stellung auszugehen.

Zwei bereits 2007 erstmalig inventarisierte Situatio-nen gegenüber der Scheibenalpe, wiederum auf derrechten Bachseite des Jam, wurden durch ein zwei-tes Team detaillierter untersucht. Es handelt sichdabei um den erhöht über dem Talboden liegendensog. „Rossboden“, die einzige markante Engstelledes Jamtals, die weit und in mehreren flachen Stufennach vorne springend, prädestiniert ist für Lager-plätze von Hirten und Jägern. Am Rossboden selbstwurde bereits 2007 eine mittelalterliche Feuerstelleauf der vorgelagerten Kuppe angeschnitten, jedochzeigten sich vor allem an einem großen, hangseitigabgelagerten und wenig überhängenden Felsblockbereits oberflächlich moderne Reste von Feuerstel-len, weshalb hier eine 2x1 m große Sondage geöff-net wurde. In dieser konnten – stratigraphisch guttrennbar – zwei Nutzungsphasen in Form von säu-berlich angelegten Feuerstellen aufgenommen wer-den. Die obere, jüngere Feuerstelle ist wohl demausgehenden 19., frühen 20. Jahrhundert zuzurech-nen, was deren „seichte“ Lage wie auch das Fund-material – Überreste einer bemalten Porzellanpfeife,Silex-Absplisse sowie eine Buntmetallgewandklam-mer – belegen. Die darunter liegende Feuerstellewar deutlich schlechter erhalten und konnte ledig-

lich durch eine 14C-Datierung ins Hoch-/Spätmittel-alter datiert werden.15 Fundmaterial wurde darausnicht geborgen.

Keine eigentliche Grabung, sondern mehr eine Rei-nigung vom modernen Bewuchs stellte die zweiteUntersuchung unterhalb des Rossbodens am rechtenJamtalgrund dar. Hier wurde, wiederum schon 2007und 2008, während der Prospektion ein Komplexverschiedener Trockenmauerbefunde entdeckt, des-sen Ausdehnung und Funktion aufgrund der starkenÜberwachsung vor allem mit Lägerflora (rumex alpi-nus etc.) aber unklar blieb und auch aus der Literaturnicht bekannt ist. Soweit ersichtlich, ist der Befundmit dem Flurnamen „Gliger“ zu verknüpfen, was aufeine Lagerstätte (Pferch) für Vieh inkl. Kleinbautenhindeutet. Die Freilegung und Erfassung der Befunde– in diesem Fall mittels ferngesteuerter Drohne undanschließender Umzeichnung/Entzerrung – hatdiese Annahme weitgehend bestätigt und präzisiert,wobei eine erste Datierung eines zweiräumigen, inden Berghang eingetieften Gebäudes ebenfalls wie-derum nur durch 14C-Daten vorliegt und ins Hoch-mittelalter weist.16 Den Kern der kleinen Temporär-siedlung bildet ein stark verstürztes, wohl zweiräu-miges Steingebäude mit vorgelagertem Viehlager(stark überdüngter Bereich, vgl. „Gliger“), umgebenvom eben erwähnten Hangbau sowie zwei weite-ren, sicherlich nur einräumigen Steinstrukturen, diewohl als Milchkeller anzusprechen sind. Lediglich

in einem dieser Gebäude wurde eine kleine Son-dage angelegt, um die eckseitige Feuerstelle zuerfassen, aus der neben Proben zur nochmaligenDatierung auch Fundmaterial – eine Unzahl anEisennägeln, Fragmente einer eisernen (Kessel-?)-kette sowie ein Feuerstein – geborgen wurden. Es isthier wohl von mittelalterlicher Milchverarbeitung

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Thomas Reitmaier Kulturgeschichte und -landschaft

15 Kuppe: ETH-34366: 760 +-50 BP, 1160-1300 AD; Abri: ETH-36460: 615 +-45 BP, 1280-1410 AD (2-Sigma).

16 ETH-36703, 935 +- 30 BP, 1020-1170 AD (2-Sigma).

Abb. 5: Gem. Galtür, Jamtal, Flur „Gliger“: FreigelegteKleingebäude, Dokumentation mittels ferngesteuerterDrohne im August 2009 (Foto: Fa. Omnisight,Zürich/Kloten).

und Käseproduktion auszugehen, wobei nun auchdie weiter oben, gestaffelt bis in knapp 2700 mHöhe gelegenen Unterstände und Lagerplätze chro-nologisch und funktional gut miteinander verknüpftwerden können.

Schließlich konnte die lokale Beweidung für dasMittelalter auch auf naturwissenschaftlichem Wegenachgewiesen werden, da P. Kaschutnig im Rahmeneiner Bachelor-Arbeit am Institut für Botanik derUniversität Innsbruck (Betreuer Prof. Jean NicolasHaas) die Pollen, Pilzsporen- und Makroreste einesProfilkerns ausgewertet hat.17 Die Analysen belegen,dass hier bereits vor knapp 1000 Jahren ein intensi-ver Düngeeintrag durch Weidevieh verbunden mitder Ausbreitung koprophiler Pilze und daraus resul-tierend auch eine Veränderung der Vegetation undLandschaft stattgefunden hat.

Die älteste Alphütte der Schweiz

In der vierten und letzten Woche wechselte das Gra-bungsteam ins hintere Fimbertal, wo ebenfallsbereits seit Beginn des Projektes im Umfeld der Hei-delberger Hütte archäologische Fundstellen übereinen Zeitraum von mindestens 7000 Jahren aufge-deckt wurden. Ein vorab im Frühsommer prominentin der meistgelesenen Schweizer Tageszeitung „20Minuten“ platzierter Bericht über das eisenzeitlicheHüttenfundament im Fimba hatte im Vorfeld der

diesjährigen Ausgrabungen zu einem ungeheurenMedieninteresse und nachfolgend zu vielfältigerBerichterstattung in nationaler wie internationalerPresse, Radio- und TV-Beiträgen sowie im Internetgeführt.18 Die dabei bewusst angewandte Reduktion

des gesamten Forschungsprojekts „Rückwege“ unddieses bislang in der Schweiz einmaligen prähistori-schen Gebäuderestes auf knapp 2300 m Höhe aufdie einfache, aber wahrheitsgemäße Formel (derzeit)„älteste Alphütte der Schweiz“ hatte somit vollsteWirkung gezeigt, wenn es letztlich auch bemerkens-wert erscheint, dass selbst Fachkollegen erst durchderart kondensierte, zweifellos auch Klischee behaf-

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Kulturgeschichte und -landschaft Thomas Reitmaier

17 P. Kaschutnig, Die Pollen, Pilzsporen- und Grossrestanalysen ineinem mittelalterlichen Viehpferch in der Nähe der Scheiben-alm (Jamtal), Österreich. Unveröff. Bachelor-Arbeit, Institut fürBotanik, Universität Innsbruck (2009). S. auch: O. Nussbaumer,Characterization of Early Medieval Vegetation of the Jam Valley,Austria. Unveröff. Bachelor-Arbeit, Institut für Botanik, Univer-sität Innsbruck (2008). Ich danke an dieser Stelle insbesondereauch Prof. Jean Nicolas Haas für die gute Zusammenarbeit, sei-nen Einsatz und die Betreuung der Studierenden.

18 20 Minuten, Ausgabe vom 28.5.2009: „Sensation – Forscherfanden älteste Alphütte der Schweiz“. Eine Zusammenstellungaller Presse-, Radio-, TV- und Webberichte liegt an der Abtei-lung Ur- und Frühgeschichte der Universität Zürich auf.

Abb. 6: Hochmittelalterliches Kleingebäude, Milch-/Käsekeller, Flur „Gliger“ – Jamtal. Lebensbild (Illustra-tion E. Forster, ZHdK).

Abb. 7: Vielfältiges Medieninteresse an der „ältestenAlphütte der Schweiz“ – auch via Twitter, Juli 2009.

Abb. 8: Dreharbeiten mit einem Filmteam von ARDSchweiz für den „Weltspiegel“, Plan da Mattun, Sep-tember 2009 (Foto: Th. Reitmaier, Uni Zürich).

tete Meldungen auf die laufenden Forschungsergeb-nisse aufmerksam werden. Die archäologischenArbeiten am Gebäude selbst mussten aufgrund desschlechten Wetters vorzeitig abgebrochen werdenund werden erst 2010 abgeschlossen sein, doch trittder Grundriss bereits jetzt deutlicher hervor (dieDokumentation des Steinbefundes erfolgte auch hiermittels Drohne aus der Luft im August 2009). Wei-tere eisenzeitliche Keramikfragmente erhärtetenzudem die Funktion der Hütte als saisonal genutzterWohn- und Wirtschaftsplatz für aus dem Unterenga-din kommende Hirten und Viehherden. Dass dieseGefäße vielleicht auch zur Produktion von Käse ver-wendet wurden, konnte im Sommer vor Ort mittelsnachgetöpferter Kopien in einer Feuerstelle getestetwerden.19 Und schließlich erlaubte die partielle

Analyse eines schon 2008 entnommenen Bohrker-nes aus einem nahen Moor auch hier den Nachweiseiner intensiven Beweidung durch Tiere und dermenschliche Präsenz während der Eisenzeit.20 Dassdie prähistorische Alphütte aber kaum ein singulärerBefund in diesem Gebiet (und selbstredend auch inder Schweiz) bleiben wird, lassen neben den Flurna-men die gleichzeitig durchgeführten Prospektionenvermuten, die mehrere, vorerst ähnlich unschein-bare Steinstrukturen (u.a. einen Pferch) im näherenUmfeld erfassen konnten. Die Tatsache, dass „dieChance, einen frühgeschichtlichen Alpstafel zu fin-den, gering bleibt“21, trifft also immer noch zu – dieEntdeckungen der vergangenen drei Jahre in der Sil-vretta zeigen aber, dass urgeschichtliche Alphütteneindeutig nachzuweisen und im Gelände vorhandensind.22

Ausblick 2010 ff.

Die erfolgreiche Weiterführung des Rückwege-Pro-jektes in der Silvretta ist auch für das Jahr 2010 gesi-chert – zudem gibt es in den vergangenen Monatenstark vorangetriebene Bestrebungen, das von Anfangan binational angelegte Forschungsvorhaben in eininternational gefördertes Programm einzubinden,um die über Jahre erarbeiteten wissenschaftlichenResultate zur Kultur- und Landschaftsgeschichte derSilvretta in mehrfacher Weise auch einem breiterenPublikum attraktiv zu vermitteln und grenzüber-schreitend touristisch zu verWERTen. Wie der sum-marische Überblick verdeutlicht, hat neben den bis-herigen Ergebnissen auch eine Reihe von Neuent-deckungen das hohe wissenschaftliche Potential desGebiets noch einmal deutlich vor Augen geführt. Ineiner weiteren vierwöchigen Grabungskampagnesollen 2010 daher die bereits detaillierter bekanntenBefunde abschließend geklärt und gleichzeitig das2009 erstmalig eingehender erforschte Areal „Planda Mattun“ umfassender untersucht werden. Bereitsim Frühjahr wird mit der Freilegung des VeltlinerHüslis im Silvrettasee zudem ein wichtiges histori-sches Denkmal dokumentiert. Von den laufenden

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Thomas Reitmaier Kulturgeschichte und -landschaft

19 Ich danke insbesondere E. Jochum Zimmermann sowie F. Pfen-ninger, ExperimentA Zürich, für ihren Einsatz und den Versuchim Fimbertal.

20 M. Alonso Y Adell, Pollen-, Extrafossilien- und Grossrestanaly-sen im „Unteren Butterwiesenmoor“ im Fimbertal (Graubün-den, Schweiz). Unveröff. Bachelor-Arbeit, Institut für Botanik,Universität Innsbruck (2009). Weitere Untersuchungen sinddurch Studierende am Institut für Botanik der Universität Inns-bruck in Arbeit, so wird M. Gassner die eisenzeitliche Kultur-schicht der Alphütte analysieren, D. Lux wird das Profil ausdem Moor Las Gondas auswerten.

21 W. Meyer, Auswertung – Früh- und Hochmittelalter bis 1300.In:W. Meyer et al., Heidenhüttli (Basel 1998) 364.

22 „Erstaunlicherweise ist bei der Menge an Höhenfunden, diebisher bekannt geworden sind, eine urgeschichtliche Alphüttebisher nicht eindeutig nachgewiesen worden.“ P. Gleirscher,Almwirtschaft in der Urgeschichte? Der Schlern 59/2, 1985,120.

Abb. 9: Experimentelle Archäologie auf 2300 m: Her-stellung von Käse in nachgetöpferter eisenzeitlicherKeramik im Fimbertal, Juli 2009 (Foto: Th. Reitmaier,Uni Zürich).

Abb. 10: Bohrkernentnahme im Fimbertal, Moor LasGondas durch Prof. J. N. Haas und Studierende desInstituts für Botanik, Universität Innsbruck, September2009 (Foto: Th. Reitmaier, Uni Zürich).

Forschungen ausgespart sind aus verschiedenenGründen bislang immer noch die vergletschertenGebiete, wenn auch mit der begonnenen Streuungeines Informationsblattes auf Berghütten ein ersterSchritt zur Sensibilisierung von Wanderern undBergsteigern auf mögliche archäologische Funde ausdem alpinen Eistresor gemacht wurde. Im Jahr 2010werden die Arbeiten im Gelände, aber auch dienachfolgenden und zumeist mindestens ebenso auf-wändigen wie aufschlussreichen Auswertungen imrückwärtigen Bereich an den Universitäten und inden Labors überdies durch ein Kamerateam der Uni-

versität Zürich begleitet, um aus einem laufendenForschungsprojekt ein eigenes E-Learning-Modul„Alpine Archaeology – tools and techniques“ für Stu-dierende zu entwickeln. Und schließlich haben imWinter 2009/10 die Vorbereitungen für eine ersteSonderausstellung „Letzte Jäger, erste Hirten –Hochalpine Archäologie in der Silvretta“ begonnen,die im Sommer 2010 in Ardez und anschließend imAlpinarium von Galtür gezeigt wird.

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Kulturgeschichte und -landschaft Thomas Reitmaier

Abb. 11: Schlämmen und Aufarbeitung der Sediment-proben von Plan da Mattun durch J. Nyffeler, Februar2010 (Foto: Th. Reitmaier, Uni Zürich).