digitaler wandel, dritter teil · programme und digitalisierung in der medizin neues multi-talent...

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04|18 Wie die Digitalisierung das gesamte Geschäftsmodell des Pharmasektors auf den Kopf stellt. Dass Virtual Reality längst kein Spielzeug mehr ist, macht Mindconsole erfahrbar. Müde Autofahren? Testpersonen für Fahrsimulator-Studie gesucht. Digitaler Wandel, dritter Teil Über die Digitalisierung in der Pharmabranche ... Digital Transformation, Part III About Digitalization in the pharmaceutical industry...

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Page 1: Digitaler Wandel, dritter Teil · Programme und Digitalisierung in der Medizin Neues Multi-Talent Andere Kulturen lesen lernen Die Detektiv-Innen der Medizinbranche Neue Cluster-Unternehmen

04|18

Wie die Digitalisierung das gesamte Geschäftsmodell des Pharmasektors auf den Kopf stellt.

Dass Virtual Reality längst kein Spielzeug mehr ist, macht Mindconsole erfahrbar.

Müde Autofahren? Testpersonen für Fahrsimulator-Studie gesucht.

Digitaler Wandel, dritter TeilÜber die Digitalisierung in der Pharmabranche ...Digital Transformation, Part III About Digitalization in the pharmaceutical industry...

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Inhalt content

22Zentrum für Integrative Stoffwechsel-forschung

QR CodeLesen Sie den Botenstoff als ePaper auf Ihrem Smartphone

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Termine undVeranstaltungen

Forschung, die unter die Haut geht

World Usability Congress

Wider den Sekundenschlaf im Auto

Disease-Management-Programme und Digitalisierung in der Medizin

Neues Multi-Talent

Andere Kulturen lesen lernen

Die Detektiv-Innen der Medizinbranche

NeueCluster-Unternehmen

Big Data – Die Basis für pharmazeutische Prozess-optimierung

Spotlight:Digital

ForscherInnen-Profile

Quantum physics, AI algorithms and Blockchain

Noch nie zuvor wurden so viele Daten zum Gesundheitszu-stand der Menschen erhoben. Zum Abschluss der Artikel-Se-rie über den „digitalen Wandel im Gesundheitswesen“ haben wir mit ExpertInnen und PraktikerInnen aus der Medizin und Pharma-Branche über Chancen und Risiken gesprochen …

04Im digitalen Wandel,dritter TeilVom „intelligenten Algorithmus“ zum „digitalen Zwilling“

ImpressumINHALTLICHE VERANTWORTUNG: Human.technology Styria GmbH Neue Stiftingtalstraße 2 | Eingang B | 1. Stock | 8010 Graz | Austria Dr. Johann Harer, Daniela Krasser, Julia Pirkenau, BA

REDAKTION: Franz Zuckriegl, fz Strategie & Kommunikation KG Marie-Theres Zirm, cardamom LAYOUT: Werbeagentur Rubikon GmbH SATZ: wurzinger design DRUCK: Medienfabrik Graz AUFLAGE: 3.000 Druck, 2.000 Verteiler e-Paper ERSCHEINUNGSWEISE: mind. vier Mal jährlich

Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers wiedergeben. Auf die Hinzufügung der jeweiligen weibliche For-mulierungen wurde bei geschlechterspezifischen Hinweisen im Sinne der flüssigen Lesbarkeit und einer angemessenen Sprechqualität zum Teil verzichtet. Alle perso-nalen Begriffe sind sinngemäß geschlechtsneutral, also weiblich und männlich, zu lesen. Druck- und Satzfehler vorbehalten.

Stand Dezember 2018

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Vorwort preface

Zurückblicken und die Zukunft in die Hand nehmen.Liebe Leserinnen und Leser!

Wieder neigt sich ein abwechslungsreiches und – hoffent-lich auch für Sie – erfolgreiches Jahr seinem Ende zu. Der Life-Science-Bereich boomt weltweit und auch die meisten unserer Mitgliedsunternehmen melden Wachstumsraten in hoher einstelliger bis zweistelliger Größenordnung. Darüber hinaus konnten unsere Unternehmen im abgelaufenen Jahr einige beachtenswerte „Erfolgsstories“ schreiben – ich denke etwa an das neue Werk von Boehringer Ingelheim in Wien, wo ein wesentlicher Teil der Prozessanlagenplanung und -aus-führung von steirischen Firmen realisiert wurde. Auch unsere ForschungspartnerInnen waren sehr erfolgreich, ob bei der Verlängerung ihrer Förderperioden, bei Großinvestitionen oder bei neuen Projekten, wie z.B. im Bereich des medizinischen 3D-Drucks. Leider störten einige dunkle Wolken den strahlen-den Konjunkturhimmel. Im Medizintechnikbereich werden die Auswirkungen der neuen EU-Verordnungen noch lange spür-bar sein, die DSGVO kostet vor allen KMUs viel Zeit und der Mangel an qualifiziertem Personal, von der FacharbeiterIn bis zur IngenieurIn, wird für viele zur Wachstumsbremse.

Wir als Cluster freuen uns natürlich über die Erfolge unserer Mitgliedsunternehmen und KooperationspartnerInnen, wir se-hen aber vor allem auch jene Bereiche, wo wir unterstützen oder neue Initiativen anregen können. Dies betrifft die schon oben angeführten Medizinprodukte- und Datenschutz-Ver-ordnungen, den Bereich „qualifizierte MitarbeiterInnen“, die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und des demografischen Wandels sowie die Kontaktvermittlung im na-tionalen und im internationalen Feld.

Wir können Ihnen weder die Forschung, die Entwicklung, Pro-duktion oder Vermarktung Ihrer Produkte abnehmen, aber wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Schulungen, Informatio-nen und Veranstaltungen den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumen oder neue Chancen aufzeigen können. Möge unser beigelegter Förderleitfaden Sie darin unter-stützen, Projekte mit Zukunft in die Hand zu nehmen! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen Jah-resabschluss, einen geruhsamen Jahresausklang und viel Vergnügen beim Lesen des vorliegenden botenstoff.

Johann HarerGeschäftsführer/CEO | [email protected]

Dear readers,

Once more an eventful and successful year – hopefully for you too – turns towards its end. The life science sector is booming worldwide. Most of our members are reporting growth rates in the high single digits, some even breaking into double digits. Our companies have had some notable success stories, for example the several Styrian firms who were involved in supplying and building the new Boehrin-ger Ingelheim plant in Vienna. Our research partners have also had a good year, with grants being renewed, large investments being made and new projects getting started, for example in the field of medical 3D printing. Unfortuna-tely it was not all blue skies, and a few clouds in our eco-nomic firmament included such things as the consequen-ces of the new EU directives on medical devices and the effort especially SMEs have to put into compliance with the GDPR. The shortages of qualified staff, from produc-tion technicians to engineers, are a threat to growth for many companies.

As a cluster of course we are happy about every success of our members and cooperation partners, but our spe-cial attention is always on the areas where we can provide support or stimulate new initiatives. Besides the regulati-ons on medical devices and data protection, and the sup-ply of trained and qualified staff, these include the chal-lenges and opportunities of demographic change, and support for companies in finding contacts nationally and internationally.

We can’t do your research, development, production or marketing for you, but we do hope that our training courses, the information we provide and our events help remove some obstacles from the way, or have helped you discover some new opportunities. Maybe the guide to grants we are enclosing with this issue of botenstoff will help you tackle some projects with a bright future.

I wish you all a successful close of the year, a restful holi-day period and an enjoyable read of this botenstoff.

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The pharmaceutical industry is conservative. Develop-ment times of new medicines are long, development costs are in the billions, and regulations, all around the world, are very strict. Systems developed to assure safe-ty also make the wheels of change go slower. According to Johannes Khinast, CEO and Scientific Director of the Research Center Pharmaceutical Engineering, RCPE, and head of the Institute of Process and Particle Engineering at TU Graz, “The progress of digitalization has brought the pharmaceutical industry to the brink of a transformation that will have direct effects on the companies themselves,

the interactions with patients, and the therapy. Digitalization will turn the whole business model of the phar-maceutical industry upside-down: we will see a transformation from treating diseases to managing health — and the shift of market power from providers of particular solutions, such as manufac-turers of individual medicines, to faster, more agile data processors.” Within the next five years, we will see “comput-er-assisted development models” be-coming established, “both in the area of discovery, where we can analyse huge

amounts of data and extract rational conclusions, and in development of production processes, especially in terms of modern quality assurance and continuous production. Testing of successful concepts in physiological simulations and models will enable us to identify promising molecules faster and to bring them to clinical testing sooner.”

Christoph Herwig, the founder of the software company Exputec (spotlight on page 30) and professor of Biopro-cess Technology at TU Wien, recalls: “When I founded our company in 2013, the word digitalization was not well known. Our idea was to create innovations in the biophar-maceuticals industry by applying data science.” For Prof.

Vom „intelligenten Algorithmus“ zum „digitalen Zwilling“

Die Pharma-Branche ist konservativ, die Entwicklungszeiten neuer Medikamente sind lang, die Entwicklungskosten ge-hen in die Milliarden, die Regulierungen sind, überall auf der Welt, sehr streng. Es geht um Menschenleben. Da mahlen die Mühlen langsamer. Johannes Khinast, wissenschaftli-cher Geschäftsführer des Research Center Pharmaceutical Engineering RCPE und Leiter des Instituts für Prozess- und Partikeltechnik an der TU Graz: „Durch die fortschreitende Digitalisierung steht die pharmazeutische Industrie vor einem Umbruch, der sowohl direkte Auswirkungen auf die Unter-nehmen als auch auf die Interaktion mit dem und die Thera-pie des Patienten hat. Die Digitalisierung stellt das gesamte Geschäftsmodell des Pharmasektors auf den Kopf; wir werden eine Transformation von der Krankheits-behandlung zum Gesundheitsmanage-ment erleben – und die Verschiebung der Marktmacht vom Lösungsanbieter zum schnelleren, agileren Datenverarbei-ter.“ Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden sich vor allem „computerunter-stützte Entwicklungsmodelle“ etablieren, „sowohl im Bereich Discovery, in dem Unmengen an Daten ausgewertet und rationale Schlussfolgerungen gezogen werden können, als auch in der Entwicklung der entsprechen-den Herstellungsprozesse, speziell in Hinblick auf moderne Qualitätssicherung und kontinuierliche Fertigung. Die Erpro-bung erfolgreicher Konzepte an physiologischen Simulationen und Modellen werden es erlauben, verheißungsvolle Moleküle schneller zu identifizieren und dadurch auch schneller in die klinische Erprobung zu bringen.“

Christoph Herwig, Gründer des Softwareunternehmens Ex-putec (siehe auch Spotlight auf Seite 30) und Professor für Bioverfahrenstechnik an der TU Wien, erzählt: „Als ich Anfang 2013 unser Unternehmen gegründet habe, war das Wort Di-gitalisierung noch kaum verbreitet. Unsere Idee war, die (Bio-)

Noch nie zuvor wurden so viele Daten zum Gesundheitszustand der Menschen erhoben. Zum Abschluss der Artikel-Serie über den „digitalen Wandel im Ge-

sundheitswesen“ haben wir mit ExpertInnen und PraktikerInnen aus der Medizin und Pharma-Branche über Chancen und Risiken gesprochen …

Never before has so much data been gathered on the health of individuals. To wrap up our series about digital transformation in the health sector, we

talked to experts from medicine and the pharmaceutical industry.

„Die Digitalisierung stellt das gesamte Geschäftsmodell des Pharmasektors auf den Kopf.“

Johannes Khinast

“Digitalization will turn the whole business model of the pharmaceutical

industry upside-down.”

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Herwig, the benefits of digitalisation and big data applica-tions lie mainly in the reduction of development times and better process stability. “Beyond that, data from marketing and from the market will also demand shorter product life cycles, and this will lead to investments in multi-product production plants, based on platform knowledge.” Person-

alized medicine will also lead to much smaller production volumes with shorter lifetimes.

Suppliers and an Innovation Catalyst Also in the pharmaceutical sector the importance of suppliers – which play a large role in Austria and Styria – is growing. “Even now the suppliers – SMEs, research institutions or also large companies – often act as catalysts of innovation”, Johannes Khinast reports. “Partly by bringing in new approaches and ways of thinking and partly be-cause of their expertise in a specialist area”, he goes on. “In the future I expect that the trend to buying-in knowledge will increase – either because pharma-ceutical companies lack the expertise in-house or because they miss devel-opment opportunities. This develop-

ment is also encouraged by the step-by-step integration of value chains, in which the individual phases are coming closer together.

One of these suppliers to the pharmaceutical industry is ZETA, which specializes in engineering, automation and production of processing plants. Andreas Marchler, CEO of the ZETA group, tells of the travails of suppliers: “Obvious-ly for modern ICT applications and big data applications, the data have to be shared between companies. At the moment we lack a legal framework for this or it is being blocked by NGOs. The EU is lagging behind in this. The pace of development is being set in the USA, China and

Simulation eines Beschichtungsvorgangs mit dem Softwareprogramm XPS. Simulationen dieser Art sind aufgrund der Form und Anzahl der Tabletten äußerst schwierig und rech-nerisch aufwändig.Fo

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Pharmaindustrie durch die Anwendung von Datenwissen-schaften zu innovieren.“ Für Herwig liegen die Vorteile der Di-gitalisierung und von „Big Data“-Anwendungen vor allem in verkürzten Entwicklungszeiten und besserer Prozessstabilität. „Darüber hinaus werden Daten aus dem Marketing und dem Markt auch kürzere Produktlebenszyklen fordern, was dann, durch Nutzung des Plattformwissens, zur Investition in Multiproduktanlagen führen wird.“ Auch die „personalisierte Medizin“ wird wesentlich kleinere Stückzahlen bei kürzerer Lebensdauer mit sich bringen.

Innovations-Katalysator ZuliefererAuch in der Pharmabranche werden die – gerade in Österreich und der Steiermark stark vertretenen – Zulieferbetriebe im-mer wichtiger. „Bereits jetzt übernehmen Zulieferer, seien es KMUs, Forschungs-einrichtungen oder auch große Unter-nehmen fremder Branchen, häufig die Rolle eines ‚Katalysators für Innovation‘. Sei es durch neue, andere Denkweisen und Ansätze oder durch ihre Erfahrung in einem Themenbereich“, berichtet Jo-hannes Khinast. „Für die Zukunft erwar-te ich, dass sich der Trend zum ‚Zukauf‘ von Wissen noch verstärken wird – ent-weder weil pharmazeutischen Unternehmen intern das Know-how fehlt oder weil sie, gelinde gesagt, Entwicklungschancen verpassen. Gefördert wird diese Entwicklung natürlich auch durch die schrittweise Integration der Wertschöpfungskette, in der einzelne Phasen immer näher aneinander rücken.“

Eines dieser hochspezialisierten Zulieferunternehmen für die Pharmabranche ist das auf Engineering, Automation und An-lagenbau fokussierte Unternehmen ZETA. Andreas Marchler, Geschäftsführer der ZETA-Gruppe, erzählt über die Mühen der Ebene eines Zulieferers: „Natürlich müssen für moderne IKT-Lösungen und Big-Data-Anwendungen die Daten auch unternehmensübergreifend vernetzt werden. Derzeit fehlen für diesen Datenaustausch die gesetzlichen Rahmenbedin-gungen bzw. werden von NGOs blockiert. Die EU hinkt hier international hinterher. Die Entwicklungen laufen in den USA, China und Indien.“ Auch im Infrastrukturbereich sieht March-ler, ergänzend zur verstärkten Ausbildung von Fachkräften, Aufholbedarf: „Der Ausbau des G5-Netzes muss schnellst-möglich erfolgen, sonst funktionieren die Anwendungen nicht in der nötigen Geschwindigkeit und Qualität.“ Erst funktionie-rende G5-Netze werden es ermöglichen, in Echtzeit auf ge-meinsame Datenbanken für die Planung von Projekten zu-zugreifen, was wiederum die Qualität und Geschwindigkeit in der Planung erhöht. „Die Vernetzung wird sich dramatisch erhöhen – und damit wird auch viel weniger dem Zufall über-lassen und viel seltener nach der Methode ‚Trial and Error‘ gearbeitet. Die Fehlerkosten werden stark zurückgehen. Im Best Case werden die Datenschnittstellen vereinheitlicht und damit eine 1:1-Datenübernahme ermöglicht. Wir erstellen schon jetzt intelligente 3D-Modelle, müssen aber aufgrund der

„Die große Frage der Zukunft: Wo bleibt der Mensch mit seinen

Emotionen, Bedürfnissen und Ängsten und wo der Arzt/die Ärztin mit Empathiefähigkeit, der/die mit diesen Emotionen

umgehen kann?“Hellmut Samonigg

“Where is the human patient in all of this, with their emotions,

needs and fears? And what is the role of the doctor who can respond

to these emotions?”

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Schnittstellenproblematik nicht-intelligente Modelle an unsere Kunden übergeben.“

Das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Infrastrukturausbaus, von den Mobilfunknetzen bis zu den spezialisierten Ausbil-dungen, immer wieder in Erinnerung zu rufen und konkrete Umsetzungen anzustoßen, das ist auch für den Geschäftsführer des Human-technologie-Clusters Johann Harer eine der Hauptaufgaben: „Wir müssen da-für sorgen, dass die Zulieferer nicht nur Kontakte zu ‚Big Pharma‘ aufnehmen und nutzen können, sondern dass die infrastrukturellen Grundvoraussetzungen gegeben sind. Da ist in der Steiermark in den letzten Jahren gemeinsam mit der Politik, den Unternehmen, den Uni-versitäten und Forschungszentren viel geschehen, aber es gibt noch Synergien zu heben.“ Beispiel MED Campus: Rund um das LKH-Universitätsklinikum Graz haben sich Forschungseinrichtungen und Unternehmen angesiedelt, die gemein-sam Projekte umsetzen und neue Ideen kreieren. „Diese Netzwerke zu stärken und weiter auszubauen, muss unser Ziel sein.“ Das ZWT, das Unternehmer-Zentrum am MED Cam-pus, ist „knallvoll“, wie Hellmut Samonigg, Rektor der Med Uni Graz berichtet, „und wir spüren zusätzlich bereits den Brexit, wodurch einige Unternehmen auch nach Graz und hier in die Nähe unserer Universität drängen.“

Personalisierte Medizin mit DatenzwillingDie Veränderungen in der Pharmabranche durch die neuesten Technologien tangieren natürlich auch die Medizin als Ganzes. Med-Uni-Rektor und Mediziner Hellmut Samonigg: „Das The-ma Big Data ist bei uns ganz zentral im Bereich der Biobank. Hier muss man die generierten Datenmengen – gerade in Hin-blick auf eine ‚personalisierte Medizin‘ – erst bewerten, um sie anschließend in den klinischen Alltag integrieren zu können. Wenn sich die ‚personalisierte Medizin‘ in dieser Geschwin-digkeit weiterentwickelt, werden sich auch die nötigen Fall-zahlen für die jeweiligen klinischen Studien immer schwerer an einem Ort erreichen lassen. Der Studienmarkt wird sich da-durch revolutionieren – je personalisierter, desto mehr müssen wir vernetzt und weltweit agieren, um überhaupt auf notwen-dige Fallzahlen zu kommen. Die Wirksamkeit von einzelnen Substanzen wird man zukünftig möglicherweise auch auf Ba-sis individueller genetischer Profile rein rechnerisch-statistisch ermitteln müssen.“

Christoph Herwig weist darauf hin, dass die personalisierte Medizin charakterisiert ist „durch kleine Chargenmengen und hohe Variabilität der Rohstoffe (wie etwa Blut) von verschie-densten PatientInnen. Personalisierte Medizin benötigt, mehr als bisherige Pharmaprozesse, ein wissensbasiertes Platt-formwissen und wird durch die Digitalisierung einen großen Realisierungs-Schritt machen. Vor allem geht es hier um leist-

India.” Marchler also identifies training of workers and in-frastructure provision as areas where we need to catch up: “We need to have the 5G network working as soon as pos-sible, otherwise applications will not work with the speed and quality that we need.” Functioning 5G networks are a prerequisite for accessing shared databases in real time

in design projects – a key to improv-ing the quality and speed of the design process. “The level of connectedness and collaborative working will increase dramatically – we will be leaving less to chance and doing much less by tri-al and error. In the best case, we will have matching data interfaces so that we can share data 1:1. We are already generating intelligent 3D models, but because of the interface problem we have to hand our customers ‘non-in-telligent’ models.”

The CEO of the Human Technology Cluster, Johann Harer, also sees it as one of his major tasks to raise aware-ness of the importance of infrastruc-ture development. He aims to remind decision-makers about the strategic

needs, from mobile data networks to education and train-ing of specialists, and to nudge them towards practical im-plementations wherever possible. “We have to ensure, not only that the suppliers are able to establish and use con-tacts to ‘big pharma’ but also that the infrastructural base is there. In Styria we have achieved a lot in recent years together with politicians, businesses, the universities and research centres, but there are still synergies we need to activate.” An example is the Med Campus, where research institutions and companies have gathered around the Graz University Hospital (LKH) and are developing many shared projects and ideas. “It has to be our goal to strengthen and grow these networks”. The ZWT, the start-up centre at the Med Campus, is “full to bursting”, says Hellmut Samonigg, oncologist and rector of the Medical University of Graz, “and we are already noticing a Brexit effect in the form of several companies wanting to relocate to Graz and close to our university”.

Personalized Medicine with Data Twins Of course, the changes the latest technologies are bringing to the pharmaceutical industry are also affecting medicine as a whole. Hellmut Samonigg: “The topic of big data is very central for us in the form of the biobank. Here you have to evaluate the data – especially for personalized medicine – before you can integrate it into clinical use. If personalized medicine goes on developing at the current speed, it will become harder and harder to find case num-bers for clinical trials at one centre. This will revolutionize the clinical trials market: the more personalized the treat-ment, the more essential it becomes to carry out studies in collaboration between multiple centres, and worldwide,

„Die Vernetzung wird sich dramatisch erhöhen – und damit

wird auch viel weniger dem Zufall überlassen und viel

seltener nach der Methode ‚Trial and Error‘ gearbeitet.“

Andreas Marchler

“The level of connectedness and collaborative working will increase

dramatically – we will be leaving less to chance and doing much

less by trial and error.”

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bare Medikamente, aber auch um eine prädiktive Produkti-onsweise.“ Die Lösungen liegen laut Herwig im Spannungs-feld zwischen reinen datengetriebenen Ansätzen wie etwa der Nutzung von maschinellem Lernen (ML) und künstlicher Intelli-genz (KI) einerseits und andererseits in mathematisch-mecha-nistischen „Digital Twins“, zum Beispiel metabolischen und ki-netischen Modellen, in denen die Modellparameter auch eine mechanistische Bedeutung erlangen und damit ein nachhalti-ges Prozessverständnis dokumentieren.

Was diese Ansätze in der Praxis bedeuten können, erläutert Hellmut Samonigg: „Wir haben an der Med Uni einen For-scher, der die virtuelle Abbildung der Herzfunktion auf Basis von Realdaten entwickelt und damit – mit diesem ‚digi-talen Herz-Zwilling‘ sozusagen – Simula-tionen ermöglicht, die vorher undenkbar waren. Der zweite große internationale Entwicklungsbereich sind ‚intelligente Assistenzprogramme‘. In der Radiolo-gie etwa gibt es bereits Programme, die Frakturen oder Metastasen erkennen und beurteilen können, die für das freie Auge gar nicht wahrnehmbar sind. Weitere Themen sind Operationsroboter sowie der Ersatz von menschlichen Organen durch technische Geräte und Systeme. Die große Frage der Zukunft dabei: Wo bleibt der Mensch mit seinen Emotionen, Bedürfnissen und Ängsten und wo der Arzt/die Ärztin mit Empathiefähigkeit, der/die mit diesen Emotionen umgehen kann?“

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to reach a sufficient number of cases to draw conclusions. Maybe in future we will have to estimate the effects of in-dividual substances based on purely computational statis-tical methods.”

Christoph Herwig points out that personalized medicine “is characterized by small batch sizes and high variability of the raw materials (such as blood) from diverse patients. More than existing pharmaceutical processes, personalized medicine requires multidisciplinary knowledge platforms, and with digitalization it will take a big step towards realiza-tion. This is about affordable medicines but also about pre-

dictive production methods.” For Prof. Herwig, the solutions lie somewhere in between purely data-driven approach-es such as machine learning and artifi-cial intelligence on the one hand and mechanistic approaches such as digital twins, which use mathematical mod-els of metabolic and kinetic processes, i.e. an embodiment of detailed process understanding, on the other.

Hellmut Samonigg explains what these approaches could mean in practice: “At the Med Uni we have a researcher who is developing a virtual model of heart function based on real data. This

is what you could call a digital heart twin, and it enables us to do simulations that would have been unthinkable before. The other area where we have big international developments is with intelligent assistance programmes. In radiology we already have programmes that can detect and evaluate fractures or metastases that human analysts can’t see. Other topics are surgical robots and replacement of human organs by technical devices and systems. But the big question of the future is: Where is the human pa-tient in all of this, with their emotions, needs and fears? And what is the role of the doctor who can respond to these emotions?”

„In den letzten Jahren ist in der Steiermark sehr viel

geschehen, aber es gibt noch Synergien zu heben.“

Johann Harer

“In Styria we have achieved a lot in recent years, but there are still synergies we need to activate.”

In der am Grazer RCPE installierten kontinuierlichen Pulververfahrensanlage können inner-halb eines Systems sämtliche Schritte für die Produktion von Tabletten (und nicht wie üblich in stark fragmentierten, einzelnen Schritten bzw. in separaten Einzelanlagen) durch-geführt werden.

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Mit über 45.000 BesucherInnen und 2.550 AusstellerInnen kann die CPhI worldwide, die heuer vom 9. bis 11. Oktober in Madrid stattfand, zu Recht als größte Pharmamesse der Welt bezeichnet werden. Nach einem Jahr mit 15.000+ Produkten in der Pipeline sprechen die Veranstalter von „Goldenen Zei-ten“ für die Pharmabranche. Dabei spielen neue Therapiean-sätze, neue Produktionswege inklusive Flow Chemistry und verbesserte Technologien, wie z.B. 3D Dosage Printing, eine große Rolle.

In Halle 3, der allgemeinen iCSE Halle, organisierte auch heuer wieder die Human.technology Styria einen öster-reichischen Gemeinschaftsstand, an dem 17 österreichi-sche Unternehmen die Möglichkeit nutzten, ihre Produkte und Dienstleistungen einem internationalem Zielpublikum zu präsentieren. Eines davon war bisy e.U., für das der CPhI-Auftritt eine Premiere darstellte: „Eine tolle Gelegen-heit, in kurzer Zeit alte Kontakte zu pflegen, unerwartete neue Interessenten kennen zu lernen und zugleich Erfah-rungen mit KollegInnen aus Österreich auszutauschen“, so Anton Glieder, Gründer und Geschäftsführer von bisy. Das Institut Allergosan stellte in Kooperation mit Caricol aus. Beide Firmen haben sich der Darmgesundheit verschrieben, wobei sich deren Produktportfolio wunderbar ergänzt. Auch Microinnova, Spezialist für Continous Chemical Processing und Process Intensification, war mit einem Stand vertreten und konnte vielversprechende Kontakte knüpfen. Eine Viel-zahl an interessierten KundInnen und langjährigen Geschäfts-partnerInnen konnte auf dem Messestand begrüßt werden. RCPE stellte in Kooperation mit Phyllon GmbH aus und prä-sentierte am Messestand zum ersten Mal einem breiten inter-nationalen Publikum sein Tool, mit dem man die Dicke eines Tablettenfilmes zuverlässig messen kann. „Für uns war die

Steirischen Pharmaunternehmen kommt so schnell nichts spanisch vor.

CPhI worldwide in Madrid 2018

CPhI äußerst erfolgreich. Wir konnten unser Produkt nicht nur einer Vielzahl an interessierten Kundinnen und Kunden vor-stellen, sondern auch im direkten Austausch wichtige Eindrü-cke für die weitere Entwicklung generieren“, so Andrea Raffa, Geschäftsführer der Phyllon GmbH.

Zu den Stammgästen der CPhI zählt bereits ZETA Biopharma, in diesem Jahr vertreten durch Andreas Marchler, Managing Director Sales & Project Development.

Auch für Kwizda Pharma war der erste Messeauftritt ein Er-folg. „Der Gemeinschaftsstand der LISA auf der CPHI 2018 in Madrid war für Kwizda Pharma eine perfekte Möglichkeit, sich erstmalig auf dieser Messe als Aussteller in ausgezeichneter Lage präsentieren zu können. Dank einer sehr guten Organi-sation durch alle Beteiligten und eines ausgezeichneten Cate-rings am Messestand konnte sich Kwizda Pharma voll auf die Gespräche mit BesucherInnen konzentrieren“, fasst Michael Polonia, Head of Technical Operations & Quality die Messe-teilnahme zusammen. Neben den Firmen am LISA-Gemein-schaftsstand waren auch etliche österreichische Firmen wie Stölzle-Oberglas GmbH, GL Pharma in Kooperation mit Alfred Tiefenbacher, Gall Pharma oder Fresenius Kabi mit eigenen Ständen vertreten und präsentierten die Stärken der heimi-schen Pharmabranche.

Abgerundet wurde das Programm durch einen Cocktailemp-fang am Abend des ersten Messetages, zu dem Dr. Ernst Kopp, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Madrid, in den Club Financiero Génova im Herzen Madrids einlud. In An-wesenheit des österreichischen Botschafters, Mag. Christian Ebner, Maria J. Fernandez, Executive Director von Invest in Spain und Dr. Johann Harer, Geschäftsführer von Human.technology Styria, verbrachten die Mitausstellenden einen an-regenden Abend bei köstlichen spanischen Spezialitäten.

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„Be crazy, change the world, think different!“Über 100 HörerInnen hörten Bruce Horn zum Thema „How we think Artificial Intelligence“ in den Räumen der TU Graz

Als Mitglied des ursprünglichen Apple Design Teams war Horn nicht nur der „Vater“ des Apple Finders, sondern auch z.B. bei Microsoft und der Intel Corporation tätig.

Warum wird Artificial Intelligence (AI) in der Zukunft un-ser Leben immer stärker beeinflussen? „AI wird uns helfen, die großen Probleme der Menschheit zu lösen um die richtigen Entscheidungen zu treffen und damit eine nachhaltige und zu-kunftsfähige Welt zu erhalten“, leitet Horn ein. Heute wird AI je-doch lediglich für „point solutions“ verwendet und als Synonym zu Deep Learning verstanden. Das ist aber laut Horn definitiv zu kurz gegriffen. „Imagine you feed a huge box – preferable an Intel box – with all your data“. Die heutigen Algorithmen geben uns keine ausreichenden Antworten, da sie nicht in die Zukunft blicken und nur auf vergangene Erfahrungen zurückgreifen.

„Is it all about consensual understanding and casuality“Assoziatives Lernen funktioniert aus Erfahrung am schnellsten: wir greifen meist nur einmal auf die heiße Herdplatte. So schnell

wird das wohl nicht mehr passieren. Wir befinden uns lediglich auf der zweiten von insgesamt drei „Entwicklungswellen“. Wir generieren und sammeln Daten, diese können aber noch keine ausreichenden Aussagen für die Zukunft treffen.

Welche Entscheidungen wollen wir überhaupt treffen? „How can we increase the capability of people to deal with complex global problems? That’s been my pursuit of all these years“. Wie leben wir nachhaltig auf diesem Planeten, denn zur Crew gehören wir alle.

Worin liegt nun die Crux? Laut Horn gilt es Kausalitätsmo-delle zu entwickeln und zu verstehen. AI‘s könnten in Zukunft Betriebshandbücher lesen und durch selbstständiges, ver-netztes Denken Antworten auf Probleme geben. Sein Schluss-wort richtet sich speziell an die Studierenden im Auditorium: „You have to see the big picture contributing to the many, still unsolved questions by cooperating together. The bridge has to be built by you“.

Die österreichischen Cluster präsentierten sich von 25. bis 26. September

Expo Lounge on Tour – in Wien

Josef Ortner, Geschäftsführer von Ortner Reinraumtechnik, führte als Key-Note-Speaker ins Thema ein: „Die Lounge on Tour ist die kleine Version der Lounge in Karlsruhe. Wir konnten eindrucksvoll die österreichische Reinraumbranche präsentie-ren. Erfreulich war der Besuch von Frau Bendl, und dass wir erstmals eine gemeinsame Veranstaltung von 5 Clustern und der ÖRRG gestalten konnten.“ Das Vortragsprogramm in Raum 3 wurde von den österreichischen Clustern Human.technology Styria und Silicon Alps unter der inhaltlichen Koordination von Josef Ortner gestaltet. Spannende Beiträge haben auch die oberösterreichischen Lebensmittel-Cluster (LC), Medizintech-nik-Cluster (MTC) und die ÖRRG geleistet. In Kurzvorträgen zeigte sich, wie unkonventionell die Beschäftigung mit dem Thema Reinraum sein kann: „Hausschuhe, die Bakterien-schleuder“ (Roman Czech, CTA), oder „Desostufe“ für die Mas-senspektroskopie (Wolfgang Stiegmaier, WILD Gruppe). Die Forschung im Bereich Reinraum hat viel anzubieten: im Be-reich Sensorik-Lösungen, digitale Zwillinge/Virtualisierung, Big Data und Analytik. Christian Kittl (evolaris) fokussierte auf die Datenbrillen-basierten Services für den Reinraum und zeigte die Möglichkeiten der Prozessunterstützung mit Datenbrillen

und Sprachsteuerung auf. Stefan Kraxberger (Secinto) nahm das Thema Risikoanalyse und Sicherheit unter die Lupe und formulierte hilfreiche Empfehlungen für die Planung eines Rein-raums. Einen Ausblick gab Stefan Radl (TU Graz) auf „den vir-tuellen Reinraum 2.0“, wobei er aufzeigte, dass Reinraumsimu-lationen nicht nur zu Schulungszwecken, sondern auch für das Reinraumdesign und -engineering verwendet werden können. Wolfgang Stiegmaier ist überzeugt: „Die Lounges bieten Un-ternehmen eine sehr gute Plattform für die Kompetenzpräsen-tation und potentiellen KundInnen einen Einblick, in die Welt der Reinraumtechnik und der Möglichkeiten die am Markt ver-fügbar sind.“ „Durch unsere Präsenz auf der Messe konnten wir bereits gute Kontakte in der Branche knüpfen und freuen uns schon auf das nächste Mal!“ resümiert Paul Feiertag, Ge-schäftsführer von Fepatec GmbH, die Veranstaltung. Die be-teiligten österreichischen Cluster bedanken sich herzlich bei den OrganisatorInnen der Experience Expo Lounges on Tour, dem Programmkoordinator Josef Ortner, den Vortragenden und Podiumsdiskutantinnen. Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit!

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MR-Bild mit der Realität verknüpfenEin weiteres Anwendungsbeispiel für AR erläuterte Silviu Reghin von Codeflügel: „Über die MS HoloLens werden Pa-tientInnen am OP-Tisch und gleichzeitig mit 3D-Mapping das MR über dem Körper gesehen. Durch die Bilddaten hat man genauere Informationen und kann das MR-Bild mit der Reali-tät verknüpfen.“ Reghin betonte dabei auch die unterschied-lichen Möglichkeiten: AR kann mit klassischen Devices wie Smartphone bzw. Tablet oder „händefrei“ mit einer Datenbrille, wie der MS HoloLens, genutzt werden.

Das Krankenhaus auf einen BlickMit Datenvisualisierungen beschäftigt sich das Fraunhofer Ins-titut, das auch in Graz einen Standort hat. Eva Eggeling: „Wir haben mit ‚Health at hand‘ eine Multitouch-Anwendung ent-wickelt, mit der auf einen Blick das Krankenhaus und alle rele-vanten Daten zu sehen sind: etwa der Medikamentenstand im Schrank im Raum X, welche PatientInnen in welchen Zimmern liegen und auch die einzelnen Gesundheitsdaten. Das ist für die Orientierung natürlich wesentlich effizienter als etwa Ex-cel-Listen.“ Eine große Rolle spielet dabei der Datenschutz.

Gedankengesteuerte GreifneuroprotheseEduardo Veas vom Know-Center: „Im Projekt ‚MoreGrasp‘ bauern wir an einer individuell gedankengesteuerten Greif-neuroprothese. Befehle vom Gehirn werden auf einen Stimu-lator übertragen und lösen damit eine Bewegungsaktion aus.“ Speziell bei VR- und AR-Technologien gibt es aber auch noch zahlreiche Herausforderungen. „Daten müssen glaubwürdig sein. Momentan haben viele Displays ein zu enges Sichtfeld.“ Als Know-Center unterstützen wir Unternehmen und For-schende im gesamten Prozess: vom Sammeln und Analysie-ren der Daten bis hin zur Entwicklung neuer datengetriebener Services und Geschäftsmodelle.“

AutorIn: ZWT – Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin

Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung bieten auch für den Medizinbereich großes Potenzial. Die damit ver-bundenen Chancen und Herausforderungen diskutierte man auf Einladung von ZWT, HTS und Med Uni Graz in Kooperation mit Silicon Alps bei „Medizin trifft Technik – Smart Reality“ am 9. Oktober 2018.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Caroline Schober- Trummler, Vizerektorin der Med Uni Graz, als Geschäftsführerin der ZWT-GmbH begrüßte Anke Dettelbacher die Gäste. „Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung dringen in alle Bereiche der Medizin vor“, so Josef Smolle vom Institut für Medizinische Informatik und Dokumentation der Med Uni Graz.

VR-Biopsie und Vitaldarstellung von StrukturenSmolle über die vielfältigen Anwendungen: „Das Spektrum reicht von virtueller Anatomie bis hin zu hochwertiger und teilautomatisierter, klinischer Bildgebung, computer-geleitete VR-Biopsie-Systeme und intraoperative Verwendung von Da-tenbrillen bis zur Vitaldarstellung von Strukturen im (ehemals) submikroskopischen Bereich.“ Im Medizinbereich ist Daten-schutz oberstes Gebot.

AR-Systeme für das KrankenbettIn einem oberösterreichischen Krankenhaus wird eine An-wendung vom Grazer Unternehmen Evolaris getestet: ÄrztIn-nen kümmern sich nicht nur vor Ort, sondern auch über eine Datenbrille um ihre PatientInnen. „Digitale Assistenzsysteme wie dieses Live-Remote-System sollen ÄrztInnen nie ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen“, erläutert Christian Kittl von Evolaris.

— Dabei handelt es sich um einen klassischen Anwen- dungsfall von Augmented Reality (AR): Man sieht über die Datenbrille das reale Bild, z.B. die PatientInnen im Krankenbett, und zusätzlich über die Datenbrille relvante Informationen dazu (z.B. Gesundheitsparameter).

— Bei Virtual Reality (VR) hingegen ist der gesamte visuelle Inhalt virtuell (z.B. ein 3D-Video, das über eine VR-Brille konsumiert wird).

— Smart Reality bzw. Smart Vision ist ein Überbegriff für VR, AR und ähnliche Technologien.

„VR ist längst kein Spielzeug mehr“Markus Karlseder von Mindconsole berichtet: „In Amerika gibt es bereits VR-Operationssimulatoren u.a. für orthopädische Eingriffe oder laparoskopische Operationen. Virtuell kann ich sehr einfach Szenarien abbilden und trainieren, was mit einer Übungspuppe nicht mehr möglich ist – etwa dass Vitalpara-meter gefährlich entgleisen.“ Realitätstreue ist dabei essentiell. „VR ist kein Spielzeug, sondern hat gerade im Ausbildungs-bereich immenses Potenzial. Storytelling bildet bei VR eine Brücke zwischen Theorie und Praxis.“

Medizin trifft Technik

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Smart Reality – Smart Vision – Virtual Reality

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Termine dates

Karlsruhe

Wien

Berlinwww.dmea.de

Nürnbergwww.medteclive.com

Wienwww.dhealth.at

5. – 7. Februar 2019

25. – 27. März 2019

9. – 11. April 2019

21. – 23. Mai 2019

28. – 29. Mai 2019

Lounges 2019 Reinraum und Pharmatechnik im Fokus – werden Sie Teil des Öster-reich-Corner und präsentieren Sie Ihre Produkte und Ihr Know-how einem internationalen Publikum

BIO-Europe Spring

DMEA Connecting digital health

Medtec LIVE

dhealth 2019 „From eHealth to dHealth“

Weitere Termine onlinewww.humantechnology.at/de/aktuelles/termine/

Qualifizierungsprogramm

Buchung von

Standplätzen ab

sofort möglich!

Graz

28. Februar 2019GMP / GEP Grundlagen Technik

Graz

24. Jänner 2019FF4U @ GGZ / Albert Schweitzer Institut

SCRUM – Agile Basics (Graz)

17. Jänner 2019FORUM Enabling Innovation

Normen und Standards in der technischen Dokumentation (Graz)

13. Februar 2019FORUM Enabling Innovation

TU Graz

6. März 2019Life Science Recruiting Pitch @ TUG

Graz

7. Mai 2019FF4U @ Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB GmbH)

Bad Radkersburg

SFG in Kooperation mit den steirischen Clustern und Netzwerken sowie der IV Steiermark (Graz)

9. bis 10. Mai 2019

12. Juni 2019

Gesundheitskonferenz Alpe Adria

7. Zukunftstag der Steir. Wirtschaft

Schwerpunkt: Sensorik (Klagenfurt)

14. Mai 2019Medizin trifft Technik

Graz

27. Februar 2019GMP Grundlagen – eine Einführung

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Hartberg. Natürliches Astaxanthin ist ein veganer, roter Farb-stoff und gilt als „Diamant“ unter den Radikalfängern und Anti-oxidantien. Seine hervorragenden, positiven Wirkungen wer-den von zahlreichen Studien belegt, die Nachfrage nach dem Produkt ist entsprechend.

Grund genug für die steirische BDI-BioEnergy International, sich dem Thema zu widmen. Seit mehr als 20 Jahren ent-wickelt das dynamische Unternehmen aus der Steiermark immer wieder neue, geniale Technologien zur Verwertung von Stoffen aller Art. Ursprünglich bekannt geworden ist der An-lagenbauer mit Sitz in Raaba-Grambach durch ein spezielles Verfahren zur Herstellung von Biodiesel aus Altspeiseöl und Tierfetten. Nun zeigt der innovative Betrieb erneut, wie man aus Algen biologisch hochwertige Produkte herstellen kann. Neuester Coup der BDI: Schönheit dank Alge!

In der Kosmetik- und Pharmaindustrie ist der natür-liche Farbstoff Astaxanthin ein stark nachgefragtes Produkt und wird vorrangig als Anti-Aging-Mit-tel, Entzündungshemmer und UV-Schutz ein-gesetzt: „Astaxanthin ist ein hoch wirksamer Zell- und Membranschutz. Er schützt und un-terstützt das Hautgewebe und limitiert damit Gewebeschä-digungen um ein Vielfaches“, wissen Wilhelm Hammer und Helmut Gössler, die Gründer der BDI.

Gewonnen wird der wertvolle Stoff aus reinster Algenbio-masse. Jahrelange Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Mikroalgen ermöglichte der BDI nun den ersten Schritt in das Marktsegment „Life Science“.

„Durch intensive Eigenforschung ist es uns gelungen, ein neu-artiges Produktionsverfahren zur Herstellung von Algenbio-masse zur Industriereife zu bringen“, erklärt BDI-BioLife Sci-ence-Geschäftsführer Markus Dielacher. „Durch das in sich

Biologisch und schön durch InnovationSchönheit hat ihren Preis. Am Standort Ökopark Hartberg kostet sie

rund 16 Millionen Euro. Soviel investierte die steirische BDI in die Realisierung der ersten Industrieanlage zur Produktion von Algenbiomasse

für die Schönheits- und Gesundheitsindustrie.

geschlossene Algenzuchtsystem wird eine standortunabhän-gige und vor allem garantiert konstante Produktion von qua-litativ hochwertigem, natürlichem Astaxanthin sichergestellt.“

Mit der Gründung der Tochterfirma BDI-BioLife Science und dem Bau der ersten Industrieanlage zur Produktion von Al-genbiomasse am Standort Ökopark Hartberg erweitert die BDI-Gruppe nun ihr Tätigkeitsfeld um die Bereiche „Nah-rungsmittelergänzung“ und „Kosmetik“.

Fakten: Spatenstich: März 2018 Bauzeit: 10 Monate Neue Arbeitsplätze: 20 www.bdi-biolifescience.com www.bdi-holding.com

AutorIn: BDI-BioLife Science

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Spatenstich zum Bau der Algen-Produktionsanlage.

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Vom Herzschrittmacher zum Evakuierungsplan – nie ohne User Experience (UX) Test!Menschliches Verhalten und Logik sind nicht unbedingt Dinge die miteinander korrelieren, so zeigte es der Live Usability Test von Bruce Horn und Klaus Hofer. So scheitern UserInnen zum Beispiel schon dabei, bei einem Wecker die Wochentage in die spanische Sprache zu ändern oder von 12 auf 24h-Format zu wechseln. Produkte können frustieren, wenn simple Tasks zu komplex sind.

UX als maßgebendes InstrumentMan kann das tollste Gerät der Welt erfinden, dieses ist trotz-dem nutzlos, wenn es niemand bedienen kann. Simply things should be simple, and complicated things should be possible. It’s not about the technology, it’s about human.

World Usability Congress

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Network for the greater experience! 16. bis 18. Oktober

Pubcamp am VorabendIn unterschiedlichen Grazer Lokalen fanden Pubcamps statt. Zum ersten Mal auch unter dem Motto “Humantechnology meets Usability“.

10 Jahre World Usability CongressVon anfangs 30 TeilnehmerInnen kamen heuer etwa 450 Teil-nehmende zusammen. Für Hannes Robier von der youspi GmbH war es eine „gamechanging week“ – er durfte nicht nur einen erfolgreichen World Usability Congress über die Bühne bringen, sondern wurde auch erstmals Vater.

Digitalisierung, Big Data & VR als zentrale Topics„If you haven’t experienced the experience, don’t talk about it!“, so Kevin Lee von Visa, der mit seiner Keynote den World Usability Congress einleitete. Mit realen User-Experiences können sinnvolle Lösungen und Designs erstellt werden, die zu positiven Erfahrungen der Endkonsumierenden führen.

Experience – Control – Live: SAP macht es vorDen Menschen die digitale Welt näher zu bringen, hat sich SAP zur Aufgabe gemacht. Mit über 1000 DesignerInnen arbeitet der Weltkonzern daran, AI mit natürlicher Interaktion zu vereinen.

„Trust is the basis of the work between human and AI“Notifications am Smartphone, eine Wetter-App oder (Ama-zons) Alexa sind Beispiele für sogenannte „living services“. Diese sind ebenso im medizinischen Bereich verankert, wie es Harald Mayer von Trivas anhand der mysugr-App zeigt. Digitale Dokumentation von Patientengeschichten ist gerade hinsichtlich der Hochrisiko-Zone Krankenhaus ein zukunfts-weisendes Werkzeug.

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Virtuelle Podiumsdiskussionen

CredoWeb.at hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesamte Gesundheitsbranche auf einer Plattform zu vernetzen und er-öffnet damit völlig neue Wege der Kommunikation. Registrier-te finden eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich online zu präsen-tieren und auszutauschen. Neben E-learning-Kursen können virtuelle ÄrztInnen-Podiumsdiskussionen stattfinden.

CredoWeb – aktuell bereits in 7 Ländern tätig – ermöglicht es im Gesundheitswesen, Offline-Kommunikation erstmalig mit nur einem Tool auch in den digitalen Raum zu transferieren. ÄrztInnen und GesundheitsexpertInnen tauschen ihr Wissen in offenen, geschlossenen oder geheimen Diskussionsgruppen aus. Events von Gesundheitsunternehmen werden zeitgemäß und ohne großen organisatorischen Aufwand im virtuellen Raum veranstaltet. Über vier Wochen kann ein solcher virtu-eller Eventraum geöffnet sein, zu dem Teilnehmende eingela-den werden. Solange dieser Eventraum geöffnet ist, können spannende Themen von ExpertInnen oder dem Unternehmen

Mit virtuellen Podiumsdiskussionen zusätzliche Touchpoints für Marken schaffen

selbst moderiert und mit den Gruppenmitgliedern diskutiert werden. Die Teilnahme an einer Diskussion kann auch anonym erfolgen. Die Gespräche können vom Unternehmen laufend analysiert werden, wodurch sich wertvolle Informationen ab-leiten lassen. Dabei lassen sich sowohl der virtuelle Raum, als auch die internen Nachrichten vom Unternehmen branden – so ergeben sich zusätzlich zur Arbeit des Außendienstes wei-tere wertvolle Touchpoints mit deren Marken oder Produkten.

„Natürlich lassen wir interessierte Unternehmen damit nicht allein. Wir unterstützen und beraten vor und während der Diskussion und helfen notfalls auch redaktionell“, so Gerald Bruchmann, Geschäftsführer von CredoWeb.at. „Wir stellen gezielte Leitlinien zu Verfügung, die die Auswahl des Diskus-sionsbeitrags, Erstellung eines Diskussionsplans, Einladung der Zielgruppen und SpezialistInnen uvm. beinhalten.“

AutorIn: CredoWeb Connecting GmbH

Human.technology Styria steigt mit Bronze in das Cluster Management

Excellence Programm einDer steirische Humantechnologiecluster unterhält seit vielen Jahren ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 und ISO 29990 und hat im heurigen Jahr auch eine „4* Recog-nised for Excellence“-Auszeichnung nach dem EFQM-Modell erhalten. Mit der Bewerbung zum Bronze Label des Cluster Management Excellence Programms der EU-Kommission ist ein weiterer Schritt zur Verbesserung und eine direkte Ver-gleichbarkeit im internationalen Kontext des HTS-Angebotes angestrebt worden.

Was zeichnet exzellente Clusterorganisationen aus? Wie ist exzellentes Clustermanagement messbar und wie zeichnet sich das HTS-Portfolio an Dienstleistungen und Produkten im internationalen Clustervergleich aus?Dies sind nur einige Fragen, die sich das HTS-Team während der Bewerbung innerhalb des Cluster Management Excellence Programms stellte. In einem dreistufigen Verfahren (Bron-ze-Silber-Gold) wurden bisher mehr als 1.200 Cluster weltweit über verschiedene Branchen verglichen. Nach erfolgreichem Assessment des HTS-Clusters im August dieses Jahres wur-

den im Benchmarking-Report vorhandene Stärken sichtbar gemacht und neue Chancen aufgezeigt. Im internationalen Vergleich der Cluster im Sektor „health and medical sciences“ besticht die HTS mit einer hohen regionalen Mitgliederanzahl und einem starken Anteil an IndustriepartnerInnen. Basierend auf der jährlichen Mitgliederbefragung und festgehalten in der HTS-Strategie, liegt ein Schwerpunkt der Clusterarbeit im Be-reich „Informationsaustausch, Matchmaking und Netzwerken“. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Anzahl und Vielfalt an Aktivitäten in diesem Bereich weit über dem aller interna-tionaler Cluster Durchschnitt bewertet wurden. Unternehmen, die dem Exzellenz-Gedanken folgen, wollen aber nicht nur ihre Stärken ausbauen, sie wollen vor allem neue Chancen nutzen. So wird es auch in Zukunft eines der vorrangigen Ziele des HTS-Clusters sein, einen Blick über den Tellerrand zu werfen, um branchenneue Firmen, Forschungseinrichtungen und Ins-titutionen mit dem bestehenden Netzwerk zu verknüpfen und damit neue Kooperationen, Projekte, Produkte und Dienstleis-tungen anzutreiben.

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dem alle PatientInnen profitieren, braucht eine interoperable Infrastruktur. Dort ha-ben wir aber einen enormen Aufholbe-darf.“ Auf diesem Gebiet bräuchte es in den kommenden fünf Jahren einen Inno-vations- und Investitionsschub, der von der öffentlichen Hand ausgehen müsse. „Die größte Herausforderung liegt darin, die Dinge auf den Boden zu bringen“, stieß Romana Ruda, Leiterin der Abtei-lung Versorgungsmanagement Wiener GKK, ins selbe Horn. Joachim Henkel, Hauptabteilungsleiter Integratives Leis-tungsmanagement AOK Hessen, be-leuchtete die Situation wie Hildebrandt von deutscher Seite: „Disease-Manage-ment-Programme in Deutschland sind seit 2002 gesetzlich vorgeschrieben, be-nötigen aber sinnvolle, digitale Ergänzung zur PatientInnenführung.“

AutorIn: JOANNEUM RESEARCH

Disease-Management-Programme und Digitalisierung in der Medizin

Rund 80 Interessierte bei der PartnerInnen-Session von HEALTH in Alpbach

Disease-Management-Programme stel-len PatientInnen in den Mittelpunkt und sichern eine gute Versorgung. Gemein-sam mit der digitalen Prozess- und Ent-scheidungsunterstützung leisten sie einen Beitrag zur Resilienz der Gesundheitsver-sorgung. Welche VorreiterInnen gibt es hier? Diese Frage stellten sich die hoch-karätigen DiskutantInnen bei der Partne-rInnen-Session des Instituts HEALTH im Rahmen der Gesundheitsgespräche des Europäischen Forums Alpbach 2018, zu der HEALTH-Direktor Thomas Pieber ge-laden hatte.

„Welche Chancen sich durch die Digitali-sierung im Gesundheitsbereich in Zukunft ergeben werden, können wir derzeit nur erahnen“, unterstrich der steirische Ge-sundheitslandesrat Christopher Drexler die Brisanz des Themas in seiner Ein-leitung. Keynote-Speaker Helmut Hil-debrandt, Vorstandsvorsitzender der

OptiMedis AG und Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn UG bzw. der Gesundes Kinzigtal GmbH, Ham-burg, erklärte: „Gesundheitsversorgung von heute kann nicht auf Technologien von gestern aufgebaut werden. Was heu-te in vielen Wirtschaftsbereichen selbst-verständlich ist – Stichwort Industrie 4.0 – müssen wir auch im Gesundheitswesen entwickeln.“ Es gelte, die Sektorengrenze in der Versorgung zu überwinden. Das vor 30 Jahren in den USA entwickelte Disea-se Management sei „nur eine Stufe auf dem Weg zum Health Management“, so Hildebrandt.

Durch die angeregte Diskussion führ-te der Herausgeber von Quaitas Roland Schaffler. Clemens Martin Auer, Sektions-leiter Sektion I – Gesundheitssystem, zen-trale Koordination, Bundesministerium für Gesundheit, meinte: „Flächendeckender Austausch von Gesundheitsdaten, von

Univ.-Prof. Dr. Thomas Pieber, Dr. Helmut Hildebrandt, Mag.a Romana Ruda, MA, Joachim Henkel, Bakk., Mag. Christopher Drexler, Dr. Clemens Martin Auer sowie Mag. Roland Schaffler (v. l.)

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kings nach, wo und wie die jeweilige Institution positioniert ist. Wir können auf unsere Positionierung schon stolz sein, haben aber keinen Grund zur Überheblichkeit.

Was sind denn die entscheidenden internen Kenn-zahlen und Parameter für die positive Universitäts-entwicklung? Ein zentrales Thema ist natürlich die Zahl der hochqualitativen Publikationen – da können wir mit Fug und Recht sagen, dass wir deutlich zulegen konnten, sowohl von der Zahl als auch vom Impact Factor der Papers. Das liegt auch wesentlich an den neuen Möglichkeiten der Forschungs-infrastruktur, etwa am ZMF für die Forschung im klinischen Bereich, aber primär natürlich an der Exzellenz unserer For-scherInnen. Der neue MED Campus eröffnet künftig vor allem für die vorklinischen Fächer völlig neue Möglichkeiten. Auch im Bereich Auftragsforschung und in der konventionellen Drittmitteleinwerbung konnten wir deutliche Verbesserungen erzielen. Wo wir noch Luft nach oben haben, das ist beim Einwerben von peer-reviewten Drittmittelprojekten wie etwa von ERC-Grants und EU-Projekten. Da ist schon allein das Antragschreiben enorm komplex und aufwendig. Dabei ver-suchen wir auch entsprechend zu unterstützen.

Welche thematischen Schwerpunkte gibt es denn in der kooperativen und in der Drittmittel-Forschung? Zuerst sind die klinischen Studien zu nennen, es gibt aber auch die Auftragsforschung im vorklinischen Bereich und eine große Zahl von Forschungskooperationen. Bei Kooperationen müssen aber immer beide PartnerInnen stark sein – sowohl die KooperationspartnerInnen als auch die Med Uni. Wenn Sie eine Brücke bauen, müssen auch die Pfeiler auf beiden Seiten der Brücke entsprechend stark ausgelegt sein. Wir arbeiten mit regionalen PartnerInnen ebenso wie mit interna-tionalen Konzernen zusammen; wir machen EU-Projekte und sind im COMET-Programm mit dem K-Zentrum CBmed und dem neuen K-Projekt CAMed engagiert. Auch die Biobank ist ein zentraler Faktor. Über das Research-Studio-Austria-Pro-gramm konnte das „Placenta Perfusion Studio“ sowie CAPPS – „A Clinical Applicable Plug & Play System for in vivo testing a target“ etabliert werden. Über das Bridge-Programm, eben-falls finanziert durch die FFG und Unternehmen, wurde LIBIDA (Liquid Biopsies Datenanalyse) etabliert und neu entstanden ist auch ein Christian-Doppler-Labor zum Thema „Liquid Bi-opsies“ zur Früherkennung von Krebs ebenso wie das schon länger etablierte und mit BAYER finanzierte Ludwig-Boltz-mann-Institut (LBI) für Lungengefäßforschung. Im Jahr 2022 haben wir dann mit der zweiten Ausbaustufe des MED Cam-pus insgesamt Forschungsflächen in der Größe von zwei Fuß-ballfeldern zur Verfügung, ein wesentlicher Teil davon wird rein kompetitiv vergeben.

Der Schatz in der Hand

botenstoff: Die Medizinische Universität Graz erreichte im aktuellen „Times Higher Education Ranking“ nicht nur die ausgezeichnete Platzierung 201-250 von ins-gesamt 1.000 weltweit gereihten Institutionen, son-dern wurde auch als zweitbeste von insgesamt neun österreichischen Universitäten gereiht. Darüber hinaus reihte das Wissenschaftsmagazin „Nature“ die Med Uni Graz auf Platz 25 der weltweit „aufstrebenden In-stitutionen“. Sehr geehrter Rektor Samonigg, was sind Ihrer Meinung nach die Gründe des Erfolgs in den ak-tuellen Rankings? Beide Ergebnisse sind für uns natürlich sehr erfreulich. Sie signalisieren uns, dass unsere Universität auf einem richtigen Weg ist. Allerdings ist es schon so, dass man, wenn die Rankings schlechter ausfallen, deren Qualität und Aussagekraft oft anzweifelt – und fallen sie gut aus, dann ist man schon weniger kritisch. Wir behalten sicher eine kriti-sche Distanz zu diesen erfreulichen Ergebnissen und sehen keinen Grund, in unserem Bemühen zur Weiterentwicklung nachzulassen und zu glauben, dass diese Momentaufnahmen eine unveränderliche Tatsache sind. Man tappt übrigens auch selbst sehr gerne in die „Rankingfalle“ und schaut bei mög-lichen Kooperationen schon einmal in den einschlägigen Ran-

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Ein Gespräch mit Med-Uni-Rektor Hellmut Samonigg über die Bedeutung von Rankings, aktuelle Forschungsschwerpunkte und Kooperationen mit der Wirtschaft.

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Wirken sich die Kontakte der Unternehmen im ZWT mit den Forscherinnen und Forschern am Standort auch im Alltag aus? Wir haben das Problem, dass das ZWT knallvoll ist – und wir spüren zusätzlich bereits den Brexit, wodurch ei-nige Unternehmen auch nach Graz und hier in die Nähe unse-rer Universität drängen.

Sie wünschen sich ein zweites ZWT? Ja, es ist schon ein bisschen mehr als ein Wünschen. Es gibt bereits konkrete Vorüberlegungen und den Bedarf auf jeden Fall. Die räumliche Nähe der Unternehmen zu den Forschungseinrichtungen ist absolut produktiv. Das Ei ist aber noch nicht gelegt.

Der Humantechnologie-Cluster forciert in der Steier-mark auch das Thema des „Aktiven und gesunden Al-terns“. In welchen Bereichen könnten sich da aus Ihrer Sicht die Unternehmen einklinken? In diesem Bereich ha-ben wir mit unserem LKH-Universitätsklinikum und dem GGZ einen Schatz in der Hand, durch den wir vor allem Biotech-nologie-Firmen die Möglichkeit geben können, Wesentliches beizutragen. Der springende Punkt ist, einerseits die Bedürf-nisse zu erkennen und andererseits jene zu kennen, die die Lösung dieser Bedürfnisse auch technisch umsetzen können. Ein Format wie „Medizin trifft Technik“ ist in dieser Hinsicht mehr als sinnvoll.

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Wider den Sekundenschlaf im AutoVom Müdigkeitswarner zum Sicherheitssystem – Testpersonen für Fahrsimulator-Studie gesucht

Bei rund einem Viertel der Unfälle mit einem PKW und bis zur Hälfte der LKW-Unfälle ist Schläfrigkeit im Spiel.Müdigkeitswarnsysteme gibt es bereits in einigen Fahrzeug-serien – aber allzu leicht wird es zur Gewohnheit, sie zu igno-rieren. Völlig autonom fahrende Autos sind ein anderer Ansatz, den Unfallfaktor Sekundenschlaf zu vermeiden, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg. Bereits verfügbar sind Assistenzsys-teme, die selbsttätig die Spur halten oder eine Bremsung ein-leiten können, mit der Idee, monotone Autobahnfahrten siche-rer zu machen. Derzeit müssen die FahrerInnen ständig bereit sein, wenn das Assistenzsystem an seine Grenzen gerät und die Abgabe der Fahrtkontrolle an den Menschen verlangt.Wie kann aber nun ein Fahrzeug am besten die Bereitschaft der FahrerInnen zur Übernahme einschätzen? Wie die Schläf-rigkeit der Menschen zuverlässig beurteilen? Und wie wirkt ein Assistenzsystem auf Verhalten und Zustand der Lenke-rInnen zurück? Damit beschäftigt sich das interdisziplinäre Forschungsprojekt WACHsens der FahrzeugtechnikerInnen der TU Graz, MedizintechnikerInnen des Human Research In-stituts in Weiz und VerkehrspsychologInnen der Factum OG in Wien gemeinsam mit dem Industriepartner AVL Powertrain aus Großbritannien, das im Programm „Mobilität der Zukunft“ vom BMVIT gefördert wird.

AutofahrerInnen jeden Alters stellen sich der Herausforderung, im hochmodernen Fahrsimulator der TU Graz – einem umge-bauten echten Fahrzeug – zweimal eine monotone Nachtfahrt durchzuführen: müde und ausgeruht, händisch gesteuert oder assistiert. Mit umfangreicher Messausrüstung werden jede Ak-tion der FahrerInnen, ihre Hirnströme, Herzschläge und Atmung gemessen. Einschlafen ist hier sogar erlaubt. In der folgenden Datenanalyse werden die Auswirkungen der Automatisierung auf die Aufmerksamkeit festgestellt und versucht, Fahrfehler und Einschlafen möglichst genau vorherzusagen – und daraus ein System zu erstellen, das monotone Fahrten sicherer macht.

Derzeit werden Autofahrerinnen und Autofahrer vor allem in den Altersgruppen ab 40 und ab 60 Jahren gesucht, die die Fahrten im Fahrsimulator erproben möchten.

AutorIn: Human Research Institut

Kontakt:Anmeldung zum Test: +43 (0)680 | 247 90 [email protected]

DI Matthias Frühwirth, Human Research [email protected]

Univ. Prof. Dr. Arno Eichberger,Institut für Fahrzeugtechnik, TU [email protected]

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Gesund AlternGesund alt werden ist das Hauptanliegen unserer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und eine der größten aktuellen Herausforderungen für die Medizin und die medizinische For-schung. Eines der vorrangigsten Ziele von COREMED, dem kooperativen Zentrum für Regenerative Medizin, das Anfang des Jahres 2018 gegründet wurde, ist es, die Grundlagen der Wundheilung und die relevanten biochemischen Vorgänge der Hautalterung genau zu erforschen.

Gewaltige Kosten kommen auf uns zu. „Derzeit haben in der westlichen Welt rund ein bis vier Prozent der Menschen chro-nische Wunden. Da die Menschen immer älter werden, gleich-zeitig aber auch die Anzahl an chronischen Erkrankungen steigt, ist damit zu rechnen, dass die Anzahl an Menschen mit chronischen Wunden signifikant steigen wird. Allein hierzulan-Fo

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COREMED: Forschung, die unter die Haut geht

Beim Grazer Zentrum für Regenerative Medizin steht Kooperation an erster Stelle. Dadurch soll die Erforschung von Heilungsprozessen und die Entwicklung neuer Therapien effizient vorangetrieben werden,

mit dem Ziel, möglichst rasch den PatientInnen zugutezukommen.

Das Team von COREMED zusammen mit einigen KollegInnen der Plastischen Chirurgie Graz im Rahmen einer Konferenz zum Thema „Narbe 2018: Prävention und Behandlung“.

Fundiertes technisches Wissen, gepaart mit digitalem Zukunftsblick

Seit der Gründung im Jahr 1972 ist im Ziviltechnik-Unternehmen Lorenz Consult kein Stein auf dem anderen geblieben. Ursprünglich startete das Grazer Ingenieurs-büro im Stahl- und Industriebau, woraus sich die Expertise im Be-reich Tragwerksbau entwickelte. Der Schritt in den 1980er-Jahren Richtung Krankenhausbau war eine logische Konsequenz.

Heute nimmt vor allem die Planung von Gesundheitsein-richtungen und Krankenhäusern inklusive der technisch an-spruchsvollen Reinraumplanung einen großen Stellenwert ein. Mit fundiertem technischen Know-how und modernsten Digi-talisierungstechnologien werden gerade zwei große Baupro-jekte erfolgreich realisiert. Das in zweiter Generation geführte Zivilingenieurbüro Lorenz Consult mit 40 MitarbeiterInnen war beim Wiederaufbau des zerstörten 3M-Werks in Villach sowie

bei der Generalsanierung der Chirurgie im Universitätsklinikum Graz von Anfang an dabei.

Lorenz Consult zukunftsweisend bei DigitalisierungGanz vorne mit dabei sind sie auch, wenn es um das Thema Digitalisierung am Bau geht. Lorenz Consult konnte in den vergangenen Jahren eine Expertise wie kaum ein anderes Zivilingenieurbüro aufbauen, wenn es um BIM (Building Infor-mation Modelling) und Industrie 4.0 geht. Diese Entwicklung hat großen Einfluss darauf, wie Gebäude geplant, gebaut und betrieben werden. „Dabei bleibt jedoch die Basis, also das fundierte technische Wissen zusammen mit der menschli-chen Kommunikation, unverändert“, ist Christian Lorenz über-zeugt. Besonders stark ist das Grazer Zivilingenieurbüro in der DACH-Region vertreten. Es werden aber auch weltweite Pro-jekte u.a. in Japan verwirklicht. 2017 erwirtschaftete Lorenz Consult einen Umsatz von vier Millionen Euro.

AutorIn: Lorenz ConsultFoto

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New – TM 8000flex THIN FILM TONO-METER

In Blutgas-Systemen werden Proben bei 37°C vermessen, für abweichende PatientInnentemperaturen gibt es die Möglich-keit, eine Temperaturkorrektur zu berechnen. Für diese Kor-rekturwerte werden meist Berechnungsmodelle herangezo-gen, die nicht alle Einflussgrößen berücksichtigen und daher zu markanten Abweichungen der berechneten Werte führen können.

Mit dem TM8000flex können Pro-ben von 20,0°C bis 39,9°C ton-ometriert werden und somit auch für von 37°C abweichende Pa-tientInnentemperaturen die realen

Messwerte ermittelt werden. So können für bestimm-te Anwendungen (z.B. wenn eine Abkühlung der

PatientInnen erforderlich ist) spezifische Offsets oder

Temperaturkorrekturen, für ver-schiedene Blutgassysteme, bestimmt werden.

Für die Hersteller von Blutgas-Systemen bietet das TM8000flex die einfache Möglichkeit, exakte Temperatur-Korrekturkennli-nien für die unterschiedlichen Modelle zu ermitteln.

Das im TM8000flex eingesetzte innovative Heiz- und Kühl-system gewährleistet eine rasche und präzische Einstellung der gewünschten Zieltemperatur. Das robuste Design und die hochwertige Verarbeitung garantieren hohe Zuverlässigkeit.

AutorIn: Meon Medical

Die neue Wirklichkeit in Blutgas QC, tonometrieren bei Solltemperatur…

Mehr Infos:Senden Sie eine Nachricht an [email protected] oder besuchen Sie unsere Webseite http://www.meon-medical.com

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de sind nach aktuellem Stand rund 250.000 Menschen davon betroffen“, sagt Prof. Kamolz, der auch die Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH-Universitätsklinikum Graz leitet. Es ist davon auszuge-hen, dass 2030 sogar rund die Hälfte der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein wird. Diese demographischen Veränderun-gen werden auch dazu führen, dass die Anzahl der Menschen mit chronischen Erkrankungen signifikant ansteigen wird.

Verstehen und gezielt unterstützenIm Augenblick konzentrieren sich die Behandlungskonzepte bei vielen dieser Erkrankungen lediglich darauf, die Krank-heitssymptome zu verringern, da eine Heilung im eigentlichen Sinne oft nicht möglich ist. Genau hier setzt COREMED an und hat es sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Heilungsvorgänge zu verstehen und diese gezielt zu unterstützen. Heilen statt reparieren heißt das Motto dieser regenerativen Medizin, die sich mit der Wiederherstellung von funktionsgestörten Zellen, Geweben oder Organen beschäftigt. Während bei 20-jährigen Patienten die Wundheilungszeit für eine etwa 40 cm2 große Wunde im Durchschnitt 40 Tage beträgt, dauert die Wund-heilung für das gleiche Areal bei alten Menschen rund doppelt so lange. Die altersbedingten Veränderungen der Haut führen zu einer verzögerten Wundheilung, womit auch das Risiko für eine postoperative Wundheilungsstörung mit zunehmendem Alter um bis zu 600 Prozent steigt. Die veränderte Beschaf-fenheit der Haut führt überdies zu einem verstärkten Auftre-ten von akuten und chronischen Wunden. Daher erfordert es eine gezielte Forschung in diesem Bereich, um den Hautalte-rungsprozess positiv beeinflussen zu können und die Wund-heilungszeiten im Altern oder das Auftreten von chronischen Wunden zu verringern.

Schneller Transfer in die KlinikMit der Gründung von COREMED, die in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Med Uni Graz und der Joan-neum Research Forschungsgesellschaft erfolgte, wurde ein neuer Impuls in der medizinischen Forschung und Entwick-lung im Bereich der regenerativen Medizin mit Schwerpunkt auf Wundheilung und Haut-Regeneration gesetzt. COREMED umfasst medizinische Grundlagenforschung, präklinische und klinische Forschung und bietet interdisziplinäre Gesamtlösun-gen in Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen an.

Mit seinem Standort am ZWT Graz kann COREMED auf vor-handene Ressourcen und Kooperationen in Bezug auf Wis-senschaft und Forschung zurückgreifen. Am Standort besteht ein starkes lokales Netzwerk an wissenschaftlichen und wirt-schaftlichen Einrichtungen und PlayerInnen des Life-Scien-ce-Bereichs – allen voran: das Institut HEALTH, die Medizi-nische Universität Graz, dem HTS-Cluster, Qualizyme und anderen Einrichtungen. Daneben kann sich das Zentrum auf die enge Kooperation mit nationalen und internationalen Part-nerInnen und Firmen stützen. Diese enge Zusammenarbeit soll einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen und neuen Entwicklungen in die Klinik ermöglichen.

AutorIn: COREMED

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Raaba-Grambach, Österreich – 22. Oktober 2018VTU Technology GmbH, ein führender Anbieter exklusiver Technologien und Services für die Entwicklung von Hoch-leistungsprozessen zur Proteinproduktion mit der Hefe Pichia pastoris, firmiert im Zuge einer Neuorganisation der VTU Hol-ding GmbH ab sofort unter dem Namen VALIDOGEN GmbH. In den 10 Jahren seines Bestehens hat sich das Unternehmen erfolgreich als weltweit führender Dienstleister im Bereich der Pichia-Prozessentwicklung etabliert.„VALIDOGEN wird aus der VTU Gruppe herausgelöst und künftig als ein privates und eigenständiges Unternehmen der KonValue-Gruppe aktiv sein. Unter dem neuen Namen wird VALIDOGEN weiterhin als führender Partner im Bereich der Entwicklung von Produktionsstämmen und -verfahren für die mikrobielle Herstellung rekombinanter Proteine zur Verfügung stehen“, erläutert Michael Koncar, Gründer und Geschäftsfüh-rer von VALIDOGEN und der KonValue-Gruppe.

UNLOCK PICHIA – eine Technologie von VALIDOGENGleichzeitig mit der Namensänderung verlautbart die Biotech-firma die Bezeichnung der von VALIDOGEN etablierten Pichia Proteinproduktionstechnologie. UNLOCK PICHIA steht für die umfangreichste Plattform zur Proteinproduktion mit der Hefe Pichia pastoris. Seit Gründung des Unternehmens 2008 wurde intensiv an der Optimierung des Wirtsorganismus Pichia pas-toris und an der Erweiterung der Technologieplattform gearbei-tet. Die hohe Diversität von molekularbiologischen Elementen, Werkzeugen und vielfältigen Expressions- und Produktionsstra-

Umfirmierung: Aus VTU Technology wird VALIDOGEN

UNLOCK PICHIA – Eine Technologie von VALIDOGEN

Kontakt:Thomas PurkarthoferHead of Business DevelopmentParkring 18 | A-8074 Raaba-GrambachTelefon: +43 (0)316 | 4009 4017E-Mail: [email protected], www.unlockpichia.com

tegien von UNLOCK PICHIA machen VALIDOGEN zu einem global führenden Anbieter im Bereich der rekombinanten Her-stellung von Proteinen mit mikrobiellen Produktionssystemen.

Über VALIDOGEN GmbHVALIDOGEN ist ein führendes Forschungs- und Entwicklungs-unternehmen für die Proteinproduktion mit der Hefe Pichia pastoris. VALIDOGEN bietet Hochleistungstechnologien zur Entwicklung wirtschaftlich attraktiver Produktionsprozesse beispielsweise zur Herstellung von Biopharmazeutika und En-zymen. VALIDOGEN wird ein privates Unternehmen im Besitz der KonValue-Gruppe.

AutorIn: VALIDOGEN GmbH

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Erforschung des Stoffwechsels als Schlüssel im Kampf gegen VolkskrankheitenDie Entschlüsselung der molekularen Grundlagen des Stoff-wechsels ist essentiell, um die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten zu verstehen. In der Kooperation BioTech-Med-Graz forschen die Universität Graz, die TU Graz und die Medizinische Universität Graz gemeinsam im Zeichen der Ge-sundheit. Das Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung bündelt die Expertise der drei Grazer Universitäten in diesem Bereich. Neue Forschungsinfrastruktur lässt die ForscherIn-nen dabei tief blicken und ermöglicht innovative Wissenschaft.

Integrative StoffwechselforschungDas Verständnis über die molekularen Grundlagen von Erkrankungen und die zugrundeliegenden zellulären Prozesse ist die Basis für die Entwick-lung neuer Medikamente und Therapieoptionen. „Krankheitsverursachende Veränderungen des Erbguts und Umwelteinflüsse stören die natürli-chen Signalwege in der Zelle, indem die kodier-ten Proteine nicht mehr funktional sind“, erklärt Tobias Madl vom Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie der Med Uni Graz und Leiter des Zentrums für Integrative Stoffwechselforschung. Dies betrifft neben den meisten vererblichen Krankheiten auch viele alterungsbedingte Erkran-kungen wie Krebs und neurodegenerative Erkrankungen. „Die alternde Gesellschaft ist eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem und stellt dadurch viele Anforderungen an die biomedizinische Forschung“, so Madl.

Das Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung, angesie-delt am MED CAMPUS Graz der Medizinischen Universität Graz, ist ein durch Hochschulraumstrukturmittel – Programm des BMBWF – finanziertes Projekt, im Rahmen der Kooperation BioTechMed-Graz. Die Erschließung der molekularen Mecha-nismen von Krankheitsentstehung und deren Zusammenhang mit Umwelteinflüssen, Alterung und Stress anhand von Stoff-wechselprodukten ist Gegenstand der Forschung am neuen Zentrum. Das Zentrum baut auf die langjährige und komple-mentäre Expertise von verschiedenen wissenschaftlichen Ar-beitsgruppen in den Bereichen „Signalwege des Energie- und Fettstoffwechsels“ sowie der „Erforschung fettstoffwechsel-assoziierter Erkrankungen“ im BioTechMed-Graz-Verbund auf.

Forschungsinfrastruktur: KernspinresonanzDie Anschaffung neuester Kernspinresonanz-Infrastruktur er-möglicht den bereits etablierten Forschungsgruppen auf dem Gebiet der Stoffwechselforschung, in einem integrativen An-satz zu arbeiten. Durch diese Technologie wird die Verbindung zwischen Theorie und PatientInnenbetreuung auf höchstem Ni-

veau verwirklicht. Um die molekularen Grundlagen von Krank-heiten zu entschlüsseln, wird der chemische Fingerabdruck un-ter die Lupe genommen. So können die WissenschafterInnen Änderungen im Stoffwechsel und in Signalwegen beobachten und Rückschlüsse auf den Verlauf von bestimmten Krankhei-ten ziehen. Die Summe der chemischen Fingerabdrücke wird mittels Kernspinresonanz-Spektroskopie untersucht, um so charakteristische Muster identifizieren zu können. Diese dienen in weiterer Folge dazu, damit verbundene Veränderungen von Stoffwechselprodukten zu erkennen bzw. Vorhersagen für den Verlauf und die Behandlung von Krankheiten treffen zu können.

„Die Herausforderung liegt für die Wissenschaft da-rin, eine Vielzahl von Stoffwechselprodukten gleich-zeitig quantitativ in einer komplexen Mischung zu erfassen“, beschreibt Madl.

Die magnetische Kernspinresonanz-Spektroskopie spielt die Schlüsselrolle in der modernen biomedi-zinischen Forschung. Sie ist die einzige Methode, die nicht auf eine Trennung der Stoffwechselpro-dukte angewiesen ist. Die Probe kann somit für weitere Analysen erhalten werden. Alle Arten von Stoffwechselprodukten können in nahezu physio-logischer Umgebung quantitativ erfasst werden. Zudem ist die Spektroskopie unübertroffen, was die analytische Reproduzierbarkeit und Einfachheit

der Probenvorbereitung angeht. Damit hat sich die Kernspinre-sonanz basierte Stoffwechselforschung kürzlich als Schlüssel-methode in der biomedizinischen Forschung, Diagnostik und Therapie etabliert.

Erste hochrangige Publikationen belegen ForschungserfolgeIm Rahmen der Kooperation konnten bereits erste Ergebnis-se in höchst angesehenen Zeitschriften wie Cell Metabolism, Science Advances, und FASEB Journal publiziert werden.

AutorIn: Med Uni Graz

BioTechMed-Graz: Zentrum für Integrative Stoffwechselforschung

Weitere Informationen:Tobias MadlLehrstuhl für Molekularbiologie und BiochemieMedizinische Universität GrazTelefon: +43 316 385 [email protected]

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Photonic entwickelt derzeit eine neuartige Multi- color-Lichtquelle für die Mikroskopie und Endoskopie, die Anwendern geringere Kosten und eine höhere Le-bensdauer verspricht. Bei Fluoreszenzanwendungen liefert sie auch mehr Energie im gewünschten Anre-gungsspektrum.

Um in immer kleinere Welten vordringen zu können, braucht die Medizin immer effizientere Werkzeuge. Gerade in der Früh-erkennung und Behandlung von Tumoren spielen daher die medizinische und labordiagnostische Fluoreszenzbildgebung eine zunehmende Rolle. Denn trotz unterschiedlichster bild-gebender Diagnoseverfahren wie Ultraschall oder Kernspin ist jeder Chirurg letztlich auf sein geschultes Auge angewiesen, wenn er z.B. einen Krebsherd entfernen muss. Die Trennli-nie zwischen Tumor und gesundem Gewebe zu finden, ist schwierig. Hier leistet die Fluoreszenzmikroskopie und -endo-skopie eine große Hilfestellung.

High-Power-LEDsVon besonderer Wichtigkeit ist dabei eine leistungsstarke Lichtquelle. Der Trend geht deshalb in Richtung LED-Lösun-gen, die einen deutlich günstigeren Betrieb ermöglichen. Sie haben einen geringeren Strombedarf und im Vergleich zu Xenonlampen, die man nach rund 1000 Stunden wechseln muss, eine weit höhere Lebensdauer. Photonic arbeitet auf diesem Gebiet derzeit an einer völlig neuen Lösung: einer Mul-ticolor-Lichtquelle. Sie basiert auf der F6000-M, der derzeit hellsten Endoskopielichtquelle am Markt und erweitert das Spektrum über den sichtbaren Bereich (VIS) in Richtung NIR und UV. Dazu werden mehrere LEDs optisch gemischt und wieder gemeinsam in einen Lichtleiter gekoppelt. „Zum Ein-satz kommen High-Power-LEDs, die teilweise noch nicht am freien Markt erhältlich sind und speziell für unsere Anforde-

Neues Multi-Talent

rungen entwickelt wurden“, betont Photonic-Produktmanager Christoph Csekö. Das für die Strahlmischung benötigte Optik-design steuert WILD bei. „Sollte kundenseitig oder applika-tionsbedingt ein Laser anstelle der LED gefragt sein, können wir natürlich auch eine Lösung anbieten.“

Entwickelt nach individuellen AnforderungenEs gibt am Markt bereits Multicolor-Lichtquellen, die jedoch mit teuren Xenonlampen oder mit mehreren farbigen LEDs aus-gestattet sind. Diese haben den Nachteil, dass im Spektrum zwischen diesen LEDs Lücken entstehen. Photonic hingegen bietet mit seiner Neuentwicklung eine Lösung mit durchgän-gig weißem Spektrum und zusätzlichen Fluoreszenzbereichen im UV und NIR an. Der Vorteil gegenüber einzelnen farbigen LEDs ist das kontinuierliche VISible Spectrum (VIS) und die Erweiterungen außerhalb von VIS, was einen universelleren Einsatz des Moduls ermöglicht. Gegenüber Xenon-Lichtquel-len hat man einen deutlichen ökonomischen (kein Leuchtmit-telwechsel) und ökologischen Vorteil (keine Entsorgung der Leuchtmittel). Die Multicolor-Lichtquelle wird vorrangig nach spezifischer Kundenanforderung entwickelt und als Modul in Mikroskope oder Endoskope verbaut.

AutorIn: WILD Gruppe

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Bei „Big Data“ geht es nicht not-wendigerweise um die Verarbeitung großer Datenmengen, sondern da-rum, generierte Daten sinnvoll zu nutzen, Erkenntnisse abzuleiten, um Kosten zu senken, Zeit einzusparen, Ressourcenverbrauch zu optimieren – letztlich datenbasiert kluge Ent-scheidungen treffen zu können. Die Voraussetzung dafür ist die Gewin-nung dieser Daten, die gerade in der Pharmaindustrie komplexe, indivi-duell auf die Anlage zugeschnittene Automationslösungen verlangt. Mit der Entwicklung einer Pilotanlage, die sowohl die klinische als auch für zukünftige Routineproduktion von neuen Produkten, als auch für die Pilotproduktion von bis zu 22 bereits etablierten Prozessen ermöglichen sollte, stellte der Pharmakonzern Oc-tapharma, am Standort in Wien, das Automationsteam der ZETA vor eine große Herausforderung...

In der Pharmaindustrie stellt die Automati-sierung der Produktionsanlagen die Basis zur Optimierung von Herstellungsprozes-sen dar. Fehlererkennungen in Echtzeit sichern nicht nur die Qualität und Produk-tionsleistung, sondern generieren Pro-zesswissen, das als wertvolle Erkenntnis in die Prozessentwicklung zurückfließt. Insbesondere Pilotanlagen, die zur Her-leitung optimaler Produktionsprozesse dienen, müssen (Rezeptur-)Daten in ho-her Geschwindigkeit, aus unterschiedli-chen Quellen und Formaten, verarbeiten und systemübergreifend verknüpfen. Für die Pilotanlage von Octapharma hat ZETA vom Conceptdesign, über das Basic- und Detail-Engineering, auch ein komplexes Automationskonzept entwickelt, das in die Anlage integriert und den hohen kun-denspezifischen Anforderungen gerecht wurde.

Die 24 mobilen Behälter sind auf höchste Flexibilität ausgelegt, um 22 bereits eta-blierte, aber auch alle zukünftigen neuen Prozesse zur Herstellung von Produkten

Big Data – die Basis für pharmazeutische Prozessoptimierung

aus menschlichem Blutplasma zu sichern. Zentral gespeicherte Daten können jeder-zeit offline beim Koppeln der einzelnen Be-hälter, mit einer der 19 Dockingstationen, abgerufen werden. Die Anlage erkennt den Behälter automatisch und verknüpft die behälterbezogenen Daten mit dem jeweiligen Steckplatz. Dadurch wurde die Flexibilität für weitere Testreihen gesi-chert. Über die Dockingstationen sind die Behälter an das (Reinst-)Mediensystem, das Abwassernetz und die Reinigungs-anlage angeschlossen. Der Aufbau der komplexen Anlage berücksichtigt jedoch neben den Behältern auch das umfang-reiche Spezialequipment, wie Zentrifugen, Chromatographiesysteme, Filterpresse, Ultrafiltrationsanlagen etc., das ebenfalls an alle Dockingstationen angeschlossen werden muss. Das interdisziplinäre ZE-TA-Engineering-Team, bestehend aus Verfahrenstechnikern, Maschinenbauern und Automationsingenieuren, stellte sich dieser Komplexität und in enger Koope-ration – in einem gemeinsamen ZETA-Oc-tapharma-Projektteam – wurde dieses außergewöhnliche Projekt erfolgreich um-gesetzt.

Der kurzen Projektlaufzeit geschuldet, arbeitete das Automationsteam unter großem Zeitdruck und konnte durch die Einsparung der Schnittstellen zu externen Planungsbüros und durch die gute einge-spielte Zusammenarbeit im ZETA-Team als „One-Stop-Solution Provider“ das Pro-jekt mit einem nachhaltigen Automations-konzept vervollständigen. Bei der Erstel-lung des Automationskonzepts mussten die unterschiedlichen Systemkonfigura-tionen geprüft werden. Dabei entschied sich Octapharma für das Prozessleitsys-tem Simatic PCS7 mit Simatic Batch von SIEMENS. Das FDA-konforme Prozess-leitsystem bietet den entscheidenden Vorteil einer integrierten Rezeptsteuerung, die bei Rezepturänderung keine Anpas-sung im Automatisierungssystem benö-tigt. Die Erfolgstreiber der ZETA-Automa-tionsleistung umfassen die konsequente Erstellung der Funktionsspezifikationen

auf Basis der von ZETA entwickelten Pro-zessbeschreibungen und R&I-Schemata, die Erstellung der PCS7-Applikations-software in Übereinstimmung mit GAMP5 und S88, die Installation eines Batch-Ma-nagement-Systems mit Rezeptfahrweise, sowie die Entwicklung eines nachhaltigen Reporting-Systems für Trend- und Pro-duktionsberichte. Für Josef Herzog, Pro-jektleiter der ZETA Automation, stand die gute Zusammenarbeit mit dem Kunden im Mittelpunkt und abschließend fasst er zusammen: „Die Zusammenarbeit mit dem gesamten Octapharma-Team war optimal, da wir in enger Absprache gemeinsam erfolgreiche Lösungen ent-wickelt haben. Unterschiedliche Heran-gehensweisen in den interdisziplinären Teams wurden genutzt, um kreative und innovative neue Wege zu beschreiten. Auch aktuell in der Inbetriebnahme der Anlage ist dieser enge Zusammenhalt zu spüren und das gesamte Team von Oca-tapharma steht uns zur Seite, sodass wir das Projekt effizient und bis Jahresen-de erfolgreich abschließen werden – die Medien- und Reinigungsanlagen laufen schon im regulären Betrieb!“

AutorIn: ZETA Biopharma GmbH Foto

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Die DetektivInnen der MedizinbrancheJe größer der Heuhaufen, desto schwieriger findet man die Nadel

Gut für PatientInnen: medizinische Forschung und Be-funde, somit Daten, werden mehr. Herausforderung für die Branche: es braucht analytische Werkzeuge, die wie DetektivInnen die wesentlichen Daten finden.

Das Unternehmen AIMC entwickelt diese im ZWT in Graz mit Unterstützung durch Open Source-, SAP Medical Research Insights- und IBM-Watson-Technologien. Die Beteiligung durch Kapsch BusinessCom bestätigt die Zukunfsträchtig-keit dieses Bereiches. „AIMC ist die perfekte Ergänzung in unserem digitalen Ecosystem“, so Jochen Borenich, Vorstand Kapsch BusinessCom, zur 25-prozentigen Beteiligung der Kapsch BusinessCom an AIMC seit 2017. „Bei allen Digita-lisierungsprojekten und IoT-Lösungen geht es letztendlich darum, Daten zu generieren und auszuwerten, um daraus Handlungen und Ak-tivitäten abzuleiten. Wir haben mit AIMC bereits einige gemeinsame Projekte in der Pipeline.“

Technik für die personalisierte Medizin: AIMC hat neben dem Standort im Zentrum für Wissens- und Technologietransfer (ZWT) in Graz einen weiteren Standort in Wien, beschäftigt insgesamt 10 hochspezialisierte MitarbeiterIn-nen und ist Embedded Solution Partner für IBM Watson Explorer. Stark nachgefragt werden die Leistungen im Bereich der personalisierten Medizin. Diese ist ein Forschungsschwerpunkt der Medizini-schen Universität Graz, zahlreiche Humantechnologie-Unter- nehmen in der Steiermark beschäftigen sich damit und auch das K1-Kompetenzzentrum CBmed forscht intensiv an die-sem Thema. AIMC-Geschäftsführer Martin Weigl: „Dass es diesen Fokus in der Steiermark, gibt war für uns ein wesent-licher Grund für die Ansiedelung am ZWT im März 2016. Wir sind nur wenige Meter von unseren Partnern entfernt, durch die direkte Verbindung mit dem MED CAMPUS und dem LKH-Univ. Klinikum Graz ergeben sich Kooperationsmöglich-keiten.“

Gemeinsames Projekt mit Kapsch BusinessComm:Von 1989 bis 2008 wurden in der Pathologischen Abteilung der Medizinischen Universität Graz insgesamt 6.322 Leberfälle befundet und archiviert. Das sind ca. 19.000 Gewebeschnitte inklusive Beschreibungen der Veränderungen und Diagnosen der Befunde. Das Ziel dieses Projekts ist es, aus den befundeten Leberfällen einen internationalen und globalen Referenz-datensatz zu generieren und diesen Lehrenden, Studieren-den, ÄrztInnen in Ausbildung, FachärztInnen & Forschenden zugänglich zu machen. In dem Referenzdatensatz soll nach Inhalten wie morphologischen Merkmalen, Diagnosen, etc. gesucht werden können.

Krankheitsverläufe analysieren: „Eine zentrale Aufgabe in der personalisierten Medizin ist es, Bio-marker zu analysieren, mit denen Krankheiten frühzeitig erkannt und daher besser therapiert werden können. Ein Biomarker ist etwa ein bestimmtes Hormon oder ein Gen“, erläutert Geschäfts-führer Weigl, der vor der Gründung von AIMC u.a. Verkaufsdirek-tor bei IBM war. „Wir müssen dazu verschiedene Krankheitsver-läufe vergleichen, um darin Parallelen zu erkennen und für diese Analysen bietet AIMC die erforderlichen IT-Systeme an.“ Weigl betont: „Die medizinische Geheimhaltungspflicht wird dabei na-türlich gewahrt. Ein Rückschluss auf einzelne PatientInnen ist nicht möglich.“ Außerdem ist es möglich, wissenschaftliche Pub-likationen zu durchsuchen. Dabei geht es vorrangig um die Ana-

lyse des Umfelds, beispielsweise ob in einer Vielzahl an Artikeln zum Forschungsthema A von Faktor B berichtet wird, da dies auf Zusammenhänge hin-weist bzw. Forschungsergebnisse, die als Basis für weitere Untersuchungen dienen können.

Semantische Datenextraktion: Basis für die AIMC-Systeme sind Data-Sci-ence-Regel-basierte Systeme wie z.B. IBM Wat-son Explorer, aber auch Machine Learning- und Deep Learning-Technologien, die eine semanti-sche bzw. intelligente Suche und Analyse ermög-lichen. „Bei der semantischen Suche wird nicht stur nach einem Wort gesucht, sondern es wird

das menschliche Denken nachgeahmt, das Vorwissen und Assoziationen berücksichtigt.“ Zum Angebot von AIMC zählt auch Beratung im Bereich der Medizintechnik, etwa bei der Entwicklung von neuen Geschäftsideen.

Über das ZWT:Auf österreichweit einzigartige Art und Weise und mit inter-nationaler Vorbildwirkung sind im ZWT seit Mai 2014 eigen-ständige Unternehmen und Institutionen aus dem Life-Scien-ce-Bereich in einen Universitätscampus integriert: jenen der Medizinischen Universität Graz (MED CAMPUS). Die interne und externe Vernetzung wird aktiv gefördert, die MieterInnen haben direkten Zugriff auf die Core Facilitys der Medizinischen Universität Graz und sind in ein Netzwerk an Kooperations-partnerInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft eingebettet. Das ZWT wurde vom Wirtschaftsressort des Landes Steier-mark und der Medizinischen Universität Graz errichtet und aus Förderungsmitteln des Landes Steiermark und der Europäi-schen Union (EFRE-Mittel) kofinanziert.

www.aimc.at | www.zwt-graz.at

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Gynial setzt bei der Automatisierung von Ärztemuster-Vergaben auf die steirische

Pharma-Software KundenMeister

Mit großem Engagement, innovativen Ideen und frischen Ansätzen in der Pharmabranche ist die österreichische Firma Gynial erfolgreich im Bereich Gynäkologie und Frauengesundheit unterwegs. Die Software-Lösung KundenMeister von Koerbler soll nun im Hintergrund für die optimale Verwaltung aller ÄrztInnenbesuche und Mustervergaben sorgen.

Ganz nach dem Motto „Frauen sind genial“ hat sich die Phar-mafirma Gynial mit Hauptsitz in Österreich und einem Stand-ort in der Schweiz auf die Themen Verhütung, Sexualität & Intimgesundheit bei Frauen spezialisiert. Dabei überzeugt das junge Unternehmen insbesondere durch seine innovativen Produkte sowie mit einem einzigartigen und umfassenden Servicekonzept.

Mit dem Ziel, ÄrztInnenbesuche schneller erfassen und die Vergabe von Ärztemustern digital übersichtlicher abbilden zu können, hat die Webagentur Koerbler ihre hauseigene Phar-ma-Software KundenMeister um einige Features erweitert und für eine noch spezifischere Verwendung im Pharma-Außen-dienst bei Gynial weiterentwickelt. Zukünftig erhält das Unter-nehmen auf Knopfdruck eine Auswertung darüber, wann wel-che/r Mitarbeiter/in einen Arzt besucht hat.Neben der BesucherInnendokumentation und der genauen Erfassung der Ärztemuster wird die smarte Software-Lösung

von Koerbler außerdem für ein maßgeschneidertes KundIn-nenmanagement und das Marketing bei Gynial eingesetzt. Dank der Verknüpfung aller Funktionen untereinander erlaubt der KundenMeister die einfache Auswertung von Vertriebster-minen bei bestimmten Fachgruppen innerhalb eines definier-ten Zeitraumes. Darauf abgestimmt versorgt das österreichi-sche und schweizerische Unternehmen seine Zielgruppen mit „gynialen“ Aussendungen.

Gynial. Genial.„Mit der Einführung der Pharma-Software KundenMeister in unserem Unternehmen können in Zukunft zahlreiche Pro-zesse – von der Verwaltung der Arztmusterabgaben, über die Dokumentation von Vertriebsterminen, bis hin zu ziel-gruppenspezifischen Marketingaussendungen – vereinfacht werden“, ist Mag. Dietmar Wessely-Maad von der steirischen Software-Lösung begeistert. Bewährt hat sich der Kunden-Meister auch schon in einigen anderen Pharmabetrieben – so zählen auch Unternehmen wie Fresenius Kabi, Novartis und Sandoz zum Kundenstamm der international tätigen Koerbler GmbH.

AutorIn: Körbler GmbH

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Nein, das war nicht der Originaltitel dieses Workshops, der im Rahmen des Projektes „Enabling Innovation“ vom Human-technologie-Cluster in Kooperation mit SHS Venture Capital Fond Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH am 30. Oktober 2018 im ZWT veranstaltet wurde.

Vielmehr referierte Friedrich Baldinger (SHS) darüber, dass sich die Finanzierung von innovativen Ideen oftmals als eine der größten Herausforderungen im Produktlebenszyklus he-rausstellt.

„Verhandlungspartner sind meist Kaufleute. Und kein Kauf-mann investiert Geld in Leistungen, die nicht einleuchtend erklärt und transparent kalkuliert werden“, zitiert Baldinger Marco W. Linke.

Potentiellen InvestorInnen muss ein technologischer Fort-schritt also als attraktive „Braut“ verkauft werden. Gerade in der Medizintechnik hängt die Finanzierung von zukunfts-trächtigen Innovationskonzepten von der jeweiligen Unter-nehmensphase ab. So werden Phasen wie Konzeptionierung, Unternehmensgründung oder Produktionsbeginn häufig mit öffentlichen Fördermitteln oder über Business Angels mit Ri-sikokapital finanziert, während bei Gewinnphasen oft Priva-te-Equity-Geber ihr Eigenkapital zur Verfügung stellen und sich direkt am Unternehmen beteiligen.

Baldinger: „Ein Projekt oder Unternehmen eignet sich nur un-ter bestimmten Voraussetzungen für InvestorInnen. Dazu ge-hört zu allererst ein tragfähiges Geschäftsmodell.“ Aber auch ein komplettes Management, eine frühzeitige und nachhaltige

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FORUM Enabling Innovation – FIT für InvestorInnen oder wie schmücke

ich die Braut?

Kapitalmarktkommunikation, die genaue Kenntnis des Wett-bewerbes und MeinungsbildnerInnen-Marketing sind u.a. es-sentielle Venture-Capital-(VC)-Anforderungen. „Der gesamte Investitionsprozess, von der Erstprüfung bis zum Notartermin, dauert zwischen drei und sechs Monate“, so Baldinger. Das Projekt muss natürlich auch zum VC-Geber passen, die VCs sind bei der Kapitalvergabe durch Anlagekriterien gebunden. Umgekehrt muss natürlich auch der Geldgeber zum Unter-nehmen passen, Kriterien für die Auswahl eines VC-Gebers sind z.B. gute Referenzen, Sympathie und Professionalismus, Industrie-Know-how und gute Kontakte.

Weitere Formen von Finanzierungsmöglichkeiten sind Crowd- funding oder Crowdinvesting, wobei Crowdfunding eher für soziale und kulturelle Projekte und Crowdinvesting für kauf-

männische Geschäftsideen mit Gewinnerzie-lungsabsicht eingesetzt werden.

Die TeilnehmerInnen dieser Veranstaltung konn-ten wichtige Impulse für ihre Projekte und Un-ternehmen mitnehmen.

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Ab 30 % bis max. 50 % Zuschuss für Weiterbildungen Um den Anforderungen einer digitalisierten Arbeits­welt gerecht zu werden, benötigen MitarbeiterInnen, Lehrlinge und UnternehmerInnen teilweise neue Kompetenzen.

Die SFG greift diesen Bedarf auf und fördert externe Weiterbildungsmaßnahmen von MitarbeiterInnen, Lehrlingen und UnternehmerInnen in den Bereichen Digitalisierung und Internationalisierung.

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Andere Kulturen lesen lernenIn der neuen Reihe „Insights“ stellen wir die Hürden, Hindernisse und Erfolgsfaktoren vor, die Projekte in Wissenschaft und Wirtschaft zum Leben erweckt haben. Diesmal erzählt Josef Ortner über seine Erfahrungen mit dem Iran-Geschäft und Dos and Don‘ts für ein KMU im internationalen Business …

Ortner Reinraumtechnik hat einen Exportanteil von 60 Prozent. „Wir wollen uns als Unternehmen keine wirtschaftlichen oder po-litischen Grenzen setzen“, postuliert der Gründer und Geschäfts-führer von Ortner Reinraumtechnik die Unternehmensphiloso-phie, „denn wir erledigen unsere Aufgaben auf allen Kontinenten. Bevor wir in einem anderen Land tätig werden, beschäftigen wir uns intensiv mit der jeweiligen Kultur. Es gibt keine ‚guten‘ oder ‚schlechten‘ Kulturen, es gibt nur ‚andere‘ Kulturen.“

botenstoff: Das heißt, Sie suchen auch gezielt nach neuen, „passenden“ Märkten? Josef Ortner: Nein. Wenn wir aber mit großen KundInnen, etwa aus dem pharmazeuti-schen Bereich, mitgehen können, dann machen wir das. Das war so in Taiwan, Korea, in den USA, Portugal, Großbritannien oder Australien. Wir lernen dann gemeinsam und können die-se Erfahrungen für eigene Geschäfte nutzen.

Wie sind Sie denn in den Iran gekommen? Der Iran ist für uns nicht nur wirtschaftlich interessant, sondern auch kulturell sehr faszinierend – ganz unabhängig davon, welche Spielchen die Weltpolitik gerade spielt. Die österreichische Außenhandels-stelle der Wirtschaftskammer in Teheran leistet hervorragen-de Arbeit und konnte erstklassige Kontakte auch zu anderen österreichischen und deutschen Unternehmen herstellen, die im Iran schon längere Zeit aktiv sind. 2016 begannen wir, ver-schiedene Messen und Veranstaltungen zu besuchen. Gäbe es keine Fremdeinflüsse wie die aktuell in Kraft getretenen Sank-tionen, gäbe es im direkten Geschäft keine größeren Barrieren.

Welche Geschäfte haben sich denn angebahnt? Wir haben immer wieder Anfragen im Bereich Dekontaminationstechnik, vor allem für den Tierforschungsbereich und im pharmazeutischen Umfeld. Was wir dabei gelernt haben: Die Entscheidungspro-zesse dauern wie auch in Europa sehr lange. Das liegt unseres Erachtens auch daran, dass nach älteren und neuen Techno-logien gleichzeitig nachgefragt wird, und zwar für den „paralle-len Einsatz“, was an sich nicht ganz logisch ist. Möglicherweise ist das Know-how und das Vertrauen in neueste Technologien noch nicht so verbreitet. Ähnliches erleben wir übrigens in Russ-land. Das sind aber alles sehr höfliche und vor allem konstrukti-ve Gespräche. Wir investieren diese Zeit und den Aufwand, um diese Märkte und Kulturen kennenlernen zu können. Allein der Lernprozess und die Erkenntnisse, die wir aus Ländern wie dem Iran mitbekommen, sind gleich viel wert wie ein Auftrag selbst.

Damit entwickeln wir die Denkmuster, mit denen wir die ganze Welt betrachten und uns in ihr bewegen können.

Ortner macht ja auch Projekte in Japan und den USA …Im Rahmen unseres Geschäftes bei Ortner Dresden haben wir für US-amerikanische und japanische Unternehmen wie Morata gearbeitet. Japan hat uns dann für ein Projekt in Salt Lake City in die Vereinigten Staaten geholt. Das Projekt konn-ten wir erfolgreich durchführen und haben anschließend in Sa-ratoga unsere zweite Auslandsniederlassung gegründet und arbeiten dort für die zweitgrößte Chipfabrik der Welt. Es gibt auch zwischen den Bundesstaaten in den USA große Mentali-tätsunterschiede. Im arabischen Raum engagieren wir uns in Dubai und lernen, wie all diese Kulturen funktionieren.

Welche Kulturen sind denn am weitesten entfernt zu unserer „mitteleuropäischen Kultur“? Aus meinen Erfah-rungen als Unternehmer ist die US-amerikanische Kultur am schwierigsten zu verstehen. Da gibt es zwar eine große ober-flächliche Offenheit, aber es gibt auch ganz erstaunlich strikte, dahinter liegende Regulatorien, etwa im Bereich der Arbeits-sicherheit. Die Mentalität im Iran ist uns vielleicht sogar näher.

Das Wesentliche bei Auslandsgeschäften ist das Ken-nenlernen der Kulturen und Zeit... Das haben wir bei unserem ersten Auslandsgeschäft kurz nach der Wende im ehemaligen „Ostdeutschland“ gelernt. Übrigens findet man auch in „Westdeutschland“, Frankreich oder Großbritannien vollkommen unterschiedliche Kulturen, die im Projektgeschäft aber unbedingt zu berücksichtigen sind. Wir sind immer mit unseren großen KundInnen in neue Märkte mitgegangen. Und wir nehmen auch gerne unsere eigenen ZuliefererInnen mit, wenn sie das wollen.

Ortner Reinraumtechnik GmbHUferweg 7 | A-9500 VillachTelefon: +43 (0)4242 | 311660-0www.ortner-group.at

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Spotlight: Digital

Die Wahrheit liegt in HybridlösungenVon „Artificial Intelligence“ zum „Digital Twin“

„Als ich Anfang 2013 das Unternehmen Exputec gründete, war das Wort Digitalisierung noch kaum verbreitet. Unsere Idee war, die (Bio-)Pharmaindustrie durch die Anwendung von Datenwissenschaften zu innovieren“, berichtet Christoph Her-wig, Exputec-Gründer und Professor für Bioverfahrenstechnik an der TU Wien. Dabei versteht sich das Unternehmen als „First Mover“ in der Anwendung der Data Science auf phar-mazeutische Business Cases wie etwa bei der Beschleuni-gung der Prozessentwicklung und „Time to Clinic“ sowie bei der Sicherstellung einer effizienten Validierungsstrategie und Prozessstabilität. Die Vorteile der Digitalisierung und von „Big Data“-Anwendungen in der Pharma-Industrie sieht Herwig vor allem in verkürzten Entwicklungszeiten und besserer Pro-zessstabilität. „Darüber hinaus werden Daten aus Marketing und Markt auch kürzere Produktlebenszyklen fordern, was dann durch Nutzung des Plattformwissens zur Investition in Multiproduktanlagen führen wird.“ Warum das Wiener Unter-nehmen Mitglied im steirischen Humantechnologie-Cluster geworden ist? „Der Cluster bietet uns eine sehr gute Möglich-keit, unser Netzwerk zu erweitern und die Marktbedürfnisse der Zukunft zu identifizieren. Insbesondere geht es uns um die ‚Technologiefizierung‘ der personalisierten Medizin. Mit unse-ren einzigartigen Methoden der Datenwissenschaften, die in

unserer inCyght®-Software zur Verfügung stehen, erreichen wir ein übertragbares Plattformwissen, das insbesondere für den inhärenten individuellen Charakter der personalisierten Medizin als Erfolgsfaktor zu sehen ist.“

Vom Berater- zum Software-UnternehmenDer „Digitale Wandel“ habe der Unternehmensidee recht ge-geben und Exputec kann bereits auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2018 zurückblicken, „in dem wir unseren Schritt von ei-nem Berater- zu einem Software-Unternehmen im Markt eta-blieren konnten.“ Für Herwig wird es erneut die Digitalisierung und Vernetzung mit anderen Unternehmen im Bereich IKT, Big Data, Automation und Datenanalyse ermöglichen, „unsere Produkte zu skalieren – angefangen bei der Implementierung in großen Pharmafirmen bis hin zu dezentralen Lösungen für die personalisierte Medizin in den Krankenhäusern.“ Die Ex-pansion von Exputec geht weiter: Als nächster Schritt ist die Eröffnung einer eigenen Exputec-Niederlassung in den USA geplant.

Digitalisierung in der PharmaindustrieDie Digitalisierung triggert eine ansteigende Komplexität von Datenquellen. Die gegenwärtige wie zukünftige Fra-ge wird sein, wie man das Wissen aus dieser Komplexität extrahieren kann. Als Lösungen gibt es das Spannungs-feld zwischen den reinen datengetriebenen Ansätzen einerseits, zum Beispiel der Nutzung von maschinellem Lernen (ML) und künstlicher Intelligenz (KI) und anderer-seits mathematischen mechanistischen Digital Twins, zum Beispiel metabolischen und kinetischen Modellen, in denen die Modellparameter auch eine mechanisti-sche Bedeutung erlangen und damit ein nachhaltiges Prozessverständnis dokumentieren. „Die Wahrheit wird in Hybridlösungen liegen. Dafür kombinieren wir spezi-fisches Wissen der Prozesstechnologie (Domain Know-ledge) mit den reinen Datenwissenschaften“, erläutert Exputec-Gründer Christoph Herwig.

EXPUTEC GmbHMariahilferstraße 147/2/2D 1150 WienTelefon: +43-(0)1-997 28 49https://exputec.com

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Cluster-Unternehmen cluster enterprises

CredoWeb Connecting GmbH

Screenguest GmbH

„Wir sind beim Cluster, weil es uns ein Anliegen ist, das gesamte Gesundheits-wesen zu vernetzen und den Informa-tionsaustausch schneller und einfacher zu gestalten. Hier decken sich unsere Interessen, denn CredoWeb hat sich ge-nau das zur Aufgabe gemacht und ver-bindet die gesamte Branche auf einer professionellen Plattform. “

„Als noch junges Spin-out eines erfahre-nen Teams von Software- und UX-Ent-wicklerInnen fühlen wir uns im Cluster besonders gut aufgehoben. Die Mitglied-schaft bringt uns dem breiten Spektrum der Life Sciences noch näher, was sich auf die Qualität unserer Lösungen sehr positiv auswirken wird.“

Mag. Gerald Bruchmann CEO

Thomas WinterCEO

www.CredoWeb.at ermöglicht es ÄrztInnen und allen Health Professionals, sich kostenlos mit KollegInnen und der Öffent-lichkeit zu unterhalten und bietet Informationen zu aktuellen Gesundheitsthemen, gesundheitspolitischen Entwicklungen und fachspezifischen Neuigkeiten. CredoWeb ist dabei nicht bloß eine intelligente und multifunktionale Plattform für den Austausch untereinander, sondern auch ein „digitales Marke-ting Office“ für ein punktgenaues Super-Targeting potenzieller PatientInnen.

Screenguest ist ein 2018 gegründetes Digital Health Start-up, das sich auf das mobile und verteilte 360°-Management von Interviews und die Darstellung und Analyse von audiovisuellen Aufzeichnungen spezialisiert. Wir greifen dazu auf jahrelange Erfahrung und die ab 2019 verfügbare Partizipations-Platt-form Tagading® unseres Stammunternehmens Attribui zurück. Darüber hinaus forschen wir an der Verarbeitung von Daten-strömen in verteilten Systemen und an den Potenzialen neu-artiger Decision-Support-Systeme.

Kontakt:CredoWeb Connecting GmbHNeubaugasse 24 | 8020 GrazTelefon: +43 (0)664 | 15 42 145E-Mail: [email protected]

Kontakt:Screenguest GmbHNibelungengasse 32d | 8010 GrazTelefon: +43 (0)-1-225 635 250 E-Mail: [email protected]: https://at.linkedin.com/in/attribui

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Forscherin scientist

Birgit Wiltschi

Head of Synthetic Biology GroupAustrian Centre of Industrial Biotechnology (acib)

Birgit Wiltschi ist seit 2011 Key-Researcherin und Leiterin der Forschungsgruppe für Synthetische Biologie am Austri-an Centre of Industrial Biotechnologie (acib) und unterrichtet das Fach Synthetische Biotechnologie an der Technischen Universität Graz. Dort promovierte Wiltschi summa cum lau-de, bevor sie ab dem Jahr 2005 als Senior Scientist am Max Planck Institut für Biochemie in Martinsried bei München zum Thema Proteinengineering mit nicht-kanonischen Aminosäu-ren forschte. Ihre Expertise auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie führte Wiltschi 2010 an die Albert-Ludwigs-Univer-sität Freiburg, wo sie in der Funktion als Gruppenleiterin und Akademische Rätin fungierte.

Der Forschungsschwerpunkt von Birgit Wiltschi befasst sich mit dem Neudesign von Proteinen. Indem in Proteinmoleküle ungewöhnliche Bausteine eingebaut werden, werden diese künstlichen biologische Systeme mit neuen Funktionalitäten bzw. Eigenschaften ausgestattet: Etwa einer Steigerung der Robustheit von vormals empfindlichen Proteinen oder zur Verknüpfung von bisher nicht miteinander verbundenen Mo-lekülen, wie z.B. Fluoreszenzfarbstoffe zur Sichtbarmachung zellulärer Vorgänge in der Diagnostik. Ziel ist es, synthetische Systeme stabil und effizient an die Anforderungen der moder-nen Biotechnologie anzupassen, um der Pharma-, Lebens-mittel-, Textil- und Kosmetik- bis hin zur Agrarindustrie nach-haltigere Anwendungen zu ermöglichen.

Aktuelle Forschungsansätze der Forschungsgruppe für Syn-thetische Biologie am acib beschäftigen sich z.B. mit der Herstellung von künstlichem Gewebe oder – wie im Projekt SynBIOcarb – mit der Entwicklung von Biosensoren u.a. zur Bestimmung von Blutgruppen oder seltenen Antigenen.

Bisher werden entweder serologische Methoden, zur Be-stimmung von AB0-Blutgruppe und Rhesusfaktor im Rah-men von Bluttransfusionen, oder DNA-Analysen für die Suche seltener Blutgruppenantigene angewandt. Während sero-logische Methoden sich nur für bestimmte Bluttests eignen, sind DNA-Analysen bis heute kosten- und zeitintensiv. Die acib-Methode könnte die Vorteile beider Technologien verei-nen und sogar seltene Blutgruppenantigene rasch und stand-ortunabhängig analysieren. Wiltschi forscht derzeit mit drei Doktoranden, einer Technikerin und drei Masterstudierenden und will ihr Team im kommenden Jahr vergrößern.

Eine Firmengründung, um wissenschaftliche Ergebnisse stär-ker in die Praxis zu übertragen, ist angedacht.

Kontakt Publikationen Patente/Marken/ ErfindungenDI Dr. techn. Birgit Wiltschi

Austrian Centre of Industrial Biotechnology – acib GmbH

Petersgasse 14 | 8010 GrazTelefon: +43 (0)316 | 873-9313Fax: +43 (0)316 | 873-9308E-Mail: [email protected]

a) Peer Reviewed Journals: 31b) Kongressbeiträge: 29c) sonstige (Bücher, Bücherkapitel, …): 14 6

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Ausgewählte PublikationenF. Tobola, M. Lelimousin, A. Varrot, E. Gillon, B. Darnhofer, O. Blixt, R. Birner-Gru-enberger, A. Imberty, and B. Wiltschi. Effect of non-canonical amino acids on protein-carbohydrate interactions: Structure, dynamics and carbohydrate affinity of a lectin engineered with fluorinated tryptophan analogs. ACS Chem Biol, 2018: 10.1021/acschembio.8b00377.

P. Fladischer, A. Weingartner, J. Blamauer, B. Darnhofer, R. Birner-Gruenberger, T. Kardashliev, A.J. Ruff, U. Schwaneberg, and B. Wiltschi. A semi-rationally en-gineered bacterial pyrrolysyl-tRNA synthetase genetically encodes phenyl azide chemistry. Biotechnol J, 2018: 10.1002/biot.201800125.

N. Anderhuber, P. Fladischer, M. Gruber-Khadjawi, J. Mairhofer, G. Striedner, and B. Wiltschi. High-level biosynthesis of norleucine in E. coli for the economic labe-ling of proteins. J Biotechnol, 2016, 235: 100-111.

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Forscher scientist

Eduardo Veas

Deputy Division Manager, Knowledge Visualization, Know-Center GmbH

Eduardo Veas, MSc ist stellvertretender Bereichsleiter des Be-reichs Knowledge Visualization bei der Know-Center GmbH. Er hat in den letzten Jahren an diversesten Themen im Be-reich Mensch-Computer-Interaktion, beispielsweise Compu-tergrafik, Augmented Reality oder Informationsvisualisierung, geforscht. Bevor er sein Diplomstudium in Informationssyste-men an der National Technological University in Argentinien ab-schloss, baute er sein Wissen im Bereich Information Science and Technology an der Universität Osaka, Japan, auf. Eduardo Veas promovierte im Fach Informatik an der Technischen Uni-versität Graz. Zwischenzeitlich konnte er sein Wissen als Inte-rimsprofessor für Informatik an der National University of Cuyo (Argentinien) weitergeben.

Die Forschungsgruppe von Eduardo Veas arbeitete an dem EU-geförderten Projekt MoreGrasp unter der Leitung von Prof. Gernot Müller Putz, TU Graz, mit. Ziel des Projektes war die Entwicklung einer FES-Prothese (Functional Electrical Stimula-tion) für Menschen mit Rückenmarkverletzungen (Spinal Cord Injury, SCI), die durch Gehirnaktivität gesteuert wird.

Dafür entwickelte das Team von Knowledge Visualization u.a. auch ein Cloud-basiertes medizinisches Datenerfassungssys-tem, um klinische Daten von TeilnehmerInnen, beispielsweise Sensordaten, die mittels BCI (Brain Computer Interface) und FES erfasst wurden, zu sammeln. Diese Daten können – auch über mobile Schnittstellen – von ExpertInnen, Pflegepersonal und auch Familienmitgliedern genutzt werden. Im Rahmen die-ses Projektes untersuchten Eduardo Veas und Granit Luzhnica vibrotaktile und elektrotaktile Stimulationsmethoden, um eine Feedback-Messung anbieten zu können, welche die von der MoreGrasp-Prothese aufgebrachte Kraft quantifiziert.

Kontakt PublikationenDr. Eduardo Veas, MSc

Deputy Division Manager, Knowledge Visualization, Know-Center GmbH

Inffeldgasse 13 / 6 | 8010 GrazE-Mail: [email protected]

a) Peer Reviewed Journals: 12b) Peer Reviewed Kongressbeiträge 38c) sonstige (Bücher, Bücherkapitel, …) 2

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Ausgewählte PublikationenMoregrasp: Restoration of Upper Limb Function in Individuals with High Spinal Cord Injury by Multimodal Neuroprostheses for Interaction in Daily Activities. Müller-Putz, Ofner, Schwarz, Pereira, Luzhnica, di Sciascio, Veas, Stein, William-son, Murray-Smith, Escolano, Montesano, Hessing, Schneiders, Rupp. 7th Graz Brain-Computer Interface Conference 2017.

Vibrotactile patterns using sensitivity prioritisation. Luzhnica, Veas. 21st ACM In-terna- tional Symposium on Wearable Computers, ISWC, 2017.Personalising vibrotactile displays through perceptual sensitivity adjustment. Luzh- nica, Stein, Veas, Pammer, Williamson, Murray Smith. 21st ACM Internatio-nal Sympo- sium on Wearable Computers, ISWC, 2017.

Directing Attention and Influencing Memory with Visual Saliency Modulation. Veas, Mendez, Feiner, and Schmalstieg. the ACM Conf. on Human Factors in Compu-ting Systems, CHI, 2011. DOI:10.1145/1978942.1979158

VizRec: Recommending Personalized Visualizations Mutlu, Veas, Trattner ACM TIIS, 6:4, 2016

Supporting Exploratory Search with a Visual User-Driven Approach. Cecilia Di Sci-ascio, Vedran Sabol, and Eduardo Veas. 2017. ACM Trans. Interact. Intell. Syst. 7, 4, Article 18 (December 2017), 35 pages. DOI: https://doi.org/10.1145/3009976

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Forscherin scientistForscher scientist

Andreas Prokesch

Gottfried-Schatz-Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern – Lehrstuhl für Zellbiologie, Histologie und Embryologie – Medizinische Universität Graz

Andreas Prokesch studierte biomedizinische Technik an der Technischen Universität Graz. Seine Diplomarbeit führte er im Jahr 2001 am National Institute of Health in Bethesda, USA durch. In dieser Zeit entstand seine Faszination für molekular-biologische Fragestellungen im life-science-Bereich. Zurück an der TU Graz, begann Andreas Prokesch am Institut für Geno-mik und Bioinformatik seine Doktorarbeit, in deren Rahmen er an den molekularen Netzwerken während der Fettzellentwick-lung arbeitete. Nach der Dissertation konnte er durch ein Mo-bilitätsstipendium einen PostDoc-Aufenthalt an der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA absolvieren. Nach seiner Habilitation im Fach „Molekularbiologie und Genomik“ an der TU Graz wechselte er im Jahr 2014 als Universitätsassistent an die Medizinische Universität Graz. Neben der Einbindung in die Lehre im Medizinstudium war er seit 2012 auch an der Fachhochschule Joanneum im Masterlehrgang „Massen-spektrometrie und molekulare Analytik“ als externer Lehrender tätig. An der Medizinischen Universität Graz konnte Andreas Prokesch eine Habilitation im Bereich „Zellbiologie, Histologie und Embryologie“ am gleichnamigen Institut abschließen, eine assoziierte Professur erlangen und mittels drittmittelfinanzierter Projekte seine eigene Arbeitsgruppe aufbauen.

Seine Forschung fokussiert sich auf die zellulären und mole-kularen Effekte des Fastens im Tiermodell und in kultivierten Zellen. Mit seinem Team und Kollaborationspartnern konn-te Andreas Prokesch vor Kurzem zeigen, dass das, als Tu-morsuppressor bekannte, DNA-bindende Protein p53 durch Nahrungsentzug aktiviert wird und somit essentielle Stoff-wechselgene in der Leber steuert. Andreas Prokesch leitet

ein deutsch-österreichisches Kollaborationsprojekt, in dem die Ursachen und Folgen dieser p53-Aktivierung in der Leber, wie auch in anderen Organen und Zellen, erforscht werden. In einem weiteren Projekt wird die Anwendung dieser Resultate als Unterstützung bei Chemotherapien im Kontext von Leber-zellkarzinomen untersucht. Langfristig möchte das Team um Andreas Prokesch die Gewebe-spezifischen, molekularen Mechanismen durch Nahrungsentzug charakterisieren, um das Potential von Fasten zur Verlängerung der Gesundheits-spanne und zur Bekämpfung oder Prävention von Stoffwech-selkrankheiten und Krebs zu maximieren. Außerhalb des universitären Bereichs ist Andreas Prokesch pas-sionierter Musiker und Familienvater zweier wuseliger Buben.

Ausgewählte PublikationenProkesch A, Graef FA, Madl T, Kahlhofer J, Heidenreich S, Schumann A, Moy-schewitz E, Pristoynik P, Blaschitz A, Knauer M, Muenzner M, Bogner-Strauss JG, Dohr G, Schulz TJ, Schupp M. Liver p53 is stabilized upon starvation and required for amino acid catabolism and gluconeogenesis. FASEB Journal. 2016 Nov 3

Schupp M, Chen F, Briggs ER, Rao S, Pelzmann HJ, Pessentheiner AR, Bog-ner-Strauss JG, Lazar MA, Baldwin D, Prokesch A. Metabolite and transcriptome analysis during fasting suggest a role for the p53-Ddit4 axis in major metabolic tissues. BMC Genomics. 2013 Nov 5.

Krstic J, Reinisch I, Schupp M, Schulz TJ, Prokesch A. p53 Functions in Adipose Tissue Metabolism and Homeostasis. Int J Mol Sci. 2018 Sep 4.

Krstic J, Galhuber M, Schulz TJ, Schupp M, Prokesch A. p53 as a Dichotomous Regulator of Liver Disease: The Dose Makes the Medicine. Int J Mol Sci. 2018 Mar 2.

Kontakt Weitere PublikationenAssoc.Prof. PD DI Dr.tech. Andreas ProkeschGottfried Schatz Research Center for Cell Signaling, Metabolism & Aging

Cell Biology, Histology and EmbryologyNeue Stiftingtalstraße 6/II, 8010 GrazTelefon: +43 (0)316 | 385 71901Fax: +43 (0)316 | 385 79612E-Mail: [email protected]

Prokesch A, Smorlesi A, Perugini J, Manieri M, Ciarmela P, Mondini E, Trajanoski Z, Kristiansen K, Giordano A, Bogner-Strauss JG, Cinti S. Molecular Aspects of Adipo-epithelial Transdifferentiation in Mouse Mammary Gland. Stem Cells. 2014 Oct.

Step SE, Lim H, Marinis JE, Prokesch A, Steger DJ, Won K, Lazar MA. Antidiabetic Rosiglitazone Remodels the Adipocyte Transcriptome by Concentrating Transcription Onto PPARgamma-Driven Enhancers. Genes & Development. 2014 May 1.

Prokesch A, Lazar MA. A hormone sends instant messages to the genome. Cell. 2011 May 13.

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PROF. ROLAND SCHLESINGER

Chief Medical Officer and Authorized Representative

Lancor Scientific Ltd.1 Primrose St. LondonEC2A 2EXUnited Kingdom

Email: [email protected]

Phone UK: +44 771126101+44 20 3287 1424

Phone AUT: +43 (0) 676 966 0875

www.Lancorscientific.com

This could be the beginning of a good party joke, but it isn’t. These are the main components of our cancer screening device and cancer is definitely not a joke.

Cancer is a one of the most complex diseases that we know, with more than 200 types and each caused by a different genetic defect. Triggers which cause this serious disease may vary from patient to patient. The WHO reported that in 2017 only 26% of low-income countries had pathology (disease detection) services generally available in the public sector.

First, though, let us look at the technology: the OMIS cancer detection system, developed by Lancor’s sister company, Tumour Trace.

OMIS stands for Opto-Magnetic Imaging Spectroscopy. Put very simply, the de-vice detects the minute electromagnetic changes that occur in tissue as cancer emerges and develops. „It allows us to characterise the tissue, so we know at what stage the cancer might be, with a higher accuracy than the currently ex-isting tumour markers. The accuracy of our device is very good, because during the first trials in the UK and India the technology reached an accuracy of higher than 93% from the beginning on. Furthermore, the technology exists in a desktop device, so it can be used in rough terrain, up a mountain, in a frozen wasteland – basically, all we need is a battery and it will work anywhere. We are able to offer an accurate, multi-cancer detection, low cost, portable medical device for cancer screening programs in countries that badly need it.

The device already has a CE mark for cervical cancer screening. Our newest de-velopment is the implementation of an AI algorithm and therefore a new device which is currently in preparation for an extensive retrospective study at the Bi-oBank Graz. The retrospective study will enable the company to fine-tune its algorithms, and after that, it can exist on our Blockchain Platform.

On the blockchaing, we can securely store and results and offer patient-cen-tred additional services, while ensuring patient data is protected throughout. This platform is not only for our device it is open for many other approaches in the sphere of healthcare and talks with other MedTech companies are currently in process.

Currently we are setting up our Cancer Research Laboratory in Graz, Styria, where in future all our research will be conducted. For this undertaking we received massive support by Austrian officials like the, Austrian Business Agency in Vien-na, Austrian Embassy in London and Human.technology Styria and many others. The creation of this cancer research laboratory in Graz and the partnering with the Technical University Graz and other local academic institutions, will not only bring scientific benefits to Lancor Scientific but will add to its reputational capital and fits perfect in our international research network.

What do you get when you combine quantum physics,

AI algorithms and Blockchain?

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„Der Humantechnologie- Cluster setzt sich zum Ziel, die

Vernetzung der steirischen Wirtschaft, Forschung und Ausbildung im Bereich Life

Sciences auszubauen sowie die Internationalisierung zu

forcieren, um für die stei-rischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen

zusätzliche Wertschöpfung in der Region zu generieren.“

“The Human Technology cluster aims to strengthen and expand networks

in the field of life sciences across Styrian industry, research and edu-

cation, and to stimulate international collaboration to generate local add-ed value for Styrian companies and research institutions in the region.”

www.facebook.com/ humantechnologystyria

www.humantechnology.at

https://www.linkedin.com/company/ humantechnologystyria/

www.hth-styria.com

HTH STYRIAFOSTERING INNOVATION & EXCHANGE

DEVELOP BENEFIT

IDENTIFY

MEET

The new European Partnering Event for Innovation and Exchangein the Health Tech and Life Sciences Field

PITCH & PARTNER 2019

15.Januar 2019MED CAMPUS GRAZ