die pfarrgemeinde loipersbach feiert das ...klar geordnet. sie erscheint uns wie aus den fugen...

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

DIE PFARRGEMEINDE LOIPERSBACH FEIERT DAS REFORMATIONSJUBILÄUM IM ZEICHEN DER LUTHERROSE „NEU“

Die Lutherrose ist – immer noch - für viele Menschen DAS Sym-bol der Evangelischen Kirche. Sie begegnet uns fast überall: in der Kirche, in Privathäusern, Wohnungen, in den Gasthäusern. Sie ist ein starkes Zeichen und lässt evangelisches Leben und evangelischen Glauben sicht-bar werden. Generationen von (Volks-)Schulkindern haben im Religionsunterricht die Luther-rose ausgemalt, und haben dabei die Bedeutung der Symbole und Farben erklärt bekommen: wie

Martin Luther selbst sein Wap-pen verstanden hat. Deutlich wird dabei: Martin Luther hat-te ein klares, in sich geschlosse-nes Weltbild. Da hat alles seinen Platz: er selbst, Gott und die Welt.

Vielen von uns ist dieses in sich geschlossene Weltbild heute verloren gegangen. Fragen tau-chen auf: Wo ist mein Platz in dieser Welt? Wo ist Gott? Wo ist der Platz meines Nächsten? Und muss ich vor ihm Angst haben?

Wir, die Evangelische Kirche weltweit und wir, die Evan-gelische Pfarrgemeinde Loi-persbach feiern Reformation. Wir feiern, dass sich Menschen bis heute immer wieder von Gott bewegen lassen. Wir fei-ern in unserer Gemeinde im Zeichen der Lutherrose.

Weil sich aber seit den Anfän-gen der Reformation von 500 Jahren so Vieles verändert hat, haben wir versucht, das Zeichen der Lutherrose in unsere Zeit zu übertragen: der Ursprung,

die Rose, das Zeichen der Lie-be Gottes zu uns, ist immer noch erkennbar. Doch die Welt, unsere Welt, ist uns nicht mehr klar geordnet. Sie erscheint uns wie aus den Fugen geraten.

Eva-Maria Horvath hat die Lutherrose neugestaltet. Sie hat sie in unsere Zeit hinein über-setzt. Herzlichen Dank dafür!

Mit dieser neugestalteten Lutherrose laden wir zu den Veranstaltungen unserer Pfarr-gemeinde ein. Sie wird uns be-gleiten: auf Plakaten, Handzet-teln, auf allen Einladungen. Und sie wird uns erinnern: „Evan-gelisch“ sind wir nicht, weil vor 500 Jahren einmal etwas ge-schehen ist. „Evangelisch“ sind wir, wenn wir uns immer wie-der neu auf die Suche machen nach Gott in unserer Welt.

Und sie begleitet uns auf neun Stationen auf einem Weg durch

die Geschichte unseres Or-tes und unserer Pfarrgemein-de. Der Weg beginnt mit dem Ursprung der Besiedelung und der Gründung des Ortes und endet im Jahre 1932. In diesem Jahr wurde die Pfarrgemeinde Loipersbach zur selbständigen Pfarrgemeinde erhoben.

Die weitere spannende und spannungsreiche Geschichte der Evangelischen Pfarrgemein-de A.B. Loipersbach, nachdem sie im Jahre 1932 (wiederum) zu einer selbständigen Pfarrge-meinde geworden ist, wird aus Anlass des Reformationsjubi-läums im Gemeindesaal der Pfarrgemeinde („Luthersaal“) dargestellt.

Agnes Trimmel Kuratorin Mag. Jakob Kruse Pfarrer

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Loipersbach wurde 1225 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort hat im Norden Anteil an der urgeschichtlichen Kulturlandschaft. In der Jungstein-zeit bestand an der östlichen Hottergrenze, an der Straße Richtung Schattendorf, eine Dorfsiedlung. Hiervon zeugen zahlreiche hallstattzeitliche Hügelgräber.

Aus der Römerzeit wurde nahe der Ortsgrenze Loipersbach-Rohrbach eine „villa rustica“, ein römischer Gutshof, ausgegraben. Solche Gutshöfe gab es auch in Agendorf und Schattendorf. Die frühmittelalterliche Besiedelung und Ro-dungstätigkeit geschah vermutlich durch eine altslawische SiedlergrupwFlur-namen: Tschurken (von Csurak = Gerinne) und Loosfeld (von Loza = Wald). Im 12. Jahrhundert erfolgte die Anlage eines deutschen Kolonistendorfes.

Es wurde wahrscheinlich von einem Luitpold (Leopold) gegründet, der bayrischer Herkunft war. Entsprechend heiß der Ort in der ersten urkundlichen Erwähnung „Lupoltsbach im Wald“ Die neu entstandene Straßen-dorfsiedlung umfasste etwa 12 bis 16 Höfe entlang der heutigen Hauptstraße. Die angesiedelten Bauern rode-ten weitere Waldstücke und legten nach der damals fort-schrittlichen Methode der Dreifelderwirtschaft drei Groß-felder an, die man in der heutigen Flureinteilung noch erkennen kann. Grundherr des Ortes war der Kreuzrit-terorden der Johanniter, der in Sopron/Ödenburg eine Niederlassung hatte.

DER URSPRUNG DER BESIEDELUNG

„Urkunde von 1225 mit der ersten Nennung von „Loipersbach im Wald“

„Rekonstruktionsversuch der altslawischen Rodungssiedlung am Aubach“

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Einen ersten urkundlichen Beleg für eine „Kirche am Berg“ gibt es aus dem Jahr 1481. Das Peters-Pauls-Patrozinium dieser Kirche könnte dar-auf hindeuten, dass es sich bei ihr um eine karolingische Missionskirche der altslawischen Bevölkerung am Zeiselbach (heute Aubach) handel-te. Die Bezeichnung der damaligen Bevölkerung „Suslani“ bedeutet „Die Leute vom Zeiselbach“. Somit könnte es sich bei der Kirche in Loipersbach neben Marz um eine der ältesten Pfarren der Region Mattersburg-Ödenburg handeln. Wie im Mittelalter üblich, wurden die Toten rund um die Kirche bestattet. Dieser Friedhof war von einer Steinmauer umgeben.

DIE MITTELALTERLICHE KIRCHE AM FRIEDHOF

„Urkunde aus dem Stadtarchiv Ödenburg. König Ferdinand I. bestätigt der Stadt Ödenburg den Besitz des Dorfes Loipersbach“

Loipersbach war zunächst im Besitz der Johanniter-Kreuzrit-ter. Diese verkauften das Dorf an die Kleinadelsfamilie der „Agendorfer“, die als Patrizier in Ödenburg ansässig waren. Große Teile des Dorfes gelangten später in die Hände der Tom-beck (Thannpeck) von Karlburg (Oroszvár, heute Rusovce).

„Aufteilung des wüst gefallenen Dorfes Klettendorf – Loipersbach be-kommt die Weingärten am Koglberg“

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Im Jahre 1466 wurde im Dorf, im Bereich der heutigen römisch-katholischen Kirche, eine neue Kirche gebaut. Die alte Kirche am Friedhof wurde aber wahr-scheinlich als Begräbniskirche weiter benützt. Die neue Kirche war dem Hl. Martin geweiht. Unter den im Laufe der Geschichte wechselnden Grundherren blieb Loi-persbach immer eine selbständige katholische Pfarrgemeinde.

DIE GRUNDHERREN, DIE „BURG“ UND DIE ALTE MARTINSKIRCHE IM DORF

„Loipersbach im Mittelalter“

Loipersbach war zunächst im Besitz der Johanniter-Kreuzritter. Diese verkauf-ten das Dorf an die Kleinadelsfamilie der „Agendorfer“, die als Patrizier in Öden-burg ansässig waren. Große Teile des Dorfes gelangten später in die Hände der Tombeck (Thannpeck) von Karlburg (Oroszvár, heute Rusovce).

Im Spätmittelalter wurde die Siedlung Klettenbach am Marzer Kogel aufgege-ben und auf die umliegenden Ortschaften aufgeteilt. Loipersbach erhielt da-mals den wohl wertvollsten Teil: die Weingärten am Südhang des Kogelberges.

Eine „Burg“ (damals ein hölzerner Wehrturm mit Palisaden) ist zwar urkundlich nicht belegt, aber aufgrund der Flurnamen sehr wahrscheinlich. Es gibt einen „Burgstall“ (= Burgstelle), dane-ben die Flur Hofstatt, kleine Parzellen am Rande des Burgstalles und eine Mühle. Auch die Bezeich-nung „Stadtgraben“ am nördlichen Rande des Dorfes spricht für eine mit einem Graben gesicher-te Anlage im Anschluss an den Burgstall.

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Im Jahre 1547 wurde Loipersbach eines von acht Stadtdörfern der königlichen Freistadt Ödenburg. Die Stadt schloss sich in den 1560-er Jahren der Re-formation an und setzte auch in den Dörfern evan-gelische Prediger ein. Loipersbach wurde eine Toch-tergemeinde von Agendorf, hatte also keinen eigenen Pfarrer. In der Martinskirche im Ort wurden nun evan-gelische Gottesdienste gefeiert. Unter Pfarrer Eras-mus Fellner (bis 1586) wurde auch die Bevölkerung evangelisch. Vorübergehend wurden Anfang des 17.

LOIPERSBACH WIRD STADTDORF VON ÖDENBURG. 1. EVANGELISCHE PFARRER

„Der berühmte Katechismus Gerengels“

„Der Stadt Ödenburg gelang es, eine große Grundherrschaft aufzubauen“

„Simon Gerengel, der „Luther Ödenburgs“, verhalf der reformatorischen

Lehre zum Durchbruch“

Jahrhunderts die evangelischen Pfarrer vertreiben und für die Pfarrgemeinde Agendorf-Loipersbach wieder katholische Pfarrer eingesetzt. Nach dem Wie-ner Frieden von 1606 konnten die evangelischen Pfarrer aber zurückkehren. Unter Pfarrer Christoph Schwaiger wurde die Martinskirche vergrößert. Sie wird als schmal, aber lang, mit einem gewölbten Altarraum, einem flach gedeck-ten Kirchenschiff und einem kleinen Turm beschrieben. Am längsten wirkte in dieser Zeit der gebürtige Kärtner Karl Paumgartner in der Pfarrgemeinde.

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Nach 1662 wurde Loipersbach eine selbständige evangelische Pfarrgemeinde inmitten einer Region, die von allen Seiten insbesondere durch die Fürsten Esterhazy unter schärfstem Katholisierungsdruck stand. Aus nahezu allen Orten der Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt waren die evangeli-schen Lehrer und Pfarrer bereits vertrieben.

Vielfach hing die Bevölkerung aber noch dem evange-lischen Glauben an. Die Martinskirche in Loipersbach entwickelte sich zum Zufluchtsort für die bedräng-ten Evangelischen. Um diese Evangelischen, insbe-sondere auch aus Walbersdorf und Pöttelsdorf zu betreuen, wurde Loipersbach 1661/2 von der Mut-tergemeinde Agendorf gelöst und zur selbständigen evangelischen Pfarrgemeinde erhoben.

LOIPERSBACH ALS SELBSTÄNDIGE EVANGELISCHE PFARRGEMEINDE UND ZUFLUCHTSORT FÜR DIE EVANGELISCHEN DER UMGEBUNG

„Der katholische Pfarrer Stefan Rosenits nimmt das evan-gelische Taufbuch in den Besitz der katholischen Kirche“

„Der evangelische Prediger Georg Müller legt 1661 das erste Kirchenbuch Loipersbachs an. Die Pfarrer Rosner und Foman taufen in Loipersbach auch viele Kinder aus Pöttelsdorf, Walbersdorf und anderen Orten. Vorübergehend wird Loipersbach eine selbständige evange-lische Kirchengemeinde.“

Erhalten geblieben ist aus dieser Zeit das von Pfarrer Georg Müller 1662 begon-nene Taufbuch. In ihm sind Taufen Evangelischer aus der gesamten Umgebung verzeichnet. Taufpaten kamen auch aus Orten wie Zemendorf, Mattersburg und Marz, die damals eigentlich bereits wieder als „katholisch“ galten. Pfarrer Mat-thias Rosner, ein Ödenburger Bürgerssohn, vollzog zwischen 1662 und 1664 in knapp zwei Jahren 63 Taufen. Sein Nachfolger war Hieronymus Christoph Fo-man (Fohmann), „gewester zu Kobels- und Weppersdorf, nun aber vertrie-bener und verfolgter Diener Christi“. Er wurde im Frühjahr 1673 aus seinem Amt in Loipersbach vertrieben.

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

500 JAHRE REFORMATION

MIT UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINDE LOIPERSBACH

STATIONEN

Im Jahre 1673 wurde der evangelische Pfarrer aus Loi-persbach vertrieben. Der Gemeinde in Loipersbach wurde ein katholischer Pfarrer präsentiert. Richter und Rat von Loipersbach weigerten sich jedoch, den ihnen präsentierten katholischen Geistlichen anzu-nehmen. Sie wurden deshalb bis zum 30. April 1673 in Kroisbach eingekerkert. Die St. Martinskirche wurde gewaltsam aufgebrochen und katholisch geweiht. Die Stadt Ödenburg als Herrschaft bekam darüber hinaus eine sehr hohe Strafzahlung auferlegt. Um sie bezah-len zu können, wurden Loipersbach und Klingenbach an den Bischof von Raab (Györ) verpfändet. Dieser gab das Dorf an die Jesiuten aus Güns (Köszeg) weiter. Erst 21 Jahre später konnte die Stadt Ödenburg ihre beiden Dörfer wieder auslösen.

Im Jahre 1683 wurde zusammen mit dem ganzen Ort auch die St. Martinkirche von den Tataren zer-stört. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde getötet oder verschleppt.

Mit dem Jahre 1673 wurde Loipersbach außerdem wieder der katholischen Gemeinde in Agendorf als Filiale angeschlossen. Alle kirchlichen Handlungen mussten vom katholischen Pfarrer durchgeführt wer-den. Bis 1781, also mehr als einhundert Jahre, gab es kein evangelisches Gemeindeleben. Trotzdem über-lebte der evangelische Glaube bis zum Toleranzpatent.

GEWALTSAME REKATHOLISIERUNG

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„Beschwerdeschrift, die die evangelischen ungari-schen Stände auf dem Reichstag von Ödenburg 1681 vorlegten. Der Text betrifft die Wegnahme der evangelischen Kirche in Loipersbach.“

„Im Haus des Bürgermeis-ters Christoph Lackner werden evangelische Gottesdienste gehalten.“

„Mathias Lang war ein besonders gelehrter evangelischer Prediger. Er war Hofprediger der Fürstin Eggenberg.“

„Kardinal Drakovich war ein besonders eifriger Förde-rer der Gegenreformation.“

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DAS EVANGELISCHE LOIPERSBACH

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LOIPERSBACH ALS FILIALE DER KATHOLISCHEN PFARRGEMEINDE AGENDORF. DIE HEUTIGE KATHOLISCHE KIRCHE

Ein Visitationsbericht des Jahres 1713 beschreibt die 1683 von den Tataren zerstörte St. Martinskirche als nur sehr notdürftig repariert. Sie wurde deshalb im Jahre 1797 als katholische Filialkirche von Agendorf im spät-barocken Stil neu gebaut. Im Jahre 1870, während des großen Dorfbrandes, wurde auch diese Kirche ein Op-fer der Flammen. Ihre Inneneinrichtung, das Altarbild, die Orgel und die Bänke konnten aber anscheinend ge-rettet werden. Sie wurden in die neue Kirche übernom-men. Der Neubau der Kirche wurde finanziell von der Diözese Raab (Györ) unterstützt. Heute ist die Kirche den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Sie wird von der katholischen Pfarrgemeinde Schattendorf liebevoll betreut und es werden in ihr regelmäßig Messen gefeiert. Als ein besonderes Kleinod ist in ihr ein Altarbild von Stephan Dorfmeister (1729 Wien – 1797 Ödenburg) aus dem Jahre 1796 zu bewundern. Dargestellt ist der Abschied der beiden Apostel Peter und Paul. Die spät-barocke Kanzel wird Nikolaus Minich zugeschrieben. Dargestellt sind auf ihr in zwei Reliefs die „Arbeiter im Weinberg“ und „Der gute Hirte“.

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DIE TOLERANZGEMEINDE – LOIPERSBACH ALS TEIL DER PFARRGEMEINDE AGENDORF

9.Pfarrer Kalchbrenner

„Karl Kalchbrenner wurde in Pöttelsdorf geboren und wuchs in Agendorf - Loi-

persbach auf. Er war einer der bedeutendsten Gelehr-

ten des damaligen Ungarn.“

Pfarrer Fleischhacker

„Die alte Schule in Loipersbach (am Platz des jetzigen Feuerwehrhauses)“

„Der neue und sehr komfortable evangelische Pfarrhof in Agendorf“

Das Toleranzpatent Josefs II. ermöglichte 1781 die Gründung evangelischer Pfarrgemeinden, voraus-gesetzt, es fanden sich 100 evangelische Familien zusammen. In Loipersbach lebten damals rund 450 evangelische Personen, in Agendorf 900 und in Wandorf 600. Diese drei Gemeinden beschlossen die Gründung einer gemeinsamen Pfarrgemeinde. Die Gründung wurde aber zunächst von den zu-ständigen Komitatsbehörden unter Hinweis auf die Nähe der evangelischen Kirche in Ödenburg ver-weigert. Erst durch eine Petition, die sich direkt an den König wandte, wurde die Gründung der Pfarr-gemeinde am 6. September 1783 erlaubt. Noch am gleichen Tag wurden Matthias Harnwolf als Pfarrer und Johann Ehnl als Kantorlehrer berufen. Schon am 7. September wurde der erste Gottesdienst in einem Garten gefeiert. Ein gemeinsames Bethaus wurde 1785 in Agendorf feierlich eingeweiht. In Loi-persbach wählte die Gemeinde am 12. Mai 1791 Sa-muel Unger zu ihrem Schulmeister und Notar. Am 13. Juni wurde er durch Pfarrer Harnwolf in sein Amt eingeführt und unterrichtete ab dem 14. Juni 45 Kinder im Gemeindehaus.

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STATIONEN

LOIPERSBACH UND AGENDORF – ÜBER JAHRHUNDERTE VERBUNDENDurch das Toleranzpatent, das Joseph II. 1781 erließ, wurde den Evangelische nach über 100 Jahren wieder gestattet, ihre Religion auszuüben. Die drei Dörfer Agendorf, Wandorf und Loipersbach schlossen sich daraufhin zu einer Pfarrgemeinde zusammen. Gemeinsam bauten sie das Toleranzbethaus und spä-ter die prächtige Agendorfer Kirche. Unter bedeutenden Pfarrern, etwa Johann Kalchbrenner und Karl Fleischhacker, blühte das Gemeindeleben. Im Jahre 1888 bauten die Loipersbacher eine „Turmschule“, in der auch Gottesdienste stattfanden.

10.Treibende Kraft hinter diesem Schul-Kirchenbau war der Loipersbacher Lehrer Johann Benedek. Der letzte Pfarrer in allen drei Orte war Edmund Scholtz, der sein Amt 1893 antrat. In seine Dienstzeit fiel im Anschluss an den Friedensver-trag von Trianon 1921 die Abstimmung über den Verbleib Agendorfs bei Ungarn. Doch auch nachdem Loipersbach und Agendorf von 1921 an durch eine Staats-grenze getrennt waren, bestand die gemeinsame Pfarrgemeinde zunächst fort. Erst 1932 wurde Loipersbach wieder zu einer eigenständigen Pfarrgemeinde. Die engen, oft familiären Beziehungen zwischen beiden Gemeinden bestanden aber weiter und endeten erst 1946 durch die Vertreibung des Großteils der deutschen evangelischen Bevölkerung aus Agendorf im Zuge des II. Weltkriegs. Seit 2007 besteht zwischen beiden Pfarrgemeinden ein Partnerschaftsvertrag.

Pfarrer Edmund ScholtzPfarrer FleischhackerJohann Benedek war über viele Jahrzehnte Lehrer in Loipersbach. Auf sein Be-treiben wurde die „neue

Schule“ mit Turm gebaut – die heutige Kirche.

Die neue Schule mit Turm und Lehrerwohnung.

Aus ihr wurde die heutige Kirche.

Hochzeitszug vor der Turmschule, die auch für Predigten verwendet wurde.