die bedeutung des hypophysenhinter-lappens für die entstehung der eklampsie

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I4O4 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. 36 9. SEPTEMBER i933 minderung sparer entnommener Blufproben, d.h. also nach der zweiten Dextrosebelastung, in der zweiten I~2urve sich so bemerk- bar machte, dab es bier scheinbar zu einem neuerlichen Ansdeg kam, also in der zweiten Serie eine ftir Diabetes mellitus charakteri- stische Kurve bet einem Gesunden erhalten wurde. Ndchlem- nachher weT/ ~/2 I I~/~ ~ 2~2 3 3~/~}z 3 O O ~ 200 , " . ~s~ ~ k ~1~ I I I I 100 Kurven des Blutznckers bei sofortiJef Verarbeitung der jedesmaligenBlutent- nahme. ..... Kurven des Blutzuckersbet Aufarbeitung der Blutprobe nach Beendigungdes Versuches. Abb. i and 2. Knrve ~ (Fall 18) bei emaliger Belastung mit je ~o g Dextrose in i sttindigem IntervaI1. -- Kurve 2 (Fall Cz. K.) l~ei doppelter Beiastung mit je 5 ~ g Dextrose bei x stfindigem Intervall. Die beiden unten nebeneinandergestelltenKurven (Abb. 4) stammen yon einem solchen Falle. Die Patientin, welehe wegen einer Ischias auI unserer Abteilung lag, ist hinsichtlich i/ares Kohlehydratstoff- nczehher 7~2 l 2~ 3 3~7~ Ndch tern- 200wePt Yz .~ 15o ~ 700 ' 5O Abb. 3- Kurve 3 (Fall L. M.). wechsels als gesund zu bezeichnen. Nach der ersten Dextrosebe- lastung stieg der Blutzuckergehalt ant 216 rag% (Serie I, 3), welcher Wert bet soforfiger kompletter Eiwefl3fiillung erhalten wurde. Der Ndch tern- na~heP Ndch /em- nczchher wert~2~l 1F22 2z,2 3 3FaA weN ~z I 1~2 2 2& 3 3~;/~ f O ~ 8' Serie I. Serie II. Abb. 4. Kurven 4 (Fall W.E.). - - Blutzuekerkurve bei so/orr Verarbei- tung jeder frlsehentnommenen Blufprobe. -------- Blutzuekerkulve, gewonnen aus den am Schlusse des Versuehesaufgearbeiteten Blutproben. korrespondierende Wert der gleichzeitig entnommenen, abet 3 Stunden sparer verarbeiteten Blutprobe betrug 19o rag% (SerieII, 3'), also um 26 rag% = 12 % des Ansgangswertes yon 216 weniger. W~hrend nach der in diesem Zeitpunkt erfolgenden zweiten Dextrose- belastung mit der gleichen Menge yon 5~ g bet unmittelbar nach der Blutentnahme erfolgender Analyse kein weiterer Ansfieg des Blutzuckers nachweisbar war (Serie I, 4 und 5), sondern ein weiteres Sinken zur Beobachtung gelangte, erfolgte bet Serie II, 5' ein neuerlicher Anstieg der Blutzuckerkurve. Dieser ist dadurch zu erkliiren, dal3 die Probe 5' 2 Stunden nach der Abnahme, also weniger sp~t als die Probe 3' verarbeitet wurde und daher die ,,Glykolyse" ihren tt6hepunkt noch nicht erreicht hatte; es bestand bet 5--5' eine Reduktionsverminderung yon blo13 5 mg % = 2,6 % des Ausgangs- wertes yon 193. Obwohl also die Belastungsprobe in diesem Falle bet ether gesunden Patientin vorgenommen wurde, war bet Be- arbeitung der Blutprobe im Sinne der Serie II eine fi~r Diabetes mellitus charakteristisehe t(urve zu erhalten. Auf diese Irrtums- quelle set daher besonders hingewiesen. Zusammen/c~88ung: I. Es wurde gezeigt, dab auch bet der Mikromethodik nach HAGEDORN-JENSEN eine ,,Glykolyse", besser: eine Verminderung des Reduktionsverm6gens des Blutes erfolgt, wenn nicht eine v611ige Enteiweil3ung der Blutprobe unmittelbar nach der Blutentnahme vorgenom- men wird. 2. Die Reduktionsverminderung des Blutes erfolgt nicht allein auf Kosten der Restredukfion. 3. Die Verminderung erreicht nach etwa 3 Stunden den tiefsten Weft. 4. Sie ist teilweise reversibel. 5. Sie ist im Vollblute st~irker ausgepr~tgt als im Serum. 6. Es ist durch diese ,,Glykolyse" die M6glichkeit eines Irrtums gegeben, vor allem bet den Serienbestimmungen, wie sie bet der Belastnng iiblich sind. DIE BEDEUTUNG DES HYPOPHYSENHINTER- LAPPENS F~R DIE ENTSTEHUNG DER EKLAMPSIE. Von Dr. H. OHLIGMACHER. Aus der Universitfits-Frauenklinik Hamburg-Eppendorf(Prof. Dr. HEYNEMANN). Auf einen m6glicherweise bestehenden Zusammenhang zwischen der FunMion des Hypophysenhinterlappens und der Entstehung der Eklampsie haben zuerst J. HOFBAUER (Zbl. Oyn~k. !916) und sp~s ROSSENBECK ($chweiz. reed. Wschr. I927) vermutungsweise hingewiesen. H. t~fJSTNER (Arch. Gyn~ik. I928 ) ~uBerte ebenfalls auf Grund des post- riven Ausfalls der Melanophorenreaktion eine ~hnliche An- sicht. Eingehende Untersuchungen in dieser Richtung haben ANSELMINO und HOFFMANN ver6ffentlicht, die im Blute yon Eklamptischen eine diuresehemmende und eine blutdruck- steigernde Substanz nachgewiesen haben. Da diese Sub- stanzen zahlreiche Ubereinstimmungen in ihren physikali- schen, chemischen und pharmakologischen Eigenschaften mit den entsprechenden Hormonen des Hypophysenhinter- lappens aufweisen, so glauben ANSELMINO und HOFFMANN eine Hyperfunktion des Hypophysenhinterlappens als die Ursache fiir das Auftreten der Eklampsie und Schwanger- schaftsnephropathie ansehen zu sollen. Zur weiteren Stiitzung dieser Anschauung hat FAUVET, Leipzig, versucht, durch Injekdon yon Hypophysenhinterlappenhormonen bet Tieren die typischen, pathologisch-anatomischen Ver~tnderungen der Eklampsie hervorzurufen (Klin. Wschr. I93I). Er hat den Versuchstieren (Meerschweinchen) Hypophysin subcutan injiziert, und zwar io V6gtlin-Einheiten auf IOO g K6rper- gewicht. Diese Injekfionen sind in Abst~inden yon 2--3 Tagen mehrfach wiederholt worden bis zum Exitus der Tiere, der nach 2--4, bet grSBeren Tieren nach 6--8 Injektionen eingetreten ist. Bet der Sektion hat FAUVET bet allen Tieren mehr oder weniger stark ausgeprggt im Mikroskop Leber- und NierenveAtnderungen festgestellt, und zwar in der Leber: zahlreiche, mliBig scharf um- schriebene, anfLmische Nekrosen mit tropfiger Fettinfiltration, meist in der Peripherie tier Leberl~ppchen gelegen ; Fibrinthromben in den Pfortader~isten; Blutungen in einzelnen Nekrosen; hiiufig pralIe Ffillung der kleinsfen Pfortaderliste in der N~ihe der Nekrosen; in der Niere: pralle Ffillung der Geflil3e; stellenweise hyaline Auf- quellung der Wandung der Arteriolen; Glomeruli blutreich, die Schlingen aufgelockert mit beginnender lffyalinisierung; vakuolige Degeneration und vereinzelt Hyalinisierung der gewundenen Harn- kanMchen, kleinere Blutungen; hyaline und Hiimoglobinzylinder in

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Page 1: Die Bedeutung des Hypophysenhinter-Lappens für die Entstehung der Eklampsie

I4O4 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . N r . 36 9. SEPTEMBER i933

minderung sparer entnommener Blufproben, d .h . also nach der zweiten Dextrosebelastung, in der zweiten I~2urve sich so bemerk- bar machte, dab es bier scheinbar zu einem neuerlichen Ansdeg kam, also in der zweiten Serie eine ftir Diabetes mellitus charakteri- stische Kurve bet einem Gesunden erhalten wurde.

Ndchlem- nachher weT/ ~/2 I I~/~ ~ 2~2 3 3~/~}z 3 O O ~

200 , " .

~s~ ~ k ~ 1 ~ I I �9 I I

100 Kurven des Blutznckers bei sofortiJef Verarbeitung der jedesmaligen Blutent-

nahme. ..... Kurven des Blutzuckers bet Aufarbeitung der Blutprobe nach Beendigung des

Versuches. Abb. i and 2. Knrve ~ (Fall 18) bei emaliger Belastung mit je ~o g Dextrose in i sttindigem IntervaI1. -- Kurve 2 (Fall Cz. K.) l~ei doppelter Beiastung mit je 5 ~ g

Dextrose bei x stfindigem Intervall.

Die beiden unten nebeneinandergestellten Kurven (Abb. 4) s tammen yon einem solchen Falle. Die Patientin, welehe wegen einer Ischias auI unserer Abteilung lag, ist hinsichtlich i/ares Kohlehydratstoff-

nczehher 7~2 l 2~ 3 3~7~

Ndch tern- 200wePt Yz

.~ 15o

~ 700 '

5O Abb. 3- Kurve 3 (Fall L. M.).

wechsels als gesund zu bezeichnen. Nach der ersten Dextrosebe- lastung stieg der Blutzuckergehalt ant 216 rag% (Serie I, 3), welcher Wert bet soforfiger kompletter Eiwefl3fiillung erhalten wurde. Der

Ndch tern- na~heP Ndch /em- nczchher wert~2~l 1F22 2z,2 3 3FaA weN ~z I 1~2 2 2& 3 3~;/~

f O ~ 8'

Serie I . Serie I I . Abb. 4. Kurven 4 (Fal l W.E. ) . - - Blutzuekerkurve bei so/orr Verarbei- tung jeder frlseh entnommenen Blufprobe. -------- Blutzuekerkulve, gewonnen aus

den am Schlusse des Versuehes aufgearbeiteten Blutproben.

korrespondierende Wert der gleichzeitig entnommenen, abet 3 Stunden sparer verarbeiteten Blutprobe betrug 19o rag% (SerieII, 3'), also um 26 rag% = 12 % des Ansgangswertes yon 216 weniger. W~hrend nach der in diesem Zeitpunkt erfolgenden zweiten Dextrose- belastung mit der gleichen Menge yon 5 ~ g bet unmittelbar nach der Blutentnahme erfolgender Analyse kein weiterer Ansfieg des

Blutzuckers nachweisbar war (Serie I, 4 und 5), sondern ein weiteres Sinken zur Beobachtung gelangte, erfolgte bet Serie II, 5' ein neuerlicher Anstieg der Blutzuckerkurve. Dieser ist dadurch zu erkliiren, dal3 die Probe 5' 2 Stunden nach der Abnahme, also weniger sp~t als die Probe 3' verarbeitet wurde und daher die ,,Glykolyse" ihren t t6hepunkt noch nicht erreicht hat te ; es bestand bet 5 - -5 ' eine Reduktionsverminderung yon blo13 5 mg % = 2,6 % des Ausgangs- wertes yon 193. Obwohl also die Belastungsprobe in diesem Falle bet ether gesunden Patientin vorgenommen wurde, war bet Be- arbeitung der Blutprobe im Sinne der Serie II eine fi~r Diabetes mellitus charakteristisehe t(urve zu erhalten. Auf diese Irrtums- quelle set daher besonders hingewiesen.

Z u s a m m e n / c ~ 8 8 u n g : I. Es wurde gezeigt, dab auch bet de r Mikromethod ik nach HAGEDORN-JENSEN eine , ,Glykolyse" , besser : eine V e r m i n d e r u n g des Reduk t ionsve rm6gens des Blutes erfolgt, wenn n ich t eine v611ige Enteiweil3ung der Blu tp robe u n m i t t e l b a r nach der B l u t e n t n a h m e vorgenom- men wird.

2. Die R e d u k t i o n s v e r m i n d e r u n g des Blutes erfolgt n i ch t allein auf K o s t e n der Res t r edukf ion .

3. Die V e r m i n d e r u n g erre icht nach e twa 3 S t u n d e n den t ie fs ten Wef t .

4. Sie ist teilweise reversibel . 5. Sie ist im Vol lblute st~irker ausgepr~tgt als im Serum. 6. Es is t durch diese , ,Glykolyse" die M6glichkeit eines

I r r t u m s gegeben, vor al lem bet den Ser ienbes t immungen , wie sie bet der Be las tnng iiblich sind.

DIE BEDEUTUNG DES HYPOPHYSENHINTER- LAPPENS F~ R DIE ENTSTEHUNG

DER EKLAMPSIE. Von

Dr . H. OHLIGMACHER. Aus der Universitfits-Frauenklinik Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. HEYNEMANN).

Auf e inen m6glicherweise b e s t e h e n d e n Z u s a m m e n h a n g zwischen der F u n M i o n des H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n s und der Entstehung der Eklampsie haben zuerst J. HOFBAUER (Zbl. Oyn~k. !916 ) und sp~s ROSSENBECK ($chweiz. reed. Wschr . I927) ve rmutungswe i se hingewiesen. H. t~fJSTNER (Arch. Gyn~ik. I928 ) ~uBerte ebenfalls auf Grund des post- r iven Ausfalls der Melanophoren reak t ion eine ~hnliche An- sicht. E ingehende U n t e r s u c h u n g e n in dieser R i c h t u n g haben ANSELMINO und HOFFMANN ver6ffent l icht , die im Blute yon E k l a m p t i s c h e n eine d i u r e s eh emmen d e und eine b lu td ruck- s te igernde Subs t anz nachgewiesen haben . Da diese Sub- s t anzen zahlreiche U b e r e i n s t i m m u n g e n in ihren physikal i - schen, chemischen und pharmako log i schen E igenscha f t en mi t den en t s p r ech en d en H o r m o n e n des H y p o p h y s e n h i n t e r - lappens aufweisen, so g lauben ANSELMINO und HOFFMANN eine H y p e r f u n k t i o n des H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n s als die Ursache fiir das Auf t r e t en der Ek lamps ie und Schwanger- s cha f t snephropa th i e ansehen zu sollen. Zur wei teren St i i tzung dieser A n s c h a u u n g h a t FAUVET, Leipzig, versucht , durch I n j e k d o n yon H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n h o r m o n e n bet Tieren die typ ischen , pa tho log i sch -ana tomischen Ver~tnderungen der Ek lamps ie he rvorzuru fen (Klin. Wschr . I93I).

Er hat den Versuchstieren (Meerschweinchen) Hypophysin subcutan injiziert, und zwar io V6gtlin-Einheiten auf IOO g K6rper- gewicht. Diese Injekfionen sind in Abst~inden yon 2--3 Tagen mehrfach wiederholt worden bis zum Exitus der Tiere, der nach 2--4, bet grSBeren Tieren nach 6--8 Injektionen eingetreten ist. Bet der Sektion hat FAUVET bet allen Tieren mehr oder weniger stark ausgeprggt im Mikroskop Leber- und NierenveAtnderungen festgestellt, und zwar in der Leber: zahlreiche, mliBig scharf um- schriebene, anfLmische Nekrosen mit tropfiger Fettinfiltration, meist in der Peripherie tier Leberl~ppchen gelegen ; Fibrinthromben in den Pfortader~isten; Blutungen in einzelnen Nekrosen; hiiufig pralIe Ffillung der kleinsfen Pfortaderliste in der N~ihe der Nekrosen; in der Niere: pralle Ffillung der Geflil3e; stellenweise hyaline Auf- quellung der Wandung der Arteriolen; Glomeruli blutreich, die Schlingen aufgelockert mit beginnender lffyalinisierung; vakuolige Degeneration und vereinzelt Hyalinisierung der gewundenen Harn- kanMchen, kleinere Blutungen; hyaline und Hiimoglobinzylinder in

Page 2: Die Bedeutung des Hypophysenhinter-Lappens für die Entstehung der Eklampsie

9. SEPTEMBER 1933 KLINISCKE W O C H E N S C H

den abfflhrenden I~arnkan~Ichen; zahlreiche Thrombenbi ldungen in den kleineren GefXBen; feintropfige Verfet tung in den Haupt- stricken.

FAUVET g l a u b t h i e r m i t dell Beweis gel iefer t zu h a b e n , d a b es gel ingt , , , du t ch I n t o x i k a t i o n m i t H y p o p h y s e n h i n t e r - l a p p e n e x t r a k t e n K r a n k h e i t s b i l d e r zu erzeugen, derel l p a t h o - l og i s ch -ana tomisches S u b s t r a t v611ig d e m bei der E k l a m p s i e zu b e o b a c h t e n d e n e n t s p r i c h t " .

W e g e n de r au l3e ro rden t l i chen ~/Vichtigkeit dieser Schlul3- fo lge rung ffir das ganze E k l a m p s i e p r o b l e m h a b e ich es u n t e r - n o m m e n , g le ichger ich te te Ver suche anzus te l l en .

Ich habe den als Versuchsfieren ebenfalls benutz ten Meer- schweinchen auch ioV6gt l in -Einhe i ten Hypophysin pro Ioog K6rpergewicht subcutan unter die Rt~ckenhaut injiziert. Dabei 1st etwa die Hiilfte der Tiere schon nach einer Injekt ion gestorben. Nur die kr~ftigeren Tiere haben die mehrmalige Injekt ion solcher verhAltnism~iBig riesigen Hypophysinmengen in Abst~nden von 2-- 3 Tagen vertragen. Fas t stets sind die Tiere fflr viele Stunden bewuBtlos und zeigen hiiufig tonisch-klonische ~r~mpfe frir mehrere Stunden und kurzdauernde Bl~isse alsbald nach der Injektion. Nach h6chstens 5--6 Injekt ionen sind auch die kr~ftigsten Tiere zugrunde gegangen, und zwar fast stets etwa 12--24 Stunden nach der letzten Injekt ion im Korea. Der klinische Ablauf dieser Vergiftung liil3t also eine gewisse Xhnlichkeit mi t einer t6dlich endenden Eklampsie erkennen. Bei der Sektion haben sich makroskopisch lediglich hXufig ausgedehnte oberfl~chliche Hautnekrosen in der Umgebung der Injektionsstellen, ein einziges Mal 6demat6se Durchtr i inkung der Bauchdecken, s tarker Haarausfall und starke Gewichtsabnahrne gefunden. Die mikroskopische Untersuchung yon Leber und Nieren ha t folgendes ergeben: In der Leber: niemals Nekrosen, niemals Thromben in den Pfortaderf~sten, niemals Verfettungen, lediglich Stauung in den Pfortadercapil laren bei den meisten Tieren und bei einigen kleine Blutungen. In der Niere : bei mehreren Tieren mehr oder minder starke Schwellung der Epithelzellen in den gewundenen Harnkan~lchen mi t geringffigiger hyaliner Degeneration; Glome- rulusschlingen stets ohne jede VerXnderung, nur bei einem einzigen Tiere sind die Glomerulusschlingen vielleicht etwas unscharf ge- zeichnet; niemals irgendwelche Verfettung, weder in den Glomeruli noeh in den Tubuli ; bei ganz wenigen Tieren sind kleine Blutungen aufgetreten. Bei keinem yon 35 Tieren sind also irgendwelche VerXnderungen aufgetreten, die als spezifiseh im Sinne der Eklamp- sie anzusprechen w~iren. Das gleiche ha t sich bei einem mi t P i tu i t r in und 3 mit Tonephin vergifteten Tieren ergeben; bei le tzteren ist nur zu sagen, dab sie welt mehr V6gtl in-Einheiten ver t ragen als die mi t Hypophysin gespritzten. Ich habe meine s~mtlichen Pr~iparate Herrn Prof. FAHR vorgelegt, dessert Deutung dahin geht, dab keinerlei fflr Eklampsie spezifische VerAnderungen in den histo- logischen Pr~para ten zu sehen sind.

I m H i n b l i c k au f diese geringffigigen, f a s t n e g a t i v e n Be- f u n d e i s t es ffir re ich sehr wer tvo l l gewesen, d a b m i r FAUVET f reund l i cherweise ffir ku rze Ze i t P r ~ p a r a t e se iner Versuchs - t i e re f iber lassen ha t . Be i ih l len h a b e n sich ill dell Leber - s c h n i t t e n zah l re iche kleine, c i rcumscr ip te , nek ro t i s che H e r d e in ve r sch iede l l en S t a d i e n de r Nekrose, z u m Teit vollst / i l idige Nekrose m i t vol ls t~indigem S c h w u n d der K e r n e ulid Auf- 16sung de r Zellgrellzen, z u m Tei l ledigl ich u n d e u t l i c h e Zell- g r enzen gef l lnden ; T h r o m b e n s ind in den Pfortader~Lsten n i c h t v o r h a n d e n gewesen. A n den Nie ren h a t s ich T r f i bung u n d Que l lung de r T u b u l u s e p i t h e l i e n gezeigt, abe r keiner le i Ver- ~ n d e r u n g e n a n dell Glomerul i . Prof . FAHR l e h n t a u c h b ie r die V e r g l e i c h b a r k e i t der B e f u n d e m i t d e n e n de r E k l a m p s i e ab, d a v o r a l l em jegl iche Ve r~nde ru l l gen a n den Glomeru l i de r N ie ren u n d in den P f o r t a d e r ~ s t e n T h r o m b e n fehlen. D a z u e r i n n e r t das A u s s e h e n de r L e b e r n e k r o s e n eher a n die bei D i p h t h e r i e u n d a n d e r e n Sch~idigungell zu sehe l lden als a n die bei de r Ek lamps ie . Die n e k r o t i s c h e n H e r d e in den P r ~ p a r a t e n FA~VETS s ind k le iner als die bei de r E k l a m p s i e u n d gehel l ganz allm~thlich in das gesunde Lebe rgewebe fiber, w ~ h r e n d die E k l a m p s i e n e k r o s e n de r L e b e r z iemlich scha r f s ich gegen das gesl lnde Lebe rgewebe absetzel l .

Le ide r is t es m i r t r o t z der v e r s c h i e d e n s t e n V a r i a t i o n e n der Dos i e rung u n d de r I n j e k t i o n s z e i t e n l lnd t r o t z de r E l l t n a h m e tier Tiere aus ve r sch iedene l l Z u c h t e n nie gelungen, diese n e k r o t i s c h e n H e r d e in de r L e b e r zu erzeugen, u n d zwar auch n i c h t be i s c h w a n g e r e n T ie ren u n d bei M~nnchel l .

Wie aus se iner V e r 6 f f en t l i chung he r vo r geh t , i s t es FAUV~T gelullgen, T h r o m b e n in den P f o r t ade r ~s t en , B l u t u n g e n in

R I F T . 12. J A H R G A N G . N r . 36 1 4 0 5

der L e b e r u n d a u c h Ver ; i nde rungeu a n den G l o m e r u l i nach - zuweisen. Aus se iner B e s c h r e i b u n g u n d se inen A b b i t d u n g e n , sowei t es aus A b b i l d u n g e n m6gl ich ist, i s t abe r zu e l l tnehmel l , d ab diese Ve f i i nde rungen n u r ger ing u n d a u c h n i c h t n a c h F o r m ulld A n o r d n u n g t y p i s c h Ifir die E k l a m p s i e silld.

D u r c h die verschiedel l s te l l gefXB- u n d b lu t sch~id igenden Mi t te l lassen sich V e r ~ n d e r u n g e n im Bere iche der Gef~13e u n d Capi l la ren hervorrufe l l , also dor t , wo s ich a u c h die Ver- ~ n d e r u n g e n bei der Ek la lnps i e findell . I e h er i l lnere all die Ver suche DIENSTS m i t F i b r i n f e r m e n t . Es is t d a h e r n i c h t an- g~ngig, aus so lchen Ver~inderul lgen auf eine I d e n t i t A t de r be t re f fende l l gef~g- oder b l u t s c h ~ d i g e n d e n Subs ta l l z m i t dern , ,Gif t" de r E k l a m p s i e zu schl iegen. H i e r z u is t z u m mi l ldes ten de r Nachweis eiller w e i t g e h e n d e n l J b e r e i n s t i m m u n g de r Ver- ~nderunge l l n a c h F o r m l lnd A n o r d n u n g erforder l ich. Die b i she r vo r l i egenden Ergebn i s se b r i n g e n abe r d iesen Naehwe i s n ich t .

Es is t d a h e r n i c h t ang~Lngig, die T i e rve r suehe FAUVETS m i t H y p o p h y s e l l h i n t e r l a p p e n als bewei send ffir die H y p o - p h y s e n h i n t e r l a p p e n t h e o r i e de r E k l a m p s i e anzusehen , wie dies bere i t s in Ver6f fen t l ichul lge l i gesehehen ist.

Vorl~iufig i s t diese Ek lamps i e theo r i e , ebenso wie alle anderen , noch eine offene Frage .

ZUR FRAGE DER DIFFERENZIERUNG ZWISCHEN KEUCHHUSTEN- UND INFLUENZABAKTERIEN.

Von

Prof . PAUL MANTEUFEL u n d IR•CARD DRESSLER. Aus dem Hygienischen Institut der Medizinischen Akademie Diisseldorf.

I n e iner kt i rz l ich in dieser Ze i t s ch r i f t e r sch iene l ien Mit- t e i lung aus d e m Hygiel l i schel i I n s t i t u t He ide lbe rg v e r t r e t e n M. GUNDEL u n d W. SCI-ILOTER in LIbe re ins t immul lg m i t W. BAYER, t ( inderk l i l l ik Ber l in (Med. Klin. 193i , 683) , die All- sicht , d a b eine s ichere U n t e r s c h e i d u l l g zwischell I n f luenza - ul ld K e u c h h u s t e n b a c i l l e n b i she r t r o t z v ie ler B e m f i h u n g e n m i t t e l s ku l tu re l l e r ul ld serologischer V e r f a h r e n IIicht ge lungen sei. Sie mache l l de sha lb au f gewebsbiologische Ul l t e r sch iede be- zfiglich der R e i n k u l t u r e l l bei de r H a u t p r f i f u n g n a c h DOLl) au fmerksam, die sie ge funden h a b e n , auf die abe r b ie r n i c h t e ingegangel i we rden soll. Dagegel i b e d a r f die Al l s ich t

�9 der Verfasser bez/ igl ich der ku l t u r e l l en Di f fe ren t ia ld iag l lose der be iden B a k t e r i e n a r t e n unseres E r a c h t e n s e iner Ber ich- t igung, besonders u n t e r Ber f i cks i ch t igung de r au sgeze i chne t en neuerel l U n t e r s u c h u n g e l l y o n H. gANGER u n d FR. VqlLDT- GRUBE (Z. Ki l lderhei lk . 1932 , 716) sowie y o n H. KLEIN- SCI~MII)T (Klill. Wschr . 1931 , 1847 ). Die Dinge l iegen n a c h diesen A r b e i t e n ul ld unse r en e igenen E r i a h r u n g e n a l l sche inend doch klarer , als es n a c h den v ie l fach u l ldeu t l iche l l u n d wider- s p r e c h e n d e n Allgabel i in de r d e u t s c h e n L i t e r a t u r auss ieh t* .

E ine gewisse V e r w i r r u n g i s t in die F rage IIach l l l lserer A n s i c h t d u r c h folgende U m s t ~ n d e h i n e i l l g e k o m m e n : E r s t e n s d u r c h die schon voll BORDET u n d GENGOU 1907 zugegebene Ta t sache , dab ma l l bei K e u c h h u s t e n a n s c h e i n e n d f iberal l sehr h~uf ig auch solche h~moglob i l loph i le B a k t e r i e n k u l t u r e n f indet , die ro l l Pfeifferschel l S t~bchel l n i c h t zu l l n t e r sche iden silld. W i r se lber fa l lden sie bei Sputumuntersuchungen yon 32 K e u c h h u s t e n k i n d e r n 29rea l u n d bei Abstriehen aus d e m N a s e n - R a c h e n r a u m in 17 Keuchhus t e l l f~ l l en I 4 m a l (Ell t -

n a h m e mi t t e l s gebogener Korl lzal lge l lnd Mul l tupfer , Aus- s t r i ch au f Ioproz . K a n i n c h e l l b l u t p l a t t e n , die l lach u n s e r e n E r f a h r u l i g e n wesen t l i ch bessere A u s b e u t e ffir Pfe i f fersche Bak te r i e l l geben als M e n s c h e n b l u t p l a t t e l l , A b i m p f u n g n a c h 2 4 - - 4 8 St l lnden) . W i r h a b e n auf G r u n d dieser E r g e b n i s s e a u c h lallge in d e m W a h n gelebt , d ab die yon BORDET u n d GENGOU als K e u c h h u s t e n e r r e g e r angesprochene l i B a k t e r i e n , de ren ~ h n l i c h k e i t m i t den Pfe i f fe r schen wohl y o n ke ine r Seis b e s t r i t t e n wird, Sp ie l a r t en der Pfe i f fe r schen St~Lbchen sein k 6 n n t e n , bis wi r uns f iberzeugten, dab m a n a u c h ill dell

* Wit verdanken unsere Ergebnisse der verstfindnisvollen Mitarbeit in der akademischen Kinder!dinik (Prof. ECKSTEIN), besonders Helm Dr. BRINNITZER und FrL Dr. QUACK.