dermatologische teilbereiche in deutschen hautkliniken: eine bundesweite umfrage

6

Click here to load reader

Upload: peter-hensen

Post on 21-Jul-2016

215 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

DOI: 10.1111/j.1610-0387.2008.06677.x Originalarbeit 735

© The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609 JDDG | 9˙2008 (Band 6)

English online version on Wiley InterScience

Schlüsselwörter• Hautkliniken• Teilbereiche• Fragebogenerhebung

Keywords• inpatient dermatology• subspecialties• questionnaire survey

ZusammenfassungHintergrund: Das im deutschen Sprachraum historisch gewachsene FachgebietDermatologie ist durch eine Vielzahl dermatologischer Teilbereiche geprägt.Ob und in welchem Umfang diese Teilbereiche an deutschen Hautkliniken pro-fessionell und akademisch vertreten werden, ist bisher nicht systematisch er-fasst worden. Methodik: Im Rahmen einer bundesweiten Umfrage wurde erhoben, ob und in-wieweit dermatologische Teilbereiche an deutschen Hautkliniken existieren.Methoden der deskriptiven Statistik wurden angewandt.Ergebnisse: Insgesamt beteiligten sich 90 Hautkliniken an der Umfrage (Rück-laufquote 78,3 %). Die Teilbereiche Allergologie, Dermatoonkologie und Derma-tochirurgie sind in über 90 % aller Kliniken, die Bereiche Andrologie, ÄsthetischeDermatologie, Dermatohistologie, Mikrobiologie, Phlebologie, Photobiologie,Proktologie und Wundversorgung in über 50 % der Kliniken durch fachärztlicheund/oder fachärztlich-akademische Kompetenz vertreten. Akademisch starkausgeprägt präsentieren sich die Bereiche Allergologie, Dermatoonkologie,Photobiologie und Dermatohistologie.Schlussfolgerungen: Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die dermatologisch rele-vanten Teilbereiche in sehr großen Umfang an deutschen Hautkliniken nichtnur fachärztlich, sondern auch akademisch durch Dermatologen besetzt sind.Die damit zum Ausdruck kommende hohe Kompetenz muss dauerhaft Be-standteil der deutschen Dermatologie bleiben und in Zukunft durch akademi-sche Programme weiter gefördert werden.

SummaryBackground: In German-speaking countries, the specialty of dermatology is cha-racterized by a large amount of subspecialties. Data providing informationwhether and to what extent these subspecialties are represented in Germandermatology departments and clinics is not available.Methods: A national questionnaire survey was performed to determine the ex-tent of involvement of dermatological subspecialties in dermatologic hospitals.Methods of descriptive statistics were applied. Results: Overall, 90 dermatologic departments participated in this survey with aresponse rate of 78.3 %. The subspecialties allergology, dermato-oncology, anddermatologic surgery are represented in over 90 % of departments; the subspe-cialties andrology, aesthetic dermatology, dermatopathology, microbiology,phlebology, photobiology, proctology, and wound healing are represented inover 50 % of clinics. Furthermore, the subspecialties allergology, dermato-onco-logy, photobiology, and dermatopathology have strong research or academicrepresentation.

Dermatologische Teilbereiche in deutschenHautkliniken: eine bundesweite Umfrage

Dermatologic subspecialties in German inpatient dermatology: a national survey

Peter Hensen1, Marcel L. Müller2, Rudolf Stadler3, Thomas A. Luger1

(1) Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster(2) Universitäts-Hautklinik, Universitätsklinikum Freiburg(3) Hautklinik, Klinikum Minden

JDDG; 2008 • 6:735–740 Eingereicht: 26.11.2007 | Angenommen: 8.1.2008

Page 2: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

EinführungDas Fach Dermatologie und Venerologieist traditionell sowohl als medizinischesOrgan- als auch als Querschnittsfachsehr breit aufgestellt und zeichnet sichdurch eine Vielzahl verschiedener Teilbe-reiche bzw. Subspezialitäten aus. Gemäßder Musterweiterbildungsordnung derBundesärztekammer für das GebietHaut- und Geschlechtskrankheiten um-fasst das Fach die Vorbeugung, Erken-nung, konservative und operative Be-handlung, die Nachsorge undRehabilitation von Erkrankungeneinschließlich der durch Allergene undPseudoallergene ausgelösten Krankhei-ten der Haut, der Unterhaut, der haut-nahen Schleimhäute und der Hautan-hangsgebilde sowie vonGeschlechtskrankheiten [1]. Trotz derzahlreichen Schnittmengen mit anderenmedizinischen Fachgebieten und derVielzahl verschiedenartiger Teilbereichepräsentiert sich die Dermatologie imdeutschsprachigen Raum wie auch inter-national traditionsreich einheitlich ge-schlossen [2, 3]. Das breite Spektrumdermatologischer Diagnose- und Be-handlungsverfahren spiegelt sich unteranderem in den vielen für die Dermato-logie relevanten Zusatzweiterbildungen,die durch die jeweiligen Weiterbildungs-ordnungen der Ärztekammern geregeltwerden. In welchem Umfang die verschiedenendermatologischen Teilbereiche an deut-schen Hautkliniken vorhanden sind undin welchem Ausmaß diese durch derma-tologische Fachärzte professionell undakademisch vertreten werden, ist bishernicht genau bekannt. Im Kontext versor-gungsrelevanter Fragestellungen in derDermatologie ist es gegenwärtig sowieim Hinblick auf zukünftige Entwicklun-gen von Interesse, die vorhandene der-matologische Kompetenz bzw. Vertre-tung dieser Teilbereiche an deutschenHautkliniken zu erfassen. Ziel der vorlie-genden Untersuchung war eine Bestands-aufnahme dermatologischer Teilbereichean deutschen Hautkliniken im Rahmeneiner repräsentativen Umfrage.

Material und Methoden In die vorliegende Untersuchung wur-den sämtliche deutsche Hautklinikeneingeschlossen (n = 115). Per Fragebo-gen wurde eine Bestandsaufnahme zurprofessionellen und akademischen Ver-tretung in folgenden Teilbereichendurchgeführt: Allergologie (mit undohne Labor), Andrologie (mit und ohneLabor), Ästhetische Dermatologie, Der-matochirurgie, Dermatohistologie (mitund ohne Labor), Dermatoonkologie,Mikrobiologie (mit Labor), Phlebologie,Photobiologie/-therapie, Photopherese(ECP), Proktologie, Psychotherapie,Wundversorgung sowie Medizin-/Qua-litätsmanagement. Dabei sollte angege-ben werden, ob diese Teilbereiche an derjeweiligen Klinik vorhanden sind und inwelcher Position diese dort leitend bzw.verantwortlich vertreten werden. Für je-den Teilbereich (item) standen folgendeAntwortkategorien zur Auswahl:„C3/W2-Position“ (Schwerpunktprofes-sur), „Leitender Oberarzt (habilitiert)“,„Leitender Oberarzt (nicht habilitiert)“,„Funktionsoberarzt bzw. Facharzt“, „As-sistent in Weiterbildung“ oder „Teilbe-reich in Klinik nicht vertreten“. Da in ei-nigen Kliniken bestimmte Teilbereicheauch von Chefärzten verantwortlich ge-leitet werden, wurden diesbezüglich ge-machte Angaben der jeweiligen Katego-rie „Leitender Oberarzt“ entweder„habilitiert“ oder „nicht habilitiert“ ent-sprechend zugeordnet. Teilbereiche, dievon wissenschaftlichen Mitarbeiternnichtmedizinischer Fächer (z. B. Biolo-gie, Psychologie) verantwortlich geleitetwerden, wurden der Kategorie „Assistentin Weiterbildung“ zugeordnet. Um zu-sammenfassende Aussagen zur akademi-schen und fachärztlichen Vertretung zuerhalten, wurden die Daten nachfolgendrekodiert. Die Kategorie „C3/W2-Posi-tion“ und „Leitender Oberarzt (habili-tiert)“ entsprechen dem Kompetenz-merkmal „akademische dermatologischeKompetenz“, die Antwortkategorie „Lei-tender Oberarzt (nicht habilitiert)“ und„Funktionsoberarzt bzw. Facharzt“ demKompetenzmerkmal „professionelle der-

matologische Kompetenz“. Die beidenAntwortkategorien „Assistent in Weiter-bildung“ und „Teilbereich nicht an Kli-nik vertreten“ kennzeichnen das Merk-mal „keine fachärztliche Kompetenz“ fürdiesen Bereich. Fehlende Angaben zu ei-nem Teilbereich wurden als „Teilbereichnicht an Klinik vertreten“ gewertet. Dar-über hinaus wurde für folgende Zu-satzweiterbildungen nach der Muster-weiterbildungsordnung der Bundes-ärztekammer der Stand der vorhandenenWeiterbildungsermächtigungen erfragt:Allergologie, Andrologie, Dermatohisto-logie, Infektiologie, Medikamentöse Tumortherapie, Phlebologie, Proktologiesowie Psychotherapie. Die statistischenAnalysen wurden mit MS Excel® undSPSS® V13.0 durchgeführt.

ErgebnisseInsgesamt haben 90 dermatologischeKliniken an der Umfrage teilgenommen(Rücklaufquote 78,3 %), davon waren33 Universitätskliniken (relativer AnteilUniversitätskliniken: 94,3 %) und 67nicht-universitäre Einrichtungen (relati-ver Anteil nicht-universitärer Einrich-tungen: 71,3 %). Unterteilt nach Versor-gungsstufen beteiligten sich 67 Klinken(74,5 %) der Maximal- und Schwer-punktversorgung, 12 Kliniken (13,3 %)der Grund- und Regelversorgung sowie11 Fach- und Rehabilitationskliniken(12,2 %) an der Befragung.

Vertretung dermatologischer TeilbereicheTabelle 1 zeigt, wie häufig und in wel-cher Position die verschiedenen Teilbe-reiche an deutschen Hautkliniken vertre-ten sind. Dabei wurde pro Klinik diejeweils höchste akademische bzw. fachli-che Vertretung gezählt. Für die Katego-rien 1a/b (Allergologie), 2a/b (Androlo-gie) und 5a/b (Dermatohistologie) warjeweils nur eine Angabe (mit oder ohneLabor) zulässig. Hinsichtlich der akade-mischen Vertretung dominieren die Be-reiche Dermatoonkologie mit 18 besetz-ten C3/W2-Positionen und 23zusätzlich akademisch vertretenen Stan-dorten sowie die Allergologie mit 16 be-

736 Originalarbeit Dermatologische Teilbereiche in Deutschland

JDDG | 9˙2008 (Band 6) © The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609

Conclusions: The present survey demonstrates that dermatologic subspecialtiesare widely represented in dermatologic departments and clinics not only by in-dividuals with specialty training but also by those in higher academic posts.This demonstrated high expertise should be maintained in German dermato-logy and could be promoted by academic programs.

Page 3: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

setzten C3/W2-Positionen und 23 zu-sätzlich akademisch vertretenen Standor-ten. Akademisch ebenfalls stark vertretensind die Bereiche Andrologie, Dermato-histologie, Photobiologie. Etwas gerin-ger, jedoch mit noch relevanten akade-mischen Anteilen vertreten sind dieBereiche Phlebologie, Proktologie, der-

matologische Mikrobiologie und Wund-versorgung (siehe Tabelle 1). Gegenüberdiesen überwiegend akademisch vertre-tenen Bereichen sind die Bereiche Ästhetische Dermatologie und Derma-tochirurgie überwiegend durch dermato-logische Facharztkompetenz gekenn-zeichnet. Eine Sonderrolle nehmen die

Bereiche Photopherese, Psychotherapieund Medizin-/Qualitätsmanagement ein.Die Photopherese ist eine hochspeziali-sierte Leistung, die überhaupt nur inetwa 25 % der dermatologischen Klini-ken – vornehmlich an Maximalversor-gungskliniken – erbracht wird. Der Be-reich Psychotherapie gehört wie der

Dermatologische Teilbereiche in Deutschland Originalarbeit 737

© The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609 JDDG | 9˙2008 (Band 6)

Tabelle 1: Vertretung dermatologischer Teilbereiche an Hautkliniken.

TeilbereichAnzahl [n] und relativer Anteil [%] der jeweils

verantwortlich Leitendena

C3/

W2-

Posi

tion

Ltd

. Obe

rarz

t[h

abili

tier

t]

Ltd

. Obe

rarz

t [n

icht

habi

litie

rt]

Funk

tion

s-O

bera

rzt

[Fac

harz

t]

Ass

iste

nt in

W

eite

rbild

ung

Teilb

erei

ch in

Kli-

nik

nich

tve

rtre

ten

1 Allergologie 16 (18 %) 23 (25 %) 29 (32 %) 21 (24 %) 0 1 (1 %)

1a Allergologie (mit Labor) 15 (17 %) 21 (23 %) 21 (23 %) 14 (16 %) 0 19 (21 %)

1b Allergologie (ohne Labor) 1 (1 %) 2 (2 %) 8 (9 %) 7 (8 %) 0 72 (80 %)

2 Andrologie 10 (11 %) 13 (14 %) 11 (12 %) 12 (14 %) 3 (3 %) 41 (46 %)

2a Andrologie (mit Labor) 10 (11 %) 10 (11 %) 9 (10 %) 8 (9 %) 3 (3 %) 50 (56 %)

2b Andrologie (ohne Labor) 0 3 (3 %) 2 (2 %) 4 (5 %) 0 81 (90 %)

3 Ästhetische Dermatologie 0 14 (16 %) 30 (33 %) 22 (24 %) 2 (2 %) 22 (24 %)

4 Dermatochirurgie 3 (3 %) 17 (19 %) 52 (58 %) 13 (14 %) 0 5 (6 %)

5 Dermatohistologie 9 (10 %) 23 (26 %) 21 (23 %) 9 (10 %) 1 (1 %) 27 (30 %)

5a Dermatohistologie (mit Labor) 9 (10 %) 19 (21 %) 18 (20 %) 7 (8 %) 0 37 (41 %)

5b Dermatohistologie (ohne Labor) 0 4 (5 %) 3 (3 %) 2 (2 %) 1 (1 %) 80 (89 %)

6 Dermatoonkologie 18 (20 %) 19 (21 %) 32 (36 %) 13 (14 %) 0 8 (9 %)

7 Mikrobiologie (mit Labor) 1 (1 %) 21 (23 %) 17 (19 %) 16 (18 %) 6 (7 %) 29 (32 %)

8 Phlebologie 4 (4 %) 14 (16 %) 37 (41 %) 22 (24 %) 1 (1 %) 12 (13 %)

9 Photobiologie/-therapie 8 (9 %) 30 (33 %) 22 (24 %) 19 (21 %) 4 (4 %) 7 (8 %)

10 Photopherese (ECP) 0 7 (8 %) 10 (11 %) 4 (4 %) 2 (2 %) 67 (74 %)

11 Proktologie 4 (4 %) 13 (14 %) 28 (31 %) 19 (21 %) 5 (6 %) 21 (23 %)

12 Psychotherapie 1 (1 %) 3 (3 %) 2 (2 %) 8 (9 %) 6 (7 %) 70 (78 %)

13 Wundversorgung 2 (2 %) 15 (17 %) 36 (40 %) 26 (29 %) 5 (6 %) 6 (7 %)

14 Medizin-/Qualitätsmanagement 2 (2%) 16 (18%) 34 (38%) 20 (22%) 5 (6%) 13 (14%)

a Absolute Angaben aus teilnehmenden Kliniken (n = 90), relative Anteile ganzzahlig gerundet; Auswertung berücksichtigtjeweils nur die höchste fachliche bzw. akademische Vertretung des Teilbereichs pro Klinik.

Page 4: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

Bereich Medizin-/Qualitätsmanagementnicht genuin zum dermatologischen Be-reichsspektrum, so dass diese Bereiche inder Regel zwar akademisch und/oderdurch dermatologische Fachärzte vertre-ten werden. Diese Bereiche sind aberhinsichtlich der Beurteilung akademi-scher oder fachärztlicher dermatologi-scher Kompetenz gesondert zu betrach-ten.Die rekodierten und gruppierten Datenmachen sichtbar, dass die Bereiche Aller-gologie, Dermatoonkologie, Dermato-chirurgie und Wundversorgung in über90 % aller Kliniken, die Bereiche Andro-logie, Ästhetische Dermatologie, Derma-tohistologie, Mikrobiologie, Phlebolo-gie, Photobiologie, Proktologie in über50 % der Kliniken durch fachärztlicheund/oder fachärztlich-akademischeKompetenz vertreten sind (Abbildung1).

Dermatologische WeiterbildungsbereicheTabelle 2 zeigt die Ergebnisse der indeutschen Hautkliniken vorhandenenWeiterbildungsermächtigungen für der-matologisch relevante Zusatzweiterbil-dungen. Eine Weiterbildungsermächti-gung für den Bereich Allergologie ist innahezu allen Hautkliniken vertreten(94 %). Knapp die Hälfte der Klinikenist für die dermatologischen BereichePhlebologie (52 %) und Dermatohisto-logie (46 %) Weiterbildungsstätte. In ca.einem Drittel der befragten Kliniken be-steht eine Weiterbildungsermächtigungfür die medikamentöse Tumortherapie(32 %). Dagegen sind nur in ca. einemFünftel aller Kliniken Weiterbildungser-mächtigungen für die Bereiche Proktolo-gie (21 %) und Andrologie (22 %) vor-handen. Die Psychotherapie spielthinsichtlich der vorhandenen Weiterbil-dungsermächtigungen an deutschenHautkliniken eine untergeordnete Rolle(9 %). Abbildung 2 zeigt die absolutenHäufigkeiten nach Versorgungsstufe.Ungefähr drei Viertel der deutschenHautkliniken sind Bestandteil der Maxi-mal- und Schwerpunktversorgung. DiesVerhältnis spiegelt sich auch in der Ver-teilung einiger Weiterbildungsermächti-gungen. Allergologie ist zu 79 % allerKliniken an Maximal- oder Schwer-punktversorgungszentren anzutreffenund damit normal verteilt. Dagegen sindWeiterbildungsermächtigungen fürAndrologie ausschließlich, für Dermato-histologie und medikamentöse Tumort-

herapie fast ausschließlich in Klinikender Maximal- und Schwerpunktversor-gung vorhanden. Ebenso ist dort auchdas Weiterbildungsangebot für Infektio-logie, Phlebologie und Proktologie stär-ker vertreten. Weiterbildungsermächti-gungen für Psychotherapie hingegensind vergleichsweise häufiger an Fach-und Rehakliniken anzutreffen (Abbil-dung 2).

DiskussionDie vorliegende Bestandsaufnahme zurVertretung dermatologisch relevanterTeilbereiche an deutschen Hautklinikenzeigt, dass für die meisten dieser Berei-che, insbesondere die Allergologie, Der-matochirurgie, Dermatoonkologie,Phlebologie, Photobiologie und Derma-

tohistologie eine nahezu flächen-deckende fachärztliche Kompetenz in-nerhalb der deutschen Dermatologie be-steht. Dies zeigt sich einerseits an derVielzahl der fachärztlichen und akademi-schen Bereichsleitungen, aber auch ander Menge der bestehenden Weiterbil-dungsermächtigungen in den Kliniken. Akademisch sehr stark vertreten sind Al-lergologie und Dermatoonkologie.Ebenfalls in nennenswertem Umfangstark vertreten sind die Dermatohistolo-gie, Andrologie und Photobiologie. Fürdie Dermatochirurgie und die ästheti-sche Dermatologie ist festzustellen, dassdiese zwar in hohem Maße fachärztlichvertreten werden, jedoch im Vergleich zuden anderen stark vertretenen dermato-logischen Teilbereichen akademisch rela-

738 Originalarbeit Dermatologische Teilbereiche in Deutschland

JDDG | 9˙2008 (Band 6) © The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609

Abbildung 1: Kompetenzprofil dermatologischer Teilbereiche an deutschen Hautkliniken.

Tabelle 2: Kliniken mit Weiterbildungsermächtigungen.

Bezeichnung der Weiterbildung Kliniken [n] Prozent [%]

Allergologie 85 94,4 %

Phlebologie 47 52,2 %

Dermatohistologie 41 45,6 %

medikamentöse Tumortherapie 29 32,2 %

Andrologie 20 22,2 %

Proktologie 19 21,1 %

Infektiologie 8 8,9 %

Psychotherapie 8 8,9 %

Page 5: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

tiv unterrepräsentiert erscheinen. Diesmag unter anderem daran liegen, dassdie ästhetische Dermatologie ein nochrelativ junger Teilbereich innerhalb derDermatologie ist und die Grenzen zuroperativen Dermatologie eher fließendsind. Jedoch erscheint vor allem hinsichtlichdes hohen Anteils dermatochirurgischerLeistungen am gesamtdermatologischenLeistungsspektrum [4, 5] eine stärkereakademische Vertretung im operativenBereich in der Zukunft erstrebenswert.Dies erscheint auch im Hinblick auf dieSchnittstelle zum Teilbereich Dermato-onkologie, der an etwa 40 % der deut-schen Hautkliniken akademisch vertre-ten ist, als eine sinnvolle Investition.Begründbar wäre dies zum einen durchdie weltweit steigenden Prävalenz undInzidenz von bösartigen Hauttumoren[6–9], die eine noch engere Verzahnungvon operativer und onkologischer Dia-gnostik und Therapie erfordern. Ebensoliefert aber auch die weltweit wachsendeBedeutung des dermatochirurgischenProzedurenspektrums in der onkologi-schen Therapie ein wichtiges Argumentfür die stärkere wissenschaftliche Ausein-andersetzung. Der Trend zu komplizierten mikrogra-phisch-chirurgischen Methoden undkomplexen wiederherstellungschirurgi-schen Haut- und Lappenplastiken sowiezur Transplantationschirurgie wird auchin den nächsten Jahren anhalten [10–

12]. Damit wird auch die Nachfragenach wissenschaftlicher Untermauerungund Entwicklung neuer dermatochirur-gischer und perioperativer Verfahrensteigen. Insgesamt erscheint es sinnvoll,die beiden Schwerpunkte Dermatoon-kologie und Dermatochirurgie künftigsinnvoll miteinander zu verzahnen unddurch die Schaffung weiterer Schwer-punktprofessuren zu unterstützen. Neben den hier abgefragten Teilberei-chen besteht die deutschsprachige Der-matologie noch aus einer Vielzahl weite-rer Schwerpunkte und Teildisziplinen,die inhaltlich dem Kernfach Dermatolo-gie und Venerologie zuzuordnen sind.Hier sind beispielsweise die Bereiche pä-diatrische Dermatologie inklusive Gen-odermatosen, Autoimmun- und Binde-gewebserkrankungen oder der erweiterteFormenkreis der STD-Erkrankungen zunennen, die zum Teil ebenfalls akade-misch oder zumindest fachärztlich anHautkliniken vertreten werden. DieseBereiche sind wie andere dermatologi-sche Teilbereiche, für die es mittlerweileformale Weiterbildungsnachweise gibt,Bestandteil kerndermatologischer Ver-sorgung, jedoch genauso auch aufgrundihres Querschnittscharakters durch In-terdisziplinarität gekennzeichnet. In denletzten Jahren war der Trend der Auswei-tung formalqualifikatorischer ärztlicherWeiterbildung in Form neuer Zusatzwei-terbildungen zu beobachten. Mit derModifizierung der Musterweiterbil-

dungsordnung durch die Bundesärzte-kammer wurden zahlreiche für die Der-matologie relevante Zusatzweiterbildun-gen etabliert. Ist die Dermatohistologiedabei eine dem dermatologischen Fach-arzt vorbehaltene Weiterbildung, sinddie neu eingeführten Zusatzweiterbil-dungen Proktologie, medikamentöse Tu-mortherapie, Infektiologie und Androlo-gie Bereiche, die auch Fachärztenanderer Disziplinen zugänglich sind. Dasstete Bemühen, durch formalqualifikato-rische Nachweise die Qualität ärztlichenHandelns zu sichern und zu verbessern,ist sicherlich als wünschenswert anzuse-hen. Jedoch sind hiermit auch Gefahrenverbunden: mit jeder Form der Ausglie-derung von Weiterbildungsinhalten ausdem dermato-venerologischen fachärzt-lichen Weiterbildungskanon droht im-mer auch eine Zergliederung des Faches,die auf der einen Seite zu immer länge-ren Weiterbildungszeiten auf Seiten derWeiterzubildenden führt und auf der an-deren Seite eine Entkernung der Einheitdes Fachs und der dermatologischenFacharztqualifikation bedeuten könnte.Eine genaue Positionierung erscheinthier vordergründig schwierig, da mit je-der weiteren Zusatzweiterbildung die In-tegrität des Fachs Dermatologie ge-schwächt werden kann, andererseits aberauch Chancen entstehen, dermatologi-sche Fachkompetenz transparenter undnachweisbarer zu machen. Diese sind fürdie Dermatologie des 21. Jahrhundertszu nutzen und die Inhalte des Fachesbreit zu festigen. Hieraus leitet sich dieForderung nach einer umfangreichenakademischen Präsenz mit Hinterlegungentsprechender Stellenschlüssel ab.Hinsichtlich möglicher Limitationen derhier vorgestellten Untersuchung ist zusagen, dass die Ergebnisse auf reinen Be-fragungsdaten beruhen. Die Befragungrichtete sich an die Klinikdirektoren, davon ihnen die zuverlässigsten Aussagenhinsichtlich der vorhandenen Weiterbil-dungsermächtigungen und des Personal-bestandes zu erwarten sind. Es ist jedochaufgrund subjektiven Antwortverhaltensund endgültig nicht überprüfbarer Da-tenplausibilität mit unbestimmten Ver-zerrungen zu rechnen. Hinsichtlich desStatus der Weiterbildungsermächtigun-gen ist zu sagen, dass diese in der vorlie-genden Form zum Teil erst mit der Novellierung der Musterweiterbildungs-ordnung 2005 eingeführt worden sind.

Dermatologische Teilbereiche in Deutschland Originalarbeit 739

© The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609 JDDG | 9˙2008 (Band 6)

Abbildung 2: Anzahl Kliniken mit Weiterbildungsermächtigungen für Zusatzweiterbildungen.

Page 6: Dermatologische Teilbereiche in deutschen Hautkliniken: eine bundesweite Umfrage

Die erforderliche Implementierung indie jeweilige Weiterbildungsordnung derLandesärztekammern hat sich zeitlichsehr unterschiedlich vollzogen. In Anbe-tracht der Tatsache, dass aufgrund desbürokratiebedingten Zeitfaktors bei derImplementierung gegenwärtig in einigenFällen bestimmte Weiterbildungser-mächtigungen nicht in dem Umfangvorhanden sind, wie sie aufgrund dervorliegenden Fachkompetenz unter Um-ständen vorliegen, ist davon auszugehen,dass der wirkliche Stand der vorhande-nen Weiterbildungsermächtigungen indeutschen Hautkliniken noch höher ist,als in der vorliegenden Untersuchung ge-zeigt wird. Es ist damit zu rechnen, dassin einigen Fällen Weiterbildungsermäch-tigungen beantragt sind, diese aber nochnicht ausgesprochen werden konnten. Es kann zusammenfassend festgehaltenwerden, dass dermatologische oder der-matologisch relevante Teilbereiche mitStand dieser Untersuchung zu einemgroßen Anteil an deutschen Hautklinkenvertreten sind, dass die dermatologischenFachärzte einen großen Beitrag dazu lei-sten, die Integrität des Faches durch ihregroßen Bemühungen zur Weiterbildungbzw. damit durch ihre dermatologischeFachkompetenz zu vertreten und dass dieakademische Dermatologie wie kaum einanderes Fach so vielseitig und gleichzeitigprofund wissenschaftlich aufgestellt undvertreten ist. Die hohe fachärztlicheKompetenz an deutschen Hautklinikenwird unter anderem auch durch eine jün-gere Untersuchung zur Situation derOberärztinnen und Oberärzte an deut-schen Hautkliniken bestätigt [13]. Es wird aber Aufgabe sein, mögliche Be-strebungen der Aufweichung unseresFachs, z. B. durch fehlenden akademi-schen Nachwuchs in bestimmten Teilbe-reichen oder durch Ausgliederung undBeanspruchung von anderen medizini-schen Fächern rechtzeitig wahrzunehmenund adäquat darauf zu reagieren. Hierzutragen Untersuchungen dieser Art inso-fern bei, als sie die Versorgungswirklich-keit und den akademischen Status quoein Stück weit transparenter und gestalt-barer machen und dadurch auch dieBemühungen der dermatologischen Ver-sorgungsforschung [14] unterstützen.

DanksagungDie Autoren bedanken sich ganz herzlichbei allen Repräsentanten der teilneh-menden Kliniken, die diese repräsenta-tive Bestandsaufnahme ermöglicht ha-ben. Folgende Klinken haben sich an dervorliegenden Umfrage beteiligt:Universitäts-Hautkliniken: Aachen, Ber-lin (Charité), Bochum, Bonn, Dresden(TU), Düsseldorf, Erlangen, Essen,Frankfurt/Main, Freiburg, Gießen, Göt-tingen, Greifswald, Halle/Saale, Ham-burg (Eppendorf ), Hannover, Heidel-berg, Homburg/Saar, Jena, Köln,Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Mainz,Mannheim, Marburg, München(LMU), München (TU), Münster(WWU), Regensburg, Rostock, Tübin-gen, Würzburg. Hautkliniken in andererTrägerschaft: Aue, Augsburg, Bad Bent-heim, Bad Berleburg, Bad Canstatt(Stuttgart), Bad Salzschlirf, Bayreuth,Berlin (Neukölln), Berlin (Friedrichs-hain), Berlin (Spandau), Bielefeld, Bo-denmais, Borkum (Reha-Zentrum), Bre-men, Chemnitz, Cottbus, Darmstadt,Dessau, Dortmund, Dreden (Friedrich-stadt), Düsseldorf (EVK), Erfurt, Frank-furt/Oder, Gera, Görlitz, Hamburg (St.Georg), Heilbronn, Hoyerswerda, Karls-ruhe, Kassel, Koblenz, Krefeld, Küh-lungsborn, Lemgo, Lüdenscheid, Lud-wigshafen, Minden, München (KMS),Münster (Hornheide), Norderney(Nordseeklinik), Nürnberg, Oberhau-sen, Oldenburg, Osnabrück, Plauen,Potsdam, Quedlinburg, Recklinghausen,Saalfeld, Schwerin, St. Peter-Ording,Unna, Westerland/Sylt, Wiesbaden(HSK), Wuppertal, Zwickau. <<<

InteressenkonfliktKeiner.

KorrespondenzanschriftPriv.-Doz. Dr. med. P. Hensen, M. A.Klinik und Poliklinik für HautkrankheitenUniversitätsklinikum MünsterVon-Esmarch-Str. 58D-48149 MünsterTel.: +49-25 1-83-55 67 6Fax: +49-25 1-83-56 52 2E-Mail: [email protected]

Literatur1 Bundesärztekammer. (Muster-)Weiter-

bildungsordnung. Stand April 2007(siehe http://www.baek.de/downloads/MWBO_24042007.pdf ).

2 Parish LC, Millikan LE. Dermatology isa specialty; dermatology is not a subspe-cialty. Skinmed 2006; 5 (6): 265–266.

3 Stuettgen G. A short history of Germandermatology. J Amer Acad Dermatol1987; 16: 1061–1064.

4 Hensen P, Müller ML, Petres J, LugerTA, Gollnick H. Versorgungssituationder operativen Dermatologie in derBundesrepublik Deutschland. J DtschDermatol Ges 2006; 4: 477–485.

5 Petres J, Rompel R. Stellenwert deroperativen Dermatologie in Klinik undPraxis. Hautarzt 1994; 45: 133–139.

6 Cook J. Issues in the delivery of derma-tologic surgery for skin cancer. Derma-tol Clin 2000; 18: 251–259.

7 Miller DL, Weinstock MA. Nonmelan-oma skin cancer in the United States:incidence. J Am Acad Dermatol 1994;30: 774–778.

8 Salasche SJ. Epidemiology of actinickeratoses and squamous cell carcinoma.J Am Acad Dermatol 2000; 42: S4–7.

9 Demierre MF. Epidemiology and pre-vention of cutaneous melanoma. CurrTreat Options Oncol. 2006; 7: 181–186.

10 Coleman WP 3rd, Hanke CW, OrentreichN, Kurtin SB, Brody H, Bennett R. A hi-story of dermatologic surgery in the UnitedStates. Dermatol Surg 2000; 26: 5–11.

11 Zelac DE, Swanson N, Simpson M,Greenway HT Jr. The history of der-matologic surgical reconstruction. Der-matol Surg 2000; 26: 983–990.

12 Freiman A, Rosen N, Sasseville D, WangB, Carey W, Muhn CY. Dermatologicsurgery practice and skin cancer treat-ment in Canada: results of a nationalsurvey. Dermatol Surg 2005; 31: 27–32.

13 Mrowietz U, Rott S. Umfrage zur Si-tuation der Oberärztinnen undOberärzte an deutschen Hautkliniken– eine Bestandsaufnahme. J Dtsch Der-matol Ges 2007; 5: 1002–1007.

14 Zimmer L, Schommer A, Augustin M.Versorgungsforschung in der Dermato-logie – aktuelle Bestandsaufnahme undPerspektiven. J Dtsch Dermatol Ges2007; 5: 482–488.

740 Originalarbeit Dermatologische Teilbereiche in Deutschland

JDDG | 9˙2008 (Band 6) © The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2008/0609