bruder david von augsburg

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S. Hirzel Verlag Bruder David von Augsburg Author(s): Franz Pfeiffer Source: Zeitschrift für deutsches Alterthum, 9. Bd. (1853), pp. 1-67 Published by: S. Hirzel Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20648180 . Accessed: 26/05/2014 15:38 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . S. Hirzel Verlag and Franz Steiner Verlag are collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für deutsches Alterthum. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.203 on Mon, 26 May 2014 15:38:42 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: Bruder David von Augsburg

S. Hirzel Verlag

Bruder David von AugsburgAuthor(s): Franz PfeifferSource: Zeitschrift für deutsches Alterthum, 9. Bd. (1853), pp. 1-67Published by: S. Hirzel VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/20648180 .

Accessed: 26/05/2014 15:38

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Page 2: Bruder David von Augsburg

BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

Der zufall, der so oft der beharrlichen forse hun g sieh

g?nstig' zeigt, hat mich nachtr?glich noch zwei schriften des bruders David von Augsburg auffinden lajse , die

mir bei herausg?be des ersten bandes der Mystiker gar nicht oder nur theilweise bekannt toaren : die eine in deut

scher, die andere in lateinischer spr?che, beide nicht nur

ihres Inhaltes wegen, sondern auch noch in anderer be

ziehung von Wichtigkeit, hier zuerst von der deutschen, di? ich, soweit sie noch ungedruckt ist, auf den nach

folgenden bl?ttern /nittheileu will ? auf die lateinische werde

ich weif er unten noch ausf?hrlicher zu reden kommen.

]

Die hiesige k?niglieh ?ffentliche bibliothek besitzt unter d<jr

bezeich/iung Brev. 4. et 8. nr. 88 eine pergament

handschrtft des \An Jahrhunderts in 4.. die in dem alten, h?chst unvollkommenen catalog ohne weitern beisatz als ein deutsches brevi?rium angegeben wird und aus diesem

gr?nde mir bis vor kurzem verborgen geblieben ist. in

Wirklichkeit enth?lt aber dieselbe nichts weniger als ein

brevier, sonder?/ eine an zahl predigten von m eistet' Ek

hart, worunter mehrere, die ich sonst noch nirgends ge

funden habe, und dazwischen auf bl. 8Gh?14?1' einen geist lichen tractat, ivovon das in den mystikern 1. 341?348

abgedruckte st?ck nur etwa den f?nften theil bildet, die dort diesem bruchst?ck gegebene und dessen Inhalt auch

v?llig entsprechende ?berschrift Christi leben unser vorbild Z. F. D. A. IX. I

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Page 3: Bruder David von Augsburg

2 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

passt nun aber nicht mehr auf die vollst?ndige abhand

lung; auch die der handsckrift vorgesetzte rothe auf

schrift ?iz ist von des menschen edelkeite, die sich nur

auf den eingang beziehen kann, ist unrichtig: es mufs vielmehr heifsen Von der Offenbarung und erl?sung des

menschengesclilechtes.

Schon das bruckst?ck glaubte ich (myst, ein Zeitung s. xxxix) mit Sicherheit dem brader acid zuschreiben zu

d?rfen, die vielfache ?bereinstimmung des vollst?ndigen tractats in wort darstellung und inkalt mit den sieben

vorregeln und dem Spiegel der tagend bringt dar?ber volle

best?tigung ; und aus demselben gr?nde wird auch f?r die

?brigen ihm von mir beigelegten st?cke Davids verfafser schaft entschieden sicher gestellt, der k?rze und raum

er spar nis halber habe ich mich begn?gt, bei den betref

fenden stellen einfach auf die mystiker zu verweisen, wer

die m?he einer vergleichung nicht scheut, wird sich, wie

ich mit Zuversicht hoffe, von der riditigkeit meiner be

hauptung ?berzeugen lafsen. bei dem eigenth?mlichen

gepr?ge, das allen Schriften Davids aufgedr?ckt ist, l?fst sich das ihm zugeh?rige tinschwer erkennen : diese Innig keit des gef?hls, diese milde des urtheils und der gesin nung, dieser einfache , klare und doch wieder so warme

und belebte vortrug ist keinem der deutschen prosaiker des 12?\An Jahrhunderts in solchem mafse eigen, und.

auch im kunst- und lichtvollen jperiodenbau hat es ihm

keiner gleichgethan, weder vorher noch nachher.

Meine ansieht ?ber den werth und die bedeutung von

Davids Schriften ist, wie man sieht, noch dieselbe wie vor

sechs j?hren, und der bei/all und die beachtung, die man

denselben von vielen Seiten her geschenkt hat, giebt mir

den beweis, dafs mein urtheil nicht durch die einseitige

befangenheit getr?bt wurde, die bei der mit liebe und

hingebung besorgten bearbeitung eines noch unbekannten

Schriftstellers ebenso erkl?rlich als entschuldbar ist. f?r die geschickte des Volkslebens, f?r sitten, gebrauche, mytho

logie, sowie f?r die grammatik, namentlich die formen lehre, sind die prosadenkm?ler begreiflicherweise bei weitem nicht so ausgiebig als gedickte selbst von h?chst untergeord

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Page 4: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 3

netem wer Hie, und theologische reden und lehren sind ohnehin nicht jedermanns liebhaberei. dies ist jedoch kein

grund, die geistliche prosa des deutschen miltelalters, die

einzige die, bei dem eigenth?mlichen dr?nge zu poeti scher bchandlung, neben den rechtsb?chern, deren deutsche

abfafsung'sich fr?he schon als ein gebot der nothwendig keit herausstellte, r?um fand, darum gering zu achten: einmal geh?ren diese denkm?ler mit derselben berechti

gung wie die poesie unserer litteraturgeschickte an und in beziehung auf die innere ezitwickelung des deutschen

vo/ksgeistes nehmen sie keine geringe stelle ein. der ge schmack der menschen ist freilich verschieden, aber eben deshalb kann nicht geleugnet werden, da? nicht nur die

prosaiker des 13;/, sondern auch die mystiker des \4n Jahr hunderts eben um ihrer geistigen bedeutung willen f?r viele leser ein gegenst?nd, der anziehung und des genufses sind, denen die altdeutschen gedickte ihrer mehrzahl nach kein interesse einzufl?jse?i verm?gen.

Durch die auffindung dieser neuen schrift gewinnt bruder Davids verdienst um die deutsche prosa noch eine weitere erh?hte bedeutung. wie allgernein bekannt, ist es

bis zur stunde noch nicht gelungen, den verffser oder

bearbeiter des s. g. Schwabenspiegels auch mit nur eini

ger wahrsclieinlickkeit ausfindig zu macken. wie wenn es

kein anderer als gerade bruder David w?re? in seiner

vortrefflichen ausg?be dieses werkes, der einzig zuver

l?ssigen und genauen die es giebt, deren zweiter band mit dem lehenreckt und den versprochenen historischen und kritischen abhandlungen leider noch immer auf sich warten l?fst, hat IV. Wackernagel zuerst die schwanken den meinungen und Vermutungen ?ber zeit und ort der

entstehung theils beseitigt, theils berichtigt, und es wahr scheinlich gemacht dafs das buch vor dem j?hre 1276 von einem geistlicken in einer schw?biseken oder baieri schen Stadt abgefafst worden sei. alle drei punkte treffen aufs haar zu, wenn David der verfafser ist. und dafs er es ist, d?rfte eine vergleichung des vorliegenden tractates mit der einleitung zum Schwabenspiegel mit ziemlicher sich er h eit ergeb en.

I *

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Page 5: Bruder David von Augsburg

4 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

Die anfange beider stimmen in ?berraschender iveise

so sehr w?rtlich mit einander ?berein dafs ein blofser

zufall unm?glich angenommen werden kann, eben so we

nig darf auf der einen oder der andern sette an eine

enllehnung gedacht werden, die eingangszeilen in Da

vids tractat sind so ganz in seiner iveise gehalten, und

?berdies so sehr im ein klang mit dem ganzen ?brigen in

halt, dafs sie vollkommen an ihrem rechten platze erschei nen, aber auch die einleitung zum Schwabenspiegel kann

nicht daher entnommen sein, indem die ausf?hrung der

beiden zu gimnde liegenden idee, trotzdem dafs sie bald von der des tractates abweicht und in anderer iveise an

gewendet wird, in stil und dar Stellung ganz davidisches

gepr?ge tragt, es ist mir hienach gar nicht zweifelhaft dafs der verfafser der deutschen ab Handlung {die ich f?r ?lter halte) und der des Schwabcnspiegels eine und die

selbe person ist, David von Augsburg, nun findet auch

die aufn?hme einiger stellen aus der einleitung des Schwa

benspiegels in bertholdische predig teil {nicht umgekehrt), die IVaekernagel zuerst nachgewiesen hat, ihre einfachste

erkl?rung : bei der zwischen beiden bestehenden innigen

Verbindung hat Berthold diese seines lehrers und freundes arbeit, vielleicht schon vor ihrer Vollendung, gekannt und

f?r seine zwecke benutzt, gerade wie den lateinischen

tractat, von welchem sp?ter die rede sein wird, eben so

leicht erkl?rlich ist der fernere umstand, dafs einzelne

capitel des Schwabenspiegels in das im j?hre 1276, viel

leicht auf Davids anregung oder doch durch defsen Vor

gang entstandene Augsburger stadtrecht, das ?lteste buch

dieser art in deutscher spr?che, eingang gefunden haben.

Auch sonst hat sich David nicht blofs mit geistlichen

Schriften besch?ftigt: auch unter den deutschen geschieht^ schreib erii geb?hrt ihm k?nftig eine stelle, leider kenne

ich von seiner lateinisch geschriebenen chronik bis jetzt

blofs die nummer der auf der k. h of und Staatsbibliothek

zu M?nchen befindlichen Handschrift (s. H?fler in den ge lehrten anzeigen der M?nchener acad?mie 1846. bd. 23,

1011). doch habe ich Hoffnung, ?ber umfang, inkalt

u. s. w. bald n?here auskunft zu erhalte?!, und werde

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Page 6: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 5

dann nicht verfehlen das ergebnis der Untersuchung an

geeigneter stelle mitzutheilen.

Davids betheiligung an der abfafsung eines deutschen

rechtsbuches kann hienach um so weniger verwundern, nur

wird man ihn nickt eigentlich als verfa?er betrachten d?r

fen, sondern vielmehr als blofsen ordner und bearbeitet*

des Stoffes, den ihm, wenigstens so weit er die im Schwa

benspiegel eine bedeutende stelle einnehmenden gewohnheits rechte betrifft, lichter und rechtsgelehrte geliefert haben

werden, darauf deutet z. b. das 58e capitel {bei JVacker

nagel = 73 bei Lafsberg) die ineister sprechent also, die

disili lantreht gemachet hant den k?nigen unde den iiuten ze ?

liebe, u. a. m. seine th?tigkeit kiebei ivird man sich in

?hnlicher weise zu denken haben, wie die des meister Burk

hart von Frikke beim ?sterreich-hahsburgische?i urbar buche.

Es entsteht nun die frage, wer David diese arbeit

?bertragen habe? auf eigene faust kann er sie nicht wohl

unternommen haben: hiezu h?tten ihm, dem geistlichen, von vornherein die n?thige?i materialien gefehlt, und dann

mus te ein rechtsbuch, das fast in ganz Deutschland meh

rere Jahrhunderte hindurch im h?chsten ansehen stand

und gleichsam als kaiserrecht betrachtet wurde, nothwen

dig von der h?chsten autorit?t im reiche ausgegangen sein,

dafs dies noch durch Friedrich IL geschehen sei, der

schon im j. 1250 starb, glaube ich nicht; wer aber h?tte

w?hrend des grofsen interregnums von 1254 ?1273, ivo das

reich ohne ?berhaupt war, den auftrag zu einer solchen

arbeit geben sollen und k?nnen? ich vermute daher, dafs Otto der erlauchte, von 1231 ? 1253 herzog von Baiern, es war, der die bearbeitung des Werkes angeordnet hat.

obschon in fr?hern j?hren mit kaiser Friedrich vielfach in streit und zwistigkeiten verwickelt, s?hnte er sich doch

sp?ter wieder mit ihm aus und hielt fest zu ihm bis zu des

sen tode, und als Konrad IV. zur behau tun g seines erb

landes Sicilien nach Italien zog, bestellte er ihn, seinen

Schwiegervater, zum reichsverweser.

Dafs dem herz?ge in dieser eigenschuft die befugnis und die macht zustand, die abfafsung eines gesetzbuches, das f?rs ganze reich bestimmt war, anzuordnen, scheint

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Page 7: Bruder David von Augsburg

6 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

mir keinem zweifei zu unterliegen, gewiss war ihm Da vid noch von dessen auf enthalt in Regensburg her pers?n lich bekannt*): denn Regensburg war ja seine zeitweilige residenz und dem dortigen Franciskanerktoster hat er, wie

ich schon in den viystikern i, xxix nachgewiesen habe, mit

seinem Stiefbruder, Albrecht von Bogen, mehrere Schen

kungen gemacht. Davids meisterschaft in Handhabung der

deutschen spr?che sowie seine sonstige gelehrsam keit konnte

ihm nicht verborgen bleiben und mochte den gedanken in ihm erwecken, sich des talentes dieses mannes in der

angegebenen weise zu bedienen, durch die ihm ?bertragene w?rde war er auch vollkommen in der l?ge, David das

erforderliche material, darunter in erster reihe die im

Schwabenspiegel vielfach benutzten kaiserlichen Verord

nungen und reichsgesetze, in die hand zu geben, dafs Otto auch sonst die deutsche litteratur beg?nstigte, weifs man aus dem heiligen Georg von Rein bot von Durne, der

auf sei?ie besondere aufforderu?ig gedichtet wurde. Im j?hre 1250 oder 1251 begann Berthold zuerst in

Baiern als ?ffentlicher prediger (lantbredier) aufzutreten und. David toar (s. mystiker , xxx. xxxv) auf diesen reisen

sein treuer bcgleiter. ivie loenn diese reisepredigten, die sich fast ?ber das ganze s?dliche Deutschland verfolgen

*) im fahre 1246 weilte David noch in dieser stadt, wie ans nack

stehender Urkunde erhellt. Philippus, apostolica gratia Ferrarieosis

electus, apostolicae sedis leg?tus, religiosis et honestis mulieribus . . .

abbatissae et conventui Tnferioris Monasterii in Ratispona in vero sa

lutari salutem u. s. io. nos itaque, piis vestris supplicationibus inclinati, saluti animarum vestrarum et vestris conscientiis consulere cupientes,

per viros provisos et ?deles Heinricum, decan?m Ratisponensem, Ulri

cum de Dornberch , eiusdem ecclesiae canonicum , fralres Berlholdum

et David de ordine minorum, super statu vestri monasterii ac liberta

tibus et suprascriptis consuetudinibus apud vos ab antiquo diutius ob

servatis inquisitione habita diligenti, praescriptas vobis libertates ac

consuetudincs, quae vobis longis temporibus remanserunt, auetoritate,

(jua fungimor, confirmantes, super memoratis consuetudinibus paternae vobis dispensationis beneficium exhibemus. datum Nurinberch , pridie kal. Ianuarii, Pontificatus domini Innocenti! papae iiijti anno iiijto.

(31 dee. 1246). im k. reinhsarchiv zu M?nchen aus dem reichsstifl Niederm?nster in Regensburg (s. fase. 16. 82. 1.) vergi. Langs Reg.

2, 378. m?theilang von herrn dr Karl Roth in M?nchen.

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Page 8: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 7

la?en, zum theil gerade im interesse des zu verfa?enden gesetzbuches unternommen worden toaren, und Davids be

gleitung den besondern zweck gehabt h?tte, die wohl h?u?g noch ungeschriebene?i gewohnheitsrechte u. s. tv. an ort

und stelle aufzuzeichnen und zu sammeln? der zeit nach

(1250?1253) w?rde dies vortrefflich passen, und auf diese weise und in ?hnlicher absieht hat ja auch Burkhart von

Frikke in den j?hren 1303? 1311 das Elsa? und die

Schweiz bereist. Diese letzteren punkte sind freilich nur mutma? un

gen, die keinen anspruch machen f?r unumst??liche be weise angesehen zu -werden, ganz aus der luft gegriffen sind sie indess doch nicht, und die eine oder die andere

d?rfte sich wohl als im h?chsten grade wahrscheinlich be w?hren, die Vermutung aber, dafs das buch in den ge nannten j?hren begonnen worden sei, schliefst keineswegs die behauptung in sich, da? der verfafser es auch inner halb dieser zeit vollendet habe, es w?re dies bei einer so m?hsamen und verwickelten arbeit sogar nicht wahr

scheinlich, und David kann sich gar wohl bis zu seinem

tode (1271) damit besch?ftigt und sie vielleicht unvollendet einem andern hinter la?en haben, indess ist diese letztere ann?hme nicht einmal n?thig. die beweisgr?nde, auf weiche J. Merkel in seiner scharfsinnigen Untersuchung ?ber den

Schwabeiispiegel (de rep?blica Alamamiorum comment.

Berol. 1849. xvi, 28a_i) seine behauptung st?tzt, dafs derselbe nicht vor dem j?hre 1275 verfa?t worden sei, haben mich wenigstens nicht ?berzeugt, es ist ?berhaupt schwer, wenn nicht ga?iz unm?glich, die entstehung eines

huches, wie der Schwabenspiegel, der schon in fr?hester zeit erweitert und interpoliert wurde, auf ein j?hr hin zu

bestimmen, denn wie leicht k?nnen gerade die stellen, auf die man sich hiebet st?tzen zu d?rfen glaubt, zus?tze

sp?terer zeit sein. Merkels weitere Vermutung, da? das werk von riehtern der Stadt Augsburg bearbeitet sei (a. a. o. s. 23) hat, auch ohne die gr?nde, die f?r David sprechen, in anbetracht der geistlichen einleitung ebenfalls nur ge ringe Wahrscheinlichkeit f?r sich, obschon damit, wie schon oben bemerkt wurde, und es sich von selbst ver'

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Page 9: Bruder David von Augsburg

8 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

steht, die betheiligung von rechtsgelehrten nicht geleugnet ?v erden soll.

Ich zweifle keinen augenblick, dafs die hier aufge stellten bchauptungen vielfachen Widerspruch erregen wer

den, indess bin ich ungesucht und ohne vorgefafsie Mei

nungen dazu gekommen und mufs nun abwarten, ivas man davon gelten lafsen wird, die anregung solcher fragen Uber eine noch lange nicht abgeschlossene Untersuchung scheint mir keineswegs m?fsig, und wer weif s, ob nicht von fortgesetzter forschung eine bestimmte und unzioeifel hafte l?sung zu erwarten steht.

Die oben beschriebene Stuttgarter handschrift geh?rt etwa der mitte des \4n Jahrhunderts an. der text ist darin ziemlich genau und correct ?berliefert, meine ?nde

rungen betreffen meist nur die Orthographie, da sie sich sehr oft wiederholen, so habe ich die lesarten nicht immer

angemerkt, aber doch h?ufig genug, tun die mundart, die

ganz bestimmt die des Elsafses ist und daher f?r den

Augsburger David nicht passie, mit Sicherheit erkennen zu lafsen. leider fehlen in der hs. zu anfang, in der mitte und am ende mehrere blatter, doch fallen davon auf unsern tractat blofs zwei {zwischen bl. 138 und, 139), die noch dazu dem. schlufse angeh?ren, der aus M?nchener

hss. in den mystikern bereits vollst?ndig abgedruckt ist.

Stuttgart 29 sept. 1851. FRANZ PFEIFFER.

Herre got, himelischer vater, durch d?ne milte g?ete ge sch?efe d? den menschen in drivalliger wirdekeit. diu erste, daz er nach dir gebildet ist. diu andere, daz d? dise welt

alle ime ze dienende gemachet hast1), diu dritte2), daz er

die w?nne unde die ere, diu du bist, mit dir ewecliche nieze.

der weite dienest hast du ime vergebene gegeben zuo einer

manunge, wie gr?z diu ere s?, die d? ime umbe dienest her3) nach wilt geben, s?t des s? vil ist, daz du ime hie hast4)

vergebene gegeben, d? muotest ouch niht sw res dienstes von ime, daz din5) milte deste gr zer selline, s? d? hohen

Ion (bl. 87a) ime gist und ewigen umbe ringen und umbe

kurzen dienest.

1) best 2) dirle ' ) liar 4) best 5; dine

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 9

Der dienest ist an zwein dingen : daz man dir under

tsenecHcbe gehorsam s? unde daz man dich durch dine giiete obe allen dingen minne. waz m?hte ringers sin, denne daz

man dorne gerne gehorsam s?, der niht gebiulet wan daz uns

aller n?tzest ist? unde daz man den minne, der uns mit

ganzen triuwen minnet unde des minne ein iibergiilde ist

aller w?nne und ein sache aller scelikeit?

D? du dem ersten menschen hetest erlouhet allez daz

obcz in deme paradise, do licerne d? niuwan einez ?z, daz

er ez deste lihter m?htc verm?den unde daz er zeigete, wie

undert?n er dir wcere, s? er din gebot vcstecliche,behielte, hete er din gebot behalten, so betest du in unde sin ge siebte ze s?uer z?t ?ne w? oder t?t mit libe unde mit s?le1) zuo dir hin uf unde zuo den heiligen engelen in die ewige fremde genomen. do erz do von des tiuvels verr tnisse ?ber

gie, d? gehieze du ime, daz er iemer mit arbeiten miieste leben biz2) daz er st?rbe unde dar nach die ewige martel liden in der hellen mit dem tiuvel, dem er wider dich ge

volget bete, dir cnw?rde denne din laster gebiiezet (bL 87h) unde din schade von dem menschen, daz er dir also gr?ze ere erb?te aise gr?z laster er dir erbot, und allen den schaden b?ezte, den er an ime und an allen menschlichen3) geslehten hete getan, die er beroubet hete aller rehtekeit unde von den himelischen fr?uden geworfen in den ewigen t?t.

?isiu beidiu waien4) deme menschen n?ielich und ouch

unmwgelieh ze tuonne ; w an aise der tote weder ime selber noch eime andern daz leben mac geben , daz er an ime sel ben niht hat, also enmac der s?nder weder ime selben noch eime anderen gegeben die rehlikeit, die er selber niht hat, noch die er von ime selben niht b?te, obe ers vor ie gewan. alse nieman m?hte ime selben sin wesen geben , do er den noch niht was , aise mac nieman sich selber machen bezzer ?ne des helfe der ime s?n wesen vor gegeben hat. daz bist du alleine, herre got, der alleine von nature guot ist. alliu anderiu dine habent von d?nen gnaden swaz guotes an in ist. wie m?hte er sich unde sin gesiebte wider an daz beste bringen der sich selben niht m?hte an daz niderste

guot von siner5) m?ht gesetzen? wesen iht (bl. 88") daz ist

1) seien 2) bitze 3) uiensl. . w. i) uarenl 5) sinre

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Page 11: Bruder David von Augsburg

10 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

des nidersten guotes, wesen reht ist des mittelen guotes, wesen in dir unde dich niezen v?llecl?ehe, daz ist daz h hste

guot, daz cr?ature haben mac.

Herre got, dir ist der arme an gevallen, dem nieman ge helfen mac wan du alleine, die engele miigent niht wan aise sie von dir sch?pfent. ir aller gerehtikeit ist also smal, daz sie f?rbaz niht mac gelangen danne daz ir iecl?cher mit sinnen sich selben bedenke, s?nen rat, sine helfe mac er niht mit mir teilen; mit siner rehtikeit mac er mich niht

umbesweifen, daz uns beiden da mite gen?iege. du bist alleine als? riche der rehtikeit und alles guotes, daz d? ?ne s?nen schaden maht mite1) teilen gewaltecliche sweme du

wilt d?ne rehtikeit, d?ne g?ete, d?ne w?nne unt dine ere unt

dine ?wikeit. dar umbe swar wir uns k?ren2), d? ist uns

der wec ze enge, daz wir weder rat noch helfe vinden3) d?. n? k?ren4) wider gegen der w?te, diu niht endes h?t5) gegen d?ner w?sheit, gegen d?ner g?ete, gegen d?ner almeh tikeit. d? gebristet uns weder r?les noch triuwe6) noch helfe, d? kanst, d? maht, obe d? wilt, uns allen wol gehel fen uz dem n?tstrickc, d? wir (bl. 881') uns selben mite ge vangen unde gew?rget haben, wir k?nnen7) niht ertrahten, wie ein mensche getuo8) daz menschen unm?gelich ist unde doch nieman wan mensche luou sol ze rehte, unde wie mensche

daz vergelten m?ge daz er niht geleisten mac, der niht hat wan daz er von dinen9) ze leben hat. waz aber er dir ze

rehte gelten sulle, daz sol man merken. D? hetest ged?ht von menschen k?nne die himelische

stat voilebringen unde die sj?cken10) der aptr?nnigen engele mit menschen erf?llen, d? er d? geviel, d? bleip diu edele stat unvollebr?ht. d? der aptr?nnige engel von siner be

trogenheit geviel, d? schliefe d? den menschen dir ze einem erenschilte wider den tiuvel, wan er sine schulde ?f dich

gerne wolte werfen, daz d? ime unrehte hetest getan11), d?

d? in verstieze umbe s?nde. d? d? in also gemachet hetest, daz er m?hte S?nden, waire d? der mensche ?ne s?nde be

standen, daz w re dem tiuvele ein gr?z laster gewesen, daz

1) mit mir t. 2) kerent 3) vindent 4) kerent 5) myst.

325,21. 6) truwen 7) k?nnent 8) gettiti 0) jeh H gnaden ? fJpt.

10) sl?cke schiumi, l?cke: Frisch 2, 202. Oberila U19. H) geton

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Page 12: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 11

er d? von s?nem? eigenem muotwillen wa?re gevallen, der sterker von nature1) was, do der mensche gestuont an der

rehtikeit, der von n?t?re bl der was durch den lip von er

den: daz waere ouch dir, herre, ein (bL 89a) gr?z ere ge wesen wider den tiuvel, daz er d? b? gesehen h?te, daz du in unde den menschen niht also gemachet h?test, daz er scin dete swanne er siinden m?hte, mer du betest in als? ge schaffen, so er siinden m?hte von der nature2) unde niht S?n den wolle von guolem3) willen unde durch dine liebe, daz ime daz wirre l?belicher unde du ime daz mer danketest, obe er die s?nde lieze von der liebe tilgende, denne obe er ir niht gettion m?hte. der niht stilt s? er sin guote state hat, dem ist daz mer ze dankende denne deme der niht gestelen mac. da mite solle der mensche unde der enget verdienet

h?n, daz sie also gevestent w?rden 4) an der liebe der rehti

keit, daz sie niemer der von m?hten werden gescheiden, alse du uns ouch noch geheizen hast, hilf uns , daz w irz ver

dienen, daz wir in die staetikeit verwandelt werden des ewi

gen guotes, daz du selber bist, do der mensche do die s?nde let, d? wart der tiuvel erfr?wet, daz er einen gesellen bete

wider dich unde daz der, der diu geziue solte sin wider sine s?nde, daz der sin gen?z wart in den s?nden, dir ze leide unde ze lasier5); unde des du dich von den menschen g? niemet hetest wider den tiuvel, daz dir daz6) ze eime gr? zem7) {bL 891') itewize wart verwandelt, du hetest ouch himel und erde durch den menschen gemachet, daz ez ime diente umbe den dienst den er dir tale, d? er dir aber sins dienstes abe gienc mit der ungehorsame, d? machet er sich unw?rdic alles des dienstes, daz ime himel und erde dienen solte, unde dar zuo der gelider sines eigenen libes, daz in diu ougen niht w?sen solten8) noch die J'?eze tragen noch kein gelit sin were ?eben. wanne ir dienst bete er wider dich ze siinden kert, d? bete ers9) von rente gar verworht, und also bet er dir himel mid erde unde sich sel ben unn?tze gem?ht, d? ez dem s?uder unde niht dinem10) diener dienen solte, durch den duz allez hetest geschaffen, swaz der s?nder niuzet diner cr??turen dienstes, da b? er

1) naturen 2) naturen 3) guten 4) wurdent ) l?stere

U) daz fehlt. 7) groseme 8) soltent 0) er 10) dinen

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Page 13: Bruder David von Augsburg

12 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

sich niht bczzerl, daz roubet er, swaz1) er des dinen wider

dinen willen niuzet2). D? hetest ouch den nienschen relue geschaffen, daz ist

?ne alle s?nde, unde die selben rehtikeit solter ienier ?f sin

gesiebte hau geerbet, d? er d? die s?nde tet, do verl? rei

ime und uns die rehtikeit, daz wir alle da von werden in

s?nden geborn und enpfangen ; (bl. 901) und uns wsere bez

zer niht sin denne in s?nden iemer sin, wan diu rehtikeit

ist menschlicher nat?r? w?rdekeit, d? mite si ?ber ander

cr??t?re geodelt ist. so sie die3) verliuret, so ist si dir un

genauer demie andere cr??t?ren, die niht verstantnisse ha

bent; wan die hant ouch niht verdampnisse. daz sint die

schaden, die der mensche hat gel?n , do er die s?nde tet.

die solte er dir gelten unde widerluon ? daz er d?ne hulde

gew?nne, wan d? ime vor hetest geseit, sweniie er din gebot

zerbreeche, so st?rbe er des todes, daz ist, er m?este an

libe und an der sele iemer sterben. Der iemer stirbet der

muoz iemer leben, daz er iemer sterbe4), wan st?rbe er ze

einem m?le genzliche, so m?hte er niht nie sterben, und also

hete sin not ein ende ; aber sus nimet si niemer ende, in

dem kumbere sint alle die in t llicheti s?nden lebent unde

dar inne crslerbent. in dem w?ren wir alle von der ersten

ungehorsame, daz wir din anllitze niemer sollen gesehen noch daz honievliezende lant beschouwen des himelriches,

unde dar zuo des ewigen t?des iluoch iemer tragen die wile

dir din lasier niht gebezzert w re noch [bL 90h) din schade

geb?ezet. Herre himelischer vater, hie was r?les unde helfe not,

wan under disen zwein d? was einz gar sere m?elich, daz

ander gar den menschen unm?gelieh 5). ?wecl?che verdam

net sin ist griuweliche m?elich zeG) leisten; daz man niht

geleisten mac ist gar unm?gelich. der dir ze rehte bezzern

solle die schulde, der solle ime selben unde menschlichem

k?nne wider geben die rehlikeit, die wir verlorn helen7). er solle den tiuvel alse kreflecliche ?berwinden dir ze eren

unde durch d?ne gehorsame, alse lihtecliche er sich hete ge

l?zen ?berwinden unde gewaltigen mit den s?nden, dir ze

1) was 2) n?fsen 3) die fehlt. 4) st?rbe 5) vnm?lich

ze fehlt. 7) hettent

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Page 14: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

laster, daz er durch din ere also gr?z dine tuo oder lide miibe die rehtekeit ze behaltenne, daz er anders niht gebun den s?. also gr?z laster er dir enb?t, d? er sich lie der

rehtikeit berouben, zuo der er von d?me geb?te was gebun den ze behaltenne, er solte dir aise gr?z ze gelte geben, alse der schade was, daz diu himelische stat verb?wen lac von sinen schulden, und aise allez menschen k?nne ist, daz da von der himelischen w?nne verst?zen was, unde durch die dii alle dise welt betest gemachet, daz sie den erwei ten diente, (bl. 9 ) und alsus was daz gelt groezer denne allez menschlich k?nne, groezer denne alliu disili welt, groe zer denne daz himelriche unde denne allez daz got niht ist. wie m?hte ein mensche bezzerz vergelten denne er selber

was, daz selber niht vergelten m?hte daz er selbe waz, der sich selben weder m?hte machen noch wider machen, weder

geben noch wider geben, der niht hete wan von dir? Vier dinge muoz einez doch geschehen : daz der mensche

selbe dir diu laster unde den schaden bezzere, oder eteswer anderr f?r in, oder daz duz ime gar umbe sus1) vergebest ?ne alle bezzerunge, oder daz er verst?zen w?rde der w?r dekeit unde der ir?uden, durch diu2) d? den menschen ge machet hast3); wan d? gesch?efe in, daz er diner ir?uden teilhaft w?rde unde des engels gen?z ware, und an alle

mal4) und s?nde vor5) dinem antlilzc mit ?ren unde mit w?nnen iemer ware6) unde keinen herr?n ohe dir b?le7) wan din, der sin Sch?pfer ist alse des engels. daz er selbe, der s?ndige mensche, niht m?hte gebezzern, daz siht man8) da bi wo!, wan der sich selbe dem tiuvel verkoufet bete mit den siinden, der (bl. 911') bete niht me, da mite er loste, der ime selben die kraft hele l?zen 9) benemen 10) der rehti keit, da mite er den S?nden solte widerstanden sin, der

m?hte11) sich niht selbe von des tiuvels gewalt enbrechen, wan er ieze kreftelos was. der niht guotes von ime selben mohte haben , wie m?hter bezzerz geleisten ze gelte denne er selbe Avas, bete er sich l?zen t ten fur die s?nde, die er bete getan, daz m?este er doch editen han, daz er st?rbe,

1) <?s 2) (Jen 3) liest 4) male 5) von 6) weren

7) hettent 8) inen 9) lasen 10) ben men II) mobte

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Page 15: Bruder David von Augsburg

14 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

wan diu s?nde hete in t tlich gemaehet : er wolle oder en

wolle, er miieste sterben.

Der da bezzeru sol, der sol leisten, des er anders von rehte niht schuldic waere, obe er niht gesiindet h?te, unde dennoch den schaden widerluon, den er getan hat. alse

mohte1) der s?nder niht gebezzern, weder f?r sich noch f?r einen anderen: wan ein diep enmac diebes b?rge niht wer den vor gerihte, wan sie beide versprochen sint. h?test d? aber einen anderen menschen von niuweui gemachet ?ne

s?nde, der von Ad?me niht waere, daz der fiir Ad?me uude f?r sin k?nne dir (bl. 92a) h?te geb?czel, s? enwceren wir niht an die w?rdekeit wider komen , da wir vor an w?ren, do wir niuwan dir alleine undertan waren, wan wir miies te n n? dem undertan sin, der uns erl set li?te unde der von n?t?re solt? unser ebengen?z sin gewesen , wan er ein mensche was alse ouch wir; und also m?eslen wir zweien herr?n gedienet h?n: dir, herre got, wan d? uns geschaffen h?st2), do wir dennoch niht enw?ren , uude dem, der uns

erl?st h?te, d? wir verlorn w?ren, unde wir wahren dem

greezers3) dienstes unde dankes schuldic, der uns dine hulde wider gewunnen h?te, demie dir, der uns diz liplichc leben

gegeben bete, wan uns waire bezzer niht sin demie d?ner schulden niemcr ?ne sin. dar ?ber ist der mensche eins menschen wert, der aber sich solte ze voller bezzerunge4) f?r alle menschen geben, der solte ouch liurer sin demie alle

menschen, obe sie joch niht ges?ndet h?ten, er engarbe an ders niht tiurers5) wider den menschen denne der mensche, der got gote genomeii h?te, und als? m?hte ein l?ter mensche, der niht got wiere, niht f?r (bl. 92h) alle menschen bezzern ze rehte, wanne er niht tiurre w re denne sie alle, anders m?eslen wir alse manigen erloeser haben alse unser aller ist.

Diu selbe rede w re ez gewesen, obe uns ein engel er

lost b?te, uude wir m?esten des engels knehte worden sin, die vor ze engele gen?zschefte geordent waren, der des anderen gn?den leben muoz, der muoz ime mit vl?henne undertime wesen, und also w re menschlichiu n?l?re nie mer wider komen an ir ersten w?rdekeit. die si gehabet solte h?n. h?test d? aber dem menschen die schulde ?ne

1) moble 2) best 3) groses 4) bclserunge 5) t??rrer

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Page 16: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 15

alle bezzerunge vergeben, daz waere gesehinen als obe duz

dar umbe gel?zen betest, wan duz niht gehaben m?htest.

daz smaehete diu almehtekeit; ez waere ouch d?ner rehtekeit

niht wol gestanden , waere diu siinde an dem s?nder weder

gepiniget noch gebezzert, unde daz m?hten die engele niht wol f?r guot genomen haben, s? d? ir gen?zen verdamnet hetest umbe ir s?nden unde den menschen gekr net h?test in s?nden und in zuo den engelen, die nie gesundeten, in die himels ?ren gesetzet hetest ?ne alle bezzerunge. und also betest du (bL 93 ) reinekeit vor dir niht bezzer geha bet denne die unreinekeit. wir beten ouch des kleine ere

gehabet vor den engelen, so sie dir nie kein leit get?n he

ten, daz wir dir gr?z laster heten erboten unde d? ouch nie keine bezzerunge getan beten, und also, obe wir joch fr?ude beten mit den engein iu himelr?che, s? beten wir doch l?tzel ?ren und als? waeren wir niht genzliche widerkomen an die ?rsten w?rdikeit der engeiischen gen?zschaft. h?test du sie aber alle l? zen verlorn werden (wan wir dir niht

mohten1) gebezzern), daz waere d?ner w?sheit unde d?ner

g?ete niht wol gestanden2), wan s? h?test d? uns baz ge t?n, obe d? uns niht geschaffen h?test denne daz wir ver lorn solten werden ?wecl?che und in d?me zorne s?n, s? uie man waere, deme unser verlornisse ze guote kaeme.

D?u3) w?sheit, diu alliu dine vor wiste unde diu vor sach allez daz geschehen m?hte, waere dar an niht zc lo benne gewesen, obe d? eine s? edcle cr??t?re h?test ge machet, diu s?zehant solte genzliche ?ne wider helfe ?wec l?che verlorn s?u, aise obe d? (bL 93b) niht bezzers k?ndest noch m?htest oder woltest. diu alliu driu gezement d?ner

unersch?pfeten w?sheit niht noch diner almehtekeit noch d?ner h hsten g?ete. d? tuost aber niht, daz dir an ihte unzime lich m?hte sin ; d? waerest anders niht an allen l?genden vollebraht, tatest d? iht, daz ungevellic4) waere.

Do des menschen sache als? allenthalben was verk?m bert, do erlostest d? die verwerrunge unde naeme dich der sache an, den str?t ze scheidenne mit g?ete unde mit dur

nehtekeit, unde hast uns da bi zerkennende geben dine

1) m?htent 2) g?zemen 3) Dine 4) myst. 327, 30. 330, 20.

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Page 17: Bruder David von Augsburg

16 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

maht, d?ne w?sheit unde d?ne g?ete vollecl?cher1;, denne wir dich ? erkennen m?hten2) von den werken aller d?ner3) ge~ sch?pfede. daz du h?st alliu dine von nihte gemaehet, daz ist ein gr?ziu maht: daz aber du zerbrocheniu dine wider

ganz machtest4) alse da vor, daz ist niht minre, alse der von altem 5) geziuge ein niuwez hus m?hte; daz ist meister licher denne von niuwem. der dem wol tuot, der nihtes niht umbe in verschuldet noch verdienet hat, daz ist ein groziu mille6); der aber d?me (bl. 94d) vil wol tuot, der niht wan

allez ?bel gegen ime verschuldet hat, daz ist diu h hste

g?ete. n? gezimet d?ner g?ele wol, diu also gr?z ist daz si

niht gr zer s?n mac (wan nach d?ner michele ist ouch din7)

g?ete), daz d? guot ?z ?bele machen kanst unde gar ver

worrenz wol gerillten, dar an ist din g?ele l?bel?cher8) unde

d?n w?sheit sch?nbserre denne obe du niuwen guot guot m?h test und sieh tez sch?ne hieltest, wir h?ten dinen gewalt dar an wol erkant, daz du so groziu dine unde so manigiu m?htest von nihte s? gar gerinclich machen9); wir h?ten

ouch d?ne w?sheit dar an wol erkant, daz d? s? manicval

ligiu dine alse ordenl?che10) ?f einander ebenhellende gegoz zen h?st11), daz diu nidersten mit den obersten12) n?ch ir

wise gehellent unde daz d? diu als? verrihtest13) ?ne alle be

k?mbernisse, daz ein punte d?ner w?sheit niht entr?sen mac, d? enwizzest ir aller ahte alle stunde, wie unde war umbe

ein iegel?chez als? s?n oder wesen solle, dar zuo h?ten wir

d?ne strenge rehtik?it (bl. 94h) wol gesehen an den aptr?n

nigen engelen, wie d? die verdamnet h?st14) umbe s?nde, daz sie niemer m?gent wider ze hu?den komen ; unde daz het

uns s?re erschrecket, d? wider haben wir ouch d?ne s?sele

friuntsehaft gesehen gegen den, die ir triuwe an dir wol be

haltent, daz sie niemer wider dich getuont mit keinen S?n

den, alse an den heiligen engein, die du also an d?ner

minnc15) gevestent h?st, daz sie niemer von dir werden

gescheiden. Noch soll uns zwei dine zeigen, d? b? wir erkennen

1) my st. 333, 23. 2) mohtent 3) siner 4) machest 5) g?remme 6) vergi, my st. 385, 32 ff. 7) dine. 8) lobelich

9) myst. 314, 15. 10) ?rdeniiehe 11) best. 12) obersU-n

13) myst. 327, 27. 14) liest 15) minnen

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Page 18: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 17

m?gen1), daz dekein gebreste an dir ist. daz eine: obe du

vergeben k?nnest deine2), der wider dich getuot, daz man

des m?ge wider zuo dinen huldeu komen mit gnoediger barm herzikeit. daz ander: wie du k?nnest Ionen n?ch d?ner w?r dekeit die dir wol gedienent3). des einen bed?rfen wir wol

hie, die w?le wir4) niht ?ne s?nde sin5), des andern s?lien wir warten, obe wir mit d?ner helfe iht abe verdienen6), des dich uns ze l?nenne gel?stet her nach in dem himelriche. man verstet eines menschen gewalt unde sine w?sheit an s?ner habe und an s?nen werken ; aber sine g?ete muoz man kiesen an ime selben, (bl. 95a) als? hast d? uns an d?ner

gesch?pfede gezeiget, wie mehtic unde wie w?se d? bist, n? soit d? uns zeigen an dir selber, wie guot unde wie guardie d? bist, wan d? enkeiner habe richer bist denne g?ete unde

gn?den. d? bist daz guot, daz allez guot v?llicliche an ime h?t. da von hat ouch minne niht die kleinsten stat in dir. d? heizest unde bist diu ganze minne, und alse unm?gelich ist, daz fiur niht heiz s?, alse uum?gelich ist, daz minne niht minne. s?t d? n? den menschen geschaffen hast von minne7), daz du ime mite teilest die w?nne die d? hast unde bist, so waere daz gar wider die minne, obe d? in n? genzl?che lie zest verlorn s?n, s?t d? ime gehelfen kanst unde m?ht ?ne allen dinen schaden und un?re. unde wan din g?ete diu oberste sache ist, diu dich bewegete den menschen ze machenne, so ist daz geve?ic, daz si sich ouch ze f?rderst ?ebe den menschen ze behaltenne; wan diu erste ist diu kreftigiste hitze den dingen der8) ez Ursache ist: so ist si ouch s? kreftic d?ner g?ete, daz si keine nidere sache mac erwerden, wan d?ner g?ete bist d? selbe.

Herr? almehtiger got, (bL 95b) diz sint die sachen, die uns ze verst?nne gebent, daz wir gelouben, war umbe d? den menschen wToltesl selbe erloesen. wan d? dem menschen allenthalben r?tes unde helfe zerran, d? geviel der r?t ?f

dich, daz d? ime selbe wider h?lfest, wan d? in alleine m?h test eriidigen, der in alleine hoete geschaffen, unt d? mite

wart ouch allez daz verslihtet, daz kumberl?chez unde ver worrenz was an des menschen erl sunge. d?n9) w?rheit

1) mugent 2) dem fehlt. 3) gedienet 4) wir fehlt. 5) sint 6) verdient 7) hest ? ininnen 8) die 9) dine

F. J). A* JX. 2

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18 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

wart behalten und din ere, wan dir nach r?lite gebezzert wart, der tiuvel wart geschendet, wan ime der mensche mit rehte ben men wart, der mensche wart erlidiget, wan ime diu rehtekeit wider gegeben wart, und wan diu bezze

runge also was, daz s? nieman m?hte geleisten wan got al leine unde nieman solt? leisten wan der mensche, d? wart der rat also getempert, daz got mensche w?rde, der die maht hete an der gotheit unde daz reht ze bezzernde an der menscheit. groezer dine leisten demie allez daz got niht

ist, daz was niemanne miigelich wan gote alleine, ze bez zernde dir, herre got, (bl. 96a) din laster unde dinen scha den gelten, daz tet nieman billieher denne derz verschuldet hele, daz weere der mensche, wan aber der siiuder f?r siiuders schulde niht mohte geb?ezen, alse diep diebes b?rge niht ges?n mac, wan sie beide des t?des schuldic sint an rehtem gerillte, do un?oste unser s?ener warer got s?n unde w?rer mensche von Adm?mes k?nne ?ne alle s?nde, der die menscheit an ime tr?ege an der n?t?re1), diu da bezzern

solte, unde die s?ndelosekeit hete an der personen, die den menschen sunder versprechen solte unde f?r in leisten die die buoze, die er an s?ner persone niht verschuldet bete, wan aber diu menschliche n?t?re in Ad?me alle was, d? er die s?nde tet, do wart si ouch als? verswechet mit s?nden,

geswechet an irre bernden kraft, weere Adam ?ne s?nde

gestanden, alse er denne ?ne b se gel?ste h?te kint gew?r ket, alse weeren sie ouch ?ne wetagen geborn und ?ne aller s?nden m?i, van diu veterliehe rehtikeit von n?t?re2) hete ?f diu kint geerbet von d?ner gn?den ordenunge.

D? er d? dir ungehorsam wart, (bl. 96h) d? wart ime s?n vleisch ouch widerbr?htic3) mit b sen gel?sten unde mit

maniger krankeit, diu s?ntlich ist oder pinlich ist, unde diu erbeit gie noch ?f allez s?n geslehte, diu n?tiurlich ist ber haftikeit. d? von alse daz kint gew?rket wirt n?ch der n? t?re gew?nlicher art von den b sen gel?sten, s? enpt?het ez

ein s?nden mal und eine s?nden w?rze, von der aller s?n den wuocher springet und aller smerzen fruht diuzet. und wan der n?t?re nieman enkein ander geburt geben kan denne n?ch s?nden, so ist des not, daz der, der uns von s?nden

1) naturen 2) naturen 3) myst. 399, 28.(

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 19

lidigen sol, anders geboren werde, denne nach der n?tiur

l?chesten gewonheit, diu d? iiiht ?ne s?nden pfliget sin. doch

muoz er von menschen komen, er waere anders niht Adames

geslehte. kumet er aber von mannen unde von wiben, alse

wir alle, s? wirt1) er ein s?nder geborn alse wir. des sol

niht sin. da von muoz er von menschen komen nach menseh

lieber nature2), unde wan Adam, in dem alliu menschliche nature lac3), ein man was, so ist ouch daz redelich, daz

der ander Adam, der uns (bl. 97a) von s?nden lidigen sol

unde der menschliche nature wider bringen sol an ir w?rde

keit, ouch ein man si, wan mannes wrerc ist von nature

creftiger und endehafter denne wibes und ist diu nature volle

brahter und edelr an dem4) man.

Sit er denne ein man ist, der uns erl sct hat, so ge zimet daz wol, daz er die menscheit, diu uns alle erl sen

sol, von einer frouwen enpfahe; anders die frouwen wan

den 5), sie h?te got verworfen von der gemeinen erloesunge. so der erl ser weder frouwe noch frouwen kint aller meist

(wan Even s?nde gr zer was nach etelicher aht), des wan

den sie engelten, daz sie niht solten behalten werdeu. nu

hast du aber dine g?ete dar an gezeiget, daz beide man

unde frouwen dir des besten getniweut: alse diu s?nde ze

dem ersten von der frouwen zuo dem manne kam unde von

dem zuo uns allen , daz nu her wider daz ewige heil von

der frouwen komen ist, diu uns den man geborn hat, von

deme wir alle erl set s?n?). daz f?egete ouch d?ner w?s

heit wol, daz d? uns d? b? zeigelest, daz dir alliu dine

(b?. 97b) m?gelich sint.

Vier hande wise malit d? einen menschen machen, daz

erste ist ?ne man und ?ne w?p, alse Ad?men, den d? von

erden m?htest, daz andere : von manne ?ne w?p, alse Even, diu von Ad?mes rippe gemachet wart, daz dritte7): von

manne unde von w?be, alse wir alle s?n8). dise dr?e9) wise

h?st d? uns gezeiget, daz vierde : von einer frouwen ?ne

man einen menschen machen, daz h?st d? behalten dem men

schen, der got unde mensche ist,- deme niuweu menschen

eiue niuwe geburt. s wie aber diu geburt wider der n?t?re

1) wurt 2) naturen 3) lac fehlt. 4) den ) wandcnl

6) sint 7) dirle 8) sint 0) driv

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Page 21: Bruder David von Augsburg

20 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

gewonheit s?, daz ein frowe ?ne man ein kint gewinne1), so ist ez doch niht wider der nature reht, wan d? hast ir

gegeben ein teil gewaltes, aise vil d? woltest, ze merende

unde ze behaltende ir gesiebte von mannen unde von w?ben.

dar ?ber hast d? behalten dir selber den gewalt an der na

ture , daz si sol dir gehorsam sin, daz du von ir machen

maht swaz d? wilt unde swie d? wilt, aise d? zem ersten

aller dinge n?t?re unde m?terje von nihte mohtest machen,

dar an ist niht ungelouplich, s?t wir sehen an anderen din

gen, daz diu n?t?re (bl. 98e) geburt g?t ?ne vater unde ?ne

muoter, alse die ebe2) in dem wage wahseut von leimen

unde die binen werdent von bl?emelinen, die giren s? sie

alt sint br?etenl ?ne vater unde ze Capodoc?? diu veltpfert kiudent ?ne vater. da von ist niht wunder, s?t diu n?t?re an

s wachen dingen geburt geben mac ?ne vater, obe der na

t?r?n b?rre m?hte ime selben eine besunder geburt geben von einer frouwen ?ne man.

Herre himelischer vater, du bist ein gew?rer got unde

din einborner sun ist ein w?rer got und iuwer beider minnc

der heilige geist ist w?rer got, und ir dr?e s?t niuwan ?in

w?rer got in dr?en personen, in einer n?t?re, in einer got heit ungescheiden, in dr?en personen unvermischet3). iege l?chiu dirre drier pers?nen ist in ir selber alse wcerl?che

vollekomener got alse alle dr?e mit einander, s?t n? der

rat ist also komen, daz got mensche werden solt?, do f?e

gete sich daz aller beste, daz din sun uns von dir gesant w?rde, daz er mensche w?rde, von

manigen sachen, wrcren

die dr?e persone alle worden mensche (bL 98b) unde von

einer muoter geborn, so waeren sie alle gebr?edere von

der muoter und waere ein unordenunge worden in der4) hei

ligen drivaltekeit, so der vater s?nes sunes5) bruoder w re

oder sines geistes, der von ime komen ist. daz selbe w re,

obe zwo pers?nen wahren menschen worden, und w re ouch

UDgelimpf, obe ein mensche w re zwo persone, d? von

wTas daz gevelliger, daz ein persone die menscheit an sich

nceme, wan diu ist alse voller got alleine, alse sie alle dr?e

sament. w re der vater mensche worden oder der heilige

1) grewunne 2) ebe so die hs. aele? 3) unvenn?schet

<i) der fehlt. 5) s?nes

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 21

geist, so waeren zw?ne siine in der heiligen drivaltekeit :

goles ewiger sun unde des menschen sun, unde m?hte des

menschen sun s? edel niht sin n?ch s?ner geb?rte aise gotes sun, und waere ouch uns ein irretuom, so wir enwesten1),

weder man2) gotes sun nante oder des menschen suu. nu

ist der strit also ze dem besten gescheiden, daz du, himeli scher vater, uns dinen einbornen sun gcsant hast ze einem erl ser, ze eime heilande, ze eime behalter. unde da von

hast du in genant Jesus, daz sprichet erl ser oder heilant oder behaller, wan {bl. 99a) er hat uns erloeset von des tiu vels gevancnisse unde heilet uns von der S?nden t?de unde sol uns behalten ze dem ?wigen lebeune. Kristus ist ouch

gezuonemet3), daz sprichet gesalbet oder gekrisemet. wan nach der menschlichen nature ist er durchsalbet und erf?llet der gnaden des heiligen geistes vollekomenliche ze allen din

gen , diu ein salbe ist, diu alliu herzen heilet unde senftet von aller bitterkeite, diu sie erf?llet.

Dar umbe alle, die der salben teilhaft wellen4) sin, die

suochen5) da zeN dem, der volle ime und uns enpfangen hat, unde dr?cken sich an in mit liebe und diuhen in sich der6) edelen salben dunst, diu von ime d? miltecliclie fliuzet, da mite sie den stane verdampfen an ir herzen, daz sie von d?ner liebe vergezzent der b sen gel?ste, da von sie siech worden sint alse von eime helletampfe. wan nieman mac des ewigen lebennes teilhaft sin, er enwerde7) geheilet mit dirre salben ; unde nieman mac die himelische kr?ne tragen, er enwerde ? gew?het mit diseme geistlichen krisemen, unde nieman (bl. 99b) mac der s?nden smac an ime selben er

l?schen, niuwan mit diseme edelen baisamen smacke. Da von ist der kriseme von olei unde von balsamen

gemachet, durch die bezeichenunge, daz diu edele gotheit unde diu irdenische menscheit also zesamene gef?eget sint, daz got unde mensche sint ein pers?ne von zwein n?t?ren, daz ieweder nature verwandelt ist, daz diu menschliche na ture von der gotheit geedelt ist unde diu gotheit niht d? von

geswechet ist. daz diu gotheit sich verwandelte in mensch

1) cerneteti 2) meo 3) das keifst wohl, Christus ist auch ein zuoname wie Jesus, 4) wellent 5) suchent 6) die

7) e wurde

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22 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

liehe nature, daz was unm?gelich , wan diu gotheit ist also staete an ir irre edele, daz si niht mac verwandelt werden von irre ewigen vollekomenheit. wan daz beste mac niht

bezzer werden, ez hat allez, daz bezzer m?hte s?n; ez sol

ouch niht minre werden, wan abenemen ist ein gebreste des

besten, diu menschliche nature solt? ouch niht verwandelt werden in die g?tel?ehen, wan waere niht vater unde mensche

gewesen, so haete er niht f?r den menschen geb?ezet. nu

ist diu g?teliehe persone des gotes simes *) unde diu (bl. 100a) menschliche nature ein persone worden in Kr?st? Jesu, daz

dia mahl an der gotheit si, den menschen wider ze machende, unde daz reht an der menscheit, f?r den menschen ze b?e zen : wan den menschen wider machen ist als? gr?z, alse himel und erde von nihte machen, und alse daz nieman m?hte tuon wan got, als?2) m?hte diz nieman tuon wan got, und solle doch nieman wan ein mensche tuon. da von ist

Kristus got und mensche: got von gote geborn ewecliche, mensche von einem menschen geborn reinecliche. waere er von der muoter gebrochen als Ev? von Ad?mes rippe, so

waere er menschen kint und wsere uns deste fr?mder. daz

aber er uns deste heinl?cher waere unde von der heinliche deste lieber, d? wolte er niht alleine ein w?rer mensche sin, er wolte ouch menschen kint sin.

Herre Jesu Kriste, diz was dir niht unm?gelich, daz du woltest mensche werden, unde din w?rdekeit ist da mite niht geswechet. wan sit wir daz gelouben, daz du den men schen eigenlicher nach dir selber hast gebildet unde dir ge licher gemachet denne (b/. 100b) dekein ander creature an

manigen dingen, so ist daz wol gevellic, daz du dich ime

gel?ch hast3) gemachet, daz d? sine nat?re an dich genomen h?st, ?ne s?nde. s?nde diu entedelt alleine die n?ture, diu n?ch dir gebildet ist, niht die irdenische m?terje, diu d? wrol

gemachet h?st. s?t aber diu s?nde da von gesundert moh te

werden, waz m?hte d? d?ne w?rdikeit geswechen diu mensch liche nat?re, die d? selbe gesch?efe, daz si d?ne w?nne mit dir niezen solte? ez leit etewenne ein k?nic s?nes ritters roc an oder s?nes knehtes , obe er guot und reine ist, unde h?t doch s?ner k?neel?chen ?ren dar mite niht geswechet4).

1) s?nes 2) und a. 3) hest 4) gesehechet

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Page 24: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 23

also mohlest du, liiuieliseher k?nic Jesu Hriste, dines knehtes

des menschen nature an dich nemen ?ne s?nde, daz doch din

g?tel?chiu w?rdekeit da von nihtes niht geswecliet noch ver

wandelt wart, den du niht versmahetest nach dir selben ze

bildende, des1) versm?hest du ouch niht, daz du dich n?ch

ime hast gebildet an menschen bilde, wir wizzen ouch wol, daz du den selben menschen ?zgenomenl?che2) minnest vor aller dirre weite, wanne die hast du durch in alleine

(bl. 101a) gescha?Fen. s? ist diu minne der krefte, daz si

den minner neiget zuo dem geminneteu unde machet sie ge lidi einander mit der liebe, sit d? n? gar ein minne bist

unde diu h hste minne bist und enmaht ?ne minne niht we

sen, alse daz fiur ?ne hitze , so begerst d? niht f?rbaz von

den, die d? minnest, denne daz sie dir mit dem selben gelte wider mezzent, daz sie dich mit triuwen minnent nach ir

maht, alse d? sie h ?st geminnet. Dar urabe woltest d? allez daz tuon, d? mite d? m?b

lest zeigen , wie liep d? uns hast unde waz d? durch unser

liebe tuon woltest, unde d? von wir dich alle wider aller

liebest k?nden han und aller innerste niinnen. wie d? aber

diner g?tel?chen n?t?re3) aller minnenclichest s?st, so k?n

den wir dich doch dar ione niht ze rehte geminnen, wan

unkiinde machet unminne4), wan dinen g?tel?chen liertuom5) k?nde unser tunkel bekantnisse niht gereichen, dar unibe

was des not, daz du mensche w?rdest, daz wir die n?t?re an dir minneteu, daz wir an uns selben erkennen und also

in der menschlichen liebe an dir w?rden wahsende zuo der

g?tel?chen erkantnisse unde (bl. 101b) zuo der geistlichen minne. also hast d? alle unser liebe an dich gezogen, daz

wir dich minnen alse unseren herr?n got, der uns unser we sen g?t, alse unseren heilant, der uns daz ewige leben ge ben wil, alse unseren bruoder, der sich uns an allen dingen d?m?etecl?che gel?chet hat, alse unserr6) gen?ze einen ?ne s?nde und ?ne unwisheit. wie get?rsten wir dich liep ha ben in d?ner g?tel?chen magenkraft7)? oder wie get?rsten wir dir des getr?wen von d?ner ewigen w?sheit, daz d? uns

\) daz 2) m y st. 330, 36. 3) nat?r?n 4) Sprichwort:

vergi. Parz. 351, 13. Lanz. 8585. 5) hertume. myst. 321,27.

6) vnseren 7) myst. 342, t.

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24 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

bl den irdenischen menschen minnetest s? minnecl?chen also

d? tuost, obe du dich niht s? gar ged?m?'etiget h?test, daz

d? d? mile die get?rstekeit gegeben hast uns armen, daz wir

dir getr?wen, daz d? unser gn?de habest unde guote ruoche.

Zwei dine diu m?chent uns arewan, daz wir dir alse

liep niht sin alse die engele. daz eine, daz d? uns von der

erden an dem libe gemachet h?st, d? d? den engel in dem

himele gesch?efe und in d? in siner geistlichen l?terkeit und

in der rineverten1) edelkeit ?ne l?pliche b?rde behielte, dar

an m?hten wir waenen, daz wir dir unmaerre waeren, denne

sie, die d? in edelre n?t?re gemachet hast, unde die mit

(bl. 102a) enkeiner l?pl?chen b?rde beheftet siut noch mit

irdenischer m?terje geswechet. daz ander, wan daz wir

ges?ndet h?n unde wider d?ne hulde getan, daz taten die

heiligen engele niht, die von anegenge in dinem2) willen

staete sint unde die nie niht wider dich get?ten, klein noch

gr?z: d? von m?ezen wir dich ouch f?rhlen, swie d? doch

die schulde vertreist, daz d? uns doch dar umbe u?zerest

an der liebe, m?r denne obe wir niht wider dich getan h?

ten, unde diu selbe vorhte benaeme uns vil der liebe hin ze

dir, wan diu liebe ist hin ze dir alse vr?, daz si niemen l?t

enkeiner w?rdekeil noch gewaltes geniezen, niuwan . . . .

weme ich waene niht gar liep sin, den enmac ouch ich niht

gar liep haben, swie hoch er s? oder swie ahtbaer3), wan

diu liebe ist umbetwungen : der s? koufen welle, der koufe

si mit liebe, ?ne die ist si unveile4). also h?st d?, h?chster

k?nic, get?n : d? hast unser liebe alle mit aller d?ner liebe

gekoufet. swie du doch anderr dinge vil riche s?st, s? bist

d? doch niht richer denne minne unde g?ete. dar umbe

h?st d? uns die zw?ne arew?ne gar ben men d? mite, daz

(bl. 102b) d? ein mensche worden bist, und enmaht mensch

liche n?t?re n? niht versm?hen, die d? an dir selber h?st, und

enmaht s? ouch niht gehazzen, wan s? m?estest d? dich

selbe hazzen, s?t d? selbe ein mensche bist.

Von n?t?re minnet ein ieclich dine selben sich und sine

n?t?re. als? ist diu menscheit ein staetiu hant veste sicherre

suone unde ganzer liebe von dir, diu uns der engelischen

t) riuverten. myst. 344, 29. 2) dioen 3) ahber 4) vergi,

myst. 368, 23.

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 25

genozeschefte niht alleine gel?chet hat an der w?rdekeit, si b?t uns joch ?berhoehet, wan diu nature, diu ? under in was von den s?nden, diu ist n? h?ch ?ber sie komen an ir

herr?n, unde neigent sich n? d?m?etecl?che under sie ze

dienste, diu sich vor gegen in geneiget bete ze vl?hen. die

b?rde1), die d? deine menschen hetest geben an dem irdeni schen libe, die wilt d? ime n? k?ren ze einem ?renkleide2) mit d?ner w?uner?chen raenscheit, aise din gotheit der s?le ist ze sehende ein volle fr?ude, daz din menscheit als? s? d?me l?be in himelr?che ze der freelichen urstende ein w?n

nenspiegel, aise diu s?le mit der gotheit mit fr?uden gese^ gelt3) wirt inn?n, daz der lip ouch mit sadden durchgozzen (bl. 103a) w?rde von d?ner menschlichen angesihte uzen, also wirt der lip der ?ren teilhaft mit der s?le, der hie mit ir teilhaft ist gewesen in den noeten. wan ez zimet wol, daz die wegegeverten gem?zen sin in der Wirtschaft4), daz waire niht s? genzlich geweseu, hetest d? unser menscheit niht an dich genomen. also ergetzest d? uns aller erbeit mit dir selber unde g?st uns vor den engein beide geistliche fr?ude unde lipl?che w?nne. unde aise d? uns einhalp hast

ged?m?etiget under die engele, alse hast5) d? uns anderhalp ?ber sie ge?ret an dir selber.

Wer n? niht geloubet, daz d? mensche worden s?st, unde warnet, diner g?tel?chen w?rdekeit s? daz ungez me, daz du dich dar zuo ged?m?etiget habest, der verst?t niht, daz rehte g?ete niht ges?n mac ?ne ganze d?muot. alse vil eime iegel?ehen h?rren gebristet an der d?muot. alse vil ge bristet ime ouch an der g?ete. n? bist d? der h?rre h hste an aller guete obe allen guoten h?rren, alse d? der h hste bist an dem gewalte und an den ?ren obe aljlen hohen h?r ren. daz wir denne6) ungewon sin gr?zer d?muot an gr? zer h?rschaft, daz ist niht wunder, wan (bl. 103b) alse wir d?nen gen?z niht vinden an der g?ete, also vinden wir in ouch niht an der d?muot. alse din g?ete alle die f?rtriffet, die in himel sint und ?f erden, alse gar d?nes minner?chen7) herzen d?muot ist8) vor allen engeleu und allen menschen.

1) burden 2) my st. 381, 18. 3) gesigelt? gesegenet? 4) vergi, myst. 381, 21. 385, 23. 5) best 6) den 7) rainnes richeo 8) ist fehlt.

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26 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

Du h?st enkeinen kneht dem?etiger denn? d? selbe bist, aller dinge almehtiger herre. die heiligen engcle in himelc m?hten dich anders niht so v?ilecliche geminnen , ssehen sie so geuzl?che niht an dir die gr?ze d?muot dines niinneclichen

herzen, wie d?, aller dinge h?rre, allen cr??t?ren dienest beide hohen unde nideren, mit deme, daz d? ir iegelichem gist allez, daz ez ze sime weseune st?indeclicbe bedarf, rehte als obe d? ir ze not bed?rfest (unde d? doch nihtes bedarft), rehte als obe d? ir ze not bed?rfest, diner ewigen magen kraft iemer richer h?rre. s?t wir aber din g?telieh herze niht m?hten gesehen alse die engele in himele, do woltest d? uns hie in erden zeigen , wie guot d? sin kanst gegen den, die d? minnest, unde hast1) dich gedem?etiget, eines versraaheten forme an dich ze nemen2), daz ist menschlich

nature, unde hast dar inne (bl. 104a) uns gedienet dar umbe, daz d? dinem3) vater f?r uns geb?ezet hast unser schulde unde bist uns ze helfe komen in unseren noeten als ein ge triuwer friunt: wan in noeten sol man4) den getriuwen friunt kiesen, der friunde ist genuoc , die ir guot wol teilent mit ir friunden; sie wolten aber niht gr?zes kumbers durch sie

l?den. daz aber d? uns innan brachtest, wie ganz din triuwe

gegen uns si, s? woltest d? uns niht alleine din riche mil

tecl?che mite teilen, d? woltest joch durch uns5) gr?ze smacheit, gr?ze armuot, grozc arbeit, gr?zen w?tagen unde

den bittern t?t liden. woeren wir in die not niht komen, s? haetest d? s? gr?ziu dine durch uns niht getan noch cr

liten, und also waeren wir diner giiete unde diner minne s?

genzl?che niht inn?n worden, da von sin wir dir n? m?re

gnaden schuldic denne obe wir nie in not komen waeren, unde merre liebe unde m?rre triuwen, unde von der gr?zen

minne6) verdienen wir n? gr zeren Ion in himelrichc. als?

h?st d? uns unseren schaden ze gewinne gek?retunde (bl. 104b) unser ?bel ze guote und unseren val ze bezzerre urstende und

unsern t?t ze heilsamer gesuntheit. swie d? von anegenge

ged?ht hetest den menschen ze loesenne unde mensche durch

in werden, s? woltest duz doch niht zehant nach dem ?rsten

valle tuon, ? daz der ?berm?ete mensche wol innan w?rde,

1) best 2) dich genomen 3) dinen 4) men 5) vnsere

6) ?uiiinen

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 27

waz er an ime selben m?bte h?n und in weleme kumber er

hege, da von er ime selben niht m?hte uz gehelfen. Der mich arz?nen wil, ? daz ich mich siech erkenne,

oder der mir uf helfen wil, die wile ich mir selben triuwe zc

hellende, dem danke ich s? gr?zer gnaden niht noch en

pfienge sine helfe mit s? gr?zer begirde niht, alse so ich des bef?nde, daz ez mir an die rehten not zuo gegienge. dar nach und ein iegelich not naher get, dar nach siht man den n?thelfer fr l?cher zuo gan. der in grozen vreisen ge vangen ist, d?me kan niht liebers geschehen, denne obe er da von w?rde erl set. als? woltest d? beiten mit der n?t helfe bize daz der mensche sine not bekande, daz er dich s? vil lieber d? (bl. 105a) von gew?nne, s? vil ime diu helfe tr stlicher k me. also kerest? dicke zuo gr zern fr?uden

gr zer ungemacli unde lengeren1) jarner, daz din trust dar nach dem2) menschen deste s?ezer s?, s? vil er k?mer er liten hat unde mit sendem gr?zem3) jamere gegert hat. deine

hungerigen ist ein br?t tr stlicher denne d?me s?ten ein

gr?ziu4) Wirtschaft, dar umbe last d? diniu kint uf erden dicke kumber liden, daz sie nach dir deste mer jamere unde daz ir fr?ude her nach deste gr zer werde, wan d? sie ge satest mit d?ner fr l?chen angesiht n?ch aller ir begerunge, wan nach der begerunge wirt diu satunge der himelischen fr?uden.

Diu gerunge derret si hie mit minnen jamere, daz si des lebenden brunnen deste me her n?ch in sich m?ge ge ziehen, also woltest d? komen ze n?thelfe dem5) menschen, do er in allen wis versuochet bete unde befunden, daz we der er selbe noch nieman anders m?hte ime gehelfen uz s? nen grozen n ten, niuwan d?, herr? got, alleine, daz aber dine friunde iht verzageten von der langen beitunge (bl. 105b) unde daz ieman w?nde, daz d? des menschen vergezzen he test oder keine moche hetest, d? taete d? ez doch lange vor kunt von anegenge mit manigem betiutlichen vorzeichene, mit der engele geheize, mit der wissagen Worten, mit der

heiligen werken, mit d?ns heiligen geistes urk?nde, daz d? komen woltest unde menschliche n?t?re an dich nemen, und

1) leugeleren 2) den 3) senden grosen 4) eine grosc 5) den

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28 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

unser keinpfe deme tiuvele gegene werden unde d?uem valer f?r uns b?ezen sin laster und uns von der helle kerker lidi

gen unde die verlornen rehtekeit dinen erweiten wider ge ben unde daz paradis ?f sliezen unde der engele gen?zschaf't uns wider geben unde mit s?le unt mit libe ?wecl?che saelic ze himelr?che machen mit diner fr lichen angesiht.

Des hilf uns, herre Jesu Kriste, getriuwez herze, daz din erbeit iht an uns verlorn werde, du bist dins valer

renter1) erbe unde sin einborner sun. unde daz wir niht

gedachten, d? widersprachest ez, obe der valer sin erbe mit uns teilen wolte, dar umbe bist d? selbe ein mensche wor

den, daz du (?/. 106a) uns din erbe mit dir selber staetest, daz wir erkennen widersatz gegen dir f?rsten. diu s?nde, die Eva tet zem ?rsten, da von wir alle gotes hulde verlu

ren, swie diu waere wider die heiligen g?telichen drivait, diu an allen dingen ungezweiget ist an ir ewiger einvalt, so was si doch eteswie besunder wider dich, J?s? Kriste, wan du d?nes valer w?sheit heizest, wan Eva gerte nach

des l?geners geheize, daz si din gen?zin2) w?rde an der w?sheit wider dinen willen, do ir der tiuvel gehiez, daz si wider gotes gebot daz obez aeze, so werde si gote gel?ch an

der w?sheit ?bels unde guotes. daz wir n? deste sicherr s?n d?ner suone, s? wroitest d? selbe mensche werden unde

wollest die s?nde, diu besunder wider dich getan was, f?r uns b?ezen, daz wir wisten, daz uns d?n vater siner hulde

niht verz?hen m?hle, s?t d?, s?n liebester sun, umbe uns be

test, denne er niht verz?hen mac. und obe er den menschen3) wolte vient s?n, s? m?este er sins lieben sunes4) vient ouch weseu. daz ist gar unm?gelich , wan ez waere ungevellic. (bl. 106b) swaz aber iht an gote m?hte ungevellic wesen, swie ez joch kleine waere, daz ist mit deme selben unm?ge lich, ez enwaere anders niht genzl?che vollekoraen, waereiht

wandelbares an ime.

Sw? uns aber dunket, daz d?, herr? got, anders s?n oder tuon soltest, der gebreste ist niht an dir, er ist an un

serre blinlheit und an unserre unverstandenheit3): wan st?

zet sich der blinde in deme sunnenliehte, daz ist siner blint

1) rent 2) genofsen 3) mensche 4) s?nes 5) my st.

323, 25.

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 29

heit schult1), niht der sunnen vinstere. dunket aber ieman, daz din vater, Jesu Krisle, dich billiche allem dem uz merne, dem er sine hulde gebe und sin erbe, wan d? nie siinde ge wunne alse wir alle, unde daz er uns dar umbe sulle ver st?zen s?nes riches, der bedenket niht wisltche, daz dir daz niht ?rsam wcere, sollest d? alleine alles dines2) mensch liches geslehtes din w?tez riche besitzen, daz engezccme iuwer beider minne niht, daz des k?nigcs sun von s?nen

schiltgesellen alleine ze sins valer tische gienge unde sine

gesellen hie vor hungeric unde riuwic lieze. (bL 107*) sol er s?n ?re nach s?ner miitekeit iemanne mite teilen, wenie tuot er daz bill?cher deiine s?nen bruoderen unde die sinen schilt tragent mit des menschen herzeichen3)?

Swie aber den ungeloubigen liuten daz versmahe und

ungeloublich dunke, daz got s? mensche worden, s? versl?nt doch die rehten verstandenen4) herzen wol, daz got nie so l?beliches noch s? hohes werkes nie geworhte in aller der

weite, driu wunderlichiu were hast d?, herr? Sch?pfer, ge w?rket. daz erste, daz d? aise manie dine, alse michele alse statte alse manicvaltig alse in aller der weite ist an hi mele und an erden , daz d? daz also schiere alse l?hte alse ordenliche von nihte mohtest5) gemachen und uf niht hast6) gest tet wan ?f d?ner wunderlichen kraft, wan alliu dine etesw? ende bant, s? bist d? alleine ?ne allez ende, daz ander were ist noch wunderlicher: daz d? die witen unde die gr?zen weit alle in eime kleinen vezzel?ne beslozzen

h?st, daz ist in deine menschen, in deme ein gelichnisse ist aller der weite, d? von heizet er die miure welt, wan

daz7) in der gr?zen (bL 107b) weite wite zerspreitet ist, daz ist in deme menschen n?he zesamene gef?eget. d? von heizet er alle cr??t?re, wan aller dinge n?t?re und gelich nisse ist iu ime: der erden an deme vleische, der steine8) an dem gebeine, des luftes an dem geiste9), der winde au den blausten, des fiures an der werme, des wazzers an dem

bluote, der liehte an den ougen, der b?che10) an den ?dern, des himels an der hirneschalen, unde alse alliu nideriu dine

1) vergi, myst. 318, 23. 2) alleine ?ue din? 3) vergi, myst. 319, 29. 4) myst. 310, 7. ) m?htest 6) best 7) der 8) steinen 9) den geisten 10) bache

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30 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

sich rihtent nach den oberen1), also2) vliezent alle sinne des libes von dem hirne. unde daz noch wunderlicher ist: disiu

l?pl?chiu dine berihtet ein geborner, der niht liplich ist: daz

ist diu s?le, in der allez daz ist geschriben n?tiurliche, daz

geschaffen sin begrifeu mac: si ist w?sheit, si ist leben, si

ist wille, si ist kraft in ir selber und ist deme irdenischen libe ?n gegozzen wunderliche, daz si ime leben g?t und en

pfindunge unde begerunge unde zuonemen. alse wunderlich daz w re, der von leimen unde von winde ein bilde ze sa

mene wulle 3), diu doch beide liplich sint, michels wunder licher ist, daz ein mensche von erden unde von geiste ze

samene (bl. 108a) gef?eget ist. so ist daz dritte were aller

wunderlichest, daz got unde mensche ein persone ist wor

den, daz alle w?sheit (daz got selber ist), alle mahl, alle4)

tugende, alle ?wikeit, der got, der alliu dine in ime hat be

slozzen, der weder ende noch anegenge hat, des michele ist

?ne maze, daz sich der in eime libe h?t beslozzcn und in

einer s?le3), die er gemachet h?t, unde diu driu also ze

samene getempert h?t, daz der l?p unde diu s?le unde diu

gotheit sint mit einander w?rer got unde mensche, unver

mischet an der n?t?re, ungezweiet an der persone, alse s?le unde lip ein mensche sint und ist doch einez niht, daz daz

ander ist. daz min s?le tuot, daz tuon ich. daz min lip tuot daz, tuon ich, swie doch der lip niht kiinue gedenken noch diu s?le niht sl?fen noch ezzen. also ist an J?s? Krisl?

got mensche unde mensche got. waz diu menscheit J?s?

Krist? tet oder leit, daz sprechen wir, daz habe got getan oder geliten, alse ligen, sitzen, arbeiten, s?gen, ezzen, sl?

feu, hunger liden unde turst unde siege, sterben unde ersl?n, ze himele varn, diu alliu din menscheit tet unde leit, von

den diu gotheit vri ist in ir (bl. 108h) ewigen ruowe, die

kein wandelunge noch erbeit beriieren kan. als? swaz din

gotheit ist unde tuot, daz tuost d?, J?s? Krisle, w?rer got und w?rer mensche, d? bist d?nes vater nat?rlicher sun, d? bist ein Sch?pfer aller dinge, von deme der heilige geist ?weeliche fliuzet mit d?nem valer6) gemeine, und ist diu

menscheit doch niht von deme vater ?weeliche geborn, und

1) nideren 2) v?i 3) pract. von wellen, w?lben, drehen.

4) aller 5) seien 6) dinen vattere

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 31

ist geschaffen von dir unde von d?nem valer linde von dem

heiligen geiste, alse alle cr?ature, und ist erf?llet mit der

gnade *) des heiligen geistes, mit der ?berm?ze, niht mit der

maze, wan diu ganze vollunge aller gnaden ist dir geben, nach der menscheit enpf?hest du, nach der gotheit g?st d?

guade, d? aller guade r?chiu triskamcr2), teile uns mit diner

gnaden sch?tz, d? mite wir unserre3) armuot ein w?ninc4) verst?zen.

Lieber lierre unde vater unde bruoder J?s? Kriste, d? hast dir eine muoter von uns erkorn, von der d? unseren mensch

lichen lip an dich genomen hast5), daz d? uns da wider teil

haft machest d?ner gotheit, die d? mit dem vater unde mit dem

heiligen geiste hast (bl. 109a) ?wecl?che g?mein?l, alse d? unser

bruoder bist voq d?ner muoter, daz wir dine br?eder von

dinem vater w?rden, wie aber din gewalt eine iegeliehe6) frouwen dar zuo wol m?hte bereit han unde gereinet mit

d?nes heiligen geistes kraft, daz si w?rdecliehe din muoter

w?rde, s? gezam doch des diner reinekeit aller beste, daz

si ein reiniu maget wsere, diu dich geberen solte, den brun nen aller reinekeite, der uns alle von s?nden solte weschen. diu reinekeit, diu aber alliu von dir vliezen solte zuo den, die dich an gehoerent, diu huop sich billiche an der stat an, dannan der brunne zeni ?rst ist ?f ertr?che ?z gegozzen : wan

s? ic naher dem ?rslen Urspr?nge7), s? ie l?terr unde sch -

ner Iluzs). Du bist daz wazzer des ?wigen lebennes unde der heil

samen wisheit. d? weschest, d? truckest, d? k?elest, d? trenkest allez, daz d? durchfliuzest. din ?wiger urspruiic, J?s? Kriste, daz ist dins ewigen vaters herze, mich des s?eze unde schcene unde nach des kraft entwirfet sich eigen lich din g?tel?chiu edelkeit, alse ein edel kint nach (b?. 109'') sime edeln valer, s? d? mit d?me gotel?chen ?luzze alliu himelischen lant erf?llet hetest unde den engelischen tugenden garte alle mit dem 9) fr?udenguzze hetest berhaft gemachet, d? santest d? dich her nider ze d?rrem10) ertwuocher, daz

ouch wir armen etel?che tugent unde fruht brcehlen von d?ner

1) gnaden 2) tresk. 3) unsere 4) wennic ) best

0) einer ieglicher 7) vrsprungen 8) was. vergi, myst. 3J0, 6.

9) den 10) d?rren

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32 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

gnaden tr?ne, und alse ein vliezzende wazzer, daz in die

erde g?t und anderhalp einen ursprunc vindet, daz ez wider uz fliuzet, also hast d? der reinen megede lip dir ze eime

irdenischen Urspr?nge ?z aller der weit erweit, von der d? uns bist mit reiner geburt in dise welt gesprungen, s wie aber der uzfluz sieh an dem schine n?ch dem Urspr?nge habe

geverwet (daz ist an menschlicher n?t?re, die er von der muoter enpfangen hat), so ist doch diu kraft unde der smac

da von an nihte geswechet: alse reine alse dich din reinestiu muoter von dins himelischen vaters herze enpfienc, alse reine hat din liebiu muoter dich wider geantw?rtet an dise welt, uns ze saelden unde dinem1) vater ze hohen ?ren. (bl. 110a)

D? von was daz zimelich, daz si din muoter solt? sin.

in der hoehsten reinekeit unde heilekeit wsere d?, diu nach

gote m?hte sin, diu des wert was, daz si unde got vater

ein kint gemeine haben solten, daz w?rer got w re unde den er also sich selben minnet der himelische vater unde von

dem der heilige geist eigenliche alse von deme vater fliuzet. so hoher h?rt solte niht wyan in deme reinesten sarke ver

sigelt werden, der nie enkein uns?ferkeit h?te enpfangen. wan swie man doch ein vaz gereinen m?ge, d? uns?ferkeit

iune gewesen ist, s? pfliget ez doch des smackes ein teil in ime lange ze2) behalten, also der s?nder, swie doch

der von gn?den m?ge gewesenen werden von S?nden, s?

blibet ime doch dar n?ch der gesmac lange in der geh?gede der leiden gewizzeu3). d? von zam wol, daz gotes muoter in der reinekeit waere, diu weder von werken noch von

Worten noch von gedanken nie betr?ebet von s?ntliehen ge l?sten w?rde.

Der heilige geist, der in ir daz edelste were w?rken

(bl. 110b) solle daz ie wart oder iemer werden mac, der

wolte si in irre muoter libe als? gereinen unde geheiligen von S?nden, daz diu gemeine s?nden w?rze, da wir alle inne enpfangen sin die von Adame komen, n?ch der n?t?re

gewonheit m?hte an ir enkeinen s?nden4) wuocher bringen, dar zuo het er si ouch von kindes beine in den gn?den zarte beh?etet5) und in den tugenden z?hten erhaben, daz

1) (lineo %) hat 3) gewisen 4) sundere ) beh?ten

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 33

si obe aller cr??t?ren were gemachet ist, daz diu g?teliche cl?rheit iu ir g?nzlich ir eine besunder ruowestat erweit hat, daz si alleine gotes muoter worden ist. wan von der sub

stancien, diu si selbe was, hat got die raenscheit w rl?che

enpfangen an sich, und wan si ze der h hsten reinekeit er weit was, die got einer luteren cr??turen, diu niht got was,

geben wolte, daz si gotes natiurlichiu muoter w re nach der

menscheit, so was daz gef?ege, daz si des h hsten ordens diu h bste w re, der ?f erden ist.

Die drie orden1) sint eliute, witewen unde megede. der dritte ist der hoehste, unde der megede sint eteliche, die

(bL IIIa) willen gehabet hant ze t tl?chen s?nden unde den willen mit buoze abe geweschet haut, die andern sint, die ze elichen2) dingen alleine ir willen geneiget hant unde wan

delet den willen in ewige reinekeit. die dritten3) sint die h hsten, die von kinde in deme megetlichen l?rsalze gewe sen sint und in huote aller reinekeit und in vlize aller heilekeit.

Under den was gotes reinestiu muoter diu hoehste und ouch diu erste, wan in der alten ? was magetlichiu reinekeit

ungewonlich, wan sie d? niuwen irdenische w?nne miiine ten. d? si liebiu maget von des heiligen geistes 1?re der himelischen w?nne gesmahte, d? wart ir alliu irdenischiu wunne bitter unde lustete s? der engele reinekeit, die mit

gote sint, die nieman gesehen mac, er si gar luter und alse die engele ?ne s?nde. dar umbe wolte sie ienier maget bli

ben, si hieze denne got ein anderz, und also huop si zem

?rsten hie ut" erden den h hsten orden, des mae heizeu

magetuom ein edeler lilje, bluome aller megede. (bl. Hl1') also diu lilje bringet diu goltvarwen k?lbelin von ir obersten

mittel, alse hat uns diu reine maget br?ht dich, herre Jesu

Kriste, w?rer got, gekleidet mit der menscheite. Der kiuschekeit orden was ie an der g?telichen drivait,

von der lerneten in die heiligen engele in himele. dar n?eh l?rte in got selber die reinen maget, diu gotes muoter wer

den solte. kiuschekeit orden himels leben, ?lich leben ist irdeuisch. da von wart diu ? gezieret uf der erden und

ouch4) in dem paradise, daz bezeichent die nideren stat unde der tiusche (?) unde daz ir r?t m?ge werden, daz aber die

1) ordeue 2) ettelichen 3) dirten 4) doch Z. F. D. A. IX. 3

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?liute unde die witewen iht w?nden, daz sie verworfen wae

ren von dir (wan d? niuwen eine maget ze einer muoter

woltest erwelen), d? sehuof daz din wisheit, daz si gegeben wart ze rehler ? einem manne, deme d? den selben willen

gaebe ze kiuscheclieher reinekeit als oueh ir. wir haben ez

ouch d? f?r, daz er ein reiner magetdegen waere. wan daz

herste und daz h hste heiltuom1), daz (bl. 112a) himel und

erde ie gewan, daz bist d?, J?s? Kriste, und din reiniu muo

ter. daz solte nienian billicher bevolhen werden wan der

in der hoehsten reinekeit wraere, diu ?f erden ist. sie waren

beide von der k?neclichen D?v?des sippc, daz uns d? bi w?rde

bezeicheut, daz d? ein k?nic bist2) himels und erden, und

aise d? D?vid?n von s?nen s?nden w?esche und ime daz

riche, daz er durch die s?nde verlorn hete, genzl?che wider

gaebe und gr zern r?chtuom denne d? vor, daz d? uns von

s?nden l sen woltest unde daz himelriche wider geben, daz

uns die s?nden ben men h?nt, unde gr zer ?re denne wir

verluren. wan daz d? unser bruoder worden bist und uns

erloeset hast, unde daz wir dine ?renr?che menscheit mit lip lichen ougen unde geistliche sehen unde niezen s?lien , ?laz

ist uns menschen ein gr zer3) ere denne wir ? an uns ver

lorn h?ten. Wir alle samenl sint ein stoup gegen dir, niht alleine

gegen diner ?wigen gotheit, joch gegen diner mit gote ver

eineten menscheit. (bl. 112b) din eines leben ist tiurer dan

obe unser ieglichez ein ganziu weit wraere mit liuten und an

deren dingen, dar umbe ist daz gelt gr zer gewesen, daz

d? dich h?st f?r uns ze buoze geben, denne obe diu schulde

t?sentvalt m?rre und gr zer gewesen waere. d? von sint

zweier hande liute gr zer verdamnisse wert denne d? vor.

die einen, die an dir verzwivelent als obe d? niht s? vil

guotes habest, daz d? in ir s?nde wellest vergeben, obe sie

rehte riuwent. die anderen, die die selben g?ete versm?

hent, daz sie die s?nde niht l?zen wellent durch dine liebe, die d? uns erzeiget hast, daz d? dich durch uns geben h?st, daz wir die s?nde niht f?r dich minneten. do din Iriuwe

gegen uns ie gr zer ist, so unser untriuwe hin wider ie unbii

licber schinet, obe wir niht danken diner liebe alse wir m?hten.

I) helt?m 2) bist fehlt. 3) grose

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 35

Der name daz dm muoter Mar?? genant was, daz sprichet ein mersterne. daz was ein bediulunge irre steelen heilikeit. wan aise der mersterne steete1) stat, so ander sternen umbe

g?nt, (bL 113a) als? stuont si st te an der heilikeit, davon si klein noch gr?z nie verwankete. diu erste heilikeit, daz si der heilige geist in ir muoter libe geheiligete, diu benam der angebornen s?nden w?rze, da si mite enpfangen was, den gewalt, daz si si nie in keine gr?ze s?nde gewerfen mohte2). so behuotc si diu gnade, diu an ir me was denne an ie dekeinen menschen , alle zit ?f nam (?) an tilgenden und an guoten vlizen, daz si vor kleinen tegelichen S?nden

beschirmet wart aise vil v?lleclicher vor allen heiligen, alse

vil d? si dir selben vor in allen bereitest ze einer besunder lichen wonunge, in der g?nzliche d? wonest geistlich unde

liplich. d? si dich d? enpfienc von des heiligen geistes krat't, do wart si als? ganzlich geliutert von aller s?nden male, daz weder tegelicher noch tcetlicher s?nden aise w?ninc gewaltes an ir f?rbaz h?te als an den engein in himele, si wa?re an

ders niht gar gnaden vol gewesen, wcere iht labres und itels in ir, d? s?nde m?hte s tat gehabet hau. aise vil gotes (bL 113b) minne den menschen indevvendic erf?llet, also w? ninc hat diu s?nde stat oder maht in im3), aise vil aber an dem menschen merre wan4) ist oder itel von gotes liebe, aise vil hut diu s?nde m?rre stat unde gewaltes an ime.

S? wir dar komen, d? uns din liebe gar durchf?llet, so werden wir gar reine von der s?nden5) vinster mit diner

gesihte liebte, wan d? der heilige geist, der die minne hei zet in heiliger drivait, s? als? gar erf?lle indewendic an der s?len und ?zen an d?me libe mit gu?den, d? von sprechen wir, daz si dich, Jesu Kriste, enpfienc von dem heiligen geiste, wan er mit siner kraft von ir ?berreinem libe worhte den menschlichen lip, den d? an dich genomen hetest mit einer reinen s?le. swie si doch also gereinet wcere, alse diner muoter zimelich was, s? wart doch daz teil ires libes, daz d? an dich enpfienge, also genzliche gesunden von allem

siindenm?l, als6) diner g?telichen reinekeite wol gezam, diu7) ez von anegeuge von Ad?nie (bL 114a) beh?etet hete, daz

1) an st. st. 2) mohte fehlt. ' ) ir 4) wan, leer.

5) sunder G) aller 7) daz 3

*

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ime diu gemeine angeborne s?nde, diu allez menschen k?nnc

bevangen hete, niht gen?hen m?hte. wan der von mensch lichem werke niht enpfangen wart, den solte ouch mensch

lichiu schulde niht anerben. der uns von S?nden reinen solte, der solte billich selbe gar reine wesen. sin ?wigiu wisheit, diu ie wiste waz daz beste was und ist, diu hat unsere er

l sunge als? geordent, daz einz iemer an dem wrerke der

gnaden wider tribet, daz vordere an dem valle, aise der

arz?t, der wider ein iegel?che sache des siecbtuomes g?t ein

arzen?e, diu d? wider gehillet. alse der erste Ad?m ?ne

s?nde geschaffen was von der reinen erden, alse ist der an

der Ad?m ?ne s?nde enpfangen unde geborn von der reinen

megede. alse Eva, maget wesende, daz obez az, daz uns

den t?t br?hte, alse enpt?enc din reiniu muoter Mar?? maget wesende des lebennes fruht, dich h?rre J?sum Kristum, der uns daz ewige leben geben sol. wrider Even h?hfart ist in

Marien d?muot gewehselt1). Ev? geloubete deine slang?n (bl. 114b) wider gotes w?rheit : Mar?? geloubete deme en

gel Gabriele die g?teliche botschaft.

Swie du doch mohtest mit dines geisles heiiilicher kraft

gew?rket haben in d?ner muoter s waz d? woltest, ?ne cnge lische helfe, so woltest du doch zeigen d;j, bi, daz du den

engel vor sautest, daz2) du der engele herre bist, deme die

engele bereit sint ze dienende, als die herr?n pflegent ir Vor

boten senden sw? sie wellent herbergen. er wolte ouch die

reine maget vor mit der botschaft zuo deme gelouben berei ten gegen s?ner k?nfte. wan der geloube ist ein vorberei

tunge gegen d?ner gnaden kunft. der geloube 3) reiniget daz

herze von ungelouben unde bereitet die s?le zuo der gotes k?nfte. also der ungeioube4) an Even5) deme tiuvele einen wec gap, s? ze vervellende, s? si zw?velte an gotes gel? bede, daz si des t?des st?rbe, obe si daz obez aeze, alse gap

Marien vester geloube deme heiligen geiste einen wec, s? ze

erf?llende mit gnaden, wan si ganzliche geloubete daz ir der

engel kunte, daz got0) daz mit ir tuon m?hte unde wolte, swie hoch ez ?ber menschliche nature und ?ber (bl. 115a)

1) gewefselt 2) daz fehlt. 5) ereil 6; das daz g.

3) gelobige 4) de? ungelobigen

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 37

aller cr??t?ren w?rdekeit waere, daz si maget weseiide kint

gebaere mide gotes muoter w?rde.

Alse hoch ir geloube was obe aller heiligen gcloube, aise vil wart si mere erf?llet mit gnaden ?ber alle cr??t?ren. unde wan ir leben m?re des1) des engels was, denne mensch

lich an dem geiste, so was daz gef?eger2), daz ir diu bot

schaft kaeme von eime engele denne von einem3) menschen: wan daz waere niht zimelich gewesen, daz der h hste r?t

von gotes menschlicher kunft iemer uf erden waere ? kunt

getan denne der megedc, mit der er solte erf?llet werden,

d? von4) der rincverte bote Gabr??l, aise schiere ime diu bot

schaft bevolhen wart von der hohen r?tkamer der g?telichen drivait, s? ilete er si zehant ze k?ndenne froeliche der rei

nen w?rdigen megede ; wan er wiste wol, daz dem herr?n

g?ch was, daz er vorbote was zuo der verte unsers heiles, der in5) sin herze niht mohte erl?zen, d? diu zit was k?

rnen, dieNsin ?wige wisheit dar zuo vor geordent hete, der

engel zeigete uns ouch d? bi, wie fro die (bL 1151') heili

gen engele sint unsers heiles und unserr eren, wan sie in

dent uns des niht, daz d?, herr? J?s? Kriste, hast mensch liche n?t?re an dich genomen, d? mite d? uns f?r sie ge?rct h?st. des si din h hste d?muot iemer gelobet ?ne ende.

Diu zal, diu von der aptr?nnigen engele valle was ge minret, diu ist von der menschen erl sunge erf?llet, des sint sie liebez gesinde alle gr zliehe vr?, durch des men

schen heil, durch ir selbes ?re, durch irs herzen liebe, in versm?het ouch niht, daz sie sich neigent mit aller d?muot

gegen der menschlichen n?t?re an unserm heilande J?s?

Kristo, der ir renter herr? ist und ir Sch?pfer, von deme sie alle die gn?de hant, die sie h?nt, und ere. ir fr?ude ist ouch vil gem?ret von d?ner menscheit, h?rre J?s? Kriste, wan zuo der g?telichen angesiht, die sie vor beten, s? h?nt sie n? besunder fr?ude von diner ?ber?rten menscheite, die sie sehent gehcehet ?ber alle cr??t?ren, aise diu sunne ist ?ber alle sterneii. w?n din ?wigiu gotheit li?t alle die ?re an sich

(bl. 116') geleit, diu m?gelich ist ze enpf?hende der cr?? t?ren. got geworhte nie so edeles werkes, an dem alliu sin wisheit, sin maht, sin g?ele s? schinbaer waere unde

1) deune 2) gef?ge 3) eioeu 4) vo 5) sin

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38 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

s? v?llecliche an geleit alse an den menschen, der mit d?ner

ewigen gotheit ein pers?ne ist in der drivait, wie solle der

engel einen herr?n versm?hen , vden der himelische vater ze

eime nat?rlichen sune ?wecl?che erwelet h?t nach der

menscheit? wan er der ist, den er ?wecl?che von s?ner na

ture ime selben ebengel?ch geborn h?t nach der gotheit unde der selbe w?rer got ist, von deme der heilige geist kumet

eigenliche alse von dem vater, der w?rer got ist, unde mit in

zwein er ein gewalliger got unde Sch?pfer ist himels und

erden und aller gesch?pfede an der g?telichen nat?r?n: wie

m?hte mensche oder keine cr?ature gr zer w?rdekeit en

pf?hen ? Aber wir armen, die dir dirre ?ren unde dirre liebe

ni ht danken, sweniie wir s?uden, so bieten wir dir gr?ze sm?cheit, daz wir die n?t?re un?ren an uns selber unde

swechen s? mit der s?nden (b?. 1161') bosheit, die dit durch unser liebe also hohe ge?ret hast an dir selber, in weleme

geslehte der keiser eine frouwe ze einer gemahelen nimet, daz ziuhet sich allez deste sch ner und deste h her deme

keiser ze ?ren unde ze liebe, wan ez allez d? von geh het

ist unde getiuret. als? s?lien wir billiche die n?ltire an uns

selben ?ren mit tugenden, die du, himelischer k?nic Jesu, d?ner gotheit gemehelt hast, daz diu zwei an dir ein per sone sint, also diu ?liche zesamenf?egunge machet, daz mau

unde wip sint" ein l?p, also ist diu g?teliche nature unde diu

menschliche an dir, J?s? Krisle, ein persone worden, da von

allez unser k?nne getiuret ist unde gesa?liget. Daz belle, d? diu gemahelschaft inn? vollebr?bt wart,

daz was der reine lip der megede, s?nele Marien, von der

und in der got die menscheit an sich enpfienc alse reinec

liehe als ouch diu muoter reine Avas und alse dem heiligen

geiste wol gezam, der die minneclichen gemahelschaft ge

pr?evete. swie doch diu heilige drivait ungesundert s? in ir

selben und an allen ir werken, s? git man doch diz were

dem heiligen geiste (bl. 117a) besunder. wan diz was wun

derlich von gotes g?ete unde von s?ner h hsten minu?, daz

got mensche wart von s?nen l?teren gnaden ?ne alles des

menschen girde, wie m?hte der vor gearnet haben die gr? zen w?rdekeit, daz er got s?n solt? und gotes sun, der eine

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 39

stunde niht vor gewesen was mensche? wan aise snelle er in der niuoter ?be ze menschen gesch?pfet was, alse

schiere was diu selbe menscheit von der gotheit enpfangen in die einunge g?lelicher persone.

D? gesch?hen driu dine u* s. w. (mtjst. 341, 10?16.) wan din g?telichiu giiete ist an ir triuwen alse statte, ze sweme si sich mit friuntschefte geneiget, daz si den niemer verl?t irhalp, si werde mit s?nden ? von (b?. i\7h) dann?n vertriben. wan g?telichiu nature ist alse reine, daz ir s?nde niht genauen mac. uiide sw? s?nde in tringet, d? entwichet din guade ?z.

Diu menscheit, die aber du an dich enpfangen h?st, da hast du alle s?nde als? von gefremedet, daz nie niht dar an

wart, daz diu gotheit d?rfte schiuhen. dar umbe solte si ouch niemer von ir gescheiden aller meist, wan diu menscheit durch der gotheite liebe hat den t?t willecliche erliten, den si nie verdiente, d? nihu s?nden ist, da sol ouch ze rehte niht

pine sin, diu der s?nden solt ist. weere der mensche in

s?nde1) niht gevalleu, so waere er ?ne ungemach gelcbet unlcetlich. als? soltest du, herre Jesu Krisle, billiehe gewe sen sin, wan nie s?nde an dich kam noch geb?rte noch von

selbe get?nen s?nden.

Wan d? aber durch uns mensche geworden bist, niht durch dinen nutz (wan din g?telichiu fr?ude ist ie geliche vollebr?ht in ir selber, diu weder abenemen mac noch wah sen bedarf), s? woltest d? als? komen, alse d? wistest daz uns aller n?tzest (bl. 118a) was. wan wir von der s?nden schulde in menige pine verst?zen sint, d? woltest d? die s?nde verm?den, daz d? uns d? hi maiitest die s?nde ze vlie

hende, diu uns den schaden br?ht hat. aber wenne d? f?r uns bezzern woltest dinem2) vater unser schulde, so woltest d? die pine au dich nemen, von willen, niht von not, die wir heten verdienet an dirre weite : ungemach unde den t?t. s? d? unschuldic unde gewillecliche diu litest gote ze ?ren durch die rehtekeit, daz wir d? mite erlceset w?rden von

den s?nden unde von den pinen3), die wir mit s?nden ver

dienet heten an libe unde an s?le.

Alle unser br dekeit h?st d? von willen au dich ge 1) s?ne 2) dinen 3) pinen fehlt.

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40 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

nomen, ?ne siechtuom unde s?nde und unw?sheit, wan diu w ren uns niht n?tze an dir gewesen und w ren dir niht zimelich. s?t wir von uns selben ze S?nden bereit sin und uns niht so schedelich gesin mac s? s?nde, heten wir denne der s?nden bilde an dir gesehen, so s?ndeten wTir deste balt

licher, unde s?t d? uns von dinem1) vater (bl. 118h) gesant bist ze einem lera?r der himelischen hovezuht, ze eime volle br?hteu bilde aller tugende und aller heilikeit, so get?rsten wir dir niht sicherliche volgen an allen dingen, obe wir s?n

l}eiL~valIes an dir verssehen, unde s? du ze forderst dar

umbe bist durch uns mensche worden, daz d? uns von den

s?nden reinetest, wie m?hten wir gar von dir gereinet2) werden, d? enwserest ouch selbe g?nzliche von allen s?nden

reine? unw?sheit w re uns ouch an dir gar schedelich ge wesen, w?nde wir m?hten dir ouch deste minre geloubet han unde deste v?rhteelicher gevolget, s? wir w?nden, daz d? 11 h I e des waegesten uns niht gewisen k?ndest.

Du soltest ouch groziu dine tuon, d? mite alliu diu were

vollefir?ht w?rden, diu d?n ?wigiu w?sheit vor geordent hete, diu an des menschen erloesunge alliu hiengen und ?ne diu

weder Iiimeiriche noch erlriche m?hte vollebr?ht verden. dar zuo bed?rftest d? gr?zer unde vollcbrahler w?sheit. d?

bist d?nes vater ?wigiu w?sheit, (bl. 119a) mit der er alliu dine geordent unde gemachet b?t. dar umbe zam nieman baz der alliu dine vollebr?hte aise dir, der sie ouch lif ge feit hete unde von anegenge begunnen hete.

Ein iegelich hoch were bedarf alse wol hoher w?sheit, daz ez n?ch s?ner ahte vollebr?ht werde, alse d? ez zem3) ersten ?f geleit wart, der ez ouch von ?rste ?f leite, der

weiz aller beste, wie erz vollebringen sol. dar umbe ist daz gevellic gewesen, daz d?, der d?nes vater wr?sheit bist, selber habest daz were bestanden, da mite alliu dine besloz zen unde vollebr?ht sint nach ir ahte unde n?ch ir wirde. wan ouch der tiuvcl niht mit gewalt den menschen ?berwant

niuwan mit listen, d? von was daz gef?eger, daz der sun, der diu w?sheit heizet, mensche w?rde unde des v?endes list

mit listen ze ?berwinden4) kaeme denne der vater, der diu

kraft oder gewalt heizet in der drivait, ez ist ouch zime

1) diuen 2) gerenet 3) dem 4) ?berwunde

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 41

licher, daz der sun den vater bite umbe den menschen denne der vater den sun. der vater sol den sun minnen und er

h ren, der sun s?nen vater (bl. 119b) eren unde zartecl?che

vl?hen. swie aber din gotheit, J?s? Kriste, si ebenh?r und

ebengewalticx) dinem2) vater, daz si niht vl?hen darf, so

bist du doch nach d?ner menscheite vl?hende umbe den men

schen, die du durch in enpfangen hast, unde nach der got heit bist du gewerende mit dem vater unde mit dem heiligen geiste. du bitest unde gist: da von nach d?ner bete muoz

geweren nach volgen. Nim uns, herre, in din gebet, erwirp uns, b?rre, die

gnade, durch die du unser f?rspreche hast geruochet werden, du woltest an dich nemen t tl?che unde p?nliche nature, daz d? uns unser ungemach da mite senftertest, wan s? wir dich

sehen3) in erbeiten, der nie erbeit verschuldete, unde daz d? f?r uns schuldigen erliten hast, daz wir von rehte l?den

solten, t?t unde arbeit, s? dunket uns unser ungemach deste

ringer, wan d? unser geselle bist in semelichem ungemache, wan den armen tr stet, s? er ieman hat, der im in sime

kumber und ungemache kan (bl. 120a) geloubic sin 5 unde der guote ritter claget sine wunden niht, s? er den k?nic ane siht, der durch in mit ime verwundet lit. h?test d? uns arbeit geboten unde h?test selbe niht ungemach erliten, s? murmelte unser ungedult wider dich, waz d? uns wizest, s? d? uns ?f leitest des d? selber niht l?den woltest.

N? bist du vor an daz seil getreten, arbeit und unge mach, daz wir deste willeclicher dir nach g?n und ouch daz wir dir deste baz getr?wen, daz d? b? dir selber k?nnest den gelouben, die in ungemachet ringent, wan d? des tran kes ouch versuochet hast, unverschuldet dinhalp. dar umbe

geruochtest4) d? ouch arm werden, d? aller weite h?rre, und eine arme muoter dir uz allen frouwen erkiesen, daz die ar men iht wanden, daz sie dir versm?heten ze dieneren alse die riehen der weite spulgent5) die armen versm?hen. d? wistest wol, daz diu merre schar d?ner diener alle niht riche m?hten sin, unde du wollest dich in gelich machen (bl. 120b) an der armuot, daz sie deste sicherr woeren gegen dir, daz

t) my st. 339, 8. 2) dinen 3) seheut 4) geruehest 5) mysl. 326, II.

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42 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

d? ir guade hetest unde ruoche. d? wollest ouch die riehen d? mite d?m?etigen, daz sie iht wanden1), daz sie dir von irre hohen wise deste werder waeren, alse sie under einan der sint. d? bedarft irre herschefte niht, d? bist selbe allez

des2) d? bedarft ze gewalte unde hertuome. d? wollest in ouch zeigen an dir, daz diu rehte sailikeit niht an weltlichen ?reu lit noch an irdenischem guote noch an zergenclichem gel?cke des libes, niuwen an den tilgenden der s?le3) und an den tugentliehen werken und an den g?telichen g?ben, d? von man dir gelich wirt in deme geiste. d? von woltest d? niht haben der weite guotes ane die baren lipnar, daz sich die armen niht deste unsaeliger diuhten, ob sie arm sint, wan s? m?gent sie indewendic so vii deste s liger sin an

der s?le, s? vil sie zuo dir ?zen gelicber sint an der willigen armuot. wan s? vil s? sich ein iegelich mensche mer vli zet dinem lebenne ze gelichende an menschlichen tagenden, s? er ie v?lleclicher teilhaft wirt der ewigen saelikeit an

(bl. 12 Ia) dinen g?telichen fr?uden.

Wilent in der alten ? d?hten die riehen sich s liger, d?

man4) dir diente umbe irdenischen Ion, des milehrichen lan

des ze Jerusalem, e daz daz himelriche w re i?f getan, n?

bist d? komen unde hast den bimelsl?zzel mit dir br?ht ?f

ertriche unde h?st die himelporte erslozzen, daz unser ge

runge n?tze s? dirre5) hin?fstige (?), diu vor lac an irde

nischer liebe, unde daz wir daz ertriche versm?hen, d?6) uns diu begirde nider ziuhet von dir. wan der vogel mac

niht hohe vliegen, ob ime die veliche mit lietemen bekleibet sint. also muoz der mensche sich entslahen von aller irde

nischer liebe, der hohe zuo dir ?ber die weit in die himeli

schen l?terkeit vliegen wil. s? sich ein iegelich geist ie ge

ringer machet von der anehaftunge aller irdenischer dinge, s? er ie hoher gefueret wirt ?ber die erde in die himelischen

w?nne ; und s? ime der erde ie mer ane haftet in der liebe, s? er ie tiefer under die erde gesenket wirt in die helle

schen gruoben. d? von lertest d?, daz man gerne arm w re

durch daz himelriche, wan die riehen m?gent m?eliche

(bl. 121b) dar komen, wan in diu liebe des irdenischen guo tes die begerunge nider ziuhet von deme himele, wan daz

1) wadent 2) das 3) seien 4) men 5) dir 6) daz

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 43

golt1) ist lihter ze versm?hende s? man s?n niht h?t, denne

so man sin v?i hat. der dem b?che verre ist, der beh?etet

sich deste l?hter, daz ez ira iht an klebe, der aber vil an

klebendes b?ches b?t, der brennet deste vester, so er zuo

dem fiure kumet.

D? vor woltest du uns schirmen mit diner getriuwen 1?re unde woltest uns die 1?re vor tragen mit dem bilde, daz

si uns deste annihilier2) waere3). du woltest uns ouch zei

gen dine kralt dar an u. s. w. {unjst. 341, 17?342, 7). Waz dunket vor der weite t rl?cher denne von rich

tuome ze armiiete werden willecliche ?ne alle not und ?ne

sin selbes nutz, unde von gr?zem gemache zuo dem gr sten

ungemache unde von den h hsten ?ren zuo der gr sten

sm?cheit? daz ist den ein gr?ziu t?rheit, die dir dirre liebe

undancmeme4) sint. die aber rehte bedenkent, waz rehtiu

ganziu rninne mac tuon unde liden durch friundes not unde

helfe, die erkennent, daz din armuot niht ze unwerde ist an

geleit, diu uns niht alleine von n ten ze grozen s lden ko m?n ist, si li?t joch (bl. 123a) s? get?ne liebe erwecket in

allen guolen herzen gegen diner minne, daz wir iemer deste

willeclicher m?ezen sin dir ze dienenne und allez daz be

reiter sin ze tuonue unde ze lideune, daz din wille und

ere ist, unde ewecliche dich mit ganzen triuwen ze minnenne

unde fr liche ze lobenne.

D? begcrst niht s? vil von uns, daz wir dir dienen

(wan d? nihtes bedarft), wan daz wir dich minnen, wan

daz ist unser ?berstiu s lde, s? man ein iegelich dine ie mer minnet, s? man ie groezer fr?ude unde wollust dermite

li?t, dar umbe daz uns deste baz mit dir werde unde deste

groezer ir?ude an dir heten unde manicvaltiger wiiune, s? woltest d? allez daz tuon unde liden durch uns, d? von wir

d?ne liebe zuo uns v?lleclieher erkanten unde d? von wir

dich billiche von allem dem, daz wir k?nnen unde m?gen,

genzliehe Kep heten, der niht wider danken wil, dem ist

undanc swaz man5) ime ze liebe tuot. der aber ein getriu wrez herze hat, dem ist daz ein w?nne, s? man in mit minne

twinget ze widerminneu. (bl. I23b) d? von so wilt d?

1) got die hs. odor guot? 2) lieblicher. 3) werent 4) must.

331, 33. 5) men

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ouch, daz wir durch dich tuon unde liden, aise d? durch uns get?u hast1), daz uns d? von wahse unzw?veihaftigiu2) fronde, s? wir dich alleine fr?ude unde s lde han von3) deine

guote, daz d? uns getan h?st mit dinen triuwen, joch dar

?ber, daz wir dir dine triuwe etewenne vergolten hau , daz

wir dir etelichen dienest unde ere hin wider erboten hau

und etewaz durch dich aise du durch uns erliten haben, der

mir vil guotes unde liebes unde triuwen erzeiget hat, swie

wol mir sin minne unde min gefuore tuo, so Uetc ez mir

doch verre baz, m?hte ich ime wider iht liebes getuon und

erzeigen unde ze dienste werden.

Diz ist din and?ht unde din sin, s? d? uns wol tuost

unde s? d? dienest von uns vorderst, daz duz uns allez ze

nutze wider k?rest. daz4) ist din fr?ude von uns, daz uns

wol geschehe in allen wis. da von gen?eget dir niht d?

mite, daz d? uns ze gem?zen wilt haben diner w?nnen, d?

woltest uns ouch ze gesellen haben diner ?ren. welich mei

ster ein huhez (bl. 124a) were vollebringet, aise sine jun gern wellent des getiuret s?n, daz mit ir helfe ein s? edel

were erziuget ist. als? w?rkest d? an dinen erweiten

daz edelste were der ewigen gl?rjen. unde daz sie die ere

mit dir liant ?wecl?che, s? wilt d?, daz sie ir williger erbeit etewaz dar zuo erbieten unde daz sie sich z?htecliehe gc r?emen m?g?n, daz mit ir helfe ein edel were vollebr?ht si.

des ra?hte niht s? v?llecliche gewesen sin, obe d? den men

schen ?ue vrie willek?r gemachet betest3), alse ander cr??

t?re, die weder guot k?unent noch ?bel tuoii von der na

t?r? trancsal6). Also geruoehest d?, almehtiger h?rre, der niemannes

helfe bedarf, uns armen ze helfer h?n, daz wir din gen?ze

m?g?n s?n an den ?ren, s? wir dir ze unserm heile mit

guotem7) willen helfen, also daz wahs8), daz sich wol bern

lat unde w?rken, daz sprichet man, ez helfe deine menschen

w?rken. das guote wahs9) ist der gevolgete guote wille.

daz ?bele wahs ist daz herze unde der wider strebende10) wille, d? man niht guotes unde reines ?z (bl. 124b) gew?r ken mac. n? h?st d? alle die liste erd?ht, wie man daz

1) best 2) zwit'elh. zwivaltigiu? 3) vii? 4) da 5) hest

0) m y st. 372, 23. 7) guten 8) was 9) was 10) sterbende

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BRUDER DAVID VOiN AUGSBURG. 45

?bele wahs guot mache, unde wie diu herten herzen weich

werden1) mit der gew?ren minne, unde bist unser gen?z worden an menschlicher nature, daz wir dine gen?zen w?r den an g?telicher w?nne. der ewigen sunnen schin het sich her nider gel?zen zuo uns u. s. iv. (myst. 342, 8?33).

Die engele lobeten unde kirnten uns die zwiveltige ge burt, d? sie sungen cere in deme hoehsten gote umbe die

g?teliche ewige geburt von dinem2) vater, des ?re d? bist, und an der erde vride den menschen guotes willen.' wan diu menschlichiu geburt ist uns ein urk?nde des vrides unde

ganzer suone, obe wir guoten willen haben dir ze gelou benue unde ze dienenne von rehter minne. unde wan sie vro sint unserer saelden unde daz wir gen?ze vorden sin3) au der himelischen w?nne, dar umbe ilten sie uns die fr?ude

k?nden, daz d? uns geboren w rest, ein heilaut der weite, mit dem die nidersten unde die hoehsten vereinet sint mit

minne. wan d? uns gesaut bist von dem himelischen vater ze eime l?raer u. s. w. (mi/st. 342, 33 ? 333, 17).

D? woltest den versmaheteu hirten ? kunt werden demie den hoben f?rsten, daz wir soeben, daz die hie in selben versmahet sint daz die vor dir die vordersten sint, unde die der wrelte wellent wert sin, daz dir die hie die hindersten sint. ? daz d? dich lieze besniden, da merken wir ouch d?ne d?muot an unde lernen, mit welhem vlize wir s?nder

gotes gebot behalten s?lien, da mite wir werden s?ndel?s, s?t d? selbe, gotes sun ?ne s?nde, daz gebot behalten h?st, daz den s?ndern wilent was gegeben f?r die gemeine ange borne s?nde, diu von Ad?mes valle (bl. 127a) an geerbet was.

Die dr?e wisen von ?sterlande, die dir ir w?s?t4) br?h

ten, die die ersten von der heidenschaft dich erkanden, do d? mensche waere ?f ertr?che geborii, l?ren uns, obe wir dich vindeii wellen mit in, daz wir dem sterneu volgen unde

golt unde w?rouch dir ze willekume bringen, der sterne ist der geioube, der5) uns zuo w?set zuo dir; daz golt diu guo ten were; daz w?rouch diu w?re minne; diu mirre gedult in ungemache. Ane disili kumet nieman tur din6) angesihle,

wan nieman sol lare vor dir ersch?nen. den geloubigen l werdeot 2) dinen 3) sint 4) w?sat vergi, habsburg.

urbarbuch s. 365. 5) daz 6) dine

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46 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

s?llent diu were zieren-5 diu minne sol inn?n daz herze en

z?nden, daz ?zwendige were lebelich1) s?n, niht sl?wic2) als eines touben bilde, in ungemache sol man gedultic sin daz uns joch der t?t niht von dir, Jesu, gescheide. daz du vor

H?r?de in Egiptum fluhe u. s. tv. {myst. 343, 18?23). Von dinen kintlichen getreten woltest d? uns niht vil

l?zen schr?ben niuwau d?miietige, undert nige an 3j ?themen, swie d? doch in dir selben vollekomen wahrest in diner kint

heit, aise d? hiute bist an w?sheit und an tugenden. alse din gebot ?wecl?che vollebraht ist an allen dingen, als? was

din menscheit an allen tugenden vollebraht von der stunde d? d? in d?ner muoter enpfangen w?rde.

D? woltest uns aber leren, daz kintl?chiu und unvolle br?htiu were niht sint ze verm?hrende unde daz wir unvolle komenen noch lernen s?llen unde vragen die eitere unde de m?etecliche unseren meisteren gehorsam sin, alse d? J?sebe unde diner muoter, unde vlizen4) uns, wie wir ?f nemen an

den tugenden als an den jaren, waz d? gr?zer dinge ange vangen betest vor drizic jaren, daz eins mannes alter ist,

(bl. 128a) daz beten ungeloubiger h?chvertiger liute herzen f?r kintheit gezalt, wan mannes werke3) zimet wol mannes

alter, unde der ein l?ra?r sin sol, der sol ? wol gelerei s?n, daz man ime geloube. d? woltest ouch niht langer beiten, daz man iht gedachte, d? vristetest ez von zageheit.

Daz J?hannes von dir brediete unde toufte, da mite warnete er unde bereite der Hute herzen d?ner k?nfte, daz sie dich erkanten unde wirdecl?che dich enpliengen, dem ein s? gr?zer man so hoch urk?nde gap, daz d? warer go tes sun w rest, daz d? von ime getoufet woltest werden, alse ander arme liute uude s?nder, d? l?rtest6) d? uns mite, daz die heiligen liute etewenne niht versm?hen s?llent ze vol

genne armen liuten guoter bilde, swie sie doch m?gent noch heeheriu dine vollebringen , unde daz sie von s?nde gr?zen priesteren niht verwidern von ir s?nden gel set werden mit dem heiligen sacramente, s?t d? reinez gotes lamp, der aller der weite s?nde weschest, woltest von dinem knehte (bl. 128h) geweschen werden, der weschennes niht bed?rfte, mit der

1) myst. 37?, 40. 2) myst. 320, 35. 3i8, 10. 3) vii ? 4) vlisenl 5) were 6) lerest^

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BR?DER DAVID VON AUGSBURG. 47

beriierunge d?nes reinen libes hast du geheiliget daz wazzer

und hast allen wazzern geben die kraft, daz sie die seien

indewendic_von s?uden weschen in dem toufe, alse daz waz

zer ?zen den lip weschet. Ze d?nem toufe wart uns diu heilige g?teliche drivait

zem ersten geoiFent, d? der vater in den eren-1) stimme unde der heilige geist in der t?ben gel?chnisse ?ber dich waren

gotes sun2) Urkunde gap, unde der himel ?ber dich wart uf

getan, der vor versperret wart allen menschen durch die s?nde. von dinen gnaden werden wir von siinden geweschen in dem toufe unde gotes kint geheizen unde diniu gelide ge zalt und enpfahen3) den heiligen geist unde der himel wirt uns uf getan, disiu dine gist d? uns in dem heiligen toufe, daz wir s?u des vaters kint, des sunes gelit, des heiligen geistes wonunge, des himelriehe erbe unde daz wir lidie werden von des tiuvels gevanenisse unde von der siinden banden und dem hellefiure. ? daz daz du (bL 129a) mensche w?rdest d? liiez ez diu zit des zornes, wan nieman was so

heilic, der der helle m?hte engan so er st?rbe, s?t d? uns zuo komen bist, so ist diu zit der gnaden hie, wan uns mit dir uude von dir alliu gnade komen ist. daz zeiget ouch diu abenemunge der siinden, diu geschach wilent hertecliche unde vollebrahtecliche mit der besnidunge4), wan si nani die s?nde abe unde loste doch5) niht zehant von der helle6), aber nu weschet der touf die s?nde senfteclichen abe unde

v?llecliche, also der zehant st?rbe, daz er zehant ze hi mele f?ere.

Diu erkantnisse ist ouch uns n? o?fenl?cher geben denne

wilent, niht alleine von diner menscheit, joch von d?ner

?wigen gotheit unde von der gotelichen drivaltikeit. da von k?nde dich der mensche niht alse herzecliche geminnen, d? er dich so v?llecliche dannoch niht erkantc. sie erkanten

wol, daz d? ein Sch?pfer bist gewaltiger aller dinge: sie waren aber noch niht innan worden, daz d? ?ne d?ner eren schaden dich s? gedem?etiget hast und unserr n?t?re gen?z worden bist (b?. 129b) und uns mit d?me t?de erl set hast durch unser liebe, sie geloubeten7) wol, daz d? ein ewiger

1) in dem done der? in d nender? 2) sun fehlt. 3) enhahen

4) besnidungen 5) dich ?) bellen 7) gelobent

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48 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

got bist einvaltiger an d?ner n?t?re unde vollebr?hter : daz aber diu s?le, gotlich einvalt, drivaltie s? an den personen, daz k?nde joch der geloube gemeine niht'verstun; l?tzel d? ner heinl?cheu friunde den duz olFentest in des heiligen gei stes 1?re.

Sie erkanten dich von dinen werken an der gesch?pfede aller dinge, alse klein aber alliu dine sint wider dich, alse

tunkel ist diu erkantnisse von der cr??t?re wider die von dir

selber, swie niht1) h hers s? ?ber menschen sin, denne

dich, h?rre got, erkennen in d?ner g?telichen drivait und in

d?ner ungezalten einvalt, so ist doch Kristeu geloube niht

redel?chers ze verst?nde, denne die selben w?rheit. s?t wir

gelouben, daz d? got bist alleine und also vollekomen an

allem guote, daz niht bezzers sin m?hte, so bist d? alse

mehtic und alse wise und alse guot, daz des niht merre

m?hte sin (wan diu2) m?ze ist ?ne m?ze), s? sehen wir wol, daz din w?sheit unde din maht unde diu g?ete an dir niht

m?ezic (bl. 130a) s?llent s?n , d? eiivollebringest alse h?biu

dine, alse d? maht unde kanst. diu sint ouch diu besten, wan deme besten zimet daz wol, daz er daz beste aller

f?rderst unde mit dem h hsten vl?ze vollebringe. daz mac

den andern cr??t?ren niht geschehen, wan alliu cr??t?re

ist mit zil unde mit m?ze umbegriffen, unde m?htestu niht

m?re denne andere cr??t?ren wirken, s? weere din gewalt unde d?n w?sheit in maze begriffen, wan diu cr??t?ren, alse

dich diu rehte w?sheit l?ret, maht d? niht mere geminnen3) denne n?ch ir wirdekeit. diu ist ouch m zic. daz ist w?s lich minnen ein iegelich dine, weder mere noch minre denne

n?ch s?ner wirdekeit. d? ?bertritfet din maht unde diu w?s heit unde d?ner g?ete minne alle cr??t?re au allen dingen, m?r denne alliu diu weit s? gegen einer milwen4). haltest

du denne rainner5) maht unde w?sheit unde minne denne d?

an die cr??t?ren maht gelegen, obe ir n? joch manic t?sent

stunt m?re w?rde, s? wsere d?n maht unde d?n w?sheit unde

din minne alze kleine worden, oder d?n h?hiu (bl. 130b) maht

unde w?sheit unde minne waere nach dem gr sten G) teile m?e

zic au dir und alse man sprechen m?hte ?beric oder unn?tze.

1) niht niht 2) die . diu? 3) gewinnen 4) vergi, my st.

321, 23. 5) minnen 6) grosen

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 49

Des sol aber nihl sin, daz des besten iht m?ezic oder unn?tze ges?n mac* ez w re ouch niht zimelich gewesen, daz d? vor dem anegenge dirre weite m?ezic wserest gewe sen ?wecl?che, din maht, din wisheit unde din g?ete h?te sich

ge?ebet an den dingen, d? d?ner wirdekeit zimelich waere.

sit n? daz an keiner cr??ture was noch m?hte sin, so rauoz ez sin an dir, h?rre aller gesch?pfe. an dir selbe lit din

oberstiu maht unde w?sheit unde minne, diu nie m?ezic w? ren au dir ?wecl?che, ? du ie iht gesch?efest, daz du, herre himelischer vater, d?nen einbornen1) h?st geborn dir eben

?wic, ebenh?r an allen dingen, unde d? unt din nat?rlicher sun deme heiligen geiste gelidi ?wecl?che von iuwer n?t?re

gewaltecl?che bringent iu beiden eben?wic und ebengewaltic an allen dingen, der iuwer beider minne ist unde fr?ude unde

gesellschaft und einungc, wan er von iu beiden (bl. 131*) kreftecliche unde s?ezecliche fliuzet, alse diu minne von den

w?ren minuaeren ; wan sw? minne ist, d? mac niht minre

sin denne driu : der minnende, der geminnete unde diu minne

zwischent2) iu beiden.

Diz ist uns gezeiget ze dinem toufe, lieber h?rre J?s?

Kriste, d? d?n vater von himele in der stimme3) sprach zuo

dir edu bist min lieber sun, in deme ich mir woi gevalle'4). wan daz liebeste, daz er ie gewan, daz bist du ime mit dem

heiligen geiste. in dir gevellet er ime selben wol, wan er

an dir daz hoehste lop h?t, daz er mohte unde mac ?wecl?che

?ne s?n selbes waiidelunge einen sun gebern, der sin gelich ist an allen ?reu, in dem er sich selben ersihet als in eime

vollekomenen bilde, du bist der liebte Spiegel unde dins va

ter ?renschin unde siner substancien eigenl?chiu gel?chnisse und ein lebeudez exemplar, mit dem unde in dem din vater

alliu dine gem?ht h?t; unde von dir iuwer beider heilig geist alse v?llecliche vliuzet alse von dinem valer, unde daz selbe

hast5) d? von dinem6) vater, daz din maht iht minre sch?ne

denne d?nes (bl. 13 ) vater.

Der vater ist der brunne unde der ursprunc des g?te lichen fluzzes; der sun ist alse daz rivier7; unde der bach

der von dem brunnen fliuzet; der heilige geist ist alse der

1) dia einborner 2) zwifsent 3) stimiueu 4) gevallen

5) best 6) dinen 7) riner

Z. F. D. A. IX. *

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50 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

s? der von dem brunnen unde von dem riviere fliuzet. der vater ist daz anegenge, der sun daz mittel, der heilige geist daz zil des g?telichen fluzzes, wan daz oberste guot mac

niht an stete gestan als?, ez enteile sich und erbiete1) sich ze niezende unde ze w?rkende daz beste, und wan enkein cr?ature begr?fenlich bev?hic ist genzliche des nutzes unde des gew?rkes, daz diu oberste maht unde g?ete unde wis heit ist unde bringen mac, diu niht m?ezic sin mac unde diu

?wecliche vor allen cr??t?ren ? was, s? muoz si sich in ir selber ergiezcn wunderliche, daz der vater dem sune2) von

siner substancien ?wecliche gebemder mite teile die w?nne unde die ?re, diu er selber ist unde die nieman wan got bev?hen m?hte, unde daz der sun mit deme vatere de? hei

ligen geist von ir beider substancie ?wecliche bringe, deme sie mite teilen! die (bl. 132a) w?nne unde die ?re, die sie ime selben ?wecliche habent, die enkein cr?ature, diu got niht ist, begrifen unde bevaheu m?hte.

Swie wir diz heizen3) einer hande gew?rke, daz ist doch unrehte gesprochen, wan got ist diu ?wige ruowe in ime selber unde diu unwandelte staetekeit ie unde iemer. uns gebristet worte, sw? wir von g?telicher nature reden sullen, allez daz got in ime selben ist, daz ist sin ?wigez unde sin naliurlichez wesen. da ist enhein bewegunge noch

m?ege4). wan aber got aller dinge ordenunge ist, so ist er ouch in im?) selber aller geordentest. wa?re der g?teliche fluz in ime selber ?ne zil, s? waere er ?ne ordenunge6). d? von alse der vater ist daz anegenge des g?telichen Buzzes, als? ist daz zil der heilige geist, der von den zwein pers? nen fliuzet, und enkein7) persone von ime. unde d? mite ist ein underscheiden gelicheit in der ebenh?ren drivait, diu einez ist an der substancien unde drie an den pers?nen.

wan daz der vater niht von eime8) anderen ist, daz erfollet er d? mite, (bl. 132b) daz zw?ne an ime sint: der sun unde der heilige geist. daz von deme sune niuwan einer ist, daz ervollet er auderhalp, daz er ouch von einem ist: daz ist von dem vatere. daz von dem heiligen geiste enkeiner ist, daz ervollet er da mite, daz er von zweien ist, w?nde daz

1) erbeile 2) den sun 3) beisent 4) mugen 5) mia 6) orden 7) einkein 8) eiaeme

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 51

zeiget also h?he werdekeit, der von zweien edelen geslehten komen ist, swie doch von ime keiner si komen. alse von

dem zwei edeliu geslehte koment und er ouch von eime ede

len geslehte komen ist, der hillet gelich an der mittele ge gen den anderen zwein der wirdekeit. nach dirre gelich nisse so merken wir die ebenh?re in der edelen drivait des vaters unde des sunes unde des heiligen geistes. da sliuzet sich wider in diu einunge, diu ungescheidene gotheit unde diu

?wige drivait, diu valtet sich wider in die ungezalten einvalt. H?rre himelischer vater, liebez1) herze gotes kint J?s?

Krisle, iemer zarter heiliger geist, vergip uns g?etliche, daz wir s? baltliche get?rren von dinen (bl. 133a) h hsten tou

gen gedenken, wan, h?rre, mit dinen hulden gesprochen, d? gist uns Kristenen die geturst d? mite, daz wir von dime

geb?te niht so dicke triben fruo unt sp?te, tages und nahtes, s? die genemede der heiligen drivait, des vaters unde des sunes unde des heiligen geistes. des l?ret man zem ?rsten von deme toufe gelouben. da mite toufet man uns, d? mite

besliezen2) wir allez gebet unde segene unde lop unde swaz

wir mit haben ze werbenne. d? von sol ouch Wunders niht

sin, obe wir ouch lipliche, mit bliudekeit3) unde mit d?muot eteswennc dar an gedenken, d? weist ouch wol, liebez

herluom, got h?rre, sw? wir s? reble und als eigenl?che niht

k? nu en von dir gereden alse wir sollen und alse diu w?r

heit ist, daz daz niht von ungelouben ist unde von verk?r tem sinne: ez ist niuwen von unkunste unde von unverstan

denunge oder von gebresten der eigenlicher worte. wan alse

menschlichiu were gegen g?telichen werken biint sint, als?

siut menschlichiu wort gegen der g?telichen w?rheit (bl. 133b) k?me eines stummen wane.

Allez daz wir gelouben s?lien von dir, daz s?llen4) wir gelouben allez genzliche und einvaltecliche. wir m?gen dich mit nihte anders vollereichen wan mit dem gelouben. allez daz d? maht unde daz d? kanst unde l?rest unde wilt unde bist unde tuost, da geben wir niht an* bevor, wir be

j?ben des alles mit dem kristenlichen gelouben, den du uns

geben hast, behalt uns und bestatte uns mit diner kraft, erliuhte uns mit diner erkantnisse und mache uns smachaft

1) lieber 2) beslies?en 3) bl?dedekeir 4) s?lien fehlt. 4*

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52 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

mit d?ner liebe, gip uns den geist, bimelischer vater, der uf

d?me lieben sune v?llecl?che ruowet ; teile mit den geliden die gn?de des houbetes, daz wir in d?ner minnen geiste ein

dine und ein geist werden mit dir und mit dinem lieben

sune, in dem du und er ein minne und ein berze ?wecl?che

s?t, wan niendert seh?nbaerlicher iuwer beider minne und

iuwer milte schinet so dar an daz der heilige geist yon

iu beiden fliuzet niiltecliche, deine ir beide mite teilet niht

alleine alle iuwer w?nne (bl. 134a) und iuwer ?ren, die

ir mit einander habet, ebengelich alse ir iueh selber g?n net ime, joch daz iuwer iewedere in mit ime minne, alse dich, an allen dingen, daz du, bimelischer vater, dinen sun gebirst, der dich wider minnet mit allen triuwen alse du

in, d? sehen wir d?ne gr?ze maht unde d?ne ganze minne1) an. daz aber du den heiligen geist mit ime bringest, dem du ganst, daz in din liebester sun mit dir minnet alse dich an allen dingen, unde dem din sun gan mit ganzen triuwen, daz du in mit ime gel?che minnest alse in allen dingen, waz m oh te milters s?n danne s? l?teriu Hebe ? daz ist niht l?teriu

liebe, diu niht l?den mac, den ich genzl?che minne unde von

dem ich ger wider geminnet werden, daz der einen anderen mit mir alse mich minne. gan ich aber einem anderen, da ich vil liep bin, daz er d? mit mir gel?che Hep s?, daz ist diu lutere minne, diu ir fr?ude mit triuwen ir lieben mite

teilet2), der niht gen?eget mit der fr?ude daz sie liep ist, si zwivaltet ouch ir fr?ude (bl. 134b) d? mite daz3) ir liebez

liep sich fr?uwet alse des daz si selbe liep i*t. Unde wan d?, herr? got, aller w?nne brunne bist und

aller l?terkeite Spiegel, s? solt? ouch dirre voUekomenheit an dir niht gebresten. disiu voUekomenheit m?hte ouch niht sin minre wran an drin personen an dem lieben des lieben und an deme mite lieben (?). und wan alliu voUekomenheit an den drin personen v?llecl?che beslozzen ist, s? ist des

billich, daz der g?telichen pers?ne m?rre noch miure s? denne der vater unde der sun unde der heilige geist, unde doch

iegelichiu persone ist in ir selber vollekomener got als alle drie mit einander unde sint doch alle dr?e niuwen ?in got, ein oberstez guot, daz alliu dine in ime besliuzet und alliu

1) wanne 2) teilent 3) daz s?

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 53

dine erf?llet, vor dem niht ist gewesen, uzerhalp des niht

ges?n mac. unt darumbe bl?bet die heilige drivait in ir ewi

gen einvalt, wan si uz ir selber niht h?t, dar si gefliezen m?ge, als? ein ?wikeit in der ?wikeit ist niuwen ein ?wi

keit, wan einiu mac die andern an nihte f?rtreffen : (bL 135a) ?f daz volle mac niht m?. aise vor gote noch n?ch gote enkein zit ist, also ist uzer ime kein stat, d? sich diu me

nige erg?n m?ge. d? v?n mac g?telichiu einvalt von der

heiligen drivait niht sich gem?ren, wan sw? si sich m?rte1), s? m?hle si doch uz ir selber niht f?rbaz gefliezen, wan si daz oberste guot ist, daz weder ende h?t vor oder n?ch unde deweder zit, oben oder nebent oder mittel h?t, ?wic und unm zic und s lie. heiligiu drivait, ?wigiu h?hiu s?eze, d? uns n?ch dir gebildet hast an der s?le, erliuhte, erf?lle uns mit dir unde verwandele uns in dich, wan wir nach dir

getoufet sin, daz wir ouch von dir geheiliget werden und ?wecl?che gesaeliget werden an s?le und an ?be. amen.

Daz din zeichen, d? mite du uns in dem toufe gemer ket h?st zuo dinen sch?felinen, an uns iht vergebene ge trucket s?, aise an den irren sch?fen, diu der wolf verleitet h?t von dem hirten, lieber guoter getriuwer hirte, J?s?

Kriste, kaenie du von hiraele, din irrez sch?f ze suochene. nu (bL 135b) brine uns heim in die himelischen herte2), d? wir ?emer m? sicher wesen von wolven unde von irre; f?ere uns in in die g?telichen weide, d? wir luterliche sehen den vater in deme sune unde den heiligen geist in iu beiden.

Nach d?me toufe fuorte dich din heiliger geist in die

w?este3) zuo den tieren, d? d? vierzic tage unde naht va stetest unde d? dich der widerwarte versuochte mit libes

wollust, mit gitekeit, mit ?teler ?re, d? mite er alle die weit ?berwindet, er mohte aber dich d? mite niht gevellen, wan der s?nden same was in dir niht und er vant niht des s?nen an dir, d? mite er dich gepfend?n m?hte als uns, die er

pfendet umbe der s?nden solt, den wir von im enpfangen haben, du woltest ouch unser f?rkempfe4) sin wider den alten vient, d? von solt? er von dir ?berwunden werden an den dingen, d? er uns an dem ?rsten Ad?m ?berwunden

hete, daz d? ime ben?hmest den gewalt, den er mit roube

1) merre 2) h?rde. 3) w?ste 4) myst. 359, 23.

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54 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

?ber uns hele, alle die in s?uden waren, die waren in s?nen

(bl. 136a) banden; da von mohten sie in gewaltecl?che niht

?berwinden, daz sie ime engiengen und vri w?rden, wan

aber d? ?ne1) alle s?nde w re, s? r?nge d? vr?l?che mit im

unde h?st in ?berwunden unde h?st in gebunden unde h?st

uns g?fr?et vor ime, daz er enkeinen gewalt hat n? ?ber

alle, die sich wellent an geh ren unde dich ze eime houbet

herren h?nt, niuwen als sie ime irs dankes verhengent. D? h?st uns gel?ret wider in str?ten, uns gegen ime

weren mit dem gelouben unde mit der geh?cnisse d?ner ge bote an der heiligen geschrift. d? l?rtest uns ouch die stille

suochen an der einoete unde der gezameten menschen als der

wilden tiere vihel?che site g?etl?che vertragen und ir mit

vl?ze sch?nen und bescheidenl?che leren, wie sie zam wer

den, d? l?rtest uns ouch den lip z?htigen mit vallende unde

mit enziehunge l?pl?cher gel?ste, wan swer sich selben rehte

?berwindet, der gesiget allen v?enden gerincl?che an, wan

alle fr?mde v?ende m?gent uns niht ?ne gevehten niuwan mit unser selbes w?fen, daz ist mit (bl. 136b) unseren geliden, mit unseren gerungen, mit unseren gedanken2). l?hen wir

in der drier3), niht, s? habent sie niht, d? mite sie uns ge schaden m?gent.

Disiu driu dine h?st d? uns geben, daz wir dir alleine

d? mite dienen unde sie nieman l?hen ?ne din uri o up unde ze

anderme nihte n?tzen niuwan ze reinen ze guoten ze n?tzen

dingen unde nach ir wirde. diu ist ouch h?ch und hime

lisch4), und sw? mite wir niht verdienen himelischen l?n, d? s?lien wir disiu dine niht zuo n?tzen, ez w re ein unedel

gewohnheit, der einen g?ld?uen kelich wol gezierten mit ede len steinen unde mit anderen hohen werken wolle ze eime

hajnvazze5) oder daz aise b se ist, unde da n?tzete man doch niuwan erde zuo erden, michels umbill?cher ist, der disiu driu aine, diu daz himelr?che verdienen6; unde besitzen

s?llent, diu got selbe mit s?ner w?sheit h?t gew?rket und ime selben er selbe mit ime selben gew?rket hat, der diu n?tzet ze S?nden, die unreiner sint denne aller der mist der in aller der weite ist wir s?lien sie ouch uuserm v?ende

1) alle 2) myst. 3J3, 35?40. 3) in drier 4) himeU 5) uorvazze? 6) verdienent

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BR?DER DAVID VON AUGSBURG. 55

?iht lilien uns ze schaden, wan swer sin swert lihet, daz man ime da mite sin selbes houbet abe slahe, der ist unwise.

D? d? uns gel?rtest in diner stille biz an dr?zic j?r u. s. w. (myst. 343, 24 ? 348, 2).

II.

Der bei Marterte und Durand im Thesaurus novus anec dotorum (Paris 1717. fol.) v, 1777 ?1794 abgedruckte tractatus de haeresi pauperum de Lugduno ist als eine f?r die ketzergeschichte des mittelalters ?berhaupt, und ins besondere der genannten mit den IValdensern verwandten li?retischen secte nicht unwichtige quelle l?ngst bekannt und namentlich in neuern werken vielfach benutzt worden, die herausgeber haben ihn unter den Schriften des domi nicaners und inquisitors F. Stephanus de Borbone aufge

funden, der verfafser war ihnen unbekannt, und sein an

geblicher name wurde erst sp?ter auf die bahn gebracht durch C. duPlessis oVArgentr? (Collectio iudiciorum de no

vis erroribus. Paris 1728. fol. , 95?97). derselbe berief sich hiebet auf Franc. Pegna oder Pena (commentarli su

per directorium inquisitorum Nie. Eymerici. Venet. 1607.

p. u. q. u, 279), wonach der obige tractat nur ein theil eines gr?fsern Werkes, summa de origine Waldensium, w?re, das sich unter dem namen eines dominicaners Yvo netus vollst?ndig in einer Handschrift des Vaticans befinde, seitdem galt bis in die neueste seit Yvonetus unbestritten

f?r den verfafser des tractats. da jedoch dieser name sonst ganz unbekannt ist und in den alten Verzeichnissen des dominicanerordens gar nicht vorkommt, so hat schon

Echard (Qu?tif et Echard Scriptores ordinis praedica torum , 484) mit recht zioeifel dagegen erhoben, und es

wahrscheinlich gemacht, dafs Pegnas ang?be auf einer

Verwechslung beruhe mit Monetas oder, wie der name auch

geschrieben wird, Simonetas summa contra Catharos et Wal

denses, welches werk ebenfalls wie das in der vaticani

sehen hs. befindliche aus f?nf b?chern besteht. Ich glaube im st?nde zu sein, die bisherige ann?hme

widerlegen und den unzweifelhaften verfafser nachweisen zu k?nnen, die hiesige k. ?ffentliche bibliothek besitzt eine

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56 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

papierhandschrift (Cod. theol. 4. nr. 125), die den frag liehen tractat, vollst?ndiger als der druck, enth?lt und an

dessen ende sich folgende nachricht befindet: Explicit tractatus fratris David de ordine minorimi de inquisitione haereticorum . finitus anno domini mcccc sexag?simo nono

sabbato ante Elizabet vidue per fratrem N. correctus per eundem anno 1470. also bruder David von Augsburg wird hier als verfafser genannt, da jedoch die Schreiber nicht immer glauben verdienen, so liegt in dieser ang?be noch kein voller beweis, ich hoffe ihn aber auf andere weise fuhren zu k?nnen, bekanntlich eifert der bei aller seiner entschiedenkeil doch sonst so milde bruder Berthold mit ungew?hnlicher Heftigkeit gegen die ketzer, die das arme einf?ltige volk zum irr glauben zu verf?hren suchen,

fast in alleii seinen predigten zieht er gegen sie zu felde, und er wird nicht m?de, seine zuh?rer vor ihnen zu war ?ien. zu ?ftern malen beschreibt er ausf?hrlich die kenn

zeichen, an denen man sie erkennen solle; die haupt grunds?tze ihrer lehre, ihre tracht und sonstiges beneh men. Jacob Grimm hat in seiner musterhaften recension

(Wiener jahrb?cher 1825. bd. xxxii, 211?216) die be

treffenden stellen hervorgehoben und die verschiedenen

ketzemamen, soweit sie in den gedruckten predigten auf gez?hlt sind, erl?utert und erkl?rt, bei einem der vie lezi

?amen, der in den hss. Pouerlewe und Pouerlewer ge schrieben wird, hat er sich in der deutung geirrt, oder ist vielmehr von der richtigen zu einer falschen ab

geschweift. Die nachfolgenden ausz?ge und parallelstellen wer

den die richtige erkl?rung des namens geben und zugleich mit Sicherheit erkennen lafsen, dafs Berthold nicht nur die mehrzahl der von ihm genannten secten, sondern auch ihre lehren und sonstigen kennzeichen nur aus dem tractate seines lehrers und freundes, Davids von Augsburgs, gegen die armen von Lyon gesch?pft haben kann, und dainit

gewinnt diese schrift auch f?r die litteraturgeschickte be

deutung, indem sie predigten des ber?kmtesten deutschen redners des mittelalters erl?utern hilft.

Zuerst einige s?t e aus dem anfang, der im drucke

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Page 58: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 57

bei Mortene fehlt: fides katholica est fundamentum omnis

boni, sine qua summi boni non possumus esse capaces ....

liane fidem subvertere temptant haeretici, qui fidei puritatem nituntur corrumpere falsitate. ? haeretici quippe dicunlur,

qui fidem per sacramentum baptismi suseeperunt et perverse sentiendo abiieiunt ; nam qui nec baptismum nec fidem katho

licam aliquando suseeperunt, aut gentiles dicuntur aut iudaei,

quamvis et apud iudaeos dicantur esse haeretici, qui litteram

veteris testamenti pravis interpretationibus corrumpunt. et

quia veteres, sint Arrii et Pelagli et Manicheorum et alio

rum, per sapientiam sanctorum contriti sunt, qui aperte fidem impugnaverunt, surrexerunt novi latenter in angulis, serpentes nocivius venenum erroris simplicibus infundentes, quo magis periculosum est malum occultum, quod nescias cavere vei adhibere remedium, quam apertum, quod poteris effugere et sanare. ? inter alios modernos haereticos in terra

nostra magis nocivi videntur hii, qui pavperes de Lugduno vocantur, quorum robur maxime in hypocrisis palliatione con*

sistit et falsi nominis scientiae iactalione, [qui] quia sic lati tare noverunt, quod et ubi plurimi sunt, nulli esse a fidei

doctoribus putantur; et tanto plures latenter inficiuntur,

quanto cautius sciunt occultare quae faciunt. (vergi, damit

Berthold, unde dar umbe sol mau sich vor dem ketzer h?e

ton, so er vil heimlichen g?t zuo iu unde sprichet, er welle iueh guoliu dine l?ren heimelich in einem winkel u. s. tv.

Kling 270). ad cautelam fidelium et instruetionem zelatorum

fidei, qui praemunire simplices valeant et (ab?) haerelicorum

versutiis, aliquae nominare de illorum secta videtur non in

utile, quibus agens minus potest nocere prudenti ('bruoder Berhtolt, wie sulle wir uns vor in beh?eten, sit sie guoten liuten so gar geliche sint?' seht, daz wil ich iueh l?ren, den worten, daz ir iueh iemer m?re deste baz geh?eten k?n net. Kling 307).

Das folgende steht auch bei Marterte, ortus illius

sectae, quae dicitur Pouer de Leun (= dem Pouerlewe der

kss.) seu pauperes de Lugduno, sicut a diversis audivi et a

quibusdam ipsorum, qui videbantur ad fidem reversi, dum eorum interessem examinatoribus, sic se fertur habuisse.

apud Lugdunum fuerunt quidam simplices laici, qui quodam

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Page 59: Bruder David von Augsburg

58 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

spiri tu infiammati et super caeteros de se praesumentes, iacta

bant se omnino vivere secundum evangelicam doctrinam et

Ulani ad lilteram perfecte servare postulantes a domino papa Innocentio (III.) hanc vivendi formam sua auctoritale sibi

et suis sequacibus confirmari; adhuc recoguoscentes prima tum apud ipsum residere apostolicae polestatis. postea coe

perunt ex se ut plenius se Christi disc?pulos i. e. aposto lorum successores ostentare et officium praedicationis sibi

iactanter assumere, dicentes Christus praecepisse suis disci

pulis evang?lium praedicare, et quia sensu proprio verba

evangelii interpretan praesumpserunt, videntes nullos alios

evang?lium iuxta litteram omnino servare, quod se velie iacta

verunt, se solos Christi veros ?mitatores esse dixerunt. cum

que ecclesia videret eos praedicationis sibi officium usurpare,

quod eis commissum non fuerat, cum essent idiotae et laici,

prohibuit eos, ut debuit, et nolentes obedire excommuuicavit u. s. w.

Aufser den oben angef?hrten altern secten der Ar

rianer und Pelagianer nennt David f?nf neuere, die fr? her eins gewesen, aber in verschiedene zweige sich ge trennt haben, die sich gegenseitig befeinden wid verfol

gen, und nur noch im hafs gegen die katholische kirche

einig seien. Berthold macht an verschiedenen stellen im

ganzen zehn secten namhaft, darunter vier, die in Davids

treictat fehlen, und die ihm ohne zweifei aus den ketzer

verordnungen k. Friedrichs II. (Padua 22 febr. 1224. ab

gedruckt bei Harzheim, Concilia Germaniae in, 506?509, auch beiPertz, Monumenta, Leges il, 328. Vergi. 244. 288) oder aus deren best?tigung durch papst Innocenz IV. (vom 22. mai 1253 unter den brief en Peters de Fin?is lib. , nr. 25 ? 27) bekannt waren, n?mlich die Patarener, Spo rer, Ratharer und Sifrider. es ist dies freilich nur eine

geringe zahl gegen?ber den anderthalbhundert secten, von

denen er zu ?ftern malen spricht. Ich will hier zuerst die betreffende stelle aus dem

lateinischen tractat, die bei Alartene fehlt, mittheilen und

daran die verschiedeneii stellen aus Bertholds predigten anreihen.

Cum olim una secta fuisse dicantur Pouer de Leun et

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Page 60: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 59

Ortliebarii et Arnoltislae et Runcharii et Waltenses et alii, ex ambitione primatum et erroris conticti (?), diversis se inter

opinionim alteratione conscissi, in diversas haereses divisi sunt, denominati ab illarum auctoritatibus opinionum euiuslibet ho rum sectatores. agnoscunt autem se mutuo diversarum hae

resum sectatores et detestantur et coutemnunt et suos com

plices ab aliorum consortio custodiunt, ne ab eis seducantur. non autem prodit unus alium de alia haeresi, ne forte vicis

sim et ille prodat eum, sicut squamae Leviathan sese com

primunt, ut spiraculum incedat per eas. omnes autem unani miter exosam habent ecclesiam katholicam, quae adversatur convincendo eos per veritatis doctrinam et condemnando eos

per iudicium acceptae ab eo (a deo?) potestatis. An einer fr?hem stelle, die bei Mar tene ebenfalls

fehlt, heifst es

Quanto autem irralionabiliora credunt vei destabiliora fa

ciunt, tanto facilius caventur, et ipsa vilitas prodit se esse fu

giendos, quia malum apertum minus nocet, secta vero Pouer de Leun et similes tanto periculosi omnes (? periculosiores) sunt,

quanto sub sa di tati s simulatone se palliant.sic et isti

hypocritae diversa sibi nomina tribuunt. non enim appellant se quod sunt, scilicet haereticos, sed vocant se veros christia nos et amicos dei*) et pauperes dei et huiusmodi nominibus.

Die hierher ? geh?rigen s?tse Berlholds lauten, cod.

palat. nr. 24. bl. 54cd und nr. 35. bl. 76 (vergi. Kling s. 394) daz sint ketzcr, die abtr?nnig sint von dem heiligen kristenglouben unde sich ergeben hant in den gewalt des lei

digen viendes. die sint geheizen Manacbei und Patrine und

Pouerlewe und Ruukeler und Sporer und Sifrider und Ar nolder. unde der ungelouben ist dannoch anderthalbhunder

terleie, der einer niht geloubet als der ander. Cod. palat. nr. 35 bl. 27b:

? die ketzer, daz ist siner (des Vierden mordaers) mortaxlen

einiu, d? hangent wol anderthalp hundert mord r an; ir ist wol anderthalp hundertslahte ketzer, Pouerlewen, Patrine,

Spora?r, R?ukeler**), Orllieber, Gazzars, Sifrider, Arr??ni,

*) darnach w?re der tirsprung der gottesfreunde viel ?lter, als

man bisher angenommen hat und ?iachwcisen konnte.

*?) Ringler hs.

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Page 61: Bruder David von Augsburg

60 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

Arnolder, Manichei, nu seht, des ist also vil des unvolkes, daz d? ketzer heizet.

Ebd. bl. 88a: ~- heiden habent manigen gelouben, jiiden sint ouch niht

alle eines gelouben, aber der ketzer der geloubet reht einer

niht als der ander, daz ein R?nkeler geloubet, des geloubet ein Arr??n niht, noch des ein Pouerlewe geloubet, des ge loubet ein S?frider niht. seht, der ist wol anderthalp hun

dert, daz allez ketzer sint, der einer niht geloubet als der

ander, s? ist kristen geloube allez ein geloube : daz man

hie geloubet, daz geloubet man ouch ze B?heim; daz man

ze B?heim geloubet, daz geloubet man ouch ze Francr?che unde ze Isp?n?en unde ze Engellant. unde sw? eht kristen

geloube ist, daz ist allez ein geloube. Cod. palat. nr. 24 bl. 161a (Kling. 302):

? ketzer die habent ouch den allermeisten ungelouben, der

ie geh?rt wart, sie habent wol anderthalp hundert ketzer?e, der einer niht geloubet als die andern, swenne ie einer b?t

funden eine niuwe ketzer?e, diu ketzer?e beizet danne als

jener der s? von ?rste d? vant. eine beizent Pouerlewe, und ein Arr??ni unde R?nkeler unde Manach?? unde Sporer unde S?frider und Arnolder, und also manigerlei namen, daz ez nieman volenden mag. aber swie manigerleie namen sie

haben, so heizent sie ?ber al ketzer.

Cod. palat. nr. 35 bl. 16 a: ? s? der ketzer ie m? predige h ret, s? er ie b ser ist, wan g?t er unde h ret die predige, s? waere er mir lieber d? heime, wau er g?t durch deheiu guot her, niwan durch

gelichsen?sse oder ob er mir iht verlernen m?ge. Pouer

lewe, R?nkeler, Ortlieber, bist du iendert hie ?? (fr?quentant nobiscum ecclesias, intersunt divinis, offerunt ad altare, perci

piunt sacramenta u. s. w. cum haec et omnia similia irrideant et profana iudicent et damnosa, sicut aliquando lupus pelle se contegit, ne lupus ab ovibus dignoscatur Mar tene s. 1782).

Ebd. bl. 98a:

Vi, ketzer, wie ist dir s? geschehen durch einen b sen w?n, daz du waenest, jener wa?re ein guot mensche, der dich h?t

gel?ret in einem winkel ! sag an, ketzer, waz zeichen saehe

du in tuon, wan daz er dir s?eze rede vor tete? unde h?st

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Page 62: Bruder David von Augsburg

BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 61

dar umbe den liebten gelouben, den h?hen, den statten, den

reinen, den heiligen unde den durehnaehten, den rehten kri

stengelouben verl?n durch den stinkenden, den valschen ketzer

gelouben, niuwan umb eine s?eze, valsche rede unde durch den w?n, daz d? w?ntest, er w re er guot mensche, unde same in doch dehein zeihen luon. vi, welch ein t?rheit!

Sporer, sag an, geloubestu Patrine und Manach?i, geloubeslu, daz die alle unreht haben unde daz d? reht habest? 'ja ich, triun!' s?, w? von wild? reht haben unde sie niht? wan

waere dir ein R?nkeler ze handen komen oder ein Pouer

lewe, der hsele dir alse guotc rede vor geseit oder s?ezer rede haste er dir vor geseit danne dir der Sporer tete, dem haetest d? als schiere gevolget als disen. s?, waz zeichen tele er? vi, t?r, man kan dich niemer bek?ren, vi !

Unter den angef?hrten namvn bed?rfen die Arrianer, Manich?er, Patriner, Pelagianer, Gazzers (Gazari ? Ka

tharer) und fValdenser keiner weitern erkl?r ung. die

Arnolder ( Arnoldistae) sind anh?nger des Arnold von

Brescia und die Pouerlewe, oder wie befser, jedes falls richtiger zu schreiben ist, Pouer de Leun, die auch sonst in den quellenschri?en ?ber die mittelalterlichen secten oft genannten Pauperes de Lugduno, in den p?pstlichen bulleri auch Leonistae genannt, ?ber die sporer ( Speronistae), deren Stifter nach Berthold (Kling 305) ein Spornmacher toar, weif s man nichts n?heres, ebenso we?ng ?ber die Si

frider, die aufserdern nur noch in dem tractat des Pscudo Reinherus (Bibliotheca max. Lugd. xxv fol. 266) vor

kommen: item Sifridenses (so ist nach dem druckfehler verzeichnis f?r Siscidenses zu lesen) concordant cum Wal densibus fere in omnibus, die Runkeler (Runcharii, Run

caroli, vergi, dar?ber Hahn, geschickte der kctzer im m. a. 1, 52) wurden ohne zweifei nach f?en ?rtern ge nannt, wo sie sich gew?hnlich aufzuhalten pflegten (run caria heifst nach Dufresne ein w?stes unbebautes feld), und den ?amen fVinkeler, den sich eine secte, die vom

anfang des \Zn bis ins 15e Jahrhundert in Strafsburg be

stand, beilegte, halte ich f?r nichts anderes als den deut schen ausdruck f?r Runkeler (vergi. R?hrich, die gottes

freunde und die Winkeler am Oberrhein in lllgens zeit

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62 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

schrift 1840, 144 ̂. und Hahn a. a. o. 2, 360 ̂ .). von

den Ortliebern (Ort?ebarii, Ordibarii u. s. w. wor?ber bei Pseudo-Reinherus das n?here su finden ist) sagt R?hrich a. a. 0. s. 125, dafs diese secte durch einen gewissen Ortlieb von Strafsburg (qui fuit de Argentina, quem Inno

centius III. eondemnavit: Reinherus) zuerst in der Rhein

gegend verbreitet worden und von ihm den namen erhalten habe (vergi, auch Hahn 1, 53).

Folgendes sind nach Berthold (Kling s. 307?309) die sieben Hauptkennzeichen eines ketzers.

Ir suit die ketzer halt an siben Worten erkennen, und swenne ir der siben wort einz erhoeret, von dem suit ir iueh

h?eten, wau der ist ein rehter ketzer. ? das erste, swer

da sprichet, ez m?ge dehein ?man b? s?ner h?sfrouwen ge

ligen ?ne houbets?nde. (= matrimonium dicunt esse forniea tionem iuratam, nisi continenter vivant, quaiibet alias im

munditas (?) magis licitas quam copulam coniugalem Mar tene s. 1779. coniuges si quas ante habuerunt relinquunt ebd. s. 1781.)

Daz ander ist, swer da sprichet, ez m?ge dehein rihter niemau ert teu ?ne houbets?nde $ vergi. Kling s. 14 so

sprichet der ketzer, ez m?ge niemau einem menschen s?nen

lip g?nemen ?ne s?nde mit gerihte ( = dicunt etiam, quod non licet occidere mal?ficos per iudicium saeculare Mortene s. 1780).

Daz dritte, swer gibt, daz die siben heilikeitc uude der

wihebruunen uiht kraft enhaben, der ist gar ein ketzer. im lateinischen tractate werden aufser der ehe nur die taufe, die firmung und die letzte ?lung ausdr?cklich verworfen: unctiouem extremam respuunt, dicentes, potius fore male dictiones quam sacramentum. ? confirmations sacramentum

respuunt. ? dicunt baptismum non valere parvulis Mart,

s. 1779. doch liegt in der ?brigen lehre die leugnung der ?brigen sacramente gleichsam eingeschlofsen, vergi. Martene ebd.

Daz vierde, swer da giht, daz ein priester, der selbe in houbets?ndeu ist, daz der niemau von s?nen s?nden en

binden m?ge, der ist ouch ein ketzer (= dicunt, quod pec cator sacerdos non possit aliquem solvere et ligare, cum ipse

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 63

sit ligatus peccatis, et quilibet bonus et sciens laicus possit alium absolvere et poenitentiam imponere Mart. s. 1779).

Daz f?nfte , swer d? sprichet, man s?lle der warheit

niht swern und ez s? boubels?nde , swer der rebten warheit

swert; ferner ebd. s. 305 sie swuoren niht durch dehein

dine, unde d? bi wart man sie erkennen, nu wandeint sie ir

leben .... unde swernt die eide n? (= dicunt illicilum esse omne iuramentum, inde vero et peccatimi mortale, sed tarnen dispensant, nisi iuret quis pro evadenda corporis morte u. s. tv. Mart. 1780. diffinierunt oiim non iurare omniuo; sed quia per hoc facilius deprehendebantur et condemnabantur, caute dispensaverunt modo iurare pro se vel pro alio a morte

liberando et defendendo, cum a?tem iurare compelluutur aut

pallialis verbis iurant, ne putentur iurasse, sed ficte aguut ex his diversis modis ebd. s. 1784).

Der sechste satz, n?mlich, dafs auch die ungelehrten und die laien aus der schrift reden d?rfen, ist auf allen Seiten des tractats und in der ganzen tiefgehenden oppo sition gegen die geisllichkeit enthalten, so dafs es hief?r keiner besondern Hervorhebung bedarf, und der siebente,

dafs wer zwei rocke habe einen durch gott hergeben solle, obschon nirgend deutlich ausgedr?ckt, ist ebenfalls eine ?iat?rliche fofgerung ihrer behauplung, dafs sie kein eigen thum besitzen.

Bertholds predigten und der lateinische tra?lat ent

halten aber noch andere stellen, die in auffallender weise mit einander ?bereinstimmen.

Kling s. 305 also tragent nu die ketzer swert unde mezzer (= quamvis gladios et arma ferant Mart. s. 1785). ?

Kling s. 308 merket mir disiu wort gar eben unde be hallet sie iemer unz an iuwern lot. ich wolte halt gerne, daz man liet da von s?nge. ist i Ii t guoter meister hie, daz

sie niuwen saue da von singen? die merken mir disiu si

beniu wort gar eben unde machen lieder d? von. d? tuot

ir an unde machet sie kurz und ringe , daz-sie kindecliche wol gelernen miigen, wan s? gelerneut sie die iiute alle ge meine diu selben ding, unde vergezzent sie deste minner. ez was ein verworhter kelzer, der machte liet von der

ketzerie und l?rte sie diu kint an der str?ze, daz der liute

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64 BR?DER DAVID VON AUGSBURG.

deste m?r in ketzer?e vielen, und dar umbe sa?he ich gerne, daz man diu liet von in s?nge. dieser merkw?rdigen stelle

scheinen mir folgende salse aus dem lateinischen tractat zu gr?nde zu liegen, puellas p?rvulas dorent evangelia et

ep?stolas, ut a puerilia consiiescant errorem amplecti u. s. w.

Mart. s. 1782. finxerunt etiam quosdam rithraos, in quibus docent quasi virtutes sectari et vitia detestari, et callide in serunl ritus suos et haereses, ut melius alliciantur ad ea di

cenda et fortius inculcent ea memoria, sicut nos laicis pro

ponirous symbolum, dominicam orationem, et alia pulcra huiusmodi causa confinxerunt ebd. s. 1784. ? Kling s. 303 s? get der ketzer alse geistlichen zuo den liuten und redet als? s?eze rede des ersten unde kan sich als? wol zuo ge tuon .... er seit dir vor also s?eze rede von gote unde von den engelen, daz du wol sw?erest er s? ein engel u. s. w.

(= dociles inter aliquos complices et facundos docent verba

evangelii et dicta apostolorum et sanctorum aliorum in vul

gari lingua corde firmare, ut sciant et alios informare et sectam suam pulcris sanctorum verbis polire ... ; et sic

per dulces sermones et benedictiones seducunt corda inno centium Mart. s. 1781.)

Die kelser, sagt Berthold sum ?ftern, pflegen sich am liebsten an einsamen, abgelegenen orten aufzuhalten, in winkeln, wo sie die einfalligen ungesehen und mit leich ter m?he verf?hren k?nnen: sie g?nt ouch niht ze frumen

steten, wan da sint die liute verstendec unde hoerent an dem ?rsten wol, daz er ein ketzer w?re. sie g?nt zuo den wi lern und zuo den dorfern gerne unde halt zuo den kinden, diu der gense h?elent an dem velde Kling s. 304 (= so ient etiam tales mansiones habere in locis, ubi habent studia sua vei celebrant convent?cula, quae circumquaque aliis sunt

inaccessibiles, ne prodantur, ut in foveis subterra eis vei ali ter sequestratis.

? ad simplices et rudes soient accedere, maxime ad eos, qui non sunt fratribus praedicatoribus et mi noribus familiares, et ad loca, quae non frequentantur ab illis

Mart. s. 1781. 1782). Von der anklage, dafs sie nachts katzen und kr?ten

k?ssen, werden die armen von Lyon im lat. tractat frei gesprochen noctibus autem maxime huiusmodi convent?cula

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BRUDER DAVID VON AUGSBURG. 65

fr?quentant, quando alii dormiuut, ut libenter ministeria ini

quitatis operentur. quod autem, ut dicilur, osculentur ali

qui catos et ranas et videant diabolum vei extinctis lucernis

pariter fornicentur, non puto istius esse sectae Mart. ebd. ohne zweifei ist es aber diese stelle, die Berthold zu fol gender vergleichung anlafs gegeben hat: so h?ete sich alle weit vor der katzen?. s? g?t si hin unde- lecket ein kroten. sw? si die vindet, under einem z?ne oder sw? si die

vindet, unz daz diu krnte bluotet, so wirt diu katze von

eiter indurslic. ? ir reinen kristenliute, d? von h?etet iuch vor disen ketzern, die also ze iuch sliefent sam die katzen und iuch ertoeten wellent mit ir krolens?men der unreinen ketzerlichen 1?re, die er in sich gelecket hat sam diu katze daz eiter von der kroten Kling s. 303. 307.

Ich will die hcrvorhcbung von vergleichstellen, de ren sich noch mehr darbieten w?rden, nicht weiter f?hren :

die gegebenen werden hinreichen urn zu zeigen dafs Bert hold die merkmale und lehren, die er von den ketzern im allgemeinen hinstellt, die aber ganz besonders die ar

men von Lyon sind, nur aus diesem tractate gesch?pft haben kann, dieser umstand, zusammen mit der ang?be der Stuttgarter hs., d?rften hinreichen zum beweise da? David, Bertho/ds lehr er und freund, der wirkliche ver

fafser des lateinischen tractates ist. dafs derselbe ein Deutscher war, was der auch sonst ga?iz imbekannte Yvo netus schon seinem namen nach nicht sein k?nnte, geht, wie mir scheint, auch aus einer stelle hervor, ivo erz?hlt

xoird, dafs w?hrend des Zwiespalts zwischen papst Inno cenz IV. und kaiser Friedrich II. ein deutscher f?rst im

begriffe gewesen sei, sich offen f?r die ketzer zu erkl?

ren, was aber sein tod gl?cklicherweise verhindert habe: Mar tene s. 1786.

Uebrigens zeichnet sich Davids traclat, ganz im ein

klang mit seinem character, wie wir ihn aus den ?brigen Schriften kennen, bei aller entschiedenheit dennoch durch kritik und milde aus {vergi. Hahn, geschichle der ketzer

1, 28). die letztere eigenschaft war den Franciscanern, bei denen der liebevolle geist ihres grofsen Stifters noch

lange fortwirkte, in viel h?herm grade eigen, als den Do Z. F. D. A. IX. 5

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Page 67: Bruder David von Augsburg

66 BRUDER DAVID VON AUGSBURG.

minicanern, die sich durch Herbheit, strenge und blinden

eifer beim volke in eben dem mofse verhafst machten, als

die Minoriten, die freilich schon durch die g?nsliche ent

sagung alles irdischen besitzes den niedern st?nden viel

n?her standen, in fr?herer zeit wenigstens beliebt toaren.

Nachtrag. Die freundliche gef?lligkeit des herrn Maurer- v. Con

stant in M?nchen setzt ?nich in den stand, ?ber die oben

ber?hrte lateinische chronik jetzt schon auskunft geben zu k?nnen, die freilich anders lautet, als ich gehofft hatte, die hs. tr?gt nun die nummer Cod. lat. 5541. perg. xiv.jh. 8. zu zwei spalten, die chronik steht darin auf bl. Ia?45a und reicht den eingangszeilen zufolge bis zum j. 1271 : In nomine domini nostri Jesu Christi in hac compilatone, qua e

de diversis excerpta est, videlicet de iure canonico, de eccle siastica historia, de Orosio, de cronicis Eusebii, Hieronymi et aliorum, de libro qui dicitur gemma animae, de op?sculo quod vocatur ordo Romanus, ostenditur legere volentibus de

gestis sive statutis Romanorum pontificum et de statu bono vei malo imperatorum. insuper quibus, qui memorati prin cipes contemporanei fuerint a beato Petro apostolo et a Cae sar? Augusto usque ad annum mcclxxi u. s. w. also bis zum

j. 1271 (die auf den beiden letzten spalten enthaltenen nachrichten aus den j. ?272?1281 m?gen sp?tere zus?tze

sein), dem todesjahre Davids, das w?rde der zeit nach vor

trefflich passen, und an dem ausdrucke compilatio brauchte man sich nicht zu stofsen, da die chronik in be zug auf die fr?here zeit bis mindestens 1200 der natur der sache nach nichts anderes sein kann. Davids name wird indess im buche selbst nirgends genannt und nur auf der Innern seite des vorderdeckeis findet sich von einer Hand des l?n jahrhunderts folgende bemerkung: Haec continentur in libro hoc. item Chronica fratris David de Augusta de summis pontifieibus et imperatoribus u. s. w. ich kenne die

gr?nde nicht, welche die monche des klosters (Bayer-) Diefsen, woher die hs. stammt, vermocht haben, gerade dem bnider David diese chronik zuzuschreiben, vielleicht war es der Zeitpunkt, womit sie schliefst; und sein name

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BR?DER DAVID VON AUGSBURG. 67

und seine lateinischen Schriften waren ihnen nicht unbe

kannt, indem deren erste ausg?be vornehmlich auf Die

fsener hss. sich gr?ndete. Ich zweifle jedoch an der richtig keit dieser ang?be,

wenigstens konnten mich die abschriften, die mir herr Maurer- von Constant in zuvorkommender iveise von bl. 24d ?45a (720?1281) mittheilte, nicht ?berzeugen, dafs Da vid der verfafser dieses von anfing bis zu ende h?chst

d?rftigen buches sei ; man m?ste denn annehmen, er h?tte,

f?r seine sch?ler etwa, absichtlich ein kurzes geschichts compendium schreiben wollen, nicht unm?glich, aber ich kann nicht daran glauben.

Die heftigkeit, womit hier gegen die Stauf er partei genommen wird*), die auffallend h?ufige er w?hnung th?

ringischer und s?chsischer orts- und klosternamen und die

ausfuhr lie hkeit, womit die den predigerorden betreffenden angelegenheiten erz?hlt werden, lafsen mich eher vermu

ten, dafs der verfafser ein th?ringischer dominicaner war.

Xu einer genauem Untersuchung der chronik reicht die mir zu diesem nachworte verg?nnte frisi nicht, ich

mufs sie daher auf eine sp?tere zeit versparen und werde dann die eigent?mlichen nachrichten, die sie etwa dar bietet (betr?chtlich d?rften sie kaum sein), den geschichts

freunden nicht vorenthalten.

F?r die vorliegende frage gen?gt es, dafs ich diesen

punkt, durch den ich meine entdeckung noch fester be

gr?nden zu k?nnen glaubte, hiemit fallen lafse: wie ich

hoffe, ohne erheblichen nachtheil f?r meine beweisf?hrung, die nach meiner ?berzeugung auf entscheidenderen gr?n den ruht, jedenfalls aber zur Steuer der Wahrheit oder doch dessen, was ich als solche erkenne.

Stuttgart 29 nov. 1851. FRANZ PFEIFFER.

*) ein gr of ser er abschnitt bl. 41, volt schwerer anklagen gegen kaiser Friedrich II., ist indessen ausdr?cklich und w?rtlich dem ab

setzungsdecrete papst Innocenz IV. entnommen, die darin enthaltene

beschuldigung, Friedrich habe den herzog Ludwig von Baiern durch

Assassinen t?dten lafsen, darf daher nicht als besondere beweissteile

angefahrt werden* wie Ho fier, der bei dieser gelegenheit zuerst der

chronik erw?hnte, in den M?nchener gelehrten anzeigen 1846 bd. 23 s. 1011, gethan hat. - *

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