bericht über die jahresversammlung 1899

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Bericht libcr die Jahresversammlung 1899. 121 Hingegen gehSrt der Vogel yon Uganda Rchw. Journ. f. Orn. 1892 p. 89 zum echten Telephon~ minutus, ebenso wie die yon Falkenstein bei Tschintschoscho an der Loangoktiste gesammelten VSgel (Journ. f. Orn. 1876 p. 24), nur zeichnen sieh letztere yon Togo- nnd Goldktistenstiicken durch mehr schmutzigbraune F~trbung, besonders des U,,terrttckens aus. Herr Reichenow legt eine Reihe yon B[tlgen vor, welche Herr Prof. Dr. Schauinsland auf der Insel Laysan gesammelt hat. Auffallend ist, d:,ss alle V5gel der Insel sich durch sehr blasse Farben auszeichnen. Herr Heinroth spricht fiber verscbiedene Beobachtungen im Zoologisehen Garten. O. Haase. Bericht Uber die Jahresversammlung. (Vom 7. bis 9. Oktober 1899 in Berlin.) Anwesend yon Berliner Mitgliedern die Herren: Re icheno w, MSbius, Schalow, yon Treskow, [teinroth, Grunack, Ehmcke, R. RSrig, Neumann, Pascal, Haase, Kose- garten, Nauwerck, Jacobi, Dreyer, Deditius, l~Iat- schie, Thiele. Von auswirtigen Mitgliedern die Herren: K o enig (Bonn), A. Nehrkorn (Riddagshausen), Kollibay (Neisse), yon Dall- witz (Tornow), Spatz (Gabes), Freiherr yon Erlanger (Nied.-Ingelheim), H a r t e r t (Tring), S t r e i ch (Futschau), K 1e i n o schmidt (SchSnstadt), Graf von Berlepseh (Schloss Ber- lepsch), Freiherr yon Berlepsch-Seebach (Paderborn), L a m p e r t (Stuttgart). Als Giste nahmen Teil die Herren: Hoefig, Paul Neu- mann, Hoeke, Kricheldorff, Lemm, Nehring, von Maehrenthal, Thielemann, s~mtlich aus Berlin, Kerz (Stuttgart) und Suschkin (IVIoskau). Sitzung am Sonnabend, den 7. Oktober 1899, Abends 71/~ Uhr im kleinen Saale des Architekten- Vereinshauses, Wilhelmstr. 92. Vorsitzender: Herr M 8 b i us. Schriftf. : Herr M at s c hie. Der Vorsitzende begriisst die Mitglieder und G~ste und driickt seine Freude tiber den zahlreichen Besuch der Jahres- versammlung aus. Wie bei frQheren Gelegenheiten stellt er die

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Page 1: Bericht über die Jahresversammlung 1899

Bericht libcr die Jahresversammlung 1899. 121

Hingegen gehSrt der Vogel yon Uganda Rchw. Journ. f. Orn. 1892 p. 89 z u m echten Telephon~ minutus, ebenso wie die yon Falkenstein bei Tschintschoscho an der Loangoktiste gesammelten VSgel (Journ. f. Orn. 1876 p. 24), nur zeichnen sieh letztere yon Togo- nnd Goldktistenstiicken durch mehr schmutzigbraune F~trbung, besonders des U,,terrttckens aus.

Herr R e i c h e n o w legt eine Reihe yon B[tlgen vor, welche Herr Prof. Dr. Schauinsland auf der Insel Laysan gesammelt hat. Auffallend ist, d:,ss alle V5gel der Insel sich durch sehr blasse Farben auszeichnen.

Herr H e i n r o t h spricht fiber verscbiedene Beobachtungen im Zoologisehen Garten. O. Haase.

Bericht Uber die Jahresversammlung. (Vom 7. bis 9. O k t o b e r 1899 in Berl in.)

Anwesend yon Berliner Mitgliedern die Herren: Re i cheno w, MSbius , S c h a l o w , yon T r e s k o w , [ t e i n r o t h , G r u n a c k , E h m c k e , R. RSr ig , N e u m a n n , P a s c a l , H a a s e , K o s e - g a r t e n , N a u w e r c k , J a c o b i , D r e y e r , D e d i t i u s , l~Iat- schie , Th ie l e .

Von auswirtigen Mitgliedern die Herren: K o e n i g (Bonn), A. N e h r k o r n (Riddagshausen), K o l l i b a y (Neisse), yon D a l l - w i t z (Tornow), S p a t z (Gabes), F r e i h e r r y o n E r l a n g e r (Nied.-Ingelheim), H a r t e r t (Tring), S t r e i ch (Futschau), K 1 e i n o s c h m i d t (SchSnstadt), G r a f von B e r l e p s e h (Schloss Ber- lepsch), F r e i h e r r y o n B e r l e p s c h - S e e b a c h (Paderborn), L a m p e r t (Stuttgart).

Als Giste nahmen Teil die Herren: H o e f i g , Pau l N e u - mann , H o e k e , K r i c h e l d o r f f , L e m m , N e h r i n g , v o n M a e h r e n t h a l , T h i e l e m a n n , s~mtlich aus Berlin, K e r z (Stuttgart) und S u s c h k i n (IVIoskau).

S i t z u n g am S o n n a b e n d , den 7. O k t o b e r 1899, A b e n d s 71/~ Uhr im k l e i n e n S a a l e des A r c h i t e k t e n -

V e r e i n s h a u s e s , W i l h e l m s t r . 92. Vorsitzender: Herr M 8 b i us. Schriftf. : Herr M at s c hie.

Der V o r s i t z e n d e begriisst die Mitglieder und G~ste und driickt seine Freude tiber den zahlreichen Besuch der Jahres- versammlung aus. Wie bei frQheren Gelegenheiten stellt er die

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122 Bericht fiber die Jahresvcrsammlung 1899.

R{ianle des KSniglichen Museums fiir Naturkunde zur Verfiigung ftir die Verhandlungen.

Herr Scha l ow hKlt den ersten Vortrag des Abends, er giebt eine Obersicht fiber die wiehtigeren Vorkommnisse auf ornithologischem Gebiete w~ihrend des verflossenen Jahres. Mit anerkennenden Worten gedenkt er der Verdienste derjenigen, welche der Tod ihrem Wirken entrissen hat, und erw~ihnt be- sonders A. H. E v e r e t t , H. C. Mti l ler , W. B o r r e r , A. Ch. S m i t h , E. yon Czynk, Ch. Marsh , Brooks~ Kr t tge r - Ve l thusen , W a l t e r , Ka r l Russ, J. Wolf und van Voorst.

Er geht dann mit einigen Wort'en auf die wichtigeren, im letzten Jahre erschienenen ornithologischen Werke ein und hebt besonders die yon deutschen Reisenden unternommenen wissen- schaftlichen Expeditionen hervor, welche auf ornithologischem Gebiete wesentliche Ergebnisse gehabt haben.

Herr R e i c h e n o w legt hierauf die Tagesordnung fiir die Jahresversammlung vor und empfiehlt einige Xnderungen gegen- ~iber den Vorschl~tgen, welche den Mitgliedern in der Einladung zur Versammlung gemacht worden waren.

Herr Koenig erhRlt nunmehr das Wort zu seinem ange- kttndigten Vortrag fiber

s e i n e d i e s j ~ h r i g e R e i s e in A e g y p t e n . Nicht zum ersten Male hat der Redner die vom heiligen

b~ilstrome bewiisserten Gefilde besucht, seine jetzige Reise sollte ihm Gelegenheit geben, das Leben der VSgel zu studieren. Nur durch ein ernstes Bearbeiten der einzelnen kleinen Faunengebiete werden wir uns den Mosaikfussboden bilden kSnnen, auf welchem wir fortsehreiten k~nnen in der Erkenntnis. In Nord-Afrika ist gerade w~ihrend der letzten Jahre in erfreulicher Weise ornitho- logisch gearbeitet worden. Aus Algier und Tunis sind sehr wesentliche Bereicherungen unserer Kenntnisse zu melden, aber auch in Tripolis und Marokko haben Ornithologen mit Erfolg gewirkt. Nur Aegypten ist seit l~ingerer Zeit arg vernachlRssigt worden, und seit Shelley's verdienstlichem Werke ist kaum ein erheblieher Fortschritt auf dem Gebiete der Vogelkunde dort zu verzeichnen. Alfred Brehm hat uns klassische Beschreibung der aegyptischen Vogelwelt hinterlassen~ aber alles verRndert sieh, und auch das Faunenbild, welches uns die Nill~nder bieten, ist der VerRnderung unterworfen. Der Glei taar , Etanus cacruleus, welcher zu Brehms Zeiten yon den Nilschnellen aufw~rts nirgend-

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Bodcht ttbor die Jahrosvorsammlung 1899. t23

we feblte, ist dort heute ein selte~er Vogel geworden und nur da zu finden, we Zuekerrohrplantagen mit Dattelpalmg~irten ab- wechseln. In graziSsem leichten Flug zieht er dahin; hiiufig sieht man ihn rtittelnd. Er saubert ira Frflhling die Felder yon MAusen, die er mit Haut und Haaren krSpft, lm Sommer sell er mit Vorliebe den Orthopteren nachstoUen. Am 11. April wurde ein Horst mit 3 stark bebriiteten Eiern auf einer Akazie gefunden. Am 4. Februar schon konnte aus einem Horste~ der auf einer Dattelpalme stand, ausser 3 Eiern ein junger Vogel genommen werden. Die Eier sind grobkSrnig, braun gefleckt, sehen den Eiern des Turmfalken Ahnlich und scheinen gegen das Licht grtin durch. In seiner Erscheinung erinnert dieser Raubvogel in gleicher Weise an Eulen, Weihen und Adler.

Von Falken wurde F. feldeggi in Unter-Aegypten, F. ta,yp- terus in Mittel-Aegypton gefunden. Die Eier fanden sich ohne Unterlage im Horst.

Der Adlerbussard ist im Alter weisskSpfig. Er lebt yon KrSten, FrSschen und MAusen. Der Vortragende schilderte in seiner bekannten, anziehenden Weisc das Leben einiger anderen RaubvSgel, fiihrto seiaen ZuhSrern das Treiben der Schwalben, EisvSgel und Bienenfresser vor Augen und ging dann etwas ge- nauer auf die Lebensweise des IIyas aegyptius ein. Die Eier dieses Vogels wurden 15 cm tief im Sande vergraben aufgefunden. Brehms ErzAhlung, der Hyas verscharre seine Eier im Sande, scheint also den thats~ichlichen VerhAltnissen zu entsprechen. Unter-Aegypten zeigt eine wesentlich andere u als Ober- Aegypten. Ungefahr bei Assuan treten zum ersten Male Necta- rinien, Crateropus, Pyenonotu~ und lthynchops auf.

In der Bespreehung, welche sich dem Vortrage anschloss, ergreift Herr S u s c h k i n zun~chst das Wort. Er halt den Ela- nus fiir eine sehr abweiehende Form unter den RaubvSgeln, die nut zu einer einzigen Gattung, n~imlich zu 2dachaerhamphus nahere Beziehungen hat und vielleicht mit _Nauclerus und Ela- noides zusammen eine in gewissen Merkmalen sehr primitive Gruppe darstelle. E l a n u s hat w~ihrend seiner ganzen Lebens- zeit einen sehizognathen Gaumen.

An der weiteren Bespreehung beteiligten sich die Herren H a r t e r t , MSbius, Re iehenow~ O. Neumann~ F r e i h e r r yon E r l a n g e r , Spatz~ Scha low, K o e n i g , K o l l i b a y , H o e k e und H e i n r o t h .

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19t ]bricht fibor die Jabrosvorsammlnng 1899.

Herr M 8 b i u s glaubt, dass Hyas die Eier verseharre und dann auf dem Sande tiber den Eiern sieh niederl~lsse, um den Zutritt der W~rme bei T~ge und die Abkithlung bei Nacht mSgliehst zu verhindern.

~ber die Jagdweise von R h y n c h o p s erhebt sich eine l~ngere ErSrterung, welehe jedoch einen gentigenden Aufschluss fiber die l~ahrungsweise dieser VSgel nicht giebt. Nach der Sitzung wurde in den R~iumen des Architekten-Kellers noch ge- raume Zeit bei einem Glase Bier die Unterhaltung tiber die in deni Vortrage des Herrn Koenig gegebenen Anregungen fort- gesetzt.

S o n n t a g , den 8. O k t o b e r Morgens 9 Uhr im B i b l i o t h e k z i m m e r des KSn ig l i chen

M u s e u m s f t i r N a t u r k u n d e .

Vors.: Herr N e h r k o r n . Das Protokoll ftihrt Herr M a t s c h i e . Herr Re i ch e no w theilt zuntichst mit, dass eines unserer

Kltesten Mitglieder, G r a f W l a d i m i r D z i e d u s z y e k i in Lem- berg, bekannt durch seine grossen Sammlungen, am 18. Sep- tember gestorben ist. Er war 47 Jahre Mitglied unserer Ge- selischaft.

Von ausw~rtigen Mitgliedern liegen Grlisse filr" die Ver- sammlung vor. Es bedauern sehr an den Verhandlungen dies- real nicht teilnehmen zu kSnnen die Herren: A l tum (Ebers- walde) ,Kuschel (Breslau), R i t t e r yon T s c h u s i - S c h m i d - hof fen (Hallein), W. B l a s i u s (Braunschweig), R. B l a s i u s (Braunschweig) und Ra d d e (Tiflis).

Herr R e i c h e n ow legt alsdann eine Anzahl neu erschie- nener ornithologischer Werke vor und bespricht dieselben.

Herr H a r t e r t hKlt nunmehr einen Vortrag tiber den W e r t des S t u d i u m s der U n t e r a r t e n . (Ist am Ende des Berichts abgedruckt.)

Herr K l e i n s c h m i d t spricht im Anschluss hieran fiber Arten und Formenkreise. (Ebenfalls im Anhange abgedruckt.)

~ber diese Vortr~ge entspinnt sich eine sehr lebhafte Be- sprechung, an welcber die Herren Reichenow, Hartert, Schalow,. Kleinschmidt, Nehrkorn und Freiherr yon Erlanger sich be- teiligen. Alle Redner sind dariiber einig, dass die genaue Unterscheidung der geographischen Formen nStig ist und dass man in vielen F~llen die tern~re Bezeichnung nicht entbehren kSnne.

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Bericht iiber die Jahresversammlung 1899. 155

Herr N e h r i n g zeigt einen W i i r g f a l k e n , Falco sacer, vor, der bei Auer im 6stlichen Teile yon Ostpreussen am 30. IV. 1899 unweit der Grenze yon Westpreussen yon Herrn Freiherrn yon der Horst erlegt worden ist. Der Vogel ist jetzt im Mu- seum der Landwirtsehaftlichen Hochschule aufgestellt.

Fernor spricht derselbe fiber eine gleichfaUs der ibm unter- stellten Sammlung gehSrige Sierna caspia, welche am 13. IV. 1899 bei Karlshagen auf Usedom am Peenemfinder Haken erlegt worden, ist. Herr Leutnant Wangemann, der gliickliche Schtitze, hat dort einen Fiug yon 20 StOck beobachtet. Es its ein junges Miinnchen.

Herr K ~ n i g erw~hnt hierzu des gelegentlichen Vor- kommens der Etcrna caspia auf Ummanz und Hiddensee.

Herr K l e i n s c h m i d t betont, dass der Falke nur yon Siid- osten oder Sttden nach Ostpreussen gekommen sein kann, ebenso wie der Karmingimpei, Y3uteo ferox und vielleicht Aquila boecld. Derse lbe legt nun einige Lithographieen vor, deren Originale aus J. W o I f ' s Meisterhand hervorgegangen sind.

Ferner weist er auf den Entwurf eines Vogelschutzgesetzes hin, welches Herrn F r e i h e r r yon B e r l e p s c h - S e e b a c h zum Verfasser hat, und empfiehlt der Gesellschaft, diesen Ent- wurf zu prfifen.

Herr F r e i h e r r yon B e r l e p s c h triigt seine Ansichten fiber den Vogelschutz vor und bittet den yon ihm aufgestellten kurzen Gesetzentwurf yon einer Kommission durchberaten zu lassen. Die Besprechung tiber diesen Punkt wird zuniichst zu gunsten der angemeldeten Vortrlige ausgesetzt.

Herr S u s c h k i n hielt einen Vortrag fiber die ornitholo- gischen Ergebnisse seiner Reise in die Kirgisen-Steppe (siehe Anhang).

Nach einer Mittagspause werden die VortrRge wieder auf- genommen.

Herr K o l l i b ay spricht fiber eine Siedelung yon 1Vycticors.~ zwischen Breslau und Ohlau.

Am 15. Maid. J. waren dort 15 Horste in der Oberfdrsterei Kottwitz, Revier Zedlitz, besetzt. Dieselben standen 10--12 Meter hoch. Viele Junge wurden ausgebrfitet {siehe Anhang).

Herr F r e i h e r r yon B e r l e p s c h erwKhnt, dass Accentor aZpinus nach seinen Beobachtungen in der Schweiz viel bunter sei als im Riesengebirge und dass es sich empfehle, Exemplare

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126 Boricht tiber dio Jahreavorsammlung 1899.

aus beiden Gegenden mit einander zu vergleichen. Auch ~'ass~" pv~ronius sei in Deutschland abweichend gef~rbt yon den stid- lichen Verwandten und bekomme die geibe Kehle nur beim Balzen. Anthu8 aquaticus habe er im Riesengebirge nur im grauen Kleide gesehen.

Herr Kol l ibay ist der Meinung, dass auch r6tliche Exem- plare dort vorkommen.

Herr K 1 e in s c h m i d t macht darauf aufmerksam, dass der Anthu~ obscu~ auf den Faroer Inseln wesentlich du~kler als in England sei. Von grossem Interesse mtisste die Herbei- schaffung eines geniigenden Vergleichsmaterials yon europ~tischen V6geln sein, damit man untersuchen k6nne, ob irgendwo geo- graphische Formen in die Erscheinung treten. Die jetzt be- stehenden Vogelschutzgesetze seien aber sehr hinderlich far die Erreichung dieses Zieles. Desbalb empfehle er sehr ~tngelegent- lich der Gesellschaft, den von Herrn Freiherrn yon Berlepsch an- geregten einfachen und fiir die Wahrung des Artenbestandes ausreichenden Entwurf sich zu eigen zu machen. Man mSge eine Kommission w~hlen, welche bis zur n$chsten Jahresver- sammlung diesen Entwurf prfifen und fiber denselben be- richten soil

Herr F r e i h e r r yon B e r l e p s c h teilt einige Stellen aus dem yon ihm herausgegebenen Buche ,,Der gesamte Vogel- schutz" mit.

Herr Scha low fragt an, oh Fringilla niva~is in diesem Jahre wirklich im Riesengebirge beobachtet worden sei, wie von einem Ornithologen behauptet worden ist.

Herr K o l l i b a y antwortet, dass es sich in dem erwKhnten Falle um ~mberisa niva~is gehandelt babe.

Herr K~nig h~lt die Vogelschutzfrage f~lr so schwierig, dass zur Zeit auf eine internationale ~bereinstimmung nicht ge- rechnet werden kSnne.

Es wird sodann ein Ausschuss zur Ausarbeitung eines Vogelschutzgesetzes gew~hlt: Freiherr yon Berlepsch als Ob- m a n n , Amtsz'at N e h r k o r n , Rechtsanwalt K o l l i b a y , Prof. Dr. K 6 n i g , Prof. Dr. R S r i g , Dir. E. H a r t e r t .

Am Abend versammelten sich die Mitglieder zahlreich im Restaurant Bavaria.

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Bori&t abor die Jahresversammlung 1899. 127

M o n t a g den 9. O c t o b e r Morgens 9 Uhr im o r n i t h o l o g i s c h e n A r b e i t s z i m m e r des

KOnig l i chen Museums far N a t u r k u n d e .

Vorsitzender: Herr N e h r k o r n . Schriftf.: Herr Matschie.

Herr g e i c h e n o w teilt mit, dass die Gesellschaft im niichsten Jahre ihr 50j~ihriges Stiftungsfest begehen werde. Es mSchte sich empfehien, die n~ichstj~hrige Hauptversammlung am Stiftungsorte unserer Gesellschaft im Herbst 1900 in Leipzig abzuhalten. Es wird dem Antrage gemiiss beschlossen.

Herr N e h r k o r n erinnert daran, dass zwei hervorragende Ornithologen im vergangenen Jahre gestorben sind, Dr. P l a t e n , der Erforscher des malayischen Archipels und W h i t e h e a d , dessert hervorragende Sammlungen in Nord-Borneo und auf Luzon eine Menge yon merkwfirdigen neuen Arten in die Wissenschaft eingefQhrt haben.

Herr G r a f yon B e r l e p s c h spricht fiber s e i n e R e i s e nach B o s n i e n und in d i e H e r z e g o w i n a , schildert den Verlauf des ornithologischen Congresses in Sarajewo vom 25--29. XI. d. J. und kniipft daran Mitteilungen fiber einige seltenere Arten, wetche im Museum yon Sarajewo sich befinden. Namentlich fiber ~uticiZ~a cairii, welcbe er ffir sehr verschieden yon tl. tithys h~lt, giebt der Vortragende bemerkenswerte Aufschlfisse und weist auf das Vorkommen gewisser i)stlieher Arten in Bosnien hin.

In der Besprechung dieses Vortrages teilt Herr K ol l ib ay mit, dass er an einem und demselben Nest in einem Jahre ein graues, im zweiten Jahre ein schwarzes M~nnchen gesehen habe.

Herr G r a f v o n B e r 1 e p s c h glaubt, dass hierdurch noch nicht bewiesen sei~ dass beide M~nnchen ein und dasselbe Indi- viduum darstellten.

Herr F r e i h e r r yon B e r l e p s e h erw~hnt einen Fall, wo dasselbe graue Paar zwei Jahre hintereinander genistet habe.

Herr N e h r i n g erinnert daran, dass auch die S~ugetiere yon Bosnien Beziehungen zum Osten zeigen.

Herr M a t s c h i e macht auf die Wichtigkeit yon Sch~del- untersuchungen ffir die l,Ssung derartiger Fragen, wie sie ~uticilla cairii und tithys darbieten, aufmerksam. Es w~tre sehr wohl mSglich, dass 2 VSgel ~iusseriich einander sehr ~ihnlich sind und doch grosse anatomische Verschiedenheiten aufweisen.

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128 Bericht fiber die Jahresversammlung 1899.

Vielleicht lehrt ein Bliek auf die Seh~tdel dieser beiden Formen yon l~utidUa, dass sic weder geographische Formeu einer Art, noeh Saisonkleider einer und derselben Form darstellen, sondern einander viel ferner stehen.

Herr S u s c h k i n hielt auch die Untersuehung yon Vogel- schKdeln flir sehr wichtig und hebt die Verschiedenheit yon ]Juteo buteo uud ~uteo desertorum im Schitdelbau hervor.

Herr H e i n r o t h zeigt nunmehr in einem Saale der Vogel~ sammlung das schOne Material an Mauser- und Umfiirbuugs- priiparaten vor, welche in der Schausammlung des Museums aus- gestellt werden sollen, und erkliirt dieselbeu.

Herr Re i chenow spricht hierauf tiber cinige N e u e r - w e r b u n g e n des Museums unter Vorlegung der betreffenden Stticke, darunter auch das Steinhuhn yon Teneriffa, das der Vortragende aim Uaccabis petrosa b~nigi unterscheidet.

Herr H a r t e r t zeigt drei interessante Vogelarten vor, welche aus Neu-Hannover soeben in den Besitz des Herrn Baron yon Rothschild gelangt sind, niimlich Caeomantis ~ebster~ Hartert, _Nasiterna riridi[rons Rothsch. u. Hart. und Munia niger- r/ms gothsch, u. Hart.

Herr S p a t z berichtet zum Schluss fiber seine diesj~hrigen B e o b a e h t u n g e n an R a u b v S g e l n in Sttd-Tunis. OerGiinse- geier zieht, wenn er zum Horste streicht, die Fiiigel nicht ganz ein, sondern nur zur Hiilfte und macht dann schaukelnde Be- wegungen, um sich k~instlich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er wirft dabei die F~nge vor, gleitet bis unterhalb des Ortes, wo er s~ch setzen will und schwingt sich dann wieder hoch. Niemals stiirzt ein Geier wie ein Adler kopfiiber herab, sondern er gleitet stets schr~g herunter. Die Giinsegeier brtiteten in diesem Jahre am 9.--10. April. In dem Horste lag auf starkem Kniippelholz feines Reisig und darauf ein Schaffell mit der Wolle nach oben.

Herr N e h r k o rn schliesst hierauf die Versammlung. Die Mitglieder begaben sich nun nach dem Zoologischen

Garten, dessen reicher Bestand an seltenen Vogelarten unter Fiihrung des Herrn Dr. H eck sehr eingehend besichtigt wurde.

An dem hierauf folgenden Festmahle beteiligten sich auch Damen; ein Trinkspruch folgte auf den anderen, und in allen spiegelte sich die hohe Befriedigung fiber den in jeder Beziehung erfolgreichen und befriedigenden Verlauf der Versammlung.

M a t s c h i ~